Alle Beiträge von Michael Matzer

Lebt in der Nähe von Stuttgart. Journalist und Buchautor.

Harry Harrison – Die Sklavenwelt (Todeswelten 2)

Ein Ingenieur gegen Idealisten & Despoten

Jason dinAlt, der Psi-Mann, Spieler und Abenteurer, wird von Pyrrus, wo er seinen letzten Auftrag ausgeführt hat („Die Todeswelt“), gewaltsam entführt, um auf Cassylia wegen Falschspielerei vor Gericht gestellt zu werden. Unterwegs gelingt es ihm, die Steuerzentrale des Raumschiffs zu demolieren. Er muss auf einem unerforschten Planeten notlanden.

Dort fallen Jason und seine Häscher Wilden in die Hände, die sie in die Sklaverei verschleppen. Aber Jason bemerkt, dass die Eingeborenen Werkzeuge mit sich führen, die einer höheren Kulturstufe entstammen. Sollte es auf dieser Sklavenwelt einen Stützpunkt einer höherstehenden Zivilisation geben? Um dies herauszufinden, muss er zunächst einmal die Sklavenketten loswerden… (korrigierte Verlagsinfo)
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M.R. James – Runenzauber (Gruselkabinett Folge 140)

Wie man einen Dämon loswird

London 1899: Edward Dunning hat über ein Vortrags-Exposé zum Thema „Die vielen Gesichter der Alchemie“ aus der Feder eines gewissen Mr. Karswell, der dem Vernehmen nach selbst Alchemie und okkulte Künste praktiziert, eine ungünstige Einschätzung verfasst. Dadurch hat er sich ganz offensichtlich einen sehr gefährlichen Feind gemacht… ((Verlagsinfo)
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Maupassant, Guy de – HR Giger\’s Vampirric 4 – Der Horla

In der vierten Folge von HR Giger´s Vampirric findet sich die Vampir-Geschichte „Der Horla“ von Guy de Maupassant. Es liest Torsten Michaelis. H. R. Giger spricht persönlich das Vorwort und läutet so auf seine ganz persönliche Art das Grauen ein.

_Der Autor_

Guy de Maupassant lebte von 1850 bis 1893. „Der aus lothringischem Adel stammende, in der Normandie aufgewachsene Maupassant war nach Jurastudium und Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 im Marine-, dann im Unterrichtsministerium tätig. Nach dem Erfolg der Novelle „Boule de suif“ (1880, dt. „Fettklößchen“, 1900) widmete er sich ganz der Schriftstellerei.

Die Bandbreite seiner fast 300 Novellen reicht von traditionellen schwankhaften Dreiecksgeschichten über die seit der Romantik beliebten Schauernovellen und phantastischen Erzählungen, meist tragisch endende Liebesgeschichten bis hin zu sozialkritischen Novellen. Er veröffentlichte sechs Romane, von denen „Bel Ami“ (1885) verfilmt wurde. In seinem Stilwillen und seiner Freiraum lassenden Erzählhaltung kommt Maupassant seinem literarischen Ziehvater Gustave Flaubert nahe, mit dem er auch die pessimistische Weltsicht teilt.“ (zitiert nach: Harenbergs Lexikon der Weltliteratur, S. 1945/46). Er fürchtete sich vor einem eingebildeten Doppelgänger und schrieb darüber in der Novelle „Lui“. Auch „Der Horla“ weist in diese Richtung.

|Der Sprecher|

Ich kenne Torsten Michaelis als den Synchronsprecher von Wesley Snipes. Durch sein Spektrum an verschiedenen Klangfarben wird er für die unterschiedlichsten Rollen eingesetzt. Er kann auf über 400 synchronisierte Filme zurückblicken.

Neben Wesley Snipes leiht er seine markante Stimme auch Martin Lawrence, Sean Bean, Don Cheadle, Thomas C. Howell, Jason Scott Lee, Salvatore Marino, Sergio Rubini, James Russo, Chris Tucker, Brandon Lee. Kein Scherz – das steht in seiner Selbstbeschreibung.

_Handlung_

Die Geschichte folgt der Form eines Tagebuchs. Der erzählte Zeitraum erstreckt sich über einen Sommer, von Mai bis September. Der Ich-Erzähler erzählt am 8. Mai von seiner ländlichen Heimat in der Nähe von Rouen, von wo er die Glocken der großen Kathedrale läuten hört. Unweit der idyllischen Ufer der Seine befindet sich der elterliche Landsitz. Auf der Seine betrachtet er die schönen Schiffe, darunter welche aus dem fernen Brasilien …

Nur wenige Tage später verspürt er eine seltsame Traurigkeit, Gereiztheit und später Fieber. Ihn beschleicht das Gefühl drohender Gefahr und er macht sich Gedanken um das „Mysterium des Unsichtbaren“: Der Mensch kann weder das unsichtbar Kleine, etwa Mikroben, noch das unendlich weit Entfernte sehen, etwa Galaxien.

Nach einem ergebnislosen Arztbesuch hat er einen Albtraum, dass ihn ein Dämon würgt, der ihm auf der Brust sitzt und den er nicht abzuschütteln vermag. Dies wiederholt sich Nacht für Nacht, bis ihn sogar tagsüber das Gefühl beschleicht, verfolgt zu werden. Wird er wahnsinnig?

Auf einer Kurreise zum Mont St. Michel erzählt ihm ein Mönch von Geisterstimmen. Nach der Rückkehr – es ist Anfang Juli – geht der Albtraum von Neuem los. Als er bemerkt, dass seine Wasserkaraffe am nächsten Morgen leer ist, fragt er sich, ob er nicht selbst ein Schlafwandler ist. Einfache Versuche mit der Karaffe bestätigen ihm jedoch, dass es ein anderes Wesen sein muss, das das Gefäß leert.

Doch welche Art von Wesen vermag zugleich unsichtbar zu sein und ihm die Lebenskraft auszusaugen?

_Mein Eindruck_

Die berühmte Erzählung thematisiert den Horror, der damit verbunden ist, dass eine unsichtbare, fremde Macht parasitär Besitz von einem Menschen ergreift und ihn zu Taten zwingt, die er gar nicht begehen will. Wohlgemerkt, hier geht es nicht nur um den Entzug von Lebenskraft, wie ihn der altbekannte, inzwischen schon heimelig wirkende Vampir praktiziert. Hier geht es vielmehr auch um die Inbesitznahme von Willen und Verstand des Opfers. Der solcherart Besessene wird quasi ferngesteuert, nur mit dem Unterschied, dass der Steuernde im Kopf seines Instrumentes sitzt.

Der Autor zieht die damals bekannten Techniken der psychischen Steuerung heran, nämlich die als Mesmerismus etc. bekannte Hypnose, insbesondere den posthypnotischen Befehl, etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt auszuführen. Der Erzähler wird selbst Zeuge eines solchen Psycho-Experiments an seiner Schwester, als er in Paris weilt, wo man den Dingen des Unsichtbaren normalerweise abgeklärt gegenübersteht. Als er seine eigene Notlage erklären will, um Hilfe zu erlangen, wird er daher ausgelacht.

Auf sich selbst zurückgeworfen, muss er umso angestrengter danach trachten, seinen Meister, den er inzwischen den „Horla“ nennt, zu besiegen. Sein Anstrengungen kann man einfach nur heldenhaft und einfallsreich nennen, wenn sie auch auf tragische Weise Neben-Opfer fordern. Was aber, wenn der Horla unsterblich ist und selbst den letzten Vernichtungsversuch überleben könnte?

Ein Aspekt, der in meinen Augen diese Geschichte aus dem Umfeld der Vampirstorys heraushebt, ist die Überlegung, dass der Horla a) der Nachfolger der Spezies Mensch auf der Erde ist und b) von den Sternen kommt. Beide Vorstellungen sind bislang der Science-Fiction vorbehalten geblieben, doch Maupassant hat sie bereits geäußert, lange bevor H. G. Wells 1898 seinen Invasionsroman „Krieg der Welten“ veröffentlichte, der fortan das Klischee vom Alien-Monster bestimmen sollte.

|Der Sprecher|

Manche Sprecher lesen eine Geschichte nur vor, manche aber spielen sie vor. Torsten Michaelis gehört mit „Der Horla“ zur zweiten Kategorie. Da der Schurke im Stück ja unsichtbar und quasi un(an)greifbar ist, gehört eine Menge Darstellungsvermögen dazu, die Reaktionen auf dieses Un-Wesen herauszustellen, um wenigstens auf diesem indirekten Wege den Horror, den es verbreitet, zu vermitteln. Und Michaelis gelingt dies auf sehr eindringliche Weise.

Man würde auch nicht unbedingt annehmen, dass sich die Form des Tagebuchs für eine dramatische Schilderung von Horror eignet. Doch hier ist eben der Knackpunkt: Der Horror ist rein psychologisch statt äußerlich (außer an einer Stelle). Deshalb ist es umso wirkungsvoller, dass Michaelis bestimmte Passagen im Tempo ebenso moduliert wie in der Tonlage und der Tonstärke. Mal liest er langsam, mal schnell, dann wieder leise oder laut. Auf diese Weise erzielt er nicht nur den gewünschten eindringlichen Effekt, sondern hält auch unsere Aufmerksamkeit wach.

_Unterm Strich_

Die beiden wirkungsvollsten und besten Erzählungen in der Vampirric-Reihe sind zweifellos [„Das Grabmal auf dem Père Lachaise“ 583 und „Der Horla“. Welche von den beiden nun die „bessere“ ist, hängt von der individuellen Vorliebe des Hörers ab. „Das Grabmal“ ist anschaulicher, szenischer aufgebaut und bedient weitaus mehr Klischees aus der Vampirliteratur.

Mit Vampiren dieser Art hat „Der Horla“ nichts am Hut. Auch die Bezeichnung „Vampir“ fällt kein einziges Mal. Und doch geht „Der Horla“ weiter als „Das Grabmal“, indem er den Horror, der von der Besessenheit durch ein Fremdwesen von den Sternen ausgeht, nicht nur zu einem globalen, aber weltimmanenten Grauen aufbauscht, sondern es sogar zu einem kosmischen Grauen à la Lovecraft ausbaut. Die Horlas werden Menschen ablösen – gibt es eine größere Horrovision? Und all dies ist mit einer Stilsicherheit erzählt und mit anschaulichen Beispielen gespickt, dass auch der Durchschnittsleser noch etwas damit anfangen kann (sofern er nicht Splatterfan ist).

Der Sprecher Torsten Michaelis macht mit seiner Präsentationskunst „Der Horla“ praktisch schon zu einem Hörspiel, und Geräusche und Musik kann man sich leicht hinzu denken, denn die Erzählung ist dafür anschaulich genug. Schaurig, so vermittelt es der Sprecher, ist auch das Finale der Novelle, wenn der Erzähler die letzte Konsequenz aus dem Erfahrenen erkennt und zieht. Das hat Klasse.

_Der Herausgeber_

HR Giger wurde 1940 in Chur, Schweiz, geboren. Im zweiten Stock des Elternhauses befand sich sein legendäres schwarzes Zimmer. Die fortschreitende Transformation aus einem Jugendzimmer zu einer Werkstätte, in eine Waffenschmiede, bis hin zu einer ägyptischen Grabkammer wurde zur ersten Kostprobe der Kreativität Gigers. 1977 erscheint sein Bildband „Giger´s Necronomicon“. Daraufhin folgt der weltweite Durchbruch. 1980: Oscar für „Alien“. Seit 1981: Arbeit an Projekten wie Poltergeist 2, Species und Alien 3. 1988: Eröffnung der Giger-Bar in Tokio. 1991: Sein Bildband ARh+ erscheint in sieben Sprachen. Seit Mitte der Neunziger Jahre arbeitet HR Giger unermüdlich an seinem Museum. Dies befindet sich im mittelalterlichen Schloss Saint-Germain in Gruyères, Schweiz. Das Museum beherbergt Gigers persönliche Kunst-Sammlung, seine eigenen Bilder und Skulpturen. Das jetzige Museum ist die erste Stufe eines umfassenden Gesamt-Kunstwerkes. HR Giger ist einer der bedeutendsten modernen Künstler weltweit. (Verlagsinformation)

|Umfang: 78:32 Minuten auf 1 CD|

Strobl, Karl Hans – HR Giger\’s Vampirric 3 – Das Grabmal auf dem Père Lachaise

In der dritten Folge von HR Giger´s Vampirric findet sich nur eine Vampirgeschichte, aber die hat es in sich: „Das Grabmal auf dem Père Lachaise“ von Karl Hans Strobl. Es liest David Nathan. Das Vorwort spricht HR Giger. „Es ist eine unvergessliche Horrorgeschichte über Gier, Wahnsinn und Alpträume, die sich jeder selber macht“, behauptet der |Festa|-Verlag.

_Der Autor_

HR GIGER: „Dieses Mal erwartet Sie bei Vampirric eine Geschichte von Karl Hans Strobl, der zu Lebzeiten einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren war. Strobl, ein Österreicher, der zusammen mit Meyrink und Ewers zu den wichtigsten deutschen Phantasten des frühen 20. Jahrhunderts zählt, starb 1946. Es ist eine Geschichte über die teuflische Gier, das menschliche Übermaß und den Wahnsinn. Zu welchen Taten den Mensch ein wenig schnöder Mammon nur treiben kann! … Eine wirklich böse Story! Und ich mag böse Storys – Sie nicht auch?“

Zum Herausgeber schreibe ich am Schluss etwas.

_Handlung_

„Das Grabmal auf dem Père Lachaise“ besteht im Wesentlichen aus den Tagebuchauszügen des Wissenschaftlers Ernest, der sich, da er bettelarm ist, auf einen äußerst merkwürdigen Deal einlässt: Die am 13.3.1913 – also wenige Jahre zuvor – verstorbene Gräfin Anna Feodorowna Wassilska hat in ihrem Testament verfügt, dass demjenigen Mann zweimal hunderttausend Franken aus ihrem Nachlass gegeben werden sollen, der es schafft, ein Jahr in ihrem marmornen Grabmal auf dem bekannten Pariser Friedhof Père Lachaise zu leben. Hier sind ja etliche Künstler begraben, darunter nicht zuletzt auch Jim Morrison.

Wir brauchen aber für Ernest, den Ich-Erzähler, keinerlei Mitleid zu hegen, denn er ist ein von sich selbst sehr überzeugter Jünger der optischen Physik. Im Grabmal schreibt er sein erstes Buch, das unter anderem auf seinen Aufzeichnungen im Grabmal basieren soll. Hier will er eine Theorie des Lichts aufstellen und untermauern. Von dem nicht unbeträchtlichen Lohn plant er eine Vortragsreise sowie einen Urlaub mit seiner Frau Margause zu finanzieren.

Um Verpflegung während des einen Jahres braucht er sich keine Sorgen zu machen. Iwan, ein „borstiger Tatar“, hässlich wie die Nacht und seiner nun toten Herrin noch immer treu ergeben, versorgt Ernest mit den exquisitesten Speisen, doch soll dies gemäß Testamentsbestimmungen der einzige Kontakt sein, den der Wissenschaftler pflegen darf. Schon bald nimmt der Leibesumfang des Grabbewohners erheblich zu. Soll er etwa gemästet werden? Der Tatar gibt keinen Piep von sich. Er erinnert Ernest lieber an die Geschichte vom nekrophilen Sergeanten, der auf dem Friedhof sein Unwesen treiben soll.

Doch auch das in der Gruft bestattete Frauenzimmer verdient unser Mitgefühl nicht. Ein Vamp bleibt eben ein Vamp. Die Madame Wassilska muss nach dem Bild, das Ernest uns zeichnet, nicht nur mannstoll wie Katharina die Große gewesen sein, sondern obendrein reichlich brutal und grausam. Einen Bäckerlehrling biss sie beispielsweise zweimal, so dass er lieber Reißaus nahm. Ihren Bediensteten, etwa wehrlosen Kammerzofen, trieb sie Nadeln ins Fleisch. Auf ihrem Foto fallen Ernst die ungewöhnlich „grausam weißen“ Zähne auf …

In der Gruft ereignen sich unerklärliche Phänomene. Obwohl kein Wind ging, sind Ernests zahlreiche und wohlsortierte Notizzettel durcheinander gewirbelt. Ein grünliches Leuchten geht vom Stein des eigentliches Grabes und der bronzenen Grabplatte aus – sehr interessant, gerade für einen Optophysiker. Handelt es sich etwa um Röntgenstrahlen oder gar um den mysteriösen Äther? Wirken hier intermolekulare Kräfte? Die Steinstruktur selbst scheint sich regelmäßig um Mitternacht in Gallert zu verwandeln. Der Gallert brennt auf der Haut. Das ist für Ernest aber auch nichts Neues, denn polnische Experimente im galizischen Lemberg beschreiben ein ähnliches Phänomen.

Richtig ernst wird’s für Ernest aber erst, als er nicht mehr durch den schmalen Zugang zur Gruft passt: Er ist so gemästet worden, dass er zum Gefangenen der Gruft geworden ist. Nach dem Allerseelentag stellt er fest, dass er gebissen und ausgesaugt wurde. Geradezu elend fühlt er sich, als er einen Zettel findet, auf dem eine Botschaft steht: „Der Atem der Katechana“.

Iwan verrät ihm auf seinen Drängen hin, dass es sich bei der „Katechana“ um die Gräfin handelt: „eine, die nie genug haben kann vom Opfer der Mannheit, bis jenseits des Todes“. Ernest beschleicht ein übler Verdacht: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Verflüssigung der Grababdeckung, dem grünen Leuchten und den allnächtlich wiederkehrenden Bissen in seinem Hals?

_Mein Eindruck_

Na, servus! Mit Physik hat dies wohl weniger zu tun als vielmehr mit Metaphysik. Schon solche antiquierten Begriffe wie der noch um 1900 herum postulierte „Äther“ als universelles Trägermedium kennzeichnen den Wissensstand des „Helden“ als einen Physiker, der immer noch auf der Schwelle zur Metaphysik steht. Und wenn es nicht um sehr viel Geld ginge, das ihn korrumpiert, hätte er sich wohl kaum auf eine solch makabre Forschungsstätte eingelassen, die eines echten Physikers schwerlich würdig ist.

Der eng umgrenzte Raum des Grabmals ist ein exzellentes Experimentierfeld: Hier treffen zwei Zeiten und Kulturen aufeinander. An der Nahtstelle zwischen modernem Leben und uralter Totenkultur treffen sich der wissenschaftlich-rational orientierte Westen mit dem weitaus mysteriöseren Osten des europäischen Kontinents, mit den alten legenden Asiens von den Vampyri. Von diesen Wesen hat Ernst offensichtlich noch nichts gehört, denn alle seine Erklärungsversuche und haltlosen Theorien betreffen nur Bildungsbruchstücke, gehen aber an dem eigentlichen Phänomen weit vorbei. Umso genauer treffen sie den Leser bzw. Hörer, der sich allmählich seinen eigenen Reim darauf machen muss. Umso wirkungsvoller ist das Grauen, das sich im Hörer unterschwellig breitmacht.

Bereits die Charakterisierung der Gräfin sollte Ernest einen wichtigen Hinweis liefern: eine männermordende Nymphomanin mit grausamen Zügen; mit „grausam weißen“ Zähnen und „Fingern wie Klauen“. Dazu passen die klassischen Versatzstücke wie etwa die Gruft, Nekrophilie, ewiger Hunger über den Tod hinaus, Bissmale, sich zersetzende Materie, der stumme Diener, ein Todeshauch, unheimliches Leuchten und dergleichen mehr. Doch der Vampir selbst ist, wie sich zeigt, weit mehr als nur ein materielles Phänomen. Er dringt in den Verstand seines Opfers und beschwört allerlei Trugbilder.

Ernst ist jedoch beileibe kein tumbes Opferlamm. Natürlich darf zwar der actionreiche Schluss nicht verraten werden, aber der als Opfer Auserkorene weiß sich durchaus wirkungsvoll seiner lädierten Haut zu wehren. Obwohl die Ereignisse im Grabmal auf eine Krise zutreiben, so verblüfft doch das Ausmaß der nun gebotenen Action den auf sachten Grusel eingestimmten Zuhörer.

|Der Sprecher|

David Nathan ist Regisseur und gilt außerdem als einer der besten Synchronsprecher Deutschlands. Im deutschsprachigen Kino erlebt man ihn als Synchronstimme von Johnny Depp, „Spike“ oder Christian Bale. Auch auf den Webseiten zu den „Drei ???“ findet man seinen Namen einschlägig erwähnt. Nathan hat für |LPL records| bereits eine Erzählung auf der Hör-Anthologie „Necrophobia 1“ gesprochen, außerdem tritt er auf „Das Ding auf der Schwelle“ und „Der Schatten über Innsmouth“ in Erscheinung. „Das Grabmal“ wird von ihm souverän und mit einer zunehmenden Eindringlichkeit vorgetragen, der man sich nur sehr schwer entziehen kann.

Ich konnte nur einen Aussprachefehler feststellen: Müsste der Name des bekannten Physikers und Mathematikers Henri Poincaré nicht französisch statt englisch ausgesprochen werden?

_Unterm Strich_

In seinem Aufbau ist „Das Grabmal“ offensichtlich an viele der Frauenerzählungen von Edgar Allan Poe angelehnt. Ob nun die vampireske Lady Ligeia, Morella, Eleonora oder wie sie alle heißen – es ist eine unheimliche Frauengestalt, die durch ihren Bann den ihr psychisch oder emotional ausgelieferten Mann erst um den Verstand und dann um sein armseliges Leben bringen wird. Das psychische Band ist jedoch bei Strobl durch physikalische bzw. metaphysische Phänomene ersetzt, was die Story zwar moderner, aber weitaus weniger romantisch macht.

Die andere Komponente, die Poe entspricht, ist die Bemühung der Hauptfigur, all die seltsamen Phänomene, die er beobachtet oder am eigenen Leib erfährt, wegzurationalisieren (im Sinne von „ratiocination“ à la Auguste Dupin), indem er die Erkenntnisse der Naturwissenschaft anführt. Diese geistigen Waffen gegen Geister einzusetzen, erweist sich selbstverständlich (und ironischerweise) als völlig zwecklos. Die immaterielle Welt obsiegt über die kläglichen Versuche, sie mit Erkenntnissen aus der materiellen Welt zu erklären. Insofern ist diese Erzählung wiederum zutiefst romantisch.

Stellt man Modernität und Romantizismus nebeneinander, so ergibt sich der Eindruck einer Erzählung, die einer Zeit des Übergangs entspricht. Gut möglich, dass sie unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs entstand, als die alte, so wohlgeordnet erscheinende Welt der Monarchien und des Großbürgertums unter den Stiefeltritten faschistischer und kommunistischer Bewegungen verschwand. Es dürfte wohl kein Zufall sein, dass die Gräfin Wassilska als Vertreter eines absolut herrschenden Adels genau im Vorjahr des Kriegsausbruches das Zeitliche segnete und fortan ihre Grabinsassen als Vampir beehrt – böser Schatten einer versunkenen Welt. Adieu, belle epoque!

Das Hörbuchs inszeniert diese reichhaltige Erzählung mit angemessenen Mittels. Besonders der Sprecher David Nathan vermittelt die unterschwellige Botschaft ausgezeichnet mit seinem Vortrag.

Innerhalb der Vampirric-Serie ist „Das Grabmal …“ mit Sicherheit ein Höhepunkt. Noch besser gefiel mir allerdings [„Der Horla“, 584 weil dort die horrible Vision des Autors geradezu kosmische Dimensionen annimmt.

_Der Herausgeber_

HR Giger wurde 1940 in Chur, Schweiz, geboren. Im zweiten Stock des Elternhauses befand sich sein legendäres schwarzes Zimmer. Die fortschreitende Transformation aus einem Jugendzimmer zu einer Werkstätte, in eine Waffenschmiede, bis hin zu einer ägyptischen Grabkammer wurde zur ersten Kostprobe der Kreativität Gigers. 1977 erscheint sein Bildband „Giger´s Necronomicon“. Daraufhin folgt der weltweite Durchbruch. 1980: Oscar für „Alien“. Seit 1981: Arbeit an Projekten wie Poltergeist 2, Species und Alien 3. 1988: Eröffnung der Giger-Bar in Tokio. 1991: Sein Bildband ARh+ erscheint in sieben Sprachen. Seit Mitte der Neunziger Jahre arbeitet HR Giger unermüdlich an seinem Museum. Dies befindet sich im mittelalterlichen Schloss Saint-Germain in Gruyères, Schweiz. Das Museum beherbergt Gigers persönliche Kunst-Sammlung, seine eigenen Bilder und Skulpturen. Das jetzige Museum ist die erste Stufe eines umfassenden Gesamt-Kunstwerkes. HR Giger ist einer der bedeutendsten modernen Künstler weltweit. (Verlagsinfo)

|Umfang: 78:22 Minuten auf 1 CD|

Connelly, Michael – Vergessene Stimmen

_Spannender Cop-Thriller mit Überraschungen_

Drei Jahre nach seinem Weggang vom LAPD kehrt Harry Bosch zur Truppe zurück, die inzwischen einen neuen Chef hat, der mit eisernem Besen fegt. Mit seiner früheren Polizeipartnerin Kiz Rider arbeitet Bosch ungelöste Fälle ab, von denen es im LAPD tausende gibt. Solche Polizeibeamte werden „Closers“ genannt, weil sie die offenen Fälle abschließen (sollen), zum Beispiel mit moderneren Ermittlungsmethoden.

Ihr neuester Fall ist reichlich brisant: Eine DNS-Übereinstimmung stellt eine Verbindung zwischen einem weißen Rassisten und der Ermordung der sechzehn Jahre alten Rebecca Verloren aus dem Jahr 1988 her. Becky war gemischtrassig und das ist angesichts der Pulverfasssituation vor den Rodney-King-Unruhen von besonderer Bedeutung: Wurde sie Opfer eines rassenpolitischen Mordes?

Unterdessen wartet Boschs alter Erzfeind Irving, der frühere Polizeichef, nur darauf, dass sein verhasster Ex-Untergebener einen Fehler macht …

_Der Autor_

Michael Connelly war jahrelang Polizeireporter in Los Angeles und lernte das Polizeigewerbe von außen kennen. Bekannt wurde er mit seinen Romanen um die Gesetzeshüter Harry Bosch und Terry McCaleb, besonders aufgrund der Verfilmung von „Das zweite Herz / Bloodwork“ durch Clint Eastwood. Zuletzt erschienen „Kein Engel so rein“ (City of Bones, 2002), „Unbekannt verzogen“ (Chasing the Dime) , „Letzte Warnung“ (Lost Light) und „Die Rückkehr des Poeten“ (The Narrows).

Weitere wichtige Romane: Schwarze Engel (1998); Der Poet (1996); Schwarzes Echo (1991).

_Handlung_

Als Harry Bosch nach drei Jahren im „Ruhestand“ (er arbeitete trotzdem) wieder ins Hauptquartier des Los Angeles Police Departments (LAPD) zurückkehrt, bekommt er vom neuen Direktor der Behörde gesagt, dass dies nur auf Bitten von Boschs früherer Polizeipartnerin Kizmin Rider geschieht. Der Chief teilt ihn den „Closers“ in Zimmer 503 zu, die alte, unaufgeklärte Fälle zu lösen versuchen. Davon hat das LAPD ungefähr 8000 Stück – ausreichend Arbeit für die nächsten Jahre, sollte man meinen.

Ob es ein wohl Zufall ist, dass er und Rider einen Fall zugewiesen bekommen, in den der frühere LAPD-Direktor Irvin S. Irving verwickelt war? Irving ist jetzt Deputy Chief, mit „strategischer Planung“ befasst und kreuzt vor Zimmer 503 auf, um Bosch auf seine übliche „dezente“ Art und Weise zu warnen, dass wenn Bosch die Ermittlung vermasselt, nicht nur er selbst fällig ist, sondern auch der neue Direktor, der ihn wieder hereingeholt hat. Rosige Aussichten. Doch wer zuletzt lacht, lacht am besten.

Rider hat eine DNS-Überprüfung angefordert und einen so genannten „cold hit“ erhalten: Diese DNS-Übereinstimmung stellt eine Verbindung zwischen einem weißen Rassisten und der Ermordung der sechzehn Jahre alten Rebecca Verloren aus dem Jahr 1988 her. Die Verbindung besteht aus einem Revolver, den der Rassist gestohlen hatte – bei einem Juden.

Becky Verloren war gemischtrassig und das erscheint Bosch angesichts der Pulverfasssituation vor den Rodney-King-Unruhen 1992 von besonderer Bedeutung zu sein: Wurde sie Opfer eines rassenpolitischen Mordes, der unter den Teppich gekehrt wurde, um das Pulverfass nicht zum Explodieren zu bringen?

Verschiedene Ungereimtheiten lassen Bosch stutzig werden und diese Theorie erst einmal anzweifeln. Zum einen hatte Becky Verloren, als sie starb, gerade eine Abtreibung hinter sich. Und warum sollte sie sich mit einem Rassisten einlassen? Was als Selbstmord inszeniert wurde, stellt sich als eine Art Hinrichtung heraus: Sie wurde zuvor gelähmt. Außerdem muss der Täter einen Helfer gehabt haben, um Becky jenen Berghang hochzutragen, auf dem ihre Leiche gefunden wurde. Von diesem Helfer ist keine Spur zu finden.

Als Bosch nachschaut, wer die Ermittlungen durchgeführt hat, stößt er auf einen Detective, der es weit gebracht hat, doch der andere, der die eigentliche Arbeit gemacht hatte, hat sich inzwischen das Leben genommen. Aus welchem Grund? Fühlte er sich schuldig? Bosch macht den Vater Becky Verlorens ausfindig: Robert Verloren, einst ein Restaurantbesitzer in Malibu, lebt seit Jahren unter den Obdachlosen von L.A., ein gebrochener Mann. Von ihm erfährt er, wer die Ermittlungen der beiden Detectives seinerzeit gestoppt hatte: Kein anderer als Irvin S. Irving himself.

Da erkennt Bosch, was für eine raffinierte Falle Irving für ihn und den Direktor aufgestellt hat. Aber Bosch kann den Spieß auch umdrehen …

_Mein Eindruck_

Michael Connelly ist mit „Vergessene Stimmen“ wieder ein sehr ordentlicher, im letzten Drittel actionreicher, packender Cop-Thriller gelungen. Das ist nach den weniger gelungenen Bosch-Romanen „City of Bones“ („Kein Engel so rein“) und „Lost Light“ („Letzte Warnung“) eine positive Überraschung.

Die gut vierhundert Seiten des neuesten Harry-Bosch-Krimis lassen nicht vermuten, dass hier eine ganze Menge Zündstoff abgehandelt wird. Das offensichtlichste Thema ist die verpfuschte Ermittlung im Mordfall Rebecca verloren im Jahre 1988. Aufgrund politischer Rücksichtnahme im Vorfeld der Rassenunruhen zog Irving den Stecker heraus und verpasste sowohl dem traumatisierten, empörten Vater als auch den zuständigen Mordermittlern einen Maulkorb. Die Reaktionen waren, mit einer Ausnahme, ziemlich drastisch. Und die LAPD-Dienstaufsicht schwieg dazu, was den Skandal noch vergrößert.

Doch Bosch betrachtet sich inzwischen als Sprecher für die Toter, also für Becky, und zieht seine Ermittlung mit, wie er hofft, zulässigen Mitteln durch. Leider kommt dabei jemand ums Leben. Das wird Bosch natürlich sofort angekreidet. Als er selbst in Lebensgefahr gerät, nimmt der Fall eine unerwartete Wendung.

Die Ermittlungsbeamten haben 1988 nämlich nicht alle Alibis auf korrekte Weise überprüft. Und so konnte es dem eigentlichen Täter gelingen, ungeschoren davonzukommen und mittlerweile andere Mädchen zu bedrohen. Was Connelly zeigt, ist die Art und Weise, wie die Polizei-Politik die Ermittlungen so beeinflusst, dass eine Aufklärung verhindert wird. Das wiederum führt zu neuen Opfern, solchen psychischer Art: Becky Eltern leiden auf völlig unterschiedliche Weise, die nicht nur Bosch erschüttert, sondern auch den Leser. Von Detective Green, der sich selbst tötete, ganz zu schweigen.

Doch Bosch ist auch nicht der rächende Superman, als der er jetzt erscheinen könnte. Die ganze Zeit, seitdem er Becky Verlorens Kinderzimmer gesehen hat, weiß er im Hinterkopf, dass er etwas Wichtiges übersehen hat. Aber was, um Himmels willen? Erst nachdem er die alten Fotos von 1988 mit aktuellen Fotos verglichen hat, fällt ihm das verräterische Detail auf. Reichlich spät. Doch das ist natürlich ein cleverer Trick des Autors und führt dazu, dass der Leser das Buch auf den folgenden Seiten nicht mehr aus der Hand legen kann. Und selbst noch nach dem Finale gibt es eine handfeste Überraschung für Bosch und Rider.

_Unterm Strich_

Sind die neuen Ermittlungsmethoden wie etwa DNS-Analyse und die Datentechnik wirklich in der Lage, ungeklärte Fälle einer Lösung näherzubringen? Jeder brave Bürger würde dies natürlich erhoffen, doch Michael Connelly zeigt in seinem Thriller, dass es keineswegs so optimal laufen muss. Was damals nämlich – etwa aus politischer Rücksichtnahme – verpfuscht wurde, zeitigt danach schwere Folgen und rächt sich auch noch heute. Leider sind die Versager von gestern die Bosse von heute. Und die Frage für Bosch & Co. besteht darin, ob man den Bossen so am Zeug flicken kann, dass sie keinen Schaden mehr anrichten können. Denn sie versuchen sich natürlich zu schützen.

Zunächst sah es auf den ersten Seiten nicht so aus, als wäre der neue Bosch-Krimi ein Reißer, aber dann wurde doch noch eine tolle Sache daraus. Man darf aber nicht vergessen, dass es dem Autor um viel mehr geht als nur darum, einen weiteren Serienkrimi abzuliefern. Er fordert dazu auf, Altlasten abzutragen und die Versager von damals, die heute Nieten in Nadelstreifen sind, abzusägen und endgültig in Rente zu schicken. Das ist eine ziemlich deutliche politische Botschaft. Möge sie nicht ungehört verhallen.

|Originaltitel: The Closers, 2005
Aus dem US-Englischen von Sepp Leeb|
http://www.heyne.de

P.D. Baccalario – Der Stern aus Stein (Century 2)

Das Century-Spiel geht weiter – mit vielen Schwächen

Alle hundert Jahre wird die Menschheit herausgefordert. Alle hundert Jahre müssen vier Jugendliche ein großes Abenteuer bestehen. Weitere hundert Jahre später werden erneut vier Jugendliche in Rom auserwählt. Sie verbindet ein Geheimnis. Als ein Mann ihnen ein Köfferchen anvertraut, bevor er weiterflieht, finden sie darin eine seltsame Karte aus Holz. Die Herausforderung beginnt in Rom, der Stadt des Feuers, und wird in New York, der Stadt aus Stein, fortgesetzt. Damit ein gefährlicher Wettlauf gegen die Zeit, denn die Gegenseite ist nicht untätig.

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Hohlbein, Wolfgang / Lüftner, Kai / Weick, Kathrin – Kevins Schwur 1: Die Druiden von Stonehenge (inszenierte Lesung)

_Action & Mystik: Kampf gegen den Druiden_

Kevin von Locksley ist aus dem Heiligen Land zurückgekehrt. Sofort macht er sich gemeinsam mit Gefährten auf den Weg nach Sherwood Forest, um seinen Bruder Robin Hood zu treffen. Doch auf der Reise reiht sich ein seltsames und bedrohliches Ereignis an das andere. Zufall oder Berechnung einer dunklen Macht? Als Kevin auf seinen alten Widersacher Darkon stößt, wird ihm klar, dass dessen Kräfte größer sind, als er dachte. Und Darkon hat vor, Kevin in seine Pläne einzuspannen, um England unter seine Kontrolle zu bekommen. Sollte sich Kevin weigern, muss er mit dem Schlimmsten rechnen.

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zehn Jahren.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

Der Kevin-Zyklus:

1) [Kevin von Locksley 4593
2) [Kevins Reise 5082
3) Kevins Schwur 1: Die Druiden von Stonehenge
4) Kevins Schwur 2: Der Weg nach Thule

Mehr von Wolfgang Hohlbein auf |Buchwurm.info|:

[„Anubis“ 2826
[„Horus“ 4079
[„Das Paulus-Evangelium“ 2630
[„Das Paulus-Evangelium“ 4007 (Hörbuch)
[„Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch“ 3470
[„Das Blut der Templer“ 3235
[„Fluch der Karibik 2 – Dead Man’s Chest“ 2717
[„Die Zauberin von Märchenmond“ 2053
[„Märchenmond“ 1882
[„Hagen von Tronje“ 1860 (Hörbuch)
[„Feuer“ 816
[„Dunkel“ 552 (Hörbuch)
[„Dunkel“ 69
[„Der Hexer von Salem“ 249
[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)
[„Das Auge des Satans“ 4606 (Der Hexer von Salem 6)
[„Der Sohn des Hexers“ 4898 (Der Hexer von Salem 7)
[„Das Haus der bösen Träume“ 4921 (Der Hexer von Salem 8)
[„Intruder“ 144 (Hörbuch)

_Der Sprecher & die Inszenierung_

Timmo Niesner begann bereits im Teenageralter beim Fernsehen. Es folgten viele weitere TV-Rollen. Er ist die deutsche Synchronstimme von Elijah Wood, des Frodo in Peter Jacksons Verfilmung von „Der Herr der Ringe“, und vielen weiteren Schauspielern. (abgewandelte Verlagsinfo)

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um die inszenierte Lesung der bearbeiteten (= gekürzten) Textfassung. Für die Redaktion zeichnete Kai Lüftner verantwortlich, Regie führte Kathrin Weick, die Musik trug Andy Matern bei. Weick und der Cutter Christian Päschk besorgten auch die Inszenierung. Die Aufnahme leiteten die |d.c. Studios|, NRW-Berlin.

_Handlung_

Kevin, der 15-jährige Bruder von Robin „Hood“ von Locksley, ist aus dem Heiligen Land zurückgekehrt, wo er seine Freundin, Lady Marians Zofe Susan, durch die Intrigen der Haschischin verloren hat. Doch sie ist in der Gralshöhle in Sicherheit, wenn auch im Koma. Nun kann er sich neuen Aufgaben zuwenden, denn sein Bruder braucht ihn bestimmt in seinem Kampf gegen den Sheriff von Nottingham.

Gerade fahren er und seine Gefährten Arnulf, der Nordmann, und der leichtlebige Will Scarlet mit ihrem Pferdewagen durch den Sherwood Forest, als ein gehetzter Mann auf sie zukommt. Er nennt sich Estrid und lebt in einem der Dörfer nicht weit von hier. Er werde von einem Bandenführer namens Borg und dessen acht Reitern verfolgt. Borg gehöre zu Robin Hoods Bande. Das bringt die drei Reisenden zum Stirnrunzeln und macht Arnulf misstrauisch. Er lehnt deshalb ab, gegen eine Übermacht Borgs anzutreten, um Estrid zu helfen. Sehr zu Kevins Empörung, der Estrid seinen Dolch gibt, bevor der Mann wieder verschwindet.

|Borg|

Bei einer Rast am Abend geht Kevin angeblich Feuerholz suchen, doch in einem unbeobachteten Augenblick zieht er seine Rüstung als Tempelritter an und reitet in die Richtung, in die Estrid gegangen ist. Schon bald findet er ihn auf einer Lichtung, wo er von einem großen Kerl und dessen drei Reitern gepiesackt wird. Das muss wohl Borg sein. Diese Typen tragen zwar Lumpen, sind darunter aber gepanzert, Estrid ist hingegen schutz- und wehrlos (bis auf Kevins Dolch). Das sind keine Angehörigen von Robin Hoods Rebellen. Aber für wen arbeiten sie?

Die Reiter staunen nicht schlecht über diesen Tempelritter in „ihrem“ Wald und greifen ihn an. In einem kurzen, aber heftigen Gefecht mit ihnen verteidigt Kevin Estrid, der flüchtet, zieht sich aber selbst eine Wunde durch Borgs Schwert zu. Durch eine List hängt er sie ab und kehrt ohne Rüstung zu Estrid zurück. Ihm gegenüber nennt er sich Cedric. Sie trennen sich, damit Kevin zurück zum Lager laufen kann. Arnulf sieht an seinen Blessuren, was los ist: Kevin hat gekämpft. Kevins Pferd findet den Weg zu ihm zurück, mitsamt der Rüstung.

|Das Dorf|

Am nächsten Tag bleibt ihr Wagen im Schlamm des regennassen Waldes stecken. Borg und seine Männer tauchen auf. Trotz seines Misstrauens lässt er sich von „Cedric“ überzeugen, dass diese Reisenden harmlos sind. (Unter dem Ritterhelm hat Borg Kevins Gesicht ja nicht sehen können.) Nach Borgs Hilfeleistung können sie weiterfahren und gelangen in ein befestigtes Dorf. Sie berufen sich auf Borg und auf Estrid, die sie beide hergeschickt hätten. Osred, der Dorfvorsteher, gewährt ihnen Obdach und Zuflucht vor dem Regen. Arnulf und Will sprechen besonders dem guten Wein zu.

Kein Wunder, dass Kevin, als er nachts ein verdächtiges Geräusch hört, sie einfach nicht wachbekommt. Draußen versammeln sich die Dörfler, um zu einem Ort im Wald zu pilgern. Sehr seltsam, findet Kevin und schleicht ihnen vorsichtig nach. Ihr Ziel ist ein Kreis aufrechter Steine, der einen Steinaltar umgibt. Darauf liegt ein gefesselter Hirsch, offenbar ein Opfer. Ein Druide in weißem Gewand tritt aus dem Schatten ins Licht der Fackeln: Es ist Darkon!

|Der Widersacher|

Darkon war im Heiligen Land ein Komplize der Haschischin und wollte Susan und Kevin töten. Trotz seiner Gefangennahme konnte er auf rätselhafte Weise entfliehen. Nun taucht er hier wieder auf, aber wozu, fragt sich Kevin. Der Druide Darkon dankt den Dörflern für das Opfer, das er für seinen Schutz vor Borg verlangt hat. Nun habe er ein Anliegen. Unter den Fremden, die Osred aufgenommen und betäubt habe, befinde sich ein Junge. Den wolle er sehen – jetzt!

Kevin ist bestürzt. Woher weiß Darkon von ihm und seiner Anwesenheit in England, ja, in diesem Dorf? Er muss sofort zurück zu seinen Gefährten, denn sicherlich schweben auch sie bereits in Gefahr. Und dann müssen sie alle schnellstens abhauen. Doch das ist leichter gesagt als getan …

_Mein Eindruck_

Es dauert nicht allzu lange, bis sich Kevin nach einem üblen Verrat in Darkons Händen befindet. Da Darkon ein echter Zauberer ist, beherrscht er sowohl die Elemente der Natur als auch die Psyche seiner Mitmenschen. Nun kommt es zu einem sehr interessanten psychischen Zweikampf zwischen Kevin und dem machtgierigen Druiden.

|Konflikt|

Damit Kevin sich Darkons religiösem Feldzug gegen den König anschließt, muss er ihn überzeugen, dass die dunkle Seite in ihm diesen Schritt hin zu Macht und Reichtum wünscht. Kevin ist unversehens in einem Zwiespalt gefangen: zwischen seiner eigenen dunklen Seite, die Darkon hervorgelockt hat, und seinem besseren Ich, das sonst sein Bewusstsein kontrolliert.

Wie der Zweikampf ausgeht, soll hier nicht verraten werden. Aber in dessen Verlauf kommt es zu einer Schlacht zwischen den Druiden und einer unerwartet auftretenden dritten Partei. Dabei gibt es jede Menge Action, leider aber auch den bitteren Verlust eines Freundes. In dessen Folge wird ihn sein weiterer Weg nach Thule im kalten Norden führen. (Ob damit nun Norwegen oder Island gemeint ist, wird an dieser Stelle nicht klar und ist auch unerheblich.)

|Überraschungen|

Die Geschichte wartet also mit mehreren überraschenden Wendungen auf, wie es sich für einen zünftigen Abenteuerroman gehört. Täuschung und Verrat spielen dabei eine große Rolle. Wenigstens ist in dieses Intrigenspiel kein Frauenzimmer verwickelt. Das wäre doch wohl etwas zu negativ gewesen – obwohl sich Hohlbein in seinen HEXER-Romanen keineswegs gescheut hat, Frauen als fiese Hexen auftreten zu lassen. Vielleicht hat er inzwischen dazugelernt, was den Geschmack seiner Leserschaft angeht. „Kevins Schwur“ erschien wesentlich später als die HEXER-Groschenhefte.

|Stonehenge|

Andererseits ist das Fehlen einer Frauenfigur doch ein auffälliges Manko in dieser ersten Hälfte des Romans „Kevins Schwur“. Die Männer machen wieder mal alles unter sich aus und kloppen sich schließlich, bis der Arzt kommt (oder auch nicht kommt).

Ein faszinierendes Bühnenbild bietet dabei der gigantische Steinkreis von Stonehenge, der in dieser Beschreibung nicht weniger als dreißig Ringe aufweist. Offensichtlich dient dieses Stonehenge nicht wie ursprünglich gedacht der Sternenbeobachtung und Vorhersage der Jahres- und Saatzeiten, sondern der blutigen Opferung von Unschuldigen.

Das ist sicherlich viel dramatischer als die friedliche Astronomie, aber leider viel weniger glaubwürdig. Allerdings hat sich der Romanautor Hohlbein noch nie viel um Glaubwürdigkeit seiner Plots oder Figuren bemüht. Warum sollte er also gerade jetzt damit anfangen?

_Die Inszenierung_

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine inszenierte Lesung, wie sie in dieser |Wellenreiter|-Reihe öfter auftaucht. Das ist für ein junges Publikum einfach unterhaltsamer als eine pure Textlesung.

|Der Sprecher|

Der Sprecher erzählt alle Vorgänge aus dem Blickwinkel der Hauptfigur Kevin. Da dieser ein 15-jähriger Junge ist, erscheint die jugendlich wirkende Stimmlage des Sprechers sehr passend. Und dies ist die deutsche Stimme Elijah „Frodo“ Woods, dürfte also jedem vertraut sein, der Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung gesehen hat (und das waren ja nicht wenige). Doch Kevin ist kein zweiter Frodo, sondern ein junger Mann, der auf Kämpfe brennt, um seinen König, den geliebten Richard Löwenherz, zu schützen.

Arnulf, der hünenhafte Nordmann, spricht hingegen mit einer sehr tiefen Stimme, die ich Niesner nicht zugetraut hätte. Dessen Gegenteil sind der wieselhafte Estrid sowie der leichtlebige Will Scarlet (der in den alten Robin-Hood-Filmschinken stets als fahrender Sänger auftritt). Darkons Stimme ist weitaus faszinierender: Man stelle sich Saruman mit einer sehr tiefen und berückenden Stimme vor, wie er seinen Willen dem jungen Kevin aufzuzwingen versucht. Die Vorstellung ist recht beängstigend.

Sehr gut setzt der Sprecher auch die Emotionalität einer Szene um. Wenn Kevins Freund stirbt, so hat dies natürlich möglichst realistisch zu wirken, um eindringlich zu sein. Der Mann ächzt und keucht, während Kevin schluchzt. Die tragische Hintergrundmusik tut ein Übriges, um die Sterbeszene zu einem eindrücklichen Erlebnis zu machen.

|Geräusche|

Die Geräuschkulisse soll nicht von dem Dialog im Vordergrund ablenken. Deshalb sind die Gefechte und das Schwerterklirren nur dezent zu hören. Aber die Rufe der Mühe und die Schreie des Schmerzes und Todes sind doch unüberhörbar, ganz besonders natürlich während der finalen Schlacht.

Ebenso eindrucksvoll ist das Vorspiel zur Schlacht. Während des Psycho-Duells Kevins mit Darkon nimmt die Zahl der Donnerschläge über dem Steinkreis von Stonehenge stetig zu, so dass die Verbindung von Darkons Psyche und den Naturgewalten sinnfällig deutlich wird. Allerdings ist die Soundqualität lediglich als „bescheiden“ zu bezeichnen, denn von einem DD-5.1-Sound kann keine Rede sein. Noch nicht einmal Stereoeffekte sind zu bemerken.

|Musik|

Die Musik tut wenig, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern beeinflusst die Gefühle des Zuhörers unterschwellig. Das ist in der finalen Sterbeszene ganz deutlich, in der die Musik den Dialog und die Geräusche optimal ergänzt. An anderen Stellen deutet die Hintergrundmusik Unheil an. Im Intro und Outro ist sie jedoch flott und dynamisch gestaltet. Ja, sie weist sogar einen Western-Rhythmus auf, der an einen Ritt erinnert.

|Das Booklet|

Das Booklet listet zunächst die Mitarbeiter an dieser Produktion auf, beschreibt dann aber kurz die Geschichte von Stonehenge sowie die Legenden, die sich darum ranken. Die vierte Seite beschreibt kurz den Inhalt von „Kevin von Locksley“ und „Kevins Reise“.

_Unterm Strich_

Wie es sich für einen Abenteuerroman für zehn- bis zwölfjährige Jungs gehört, ist auch diese erste Hälfte von „Kevins Schwur“ gespickt mit actionreichen Kämpfen, mysteriösen Szenen der Magie und überraschenden Wendungen. Die finale Schlacht löst dann endlich die Spannung auf und führt den Helden zu neuen Zielen. Weil auch der Widersacher entkommen ist, dürfte es ein spannendes Wiedersehen mit Darkon geben. Frauenfiguren kommen diesmal keine vor, aber das kann sich in der nächsten Episode „Der Weg nach Thule“ schon ändern. Vielleicht verliebt sich Kevin ja mal in ein fesches Schwedenmädel!

|Das Hörbuch|

Der Sprecher trägt einen großen Teil dazu bei, dass die Handlung den Hörer mit Action, Magie und Humor unterhält. Die Musik und die Geräusche stören seinen Vortrag nicht, sondern unterstützen die Emotionalität der Szenen und vermitteln mit gedämpften Hintergrundgeräuschen einen realistischeren Eindruck. Das werden vor allem junge Hörer unterhaltsamer finden als einen puren Vortrag.

Leider hat dieser Aufwand – und vielleicht auch der Autor – auch einen Preis, und für die zwei CDs muss man knapp 15 Euro hinblättern. Aber es lohnt sich.

|Buchausgabe: 2000 bei Bastei Lübbe
151 Minuten auf 2 CDs
ISBN-13: 978-3-78573-666-1|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wellenreiter.la
http://www.hohlbein.net

Harris, Robert – Pompeji

Im Sommer des Jahres 79 n. Chr. kommen wie eh und je die Reichen und Schönen aus Rom in ihre Villen am Meer, um Urlaub zu machen. Attilius, ein Wasserbaumeister, ist jedoch wegen der Arbeit hier. Er ersetzt in Misenum, Pompeji und Herculaneum den spurlos verschwundenen Vorgänger Exomnius. Diese und andere Unstimmigkeiten an der lebenswichtigen Wasserleitung Aqua Augusta scheinen kriminellen Ursprungs zu sein.

Als der Vesuv ausbricht, der den Anwohnern jahrhundertelang so friedlich erschien, dass sie seine Existenz kaum noch wahrnahmen, muss Attilius um seine neue Freundin Corelia bangen, die von ihrem korrupten Vater Ampliatus eingesperrt wurde. Kann er sie rechtzeitig erreichen und aus der Apokalypse, die sich nun entfaltet, retten?

_Der Autor_

Robert Harris wurde 1957 im britischen Nottingham geboren. Nach seinem Geschichtsstudium in Cambridge war er als BBC-Reporter und politischer Redakteur des „Observer“ tätig. Die historischen Hintergründe seiner Romane recherchiert Harris als Historiker exakt. Trotzdem schreibt er keine Sachbücher: Er will die Leser gleichzeitig unterhalten und informieren, schreibt der Verlag.

Mit seinem Roman „Vaterland“ gelangte er 1992 in die internationalen Bestsellerlisten, danach folgten das ebenfalls verfilmte „Enigma“ sowie „Aurora“ (1998). Harris ist heute ständiger Kolumnist der Tageszeitung „The Times“. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in einem alten Pfarrhaus in Kintbury bei London.

_Der Sprecher_

Jürgen Tarrach erhielt seine Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und stand seit Mitte der neunziger Jahre in zahlreichen großen Rollen auf der Bühne. Zu seinen Filmerfolgen zählen „Die Musterknaben“, neben Oliver Korittke, und – zusammen mit Dietmar Bär – „Durch dick und dünn“ sowie diverse Rollen in Film und Fernsehen. (Verlagsinfo)

_Handlung_

Misenum, 22. August 79, noch zwei Tage bis zum Ausbruch des Vesuv. Bereits zwei Stunden vor Sonnenaufgang quält sich ein kleiner Arbeitertrupp die Hänge des Vulkans empor. Der neue Wasserbaumeister Attilius ist erst drei Tage im Amt, nachdem seine Vorgänger Exomnius spurlos verschwunden ist. Daher nehmen ihn seine Arbeiter ob seiner Jugend – er ist erst 27 – nicht für voll und murren. Vor allem Corax, der Aufseher, scheint etwas gegen Attilius, den Römer, zu haben. Was genau das ist, wirst erst später klar, aber dann ziemlich eindeutig. Corax steht nicht nur in Diensten des römischen Staates.

|Die Lebensader Kampaniens|

Attilius hat die Aufgabe übernommen, die Aqua Augusta instand zu halten und mit diesem 60 Kilometer langen Aquädukt die gesamte Region Kampanien rings um den Vulkan mit Wasser zu versorgen. Es ist die längste Wasserleitung der Welt, eine architektonische Meisterleistung. Kein Wunder, dass sich durch die optimale Wasserversorgung zahlreiche Reiche in ihren Villen angesiedelt haben und ihre Gäste mit raffinierten Wasserspielen unterhalten. Nur das Erdbeben, das Pompeji einmal schwer beschädigt hat, erscheint auf ihrer inneren Landkarte als kleine Störung. Die Stadt hat sich nämlich inzwischen davon erholt. Etwas störender ist die Dürre, die seit drei Monaten Kampanien belästigt.

Als Attilius eine Grube ausgehoben hat, um eine neue Quelle anzulegen, ist er nicht wenig erstaunt, als das Wasser sofort wieder versiegt. Doch dies ist nur der Anfang vom Ende. Binnen weniger Stunden versiegt das Wasser der gesamten riesigen Wasserleitung: Acht Gemeinden sind abgeschnitten. Attilius hat so etwas noch nie erlebt und kann es sich nicht erklären. Ist die Wasserleitung gebrochen?

|Ampliatus und Corelia|

Zwei Frauen holen ihn aus dem Wasserreservoir der Stadt zur Villa Hortensia in Misenum. Sie wollen, dass er die Wasserqualität in den Fischzuchtbecken der Villa prüft. Das Wasser kommt aus dem noch vollen Reservoir, nicht aus der versiegten Aqua Augusta. Weil sich diese Qualität eventuell verändert hat, sind vor wenigen Stunden die empfindlichen, aber als Luxusspeise beliebten Meerbarben gestorben. Dafür macht der Besitzer Ampliatus aber nicht das Wasser, sondern den zuständigen Sklaven verantwortlich. Die junge Corelia, Ampliatus‘ Tochter, ist entsetzt über die Rohheit, mit der er den Sklaven gefräßigen Muränen vorgeworfen hat.

Der Sklave ist bereits tot, als Attilius eintrifft und dem Wasser einen hohen Schwefelanteil attestiert. Er kann sich den Grund dafür zwar nicht denken, empfiehlt Ampliatus aber, die Leitung sofort zu sperren. Er selbst werde die Brunnen der Stadt sperren lassen. Schließlich soll kein Bürger Wasser trinken, das nach faulen Eiern stinkt. Als er Ampliatus verlässt, geht ihm Corelia nicht aus dem Kopf. Sie sieht seiner fünf Jahre zuvor im Kindbett gestorbenen Frau Sabina sehr ähnlich.

|Plinius|

Der Naturforscher Gaius Plinius, ein unglaublich korpulenter, aber intelligenter und gebildeter Soldat, ist Befehlshaber der römischen Kriegsflotte, die in Misenum ihren Stützpunkt im westlichen Mittelmeer hat. Bei einem Experiment wundert er sich, dass die Flüssigkeit in einem Weinglas nicht zu zittern aufhört – Erdbeben? (Plinius wird später, während des Ausbruchs, eine zentrale Rolle spielen.)

Attilius muss ihm melden, dass er die Brunnen sperren und das Wasser der Flotte rationieren lässt. Inzwischen haben Boten ein Bild vom Ausmaß der Wasserkatastrophe geliefert: Acht von neun Gemeinden haben kein Wasser mehr. Warum aber hat ausgerechnet Pompeji noch Wasser? (Das hat Attilius von einem Augur erfahren, der von dort gerade in Misenum eingetroffen ist.)

Um dies herauszufinden, erbittet Attlius als Beamter des Kaisers von Plinius ein schnelles Schiff. Es wird ihm gewährt, und Attilius ist am selben Tag noch in der vor 17 Jahren von einem Erdbeben zerstörten Stadt. Er staunt, wie rasch hier der Wiederaufbau vorangegangen ist, so dass sogar das Forum, der Marktplatz, fast wieder fertig ist. Woher kam das Geld dafür? Und warum lässt die Stadt frisches Wasser ins Meer laufen – gibt es hier denn Wasser im Überfluss?

|Pompeji|

23. August, noch ein Tag bis zum Ausbruch. Um die Unterstützung der Stadtverwaltung bei der Untersuchung und eventuellen Reparatur der Wasserleitung zu erhalten, sucht Attilius die zwei zuständigen Magistrate auf. Er findet sie in der Villa eines alten Bekannten: Ampliatus. Die Stadtväter sind keineswegs geneigt, Attilius ihre Unterstützung zu gewähren, denn sie glauben seinen Theorien von drohendem Unheil nicht.

Es ist vielmehr Ampliatus, der ihm zwölf Arbeiter anbietet, gegen einen kleinen Gefallen, versteht sich. Attilius ist jedoch ein wirklich ehrenwerter Mann, der sich rundweg weigert, irgendeine Gegenleistung zu gewähren – er hat das Recht, die zwölf Sklaven zu requirieren. Ampliatus ist nicht amüsiert. Gegen ehrenwerte Männer gibt es für ihn nur ein Mittel: einen Dolch in den Rücken.

Während Attilius allmählich gegen Ampliatus und seinen Vorgänger Exomnius einen schweren Verdacht hegt, begegnet ihm Corelia erneut, die heute noch besser aussieht. Kein Wunder, denn sie trägt nur eine leichte Tunika fürs Schwimmen. Selbst als er noch in der gleichen Nacht mit den Sklaven und einigen Ochsengespannen die Hänge des Vulkans erklimmt, geht sie ihm nicht aus dem Kopf.

Corelia ist wütend darüber, dass ihr Vater sie vor Attilius wegsperren will, schleicht sich in den Garten und belauscht den Mordauftrag, den ihr Vater erteilt. Sie stibitzt wichtige Dokumente und macht sich noch am Abend auf den Weg, Attilius zu warnen. Eine junge Frau, die ganz alleine auf einem Pferd durch die Wildnis am Fuße des Berges reitet – ein gefährliches Vorhaben. Doch sie hat ihr Schicksal an das des jungen Wasserbaumeisters geknüpft. Sie will keinen alten Knacker heiraten, der sie unter Verschluss hält, sondern wünscht sich eine Zukunft als freie Frau eines jungen, aufstrebenden Mannes.

Ihnen beiden bleiben nur noch wenige Stunden bis zum Ausbruch des Vesuv, der zwei volle Tage dauern wird. Werden sie der Apokalypse entgehen? Oder wird man sie zweitausend Jahre später als versteinerte Mumien aus der Asche des Vulkans graben?

_Mein Eindruck_

Insgesamt ist „Pompeji“ eine rundum gelungene Kombination aus Krimi, historischem Drama und Katastrophenthriller. Harris, Autor von historischen Thrillern wie „Enigma“ und „Vaterland“, hat saubere Arbeit geleistet.

|Der Krimi|

Ein Mann ist verschwunden, und zwar nicht bloß irgendein Mann, sondern der Wasserbaumeister der wichtigsten Wasserleitung für Kampanien. Sein eilig herbeigeholter Nachfolger Attilius muss sich daher nicht nur mit den Problemen des Alltags eines Wasserbaumeister beschäftigen, sondern muss dringend dieses Verschwinden aufklären. Schließlich könnte er der Nächste sein. War es ein Verbrechen, so hat jemand Exomnius umgebracht oder entführt. War es ein Unfall, so könnte Attilius die gleiche Gefahr drohen. In beiden Fällen liegt es in seinem ureigensten Interesse, den Fall schnellstens aufzukleren.

Doch so etwas wie eine Wasserpolizei gibt es offenbar ebenso wenig wie eine normale städtische Polizei, die für Attilius ermitteln könnte. Er muss sich selbst darum kümmern und begibt sich in die verrufensten Viertel von Pompeji, dorthin, wo man bis heute die Graffiti für Gladiatoren und einschlägigen Werbesprüche für Bordelle und Huren finden kann.

Und tatsächlich wird er fündig: Doch in Exomnius Zimmer fehlt etwas, ein Kästchen mit Dokumenten. Es sind die Dokumente, die Corelia ihrem Vater stibitzt, um sie Attilius zu bringen. Dadurch stößt er auf ein lange Jahre praktiziertes Verbrechen, das Exomnius zu einem reichen Mann gemacht haben muss. Doch wo befindet sich sein beiseite geschafftes Vermögen? (Banken wurden erst im Mittelalter erfunden.)

Kaum hat Attilius diese Erkenntnisse erhalten, sieht er sich an den Hängen des Vulkans verfolgt. Es ist Ampliatus‘ Auftragskiller.

Obwohl der grundlegende Drama-Plot zwischen Attilius und Corelia recht einfach aufgebaut ist, trifft dies für den Krimiteil nicht zu. Attilus‘ Ermittlungen mögen vielleicht nicht so kompliziert und wendungsreich sein wie die in Romanen von Patricia Cornwell oder Michael Connelly, doch sie müssen mit Sachverstand und einem Gespür für Menschen geführt werden, um erfolgreich zu sein. Wenn es auch nicht Attilius ist, der Exomnius‘ Schatz findet, so deckt er doch das Verbrechen auf.

|Der Katastrophen-Thriller|

Andere Dokumente, die Corelia ihm bringt, beschäftigen sich mit Vulkanismus. Dazu zählen bekanntlich sehr viele Phänomene: Gase, Fumarolen, heiße Tümpel, Krater, Auswurf aller Art. Exomnius war Sizilier und kannte sich mit den Phänomenen an den Hängen des Ätna aus. Wusste er, worauf die verstärkte unteridische Tätigkeit des Berges Vesuv hindeutete? Diese Fragen stellt sich Attilius selbst noch am Morgen direkt vor dem Ausbruch. Dann findet er die traurige Wahrheit heraus …

Der Leser oder Hörer fragt sich natürlich die ganze Zeit, warum erstens die Dokumente des Exomnius so wichtig sind und zweitens, warum niemand sonst in Kampanien die Vorzeichen für den bevorstehenden Ausbruchs des Vulkans richtig zu deuten vermag. Offensichtlich verhält es sich so, dass der Vulkan Vesuv seit Jahrhunderten nicht mehr ausgebrochen ist und das Wissen über Vulkanologie verloren gegangen ist – außer in Gegenden wie Sizilien, wo Vulkanausbrüche praktisch an der Tagesordnung sind.

Wenn Plinius & Co. registrieren, wie der Wein im Glas zittert, so führen sie dies entweder auf Wind, Götter oder ein entferntes Erdbeben zurück. Da 17 Jahre zuvor Pompeji durch ein Beben verwüstet wurde, ist das eine nahe liegende Erklärung. Der Naturforscher Plinius ist daher vom Ausbruch des Vesuv, als er erfolgt, nicht so sehr überrascht, dass er handlungsunfähig wäre. Vielmehr ist er in der Lage, Befehle zum koordinierten Einsatz von Kriegsschiffen zu geben, die den bald zu erwartenden Opfern Hilfe bringen sollen, so etwa zwecks Evakuierung.

Es ist ein erstaunlicher Effekt, wenn Plinius am Vulkan vorbeischippert und dabei seinem Sekretär diktiert, was er beobachtet: Sein geradezu klinischer Blick beschreibt eine aufsteigende Rauch- und Aschewolke, die ungeheuer hoch in den Himmel ragt. Bisher dachten Gelehrte, der von den Göttern bewohnte Himmel begönne ungefähr drei, andere meinten elf Kilometer (in Stadien gemessen) über der Erde. Aber diese ungeheure Wolke scheint diese Theorien zu widerlegen. Plinius‘ detaillierte Beschreibung führt dazu, dass solche Vulkanausbrüche noch heute „plinianisch“ genannt werden.

Richtig bizarr wird es dann, als Plinius‘ Galeere von einem Regen von Bimsstein zuerst zugedeckt und dann gestoppt wird. Da die gesamte Wasseroberfläche von leicht schwimmendem Bimsstein meterhoch bedeckt ist, gibt es kein Vorwärtskommen mehr. Steine regnen tonnenweise und stundenlang aufs Schiffsdeck, unter dem Besatzung und Passagiere Zuflucht gesucht haben. Das Ende der Welt scheint nicht nur nahe zu sein – es ist bereits angebrochen.

Als Attilus von der Küste nach Pompeji marschiert, um Corelia zu suchen, wandert er durch eine Albtraumlandschaft, die es mit jeder jemals ersonnenen Version der Hölle aufnehmen kann. Doch Pompejis Schicksal ist noch nicht besiegelt …

|Das historische Drama|

Ich bin vor etlichen Jahren einmal stundenlang durch die Ruinen von Pompeji gegangen: das gewaltige Forum mit den Säulen des zentralen Tempels, die kleinen Häuser der umliegenden Viertel, die mit bunten, kostbaren Wandfresken ausgemalten Villen (z. B. die „Villa der Mysterien“) – all dies beherbergte einstmals Menschen und viele andere Lebewesen. Die unter der heißen Asche zu Stein erstarrten „Mumien“ stammen nicht nur von Bürgern, sondern auch von Hunden und anderen Haustieren. Es sind tausende solcher „Mumien“ gefunden worden. Und das nur in einer der neun Städte am Fuße des Vulkans.

Dem Autor gelingt es, ein vielschichtiges Bild des damaligen Vesuvgebietes mit Leben zu füllen. Dies ist aber kein statischer Querschnitt, sondern verfügt über eine historische Tiefe. Viele Entwicklungen haben dazu geführt, dass Attilius diese Gegend so blühend vorfindet und vor allem in Pompeji auf einen Überfluss an Wasser stößt. Offenbar blüht hier nicht nur der Oleander, sondern auch das Verbrechen. Vielleicht ein frühe Form der neapolitanischen Camorra? Ampliatus ist der Pate der Stadt, und zwar in mehr als nur einer Hinsicht.

Für die Reichtümer, die die Adeligen in ihren Villa angesammelt haben, steht stellvertretend die Villa Calpurnia des Senators Cascus. Als Plinius seine Schiffe ausschickt, weiß er um die kulturellen Schätze, die hier in Gefahr sind, vernichtet zu werden. Die Villa ist Aufenthaltsort zahlreicher Philosophen, und der Senator hat aus Griechenland sämtliche 120 (!) Dramen des Sophokles herbeigeschafft. Alles verloren. Von den Dramen sind uns heute nur eine Handvoll überliefert.

Der Autor hat jede seiner Hauptfiguren mit Leben gefüllt: mit Zielen, Motiven, Erinnerungen, Wünschen und Ängsten, so dass aus dem historischen Roman durch das Aufeinandertreffen dieser Figuren ein Drama wird. Dies ist der eigentliche Motor der Handlung. Und dadurch stellt uns der Roman auch auf einer menschlichen Ebene zufrieden. Krimi und Katastrophen – das ist schön und gut, würde aber nur für oberflächliche Unterhaltung ohne Bedeutung für uns reichen. Erst das Drama hat Bedeutung, denn es behandelt Themen, mit denen wir uns noch heute identifizieren können: Liebe, Furcht und Schrecken, auch Tragik und möglicherweise sogar Heldentum.

|Humor|

Wie könnte ein Katastrophenthriller auf irgendeine Weise humorvoll sein, mag sich der Leser bzw. Hörer fragen. „Es gibt nichts Lukrativeres als Besitz in Pompeji“, sagt Ampliatus an einer Stelle. Allerdings gibt es bestimmte Einschränkungen, wie er erfahren muss. So etwas nennt man tragische Ironie.

_Der Sprecher_

Jürgen Tarrach erweist sich als überaus kompetenter Sprecher des Textes. Zwischen jedem Kapitel macht er eine deutliche Pause, so dass der Hörer nie im Zweifel ist, wo die eine Szene aufhört und die nächste anfängt. Dies ist umso notwendiger, als die Erzählung im Verlauf der Handlung auf vier Handlungsstränge aufgeteilt wird: Attilius, Corelia, Ampliatus, Plinius. Sie finden erst im letzten Drittel wieder zusammen.

Auch Tarrachs Vortrag selbst lässt nichts an Verständlichkeit zu wünschen übrig. Corelias Stimme ist deutlich wegen ihrer etwas höheren Stimmlage zu identifizieren. Plinius sticht mit seiner kurzatmigen, etwas heiseren Stimme ebenfalls deutlich heraus.

Nur bei Attilius und Ampliatus muss man ein wenig aufpassen. Doch der Letztere verrät sich durch einen etwas hinterlistigen öligen Tonfall als Ganove: der „Pate“ von Pompeji. Attilius hingegen ist stets der dynamische und von seiner Mission voll überzeugte, aufrechte Beamte des Kaisers, der es nie nötig hat, sich zu verstellen. Sein autoritäres Auftreten gegenüber dem reichen Ampliatus lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

Es gibt aber eine gespenstische Szene, in der wir an Attilius selbst zu zweifeln wagen. Sie findet auf dem Gipfel des noch nicht ausgebrochenen Vulkans statt, und der Beamte stolpert durch eine Wüstenei von Schlacke und Asche. In einem der kleinen Krater hat sich ein Tümpel giftigen Gases – vermutlich Kohlenmonoxid – gebildet, und Attilius bekommt die Auswirkungen am eigenen Leib zu spüren. Sein Geist wird verwirrt, als das Gift seine Wahrnehmung beeinträchtigt. Noch unheimlicher fühlt er sich, als er über eine Leiche stolpert. Dieser Szenerie der Unterwelt und des Todes wird schließlich die Krone aufgesetzt, als der Mörder auftaucht, den Ampliatus auf Attilius angesetzt hat …

_Unterm Strich_

Der Autor hatte mit „Vaterland“ und „Enigma“ große Erfolge, doch sein dritter Roman „Aurora“ („Archangel“) ging bei uns ein wenig unter. „Pompeji“ hingegen könnte man keinen größeren Erfolg wünschen, als es ohnehin schon hat. Es ist ein auf drei Ebenen hervorragend funktionierender Roman und stellt jeden Leser zufrieden: Krimi, Katastrophenthriller und menschliches Drama.

Das Hörbuch kann eine rundum gelungene Lesung von Jürgen Tarrach vorweisen, die mir sehr gut gefallen hat. Sein Stimmumfang ist zwar begrenzt, doch für die Charakterisierung der vier Hauptfiguren reicht es allemal. Wenn sich |Random House/Bertelsmann| einmal zu einer Senkung seiner Hörbuchpreise entschließen könnte, so wäre dies ein weiterer Grund, das Hörbuch zu kaufen. Andere Verlage wie |Lübbe| können das ja auch.

|Umfang: 430 Minuten auf 6 CDs
Übersetzt von Christel Wiemken|

Harry Harrison – Die Todeswelt (Todeswelten 1)

Ein Ökologe unter Beschuss

Als Jason dinAlt, der Psi-Mann, auf die Todeswelt Pyrrus kommt, erkennt er die Sinnlosigkeit des hier seit Jahrhunderten andauernden Krieges der Menschen mit der einheimischen Fauna und Flora. Er durchschaut den Mechanismus, den die Menschen ahnungslos und leichtsinnig in Gang gesetzt haben, als sie in die Ökologie eingriffen. Er beschließt, Pyrrus den Frieden zu bringen, und setzt dabei sein Leben aufs Spiel. (Verlagsinfo)
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Basu, Jay – Sterne können warten, Die

Im deutsch besetzten Oberschlesien wächst 1940/41 der vierzehnjährige Gracian auf. Nachts schleicht er sich auf eine Waldlichtung, um die Sterne zu betrachten. Sein Bruder Pawel holt ihn da weg, schenkt ihm dann aber ein Teleskop, mit dem er die Sterne viel besser sehen kann. Gracian beobachtet aber auch seinen Bruder bei dessen nächtlichen Aktivitäten. Und die sind mitunter ziemlich gefährlich. Eines Nachts folgt er ihm …

|Der Autor|

Jay Basu ist der Sohn eines indischen Vaters und einer polnischen Mutter mit russischen und deutschen Vorfahren. Er hat in Cambridge studiert und lebt in London. Sein erster Roman „Die Sterne können warten“ wurde nach Verlagsangaben ein internationaler Bucherfolg.

_Handlung_

Das Kriegsjahr 1940, im ehemals polnischen Teil Oberschlesiens, der nun von deutschen Truppen des „Generalgouvernements Polen“ besetzt ist. Die Lebensmittel sind rationiert, viele junge Männer leben im Untergrund und arbeiten für den Widerstand.

Hier lebt der vierzehnjährige Junge Gracian mit seiner Familie: seiner Mutter und seinem bewunderten Bruder Pawel. Seitdem Pawel ihm ein Buch über Astronomie geschenkt hat, liebt es Gracian, die Sterne zu beobachten. Sie sind das Einzige, wohin sein Geist fliehen kann, um der Not, Gefahr und Bedrückung ringsum zu entgehen.

Doch Gracian belässt es nicht beim Sterngucken aus dem Fenster. Er begibt sich dazu mitten in den nahen Wald, jenseits dessen das Militärlager der Deutschen liegen. Wieder einmal hat er sich in den Wald auf seine Lieblingslichtung geschlichen und ist den Wachen und Patrouillen knapp entgangen, da packt ihn eine Hand am Schlafittchen. Pawel schleift ihn wieder nach Hause, vernagelt das Fenster und verbietet Gracian, jemals wieder in den Wald zu gehen: „Die Sterne können warten. Das haben sie schon immer getan.“

Tagsüber schuftet Gracian in der Kohlenzeche einen Kilometer unter Tage, an bestimmten Tagen jedoch begleitet er seine Mutter auf gefährliche Expeditionen in ihr Heimatdorf. Dort herrscht noch keine große Not, und so kann sie mit Schinken und Würsten unter ihrer dicken Kleidung nach Hause zurückkehren. Doch nicht immer klappt das reibungslos. Zweimal hätten deutsche Wachen Gracian und seine Mutter fast auffliegen lassen.

Das Leben gewinnt wieder an Reiz, als Pawel ihm ein schönes, altes Teleskop schenkt. Damit rücken die Sterne wieder in greifbare Nähe, aber auch andere Dinge. Nun kann er auch den geheimnisvollen Wegen Pawels besser folgen, der mitunter tagelang verschwindet, um dann wieder am Hof von Gracians Familie aufzutauchen. Ist er ein Schmuggler oder gar ein Partisan? Als Gracian hinter Pawels Geheimnis kommt, setzt er, ohne es zu wollen, eine Entwicklung in Gang, in deren Verlauf das Schicksal seiner ganzen Familie, wenn nicht sogar des Dorfes auf dem Spiel steht.

_Mein Eindruck_

Vieles dessen, was der Autor erzählt, steht zwischen den Zeilen. Er braucht uns nicht zu sagen, dass Gracian seinen Bruder ebenso liebt wie seine Mutter. Wer Augen hat zu sehen, der wird an Dingen, die Gracian tut, merken, wie sehr ihn das Schicksal seines Bruders interessiert. Das ist auch gut so, denn den Geschichten, die Gracian von seinem Zechenkumpel Dylong über Pawel erzählt bekommt, darf man nicht hundertprozentig trauen. Taten zählen, Wörte können allzuoft lügen.

|Die Wahrheit des Zeigens|

Und deshalb konzentriert sich die wortkarge Erzählung auf das, was Gracian empfindet und tut. Hier liegt Wahrheit. Die Schwierigkeit liegt darin, sie angemessen zu beschreiben. Wie leicht wäre es, Gefühle zu behaupten statt sie zu beschreiben. Bis zu einem gewissen Grad muss jeder Erzähler diese Dinge behaupten. „ABC fühlte sich, aber XYZ ging es hingegen dreckig.“ Solche Sätze findet man allzu häufig in Unterhaltungsromanen.

Jay Basu tut dies nicht. Und sein Roman will auch nicht unterhalten, sondern erzählt in sehr einfacher Sprache, aber sehr präzise. Er nimmt keine Abkürzungen. Vielmehr stellt er uns Gracians Welt genau vor, in all ihrer Schönheit, mit allen Schrecken. Dies fand ich nicht immer einfach zu ertragen, und deshalb musste ich nach dem ersten Teil, an dessen Ende Pawel ihm das Teleskop schenkt, eine mehrwöchige Pause einlegen.

Das war vielleicht ein Fehler, vielleicht auch nicht. Der Rest des Buches lässt sich ohne Schwierigkeiten weiterlesen, denn nun ergeben sich die Konsequenzen aus dem Geschenk. Wurden im ersten Teil wichtige Figuren vorgestellt, so erleben wir nun, wie es ihnen ergeht, während die Besatzung durch die Deutschen in ihr zweites Jahr (nach dem September 1939) geht. Pawel ist tatsächlich in den Widerstand gegangen. Seine Erfahrungen als Schmuggler, die er schon mit sechzehn und siebzehn gemacht hat, kommen ihm jetzt wie gerufen. Allerdings nimmt er seine Verlobte Anna ebenfalls mit auf die nächtlichen Erkundungen bei den Einrichtungen der Deutschen. Das erweist sich als verhängnisvoll.

|Eine Frage der Wahrnehmung|

Gracian hat ein Problem mit dem Sehen durch das Teleskop. Er kann nahe Dinge noch näher heranholen, so dass er ihre Bewegung genau beobachten kann, wie etwa die einer Spinne. Oder er kann Strukturen entdecken, die ihm mit bloßem Auge noch verborgen gewesen waren, so etwa die Sternbilder, in denen nun auch schwächere Sterne auftauchen. Die Schwierigkeit liegt für ihn in der Überbrückung dieser zwei Extreme, denn das Teleskop bietet ihm nur diese zwei Pole des Sehens.

Die menschliche Wahrnehmung ist jedoch ein Kontinuum, in dem die Einzelheiten stets etwas mit dem Hintergrund zu tun haben und mit anderen Strukturen interagieren. Gracians Bemühen, diese Distanz der Wahrnehmung zu überbrücken, indem er seinen Bruder erst beobachtet und dann auch noch verfolgt, führt zu einer Katastrophe. Zu spät bemerkt der Beobachter, dass er seine Anwesenheit mit seinem Gerät in einer ungewohnten Umgebung verraten hat. Dies ist die reale Umsetzung von Heisenbergs Unschärferelation aus der Quantenphysik.

|Betrachten heißt enscheiden|

Die Folgen seiner Tat bereiten Gracians lange Zeit schreckliche Schuldgefühle, und die Erlösung lässt lange auf sich warten. Dann jedoch zieht er nach der klaren Erkenntnis, dass die wartenden Sterne keinen Trost spenden, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit. |“Leben lag in der Betrachtungsweise. Die Betrachtungsweise war eine Entscheidung, die getroffen werden musste.“| (S. 190)

Am Schluss steht Gracian verändert auf der alten Waldlichtung: |“Und wenn jemand von dort aufgestiegen wäre, fort von dem knienden Jungen mit den erdbedeckten Händen, hätte er nur das dunkle Aufragen der Fichtenstämme im Regen gesehen und darüber die zitternden Wellenkämme eines grünen, schattigen Meeres und darüber, weit darüber noch, den weiten, offenen Himmel, an dem die fernen Wächter ihre Bahnen beschreiben: kreisend, vorbeiziehend und der Unendlichkeit winkend.“| (S.191)

Der lange, harte Winter ist endlich vorüber, denn es fällt Regen statt Schnee. Und der Junge hat Abschied von den Sternen genommen. Seine Hände sind bedeckt mit dem, was menschliche Dimensionen hat und alleine zählt: Erde.

_Unterm Strich_

Die Geschichte, wie Gracian in jenem Winter aufwächst und schließlich erwachsen wird, ist schlicht und doch poetisch erzählt, voller gefühlter Humanität und Würde. Man kann diese Erzählung immer wieder lesen und wird doch Neues dabei entdecken, vor allem all jene Dinge, die zwischen den Zeilen stehen, die Dinge, die wirklich wichtig sind: Liebe, Solidarität, Hass, Schrecken und Schönheit.

Es ereignen sich keine weltbewegenden Dinge wie etwa in „Schindlers Liste“, und doch erklärt diese Geschichte genauso viele Dinge wie jener Roman, den Spielberg verfilmte. Der Mut der Menschen, ihre verrückten Hoffnungen, ihre Liebe zueinander werden ebenso sichtbar gemacht wie die Schrecken der deutschen Besetzung Oberschlesiens. Dabei sind die Menschen um Gracian herum nicht einmal Juden, denen ein viel härteres Los zugedacht worden wäre. Die Schupos der „Sonderpolizei“ verbreiten genügend Schrecken für alle.

Sehr wichtig fand ich, dass sich Gracians Betrachtungsweise ändert. Statt zu den Sternen ist sein Blick nun auf die Erde gerichtet. Kein Teleskop ist mehr nötig, kein Astronomiebuch, um die irdischen Dinge in all ihrer Komplexität zu verstehen. Wir können nur hoffen, dass Gracian in seiner neuen Realität zurechtkommt.

Dem Engländer Jay Basu ist ein unglaublich genaues und sehr schönes Buch gelungen. Er entführt den Leser in eine Welt, die vielleicht schon versunken ist und doch in allen wichtigen Details wieder zum Leben erweckt wird. Ich konnte mich jedenfalls sofort zurechtfinden. Meine eigene Verwandtschaft mütterlicherseits, die mir davon erzählte, kam aus dieser Gegend: Oberschlesien, mährisches Sudentenland, aber nicht Richtung Kattowitz (dem Kohlegebiet), sondern Richtung Olmütz in Mähren, einer sehr ländlich strukturierten Region.

Ich kann mir vorstellen, dass sich auch Frauen für diese Geschichte begeistern könnten. Denn nicht irgendwelche Action zählt hier, sondern die Werte zwischenmenschlicher Beziehungen. Und wer weiß? Vielleicht können Frauen besser zwischen den Zeilen lesen als ich.

|Originaltitel: The stars can wait, 2002
Aus dem Englischen übersetzt von Marie Rahn.|

Stein, Leonhard / Long, Amelia Reynolds – HR Giger\’s Vampirric 2 – Der Vampyr / Der Untote

In der zweiten Folge von HR Giger´s Vampirric finden sich die Vampir-Geschichten: „Der Vampyr“ von Leonhard Stein und „Der Untote“ von Amelia Reynolds Long. Beide Storys liest Helmut Krauss. Die Vorworte spricht wieder HR Giger. (Mehr zum Herausgeber am Schluss.)

_Autor #1_

HR GIGER über DER VAMPYR: „Zwischen 1918 und 1920 erschienen einige Erzählungen eines gewissen Leonhard Stein. Niemand weiß bis heute, wer dieser Autor war, vielleicht war der Name sogar ein Pseudonym, wer weiß. Auf jeden Fall werden Sie seine Geschichte über ein recht seltsames Arbeitsverhältnis nie vergessen, da bin ich mir sicher!“

_Handlung von „Der Vampyr“_

Den Anfang macht mit „Der Vampyr“ eine fast schon kafkaeske Horrorgeschichte, die sich auch als Parabel auf die Arbeitswelten der modernen Zivilisation lesen lässt.

Die Hauptfigur ist Herr Samassa, ein „schöner Mann“ und Genussmensch, der in der Anwaltskanzlei Dr. Herzfeld arbeitet. Er plant, demnächst die schöne Klara Gärtner zu ehelichen und eine Familie zu gründen. Privat wie beruflich dürfte ihm der Erfolg sicher sein.

Doch es soll anders kommen. Er lehnt die Annäherungsversuche der neuen Tippse ab, ist sie doch viel zu unansehnlich, schlecht gekleidet und verhärmt: ein Inbild des Misserfolgs. Zu seinem Verdruss muss er feststellen, dass sie in die Wohnung neben seiner eingezogen ist. Wie kann sie sich die denn leisten? Sie hat rotes Haar und betörende grüne Augen, die ihn, als sie im Nachthemd auftritt, in Versuchung führen. In einem Alptraum, so kommt’s ihm vor, saugt sie ihm das Blut aus den Adern. Er fühlt seltsamerweise keinen Schmerz, nur eine „tiefe Ermattung“. Schlaf und ein gutes Steak bringen Erhohlung, doch fortan wiederholt sich das nächtliche Phänomen.

Während die Tippse schön und proper gedeiht, verblasst ihr Wirt zusehends. Vergeblich bittet er um Entlassung des Vampirs, wird aber abschlägig beschieden. Nach einem Zusammenbruch bei Klara wird er ins Hospital eingeliefert. Er sieht nur einen Ausweg aus der Misere: Kurz vor seiner Hochzeit mit Klara quartiert er sie zwischen seiner Wohnung und der des Vampirs ein. Nachdem Klara den Löffel abgegeben hat, ist Samassa wieder an der Reihe. In dem Kollegen Iglseder findet er einen würdigen Nachfolger für die arme Klara.

Doch der Strom der Opfer, die er dem Vampir zuführen muss, um selbst überleben zu können, reißt nicht ab und nimmt Formen an, die eines Jack the Ripper würdig wären. Bevor er von der Polizei gestellt wird, sieht er nur noch einen Ausweg: Der Vampir muss dran glauben. Doch wie tötet man einen Unsterblichen?

_Mein Eindruck_

Der Vampir in Gestalt der hexenhaft gezeichneten Frau ist das genaue Gegenteil der wohlanständigen Heiratskandidatin Klara Gärtner, nämlich das Inbild hemmungsloser Lust und Sinnlichkeit. Diese Lust kennt jedoch keine Grenze, als wäre sie ein Traumbild. Vielmehr ist ihr Hunger unersättlich und erfordert immer neue Opfer. Bis schließlich nichts mehr ausreicht, will der Träumer Samassa nicht seine körperliche Existenz vollends verlieren. Ergo muss der Vampir sterben. Dass Samassa einen Teil von sich tötet, dürfte klar sein. Die Folgen sind dementsprechend.

Ein Hörer hat die Geschichte als Reflektion der modernen Zivilisation und ihrer Arbeitsverhältnisse interpretiert. Ein Marxist und Sozialtheoretiker könnte dies tun, würde aber dabei die psychoanalytischen Erkenntnisse eines gewissen Sigmund Freud sowie von dessen Schüler C. G. Jung außer Acht lassen. Der bekannte Wiener Arzt hat ja gerade solche Traumbilder und Extreme ebenso untersucht, wie Jung Archetypen postuliert hat. Eine rothaarige, grünäugige Frau von verlockender Sinnlichkeit und unersättlichem Blutdurst dürfte sämtliche Klischees furchterfüllter Männer mit Kastrationsangst befriedigen. So kommt man dem Kern der Sache schon näher, wie mir scheint. Und ein bajuwarisch-austriakischer Name wie Iglseder verlegt den Schauplatz sehr wahrscheinlich in die gleiche Großstadt, in der Freud wirkte: Wien.

Ähnlich wie „Der Golem“ von Gustav Meyrink oder die Romane „Nachts unter der steinernen Brücke“ und „Zwischen neun und neun“ von Leo Perutz baut die Geschichte sorgfältig ein Spannungsfeld auf zwischen Alltag und Normalität einerseits und nächtlichem Irrsinn andererseits auf. Dass diese Entwicklung in eine Katastrophe münden muss, erscheint folgerichtig. Sie spiegelt die Katastrophe des 1. Weltkriegs wider, der den Untergang der alten Monarchien zur Folge hatte.

|Zweite Story: Amelia Reynolds Long: „Der Untote“|

_Autorin #2:_

Über das Leben und Werk der Autorin Amelia Reynolds Long ist mir nichts bekannt. Ihre Geschichte folgt klassischen Mustern englischer Spukgeschichten.

HR GIGER über DER UNTOTE: „Während der Arbeit an Vampirric habe ich viel über das Thema Vampire nachgedacht – und über Blut. Ich erinnere mich an eine merkwürdige Vision während einer Autofahrt durch Zürich …“

_Handlung von „Der Untote“_

Henry Thorne erzählt seinem Besucher (und Ich-Erzähler) Michael, der der „Gesellschaft für psychologische Forschung“ angehört, zunächst von seinem verstorbenen Halbbruder, dem Baronet James Thorne, dann von seinem zurückgezogen in einem Turm des Herrenhauses lebenden Bruder George Thorne. Henry selbst hat ein nervöses Leiden, das er kuriert zu haben wünscht. Er fühle sich nämlich bedroht vom Schatten einer großen Fledermaus, von der ihm träume.

Dem Manne kann geholfen werden, denkt Michael. Er erwacht eines Nachts, erblickt auf dem Gang eine Gestalt, die in einen Lederumhang gehüllt ist und eine Laterne trägt. Vor allem ihr weißes Gesicht verstört Michael und er folgt der Gestalt, die in der Bibliothek verschwindet. Doch gleich nebenan liegt Sir Henrys Schlafzimmer. Dort beugt sich das Schattenwesen über den Schlafenden, doch Michaels Eintreten verscheucht es.

Anderntags werden zwei Tote in der Umgebung gefunden: ein Irrer und ein Junge. Handelt es sich um Opfer eines Vampirs? Michael schwant nichts Gutes und stellt dem nächtlichen Eindringling eine Falle.

_Mein Eindruck_

Die Zutaten der Kurzgeschichte von Amelia Reynolds Long sind derart klassisch, dass die Geschichte abläuft, als handle es sich um ein Uhrwerk. Allzu vorhersehbar sind die nächsten Ereignisse, als dass sie dem Kenner noch einen Anreiz bieten würden, neugierig das Ende zu erwarten. Es gibt keinerlei Überraschungen für den, der zwei und zwei zusammenzählen kann und nicht auf fünf kommt.

Selbst Helmut Krauss mit seiner charismatischen Stimme kann nicht viel mehr aus der Geschichte herausholen. Giger selbst, der Herausgeber, trägt nichts Erhellendes oder Reizvolles bei, denn seine Einleitung ist irrelevant.

_Der Sprecher_

Helmut Krauss ist seit Jahrzehnten ein vielbeschäftigter Schauspieler. In Filmen schenkt er Marlon Brando und Samuel L. Jackson seine sonore, beeindruckende Stimme.

Helmut Krauss erweist sich als wahres Stimmwunder, wenn er nicht nur Stimmungen und Atmosphäre in seine rauchigen, getragenen Vortrag legt, sondern er erweckt tatsächlich einen Charakter zum Leben, erschafft eine ganze Stadt um ihn herum und schickt ihm und den Hörer dann einen fleischgewordenen Alptraum hinzu.

_Unterm Strich_

„Der Vampyr“ ist eine ganz besondere Geschichte für alle Freunde älterer Horrorkunst, die noch ohne viel Blutvergießen auskam. Giger hat hier eine echte Perle ausgegraben.

Nicht ganz so überzeugend wie die [erste CD 581 der „Vampiric“-Reihe, ist das Hörbuch doch immer noch weit jenseits der allermeisten anderen Horror-Hörbuchproduktionen und auf alle Fälle ein Kauftipp. Mit der titelgebenden Geschichte hat Giger eine wahre Meistererzählung vor dem Vergessen bewahrt. Dass „Der Untote“ den äußerst positiven Gesamteindruck schmälert, fällt da eigentlich nicht weiter ins Gewicht.

_Der Herausgeber_

HR Giger wurde 1940 in Chur, Schweiz geboren. Im zweiten Stock des Elternhauses befand sich sein legendäres schwarzes Zimmer. Die fortschreitende Transformation aus einem Jugendzimmer zu einer Werkstätte, in eine Waffenschmiede, bis hin zu einer ägyptischen Grabkammer wurde zur ersten Kostprobe der Kreativität Gigers. 1977 erscheint sein Bildband Giger´s Necronomicon. Daraufhin folgt der weltweite Durchbruch. 1980: Oscar für „Alien“. Seit 1981: Arbeit an Projekten wie Poltergeist 2, Species und Alien 3. 1988: Eröffnung der Giger-Bar in Tokio. 1991: Sein Bildband ARh+ erscheint in sieben Sprachen. Seit Mitte der Neunziger Jahre arbeitet HR Giger unermüdlich an seinem Museum. Dies befindet sich im mittelalterlichen Schloss Saint-Germain in Gruyères, Schweiz. Das Museum beherbergt Gigers persönliche Kunst-Sammlung, seine eigenen Bilder und Skulpturen. Das jetzige Museum ist die erste Stufe eines umfassenden Gesamt-Kunstwerkes. HR Giger ist einer der bedeutendsten modernen Künstler weltweit.

|Umfang: 78:32 Minuten auf 1 CD|

Allison Pearson – Working Mum (gekürzte Lesung)

Karrieremütter managen das Chaos

Kate Reddy dreht in aller Herrgottsfrühe auf und geht erst um Mitternach, möglichst nach einem Vollbad, ins Heiabettchen. Dort wartet schon der Göttergatte mit seinen sexuellen Ansprüchen. Denen weicht sie gekonnt durch ausgedehntes Zähneputzen aus, so dass sie am Morgen danach mehr Zeit für die Zeit unter der Dusche und am PC (Mails!) hat. Ansonsten hat die fleißige Biene Kate fast alles im Griff – bis ein weiterer Mann ihren Weg kreuzt.

Die Romanvorlage, die sich in USA und UK 4 Mio. Mal verkaufte, wurde 2011 relativ erfolgreich mit Sarah Jessica Parker und Pierce Brosnan verfilmt.
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Thomas Ligotti / Horacio Quiroga – H. R. Giger’s Vampirric 1 – Die verloren gegangene Kunst des Zwielichts

Der Schweizer Multimediakünstler H.R. Giger ist am besten bekannt für seine Kreation des Alien-Monsters in Ridley Scotts gleichnamigen Science-Fiction-Horror-Film. Sein Museum befindet sich in Gruyères in der Schweiz – und natürlich auch im Internet. Siehe auch den Schluss dieses Artikels.

In der ersten Folge von H.R. Gigers vierteiliger „Vampirric“-Reihe finden sich folgende zwei Vampir-Geschichten: „Die verloren gegangene Kunst des Zwielichts“ von Thomas Ligotti und „Das Federkissen“ von Horacio Quiroga. Beide Storys liest Lutz Riedel. Die Vorworte spricht HR Giger.

Thomas Ligotti / Horacio Quiroga – H. R. Giger’s Vampirric 1 – Die verloren gegangene Kunst des Zwielichts weiterlesen

John Flanagan – Der Krieger der Nacht (Chroniken von Araluen 5)

Abenteuer im Norden: Geister und Zauberer

Ein fantastisch-mittelalterliches Königreich, bedroht von bösen Kräften und ungeheuerlichen Kreaturen, verteidigt von einem jungen Waldläufer und seinen Freunden – willkommen in Araluen!

Band 5: Kaum hat er seine Ausbildung abgeschlossen, bekommt es Will Hallas mit übernatürlichen Mächten zu tun. Zunächst hält er die Gerüchte über Hexerei für blanken Unsinn. Doch dann erblickt er im Wald die unwirkliche Gestalt eines dunklen Kriegers. Will muss sich einem Kampf stellen, auf den ihn keine Ausbildung der Welt vorbereiten konnte… (Verlagsinfo)

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Rudyard Kipling – Das Zeichen der Bestie (Gruselkabinett Folge 142)

Unheimliches Indien: Bestrafung und Erlösung eines Frevlers

Indien, Jahreswechsel 1889/1890: Fleete, der sich wenig um Indien und die Inder schert, betrinkt sich in Begleitung seiner beiden Freunde am Silvester-Abend und schändet in einem Tempel das Standbild des Affengottes Hanuman. ((https://de.wikipedia.org/wiki/Hanuman)) Das hätte er besser nicht getan… (Verlagsinfo).
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John Flanagan – Der Angriff der Temujai-Reiter (Chroniken von Araluen 4)

Die heiße Schlacht gegen die Steppenkrieger

Sein ganzes Leben hat der 15-jährige Waisenjunge Will davon geträumt, ein Ritter zu werden wie sein Vater. Weil er aber zu klein und schmächtig ist, wird er dem geheimnisvollen Waldläufer Walt als Lehrling zugeteilt. Als das Königreich Araluen von einem altem Feind und dessen ungeheuerlichen Kreaturen angegriffen wird, muss Will sich bewähren…

Band 4: Endlich gelingt es Will und Evanlyn (nicht ihr richtiger Name), den Skandianern zu entkommen. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer. Temujai-Krieger entführen Evanlyn (alias Prinzessin Cassandra). Und sie sind die Vorboten eines ganzen schrecklichen Heeres. Plötzlich schweben nicht allein Will und sein Volk, sondern auch die Nordländer in höchster Gefahr. Nur gemeinsam haben die Erzfeinde eine Chance…
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Sherlock Holmes – Das unheimliche Pfarrhaus (Folge 36)

Spukszenen in Cornwall: ein spannender Holmes-Fall

Eigentlich wollten Holmes und Watson in dem idyllischen Städtchen St. Porodoc an der Küste von Cornwall nur ein wenig Urlaub machen. Als der Meisterdetektiv jedoch Kenntnis von unheimlichen Ereignissen im Pfarrhaus von Saint Porodoc bekommt, wird seine Neugier dadurch mehr als geweckt… (erweiterte Verlagsinfo)
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Jean-Pierre Andrevon – Neutron. Und andere apokalyptische Erzählungen

Gehörte Warnung

In seinen „apokalyptischen Erzählungen“ schildert der Franzose Jean-Pierre Andrevon, Jahrgang 1937, mit meist makabrem Sinn für Humor und Ironie die vielfältigen, doch stets bedrohlichen Folgen der atomaren Aufrüstung und des Atomkriegs. Diese Visionen sind aktueller denn je, seit die USA und Russland ihren atomaren Wettlauf wieder aufgenommen haben.
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Terry Goodkind – Das Reich der Jäger. Die Legende von Richard und Kahlan (Band 2)

The Walking Dead: Unter Untoten und Menschenfressern

Eine neue Bedrohung zieht in den Dunklen Landen auf. Mit der Essenz des Todes infiziert und seiner Macht als Zauberer beraubt, muss Richard schnellstmöglich die teuflische Verschwörung aufdecken, die hinter der Mauer hoch im Norden brodelt.

Seine Freunde und Verbündeten sind bereits Gefangene eines fürchterlichen Feindes, und Kahlan, die ebenfalls vom Tod höchstpersönlich berührt wurde, wird sterben, wenn Richard versagt. Ohne seine Magie bleiben Richard nur noch seine Magie, sein Verstand und seine innere Stimme – und eine außergewöhnliche Begleiterin, die junge Heilerin Samantha… (Verlagsinfo)
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Elly Griffiths – Totenpfad ( Ruth Galloway 01)

Grausige Funde im Salzmoor

Vor zehn Jahren verschwand die fünfjährige Lucy Downey im Salzmoor an der Küste. Seitdem schreibt ein Unbekannter verstörende Briefe, die Detective Chief Inspector Harry Nelson von der Norfolk Police um den Schlaf bringen.

Als an einem nebligen Herbsttag in den Salzwiesen nahe der Küste Mädchenknochen gefunden werden, ist er sich sicher, dass es Lucys sind. Doch die Archäologin Ruth Galloway sieht auf einen Blick: ein Fund aus vorgeschichtlicher Zeit. Damals opferte man Menschen in heidnischen Ritualen – an Plätzen, wo Land und Wasser aufeinandertreffen.

Dann verschwindet ein weiteres Mädchen. Harry und Ruth ahnen, dass sie dem Täter nahe sind. Wie nahe, ahnen sie allerdings nicht.… (Verlagsinfo)

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