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Charlton, Coleman – Rolemaster – Grundregelwerk

_Rolemaster im Kurzüberblick_

Das „Rolemaster“-Rollenspiel hat keine fest vorgeschriebene Welt, ist also eher als Regelmodul anzusehen, wobei es gerne genutzt wird, um etwa in Mittelerde, der Welt von J. R. R. Tolkiens [„Herr der Ringe“, 1330 zu spielen. Extra dafür gibt es auch eine vereinfachte „Rolemaster“-Form, die sich MERS („Mittelerde Rollenspiel“) nennt. Gewürfelt wird mit zwei zehnseitigen Würfeln (auch W100 genannt). Aufgrund seiner vielen Regeln und Tabellen wird „Rolemaster“ auch gerne scherzhaft als „Rulemaster“ bezeichnet, gilt aber auch als das Rollenspiel mit dem detailliertesten Regelwerk. Die Kampf- und Magiesysteme sind sehr taktisch angelegt und räumen den Spielern und dem Spielleiter viele Möglichkeiten ein.

_Die Geschichte von Rolemaster_

„Rolemaster“ wurde ursprünglich von der amerikanischen Spielefirma |Iron Crown Enterprises| (I.C.E.) entwickelt. Anfang der 1990er wurden die Grundregelwerke zunächst von |Laurin| und später von |Queen Games| ins Deutsche übersetzt. Letztere gingen Mitte der 1990er in Konkurs, was das vorläufige Ende der „Rolemaster“-Reihe in Deutschland bedeutete. Zwar sind viele Regelbücher auf Deutsch erschienen, doch sind diese heute nur noch sehr schwer zu bekommen. 1997 wurde noch mal der Versuch unternommen, eine zweiten Edition zu veröffentlichen, jedoch sind bis heute nur zwei „Kreaturen & Monster“-Bände erschienen. Von 1998 bis 2006 gab es keinen deutschen Lizenznehmer von |I.C.E.| mehr.

Seit 2006 hat |Sonnenfeste| nun die deutschen Lizenzen für „Rolemaster“ übernommen und am 07.07.07 wurde somit das neue deutsche Grundregelwerk auf Deutsch veröffentlicht. Weitere Veröffentlichungen sind geplant, unter anderem das „Rolemaster – Kampfhandbuch“, die drei Zauberbücher „Zauberbuch Leitmagie“ „Zauberbuch Essenz“, „Das Zauberbuch Mentalismus“, sowie die Kampagnenwelten „Trion“, „Shadowworld“ und „Cyradon“.

Über das Vorankommen der Veröffentlichungen wird man regelmäßig auf der [Homepage von Sonnenfeste]http://www.sonnenfeste.de unter „Produktiosstatus“ informiert.

_Regeln_

Im Grunde lassen sich die Regeln ganz einfach zusammenfassen: Man würfelt einen W100, addiert dieses Ergebnis zu den verschiedenen Boni seines Charakters und vergleicht das Ganze mit einer der vorgegebenen Tabellen – fertig. Das klingt alles sehr einfach. Das ist es auch, wenn man erstmal seinen Charakter erstellt hat. Das ist allerdings alles andere als einfach, denn gerade für unerfahrene Rollenspieler sind die große Anzahl an Charakterbögen sowie die verschiedensten Boni und Mali eine schwere Hürde. Ich erinnere mich noch, als ich als „Frischling“ mir vor Jahren das „Mittelerde Rollenspiel“ gekauft und absolut nur „Bahnhof“ verstanden habe. Wie gesagt, mit ein wenig Erfahrung in den üblichen Termini sollte das Ganze allerdings kein Problem sein.

Jeder Charakter besitzt die zehn Attribute Geschicklichkeit, Konstitution, Gedächtnis, Logik, Selbstdisziplin, Empathie, Intuition, Charisma, Reaktion und Stärke. Diesen werden zwei Werte zugeordnet: der temporäre und der potentielle Attributswert. Der temporäre Attributswert ist der momentane Stand, den der Charakter hat und der potentielle ist das Maximum, das der Charakter jemals erreichen kann. Normalerweise haben die Attribute einen Wert zwischen 20 und 100 (wobei der potentielle Attributswert zu Beginn selbstverständlich normalerweise höher ist als der temporäre). Dazu werden dann noch der Grundbonus und der Volksbonus addiert, woraus sich der fertige Attributsbonus ergibt.

Mit den Fertigkeiten (die übrigens überaus zahlreich sind) ist es das Gleiche. Der Fertigkeitswert plus etwaiger Boni ergibt den Gesamtwert der jeweiligen Fertigkeit. Um eine Probe darauf abzulegen, wird mit einem W100 gewürfelt und das Ganze mit einer der vorgegebenen Tabellen verglichen, auf der dann das Ergebnis abgelesen werden kann.

Die Charaktererschaffung ist sehr individuell gestaltbar, und es ist möglich, auch wirklich einen Helden zu spielen, wie man ihn sich ausgedacht hat. Als spielbare Rassen sind im Grundregelwerk Menschen, Hochmenschen, Waldelfen, Zwerge und Halblinge (Hobbits) enthalten. Allerdings wird es in späteren Publikationen noch weitere Rassen geben. Als Berufe sind momentan Krieger, Dieb, Schurke, Magier, Kleriker, Mentalist, Waldläufer, Trickser und Barde vorhanden. Um seinen Charakter mit Fertigkeiten zu versorgen, kann man sich nun entweder Fertigkeit für Fertigkeit Punkte kaufen oder man wählt ganze Ausbildungspakete, was das Ganze erheblich vereinfacht und beschleunigt. Auch Hintergründe kann man käuflich erwerben. Möchte man mit magischen Gegenständen starten, ist dies durchaus ebenfalls möglich.

Auch das Magiesystem ist sehr ausführlich und variabel gestaltet, wobei zwischen „richtigen“ Magiern und teilweise Magiekundigen wie etwa Waldläufern unterschieden werden muss. Das Kampfsystem ist seht taktisch aufgebaut, wobei die Aktionen hier in Kampfrunden eingeteilt werden. Jede Kampfrunde hat einen Wert von 100 %. Allen Aktionen wird ein Prozentwert zugeordnet, die dann diese 100 % verbrauchen können. Hierbei wird noch unterteilt in Blitzaktionen (Probenerschwernisse, dafür aber schneller), normale Aktionen und überlegte Aktionen (längere Zeitdauer, dafür aber Probenerleichterung).

_Mein Eindruck_

„Rolemaster“ erfreut sich meiner Meinung nach zu Recht großer Beliebtheit in Rollenspielerkreisen. Das Regelwerk ist sehr ausführlich, aber zumindest für die Spieler relativ einfach zu handhaben. Allerdings muss ich noch mal erwähnen, dass „Rolemaster“ meiner Meinung nach nicht für Einsteiger geeignet ist, da die verschiedenen Begriffe nur sehr unzureichend erklärt werden, was gerade für „Jungrollenspieler“ zu großer Verwirrung führen kann. Ansonsten ist das Spiel sehr ausgewogen und variabel, was besonders für erfahrene Rollenspieler sehr motivierend sein kann.

Im Vorwort bezeichnen die Autoren „Rolemaster“ als einen Werkzeugkasten, aus dem sich jeder herausnehmen kann, was er für seine Rollenspielrunde braucht. Und ich kann bestätigen, dass dieser Werkzeugkasten bis unter den Deckel prall gefüllt ist. Besonders das sehr taktische Kampfsystem hat es mir angetan, denn hier heißt es nicht nur „Attacke-Parade-Attacke-Parade“, sondern man kann auch in einem Kampf gegen einen deutlich stärkeren Gegner durch geschicktes Taktieren bestehen.

Absolut positiv überrascht hat mich die bombastische Aufmachung des Bandes: Hardcover, komplett in Farbe, Lesebändchen und tolle Illustrationen auf (wenn auch sehr dünnem) Hochglanzpapier lassen jedes Rollenspieler- und Sammlerherz höher schlagen. Zudem liest sich die Zahl der in Bearbeitung befindlichen Erweiterungen sehr positiv – da scheint uns noch einiges aus dem Hause |Sonnenfeste| zu erwarten.

_Fazit_

„Rolemaster“ präsentiert sich als sehr gute Alternative zu den etablieren Fantasyrollenspiel-Systemen wie „Das Schwarze Auge“ oder „Midgard“. Gerade für erfahrene Rollenspieler ist dieses System sicher die Investition wert, denn es überzeugt mit einem tollen Kampfsystem und sehr vielen individuellen Möglichkeiten, was die Charaktererschaffung und die Spielwelten angeht. Obendrein ist die Aufmachung einfach nahezu perfekt.

http://sonnenfeste.de/
http://13mann.de/

Interview mit André Wiesler

_Martin Schneider:_
Hallo, André, stell dich der Leserschaft doch bitte einmal kurz vor.

_André Wiesler:_
Gern. Mein Name ist André Wiesler. Ich lebe und arbeite als Schriftsteller in Wuppertal, wo ich vor nunmehr 33 Jahren auch geboren wurde. Meine Frau Janina und unser Hund Lucky leisten mir dabei Gesellschaft und Schützenhilfe. Neben Fantasy und Science-Fiction schreibe ich seit Neuestem auch „History-Mystery“.

_Martin:_
Neben deiner Arbeit beim „Envoyer“ (Rollenspielmagazin) und deiner Tätigkeit als Chefredakteur des „LodlanD“-Rollenspiels schreibst du ja auch fleißig Bücher. Nun ist mit [„Hexenmacher“ 4106 dein neuer Roman erschienen. Was erwartet den Leser?

_André:_
„Hexenmacher“ erzählt vorrangig die Geschichte des Ritters Hagen von Stein, der im Spätmittelalter seinen Lebensweg zu finden versucht. Dabei hat er mit einem düsteren Geheimnis, diversen Gegenspielern und epochalen Entwicklungen zu kämpfen. Außerdem lernt der Leser den Inquisitor Georg von Vitzthum kennen, der im Jahr 2007 auf der Jagd nach übersinnlichen Wesen ist.

_Martin:_
Die Hauptfiguren sind die als Brüder aufgewachsenen: Hagen von Stein und Albrecht von Neuburg. Beide sind sehr unterschiedlich, wohnen zusammen und werden zu Feinden. Wie hast du die beiden Charaktere angelegt, und was hast du dir dabei gedacht?

_André:_
Das Thema Bruderzwist zieht sich ja durch den gesamten „Hexenmacher“. Neben Hagen und Albrecht sind es vor allem die beiden Könige Sigmund und Wenzel, die einem da einfallen. Wichtig war mir bei beiden Figuren, dass sie in ihrer eigenen Gedankenwelt glaubhaft bleiben und nichts tun, nur um die Geschichte voranzubringen. Im Idealfall sollte der Leser den „bösen“ Albrecht zumindest verstehen, vielleicht sogar etwas mögen und natürlich mit dem langsam ambivalenter werdenden Hagen mitfiebern.

_Martin:_
Mich erinnern die beiden immer ein wenig an Hagen von Tronje (Albrecht) und Siegfried von Xanten (Hagen)? War da die Nibelungensage ein Vorbild? Das würde dann auch einen amüsanten Aspekt in der Namensgebung deiner Figuren ergeben …

_André:_
Hagen war für mich immer schon ein Name, der mit Rechtschaffenheit und Mut verbunden war. Was jetzt aber nicht heißen soll, dass ich jeden Albrecht für schwach und neidisch halte (lacht). Die Nibelungensage hatte ich nicht im Kopf, wiewohl ich da eher ein Fan der modernen Ausdeutung bin, nach der Siegfried ein eher unangenehmer Typ war – in der Sage kommt er ja stellenweise sehr undiplomatisch und frauenfeindlich rüber – und Hagen der „Gute“.

_Martin:_
Kurioserweise stelle ich mir Hagen immer blond vor und Albrecht dunkelhaarig. Bin ich ein Opfer der Stereotypenbildung? Hast du das Aussehen der Charaktere bewusst gewählt?

_André:_
Es war in der Tat ein kleiner, aber bewusster Bruch der Stereotypen, den „Bösen“ blond zu machen.

_Martin:_
Wie kamst du eigentlich auf die Idee, reale Fakten mit einem Werwolfroman zu kombinieren und das Ganze dann noch mit Geheimgesellschaften und kirchlichen Reliquien zu würzen?

_André:_
Werwölfe waren schon immer eine Leidenschaft von mir. Das liegt vielleicht darin begründet, dass ich als Kind schreckliche Angst vor dem Wolfsmann aus dem gleichnamigen Schwarzweißfilm hatte. Tremendum Faszinosum – das Erschreckend-Anziehende (lacht). Der kirchliche Ansatz ist aus der Überlegung erwachsen, was aus Hagen in Band 2 und 3 noch werden soll. Was die reale Einbindung angeht, so finde ich, dass Horror immer dann am besten funktioniert, wenn man das Gefühl bekommt, dass es wirklich so sein könnte; dass die Geräusche unter der Treppe wirklich ein Monster sein könnten, und dass man besser nicht unters Bett guckt.

_Martin:_
Warum hast du dir die Zeit um den ersten Prager Fenstersturz und die der Hussitenaufstände für den Roman ausgesucht?

_André:_
Ich stolperte bei der Recherche zu der Reihe über diese Epoche, vor allem wegen Wenzel und Sigmund, und fand sie gleich spannend. Hier konnte ich religiöse Streitigkeiten mit profaner Machtgier und persönlichen Gefühlen mischen und das vor der genialen Kulisse des spätmittelalterlichen Prags.

_Martin:_
Indem du jeden der beiden Kontrahenten Hagen und Albrecht einem der beiden Könige Wenzel von Böhmen und Sigismund von Luxemburg zugeordnet hast, hast du deren Feindschaft gleich auf eine ganz andere Ebene gehoben. Was hast du dir davon erhofft?

_André:_
Dass es spannend wird (lacht). Durch die Verknüpfung der beiden Quasi-Brüder mit einem anderen Brüderpaar ist der Preis mit einem Mal viel höher. Es geht nicht mehr nur um die Burg Aichelberg, sondern gleich um das ganze Heilige Römische Reich Deutscher Nation, um die Kaiserkrone, um die höchsten Würden. Außerdem erlaubte es mir sehr schön, die unterschiedliche Art Hagens und Albrechts darzustellen, wie sie mit Obrigkeit und Treue umgehen.

_Martin:_
Was mir sehr gefallen hat, ist, dass Albrecht eher ein tragischer Bösewicht ist als ein wirklich böser. Hat ihn das Leben nicht einfach nur härter getroffen als etwa seinen Ziehbruder?

_André:_
Es freut mich, dass Albrechts tragische Züge zu erkennen sind. Er ist jedoch einer der Menschen, die glauben, das Leben und jeder darin schulde ihnen etwas. Er glaubt, dass die Menschen sich fragen sollten, was sie für ihn tun können, wie sie ihm das Leben leichter machen können. So ein Anspruch muss natürlich enttäuscht werden, denn jede Art von sozialer Interaktion funktioniert nur durch ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Die Haltung seiner Eltern ihm gegenüber hat diese Enttäuschung sicher verstärkt.

_Martin:_
Wie lange hast du für den Roman recherchiert?

_André:_
Mit Unterbrechungen an die zwei Jahre. Besonders intensiv natürlich in den letzten Monaten vor Schreibbeginn.

_Martin:_
Von woher hast du dir Hilfe geholt?

_André:_
Zuvörderst ist da meine Frau Janina zu nennen, die studierte Mediävistin ist und mich in vielen Fragen des Mittelalters beraten hat. Dann habe ich natürlich, zumindest für die erste Orientierung, das Internet durchforstet und mich dann mit weiterführender Literatur beschäftigt. Einen gewissen Grundbestand an alten Sagen und Legenden gerade zum Thema Werwölfe hatte ich bereits vorliegen. Und schließlich gibt es noch die beiden Lektorinnen bei |Heyne|, Frau Vogl und Frau Bergenthal, die beide sehr mittelalterbegeistert sind und mir Ungenauigkeiten gnadenlos um die Ohren gehauen haben, zum Besten des Buches.

_Martin:_
Welche von den Ausdrücken Wariwulf, Bletzer, Hecetisse und Hagr kommen aus dem Mittelhochdeutschen und welche sind Neologismen deinerseits?

_André:_
Diese vier sind allesamt mittelhochdeutscher Natur, ebenso wie Bluotvarwes, die im zweiten Buch vorkommen werden. Vargr allerdings hat einen nordischen Ursprung.

_Martin:_
Wie wichtig war es dir, die lateinischen Passagen wie etwa Gebete in Latein zu belassen?

_André:_
Das Lateinische war im Mittelalter eine allgegenwärtige Sprache, auch wenn nur die Gelehrten sie beherrschten. Gerade Sakrales war in der Regel ursprünglich auf Latein, und ich finde, es trägt zur Stimmung bei, es nicht zu übersetzen. Für diejenigen, die wie ich selbst keinen blassen Schimmer von Latein haben – ich danke an dieser Stelle Stephan Packard, der es nach meinem Dafürhalten fließend spricht und mir behilflich war -, findet sich im Anhang ja die Übersetzung.

_Martin:_
Wie muss man sich deine Werwölfe genau vorstellen? Gab es da irgendwelche Vorbilder für die Gestaltung, wie etwa das Rollenspiel „Werwolf: Die Apokalypse“ oder einschlägige Filme? Was war dir bei der Gestaltung besonders wichtig?

_André:_
Wie schon erwähnt, packte mich die Begeisterung für Werwölfe früh, und da wäre es sträflich gewesen, ein so schönes Rollenspiel wie „Werwolf: Die Apokalypse“ zu ignorieren. Wir haben es lange Jahre mit großer Begeisterung gespielt. Gute Werwolffilme hingegen kann man leider an einer Hand abzählen, und was übrig bleibt, bedient sich dann doch sehr häufig der gängigen Klischees oder rutscht ins Splatter ab.

Ich habe mich bemüht, der Sache auf den Grund zu gehen, die ursprünglichen Sagen und Mythen zu studieren und daraus ein eigenes Werwolfbild zu entwickeln. Wie in jeder Beschäftigung mit einem einigermaßen eng umrissenen Thema greift man dabei an einigen Stellen auf ähnliche Quellen zurück, aber ich denke, dass meine Interpretation des Stoffes originell genug ist, um auch Werwolffans allgemein und Werwolfspieler im Speziellen zu überraschen.

_Martin:_
Du hast den Werwölfen ja eine eigene, aber durchaus christlich orientierte Mythologie gegeben. Wie kamst du auf diese Idee?

_André:_
Das erwuchs aus dem Gedanken, die Geschichte Hagens im Mittelalter beginnen zu lassen. In dieser Zeit war der Glaube so allgegenwärtig, dass auch die Werwölfe in Europa nur christlich integriert oder ketzerisch sein konnten. Und dann kam sozusagen die Kür, während der ich versucht habe, die Hintergründe der Werwolfgesellschaft mit glaubhaften, sowohl adaptierten als auch ganz eigenen Hintergründen zu versehen. Mir war wichtig, dass sie mehr waren als pelzige Ungetüme, dass sie eine stabile und glaubhafte Basis bekamen.

_Martin:_
Was genau sind den nun Bletzer? Mir kam da der Gedanke an Vampire – allerdings können die Bletzer ja auch tagsüber existieren …

_André:_
Zur Frage der Bletzer wird der zweite Band viele Antworten bereithalten, die ich hier ungern vorwegnehmen möchte. Mit Vampiren liegt man aber sicherlich nicht ganz falsch. (lacht)

_Martin:_
Ohne zu viel vom Ende zu verraten: Ich muss dich schelten, da hast du eine sehr gemeine Ader gezeigt!

_André:_
Das Dunkel lauert in jedem von uns (lacht). Für zarte Gemüter ist das Finale sicher nichts, aber ich glaube fest daran, dass eine geringere dramatische Wendung dem Spannungsbogen nicht gerecht geworden wäre.

_Martin:_
Der nächste Band wird „Teufelshatz“ heißen und im Dreißigjährigen Krieg etwa zweihundert Jahre später spielen. Was kannst Du uns darüber schon verraten?

_André:_
Kernthema des Buches sind diesmal die Bletzer, die ein großes Vorhaben auf den Weg bringen. Georgs Geschichte in der Jetztzeit erhält einen deutlich größeren Anteil und auch hier werden zahlreiche Fragen des ersten Bandes beantwortet. Außerdem erfährt man, was Vargr sind.

_Martin:_
Was kannst du uns schon über den dritten Teil verraten?

_André:_
Der dritte Teil spielt vorrangig in der Jetztzeit, mit kurzen Stippvisiten in Hagens Vergangenheit. Es wird ein wilder Reigen von Hecetissen und Hagren, Blezern und Bluotvarwes, Wariwulf und Vargr mit einem Finale, das zumindest in der Konzeption bisher ziemlich bombastisch wird. Und es wird die Schwebebahn vorkommen (lacht).

_Martin:_
Im letzten Jahr hatte Markus Heitz mit seinen Werwolf-Romanen „Ritus“ und [„Sanctum“ 2875 relativ großen Erfolg. Wie kommt es, dass dieses Thema auf einmal so erfolgreich ist? Was sind deiner Meinung nach die größten Unterschiede zwischen Heitz‘ Geschichte um die Bestie von Gévaudan und deinem „Hexenmacher“?

_André:_
Das weiß ich leider nicht zu beantworten, da ich beide Bücher noch nicht gelesen habe. Ich meide bewusst in der „heißen Arbeitsphase“ Werke mit (vermeintlich) ähnlichem Grundthema, um mich da nicht beeinflussen zu lassen.

_Martin:_
Kommen wir zum nächsten Thema, das mich brennend interessiert: Das Rollenspiel [„LodlanD“. 2144 Ich muss gestehen, dass mir dieses Rollenspiel sehr gut gefällt. Erzähl doch mal unseren Lesern bitte, worum es darin geht.

_André:_
„LodlanD“ ist ein deutsches Rollenspiel, das eine Zukunft schildert, in der die Menschheit wegen einer selbst verschuldeten Naturkatastrophe gezwungen war, in die Weltmeere auszuwandern. Hier leben sie nun seit einigen Jahrhunderten, haben Staatengemeinschaften gebildet und sich an das Leben unter Wasser weitgehend gewöhnt – was es aber nicht weniger spannend oder gefährlich macht.

_Martin:_
Wie bist du auf diese Idee gekommen bzw. wie sah der Entstehungsprozess von „LodlanD“ aus?

_André:_
Die Grundidee stammt von Christian Fischer, dem ehemaligen Chefredakteur des „Envoyer“ und „LodlanD“-Verleger. Er sprach mich mit dem Grundkonzept an, eine glaubhafte, nachvollziehbare Science-Fiction-Welt zu gestalten, und da war ich natürlich sofort Strömung und Welle (statt Feuer und Flamme). Wir stellten uns ein Team aus erfahrenen und zuverlässigen Autoren zusammen, von denen die meisten heute noch aktiv an „LodlanD“ mitarbeiten, und begaben uns an die Konzeption.

_Martin:_
Was mir bei diesem Rollenspiel auffiel, sind die hohe wissenschaftliche Fundiertheit, und die Massen an Wissenschaftlern, denen gedankt wird – wie lange hat die Vorbereitung des Regelwerkes gedauert?

_André:_
Ingesamt haben wir etwa zweieinhalb Jahre daran gearbeitet, wobei wir nach einem Jahr Entwicklungsarbeit einen harten Schnitt gemacht haben, gut 80 Prozent „in die Tonne kloppten“ und neu anfingen.

_Martin:_
Nun ist das „LodlanD“-Grundregelwerk auch als Hardcover erschienen. Darf man das so bewerten, dass sich das Spiel auf dem hart umkämpften Rollenspielmarkt durchgesetzt hat?

_André:_
Das hoffen wir doch – der Bekanntheitsgrad ist erfreulich hoch. Ganz allgemein war aber die Zeit reif, dem – im Vergleich zu unseren neueren Publikationen einfach nicht mehr standesgemäßen – Grundregelwerk ein Make-over zu spendieren.

_Martin:_
Wie sieht der weitere Weg von „LodlanD“ aus? Welche Veröffentlichungen sind geplant?

_André:_
Unlängst haben wir unser erstes Pay-per-Download-Abenteuer online gestellt, „Boot und Spiele“, das von dem ambitionierten Team der Seite LodlanD.info unter der Leitung unseres Autoren Alexander Schulz geschrieben wurde. Bis zum Ende des Jahres wird „Blut und Stahl – UNL und Stawa“ erscheinen, dass unsere Reihe der Landesbände weiterführt, welche der Band zu Scientia und Kobe-Uppland im Jahr 2008 abschließen wird. Außerdem haben wir noch einen Kampagnenband in Arbeit, zu dem ich aber erst Näheres verkünden möchte, wenn alles in trockenen Tüchern ist. Unsere Devise bei „LodlanD“ ist ja, dass wir Angekündigtes auch pünktlich einhalten.

_Martin:_
Was mir beim „LodlanD“-Team auch sehr gut gefällt, ist der überragende Online-Support. Wie wichtig ist für euch das Internet als Plattform?

_André:_
Das Internet stellt eine hervorragende Möglichkeit dar, die verstreute Spielerschaft zu bündeln und ihnen Interaktion auch jenseits der Cons zu ermöglichen. Mit unserem exklusiven Supportbereich für Spielleiter, dem fortlaufenden Metaplot und zahlreichen kostenlosen Downloads freuen wir uns, den „LodlanD“-Fans einiges an Mehrwert bieten zu können.

_Martin:_
Sehr löblich finde ich, dass das alte Softcover Regelwerk kostenlos zum Download angeboten wird. Schneidet ihr euch damit nicht ins eigene Fleisch?

_André:_
Wir sind davon überzeugt, dass beinahe jeder, der „LodlanD“ einmal probespielt, von seiner Qualität überzeugt und vom Spielspaß motiviert wird. Und wer ein Spiel gern spielt, der kauft sich dann auch das Grundregelwerk oder zumindest einige Quellenbücher. Niemand soll die Katze im Sack bzw. den Hering in der Tüte kaufen müssen.

_Martin:_
Du schreibst für das Rollenspiel „Shadowrun“ fleißig Romane – wann kommt der erste „LodlanD“-Roman?

_André:_
Sobald sich ein Verlag interessiert zeigt. Erste Konzepte gibt es seit einer Weile, aber eine neue Reihe zu etablieren, ist für einen Verlag immer schwierig. Wir sind aber zuversichtlich, dass es dereinst eine Romanreihe geben wird.

_Martin:_
Wie sieht es allgemein mit zukünftigen Projekten aus? Was ist geplant?

_André:_
Im Moment arbeite ich für |Pegasus Spiele| an „Quest – Zeit der Helden“, einem Heldenspiel, mit dem wir unter anderem neue Rollenspieler an das Hobby heranführen wollen. Zu meinem Geburtstag am 25. September wird zudem der erste Zyklus meiner Space-Opera „Raumhafen Adamant“ auf [www.mobilebooks.de]http://www.mobilebooks.de als Handy-Buch erscheinen. Davon abgesehen bin ich bis 2008 erst einmal ausgebucht mit den beiden nächsten Teilen der „Chroniken des Hagen von Stein“. Was danach kommt, ist noch nicht ganz klar. Eine Fantasy-Trilogie, die Drachen zum Hauptthema hat, ist ebenso möglich wie ein Near-Future-Thriller oder ein weiterer historischer Roman mit fantastischen Anklängen im bergischen Land der Wende vom 18. auf das 19. Jahrhundert. Konzepte gibt es viele, es bleibt abzuwarten, wofür der Verlag zu begeistern ist.

_Martin:_
So, ich glaube, nun habe ich dich genug gelöchert. Vielen Dank für das Interview. Nun hast du noch einmal die Möglichkeit, das Wort an unsere Leser zu richten.

_André:_
Ich bedanke mich für das Interesse und freue mich immer über Lob, aber auch konstruktive Kritik zu all meinen Werken. Dazu gibt es auf meiner Homepage [www.andrewiesler.de]http://www.andrewiesler.de Gelegenheit, aber auch bei einer meiner Lesungen, die ebenfalls auf dieser Seite angekündigt werden. Ich bedanke mich auch sehr herzlich für das Interview.

_André Wiesler auf |Buchwurm.info|:_

[„Hexenmacher“ 4106 (Die Chroniken des Hagen von Stein, Buch 1)
[„LodlanD – In den Tiefen des Meeres“ 2144
[„Altes Eisen“ 2038 (Shadowrun #56)

Wiesler, André – Hexenmacher (Die Chroniken des Hagen von Stein, Buch 1)

_Handlung_

Spätmittelalter: Hagen von Stein wächst als Waisenkind auf Burg Aichelberg auf. Dort hat er die uneingeschränkte Liebe seiner Ziehmutter, der Gräfin von Neuenburg. Die hat er auch nötig, denn Hagen ist ein Wariwulf (Werwolf), ein von Gott als Beschützer der Christenheit geschaffenes Wesen. Sein Ziehbruder Albrecht sieht das allerdings ganz anders, denn dieser hasst Hagen, wegen dessen Perfektion und der Liebe, die seine Mutter dem Wariwulf und nicht ihm entgegenbringt. Dieser Zwist zwischen den beiden wird immer größer, und mit zunehmendem Alter schließen sich die beiden Kontrahenten verschiedenen Königen an, die beide nach der Krone des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen streben. Nun bekämpfen sich die beiden auf einer völlig anderen, großen und epischen Ebene.

Gegenwart: Georg von Vitzthum kämpft gegen Werwölfe und Hexen. Er ist ein moderner Inquisitor, der für die Kirche gegen die verderbten übernatürlichen Wesen kämpft. Dafür sucht er die Chroniken des Hagen von Stein, da er sich daraus neue Erkenntnisse erhofft.

_Der Autor_

André Wiesler wurde am 25.9.1974 in Wuppertal geboren, wo er bis heute mit seiner Frau Janina lebt. Nach einem Studium der Germanistik und einigen Jahren der Autorenschaft fürs Fernsehen ist er heute als freiberuflicher Übersetzer und Schriftsteller tätig. Bekannt wurde er hauptsächlich durch seine zahlreichen „Shadowrun“-Romane, als Chefredakteur des Rollenspiels „LodlanD“ sowie des monatlichen Rollenspiel Magazins „Envoyer“ und der Spielreihe „Zeit der Helden“ beim |Pegasus|-Verlag.

„Hexenmacher“ ist der Auftakt der „Chroniken des Hagen von Stein“, die mit „Teufelshatz“ im Frühjahr 2008 fortgesetzt werden.

_Mein Eindruck_

„Hexenmacher“ ist ein, wie man im neudeutschen so unschön sagt, „Urban-Fantasy“-Roman, der fiktive Fantasy- und Horror-Elemente mit historischen Fakten und Gegebenheiten kombiniert. Hierbei verschlägt es den Leser in zwei parallelen Handlungen in die Gegenwart und ins Spätmittelalter. Dabei überzeugt Wiesler gerade bei seiner Schilderung des Spätmittelalters. Besonders gelungen sind hier zum einen die Wahl der Zeit sowie deren sprachliche Besonderheiten. Als Handlungszeitraum für den Roman hat sich Wiesler die Zeit der Hussitenkriege und des ersten Prager Fenstersturzes geschickt gewählt. Zum einen eignet sich diese Epoche perfekt, um die Werwölfe (Wariwulf) als christliche Geheimgesellschaft glaubhaft darzustellen, etwa im Kampf gegen die Husiten, und zum anderen bieten die beiden streitenden Könige Wenzel von Böhmen und Sigismund von Luxemburg, die übrigens auch Brüder sind, die perfekte Möglichkeit, den „Bruderzwist“ zwischen Hagen und Albrecht auf eine ganz andere politische Ebene zu heben.

Das Motiv des Bruderkrieges ist ja in der Literatur weitreichend bekannt, wird aber von Wiesler gleich dreifach bedient: einmal der Kampf der beiden Ziehbrüder Hagen und Albrecht, dann jener der beiden Könige Wenzel und Sigismund um die Krone sowie der Kampf der „normalen“ Christen gegen die ketzerischen Hussiten. So weitet sich das Ganze zu einem umfassenden Kampf aus, in dem die Seiten von Hagen (Sigismund und Christen) gegen Albrecht (Wenzel und Hussiten) klar abgesteckt sind.

Die Fakten sind alles in allem sehr gut recherchiert, so dass sie sich hinter keinem historischen Roman verstecken zu brauchen. Durch das Einstreuen von mittelhochdeutschen Wörtern wie „Bletzer“ oder „Wariwulf“ und das Belassen lateinischer Litaneien in ihrem Originalwortlaut wird eine erstaunliche Stimmung erzeugt, die den Leser sofort fesselt. Wer dabei der lateinischen Sprache nicht mächtig ist, braucht sich nicht abschrecken zu lassen, denn in einem Glossar am Ende des Buches liegen diese Wendungen als Übersetzung vor.

Die zwei parallel laufenden Handlungsstränge finden also im Spätmittelalter und in der Gegenwart ihren Platz, wobei das Hauptaugenmerk eindeutig auf dem Mittelalter liegt. Die Passagen in der Gegenwart sind immer wieder eingeschobene Interludien. Diese lockern das Ganze erfreulich auf und geben schon einen Ausblick auf das, was in der Zukunft geschehen wird. Die Handlung im Mittelalter ist nicht fortlaufend beschrieben, sondern in Jahre unterteilt, wobei Sprünge von teilweise mehreren Jahren gemacht werden, was dem Ganzen wirklich die Gestalt einer Chronik gibt. Dies beschleunigt den Lesefluss ungemein und macht den Roman ausgesprochen kurzweilig. Allerdings erzählt Wiesler so gekonnt und anschaulich, dass „Hexenmacher“ ruhig noch deutlich länger hätte sein dürfen …

Viel möchte ich vom Ende nicht verraten. Nur so viel: Ein tragischeres Ende habe ich selten gelesen und unterstelle dem Autor hiermit eine leicht sadistische Ader.

Die Charaktere im Roman sind ihm ebenfalls sehr gut gelungen, wobei die Motivation der Personen – selbst die des Bösewichts Albrecht – komplett nachvollziehbar sind. Beim Aussehen der beiden bricht Wiesler aber mit den gängigen Konventionen, indem der „gute“ Hagen schwarze Haare hat und der „böse“ Albrecht blond ist. Hier zeigt er dem Leser klar auf, wie gefangen man häufig in der Stereotypenbildung ist.

Sehr positiv aufgefallen ist mir die von Wiesler selbst ausgedachte Mythologie, welche die Werwölfe in der christlichen Glaubensgemeinschaft verankert. Das Zusammenfügen von Fakten und Fiktion ist allgemein eine große Stärke dieses Romans, denn ich konnte zu keiner Zeit irgendwelche Ungereimtheiten erkennen, was von guter Recherchearbeit und Kreativität des Autors zeugt. Auch muss ich dem |Heyne|-Verlag ein Kompliment aussprechen, denn die Aufmachung des Covers und das Layout sind ebenfalls ausgesprochen gut gelungen.

_Fazit_

„Hexenmacher“ überzeugt mit seiner Mischung aus Historienroman und fiktiven Horror- und Fantasyelementen voll. André Wiesler erzählt hier eine sehr actionreiche, aber auch tragische Geschichte, die definitiv Hunger auf den nächsten Teil „Teufelshatz“ macht. Für Freunde von Werwolf- und/oder Vampirromanen ist „Hexenmacher“ ein absoluter Pflichtkauf.

http://www.heyne.de
http://www.andrewiesler.de/

|Siehe ergänzend dazu auch das parallel veröffentlichte [Interview]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=79 mit André Wiesler.|

Dekker, Ted – Black: Die Geburt des Bösen

_Handlung_

Thomas Hunter dachte eigentlich, er wäre nur ein einfacher, erfolgloser junger Mann. Doch plötzlich versucht man ihn umzubringen. Er überlebt den Anschlag, doch während seiner Ohnmacht hat er merkwürdige Träume von einem schwarzen Wald mit rotäugigen Fledermäusen. Von da an ändert sich sein Leben rasant, denn die Träume werden immer häufiger und realistischer, sodass er nicht mehr zwischen Realität und Traum unterscheiden kann. Sobald er in der einen Welt einschläft, wacht er in der anderen auf und umgekehrt.

Richtig beängstigend wird das Ganze aber, als er in seiner vermeintlichen Traumwelt erfährt, dass diese wohl die Zukunft unserer heutigen Welt ist, die durch einen Virus, den so genannten Raison-Virus, der aus einem über die Luft übertragbaren Impfstoff mutiert sein soll, beinahe komplett entvölkert wurde. Als er dann wieder aufwacht, fällt er aus allen Wolken: Morgen soll in Bangkok der neue Raison-Impfstoff vorgestellt werden. Nachdem er kein Gehör bei den amerikanischen Behörden findet, nehmen er und seine Schwester das Heft selber in die Hand.

_Der Autor_

Ted Dekker ist dafür bekannt, christliche Themen in Horrorromanen und Thrillern zu einer Einheit zu verbinden. Von Dekker, der in Indonesien aufwuchs und danach als Marketingdirektor arbeitete, sind bisher [„Das Haus“ 3673 und „Kind des Himmels“ in Deutschland erschienen. Bislang hat er weltweit über 1,7 Millionen Bücher verkauft. Heute lebt er in Colorado.

_Mein Eindruck_

Mit „Black: Die Geburt des Bösen“ ist der erste Teil der Trilogie sehr vielversprechend gestartet, die dann mit „Red: Der Tod des Meister“ und „White: Der Kreis schließt sich“ ihren Abschluss finden wird. Dekker versteht es wirklich, seinen Leser zu fesseln, denn er spart nicht mit unerwarteten Wendungen. Selbstverständlich sticht die Idee, dass Thomas Hunter sich in zwei verschiedenen Welten (oder Zeiten?) befindet, und durch Einschlafen zwischen diesen wechselt, heraus, denn tödliche Viren, welche die Menschheit ausrotten, sind beileibe keine neue Idee, wenngleich sie immer noch einen großen Reiz auf den Leser ausübt. Dies in Kombination mit Zeitreisen dürfte spätestens nach dem Erfolg des Films „12 Monkeys“ keinem mehr gänzlich unbekannt zu sein. Doch kommt dort die Person, die das Drama verhindern will, aus der Zukunft, wohingegen der Protagonist bei „Black“ versucht, seine eigene Welt in seiner eigenen Zeit zu retten, indem er von der Zukunft träumt.

Die vermeintliche Traumwelt strukturiert Dekker allerdings recht simpel. So steht auf der einen Seite der schwarze Wald mit seinen bösartigen Kreaturen, den Shaitaiki, schwarzen Fledermäusen, mit ihrem bösen Herrscher Taleh, und dem entgegen steht ein bunter Wald mit vielen Früchten und zahmen Tieren, in dem die wenigen überlebenden Menschen und die Roush, weiße Fledermäuse, mit ihrem gütigen Herrscher Eljon leben. Hier sind die Parallelen zwischen Paradies und Hölle augenscheinlich, was auch noch dadurch bestärkt wird, dass Taleh versucht, die Menschen dazu zu bringen, von seinen verbotenen Früchten zu essen, die dem, der sie verzehrt, Wissen geben sollen – der Sündenfall in Vollendung. Weitere Ähnlichkeit zur christlichen Mythologie: Die einzigen beiden Roush, die namentlich genannt werden, heißen Michal und Gabil. Von hier aus ist es nicht weit zu den Erzengeln Michael und Gabriel.

Halten wir also fest: Dekker bemüht sich nicht besonders, seine christlichen Wurzeln zu verbergen. Dessen muss sich der Leser bewusst sein, bevor er sich an diese Trilogie heranmacht. Wer damit nicht klarkommt, sollte also besser die Finger davon lassen.

Die technische Handarbeit beherrscht Ted Dekker durchaus sehr gut. Der Roman liest sich sehr angenehm und vor allem sehr kurzweilig. Die Spannungskurve wird immer wieder geschickt aufgebaut, woran auch die beiden Parallelhandlungen einen großen Anteil haben. Auch streut Dekker immer wieder sehr gelungene Ideen ein, mit denen er den Leser wirklich zu überraschen versteht.

Der Protagonist Thomas Hunter ist Dekker zudem gut gelungen. Er ist ein leicht chaotischer Tausendsassa, der, genau wie übrigens auch Dekker selbst, in Südostasien aufwuchs und jetzt in den Staaten lebt. Was mich ein wenig gestört hat, ist, wie oft Thomas einfach so einschläft. Man könnte fast meinen, er leide unter Narkolepsie („Schlafkrankheit“ oder auch „Schlummersucht“ genannt). Natürlich ist mir klar, dass er am Ende jedes Kapitels einschlafen muss, damit es in der jeweils anderen Welt weitergehen kann, aber Dekker macht es sich hier etwas zu einfach. Zudem stößt mir das reine Schwarzweiß-Denken etwas sauer auf. Dass Dekker auch in der „normalen“ Welt einfach zwischen Gut und Böse unterscheidet, ist eine Angewohnheit, die sich besonders häufig US-amerikanische Autoren angewöhnt haben. Hier macht er sich ebenfalls die Sache zu einfach, indem er zu teilweise polemischen Schlagwörtern greift. Zum Glück ist solche Polemik nicht so sonderlich häufig zu finden, als dass es sich negativ auf den Roman auswirken würde.

_Fazit_

Wer sich von der christlichen Mythologie nicht abschrecken lässt, bekommt einen sehr erfrischenden Fantasy-SciFi-Thriller-Mix serviert, der einen gelungen Auftakt der Trilogie bildet. „Black: Die Geburt des Bösen“ leidet zwar unter einigen kleinen Schwächen, ist aber trotzdem durchaus sehr lesenswert und spannend.

Brendow Verlag

Jones, William / Schmidt, Jakob – Geheimnisvolles Marokko (Cthulhu-RPG)

_Inhalt_

„Geheimnisvolles Marokko“ ist der neueste Regionalband aus der „Cthuloiden Weltenbibliothek“ und befasst sich hauptsächlich mit dem Marokko in den 1920ern. Neben dem eigentlichen Quellenteil enthält der Band mit „Die Tafeln von Ur-Nansha“ ein Szenario und mit „Zwischen den Zeiten“ ein Abenteuer.

Der Quellenteil befasst sich mit allem Wissenswerten über das nordafrikanische Land: Geschichte, Regierung, Währung, die Verkehrswege und die Sitten bilden den ersten Teil. Darauf folgt ein geographischer Teil, der neben den beiden großen Städten Rabat und Casablanca auch die unwirtlichen Gegenden (Sahara und Atlas-Gebirge) vorstellt.

Beim Szenario „Die Tafeln von Ur-Nansha“ von William Jones bekommen es die Investigatoren mit einem marokkanischen Cthugha-Kult zu tun, der die Besatzungsmächte Frankreich und Spanien aus Nordafrika vertreiben will. Das Abenteuer ist nicht linear aufgebaut und erfordert vom Spielleiter noch einiges an Eigenarbeit.

Das zweite Abenteuer „Zwischen den Zeiten“ von Jakob Schmidt spielt selbstverständlich ebenfalls in Marokko. Einer der Investigatoren erhält einen Brief in einem seltsam vertrauten Ton, der ihn bittet, einen seiner Bekannten bei einer Expedition in die Sahara zu begleiten. Schon bald kommt es zu merkwürdigen Zwischenfällen …

_Mein Eindruck_

Der größte Teil des Bandes ist das aus dem Englischen übersetzte „Mysteries of Morocco“ des amerikanischen Autors William Jones, das in den Staaten unter der Lizenz von |Chaosium| erschienen ist. Die Übersetzung ist gut gelungen und der Quellenteil wie üblich sehr informativ und lehrreich.

Was mich an diesem Band ein wenig stört, ist das Szenario „Die Tafeln von Ur-Nansha“ des Amerikaners, das mit der normal gebotenen Qualität der „Cthulhu“-Abenteuer nicht wirklich mithalten kann. Die Bezeichnung „08/15“-Abenteuer trifft es ganz gut. Meiner Meinung nach ist das Abenteuer eher ein Anhängsel, das halt mit dem Quellenteil zusammen übersetzt und in den Band aufgenommen wurde. Normalerweise ist man wirklich Besseres gewöhnt, da die deutsche „Cthulhu“-Redaktion (sprich |Pegasus|) die Messlatte sehr hoch gelegt hat. Da dieses Szenario allerdings nur einen kleinen Teil des Quellenbandes einnimmt, ist es zu verschmerzen.

Dass es deutlich besser geht, zeigt zum Glück Jakob Schmidt in seinem Abenteuer „Zwischen den Zeiten“. Die Idee des Abenteuers (die ich jetzt nicht verraten will) hat mich wirklich begeistert. Sie verlangt zwar dem Spielleiter und den Spielern einiges ab und ist daher hauptsächlich für eine erfahrene Gruppe zu empfehlen, dafür werden sie aber sicher belohnt werden. Ehrlich gesagt hätte man aus dieser Story eigentlich einen Roman machen müssen. Auch dass im eigentlichen Sinne keine Mythoswesen hinter der Bedrohung stecken, ist erfrischend. Das Abenteuer ist einfach mal was anderes und wird besonders Gruppen viel Spaß bereiten, die Wert auf das Ausspielen von Beziehungen und Verhältnissen innerhalb der Gruppe legen. Der Aufbau ist eigentlich recht linear, lässt dem Spielleiter allerdings noch genügend Raum für eigene Ideen und Änderungen.

Die Aufmachung des Bandes ist in gewohnt guter Qualität: rund 80 Seiten, Softcover und das gewohnt gute Layout sind die knapp 13 €uro durchaus wert.

_Fazit_

So bleibt festzuhalten, dass mit „Geheimnisvolles Marokko“ wieder einmal ein Quellenband für das „Cthulhu-Rollenspiel“ überzeugt hat. Ein solider Quellenteil und das überragende Abenteuer „Zwischen den Zeiten“ machen diesen Band zu einer lohnenden Investition.

http://www.pegasus.de/cthulhu.html
http://www.cthuloide-welten.de/

|Siehe ergänzend dazu:|
[CTHULHU Spieler-Handbuch 1744
[CTHULHU Spieler-Handbuch (zweite Edition) 3512
[CTHULHU Spielleiter-Handbuch 2016
[Expeditionen – Ins Herz der Finsternis 2857
[Chaugnar Faugns Fluch 3010
[Cthulhu Now 3508
[Der Hexer von Salem (Grundregelwerk) 2660
[Wenn Engel fallen (Der Hexer von Salem-RPG) 2859

Kovalic, John / Jackson, Steve – Munchkin Cthulhu

_Allgemein_

Es war ja nur eine frage der Zeit, bis der |Pegasus|-Verlag seine beiden erfolgreichsten Produkte verbindet: Das „Cthulhu-Rollenspiel“ und die „Munchkin Serie“. Wie schnell sich das Kartenspiel „Munchkin“ in Deutschland verbreitet hat, überrascht mich immer wieder. Ich glaube, ich kenne keinen Rollenspieler, der noch nie „Munchkin“ gespielt hat, und auch außerhalb der Rollenspiel-Community verbreitet sich „Munchkin“ rasend schnell. Die verschiedenen Settings wie etwa das klassische „Munchkin“, „Super Munchkin“, „Star Munchkin“ oder „Munchkin Impossible“ und andere verkaufen sich für ein Kartenspiel überdurchschnittlich gut und bringen die Spieler immer wieder zum Lachen.

So zeigt sich auch schnell, dass der Kampf gegen die „Großen Alten“ durchaus auch seine lustigen Seiten haben kann. Doch auch der für „Cthulhu“ so typische Wahnsinn hat seinen weg auf die Karten gefunden. So gibt es zwar keine „Rassen“ in diesem Setting, dafür aber mit dem „Kultisten“ eine Klasse, die, wenn man sie mal hat, nicht mehr freiwillig abgelegt werden darf. Dies spiegelt den Wahnsinn wider. Und es kommt noch besser: Sind alle Spieler zu Kultisten geworden, ist das Spiel beendet und der Spieler mit der höchsten Stufe hat gewonnen. Weitere Klassen sind der „Professor“, der „Monsterjäger“ und der „Ermittler“. Ansonsten funktioniert das Spiel aber nach dem altbewährten System: Räume plündern, Monster töten und Schätze einsacken. Dabei wird alles durch den Kakao gezogen, was dem Lovecraft-Fan heilig ist.

_Karten- und Spieldesign_

Steve Jackson und John Kovalic sind einfach ein unschlagbares Team. Der Wortwitz und die Zeichnungen passen wie eh und je perfekt zusammen und verlieren auch in der deutschen Übersetzung wenig bis gar nichts von ihrem Witz und Charme. Wie nicht anders zu erwarten, sind die Monster der eigentliche Mittelpunkt in diesem Setting und lassen immer wieder an die Geschichten von H. P. Lovecraft denken. Besonders gefallen mir „Der Schnarcher im Gemäuer“, „Der Vertreter auf der Schwelle“, die „Rollenspieler aus Innsmouth“, „Der Scherzkeks vom Yuggoth“ und „Knufficthulhu“. Letzteres ist ein auf „Kindchenschema“ getrimmter Cthulhu mit riesigen Augen, was ihm einen +4-Bonus gegen Spielerinnen verleiht. Sehr gelungen finde ich zudem die verschiedenen Abstufungen des „Necronomicon“, das sich dann in ein „Necronackticon“ (mit einer Seite zum Ausklappen), ein „Necrognomicon“ und ein „Necrocomicon“ verwandelt.

_Mein Eindruck_

… ist durchgehend positiv. Endlich ist es so weit, dass das „Munchkin“-Spielen auch in H. P. Lovecrafts Welt möglich ist. Das heißt, man muss endlich mal nicht vor den „Großen Alten“ bibbern, sondern darf sich einen Riesenspaß daraus machen, sie zu bekämpfen. Das Spielkonzept mit der Klassenkarte des „Kultisten“ finde ich sehr gelungen, da dadurch trotzdem etwas vom „Cthulhu-Charme“ auf das Kartenspiel übertragen wird, denn „Cthulhu“ und Kultisten gehören nun mal einfach zusammen. Dass, falls alle Spieler zu Kultisten werden, der Spieler mit der höchsten Stufe gewonnen hat, gefällt mir deswegen sehr gut, weil dieser dann so zusagen zum Oberkultisten wird. Daraus ergibt sich, dass sich die Klassen in Gut und Böse teilen. So hat der „Kultist“ zwar einige Vorteile gegen Monster, wird aber damit leben müssen, dass sich die „guten“ Spieler gegen ihn verbünden. Da sich mehr Kultisten-Klassenkarten unter den 168 Karten des Spiels befinden als andere Klassenkarten, erhöht natürlich die Chance dafür, auf die böse Seite gezogen zu werden. Ach ja, „Der Große Cthulhu“ ist selbstverständlich wieder dabei, wie schon in „Star Munchkin“, und wird laut |Pegasus| auch in zukünftigen „Munchkin“-Settings wieder auftauchen …

_Fazit_

„Munchkin Cthulhu“ ist eine gelungene Adaption des „Cthulhu-Mythos“ für das „Munchkin“-Kartenspiel und sicher eines der besten Settings. Den „Großen Alten“ mal gepflegt den Hintern zu versohlen, macht einen Riesenspaß, so dass man eventuell Probleme bekommen könnte, sich in Zukunft wieder mit „normalen“ Monstern zufrieden zu geben. Ich hoffe, es wird eine Erweiterung nachfolgen.

http://www.pegasus.de

|Siehe ergänzend dazu:|

[„Munchkin“ 3628
[„Munchkin Impossible“ 3644
[„Star Munchkin“ 3827
[„Munchkin beißt!“ 3828

Pramas, Chris – Reiche der Magie (Warhammer Fantasy-Rollenspiel)

_Inhalt_

„Reiche der Magie“ enthält eigentlich alles, was man benötigt, um in der Alten Welt einen Magier bzw. einen Magiewirkenden zu spielen. Hierbei wird allerdings weniger Wert auf Zaubersprüche und Tabellen gelegt, denn davon waren ja auch schon einige im Grundregelwerk, sondern hauptsächlich auf die Hintergründe. Es gibt zwar auch neue Zauber, aber sie machen den kleinsten Teil des Quellenbandes aus.

Nach einer sehr interessanten Kurzgeschichte zu Beginn (mehr davon!) wird der Leser erst mal in die Geschichte der Magie im „Warhammer“-Universum eingeführt. Da diese vom Anbeginn der Zeit bis heute reicht, werden einem hier schon ganz schön viele „historische“ Ereignisse aufgetischt, die sich allerdings manchmal ein wenig in ihrer Ausführlichkeit hinziehen. Aufgelockert wird das Ganze dann aber immer wieder mit eingeschobenen Kästchen, mit Kommentaren oder kurzen Geschichten.

Magietheorie wird dann im Kapitel „Vom Wesen der Magie“ sehr ausführlich behandelt. Hier werden die acht verschiedenen Winde der Magie vorgestellt, wobei mir besonders das dazugehörige Schaubild sehr positiv in Erinnerung geblieben ist. Zudem wird auch auf die Weiße Magie (die allerdings nur NSCs vorbehalten ist) und Schwarze Magie (für die Bösewichte) eingegangen. Auch werden die verschiedenen Wege vorgestellt, wie die Magie manipuliert werden kann, sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht.

Im folgenden Kapitel wird auf das Verhältnis der Gesellschaft zur Magie eingegangen. Da diese in der Alten Welt sehr lange verboten war, wird sie immer noch im besten Fall argwöhnisch betrachtet, wenn ihr nicht gar offener Hass entgegenschlägt. Da es ja neben den „normalen“ Magiern auch noch Hexer, Nekromanten und Chaosmagier gibt, ist das auch durchaus nachvollziehbar.

Den für mich wichtigsten Teil des Quellenbandes bildet die Beschrebung der Magierakademien. Hier werden der Lichtorden, der Goldorden, der Jadeorden, der Graue Orden, der Himmelsorden, der Amethystorden, der Feuerorden und der Bersteinorden genau unter die Lupe genommen und unter verschiedenen Gesichtspunkten wie deren Magie, Lehrlinge, Philosophie und Pflichten und deren Persönlichkeiten durchleuchtet. Hinzu kommen noch einige Zauber, die auf die Akademien zugeschnitten sind, sowie eine Reihe an Ritualen.

Etwas dunkler wird es dann im Kapitel „Von Hexen und Hexenjägern“, denn hier werden die so genannten Magiedilettanten, Hexen und Hexenmeister sowie ihre schlimmsten Feinde, die Hexenjäger vorgestellt. In diesem Rahmen werden auch zwei neue Karrieren (Hexe und Hexenmeister) eingeführt.

Zum Schluss wird dann noch einmal Wert aufs Handwerkliche gelegt, denn das Erschaffen von Vertrauten, Elixieren und Artefakten bildet den Abschluss des Regelteils. Besonders heraus stechen die zwergischen Runenmagier, die extrem mächtige Artefakte herstellen können. Hier wird auch der Karriereverlauf dieser Runenschmiede angegeben.

Den endgültigen Abschluss bildet dann nach dem Motto „Kein Warhammer-Quellenbuch ohne Abenteuer“ das Abenteuer „Ein heißer Abgang“.

_Mein Eindruck_

Ich muss offen zugeben, dass mich dieser Magieband schon sehr für sich eingenommen hat, obwohl ich eigentlich eher selten Magier (systemunabhängig) spiele. Der Band ist eigentlich durchweg sehr gut lesbar geschrieben, im Gegensatz zu manch anderem Magiekompendium, auch wenn er ab und zu einige Längen aufweist. Die Aufmachung ist übrigens wieder über jeden Zweifel erhaben: Vollfarbe, tolle Illustrationen und Bilder, hervorragendes Layout – klasse! Sehr positiv finde ich zudem, dass mehr Wert auf Stimmung und Hintergründe als auf reine Tabellen und Regeln gelegt wird. So macht das Lesen richtig Spaß, woran die immer wieder eingeschobenen Kurzgeschichten und Anekdoten einen großen Anteil haben.

Die Magierakademien sind ebenfalls sehr gut und ausführlich beschrieben, so dass man sofort einen guten Überblick erhält und eigentlich gleich einsteigen kann. Was mir sehr gefällt, ist, dass die Magier zwar schon zu Beginn relativ mächtig sind, aber durch „Tzeentchs Fluch“, die überwiegend negativ eingestellte Bevölkerung und die zu Beginn beschränkte Spruchzahl doch „zurechtgestutzt“ wurden, um das Spielgleichgewicht zwischen magischen und nichtmagischen Charakteren zu gewährleisten.

Alles in allem kann man sagen, dass das Magiesystem von „Warhammer“ wirklich zu den besseren gehört, denn es ist recht simpel, und doch lässt sich vieles damit machen. Zudem fällt positiv auf, dass nur sehr wenig Schwarzweiß-Malerei betrieben wird. Hexenjäger beispielsweise sind ebenso wenig immer gut wie Hexen immer böse sind. Dies bewirkt, dass die Spieler gezwungen werden, immer alles zu hinterfragen, was grundsätzlich positiv ist.

Das Einzige, was mich ein wenig stört, ist, dass die verschiedenen Magier, je nachdem, welchen Wind sie zum Magiewirken benutzen, dessen charakterliche Züge annehmen. Hier besteht die Gefahr einer Stereotypenbildung. Die Auswahl der verschiedenen Akademien ist allerdings wiederum sehr gut gelungen. Diese unterscheiden sich teilweise grundlegend von einander, so dass hier für jeden etwas dabei sein dürfte.

_Fazit_

„Reiche der Magie“ ist ein essenzieller Quellenband für das „Warhammer-Rollenspiel“ und eigentlich unverzichtbar für jeden „Warhammer“-Spielleiter. Er hat genau die richtige Balance zwischen Fakten und Unterhaltung, so dass das Lesen richtig Spaß macht. Unbedingte Kaufempfehlung!

http://www.feder-und-schwert-com

|Siehe ergänzend dazu:|

[„Warhammer Fantasy-Rollenspiel“ 2444
[„Das Bestiarium der Alten Welt“ 2597
[„Sigmars Erben“ 2862

Koontz, Dean – Todesregen

_Handlung_

Eines Nachts werden Molly und ihr Ehemann Neil von einem Unwetter geweckt. Der Regen leuchtet schwach und riecht komisch; ein ungutes Gefühl überkommt die beiden. Im Fernsehen wird weltweit von merkwürdigen Wetterphänomenen berichtet. Plötzlich fallen das Fernsehen, das Telefon und die Internetverbindung aus. Die beiden machen sich auf den Weg in die Stadt und kommen an verlassenen Autos und Häusern vorbei. Überall ist es nebelig.

In einem Lokal treffen sie die wohl letzten Überlebenden in der Stadt. Viele sind verschwunden, oder tot, aber keiner weiß, warum. Was ist bloß passiert?

Auf der Suche nach Erklärungen kristallisiert sich eine These heraus: Eine fremde und überlegene Spezies will die Erde für sich und beginnt einen „Terraforming“-Prozess, um diese Welt für sich nutzbar zu machen. Können die letzten Überlebenden die Welt vor den Invasoren retten?

_Der Autor_

Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren und lebt heute mit seiner Frau in Kalifornien. Seine zahlreichen Romane – Thriller und Horrorromane – wurden sämtlich zu internationalen Bestsellern und in über dreißig Sprachen übersetzt. Weltweit hat er bislang über 250 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft. Zuletzt bei |Heyne| erschienen: „Trauma“.

_Mein Eindruck_

„Todesregen“ klingt, wenn man dem Buchrücken glauben schenken mag, wie eine Hommage an [„Krieg der Welten“ 1475 von H. G. Wells. Doch Koontz wäre nicht Koontz, wenn er die Kopie eines anderen Buches schriebe. Koontz widmet sich also in „Todesregen“ dem Ende der Welt, was eigentlich nicht wirklich ins Koontz’sche-Schema von unterhaltsamer Horror-Literatur zu passen scheint. Allerdings darf ich den geneigten Leser beruhigen, denn Koontz ist nicht zu einem reinen Science-Fiction-Autor geworden. Vielmehr vermischt er geschickt Mythologie und Science-Fiction-Themen zu einem Buch, das den Leser zwingt, sich auf die Geschichte einzulassen und sich selber Gedanken dazu zu machen. Dadurch wird eine unglaubliche Spannung erreicht, die den Leser stundenlang fesselt und ihm den ein oder anderen wohligen Schauder über den Rücken jagt. Gerade auch das Motiv des Terraforming, das ja schon weltweit, infolge der Marsexpeditionen diskutiert wurde, gefällt mir ausgesprochen gut.

Über das Ende möchte ich natürlich nicht zu viel verraten, nur so viel: Es ist wirklich sehr unerwartet!

Koontz zu analysieren, fällt immer wieder schwer, darin mag auch seine Stärke liegen. Zuerst einmal begeistert seine Sprachgewandheit immer wieder aufs Neue. Es macht einfach Spaß, sich durch die Satzkonstrukte zu wühlen, die allerdings immer sehr flüssig lesbar sind. Was dieses Mal ebenfalls besonders gut gefällt, sind die vielen Verweise auf andere Autoren wie T. S. Eliot, Henry James, Edgar Allen Poe, H. P. Lovecraft und andere, wobei besonders T. S. Eliot häufig zitiert wird.

Die beiden Hauptcharaktere Molly und Neil sind für meinen Geschmack allerdings etwas zu schablonenhaft geworden, denn sie verhalten sind an einigen Stellen des Romans zu kitschig, moralisch und tugendhaft. Allerdings werden sie nicht durchgehend oder häufig so übertrieben dargestellt, dass es wirklich stören würde. Auch seiner Faszination für Hunde frönt Koontz wieder einmal ganz unverhohlen, und manchmal ein wenig nervig.

„Todesregen“ wird bisher in Deutschland äußerst zwiespältig gesehen. Die Vorwürfe an Koontz reichen von „er würde die Gesellschaft unter Bush verherrlichen“ bis dahin, „er würde die christliche Religion über andere heben“. Ich muss ehrlich sagen, dass mir davon nichts aufgefallen ist, im Gegenteil, denn die zwei Protagonisten haben nicht wirklich etwas mit Religion am Hut. Sicher benutzt Koontz Charaktere, die „typisch amerikanisch“ erscheinen, aber wieso sollte er nicht? Schließlich spielt die Handlung in einer amerikanischen Kleinstadt. Zumal diese so gut wie keinen Einfluss auf die Handlung haben, also reine Nebenfiguren sind. Einzig bei der Rettung der verschiedenen Kinder erhebt er den Zeigefinger, denn diese kommen fast ausnahmslos aus sehr schwierigen Verhältnissen. Alles in allem kann ich also nichts entdecken, was diese Vorwürfe bestätigen würde. Bei „Die Anbetung“ etwa hätte ich solche Vorwürfe noch eher verstehen können, denn dort wird Mohammed Atta (Attentäter vom 11. September) wiederholt als „Monster“ bezeichnet.

Was mich an „Todesregen“ mit Abstand am meisten gestört hat, ist aber, dass das Buch nicht deutlich dicker geworden ist. Hundert oder zweihundert Seiten mehr wären durchaus möglich und wünschenswert gewesen, denn der Stoff hätte sicher noch mehr hergegeben. Auch wenn man sich den Preis von knapp 20 € anschaut, wären ein paar Seiten mehr (oder ein paar Euro weniger) sicher ein gutes Kaufargument gewesen, wobei der Gesamtaufmachung insgesamt wirklich gut ist.

_Fazit_

„Todesregen“ ist wieder ein starker Horror-Roman geworden, auch wenn er an einigen kleinen Schwächen leidet. Trotzdem schafft es Koontz mit seiner lebendigen Sprache, seinen tollen Ideen, plötzlichen Wendungen und einem völlig unerwarteten Ende, seine Leser von der ersten bis zur letzen Seite zu fesseln.

http://www.heyne.de

_Dean Koontz auf |Buchwurm.info|:_

[„Frankenstein: Das Gesicht “ 3303
[„Die Anbetung“ 3066
[„Kalt“ 1443
[„Der Wächter“ 1145
[„Der Geblendete“ 1629
[„Stimmen der Angst“ 1639
[„Phantom – »Unheil über der Stadt« “ 455
[„Nackte Angst / Phantom“ 728
[„Schattenfeuer“ 67
[„Eiszeit“ 1674
[„Geisterbahn“ 2125
[„Die zweite Haut“ 2648

Finlay, Charles Coleman – verlorene Troll, Der

_Handlung_

Der Ritter Yvon und die Amme Xaragitte werden aus der belagerten Burg Lord Gruethrists geschickt, um das Baby ihres Herrschers, dessen Sohn Claye, vor den Belagerern in Sicherheit zu bringen. Auf der Flucht sind sie gezwungen, unter dem Heerbanner des verfeindeten Baron Culufres zu reisen. Als sie aber erfahren, dass ihr Ziel auch das Ziel der Angreifer ist, müssen sie ihre Pläne ändern und verstecken sich in den Bergen.

Dort fällt das Kind in die Hände der Trollin Windy und ihres Gefährten Ambrosius. Da Windys Kind gerade verstorben ist beschließt sie, das Baby als ihr eigenes großzuziehen. Dies stößt ihrem Partner und ihrer Sippe sauer auf, und Claye bekommt den Namen Made verpasst.

Die Jahre vergehen und Made sieht sich immer wieder Anfeindungen der anderen Trolle ausgesetzt. Also beschließt er, diesen den Rücken zu kehren und zu den Menschen zu gehen, um ein Weibchen zu finden. Doch die Gesellschaft der Trolle unterscheidet sich gänzlich von jener der Menschen und Made wird in einen Krieg hineingezogen, ohne zu wissen, was das eigentlich ist.

_Der Autor_

Charles Coleman Finlay lebt mit seiner Familie in Columbus, Ohio, wo er für das John Glenn Institute arbeitet. Seine Erzählungen erscheinen seit 2001 regelmäßig im |Magazine of Fantasy & Science Fiction| und wurden in zahlreichen „Best-of“-Anthologien abgedruckt. Einige standen zudem auf den Auswahllisten mehrerer Literaturpreise des Genres. Unter dem Titel „Wild Things“ ist ein Band mit Kurzgeschichten von Coleman Finlay erschienen. „Der verlorene Troll“ ist sein Debütroman.

_Mein Eindruck_

Obwohl „Der verlorene Troll“ beileibe kein schlechtes Debüt ist, hinterlässt er nach der Lektüre doch sehr zwiespältige Gefühle, da das Werk teilweise unter großen Qualitätsschwankungen leidet.

Aber widmen wir uns zuerst den positiven Aspekten. Finlay ist es gekonnt gelungen, Trolle zu erschaffen, die sowohl menschliche als auch tierische Züge in sich vereinen. Dies resultiert daraus, dass er die „klassischen“ Trolle mit einem starken Demokratiesinn ausstattet und sich bei ihrem sonstigen Verhalten und ihren Gesten an Primaten orientiert hat, wobei hier wohl besonders Gorillas Paten gestanden haben dürften. Nicht nur deswegen erinnert der ganze Stoff an „Tarzan“, die von Edgar Rice Burroughs erdachte Figur, die erstmals 1914 in Buchform erschien. Dadurch bedient sich Finlay ebenfalls der literarischen Tradition vom Helden, der von Tieren aufgezogen wurde, welcher neben „Tarzan“ etwa Mogli aus „Das Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling oder „Romulus und Remus“, die legendären Gründer von Rom, die von einer Wölfin aufgezogen wurden, angehören.

Dieses altbekannte Motiv setzt er in einen Fantasy-Kontext und fertig ist „Der verlorene Troll“. Die Welt, die Finlay für seinen Roman erdacht hat, erinnert mich ein wenig an das von Robert E. Howard („Conan“) erdachte Hyperboreanische Zeitalter, gemischt mit einem Schuss nordamerikanischer, sprich indianischer Mythologie. Diese Mischung ist ihm vortrefflich gelungen, denn die verschiedenen Aspekte verbindet er geschickt zu einem sehr ansprechenden Gesamtbild.

Der Charakter von Made besticht einerseits durch seinen tierischen Habitus, aber auch durch seine sehr moderne Denkweise, was sein Verhalten zu Krieg und zur Natur betrifft. Finlay hat damit seiner Hauptfigur den Pathos des edlen Wilden verpasst, der diesem recht gut steht. Doch auch die Einfachheit seiner tierischen Erziehung bringt er gut zur Geltung. Als Beispiel hierfür ist besonders Mades erster Versuch, ein Menschenweibchen für sich zu gewinnen, geeignet. Man kann sich ausmalen, dass ein trollisches Werberitual nicht unbedingt gut bei der durchschnittlichen Frau ankommt. Ebenso sind die Verständnisprobleme und die daraus resultierenden Missverständnisse, die manchmal amüsant aber manchmal auch sehr gefährlich sind, sehr schön dargestellt. Made wird dabei nicht als Klischeewilder oder Dummkopf dargestellt, sondern Finlay erreicht mit dessen Darstellung vielmehr die Entlarvung von Widersprüchen und Kuriositäten im täglichen Sprachgebrauch. Hier überzeugt er mit vielen originellen und witzigen Ideen. Sehr gut gefällt übrigens auch die Aufmachung des Buches, bei der das Coverbild von Thomas Thiemeyer („Medusa“, „Reptilia“, „Magma“) heraussticht.

Leider hat der Roman auch einige Schwächen. Zuallererst nimmt das erste Kapitel, in dem die Flucht Yvons und Xaragittes beschrieben wird, knapp ein Viertel des Buches ein. Dieser Teil ist zwar durchaus kurzweilig und interessant geschrieben, doch ist er eigentlich für die weitere Handlung der Geschichte ziemlich uninteressant. Negativ fällt hier auch das größtenteils nicht nachvollziehbare Verhalten der Amme Xaragitte auf, die dem Leser eigentlich durchgehend auf die Nerven geht, so dass man richtig froh ist, sie irgendwann loszusein.

Im darauf folgenden Kapitel ‚Ein Junge im Kreis von Wölfen‘, in dem sich Made dann bei den Trollen befindet, steigert sich Finlay allerdings erheblich und kann dort seine literarischen Stärken wie das Einfühlungsvermögen in seine Figuren und seinen Humor gut zur Geltung bringen. Leider ist dieser Teil des Buches wiederum viel zu kurz, was manchmal den Eindruck vermittelt, das Buch sei eine Aneinanderreihung von Novellen, zumal zwischen den Kapiteln teilweise Jahre vergehen.

Als sich Made dann zu den Menschen begibt und in den Krieges hineingezogen wird, werden Finlays Beschreibungen, gerade bei Kampfszenen, häufig schwer nachvollziehbar und sind oft verwirrend beschrieben, was den Lesefluss doch deutlich verlangsamt und den Leser quasi zum nochmaligen Nachlesen zwingt. Besonders sauer aufgestoßen ist mir die teilweise haarsträubende deutsche Übersetzung. Wenn aus Timerwolves und Direwolves (urzeitlicher |Canis dirus|, wörtl. „Schreckens- oder Düsterwölfe“) nach der Übersetzung Timberwölfe (Amerikanische Grauwölfe) und Direwölfe werden, kann das nicht Sinn der Sache sein.

_Fazit_

„Der verlorene Troll“ ist zwar ein durchwachsenes, aber trotzdem lesenswertes Romandebüt von Charles Coleman Finlay. Der Autor offenbart ein großes erzählerisches Talent, das Hoffnung macht, zeigt dies aber leider noch zu wenig. Um zu den etablierten Größen des Fantasy-Genres aufzusteigen, fehlt daher noch ein gutes Stück Weg.

|Originaltitel: The Prodigal Troll, PYR Prometheus Books, New York 2005
Aus dem Englischen von Anja Hansen-Schmidt
Klappenbroschur, 444 Seiten
ISBN: 978-3-608-93786-2|
http://www.hobbitpresse.de/

Steines, Jan Christoph (Redaktion) – Arcana Cthulhiana

|Warnhinweis:

Die in diesem Buch beschriebenen Rituale und Zauber funktionieren nicht. Sollten sie doch ausprobiert werden, übernehmen wir für eventuelle entstehende Schäden keine Haftung.

Bei der Produktion dieses Buches kamen weder Menschen, Tiere noch Bücher zu Schaden; kein Grab wurde geschändet und kein Kunstwerk beschädigt.|

_Allgemein_

Die „Arcana Cthulhiana“ ist sozusagen das „Magie-Kompendium“ für das „Cthulhu-Rollenspiel“. Darin enthalten sind über 230 Zauber, die für Lovecraft’schen Schrecken sorgen sollen. Die Aufmachung des Bandes ist wieder einmal tadellos gelungen und wie immer einfach klasse.

_Cthuloide Magie vs. Magie in der normalen Fantasy_

Cthuloide Magie ist anders als jene, die man aus anderen Rollenspielen kennt. Bei typischen Fantasy-Romanen oder Rollenspielen ist der Zaubernde in der Lage, die Magie zu kontrollieren und dadurch immer stärker zu werden, ohne dabei körperlichen oder seelischen Schaden zu nehmen. Anders ist dies bei „Cthulhu“, denn diese Magie schadet ihrem Anwender, indem sie ihn über kurz oder lang den Verstand kostet. Hier beherrscht die Magie den Zaubernden, nicht umgekehrt. Einzige Ausnahme ist das pulpige „Der Hexer von Salem“-Setting in dem die Spieler die Magie gefahrloser anwenden können.

Was ergibt sich daraus? Nun, zum einen ist die cthuloide Magie für die Spieler weniger von Bedeutung als für den Spielleiter, da die Zauber weniger Mittel zum Zweck sind als vielmehr der Aufhänger für ganze Abenteuer. Eben dies wird in diesem Quellenband auch schon zu Beginn sehr logisch und eindrücklich klargemacht.

_Inhalt_

Ein Großteil des Buches befasst sich natürlich mit den über 230 Zaubern. Wer aber jetzt langweilige Tabellen erwartet, wird zum Glück enttäuscht, denn um die einzelnen Kapitel herum werden immer recht unterhaltsame Geschichten gesponnen, was den Lesespaß im Gegensatz zu manch anderem Magiekompendium deutlich steigert. Auf über 120 Seiten werden die Zauber nach folgendem Schema unterteilt: Wirkung, Kategorie, Zuordnung, Zaubernde, Kosten, Art, Zauberdauer, Wirkungsdauer, Zauberort, Reichweite und Ritual. Unter „Ritual“ wird die Auswirkung des Spruches geschildert. Diese gibt dem Spielleiter teilweise mehrere Ansätze zur Beschreibung der Auswirkungen, welche die Zauber verursachen.

Bevor man allerdings zur Aufzählung der einzelnen Sprüche kommt, wird ein Überblick über die Magie und Religion in der Geschichte geboten. Sehr interessant ist hier der Aufbau, denn er wird in Form eines Briefwechsels verschiedener Wissenschaftler dargestellt. Dies vermittelt nicht nur das Gefühl, mittendrin zu sein, sondern der Wiedererkennungswert der Wissenschaftler ist relativ hoch. So dürfte viele etwa Dr. Helmut Walden aus dem Abenteuer „Chaugnar Faugns Fluch“ kennen. Allgemein ist es dem Autorenteam wieder einmal gelungen, den Eindruck zu wecken, man blättere tatsächlich in einem arkanen Folianten. Daher ist wohl auch obiger Warnhinweis notwendig geworden, was für die Qualität des Bandes spricht.

Die Bereiche „Magie und Schamanismus“, „Die Kabbala und die Sprache der Götter“, „Von mittelalterlichen Alchimisten der Magie“ und „Voodoo“ zeigen ebenso die magischen Traditionen der verschiedener Völker und Zeiten sehr interessant und aus verschiedenen Blickwinkeln auf, so dass sie schon den pseudowissenschaftlichen Eindruck vermitteln, der bei „Cthulhu“ so beliebt ist. Man könnte fast schon sagen, „Cthulhu“-Quellenbänder zu lesen bilde den Verstand. Darauf folgt mit „Magische Orte oder Splitter der Hölle“ noch eine Beschreibung verschiedener magischer Stätten in Deutschland.

_Mein Eindruck_

… ist wieder einmal fast durchgehend positiv. Einzig die Beschreibung der magischen Stätten hätte noch etwas ausführlicher sein dürfen. Aber sonst gibt es wenige Ansätze zur Kritik, denn es macht wirklich Spaß, sich durch diesen Band zu arbeiten. Die verschiedenen Geschichten sind durchweg unterhaltsam, was für reichlich Lesespaß sorgt.

Dem Spielleiter werden zahlreiche wichtige Tipps an die Hand gegeben, wie er die Magie in seine „Cthulhu“-Runde einbringen kann, und wie sich diese auf das Spiel auswirkt. Daher ist dieser Quellenband meiner Meinung nach auch hauptsächlich für Spielleiter geeignet. Besonders wichtig ist auch die Erklärung der Andersartigkeit der cthuloiden Magie im Gegensatz zur üblichen Fantasy-Magie. Wertvoll ist der Band natürlich auch für Spieler des „Der Hexer von Salem“-Settings, da hier deutlich mehr Zauber und Variationen geboten werden als etwa im Grundregelwerk.

_Fazit_

Die „Arcania Cthulhiana“ ist ein sehr gelungener und wichtiger Quellenband für das „Cthulhu-Rollenspiel“. Selbstverständlich ist er für alle Settings geeignet und besonders für das „Hexer“-Setting nahezu unverzichtbar.

http://www.pegasus.de/cthulhu.html

|Siehe ergänzend dazu:|

[CTHULHU Spieler-Handbuch 3512 (zweite Edition)
[CTHULHU Spieler-Handbuch 1744
[CTHULHU Spielleiter-Handbuch 2016
[Expeditionen – Ins Herz der Finsternis 2857
[Chaugnar Faugns Fluch 3010
[Cthulhu Now 3508
[Der Hexer von Salem 2660
[Wenn Engel fallen 2859

Heller, Frank (Chefredakteur) – Cthuloide Welten 12

_Inhalt_

Die „Cthuloiden Welten“ gehen also nun in die zwölfte Runde, und das mit folgendem Inhalt:

– |Kurzer Überblick über das deutsche Waffenrecht (Hintergrund für „Cthulhu Now“)|

– |Disharmonie oder das Geheimnis der Spieluhren (Abenteuer)|
Das Abenteuer „Disharmonie oder das Geheimnis der Spieluhren“ spielt in den 1920ern in Nürnberg. Die Investigatoren müssen sechs cthuloide Spieluhren jagen. Dabei bekommen sie es aber mit einer Horde von Straßenmusikanten zu tun.

– |Köln: Klüngel, Kölsch und Karneval (Cthulhu Regionalia)|
Köln in der 1920ern. Der Artikel enthält folgende Punkte: Geschichte, Kultur, Verkehrswesen, Sehenswürdigkeiten, eine Stadtkarte, einen Exkurs über die kölsche Sprache, der Kölner Dom, Universität, Museen und Sagen und Legenden der rheinischen Domstadt.

– |Das Voynich-Manuskript (Mythosbibliothek)|
Hier befasst sich Stephan Behrens mit dem wohl mysteriösesten bekannten Schriftstück. Neben dem vermutlichen Inhalt wird auf die verschiedenen Besitzer, die Versuche der Entschlüsselung des Manuskriptes sowie dessen spielrelevante Bedeutung eingegangen.

– |Der Dicke von der Mordinspektion (Personen in den 20ern)|
Hier wird der Berliner Kriminalrat Ernst Gennat genauer vorgestellt, auf den die Investigatoren in der Hauptstadt treffen können.

– |Black Magic Music (Hintergrund für Cthulhu Now)|
Als Hintergrund für „Cthulhu Now“ wird ein cthuloides Black und Death Metal Label vorgestellt.

– |Cthulhus Lieblingsdesigner (Interview mit Manfred Escher)|

– |Abenteuerwerkstatt|

_Mein Eindruck_

Die „Cthuloide Welten 12“ bietet diesmal richtig starkes Material für alle Freunde des „Cthulhu-Rollenspiels“. Herausragend sind das Abenteuer „Disharmonie oder das Geheimnis der Spieluhren“, der regionale Hintergrund zu Köln sowie der Artikel über das Voynich-Manuskript. Das Abenteuer spielt in Nürnberg und ist gut dazu geeignet, einer Gruppe eine richtig schöne Paranoia zu verpassen. Der Plot ist sehr stimmig gestaltet und schön schaurig geworden. Der Umfang geht mit 15 Seiten in Ordnung, und die Handouts sind wieder sehr gut gelungen.

Ebenfalls sehr gut gelungen ist die Städtebeschreibung Kölns: tolle Karte und schöne Hintergründe über Politik und das kölsche Leben in den 1920ern. Besonders positiv aufgefallen ist mir hier auch der kleine Exkurs in die kölsche Sprache, welcher, man möge mir das verzeihen, mich endgültig davon überzeugt hat, dass Kölsch sicherlich eine eigene Sprache ist und kein deutscher Dialekt. Hier sind die Bilder und Pläne wirklich sehr anschaulich und interessant ausgewählt worden.

Neben diesen zwei schon sehr starken Artikeln ragt der Bericht über das so genannte Voynich-Manuskript noch einmal deutlich heraus. Dieses Manuskript, das nach seinem Entdecker benannt wurde, ist bis heute weder entschlüsselt noch halbwegs von der Forschung verstanden. Das Beste daran: Das Manuskript gibt es wirklich! Es lagert in der Bibliothek der Universität Yale. Das Ganze ist nicht nur sehr mysteriös, sondern auch irgendwie gruselig, also der perfekte Stoff für die Mythosbibliothek. Das Thema wird perfekt in den Cthulhu-Mythos assimiliert und den Spieleitern zur Verfügung gestellt. Hier sind besonders die Originalbilder aus eben jenem in Yale lagernden Original sehr gelungen – Respekt dafür, wie viel Arbeit sich die Redaktion mit diesem Thema gemacht hat. ´Wer sich noch näher mit dem Voynich-Manuskript befassen möchte. kann ja mal auf http://de.wikipedia.org/wiki/Voynich-Manuskript nachschauen.

Der Rest ist in gewohnt guter Qualität gehalten, auch wenn mir diesmal zwei Sachen negativ aufgefallen sind. Als Erstes der Überblick über das deutsche Waffenrecht: Er erfüllt zwar vollkommen seinen Zweck, wirkt aber so lieblos neben das Impressum geklatscht, dass es geradezu nach Füllstoff schreit. Der zweite Punkt, der mir negativ aufgefallen ist, ist das Layout, denn es sind immer wieder so verwirrend Kästchen in Abschnitte eingefügt worden, dass es den Lesespaß schon etwas mindert. Mir ist es zwei-, dreimal passiert, dass ich dachte, der Absatz wäre fertig, so dass ich dann das Kästchen gelesen habe, nur um festzustellen, dass dieser auf der nächsten Seite weiter geht. Alles in allem wertet das diese Ausgabe aber auf keinen Fall ab, denn insgesamt ist der Inhalt wirklich überdurchschnittlich gut.

_Fazit:_ Drei wirklich überragende Artikel kombiniert mit der bekannten Qualität machen die „Cthuloide Welten 12“ zu einer der besten Ausgaben der Reihe. Pflichtkauf für Spielleiter des „Cthulhu-Rollenspieles“.

http://www.cthuloide-welten.de/

Witzko, Karl-Heinz – Kobolde, Die

_Handlung_

Die Kobolde Brams, Riette, Rempel Stilz und Hutzel sind im Wechselbalggewerbe aktiv. Das heißt sie klauen Menschen und tauschen diese gegen einen garstigen Wechselbalg aus. Ihre Aufträge erhalten sie vom Krämer Moin, der sie dann in die Menschenwelt schickt, um das gewünschte Exemplar zu holen. Vom Koboldland-zu-Luft-und-Wasser kommen sie mittels ihrer Gehilfin Tür in die Menschenlande. Doch nachdem es mit der Tür Ärger gab, lässt diese die armen Kobolde einfach in der Menschenwelt zurück. Aber Kobolde wären nicht Kobolde, wenn sie sich nicht gleich auf die Suche nach einem Rückweg machen würden. Sie sind jedoch nicht unentdeckt geblieben, so dass sie schon bald von verschiedenen Fraktionen verfolgt werden, die ihrer habhaft werden wollen.

_Der Autor_

Karl-Heinz Witzko, geboren 1953, ist diplomierter Statistiker und hat zahlreiche-Romane voller Wortwitz und schillernder Phantasie geschrieben. Am bekanntesten sind seine Romane zum Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ (DSA) wie „Westwärts, Geschuppte!“ oder die „Dajin-Trilogie“ und seine „Gezeitenwelt“-Romane.

Seine skurrilen Einfälle holt sich der Autor während ausgedehnter Spaziergänge im Teufelsmoor bei Bremen. Und vor einigen Jahren machte er dort seine erste Bekanntschaft mit Kobolden – als sein Jagdhund einen solchen von einem Ausflug wohlbehalten nach Hause brachte.

_Mein Eindruck_

Im Bezug auf Karl-Heinz Witzko schlagen zwei Herzen in meiner Brust: Einerseits hat er meinen absoluten Lieblings-DSA-Roman „Westwärts, Geschuppte!“ geschrieben, andererseits hat mir die „Dajin“-Trilogie überhaupt nicht gefallen. Witzko pflegt einen manchmal etwas sperrigen Schreibstil, der es nicht immer einfach macht, ihm zu folgen, so dass man manche Sachen zwei- bis dreimal nachlesen muss, um sie zu verstehen. Dies mag vor allem für den weniger geübten Leser schnell frustrierend wirken. Andererseits ist Witzko aber mit einem Gespür für Wortwitz und Situationskomik ausgestattet, wie ich es bisher bei nur sehr wenigen anderen Autoren gelesen habe. Genau diese Stärke bringt er bei „Die Kobolde“ mustergültig zur Geltung. Denn dieser Roman bringt den Leser bei jeder der über 400 Seiten mindestens einmal zum Schmunzeln oder zum Lautloslachen.

Genau wie bei „Westwärts, Geschuppte!“ versetzt Witzko seine Kobolde in eine fremde Welt und Kultur und lässt sie sich dort mit jeder Menge Wortwitz und skurriler Situationskomik richtig austoben. Der Handlungsstrang ist einfach und schnell erzählt: Die Kobolde wollen nach Hause, und die halbe Welt verfolgt sie.

Dabei beschreibt er die Welt immer wieder aus der Sicht der Kobolde, was natürlich zu reichlich Verwirrung führen kann. Die Kobolde an sich sind etwa kindsgroß und begnadete Handwerker, was allerdings für die Menschen nicht immer zum Vorteil ist. So mag eine Lanze, die so präpariert ist, beim Turnier schneller zu brechen, noch von Vorteil sein, bei anderen Waffen allerdings kann das schon ganz schön lustig werden.

Mit den Charakteren nimmt es Witzko allerdings nicht so genau, denn eigentlich sind nur die vier Kobolde richtig im Vordergrund und durchdacht. Alle anderen bilden eine Kulisse, nicht mehr aber auch nicht weniger. Dass er seine Nebencharaktere alle mit einem Augenzwinkern gestaltet, zeigen auch deren Namen, wie zum Beispiel die Hexe Holla („Frau Holle“), der Ritter Gottkrieg vom Teich oder Dinkelwart von Zupfenhausen. Bei den meisten anderen Autoren würde mich das stören, bei Witzko hingegen wirkt das charmant. Die Charaktere der Kobolde sind eigentlich ganz klar verteilt. Brams ist der Anführer, Riette ist eine koboldische Furie, Rempel Stilz ist der Mann fürs Grobe („Hauptsache alles ist richtig verfugt!“) und Hutzel ist der Listige.

Sehr unterhaltsam sind die Running-Gags, für die Witzko ja auch schon bekannt ist. So ändert sich etwa ständig Hutzels Name, von Hutzelhauser über Hutzelheimer bis zu Hutzelbauer. Brams hängt ständig seinen Tagträumen nach, Rempel Stilz repariert andauernd Dinge und wird nie müde darauf hinzuweisen, dass jetzt alles viel besser verfugt sei, und Riette erzählt aus ihren Kindertagen. Auch die Fähigkeit der Kobolde, Tieren und Gegenständen das Sprechen beizubringen, bringt den Leser ein ums andere Mal zum Schmunzeln; so können etwa fast alle Dinge im Koboldland-zu Luft-und-Wasser sprechen. Lustige Konservationen mit Hühnern oder Schnittlauch sind da vorprogrammiert.

Also fassen wir das Ganze einmal zusammen: Witzko nimmt seine Geschichte nicht ganz so ernst; wer also epische Fantasy sucht, ist hier nicht ganz an der richtigen Stelle. Allerdings würde das wohl auch nicht wirklich zu Kobolden passen, daher macht Witzko das einzig Richtige: Er bringt den Leser permanent zum Lachen, sei es durch Situationskomik oder Wortwitz. Hierbei legt Witzko eine solche Kreativität an den Tag, dass es niemals aufgesetzt oder gezwungen wirkt.

_Fazit_

„Die Kobolde“ ist sicher einer der witzigsten Romane des Jahres. Witzko bietet zwar keine klassische Fantasy wie etwa seine Kollegen Heitz oder Hardebusch, dafür bombardiert er uns mit einer über 400 Seiten langen Humorbombe. Wer auf lustige Fantasy à la Terry Pratchett steht, der kann hier blind zugreifen.

http://www.piper-verlag.de/fantasy/

Finn, Thomas – eisige Schatten, Der (Die Chroniken der Nebelkriege 2)

_Handlung_

Magister Eulertin ist in sein Däumlingsdorf gereist und lässt Kai alleine in Hammaburg zurück. Diesem erscheint die Feenkönigin Berchtis und lädt ihn und seinen Lehrmeister zu einem Treffen aller Magiekundigen in ihr Feenreich ein.

Bevor sich Kai aber auf den Weg machen kann, um Magister Euertin zu berichten, wird er vom Klabauter Koggs Windjammer und der Elfe Fiadora abgeholt, denn er soll sich etwas Merkwürdiges ansehen: ein völlig vereistes Schiff eines befreundeten Seeschlangenjägers. Neben den ganzen toten Seemännern finden sie auch einen noch lebenden Elf namens Gilraen, den irgendetwas mit Fi zu verbinden scheint.

Anschließend machen sie sich in einer von geflügelten Pferden gezogenen Kutsche auf den Weg zu Magister Eulertin ins Däumlingsdorf Sperberlingen. Als die Gruppe nun endlich vollständig ist, brechen die Gefährten ins Feenreich auf, nur um festzustellen dass sie zu spät kommen: Das gesamte Feenreich ist mit Eis überzogen und Berchtis erstarrt. Haben Morgoyas Schergen schon das Festland erreicht?

_Der Autor_

Thomas Finn wurde 1967 in Chicago geboren. Er war Chefredakteur eines großen Phantastik-Magazins sowie Lektor und Dramaturg in einem Drehbuch- und Theaterverlag. Seit vielen Jahren lebt und arbeitet der preisgekrönte Roman-, Drehbuch- und Theaterautor in Hamburg. Bekannt wurde er besonders wegen seiner |Gezeitenwelt|-Romane sowie einige Rollenspiel-Publikationen für die Spiele „Das Schwarze Auge“ sowie „Plüsch, Power und Plunder“ und durch den Zeitreiseroman [„Der Funke des Chronos“. 2239 „Der eisige Schatten“ ist nach „Das unendliche Licht“ der zweite der „Chroniken der Nebelkriege“

_Mein Eindruck_

Selten war ich auf eine Fortsetzung so gespannt wie hier bei den |Chroniken der Nebelkriege|. Nachdem [„Das unendliche Licht“ 2646 (zu Recht) die Leserschaft begeistert hat, durfte man gespannt sein, ob es Thomas Finn gelingt, seine Trilogie mit einem würdigen Mittelteil auszustatten. Allzu häufig leiden ja diese ja unter denen „für einen Mittelband üblichen Schwächen“, welche auch immer das sein sollen. Derlei ist mir bei „Der eisige Schatten“ nicht aufgefallen. Finn zieht seine Linie konsequent durch, indem er alles verwendet, was einem in der Fantasyliteratur bisher so untergekommen ist. War der erste Teil schon vollgestopft mit verschiedensten Wesenheiten wie Elfen, Untoten, Magiern, Däumlingen, Kobolden und Klabautermännern, setzt er jetzt noch einen drauf, denn der zweite Teil wird überdies angereichert mit Zwergen, Drachen, Hexen und vielem mehr, ohne dass man das Gefühl hat, das Buch wäre irgendwie überladen oder aufgesetzt. Es passt einfach alles zusammen.

„Der eisige Schatten“ hat allerdings im Gegensatz zum Vorgänger eine etwas düsterere Grundstimmung, denn den Gefährten um Feuermagier Kai wird von Morgoyas Schergen ein ums andere Mal übel mitgespielt. Am besten trifft hier wohl der Vergleich zu einem anderen sehr bekannten Mittelteil zu: „Das Imperium schlägt zurück“. Wiederum gelingt es Finn, seine große Stärke auszuspielen, denn er entwickelt seine alten Charaktere gekonnt weiter, und die neuen Figuren, die auftauchen, sind durchweg wieder sehr liebenswert und interessant geworden.

Zudem weist der Band eine tolle Mischung aus ruhigen verträumten Teilen und richtig schnellen actionlastigen Szenen auf. So gefällt mir zum Beispiel Kais Aufenthalt in der Däumlingsstadt ausgesprochen gut, denn er stimuliert die Vorstellungskraft des Lesers ungemein und hat einfach irgendetwas Märchenhaftes an sich. Kurz darauf kommt es dann zu einem rasanten und wilden Luftkampf zwischen Drachen und geflügelten Pferden, der den Leser wieder aus seiner verträumten Stimmung reißt. Durch diese schnellen Änderungen wirkt der Roman sehr abwechslungsreich und überaus kurzweilig. Aber auch an düsteren und gruseligen Szenen mangelt es dem Roman nicht, denn beispielsweise die Sequenz im Nachtschattenturm ist sehr atmosphärisch geraten.

Was mir an den Finn’schen Romanen auch besonders gut gefällt, ist, dass verschiedene, scheinbar unwichtige Handlungen immer auch eine Auswirkung haben. Dies bewirkt einen richtigen „Aha-Effekt“, der den Leser direkt an das Buch fesselt, denn er merkt, dass er nichts überlesen darf, denn der Autor hat alles genau durchdacht. Wo bei vielen anderen Literaten irgendwelche Ereignisse als „Füllstoff“ herhalten müssen, um auf eine angemessene Seitenzahl zu kommen, haben solche bei Romanen von Thomas Finn meist eine wichtige Auswirkung für den Rest des Romans. Interessant ist es zudem, wie man sich als Leser durch ein fantastisches Abbild Europas bewegt. Hammaburg, Fryburg und auch die Schwarzen Walde dürfte jeder wiedererkennen, was erheblich zur Identifikation beiträgt.

Dass Finn sich ab und zu bei schon bekannten literarischen Ideen bedient, ob wissentlich oder zufällig, fällt zwar auf, ist aber nicht störend. Viele Motive hat es eben einfach schon einmal gegeben, sei es das Bad im Drachenblut (Nibelungensage) oder der Herrscher, dem von einem Zauber die Sinne vernebelt werden („Herr der Ringe: Die zwei Türme“) oder der junge Drache („Eragon“) – man kennt und mag diese Motive. Dadurch, dass er diese bekannten Dinge aufgreift und mit neuen Aspekten vermischt, erschafft er eine Fantasywelt, die dem Leser seltsam vertraut vorkommt, aber trotzdem noch uneingeschränkt begeistern kann.

Was natürlich auch nicht fehlen darf, sind die jetzt schon absehbaren Auswirkungen auf den Folgeband, wie etwa der Fluch des Nachtmahrs, die jetzt schon darauf hoffen lassen, dass sich Thomas Finn mit der Niederschrift des dritten Bandes beeilt.

Hervorzuheben ist, genauso wie beim Vorgänger, die tolle Aufmachung. Hier hat sich der Verlag wieder richtig Mühe gegeben, denn das Cover ist sehr anspruchsvoll gestaltet, der Roman hochwertig gebunden und die Papierqualität vorbildlich.

_Fazit:_

Ich bin begeistert, wie Thomas Finn es geschafft hat, den Zauber seines ersten Bandes in die Fortsetzung zu retten und auch noch auszubauen. „Der eisige Schatten“ ist eine tolle Weiterführung der |Chroniken der Nebelkriege|. Der Roman ist spannend, manchmal düster und gruselig, immer märchenhaft und enthält eine schöne Portion Action – toll. Man darf auf den dritten Teil gespannt sein.

http://www.ravensburger.de
http://www.thomas-finn.de
[Unser Interview mit Thomas Finn]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=59
[„Das Greifenopfer“ 1849
[„Das Greifenopfer“ 2844 (Hörbuch)

Hardebusch, Christoph – Schlacht der Trolle, Die

_Handlung_

Die Trolle stecken wieder einmal in der Klemme. Doch droht ihnen dieses Mal keine Gefahr von den Zwergen oder den Priestern des Albus Sunas, sondern von ihrer eigenen Rasse: Anda hat sich verändert und tötet nun jeden Troll, der sich ihr nicht anschließt. Außerdem vernichtet die Trollin auch Menschendörfer und hinterlässt dort nur Tod und Terror.

So machen sich Pard und der Rest seines Stammes auf den Weg zu Sten, um von diesem Hilfe zu erhalten. Dieser hingegen ist mittlerweile Bojar von Dabran und kümmert sich zusammen mit seiner Vicinia um seine Grafschaft. Doch Vicinia wird von ihrer Schwester Ionna, der Herrscherin über die freien Wlachaken, an den Hof des Masriden Gyula Bekessar nach Turduj gesandt, um mit diesem Bündnisverhandlungen zu führen. Begleitet wird sie dabei von Stens Schwester Flores. Doch die Mission erweist sich schwerer als erwartet, denn eine unvorhergesehene Invasion lässt die Stadt zu einem gefährlichen Gefängnis werden.

_Der Autor_

Christoph Hardebusch, geboren 1974 in Lüdenscheid, studierte Anglistik und Medienwissenschaften in Marburg und arbeitete anschließend als Texter bei einer Werbeagentur. Sein Interesse an Fantasy und Geschichte führte ihn schließlich zum Schreiben. Außerdem ist er ein begeisterter Rollenspieler. Seit dem großen Erfolg seines Debüts „Die Trolle“ ist er als freischaffender Autor tätig. Christoph Hardebusch lebt mit seiner Frau in Heidelberg. Mit seinem Debütroman [„Die Trolle“ 2408 landete er einen großen Erfolg: monatelang auf der Bestsellerliste mit bislang über 80.0000 verkauften Exemplaren.

_Mein Eindruck_

Nachdem beim Ende von „Die Trolle“ schon der Grundstein für eine Fortsetzung gelegt worden war, stellte sich die spannende Frage, ob es Hardebusch möglich sein würde, seinen Überraschungserfolg zu bestätigen oder gar zu übertreffen. Kurz gesagt: Er hat es geschafft, dem Roman mit „Die Schlacht der Trolle“ eine würdige Fortsetzung zu folgen zu lassen.

Schon sein erstes Buch funktionierte auf zwei verschiedenen Ebenen, nämlich einerseits den Erlebnissen der Trolle und andererseits der Politik in Wlachkis, die er gekonnt miteinander verknüpfte. Während die politische Ebene einfach weiterzuführen ist, ergab sich bei den Trollen ein Problem: Der Anführer der Trolle Druan war ja schon an Menschen gewöhnt, und mit seinem besonnenen Charakter wären die meisten Reibungspunkte und somit auch die Spannung bei einer Fortsetzung weitestgehend verloren gegangen.

Doch durch Druans Tod und Pards Beförderung zum neuen Anführer ändert sich die Situation grundlegend, ist dieser doch als eher hitzköpfig und brutal bekannt. Diesem stellt der Autor nun Druans Schüler Kerr an die Seite, der dieses Mal den Part des wissbegierigen und „gemäßigten“ Trolles einnimmt. Durch diesen Schachzug schafft es Hardebusch, die Beziehung zwischen den Menschen und den Trollen wieder interessant zu machen, zumal Andas Überfälle auf Menschendörfer zusätzliche Spannungen erzeugen. Durch die Figur Kerr wird dem Leser wieder einmal wunderbar der Spiegel für die Merkwürdigkeiten des menschlichen Lebens vorgehalten, denn der neugierige Troll kommentiert äußerst witzig die Gewohnheiten der Menschen.

Den Großteil des Buches nehmen aber wie im ersten Band die Konflikte zwischen den Menschen, oder genauer zwischen Wlachaken oder Masriden, ein. Hier wird durch einige sehr interessante Wendungen wieder richtig Spannung aufgebaut, und so fesselt der Roman den Leser wirklich von der ersten bis zur letzten Seite. Großen Anteil daran hat auch, dass eigentlich alle liebenswürdigen Charaktere auftauchen, die auch „Die Trolle“ bereichert haben, auch wenn sie wie etwa der Dyrier Sargan nun eine gänzlich andere Stellung haben. Zudem hat sich der im ersten Teil doch etwas eindimensionale Troll Pard zu einer wirklich interessanten Persönlichkeit entwickelt.

Die verschiedenen Beziehungen der Charaktere sind äußerst amüsant gestaltet und sorgen immer wider für Lacher. Besonders ist Hardebusch in diesem Fall die Beziehung zwischen der manchmal etwas bärbeißigen Flores und dem Masriden Tamar Bekesar gelungen, auch wenn er hier auf das klassische „Romeo und Julia“-Muster zurückgreift.

Sehr zum Realismus seines Romans trägt auch bei, dass er sich nicht scheut, auch mal einige seiner Figuren sterben zu lassen; Druan ist hier nur ein Beispiel dafür. Auch die neu eingeführten Charaktere sind Hardebusch sehr gut gelungen, denn egal ob es der Masride Tamar Bekesar oder die Trolle Kerr, Turk und Keru sind, sie sind alle interessant gestaltet und bereichern den Figurenfundus ungemein.

Der Roman liest sich sehr gut, woran Hardebuschs Schreibstil selbstverständlich einen großen Anteil hat. Die Beschreibungen der Umwelt und der Figuren sind genau richtig abgestimmt, um dem Leser ein gutes Bild zu verschaffen, ohne ihn aber dabei zu langweilen. Ebenso tragen aber die vielen nebeneinander herlaufenden Handlungen dazu bei, denn bei jedem neuen Kapitel erfolgt ein Sprung zu einem der vier Haupthandlungsstränge, was das Lesen ungemein beschleunigt, denn man will ja immer wissen, was im anderen Handlungsstrang passiert ist.

Die teilweise etwas düstere Stimmung wird immer wieder von lustigen Szenen aufgelockert. So folgt einer düsteren Schlachtenszene meist eine Stelle, die den Leser wieder zum Schmunzeln bringt. Hier stimmt einfach die Mischung. Auch die mystische Ebene wird wieder angesprochen, und zwar durch die Veränderung von Anda. Hierdurch wird nicht nur neues Konfliktmaterial aufgebaut, sondern man bekommt einen Einblick in die Mythologie der Menschen in Wlachkis sowie in die Geschichte der Trolle, was dem Ganzen eine gewisse Tiefe verleiht. Auch die Reaktion der Zwerge auf die durch Anda drohende Gefahr gefällt mir sehr gut.

Dieses Mal ist der Roman meiner Meinung nach richtig abgeschlossen, so dass eigentlich nichts direkt auf eine Fortsetzung hinweist. Das heißt natürlich nicht, dass die Trolle damit ein für alle mal abgeschlossen sind. Das Ende hat mich als Leser sehr befriedigt aus der Geschichte entlassen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich trotzdem über eine Fortsetzung freuen würde.

_Fazit_

„Die Schlacht der Trolle“ ist eine äußerst gelungene Fortsetzung, in der sich Christoph Hardebusch noch einmal deutlich gesteigert hat. Der Roman ist ein extrem kurzweiliges Fantasyvergnügen, ich für meinen Teil habe ihn in kurzer Zeit verschlungen. In dieser Form muss sich Hardebusch nicht hinter den anderen Autoren dieser Romangattung verstecken, wie Markus Heitz („Die Zwerge“), Stan Nicholls („Die Orks“) oder Bernhard Hennen („Die Elfen).

Für Liebhaber der klassischen Fantasyliteratur und vor allem für die Fans des ersten Teils ist „Die Schlacht der Trolle“ ein absolutes Muss!

|Siehe ergänzend dazu:|
[„Die Trolle“ 2408
[Interview mit Christoph Hardebusch]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=65
[Teaser und Lesprobe zu „Die Trolle“]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=62
[Releaseparty: Die Schlacht der Trolle]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=75

http://www.heyne.de
http://www.hardebusch.net/

Releaseparty: Die Schlacht der Trolle

|Christoph Hardebusch, geboren 1974 in Lüdenscheid, studierte Anglistik und Medienwissenschaft in Marburg und arbeitete anschließend als Texter bei einer Werbeagentur. Sein Interesse an Fantasy und Geschichte führte ihn schließlich zum Schreiben. Seit dem großen Erfolg seines Debüt-Romans [„Die Trolle“ 2408 ist er als freischaffender Autor tätig. Christoph Hardebusch lebt mit seiner Frau in Heidelberg.|

Anlässlich des Erscheinens seines zweiten Romans „Die Schlacht der Trolle“ haben Christoph Hardebusch und der Buchladen [Fun-Fiction]http://www.fun-fiction.de/ am 30.03.2007 in den Romanischen Keller in Heidelberg zur Releaseparty geladen. Als ich etwas verfrüht eintreffe, ist der Romanische Keller noch ziemlich leer. Das ändert sich aber relativ schnell, denn ein stetiger Strom an Besuchern füllt das Gewölbe rasch.

Nicht nur ich bekomme einen Schreck, als ich an einer Tafel lese: „Pard schmeißt eine Runde!“, denn von diesem gefährlichen Troll ist normal nur wenig Gutes zu erwarten. Doch anstatt Felsen oder Pferde sind glücklicherweise die Getränke und Knabbereien gemeint.

Der Romanische Keller ist für eine Fantasylesung denkbar gut geeignet, denn die Katakomben verleihen der Lesung, vor allem bei Kerzenlicht, eine ganz besonders schöne Stimmung. Als der Autor dann anfängt zu lesen, haben sich etwa fünf Dutzend Gäste eingefunden, die gespannt lauschen. Er liest drei verschiedene Textstellen, die eine gute Mischung aus Action, Spaß und interessanten Dialogen bieten und einen guten Überblick über [„Die Schlacht der Trolle“ 3547 gewähren.

Nach einer kurzen Einführung beginnt er mit der ersten Textstelle aus dem fünften Kapitel seines Buches, welches einen Trollangriff auf ein Dorf beschreibt, bei dem eine Figur ums Leben kommt, die „nach einem meiner ehemaligen Arbeitskollegen gestaltet ist“, wie Hardebusch uns schmunzelnd erzählt.

Weiter geht’s mit einer Szene aus dem dreizehnen Kapitel, die aufgrund ihrer witzigen Dialoge die meisten Lacher erntet. Am meisten lachen die Besucher aber, als Christoph gerade die Stelle vorliest, in der Pard brüllt: „Was stinkt hier so widerlich!?“, während gerade eine Nachzüglerin den Raum betritt und völlig verdutzt in Richtung Bühne blickt. Nach der Beteuerung, dass das jetzt wirklich ein Zufall sei, kann sich Hardebusch dann aber unter lautem Gelächter wieder seiner Lesung widmen.

Zu guter Letzt folgt noch ein sehr pfiffiger Dialog zwischen Sten und Kerr aus dem 32. Kapitel. Nach circa einer Dreiviertelstunde ist die Lesung dann vorbei, und alle scheinen sich gut amüsiert zu haben. Die Lesung bringt der Jungautor sehr routiniert und stimmungsvoll hinter sich, auch wenn er, wie er mir erzählt, an diesem Tag unter leichten Halsschmerzen leidet.

Anschließend geht dann die eigentliche Party richtig los. Hardebusch signiert haufenweise Bücher und unterhält sich entspannt mit seinen Gästen, während die Band AMBER mit ihrer hauptsächlich akustischen Musik, die wohl am besten als Folk Rock im Stile von SCHANDMAUL beschrieben werden kann, für die passende musikalische Untermahlung sorgt.

Jan Hartmann, Inhaber des Fun-Fiction, übernimmt die Rolle des Pard und schenkt fleißig Getränke aus, während sich alle Besucher gemütlich unterhalten. Ob es einen weiteren Teil der Trolle geben wird, weiß Christoph noch nicht, wie er mir erzählt, aber noch in diesem Jahr wird ein Spielebuch zu den „Trollen“ beim |Pegasus|-Verlag erscheinen. Außerdem arbeitet er zurzeit an einem neuen Projekt, das aber noch „streng geheim“ ist. Ich konnte ihm aber bereits entlocken, dass es sich um eine Trilogie handeln wird, die sich um ein nautisches Thema dreht, „in dem auch Piraten vorkommen“. Man darf also darauf gespannt sein.

Die Party geht noch bis zwei Uhr Nachts, auch wenn ich das Ende nicht mehr persönlich miterlebe und mich hier auf Augenzeugenberichte verlassen muss. Spaß hat es auf jeden Fall gemacht.

|Siehe ergänzend dazu:|
[„Die Trolle“ 2408
[„Die Schlacht der Trolle“ 3547
[Interview mit Christoph Hardebusch]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=65
[Teaser und Leseprobe zu „Die Trolle“]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=62
http://www.hardebusch.net/

Heller, Frank (Red.) – CTHULHU Spieler-Handbuch (zweite Edition)

_Allgemein_

Das „Cthulhu Spieler-Handbuch“ ist nun in der zweiten Edition erschienen. Grund dafür ist schlicht und einfach, dass die Vorgängerauflage ausverkauft ist. Die Regeln, das grundsätzliche Spiel und der allgemeine Inhalt blieben weitestgehend unangetastet und können in meiner [Rezension 1744 des Vorgängerbandes nachgelesen werden.

_Änderungen zur ersten Edition_

Die im Vorgängerband eingeführte Teilung in Spieler- und Spielleiter-Handbuch bleibt bestehen. Die Aufmachung des neuen Bandes wurde aber noch einmal deutlich angehoben. So wurde die Papierqualität verbessert und die Grafiken sowie das Layout wirken noch übersichtlicher und deutlich stimmiger, was ich eigentlich nicht für möglich gehalten habe.

Das neue Layout kommt mir ein wenig wie eine Mischung aus dem altbewährten und einer Prise des in „Cthulhu Now“ verwendeten Layouts vor, und diese Mischung passt. Besondere Schmankerl sind hierbei die richtig stylisch gestalteten neuen Charakterbögen sowie viele neue Fotos.

Selbstverständlich wurden auch sämtliche bekannten Errata berücksichtigt, was sich besonders in den korrigierten Tabellen widerspiegelt. Gänzlich neu ist der Artikel über die Deutsche Cthulhu-Szene, der die Möglichkeiten der Leser erläutert, sich in den verschiedenen Medien über das Spiel und die Neuerungen zu informieren; so wird auf das Cthulhu-Forum, den regelmäßigen Newsletter, das Magazin „Cthuloide Welten“, auf Stammtische und LARP-Aktivitäten (Liverollenspiel) eingegangen. Natürlich ist da ein wenig Eigenwerbung dabei, aber es gibt auch durchaus einige nützliche Tipps und Infos darunter. Einige Artikel wurden zudem ein wenig überarbeitet, so dass die zweite Edition knapp 20 Seiten mehr Umfang hat als der Vorgänger.

Das liegt aber auch daran, dass das vorherige Soloabenteuer „Schatten über Arkham“ durch das von Jakob Schmid verfasste „Das letzte Opfer“ ersetzt wurde. Das neue Soloabenteuer ist augenscheinlich für Einsteiger konzipiert worden, denn es führt den Spieler behutsam in die Regeln und Fertigkeiten des Cthulhu-Rollenspiels ein. Das ersetzte Abenteuer „Schatten über Arkham“ wird übrigens von |Pegasus| unter http://www.pegasus.de/951.html zum kostenlosen Download bereitgestellt.

_Fazit_

Die zweite Edition des Spieler-Handbuchs gefällt mir in Sachen Aufteilung, Layout und Grafik deutlich besser als der Vorgänger. Wer allerdings die erste Edition sein Eigen nennt und kein fanatischer Sammler ist, muss sich den Nachfolger nicht unbedingt anschaffen, denn so gravierend sind die Änderungen nicht. Jedem Neueinsteiger kann ich das „Cthulhu-Rollenspiel“ und somit auch das neue „Cthulhu Spieler-Handbuch“ auf jeden Fall ans Herz legen.

http://www.pegasus.de/cthulhu.html

|Siehe ergänzend dazu:|
[CTHULHU Spieler-Handbuch 1744
[CTHULHU Spielleiter-Handbuch 2016
[Expeditionen – Ins Herz der Finsternis 2857
[Chaugnar Faugns Fluch 3010
[Cthulhu Now 3508

Heller, Frank (Red.) – Cthulhu Now (Cthulhu-RPG)

_Allgemein_

Die Begeisterung für das „Cthulhu-Rollenspiel“ lebt, neben dem dargebotenen Horror nach den Motiven von H. P. Lovecraft, vor allem auch von den vielen verschiedenen Settings, in denen gespielt werden kann. Neben den „klassischen“ Zeitaltern (1920er und 1890er) gibt es noch viele andere, wie zum Beispiel „Cthulhu 1000 A.D.“, das sich mit dem Mittelalter befasst und im Oktober 2007 außerdem als komplettes Regelbuch veröffentlicht werden soll. Für die heutige Zeit gab es allerdings noch kein ins Deutsche übersetztes Setting. Das hat sich jetzt mit dem Erscheinen von „Cthulhu Now“ geändert.

Dieser Quellenband befasst sich zwar auf über 240 Seiten mit dem Schrecken der Großen Alten in der modernen Welt des 21. Jahrhunderts und bietet die dazugehörigen Regeln und Hintergrundinformationen, ist allerdings auch wirklich nur ein Quellenband. Man benötigt also das „Cthulhu Spielleiterhandbuch“ und das „Cthulhu Spielerhandbuch“ zum Spielen, auch wenn das Heftchen „Cthulhu für Einsteiger“ beigelegt ist, das die wichtigsten Regeln beinhaltet. (Das Heft kann auch kostenlos im Internet unter http://www.pegasus.de/cthulhu runtergeladen werden.)

_Inhalt_

Besonders auffällig sind das veränderte Layout und die grundsätzlich geänderte Aufmachung. So dominieren nicht, wie in den Publikationen der „Standartsettings“, zeitgenössische Fotografien, sondern düstere Schwarzweiß-Zeichnungen den Band. Das ist sehr sinnvoll und leicht nachvollziehbar, denn im Zeitalter der Fotohandys kann sich jeder selber so viele zeitgenössische Fotos machen, wie er will. Indem Zeichnungen verwendet werden, lässt sich viel effektiver eine düstere Atmosphäre aufbauen. Die bewährte Qualität, was den Einband, das Papier und das Lesebändchen betrifft, wird natürlich beibehalten.

Der textliche Inhalt befasst sich neben der besonderen Stimmung bei „Cthulhu Now“ und den obligatorischen geistigen Störungen größtenteils mit den modernen Medien (Handys, Internet, Musik, Filme), den polizeilichen Ermittlungsmethoden und der modernen Gerichtsmedizin. Den Abschluss bilden mit „Die schreckliche Welt des Paul Wegner“ und „Eisige Tiefen“ zwei für einen Quelleband sehr gute und mit jeweils 20 Seiten ziemlich ausführliche Abenteuer.

_Mein Eindruck_

Trotz anfänglicher Skepsis ist mein endgültiger Eindruck durchgehend positiv. Meine Bedenken, dass mit der modernen Technik nur sehr schwer cthuloider Schrecken zu erzeugen ist, wurden sehr schnell zerstreut, denn die Autoren verstehen es meisterlich, dem geneigten Leser viele Tipps zu geben, wie er die modernen Möglichkeiten gegen die Spieler richten kann, um so den Horror auf eine andere Stufe zu heben. Übernatürliche Computerviren, besessene Handys und kultistische Rockmusik sind nur einige Beispiele dafür. Auch die Möglichkeit, ein nihilistisch ausgelegtes Cthulhu-Rollenspiel zu betreiben, dürfte auf viele Spieler und Spielleiter sehr stimulierend wirken.

Aber zurück zu den modernen Medien: Im gleichnamigen Kapitel wird ausführlich und sehr anschaulich erläutert, wie das Internet den Mythos beeinflusst und welche Möglichkeiten das sowohl für die Investigatoren als auch für die Kultisten und Mythoswesen bietet. Ebenso zwiespältig entpuppt sich übrigens auch der Artikel über die Nutzung von Handys, der mir als ausgesprochenem Handyhasser viel Freude bereitet hat und sicher so manchen Leser erfreuen wird. Warum die moderne Welt noch nicht auf den Mythos aufmerksam geworden ist, wird im Kapitel „Welt aus den Fugen“ äußerst schlüssig erklärt, und auch die düstere Grundstimmung wird gut rübergebracht.

Die zeitgenössischen Berufs-, Fertigkeits-, Waffen- und Ausrüstungslisten sind sehr gut recherchiert und bieten den Spielern jede Menge Möglichkeiten, ihre Charaktere für die „Jetztzeit“ zu gestalten. Sie werden es auch nötig haben, denn die Spieler müssen bei „Cthulhu Now“ deutlich vorsichtiger zu Werke gehen, denn die Möglichkeiten der Polizei, was Spurensuche und Gerichtsmedizin betrifft, sind sehr groß, was in den meisten Fällen eher von Nachteil für die Charaktere sein dürfte und das Spiel zusätzlich noch einmal schwieriger, aber somit auch spannender macht. Das gilt übrigens ebenso für die neuen und alten Geheimbünde und Geheimgesellschaften, die selbstverständlich auch nicht fehlen dürfen.

Alles in allem werden bei „Cthulhu Now“ alle interessanten Fragen so ausführlich wie nötig und so präzise wie möglich erläutert, was das lesen wirklich sehr positiv beeinflusst und dafür sorgt, dass keine Langeweile aufkommt. Die zwei enthaltenen Abenteuer gefallen mir sehr gut, auch wenn mich „Die schreckliche Welt des Paul Wegner“ ziemlich an den Film „The Cell“ erinnert. Da das aber einer meiner Lieblingsfilme ist, möchte ich das als ausdrückliches Lob verstanden wissen.

_Fazit_

Mit „Cthulhu Now“ ist dem |Pegasus|-Team mal wieder ein überragender Quellenband gelungen, der nur wenige Wünsche offen lässt. Das Setting ist sehr ausgewogen und anregend gestaltet worden, und es werden haufenweise Ideen und Anregungen für das Spielen in der heutigen Zeit geliefert, die zusammen mit den zwei Abenteuern jedem Spielleiter eine ganze Weile lang viel Freude bereiten werden. Alles in allem also eine sehr runde Sache.

http://www.pegasus.de/cthulhu.html

|Siehe ergänzend dazu:|
[CTHULHU Spieler-Handbuch 1744
[CTHULHU Spielleiter-Handbuch 2016
[Expeditionen – Ins Herz der Finsternis 2857
[Chaugnar Faugns Fluch 3010

Koontz, Dean / Anderson, Kevin J. – Frankenstein: Das Gesicht

_Handlung_

Deucalion hat nach über 200 Jahren der Verfolgung in einem buddhistischen Kloster im Himalaja seinen Frieden gefunden. Von den dortigen Mönchen wird er respektiert und vor allem akzeptiert. Doch als ein Bote eine Nachricht ins Kloster bringt, ist die Ruhe vorbei: Der Brief enthält ein Bild seines Schöpfers, der nach all der Zeit immer noch am Leben ist …

Eine schreckliche Mordserie erschüttert New Orleans. Allen Mordopfern fehlen bestimmte Teile des Körpers. Detective Carson O’Connor und ihr Partner ermitteln in dem Fall, der immer merkwürdiger wird, als ein narbengesichtiger Mann auftaucht und behauptet, dass sein Schöpfer an der Mordserie Schuld sein soll.

_Die Autoren_

Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren und lebt heute mit seiner Frau in Kalifornien. Seine zahlreichen Romane – Thriller und Horrorromane – wurden sämtlich zu internationalen Bestsellern und in über 30 Sprachen übersetzt. Weltweit hat er bislang über 250 Millionen Exemplare verkauft. Seine letzten Veröffentlichungen waren „Der Wächter“, die „Frankenstein“-Reihe, „Die Anbetung“ und „Trauma“. Im März 2007 erscheint „Todesregen“.

Kevin J. Anderson, geboren 1962 und studierter Physiker, ist einer der populärsten amerikanischen Science-Fiction-Autoren. Er wurde durch seine Star-Wars-Romane und -Anthologien international bekannt. Seine High-Tech-Thriller und Akte-X-Romane stürmen die Bestsellerlisten. Die Romanreihe um die „Young Jedi Knights“ schrieb er gemeinsam mit seiner jungen Ehefrau Rebecca Moesta. Zudem schrieb er die „Saga der sieben Sonnen“ sowie einige |Wüstenplanet|-Romane zusammen mit Brian Herbert.

_Mein Eindruck_

Eigentlich klingt ein Remake von Mary Shelleys „Frankenstein“ nicht besonders spannend. Zu oft wurde der Stoff verfilmt, durch den sprichwörtlichen Kakao gezogen und veralbert. Doch Dean Koontz wäre nicht Dean Koontz, wenn er dem Stoff nicht eine völlig neue Sichtweise hinzufügen könnte: Was wäre, wenn ein Viktor Frankenstein die technischen Möglichkeiten unserer heutigen Zeit zur Verfügung hätte? Und genau hier wird der Stoff langsam richtig interessant. Der Frankenstein in Koontz‘ Roman hat es geschafft, sich über die 200 Jahre am Leben zu erhalten, und lebt mittlerweile in New Orleans. Dort ist er ein reicher Mann und betreibt seine Studien. Er gräbt zwar keine Leichenteile oder ähnliches aus, aber er bedient sich der Möglichkeiten der modernen Wissenschaft: Klonen und Genmanipulation.

Hier schlägt Dean Koontz eine ähnliche Richtung ein wie in seinem Roman „Die zweite Haut“: Er befasst sich mit der ethischen Problematik des Klonens und beschreibt, dass ein Mensch mehr ist als die Anzahl seiner Gene. Und diese Botschaft verstärkt sich noch, indem er das allseits bekannte frankensteinsche Monster als geläuterte Person darstellt, die ihrem diabolischen Erschaffer das Handwerk legen will.

Selbstverständlich ist dieser Roman keine wissenschaftlich-ethische Abhandlung, sondern ein spannender und sehr lesenswerter Horror-Roman, wie man sie von Dean Koontz nur zu gut kennt. Die Handlung ist rasant, es gibt einige sehr unerwartete Wendungen, und das Tempo ist hoch. Das liegt auch daran, dass einige Handlungsstränge nebeneinander herlaufen. Da die Kapitel sehr kurz sind, springt der Leser von Strang zu Strang, was eine ungeheure Spannung aufbaut. Dem Tempo merkt man an, dass die Reihe eigentlich eine Serie fürs Fernsehen werden sollte, mit keinem Geringeren als Martin Scorsese als Executive Producer. Da dies aber nicht zustande kam, hat sich Koontz entschieden, sein Projekt in Buchform zu verwirklichen. Und das hat er wie gesagt sehr gut gemacht. Der Roman hat zwar schon ein gewisses Tempo, doch sind die Beschreibungen und die Ausgestaltung der Personen nicht von fersehtypischer Konturlosigkeit geprägt. Die Charaktere sind sehr interessant gestaltet, auch wenn mich Detective O’Conner doch sehr an andere Protagonistinnen aus früheren Romanen des Autors erinnert. Sie ist stur, selbstbewusst, ein wenig bärbeißig aber nichtsdestotrotz attraktiv. Hier wühlt er mir ein wenig zu tief in Klischees oder eben in seinen älteren Romanen wie „Unheil über der Stadt“ oder „Drachentränen“, die sehr ähnliche Polizistinnen präsentieren. Ansonsten sind die Charaktere aber sehr interessant gestaltet und die Dialoge teilweise äußerst amüsant geworden.

„Frankenstein: Das Gesicht“ ist kein abgeschlossener Roman, sondern nur der Auftakt zu einer Frankenstein-Trilogie, die sich mit „Frankenstein: Die Kreatur“ fortsetzt. Wenn sich die Qualität in diesem Band auch auf die nachfolgenden Bände erstreckt, können wir einer sehr gelungenen Reihe entgegenblicken.

_Fazit_

Nicht umsonst ist Dean Koontz neben Stephen King einer der wenigen Horror-Autoren, die regelmäßig die US-Bestsellerlisten anführen. Hier zeigt er mal wieder, wie es geht. Dass er sich mit Kevin J. Anderson einen starken Autor an seine Seite geholt hat, bringt einige sehr interessante und frische Ansätze in den Roman. Bester Popcornlesegenuss, bei dem man das Buch am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte. Man darf auf die Fortsetzung gespannt sein

|Originaltitel: Dean Koontz‘ Frankenstein 1: Prodigal Son
Aus dem Amerikanischen von Ursula Gnade
Taschenbuch, 384 Seiten|

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Helten, Volker (Hrsg.) – Zeitsprünge – Die Geschichte Knechtstedens

_Inhalt_

Die Zeitschrift „Zeitsprünge“ wird vom Geschichtsverein Dormagen e. V. herausgegeben und befasst sich allgemein mit der Geschichte des Dormagener Umlandes.

In der nunmehr sechsten Ausgabe werden das Kloster Knechtsteden und dessen geschichtliche Verflechtungen genau unter die Lupe genommen. Und in der Zeit von 1130 bis heute ist dem Kloster so einiges Interessantes widerfahren. Zum Einstieg gibt es einen Text über den heiligen Norbert, der den Orden der Prämonstratenser gründete, die dann wiederum Knechtsteden gründeten. Zum besseren Verständnis wird darauf auch gleich der Orden an sich genauer durchleuchtet. Dass in der Region um Knechtsteden im Mittelalter so einiges los war, dürfte eigentlich jedem klar sein, denn Köln und sein Dom sind ja quasi in Sichtweite. Daher werden auch die verschiedenen wichtigen Personen des Spätmittelalters, und hier besonders die Feldherren und Erzbischöfe, genau durchleuchtet.

Darauf folgt ein Sprung in die frühe Neuzeit, genauer gesagt in die Französische Revolution und die Zeit des Napoléon Bonaparte, die für Knechtsteden keine gute war, was auch das Ende der Prämonstratenser in Knechtsteden mit sich führte.
Nach diesen kamen dann die Spiritaner, die das Kloster zu einer Missionsschule machten, die bis heute, wenn auch in veränderter Form, besteht. Zum Abschluss folgen noch zwei sehr interessante Texte über die architektonischen Besonderheiten Knechtstedens und die Wand- und Deckenfresken des Klosters.

_Mein Eindruck_

Wie auch der [Vorgängerband 2071 glänzt „Zeitsprünge – Die Geschichte Knechtstedens“ wieder mit einer großen Anzahl an hervorragenden Fotos und Illustrationen. Alleine sie lohnen sicherlich schon eine Anschaffung. Ebenso sind das Cover und das gesamte Layout sehr gelungen. Aber auch die Schreibweise ist sehr ausgewogen, denn sie ist einerseits anspruchsvoll genug, um auch Leser gut zu unterhalten, die in der Materie bewandert sind, andererseits werden die verschiedenen Termini so gut erklärt, dass sich auch Laien daranwagen können. Die Geschichte Knechtstedens ist es wirklich wert, genauer beleuchtet zu werden, denn dieses Kloster und dessen Umgebung waren schon einige Male der Schauplatz von sehr interessanten Ereignissen. So macht es wirklich Spaß, beim Lesen die Geschichte vom Mittelalter bis in die heutige Zeit mitzuverfolgen. Besonders hat es mir der Artikel ‚Von der Missionsschule zur Norbert-Akademie‘ angetan. Den Weg der Schule vom Ende des 19. Jahrhunderts durch die beiden Weltkriege bis heute zu verfolgen, hat mich wirklich fasziniert. Die Auswahl der Artikel ist zudem sehr gelungen, weil sie ein sehr breites Spektrum abdecken. Neben den Geschichtsinteressierten, für die die Zeit vom Mittelalter bis heute fast vollkommen abgedeckt wird, werden sowohl Freunde der Kunsthistorie als auch Freunde der Architektur auf ihre Kosten kommen.

_Fazit:_

Ich finde es schade, dass es solche Zeitschriften nicht in der Region gibt, in der ich wohne. Ehrlich gesagt habe ich von der Lektüre richtig Lust bekommen, mir Knechtsteden einmal genauer anzuschauen. Gut, manche mögen sagen, 6 €uro für eine Zeitschrift mit gerade einmal knapp 60 Seiten mögen viel Geld sein, aber „Zeitsprünge“ ist jeden Cent davon wert. Alleine die Fotos und die Illustrationen sind dies bereits, und die Artikel brauchen sich dahinter qualitativ sicher nicht zu verstecken.

Wer sich noch genauer über Knechtsteden informieren möchte, kann hier einmal vorbeischauen:

http://www.spiritaner.de/knechtsteden/index.html
http://www.geschichtsverein-dormagen.de/

Koontz, Dean – Anbetung, Die

|Ich bin keine Berühmtheit […] Im Grunde genommen bin ich nach den Maßstäben unserer Kultur ein solchen Nichts, dass eine Zeitschrift wie „People“ nicht nur nie einen Artikel über mich bringen wird, sondern man womöglich sogar meinen Versuch zurückweisen würde, sie zu abonnieren, weil die Schwerkraft meiner Nichtberühmtheit ein schwarzes Loch darstellt, das mächtig genug ist, ein gesamtes Verlagshaus in den Abgrund zu saugen.| (Odd Thomas)

_Handlung_

Odd Thomas ist der Koch eines Grillrestaurants im kalifornischen Wüstenkaff Pico Mundo. Sein Leben wäre sehr einfach, wenn er nicht die Geister der Toten sehen würde und dadurch so manch ungeklärtes Verbrechen aufklärte. Doch auch das ist noch nicht alles, denn er sieht nicht nur die Verstorbenen, sondern auch böse Geister: die Bodachs. Diese ernähren sich vom Leid anderer und tauchen immer dort auf, wo ein schlimmer Unfall oder ein grausiges Verbrechen geschehen wird.

So ist Odd schockiert, als ein unsympathischer Kerl im Pico Mundo zu Mittag isst, der von zwei Dutzend Bodachs begleitet wird. Ihm ist sofort klar, dass seinem Städtchen ein Massaker von unglaublichen Ausmaßen bevorsteht und nur er es verhindern kann. Also macht er nicht nur die Polizei auf den Massenmörder in spe aufmerksam, sondern nimmt zusätzlich dessen Verfolgung auf. Was er aber im Haus des unheimlichen Fremden findet, ist schockierend …

_Der Autor_

Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren und lebt heute mit seiner Frau in Kalifornien. Seine zahlreichen Romane – Thriller und Horrorromane – wurden sämtlich zu internationalen Bestsellern und in über 30 Sprachen übersetzt. Weltweit hat er bislang über 250 Millionen Exemplare verkauft. Seine letzten Veröffentlichungen waren „Der Wächter“, die „Frankenstein“-Reihe und „Die Anbetung“.

_Mein Eindruck_

Als ausgesprochener „Koontz-Vielleser“ habe ich mich bereits seit geraumer Zeit auf das Erscheinen seines neuen Romans „Die Anbetung“ gefreut, und ich muss sagen, meine hohen Ansprüche sind nicht enttäuscht worden. Koontz bedient sich diesmal einer Ich-Perspektive, in welcher der Protagonist Odd Thomas auf die zurückliegenden Ereignisse zurückblickt und seine Handlungen teilweise sehr ironisch kommentiert. Durch seine skurrilen, aber immer irgendwie treffenden Vergleiche erreicht der Autor, dass wirklich der Eindruck entsteht, man würde in einer Art Tagebuch eines zwar intelligenten aber sehr uninteressierten Grillkochs lesen.

Das mag zwar relativ wenig spannend klingen, aber Koontz wäre nicht so erfolgreich, wenn er das Ganze nicht aufpeppen würde. Zum einen trägt der amüsante Schreibstil enorm zum Lesevergnügen bei, woran auch die bereits erwähnten Vergleiche einen großen Anteil haben. Dazu erschafft Koontz eine kaum auszuhaltende Spannung, obwohl man ja eigentlich weiß, dass Odd überleben muss, da er ja das Buch schreibt. Trotzdem fiebert man Seite für Seite mit dem sympathisch verschrobenen Grillkoch auf seiner Mission mit.

Stichwort verschroben: Überhaupt kommt es einem beim Lesen so vor, als würden in Pico Mundo ausschließlich Verrückte wohnen. Neben Odd gibt es da auch noch seine Vermieterin, die Angst davor hat, unsichtbar zu werden, weil sie den Tod ihrer Familie nicht verkraftet hat, die bei den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 ums Leben kamen. Des Weiteren gibt es einen 200-Kilo-Literaten namens Little Ozzy, der sechs Finger an einer Hand hat, Odds Chefin kennt jeden Tag im Leben von Elvis Presley auswendig, und der King hat seinen Aufenthaltsort nach seinem Ableben ebenfalls nach Pico Mundo verlegt und freut sich, wenn seine Musik aus dem Radio tönt. Klingt alles ein bisschen überladen? Ist es auch, aber das wirkt sich nicht negativ auf den Lesespaß aus, sondern gibt dem Ganzen eine zusätzliche Würze. Nur: Sollte ich jemals durch Kalifornien fahren und das Schild Pico Mundo sehen, werde ich mir überlegen, ob ich nicht lieber umdrehen sollte … Gut, die Charaktere sind zwar schon sehr verschroben, doch macht sie das auch überdurchschnittlich liebenswert und gibt ihnen einen Hohen Wiedererkennungswert. Man merkt durchgehend, dass sich der Autor nicht mit 08/15-Figuren zufrieden gibt.

Das Einzige, was mich etwas stört, ist, dass recht häufig von den Anschlägen auf das World Trade Center die Rede ist. Da wird Mohammed Atta mit der „Bruderschaft des Bösen“ in Verbindung gebracht und in eine Reihe mit Timothy McVeigh (Oklahoma-City-Bomber) und Charles Manson gestellt. Hier scheint mir eine doch sehr patriotische Sicht der Dinge deutlich durchzudringen, ohne dass vorher differenziert wird. Man könnte fast meinen, man höre George W. Bush über „Die Axe des Bösen“ referieren. Allerdings kann man hier Koontz zugute halten, dass der Text ja in der Ich-Form eines Erzählers geschrieben ist und dieser also die Geschehnisse betrachtet. Mal ganz davon abgesehen, kann man diese Sicht den Amerikanern wohl auch einfach mal zugestehen, da die Anschläge die amerikanische Gesellschaft nachweislich stark traumatisiert haben.

Auch an den für Koontz-Romane typischen unerwarteten Wendungen mangelt es diesem Roman nicht. Ungefähr bei der Hälfte des Buches kommt es zu einem so unerwarteten Break, dass ich völlig entgeistert war. Dass Koontz so etwas auch in seinem zigsten Roman noch erreicht, zeugt von seiner Klasse.

Das setzt sich dann auch fort bis zum Schluss, der mich so aufgewühlt hat, wie es zuvor noch nie ein Buch bewirkt hatte – ganz große Kunst. Noch ein Wort zur Aufmachung des Bandes: Ich weiß zwar nicht, was das Cover zeigen soll und wie das nach Kalifornien passt, aber die Qualität des Einbandes und des Papiers der gebundenen Ausgabe sind gut bis sehr gut und somit sehr zufriedenstellend.

_Fazit_: Solche Bücher kann nur Dean Koontz schreiben: verschrobene Charaktere, große Spannung, unerwartete Wendungen – bei „Die Anbetung“ passt einfach alles. Unbedingte Kaufempfehlung.

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