Alle Beiträge von Christian Hubert

Röhr, Matthias / Larmann, Ralh – Meine letzten 48 Stunden mit den Böhsen Onkelz

Die |Onkelz| sind Geschichte. Wohl nicht nur, weil die Band auf ihrem Zenit (zumindest verkaufstechnisch gesehen) aufhören wollte, sondern weil es intern saftig krachte. Immer mehr Details nimmt man mit der Zeit wahr, und wieder scheint die komplette Wahrheit der |Onkelz| hinter den Kulissen verborgen zu bleiben.

Einen kleinen Einblick hierin und in den Höhepunkt der mehrere Dekaden andauernden |Onkelz|-Geschichte liefert uns nichtsdestoweniger Gitarrist Matthias „Gonzo“ Röhr, der über die kompletten zwei Tage des |Onkelz|-Festivals (vom Frühstück des ersten Tages über den Soundcheck bis zum eigentlichen Konzert) auf dem Lausitzring Buch geführt hat und einiges zu berichten weiß. Dabei handelt es sich nicht um ein normales Buch an sich, wir haben es hier mit einem Bildband mit äußerst ausführlichen und mehr oder weniger ausschweifenden Kommentaren zu tun.

Sehr positiv ist schon einmal die Tatsache, dass Gonzo zu keiner Sekunde versucht, einen Schriftsteller zu imitieren. Er schreibt und beschreibt die Dinge einfach frei von der Leber weg und gewährt uns somit einen emotionalen und spannenden Einblick ohne viel Drumherum. Viele Bilder entstehen im Kopf, obwohl der Fantasie sowieso Grenzen gesetzt sind, da zu so gut wie jedem Text auch das passende Bild mitgeliefert wird.

Im Format A4+ werden auf 96 Seiten im Hardcover qualitativ wirklich hochwertige Aufnahmen aufgetischt, die allen Ferngebliebenen des Festivals und natürlich auch Anwesenden sehr sympathisch und direkt rübergebracht werden.

Ein Manko habe ich persönlich dennoch gefunden und empfunden: Die Eindrücke des Konzerts sind eher mager beschrieben, und auf die dargebotenen Songs wird einzeln fast nicht eingegangen. Was hätte mich zum Beispiel die Meinung Gonzos zum zensierten ‚N*tten M*nn‘, das trotz hoher angedrohter Geldstrafen ein letztes Mal dargeboten wurde, interessiert. Überhaupt ist der Auftritt der am wenigsten berücksichtige Teil in diesem Buch. Aber immerhin erscheint ja in Kürze die DVD.

Besonders dem jahrelanger „Verfolger“ der |Onkelz| werden sich sehr viele Details – besonders zwischen den Zeilen gelesen -, auch was Gonzos Streit mit Stephan Wildner (b.) angeht, offenbaren, die ansonsten wohl unter dem Mantel des Schweigens verborgen geblieben wären.

So bleibt nur ein Fazit: Ein gelungener Biographie/Foto-Cocktail und vor allem ein nettes Gimmick für alle |Onkelz|-Fans und/oder Festival-Besucher.

Redaktionsteam Rock Hard – Best Of Rock & Metal – Die 500 stärksten Scheiben aller Zeiten

Nach dem häufig kritisierten Rock-Hard-Special „Top 300“, in dem die besten Rock- und Metal-Scheiben aller Zeiten vorgestellt wurden, folgt jetzt eine Erweiterung auf 500 Platten sowie ein offizieller Release in Form eines schön aufgemachten Buches. Neben ausführlichen Reviews (inklusive Cover in genialer Qualität!) werden die wichtigsten Subgenres sowie die Wurzeln des Heavy Metal vorgestellt, letztere Texte allerdings nur in absoluter Mini-Ausführung. So sind 99 Prozent der knapp 240 Seiten Reviewtexte, die auch kostenlos auf der Internetseite des Magazins abrufbar sind. Außerdem ist zu sagen, dass die Artikel über die Subgenres fast allesamt bereits im oben angesprochenen Special auftauchen.

Immerhin hat man sich die Mühe gemacht, einige wenige neuere Scheiben neben den zweihundert „Erweiterungsscheiben“ einzubauen. Zwei Beispiele gefällig? Zum einen wäre da NEVERMOREs „This Godless Endeavor“, zum anderen SYSTEM OF A DOWNs „Mesmerize“. Bei 500 Scheiben nur ein paar aus den letzten Jahren mit einzubauen, ist aufgrund der Tatsache, dass Lobeshymnen auf einen Großteil der neuen CDs im Magazin an der Tagesordnung sind (besonders wenn ich an bekanntere Bands denke), eher erstaunlich als nachvollziehbar. Genauso die Tatsache, wie einige Bands besprochen werden: „Nach diesem und jenem Album versagte die Band XXX komplett …“. Seltsam, im Rock Hard tauchen viele dieser angesprochenen Alben in den berüchtigten „10 x Dynamit“-Seiten auf. Ein weiterer Punkt: Beim Durchlesen der Kritiken wird man das Gefühl nicht los, das eben nicht die Musik, sondern der Erfolg der jeweiligen CD etwas weiter im Vordergrund steht. So ist METALLICAs „Black Album“ ohne Zweifel ein wichtiges Metalwek, das vor allem viele Türen geöffnet hat. Es aber zu den besten Alben aller Zeiten zu zählen und Alben wie „… And Justice For All“ wiederum außen vor zu lassen, ist zumindest als unglücklich zu bezeichnen, da man als Leser davon ausgeht, die musikalisch besten Platten vorzufinden. Und wenn man die eine Seite mit den Türen sieht, muss man auch den Untergang der ehemals besten Metal-Band der Welt mit genau diesem Werk sehen. Ebenso unglücklich ist die Tatsache, dass die Meinungen der Chefredakteure Rensen und Kühnemund offensichtlich immer noch am meisten zählen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist absolut sinnlos, Alben nach ihren Umständen oder Verkaufszahlen zu bewerten und dabei nur wenige Köpfe entscheiden zu lassen. So ist „Back In Black“ wahrscheinlich nur zur Nummer eins gewählt worden, weil Bon Scott kurz zuvor starb und der Überraschungseffekt mit Brian Johnson dementsprechend groß war. Eine ziemlich fadenscheinige Begründung für das angeblich beste Album aller Zeiten. Eine Leserabstimmung wäre zwar aufwendig, aber wohl eindeutig vorzeigbarer gewesen.

Einige Bands sind mit mehreren CDs vertreten. Bleibt nur die Frage, wie man zwischen Götteralben wie „Powerslave“, „Somewhere In Time“, „Killers“ (übrigens das beste IRON MAIDEN-Album im Buch), „Piece Of Mind“ oder „Number Of The Beast“ entscheiden soll. Wieso nun ausgerechnet dieses und jenes Album es geschafft hat und nicht ein anderes, bleibt wohl das Geheimnis der Redakteure. Auch letzter Punkt spricht eindeutig für eine nicht gegebene Objektivität. Außerdem wird man das Gefühl nicht los, dass auch einige No-Name-Truppen nur vertreten sind und reingepresst wurden, damit man nicht von dem sprechen kann, was ich die ganze Zeit kritisiere. Wobei man Rock Hard zu Gute halten muss, dass die Genre-Grenzen äußerst weitgreifend ausgewählt wurden: Von QUEEN über GREEN DAY und NIGHTWISH bis hin zu RAMMSTEIN sind alle Bands vertreten, die irgend etwas mit Gitarren am Hut haben. Natürlich merkt man den Reviews auch an, dass dort absolute Profi-Schreiberlinge am Werk sind, darüber braucht man gar nicht erst zu diskutieren.

Bei allem Respekt vor der Größe des Rock Hard: Man hätte einfach die 500 besten Bands mit einigen empfehlenswerten Alben pro Gruppe in das Buch verbannen und somit die Reihenfolgen ad acta legen sollen. Denn wer kann schon zwischen einem 412., 318. oder 77. Platz bei mehreren zehntausend erschienenen Rock- und Metalalben unterscheiden. Besonders, wenn gerade mal ein Dutzend Leute das Sagen haben.

Im Endeffekt darf man also nicht zu viel erwarten, die subjektive Meinung der Redakteure ist ausschlaggebend und nicht die Sichtweise der Metal-Fans, die sicherlich innovative und absolut geniale Bands wie PAIN OF SALVATION (nur ein Beispiel) lieber in der Rangliste gesehen hätten als den 200. relativ unbedeutenden US-Metal-Act. Auf der anderen Seite wird ein Querschnitt durch die Rock- und Metalmusik aufgezeigt, der so noch nicht vorhanden war. Die erhoffte ultimative Rangliste bringt Rock Hard damit aber nicht heraus, und diese – meine – Meinung ist nicht subjektiv, sondern objektiv.

Perry, S. D. – Resident Evil – Die Umbrella-Verschwörung

Die „Special Tactics And Rescue Squad“ (S.T.A.R.S.) rund um die ehemalige Diebin Jill Valentine und den Allroundpolizisten Chris Redfield bekommt den Auftrag, rätselhafte Morde in der Umgebung des Waldes in der Nähe der Bergstadt Raccoon City aufzuklären. Dabei handelt es sich offensichtlich um Kannibalenmorde, die die Gegend in Angst und Schrecken versetzen. Polizeichef Chief Irons schickt zunächst das Bravo-Team, einen Teil der S.T.A.R.S.-Truppe, mit einem Hubschrauber voraus, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Als der Kontakt mit dem Team abbricht, wird auch das zweite Team um die beiden oben genannten Protagonisten mit dem Hubschrauber losgeschickt.

Die zweite Mannschaft, das Alpha-Team, findet ein zertrümmertes Fluggerät und einen toten Mann des Bravo-Teams vor. Als die Mannschaft selbst unter Druck gerät und von mörderischen, mutierten Hunden angegriffen wird, bleibt aufgrund der Tatsache, dass Brad Vickers, der Pilot des Alphateams, flieht, nur der Sprint in die nahe gelegene Villa eines der Gründer des Umbrella-Konzerns, Spencer. Dort teilt sich die Mannschaft auf, um Überlebende und einen anderen Fluchtweg zu finden.

Im zweistöckigen Haus mit Garten treiben sich fortan Albert Wesker (Chef des S.T.A.R.S.-Teams), Barry Burton (Waffenexperte), Jill und Chris herum. Chris findet in einem abgelegenen Ruheraum Verstärkung in der jungen Rebecca Chambers, ihres Zeichens Biochemikerin und einzige Überlebende des Bravo-Teams. Nach kurzer Steppvisite stellt sich auch relativ bald die ungeheure Wahrheit heraus, denn anhand von Tagebüchern und Briefen wird der eigentliche Zweck des Herrenhauses offenbar: Es gewährte den Forschern der Umbrella-Corporation Unterschlupf und ist im Endeffekt nichts anderes als ein Vertuschungsmanöver des Pharmaziekonzerns, denn unterhalb des Hauses befinden sich die geheimen Labors des Unternehmens, die nur mit Hilfe eines sensationellen Mechanismus zu betreten sind. Dort wurde unter anderem an Biowaffen und Mutationen gearbeitet. Durch einen Fehler der Angestellten brach der so genannte T-Virus aus, der die Mitarbeiter in schreckliche Zombies verwandelte und jegliches Leben früher oder später auslöscht.

Somit wird das S.T.A.R.S.-Team Untoten, mörderischen Mutantenhunden, den so genannten Huntern oder der zerstörerischen Tyrant-Mutation ausgesetzt. Diese Tatsache ist nicht das einzige Problem, denn das Haus ist voll mit Fallen und Schlössern, und um den Garten mit dem Zugang zu den Laboren betreten zu können, benötigt die Mannschaft vier Medallions, die kreuz und quer im Haus versteckt sind. Darüber hinaus ist ein Verräter in den eigenen Reihen, der von Umbrella bezahlt wird und die Beweise, die für die Forschung am T-Virus sprechen, vernichten soll …

S.D. Perry veröffentlicht mit diesem Roman den ersten Teil der Resident-Evil-Reihe, die auf den Kult-Videogames basiert. Endlich erfährt man die Zusammenhänge, die im Spiel ungeklärt bleiben. Die Autorin verändert die Geschichte nur leicht, indem sie die Mannschaft beispielsweise komplett im Haus ankommen und zusammenarbeiten lässt. Das Herumirren im Haus ist für die Protagonisten genauso verwirrend wie für den Leser selbst, wodurch man sich noch besser in die Charaktere hineinversetzen kann. Besonders interessant ist die Geschichte aufgrund der Tatsache, dass die Perspektiven ständig wechseln. Noch dazu werden Gedankengänge der Hauptfiguren dargestellt. Vertieft wird die Story ab und an mit Briefen und Zettelbotschaften der Mitarbeiter. Ebenso genial ist der Einstieg in die Serie mit Hilfe von Artikeln der Zeitungen in Raccoon City.

Den eigentlichen Sinn des Horrorromans erfüllt S. D. Perry tadellos: Die Kämpfe mit den Mutationen werden genau wie die Leichen oder das Herumirren im Haus detailreich beschrieben, so dass man sich ein perfektes Bild der Morde, aber auch der Räume und Gänge erschaffen kann.

Die wichtigsten Aufgaben, wie der Ritterrüstungen-Raum oder das Vernichten der Riesenschlange in der Mansarde, finden natürlich statt, nur werden diese im S.T.A.R.S.-Team verteilt und vernichten somit den etwas unsinnigen ursprünglichen Spielablauf, in dem nur die gewählte Hauptperson alle Aufgaben erledigen muss und alle anderen sich anscheinend schlafen gelegt haben, nur um irgendwann mysteriöserweise zurückzukehren. Einige Rätsel beschreibt Perry nicht, zumindest die Zimmer der angesprochenen Rätsel werden aber erwähnt (z.B. der Raum mit der mutierten Pflanze, bei der die Chemikalie eingesetzt werden muss).

Nichtsdestotrotz sind die Zusammenhänge teilweise zu verwirrend beschrieben; es scheint unmöglich, mehrere dutzend Räume und das eigentliche Anwesen komplett und zusammenhängend zu beschreiben. Zu diesem Zweck hätte S. D. Perry vielleicht eine Karte zeichnen oder beilegen sollen. Durch das Hin- und Herspringen der Perspektiven wird die Verwirrung für Nichtspieler des Games außerdem noch größer sein, obwohl die verschiedenen Sichtungsweisen wie oben beschrieben Vorteile bringen. Ein weiterer Punkt: Zusätzlich hätte für meinen Geschmack der Schluss im Labor etwas ausführlicher sein können, der Roman endet ziemlich abrupt und lässt Fragen offen, die nicht im Spiel, aber dafür in den Fortsetzungsromanen geklärt werden.

Fazit: Sowohl für Spieler als auch für Neulinge absolut empfehlenswert. Resident-Evil-Fans werden aufgrund der detailreichen Erzählung Antworten finden, die bisher nicht geklärt worden sind, Neulinge werden sich sofort in die Handlung und Reihe verlieben.

http://www.paninicomics.de/