Alle Beiträge von Jean-Louis Glineur

Matzer, Michael / Lohse, Hartwig – Dateiformate

_IT-Fachbuch der anschaulich-professionellen Art_

Angenehm überraschend ist das Fachbuch „Dateiformate“ – schließlich sind IT-Bücher oft in einer Art von Fachchinesisch verfasst, dass es wenig Freude bereitet, sich damit zu befassen. Gleichwohl sind solche Ratgeber im Alltag des EDV-Anwenders häufig unerlässlich; je spezieller die Aufgabenstellung ist, desto notwendiger ist es, die Features eines Programmes auszureizen.

Ganz anders sind die Autoren Michael Matzer und Hartwig Lohse vorgegangen, da sie sich nicht im Fachjargon verstricken, denn sie nutzen eine klare und leicht verständliche Sprache, die auch einen Laien nicht verwirrt, darüber hinaus aber auch inhaltlich so formuliert ist, dass ebenso professionelle IT-Anwender perfekt bedient werden.

Auch Nutzer anderer Betriebssysteme als |Microsoft Windows| werden anschaulich informiert und z. B. über Nutzung diverser Dateiformate u. a. unter Linux und Apple Macintosh aufgeklärt. Vor allem das Konvertieren von Daten wird sehr fokussiert und hilfreich erklärt.

_Volle Power |MS Office|_

Kaum ein Format, sei es multimedial oder graphisch, wird außen vor gelassen, und natürlich werden auch Tipps und Tricks zu den populärsten Datenformaten unter |Microsoft Office| dargestellt. Mehr noch, das wohl bekannteste und am weitesten verbreitete Softwarepaket nimmt mit rund 150 Seiten einen großen Teil der Ausführungen in Anspruch. |Word| und der kleine Textverarbeitungsbruder |Works| (ist oft als Software bei neuen PCs dabei) sind mehr als nur Schreibprogramme, wie das Buch der beiden Autoren bald verrät.

Der Import und Export aus bzw. in andere Anwendungen wie |Corel WordPerfect|, |Lotus Word Pro| oder |StarWriter| (Teil von |OpenOffice| aus dem Hause |Sun Microsystems|) wird anschaulich erläutert, und auch sonstige Datenkonvertierungen von Textformaten werden beschrieben. Gleiches gilt für den Umgang mit der Tabellenkalkulation von |Microsoft|. Neben einer allgemeinen Übersicht kann man nachlesen, wie der Datenaustausch von |Excel| mit anderen Tabellenkalkulation wie beispielweise |Lotus 1-2-3| oder |Quattro Pro| von |Corel| funktioniert.

Bei solchem professionellen Aufwand erklärt sich nahezu von selbst, dass die Autoren auch die weiteren Features des |Office|-Pakets von |Microsoft| in Verbindung mit anderen Dateiformaten umschreiben. Besonders interessiert werden |Access|-Datenbankanwender sein; hier bewegt sich die Nutzung zunehmend in den semiprofessionellen und professionellen Bereich, denn die Datenkonvertierungen nehmen einen ausführlichen Platz ein.

Abschließend, um die meistgenutzten Anwendungen von |Microsoft Office| anzusprechen, wird ebenfalls der Dateiaustausch von Präsentationsprogrammen, konkret |Microsoft Power Point| mit beispielweise |Lotus Freeland Graphics| aufbereitet, aber auch der E-Mail-Client |Outlook| in Kooperation mit anderen Clients führt zu Hinweisen, Tipps, Tricks und Informationen.

Abschließend zum Thema Office-Paket vergisst das Autoren-Duo nicht, Office-Anwendungen unter |Apple Macintosh| anzusprechen, um nur eines von vielen Features anderer Betriebssysteme zu nennen. Der Vollständigkeit halber ist ebenfalls die Anwendung von Office unter dem Betriebssystem |Linux| zu erwähnen. Das Verwenden von |Windows|-Dateien unter anderen Betriebssystemen rundet den ausführlichen und professionellen Abschnitt über Dateiformate in Office-Anwendungen ab.

_Grafik, Ton, bewegte Bilder …_

Der zweite Teil des Sachbuchs befasst sich unter anderem mit Grafikformaten, Audio- und Videoformaten. Die Vielfalt ist zu enorm, um sie hier nochmals im Detail zu beschreiben. Entscheidend ist vor allem die Aufklärung durch die Autoren, wann und zu welchem Zwecks ein Dateiformat jeweils eingesetzt werden sollte. Gerade auch in Verbindung mit Uploads entsprechender Dateien ins Internet bedarf es häufiger Kompromisse: möglichst schmale Dateien bei dennoch bestmöglicher Qualität. Allerdings sind die im privaten Nutzerbereich des Internets eingesetzten Formate nicht das A und O der Ausführungen, vielmehr werden weitere Nutzungsmöglichkeiten von der Qualität als Druckformatvorlage bis zu Nutzung als optimales Bild zum Fotoausdruck beschrieben. Zugleich erhält der Leser, Video und Audio betreffend, einen Einblick über die optimale Nutzung, das optimale Sampling (Abtasten des Files) und mögliche Qualitätsverluste. Interessant ist für Neugierige stets die Chance, sich à la „Wie funktioniert eigentlich …?“ zu informieren.

Nicht vergessen werden sollte, dass sich das Fachbuch mit Dateiformaten, aber auch deren Import und Export in verschiedene Applikationen befasst. Dies führt auch wieder retour zu |MS Office|, da auch Grafiken oder Ton- und Bildformate (letztere z. B. in |Power Point|) importiert und integriert werden können.

Grundsätzlich, gerade bei der Bildbearbeitung, fallen hilfreiche Informationen auf, wie Grafiken optimal und verlustfrei genutzt werden können. Ernüchtert wird mancher Digitalfotograf, den Bildformate nur sekundär interessieren, feststellen, dass sein JPG-Bild bei der Bearbeitung stets stark verlustbehaftet ist und sich für die Bildweiterverarbeitung nach der Lektüre zu Alternativen wie einem PSD- oder BMP-Format umorientieren.

_Allerlei im Internet_

Sehr speziell wird es, wenn sich die beiden Autoren Dateiformaten des Internets annehmen. Grafik, Ton, bewegte Bilder – diese wurden bereits erläutert, doch gibt es insbesondere zur visuellen Darstellung kleinere Programmierformen und Tools, die das Webdesign lebendig werden lassen, Grafiken, die sich bewegen, Scripts, die ebenfalls im Browser für lebende Bilder oder Effekte sorgen.

Klassiker des Webs ist die Programmierung mit HTML, die Mutter aller Internetanwendungen, die seit weit länger als einem Jahrzehnt durch Zeichenfolgen simple Darstellungen nebst auch Einbindung von Grafiken erlaubt, während später Software-Tools die HTML-Programmierung im Hintergrund übernahmen und sich wie Textverarbeitungen anfühlten. Dieses HTML-Format mag noch das Fundament jeden Webauftritts sein, doch zeigen Michael Matzer und Hartwig Lohse auf, dass Weiterentwicklungen der letzten Jahre das WWW revolutionierten.

_GeZIPpt, Betrachten …_

„Ich habe dir die Dateien gezippt“, ein alltäglicher Ausspruch in neudeutsch oder „denglish“, und jeder Anwender weiß, was gemeint ist. Packprogramme wie |WinZip| vergessen die Autoren ebenfalls nicht, unterscheiden unter anderem die komprimierenden Formate ARJ, ZIP und RAR, teils bekannt auch durch die entsprechende Software, die vielmals kostenlos in PC-Heften auf beiliegenden CDs zu finden ist.

Auch Datei- und Bildbetrachter stellen die Autoren abschließend vor. Diese nützlichen kleinen Programme, die ebenfalls teils kostenlos sind, wie z. B. der |Acrobat Reader|, dienen der Betrachtung von Dokumenten oder auch Grafiken. Kompakt sind vor allem Tools wie das beispielsweise vorgestellte |ACDSee|, um Grafiken oder Fotos verschiedenster Formate darzustellen, Bilder schnell aufzufinden oder diese auf der Festplatte zu katalogisieren und organisieren, d. h. zu kopieren, verschieben und teils auch zu bearbeiten.

_Komplettpaket à la Matzer & Lohse_

Diese ausführliche Sammlung zum Thema Dateiformate hat es in sich: Sie ist anschaulich, kompetent und spricht sowohl den Laien als auch den fachlich versierten Anwender an. Nicht zu vergessen ist, dass die anschaulichen Ausführungen beider Autoren zusätzlich durch viele Screenshots zu einem besseren Verständnis bei der Ver- und Bearbeitung der beschriebenen Formate beitragen.

Genau diese Anschaulichkeit, die andere Werke vielmals vermissen lassen und dadurch wenig motivierend sind, sich in eine Materie einzuarbeiten, macht das Fachbuch „Dateiformate“ zusätzlich stark. Schritte der Bearbeitung können nachvollzogen werden, Screenshots sind ohnehin zum Wecken des Interesses das beste Mittel.

Das hohe Niveau der Ausführungen lässt manches IT-Berufsschulbuch verblassen. Zu oft wirken diese durch trockene Lehrinhalte und zu geringen Tiefgang schlicht spröde, lassen anschauliche Informationen vermissen. Das gesamte Werk hat den Level, auch als Lehrbuch für Fachinformatiker oder Auszubildende im Bereich der Mediengestaltung den Lernerfolg mitzugestalten und zu sichern.

Letztlich ist „Dateiformate“ unabhängig vom persönlichen Schwerpunkt der eigenen Arbeit am PC ein Allroundtalent. Verblüffend ist, dass Professionals sich ebenso wie Neugierige mit versiertem Wissen ausstatten können.

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Berndorf, Jacques – Eifel-Kreuz

_Überraschend – Berndorf liest selbst vor!_

Drei Monate nach dem Erscheinen der Buchausgabe wurde der Roman nun als Hörbuch im Dauner Verlag |Technisat Digital Division Radioropa Hörbuch| vertont.

Jacques Berndorf heißt eigentlich Michael Preute und lebt seit der Mitte der achtziger Jahre in der Eifel. Ende der Achtziger schuf der frühere Journalist seine Serie um den freiberuflichen Journalisten Siggi Baumeister, der vorrangig in der Eifel abenteuerliche Geschichten recherchiert.

Berndorfs aktuelles Hörbuch „Eifel-Kreuz“ konfrontiert den Journalisten Siggi Baumeister mit einem absurden Mord, denn in einer verlassenen Villa entdeckt Baumeister einen jungen Mann namens Sven Dillinger, der wie Jesus Christus gekreuzigt wurde. Zeitgleich wird die ermordete Gabriele Sikorkski aus Köln in der unmittelbaren Nähe entdeckt. Die Polizei stellt bald fest, dass die beiden Fahrzeuge der Ermordeten nebeneinander abgestellt wurden. Ein Zusammenhang scheint deutlich und wird dadurch bewiesen, dass beide Toten auf dem Foto einer Radarfalle erkannt werden. Beide saßen im Porsche der Gabriele Sikorski.

Bald stellt Siggi Baumeister fest, dass der ermordete Schüler Sven Dillinger an seiner von Patres geführten katholischen Schule als Querulant und Stimmungsmacher galt, der die biblischen Überlieferungen immer wieder anzweifelte. Baumeister stellt bei seinen Recherchen fest, dass der Tote den Geistlichen wegen seiner Führungsrolle unter den Schülern ein Dorn im Auge war. Bald stellt sich Baumeister die Frage, ob die Lehrer der Schule so weit gehen würden, den Schüler durch eine Kreuzigung zu bestrafen …

Das Verschweigen von kirchlichen Skandalen und auch den Missbrauch von jungen Schulkindern durch Geistliche, wie es immer wieder bekannt wurde, stellt Berndorf ohne Wenn und Aber in den Mittelpunkt. Besonders erschreckend wirkt, wie Rat suchende junge Menschen immer wieder an einer Mauer des Schweigens scheitern. Berndorf scheut sich nicht, düstere Kapitel der katholischen Kirche anzusprechen, kritisiert als Autor die teils verschwiegenen Machenschaften der Kirche zu Zeiten der Hexenverbrennungen und der Inquisition, Dinge, die bis heute oft lieber ausgesessen als aufgearbeitet werden.

Berndorf als Vorleser ist eher eine Überraschung. In der Regel werden Schauspieler oder Synchronsprecher mit entsprechender Stimmausbildung für das Einlesen von Hörbücher verpflichtet. Die Wahl, den Autor selbst zum Vorleser zu machen, wird vor allem die Liebhaber der Eifelkrimi-Serie erfreuen. Aber auch objektiv betrachtet überrascht Jacques Berndorf: Seine sanft brummige Stimme und seine Modulation beweisen ein bislang noch unbekanntes Talent des Autors: vorzulesen. Währende beispielsweise der Nobelpreisträger Heinrich Böll beim Vorlesen eigener Werke wie „Ansichten eines Clowns“ durch seinen rheinischen Dialekt mehr als gewöhnungsbedürftig ist, brilliert Berndorf durch sprachliche Perfektion. Zudem weiß der Autor, durch feine Modulation den Zuhörer zu bannen.

Berndorfs mittlerweile 70 Lebensjahre haben seine literarische und inhaltliche Qualität nicht verändert. Nach einigen Romanen ohne große Höhepunkte, auch wenn sie trotzdem lesenswert waren, dreht der Autor nochmals richtig auf, bewegt den Zuhörer durch eine Geschichte, die neben kritischen Gedanken auch echte Krimikunst vermittelt.

Berndorf vermischt Offenheit für die Kirche und deren Historie mit harscher Kritik an Geistlichen, die weltfremd und herrisch den Glauben vertreten. Privat erlebt Berndorfs Titelheld Siggi Baumeister ein „Coming Out“ – seine Tochter offenbart sich als lesbisch. Doch mit ihrer Homosexualität haben Gesellschaft, Kirche und Freunde offenbar mehr Probleme als der weltoffene Siggi Baumeister. Berndorf scheut sich nicht, den Finger in die Wunde zu legen, wenn Intoleranz und religiöse Fanatiker sich der Moderne und den gesellschaftlichen Veränderungen verschließen.

Fast zehn Stunden dauert das von Berndorf gelungen eingelesene Manuskript. Erhältlich ist es auf acht Audio-CDs zum Preis von 17,80 Euro. Günstiger ist eine Alternative im mp3-Format zum Preis von 9,80 Euro.

|8 Audio-CDs|
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Sabine Dardenne – Ihm in die Augen sehen

Sie, Sabine Dardenne, ist vermutlich die im Jahr 2004 bekannteste junge Europäerin, ohne ein Schlagerstar zu sein, weil sie ihrem Peiniger und Vergewaltiger beim Prozess im Frühjahr 2004 hoch erhobenen Hauptes ins Gesicht schaute.

Die junge Belgierin, deren Bilder bei ihrer Befreiung im Jahr 1996 um die Welt gingen, jene junge Belgierin, die acht Jahre später ihrem Peiniger im Gerichtssaal aufrecht ins Gesicht schaute und mit „crapule“ das Wort der Verachtung sagte, dass jeder Belgier aus ihrem Munde erhoffte. Und sie sagte es ohne zitternde Stimme … „Crapule“ – „Schurke“!

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Michael Siefener – Somniferus

Michael Siefener wurde 1961 geboren wurde und ist promovierter Jurist. Er wandte sich von dieser Profession 1992 ab, um als freier Schriftsteller und Übersetzer – im Rheinland lebend – zu arbeiten.

Der Autor kann zahlreiche Veröffentlichungen vorweisen, darunter über zwanzig Romane. Seine Genre-Vorliebe ist die Fantasy. Zuletzt erschienen im Jahr 2006 „Die magische Bibliothek“ (|Edition Medusenblut|), „Totentanz“ (gemeinsam mit Silke Urbanski, |Emmons|), „Nathaniel“ (|Festa|) sowie „Hinter der Maske“ (|KBV|).

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Berndorf, Jacques – Eifel-Kreuz

_Die Handlung_

Berndorfs aktueller Krimi „Eifel-Kreuz“ konfrontiert den Journalisten Siggi Baumeister mit einem absurden Mord, denn in einer verlassenen Villa entdeckt Baumeister einen jungen Mann namens Sven Dillinger, der wie Jesus Christus gekreuzigt wurde. Fast zeitgleich wird die ermordete Gabriele Sikorkski in der Nähe entdeckt. Die Polizei stellt fest, dass die beiden Fahrzeuge der Ermordeten nebeneinander abgestellt wurden. Ein Zusammenhang scheint deutlich und wird dadurch bewiesen, dass beide Toten auf einem Foto einer Radarfalle erkannt werden. Beide saßen im Porsche der Gabriele Sikorski.

Schnell stellt Siggi Baumeister fest, dass der tote Schüler Sven Dillinger an seiner von Patres geführten katholischen Schule als Querulant galt, der die biblischen Überlieferungen immer wieder anzweifelte. Baumeister stellt zudem fest, dass der Tote den Geistlichen wegen seiner Führungsrolle unter den Schülern ein Dorn im Auge war. Bald stellt sich Baumeister die Frage, ob die Lehrer der Schule so weit gehen würden, den Schüler durch eine Kreuzigung zu bestrafen …

_Das Thema_

Der mittlerweile 70-jährige Autor Jacques Berndorf scheut sich nicht, Strukturen der katholischen Kirche in seinem Roman „Eifel-Kreuz“ zu kritisieren. Das Verschweigen von kirchlichen Skandalen und auch den Missbrauch von jungen Schulkindern durch Geistliche, wie es immer wieder bekannt wurde, stellt Berndorf in den Mittelpunkt. Besonders erschreckend wirkt, wie Rat suchende junge Menschen immer wieder an einer Mauer des Schweigens scheitern.

Stilistisch dreht Berndorf richtig auf. Seine 70 Lebensjahre haben seine literarischen und inhaltlichen Qualitäten nicht verändert. Berndorf vermischt Offenheit für die Kirche und deren Historie mit harscher Kritik an Geistlichen, die weltfremd und herrisch ihren Glauben vertreten. Privat erlebt Berndorfs Titelheld Siggi Baumeister ein „Coming-out“ – seine Tochter offenbart sich als lesbisch. Doch mit ihrer Homosexualität haben Gesellschaft, Kirche und Freunde offenbar mehr Probleme als der weltoffene Siggi Baumeister.

Die Geschichte von „Eifel-Kreuz“ ist spannend, atmosphärisch und zugleich auch sehr kritisch. Berndorf greift Kritiken an der katholischen Kirche auf, die spätestens durch Dan Browns Verfilmung des Romans [„Sakrileg“ 1897 im Jahr 2006 zu heißen Diskussionen führten. Er scheut sich nicht, den Finger in diese Wunde zu legen.

Ohne Zweifel berührt er ein sehr sensibles Thema – vor allem in der erzkatholischen Eifel. Man mag gespannt sein, wie die Leser darauf reagieren. Aber: Er greift nie die Gläubigen an, nein, er greift die „Instrumente“ der Kirche an, die unter Umständen ihre Macht missbraucht.

Berndorf begibt sich in flache Gewässer, traut sich einiges. Und im Grunde spricht er Skandale an, die in den Medien immer wieder ein Thema sind. Dies paart er mit einer äußerst spannenden Kriminalgeschichte. Gelungen!

_Der Autor_

Jacques Berndorf, der eigentlich Michael Preute heißt, feierte am 22. Oktober seinen 70. Geburtstag und lebt in der Eifel. Geboren wurde er in Duisburg, bis er sich Anfang der achtziger Jahre in der Eifel niederließ.

Seine Wege als Journalist führten ihn um zwei Drittel unseres Planeten, und Michael Preute war vor allem auch Berichterstatter aus Krisenregionen. Zu seinen wohl namhaftesten Arbeitgeber gehörten die deutschen Magazine „Stern“ und „Der Spiegel“. Neben zahlreichen Veröffentlichungen als Journalist begann Michael Preute, damals noch nicht unter seinem Pseudonym Jacques Berndorf, auch Bücher zu schreiben, von denen – zwanzig Jahre und älter – viele vergriffen sind.

Heute kaum noch bekannt und doch 1977 ein sicher erfolgreiches Taschenbuch, war eine Biografie über den verstorbenen „King Of Rock ’n‘ Roll“ Elvis Presley. Neben Romanen sah sich Michael Preute auch bei Sachthemen als „Lieferant“ interessanter Fakten. Sein erster Roman jedoch erschien bereits 1970 und hieß „Magnetfeld des Bösen“.

Politik, und dies auch in Verbindung mit Krimis, prägt verschiedene Phasen des Schreibens bei Jacques Berndorf. In den 80er Jahren – der Journalist war mittlerweile in die Eifel gezogen und lebt heute in dem kleinen Südeifeler Ort Dreis-Brück – widmete er sich seiner Kultfigur Siggi Baumeister, einem freien Journalisten, der immer wieder in rasante Storys mit Mord- und Totschlag inmitten der Eifel stürzt.

Seine politischen Erfahrungen als Journalist verarbeitete Preute immer wieder. Bestes Beispiel ist der Krimi „Eine Reise nach Genf“ (1993/2001). Dort arbeitet der Autor eine Legende um den mysteriösen Tod eines deutschen Politikers auf und präsentiert eine spannende Idee, wie es vielleicht war … vielleicht aber auch nicht. Oder „Der letzte Agent“: Nach dem Zusammmenbruch der DDR führen letzte Wege zu Stasi-Spionen im „Westen“, die ihre Machenschaften noch nicht aufgegeben haben, aber natürlich nicht auffliegen wollen.

Bekannt und beliebt ist das Urgestein aber vor allem durch seine Eifel-Krimis, die im |Grafit|-Verlag seit 1989 erscheinen. Über drei Millionen Exemplare der Romane um seinen Helden Siggi Baumeister, den in der Eifel lebenden Journalisten mit der Spürnase für mörderische Fälle, wurden bislang verkauft. Jede neue Story um seinen Helden Siggi Baumeister hat Pfiff und bietet ganz neue Aspekte. Vor allem ist ein freier Journalist als Held der Geschichten eine gute Alternative zu den üblichen Kripobeamten in deutschen Krimis. Seine Recherchen sind daher weitgehend glaubwürdig, und immerhin hat er ja einen Kriminalrat a. D. namens Rodenstock als guten Freund, der ihm bei festgefahrenen Situationen mit guter Spürnase hilft.

http://www.jacques-berndorf.de/
http://www.grafit.de/

Kramp, Ralf – neunte Tod, Der

Ein weiterer Roman aus der Feder des Autors Ralf Kramp erschien aktuell auch als Hörbuch. „Der neunte Tod“ wurde auf drei Audio-CDs im |KBV| vertont.

Der Obdachlose Harry ist im tiefen Winter recht angetrunken auf dem Weg vom Vellerhof Richtung Trier. Als zwei Unbekannte ihm auflauern, wollen diese nur wissen, wo sein üblicher Begleiter ist, und töten Harry. Die Leiche wird von den Mördern als Schneemann getarnt.

Währenddessen ist Herbie Feldmann, der nette „Spinner“ aus Euskirchen, von seiner Tante Hettie damit betraut worden, ihr pompöses Haus zu hüten. Herbie gilt als eigenartiger Mensch, denn nach einer Psychose hört er Stimmen und sein steter „Begleiter“ ist Julius, den nur er sehen und hören kann. Dem netten Eigenbrötler ist weihnachtlich zumute, als er einen Obdachlosen entdeckt und spontan entschließt, ihm Unterschlupf in Tante Hetties Haus zu gewähren. „Mikesch, wie der Kater“, tönt der Obdachlose und prahlt, dass er wie eine Katze neun Leben habe. Auf schreckliche und unvorhersehbare Weise scheint er acht Leben verspielt zu haben und stirbt unter sonderbaren Umständen. Herbie Feldmann und sein unvermeidlicher Schatten „Julius“ nehmen die Ermittlungen auf. Und seine geliebte Kusine Nina hilft ihm dabei.

Ralf Kramp, geboren 1963, veröffentlichte 1996 seinen ersten Kriminalroman „Tief unterm Laub“, für den er im selben Jahr der „Eifel-Literatur-Förderpreis“ erhielt. Später wurde er Verleger und veröffentlichte weitere Krimis mit Eifeler Lokalkolorit. Zudem ist Kramp Karikaturist und Veranstalter von Krimi-Wochenenden in der Eifel. Das Hörbuch von Ralf Kramp wird von Kalle Pohl gesprochen, der durch die TV-Sendungen „7 Tage – 7 Köpfe“ und „Kalle kocht“ bekannt ist. Der Comedian, der 1951 in Düren geboren wurde, wird von dem Schweizer Jürg Löw unterstützt. Der 1946 in Basel geborene Löw spricht den stets vorlauten Julius.

Die Geschichte Kramps ist gelungen, verbindet Spannung und Humor exzellent. Der Autor setzt auf Herbie Feldmann und Julius als kultige Figuren, bindet aber erneut Kusine Nina und die nervige Tante Hettie wunderbar ein, die als Vormund von Herbie dessen Vermögen verwaltet und ihn nach wie vor „kurz“ hält. Und der stets genervte Kommissar Baldus darf natürlich auch nicht fehlen … ihn nervt die Eifel.

Die Spannung und die Verwicklungen des Falles sind von außerordentlichem Witz und stetem Humor geprägt. Nicht minder sympathisch ist der Kommissar Baldus, der regelmäßig an seinem Assistenten verzweifelt.

Das Hörbuch, als Alternative zum Lesen, lebt von der brillanten Auswahl der Vorleser. Kalle Pohl erzählt mit einer leichten Eifeler Modulation, spricht den Mikesch aus dem „Osten“ mit einem abwechslungsreichen slawischen Akzent. Sein Einsatz von Akzenten, verschiedenen Tempi sowie von Höhen und Tiefen in der Stimme lassen ihn zum genialen Erzähler werden. Er liest nicht einfach nur vor, er ist als lebendiger Erzähler zu verstehen.

Aber auch Jürg Löw füllt seine Rolle als Julius aus, jener Julius, der kaum einen Kommentar von sich gibt, ohne frech, bissig, entsetzt oder zynisch zu sein.

http://www.kbv-verlag.de/

Michael Bedard – Flieg, Ente, flieg

Das Bilderbuch…

… liegt in einem schönen Querformat in der Größe DIN A4 vor, versehen mit einem Umschlag aus stabilem Hartkarton.

Die Übersetzung des Textes in die deutsche Sprache nahm Mirjam Pressler vor. An dieser Übersetzung gibt es nichts auszusetzen.

Das Bilderbuch orientiert sich an Kindern von 5 bis 6 Jahren und ist ein schönes Vorlesebuch, aber auch ein gutes Buch für erste eigene Leseversuche, wenn das ABC von den kleinen Schülerinnen und Schülern bereits ein wenig beherrscht wird.

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Lieser, Carl von – Schicksal Eifel

_Attentäter in der Eifel: Carl von Lieser ist Spezialist für Eifel-Mosel-Krimis_

Der Roman „Schicksal Eifel“ von Carl von Lieser führt zum nunmehr sechsten Mal in die Region. Das beim |ST|-Verlag 2006 erschienene Taschenbuch wurde nun bei |Technisat Digital Division Radioropa Hörbuch| auf vier CDs vertont.

Ein Attentat zwischen Bitburg und Trier versetzt eine ganze Region in Angst und Schrecken. Die versteckte Bombe galt amerikanischen Soldaten unweit einer nahen Air-Base, vieles spricht für einen Angriff islamistischer Terroristen. Die amerikanischen Geheimdienste und das deutsche Bundeskriminalamt nehmen sich des Anschlags an, der weltweites Echo erfährt. Die Trierer Kripo indes darf den Spezialisten von CIA und BND nur zuarbeiten. Eine Spur führt nach Mittelamerika, doch als der Täter mit Hilfe moderner Polizeitechnik überführt wird, ist die Überraschung groß.

Der Autor Karl-Josef Prüm wurde 1955 geboren und veröffentlicht seine Romane unter dem Pseudonym Carl von Lieser. Er ist Diplom-Forstingenieur und lebt seit seiner Rückkehr als Entwicklungshelfer in Nicaragua im Jahre 1988 in Trier. Zu seinen Veröffentlichungen gehören regionale Wanderführer und mittlerweile sechs Krimis aus den Regionen Mosel und Eifel.

Der gelungene Roman profitiert von der guten Auswahl des Vorlesers Thomas Klees, der als Schauspieler durch gute Stimme und feine Modulation besticht. Der einer Chronologie ähnelnde Krimi kombiniert eine politisch brisante Story mit gutem Hintergrundwissen über Geheimdienste und deren Arbeitsweise. Zudem weiß von Lieser durch ausgeprägtes Lokalkolorit zu bestechen. Auch das Szenario baut der Autor langsam, aber sehr spannend auf.

Der Eifeler Krimi ist zwar durch Lokalkolorit geprägt, aber durch das Terror-Szenario ein nahezu internationaler Roman, der durch häufige Attentate auf US-Streitkräfte in allen Regionen der Welt auch über die Grenzen Deutschlands hinaus Aufmerksamkeit verdient hätte.

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Kramp, Ralf – Hart an der Grenze

_Blick in die Vergangenheit_

_Die Story von „Hart an der Grenze“:_

Der US-Amerikaner David Nizer kehrt nach dem Zweiten Weltkrieg zurück an die Front, jener Grenzregion zu Deutschland, wo er als Soldat in den belgischen Ardennen half, die Nazis zurückzuschlagen. Am Ort des Schreckens holen ihn seine Erinnerungen ein. Es verschlägt ihn später in die Eifel. Und Nizer wird tot, mit einer Kugel im Kopf, aufgefunden.

Jedermann denkt, er sei aus freien Stücken aus dem Leben geschieden, aber Herbie Feldmann nicht! Er, der Spinner, der Stimmen hört und von einem Geist namens Julius stets verbal und nur für ihn sichtbar, begleitet wird, stürzt sich in den Fall. Nicht ganz unschuldig daran ist die unattraktive Nelli, die Herbie eigentlich nur heimfahren soll. Auf der pompösen Geburtstagsfeier seiner Tante Hettie wird er zu diesem Auftrag verdammt, die Tochter von Tante Hetties Rechtsanwalt nach Hause zu begleiten.

Doch Nelli schwärmt für Herbie Feldmann, und ihr ist nach Abenteuer zumute. Sie lockt ihn mit dem Fall um den toten Amerikaner und wird neben dem Unsichtbaren Julius Herbies nächster nervtötender „Schatten“ …

_Der Autor_

Ralf Kramp wurde 1963 geboren und arbeitete zunächst als Karikaturist, um sich dann der Schreibkunst zu widmen. Zudem veranstaltet er beliebte Krimi-Wochenenden und ist Eigner des Hillesheimer |KBV|. Zu seinen Autoren gehören unter anderem Jacques Berndorf, Carola Clasen und Carsten Sebstian Henn.

_Eindrücke_

Gewohnt amüsant erzählt Kramp die Story des Herbie Feldmann, der leicht verspinnert ist und nach einer Psychose von dem nur für ihn wahrnehmbaren Julius stets durch freche Kommentare begleitet wird.

Das Strickmuster rund um Herbie Feldmann ist in sechs Romanen recht identisch und starr, doch hat man nie das Gefühl, dass ein Roman dem anderen gliche. Kramp ist als Autor ideenreich und kreativ, weiß zudem, Leser zum Schmunzeln zu animieren. Herbie hat das Anrecht auf einen Kultstatus.

Aber auch der Autor Kramp ist nicht fehlerfrei. In einem der ersten Kapitel wird von einer alten Frau namens Lämpchen berichtet. Diese ist eigenartig und fährt mit ihrem Mofa gerne über Stock und Stein in den Wald, um nachts Tiere zu beobachten. Einige Seiten weiter berichtet der Autor, dass die alte Dame namens Lämpchen keinen rechten Arm, sondern nur einen verkrüppelten Stumpf hat. Der aufmerksame Leser wird sich fragen, wie sie dann überhaupt ein Mofa steuern kann, vor allem, weil der Gasgriff eines Zweirades sich rechts befindet. Und wer kann schon ohne zwei flinke Arme ein Mofa über Stock und Stein bewegen? Diese Art „logischer Fehler“ kann einen aufmerksamen Leser dazu führen, die Lust am Roman zu verlieren.

Trotzdem: Wer diesen „Fauxpas“ schluckt, entdeckt in den vielen weiteren Kapiteln eine sehr spannende und auch atmosphärische Story. Herbie und Julius sind Sympathieträger, kultig, verwegen und in Sachen Humor verschmitzt. „Hart an der Grenze“ ist in der Reihe um Kramps Kultfigur Herbie Feldmann der vielleicht schwächste Roman, und doch ist er lesenswert für all jene, welche die anderen Romane um den sonderbaren „Spinner“ Herbie schätzen.

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Kristan, Georg R. – Jagdhaus in der Eifel, Das

_Spionage oder Orgien? Ein Kommissar im politischen Sumpf_

In der Vulkaneifel ist der Hörbuchverlag |Technisat Digital Division Radioropa Hörbuch| ansässig. Der Dauner Hörbuch-Verlag vertonte eine Vielzahl von Eifelkrimis, unter anderem „Requiem für einen Henker“ von Jacques Berndorf und ebenfalls den erfolgreichen Eifelroman „Auszeit“ der Kölnerin Carola Clasen.

Weniger bekannt ist der Schriftsteller Georg R. Kristan, dessen Krimi „Das Jagdhaus in der Eifel“ mittlerweile ebenfalls vertont wurde und von dem Schauspieler und Hörbuchsprecher Johannes Gabriel vorgelesen wird.

In einem Bonner Ministerium verschwindet eine Sekretärin. Ausgerechnet sie besaß den Schlüssel zu einem Panzerschrank, der komplett geleert wurde. Schnell vermuten die Behörden einen Spionagefall, und bei der Suche nach einem „Sündenbock“ wird der Leiter der Abteilung beurlaubt und suspendiert. Doch schon bald entdeckt der Eifeler Kommissar Freiberg eine neue Spur, die in ein Jagdhaus in der Eifel führt. Erste Ermittlungen ergeben, dass dort wilde Partys und Orgien stattfanden, denen auch die verschwundene Sekretärin beiwohnte.

Der Roman von Georg R. Kristan ist kurzweilig und von Lokalkolorit gefüllt. Der Eifeler wird das Flair seiner Region erkennen und schätzen, wie Kristan den Landstrich beschreibt. Spannung pur erwartet den Zuhörer, auch wenn der Autor auf spektakuläre „Action“ verzichtet. Gelungen erscheint auch, dass der Verlag Johannes Gabriel als Vorleser engagierte. Mit prägnanter Stimme und guter Modulation weiß er die Kriminalgeschichte in ein perfektes Licht zu setzen.

Das Hörbuch hat eine Laufzeit von knapp acht Stunden, verbunden mit dem günstigen Preis von 8,90 Euro. Zudem geht der |Radioropa| den innovativen Weg, dem Hörbuch eine komprimierte CD im zunehmend beliebten mp3-Format beizufügen.

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von Wiese, Klaus – Spürnasen vom Stachelsberg, Die

_Jugendgerechte und spannende Unterhaltung: Wer hat den geliebten Hund gestohlen?_

Klaus von Wiese wurde in München geboren und wuchs im Rheinland auf. Er lebt mittlerweile im Bergischen Land und es zieht ihn immer wieder in die Eifel. Am liebsten schreibt er Kinderbücher und lässt seine jugendlichen Helden in der Eifel Abenteuer erleben.

In seiner beim Hillesheimer |KBV| erscheinenden Serie erleben Teens der Eifelgang erstmals Abenteuer, wie in dem aktuellen Jugendroman „Die Spürnasen vom Stachelsberg“. Die Fortsetzung soll im Frühjahr 2007 ebenfalls beim |KBV| erscheinen.

Als Inas geliebter Großvater Schnauz stirbt, trauert das junge Mädchen. Ihre Eltern spüren den Kummer und schenken dem Mädchen einen Hund. Begeistert ist die E.I.F.E.L.-Gang, deren Name sich aus diesen Buchstaben zusammensetzt. Ela, Ina, Fio, Ede und Lo erfahren davon und begleiten Ina zu einem Tierheim.

Ina verliebt sich sofort in ein kleines Hundewelpen und nennt es Bess. Traurig stellt sie fest, dass sie sich noch ein wenig gedulden muss, denn die Hundebabys müssen noch von ihrer Mama gesäugt werden. Dann ist der Schrecken groß! Ein Unbekannter hat die Welpen entführt, und sie sind in höchster Gefahr, denn sie brauchen noch ihre Hundemama. Die E.I.F.E.L.-Gang nimmt die Spur auf, um die Welpen zu retten.

Klaus von Wieses Jugendroman ist charmant und liebevoll umgesetzt. Ein wahres Drama um entführte Hundebwelpen berührt jedes Herz, aber sein Stil ist nicht kitschig und rührselig. Sehr gelungen ist die Entscheidung, den jugendlichen Leser anzusprechen, und erstaunlich ist, dass der für „Kids“ gedachte Roman auch Erwachsene ansprechen kann.

Ohne mahnend zu sein, legt der Autor Wert darauf, die große Verantwortung für ein Haustier hervorzuheben. Hintergrund ist, dass oft ein vermeintlich ersehntes Haustier bald lästig wird und dann im Tierheim landet. Da wird es das junge Welpen bei Ina von der E.I.F.E.L.-Gang besser haben.

Der Krimi für Kinder und Jugendliche richtet sich an Leser ab 9 Jahren.

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Clasen, Carola – Wildflug

_Eine Kommissarin im Abseits: Carola Clasen wartet mit einem atmosphärischen Eifelkrimi auf._

Ein neuer Roman der 1950 in Köln geborenen Autorin Carola Clasen führt den Leser erneut in die Eifel. Mittelpunkt des Geschehens von „Wildflug“ ist die Ermittlerin Sonja Senger, bereits bekannt aus dem erfolgreichen Kriminalroman „Auszeit“ aus dem |KBV|-Verlag in Hillesheim.

Doch scheint das Leben der Sonja Senger, die vor mehreren Jahren von Trier in ein Forsthaus nahe Wolfgarten zog, von Trauer und Wut geprägt. Ihr Lebensgefährte Jerome hat sie im Stich gelassen, und die Kommissarin bewältigt ihren Schmerz nicht. Einen neuen Job in einem Kölner Kriminalkommissariat tritt sie nicht an, betrinkt sich lieber regelmäßig und riskiert einen Rausschmiss und den Verlust ihrer Pensionsansprüche.

An ihr geht dennoch nicht vorbei, dass die Eifeler Presse in Aufruhr ist, da der Sohn des Emirs von Abu Dhabi die Greifvogelstation Hellenthal besuchen wird und seinen geliebten Falken Amir mitbringt.

Ausgerechnet Sonja Senger entdeckt Tage später bei einem Waldspaziergang einen verletzten Raubvogel. Es ist Amir, der Falke des hochherrschaftlichen Sohnes Karim bin Tayed Al Nahyan, der sich angeblich wieder in seinem Heimatland befindet. Doch allen Beteiligten, mit denen Sonja Senger spricht, ist klar, dass der junge Sohn des Emirs das Land nie ohne seinen Lieblingsfalken verlassen hätte. Die Kommissarin steigt in den Fall ein.

Der Autorin Carola Clasen ist es gelungen, einen atmosphärischen Roman zu schreiben, der gleich aus mehreren Gründen gefällt. Sie beherrscht das Eifeler Lokalkolorit, ohne sich in Klischees über die Bewohner des Landstriches zu verzetteln. Und zudem ist die Idee des Romans ausgefallen und gut ausgearbeitet, so dass dem Leser viel Spannung gegeben wird. Richtig brillant ist der Roman zudem durch die Lebenssituation der Sonja Senger. Die ersten Kapitel sind geprägt von der durch die Trennung vom Partner desolaten Situation der Kommissarin. Carola Clasen weiß den Leser tief in die Seele der wechselweise wütenden und traurigen Kommissarin schauen zu lassen.

Der aktuelle Roman „Wildflug“, der bei |KBV| erschien, ist vielleicht der bisher beste Krimi der Autorin. Die Mischung aus Spannung und angenehmem Schreibstil gefällt, auch die Persönlichkeit Sonja Sengers als Titelheldin überzeugt eben dadurch, dass sie Schwächen hat, die den Leser auch emotional ansprechen.

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Henn, Carsten S. – In Vino Veritas

_Ein Mord in der Eifel und leckere Wein- und Kochrezepte_

Julius Eichendorff ist eigentlich Koch und arbeitet gerade verbissen daran, im „Michelin“ als Sternekoch aufgenommen zu werden. Das Leben in der Eifel und an der Ahr ist friedlich und für Julius nur von angenehmen Seiten umgeben … wenn ihn nicht gerade sein Wiener Oberkellner Franz-Xaver ärgert. Die charmante Bissigkeit zwischen Julius und Franz Xaxer ist im Übrigen im gesamten Buch einfach genial. Aber: Der berühmteste Winzer im Ahrtal wird ermordet und in einem Weinbottich tot aufgefunden. Er galt als eigentümliches, unbeliebtes und exzentrisches Weingenie. Er hatte viele Feinde, so dass es genug Motive gab, ihn zu töten. Auch Gourmetkoch und Hobbydetektiv Julius Eichendorff gerät bei der Kripo unter Verdacht und beschließt, auf eigene Faust den Mörder zu suchen, bis es auch für ihn gefährlich wird. Seine Privatermittlungen gefallen vor allem der Kommissarin von Reuschenberg nicht. Doch aus ihren ersten Ressentiments wird dann Sympathie. Vor allem, weil Julius auch Spuren entdeckt, die der Kommissarin verborgen blieben. Bevor aber der Fall gelöst wird, kriegt Julius zunächst Ärger mit der örtlichen Wein-„Mafia“, einem Bund, der die Interessen der Winzer seit Jahrhunderten vertritt. Und dann kommt Julius in ganz große Schwierigkeiten, als er den Mörder entlarvt.

_Autor und Vorleser_

Christian Sebastian Henn wurde 1973 in Köln geboren. Er arbeitet als Autor und Weinjournalist. Seinen bislang drei Romanen mit Julius Eichendorff als Freizeitkriminalist folgte ein neuer Krimi im Mai 2006 mit dem Titel „Vinum Mysterium“.

Der |Emons|-Verlag konnte den bekannten TV-Moderator Jürgen von der Lippe als Vorleser für eine Hörbuchadaption von „In Vino Veritas“ gewinnen. Der 1948 in Bad Salzuflen im Lipperland geborene von der Lippe lieh sich von der Region auch seinen Künstlernamen und wurde zunächst in den siebziger Jahren als Liedermacher bekannt, bis er 1980 als Moderator den Einstieg ins Fernsehen schaffte.

_Eindrücke_

„In Vino Veritas“ ist nicht nur spannend, sondern auch witzig. Neben den Ermittlungen über einen Mord führt der Autor den Leser durch eine Welt kulinarischer Genüsse, was die Story und ihre vielen Rätsel auflockert. Auch das Eifeler Lokalkolorit ist unverkennbar. Vor allem dem Ahrtal wird so charmant gehuldigt, dass es den Leser dazu verführen könnte, diese Region zu besuchen. Weinkenner werden wissen, dass sich das Ahrtal erst seit nur 30 Jahren zu einem der deutschen Mittelpunkte deutscher Weinlese entwickelt hat.

Neben der Mördersuche ist zudem jedes „Intermezzo“, das der Autor bietet, von besonderem Charme. Er entführt den Leser immer wieder in die „Cuisine“ von Julius Eichendorff. Erzählend entdeckt der Leser Kochrezepte, die so reizvoll sind, dass sich anbietet, sie selbst in die Tat umzusetzen. Bestes Beispiel ist die „Herr-Bimmel-Suppe“.

Womit wir beim nächsten Intermezzo wären: Herr Bimmel ist der Kater von Julius, und auf seiner Suche nach einer leckeren Vorsuppe spinnt Julius sich gemütlich im Sessel zusammen, was seinem Kater alles schmeckt (außer Katzenfutter eben). Und so entsteht die zum Nachkochen absolut geeignete „Herr-Bimmel-Suppe“. Nicht zu vergessen sind die Dialoge mit seinem Wiener Oberkellner Franz-Xaver, der stets darauf besteht, „Maitre d’Hotel“ genannt zu werden.

Und bei allem „Intermezzo“ bleibt die Spannung bei der Suche nach dem Mörder und seinen Motiven keinen Augenblick auf der Strecke …

_Buch vs. Hörbuch_

Daher gibt es zwei Wahrheiten: Wer offen für Hörbücher ist, sollte auf das Buch verzichten und genießen, wie Jürgen von der Lippe mit genialer Modulation die Story vorliest. Wer indes nach wie vor einen Roman in geschriebener Form bevorzugt, wird mit viel Lächeln und ebenso häufigem Lachen ein „Problem“ haben, abends die Nachttischlampe auszuschalten, und einfach weiterlesen wollen.

Carsten Sebastian Henn gehört zu den Autoren, die mit gutem Schreibstil und viel Amusement in ihren Schilderungen und Erzählungen für viel Kurzweiligkeit sorgen. Henn macht einfach Lust auf mehr …

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Venn, Hubert vom – Väter unser …

_Hubert vom Venn präsentiert den zweiten Fall eines chaotischen Eifeler Journalisten_

Aktuell im Rhein-Mosel-Verlag erschienen, präsentiert der Kabarettist und Theaterleiter Hubert vom Venn seinen zweiten Krimi mit dem Journalisten Nusselein. Der Autor bedient sich seiner Heimat, vor allem der Region um Monschau.

Charly Nusselein wird vom Kripobeamten Zimmermann auf Trab gebracht. Er braucht die Hilfe und die Spürnase des Journalisten, denn eine Provinzgröße wurde ermordet und nackt an ein Andreaskreuz gehängt. Schmiereien an einer Wand und die verschlüsselte Botschaft

SATOR
AREPO
TENET
OPERA
ROTAS

verwirren die Kripo und auch die Presse. Das Rätsel bleibt ungelüftet. Ein zweiter Mord geschieht, und wieder sind es die sonderbaren Buchstaben, die Nusselein und Zimmermann beschäftigen. Zudem findet sich die gesprühte Botschaft „Bande de Nivelles“. Erste Vermutungen reichen dahin, dass es einen Zusammenhang zu besonders brutalen Überfällen der 80er Jahre auf belgische Supermärkte in der Wallonie geben könnte. Auch vor bereits Toten schreckt der unbekannte Mörder nicht zurück. Ein Grab wird geschändet, und zufällig finden Nusselein und Zimmermann heraus, dass alle Toten einem Monschauer Stammtisch angehörten.

Hubert vom Venn wurde 1953 geboren und ist gelernter Journalist. Ein knappes Jahrzehnt arbeitete er für Tageszeitung und ist seit 1983 freischaffend. Unter anderem arbeitete er für Musiksendungen und für den Sender Radio Luxemburg. Der Leiter der Theater Monschau und Roetgen geht zudem reglemäßig mit Jupp Hammerschmidt auf Kabarett-Tournee.

Besonders witzig verbindet Hubert vom Venn Krimi und Humor. Der Leser kann entscheiden, ob es eine kriminelle Komödie oder doch eher ein komödiantischer Krimi ist, wenn er „Väter unser …“ liest. Stilistisch ist der Roman brillant, zudem besticht er durch gute Spannung und eine doppelte Prise Witz, wie dies ganz besonders Hubert vom Venn beherrscht. Als Komödiant, der auch regelmäßig auf Tour ist, mag es zum Naturel des Autors gehören, einen Krimi mit ausgesprochenen spaßigen und spritzigen Dialogen zu verbinden. Auf 200 Seiten jedenfalls wird „Väter unser …“ nie langweilig.

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Kramp, Ralf – Ein kaltes Haus

_Idealer Stoff für ein Drehbuch_

Die Flut an Eifelkrimis hat vermutlich ganz Deutschland im Griff. Auch in Österreich und in der Schweiz findet man sie in vielen Buchhandlungen. Erfolgreichster Autor mag Jacques Berndorf mit seiner Kultfigur Siggi Baumeister sein. Ralf Kramp gehört jedoch zu den ebenfalls erfolgreichen Autoren von Romanan mit Eifeler Flair.

_Autor_

Ralf Kramp wird wohl nicht unbegründet als „Tausendsassa“ tituliert, denn er ist Autor, Verleger, Theaterregisseur und Karikaturist in einer Person. Mit der Übernahme des |KBV|-Verlags ist er auch seiner eigener Herausgeber und bietet ein breites Spektrum an Romanen anderer Autoren.

Geboren wurde er 1961 in Euskirchen, lebt und arbeitet mittlerweile in der Vulkaneifel.

_Story_

Nicht in der Eifel, sondern im australischen Sydney beginnt die Geschichte, denn Fried Söntgens feiert seinen 68. Geburtstag. Der Eifelstämmige hat es zu einem guten Leben gebracht und überlegt, sich bald geschäftlich zurückzuziehen. Während seiner Feier in einem renommierten Restaurant klingelt sein Handy. Michael, ein junger Mann aus der Eifel, ruft an und ist zutiefst verbittert. Als das Gespräch abreißt, fackelt Fried nicht lange und trommelt sein Jugendfreunde Clara und Gregor zusammen, die vor 40 Jahren schworen, sich um den damals kleinen Michael finanziell zu kümmern. Michael war noch ein Baby, als seine Eltern – enge Freunde von Fried, Clara und Gregor – durch ein dummes Wettrennen auf Eifelstraßen tödlich verunglückten.

Fried, Clara und Gregor unterstützten Michael finanziell, und nun treffen sich die Senioren in Köln im Hauptbahnhof, um in dem kleinen Dorf an der Ahr nach dem Rechten zu schauen. Clara ist im Begriff, in ein Seniorenheim umzuziehen, Gregor ist ein nicht sehr erfolgreicher und homosexueller Schauspieler, der sich mit Jobs in der Werbung über Wasser hält.

Wieder vereint, nehmen sie den Zug Richtung Eifel und lassen sich zu dem kleinen Hotel fahren, das Michael gehört und dank der Finanzspritzen von Fried, Clara und Gregor florieren sollte. Doch sie entdecken nur ein eher heruntergekommenes Gemäuer statt ein erwartetes Waldhotel mit Eifeler Flair.

Ratlos verschaffen sie sich Zugang und entdecken Michael im ersten Stock. In Zimmer 11 liegt er tot in der Badewanne und hat seinem Leben ein Ende gesetzt. Der Suizid, dies heruntergekommene Hotel und die Unwissenheit, was Michael zu diesem Schritt getrieben hat, lässt Fried, Clara und Gregor nicht ruhen. Die Polizei schließt den Fall klar als Suizid ab.

Sie erfahren bald, dass sich Michaels Frau Ellen von ihm getrennt hatte und mit dem kleinen Sohn Thommy zu ihrer Familie zurückgezogen sei.

Schulden und Kasinobesuche zeigen bald, dass im Leben von Michael einiges schiefgelaufen ist und auch die Ehe mit Ellen Risse zeigte.

Geschockt aber sind Fried, Clara und Gregor, als sie im Garten Reste einer erloschenen Feuerstelle entdecken. Clara stochert darin herum und entdeckt Reste von Porno-Magazinen, wo Männer mit kleinen Jungen sexuell verkehren. Fragen tauchen auf, ob Michael solch eine Neigung hatte. Im Keller finden sie ferner Fotokopien von Zeitungsberichten über den Missbrauch kleiner Jungen in der näheren Eifeler Umgebung, aber auch ein Foto, das Michael in einer anscheinend norddeutschen Landschaft zeigt.

Alles lässt vermuten, dass Michael pädophil sein könnte, aber tief in ihrer Seele ahnen Fried, Clara und Gregor, dass an der Sache etwas nicht stimmt …

_Eindrücke_

Kurz und knapp: Lieber Gott, lass‘ jemanden so clever sein und ein Drehbuch zu dieser spannenden Geschichte schreiben.

Die Geschichte ist bedrückend und sicher von einem schrecklichen Thema bestimmt, denn Kindesmissbrauch ist das Schäbigste, was man sich vorstellen kann. Dass ein Vater in den Verdacht kommt, selbst ein solcher Täter zu sein, ist besonders bedrückend, zumal wir ja seit Marc Dutroux‘ grausige Taten in Belgien wissen, dass so etwas sehr wohl geschehen kann. Dieser Verbrecher hatte schließlich selbst drei Kinder, entführte aber andere Kinder, um sie zu missbrauchen.

Die Story von „Ein kaltes Haus“ wäre zu simpel, wenn dies auch hier der Fall wäre. Umso erschreckender ist das Komplott, das dahintersteckt und einen Menschen sogar in den Selbstmord treibt. Die Geschichte ist zu gut konstruiert, um durch zu ausufernde Einzelheiten an der Spannung zu rütteln, die sich Seite für Seite mehr und mehr aufbaut.

Dieses Buch glänzt ferner durch drei Hauptdarsteller, die als nahezu 70-jährige sehr untypisch Mittelpunkt eines Krimis sind. Wer aber glaubt, nur drahtige und junge „Typen“ seien in der Lage, souverän Spannung aufzubauen, irrt sich absolut.

Mehr noch: Dem Autor gelingt es, den Leser bis zum nahenden Ende vollkommen im Dunkeln tappen und ihn bestenfalls falsche Vermutungen anstellen zu lassen. Nichts ist unlogisch, nichts ist langatmig, nichts ist überzogen oder unrealistisch konstruiert.

Zudem – von der tollen Spannung abgesehen – ist der Schreibstil von Ralf Kramp sehr einladend. Dieser Roman ist einer der fesselndsten Krimis auf dem deutschen Büchermarkt.

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Ahle, Anke – Pole Position

_Anke Ahle und die Unkenntnis der Formel-1-Regeln_

Die Fachwelt der Formel 1 ist nicht unbedingt überrascht, dass der französische Nachwuchsfahrer Jean-Luc Dalesasse 1996 einen Formel-1-Vertrag bei dem britischen Williams-Team unterschreibt. Deren Topfahrer und Vorjahres-Weltmeister Joe Cheap war zu Ferrari gewechselt.

Dalesasse kommt mit dem raubeinigen technischen Leiter John nicht gut klar, reklamiert bei ihm viele Schwächen des Fahrzeugs, doch der Ingenieur will davon nichts hören. Auf Dauer muss er sich aber sehr wohl mit den technischen Aussagen von Dalesasse auseinandersetzen, spätestens nachdem der Rennfahrer in seinem ersten Grand Prix gleich den vierten Platz einfährt!

Es dauert nicht sehr lange, bis Jean-Luc seinen ersten Formel-1-Sieg feiert und zum Jäger des in der WM erneut führenden Joe Cheap wird.

Auch beim Grand Prix von Monte Carlo läuft alles prima: Dalesasse startet von ganz vorne und fährt einen grandiosen Sieg ein. Der Fürst von Monaco gratuliert ihm, doch direkt danach muss der Racer nebst Teamchef zur Rennleitung. Ihnen wird eröffnet, dass die Benzinprobe des Williams verbotene Zusatzstoffe beinhalte. Der Sieg und die 10 WM-Punkte werden Jean-Luc gestrichen.

Jean-Luc wittert Sabotage und fühlt sich ein Rennen später, beim Grand Prix von Spanien, bestätigt: Wieder auf die Pole Position gefahren, reicht ihm eine Frau Augentropfen, die jedoch zu einer mittelfristigen Sehstörung führen. Die Frau sagt nur, er dürfe wegen Sabotage nicht starten und gibt sich später als die – man höre und staune – Pressesprecherin des Konkurrenzteams Ferrari aus. Tatsächlich kann Jean-Luc nicht starten, und stattdessen springt ein Testfahrer für ihn ein und startet an dessen Stelle von Startplatz 1 (hierzu später mehr: dies ist in der Formel 1 überhaupt nicht möglich). Wie die Unbekannte prophezeite, verunglückt der Ersatzfahrer durch eine defekte Bremsscheibe und verliert sein Leben.

Sue, so heißt sie, ist die Tochter eines englischen Bremsanlagenherstellers, der Großteile der Formel 1 belieferte. Ein Jahr zuvor verunglückte bereits ein Fahrer tödlich durch einen Bremsdefekt. Sues Vater wurde als jener hingestellt, der dies ggf. zu verantworten hat, so dass dieser sich aus dem Rennsport zurückzog. Sue indes ist der Meinung, dass der 1995 verunglückte Fahrer nur deshalb aus dem Weg geräumt werden sollte, damit man ihn loswerde: Bei einer Kündigung im ersten Jahr hätten 20 Millionen Sponsorengelder zurückgezahlt werden müssen, bei „Tod“ gab es keine Klausel. Und man wollte einen Top-Piloten!

Warum aber soll dann auch plötzlich Top-As Jean-Luc Dalesasse durch eine Sabotage aus dem Rennzirkus wieder verschwinden? Gemeinsam mit Sue recherchiert er und fährt trotz der Angst vor Sabotage weitere Rennen, stets den WM-Titel ehrgeizig vor Augen …

Anke Ahle ist als Autorin bislang wenig bekannt. Das Buch verrät über sie, dass sie 1969 in Gummersbach geboren wurde und aus einer motorsportbegeisterten Familie stammt. Bisher veröffentlichte sie mehrere wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Archäologie, lebt aktuell in Köln und betreibt mit ihrem Ehemann einen Online-Versandhandel für Bücher und CDs.

_Schlechter Eindruck_

Fangen wir mit dem unschönsten Teil des Buches an, der Unkenntnis von Regeln der Formel 1: ich verweise auf die Situation, dass Jean-Luc Dalesasse beim GP von Spanien auf Startplatz 1 steht, er kurz vor dem Rennen quasi „ausfällt“ weil er Sehstörungen durch manipulierte Augentropfen hat. Statt seiner sitzt plötzlich ein Ersatzfahrer des Teams im Auto, zudem auf dem Startplatz 1. Schlimm genug, dass er dann bei einem Unfall stirbt. Leider verdirbt Anke Ahle kurzzeitig den Lesespaß durch diese an den Haaren herbeigezogene Situation, insbesondere bei der Berücksichtigung des Formel-1-Reglements anno 1996:

a) Ein Rennfahrer kann laut Reglement nicht kurz vor Startbeginn „ersetzt“ werden.

b) Ein Ersatzfahrer oder „dritter Fahrer“ (siehe z. B. Alexander Wurz oder Anthony Davidson …) müsste wie z. B. 2005 oder 2006 Rennrunden zur Qualifikation drehen. Dies war 1996 in der Form nicht vorgesehen, und wenn, dann dürfte er höchstens von seinem erfahrenen Startplatz starten, nicht aber ersatzweise die Pole Position einnehmen. Aber 1996 durften zudem nur zwei Autos je Team starten, und selbst Fahrer zwei behält seine Startposition und rückt nicht auf.

Wer sich nicht sonderlich für Rennsport interessiert, wird diesen fatalen Schnitzer überlesen, wer aber in unserem Schumi-Land Formel 1 kennt und versteht, stolpert sofort über diesen Fauxpas, der zunächst den Spaß am Weiterlesen leicht hemmt. Anke Ahle hätte es sich viel einfacher machen können: Testfahrten in xyz; wie auch immer konstruiert, wird Dalesasse nicht im Monoposto sitzen und an seiner Stelle der „Testfahrer“, der dann in der Tat durch die genannte „Sabotage“ tödlich verunglückt. Das wäre logisch, das wäre glaubhafter.

_Eindrücke_

Trotz der harschen Worte zu dieser Problemstelle, die das Lesen zunächst mehr in dann bald verfliegenden Ärger umschlagen lässt, bleiben der Roman und der Hintergrund, warum Dalesasse auch durch Sabotagen gefährdet ist, hochinteressant. Zumindest das … In jedem Fall, und das Wort passt, ist der Roman von Anke Ahle sehr intelligent konstruiert! Auch hier ein „zumindest DAS …“.

Auffällig ist auch ihr flüssiger, angenehmer Schreibstil. Leider sind viele Situationen aber zu nüchtern beschrieben bzw. es schwankt: Zum Ambiente von Monte Carlo fallen ihr prägnante Worte ein, bei den anderen Rennstrecken geht sie staubtrocken zur Story über. Alle Szenarien sind oberflächlich und leider schwach an Eindrücken.

Ein Motorsportfreund wird daher in vielen Lesepassagen die typische Rennatmosphäre gänzlich missen. Andererseits: Anke Ahle verzettelt sich nicht in breiten Umschreibungen der Rennszenerie, so dass sich auch ein in Sachen Motorsport Unbedarfter angesprochen und zum Lesen animiert fühlen kann. Es ist diese Wie-man-es-macht-macht-man-es-verkehrt-Situation.

Klar ist, dass der Roman weniger für einen Motorsportfan geeignet ist, auch wenn – abgesehen von dem beschriebenen Patzer – Anke Ahle durchaus allgemeine Motorsportkenntnisse besitzt und diese auch umsetzt. Aber die Darsteller bleiben ein wenig uncharismatisch, da ist für den rennsportbegeisterten Leser „kein echter Benzingeruch in der Luft“. Wer indes unvoreingenommen und an Motorsport wenig interessiert ist, wird ganz klar eine solide, intelligent konstruierte und spannende Geschichte auf 223 Seiten entdecken. Kenner der Szene werden sich indes die Haare raufen.

_Fazit_

Was macht diesen Roman aus? Er spricht Motorsportfans alleine durch den Titel an.

Und dann die Enttäuschung: Die Darsteller sind farblos, die Story erinnert eher an eine zusammengezimmerte Chronologie. Das reicht im Grunde bereits, den Roman nicht mit Freude zu lesen.

Aber dann kommt noch die Unkenntnis der Autorin Anke Ahle hinzu: In einem Kapitel beschreibt sie, dass der Star der Formel 1 unmittelbar vor dem Start durch manipulierte Augentropfen nicht starten kann und dann „hopplahopp“ der Testfahrer in den Wagen springt und auch noch von der Pole Position startet. DAS gibt es im Motorsport nicht, es ist schlicht an jedem Reglement vorbei zusammenphantasiert und verärgert den kompetenten Leser.

Wer sich trotz solcher Schnitzer durch das Buch weiterquält, wird eine intelligente, aber schlecht realisierte Story entdecken. Das nenne ich Geldverschwendung, und ich wäge sorgfältig ab, bevor ich ein Buch unterm Strich schlicht miserabel nenne …

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Kramp, Ralf – Totentänzer

_Erneut ermittelt der sympathische Sonderling Herbie Feldmann auf eigene Faust_

Ein neuer Krimi von Ralf Kramp namens „Totentänzer“ erschien im Frühjahr 2006 im Hillesheimer |KBV|. Zum vierten Mal ermittelt Kramps Figur Herbie Feldmann, ein netter „Spinner“, der Stimmen hört und stets von dem vorlauten und für andere unsichtbaren Julius begleitet wird. Wen wundert es also, wenn Herbies vermeintliche Selbstgespräche ihm den Titel eines komischen Kauzes einbrachten.

In seinem aktuellen Abenteuer hat Herbie Feldmann einen Aushilfsjob als Pizzabote angenommen. Schließlich will er seiner Tante Hettie, die als Vormund sein Vermögen nach seiner Psychose in Jugendtagen verwaltet und zu ihrem eigenen Luxus nutzt, beweisen, dass er mehr als ein Nichtsnutz ist.

Seine Tante liegt im Krankenhaus. Herbie Feldmann begegnet dort derer alten Schulfreundin Finchen Doppelfeld. Ganz Gentleman, fährt er die alte Dame zu ihrem verwahrlosten Haus zurück. Doch genau diese Seniorin wird unmittelbar danach ermordet. Herbie scheint der Letzte zu sein, der Finchen Doppelfeld lebend sah, und fürchtet, zum Verdächtigen zu werden. Er recherchiert also auf eigene Faust.

Dann taucht auch sein schrulliger Onkel Erwin auf und behauptet, Russen wollten ihm einen wertvollen Dolch abknöpfen. Sein Versteck bei Herbie bleibt nicht unbeobachtet und tatsächlich nehmen zwei Russen zunächst Herbie in die Mangel. Dieser verspricht, den Dolch zu besorgen, beschließt aber, von seinem Kumpel Köbes eine Fälschung anfertigen zu lassen. Ausgerechnet von Schnapsnase Köbes, der als Automechaniker nicht einmal mit einem Lackstift umgehen kann, wie man schon in früheren Abenteuern aus der Feldmann-Serie erfahren durfte.

Auf der Suche nach Finchen Doppelfelds Mörder stößt Herbie Feldmann auf einen Hinweis, dass sie extrem tiervernarrt war. Sollte jemand die alte Dame ermordet haben, weil sie ihr Testament auf einen Tierschutzverein umschreiben wollte, oder steckt da noch viel mehr dahinter? Wie zu erwarten, bleibt es nicht bei einem Mord. Kein Wunder, dass Herbie Feldmann alle Hände voll zu tun hat und zumindest als Pizza-Bote kläglich versagt. Genau so, wie sein steter Schatten Julius es frech und vollmundig ankündigte.

In dem spannenden Krimi von Ralf Kramp, der 1963 in Euskirchen geboren wurde und als Verleger, Karikaturist und Autor arbeitet, entdeckt der Leser vertraute Darsteller wie den stets angetrunkenen Automechaniker Köbes und jene Tante Hettie, die ihren Neffen seit mehreren Abenteuern als Laufburschen und gleichfalls als „Blitzableiter“ ihrer üblen Launen benutzt. Daran hat sich auch in „Totentänzer“ nichts geändert.

Kramp bevorzugt in seinem Romanen den Tatort Eifel, sei es in Feldmann-Krimis oder auch in historischen Romanen wie „… denn sterben muss David“. Seine sehr zahlreichen Romane wurden unter anderem bei KBV veröffentlicht und von |Technisat Digital Division Radioropa Hörbuch| vertont.

Bekanntes Strickmuster – und umso erstaunlicher ist es, wie es Ralf Kramp gelingt, die Abenteuer von Herbie Feldmann und dessen unsichtbaren Schatten Julius seit vielen Jahren auf gleich hohem Spannungsniveau zu halten. Neben spannenden Eifelgeschichten des sonderbaren Duos besticht Ralf Kramp durch den brillanten Humor, den er vor allem Julius in den Mund legt. Die Dialoge zwischen Herbie und Julius sind witzig, manchmal gewollt einfältig und vor allem eine sympathische Attacke auf die Lachmuskeln. Spritzige Dialoge, ähnlich jener der kultigen Kölschen „Tünnes und Schäl“, beweisen, dass ein spannender Kriminalroman durchaus auf Witz und Humor setzen darf. Diese Kombination beherrscht der Autor Ralf Kramp genial.

Dieser ohne Schwächen auf 251 Seiten geschriebene Roman ist ein würdiger Nachfolger bisheriger Abenteuer von Herbie Feldmann, zum Beispiel in den Krimis „Rabenschwarz“ oder „Der neunte Tod“. Wie gewohnt ist das Cover von Ralf Kramp selbst gestaltet worden.

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Berndorf, Jacques – letzte Agent, Der

_Relikte alter Stasi-Zeiten im vereinten Deutschland_

Aktuell ist ein älterer Roman von Jacques Berndorf alias Michael Preute als Hörbuch bei |Technisat Digital Division RADIOROPA| erschienen Zuvor erschien er als Taschenbuch im |KBV|. Doch ist die Erstauflage bereits knapp 15 Jahre alt, erschienen nach dem Mauersturz und dem Verfall der DDR.

_Das Thema_

Die Geschichte fängt bekannt idyllisch an, ganz im Stil der Berndorf’schen Eifelkrimis: Katze Krümel und der Journalist Siggi Baumeister leben in sommerlichen Tagen in den Tag hinein. Dann kommt Baumeisters fast vergessene Tante Anni aus Berlin an, eine ehemalige Kriminalkommissarin: Man habe gemeinsam einen Gutshof geerbt.

Neben der unerwarteten und neu entdeckten Verwandschaft beschäftigt Siggi Baumeister ein neuer Fall: Er findet eine Leiche im Wald, die durch eine Art Kunststoff vollkommen aufgequollen ist. Seine Tante Anni ahnt die Lösung, denn in der DDR wurde mit Projektilen experimentiert, die Menschen in dieser Weise töten.

Bald stößt Siggi Baumeister auf eine kleine Firma, die sich auch nach dem Mauerfall auf Verpackungs-Design spezialisiert hat. Letztlich sind es „Ex-Agenten“ aus der Zeit des kalten Krieges. Und das, obwohl die Vereinigung von Ost und West längst vollzogen ist.

Der Bundesnachrichtendienst kommt ins Spiel, Baumeister wird an seinen Recherchen nicht gehindert, aber vor dem Verschwinden von Informationen gewarnt. Kein Wunder aber, dass der Tote nicht die letzte Leiche mit „Plastik im Bauch“ bleibt. Es wird erneut eine Leiche aufgefunden, die ebenfalls diesen qualvollen Tod erlitt. Ein drittes potenzielles Opfer kann Baumeister zum Glück warnen, doch leider wurde dessen Frau ebenfalls ermordet. Baumeister, unterstützt von der leicht debilen Tante Anni, geht weiter auf Spurensuche …

_Berndorf_

Eigentlich heißt er Michael Preute, aber bekannt wurde er unter dem Pseudonym Jacques Berndorf. Bevor er sich seinen Romanen widmete, war Preute ein gefragter freier Journalist für Magazine wie „Stern“ oder „Spiegel“, aber ebenso international für „Paris Match“.

Über ein Dutzend Eifelkrimis gibt es bereits, aber den wenigsten wird bekannt sein, dass er 1977 auch eine Biografie über Elvis Presley schrieb und bereits andere Romane seit dem Beginn der siebziger Jahre veröffentlichte.

Sein neuestes Werk, im Oktober 2006 bei |GRAFIT| erschienen, ist der Roman „Eifel-Kreuz“.

_Spannung_

Angeblich gab es diese Art von tödlichen Projektilen, die Kunststoff aufquellen lassen, tatsächlich. Der Krimi trägt Berndorfs unvergleichliche und typische Handschrift: Eifel als Lokalkolorit, Baumeister als stur recherchierendem Antihelden mit Pfeife und Vorliebe für Katze, und letztlich einem trockenen Humor, der Krimis gut tut. Ebenso tut der Atmosphäre gut, dass eine „Tante Anni“ auftaucht – ganz untypisch für einen Krimi mit Mord und Totschlag. Berndorf ist literarisch individuell.

Dennoch kommen, wie in seinem späteren Werken in und aus der Eifel, noch nicht seine Freunde Rodenstock und „Emma“ ins Spiel. Baumeister also als Einzelkämpfer. Im Gegensatz zu späteren und äußerst erfolgreichen Eifelkrimis fehlt bei „Der letzte Agent“ ein wenig die Atmosphäre, die den Eifelkrimi doch so ausmacht. Der Lokalkolorit ist nicht so ausgeprägt, wie man es ansonsten beim Berndorf’schen Eifelkirimi gewohnt ist. Eine intelligente und spannende Geschichte zeichnet den Roman dennoch aus.

_Der Vorleser und seine Bedeutung_

Ohne Zweifel steht und fällt die Qualität eines Hörbuches mit dem Vorleser. Dieser heißt Georg Jungermann und ist Schauspieler. Über ihn wird im beigefügten Booklet nichts erwähnt. Recherchen im WWW verraten, dass er vorrangig am Theater arbeitet und das Vorlesen von Hörbüchern ein zweites Standbein von Jungermann ist.

Der Zuhörer ist bei anderen Vertonungen von Berndorf-Krimis durch bekannte Schauspieler wie Dietmar Bär und Günter Lamprecht sehr verwöhnt, die zudem szenisch vorlesen. Aber Jungermann gewinnt schnell das Zuhörer-Herz, denn er hat eine feine und präzise Modulation, die auch die Dialoge glänzend umsetzt. Die Stimme des Vorlesers ist weder langweilig noch langatmig. Er kann kritische Momente, Verärgerung oder auch Humor genial in Worte und Stimmbalancen umsetzen.

_Insgesamt_

Mit „Der letzte Agent“ von Jacques Berndorf ist ein brisanter Krimi geliefert worden. Dieser ist spannend und bis zum Schluss verworren, ohne verwirrend zu sein. Blendend ist die Umsetzung zum Hörbuch. Es wurde nichts gekürzt oder gar verändert. Letztlich ist der vorlesende Georg Jungermann eine gute Neuentdeckung für die Vertonung von Büchern.

Praktisch ist ferner, dass der Verlag den Audio-CDs zusätzlich die komplette Geschichte im mp3-Format als Zusatz-CD beifügt. Dieser Bonus wird den modernen CD-Playern gerecht und darf als innovativ bezeichnet werden.

_Klappentext_

|Der Journalist Siggi Baumeister hat alle Hände voll zu tun. Nicht nur mit der grässlich zugerichteten Leiche, die er im Eifelwald findet, gewissermaßen fast vor seiner Haustür. Auch eine resolute alte Dame aus Berlin tritt plötzlich auf den Plan und stellt sich als seine Tante Anni vor. Baumeister hat noch nie von ihr gehört. Und schließlich entpuppt sie sich als eine mit allen Wassern gewaschene Frau vom Fach, eine pensionierte Kripo-Kommissarin. Baumeister kann jede Hilfe gebrauchen, denn die Fährte, die er verfolgt, führt ihn direkt zu einem alten Stasi-Komplott, das man erschreckend wendig der neuen politischen Situation angepasst hat. Nur eines hat man beim Alten belassen: die Entschlossenheit, lästige Störenfriede gnadenlos zu liquidieren … |

|8 Audio-CDs
1 Bonus-CD im MP3-Format
Laufzeit ca. 8:35 Stunden|
http://www.hoerbuchnetz.de/