Alle Beiträge von Lars Strutz

Takei, Hiroyuki – Shaman King 3

[Band 1 3432
[Band 2 3623

_Handlung:_

Zum ersten Mal beschäftigt sich ein Band ausschließlich mit einem Handlungsstrang. Holzschwert-Ryu, ein Rowdy und so etwas wie ein Feind Yos, wird auf der Suche nach einem Unterschlupf für sich und seine Bande von einem Geist namens Tokagero in Besitz genommen. Dieser wurde von Amidamaru, der nun als Geist in Yos Diensten steht, ermordet, da dieser als Dieb es auf sein Schwert abgesehen hatte. Nun versucht Tokagero, Rache an Amidamaru zu nehmen, und ihm ist dabei jedes Mittel recht.

_Comic:_

Neben einigen Stärken wie klassischem japanischem Humor und den wieder mal gelungenen Zeichnungen fallen in diesem Band einige Schwächen auf. So wird wie im Vorgängerband das Thema Freundschaft thematisiert, schafft aber diesmal die Kurve nicht und wird teilweise etwas zu kitschig. Auch wurde das Thema bereits im letzten Band ausgereizt und wird diesmal nur noch breitgetreten. Des Weiteren ist der Kampf bei weitem nicht so gelungen wie der letzte. So geht es eher von einer Geiselsituation in die nächste, ein Schlagabtausch kommt gar nicht vor und die ganze Zeit wird definitiv zu viel geschwafelt.

Dafür wird der Charakter des Holzschwert-Ryu etwas genauer beleuchtet, und die für viele Mangas essenzielle „Alltagsstimmung“ kommt auf. Die Charaktere wirken bekannt, die Kampfweise ist klar und auch der Humor amüsiert wie in gewohnter Weise durch flotte Panelwechsel.

_Zeichenstil:_

Der eigenartige Stil ist auch diesmal ohne große Veränderung übernommen worden. Im Vergleich zu den Vorgängerbänden fällt auf, dass hier viel häufiger Totalaufnahmen benutzt und auch wesentlich mehr Stillbilder genutzt werden.

Das Highlight des Bandes stellt allerdings das Charakterdesign von Tokagero dar. Dessen Namen bedeutet übersetzt Echsenmensch, und genauso sieht er auch aus. Durch gekrümmte Haltung, ein plattes Gesicht und reptilienartige Augen wirkt er nicht nur sehr verschlagen, sondern auch wunderbar bösartig. Auch dessen Bewegungen und Mimik beeindrucken im Laufe des Bandes häufig. Die Darstellung wirkt vor allem einzigartig und ist definitiv einer der Höhepunkte des Bandes.

_Fazit:_

Das Klischee eines Mangas, der Kampf jeder gegen jeden, ist nun endlich erreicht, und passend zum Gefühl der Gewohnheit, das sich langsam einstellt, geht auch der Band selber etwas in die Knie. Selten spannend und teilweise übertrieben kitschig, macht der Band dennoch aufgrund der guten Zeichnungen von Hiroyuki Takei einiges an Boden gut. Gegen Ende wird dann noch der Beginn einer durchgängigen Storyline angekündigt, die zumindest jetzt schon Lust auf mehr macht.

http://www.carlsencomics.de/

Takei, Hiroyuki – Shaman King 2

[Band 1 3432

_Handlung_

Nachdem in Band eins der grobe Rahmen für die Charaktere gesetzt und der Schamanismus im japanischen Glauben erklärt wurde, fängt der zweite Band an, die Rahmenhandlung für die nächsten Bände festzulegen. Nachdem Yo Asakura, Schamane und Held des Comics, am Ende des ersten Bandes vom chinesischen Schamanen Ren fast besiegt worden wäre, wacht er im Krankenhaus auf und erinnert sich wieder an seinen Lebenstraum: König der Schamane zu werden, um ein Leben in Ruhe und Gelassenheit zu verbringen. Mithilfe seiner Verlobten Anna Kyoyama bereitet er sich auf dieses Ziel vor und bekommt gleich bei seinen ersten Kampf einen schweren Gegner: Rens Schwester, die durch Daoismus, der chinesischen Art der Totenkontrolle, versucht, Yos Geist Amidamaru abzuluchsen.

_Comic_

Auch wenn sich der Comic nun langsam aber sicher der typischen „Jeder gegen jeden“-Kampfmentalität zuwendet, ist von einem Qualitätsverlust noch nichts zu spüren. Zwar gehen über zwei Drittel des Bandes für den Kampf gegen Rens Schwester drauf, trotz allem passiert hier mehr als nur das übliche „Ich probiere jetzt diese Technik gegen diese Technik aus“.

Da wäre zum einen die etwas kitschige Botschaft über Freundschaft, was aber doch recht erfreulich ist, wenn man bedenkt, dass viele Mangas nicht mal im Ansatz versuchen, mehr zu vermitteln als gebrochene Rippen. Zum anderen wären da doch recht interessante Exkurse in den Schamanismus der verschiedenen Kulturen, der sich in diesem Band recht gut abzeichnet. Auch das ganze Drumherum ist wieder sehr gelungen und vor allem humorvoller als noch der erste Band, was in erster Linie an den Zeichnungen und Bildübergängen liegt. Zu guter Letzt wäre der recht gelungene Charakter von Yos Verlobter Anna erwähnenswert, die durch ihren kräftigen Ehrgeiz einen gelungenen Gegenpol zu Yos Faulheit bildet.

_Zeichenstil:_

Der minimalistische und leicht von Disney angehauchte Zeichenstil bleibt weiterhin Geschmackssache, ist aber immer noch eine wohltuende Abwechslung zu den 1001 Clampklonen. Sehr gelungen sind die wunderbar flüssigen Bildwechsel in den humorvollen Szenen, die eine richtige Anime-Stimmung schaffen und mithilfe verschiedener Panelgrößen und Seitenwechsel die Pointe richtig schnell in die Wege leiten.

Auch sonst ist Tempo in diesem Band sehr wichtig, vor allem wegen der Kampfsequenzen. Die bestehen zum Glück nicht ausschließlich aus Kampfansagen. Zwar gibt es keinen flüssigen Schlagabtausch, sondern eher Attacke gefolgt auf Attacke, trotzdem machen diese besonders gegen Ende hin Spaß, da sie doch recht gewaltig ausfallen und ziemlich mächtig aussehen. Besonders wenn viel Detailarbeit dahintersteckt, zeigt sich der Vorteil des recht simplen Zeichenstils von Hiroyuki Takei. Dann bekommen die Bilder einen emotionalen Anstrich, der sie regelrecht aus den einfachen Bildern der restlichen Seiten heraushebt.

_Fazit_

Band 2 mag vielleicht auf die klassischen Mangaklischees zusteuern, aufgrund des neuartigen Themas sowie des interessanten Zeichenstils wird es aber nicht so schnell langweilig. Auch Leser, denen der erste Band aufgrund eines fehlenden roten Fadens nicht zugesagt hat, werden mit dem zweiten Band nun besänftigt. Vor allem Fans von „One Piece“ werden mit „Shaman King“ glücklich werden, da diese Serie genauso wie „One Piece“ mit einem neuartigen Zeichenstil, gelungenen Charakteren und einem etwas anderen Helden aufwarten kann. Auch wenn großartige emotionale Momente, wie „One Piece“ sie sehr gelungen zelebrierte, noch fehlen, zeigt sich „Shaman King“ zumindest auf dem richtigen Weg.

http://www.carlsencomics.de/

Hiroyuki Takei – Shaman King 1

_Handlung:_

Manta Oyamada ist ein ganz normaler japanischer Klassenstreber. Gute Noten, viele Nachhilfekurse und erst recht keine außergewöhnlichen Vorfälle. Bis er auf Yo Asakura trifft. Der wiederum ist ein völlig normaler japanischer Schamane. Guter Kontakt zur Welt der Toten, viele tote Begleiter und erst recht außergewöhnliche Vorfälle. Im ersten Band werden das allgemeine Schamanendasein sowie die Freundschaft zwischen Manta und Yo eingeleitet, und erste Anzeichen einer durchgehenden Handlung zeichnen sich ab, denn der Gedanke des „Shaman King“ scheint alle irgendwie zu betreffen.

_Comic:_

Mit „Shaman King“ wurde seinerzeit in Japan eine regelrechte Interessenwelle für Schamanismus und das Außergewöhnliche im Allgemeinen losgetreten. Jeder schien ein Photo mit einem Geist darauf zu besitzen, und sich mit den Toten zu beraten, war der letzte Schrei. Dass der Comic mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun hat, ist dabei getrost zu missachten. Hier geht es eher um die altbekannte japanische Comictradition, dass jeder mit jedem kämpfen muss. Doch zum Glück setzt sich „Shaman King“ stark von der Masse ab. Für die Kämpfe werden hier die Geister der Toten gebraucht, die im Körper des Schamanen wieder zum Leben zurückkehren. Na ja, und die dann nichts Besseres zu tun haben als sich zu kloppen.

Zum Glück zeigt bereits der erste Band auf, dass es noch andere Lösungsmöglichkeiten gibt, als einen Schwertkämpfer, Boxer oder sonstwen in der Hinterhand zu haben. Allein deswegen ist der erste Band ein guter Einstieg, da sich hier bereits abzeichnet, dass mehr Ideen hinter dem Comic stecken als nur bloßes Geprügel. Auch der Gedanke, wie man denn nun mit den Totengeistern umgehen sollte und welche Beziehung man zu ihnen aufbauen könnte, gibt dem Ganzen schon einen etwas tieferen Sinn.

Zudem gibt es genauso wie in „One Piece“ häufig Momente, in denen Dramatik das übliche Storygeschehen unterbricht, was bei einem heiklen Thema wie Verstorbenen eigentlich vorauszusehen ist. Zu guter Letzt zeichnet sich bereits im ersten Band das gute Charakterdesign der folgenden Bände ab, in denen vor allem durch die verschiedenen Schamanentradition leicht zu unterscheidende Figuren entstehen.

_Zeichenstil:_

Der zweite Unterschied von den normalen „Jungs“-Mangas ist der etwas eigenwillige Zeichenstil, der sehr stark von Disney beeinflusst ist. Zwar gibt es immer noch typisch japanische Frisuren, bei denen selbst Marge Simpson vor Neid erblassen würde, doch durch einfache, geschwungene Striche schafft es Autor Hiroyuki Takei, einen eigenwilligen, fast originellen Zeichenstil zu erschaffen, der in Zeiten der Clamp-Klon-Horden richtig gut fürs Auge ist. Besonders die Figur des Manta ist in ihrer Einfachheit und Originalität schwer zu überbieten, und es ist von vornherein klar, dass er wohl die meisten SD-Panels füllen wird.

_Fazit:_

Nachdem es in Deutschland leider viel zu viele „Ein Typ prügelt auf den anderen“-Mangas gibt, ist „Shaman King“ genauso wie „One Piece“ eine willkommene Abwechslung zum Einheitsbrei. Vor allem der erste Band strotzt vor Abwechslung und gibt einen sehr guten Einstieg ab. besonders weil man ihn lesen kann und danach nicht weitere Bände kaufen muss, da hier die fortlaufende Story nur angedeutet wird. Des Weiteren ist jeder Zeichenstil, der originell und nicht von Akira Toriyama beeinflusst ist, wahres Balsam für meine Augen. Der erste Band von „Shaman King“ ist in jedem Fall empfehlenswert.

http://www.carlsencomics.de

Otomo, Katsuhiro – Akira Band 1

_Handlung:_

Am 06. Dezember 1992 bricht durch die Explosion einer Superbombe in Tokio der dritte Weltkrieg aus, der mehrere größere Städte vernichtet. 38 Jahre später befindet sich die Motorradgang um den jungen Kaneda auf dem Weg zum Krater dieser Bombe, auf dessen Rückweg ein mysteriöser Unfall mit verheerenden Folgen passiert. Tetsuo, ein guter Freund Kanedas, wird dabei schwer verletzt und in ein Krankenhaus gesteckt, woraufhin er unauffindbar ist. Wenige Tage später entdecken die Jungs den Verursacher des Unfalls: ein kleiner Junge mit einem greisenartigen Gesicht. Was genau der Junge mit Akira zu tun hat, und warum Tetsuo verschwunden ist, diese Frage bildet den Auftakt zu einem wirklich gewaltigen Manga.

_Comic:_

Das letzte Mal, als ich in das |Guiness| „Buch der Rekorde“ nachgeschaut habe, war „Akira“ noch der dickste Manga der Welt. Klar, in Einzelbänder verpackt, gibt es vielleicht länger laufende Serien, aber durch das Telefonbuchformat der Bände sowie eine durchgängige Story auf über 2170 Seiten in DIN-A4 kommt es einem tatsächlich gigantisch vor, da die Geschichte auch nicht durch Kapitel oder sonstiges unterbrochen, sondern wirklich am Stück erzählt wird.

Dass der Manga aber nicht nur durch seine schiere Größe glänzt, macht der erste Band bereits eindrucksvoll klar. Bereits zu Anfang stellen sich viele Fragen, wobei die nach Akira besonders drängend ist, und was er überhaupt mit den ganzen Vorfällen zu tun hat. Auch die Darstellung der sozialen Unterschicht, in der Kaneda und seine Jungs leben, ist sehr gut gelungen und bringt eine gewisse Endzeitstimmung mit sich, die von einer allmächtigen Regierung noch ziemlich gut unterstützt wird. Die Story befindet sich fast ausschließlich im Vollgaszustand, was durchaus angenehm ist, denn mit einer leichten Prise Humor kommt der Mix aus Action und Storysequenzen ohne Langeweile oder künstliche Streckungen aus, wie man es sonst bei einem derart ambitionierten Werk eher nicht erwarten würde. Die Charaktere kommen zwar ohne größere Ecken und Kanten aus, wirken fast schon normal, aber eben nur so normal, wie ihr Umfeld das zulässt. Da sich das Ganze noch am Anfang befindet, ist klar, dass hier noch die eine oder andere Entwicklung stattfinden wird.

_Zeichenstil:_

Katsuhiro Otomo gilt als einer der ganz Großen seines Fachs, und das nicht umsonst. Mit Akira legte er 1984 einen Zeichenstandard vor, der auch heute trotz des großen Achtzigertouchs bei den Figuren noch sehr modern wirkt. So ist in seinen Gesichtern und Objekten eine große Liebe hinsichtlich der Wölbungen zu sehen, die durch gelungene, unauffällige Striche dargestellt werden und dem Ganzen eine gewisse Dreidimensionalität geben, die das Geschehen sehr interessant und modern gestaltet, da sehr viele Manga-Autoren die Dreidimensionalität ihrer Figuren normalerweise nur durch das Spiel von Licht und Schatten entstehen lassen. Auch sind die einzelnen Bilder mit viel Liebe zum Detail gezeichnet worden, nur selten gibt es Bilder, denen es an Hintergrund oder einem gut ausgearbeiteten Gesicht fehlt. Auch die Animation der Actionsequenzen ist unheimlich flüssig und nachvollziehbar, so etwa die Verfolgungsjagd auf Seite 70. Auch hierbei hält der Autor das Tempo angenehm hoch, ohne das Geschehen mit zu viel erläuternden Bildern zu verlängern.

_Fazit:_

Mit dem ersten Band ist Katsuhiro Otomo ein wirkliches Meisterwerk gelungen, das Lust auf mehr macht und auch in den späteren Bänden nicht an Qualität verliert. Die Faszination, den längsten Manga der Welt zu lesen, reicht schon aus, doch die Spannung der Story sowie der hervorragende Zeichenstil tun ihr Übriges dazu.

http://www.carlsencomics.de

Hagiwara, Kazushi – Bastard!! – Band 1: Angriff auf Metallicana

_Handlung:_

Vor 15 Jahren wandelte der Magier Dark Schneider über die Fantasywelt, um mit seinen vier Reitern der Apokalypse für Tod und Verderben zu sorgen, sowie, ganz uneigennützig, die Weltherrschaft für sich selbst zu beanspruchen. Doch er wurde in einem Kampf vom dem Oberpriester Tio Noto Soto vernichtet und im Körper eines kleinen Jungen versiegelt. Nun sind seine Gefährten auf dem Weg, das Werk Dark Schneiders fortzusetzen, und noch mehr. Sie wollen die mächtige Anthrax erwecken. Doch im Königreich von Metallicana erwartet sie Widerstand von Dark Schneider persönlich.

_Comic:_

Als „Bastard!!“ 1987 anfing, war er noch ein recht einfacher Fantasy-Manga mit einem leichten Hang zum Hentai, der nicht wirklich viel Wert auf eine Story legte. Doch der Comic hatte etwas, das faszinierte: den unglaublich egomanischen und sexistischen Charakter von Dark Schneider. Als sein Bann in der Stadt Metallicana von der Tochter Tio Noto Sotos, Tia Noto Yoko, geöffnet wird, fällt es ihm gar nicht ein, den Angriff der heranrückenden Armee aufzuhalten. Da Dark Schneider allerdings in den Körper des Adoptivbruders von Tio Noto Yokos verbannt wurde, Luzi Renren, behandelt sie ihn immer noch wie einen kleinen Bruder, ist also die Einzige, die ihn kontrollieren kann. Dieser Egoismus von Dark Schneider und das Temperament von Yoko ergeben ein gutes Paar, das wirklich amüsant zu lesen ist. Auch haben auch die kleinen Hentai-Einflüsse der ersten Bände etwas Amüsantes für sich; so ist das Siegel von Dark Schneider nur mit dem Kuss einer Jungfrau zu brechen. Dass der Kerl dann gleich nackt erscheint, kann natürlich auch niemand ahnen. Geschweige den die Ausmaße des „Auftritts“. Das andere Vergnügen sämtlicher Bände ist die Suche nach Heavy-Metal-Bands in den Namen der Charaktere und Ortschaften. Klar, was Metallicana und die Anthrax sind, des Weiteren gibt es die Zaubersprüche Venom, Damned, Golem und Striper (hier mit i geschrieben), weitere Königreiche heißen zum Beispiel White Snake oder Judas. Und das ist nur ein kleiner Teil. Wer sich die Zeit nimmt, die einzelnen Textzeilen zu übertragen, findet sicher auch weitere Bands.

_Zeichenstil:_

Der Anfang der Serie ist noch recht einfach und nicht so eigenständig wie später, weist aber bereits erste Ansätze zur Originalität auf. Wunderbare Beispiele hierfür sind ein zweiseitiges Bild, ausschließlich gefüllt mit Dark Schneiders Kopf, sowie das zweite Bild des Angreifers Osborne (huch, noch so was mit Metal) auf einem um die Ecke preschenden Pferd. Der Arbeit merkt man deutlich an, dass ein größeres Team daran arbeitet, und das nicht in einem wöchentlichen Rhythmus. Sowohl Figuren und Hintergründe legen großen Wert auf Details, was manchmal zu etwas komplexeren Bildern kommen kann, aber im Verlauf der Serie noch weitaus schlimmer wird. Kleine Details wie der Kopf des Golems, der verdächtig nach dem Maskottchen von Motörhead aussieht, sind bis ins letzte Detail ausgearbeitet, und wer bereits im Anfangsstadium des Mangas zeichnerisch versucht mitzukommen, wird überrascht sein, wie schwer es sein kann, diese Bilder zum Beispiel abzuzeichnen.

_Fazit:_

Auch wenn der Zeichenstil für Leseanfänger doch etwas schwer sein kann, so entschädigt die Story dafür hundertfach. Der schräge Charakter des Dark Schneider sowie die überall versteckten Andeutungen auf den Heavy Metal machen den Manga sehr liebenswert, und auch wenn er sich später extrem weiterentwickelt, sollte man einen Blick darauf riskieren.

http://www.carlsen-comics.de

Leon, Donna – Blutige Steine

_Handlung_

Venedig, mitten in der Vorweihnachtszeit. Auf dem Campo Santo Stefano wird ein so genannter |vucumprà|, ein Taschenhändler, der illegal aus Afrika eingereist ist, von zwei Profikillern erschossen. Inmitten einer Gruppe amerikanischer Touristen, und niemand hat etwas gesehen. Neben den üblichen Problemen seitens seines Vorgesetzten Patta, der ihm bald verbietet, weiterzuforschen, muss Commissario Brunetti auch mit dem Rassismus im eigenen Land sowie Problemen von ganz oben kämpfen. Selbst bei den anderen |vucumprà| gibt es nicht viel Hilfe, und so muss sich Brunetti wieder auf seine Kontakte und die tatkräftige Hilfe von Elettra und Vianello verlassen.

_Kritik_

Schon vierzehn Fälle hat die amerikanische Autorin Donna Leon über ihren liebenswürdigen Commissario Brunetti und seine Ermittlungen im beschaulichen Venedig veröffentlicht, ein fünfzehnter ist bereits in Arbeit, der dann im Juni erscheinen soll. Die Rezeptur wirkt auch hier wieder einwandfrei; so sind die Beschreibungen der edlen Gemäuer und die verfallenen Gassen Venedigs ebenso ein Hauptbestandteil wie die italienische Lebensart. Da stört es auch nicht, wenn auch hier wieder kaum Neues festzustellen ist. Brunetti fragt sich durch, anstatt sich von Actionsequenz zu Actionsequenz zu prügeln, die Familie von Guido Brunetti steht wieder im Mittelpunkt und sowohl Komissar Zufall als auch seine Verbindungen mit den Einwohnern Venedigs helfen Brunetti bei der Lösung des Falles.

Die Story ist herrlich typisch für Commissario Brunetti. Auf der einen Seite entsteht Reiselust nach Venedig, erweckt durch die ausgiebigen Beschreibungen der Stadt, ihrer Sitten und Gebräuche und ihrer kulinarischen Gewohnheiten. Auf der anderen Seite überschattet das Bild hinter den Kulissen den beschaulichen Ausblick auf die Lagunen. Der Rassismus, der sich in die alteingesessenen Herzen der Venezianer geschlichen hat, zeigt sich an vielen Ecken, sogar in der eigenen Familie von Commissario Brunetti. Die Fragen, wie man mit Schwarzafrikanern umgehen soll, wie man sie als Individuen „unterscheiden“ kann und wie ihre Handlungsmotivationen aussehen, beschäftigen Guido Brunetti genauso wie die Lösung des Falles, was sehr interessant nachzulesen ist und den Leser gedanklich anregt. Diese dezente Gesellschaftskritik, wie sie in anderen Romanen schon bezüglich Homosexualität oder auch Aristokratie in der heutigen Zeit gezeigt wurde, dient auch in diesem Fall als roter Faden für viele innere Monologe des Commissario.

Die Spuren des Falles sind im Übrigen allesamt gut nachvollziehbar, und mit ein bisschen eigenem Mitdenken lassen sich auch hier wieder vom Zuhörer diverse Fährten selbst verfolgen, was durch das gemäßigte Erzähltempo sehr gut unterstützt wird.

Bei der CD selbst bin ich geteilter Meinung. Achim Höppner liest klar und verständlich, und seine charakteristische Stimme klingt überaus angenehm. Leider wirkt es immer etwas unpassend, wenn er versucht, den Charakteren eine eigene Stimme zu geben. Da werden die Frauen ein kleines bisschen höher und die Amerikaner mit Akzent gesprochen, aber ein wirkliches Auseinanderhalten kommt dennoch nicht zustande, da wäre ein ganz normales Vorlesen ohne Charakterunterscheidung angebrachter gewesen. Wenn das Erzähltempo gesteigert wird, liest Höppner übrigens weiterhin im gleichen, ruhigen Ton und Tempo, obwohl man als Hörer vor Spannung am liebsten vorspulen möchte, ganz wie man es beim Lesen schließlich auch macht. Generell ist die langsame Vortragsweise der größte Kritikpunkt am Hörbuch. Bei vielen, nicht storyrelevanten Einschüben, wie etwa Gedanken über die Klimakatastrophen oder auch Ortsbeschreibungen, kann es durchaus passieren, dass man sich nur wünscht, Herr Höppner würde mal ein bisschen Tempo zulegen.

_Fazit_

So langsam stellt sich wohl die Frage, ob Frau Leon das gleiche Schicksal wie den von mir geschätzten Henning Mankell ereilt und sie die Lust auf die jährliche Reise nach Venedig verliert. Aber es scheint nicht so. Während es sich bei Mankell schon bemerkbar machte, dass er irgendwann aus seinen literarischen Strukturen ausbrechen würde, so merkt man Leon wiederum an, dass sie weiterhin an ihrer Struktur festhalten will und daran auch nichts verändern wird. Wer nach dreizehn Bänden immer noch hofft, dass ein großer Schicksalsschlag oder eine andere Wendung den generellen Ablauf aufbricht, der wird auch hier wieder enttäuscht sein. Venedig und das Leben Brunettis sind die Hauptdarsteller, der Fall ist faszinierend und mit aktueller Sozialkritik versehen, und auch die Gespräche abseits der Story sind interessant gehalten. Bis auf das etwas abrupte Ende kann man dem Buch kaum etwas Negatives vorhalten.

Ganz anders sieht es wie gesagt beim etwas langatmigen Vortrag des Hörbuches aus. Nur wer die absolute Ruhe hat und sich mit Heißgetränk gemütlich aufs Sofa setzen und abschalten kann, den wird das gemächliche und durch nichts aus der Ruhe zu bringende Erzähltempo von Achim Höppner nicht stören. Allen anderen sei dann doch eher das Buch ans Herz gelegt.

http://www.diogenes.de/

Woodward, Bob – Informant, Der. Deep Throat – Die geheime Quelle der Watergate-Enthüller

_Inhalt_

Die inzwischen legendäre Geschichte um den Einbruch im Watergate-Hotel und die damit einhergehende Tatsache, dass Präsident Nixon seine Konkurrenz ausspionierte, beinhaltet viele Hauptfiguren, aber in der ganzen Zeit war keine so wichtig wie der geheime Informant Deep Throat. In seinem neuesten Buch enthüllt Bob Woodward, Verfasser der Artikel in der |Washington Post| und Kontaktmann zu Deep Throat, das Geheimnis um die Identität des Informanten und erzählt auch in Anbetracht der neuen Erkenntnisse die Geschehnisse um den ganzen Fall neu. Auch alles, was das Leben danach betraf, sowie die Gründe für die Enthüllung werden in dem Buch preisgegeben.

_Schreibstil_

Man erkennt, dass es sich bei „Der Informant“ um das Buch eines Zeitungsredakteurs handelt, da es von vorn bis hinten mit Informationen gefüllt ist. Wer den auf einem früheren Buch Woodwards basierenden Film „Die Unbestechlichen“ von Alan J. Pakula gesehen hat, der weiß, was ich meine. Namen, Tatsachen und Informationen werden dem Leser nur so um die Ohren gehauen, und das ist auch gut so. Wären zu jedem Namen und jeder Information detailliertere Ausführungen ergänzt worden, so wären aus den 200 Seiten des Buches schnell ein 500-seitiger Roman mit ständigen Wiederholungen geworden.

Interessant ist es auf jeden Fall, das ganze Geschehen noch einmal mit den neuen Informationen nachzulesen, obwohl es ohne Vorkenntnisse doch sehr schwer fallen kann. Auch zu erfahren, wie es mit Deep Throat und Bob Woodward nach dem Rücktritt Präsident Nixons weitergegangen ist, ist auf jeden Fall lesenswert. Nur auf den letzten Seiten, wo es um die Gewissensfrage zu der Enthüllung von Deep Throat geht, wird es doch sehr träge, da es sich nur noch um persönliche Meinungen und Gedanken dreht, und die Informationen, die das Buch spannend machen, letztendlich fehlen.

Was negativ auffällt, ist, dass manchmal zwischen all den Gedanken und Informationen der rote Faden verloren geht. So kann es schon vorkommen, dass ein kurzer Abschnitt mit einer enormen Menge an Details gefüllt wurde, letzen Endes aber nur eine kleine Randbemerkung im ganzen Kapitel ist. Das macht die Lektüre leider auch etwas anstrengend.

_Fazit_

Dass die Geschichte ohne lebensbedrohliche Situationen oder sonstige Thrillermomente auskommt, ist von vornherein klar; wer sich allerdings mit investigativem Journalismus oder Watergate im Allgemeinen beschäftigt, wird trotzdem genügend Anreize finden, sich durch die Seiten zu wühlen, auch wenn das Werk sich nicht gerade zum Nebenbeilesen eignet. Allein die zahlreichen Details, die sich nun offenbaren, machen das Buch lesenswert. Fans des Films „Die Unbestechlichen“ ebenso wie Geschichtsinteressierte werden mit „Der Informant“ auf jeden Fall zufrieden sein.

le Carré, John – Geheime Melodie

_Handlung_

Der Spitzendolmetscher Bruno Salvador, Sohn eines weißen Missionars und einer schwarzen Stammestochter, wird vom Britischen Geheimdienst aufgrund der Empfehlung seines Mentors zu einem Auftrag beordert. Er soll bei einer wichtigen Konferenz, bei der über die Zukunft seines Heimatlandes Kongo entschieden wird, offiziell den Übersetzter geben. Inoffiziell ist ihm aber aufgetragen worden, die verschiedensprachige Truppe in ihrer Freizeit abzuhören und ihre Worte zu übersetzten. Und was er da hört, sagt ihm überhaupt nicht zu.

_Schreibstil_

Ich muss gestehen, dass dies mein erster John le Carré ist, aber mit Sicherheit nicht mein letzter. In einfacher Sprache wird hier eine gelungene Atmosphäre kreiert; angefangen beim plötzlichen Fallenlassen in die Spionagewelt über den Einsatz bei der Konferenz bis zum Entschluss Salvadors, das schreckliche Ausmaß der Konferenz zu beeinflussen – man fühlt mit dem Protagonisten und glaubt zu wissen, was jeweils in ihm vorgeht.

Was ebenfalls genial an John le Carrés Buch ist, sind die Charaktere, die bis zur kleinsten Nebenfigur hervorragend ausgearbeitet sind und nicht dem Standardbuch der Charaktergenerierung entspringen. Angefangen beim von seinen Fähigkeiten eingenommenen Protagonisten über seine karrieregeile Ehefrau bis hin zur Familienfreundin, einer leicht überdrehten Psychologin, ist ein breites Spektrum an Charakteren verteten. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass Bruno Salvador lieber nach seinem Charakter handelt und nicht so, wie eine schnelle Handlungsauflösung es verlangen würde. Dadurch bringt er sich in einige Probleme, klar; er ist schließlich nicht als Spion geboren worden, und zum Glück benimmt er sich wie ein Held aus Zwang, und nicht, weil es ihm Spaß macht.

Auch der politische Hintergrund ist schlüssiger als viele Weltuntergangsprophezeiungen von Tom Clancy. Auf der einen Seite gibt es Leute, die dem Kongo wieder Einigkeit und Frieden schenken wollen, andere wiederum sind mit diesem Lösungsweg nicht einverstanden, und alle wollen einen möglichen Profit herausschlagen. Jeder in der Konferenz hat seine eigenen Motive, und jedes läuft auf die eigene Ansicht hinaus, wie seine Haut und sein Heimatland zu retten ist, und nicht etwa, persönliche Rachegelüste zu stillen.

_Fazit_

Dass John le Carré einer der ganz großen Schreiber von Spionageromanen ist, sollte bekannt sein. Mit „Geheime Melodie“ unterstreicht er dies auf eindrucksvolle Weise. Realistisch, nachvollziehbar und absolut spannungsgeladen, entwickelt sich das Buch zu einem absoluten Pageturner, den man so schnell nicht aus der Hand legen will. Erstens, weil Vorhersehbarkeit überhaupt nicht le Carrés Ding ist, und zweitens, weil einfach alles um ein Vielfaches nachvollziehbarer ist als vieles, was im Genre anderweitig herausgebracht wird. Auch das Afrikaszenario ist weitaus frischer als die üblichen Streiterein Russland gegen Amerika und somit auch weitaus gewinnbringender zu lesen.

http://www.ullsteinbuchverlage.de/listhc/

Tobias O. Meißner – Hiobs Spiel – Traumtänzer

_Handlung_

Und weiter geht das wilde Höllenspiel um den Posten als Herrscher des Wiedenfließ. Wie auch im ersten Buch hat der junge, aber ehrgeizige Hiob Montag sich zum Ziel gemacht, den Herrscher des Wiedenfließ zu stürzen und selber über die Schicksale der Menschen bestimmen zu können. 78 Punkte sind das Ziel, und inzwischen fehlen nur noch 71. Was nicht weiter schlimm wäre, wenn der Gegenspieler nicht anfinge aufzurücken.

_Schreibstil_

Tobias O. Meißner – Hiobs Spiel – Traumtänzer weiterlesen

Manfredi, Valerio M. – etruskische Ritual, Das

_Handlung:_

Eigentlich will Fabrizio Castellani nur eine seltsame Kerbe an einem etruskischen Jungenbildnis untersuchen, doch in dem kleinen Ort, in dessen Museum sich die Statue befindet, überschlagen sich die Ereignisse. Ein unheimliches Heulen in der Nacht, und kurz darauf wird ein stadtbekannter Grabräuber gefunden, ermordet, zerfleischt. Was anfangs noch nach einem Racheakt an Grabräubern aussieht, zeichnet sich allmählich als Gefahr für das ganze Dorf ab.

_Schreibstil:_

Ein archäologischer Horror-Thriller, ob sowas gut gehen kann? Es kann, wie „Das etruskische Ritual“ eindrucksvoll beweist. Mit kleinen, über das Buch verteilten Infos lernt man vieles über das Leben der Etrusker, die vor den Römern Kultur nach Italien brachten. Vor allem über ihre Begräbnisrituale, deren bekanntestes in den römischen Gladiatorenspielen gipfelte, kann man hier eine Menge lernen.

Auch was den Horror betrifft, gelingt es Valerio M. Manfredi hervorragend, von Zeit zu Zeit wohlige Schauer über den Rücken des Lesers zu jagen, da das Grauen, das in der Stadt umgeht, auch des Öfteren über den Protagonisten herfällt und dieser sich jedes Mal nur knapp retten kann. Diese Szenen sind hervorragend beschrieben und wissen auch genau dann zu enden, wenn es zu viel des Guten werden könnte.

Zu guter Letzt sind auch die Teile des Buches, in denen Geheimnisse aufgebaut werden und den Leser während der gesamten Lektüre nicht loslassen, hervorragend geschildert, und das nervenzehrende „Was hat das zu bedeuten?“-Gefühl bleibt über die gesamte Distanz erhalten. Bis zur letzten Seite wird die Spannung aufrecht gehalten und zwingt dazu, das Buch am Stück durchzulesen.

Sprachlich gibt es nichts einzuwenden; flüssig, einfach und mit vereinzelten, gut angebrachten Beschreibungen wird der Roman erzählt, und lange, sich unnötig streckende Passagen kommen nicht vor.

_Fazit:_

Ein angenehmer Genremix, der mit seinem Schauplatz Italien auch noch einige exotische Bonuspunkte einheimsen kann, wobei das italienische Flair von Nichtitalienern wie zum Beispiel Donna Leon interessanterweise besser eingefangen wird. Einzig negativ sehen kann man die doch sehr vorhersehbare Liebesgeschichte, die in den Roman eingebaut wurde. Das gibt dem Buch zwar unweigerlich diesen Hollywoodfilm-Touch, wird dafür aber lustlos und klischeehaft erzählt. Ansonsten ist die Story schön überraschend, und auch die einzelnen Rätsel werden nachvollziehbar aufgelöst. Ein lesenswerter Roman für alle, die sich für frühitalienische Geschichte interessieren oder sich einfach mal ein bisschen gruseln wollen.

http://www.piper.de

Meißner, Tobias O. – Hiobs Spiel – Frauenmörder

_Handlung:_

Hiob Montag, ein Mann mit seltsamem Namen und großen Ambitionen: neuer Herrscher über das Wiedenfließ werden, in der heutigen Zeit auch Hölle genannt. Um das zu vollbringen, muss er in einem unheiligen Spiel 78 Punkte erringen, indem er Prognostica und Manifestationen des Bösen zerstört. Im ersten Buch des auf 50 Jahre ausgelegten Zyklus bekämpft er Missgeburten aus einem kolumbianischen Irrenhaus, erledigt ein im amerikanischen Stromsystem nistenden Dämon, reist in die Zeit zurück, um einem grauenhaften Familienmord beizuwohnen, und stellt sich in den Weg einer Vampirsekte, die einen Schritt zu weit gegangen ist.

_Schreibstil:_

Um ehrlich zu sein, ist dieser erste Teil einer langen Geschichte eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe. Das fängt schon im Design des Buches an. Schwarze Balken am Rand, ein schräg geschriebenes Schriftbild oder ständige Ausstreichungen mitten im Satz wirken in einem Buch wie das verstörende Rauschen eines TV-Bildschirms während eines Horrorfilms. Und auch sonst wird mit dem Medium Buch herrlich gespielt, indem Wörter visuell passend dargestellt werden. Auf- und abhüpfende Buchstaben bei einem stark zitternden Sprecher zum Beispiel, oder Versuchungseinflüsterungen, die fast die Hälfte der Seite einnehmen und wie bei der entsprechenden Person auch jegliches Denken an Anderes vernichtet.

Das kleine Warnquadrat auf dem Titel – Warning: explicit lyrics – sollte nicht abschreckend aufgenommen werden. Klar, wer sehr zart besaitet ist, wird mit der zum Glück ausschließlich zweckdienlichen Brutalität garantiert nicht zurecht kommen, doch nie wird die Brutalität eines Stephen King oder Thomas Harris überschritten, weswegen das Quadrat eher der Werbung dienen soll. Trotzdem ist die Brutalität ein wesentlicher Bestandteil des Buches und lässt ein bisschen an David Finchers Film „Sieben“ denken. Da Hiob das Grausame in der Welt bekämpft, wartet man wie in „Sieben“ mit perverser Furcht auf die nächste Entstellung und dessen Umsetzung.

Der ehrgeizige Hiob Montag steht dabei auf dem schwierigen Grat zwischen zynischem Superheld und sympathischem Antiheld. Abgehärtet wie er ist, sind ihm normale Moralvorstellungen fremd, trotzdem sind seine Kämpfe gegen Abnormitäten Kämpfe um die Rettung der Welt, die in einer typischen Superheldenmanier ausgeführt werden. Das macht den Hauptcharakter sehr interessant, wenn er gegen jede normale Handlungsweise die abartigsten Dinge zur Rettung der Menschheit über sich ergehen lässt.

Die einzelnen Episoden im Buch selber sind sehr abwechslungsreich, und wie oben erwähnt, wartet man mit Spannung drauf, welche irren Ideen diesmal auf Hiob warten. Während das erste Kapitel an Krankheit nicht mehr überboten wird und sich der Aufenthalt in Amerika fast schon wieder normal liest, sind trotzdem in jedem Kapiteln Geschichten enthalten, die sich jedes Mal an Abnormität zu überbieten versuchen, obwohl niemals die Geschmacksgrenze für billige Splattereffekte überschritten wird. Auch inhaltlich läuft keine Geschichte nach dem Schema F ab, immer gibt es andere Arten, wie die Geschichte erzählt wird, zum Beispiel mit Wechsel zu Vergangenheit und Zukunft in der Geschichte des Bayrischen Familienmordes oder komplett in der Perspektive der zukünftigen Opfer Hiobs, wie in der Geschichte der Vampirsekte.

Was das Buch von allen anderen Büchern aber auch abhebt, ist die Tatsache, dass es in Deutschland spielt und sich vor allem auch an deutschen Problemen orientiert. Da es hier strenge Waffengesetzte gibt, ist es nur logisch, dass der Protagonist nicht ständig mit einer dicken Knarre rumrennt und sämtliches Böse, das ihm vor die Flinte läuft, mit einem coolen Spruch auf den Lippen abknallt. Nein, hier wird mit allem gekämpft, was einem zur Verfügung steht, sei es mit Verstand oder guten Plänen, wilde Schießereien kommen im ganzen Buch zum Glück nicht vor. Auch wird der Weg zu diesen Ereignissen nicht einfach zum Flug im Privatjet, sondern jedes Mal hart erkämpft. Geld für Flüge muss zusammengeraubt, Reisen in die Vergangenheit müssen über perversen Schamanen erkämpft und Strecken Innerlands per Anhalter zurückgelegt werden.

Ein weiterer Vorteil des Schauplatzes Deutschland ist, dass man sich viel besser in dem Buch zurechtfindet als in den amerikanischen, da einem die Landschaft geläufiger ist und die Anspielungen auf die Kultur nur mit dem Gedächtnis und nicht mit Wikipedia verstanden werden können. Auch läuft man hier nicht Gefahr, einen Wortwitz zu überlesen, weil er unübersetzbar ist.

_Fazit:_

Ein spannendes, originelles und herrlich zu lesendes Buch, das förmlich nach mehr schreit. Was Tobias O. Meißner abgeliefert hat, ist genau das, was ich schon lange gesucht habe, nachdem ich mich nach sämtlichen Klischeeromanen langsam gefragt habe, ob es nicht auch anders geht. Und da in „Hiobs Spiel – Frauenmörder“ trotzdem nicht auf eine einfache, fesselnde Sprache verzichtet wurde, kann man das Ergebnis locker an einem guten Abend durchlesen, wovon ich aber wegen der langen Durststrecke abrate, da bisher nur ein weiterer Band der Reihe erschienen ist und der nächste voraussichtlich erst Ende 2006 erscheinen wird.

http://www.eichborn.de

|Tobias O. Meißner bei |Buchwurm.info|:|

[„Das Paradies der Schwerter“ 2379
[Interview dazu]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=35
[„Die dunkle Quelle“ 1938 (Im Zeichen des Mammuts 1)
[„Die letzten Worte des Wolfs“ 2418 (Im Zeichen des Mammuts 2)

McMullen, Sean – Seelen in der großen Maschine (Greatwinter 1)

_Handlung_

Fast 2000 Jahre sind nach dem nukleare Winter vergangen, und in Australien hat sich inzwischen wieder fast normales Leben breitgemacht. Das Einzige, was das Leben wie in der Zeit vor dem nuklearen Umsturz verhindert, sind Satelliten im Weltraum, die sämtliche elektronischen Geräte überladen und somit unmöglich machen. Auch der mysteriöse |Ruf|, der ums Land zieht und Menschen in ihr Verderben treibt, macht das Leben schwer. Deswegen kommt die Hoheliber Zarvora, Oberste Bibliothekarin der Stadt Rochester, die vom |Ruf| verschont bleibt, auf die Idee, einen Computer zu bauen, der von Menschenkraft angetrieben wird, um die Bedrohung eines weiteren großen Winters zu verhindern.

_Schreibstil_

Auf jeden Fall positiv ist die Tatsache, dass die Welt nach dem nuklearen Winter nicht großartig beschrieben wird, so dass sich jeder ein postnukleares Australien vorstellen darf, wie er will. Dass allerdings auch Personen und Umgebungen kaum beschrieben werden, kann man zunächst negativ auffassen, würde allerdings im Gesamtbild des Buches unpassend wirken, denn vom Schreibstil her bewegt sich die Story geradlinig voran, ohne irgendwo länger zu verweilen.

Leider ist das aber auch einer der ersten Kritikpunkte. Egal ob wichtiges Ereignis, Spannungshöhepunkt oder langwierige Reisebeschreibung, das Erzähltempo ist immer gleichbleibend, was dem Ganzen den Eindruck eines nüchternen Berichtes verleiht. Generell wird nicht viel von Spannung gehalten; so gibt es in den ganzen 600 Seiten grade einmal vier für die Protagonisten lebensbedrohliche Situationen, die allerdings auch innerhalb einer Seite abgehandelt werden.

Den größten Kritikpunkt stellen allerdings die Charaktere selbst dar, die geradezu erschreckend planlos wirken. Jeder der Protagonisten oder Nebenfiguren verändert seinen Charakter in der Story plötzlich und kaum nachvollziehbar. Aus einer edlen und leicht verrückten Herrscherin wird ein gackerndes Schulmädchen, eine Nebenfigur wird ohne Nennung eines Motivs zum Verräter, und auch innerhalb kurzer Gespräche wechseln die Personen ihre Eigenschaften, um Sätze zu äußern, die überhaupt nicht zu ihnen passen. Besonders seltsam muten Handlungen an, die überhaupt nicht der Situation entsprechen. Da wird in wichtigen Gesprächen mit dem Spazierstock balanciert, schwer Verwundete erhalten einen Honigkeks und Torwächter beginnen ein sinnloses Streitgespräch wie in einem Terry-Pratchett-Roman.

Genauso wie die Charaktere lässt auch die Story einen roten Faden vermissen. Geht es am Anfang noch um den Aufbau des menschlichen Computers, auch Kalkulator genannt, beginnt nach dessen Aufbau ein Krieg um mehr Gebiete, kurz darauf erfährt der Leser, dass man den großen Winter verhindern möchte, und wieder kurze Zeit später beginnt einer der Protagonisten einen weiteren Krieg, dessen Ziel innerhalb der ersten Seiten erfüllt ist, aber um des Krieges willen einfach mal weitergeführt wird. Erst gegen Ende wird uns wieder ins Gedächtnis gerufen, dass der große Winter naht, also wird er innerhalb von zehn Seiten verhindert.

Generell tauchen Probleme nur auf, um innerhalb kürzester Zeit beseitigt zu werden, was den Eindruck einer schnell und lieblos ausgedachten Story vermittelt. Auch Jahrtausende alte Probleme, wie die oben erwähnte Schwierigkeiten, elektronische Gerätschaften zu bauen, werden, sobald sie nicht mehr der Story dienen, einfach beseitigt, als ob sie nie ein wirklicher Störfaktor gewesen wären.

Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, hat sich der Autor in den Kopf gesetzt, Soap-Elemente einzustreuen. Die gehen allerdings zu keiner einzigen Sekunde über das klassische Rein-raus-Spiel hinaus, und so hat jeder Charakter alle zehn oder zwanzig Seiten mal mit jemandem geschlafen, woran sich auch irgendwie niemand stört, und anschließend nimmt die zusammenhanglose Handlung wieder ihren Lauf.

_Fazit_

Im Klappentext als Großmeister der australischen Fantastik angekündigt, lässt Sean McMullen in mir einzig und allein den Wunsch aufkommen, nie wieder Fantasy aus Australien zu lesen. Sollte dieser lieblos zusammengezimmerte Roman das Beste sein, was Australien zu bieten hat, muss alles andere einfach grauenhaft sein. Gute Ideen und Vorstellungsfreiheit sind leider das Einzige, was man hier positiv herausnehmen könnte. Leider werden die Ideen entweder in kurzer Zeit wieder unwichtig oder werden schlecht aufgelöst, und die mangelnden Beschreibungen könnte man auch als Faulheit des Autors interpretieren, da einfach kein Umstand mehr als eine Zeile Erklärung bekommt. Die Story ist sehr wechselhaft und verläuft ohne roten Faden, geschweige denn Spannungsbogen, die Protagonisten tun ständig irgend etwas, das ihrem Charakter nicht treu bleibt, und auch sprachlich wird uns hier nichts geboten, das dieses Buch attraktiv machen würde.

Letztendlich wirkt es so, als wolle Sean McMullen seine Idee der von Menschen angetriebenen Computer und Satelliten im Weltraum nach der nuklearen Apokalypse einfach nur niederschreiben, und dem Ganzen, damit es jemand liest, noch eine Alibistory verpassen. Sobald er alles dazu gesagt hat, lässt er seine Idee wieder verschwinden und widmet sich einer neuen. Ich könnte noch zehn weitere Seiten dazu ins Detail gehen, belasse es aber bei der Meinung, dass ein Buch, das weder einen guten Schreibstil noch gute Handlung oder Personen hat, besser gemieden werden sollte.

http://www.hobbitpresse.de/

Mankell, Henning – Tod des Fotografen, Der

_Handlung_

Der alteingesessenen Fotograf Simon Lamberg wird tot in seinem Atelier gefunden, erschlagen. Keine Spuren am Tatort, und ein Opfer, das anonymer nicht sein könnte. Sogar in einer kleinen Stadt wie Ystad gibt es kaum Gerüchte über ihn zu hören. Wallander nimmt sich des Falles an und stößt auf das Geheimnis hinter der Anonymität des Menschen Lamberg.

_Bewertung_

„Der Tod des Fotografen“ ist einer der Fälle aus dem Sammelband „Wallanders erster Fall“. Dass auf den 140 Seiten kaum Zeit für die üblichen Merkmale eines Wallanderromans bleibt, wie etwa Gedanken über Schwedens Gesellschaft oder Wallanders persönliche Probleme, ist von vornherein klar, trotzdem verliert der Band über die kurze Strecke kaum die typische Atmosphäre, die man beim Lesen umfangreicherer Werke immer gespürt hat.

Der Handlungszeitrum beträgt hierbei gerade mal zwei Tage, in denen – angefangen beim Wetter bis hin zu den Zahnschmerzen des Protagonisten – genug passiert, um auch außerhalb des Falles eine Mankell-typische Atmosphäre zu kreieren. Die Auflösung des Falles ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und auch logisch nachvollziehbar. Es gibt hier zwar kaum ins Leere gehende Spuren wie sonst, trotzdem gibt es genügend Details, über die man sich seine Gedanken machen kann.

Die Struktur selber ist wie im ersten Wallander-Roman angelegt, das heißt, man kennt den Täter nicht, und er selber wird auch bis zum Ende des Buches nicht in eigenen Abschnitten erwähnt. Die kurzen, abgehackten Sätze, die für einen Mankellroman typisch sind, ziehen sich auch hier durchgängig durch den Roman, ohne irgendwie störend zu wirken. Zusammenfassend: ein klassischer Wallander, der einfach nur etwas kürzer als sonst ausgefallen ist.

_Fazit_

Über den Grundgedanken, die einzelnen Geschichten aus dem Roman „Wallanders erster Fall“ nun in Einzelteilen herauszubringen, kann man sicher streiten, wer allerdings das Buch noch nicht hat oder einfach nur mal kurz in die Wallandergeschichten reinschnuppern möchte, wird hier wirklich nicht enttäuscht.

Ich persönlich fand es ganz angenehm, ein Buch zu lesen, von dem ich wusste, dass die Lektüre nur einen Abend brauchen würde; nicht mehr und nicht weniger. Der Fall ist spannend und es gibt kein bisschen Leerlauf; und für einen Wallanderfan ist es sehr angenehm, mal ein bisschen von der Zeit vor dem ersten Roman zu lesen, wo so vieles noch nicht passiert ist und man sich tatsächlich etwas nostalgisch fühlt.

Wer mit diesem Buch zum ersten Mal mit Wallander in Kontakt kommt, wird sich über die fast schon cameoartigen Auftritte einiger Figuren wundern, aber nicht weiter stören, da der Fokus wie immer auf den Kommissar gerichtet ist und alle anderen Figuren mehr oder weniger nur seine Handlanger sind. Man kann also, auch ohne einen anderen Band gelesen zu haben, mit „Der Tod des Fotografen“ seinen Spaß haben, da in den anderen Fällen den Nebenfiguren auch sonst nie viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde und das Privatleben des Kommissars fast selbsterklärend ist. Ein gelungenes Buch für einen gemütlichen Abend ist „Der Tod des Fotografen“ auf alle Fälle.

http://www.dtv.de

Dan Abnett – Das Attentat (Warhammer 40.000)

Handlung

Kurz nach der Landung auf dem Planeten Herodor geht in den pilgerüberfluteten Straßen der Stadt Civitas Beati die Post ab. Passend zur aktuellen Warhammer-40k-Sommerkampagne liefern sich Kommissar Gaunt und seine Jungs vom ersten und einzigen Tanith eine zünftige Straßenschlacht, die gegen Ende wahrhaft apokalyptische Ausmaße annimmt. An mehreren Fronten wird hier der gut organisierte Blutpakt zurückgetrieben, um die schlecht geschützte Stadt vor ihrem endgültigen Ende zu bewahren. Das jedoch ist alles nur ein Vorgeschmack. Im zweiten Teil des Buches müssen sich die Tanither nach einer größeren Weltraumschlacht gegen die Hauptstreitmacht und gegen neun Profiattentäter erwehren, deren Auftrag es ist, der Reinkarnation der heiligen Sabbat endgültig ihren Märtyrertod zu geben.

_Schreibstil_

Dan Abnett – Das Attentat (Warhammer 40.000) weiterlesen