Alle Beiträge von Michael Matzer

Lebt in der Nähe von Stuttgart. Journalist und Buchautor.

Pratchett, Terry – Pyramiden (Lesung)

Assassinen, Konkubinen und wandelnde Götter

Prinz Teppic von Djelibebi hat den erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung zum Assassinen in Ankh-Morpork gerade mit einem grandiosen Besäufnis begossen, als ihn der Ruf in die heimatliche Wüste ereilt. Er muss nach dem Tod seines Vaters Teppicymon XXVII. dessen Nachfolge antreten. Allerdings bekommt er es in der Heimat, einem engen Flusstal von 150 Meilen Länge, mit dem Hohepriester und Premierminister Dios zu tun, der seine eigenen Vorstellungen von einem funktionierenden Staatswesen hat. Nun soll Teppic zu Ehren seines Vaters die größte Pyramide errichten, die Djelibebi je gesehen hat – und damit den Staatshaushalt zugrunde richten …

Der Autor

Sir Terence David John Pratchett, OBE (* 28. April 1948 in Beaconsfield, Buckinghamshire; † 12. März 2015 in Broad Chalke, Wiltshire) war ein britischer Fantasy-Schriftsteller. Seine bekanntesten Werke sind seine Scheibenwelt-Romane, die in 37 Sprachen übersetzt wurden. Weltweit wurden rund 85 Millionen seiner Bücher verkauft (Quelle: Wikipedia.de).

Terry Pratchett und seine Frau Lynn sind wahrscheinlich die produktivsten Schreiber humoristischer Romane in der englischen Sprache – und das ist mittlerweile ein großer, weltweiter Markt. Obwohl sie bereits Ende der siebziger Jahre Romane schrieben, die noch Science-Fiction-Motive verwendeten, gelang ihnen erst mit der Erfindung der Scheibenwelt (Disc World) allmählich der Durchbruch. Davon sind mittlerweile etwa drei Dutzend Bücher erschienen. Nachdem diese für Erwachsene – ha! – konzipiert wurden, erscheinen seit 2001 auch Discworld-Romane für Kinder. Den Anfang machte das wundervolle Buch “ The amazing Maurice and his educated rodents“, worauf „The Wee Free Men“ folgte.

Doch auch andere Welten wurden besucht: ein Kaufhaus, in dem die Wühler und Trucker lebten, und eine Welt, in der „Die Teppichvölker“ leben konnten. Die Wühler-Trilogie „The Bromeliad“ soll zu einem Zeichentrickfilm gemacht werden.

|Terry Pratchett bei Buchwurm.info| (Auswahl):

[„Gefährliche Possen und andere Erzählungen“ 3406 (Audio)
[„Lords und Ladies“ 3160 (Audio)
[„Trucker“ 2998 (Nomen 1, Audio)
[„Kleine Freie Männer“ 2310 (Audio)
[„Ab die Post“ 2122
[„A Hat full of Sky“ 1842
[„Wachen! Wachen!“ 787 (Audio)
[„Maurice, der Kater“ 219

Die Sprecher / Die Inszenierung

Die Rollen und ihre Sprecher:

Erzähler: Ludwig Schütze
Teppic: Matthias Albold
Dios: Helmut Schüschner
Ptraci: Sylvia Garatti
Teppicymon XXVII.: Klaus Knuth
Schelter: Pascal Holzer
Arthur, Alfons: Martin Ostermeier
Du Mistvieh; größtes Mathegenie der Scheibenwelt: Markus Signer
Sechster Priester: Marcel Reif (Sportkommentator)
Und viele andere.

Die Regie führte wie bei den Terry-Pratchett-Vertonungen Raphael Burri, der auch den Text bearbeitet hat. Aufnahmeleitung und Regieassistenz übernahm Ralf Grunwald. Booklet- und CD-Illustrationen stammen wie stets von Josh Kirby. Für den guten Ton sorgten Olifr Maurmann, Gavin Maitland und andere vom |StarTrack|-Tonstudio Schaffhausen. Das Hörspiel entstand im Jahr 2005.

Mehr Infos und Hörproben gibt es unter http://www.bookonear.com. (geprüft)

Die Musik

Zitat aus dem Booklet:

»Warnung! Auch in diesem Bookonear-Hörspiel wird Musik der Gruppe Tritonus verwendet! Wenn auch nicht in jenem Ausmaß wie in dem Hörspiel „Wachen! Wachen!“ und dann auch nur im Umfeld jener Szenen, welche in Ankh-Morpork spielen, also im ersten Viertel.

Das Königreich Djelibebi verlangt natürlich nach Musik, die zur Anlehnung ans alte Ägypten passt. Ali Jihad Racy ist Außerordentlicher Professor für Musikethnologie und hat altägyptische Musik rekonstruiert, die er selbst auf traditionellen Instrumenten spielt. Die Macher des Hörspiels haben sich „schamlos“, wie sie sagen, aus seiner CD „Ancient Egypt“ bedient – weil es eben passt.«

Handlung

Morgengrauen in Djelibebi. Wieder einmal entladen die großen Pyramiden, für die das Land am Djel berühmt ist, ihr blaues Feuer in die Nachtluft. Es heißt, die Pyramiden akkumulierten aufgrund ihrer besonderen Bauweise Zeit. Wer weiß, wozu das noch führen kann … Der Hohepriester Dios, der gerade erwacht, macht sich jedenfalls kein Kopfzerbrechen wegen der Pharaonengrabmäler, sondern vielmehr darüber, ob Pharao Teppicymon XXVII wie jeden Morgen die Sonnenkugel aufgehen lassen wird, wie es seine Pflicht ist.

Unterdessen ist es im mittewärts gelegenen Ankh-Morpork noch Mitternacht. Der Sohn des Pharaos, Prinz Teppic, hat etwas Vernünftiges gelernt und bereit sich nun auf seine Abschlussprüfung als ausgebildeter Assassine vor. Als er endlich alle seine Ausrüstungsgegenstände verstaut hat, kippt er um. Sie sind einfach zu schwer. Nachdem er sich wieder aufgerappelt hat, begibt er sich zu seinem Prüfer Meriset, der ihm eine Menge Fragen stellt, die Teppic, bis auf die letzte, einwandfrei beantworten kann. Dann geht’s auf zur praktischen Prüfung. Dabei stürzt Teppic ab.

Aber nicht weit. Mit den Fingerspitzen hängt er an einer Dachrinne. Wenig später dringt er vom Dach her in ein Haus ein. Es ist ihm völlig klar, dass dies eine Todesfalle ist. Nach dem Beseitigen der ersten Hindernisse zieht Teppic eiserne Überschuhe an und schreitet rasch ins Zimmer. Meriset, sein Prüfer, grüßt ihn fröhlich und fordert ihn auf, den im Bett Liegenden zu inhumieren. Damit hat Teppic wider Erwarten ein Problem.

Denn erstens bedeutet „inhumieren“ so viel wie „töten“ und zweitens könnte es sich bei dem Unbekannten, der im Bett liegt, um einen Klassenkameraden handeln, vielleicht um Schelter oder Käseweis oder Arthur, den Orniten. Sie alle sind ihm im Verlauf seiner jahrelangen Ausbildung in Ankh-Morpork gewissermaßen ans Herz gewachsen. Dennoch hebt er die Armbrust …

Unterdessen in Djelibebi

Während Teppic noch zögert, stellt sich sein Vater in Djelibebi auf die Terrasse seines Hauses, um die Sonne aufgehen zu lassen. Sie erscheint nicht, und der Pharao, entsetzt über diesen Anfall von Impotenz, erleidet eine Herzattacke. Das ist natürlich NICHT sein Ende, versteht sich. Die Seele unseres braven Teppicymon XXVII. begegnet dem TOD, der ihr einige tröstende Worte spendet, bevor er auf Binkie wieder davonreitet, dem nächsten Auftrag entgegen. Der Pharao hat viele Ideen, erlebt aber auch viele Desillusionen. So etwa jene, als zwei Einbalsamierer ihm die Gedärme und das Hirn herausreißen …

Durch die mystische Übertragung der göttlichen Kraft des Pharao gerät Teppic in Ankh-Morpork – er hat natürlich bestanden – bald in eine peinliche Lage: Gras sprießt unter seinen Füßen, Brotlaibe schwellen an und platzen auf, sogar der Fluss schwillt an und droht, über die Ufer zu treten. Die Anzeichen sind überdeutlich. Sein Vater ist tot und es ist höchste Zeit, seinen Platz einzunehmen.

Hohepriester und Premierminister Dios empfiehlt Teppic als Erstes, seine Tante zu heiraten, denn Schwestern habe er ja schließlich nicht. Als sich Teppic von diesem Schrecken wieder erholt hat, bekommt er eine goldene Maske verpasst, aus der seine Stimme nur noch hohl klingt. Dios, der vorgibt, seinen göttlichen Willen zu verkünden, befiehlt stets genau das Gegenteil dessen, was Teppic will. So behauptet er, der verstorbene Pharao habe befohlen, die größte jemals in Djelibebi gebaute Pyramide zu bauen. Teppic ist überzeugt, dass dieses Monstrum sein Reich zugrunde richten werde, von seinen unberechenbaren physikalischen Eigenschaften ganz zu schweigen.

Als Dios schließlich auch noch die Lieblingskonkubine seines Vaters, Ptraci, zum Tode verurteilt, läuft für Teppic das Fass über. Er beschließt zu rebellieren. Seine Taten haben jedoch unabsehbare Konsequenzen, die er sich nicht im mindesten hätte träumen lassen. Djelibebi verschwindet in einer Zeitspalte …

Mein Eindruck

Dieses Abenteuer auf der Scheibenwelt lässt sich losgelöst von den meisten anderen Episoden genießen. Der Autor ist nie wieder in die Welt der Pyramiden zurückgekehrt, das tun dafür andere, so etwa den fränkische Autor Georg Herm in [„Der Nomadengott“. 2638 Das Land am Nil bzw. Djel ist so vielbesucht, dass sich ein Autor schon eine Menge ungewöhnliche Dinge einfallen lassen muss, um das Aufsehen des Publikums zu wecken und aufrechtzuerhalten.

Die üblichen altägyptischen Bizarrerien wie etwa Mumifizierung, Pharaonengräber, Inzest und so weiter mal beiseite gelassen, entwickelt die Geschichte von „Pyramiden“ ihren eigenen Charme. Allerdings muss man den verschiedenen Handlungssträngen aufmerksam folgen, um durch die eigene Kombinationsgabe so etwas wie faszinierte Spannung zu erspüren.

Dios und der frühere Pharao sind Nebenfiguren im Spiel von Prinz Teppic, das sich nun entfaltet. Leider ist der Autor in der Mitte des Buches auf die Idee verfallen, Teppic mit Ptraci desertieren zu lassen und ihn nach Palästina und zu den Griechen zu schicken. Das ist nicht sonderlich originell. Unterdessen geht es in Djelibebi in der Zeitspalte mehr oder weniger drunter und drüber, als die Götter durch den Unfug, den Dios und die neue Riesenpyramide anrichten, auf die Erde geholt werden. In diesen Szenen gerät die Geschichte zur herrlichen Satire auf die Religion, nach dem Motto: Hüte dich davor, was du dir wünschst, denn es könnte Wirklichkeit werden!

Nette Einfälle

Wunderbar gefielen mir die drei Pyramidenbauer, Taklusp und seine beiden Söhne 2A und 2B. Sie müssen nicht nur den Bau der größten Pyramide aller Zeiten in knapp drei Monaten planen, organisieren und fertigstellen, sondern haben auch noch mit den Anomalien zu kämpfen, die durch die Zeitverschiebungen an der Riesenpyramide entstehen. So existieren plötzlich 38.000 Doppelgänger ihrer Arbeiter. Das klingt zwar billig bei der Lohnzahlung, aber es ist eher verwirrend bei der Arbeitszuweisung.

Ebenso nett fand ich den Einfall mit den beiden Einbalsamierern Gern und Dill, denen die Seele des toten Pharao so ungern bei der Arbeit zusieht. Allerdings spielen sie nur eine Nebenrolle, ebenso wie Ptraci, die sich ohne ihre klirrenden Armreife ganz nackt vorkommt – was sie in der Tat auch fast ist. Aber der Humor kann mitunter auch in Klamauk abrutschen, so etwa wenn ketzerische Priester ruckzuck im Rachen der Krokodile landen. Die Armeen der Nachbarländer Djelibebis stehen sich nun unvermittelt direkt gegenüber, nachdem der Pyramidenstaat verschwunden ist. Flugs verstecken sich alle Soldaten in Trojanischen Pferden, was ja auch nicht superintelligent ist.

Hintersinnig ist der Einfall, das Kamel „Du Mistvieh!“ zum größten mathematischen Genie der Scheibenwelt zu machen. Hoffentlich ist dies keine versteckte Anspielung auf Stephen Hawking oder gar eine Beleidigung der Kamele.

Die Sprecher / Die Inszenierung

Von dem Schweizer Studio „Bookonear“ habe ich bislang schon „Wachen! Wachen!“ und „Lords und Ladies“ gehört. Die Produktion, die es mit „Pyramiden“ vorgelegt hat, ist ebenfalls in vielerlei Hinsicht professionell zu nennen. Die Sprecher, die bei uns fast alle – bis auf Sportkommentator Marcel Reif – unbekannt sind, legen eine bühnenreife Darbietung hin. Ich könnte jedoch keinen besonders hervorheben, noch nicht einmal Du Mistvieh! Auf jeden Fall sind alle Sprecher kompetent und manche sogar als Könner ihres Faches zu bezeichnen. Besonders die Szene des griechischen Symposions ist mir im Gedächtnis geblieben, vermutlich deshalb, weil sie die witzigste Szene der gesamte Handlung ist.

Geräusche und Musik

Zur Musik sei noch einmal das Booklet zitiert: „Das Königreich Djelibebi verlangt natürlich nach Musik, die zur Anlehnung ans alte Ägypten passt. Ali Jihad Racy ist Außerordentlicher Professor für Musikethnologie und hat altägyptische Musik rekonstruiert, die er selbst auf traditionellen Instrumenten spielt. Die Macher des Hörspiels haben sich ’schamlos‘, wie sie sagen, aus seiner CD ‚Ancient Egypt‘ bedient.“

Die Musik ist also durchaus passend zu nennen und verleiht der Handlung die entsprechende Stimmung. Sie wird ausschließlich in den Pausen zwischen den Szenen sowie als In- und Outro eingesetzt. An keiner Stelle überlagert sie auf störende Weise den Dialog.

Die Geräusche sind für das Verständnis einer Szene wider Erwarten von höchster Wichtigkeit. Da der Humor des Autors auf Andeutungen setzt, wird keineswegs alles ausgesprochen, was witzig und außergewöhnlich sein könnte. So genügt beispielsweise, einfach nur ein klirrendes Scheppern ertönen zu lassen, um dem Hörer zu verstehen zu geben, dass Teppic wegen seiner schweren Ausrüstung umgefallen ist. Es ist nicht nötig, dies auch noch zu sagen.

In praktisch allen Szenen muss der Hörer daher auch auf die Geräusche achten. Wenn Teppic plötzlich hohl klingt, dann deswegen, weil Dios ihm eine Maske aufgesetzt hat – die trägt schließlich jeder Gottkönig. Ich glaube, das Prinzip ist hiermit deutlich geworden. Um alle Feinheiten mitzubekommen, bietet es sich an – will heißen: es ist ratsam, sich das Hörspiel zweimal anzuhören. Da steckt noch eine Menge Musik bzw. Überraschungen drin.

Geräusche tragen nicht nur Pointen bei, sie charakterisieren auch, wie es sich eben für eine realistische Darstellung gehört. Nur, dass dieses Hörspiel keinen Realismus will, sondern eine dramatische Überspitzung darstellt. Wie lässt man zum Beispiel einen Gott ertönen? Sagen wir mal, einen schakalköpfigen Anubis oder einen mit Krokodilskopf? Das ist etwas kniffliger als einen Detektivroman akustisch auszustatten und verlangt einen gewissen Einfallsreichtum. Langer Rede kurzer Sinn: Ich halte die Charakterisierungen durchaus für gelungen, aber ich erwarte auch keinen Realismus von einer Fantasy wie dieser. Hauptsache, die Geräusche klingen nicht abstrus und überzogen.

Das Booklet

Das Beiheft ist liebevoll gestaltet und einer so von Liebhabern der Scheibenwelt gestalteten Produktion angemessen. Da findet sich ein Lebenslauf des Autors ebenso wie Hintergrundinfos über die Musik, die Gestalter und sämtliche Sprecher. Am schönsten aber sind zwei weitere Elemente: die detaillierte Tracklist für jede einzelne CD, von denen jede einen eigenen Titel trägt. Und natürlich die knuddeligen Zeichnungen Josh Kirby, die allesamt der doppelseitigen Titelillustration entnommen sind. Auch die Cover der einzelnen CDs wie auch die Einsteckplätze der CDs im Karton sind damit geschmückt.

Abspann

Am Schluss der letzten CD werden alle Sprechrollen noch einmal mit Zitaten bzw. Klangproben vorgestellt und ihrem Sprecher oder ihrer Sprecherin zugewiesen. Von der Crew sind lediglich die Techniker und der Regisseur genannt.

Unterm Strich

„Pyramiden“ ist einer der wenigen Romane Pratchetts, die sich eigenständig lesen lassen, ohne dass der Leser irgendwelches Wissen über die phantastische Scheibenwelt mitbringen muss. Daher eignet sich das Buch ideal als Einstieg und Zugang zu Pratchetts Universum und seiner ganz speziellen Art des Humors. In literarischer Hinsicht ist das Buch sicherlich kein Glanzpunkt in der Karriere des Autors, aber herrje, wer mehr als 100 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft hat, ist eh schon jenseits von Gut und Böse.

Das Hörspiel setzt die Vorgabe nach seinen eigenen Gesetzen um. Das bedeutet, dass hier Szenen umgestellt und eventuell Personal gekürzt wurden. Das wird aber durch eine dramatisch geglücktere Präsentation ausgeglichen: Sprecher, Geräusche und Musik bilden eine harmonische Einheit, um den Hörer bestmöglich zu unterhalten. Sicher hätte die Geschichte noch straffer, spannender und actionreicher sein können, aber wenn die Vorlage nicht mehr hergibt, kann man nicht einfach etwas hinzuerfinden – das könnte sich Hollywood erlauben, aber nicht ein Tonstudio.

Man sollte also nicht den Fehler machen, das Hörspiel schon für das Buch zu halten. Aber es kann eine Menge Appetit auf den Roman, die Scheibenwelt und Pratchetts sonstiges Werk machen. Insbesondere haben mir die Jugendromane um Tiffany Weh und Kater Maurice gefallen.

Originaltitel: Pyramids, 1989
Aus dem Englischen übertragen von Andreas Brandhorst 1991
Mit von Josh Kirby illustriertem Booklet
307 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3785731314

http://www.bookonear.com
http://www.luebbe-audio.de

Ken Follett – Der dritte Zwilling (Lesung)

Ein klassischer Thriller um das Thema Klonen von künstlich erzeugten Menschen – spannend und psychologisch halbwegs glaubwürdig erzählt. Allerdings kein Stoff, der sich für Minderjährige unter 16 Jahren eignet.

_Der Autor_

Ken Follett ist der Autor des Wissenschaftsthrillers „Der dritte Zwilling“, der verfilmt wurde, und von „Die Kinder von Eden“, das nicht mehr so gut ankam. „Die Säulen der Erde“ ist neben „Nacht über den Wassern“ sein bekanntester Roman. Seine neuesten übersetzten Werke heißen „Die Leopardin“ und „Mitternachtsfalken“.

_Die Sprecher_

Verlagsinfo: Mareike Carrière ging nach ihrer Schauspielausbildung nach Paris und begann dort 1977 ihre Arbeit für das Kino. Sie drehte u.a. mit Peter Fonda und Liv Ullmann. Popularität erlangte sie durch ihre Rolle als erste deutsche Streifenpolizistin in der TV-Serie „Großstadtrevier“. Zuletzt war die Schauspielerin in „Die Schule am See“ (ARD) zu sehen.

Jörg Schüttauf, Jahrgang 1961, absolvierte die Theaterhochschule zu Leipzig. Für die Titelrolle in Egon Günthers „Lenz“ (nach Büchner) erhielt er 1993 den Adolf-Grimme-Preis. Im Jahr 1995 wurde er mit dem Fernsehspielpreis der Akademie für Darstellende Künste ausgezeichnet. 1996 begeisterte er in der Titelrolle der ARD-Serie „Der Fahnder“. (Info Ende)

_Handlung_

An der Jones Falls Universität wird im Keller während eines Brandes eine junge Studentin, Lisa Hoxton, vergewaltigt. In dem Studienanwärter Steve Logan erkennt sie ihren Vergewaltiger wieder. Doch ihre Vorgesetzte, die Psychologie- und Biochemieprofessorin Jeannie Ferrami, widerspricht dem heftig. Gemäß den psychologischen Untersuchungen, die Ferrami im Rahmen ihres Zwillings-Forschungsprogramms an Logan vorgenommen habe, sei er psychisch nicht in der Lage, jemandem Gewalt anzutun. Logan wird dennoch verhaftet.

Lisa Hoxton ist völlig von den Socken, als sie Ferrami hilft, einen weiteren Probanden des Forschungsprogramms zu befragen: den Häftling Dennis Pinker. Er ist der eineiige Zwilling von Steve Logan. Doch die beiden kennen einander nicht und haben sich nie gesehen. Wie ist so etwas möglich?

Da es ausgeschlossen ist, dass Pinker ausbrach und Lisa vergewaltigte, muss Logan im Knast bleiben. Nun wittert Ferrami Unrat. Es muss in der jeweiligen Geburtsklinik der beiden etwas vorgefallen sein, das nicht in Ordnung war. Es stellt sich heraus, dass beide in Armeekliniken zur Welt kamen, mit denen die Genetico Corporation Geschäfte machte.

Genetico gehört Jeannies Arbeitgeber, Professor Barrington Jones, und seinen Partnern, darunter einem Senator, der Ambitionen auf die Präsidentschaft hat. Sie wollen ihr Unternehmen demnächst an einen deutschen Pharmakonzern verkaufen. Da käme ihnen ein Skandal höchst ungelegen. Sie schalten die Presse ein und verpassen Jeannie einen Maulkorb.

Doch wenn weder Steve noch Dennis Pinker Lisa vergewaltigt haben, wer kommt dann in Frage? Jeannies Entdeckung dessen, was hinter Geneticos Machenschaften steckt, ist ungeheuerlich und könnte sie das Leben kosten.

_Mein Eindruck_

Das Maß, um das der Roman gekürzt worden sein muss – ich habe ihn nicht gelesen -, muss schon recht beträchtlich gewesen sein: Übrig geblieben sind gerade mal die grundlegende Story sowie der eine oder andere intime Augenblick, den Jeannie und Steve genießen können. Jedenfalls bereitet es keine Schwierigkeiten, dem Verlauf der Handlung zu folgen, so einfach ist sie gestrickt.

Das Interessanteste an der Geschichte ist die Frage der Identität. Ähnlich wie in „Being John Malkovich“ haben es die Hauptfiguren zwar immer mit der gleichen körperlichen Ausstattung zu tun, doch das Innenleben ist vollkommen anders. Man könnte fast meinen, der Autor wolle demonstrieren, dass die Gene nicht unser Schicksal sind.

Wohin die Diskrepanz zwischen identischem Äußeren, aber unterschiedlichem Innenleben führt, erweist sich für die Professorin Jeannie Ferrami höchst hautnah, als sie von jenem Vergewaltiger Lisa Hoxtons ebenfalls angefallen wird. Dabei wollte sie sich doch Steve Logan intim nähern. Doch wo Worte sie täuschen können, so ermöglicht doch die Körpersprache eine eindeutigere Identifikation. Der Vergewaltiger ahmt die typische Geste seines Onkels nach, sich mit dem Zeigefinger über die Augenbraue zu fahren.

_Shibboleth_

Auf analoge Weise macht Steve Logan die gleiche Erfahrung, als er zwar wie der Vergewaltiger aussieht, aber nicht in der Lage ist, einen flapsigen Spruch, den die beiden gewohnheitsmäßig austauschen, korrekt zu ergänzen. Aufgeflogen!

Dieses wortbasierte Spiel erinnert an die Gewohnheit früher hebräischer Stämme, ihre Gegner, die sich bei ihnen als Spione einschleichen wollten, zum Aussprechen des Wortes „shibboleth“ zu verleiten. Die Spione konnten dieses Wort nie einwandfrei aussprechen und flogen daher auf. Seitdem ist „shibboleth“ zum geflügelten Wort geworden, das eine Erkennungsparole bezeichnet, bei einem Stamm, aber auch bei jeder Art von In-group oder Clique.

_Wissenschaftsthriller_

Ken Follett griff in diesem Buch ein von Ängsten besetztes Thema auf, das so alt ist wie Mary Shelleys „Frankenstein“, der 1818 erschien: Die künstliche Erschaffung des Menschen, zu dem nun auch noch die Optimierung und beliebige Vervielfältigung kommen. Daher auch die Befruchtung und Geburt in Armeekliniken…

„Der dritte Zwilling“ war 1997 Teil einer Flut von Thrillern, die sich u.a. um das Thema Klonen drehten, angeregt sicher auch vom Klonschaf Dolly (Friede seiner Asche). Auch Arnold Schwarzeneggers Film „The 6th Day“ haut in die gleiche Kerbe. Doch kein Autor hat wahrscheinlich das Thema künstlicher Mensch/Klon tiefgründiger behandelt als Philip K. Dick in „Blade Runner“. Follett kann diesem Vorgänger nicht das Wasser reichen.

_Die Sprecher_

Mareike Carrière, obwohl sicher schon über 45, klingt dennoch zu jung für ihre Rolle der Professorin Jeannie Ferrami. Das erscheint sicherlich merkwürdig. Doch es ist weniger ihre Stimmhöhe, als vielmehr ihre Intonation, die zu diesem Eindruck führt. Im Gegensatz zu souveränen SprecherInnen wie Franziska Pigulla, Joachim Kerzel oder Ulrich Pleitgen klingt ihre Intonation naiv wie die einer Anfängerin, die sich gerade an einen schwierigen Roman wagt, nachdem sie jahrelang „Hanni und Nanni“ gelesen hat. Sie hält ihre Pausen ein und liest nicht zu schnell, aber das ist schon alles, wofür man sie loben kann.

Jörg Schüttauf, der die Männer um den Schurken, Prof. Barrington Jones, spricht, klingt genau richtig. Er moduliert die Stimme, dass sie genau zu dem gewünschten Eindruck passt. Die Stimme als Instrument gehorcht ihm vollkommen. Es ist sehr schade, dass ein so ausgezeichneter Sprecher erstens so wenig Text zu lesen hat und zweitens auch noch die Nebenfiguren zum Leben zu erwecken hat. Dementsprechend bleiben Jones & Co. deutlicher im Gedächtnis als die Gutmenschen Logan und Ferrami. Verdrehte Welt.

_Unterm Strich_

„Der dritte Zwilling“ ist ein geradlinig erzählter Klon-Thriller, der schnörkellos auf ein Happy-End zusteuert. Die Spannung ist durchaus vorhanden und wird weniger durch Action, als vielmehr psychologisch erzeugt (Frage der Identität, s.o.).

Das Hörbuch würde ich erst ab 16 Jahren empfehlen. Der Grund dafür sind zwei oder sogar drei relativ brutale Vergewaltigungsszenen, die man einem unerfahrenen Zuhörer nicht zumuten sollte. Auch eine Reihe von erotischen Szenen zwischen Logan und Ferrami sind wohl eher für Erwachsene gedacht als für Kinder.

_Michael Matzer_ (c) 2003ff

Montgomery, L. M. – Anne auf Green Gables. Folge 3: Jede Menge Missgeschicke

_Grüne Haare und andere Verbrechen_

Kanada Ende des 19. Jahrhunderts. Das ältere Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert hat sich entschlossen, einen Waisenjungen aufzunehmen, der Matthew bei der Arbeit auf der Farm unterstützen soll. Versehentlich schickt das Waisenhaus jedoch ein Mädchen nach Prince Edward Island – die quicklebendige und sehr mitteilsame Anne Shirley. Als Anne Green Gables, das schöne Farmhaus der Cuthberts, erblickt, ist sie sich sicher, dass dies der Platz ist, an dem sie für immer bleiben möchte… (Verlagsinfo)

Folge 2: Mittlerweile hat sich Anne gut eingelebt. Sie erwartet aufgeregt den ersten Besuch auf der Nachbarfarm Orchard Slope, wo die Familie Barry mit ihren Töchtern lebt. Anne hofft, dass die gleichaltrige Diana die von ihr ersehnte „verwandte Seele“ sein wird, die erste leibhaftige beste Freundin. Allerdings ist Mrs. Barry eine sehr strenge Frau, die ihre Töchter nicht mit jedem spielen lässt…

Folge 3: Annes Leben auf Green Gables geht turbulent weiter. Der mit Spannung erwartete erste Besuch eines Balls mit ihrer Busenfreundin Diana endet in einer Katstrophe. Dianas griesgrämige Tante Josephine ist nämlich überraschend zu Besuch gekommen und die beiden übermütigen Mädchen erregen versehentlich ihren Zorn. Wird es Ann auch diesmal gelingen, die Wogen zu glätten?

Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum gibt es die Abenteuer des Waisenmädchens Anne Shirley als Hörspiel-Serie, geeignet für die ganze Familie.

_Die Autorin_

Lucy Maud Montgomery (1874-1942) war eine kanadische Schriftstellerin, die besonders ihre Jugendbücher um Anne Shirley bekannt wurde: „Anne of Green Gables“ und sechs Fortsetzungen.

Das Manuskript wurde zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt, bevor es Montgomery gelang, es zu platzieren. 1908 war sie bereits 34 Jahre alt. Das Buch wurde zu einem Theaterstück verarbeitet, mehrmals verfilmt und in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Die erste Staffel: Anne auf Green Gables

Folge 1: [Die Ankunft 4827
Folge 2: [Verwandte Seelen 4852
Folge 3: Jede Menge Missgeschicke
Folge 4: Ein Abschied und ein Anfang

Die 2. Staffel: Anne auf Avonlea (ab Herbst 2008)
Folgen 5 bis 8

Die 3. Staffel: Anne in Kingsport (Frühjahr 2009)
Folgen 9 bis 12

_Die Inszenierung:_

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

Erzähler: Lutz Mackensy (Rowan Atkinson, Christopher Lloyd, Al Pacino)
Anne Shirley: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Marilla Cuthbert: Dagmar von Kurmin (Bühnenschauspielerin, Hörspiel-Regisseurin für Europa, Stammsprecherin für |Titania Medien|)
Matthew Cuthbert: Jochen Schröder (James Cromwell, Lionel ‚Max‘ Stander, Lloyd Bridges)
Rachel Lynde: Regina Lemnitz (Whoopi Goldberg, Kathy Bates, Diane Keaton)
Diana Barry: Uschi Hugo (Brittany Murphy, Tara Reid, Julie ‚Darla‘ Benz)
Gilbert Blythe: Simon Jäger (Josh Hartnett, Heath Ledger, Matt Damon)
Tante Josephine: Barbara Adolph (Rosemary ‚Tante May Parker‘ Harris)
Muriel Stacy: Rita Engelmann (Catherine Deneuve, Gates ‚Dr. Crusher‘ McFadden)
Mrs. Allan: Traudel Haas (Diane Keaton, Kathleen Turner)
Mr. Allan: Uwe Büschken (Matthew Broderick, Hugh Grant)
Josie Pye: Anja Stadlober (Samaire Armstrong, Paris Hilton)
Ruby Gillis: Melanie Hinze (Holly Marie Combs, Busy Philipps)
Jane Andrews: Cathlen Gawlich (Jaime King, Amy ‚Fred‘ Acker)
Miss Blair: Dascha Lehmann (Katie Holmes, Jennifer Love Hewitt, Keira Knightley)
Mr. Barry: Roland Hemmo (Brendan Gleeson, Brian Cox, James Gandolfini, Colm Meaney)

Regie und Aufnahmeleitung lagen in den Händen von Stephan Bosenius und Marc Gruppe, der auch das „Drehbuch“ schrieb. Die Tontechnik betreuten Martin Wittstock und Kazuya. Die Illustration stammt von Firuz Askin.

_Handlung_

Februar 1877, bald wird Anne Shirley zwölf Jahre alt. Diana, ihre Busenfreundin, hat sie zu ihrem eigenen Geburtstag eingeladen – und zu einem Ball! Ob Anne auf den Ball darf, ist ein Gegenstand des Streits zwischen ihren Pflegeeltern Matthew (pro) und Marilla Cuthbert (contra). Der Geburtstag jedenfalls wird wunderbar, bis auf den Gedichtvortrag des ekligen Gilbert Blythe, Annes Intimfeind.

Um 23 Uhr wollen die erschöpften Mädels endlich ins Bett, und sie lassen sich hineinfallen. Doch o je! Da liegt ja schon jemand drin, und es ist keine andere als ausgerechnet Dianas Tante Josephine! Sie ist alt und sehr entrüstet. Na, das gibt garantiert ein Donnerwetter. Sie streicht das Geld für die Klavierstunden der beiden Mädchen. Nur wenn Anne sie in Charlottestown besuchen würde, könne sie sich erweichen lassen. Anne strengt sich an, und es gelingt ihr, sich mit Tante Josephine zu versöhnen.

Das Schuljahr endet Ende Juni mit dem Abschied von Lehrer Phillips. An der Sonntagsschule soll der neue Pfarrer Allan lehren, der mit seiner Frau bei Rachel Lynde logiert, bis er ein Haus gefunden hat. Weil er also gerade in der Nähe ist, lädt Marilla das neue Paar ein. Anne, die zurzeit unter einem Schnupfen leidet, hat eine Schichttorte gebacken, die nun serviert wird. Doch sie schmeckt ein wenig seltsam. Kein Wunder, denn Anne hat das Vanillearoma mit den Rheumatropfen verwechselt …

Mr. Phillips‘ Nachfolger an der Alltagsschule wird jedoch Miss Muriel Stacy. Diese überrascht die Schüler mit neuen Ideen: Sie will Gymnastik und Naturkunde als Fächer einführen – wow! Und dann auch noch Theater und Gedichte, Annes Lieblingsthemen! Kein Wunder, dass sich Anne nun sogar in Geometrie verbessert. Sie wird gebeten, auf der Weihnachtsfeier zwei Gedichte vorzutragen, damit von den Spenden eine neue Schulfahne gekauft werden kann.

Zu diesem besonderen Tag will Matthew seinem Schützling ein neues Kleid kaufen, doch alle seine Versuche scheitern an seiner Schüchternheit. Also näht Rachel Lynde liebenswürdigerweise ein neues: hellblau und aus Seide, sogar mit Annes geliebten Puffärmeln. Und Tante Josephine schenkt ihr Seidensandalen. Kein Wunder also, dass Annes Vortrag von Lord Alfred Tennysons „The Lady of Shalott“ ein voller Erfolg wird. Gilbert Blythe versteigt sich sogar zu der Äußerung, sie könnte Schauspielerin werden. Doch auch diese Freundlichkeit kann Annes Herz für ihn nicht erweichen.

Im März feiert Anne ihren 13. Geburtstag und gründet mit Diana einen Geschichtenklub. Eines Abends findet Marilla sie jedoch im Bett liegend, verzweifelt jammernd, dass sie Einsiedlerin werden will. Anne hat GRÜNE Haare! Sie hat ihre Farbe ändern wollen und sich ein Mittel von einem Hausierer gekauft. Das Mittel lässt sich nicht auswaschen. Marilla schüttelt den Kopf und meint nur: Da gibt’s nur eines: Die Haare müssen ab. O je, das wird einen Skandal geben!

Aber es soll noch schlimmer kommen …

_Mein Eindruck_

Auch Folge drei ist für Anne Shirley wieder eine wilde Achterbahnfahrt aus Erfolgen und Unglücken. Zwar begeht sie diesmal keine „Verbrechen“ mehr, aber es finden sich doch noch Fettnäpfchen, in die sie treten, und Kalamitäten, die sie erleiden muss.

Der eine oder andere heutige Hörer könnte sich allerdings fragen, warum es schlimmer sein soll, kurze Haare zu tragen als grüne (was ja schon schlimm genug wäre). Auch dies ist wieder eine geschlechtsspezifische Sache. Kurze Haare waren den Männern vorbehalten, und wenn eine Frau kurze Haare tragen musste, dann wurde sie damit als Verbrecherin gebrandmarkt. Kein schönes Schicksal, wenn man bedenkt, dass freie mittellose Frauen entweder im Arbeitshaus (= Ausbeutung der Arbeit) oder auf der Straße (= sexuelle Ausbeutung) landeten. Erst in den 1920er Jahren erkühnten sich junge Frauen, kurze Haare zu tragen, weil sie als besonders emanzipiert und gleichberechtigt angesehen werden wollten. Das wagten aber nur die Künstler und Intellektuellen.

Erst grüne, dann kurze Haare – kann es für Anne Shirley noch schlimmer kommen? Es kann! Anne wird für tot gehalten … Mehr darf aber nicht verraten werden, um die Spannung nicht zu zerstören.

Der Höhepunkt an Erfolg in dieser Folge ist sicherlich Annes Auftritt mit dem Gedichtvortrag. „The Lady of Shalott“ ist ein schmachtend romantischer Klassiker von Tennyson. Im Umfeld der arthurischen Dichtung „Idylls of the King“ angesiedelt, schildert das Gedicht, wie besagte Lady sich – vermutlich im Liebeskummer – in ihr Boot legt, um sodann den Fluss hinunterzutreiben. Wird irgendein strahlender Ritter zu ihrer Hilfe und Rettung eilen? Ach und Weh, es soll nicht sein! So vergehen Liebe und Schönheit – und das stellten sich die Viktorianer als das edelste Motiv für hohe Dichtkunst vor. Na ja, Schwamm drüber! Hauptsache, Annes Vortrag ist ein voller Erfolg.

„Das schöne Geschlecht“ wurden Frauen genannt, aber auch „das schwächere Gefäß“ (im Gegensatz zum Mann), und „der Efeu an der Eiche“ (Efeu = Treue und Zierde, Eiche = Halt und Stärke) und was nicht alles mehr, um ihre Schwäche und Abhängigkeit zu betonen. Um ihr Gedicht vortragen zu dürfen, muss sie sich auch dem hohen Anlass gemäß ankleiden, denn schließlich geht erstens um Kunst und zweitens um einen öffentlichen Auftritt. Seide ist für sie gerade gut genug, ebenso Puffärmel und Halsketten von Tante Josephine. Welcher Mann würde eine solche junge Dame nicht schön finden und begehren? An dieser Stelle dürften einige junge Damenherzen höher schlagen.

Diese Pseudo-Romantik weiß die Autorin aber wenig später mit komischen Zwischenfällen zu konterkarieren und so dem Spott preiszugeben. Da ist zum einen die Sache mit den grünen Haaren, und zum zweiten „ertrinkt“ Anne, als sie „The Lady of Shalott“ mit ihrem Geschichtenklub aufführt – natürlich in einem Boot auf einem See, ganz wie es sich gehört.

Dumm nur, dass die Vision des Gedichts der profanen Wirklichkeit in keiner Hinsicht standhalten kann. Es kommt nur Komik dabei heraus, wenn beide aufeinandertreffen. Damit signalisiert die Autorin, wie überholt diese schwärmerische Romantik ist. Und sie lässt es Marilla in Worte fassen: Romantik ist ja schön und gut, aber bitte nur in Maßen.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Die Hauptrolle der Anne Shirley wird von Marie Bierstedt, der deutschen Stimme von Kirsten Dunst und vielen anderen jungen Schauspielerinnen, mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen gesprochen. Obwohl Bierstedt wesentlich älter ist als die elfjährige Heldin, klingt ihre Stimme doch ziemlich kindlich. Später, sobald Anne älter ist, darf sie auch ein wenig langsamer und überlegter sprechen.

In Episode eins überschlägt sich Annes Wortflut geradezu. Das fand ich sehr sympathisch und charmant. Den Cuthberts, so ist anzunehmen, muss es wohl ähnlich ergangen sein. Dagmar von Kurmin und Jochen Schröder klingen sehr sympathisch und ihrem fiktiven Alter entsprechend.

Sehr passend fand ich die Stimme der Nachbarin Rachel Lynde, gesprochen von Regina Lemnitz, der Stimmbandvertretung von Whoopi Goldberg. Wenn Rachel und Anne aufeinandertreffen, fliegen die Fetzen, und Anne darf sie schon mal anschreien. Sie ist ja in diesem Frühstadium ihrer Domestizierung noch sehr ungehobelt. Weitere tragende Rollen gibt es nur wenige.

|Geräusche|

Die Geräusche im Hintergrund sorgen für die Illusion einer zeitgenössischen Kulisse für das Jahr 1876, doch sind sie so sparsam und gezielt eingesetzt, dass sie einerseits den Dialog nicht beeinträchtigen, andererseits den Hörer nicht durch ein Übermaß verwirren. Wenn gleichzeitig die Vögel sängen, die Brandung rauschte |und| noch eine Kutsche ratterte, würde das als etwas zu viel des Guten empfunden werden. Deshalb erklingen Geräusche in der Regel stets nacheinander. Hinzukommt ja noch die Musik.

|Musik|

Die Musik ist ebenfalls ziemlich romantisch, voller Streichinstrumente, Harfen und Pianos. Das Klavier wird meist für melancholische Passagen eingesetzt, und diese sind ebenso wichtig wie die heiteren. Der kontrastreiche Wechsel zwischen Heiterkeit, Drama und Melancholie sorgt für die emotionale Faszination beim Zuhörer. Die Musik steuert die Emotionen und untermalt die wichtigsten Szenen, kommt aber nicht ständig im Hintergrund vor. Ebenso wie mit den Geräuschen darf man es nicht übertreiben.

Am Schluss erklingt als Outro die Erkennungsmelodie der Serie: In einem flotten Upbeat-Tempo lassen Streicher, Holzbläser und ein Glockenspiel Romantik, Heiterkeit und Humor anklingen. Alle diese Elemente sind wichtige Faktoren für den Erfolg des Buches gewesen. Warum sollten sie also ausgerechnet im Hörspiel fehlen?

_Unterm Strich_

Das Hörspiel hat mir auch im dritten Durchgang wider Erwarten Spaß gemacht. Ich dachte vor dem Anhören des ersten Teils, dies würde so eine romantische Schmonzette à la „Hanni und Nanni“ oder sogar „Heidi“ sein, aber die Umsetzung lässt nicht nur eine Menge Humor und ernste menschliche Probleme durchblicken, wie man sie in jedem alten Jugendroman findet, sondern legt auch einen Sinn für die ernsten wirtschaftlichen Hintergründe an den Tag.

Allerdings beschritt die Autorin den idealistischen Weg, um die gravierenden gesellschaftlichen Probleme der viktorianischen Epoche zu lösen: Statt wirtschaftlicher und politischer Reformen setzt sie auf die uramerikanische Tugend der Selbstverbesserung, ermöglicht durch Liebe, Bildung und Verantwortungsgefühl. Der Hörer darf sich auf das Aufblühen der Heldin freuen. Ihre Abenteuer sind stets leicht zu verstehen, dienen aber immer wieder der Bewältigung von mehr oder weniger ernsten Schwierigkeiten, auf die Anne Shirley stößt.

Besonderes Vergnügen bereitet auch die akustische Umsetzung des Buches. Hörbaren Spaß haben die Sprecher an ihren Rollen, und insbesondere die Hauptfigur ist von Marie Bierstedt ausgezeichnet gestaltet. Sie schluchzt, lacht, schmollt, flüstert und quasselt, dass man sich wundern muss, woher diese Vielseitigkeit stammt. In den Spider-Man-Filmen ist Kirsten Dunst nie so vielseitig. Bierstedts Anne muss sich nicht nur durch Höhen und Tiefen des Herzens lavieren, sondern auch noch weiterentwickeln. Diese Entwicklung ist in Folge drei zunehmend deutlich zu bemerken, aber da kommt noch einiges auf den treuen Hörer zu.

Fazit: Da ich mir nichts vorstellen kann, womit sich dieses teils romantische, teils komische Hörspiel verbessern ließe – allenfalls etwas mehr Spannung -, vergebe ich die Bestnote.

|Originaltitel: Anne of Green Gables, 1908
69 Minuten auf 1 CD
ISBN 978-3-7857-3527-5|

Home – Atmosphärische Hörspiele


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M. R. James – Das unheimliche Puppenhaus (Gruselkabinett Folge 145)

Mordzeugen wider Willen

Als Mr. Dillet, ein Sammler von Antiquitäten, im Gebraucht-Waren-Laden des Ehepaars Chittenden ein viktorianisches Puppenhaus entdeckt, ist er sich sicher, dass er es haben muss. Er ahnt nicht, dass es nun mit dem Nachtschlaf für ihn und seine Frau erst einmal aus und vorbei sein wird und die Chittendens im Grunde froh sind, das unheimliche Puppenhaus losgeworden zu sein… (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt sein Hörspiel ab 14 Jahren.
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David Pedreira – Killing Moon

SF-Thriller: Ein kleiner Mondkrieg

Wo lauert der wahre Feind? Vor dieser Frage steht Caden Dechert, Leiter der amerikanischen Mondmission SMA zum Abbau des Energielieferanten Helium-3. Im Jahre 2072 streiten fünf Großmächte um die Vorherrschaft auf dem Erdtrabanten. In der lebensfeindlichen Umgebung war die Sicherheit der Crews trotzdem stets das oberste Gebot. Doch als eine Bombe ein US-Teammitglied tötet, muss Dechert nicht nur den ersten Mord auf dem Mond aufklären, um das Überleben seines Teams sicherzustellen. Er muss auch einen offenen Krieg zwischen den Parteien verhindern, die nur zu willig scheinen, die Situation eskalieren zu lassen … (Verlagsinfo)
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Val McDermid – Luftgärten (Kate Brannigan 02; Lesung)

Erstklassig unterhaltsame Krimi-Lesung

Kate Brannigan ermittelt wieder: An mehreren Einfamilienhäusern verschwinden buchstäblich über Nacht die eben erst angebauten Wintergärten. Eine kleine Ermittlung, denkt die taffe Privatdetektivin, und doch weckt der sonderbare Fall ihre Neugier. Schon bald stellt sich heraus, dass er gefährliche Dimensionen annimmt und Kate in Lebensgefahr bringt… (Verlagsinfo)
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Julian Osgood Field – Der Judas-Kuss (Gruselkabinett 141)

Des Furchtlosen Ende und Markierung

Im Jahr 1900 erfährt der englische Colonel Richard Ulick Verner Rowan, genannt „Hippy“ Rowan, während seines Aufenthalts im Palast des türkischen Millionärs Djavil Pascha von einer außergewöhnlichen Vampir-Legende aus Moldawien… (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 14 Jahren.
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Connelly, Michael – The Lincoln Lawyer / Der Mandant ( Mickey Haller 1)

_Spannend & ironisch: der Gerichtssaal als Katastrophengebiet_

Strafverteidiger Michael Haller tätigt seine Geschäfte meist aus einem Auto heraus. Er braucht keine teure Kanzlei. Diesmal übernimmt er die Verteidigung von Louis Ross Roulet, einem Immobilienmakler in Beverly Hills. Er denkt, dabei kann nichts schief gehen und eine Menge verdient werden.

Doch weder der Klient erweist sich als das Unschuldslamm, das er zunächst spielt, noch sein Opfer Regina Campo, die offenbar eine Prostituierte ist. Je mehr sich Haller mit der Vergangenheit seines Klienten beschäftigt, den er auf Kaution herausholt, desto mehr Angst bekommt er vor ihm. Wenn Haller nicht aufpasst, wird nicht Roulet eingesperrt, sondern er selbst.

_Der Autor_

Michael Connelly war jahrelang Polizeireporter in Los Angeles und lernte das Polizeigewerbe von außen kennen. Bekannt wurde er mit seinen Romanen um die Gesetzeshüter Harry Bosch und Terry McCaleb, zuletzt besonders aufgrund der Verfilmung von „Das zweite Herz / Bloodwork“ durch Clint Eastwood. Zuletzt erschienen „Kein Engel so rein“ (City of Bones, 2002), „Unbekannt verzogen“ (Chasing the dime) , „Letzte Warnung“ (Lost light) und „Die Rückkehr des Poeten“ (The narrows).

Weitere wichtige Romane:

Schwarze Engel (1998); Der Poet (1996); Schwarzes Echo (1991), The Closers (2004).

_Handlung_

Mickey Haller ist ein so genannter Lincoln Lawyer: Er tätigt seine Geschäfte meist aus einem Lincoln Town Car heraus, den er von Gerichtsgebäude zu Gerichtsgebäude, von Gefängnis zu Gefängnis chauffieren lässt. Nach zwei Ehen und zwölf Jahren im Job zählt er nicht mehr zu den Jüngsten. Ich schätze ihn auf zwischen 40 und 50 Jahren. Aber er macht gute Geschäfte, denn seine Klienten, meistens Drogensüchtige und Banden, werden immer wieder rückfällig. Nebenher kümmert er sich wie sein Vater, der ein berühmter Verteidiger in L.A. war, kostenlos um eine drogensüchtige Prostituierte, Gloria. Anlaufstelle für alle Kundenanfragen ist seine Ex Lorna. Mickeys Werbung ist in allen Telefonbüchern und Bussen zu finden.

Aber Mickey hat ein teures Haus in Laurel Canyon gekauft, dessen Hypothek Unsummen verschlingt. Deshalb ist er wie alle Anwälte auf ein „franchise“ aus, das ihn langfristig ernährt, fett und wohlhabend macht. Ein „franchise“ ist ein Fall, der sich hinzieht, durch mehrere Instanzen geht, bis endlich ein optimales Urteil ergeht. Kein Urteil ist für Mickey endgültig, denn für ihn gibt es weder schwarz noch weiß, sondern nur grau: Justiz ist das Land ohne Wahrheit. Hier gibt es lediglich Deals.

Die Justiz in L.A. ist ein System, eine Maschine, in der viele Rädchen ineinander greifen und jeder seinen Beitrag leisten muss, um drin bleiben zu können und von der Maschine genährt zu werden. Das bedeutet auch, mit seiner anderen Ex, einer Staatsanwältin, zu tun zu haben und mit ihr, soweit möglich, zu kooperieren. Ein Drink ab und zu verbessert die Kommunikation. Das wird sich in Mickeys neuem Fall als sehr hilfreich erweisen.

Valenzuela ist ein Kautionsmakler, der Leute auf Kaution, die er ihnen gegen fette Prozente leiht, aus der U-Haft holt. Er gibt Mickey einen heißen Tipp, der sich als das begehrte „franchise“ erweisen könnte. Louis Ross Roulet, ein Immobilienmakler in Beverly Hills, hat sicher eine Menge Geld, das in der Firma seiner Mutter Mary Alice Windsor steckt. Und er sieht aus wie ein Unschuldslamm. Wäre das nicht ein gefundenes Fressen für Mickey?

Mickey tut die richtigen Schritte und bietet sich Roulet als Strafverteidiger an. Zwar bekommt er Opposition in Gestalt des Familienanwalts der Roulets, aber der Angeklagte selbst sagt ja. Er ist angeklagt, die Prostituierte Regina Campo sexuell attackiert, im Gesicht verunstaltet und mit einem Messer bedroht zu haben. Roulet jedoch kann sich nur daran erinnern, dass er als Freier Campos Wohnung betrat, von hinten niedergeschlagen wurde und erst wieder aufwachte, als zwei Männer ihn niederhielten und die Polizei eintraf. Campo erstattete natürlich Anzeige. Roulet beharrt auf seiner Unschuld.

In einer ersten Anhörung gelingt es Mickey, seinen Mandanten gegen eine Million Dollar Kaution aus dem Knast zu holen. Nun scheint sich der Mann aber zu verändern. Aus dem ahnungslosen Unschuldslamm wird ein gewiefter Geschäftsmann. Auch seine Mutter ist eine knallharte Frau, die voll und ganz hinter ihrem einzigen Sohn und Erben steht. Mickey fällt aus allen Wolken, als sein privater Ermittler Raul Levin darauf stößt, dass ihnen die Polizei einen gefälschten Bericht untergejubelt hat: aus einem 08/15-Messer ist plötzlich eine extrem scharfe und einzigartige Tatwaffe geworden. Und was noch schlimmer ist: Sowohl Roulets Initialen als auch sein Blut befinden sich darauf.

Am liebsten würde Mickey diesen Fall wie eine heiße Kartoffel fallen lassen, doch Roulet weiß dies geschickt zu verhindern. Er macht einen Überraschungsbesuch in Mickeys exklusivem Laurel-Canyon-Haus und droht ihm, seiner Familie etwas anzutun: Er hat offenbar nicht nur einen Zweitschlüssel als Makler erhalten, sondern auch die Fotos von Mickeys Ex-Frau und Tochter gesehen. Nachdem er gegangen ist, entdeckt Mickey, dass seine private Pistole, ein einzigartiges Erbstück, verschwunden ist. Damit wurde sein Ermittler Levin erschossen.

Sollte diese Tatwaffe in die Hände der Polizei gelangen, würde dies das Ende von Mickeys Karriere als Verteidiger bedeuten, vielleicht sogar die Gaskammer. Doch wie konnte es Roulet gelingen, Levin zu töten, wenn er doch eine Manschette zu seiner Überwachung tragen muss? Um dieses Rätsel zu lösen und einen Wolf wie Roulet zu fangen, muss er ihm eine Falle stellen, die er nicht sehen kann. Roulet werde seinen Freispruch bekommen, verspricht Mickey daher. Doch er sagt nicht, was danach passieren wird.

_Mein Eindruck_

Mit diesem Thriller begibt sich Connelly auf für ihn neues Terrain: das Justizsystem in Los Angeles. Diesen Bereich hat er zwar in „Schwarze Engel“ schon einmal gestreift, doch die Hauptfiguren waren Polizeiermittler. Diesmal ist die Hauptfigur, der Ich-Erzähler, ein freier Strafverteidiger. Mickey Haller ist smart, aber nicht zu smart: Er wird übers Ohr gehauen und nach Strich und Faden von einem Serienmörder ausgebeutet. Mit wachsender Begeisterung bin ich Mickeys kenntnisreicher und knapp formulierter Erzählung gefolgt und habe mit Spannung den actionreichen Höhepunkt gelesen. In drei Tagen war der Roman ausgelesen.

|Der gute Anwalt|

Mickey ist kein krasser Materialist ohne Ideale. Das könnte er sich als Verteidiger gar nicht leisten. Sein unbezahltes Engagement für die Nutte Gloria belegt seinen Einsatz für andere. Dass er nicht leer ausgeht, dafür sorgt er mit zahlreichen Tricks, die den Leser immer wieder überraschen. Aber was als Fundament für jeden Strafverteidiger dienen muss, ist die Unterscheidung von Schuld und Unschuld. Für Mickey gibt es keinen schrecklicheren Menschen als einen Unschuldigen. Denn selbst wenn man ihm hilft, ein milderes Urteil zu bekommen, so ist der Unschuldige immer noch zu Unrecht bestraft worden. Das, was für Mickey normal ist, nämlich im System Deals auszuhandeln, ist für einen wahrhaft Unschuldigen notwendigerweise immer Unrecht.

|Verkehrte Welt: Schuld vs. Unschuld|

Der Fall Roulet entwickelt sich für Mickeys Gewissen zum blanken Horror. Das, was sein Ermittler Raul Levin über Roulet herausfindet, überschneidet sich direkt mit dem Fall von Jesus Menendez. Den Fall dieses mexikanischen Einwanderers, dem wegen Mordes an einer Prostituierten namens Martha Renteria die Todesstrafe drohte, hatte Mickey nur so im Vorübergehen übernommen. Er machte den Fehler, nicht die Unschuld seines Mandanten zu überprüfen, sondern bemühte sich nur, ihn vor der Giftspritze zu bewahren. Das gelang ihm.

Die Indizien gegen Louis Ross Roulet legen nahe, dass Jesus unschuldig nach San Quentin gebracht wurde. Mickey stellt es mit Entsetzen fest. Doch es kommt noch härter. Die Ähnlichkeit zwischen Martha Renteria und Regina Campo, die Mickey aufgefallen ist, legt für ihn nahe, dass der Mörder diesen Frauentyp bevorzugt. War Roulet auch der Mörder von Martha Renteria? Womöglich hat er sogar noch andere Frauen auf dem Gewissen. Von einem Unschuldslamm kann keine Rede mehr sein. Jetzt bekommt Mickey richtig Bauchschmerzen.

Er muss das zweimalige Unrecht, das er als Anwalt begangen hat, wiedergutmachen. Jesus Menendez muss freikommen und Roulet für immer hinter Gitter wandern. Wie er das anstellt, während gleichzeitig die Polizei ihn für den Mörder seines eigenen Ermittlers hält und Roulet ihn erpresst, ist ein Geniestreich von Mickeys Schöpfer. Mit etwas Hilfe von seinen Freunden, einigen Tricks und viel Glück gelingt es Mickey. Doch damit ist der Albtraum nicht zu Ende: Die Polizei lässt Roulet wieder frei. Er wird sich an dem, der ihn hintergangen hat, blutig rächen wollen …

|Detailreichtum|

Was mir, abgesehen von dem spannenden Aufbau der Handlung, sehr gut gefallen hat, ist der kenntnisreiche Detailreichtum. Man merkt deutlich in allem, was Mickey tut, dass der Autor detaillierte Kenntnisse von allen Vorgehensweisen, Vorschriften, aber auch Tricks innerhalb des Gewerbes eines Strafverteidigers hat beziehungsweise geliefert bekam, bevor er zu schreiben anfing. Diese Quellen sind eindrucksvoll unter den Danksagungen berücksichtigt.

|Humor|

Sehr subtil und etwas schräg ist der Humor, der sich nur stellenweise und vielleicht nur für den aufgeschlossenen Leser zeigt. Mickey hat die Ehre, mehrfach Mitglieder einer Motorradgang namens Road Saints zu verteidigen. Ähnlich wie die Hell’s Angels ist die Gang im Geschäft mit Drogen, Prostitution und Glücksspiel tätig. Das Geschäftsgebaren dieser Mitglieder und besonders ihres Chefs ist, um es vorsichtig auszudrücken, unkonventionell. Manchmal sieht es wie ein Überfall aus. Mickey schaukelt die Sache aber schon. Einen Marihuana-Produzenten hat er wegen Verletzung seiner Privatsphäre rausgehauen.

Kur vor dem Finale hegt Mickey einen üblen Verdacht gegen Kautionsmakler Valenzuela: Wie konnte Ross Levin töten, wenn er doch per Fußfessel überwacht wurde? Ist Foul Play im Spiel? Valenzuela wird wegen dieser Unterstellung wirklich wild, und in der folgenden Rangelei geht sein nagelneuer Plasmafernseher zu Bruch. Dabei macht er eine recht beklagenswerte Figur, die dem Leser sicher ein Schmunzeln entlocken dürfte.

_Unterm Strich_

Blut und Hirn kann jeder Nichtskönner auf seinen Buchseiten verspritzen, und die Filmentsprechungen ließen sich in einem Katalog auflisten. Deshalb bin ich Connelly auch gar nicht böse, wenn er vollständig auf Splattereffekte verzichtet. Es gibt wie in den Fällen von Harry Bosch die eine oder andere Schießerei – in LA scheint jeder eine Knarre zu brauchen – und Mickey wird selbst zum Opfer.

Der Thriller lässt sich zwar ruhiger an als die Harry-Bosch-Krimis, doch dafür schürft Connelly etwas tiefer und entwirft ein komplexeres Bild der Gesellschaft. Das war mir schon bei „The Closers“ aufgefallen: In den neueren Romanen spielt nicht mehr nur eine Gesellschaftsgruppe eine wichtige Rolle, sondern mindestens zwei oder drei: die Superreichen (Roulet & Co.), die Mittelklasse (Richter, Anwälte) und die armen Schweine (Mexikaner, Prostituierte) und Kriminellen (dito, plus die Biker).

Das Ergebnis ist ein realistischeres Bild von Los Angeles und das Gefühl, dass alle miteinander irgendwie zu tun haben, selbst wenn sie das nicht glauben wollen. Diese Darstellung der Vernetzung und Kontingenz fördert Connellys immer wieder formuliertes Credo, dass es das Mitgefühl ist, das uns menschlich macht. Und wer den Tod austeilt, verdient den Tod. Die Botschaft wird diesmal – anders als in „Lost Light“ oder „City of Bones“ – nur wohlverpackt ausgeliefert, aber wer zwischen den Zeilen liest, wird sie dennoch finden.

Am Schluss dreht Connelly alle Handlungsstränge zu einem Finale hin, das zwar hoch dramatisch wirkt, sich dann aber doch nur als halb so wild herausstellt. In dem Moment habe ich mich ein wenig verschaukelt gefühlt. Dafür habe ich aber den Prozess, der zu Roulets Freispruch führt, umso mehr genossen: Mickey spielt wie ein Pokerprofi seine Karten aus, bis ihm der Staatsanwalt aus der Hand frisst – unglaublich gut. Die Richterin ist froh, das Katastrophengebiet in ihrem Gerichtssaal verlassen zu können. Solche Passagen machen wirklich Laune.

Philip K. Dick – Irrgarten des Todes (Lesung)

Der Mörder-Club von Delmak-O

Vierzehn Menschen haben sich freiwillig nach Delmak-O gemeldet, einen unbesiedelten Planeten. Sie sind zivilisationsmüde, sehen sich danach, eine jungfräuliche Welt zu erschließen. Dort angekommen, bricht die Verbindung mit der Außenwelt ab. Sabotage?

Die Verunsicherung wächst, als mechanische Insekten entdeckt werden, die mit winzigen Kameras ausgerüstet sind. Befinden sich die Gestrandeten in einem gnadenlosen psychologischen Experiment, in einem Irrgarten des Todes? Als es den Überlebenden gelingt, die Phantomwelt zu zerschlagen, kommt eine Wirklichkeit zum Vorschein, die noch weit schrecklicher ist. (Verlagsinfo von Heyne)
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Eberlein, Norbert / Schitzler, Georg – Doppelter Einsatz: Der Fluch des Feuers

_Diamantenräuber!_

Ein achtjähriger Junge ist ermordet worden. Die Spur führt zu seinem gleichaltrigen Freund. Die beiden Kinder haben Detektiv gespielt und waren einem Diamantenraub auf der Spur …

Die TV-Reihe „Doppelter Einsatz“ wurde laut Verlag mehrfach mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Dass dies völlig gerechtfertigt ist, stellt auch diese Episode unter Beweis.

_Die Macher und Sprecher_

Es sprechen die Originalschauspieler der gleichnamigen RTL-Verfilmung, allerdings mit zusätzlichen Erzählertexten, gesprochen von Despina Pajanou, die im Film die Polizistin Sabrina Nikolaidou spielt. Es gibt noch einen zusätzlichen Erzähler, den Frank Gustavus spricht. Diese Texte stammen alle aus der Feder von Frank Gustavus (|Ripper Records|).

Die ziemlich wichtige Musik und die Hörbuch-Postproduction übernahmen Horst-Günter Hank und Dennis Kassel. Zusätzliche Aufnahmen, Schnitt und Mastering erfolgten durch die d.c. Tonstudios in Breckerfeld/Berlin.

Zu den zu hörenden Darstellern gehören: Despina Pajanou, Eva Herzig, Gerhard Garbers, Jürgen Janza, Jockel Tschiersch, Konstantin Graudus, Hans-Werner Meyer, Caroline Redl, Julian Weigend, Anian Zollner u.v.a.

Das Drehbuch schrieb Norbert Eberlein, Regie führte Georg Schitzler, und Producer war Peter Otto.

_Handlung_

Thomas Menz hat vor sechs Jahren seine Tochter Julia verloren. Seine Wohnung brannte, seine Frau Jessica konnte Sohn Hannes aus den Flammen retten. Doch das Feuer versetzt Thomas jedes Mal in eine Erstarrung der Angst: Er rührte keinen Finger, um Julia aus den Flammen zu holen. Das warf ihm später Sabrina Nikolaidou vom Kriminalkommissariat (KK) 15 vor: unterlassene Hilfeleistung. Doch dabei erlitt sie Schiffbruch, erzählt ihr Chef Jensen der Kollegin Caro Behrends. Sie kann froh sein, wenn sie noch bei der Truppe vom KK 15 arbeiten darf.

Doch ihren wunden Punkt hat Sabrina immer noch. Sie ist beispielsweise völlig entsetzt, als sie ein verwahrlostes Mädchen in der Wohnung des Autoknackers Lambert findet. Lambert erschießt erst seine krebskranke Frau, als man ihn aufs Revier abholt. Dann will er auch noch seine Tochter abknallen, schließlich sich selbst. Die Beamtinnen können dies gerade noch verhindern.

Deshalb reagiert Sabrina auch sehr heftig auf die Nachricht, dass ein achtjähriger Junge, Tim Dietzek, erschossen in einer Tiefgarage aufgefunden worden sei. Tims Vater Arno ist am Boden zerstört, aber Tims Spielgefährte Hannes Menz, der Sohn des ihr wohlbekannten Thomas Menz, ist ebenfalls verstört. Hat er den Mord gesehen? Wer ist der Täter? Hannes schweigt.

Als Sabrina und Caro wieder gegangen sind, gibt Hannes seinem Vater die Diamanten, die er in der Tiefgarage aus einem offenen Kofferraum gestohlen hat. Sie stammen, wie Thomas nicht ahnt, aus dem Raub an dem belgischen Diamantenhändler Verheyen, den die Polizei wenig später tot im Hotel Hanseat auffindet. Der Mörder ist Andreas Tiege, der auch Tim auf dem Gewissen hat. In der Tiefgarage sollte er seine Millionenbeute dem Auftraggeber Walter Proske gegen Lohn übergeben. Nun sind beide aufgeschmissen und suchen fieberhaft nach den Klunkern.

Da Thomas Menz knapp bei Kasse ist, hat er die verrückte Idee, die Steine auf eigene Faust zu verhökern. Er stellt sich dabei reichlich stümperhaft an und erregt Aufsehen. Schließlich nimmt er Kontakt zu einem Türken namens Mehmet im Kiez auf. Doch in letzter Sekunde kneift er: Gut so, denn Mehmet hatte eine Waffe als Verhandlungsargument mitgebracht. In einer billigen Absteige glaubt sich Thomas mit Hannes sicher, doch das ist ein Trugschluss.

Tiege hat die Adresse von Hannes Menz herausbekommen und ist in die Wohnung der Menz’ eingedrungen. Er hat zwar keine Edelsteine gefunden, aber dafür ihr Telefonverzeichnis. Dieses klappert er ab, bis es „Bingo!“ macht …

Unterdessen haben Sabrina und Caro herausbekommen, was eigentlich läuft. Jessica Menz ist entsetzt, als sie erfährt, dass ihr Mann Hannes mitgenommen hat. Sie erinnert sich, dass ihre Familie vor sechs Jahren nach dem Brand in einer billigen Absteige untergebracht wurde. Dorthin führt sie die Polizistinnen. Ob sie wohl noch rechtzeitig vor Andreas Tiege eintreffen?

_Mein Eindruck_

Also sprach Nikolaidou: „Überall sehe ich Erwachsene, die die Welt in ein Trümmerfeld zerlegen, ohne an ihre Kinder zu denken. Ich finde, dass Verantwortung nicht nur eine Pflicht sein sollte, sondern ein Gesetz.“

Dies ist das Generalthema, das über die ganze Handlung hinweg variiert und ausgelotet wird. Wer die betroffenen Kinder sind, habe ich oben bereits ausgeführt: Julia, Tim, Hannes und das Lambert-Mädchen. Doch was veranlasst die Täter, also die Erwachsenen, zu ihrem kinderverachtenden Handeln bzw. Nichtstun? Dass Thomas mit den Diamanten nicht gleich zur Polizei geht, ist sein erster Fehler. Dieser Fehler treibt ihn weiter ins Verbrechensmilieu und wird noch weitere Opfer fordern.

Anscheinend hält sich Thomas für den größten Feigling, der herumläuft. Vielleicht aus falsch verstandenem Stolz möchte er einmal im Leben etwas richtig machen und seine Familie versorgen. Die Wahl, wie er das tut, ist jedoch grundfalsch. Er beruft sich nicht auf filmische Vorbilder, das wäre auch lächerlich. Das Leben ist schließlich viel grausamer, als ein Film es je sein darf. Dann macht Thomas weitere Fehler: Er nimmt Arno mit, der sich für Tims Tod rächen will. Durch Thomas’ Gedankenlosigkeit muss erstens der Falsche dran glauben und zweitens Arno ebenfalls.

Den schlimmsten Fehler aber macht Thomas, als er den gekidnappten Hannes mit den Edelsteinen auslösen will: Es ist natürlich eine Falle, in die er blindlings tappt. Da er schließlich selbst einen Menschen auf dem Gewissen hat, richtet er sich selbst. Vergeblich ruft der kleine Hannes ihm „Papa!“ nach …

Ein Kind gegen Diamanten einzutauschen, scheint symbolisch zu sein für den Konflikt zwischen liebevoller Humanität, wie sie Kinder beanspruchen, und den Zwängen des Materialismus, denen die Eltern unterworfen sind. Dass die Eltern beide Ansprüche mehr schlecht als recht unter einen Hut bringen können, verdeutlicht Thomas Menz nur allzu deutlich.

Sein Ende wird im Hörspiel nicht eindeutig benannt, sondern nur angedeutet. Geht er wirklich ins Feuer oder nicht? Wir können nur aus dem fortgesetzten Ruf „Papa!“ schließen, dass es sich Thomas Menz nicht anders überlegt hat. Der „Fluch des Feuers“ hat ihn eingeholt. Keine besonders konstruktive Wahl, die er da getroffen hat. Wieder einmal zeigt sich die Bedeutung der Verantwortung, die Nikolaidou anmahnt. Thomas Menz übernimmt Verantwortung nur für sich, aber nicht auch für seinen Sohn, obwohl letztere viel wichtiger wäre. Menz hat nicht erkannt, dass Kinder auch einen erlösenden Ausgleich bieten können für die Schuld (uneingelöste Verantwortung usw.), die wir uns im Laufe des Lebens aufbürden.

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

Am besten wirken die Stimmen der Schauspielerinnen, die ja direkt vom TV-Band stammen, wenn sie sehr emotional sind. Das fällt Despina Pajanou, die zudem Ich-Erzählerin ist, nicht schwer. Ihre Sabrina würde Typen wie Thomas Menz am liebsten auseinander nehmen und neu zusammensetzen. Aber das geht natürlich nicht. Sabrina muss sich auf also auf Schadensbegrenzung beschränken – kein sehr dankbarer Job. Entsprechend wenig sympathisch wirkt auch Sabrina.

Caro kommt in ihrer Rolle weniger gut weg als Sabrina, folglich muss Caros Darstellerin Eva Herzig (siehe Titelfoto, links) etwas härter daraufhin arbeiten, Eindruck zu machen. Dies gelingt ihr allerdings nur bedingt, ob als Mutter oder Polizistin: Sie bleibt eben immer nur die Nummer zwei hinter Sabrina / Pajanou. In dieser Episode erscheint Caro wie eine kleine Nebendarstellerin, ganz im Gegensatz zu ihrer fulminanten Rolle in Episode 2 „Gefährliche Liebschaft“. Das könnte am Drehbuch liegen, das bei Episode 3 von einem anderen Autor stammt und von einem anderen Regisseur umgesetzt wurde.

Die einzige weibliche Rolle, die wegen ihrer unkonventionellen Charakterisierung im Gedächtnis bleibt, ist die der Susanne. Sie arbeitet auf der Reeperbahn, aber im Umfeld eines Juweliers, und hat Kontakt zu dem Unterwelttürken Mehmet. Susanne ist auf Droge, hyperaktiv, spielt gerne mit Hannes Menz, erweist sich aber in einer Krise als völlig abgedreht und hilflos.

Es gibt jede Menge männlicher Darsteller, aber außer „Thomas Menz“ und „Andreas Tiege“ macht keiner davon einen nachhaltigen Eindruck. Auch der psychologische Einblick in „Thomas Menz“ ist denkbar kurz, nämlich nur während seiner kurzen Wutausbrüche gegenüber der „Supermutter Jessica Menz“. Auch „Andreas Tiege“ legt einen Wutausbruch hin, der sich gewaschen hat, seltsamerweise erfolgt dieser aber erst, als sein einziger Ansprechpartner auf der Welt, eine geistig umnachtete Heiminsassin, gestorben ist.

_Musik und Geräusche_

Die Geräusche entsprechen denen im Film und der Zuhörer kann sich ohne weiteres die zugehörige Umgebung vorstellen. Mir ist die realistische akustische Wiedergabe der Schüsse aufgefallen. Als gleich am Anfang der Autoknacker Lambert seine Frau erschießt, zuckte ich zusammen. Der abgegebene Schuss kommt völlig unvermittelt, quasi aus heiterem Himmel. Ein Herzpatient sollte vor solchen Effekten gewarnt werden! Es fallen noch viele weitere Schüsse, besonders im letzten Viertel.

Die Musik ist recht eindrucksvoll gelungen und meist passend. Jede Szene hat ja ihre eigene Stimmung und erfordert die entsprechende Instrumentierung. Nach dem rockigen Intro rückt die Musik in den Hintergrund, bis sie sich in Gestalt einer melancholischen Ballade wieder in den Vordergrund drängt. Die akustische Gitarre illustriert Trauer und Nachdenklichkeit überdeutlich. Eine Pianomelodie deutet zerbrechliche Emotionen an. In weiteren Szenen werden diese Hand voll Musikmotive variiert oder auch nur einfach wiederholt. Sie alle stammen aus dem Hause Horst-Günter Hank und Dennis Kassel, das neuerdings auch für die Produktion von Hohlbeins Hörbuch-Serie „Raven“ herangezogen wurde.

Das Hörspiel wird eröffnet von einem sehr auffälligen Streichermotiv. Es ist lebhaft und von einer fiebrigen Instabilität und Dynamik, die unmelodiös und disharmonsich wirkt, fast als ob der Komponist ein Heavy-Metal-Riff für Streicher transponiert hätte. Nicht zufällig wird das Motiv, das ständig wiederholt und nur wenig variiert wird, zunehmend schneller gespielt. Ich kann dies nur als Symbol für Feuer interpretieren. Dieses Leitmotiv taucht im Verlauf der Handlung immer wieder auf. Der Hörer sollte mal darauf achten.

_Unterm Strich_

Diese dritte Episode von „Doppelter Einsatz“ unterscheidet sich deutlich von den anderen beiden, die als Hörbuch verfügbar sind. Diesmal stehen nicht polizeiinterne Querelen im Vordergrund wie in „Gefährliche Liebschaft“, auch kein Attentäter nimmt die Gesetzeshüter ins Fadenkreuz, sondern ganz normale Eltern geraten auf die schiefe Bahn und bringen ihre Kinder ins Lebensgefahr.

Diese Art der Handlungsführung ist zwar einerseits wenig actionträchtig, wirkt aber auf erziehende Menschen mit Kindern sicherlich umso beunruhigender. Der Showdown ist zwar auch von den obligaten Explosionen begleitet, als ob die Apokalypse hereinbräche, aber das sind nur Showeffekte. Viel schmerzvoller ist der vergeblich verhallende Ruf „Papa!“.

Gut finde ich, dass der Killer, der den Diamantendieb jagt, nicht als ausgerasteter Psychopath hingestellt wird, sondern als ganz normaler Verbrecher, der die letzten Bande der Normalität im Laufe der Handlung verliert und darauf eine menschliche Reaktion zeigt: Verzweiflung.

|82 Minuten auf 2 CDs|

Montgomery, L. M. / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – Anne auf Green Gables. Folge 2: Verwandte Seelen

_Die Verbrechen der Heldin_

Folge 1: Kanada Ende des 19. Jahrhunderts. Das ältere Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert hat sich entschlossen, einen Waisenjungen aufzunehmen, der Matthew bei der Arbeit auf der Farm unterstützen soll. Versehentlich schickt das Waisenhaus jedoch ein Mädchen nach Prince Edward Island – die quicklebendige und sehr mitteilsame Anne Shirley. Als Anne Green Gables, das schöne Farmhaus der Cuthberts, erblickt, ist sie sich sicher, dass dies der Platz ist, an dem sie für immer bleiben möchte …

Folge 2: Mittlerweile hat sich Anne gut eingelebt. Sie erwartet aufgeregt den ersten Besuch auf der Nachbarfarm Orchard Slope, wo die Familie Barry mit ihren Töchtern lebt. Anne hofft, dass die gleichaltrige Diana die von ihr ersehnte „verwandte Seele“ sein wird, die erste leibhaftige beste Freundin. Allerdings ist Mrs. Barry eine sehr strenge Frau, die ihre Töchter nicht mit jedem spielen lässt …

Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum gibt es die Abenteuer des Waisenmädchens Anne Shirley als Hörspiel-Serie, geeignet für die ganze Familie.

_Die Autorin_

Lucy Maud Montgomery (1874-1942) war eine kanadische Schriftstellerin, die besonders durch ihre Jugendbücher um Anne Shirley bekannt wurde: „Anne of Green Gables“ und sechs Fortsetzungen.

Das Manuskript wurde zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt, bevor es Montgomery gelang, es zu platzieren. 1908 war sie bereits 34 Jahre alt. Das Buch wurde zu einem Theaterstück verarbeitet, mehrmals verfilmt und in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Die erste Staffel: Anne auf Green Gables

Folge 1: [Die Ankunft 4827
Folge 2: Verwandte Seelen
Folge 3: Jede Menge Missgeschicke
Folge 4: Ein Abschied und ein Anfang

Die 2. Staffel: Anne auf Avonlea (ab Herbst 2008)

Folgen 5 bis 8

Die 3. Staffel: Anne in Kingsport (Frühjahr 2009)

Folgen 9 bis 12

_Die Inszenierung_

Die Rollen und ihre Sprecher:

Erzähler: Lutz Mackensy (Rowan Atkinson, Christopher Lloyd, Al Pacino)
Anne Shirley: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Marilla Cuthbert: Dagmar von Kurmin (Bühnenschauspielerin, Hörspiel-Regisseurin für |Europa|, Stammsprecherin für |Titania Medien|)
Matthew Cuthbert: Jochen Schröder (James Cromwell, Lionel ‚Max‘ Stander, Lloyd Bridges)
Rachel Lynde: Regina Lemnitz (Whoopi Goldberg, Kathy Bates, Diane Keaton)
Diana Barry: Uschi Hugo (Brittany Murphy, Tara Reid, Julie ‚Darla‘ Benz)
Gilbert Blythe: Simon Jäger (Josh Hartnett, Heath Ledger, Matt Damon)
Mr. Phillips: Dennis Schmidt-Foß (Freddie Prinze jr.)
Mrs. Barry: Petra Barthel (Nicole Kidman, Uma Thurman, Julianne Moore, Bridget Fonda)
Doktor: Daniel Werner
Mary Joe: Dascha Lehmann (Katie Holmes, Jennifer Love Hewitt, Keira Knightley)
Minnie May Barry: Friedel Morgenstern (Abigail Breslin in „Little Miss Sunshine“ und „Vielleicht, vielleicht auch nicht“)

Regie und Aufnahmeleitung lagen in den Händen von Stephan Bosenius und Marc Gruppe, der auch das „Drehbuch“ schrieb. Die Tontechnik betreuten Martin Wittstock und Kazuya. Die Illustration stammt von Firuz Askin.

_Handlung_

Anne hat es geschafft, von ihren neuen Pflegeeltern/Arbeitgebern akzeptiert zu werden. Marilla schenkt ihr sogar eine wertvolle Amethystbrosche. Nun sucht sie sich eine Freundin, eine „Busenfreundin“. Zufällig sucht auch die gestrenge Mrs. Barry auf dem Nachbarhof Orchard Slope eine Freundin für ihre älteste Tochter Diana. Als Anne sie fragt, ist Diana einverstanden und schwört wie verlangt einen heiligen Eid: Sie geloben einander Treue für immer. Anne will im Wald ein Puppenhaus bauen und viel mit Diana unternehmen.

Die Brosche ist verschwunden! Und Anne war angeblich die Letzte, die sie in die Hand genommen hat. Sie beteuert ihre Unschuld, bekommt aber trotzdem Stubenarrest von Marilla. Ist sie eine gewissenlose Diebin? Am nächsten Tag gesteht sie endlich, dass sie die Brosche im nahen See verloren habe. Später erblickt Matthew die Brosche jedoch an einem Schal. Anne hat das Geständnis erfunden, damit Marilla nicht durch die Wahrheit, dass sie selbst ja die Brosche verloren haben könnte, beleidigt wird. Zur Belohnung darf Anne auch zu den anderen Kindern, um mit ihnen am See zu picknicken.

|Ernst des Lebens|

Im September beginnt die Schule – die erste richtige in Annes Leben. Sie darf neben Diana sitzen, mit der sie sich das Pausenbrot teilt. Anne macht unter der Obhut von Lehrer Phillips schnelle Fortschritte und strengt sich an. Daheim erzählt sie von ihrem vierzehnjährigen Mitschüler Gilbert Blythe, der aus der Provinz New Brunswick kommt und der Exfreund von Julie Bell ist. Er durfte drei Jahre lang nicht zur Schule gehen. Anne findet, er sehe „schrecklich gut“ aus.

Im Schulhaus von Avonlea braut sich etwas zusammen. Gilbert Blythe zieht Anne an den Zöpfen und nennt sie „Karotte“. Zur Strafe zerbricht sie eine Schiefertafel, auf die sie sonst schreibt, auf seinem Kopf. Mr. Phillips bestraft beide, und Gilbert entschuldigt sich bei ihr, doch Anne vergibt nicht so leicht. Sie ignoriert ihn, und das nicht bloß für Tage oder Wochen, sondern für Jahre!

Anne will nie wieder in die Schule, was Marilla doch einigermaßen ratlos macht. Vielleicht weiß Rachel Lynde Rat, die immerhin zehn Kinder großgezogen und zwei zu Grabe getragen hat. Ihr Rat lautet: Hausunterricht, denn offenbar sei Mr. Phillips ein schlechter Lehrer. Gegenüber Gilbert bleibt Anne weiter unversöhnlich.

Da Marilla zum Frauenverein gegangen ist, darf Anne Diana selbst bekochen und Johannisbeersaft kredenzen. Doch auf einmal wird Diana schwindlig und übel, sie geht heim und vor ihrem Elternhaus erbricht sie sich in die Büsche. Kein Wunder, dass Dianas Mutter bitterböse reagiert. Wollte Anne ihre beste Freundin etwa umbringen? Anne ist untröstlich. Da findet Matthew endlich die Erklärung: Statt Johannisbeersaft hat sie Johannisbeerwein kredenzt!

Schon wieder muss Marilla Feuerwehr spielen und versucht, Annes „Verbrechen“ auszubügeln. Doch Mrs. Barry stellt sich als harte Nuss heraus. Doch das wird sie bereuen, denn im Januar rettet Anne ihrem Töchterlein unter dramatischen Umständen das Leben …

_Mein Eindruck_

Auch diese Folge weist mehrere Höhepunkte auf und macht die Handlung sehr abwechslungsreich. Während Anne in Folge eins nur drei neue Menschen kennenlernte, nämlich Rachel Lynde und die beiden Cuthberts, bekommt sie es nun mit einer neuen Familie, den Barrys, und einer ganzen Schule zu tun. Folglich müssen ihre sozialen Kompetenzen erheblich ausgebaut werden.

Die Sache mit der „Busenfreundschaft“ bekommt sie ausgezeichnet hin, doch was die Freundschaft zum anderen Geschlecht angeht, muss sie noch üben. Gabriel Blythe ist es bestimmt, später Anne Shirleys Mann zu werden, aber davon sind die beiden weiter entfernt als je. Dass sich Männlein und Weiblein nicht zu nahe kommen, war den Lesern von Montgomerys Buch sicher nicht unrecht, denn die Viktorianer achteten anno 1908 noch streng auf Sitte und Anstand (zumindest äußerlich).

In dieser Folge begeht Anne zwei „Verbrechen“. Ist sie wirklich eine Diebin und Giftmischerin? In diesen Anschuldigungen spiegeln sich die Ängste der damaligen Gesellschaft vor unmoralischen und „gefallenen“ Frauen, die es an Anstand und Moral fehlen lassen. („Gefallene Frauen“ waren Frauen, die zum Beispiel ein uneheliches Kind hatten oder abtreiben ließen, wenn sie sich nicht gleich prostituierten.) Und da Prince Edward Island klein und exponiert gelegen ist, zählt jeder Verstoß eines Gemeindemitgliedes, das die Regeln nicht befolgt, doppelt schwer. Für die Leser war es ebenso wichtig wie für die Figuren im Buch herauszufinden, auf welcher Seite des Gesetzes Anne steht. Zum Glück ist das erste „Verbrechen“ schnell aufgeklärt: Anne ist unschuldig. Und das zweite „Verbrechen“ ist ein Unfall wegen eines Versehens.

Sollte aber dennoch ein Fleck auf Annes Ehre zurückgeblieben sein, wie Mrs. Barry annimmt, so wird dieser Fleck geradezu porentief abgewaschen, als Anne dem kleinen Töchterchen der Barrys das Leben rettet. Weit und breit ist kein Arzt zu bekommen, denn Telefon gibt es hier noch nicht, von Handys und E-Mail natürlich ganz schweigen. Hier ist jeder letzten Endes auf sich selbst angewiesen. In dieser Situation kann sich Anne bewähren und zeigen, dass sie die optimale Krankenschwester wäre.

Schon hier zeigt die Autorin, wo der Platz der Frau als Heldin ist: am Krankenbett, am Herd und später in der Schule und auf der Theaterbühne. Kunst, Bildung, Leben retten – das ist die Domäne der Frau, und sie sollte sich nicht in die Domäne des Mannes einmischen, die da Handel und Politik sowie Militär heißt. Solche Botschaften kommen heute nicht mehr allzu gut an, aber je mehr die Familie und der Nachwuchs schwinden, desto wichtiger werden genau die Werte, die sie erhalten sollen. Und wer weiß, ob die alten Rollenvorstellungen nicht wieder an Boden gewinnen werden.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Die Hauptrolle der Anne Shirley wird von Marie Bierstedt, der deutschen Stimme von Kirsten Dunst und vielen anderen jungen Schauspielerinnen, mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen gesprochen. Obwohl Bierstedt wesentlich älter ist als die elfjährige Heldin, klingt ihre Stimme doch ziemlich kindlich. Später, sobald Anne älter ist, darf sie auch ein wenig langsamer und überlegter sprechen.

In Folge eins überschlug sich Annes Wortflut geradezu. Das fand ich sehr sympathisch und charmant. Den Cuthberts, so ist anzunehmen, muss es wohl ähnlich ergangen sein. Dagmar von Kurmin und Jochen Schröder klingen sehr sympathisch und ihrem fiktiven Alter entsprechend. In Folge zwei lässt die Redseligkeit Anne etwas nach, aber nicht besonders viel.

Sehr passend fand ich die Stimme der Nachbarin Rachel Lynde, gesprochen von Regina Lemnitz, der Stimmbandvertretung von Whoopi Goldberg. Wenn Rachel und Anne aufeinandertreffen, fliegen die Fetzen, und Anne darf sie schon mal anschreien. Sie ist ja in diesem Frühstadium ihrer Domestizierung noch sehr ungehobelt.

Etwas unerklärlich ist der durchgängig gemachte Aussprachefehler aller Sprecher: Sie sprechen Orchard Slope stets mit K statt Tsch aus, also [orkad] statt [ortschad]. „Orchard“ bedeutet Obstgarten.

|Geräusche|

Die Geräusche im Hintergrund sorgen für die Illusion einer zeitgenössischen Kulisse für das Jahr 1876, doch sind sie so sparsam und gezielt eingesetzt, dass sie einerseits den Dialog nicht beeinträchtigen, andererseits den Hörer nicht durch ein Übermaß verwirren. Wenn gleichzeitig die Vögel sängen, die Brandung rauschte UND noch eine Kutsche ratterte, würde das als etwas zu viel des Guten empfunden werden. Deshalb erklingen Geräusche in der Regel stets nacheinander. Hinzu kommt ja noch die Musik.

|Musik|

Die Musik ist ebenfalls ziemlich romantisch, voller Streichinstrumente, Harfen und Pianos. Das Klavier wird meist für melancholische Passagen eingesetzt, und diese sind ebenso wichtig wie die heiteren. Der kontrastreiche Wechsel zwischen Heiterkeit, Drama und Melancholie sorgt für die emotionale Faszination beim Zuhörer. Die Musik steuert die Emotionen und untermalt die wichtigsten Szenen, kommt aber nicht ständig im Hintergrund vor. Ebenso wie mit den Geräuschen darf man es nicht übertreiben.

An Anfang und Schluss erklingt als Intro und Outro die Erkennungsmelodie der Serie: In einem flotten Upbeat-Tempo lassen Streicher, Holzbläser und ein Glockenspiel Romantik, Heiterkeit und Humor anklingen. Alle diese Elemente sind wichtige Faktoren für den Erfolg des Buches gewesen. Warum sollten sie also ausgerechnet im Hörspiel fehlen?

_Unterm Strich_

Das Hörspiel hat mir wider Erwarten Spaß gemacht. Ich dachte, das würde so eine romantische Schmonzette à la „Hanni und Nanni“ oder sogar „Heidi“ sein, aber die Umsetzung lässt nicht nur eine Menge Humor und ernste menschliche Probleme durchblicken, wie man sie in jedem alten Jugendroman findet, sondern legt auch einen Sinn für die ernsten wirtschaftlichen Hintergründe an den Tag.

Allerdings beschritt die Autorin den idealistischen Weg, um die gravierenden gesellschaftlichen Probleme der viktorianischen Epoche zu lösen: Statt wirtschaftlicher und politischer Reformen setzt sie auf die uramerikanische Tugend der Selbstverbesserung, ermöglicht durch Liebe, Bildung und Verantwortungsgefühl. Der Hörer darf sich auf das Aufblühen der Heldin freuen. Ihre Abenteuer sind stets leicht zu verstehen, dienen aber immer wieder der Bewältigung von mehr oder weniger ernsten Schwierigkeiten, auf die Anne Shirley stößt.

Besonderes Vergnügen bereitet auch die akustische Umsetzung des Buches. Hörbaren Spaß haben die Sprecher an ihren Rollen, und insbesondere die Hauptfigur ist von Marie Bierstedt ausgezeichnet gestaltet. Sie schluchzt, lacht, schmollt, flüstert und quasselt, das man sich wundern muss, woher diese Vielseitigkeit stammt. In den Spider-Man-Filmen ist Kirsten Dunst nie so vielseitig. Bierstedts Anne muss sich nicht nur durch Höhen und Tiefen des Herzens lavieren, sondern auch noch weiterentwickeln. Diese Entwicklung ist nun zwar in Folge zwei viel deutlicher zu bemerken, aber da kommt noch einiges auf den treuen Hörer zu.

|Originaltitel: Anne of Green Gables, 1908
66 Minuten auf 1 CD
ISBN: 978-3-7857-3457-5|

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Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter / Sieper, Marc – Jack the Ripper – Live in Berlin (Offenbarung 23, Folge 21)

_Die Ripper-Ermittler, live auf der Bühne_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätsel wird gelöst.

Wer war Jack the Ripper wirklich – dieser unvorstellbar grausame Serienmörder? Autor Jan Gaspard hat eine verwegene Theorie, die einen der prominentesten Vertreter des viktorianischen Zeitalters der Tat zweifelsfrei überführt. Im Gespräch mit den Protagonisten seiner Hörspiel-Serie „Offenbarung 23“ zeichnet Gaspard, vertreten durch Oliver Rohrbeck, ein vollständiges Bild des perfiden Killers. (Auszug aus der Verlagsinfo)

Was weder Vorder- noch Rückseite der CD eine Erwähnung für würdig halten: Diese CD enthält herrlich lustige Outtakes, die richtig zum Mitlachen animieren. Über eine Viertelstunde Pleiten und Pannen pur.

_Der Autor und die Macher_

Jan Gaspard ist ein Pseudonym. Der reale Mensch hat immerhin eine Mailadresse – das ist doch schon mal was. Laut Verlag soll der Rechercheur für Unternehmer wie Axel Springer, Ross Perot, Rupert Murdoch und sogar Dick Cheney gearbeitet haben. Wer’s glaubt, sollte ihn engagieren. Er zeichnet für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen des preisgekrönten [Andy Matern.]http://www.andymatern.de Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren in der Titelmelodie – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Die Aufnahmeleitung oblag Anno Storbeck.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) [Das Bernsteinzimmer 3887
15) [Durst! 3900
16) [Krauts und Rüben 3934

|5. Staffel:|
17) [Die Waterkant-Affäre 4340
18) [Menschenopfer 4362
19) [Angst! 4537
20) [Die Pyramiden-Saga 4554

Einschub: 21) Jack the Ripper (Live-Lesung)

|6. Staffel:|
22) Der Fluch des Tutanchamun (Mai 2008)
23) Der Jungbrunnen (Mai 2008)
24) Ausgespäht und Ausgetrickst (Juli 2008)
25) Sex and Crime (Juli 2008)

Mehr Infos: http://www.offenbarung-23.de sowie http://wiki.jan-gaspard.net/ und http://www.vertraue-niemandem.net.

_Die Produktion_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt:

„Stimme der Wahrheit“: Friedrich Schoenfelder (David Niven, Peter Cushing, Vincent Price)
Erzähler / Jan Gaspard: Oliver Rohrbeck (Ben Stiller, Michael Rapaport)
Georg Brand alias T-Rex: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale)
Tatjana Junk alias Nolo: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Kim Schmittke: Dietmar Wunder (Cuba Gooding jr., Adam Sandler, Don Cheadle, Daniel Craig)
Kai Sickmann: Detlef Bierstedt (George Clooney, Bill Pullman, Robert ‚Freddy Krueger‘ Englund)
Boris F. alias Tron: Benjamin Völz (Keanu Reeves, James Spader, Matthew McConaughey, David ‚Mulder‘ Duchovny …)

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“ und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Präsentation_

Dies ist keine Studioaufnahme, sondern eine Live-Aufführung in einem Theater in Berlin, also vor Publikum. Nach all dem Intro-Zeug wie etwa der Serienmelodie stellt der Ansager, gespielt von Oliver Rohrbeck, endlich Jan Gaspard, den Autor vor – oder auch nicht. Denn wer ist dieser Gaspard? Er selbst könnte es sein, oder ein anderer. Wie auch immer: Für Gaspard habe es Vorbilder gegeben: Justus Jonas von den drei Fragezeichen etwa, oder Sherlock Holmes, der später häufig erwähnt wird. Gaspards Methode soll anhand eines Beispiels illustriert werden.

Die Szene wechselt. Gaspard hat ein paar Freunde auf seine Ritterburg eingeladen. Tatsächlich handelt es sich um die wichtigsten Figuren seiner Hörspielserie „Offenbarung 23“ bzw. deren Sprecher: Georg Brand alias T. Rex, gespielt von David Nathan; Tatjana Junk alias Nolo, gespielt von Marie Bierstedt; Kai Schmittke, Georgs Studienkollege und bester Kumpel, gesprochen von Dietmar Wunder; Kai Sickmann, Sensationsreporter, gesprochen von Detlef Bierstedt. Es habe damit begonnen, so Rohrbeck alias Gaspard, dass er den Fall Jack the Ripper recherchieren wollte. Dazu haben die anderen jeweils eine eigene Haltung bzw. Theorie. Wie stets gibt Gaspard ihnen eine Chiffre: das Foto eines kleinen Mädchens mit Elfen. Echte Elfen, Feen, Engel? Die anderen sind verblüfft. Nein, dies sind nur gefälschte Elfen, sagt Gaspard. Die [Cottingley-Mädchen]http://de.wikipedia.org/wiki/Cottingley__Fairies fälschten sie seinerzeit und lösten so eine echte Engels- und Elfenhysterie aus, einen Medienhype, würde man heute sagen. Selbst ein so gewitzter Autor wie Arthur Conan Doyle glaubt an die Existenz dieser Feen bis zu seinem Tod im Jahr 1930. Und was sagt uns das? Man sollte seine Beweise prüfen. Für die Girls war alles nur ein Spiel, für die Erwachsenen seinerzeit blutiger Ernst.

Und die Verbindung zu Jack the Ripper, bitteschön? Gaspard meint, die Indizien lägen alle vor, man bräuchte sie nur noch zusammensetzen. Dann hätte man die korrekte Identität des Serienkillers von 1888. Die anderen sind verblüfft und beginnen zu rätseln.

Ja, wie jetzt? Will Gaspard etwa behaupten, Arthur Conan Doyle sei der fünffache Mörder von Prostituierten in London gewesen? Alle Welt wisse doch, dass es ein Mitglied des königlichen Hofes gewesen sei, oder? Nun beginnt Gaspard seine Beweismittel auszubreiten. In der Tat sind sie umwerfend. Der Schöpfer des weltgrößten Meisterdetektivs – ein Massenmörder?!

_Mein Eindruck: Der Inhalt_

Man kann ja einige Zweifel an dieser Theorie hegen, aber Gaspard/Rohrbeck führt doch zahlreiche Argumente an: von der Psychologie Doyles über dessen Sherlock-Holmes-Werke über die Cottingley-Fälschung bis hin zum Vergleich der Briefe Doyles und Jack the Rippers (siehe auch unten den Abschnitt „Booklet“). Dies alles hat Gaspard im Internet (Wikipedia etc.) und in Büchern recherchiert.

Der Zweck besteht nicht darin, die Theorie schlüssig zu machen, sondern anhand schlagender Indizien zu demonstrieren, wie Gaspards Methode funktioniert und vielversprechende Ergebnisse liefert. Dieses Ziel zumindest wird erreicht. Zweifel an der Stichhaltigkeit der Theorie werden sicherlich bleiben.

_Die Inszenierung_

Oliver Rohrbeck ist der Strippenzieher in dieser Aufführung von „Offenbarung 23, Folge 21“. Seine eigene Firma ist bekanntlich die |Lauscherlounge|, und deren ästhetisches Prinzip basiert auf dem lauten Vorlesen eines Textes und entsprechender Improvisation, wenn der Sprecher mal nicht mit dem vorgegebenen Text einverstanden ist. So läuft das hier auch ab, mit interessanten Ergebnissen.

Die Live-Atmosphäre trägt dazu bei, dass die Sprecher aus sich herausgehen und mit den anderen interagieren, was ja im Studio strikt vom Text reguliert wird. Hier wird’s richtig lustig, wenn die Männern drauflos spekulieren. Doch Marie Bierstedt alias Nolo ruft immer wieder zur Vernunft und spielt den Advocatus Diaboli, der alles in Zweifel zieht, egal, was Gaspard anführt. Denn wie immer gilt auch hier: „Vertraue niemandem!“

|Die Sprecher|

Erstaunlicherweise bleiben die Sprecher auch in der Live-Aufführung ihren Rollen treu, auch wenn ihnen das nicht immer leichtfällt. Die Illusion der Trennung zwischen Sprecher und Rolle ist nicht immer einfach aufrechtzuerhalten. Detlef Bierstedt gelingt das am besten, denn er hängt einfach den gelernten Reporter raus, der schon alles gesehen hat.

|Geräusche und Musik|

Das wichtigste Geräusch ist wohl der Applaus der Theaterbesucher. Das nächste ist das Summen des Diaprojektors (scheint ein alter zu sein). Leider wurde meine Aufmerksamkeit vom lauten Ticken einer Uhr abgelenkt. Ansonsten wird die Titelmelodie eingespielt – und auch mal abgebrochen – und diverse Musik-ähnliche Sounds erklingen. Das scheint ein Synthesizer zu sein. Ohne diese Klangkulisse würde die Aufnahme ungemütlich und steril wirken. Die Musik erzeugt Anspannung ebenso wie Entspannung – das ist nicht sonderlich anspruchsvoll. Das Ganze hat ebenso wie das |Lauscherlounge|-Konzept Werkstattcharakter. Und ist natürlich sehr preisgünstig zu produzieren.

|Das Booklet|

Dass es sich diesmal um eine Live-Lesung handelt, dokumentieren im Booklet drei farbige Fotos von den Sprechern. Alle scheinen echt gut drauf zu sein. Danach folgt eine Seite mit Credits für die Mitwirkenden und eine Seite mit den Covern der 20 vorhergehenden Folgen.

Die letzte Seite ist die interessanteste. Unten stehen die Weblinks für weiterführende Quellen zu Jack the Ripper, Arthur Conan Doyle und zu den Cottingley-Mädchen, die die Engelsfotos fälschten. Oben sind drei Fotos zu sehen. Sie zeigen den berühmten Brief, den der Mörder mit dem Absender „From Hell“ in blutroter Tinte schrieb. Neben dem großen Foto des Briefes heben zwei kleinere Abbildungen Details aus der Handschrift heraus. Diese Details werden im gesprochenen Text verglichen und spielen somit eine wichtige Rolle. Auf der Titelseite ist der Brief noch einmal zu sehen, allerdings flach, verzerrt und kaum leserlich.

|Die Outtakes| (ca. 16:50 Minuten)

Die Outtakes beinhalten Pannen wie etwa Versprecher und viele Lacher. Jedes Outtake wird durch ein nettes Hupe-Geräusch vom nächsten abgetrennt. Betroffen sind fast alle Serienfolgen, besonders aber „Die Krebsmacher“, wegen der vielen Fremdwörter. Zu den Sprechern gehören David Nathan, Dietmar Wunder, Marie Bierstedt, Detlef Bierstedt, Till Hagen, Tilo Schmitz, Andy Matern (genannt „DJ Andy“) und diverse andere, die mir nicht auswendig geläufig sind. Manchmal herrscht verblüffte Stille nach einem seltsamen Satz – da kommt der Einsatz einfach nicht. Oder es wird herumgeblödelt, um eine „Ho-use-Party und Seangse“ (Séance) – wir sind in Berlin – zu veranstalten. Am Schluss prosten uns die Sprecher zu – das war’s.

Alles in allem ist es sehr lustig, und weil ich mit vom vielen Lachen anstecken ließ, kringelte ich mich bald in meiner Sitzgelegenheit. Schade, dass auf der Verpackung nirgends darauf hingewiesen wird.

_Unterm Strich_

So eine Live-Lesung hat ja ihren speziellen Charme. Die Unmittelbarkeit, der direkte Ausdruck der Sprecher je nach Charakter, die Geräuschkulisse inklusive tickender Uhr, der Applaus, all das hat seinen besonderen Reiz.

Darüber soll natürlich auch das Thema des Abends nicht vergessen werden: Jack the Ripper. Die Theorie, dass es sich um Arthur Conan Doyle handelt, mutete mir zunächst ziemlich abstrus an, aber je mehr Indizien und Verdachtsmomente Rohrbecks Gaspard anführt, desto plausibler erscheint die Theorie. Auch wenn man sich ihr nicht anschließen will, so erfährt man doch einige unbekannte und unangenehme Einzelheiten aus dem Leben Doyles – ein ehebrechender Brutalo, der geadelt wurde, da schau her.

|74 Minuten auf 1 CD|
http://www.offenbarung-23.de
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de

Stoker, Bram / Gruppe, Marc – Amulett der Mumie, Das (Gruselkabinett 2)

_Mystisch: Das Juwel der sieben Sterne_

London 1904: Abel Trelawny fällt in seinem mit Pharaonenschätzen bestückten Haus in ein mysteriöses Koma. Seine Tochter Margaret und sein junger Anwalt sind ratlos. Eigenartigerweise hat Trelawny offenbar mit einem solchen Vorfall gerechnet und entsprechende Verfügungen hinterlassen.

Es scheint ein unheimlicher Zusammenhang mit Tera, einer magiekundigen Pharaonin, zu bestehen. Teras Mumien-Sarkophag hatte Trelawny just in dem Augenblick entdeckt, als seine Frau während der Geburt Margarets in London starb …

_Der Autor_

Bram Stoker ist der Künstlername des irischen Schriftstellers und Theatermanagers Abraham Stoker (1847-1912), dessen wichtigste Karriere mit der des damals berühmten Theaterschauspielers Henry Irving verbunden war, der von 1838 bis 1905 lebte. Stoker begann schon 1872 mit dem Veröffentlichen seiner Erzählungen, was 1897 in der Publikation des Horrorklassikers „Dracula“ gipfelte, der aber 1901 kräftig revidiert wurde. Stoker schrieb noch ein paar weitere unheimliche Romane („The Lair of the White Worm“ wurde erst 1986 vollständig veröffentlicht und prompt verfilmt) und etliche Erzählungen.

|Bram Stoker bei Buchwurm.info|:

[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16 – 19)
[„Das Schloss der Schlange“ 2987
[„Draculas Gast“ 1086
[„Dracula“ 622 (Hörspiel 2004)
[„Dracula“ 210 (Buch)

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

Die Rollen und ihre Sprecher:

Malcom Ross, Anwalt: Herbert Schäfer
Abel Trelawny, Archäologe: Christian Rode (Christopher Plummer, Michael Caine, Telly „Kojak“ Savalas)
Margaret, seine Tochter: Janina Sachau (Max-Ophüls-Preisträgerin)
Mrs. Grant, seine Haushälterin: Dagmar von Kurmin
Dr. Eugene Corbeck, Archäologe: Jürg Löw
Dr. Winchester: Lothar Didjurgis
Sgt. Daw: Jens Hajek
Schwester Kennedy: Regina Lemnitz (dt. Stimme von Kathy Bates & Whoopi Goldberg)

Marc Gruppe schrieb wie stets das Buch und gemeinsam mit Stephan Bosenius setzte er es um. Die Aufnahme fand im Studio AudioCue, Rotor Musikproduktion, Scenario Studio und bei Kazuya statt. Die Illustration stammt von Firuz Askin.

_Handlung_

Der Archäologe Abel Trelawney hat sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen und möchte nicht mehr gestört werden, denn ein wichtiger Zeitpunkt nähert sich. Auch das Katzenvieh seiner Tochter Margaret darf sein Heiligtum auf keinen Fall betreten, das mit allen möglichen Raritäten aus dem alten Ägypten vollgestopft ist. Im Zentrum steht der riesige Sarkophag der Königin Tera, inklusive ihrer Mumie. Daneben ist der kleinere Sarkophag eines Tieres aufgestellt, das Tera vielleicht als Schutzgeist im Jenseits betrachtet hat, als sie sich bestatten ließ.

Sobald die Haushälterin Mrs. Grant den Raum verlassen hat, steigt ein merkwürdiger Geruch aus dem Sarkophag auf und eine Stimme ruft Trelawney zu, ihr endlich das Amulett zu geben, damit sie wiederauferstehen kann. „Vollziehe das Ritual“, befiehlt die Stimme. Dann ertönt ein Fauchen, ein Klirren – schließlich Stille …

Der Anwalt Malcolm Ross öffnet morgens um drei Uhr verschlafen seine Wohnungstür, denn das Klopfen will einfach nicht aufhören. Mrs. Grant, die er gut kennt, gibt ihm einen Brief von Margaret Trelawney: Es ist ein Hilferuf! Ross eilt sofort zum Haus des Archäologen, denn für Margaret hat er sehr viel übrig, um nicht zu sagen: Liebe. Margaret ist froh über sein Kommen und duzt ihn verstohlen ebenfalls. Offenbar erwidert sie seine Zuneigung.

Mr. Trelawney liegt in einem Koma, und der herbeigerufene Arzt Dr. Winchester ist sehr besorgt. Diese Kratzspuren am Handgelenk des Patienten hätten zum Verbluten führen können. Daran ist ein Armband befestigt, an dem wiederum ein Schlüssel hängt. Und wie kam es, dass der schwere Körper vom Schreibtisch zum Tresor an der Wand geschleift werden konnte, zu dem der Schlüssel passt? Sergeant Daw von Scotland Daw steht ebenfalls vor einem Rätsel. Die präsentierten Lösungsansätze erscheinen allesamt absurd. Da bringt Mrs. Grant einen Brief Trelawneys, welcher genaue und strenge Anweisungen enthält. Man müsse seinen Körper streng bewachen.

Malcom Ross erklärt sich natürlich gerne bereit, die erste Nachtwache neben dem Patienten zu verbringen und hofft auf Margarets charmante Gesellschaft. Seine Hoffnung wird enttäuscht, als eine Krankenschwester ihren Platz einnimmt, damit die junge Frau schlafen kann. Die Nacht vergeht ereignislos, bis auf die Tatsache, dass die Krankenschwester ebenfalls ins Koma fällt und Ross nur durch die Tatsache vor dem gleichen Schicksal gerettet wird, dass er sich ein Sauerstoffgerät gekauft hat, um wachzubleiben. Margaret ist außer sich: Nennt man das vielleicht aufpassen?! Trelawney wurde ein zweites Mal verwundet und zum Tresor geschleppt. Was mag darin verborgen sein?

Daw, Winchester und Ross wird die Sache allmählich unheimlich. Und ihnen scheint, es gebe nur einen Mensch, der Gelegenheit hatte, die Tat erneut zu begehen: Margaret. Sie wohnt erst seit kurzem im Haus, seit sie das Internat verlassen hat. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt, just als ihr Vater gerade in Ägypten das Grab der Königin Tera entdeckte. Als ob sie ahnte, dass man über sie spricht, tritt die Genannte auch schon ein. Hat sie einen sechsten Sinn entwickelt? Und was haben die Trancezustände zu bedeuten, in die sie immer häufiger verfällt?

Den Schlüssel zum Rätsel scheint endlich die Ankunft von Dr. Eugene Corbeck zu liefern. Er ist sehr aufgeregt, denn ihm wurde etwas Wertvolles gestohlen, das Trelawney unbedingt zum 31. Juli – also heute – haben wollte. Als er den komatösen Kollegen sieht, ist Corbeck erschüttert und beginnt zu erzählen. Daw will wissen, was ihm geraubt wurde. Es waren sieben Leuchten aus dem Grab Teras, und Trelawney braucht sie für das Ritual, mit dem er Tera wieder zum Leben erwecken will. Seine Zuhörer sind nicht nur befremdet, sondern erschüttert. Eine Mumie zum Leben erwecken – geht das überhaupt?

Und ob, antwortet Corbeck, denn Tera war keine gewöhnliche Pharaonin. Weil ihr Vater fürchtete, sie werden einem Putsch der Priester zum Opfer fallen, ließ er sie in schwarzer Magie ausbilden, in der sie sich als Meisterin erwies. Und die Art und Weise, wie sie ihren Tod herbeiführte, lässt durchaus die Hoffnung zu, dass sie mit Hilfe des korrekt ausgeführten Rituals zum Leben erwacht. Allerdings war Tera von den Priestern mit einem Fluch belegt worden. Sie nannten sie „die Namenlose“ …

Da tritt Mrs. Grant ein. Sie hat sieben Leuchten gefunden! Und die Krankenschwester meldet, Trelawny sei wie durch ein Wunder erwacht. Nun kann das Ritual wie geplant stattfinden. Die Frage ist nur: In welcher Gestalt wird die Königin wiederauferstehen? Und wie wird sich der Fluch auswirken, der auf ihr liegt und schon mehrere Opfer gefordert hat?

_Mein Eindruck_

Das alte Ägypten ist seit den Filmen um „Die Mumie“ – das Remake eines Klassikers der Dreißigerjahre – wieder sehr beliebt geworden, und der ägyptischen Altertümerverwaltung unter Dr. Hawass ist die neu erwachte Begeisterung für Pharaonen und Pyramiden sicher nicht unrecht, spült sie doch Scharen von zahlungskräftigen Touristen ins Land, die helfen, ihre Kassen zu füllen.

Dass der Kern der altägyptischen Religion nicht nur mit Jenseitsverehrung, sondern auch mit Magie zu tun haben könnte, ist jedoch wohl eine Erfindung westlicher Schriftsteller. Sie schreiben vom „Fluch des Pharao“, der Howard Carter und seine nächste Umgebung heimgesucht habe, zur Strafe dafür, dass er das Grab Pharao Tutenchamuns entdeckt und geplündert habe.

Bram Stoker, der Schöpfer des Grafen Dracula, suchte natürlich für seine Erzählungen weitere fruchtbare Felder, die er beackern konnte, und stieß mit dem alten Ägypten auf eine sprudelnde Quelle. Auch wenn seine Story meines Wissens noch nicht verfilmt worden ist, so hält die Figur der Tera eine Fülle von faszinierenden Archetypen bereit: Die mächtige, junge und schöne Frau ist quasi untot und sucht – wie der Gott Osiris – die Auferstehung. Ihre Magie wirkt über die Jahrhunderte hinweg auf das Leben eines Mannes ein, der sich zu ihrem Diener erklärt: Abel Trelawny.

In diesem mystischen Kontext ist die Idee nicht absurd, dass es zu einer Art Seelenwanderung gekommen sein könnte. Madame Blavatsky von der Theosophischen Gesellschaft, die mit ihrem Mystizismus den Geister- und Elfenglauben der Viktorianer förderte, hätte sich jedenfalls sehr über Stokers Idee gefreut. Stoker veröffentlichte die Erzählung „The Jewel of Seven Stars“ anno 1907, ein paar Jahre nach seinem fulminanten Erfolg mit „Dracula“.

Die Seelenwanderung ist deshalb wichtig, weil zwei Elemente zusammenkommen müssen, damit die mumifizierte, in Trelawnys Sarkophag liegende Königin zum Leben erwachen kann. Erstens muss das Ritual korrekt ausgeführt werden, wobei das titelgebende Siebengestirn eine wesentliche Rolle spielt. Und zweitens muss das Amulett auf die Mumie gelegt werden, das als Schlüssel und Kompass für die Seele Teras dient. Diese Seele kehrt also von den Sternen zurück. Doch in welcher Gestalt soll sie sich materialisieren, wenn doch der Körper der Königin danach sofort zu Staub zerfallen würde? Mehr darf nicht verraten werden.

Das Hörspiel ist mit seinen Rückblenden dramaturgisch recht geschickt aufgebaut. Ich liebe gerade die klassische Entdeckerszene, als Corbeck und Trelawny Teras Gruft betreten – das könnte direkt aus einem Indiana-Jones-Film stammen. Natürlich mangelt es auch nicht an Geheimtüren und tödlichen Fallen. Während Trelawny beschließt, den Willen der Magierkönigin zu vollstrecken, liest Corbeck die Geschichte von Teras schrecklichem Schicksal vor. Wir wissen gleich, dass das Verhängnis naht – und vielleicht sogar schon zugeschlagen hat. Denn Mrs. Trelawny starb nicht zufällig im Kindbett …

Das Hörspiel steigert die Spannung zu einem Finale, das sich in puncto Action nicht zu verstecken braucht. Man muss es vielleicht mehrmals hören, um alles mitzubekommen, was dabei vorgeht. Ein langer qualvoller Schrei ist zu hören, doch von wem stammt er?

|Die Sprecher / Die Inszenierung|

Diesmal hat mir besonders Janina Sachau als Margaret gefallen. Sie muss nämlich sehr wandlungsfähig sein. Zunächst erscheint Margaret als unschuldige junge Frau, die kein Wässerchen trüben könnte, weshalb Ross sie ja liebt. Doch warum lauscht sie an Türen und klagt ihn lautstark an, er habe seine Pflicht vernachlässigt? Außerdem verfällt sie in rätselhafte Trancen, in denen sie – mit verzerrter Stimme – Sätze über Dinge äußert, von denen die bewusste Margaret keine Ahnung haben dürfte. Die Margaret, die wir im Epilog kennen lernen, hat nur noch wenig mit jener im Prolog gemein. Sie ist selbstsicher und scheint sogar zu wissen, was die Zukunft bringt.

Sachau wird von einer Riege erprobter Bühnenschauspieler flankiert, die das Drama zum Leben zu erwecken wissen. Wie so häufig in |Titania|-Hörspielen sind Christian Rode, Dagmar von Kurmin, Lothar Didjurgis (der Inspektor in „Das indische Tuch“) und Regina Lemnitz mit von der Partie. Lemnitz ist uns als Stimmbandvertretung von Kathy Bates bestens vertraut.

|Geräusche und Musik|

Die Musik ist wie fast jede andere Filmmusik nach konventionellem Muster gestaltet, und niemand, der auf alte Dracula-Filme steht, wird sich daran stören. Die Musik lenkt die Emotionen auf wirkungsvolle Weise, aber von Subtilität kann diesmal leider keine Rede sein. Nach dem Prolog, der dem armen Trelawny fast das Leben kostet, dröhnt das klassische Orchester gar bombastisch aus den Lautsprecherboxen.

Vielleicht lag es ja daran, dass ich diesmal lauter als sonst aufgedreht hatte, aber dieser Bombast war einfach zu viel. Auch die Übergänge zu den beiden Rückblenden sind durch Musik begleitet, die von Posaunen dominiert wird. Chöre werden eingesetzt und in der Gruftszene sogar eine Solosängerin. Man hat offenkundig keine Kosten und Mühen gescheut, aber das Ergebnis ist einfach zu viel des Guten.

Recht interessant ist diesmal der Einsatz von Filtern, um die Stimmen zu verzerren. Meist betrifft dies die Sprecherinnen, vor allem die Figur der Margaret. Verfällt sie in Trance, wird ihre Stimme undeutlicher und mit Hall unterlegt, so dass ihre Worte einen mystischen Beiklang erhalten. Die Stimme Teras klingt ähnlich, aber noch einen Tick geisterhafter. Recht witzig fand ich die „Katzenviecher“, von denen es möglicherweise zwei gibt: Silvio, Margarets Kater, und die Katze, die Tera aus der Vergangenheit mitgebracht hat … Da wird gehörig gefaucht und geschnurrt.

_Unterm Strich_

Auch dieses Hörspiel aus der renommierten und preisgekrönten „Gruselkabinett“-Reihe kann mit einer relativ spannenden Storyline aufwarten. Interessanter ist aber wohl noch die altägyptischen Szene, die jeden an den ersten Indiana-Jones-Film erinnern dürfte. Natürlich ist das Beschwörungsritual, das Trelawny ausführen soll, eine Inspiration für die entsprechenden Szenen in „Die Mumie 1 und 2“ gewesen, und Zauberlehrling Harry Schotter hat sicher auch seinen Teil davon abbekommen.

Allerdings gibt es ein Konzept hinter der Handlung, das uns nicht ohne weiteres geläufig ist: die Seelenwanderung eines Astralleibes. Dies ist die Bedingung, damit sowohl das Überdauern als auch die Wiederauferstehung der ollen Pharaonenhexe funktionieren können. Für den Archäologen Trelawny scheint dieses ungewohnte Konzept jedoch täglich Brot zu sein – vielleicht weil er mit den altägyptischen Göttern per Du ist und das Totenbuch in- und auswendig kennt. Für mich trifft das jedenfalls nicht zu. Und deshalb brauchte ich auch wenig Zeit, um zu kapieren, was Trelawny und Corbeck im Einzelnen genau vorhaben. Die Ergebnisse des Rituals erschienen mir deshalb umso erstaunlicher.

Diesmal gebührt die Palme für die herausragende Sprechrolle Janina Sachau, denn sie muss ihre Margaret auf vielfältige und nicht leicht zu durchschauende Weise darstellen. Schade, dass ihre gute Performance von der Bombast-Musik derart überdeckt wird, dass man sich nur mit Mühe an sie erinnert. Weniger wäre diesmal mehr gewesen.

|78 Minuten auf 1 CD|

Home – Atmosphärische Hörspiele


http://www.luebbe-audio.de

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)

Arthur Machen – Der gewaltige Gott Pan (Gruselkabinett Folge 144)

Verbotene Experimente: Das Rätsel der Panstochter

Mr. Clarke willigt ein, als Zeuge einem gewagten Experiment seines Freundes Dr. Raymond beizuwohnen, welches eine leichte Gehirn-Operation beinhaltet und der siebzehnjährigen Probandin Mary so Zugang zu geistigen Dimensionen eröffnen soll, in denen der gewaltige antike Gott Pan herrscht… (Verlagsinfo)
Arthur Machen – Der gewaltige Gott Pan (Gruselkabinett Folge 144) weiterlesen

Die Nominierten für den Kurd-Laßwitz-Preis 2019

Vor vier Wochen ist die Nominierungsfrist für die Wahl des diesjährigen Kurd-Laßwitz-Preises 2019 (http://www.kurd-lasswitz-preis.de/2019/KLP_2019_Preistraeger.htm zu Ende gegangen. In vier Wochen endet am 31. Mai die Frist für die Stimmabgabe. Die Preisverleihung findet am 2. November im Rahmen des 11. PentaCons stattfinden, eines Symposiums zur Science-Fiction, in Dresden im Palitzsch-Museum statt.

Abstimmungsberechtigt für diesen seit 1980 vergebenen Literaturpreis zur deutschsprachigen Science-Fiction sind ausschließlich professionell im Bereich SF tätige Personen – Autoren, Übersetzer, Lektoren, Grafiker, Herausgeber, Verleger und bisherige Preisträger. Zu den bekanntesten Preisträgern gehören Andreas Eschbach, Michael Marrak, Frank Schätzing und Karsten Kruschel.

Bester deutschsprachiger SF-Roman mit Erstausgabe von 2018

• Dirk van den Boom: Canopus (Der kalte Krieg, Band 1), Atlantis
• Andreas Brandhorst: Ewiges Leben, Piper
• Andreas Brandhorst: Die Tiefe der Zeit (Omni-Universum, Band 3), Piper
• Andreas Eschbach: NSA – Nationales Sicherheits-Amt, Lübbe
• Willi Hetze: Die Schwärmer, Salomo Publishing
• Tom Hillenbrand: Hologrammatica, Kiepenheuer & Witsch
• Georg Klein: Miakro, Rowohlt
• Kai Meyer: Hexenmacht (Die Krone der Sterne, Band 2), Fischer Tor
• T.S. Orgel: Terra, Heyne
• Frank Schätzing: Die Tyrannei des Schmetterlings, Kiepenheuer & Witsch
• Judith C. Vogt: Roma Nova, Bastei Lübbe

Beste deutschsprachige SF-Erzählung mit Erstausgabe von 2018

• Galax Acheronian: Trolltrupp, in: Peggy Weber-Gehrke (Hrsg.): Sprung ins Chronozän, Modern Phantastik
• Andreas Fieberg: Eine Million Affen, in: Ellen Norten (Hrsg.): Das Alien tanzt Polka, p.machinery
• Heidrun Jänchen: Baum Baum Baum, in: Michael K. Iwoleit und Olaf G. Hilscher (Hrsg.): Nova 25, Amrûn
• Thorsten Küper: Confinement, in: Michael K. Iwoleit und Michael Haitel (Hrsg.): Nova 26, p.machinery
• Stefan Lammers: Acht Grad, in: Michael J. Awe, Andreas Fieberg und Joachim Pack (Hrsg.): Gegen unendlich 14, p.machinery

• Frank Neugebauer: Auferstehung des Fleisches, in: René Moreau, Olaf Kemmler und Fabian Tomaschek (Hrsg.): Exodus 38, Exodus
• Lothar Nietsch: Die Wettermaschine, in: René Moreau, Olaf Kemmler und Fabian Tomaschek (Hrsg.): Exodus 37, Exodus
• Niklas Peinecke: Möglicherweise ein Abschiedsbrief, in: Carsten Könneker (Hrsg.): Spektrum der Wissenschaft 12/2018, Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft

• Matthias Ramtke: In der Grube, in: Michael J. Awe, Andreas Fieberg und Joachim Pack (Hrsg.): Gegen unendlich 14, p.machinery
• Thomas Sieber: Enola in Ewigkeit, in: Michael K. Iwoleit und Olaf G. Hilscher (Hrsg.): Nova 25, Amrûn
• Tetiana Trofusha: Coming Home, in: Marianne Labisch (Hrsg.): Inspiration – Die digitalen Welten des Andreas Schwietzke, p.machinery
• Wolf Welling: Osmose, in: René Moreau, Olaf Kemmler und Fabian Tomaschek (Hrsg.): Exodus 38, Exodus

Bestes ausländisches SF-Werk mit deutscher Erstausgabe 2018

• Naomi Alderman: Die Gabe, Heyne
• Becky Chambers: Zwischen zwei Sternen (Wayfarer Bd. 2), Fischer Tor
• Cory Doctorow: Walkaway, Heyne
• Jasper Fforde: Eiswelt, Heyne

• Annalee Newitz: Autonom, Fischer Tor
• Kim Stanley Robinson: New York 2140, Heyne
• Dennis E. Taylor: Ich bin viele (Bobbyverse Bd. 2), Heyne
• Adrian Tschaikovsky: Die Kinder der Zeit, Heyne (Arthur C. Clarke Award 2016)
• Lavie Tidhar: Central Station, Heyne

Was sofort auffällt, ist, dass unter den ausländischen Autoren vier von zehn Nominierten weiblich sind, unter den nationalen Nominierten in Kategorie „Roman“ aber nur eine. Bei den deutschen Stories sieht es besser aus: Drei von zwölf Autoren sind Frauen – wobei ich mir bei der Identität von „Galax Acheronian“ nicht sicher sein kann.

Die Nominierungen in den weiteren Kategorien gibt es auf der Homepage (http://www.kurd-lasswitz-preis.de/2019/KLP_2019_Preistraeger.htm) des Preises. Dort ist jeder Titel mit weiteren Hintergrundinformationen verlinkt.

Es gibt noch folgende weitere Kategorien:

1) Beste Übersetzung zur SF ins Deutsche
2) Beste Graphik zur SF (Cover, Illustration) einer deutschsprachigen Ausgabe von 2018
3) Bestes deutschsprachiges SF-Hörspiel mit Erstsendung von 2018
4) Sonderpreis für herausragende Leistungen im Bereich der deutschsprachigen Science Fiction 2018.

Hohlbein, Wolfgang / Weick, Kathrin – Am Abgrund (Die Chronik der Unsterblichen, Lesung von Band 1)

_Actionreiche Lesung mit unnötigen Längen_

Transsylvanien im 15. Jahrhundert. Andreij Delany, ein Ausgestoßener, reitet ziellos durchs Land, nachdem er Frau, Mutter und Stiefvater verloren hat. Wie ein Magnet zieht ihn sein Heimatdorf Borsa an, wo sein Sohn Marius lebt. Doch dort erwartet ihn ein grauenvoller Anblick. Im Wehrturm stapeln sich die Leichen der Hälfte der Dorfbewohner, darunter auch die seines Sohnes. Der Rest wurde offenbar verschleppt. Doch von wem? Das kann ihm der junge Frederic erzählen, ein entfernter Verwandter Andreijs. Gemeinsam beschließen sie, die Verfolgung der Gefangenen aufzunehmen, um sie zu befreien. Doch sie stoßen auf einen schier übermächtigen Feind …

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zwölf Jahren.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

|Die Chronik der Unsterblichen| umfasst zahlreiche Bände:

1) Am Abgrund
2) Der Vampyr
3) Der Todesstoß
4) Der Untergang
5) Die Wiederkehr
6) Die Blutgräfin
7) Der Gejagte
8) Die Verfluchten
9) Das Dämonenschiff
10) Blutkrieg

|Die Chronik der Unsterblichen| auf |Buchwurm.info|:

[„Am Abgrund“ 891 (Autorenlesung)
[„Am Abgrund“ 1566 (Graphic Novel)
[„Der Gejagte“ 972
[„Die Verfluchten“ 2006

Wolfgang Hohlbein auf |Buchwurm.info| (Auswahl):

[„Anubis“ 2826
[„Horus“ 4079
[„Das Paulus-Evangelium“ 2630
[„Das Paulus-Evangelium“ 4007 (Hörbuch)
[„Kevin von Locksley“ 4593 (Hörbuch)
[„Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch“ 3470
[„Das Blut der Templer“ 3235
[„Fluch der Karibik 2 – Dead Man’s Chest“ 2717
[„Die Zauberin von Märchenmond“ 2053
[„Märchenmond“ 1882
[„Hagen von Tronje“ 1860 (Hörbuch)
[„Feuer“ 816
[„Dunkel“ 552 (Hörbuch)
[„Dunkel“ 69
[„Der Hexer von Salem“ 249
[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)
[„Das Auge des Satans“ 4606 (Der Hexer von Salem 6)
[„Intruder“ 144 (Hörbuch)

_Die Inszenierung_

Dietmar Wunder ist Theaterschauspieler und Synchronsprecher. Bekannt ist er als deutsche Stimme unter anderem von Adam Sandler, Cuba Gooding jr. sowie von Daniel Craig in dem James-Bond-Film „Casino Royale“.

Regie führte Kathrin Weick, die Aufnahme leitete Lars Ullrich. Die musikalischen Motive für die Hintergrundmusik trug Andy Matern bei.

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde [„Der Cthulhu-Mythos“ 524 zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik-Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Handlung_

Andreij Delany reitet ziellos durchs Transsilvanien/Siebenbürgen des 15. Jahrhunderts. Als er 16 war, wurde der Bauernsohn von seinem Dorf ausgestoßen, weil er angeblich die Kirche geschändet hatte, doch er fand Aufnahme und Unterweisung bei einem weltgereisten Mann namens Mikael Nadasti, seinem Stiefvater. Er machte aus dem Bauerntölpel nicht nur einen klugen Mann, sondern auch einen hervorragenden Schwertkämpfer. In der hübschen Raki fand Andreij zudem die Liebe seines Lebens. Doch aus für Andreij unverständlichen Gründen wurden alle Delanys verfolgt, so dass Mikael, Raki und Andreijs Mutter getötet wurden. Nur sein Sohn Marius, glaubt er, hat die Verfolgung überlebt, weil er ihn bei Verwandten versteckte.

Nun reitet Andreij in sein Heimatdorf Borsa, allerdings ohne viel zu erhoffen. Er will nur Marius wiedersehen. Doch das Dorf ist wie ausgestorben. Erst als er sich zum Whetrum auf die Flussinsel begibt, entdeckt er die Bewohner. Sie wurden fast alle massakriert und hier abgelegt. Seltsamerweise steckt im Herzen seines Sohnes ein Holzpflock, an seinem Hals findet er Bisswunden, doch Andreij kann sich darauf keinen Reim machen. (Offenbar eine Bildungslücke.) Als er ein Stöhnen hört, findet er seinen Onkel Barak, doch der wurde derart gefoltert, dass Barak ihn um Erlösung von seinen Qualen bittet.

Andreij gewährt sie ihm, zum Beifall eines Jungen, der sich versteckt gehalten hat: Frederic Delany nennt er sich und verrät ihm, wer das Massaker begangen hat. Es waren Soldaten, aber auch ein paar „goldene Ritter“ und ein „Papst“ waren dabei. Frederic meint wohl einen Kardinal. Aber was will die katholische Kirche in den transsilvanischen Ländern?

Sie haben einen Zauberer gesucht, erzählt der Junge, und klagten Barak des Teufelswerks an, um ihn anschließend zu foltern. Frederic entging dem Tod nur dadurch, dass er verirrte Ziegen suchte und von den Soldaten nicht gefunden wurde, weil er sich versteckte. Doch wohin hat man den Rest der Dorfbevölkerung gebracht, will Andreij wissen. Offenbar wurde sie verschleppt. Sie beschließen, dem Trupp, der vor zwei Tagen abgezogen sein muss, zu folgen, um die Gefangenen zu befreien. Sonst droht diesen nämlich das schlimme Schicksal der Sklaverei irgendwo in der Fremde.

Die Spur führt Richtung Küste, zur Hafenstadt Constanta. Ein sechster Sinn warnt Andreij, dass aus einem Waldstück Gefahr droht. Tatsächlich attackieren ihn drei Ritter, darunter welche in goldener Rüstung. Dass es sich nur um Messing statt Gold handelt, macht keinen Unterschied, denn diese Ritter mit dem fremden Akzent sind verdammt schnell! Andreij hat alle Mühe, mit ihnen fertig zu werden, dennoch entkommt ihm der größte von ihnen, der ihm ein Wiedersehen verspricht.

Die anderen beiden sind tot. Wie durch ein Wunder ist auch Frederic nicht verletzt. Auch Andreijs Wunden schließen sich vergleichsweise schnell, doch er denkt sich nichts dabei: Er war schon immer so. Dass diese Fähigkeit etwas mit dem Grund für die Verfolgung zu tun haben könnte, kommt ihm nicht in den Sinn.

Ein paar Kilometer vor Constanta kehren die beiden Überlebenden in einen Gasthof an der Straße ein. Die Wirtschaft ist voll, ein paar junge Männer laden sie an ihren Tisch ein. Ihr Sprecher stellt sich als Ansbert vor und nennt sie Schausteller. Andreij hat mehr den Verdacht, es handle sich um Diebe, denn es dauert nicht lange, und Ansbert schlägt ihm vor, sie zu begleiten und in Constanta ein „kleine Unternehmung“ zu beginnen. Die Türken, die 1453 Konstantinopel erobert haben, würden sicherlich bald vor den Toren der Stadt stehen. Vorher könnte sich dort ein Besuch lohnen, später aber, unter den Muselmanen, sei ein Christenmensch dort nicht mehr sicher.

Als die goldenen Ritter des Kardinals die Gastwirtschaft betreten, ist Andreij aufs Äußerste alarmiert. Aber ausgerechnet jetzt kann Ansberts „Bruder“ Sergeij die Klappe nicht halten und fordert einen der Ritter heraus. Dieser mustert besonders Frederic eingehend, wird aber von dem Ritter namens Maltus zurückgepfiffen, damit sie wieder gehen können.

Aber Andreij ist auf der Hut, und als einer der anderen Gäste die Tür nach draußen öffnen will, ist diese verschlossen und blockiert. Andreij ist alarmiert. Das Fenster wird geöffnet, doch herein kommt keine frische Luft, sondern ein Brandpfeil! Und dann noch weitere. Die Ritter wollen den ganzen Gasthof samt Gästen abfackeln …

_Mein Eindruck_

Die weitere Handlung dient der Bewährung und Selbsterkundung Andreijs, der noch das große Geheimnis seiner Abkunft herauszufinden hat, und dazu verhelfen ihm vor allem die Begegnungen mit den sonderbaren Rittern des Kardinals. Diese erweisen sich nämlich als ebenso potenziell unsterblich wie er selbst und Frederic. Natürlich führt diese Begegnung zu einem weiteren, alles entscheidenden Kampf.

Doch bevor es dazu kommen kann, muss Andreij noch einige weitere Abenteuer bestehen. Denn die so genannten Schausteller sind wirklich Diebe und haben es auf die Schatztruhe des Herzogs von Constanta abgesehen. Als Andreij in der Stadt nicht nur dem „Kardinal“, sondern auch dessen schöner Schwester Maria begegnet, tun sich zwei weitere Schwierigkeiten auf: Der Mann ist in Wirklichkeit ein aus dem Vatikan gesandter Inquisitor und verfolgt Abtrünnige und Feinde des wahren Glaubens, insbesondere Hexer. Und Maria, seine Schwester, ist so schön und reinen Herzens, dass sich Andreij auf der Stelle in sie verliebt. Beides macht seine Mission nicht gerade einfacher. Zumal Maria auch nichts anbrennen lässt …

Sehr interessant fand ich Frederics Verhalten. Statt sich dem Älteren zu fügen und Ja und Amen zu all dessen Taten zu sagen, kritisiert er ihn auf Schritt und Tritt. Frederic legt dabei zu Andreijs Bestürzung ein Ausmaß von Hass an den Tag, das in einem so jungen Menschen erschreckend ist. Er richtet sich aber vor allem auf den Inquisitor und dessen Schergen. Als dieser Hass sich gerade im unpassendsten Moment entlädt, führt dies zu sehr schlimmen Lebensumständen der beiden Überlebenden in Constanta.

Dennoch beginnt Andreij den Jungen zu lieben wie seinen Sohn. Diese Liebe bestimmt später sein weiteres Handeln. Dadurch erkennen wir immer wieder, dass Andreij kein „Hexer“ oder Monster sein kann, sondern ein humanes Wesen, in dem Gutes steckt. Ohne solche positiven Spiegelungen, besonders auch an Maria, hätten wir zu Andreij ein sehr viel distanzierteres Verhältnis und würden für sein Schicksal viel weniger Sympathie aufbringen.

Die – ähem – „Kardinal“-frage ist allerdings, was für ein Wesen Andreij denn nun eigentlich ist. Inwiefern soll er ein Unsterblicher sein, fragt er auch den Ritter Maltus. Gute Frage, schlechte Antwort: Er müsse eine „Transformation“ durchmachen, um dies herauszufinden. Was es mit dieser sonderbaren Umwandlung auf sich hat, erfährt Andreij erst, als es für ihn fast schon zu spät ist. Das gehört natürlich zu den Rettung-in-letzter-Sekunde-Tricks des routinierten Autors. Feststeht, dass sich Andreij als eine Kombination aus „Highlander“ und „Vampir“ erweist. Das hat man sich schon zuvor gedacht (schon in der ersten Szene gibt’s einen Wink mit dem Holzpflock!) und garantiert uns einige weitere Fortsetzungen dieser Serie.

|Der Sprecher|

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine inszenierte Lesung, wie sie in dieser |Wellenreiter|-Reihe öfters auftaucht. Das ist für ein junges Publikum einfach unterhaltsamer als eine pure Textlesung.

Dietmar Wunder verfügt über eine erstaunliche flexible Stimme, die es ihm erlaubt, verschiedene Figuren auf unterscheidbare Weise zu charakterisieren. Während Andreij das männliche „Normalmaß“ als Tonlage aufweist, spricht Frederic, weil viel jünger, auch mit einer viel helleren Stimme. Maltus, der Anführer der goldenen Ritter, hingegen wirkt mit seiner sehr tiefen Stimme und dem fremdländischen Akzent vom ersten Satz an bedrohlich und furchteinflößend. Diese Wirkung erweist sich als begründet.

Der Herzog von Constanta spricht mit einer trügerisch sanften und distinguierten Ausdrucksweise, die jedoch nur seine bösartige Schlangennatur kaschiert. Der Inquisitor spricht hingegen zwar ebenfalls autoritär, aber mit einer unvermuteten Ehrlichkeit, die zu seinem ehrenhaften Handeln passt. Zu dumm, dass ihn wenig später ein Dolch trifft.

Maria, seine Schwester, ist die einzige weibliche Figur im ganzen Roman, was geradezu ein Kunststück ist. So wirkt sie als Alibifrau, als Feigenblatt. Natürlich stellt sie den „love interest“ des Helden dar und bringt ihn schwer in die Bredouille. Kaum wälzen sie sich schmusend auf dem Boden, kommt ihnen aber auch schon Frederic störend in die Quere. Liebe ist offenbar schön und gut, muss aber an ihrem zugewiesenen Ort stattfinden – will heißen: nicht in einem jugendfreien Roman! (Echt fies.) Dass sie mit einer höheren Stimme als Andreij spricht, versteht sich von selbst.

Ziemlich schön fand ich, dass der Sprecher auch die Situationen gekonnt gestaltet. Wenn jemand besoffen, ist, na, dann lallt und nuschelt die Figur eben. Wenn er oder sie bestürzt ist, dann ruft er oder sie, und wenn jemand in Rage gebracht wurde, dann brüllt derjenige, so etwa der Herzog. (Ich stelle ihn mir wie den fiesen Herzog in „Shrek 1“ vor.) Alles in allem garantiert der Sprecher damit eine ziemlich mitreißende Handlung, die keinen Zuhörer kaltlässt. Blöd waren nur die langen Dialoge zwischen Andreij und seinen Kontrahenten. Sie sind allzu oft lediglich Schlagabtausch, anstatt Informationen zu liefern.

|Musik und Geräusche|

Viele Geräusche sind zu hören, aber alle nur sehr gedämpft im Hintergrund, sei es nun Hufgetrappel, Flammenprasseln, Menschengeschrei, Schwerterklirren oder dergleichen. Dieses Gestaltungsprinzip gilt für alle Geräusche, insbesondere für die Kämpfe. Man darf sich also keinen Film-Sound darunter vorstellen.

Die Musik tut ebenfalls nichts, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern beeinflusst die Gefühle des Zuhörers unterschwellig. Wiederholt ist der unheilvolle Klang von tiefen Trommeln zu vernehmen, und auch das Outro wird damit bestritten. Des Weiteren gibt es diverse Soundeffekte, welche die Trommeln an anderen Stellen ergänzen, so etwa ziemlich tiefe Bässe. Ich konnte aber auch ein relativ romantisches Motiv vernehmen, das mir an mittelalterliche Tänze angelehnt zu sein scheint. Dreimal darf man raten, für welche Gelegenheiten es eingesetzt wird.

_Unterm Strich_

Die inszenierte Lesung ist wesentlich kürzer und unterhaltsamer als die bisher erhältliche 6-CD-Lesung des Autors selbst. Dennoch beschlich mich auch in dieser Kurzfassung mehrmals das Gefühl, dass manche Dialoge noch viel kürzer und knackiger hätten sein können. Außerdem erweist sich Andreij als bemerkenswert begriffsstutzig – ein erzählerischer Trick, um die Spannung hinauszuzögern, aber für erwachsene Hörer leicht durchschaubar und somit ein wenig nervend.

Was übrig bleibt, wenn man diese Mängel abzieht, ist eine durchgängig actionreich und spannend aufgebaute Handlung, die in regelmäßigen Abständen eine Action- oder Liebesszene vorzuweisen hat und mit dem langen Finale ihren würdigen Abschluss findet. Das sorgt für gute Unterhaltung. Die Story selbst ist allerdings nicht gerade neu, kennt man doch langlebige Vampire schon zur Genüge aus Anne Rices saftigen Schinken. Doch diesmal haben wir es nicht mit erotischen Verführern zu tun, sondern mit deren jugendfreier Version, und müssen uns mit hasserfüllten Jünglingen und hinterhältigen Herzögen à la „Shrek“ herumschlagen. Über Inquisitoren hat Hohlbein ebenfalls schon geschrieben – er bleibt sozusagen bei Schusters Leisten.

Der Sprecher trägt einen großen Teil dazu bei, dass die ziemlich actionreiche Handlung wirklich Spaß macht und den Hörer mit Abenteuer, Mystery und Romantik unterhält. Die Musik und die Geräusche stören seinen Vortrag nicht, sondern unterstützen die Emotionalität der Szenen und vermitteln mit gedämpften Hintergrundgeräuschen einen realistischeren Eindruck. Das werden vor allem junge Hörer unterhaltsamer finden als einen puren Vortrag.

Leider gibt es auch Dialoge, die nur Schlagabtausch sind statt Informationen zu liefern. Da hört der Zuhörer automatisch nach einer Weile weg – ich ertappte mich jeden falls dabei. Und das ist immer ein schlechtes Zeichen. Dialoge müssen die Handlung voranbringen, oder man sollte sie streichen.

|Buchausgabe 1999 bei Egmont vgs
302 Minuten auf 4 CDs|
http://www.wellenreiter.la
http://www.luebbe-audio.de
http://www.hohlbein.net

Näter, Thorsten – Doppelter Einsatz: Gefährliche Liebschaft

_Amnesie: Schusswechsel mit Folgen_

Der Kronzeuge gegen einen Unterwelt-Boss wird umgebracht, Sabrinas neue Kollegin Caro kennt zwar alle Einzelheiten aus den Verhören, doch die Gegenseite hat bereits einen bitterbösen Plan, Caro als Zeugin unglaubwürdig zu machen.

Die TV-Reihe „Doppelter Einsatz“ wurde laut Verlag mehrfach mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Dass dies völlig gerechtfertigt ist, stellt auch diese Episode unter Beweis.

Episode Nr.1: [„Mord auf dem Stundenplan“ 2311
Episode Nr.2: „Gefährliche Liebschaft“
Episode Nr.3: „Der Fluch des Feuers“

_Die Macher und Sprecher_

Es sprechen die Originalschauspieler der gleichnamigen RTL-Verfilmung, allerdings mit zusätzlichen Erzählertexten, gesprochen von Despina Pajanou, die im Film die Polizistin Sabrina Nikolaidou spielt. Es gibt noch einen zusätzlichen Erzähler, den Frank Gustavus (|Ripper Records|) spricht. Diese Texte stammen alle aus seiner Feder.

Die ziemlich wichtige Musik und die Hörbuch-Postproduction übernahmen Horst-Günter Hank und Dennis Kassel. Zusätzliche Aufnahmen, Schnitt und Mastering erfolgten durch die d.c. Tonstudios in Breckerfeld/Berlin.

Zu den zu hörenden Darstellern gehören: Despina Pajanou, Eva Herzig, Gerhard Garbers, Jürgen Janza, Jockel Tschiersch, Konstantin Graudus, Tim Wilde, Burkhart Klaußner, Peter von Strombeck u.v.a.

Das Drehbuch schrieb Thorsten Näter, der auch Regie führte.

_Handlung_

In seiner Schreinerei in St. Pauli erhält der Mann, der sich jetzt Viktor Grolek nennt, einen Ruf. Er begibt sich nach Santa Fu, wo der Gangsterboss Pjotr Nesic inhaftiert ist, aber immer noch jede Menge Strippen zieht. Weil Nesic ihm die Schreinerei finanziert hat, schuldet er ihm was. Nesic bittet ihn, den Kronzeugen Horst Meinert zu töten, der im kommenden Prozess gegen ihn, Nesic, aussagen würde. Nesic soll seinen Geschäftsführer getötet haben. Viktor muss den Mordauftrag annehmen.

Caro Behrends und Sabrina Nikolaidou vom Kriminalkommissariat (KK) 15 in Hamburg sollen die Bewacher des Kronzeugen ablösen. Aber wo ist Meinert selbst? Es heißt, er sei ins Seaworld-Aquarium gegangen, mit Dilber, seinem Bewacher. Sabrina ist sofort auf 180, denn sie wittert Unrat. Was fällt Meinert ein? Und Dilber hat offensichtlich Mist gebaut.

Vor Ort können sie Meinert abfangen, der im Aquarium seine Familie wiederzusehen erwartet. Doch der Anruf war fingiert. Obwohl Sabrina noch rechtzeitig einen unbekannten Mitarbeiter des Aquariums ausmachen kann, feuert dieser – es ist natürlich Grolek – tödliche Schüsse auf Meinert ab. Im folgenden Feuergefecht, das die ganze Anlage in Panik versetzt, werden Caro und ein anderer Beamter durch Schüsse verletzt. Sie kommt ins Krankenhaus.

Ein Debakel auf der ganzen Linie. Jetzt ist Nesic ja fein raus. Und Caro kann sich wegen ihres Schädeltraumas nicht mal an das Gesicht des Schützen erinnern. Aber sie bietet wenige Tage später an, anstelle von Meinert gegen Nesic auszusagen, denn Meinert habe ihr fast alles, was er über den Gangster wusste, mitgeteilt. Staatsanwalt Gallwitz hat damit offenbar ein Problem, das sagt er aber nicht den Polizisten, sondern Nesic persönlich! Von Nesic erpresst, befiehlt Gallwitz Grolek, Caro auszuschalten, sie notfalls umzulegen.

Zunächst weigert sich Grolek, Gallwitz‘ Befehl auszuführen. Doch als er erfährt, dass Nesic seine Frau und seinen Sohn hat entführen lassen, muss er klein beigeben. Er macht sich als Seelentröster an die etwas geknickte Caro heran und führt einen perfiden Plan aus, in dessen Verlauf Caro nicht nur beinahe ums Leben kommt, sondern auch noch ihre Glaubwürdigkeit völlig einbüßt. Die Abteilung für interne Angelegenheiten ermittelt gegen sie wegen Fahrerflucht und unterlassener Hilfeleistung.

Das Schlimmste für die in der Tinte sitzende Caro ist jedoch der Umstand, dass sie sich an das, was nach dem Kneipenbesuch passiert ist, ums Verrecken nicht erinnern kann. Viktor Grolek hat ihr offenbar Rohypnol, also KO-Tropfen gegeben, die eine teilweise Amnesie auslösen. Nun muss Sabrina alles aufbieten, um ihr aus der Patsche herauszuhelfen.

_Mein Eindruck_

Die Episode wirft ein Schlaglicht auf verschiedene Probleme, die im Zusammenhang mit moderner Kriminalität auftreten. Der Gangster Nesic sitzt zwar in U-Haft, verfügt aber über ein eingeschmuggeltes Handy und einen korrupten Gefängnisbeamten über beste Kontakte nach draußen. Er hat wichtige Leute an der Hand. Grolek ist sein Mann fürs Grobe, der Auftragskiller. Und Staatsanwalt Gallwitz ist sein Mann auf der Seite des Gesetzes. Daher dauert es eine ganze Weile, bis Sabrina endlich checkt, welches Sicherheitsleck in ihrem eigenen Kommissariat existiert. Zum Glück verrät sich Gallwitz durch eine unbedachte Äußerung.

Der Mittelteil ist an einer Stelle nicht ganz durchschaubar. Der Grund: Es gibt zwei Pärchen in der Handlung, und der Hörer fragt sich, welches davon denn nun Viktor und Caro sind? Im Nachhinein löst sich die Verwirrung auf, die dem aktuellen Geisteszustand von Caro entspricht. Der Hörer weiß also nicht (wesentlich) mehr als Caro auch. Das ist vom Drehbuchautor ganz schön riskant eingefädelt und geschildert, zahlt sich aber durch erhöhte Spannung aus. Wir lernen, dass auch Polizistinnen nicht gegen fiese Machenschaften gefeit sind, sondern jeden Tag ihr Leben aufs Spiel setzen. (Der Stoff Rohypnol wird übrigens nie genannt, vermutlich, um keine Amateure auf dumme Gedanken zu bringen.)

Ich hätte nicht gedacht, jemals in einem modernen Krimi Hypnose angewendet zu „sehen“, aber diesmal ist es der Fall: Caro findet ihre Erinnerung wieder, so schmerzhaft dies für sie persönlich auch ist. Nach diesem Durchbruch kann es endlich richtig losgehen. Gallwitz wird enttarnt und packt aus. Der Showdown ist jedoch keineswegs eine Formsache, sondern eine trickreiche und knifflige Angelegenheit, denn Grolek ist ja auch nicht auf den Kopf gefallen. Mehrmals wird erwähnt, er sei bei der „Legion“ gewesen. Damit könnte die Fremdenlegion gemeint sein. Was das Umlegen von Menschen angeht, so kennt er keinerlei Skrupel. Sabrina, Caro & Co. bekommen dies am eigenen Leib zu spüren.

Alles in allem ist diese Episode also völlig anders aufgezogen als Episode Nr. 1 „Mord auf dem Stundenplan“. Nach einem furiosen Auftakt folgt ein kniffliges „Mittelspiel“, das nach dem genannten Durchbruch in einen ebenso furiosen Showdown mündet. Doch Polizisten sind – so unglaublich es klingen mag – auch Menschen, und deshalb kommt auch das Privatleben von Caro nicht zu kurz (Sabrina scheint diesmal keines zu haben). Auf diese Weise ist für den human touch gesorgt, der diese Serie so herausragend macht.

Der Humor in dieser Serie ist ziemlich grimmig. In einer Szene wollen die KK-Beamten Grolek hochnehmen und dringen in sein Haus ein. Doch was sie nicht wissen: Die Abteilung für innere Angelegenheit ist schon da, um ihren wichtigsten Belastungszeugen gegen Caro zu beschützen. Die Internen gucken aber ebenso in die Röhre wie die KK-Beamten: Der Vogel Viktor ist ausgeflogen.

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

Am besten wirken die Stimmen der Schauspielerinnen, die ja direkt vom TV-Band stammen, wenn sie sehr emotional sind. Das fällt Despina Pajanou, die zudem Ich-Erzählerin ist, nicht schwer. Man sieht es als Hörer natürlich zwar nicht, aber wenn Sabrina wütend wird, kann sie schon mal handgreiflich werden, und das bekommt Pjotr Nesic am eigenen Leib zu spüren.

Caro kommt in ihrer Rolle weniger gut weg als Sabrina, folglich muss Caros Darstellerin Eva Herzig (siehe Titelfoto, links) etwas härter darauf hinarbeiten, Eindruck zu machen. Dies gelingt ihr allerdings nur bedingt, ob als Mutter, Polizistin oder als geknickte Kneipengängerin: Sie bleibt eben immer nur die Nummer zwei hinter Sabrina / Pajanou. Immerhin bietet Caros Rolle Eva Herzig Gelegenheit, eine gewisse Vielseitigkeit zu entfalten.

Die männliche Darsteller bleiben mit einer Ausnahme ziemlich farblos, obwohl sie natürliche alle recht kernige Stimmen vorzuweisen haben. Die eine Ausnahme ist Viktor Grolek, der heimliche Held der Episode. Ich stelle ihn mir mit Stellan Skarsgard („Ronin“) am besten besetzt vor: eine Tiefe der Empfindung, kombiniert mit einer Entschlossenheit im Handeln. Einmal führt er wie Shakespeares Hamlet einen inneren Monolog, dann wieder tröstet er seine Frau, die ihm nicht mehr vertrauen kann. Besonders dann nicht, als sie merkt, dass er eine Pistole trägt.

_Musik und Geräusche_

Da es sich hier um die O-Tonspur der Filmepisode handelt, entsprechen die Geräusche denen im Film, und der Zuhörer kann sich ohne weiteres die zugehörige Umgebung vorstellen. Absolut genial fand ich als Actionfan das Feuergefecht, das am Anfang zwischen dem Attentäter und den Polizisten stattfindet, die ihren Kronzeugen schützen wollen. Absolut echt klingende Schüsse, ziemlich viele Schreie der Aquariumsbesucher, schließlich ein Aufschrei, der im Off verhallt – das ist saubere Arbeit.

Für diese Szene ist keine Musik nötig, schon klar. Aber ansonsten bildet die Musik recht eindrucksvoll und passend den Hintergrund. Jede Szene hat ja ihre eigene Stimmung und erfordert die entsprechende Instrumentierung. Nach dem rockigen Intro rückt die Musik in den Hintergrund, bis sie sich in Gestalt einer melancholischen Ballade wieder in den Vordergrund drängt. Das Piano illustriert Caros Verwirrung über ihren Gedächtnisverlust überdeutlich.

In den weiteren Szenen werden diese Hand voll Musikmotive variiert oder auch nur einfach wiederholt, zum Teil sind sie auch als Kneipenmusik zu hören. Sie alle stammen aus dem Hause Horst-Günter Hank und Dennis Kassel, das neuerdings auch für die Produktion von Hohlbeins Hörbuch-Serie „Raven“ herangezogen wurde.

_Unterm Strich_

Bis auf den psychologisch kniffligen Mittelteil hat mich auch diese Episode wieder voll von der Qualität der TV-Serie überzeugt. Nach einem furiosen Auftakt folgt ein „Mittelspiel“ mit human touch, das nach dem erinnerungstechnischen Durchbruch in einen ebenso furiosen Showdown mündet. Wir merken also, dass für die Leute vom KK 15 nicht immer alles nach Plan läuft, sondern dass in ihren eigenen Reihen kräftig quergeschossen wird. Interessant, dass auch ein Staatsanwalt ein fauler Zahn sein kann. Lediglich die Szene nach Caros Kneipenbesuch ruft beim Hörer Verwirrung hervor. Das kann aber Absicht sein – siehe meine Erläuterungen oben.

Dass die TV-Serie professionell produziert worden ist, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Die Musik ist mitreißend bis anrührend, mit allen Nuancen dazwischen. Nun bin ich auf Episode Nr. 3 gespannt: „Der Fluch des Feuers“.

|89 Minuten auf 2 CDs|

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