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Miller, Karen – Königsmörder (Kingmaker, Kingbreaker 2)

Band 1: [„Königsmacher“ 5222

Während eines Ausflugs der Königsfamilie verzaubert der bösartige Morg, dessen Geist sich im Körper des Meistermagiers Durm versteckt, die königliche Kutsche, sodass diese mitsamt allen Insassen einen Abhang hinunterfährt. Dabei kommen König Borne, seine Gemahlin und Prinzessin Fane ums Leben – nur Gar und Durm kommen mit schweren Verletzungen davon. Während Gar nicht glauben kann, was passiert ist und um seinen Familie trauert, wird er kurzerhand zum neuen König Lurs erklärt und muss sich mit seiner erst kürzlich erhaltenen, neuen Magie als Wettermacher beweisen – und zwar ohne einen Meistermagier, denn Durm liegt mit schweren Verletzungen im Koma.

Trotz der Kraft, welche die Wettermagie von Gar abverlangt, und der Intrigen Conroyd Jarralts, der sich selbst gerne auf den Thron sähe, gelingt es Gar, all seine Pflichten zu erfüllen – bis Gar seine Magie wieder verliert. Voller Verzweiflung bittet er Asher, für ihn das Wettermachen zu übernehmen, als Asher durch einen Zufall herausfindet, dass auch in ihm Magie ist. Doch damit würde er Barls erstes Gesetz brechen, welches Olken verbietet, sich an Magie zu versuchen, und bei der Missachtung dieses Gesetzes droht ihm die Todesstrafe.

Indes versucht Morg, dem in Durms komatösem Körper die Hände gebunden sind, einen neuen Wirt zu finden, und wird auch bald fündig: Er nistet sich in Conroyd Jarralts Körper ein und versucht, Gar die Krone abzunehmen, damit er mit Hilfe der Wettermagie die magische Mauer um Lur zu Fall bringen kann …

_Eindrücke:_

Nachdem „Königsmacher“ an einigen Stellen recht langatmig war und der Leser erst sehr spät am Ende des ersten Bandes erfuhr, worum es eigentlich genau geht, ging ich fest davon aus, dass es in „Königsmörder“ nun richtig losgeht und auch die Spannung nicht mehr auf sich warten lässt. Der zweite Band schließt nahtlos an seinen Vorgänger an und erzählt somit genau an der Stelle weiter, an welcher der erste Teil endete: dem tödlichen Unfall der Königsfamilie. Gar und Durm können noch gerettet werden, doch der König sowie seine Frau und seine Tochter sind bei dem Unfall ums Leben gekommen. Durch diese Tragödie bricht bei sämtlichen Beteiligten erst einmal das Entsetzen aus, und Gar, der sich kaum von dem Unfall und dem Verlust seiner Familie erholen kann, wird kurzerhand zum König gekrönt. Gar und Asher bekommen immer mehr Stress und Pflichten aufgebürdet, und die Trauer um die Verstorbenen verbreitet eine triste Atmosphäre.

Der zweite Teil fängt somit also durchaus vielversprechend an, sodass man davon ausgeht, dass die Geschichte und damit die Prophezeiung ihren Lauf nehmen. Doch wider Erwarten kommt auch dann noch keine richtige Spannung auf. Auch im zweiten Teil plätschert die Geschichte, obwohl mittlerweile mehrere spannende und wichtige Dinge passieren, im selben, langatmigen Ton weiter, und trotz einiger spannender Stellen schafft es Karen Miller nicht, zumindest gleichbleibendes Interesse wie im ersten Teil ihrer Dilogie zu erzeugen. Im Gegenteil: Während die fehlende Spannung und die langatmige Erzählweise im ersten Teil noch weniger schlimm ausfielen, stört dieser Zustand den Leser nun zunehmend, bis man schließlich irgendwann die Lust am Weiterlesen mehr oder weniger verliert. Zwar langweilt das Buch nicht durch und durch, aber irgendwann gelangt man an den Punkt, an dem die Verlockung, einige Seiten einfach zu überspringen, recht groß ist. Die Handlung plätschert meist so vor sich hin und fesselt den Leser kaum noch.

Während die Tatsache, dass „Königsmörder“ recht langatmig und langweilig umgesetzt wurde, die Qualität des Buches ein ganzes Stück runterzieht, kann es aber erneut mit seinen Charakteren punkten. Im Laufe der Handlung verändern sich die Charaktere mal mehr und mal weniger und entwickeln sich weiter. So beispielsweise Asher: Während er im ersten Teil noch ein wenig lockerer war und nur als Ratgeber des Prinzen fungierte, so wird er in „Königsmörder“ zunehmend ernster, muss wesentlich mehr Pflichten übernehmen und viele traurige und gefährliche Situationen bestehen. Doch neben dieser Weiterentwicklung bleibt er im Grunde doch derselbe mit seiner streitlustigen, offenen und lustigen Art.

Auch bei Gar zeigen sich einige Weiterentwicklungen in seiner Person. Diese sind wohl noch stärker als bei Asher. Er erlangt am Ende des ersten Teils nicht nur endlich seine Magie, sondern auch noch durch traurige Umstände den Thron. Asher wirkt im ersten Moment stark überfordert, und als Gar seine Magie auch noch verliert, ist das Chaos komplett. Gar überredet Asher, ihn für eine unbestimmte Zeit zu decken, bis er seine Magie wiedererlangt hat.

So besonders ist an den Charakteren nicht nur die Tatsache, dass sie sehr authentisch wirken, sondern auch die Art und Weise, wie Karen Miller ihre Charaktere fehlerhaft, aber dennoch sympathisch gestaltet hat. Das beste Beispiel dafür ist wieder einmal Gar. Er gibt nicht nur seiner Schwester Fane, sondern auch Asher jeweils ein Versprechen, welches er nicht halten kann. Er verrät Asher und lässt ihn trotz seines Versprechens im Stich, was ihm schwer zu schaffen macht und er sich selbst nicht verzeihen kann. Dennoch ist Gars Handeln nachvollziehbar und wirkt für den Leser noch immer sympathisch.

Neben den zwei Protagonisten gibt es noch einige Nebencharaktere, die ebenfalls wichtig für die Geschichte sind und von denen jeder seinen Teil zu der Prophezeiung beiträgt. Da wäre zum Beispiel Dathne, Jervales Erbin, die in die Prophezeiung eingeweiht ist und alles dafür tun muss, damit sie sich erfüllt. Dazu gehört auch, Asher zu verheimlichen, wer sie ist und dass er in der Prophezeiung eine große Rolle spielt. Dies fällt ihr zunehmend schwerer, als sie bemerkt, dass sie in Asher verliebt ist und er ihre Liebe erwidert. Diese Liebe führt in der Prophezeiung zu vielen Komplikationen, so auch zu einem Streit mit Matt, der ebenso wie Dathne dem Zirkel angehört, der sich der Prophezeiung verpflichtet hat.

Karen Miller erzählt ihre Geschichte in der allwissenden Perspektive. So betrachten wir das Geschehen nicht nur aus der Sicht der Protagonisten, sondern auch aus jener des Bösewichtes Morg und sogar einzelner Nebencharaktere. Dennoch ist der Schreibstil, wie schon im ersten Teil der Dilogie, sehr ausschmückend und ausführlich. Karen Miller erklärt alles haargenau und streckt ihre Geschichte mit einigen Stellen, welche für die Handlung eher unwichtig und für den Leser uninteressant sind. Während dieser ausführliche Schreibstil in „Königsmacher“ noch zu verkraften war, stört er in „Königsmörder“ irgendwann zu arg, sodass man bald schon beginnt, einige Seiten einfach zu überblättern oder im schlimmsten Fall einfach keine Lust mehr hat weiterzulesen.

Glücklicherweise wird die Geschichte zum Ende hin wirklich einmal spannender. Es kommt zu einem Showdown, bei dem entschieden wird, ob das Böse gewinnt und Lur sowie seine Bewohner vernichten kann oder ob es Asher gelingt, das Unheil abzuwenden und Morg zu töten. Dabei kommt es unter anderem zu einer Wendung in der Geschichte, die der Leser wohl so nicht erwartet hätte. Doch … lest selbst.

_Fazit:_

„Königsmörder“ ist nicht so gut gelungen wie sein Vorgänger, was vor allem daran liegt, dass die teilweise unwichtigen und uninteressanten Stellen und der langatmige Schreibstil sehr viel von der Spannung nehmen und man dadurch schnell die Lust am Lesen verliert. Deshalb ist „Königsmörder“ aber noch lange nicht schlecht, denn durch die authentischen Charaktere und das spektakuläre Ende macht das Buch die langatmigen Stellen teilweise wieder wett.

_Die Autorin:_

Die Autorin Karen Miller wurde in Vancouver, Kanada, geboren. Im Alter von zwei Jahren zog sie mit ihrer Familie aber bereits nach Australien. Sie arbeitete schon in den verschiedensten Berufen, beispielsweise als Pferdezüchterin in England. Heute lebt Karen Miller in Sydney und widmet sich ganz dem Schreiben.

|Originaltitel: Kingmaker, Kingbreaker 02. Innocence Lost
Originalverlag: HarperCollins Aus, 2006
Aus dem Englischen von Michaela Link
Paperback, 672 Seiten
3 Schwarzweiß-Abbildungen
ISBN-13: 978-3-7645-3004-4|
http://www.penhaligon.de
http://www.karenmiller.net

Miller, Karen – Königsmacher (Kingmaker, Kingbreaker 1)

Band 1: Königsmacher
Band 2: Königsmörder

Asher ist ein einfacher Fischer und lebt zusammen mit seinem Vater und seinen tyrannischen älteren Brüdern in Restharven, einem kleinen Dorf an der Küste des Königreich Lur. Um von seinen verhassten Brüdern wegzukommen und sich und seinem Vater ein schöneres Leben zu ermöglichen, macht sich Asher eines Tages heimlich auf nach Dorana, der Hauptstadt Lurs, um sich dort eine Arbeit zu suchen. Doch der Plan, schnell eine Arbeit zu finden und Geld zu verdienen, scheint erst nicht aufzugehen – bis er durch Zufall das Pferd des doranischen Prinzen Gar rettet, welcher ihn aus Dankbarkeit bei sich am Königshof als Stallburschen einstellt.

Asher kann sein Glück kaum fassen, doch es soll noch besser kommen: Gar, der in Asher alsbald einen engen, ehrlichen Freund sieht, benötigt dringend einen Vizetribun, welcher ihn bei seinen Entscheidungen berät und ihm Teile seiner Arbeit abnimmt – und Asher scheint für diese Arbeit wie geschaffen. Von nun an muss sich Asher nicht nur mit politischen Problemen auseinandersetzen, sondern sich auch mit familiären Streitigkeiten in der Königsfamilie herumschlagen und bei seinen Neidern und Rivalen behaupten – was sich als gar nicht so einfach herausstellen soll. Doch schon bald sollen sich nicht nur für Asher, sondern auch für ganz Lur weitaus größere Probleme anbahnen. Denn ein uraltes, dämonisches Unheil hat es auf das Königreich Lur abgesehen …

_Eindrücke:_

Beim ersten Band der Duologie „Kingmaker, Kingbreaker“ handelt es sich um den Auftakt eines High-Fantasy-Epos, welches allerdings nur langsam in die Gänge kommt. Man merkt bei der Lektüre schon bald, dass die Autorin Karen Miller beim ersten der zwei Bände kaum darauf Wert gelegt hat, ihre Leser von der ersten bis zur letzten Seite mit Abenteuern, Spannung und Action zu bombardieren – vielmehr konzentriert sie sich auf den Feinschliff und eine gute Einführung in ihre Geschichte.

Gemächlich entführt Karen Miller ihre Leser in das phantastische Königreich Lur, welches durch eine magische Mauer vor den Dämonen aus der dahinter liegenden Welt abgeschirmt und geschützt wird. Diese Mauer wurde von der Zauberin Barl geschaffen, welche die Bewohner Lurs heute als Gottheit anbeten und nach deren Regeln alle zu leben haben – Doranen sowie Olken. Bei beiden Völkern handelt es sich um menschliche Wesen, doch die Doranen lassen sich wegen ihrer magischen Kräfte und ihrer stolzen Schönheit eher mit Elfen vergleichen, wohingegen die Olken normale, braunhaarige Menschen sind – wie Asher.

Weil die magische Mauer, die Lur umschließt, das Königreich von der restlichen Welt komplett abschirmt, muss der König von Lur, auch der „Wettermacher“ genannt, das Königreich mithilfe seiner Zauberei schützen, die Mauer aufrecht erhalten und das Wetter kontrollieren, wie der Name auch schon sagt. Da Prinz Gar allerdings ohne Magie geboren wurde, was ihn in seinen Augen und denen vieler anderer zu einem Krüppel macht, muss seine Schwester, Prinzessin Fane, zur Wettermacherin ausgebildet werden. Die Tatsache, dass ihn viele für keinen vollständigen Doranen halten und er nicht in der Lage ist, das Erbe seines Vaters anzutreten, macht ihm schwer zu schaffen, und dass seine Schwester Fane ihn grundlos zu verachten scheint, verschlimmert die Lage nur noch. Erst als Asher an den Königshof kommt, der unter den vielen unterwürfigen, intriganten Höflingen mit seiner Direktheit und seiner auffrischenden Art heraussticht, geht es Gar schon bald wesentlich besser. Unerwartet schließen die beiden eine enge Freundschaft, sehr zum Leidwesen vieler Höflinge und Bedienstete.

Neben einer perfekten Einführung in die Geschichte darf der Leser miterleben, wie Freundschaften sowie Feindschaften geschlossen werden, wie Intrigen von den einzelnen Personen gesponnen werden, wie Liebe abgewiesen wird und wie Träume platzen und unterschwelliger Hass zum Ausbruch kommt. Das Buch ist an vielen Stellen emotional, an manchen humorvoll, und obwohl die eigentliche Geschichte erst auf den letzten hundert Seiten des Buches beginnt, kann der Leser auch jetzt schon problemlos mit den Charakteren mitfiebern und es kommt trotz der gemächlichen Erzählstruktur keine Langeweile auf.

Die Welt, die Karen Miller für ihre Geschichte erschaffen hat, erinnert stark an eine mittelalterliche Alternativwelt, wie sie für High Fantasy typisch ist. Nichts wirklich Besonderes bei einem Fantasyroman wie diesem, erfüllt aber seinen Zweck und passt gut zur Geschichte. Mit Hilfe der Karte, welche sich vorne im Buch befindet, kann man sich auch gut in der Welt zurechtfinden, aber auch ohne Karte wäre eine Orientierung in Millers Welt kein Problem, zu standardisiert sind die Landschaft und Umgebungen.

Die Charaktere, die Karen Miller in ihren Roman einbringt, sind durch die Reihe gut gelungen und dem Leser überwiegend sympathisch. Asher, der Protagonist, ist dabei ein ganz besonderer Fall. Er will mit seiner ulkigen, zu ehrlichen und alles andere als unterwürfigen Art so gar nicht an den königlichen Hof passen, wo stets alle darauf bedacht sind, höflich, adrett und devot zu sein. Dadurch macht sich Asher viele Feinde, andererseits aber auch einige Freunde. Nebenbei sorgt Ashers Art auch häufig für amüsante Situationen, ob nun in einem Gespräch mit Gar oder auch in einem Streit mit einem seiner Feinde.

Gar hingegen wirkt, bevor er und Asher sich näher kennen lernen, eher zurückhaltend und noch ein wenig hochnäsiger. Erst, als er und Asher richtig Freundschaft schließen, legt sich seine leicht herablassende Art in Ashers Gegenwart und er wird ein wenig offener und gelassener. Zusammen bilden die beiden ein perfektes Team, und mit Trauer schaut Gar in die Zukunft, wenn Asher den Königshof wieder verlassen wird.

Neben den beiden Protagonisten gibt es noch einige weitere Charaktere, die in der Geschichte eine größere Rolle spielen. Da wäre zum Beispiel Dathne, eine junge Frau, die in die Prophezeiung eingeweiht ist und ihr dienen muss. Sie muss das Geheimnis um die Prophezeiung wahren und versuchen, sie in die richtige Richtung zu lenken – was sich oftmals als sehr schwer erweist.

Der Schreibstil in „Königsmacher“ ist sehr ausführlich und ausschmückend. Karen Miller beschreibt Landschaft sowie Personen oder bestimmte Situationen sehr genau, was gut zu der Geschichte passt. Karen Miller erzählt ihre Geschichte aus der allwissenden Perspektive, sodass sie sich als Erzähler nicht auf die Gedanken und Gefühle des Protagonisten allein konzentriert, sondern den Leser auch einen Blick in das Innenleben sämtlicher Charaktere werfen lässt. So hat man als Leser einen guten Überblick über die Geschichte und ihre Charaktere, was ganz klar von Vorteil ist.

Was an „Königsmacher“ allerdings etwas stört, ist teilweise die Übersetzung. An manchen Stellen kommen Wörter im Text vor, die sich stilistisch nicht so recht in die Atmosphäre einfügen wollen. So fällt einmal beispielsweise der Begriff „Abschiedsparty“, was in einem mittelalterlich angehauchten Roman ganz und gar nicht hineingehört. Zwar kommen solche Missgriffe in der Übersetzung selten vor, aber dennoch sind sie ein wenig Fehl am Platz und hätten vermieden werden können.

Wer sich dazu entscheidet, „Königsmacher“ zu lesen, sollte sich bestenfalls gleich noch den zweiten Teil dazu anschaffen. Denn „Kingmaker, Kingbreaker“ ist keine Dilogie, welche man so einfach nach dem ersten Band abbrechen kann, falls sie einem nicht besonders gefällt. „Königsmacher“ endet nämlich genau an einer Stelle, die für den ersten Teil absolut keinen Abschluss bildet. Gerade an der spannendsten Stelle des Buches endet der erste Band, und dann ist es ärgerlich, wenn man den zweiten Teil nicht sofort parat hat.

_Fazit:_

Letztendlich hat mir der Auftakt von „Kingmaker, Kingbreaker“ sehr gut gefallen, auch wenn die eigentliche Geschichte erst am Ende des ersten Bandes richtig beginnt. Die Autorin konzentriert sich sehr auf ihre Weltschöpfung und die einzelnen Charaktere. Action- und Abenteuerliebhaber sind bei „Königsmacher“ eher Fehl am Platz, auch wenn dieses Buch durchaus spannend ist und sehr gut zu unterhalten weiß.

_Die Autorin:_

Die Autorin Karen Miller wurde in Vancouver, Kanada, geboren. Im Alter von zwei Jahren zog sie mit ihrer Familie aber bereits nach Australien. Sie arbeitete schon in den verschiedensten Berufen, beispielsweise als Pferdezüchterin in England. Heute lebt Karen Miller in Sydney und widmet sich ganz dem Schreiben.

|Originaltitel: The Innocent Mage
Originalverlag: HarperCollins Aus, 2005
Deutsch von Michaela Link
608 Seiten Paperback, kartoniert
3 Schwarzweiß-Abbildungen
ISBN-13: 978-3-7645-3003-7|
http://www.penhaligon.de
http://www.karenmiller.net

Lukianenko, Sergej – Weltenträumer

Kirill hat sich von seiner Funktion als Zöllner gelöst und ist nun, nachdem er das Hebammenfunktional Natalja ermordet und mehr über die verschiedenen Welten und die Funktionale erfahren hat, als er eigentlich dürfte, vor den arkanischen Soldaten auf der Flucht. Mit dem Zug schlägt er sich von Moskau nach Charkow durch, in der Hoffnung, das Zöllnerfunktional Wassilissa stünde ihm bei und hülfe ihm, den Arkanern zu entkommen. Mit ihrer Hilfe und einer weiteren Zollstelle schafft er es letztendlich, sich nach Veros durchzuschlagen, wo er dann von dem Kurator Kotja, seinem ehemaligen besten Freund, vor einer Horde Polizistenfunktionalen gerettet wird.

So haben die beiden endlich Zeit sich auszusprechen, und Kirill erfährt nicht nur, warum Kotja ihn zum Funktional gemacht und warum er ihn bei ihrem letzten Treffen beinahe getötet hätte, sondern auch, dass Kotja langsam aber sicher seine Macht als Kurator verliert. Gleichzeitig wird Kirill immer stärker, obwohl er kein Funktional mehr ist. Kotja befürchtet, dass Kirill seine Stelle als Kurator einnehmen soll, und so schmieden beide einen Plan, um die Erde der Macht der Arkaner zu entziehen, was sich leichter anhört, als es letztendlich umsetzbar ist.

Kotja schickt Kirill in eine Welt namens Feste, die zwar von religiösen Institutionen regiert wird, es aber geschafft hat, sich der Macht Arkans und der Funktionale zu entziehen. Dort soll Kirill um Hilfe bitten. Doch diese wird ihm verweigert, und als die Arkaner gewaltsam nach Feste vordringen, muss Kirill erneut fliehen und erschafft ein Tor, durch das er in eine für ihn völlig neue Welt gelangt. Dort hofft er, das Herz der Funktionale zu finden, welches es ihm nicht nur ermöglicht, die Macht der Arkaner zu brechen, sondern ihm auch die Antworten auf seine Fragen bringen soll: Wenn Arkan Erde-1 ist, bei welcher Welt handelt es sich dann um Erde-0? Und wieso werden seine Fähigkeiten als Funktional zeitweise stärker, wo er doch kein Funktional mehr ist?

Kirill sieht sich selbst schon kurz vor dem Ziel, doch letztendlich kommt alles ganz anders …

_Eindrücke:_

Die „Welten“-Reihe von Sergej Lukianenko ist eine Mischung aus Fantasy und Science-Fiction. Im ersten Teil der Reihe, „Weltengänger“, wird der Hauptcharakter Kirill Maximow aus seinem Leben herausgerissen und gerät bei Bekannten, Freunden und sogar der Familie in völlige Vergessenheit, bis sich niemand mehr an seine Existenz erinnert. Sogar sein Ausweis zerbröckelt und es existieren keine Daten mehr über ihn – als hätte er niemals existiert. Dies ist nötig, damit er zu einem Funktional werden kann, da bis auf ein paar Ausnahmen unter den Menschen niemand etwas von der Existenz der Funktionale erfahren darf. Von da ab beginnt sein Leben als Zöllner-Funktional, was bedeutet, dass er in einem Turm lebt, der den Übergang in insgesamt vier Parallelwelten darstellt.

Diese Welten unterscheiden sich mehr oder weniger stark voneinander. In der einen gibt es kein Öl, die andere ist in der Antike stehengeblieben und wieder in der nächsten besteht die Luft aus bewusstseinsverändernden Dämpfen, die bei den Bewohnern zu einem andauernden Vollrausch führen. Wieder andere Welten sind gar nicht von Menschen bevölkert oder nur von Tieren bewohnt. Bald schon beginnt Kirill, sich zu fragen, was es mit der Welt der Funktionale auf sich hat und kommt durch seine Recherchen und sein aufmüpfiges Verhalten hinter einige der Geheimnisse der Welt der Funktionale, was ihm nicht nur die furchtbare Wahrheit über die Funktionale zeigt, sondern auch in große Gefahr bringt. Denn von nun an wird er von den Soldaten aus Arkan, Erde-1, gejagt. Doch statt sich zu stellen, versucht Kirill umso mehr, hinter die Geheimnisse der Welten zu kommen und will gegen die Macht der Funktionale ankämpfen.

Damit schickt der Autor Sergej Lukianenko seine Hauptfigur Kirill im zweiten Teil der „Welten“-Reihe nicht nur erneut in völlig neue Welten – wie zum Beispiel Feste, in der die Religion die Macht hat und kleine Terrier als tödliche Kampfhunde gelten -, sondern auch wieder durch alle möglichen Abenteuer. Dennoch unterscheidet sich „Weltenträumer“ von seinem Vorgänger. Während Kirill im ersten Teil noch das Leben als Zöllnerfunktional erfahren durfte und sich das Geschehen im Buch die meiste Zeit in seinem Zöllnerturm oder den Nachbarwelten abspielte, wird er nun als ehemaliges Funktional gejagt und kommt mehr in den Welten herum als im ersten Teil.
Obwohl das Ende von „Weltengänger“ für den ein oder anderen etwas kompliziert verlaufen sein könnte, kommt man dennoch gut wieder in die Geschichte rein und kann gleich wieder mit Kirill mitfiebern.

Schon in „Weltengänger“ lässt Sergej Lukianenko an jedem Anfang eines neuen Kapitels nachdenkliche Ansätze einfließen, die mal gesellschaftskritisch, mal philosophisch oder psychologisch angehaucht sind und Sergej Lukianenko nicht nur als guten Menschenkenner und Beobachter auszeichnen, sondern auch die Geschichte perfekt ergänzen. Genauso ist es auch wieder in „Weltenträumer“. Er greift Geschehnisse aus dem Kapitel davor oder welche, die noch kommen werden, auf und schafft damit eine passende Einleitung in das Kapitel, was „Weltenträumer“ zu etwas mehr macht als pure Unterhaltungslektüre. Zudem verfügt Lukianenko offenbar auch ein recht großes Allgemeinwissen, das er ebenfalls immer wieder in seiner Geschichte durchschimmern lässt. Der Autor findet wirklich zu jeder Szene, die er beschreibt, ein passendes Thema, über das sich philosophieren lässt, und diese Vorgehensweise macht das Buch neben der tollen Story und den Charakteren zu etwas Besonderem.

Die Charaktere sowie die Parallelwelten und die Geschichte in „Weltenträumer“ sind nicht nur einzigartig, sondern wirken in der Erzählweise des Autors sehr realistisch. Bei den Charakteren hat man das Gefühl, dass es sich um wirklich existierende Personen handeln muss, über die Sergej Lukianenko schreibt. Schon in „Weltengänger“ haben mich die Charaktere beeindruckt, und in „Weltenträumer“ geht diese Entwicklung auch ebenso weiter. Jetzt bemerkt man als Leser auch zunehmend eine Weiterentwicklung bei den Charakteren, die zwar nicht ganz offensichtlich ist, aber dennoch bemerkbar. Man nimmt wahr, wie Kirill nicht nur durch seine Kräfte als Funktional stärker wird, sondern auch selbstbewusster. Gleichzeitig entwickelt er einen ganz eigenen Humor, welcher der Geschichte an einigen Stellen einen amüsanten Touch verleiht und sie noch interessanter und unterhaltsamer macht. Bei Kotja ist keine wirkliche Weiterentwicklung zu erkennen, allerdings werden seine Charaktereigenschaften noch verstärkt und vertieft. Das gelingt dem Autor so stimmig, dass man es kaum hätte besser machen können. Lukianenko zeigt ein Talent für die Charaktergestaltung in seinen Romanen auf, das seinesgleichen sucht.

Ein deutlicher Pluspunkt in „Weltenträumer“ ist die konstante Spannung, die den Leser an das Buch fesselt. Dabei ist es völlig egal, ob sich Kirill gerade in einem förmlichen Gespräch befindet, sich durch eine menschenleere Eiswüste schlagen oder wieder einmal vor den Arkanern fliehen muss – die Geschichte ist und bleibt die ganze Zeit spannend und lässt den Leser kaum noch los. Hat man einmal angefangen zu lesen, wird man komplett in die Welt hineingezogen und erlebt die Abenteuer von Kirill mit, als wäre man selbst dabei.

Der Schreibstil in „Weltenträumer“ ist fließend und in Ich-Form gehalten. Da Gedankengänge von Kirill besonders wichtig für Spannung und die Unterhaltung der Geschichte sind, ist diese Variante hier eindeutig passend gewählt. So kann der Leser noch intnesiver in die Geschichte abtauchen. Der Schreibstil ist recht wortgewandt und wechselt zwischen humorvollem, kritischem und spannendem Erzählstil.

Schon das Ende von „Weltengänger“ war großartig und absolut unvorhersehbar. Daher war die Messlatte, die ich für das Ende des zweiten Teils gesetzt hatte, natürlich recht hoch. Ich war zwar nicht durchgehend vom Finale enttäuscht, fand es aber doch etwas schade, dass es dann nicht ganz so stark ausgefallen ist wie erhofft. Das Ende ist ein recht einfaches und lässt viele Fragen offen im Raum stehen. Zwar könnte man das Ende von „Weltenträumer“ als ein abschließendes ansehen, doch aufgrund der vielen unbeantworteten Fragen (Was ist mit Erde-0? Und der Macht der Arkaner? Etc.) bleibt zu hoffen, dass es noch einen weiteren Teil geben wird, in dem diese Fragen beantwortet werden und die Geschichte von Kirill weitergeht.

_Fazit:_

Mit „Weltenträumer“ legt Sergej Lukianenko eine würdige Fortsetzung von „Weltengänger“ vor, die dem Vorgänger in beinahe nichts nachsteht. Die Charaktere und die Welten sind fantastisch und wirken realistisch, die Geschichte bleibt durchgehend spannend und durch das Allgemeinwissen und die vielen nachdenklichen Ansätze, die der Autor in seinen Roman eingebaut hat, wird das Buch zu etwas besonderem. Nur das Ende, von dem ich mir nach „Weltengänger“ etwas mehr erhofft hatte, ist bei „Weltenträumer“ nicht ganz so spektakulär ausgefallen wie bei seinem Vorgänger.

_Der Autor:_

Sergej Lukianenko wurde am 11. April 1968 in Qaratau, Kasachstan geboren und ist einer der erfolgreichsten Science-Fiction- und Fantasy-Autoren weltweit. Doch bevor der Schriftstellerruhm ihn ereilte, studierte er Medizin und arbeitete lange Zeit als Psychiater. Seine ersten Kurzgeschichten veröffentlichte er in den achtziger Jahren in dem Magazin „Sputnik Junior – Junior Quest“. Sein erstes Buch war „Wächter der Nacht“, der Auftakt der Wächter-Tetralogie, die als Grundlage für aufwändig produzierte Kinofilme dienen. Heute arbeitet er als freier Schriftsteller und lebt mit seiner Frau Sonja in Moskau.

|Die Welten-Reihe:|

Band 1: Weltengänger
Band 2: Weltenträumer

|Originaltitel: Chistovik (The Final Draft)
Übersetzt von Christiane Pöhlmann
Paperback, 496 Seiten
ISBN-13: 978-3-453-52460-6|
http://www.heyne.de

_Sergej Lukianenko auf |Buchwurm.info|:_

[„Wächter der Nacht“ 1766 (Buchrezension von Dr. Maike Keuntje)
[„Wächter der Nacht“ 1828 (Buchrezension von Dr. Michael Drewniok)
[„Wächter der Nacht“ 3028 (Hörbuchrezension von Meike Schulte-Meyer)
[„Wächter des Tages“ 2390 (Buchrezension von Dr. Maike Keuntje)
[„Wächter des Zwielichts“ 2910 (Buchrezension von Dr. Maike Keuntje)
[„Wächter der Ewigkeit“ 3594 (Buchrezension von Dr. Maike Keuntje)
[„Das Schlangenschwert“ 3413 (Buchrezension von Birgit Lutz)

Walter Moers – Der Schrecksenmeister

Gottfried Keller auf Zamonisch

Echo ist eine Katze. Nein – um genau zu sein, ist er eine Kratze. Eine Kratze unterscheidet sich von einer Katze nur insofern, als sie zwei Lebern besitzt, sehr viel Wissen in sich aufnehmen und sich mit jeder Daseinsform in Zamonien unterhalten kann.

Echo lebte lange Zeit glücklich mit seinem Frauchen in einem Haus in Sledwaya, einer Stadt, in der alle Bewohner dauerkrank sind. Bis sein Frauchen eines Tages starb und Echo von den neuen Bewohnern auf die Straße geworfen wurde.

Walter Moers – Der Schrecksenmeister weiterlesen

Cassandra Clare – City of Bones (Chroniken der Unterwelt 1)

Als die fünfzehnjährige Clary einen Abend mit ihrem besten Freund in einer Disco verbringt, wird sie Zeugin davon, wie drei Jugendliche einen Mord begehen. Was Clary aber neben dieser Tatsache weitaus mehr beunruhigt: Es scheint, als könnte außer ihr die drei Jugendlichen niemand sehen! Nach der Tat verschwinden die Jugendlichen spurlos. Erst später soll Clary erfahren, dass es sich bei ihnen um Dämonenjäger handelt, die dazu ausgebildet sind, Dämonen zu finden und zu töten.

Cassandra Clare – City of Bones (Chroniken der Unterwelt 1) weiterlesen

Singh, Nalini – Leopardenblut (Gestaltenwandler 1)

Im Jahre 2079: Sascha Duncan ist eine Mediale und gehört damit einer menschenähnlichen Rasse an, die durch ein Programm namens |Silentium| dazu erzogen wurde, keine Emotionen zu besitzen. Deshalb ist Sascha davon überzeugt, dass mit ihr etwas nicht stimmt: Es gelingt ihr immer weniger, die in ihr aufgestauten Emotionen zurückzuhalten. Da die Entdeckung ihres Defekts für sie schlimme Folgen haben könnte, versucht sie jedoch, ihren Makel geheimzuhalten.

Als sie zum ersten Mal selbstständig Geschäfte aushandeln darf, gerät sie ausgerechnet an Gestaltenwandler: an das Rudel der DarkRiver-Leoparden. Die Gestaltenwandler sind das genaue Gegenteil der Medialen: wild und voller Emotionen.

In den Verhandlungen geht es offiziell darum, neue Wohngebiete für Gestaltenwandler einzurichten – doch im Grunde hat Lucas Hunter, das Alphatier der DarkRiver-Leoparden, etwas ganz anderes im Sinn: Seit Monaten verschwinden immer mehr Gestaltenwandlerfrauen und werden nach sieben Tagen gefoltert und tot wieder aufgefunden. Durch die Zusammenarbeit mit Sascha erhofft er sich, mehr über die Geheimnisse der Medialen zu erfahren und herauszufinden, wer der Mörder ist, der von ihnen gedeckt wird.

Schon früh bemerkt Lucas bei der Zusammenarbeit mit Sascha, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Während er versucht, Saschas für Mediale untypischem Verhalten auf die Schliche zu kommen, entwickelt er immer mehr Gefühle für sie. Und auch Sascha kann die Zuneigung, welche sie für Lucas empfindet, bald nicht mehr zurückhalten. Mit Lucas‘ Hilfe lernt sie die schönen Seiten der Liebe kennen und möchte bald nicht mehr zu den Medialen zurückkehren.

Als eine weitere Gestaltenwandlerfrau aus einem anderen Rudel verschwindet, spitzt sich die Lage immer mehr zu. Die Gestaltenwandler und die Medialen stehen kurz vor einem Krieg, und für Sascha, die bei Lucas bleiben möchte, gibt es kein Entkommen aus der Welt der Medialen: Entscheidet sie sich für Lucas, muss sie sich von dem für Mediale lebenswichtigen Medialnet trennen und damit ihr Leben lassen …

_Eindrücke:_

Was mich an „Leopardenblut“ sofort ansprach, war nicht nur die Tatsache, dass es sich um einen Fantasy-Romance-Roman handelt, sondern vor allem die Idee der Story. Die Geschichte spielt in der Zukunft und hat daher nicht nur einige Fantasy-, sondern auch diverse Science-Fiction-Elemente parat. Auf der Erde gibt es – neben gewöhnlichen Tieren – die Menschen, die Gestaltenwandler und die Medialen. Die Gestaltenwandler sind halb Tier, halb Mensch und können sich in jenes Tier verwandeln, welches in ihrer Persönlichkeit steckt (so können sich die DarkRiver-Leoparden natürlich in Leoparden verwandeln).

Die Medialen sind da schon ein bisschen komplizierter zu beschreiben. Sie ähneln den Menschen, sind aber seit ihrer Geburt durch das Programm „Silentium“ darauf ausgerichtet, keine Emotionen zu besitzen und lediglich zu funktionieren. Mediale verfügen über telepathische und telekinetische Kräfte und sind durch das so genannte Medialnet auf eine Weise verbunden, die man mit dem Internet vergleichen kann. Über das Medialnet können sich die Medialen unterhalten und sich gegenseitig überwachen. Deshalb ist es wichtig, irgendwelche „Defekte“, die man hat, zu verstecken, denn ansonsten muss man sich einer Rehabilitationsmaßnahme unterziehen, welche für Mediale den Anfang vom Ende bedeutet. Das Medialnet ist nicht nur von überall aus erreichbar, wo sich die Medialen gerade befinden, sondern von dort beziehen sie auch ihre ganze Lebenskraft. Wendet sich ein Medialer von dem Medialnet ab, stirbt er schon nach kurzer Zeit. Die Welt der Medialen wird von der Autorin Stück für Stück gut erklärt, sodass man keine Probleme damit haben dürfte, die Bedeutung der Medialen zu verstehen.

Die Mischung aus Sci-Fi, Fantasy und Liebesgeschichte hat mich von Anfang an angesprochen. Sie bietet, anders als bei den üblichen Fantasy-Romance-Romanen, wirklich mal etwas Neues und macht neugierig. Der Ansatz der Geschichte ist recht gut und man hätte einiges aus dieser Idee herausholen können. Dennoch wurde der Ansatz leider nicht wirklich gut umgesetzt.

Das geht los mit den Charakteren. Im Großen und Ganzen fällt keiner der Charaktere grundsätzlich negativ auf, aber trotzdem sind die meisten von ihnen eher oberflächlich gehalten und sehr blass. Keine Figur kann wirklich überzeugen und schafft es, tiefgründig und real zu wirken, was der Grund dafür ist, dass es dem Leser schwerfallen dürfte, sich in die Charaktere hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. Sascha wirkt mit ihrer Zerbrechlichkeit beinahe ein bisschen zu schwächlich und naiv, Lucas dagegen zu stark und besitzergreifend. Zwar sind das unter anderem Eigenschaften, die man zuhauf in Romanen aus dem Bereich der Fantasy Romance finden kann, doch man nimmt sie den Charakteren in diesem Fall einfach nicht richtig ab. Von wahren Emotionen fehlt jede Spur, und es fällt zunehmend schwer, wirklichen Gefallen an der Lektüre zu finden, da es mit den Emotionen, je weiter die Geschichte voranschreitet, so übertrieben wird, dass sie irgendwann nur noch auf die Nerven gehen statt den Leser wirklich zu berühren.

Nicht nur die Charaktere, sondern auch die Geschichte selbst rutscht dabei immer mehr in Richtung Kitsch ab. Die Liebe zwischen Lucas und Sascha stellt sich so schnell ein und wird als dermaßen intensiv beschrieben, dass sie völlig unglaubwürdig und kitschig wirkt. Es wird ständig beschrieben, wie innig ihre Liebe ist und wie sehr die beiden sich gegenseitig lieben. Zum Ende hin dreht sich die ganze Geschichte nur noch darum und die restliche Handlung tritt in den Hintergrund, sodass es scheint, als wäre die eigentliche Geschichte nun unwichtig. Das ganze letzte Viertel des Buches dreht sich beinahe ausschließlich um die Liebe zwischen den beiden, und auf jeder Seite wird aufs Neue erklärt, wie sehr sich die beiden zugetan sind.

Was ich in „Leopardenblut“ auch vermisst habe, ist die Spannung. Am Anfang macht man sich als Leser noch Hoffnungen, dass die Geschichte noch richtig interessant wird, doch diese Hoffnung wird mit jeder weiteren Seite zunichte gemacht, und sobald man die Lektüre beendet hat, bleibt man verdutzt zurück und fragt sich enttäuscht: War das alles? Zwar erwartet den Leser bei „Leopardenblut“ keine gähnende Langeweile, doch die wirklichen Highlights und Spannungsmomente bleiben einfach aus. Die Geschichte plätschert stetig im selben Tempo und ohne wirkliche Höhen und Tiefen vor sich hin, und auch wenn das Buch nie wirklich langweilt, fesselt es auch nicht.

Das Schlimmste ist allerdings immer noch die Vorhersehbarkeit der Handlung. Die Auflösung und das Ende sind so simpel gestrickt, dass man einfach nur enttäuscht sein kann. Das Ende fällt genau so aus, wie man es sich bereits von Anfang an denken kann. Das Buch hält geradezu null Überraschungen und Wendungen bereit, die der Leser nicht schon mit ein bisschen Fantasie selbst erahnen konnte. Am stärksten zeigt sich das am Ende, bei dem man sich über die Durchsichtigkeit und Fantasielosigkeit einfach nur noch wundern kann.

Der Schreibstil ist nicht völlig missraten, weist aber auch einige Mankos auf. Teilweise werden Erklärungen und Beschreibungen für die Welt der Medialen und der Gestaltenwandler eingeschoben, wo sie gar nicht wirklich zu der momentanen Situation passen oder mehr wie eine in den Text eingefügte Fußnote wirken. Ab und zu kommen auch Wiederholungen in der Formulierung vor oder der Erzählstil wirkt an einigen Stellen unsicher und umgangssprachlich.

_Fazit:_

Ich hätte mir von „Leopardenblut“ eindeutig mehr erwartet. Die Geschichte ist vorhersehbar und kitschig und die Charaktere sind blass. Die Grundidee des Buches hat mir gefallen, aber letztendlich war „Leopardenblut“ eher eine Enttäuschung.

_Die Autorin:_

Nalini Singh wurde auf den Fidschi-Inseln geboren und ist später in Neuseeland aufgewachsen. Vorerst war sie als Rechtsanwältin und Englischlehrerin tätig, begann aber im Jahre 2003 mit ihrer Karriere als Autorin von Liebesromanen. Der erste Teil der „Gestaltenwandler“-Serie ist ihr erster Roman im Bereich Fantasy Romance.

Die |Gestaltenwandler|-Reihe:

Band 1: Leopardenblut
Band 2: Jäger in der Nacht (August 2008)

|Originaltitel: The Psy-Changeling series vol. 1: Slave to Sensation
Originalverlag: Berkley Publishing Group
384 Seiten Klappbroschur
ISBN-13: 978-3-8025-8152-6
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Handeland, Lori – Wolfskuss (Geschöpfe der Nacht 1)

Die junge Polizistin Jessie McQuade sorgt in der verschlafenen Kleinstadt Miniwa für Recht und Ordnung. Als sie eines Nachts an einen Unfallort gerufen wird, bei dem eine junge Frau namens Karen Larson einen Wolf angefahren hat, ahnt Jessie noch nicht, was ihr bevorsteht: Als Karen Larson am nächsten Tag wieder zur Arbeit geht, erleidet sie einen Tollwut-Anfall und muss erschossen werden. Doch wie kommt es, dass die Frau schon so früh der Tollwut verfallen ist, obwohl diese normalerweise erst nach Monaten auftritt? Und was hat das indianische Wolfstotem am Unfallort zu bedeuten?

Um all den Rätseln auf den Grund zu gehen, beschließt Jessie, einem indianischen Professor namens William Cadotte einen Besuch abzustatten, der sich das Totem genauer ansehen soll. Während die beiden versuchen, die Bedeutung des Totems zu ergründen und sich dabei näherkommen, kommt es in Miniwa zu weiteren Vorfällen: Nicht nur, dass weitere Opfer dieser speziellen Art von Tollwut verfallen und die Leichen sich auf merkwürdige Art und Weise verformen, irgendjemand scheint es auf das Totem abgesehen zu haben. Zusammen mit dem Jäger-Sucher Mandenauer, einem alten Mann, der sich auf die Jagd von Wölfen spezialisiert hat, kommt Jessie hinter ein lange gehütetes, furchtbares Geheimnis – und bald weiß sie nicht mehr, wem sie noch trauen kann …

Bücher aus dem Bereich „Fantasy Romance“ sind in letzter Zeit immer angesagter. Dabei wird oftmals nicht nur Fantasy mit Liebesgeschichten vermischt, sondern es gibt auch noch eine gute Grundlage für weitere, bisher noch wenig verbreitete Genremischungen. Auch „Wolfskuss“ gehört in diese Sparte. So findet man hier auch einige Aspekte, die stark an das Krimigenre erinnern, zugleich sind auch einige indianische Mythen darin zu finden. „Wolfskuss“ bietet also eine große Anzahl verschiedener Genre-Richtungen, was schon im Voraus vermuten lässt, dass es sich hierbei um keine altbekannte Geschichte handelt.

Das muss man der Geschichte auf jeden Fall lassen: Sie ist ohne Zweifel etwas Neues und kann auch mit vielen ungewohnten und guten Ideen überzeugen. Auch die Auflösung und die Erklärung für das Wolfs-Problem wird innovativ und interessant präsentiert. Dennoch benötigt die Geschichte eine Weile, bis sie wirklich spannend wird. Zwar ist sie auch am Anfang nicht gerade langweilig, doch dem Buch fehlt noch das gewisse Etwas, das den Leser dazu bringt, es beinahe gar nicht mehr aus der Hand legen zu können. Später wird das spürbar besser, auch wenn es dem Buch nicht gelungen ist, mich ganz und gar zu überzeugen.

Was mich allerdings gestört hat, war der Großteil der Charaktere. Vor allem die Nebencharaktere in „Wolfskuss“ sind überladen mit Klischees, was nicht wirklich dazu beiträgt, dass die Charaktere real oder sympathisch wirken. So ist der Sheriff von Miniwa beispielsweise ein Wildwest-Gesetzeshüter, wie er mit Kugelbauch, Kautabak und einer rauen Umgangsart typischer nicht sein könnte. Genauso ist es mit dem Jäger-Sucher Mandenauer, der mit seinem Alter einen hervorragenden Schatz an Erfahrungen besitzt und überdies gelegentlich an einen kühlen Rambo erinnert, der die Situation stets im Griff hat. Genau so sieht es auch mit den meisten anderen Nebenfiguren aus. Allesamt erscheinen sie wie pure Klischeeträger und entwickeln dabei keinen wirklich eigenen Charakter. Das wäre ja weiter nicht schlimm, wenn einige von ihnen am Schluss hin nicht noch eine größere Rolle zu spielen hätten. So wirken einige der Personen die meiste Zeit über wie aufgestellte Pappkameraden am Wegesrand, aber wenn das Buch auf die Zielgerade geht, dann sollen sie auf einmal als reale, wichtige Person in den Mittelpunkt der Geschichte treten. Dass das nicht einwandfrei funktioniert, ist wohl offenkundig.

Ebenso bedauerlich ist, dass der Charakter von Cadotte in der Geschichte ziemlich untergeht. Man hat kaum die Gelegenheit, ihn wirklich kennen zu lernen, wodurch er für den Leser zu blass bleibt. Gelegentlich habe ich mich gefragt, was er in der Geschichte eigentlich zu suchen hat. Es scheint so, als wäre er nur für die Liebesgeschichte mit Jessie im Spiel, denn wirklich eine wichtige und tragende Rolle spielt er nicht. Es fällt sehr schwer, Cadotte einzuschätzen, vor allem seine Beweggründe blieben mir die meiste Zeit schleierhaft. Zwar trägt das insofern zu der Geschichte bei, als Jessie bald nicht mehr weiß, ob sie ihm trauen kann oder nicht, aber leider werden die ganzen Umstände später, wenn sich alles geklärt hat, auch nicht wirklich durchsichtiger. Man weiß immer noch nicht wirklich, was er an Jessie findet, und auch nicht, warum er die meiste Zeit nackt durch die Gegend läuft.

Die einzige wirklich gelungene Person ist Jessie. Sie macht sich als Protagonistin sehr gut, ist nicht mit Klischees überladen und wirkt auch nicht zu blass. Mit ihrer lustigen, aber auch verletzlichen Art wirkt sie auf den Leser sofort sympathisch. Ihr ganzes Leben hat sie der Verbrecherjagd in Miniwa verschrieben und daher mit Männern nicht viel am Hut. Sie wird nicht allzu perfekt dargestellt, und das ist genau das, was sie als Protagonistin so faszinierend macht. Obwohl sie als nicht besonders schön und auch nicht attraktiv beschrieben wird, wirkt sie mit ihrem Charakter einfach sympathisch, und die Tatsache, dass sie bei den typischen Protagonistinnen solcher Genrebücher aus der Reihe tanzt, macht sie in gewisser Weise auch zu etwas Besonderem.

Das Ende war leider auch nicht so gelungen, wie ich es mir erhofft hatte. Zwar sind die Ideen, die Lori Handeland in ihren Roman eingebaut hat, wirklich gut, doch diese hat sie nicht völlig ausgeschöpft und auch mit einigen anderen Ideen, die nicht ganz so gut zur Geschichte gepasst haben, wieder ein wenig abgeschwächt. Und natürlich ist das Ende, wie man es leider bei vielen Büchern aus der Fantasy Romance immer wieder vorfindet, ein wenig zu kitschig. Jedes Problem löst sich ins Nichts auf, und dann ist alles wieder perfekt.

Was dagegen zu gefallen weiß, ist der Schreibstil. Die Geschichte wird in der Ich-Form aus Jessies Sicht erzählt, was sehr gut passt. Jessies Art zu erzählen ist sehr lebendig und unterhaltsam und kann für den Gesamteindruck einige Mängel wieder wettmachen.

_Fazit:_

Alles in allem hat Lori Handeland mit „Wolfskuss“ ein gutes Werk aus der Fantasy Romance vorgelegt. Zwar gibt es das ein oder andere zu bemängeln, aber letztendlich hat mir der Auftaktband gefallen. Lori Handeland hat viele gute Ideen eingebaut und die Protagonistin kommt sympathisch rüber.

_Lori Handeland:_

Die Autorin Lori Handeland wohnt mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in Southern Wisconsin und schreibt seit 1993 historische und zeitgenössische Liebesromane. Ihr neuster Roman „Wolfskuss“, der Auftakt der „Night Creatures“-Serie, wurde in den USA mit großer Begeisterung aufgenommen und gewann 2005 den |RITA Award| der |Romance Writers of America|. 2007 folgte der |RITA| für „The Mommy Quest“. „A Soldier’s Quest“ gewann 2005 den |Romantic Times Reviewers‘ Choice Award|.

http://www.lorihandeland.com

|Night-Creatures|:

Band 1: Wolfskuss
Band 2: Wolfsgesang (August 2008)

|Originaltitel: Night Creatures vol 1: Blue Moon
Originalverlag: St. Martin’s Press, New York, 2005
368 Seiten Klappbroschur|
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Davidson, Mary Janice – Weiblich, ledig, untot (Betsy Taylor 1)

Betsys Tag beginnt bereits mit einer Katastrophe: Sie verliert nicht nur ihren Job, sie wird auch noch von einem Auto überfahren und stirbt. Aber sie ist nicht wirklich tot – sondern untot! Kurz vor ihrer Beerdigung wacht sie in einem Sarg auf und merkt, dass sie zwar nicht mehr am Leben ist, aber auch nicht wirklich tot. Von nun an versucht sie mit allen Mitteln, richtig zu sterben. Dabei muss sie nicht nur erkennen, dass sie nicht in der Lage ist, sich umzubringen, sondern dass sie über viele neue Kräfte verfügt, die sogar für Vampire ungewöhnlich sind: Kirchen, Kruzifixe und Weihwasser können ihr nichts anhaben. So beschließt sie, an dem Punkt weiterzumachen, wo für sie mit dem Autounfall alles aufgehört hat. Doch dies bleibt ihr nicht sehr lange vergönnt …

Als sie auf den geheimnisvollen, attraktiven Vampir Sinclair sowie auf den bösartigen und lächerlichen Vampirkönig Nostro trifft, der Betsy unbedingt auf seine Seite ziehen will, wird sie vor eine Entscheidung gestellt: Entweder sie schließt sich Nostro an, was schon mal gar nicht in Frage kommt, oder sie entscheidet sich für Sinclair, den sie allerdings auch nicht leiden kann. Und als sie auch noch erfährt, dass sie die Vampirkönigin aus einer alten Prophezeiung sein soll, gerät Betsys Un-Leben völlig aus der Bahn.

Mittlerweile gibt es in der Literatur schon beinahe zu jedem Genre Parodien oder Bücher, in denen sämtliche Klischees durch den Kakao gezogen werden. Mit „Weiblich, ledig, untot“ von Mary Janice Davidson liegt eines dieser Werke vor, welche die typischen Vampir-Romantik-Bücher in eine Komödie umwandelt. Der Verlauf der Geschichte ist beinahe derselbe wie bei vielen andern Romanen dieser Art, nur soll die Geschichte durch Betsys Sicht auf verdrehte Weise humorvoll und unterhaltsam präsentiert werden.

Alles schön und gut, nur ist leider der Haken an der Sache, dass auch der Humor in „Weiblich, ledig, untot“ eine Angelegenheit des Geschmacks ist und deshalb auch nicht jedem zusagt. Einige werden mit „Weiblich, ledig, untot“ ein Buch in Händen halten, welches ihnen völlig zusagt und auch ihren Humor anspricht, nur leider zähle ich mich nicht dazu. Ich fand den Humor in „Weiblich, ledig, untot“ sehr flach und aufgesetzt, sodass ich nicht wirklich darüber lachen konnte, geschweige denn, dass die Lektüre mich besonders gut unterhalten hätte. Diese Art von Humor ist absolut nichts Neues und in meinen Augen nicht mehr amüsant, sondern einfach nur überzogen, und kann für keine Lacher mehr sorgen. Die Witze sind oberflächlich, langweilig und großteils einfach schon zu verbraucht. Mich hat das Buch nicht ein einziges Mal zum Lachen oder auch nur zum Grinsen gebracht. Im Gegenteil, Betsys Kommentare sind teilweise einfach nur blöd, gewollt cool und einfach nicht lustig, sodass sie mir zeitweise sogar eher auf die Nerven gingen als mich zu unterhalten.

Und da geht es auch schon mit den Charakteren weiter: Betsy, die Protagonistin, wirkt wegen ihrer blöden Kommentare nicht nur unsympathisch und oberflächlich, sondern auch teilweise sehr unrealistisch. In vielen Situationen wirkt sie viel zu gelassen, sodass man die ganze Geschichte nicht mehr wirklich ernst nehmen kann. Betsys Gefühlsregungen bewegen sich nahe am Nullpunkt, was sie nur noch oberflächlicher und unechter wirken lässt. Und auch die restlichen Charaktere lassen mit ihrer Erscheinung stark zu wünschen übrig. Sämtliche Nebencharaktere werden so überzogen und dümmlich dargestellt, dass man sie nicht wirklich sympathisch finden, geschweige denn ernst nehmen finden kann. So ist Betsys bester Freund viel zu schwächlich und ängstlich dargestellt, ihre Stiefmutter viel zu egoistisch und so weiter und so fort. Mit Abstand am schlimmsten finde ich dabei noch den Bösewicht Nostro, der dermaßen lächerlich dargestellt wird, dass man ihn in der Rolle des Bösen schon gar nicht mehr ansatzweise als ernsten Gegner betrachten kann. Er wird uns ausgesprochen lächerlich präsentiert, was dazu führt, dass schon von Anfang an klar ist, dass Betsy ihn mit Leichtigkeit besiegen wird. Zwar wird ab und an noch einmal ernsthaft versucht, Nostro etwas Bedrohliches und wirklich Böses anzudichten, das kann aber auch nicht mehr allzu viel retten. Der einzige Lichtblick bei den Charakteren ist wohl Sinclair, der zwar auch keine besonders außergewöhnliche Persönlichkeit besitzt, aber dennoch von allen Charakteren noch am besten gelungen ist.

Die Tatsache, dass in „Weiblich, ledig, untot“ nicht einmal ein ernst zu nehmender Gegner vorhanden ist, welcher der Geschichte ein wenig Würze verliehen hätte, wirkt sich letztendlich auch negativ auf die Geschichte und deren Spannungsbogen aus. Sie ist nicht besonders innovativ oder einfallsreich, sondern offenbar wirklich nur dazu da, Betsy irgendetwas erleben zu lassen. Die Geschichte offenbart nichts Neues, keine wirklich guten Ideen und scheint aus sämtlichen anderen Büchern zusammengebastelt zu sein. Mich konnte sie jedenfalls nicht ansatzweise überzeugen und war die meiste Zeit einfach nur langweilig. Die Spannung ist wegen des nicht ernst zu nehmenden Bösewichtes so gut wie dahin, und auch die kleine Romanze, welche sich zwischen Betsy und Sinclair anbahnt, bleibt eher im Hintergrund und kann auch nicht mehr viel retten.

Der Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben. Wären die vorgeblich amüsanten Gedanken der Protagonistin nicht so nervend und zeigte diese auch nur ansatzweise irgendwelche realistischen Gefühle, welche man durch die Ich-Perspektive besser betonen könnte, hätte diese Erzählweise wohl noch einen Sinn ergeben, doch die gewählte Form trägt auch nicht gerade dazu bei, dass das Buch spannender und unterhaltsamer wird. Der Schreibstil beschränkt sich beinahe komplett auf Betsys mehr oder weniger coole und pseudolustige Kommentare, was für diejenigen, die mit dieser Art von Humor etwas anfangen können, sicherlich unterhaltsam ist, mir aber schlicht nicht zugesagt hat.

_Fazit:_

Obwohl zahlreiche Rezensionen und Lesermeinungen suggerieren, dass dieses Buch gut sein soll, hat mir „Weiblich, ledig, untot“ nicht gefallen. Ich fand die Charaktere oberflächlich, unrealistisch und nervend, den Humor und die Witze nicht wirklich lustig und die Geschichte selbst absolut lasch.

_Die Autorin:_

Mary Janice Davidson lebt in Minnesota. Mit „Weiblich, ledig, untot“ gelang ihr der Sprung auf die amerikanischen Bestsellerlisten. Seitdem gewann sie mit ihren „Betsy Taylor“-Romanen, einer Werwolfsaga und einigen anderen Liebesromanen eine große Fangemeinde.

Die Betsy-Taylor-Reihe:

Band 1: Weiblich, ledig, untot
Band 2: Süß wie Blut und teuflisch gut
Band 3: Happy Hour in der Unterwelt
Band 4: Untot lebt sich’s auch ganz gut!
Band 5: Nur über meine Leiche
Band 6: Biss der Tod euch scheidet

|Originaltitel: Undead and Unwed
Originalverlag: Berkley Publishing Group
320 Seiten Klappbroschur
ISBN13: 978-3-8025-8123-6|
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Sparks, Kerrelyn – Wie angelt man sich einen Vampir?

Der Vampir Roman Draganesti ist der Erfinder synthetischen Blutes, welches es Vampiren ermöglicht, sich zu ernähren, ohne dabei menschliche Leben zu gefährden. Um seine Erfindung noch zu optimieren, erfindet seine Firma Romatech Industries eine Sexpuppe, durch die das synthetische Blut fließen und die den Vampiren ein möglichst echtes Beißgefühl übermitteln soll. Doch als Roman diese Erfindung testet, bricht ihm bei dem Biss in die Gummipuppe einer seiner Fangzähne ab!

Damit sein Fangzahn nicht für immer verloren ist, muss er noch in derselben Nacht zu einem Zahnarzt, doch da es laut den „Schwarzen Seiten“ keinen Vampir-Zahnarzt zu geben scheint, bleibt Roman nicht anderes übrig, als zu einem normalsterblichen Dentisten zu gehen. Er landet bei der hinreißenden Dr. Shanna Whelan, die aber ganz andere Probleme hat als einen Patienten mit einem abgebrochenen Fangzahn: Sie wird von einem gefährlichen Auftragskiller verfolgt. Als sich herausstellt, dass es sich bei dem Auftragskiller um keinen Geringeren als den Vampir Petrovsky handelt, den Erzfeind Romans, der sich noch immer von menschlichem Blut ernährt, rettet Roman Shanna und bringt sie in sein Haus, das von Vampiren wie auch Menschen bewacht wird.

Dort lässt er sich von Shanna behandeln und stellt sie unter seinen Schutz. Es dauert nicht lange, bis Petrovsky erfährt, wer Shanna unter seine Fuchtel genommen hat, und Rache plant. Zu allem Überfluss merkt Roman, der der Liebe eigentlich schon vor langer Zeit abgeschworen hat, dass seine Gefühle für Shanna von Tag zu Tag wachsen – doch wie soll eine Beziehung zu einer Sterblichen funktionieren, wenn Shanna nicht einmal Blut sehen kann?

Bereits die Inhaltsangabe lässt vermuten, dass es sich bei „Wie angelt man sich einen Vampir?“ von Kerrelyn Sparks um eine Vampir-Komödie handelt, und diese Vorstellung wird auch schon nach den ersten Seiten des Buches nicht enttäuscht. Es hat den Anschein, als hätte sich Kerrelyn Sparks zur Aufgabe gemacht, so viele Vampirklischees wie möglich in ihrem Buch zu vereinen und diese dann gehörig durch den Kakao zu ziehen. Ob nun die oben erwähnte Sache mit der Gummipuppe, welche nicht nur die Natur der Vampire, Menschen zu beißen und ihr Blut zu trinken, sondern auch ihre Erotik veralbert, die Tatsache, dass Vampire weder in Spiegeln zu sehen sind noch auf Fernsehaufnahmen, oder ihre Angewohnheit, tagsüber zu schlafen wie ein Stein – Kerrelyn Sparks bedient sich beinahe jedes Klischees, das über Vampire bekannt ist, und bindet diese so in ihre Geschichte ein, dass sich dadurch nicht nur für die Vampire ein Problem entwickelt, sondern auch bei den Lesern für den ein oder anderen Lacher gesorgt ist.

In der ersten Hälfte des Buches jagt ein Scherz den anderen und unterhält den Leser bestens. Vor allem die ersten paar Kapitel wurden so lustig geschrieben, dass nicht nur die Handlung, sondern auch die Charaktere ins Lächerliche gezogen werden. Der Humor, den Kerrelyn Sparks in „Wie angelt man sich einen Vampir?“ eingebaut hat, ist nicht jedermanns Sache und wird auch nicht jeden begeistern können. Dadurch, dass die lustige Atmosphäre des Buches teilweise sehr aufgesetzt wirkt und nicht jeder Scherz wirklich überzeugen kann, wird nicht jeder etwas mit diesem Roman anfangen können. „Wie angelt man sich einen Vampir?“ ist kein Buch, wegen dem man aus dem Lachen fast nicht mehr herauskommt, sondern eines, das in der ersten Hälfte der Geschichte mit einigen Witzen punkten kann. Wer „Wie angelt man sich einen Vampir?“ lesen möchte, der muss sich auf den Humor, der nicht immer der beste ist, einlassen können und dabei auch mal den einen oder anderen schlechten Witz übersehen.

Nach der ersten Hälfte vollführt die Geschichte eine mehr oder weniger abrupte Wendung. Aus der Komödie, die zu keiner Sekunde ernst genommen werden kann, wird nun bitterer Ernst. Dort finden die veralberten Vampirklischees und die zahlreichen Witze ein Ende und die Geschichte entwickelt sich in eine völlig neue Richtung. Auch wenn mir die lustige Variante und die ernste eigentlich gleich gut gefallen haben, fand ich den Wechsel ein wenig störend, da dadurch auch der ganze Sinn der anfänglichen Geschichte über den Haufen geworfen wird. Während in der ersten Hälfte die Charaktere gnadenlos ins Lächerliche gezogen werden und auch die Geschichte selbst ein einziger Witz ist, so gewinnen die Charaktere in der zweiten Hälfte an Ernsthaftigkeit und die Geschichte verbannt jeden weiteren Witz. Zwar bleibt die Handlung durchgehend spannend, aber dennoch hätte sich Kerrelyn Sparks vorher entscheiden sollen, ob ihr Buch nun eine Vampir-Komödie oder eine ernste Vampir-Geschichte werden soll.

Wie eben schon erwähnt leiden unter den ständigen Witzen in der ersten Hälfte die Charaktere. Ob nun Roman, Shanna oder die Nebencharaktere, kein Charakter ist dort auch nur im Ansatz ernst zu nehmen. Weil möglichst viele lustige Szenen in das Buch eingebaut wurden, wirken dafür die Charaktere sehr oberflächlich und teilweise auch nur wenig realistisch. Weder die Gefühle noch die Reaktionen oder die Dialoge sind manchmal wirklich nachvollziehbar und erscheinen daher sehr aufgesetzt. So, wie die Charaktere in „Wie angelt man sich einen Vampir?“ teilweise reagieren, würde einfach kein normaler Mensch agieren oder fühlen. Wer also viel Wert auf die Charaktere legt, der wird der ersten Hälfte des Buches nicht allzu viel abgewinnen können, da sich die Protagonisten erst in der zweiten Hälfte zu normalisieren scheinen. Die Reaktionen werden realistischer, die Gefühle nachvollziehbarer.

Ein großer Pluspunkt, den Kerrelyn Sparks neben ihrem humorvollen Stil ausspielt, ist die Spannung. Hier spielt es keine Rolle, ob es sich nun um die erste oder die zweite Hälfte des Buches handelt, der Spannungsbogen bleibt während des kompletten Buches gleich straff. Die Geschichte wird zu keiner Zeit langweilig, da der Leser entweder mit humorvollen Szenen, Gefahren oder auch der Liebe, die sich zwischen Roman und Shanna anbahnt, bestens unterhalten wird. Wer einmal angefangen hat zu lesen, der kann dabei schnell einmal die Zeit vergessen, und auch wenn das Buch an sich nicht gerade perfekt ist, liest es sich sehr zügig und man hat seinen Spaß dabei.

Das Ende des Buches ist zwar an sich nicht schlecht, aber selbst mir fast ein wenig zu kitschig und zu viel Happy-End. Auf den letzten paar Seiten lösen sich sämtliche Probleme auf, Wunder geschehen und alles wendet sich zum Guten, sodass jeder glücklich ist. Happy-End hin oder her, man kann es auch ein bisschen übertreiben, und Kerrelyn Sparks hat mit „Wie angelt man sich einen Vampir?“ die Grenze ganz knapp überschritten. Details dazu werde ich keine verraten, aber einiges war einfach zu viel des Guten, sodass das Ende ein wenig ins Lächerliche und vor allem noch stärker ins Kitschige abgedriftet ist.

_Fazit:_

Wer von „Wie angelt man sich einen Vampir?“ von Kerrelyn Sparks erwartet, es handele sich dabei um eine pure Vampir-Komödie, der liegt falsch. Nach der ersten Hälfte des Buches wird die Geschichte ernst und hat nichts mehr von dem Witz in der ersten Hälfte vorzuweisen. Dennoch ist das Buch lesenswert, da der Spannungsbogen konstant bleibt und die Geschichte gut unterhält.

_Die Autorin:_

Kerrelyn Sparks war Französisch- und Geschichtslehrerin an einer High School, bis sich im Jahre 2002 ihr Traum endlich erfüllte: Ihr erstes Buch wurde veröffentlicht. Mittlerweile ist sie Bestsellerautorin und lebt mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern im Großraum Houston, Texas.

|Originaltitel: How to marry a Millionaire Vampire
Aus dem Amerikanischen von Justine Kapeller
460 Seiten
ISBN: 978-3-89941-450-9|
MIRA Taschenbuch

Armintrout, Jennifer – Blutsbande 1: Die Verwandlung

Carries größte Angst ist es zu versagen. Und als sie endlich ihr Ziel erreicht hat und Ärztin ist, wird ihre größte Angst bittere Wahrheit: Als ein völlig verstümmelter Patient in das Krankenhaus eingeliefert wird, ist sie unfähig, diesen zu behandeln. Während sie untätig dasteht, stirbt der Patient.

Um sich ihrer Angst zu stellen, geht Carrie später in den Leichenkeller des Krankenhauses, um sich die Leiche des Patienten noch mal anzusehen. Da kommt es allerdings zu einem Vorfall, der Carries ganzes Leben auf den Kopf stellt: Sie wird von dem Toten angefallen und gebissen, bevor dieser das Weite sucht. Carrie kann trotz der schweren Wunde am Hals gerettet werden, aber seitdem ist ihr Leben nicht mehr so, wie es einmal war. Sie kann weder Hunger noch Durst stillen, tagsüber verbrennt die Sonne ihre Haut und ihre Körpertemperatur will nicht aufhören zu sinken.

Als sie auf den jungen Vampirjäger Nathan trifft, wird ihr Verdacht bestätigt: Sie ist ein Vampir! Außerdem erfährt sie, dass ihr Schöpfer der gefährliche Vampir Cyrus ist. Und schon bald stellt Nathan sie vor die Wahl: Entweder sie schließt sich der so genannten „Bewegung“ an und bekämpft alle Vampire, die sich nicht an gewisse Regeln halten, oder sie muss sterben. Da sie sich zu Nathan hingezogen fühlt, scheint die Entscheidung nicht allzu schwer zu sein, doch das Blutsband, welches sie mit ihrem Schöpfer verbindet, ist stärker als Carries freier Wille …

Es dauert ziemlich lange, bis „Blutsbande 1: Die Verwandlung“ in die Gänge kommt. Zwar sind die ersten paar Seiten nicht uninteressant und machen Lust auf mehr, aber bis die Geschichte richtig losgeht und der Leser auch wirklich gut unterhalten wird, dauert es eine ganze Weile. Auf den ersten 150 Seiten des Buches passiert nicht allzu viel, wenn man Carries Verwandlung nicht mitzählt, und die Geschichte ist bis dahin einfach nur langatmig. Ich musste mich wirklich immer wieder zum Weiterlesen zwingen, da die Geschichte mich überhaupt nicht fesselte, mir die Charaktere nicht besonders sympathisch waren, keine richtige Atmosphäre aufkam und mir anfangs auch nicht klar war, worauf die Geschichte eigentlich hinauswill. Die Story plätschert langatmig vor sich hin und der Wendepunkt, an dem „Blutsbande 1: Die Verwandlung“ interessanter wird, lässt lange Zeit auf sich warten.

Erst später, wenn man das erste Drittel des Buches schon hinter sich gelassen hat, wird die Lektüre interessant. Die Geschichte entwickelt sich in eine Richtung, wie man es von den üblichen, derzeit angesagten Vampirgeschichten nicht gewohnt ist. Die Atmosphäre wird mit fortschreitender Handlung immer bedrückender und düsterer. Carrie wird wegen eines Handels, den sie mit ihrem Schöpfer Cyrus geschlossen hat, bei ihm gefangen gehalten. Während ihres Aufenthaltes in Cyrus‘ Schloss wird nicht nur Carrie, sondern auch der Leser Zeuge von Cyrus‘ abstoßenden und bösartigen Methoden, wie er seine Opfer behandelt und quält. So kann es an der ein oder anderen Stelle der Geschichte schon einmal vorkommen, dass sich beim Leser ein ungutes, bedrückendes Gefühl breitmacht.

„Blutsbande 1: Die Verwandlung“ bietet mehr als das, was man auf den ersten Blick oder beim Lesen der ersten Seiten vermuten könnte. Nicht nur die düstere und beklemmende Atmosphäre, welche sich nach einiger Zeit einstellt, sondern auch einige wirklich gute Ideen, die Jennifer Armintrout in ihre Erzählung eingebaut hat, machen das Buch lesenswert. Sie vermischt die alten Eigenschaften der Vampire mit neuen, die wirklich gut zusammenpassen. So gibt es zwischen dem Schöpfer und dem Zögling ein so genanntes Blutsband, das beide stark zusammenschweißt. Diese Blutsbande spielen auch in „Blutsbande 1: Die Verwandlung“ eine große Rolle, da sie letztendlich alle Schwierigkeiten, die sich in dem Buch auftun, verursachen und für Carrie zu einem großen Verhängnis werden. Ganz zum Schluss hat Jennifer Armintrout noch eine weitere sehr gute Idee eingebaut, die ich aber an dieser Stelle nicht verraten werde.

Dennoch wirken manche Dinge, die Armintrout in ihren Roman integriert hat, doch ein wenig fehl am Platz. So wirkt zum Beispiel die Hexe Dahlia, ein Liebling von Cyrus, eher wie ein Mittel zum Zweck denn als wichtige Persönlichkeit der Geschichte. Die Tatsache, dass sie nur dazu da ist, um die Geschichte richtig in Gang zu bringen, ist einfach zu offensichtlich, und deshalb fällt es schwer, Dahlia irgendwo sinnvoll zuzuordnen.

Die Charaktere, mit denen ich mich anfangs nicht anfreunden konnte, formen sich im Verlauf der Handlung immer besser heraus. Vor allem Carrie wird während der Geschichte zusehends sympathischer. Durch die Ich-Perspektive, in der das Buch geschrieben ist, kommen ihre Gefühle und die Bedeutung der Blutsbande sehr gut zur Geltung, und es fällt dem Leser nach einiger Zeit nicht mehr schwer, mit Carrie mitzufühlen. Ganz besonders gelungen fand ich an den Charakteren, dass Jennifer Armintrout keine durch und durch guten und bösen Charaktere entwickelt hat. Ob nun Carrie, Nathan oder Cyrus – alle Handlungsträger weisen gute wie böse Seiten auf, und diese werden stets so gut begründet dargestellt, dass die Charaktere sehr real wirken. Selbst das Verhalten von Cyrus, der sich wie ein Monster verhält, ist für den Leser nachvollziehbar.

Was mir auch sehr gefallen hat, ist der im Großen und Ganzen nicht vorhersehbare Handlungsverlauf. Zwar kann man sich an manchen Stellen schon denken, wie die Ereignisse sich grob entwickeln werden, aber dennoch ist es recht schwer herauszufinden, wie genau es dazu kommen wird. Auch das Ende ist nicht so, wie man es sich vorstellen würde. Wer hier ein typisches Happy-End erwartet, der liegt eindeutig falsch.

_Fazit:_

Auch wenn „Blutsbande 1 – Die Verwandlung“ nicht gerade Meisterwerk ist, lohnt es sich dennoch, das Buch zu lesen. Wenn man erst einmal die ersten Kapitel überwunden hat, gewinnt die Geschichte an Spannung und weiß den Leser zu fesseln.

_Die Autorin:_

Jennifer Armintrout wurde im Jahr 1980 geboren und lebt in Michigan. Während ihrer Arbeit in der Pathologie eines Krankenhauses stellte sie sich eines Tages die Frage: Was würde passieren, wenn einer der verstorbenen Patienten ein Vampir wäre? Das war die Idee für ihren Debütroman „Blutsbande 1: Die Verwandlung“.

Blutsbande 1: Die Verwandlung
Blutsbande 2: Besessen (Oktober 2008)

|Originaltitel: The Tuning
Aus dem Amerikanischen von Martha Windgassen
460 Seiten
ISBN 978-3-89941-448-6|
MIRA Taschenbuch

Shayne, Maggie – Fantasien der Nacht (Twilight, Band 1)

_Wer ist gefährlicher? Mensch oder Vampir?_

|Im Jahr 1739 in Frankreich:|

Dank seines Freundes Roland schafft es Eric Marquand gerade noch so, den Fängen des Gesetzes und damit denen des Todes zu entkommen. Allerdings muss er dafür einen hohen Preis zahlen: Er ist zu einem unendlichen Leben in Einsamkeit und Dunkelheit verdammt – sein Freund Roland macht ihn zu einem Vampir.

|250 Jahre später:|

Die junge Frau Tamara wird jede Nacht von schlimmen Alpträumen gequält und leidet unter permanenter Müdigkeit und Schlafmangel. Jede Nacht träumt sie, wie sie vor etwas davonrennt und irgendjemandes Namen ruft, an den sie sich aber am Morgen danach nie erinnern kann. Um auf andere Gedanken zu kommen, besucht sie eines Nachts eine Eislaufbahn, um ein bisschen Schlittschuh zu laufen. Dort trifft sie einen Mann, von dem sie sich angezogen fühlt und von dem sie überzeugt ist, ihn irgendwoher zu kennen. Bei diesem Mann handelt es sich um Eric Marquand, der ihr, als sie noch ein kleines Kind war, das Leben rettete, an den sie sich aber nicht erinnert. Sie und Eric besitzen seitdem eine enge mentale Bindung.

Doch ihr Zusammentreffen währt nicht lange: Der Arbeitskollege von Tamaras Adoptivvater, Curtis, greift ein. Denn bei dem „Fremden“ handelt es sich um keinen anderen als den angeblichen Vampir Eric Marquand, dem er und Tamaras Adoptivvater Daniel seit Jahren auf der Spur sind. Beide arbeiten beim DPI, das sich mit übersinnlichen Dingen befasst. Tamara wird daraufhin wütend, da sie glaubt, Eric hätte sie nur umgarnt, um an Daniel heranzukommen. Sie ist enttäuscht, da ihr Eric sofort sympathisch war und sie sich zu ihm hingezogen fühlte.

Trotz der Gefahr, Curtis und Daniel in die Arme zu laufen, will er Tamara nicht in Ruhe lassen. Er erzählt ihr, dass sie ihn in ihren Träumen gerufen hat, was sich als wahr herausstellt. Tamaras Alpträume hören auf, und schon bald verlieben sich die beiden ineinander – doch Daniel und Curtis versuchen weiterhin, Eric in die Finger zu bekommen, was fatale Folgen hat …

Bei „Fantasien der Nacht“ von Maggie Shayne handelt es sich um einen Vampirroman mit leichtem Erotikanteil. Das Buch ähnelt in seiner Konzeption anderen Vampir-Erotik-Romanen, erzählt aber dennoch eine eigenständige Geschichte, die prinzipiell jedem Vampir-Fan zusagen dürfte, jedoch den ein oder anderen Makel aufweist.

Einer dieser Schwachpunkte ist der Buchanfang. Tamara trifft Eric auf einer Eislaufbahn, und sofort sind beide hin und weg voneinander. Tamara stolpert, sodass Eric sie festhalten muss, und schon liegt Tamara in Erics Armen. Diese Passage ist ziemlich übertrieben beschrieben. Auch wenn man anschließend erfährt, dass beide eine starke Bindung zueinander haben und sich von früher kennen, wirkt die Szene, vor allem im ersten Moment, unglaubwürdig und übertrieben. Tamara erinnert sich nicht einmal an Eric, sie weiß nur, dass er ihr irgendwie bekannt vorkommt. Da finde ich die Tatsache, dass sie sich ihm sofort an den Hals schmeißt, ziemlich unwahrscheinlich, unglaubwürdig und schon ein wenig blöd. Man merkt, dass die Autorin offenbar irgendeine Idee gebraucht hat, damit die beiden sich kennenlernen und sich auch schon gleich näherkommen, damit der Leser nicht so viele Seiten damit vergeuden muss zu erfahren, wie sie sich einander allmählich annähern – was aber in diesem Fall vielleicht doch besser gewesen wäre …

Ein wenig schade ist auch die Oberflächlichkeit der Charaktere. Außer Eric und seinem Freund Roland waren alle Charaktere entweder ein wenig seltsam (wie der von Daniel, der nicht nur überbesorgt ist, sondern irgendwie ein wenig zu verweichlicht zu sein scheint) oder wirken einfach etwas zu blass, wie Tamara. Ich konnte Tamara nie richtig ins Herz schließen, was nicht daran lag, dass sie mir unsympathisch war, sondern eher einfach „austauschbar“. Es wäre letztlich völlig egal, ob die junge Frau in der Rolle der Protagonistin nun Tamara ist oder doch irgendjemand anderes. Sie ist zwar einer der zwei Hauptcharaktere, aber trotzdem füllt sie diese Rolle einfach nicht ganz aus. Eric Marquand ist dagegen genau so, wie man sich einen charmanten Vampir in einem Liebesroman dieser Art vorstellt. Auch sein Freund Roland, der gerade bei ihm zu Besuch ist, als die Geschichte spielt, macht etwas her, obwohl er nur einen Nebencharakter darstellt.

Der Schreibstil weist in der Formulierung einige Wiederholungen auf. So beginnt die Autorin, bzw. der Übersetzer, viele Sätze mit „Indes, …“. Ich empfand dies eigentlich nicht als besonders störend, aber es fällt eben einfach auf. Dennoch passt der Schreibstil insgesamt gut zur Geschichte und wechselt immer wieder die Sichtweise zwischen Tamara und Eric.

Der Erotikgehalt in diesem Roman ist gerade richtig gewichtet. Es gibt nicht mehr als halbes Dutzend Passagen, in denen die Autorin erotische Momente beschreibt. Diese sind dann meist ausführlich, aber ästhetisch dargestellt. Die meiste Zeit konzentriert sich Maggie Shayne aber eher auf die Romanze, die sich zwischen Eric und Tamara anbahnt. Beide kennen sich zwar kaum, kommen sich jedoch bald näher und verlieben sich erwartungsgemäß ineinander.

Doch nicht nur Liebe und Erotik sind in „Fantasien der Nacht“ zu finden. Gegen Ende des Buches spitzt sich die Situation zwischen dem DPI und Eric zu, sodass noch einmal richtig Spannung aufkommt. Teile des Finales sind zwar vorhersehbar, aber das macht nichts, da trotzdem nicht alles so kommt, wie man es erwartet.

_Fazit:_ Zwar offenbart der Roman auch einige negative Aspekte, beispielsweise einige Charaktere, die einfach zu blass sind, und der Anfang erscheint mir auch ein wenig holprig und unglaubwürdig. Dennoch weiß er insgesamt zu gefallen und vermag seinen Leser zu fesseln.

_Die Autorin:_

Maggie Shayne ist eine amerikanische Autorin von mehr als 40 romantischen und paranormalen Romanen. Shayne wuchs in einer ländlichen Gegend in der Nähe von Syracuse, New York, auf und verließ die Highschool mit sechzehn, um zu heiraten, nachdem sie schwanger wurde. Sie ist sehr an altsumerischer Religion und Kultur interessiert und ist mittlerweile |High Priestess| und |Elder| eines Wicca-Covens. Shayne und ihr Ehemann sind mittlerweile seit über 25 Jahren zusammen und haben gemeinsam fünf erwachsene Töchter. Sie leben auf einer Farm in der Nähe von New York.

Maggie Shayne gewann den |Romance Writers of America RITA Award| und war zwölfmal dafür nominiert, außerdem gewann sie zehnmal einen |Romantic Times Award|, den |New Jersey Romance Writers Golden Leaf Award for Best Long Contmeporary|, wurde als |Affaire de Coeur Magazine Favorite Paranormal Author of the Year| ausgezeichnet. Ihre |Twilight|-Serie umfasst im Original bereits vierzehn Bände, Band fünfzehn ist für Oktober 2008 angekündigt.

Die |Twilight|-Serie bei |Mira|:

1. Fantasien der Nacht
2. [Erinnerungen der Nacht 4883

|Originaltitel: Twilight Phantasies
Aus dem Amerikanischen von Daniela Brüggemann
316 Seiten|
ISBN 978-3-89941-449-3
MIRA Taschenbuch
http://www.maggieshayne.com

Adrian, Lara – Geschöpf der Finsternis (Midnight Breed 3)

Die hübsche Stammesgefährtin Elise, die im Krieg gegen die Rogues ihren Mann sowie ihren einzigen Sohn verloren hat, beschließt, sich von den Dunklen Häfen abzuwenden und wieder unter Menschen zu leben, um dort ihre Rache zu planen und zu vollstrecken. Durch ihre Gabe, alle schlechten Gedanken der Menschen hören zu können, fällt ihr das zunehmend schwer, da es sie große Anstrengungen kostet, sich in Menschenmengen aufzuhalten. Als sie nach einem ihrer Aufträge wieder nach Hause zurückkehren will, wird sie von einem Rogue angegriffen und kann nur ganz knapp entkommen, weil Tegan, der wohl tödlichste Stammesvampir des Ordens, zur Stelle ist und ihr zu Hilfe kommt.

Dadurch wird Tegan auf Elises Treiben und ihre Rachepläne aufmerksam. Obwohl er sich nicht erklären kann, wieso, versucht Tegan, ihr zu helfen und sie zu überreden, wieder in die Dunklen Häfen zurückzukehren, was Elise allerdings ganz und gar nicht passt. Doch als sie in den Besitz eines geheimnisvollen Tagebuchs kommt, welches für den Feind des Ordens von großem Wert zu sein scheint, bleibt Elise nichts anderes übrig, als sich in den Schutz des Ordens zu begeben.

Um das Rätsel des Tagebuches zu lösen, müssen Tegan und Elise nach Deutschland fliegen und einen Rogue namens Odolf treffen, der schon seit mehreren Jahren in einer Anstalt für Vampire untergebracht ist. Auf dem Weg dorthin kommen sich Elise und Tegan ungewollt näher, was zu ständigen Missverständnissen und Komplikationen zwischen ihnen führt. Aber das ist noch lange nicht ihr schlimmstes Problem: Viel schlimmer ist das Geheimnis, welches sie lüften und das den Untergang der gesamten Menschheit und des Ordens bedeuten könnte …

_Eindrücke:_

Mit „Geschöpf der Finsternis“ wird der Krieg zwischen dem Orden der Stammeskrieger und Lucans Bruder Marek, der eine beständig zunehmende Anzahl Rogues um sich schart, fortgeführt und gleichzeitig eine neue Liebesgeschichte zwischen einem Stammeskrieger und einer Stammesgefährtin begonnen. Der Krieg zwischen den Rogues und den Stammeskriegern spitzt sich immer mehr zu, und nun kommt endlich der Wendepunkt, an dem die Stammeskrieger einen wichtigen Hinweis erhalten, der sie zu Mareks wahrem Plan führen soll. Währenddessen kommen sich Elise und Tegan immer näher und durchleben schöne wie auch schreckliche Momente zusammen, bis sie endlich beide zugeben, dass sie sich ineinander verliebt haben.

Wer die ersten beiden Teile von Lara Adrians Midnight-Breed-Reihe kennt, der wird wohl wissen, dass sich die Story in beiden Büchern sehr ähnelt und viele Details auch ganz übernommen wurden. Dass das dann auch in „Geschöpf der Finsternis“ der Fall sein würde, stand dabei beinahe außer Frage. Die Grundstory läuft auch diesmal immer noch gleich ab: Ein Vampir und eine Stammesgefährtin lernen sich kennen und beginnen, sich gegenseitig zu begehren, kommen sich dann auch näher, aber zunächst weigern sich beide noch, sich einzugestehen, den jeweils anderen zu lieben. Zum Schluss kommt es dann dazu, dass einer der beiden in Gefahr gerät, und ist diese dann überstanden, gestehen sie sich gegenseitig ihre Liebe. Genau so lief es schon in den ersten beiden Büchern ab und so geht es auch in „Geschöpf der Finsternis“ weiter. Trotzdem ist die Ähnlichkeit bei „Geschöpf der Finsternis“ zu den anderen Büchern nicht mehr ganz so frappierend wie bei den ersten beiden Teilen, da Lara Adrian diesmal einige neue Einflüsse einbaut, die von der altbekannten Story ein wenig abweichen und der Geschichte eine ganz andere Würze verleihen.

Nachdem Lucan und Dante ihre Stammesgefährtinnen gefunden haben, ist nun auch Tegan an der Reihe, den wir in den ersten zwei Büchern als einen zurückgezogenen, eiskalten Killer kennen gelernt haben, dessen ganzer Lebenssinn darin besteht, Rogues zu bekämpfen. Im Gegensatz zu Lucan und Dante, die sich charakterlich beide doch ziemlich glichen, haben wir hier mal einen Stammeskrieger als Hauptperson, der andere Seiten von sich zeigt als die ersten beiden Kandidaten. Tegan ist einzelgängerisch, brutal und eiskalt. Schon in „Geliebte der Nacht“ und „Gefangene des Blutes“ wird er bedrohlich und mit leicht boshaften Zügen dargestellt, und das ist auch noch in „Geschöpf der Finsternis“ der Fall. Er scheut nicht davor zurück, Elise in aller Öffentlichkeit zu beleidigen und zu demütigen, und benimmt sich wie ein richtiges Ekel. Doch im Verlauf des Buches lernt der Leser Tegan besser kennen, und schon bald werden die Gründe von Tegans Gefühllosigkeit klarer. Und desto näher sich Elise und Tegan letztendlich doch noch kommen, desto weicher und sympathischer wird er.

Auch Elise unterscheidet sich von den Stammesgefährtinnen, welche in den ersten beiden Teilen der Reihe eine Rolle spielten. Trotz ihrer Gabe, welche sie sehr schwächt, ist sie dickköpfig und eine sehr starke Frau. Der Schmerz und die Rachepläne, die sie verwirklichen will, treiben sie in ihrem Tun an und machen sie stark. Dass Elise und Tegan sich sehr von den anderen Charakteren der ersten beiden Büchern abheben und einen ganz eigenen Charakter entwickeln, ist sicherlich auch einer der Gründe dafür, weshalb ich der Meinung bin, dass „Geschöpf der Finsternis“ das bisher beste Buch der Midnight-Breed-Reihe ist.

Auch in „Geschöpf der Finsternis“ dürfen natürlich einige Erotik-Szenen nicht fehlen. Das Verhältnis zwischen Erotik und der Hauptgeschichte hat mir hier durchaus auch besser gefallen als in den ersten zwei Büchern. Hier treten die erotischen Szenen nicht gleich am Anfang auf, wie es beispielsweise noch bei „Geliebte der Nacht“ der Fall war, sondern erst wesentlich später und dann auch nur Schritt für Schritt. Im Gegensatz zu anderen Vampir-Erotik-Büchern ist die Häufigkeit dieser Szenen gutes Mittelmaß, und sie wirken weder übertrieben noch kommen sie zu kurz. Diese Szenen werden von Lara Adrian auch sehr stimmungsvoll und passend beschrieben, so, wie die Leserin es sich von solch einem Buch wünscht.

Was mich aber auch hier wieder stört, sind die vielen Wortwiederholungen im Schreibstil. Wie auch schon in „Geliebte der Nacht“ und auch teilweise in „Gefangene des Blutes“ werden erneut sämtliche Ausrufe mit „Bei Gott …“, „Gott im Himmel …“ oder „Nur Gott weiß …“ angefangen, und das nicht zu knapp. Diese Satzanfänge sind beinahe auf jeder einzelnen Seite des Buches einmal zu finden, und nach einiger Zeit stört das ziemlich. Es gelingt dem Leser dadurch auch fast nicht mehr, diese Ausdrücke in irgendeiner Weise ernst zu nehmen, weil sie einfach zu oft vorkommen und manchmal nicht einmal wirklich in den Satz passen. Ansonsten ist der Schreibstil dem Genre angemessen und vollkommen in Ordnung.

Das Ende des Buches ist sehr spannend ausgefallen und macht neugierig auf den nächsten Teil. Die Stammeskrieger sind so weit, dass das Rätsel gelöst ist, und nun gilt es, sich vor einer ganz neuen, viel gewaltigeren Gefahr als Marek zu behaupten. Gleichzeitig kommt die Liebesgeschichte von Elise und Tegan zum Höhepunkt und damit zum Abschluss, der meiner Ansicht nach ein wenig kitschig, aber dennoch ganz befriedigend ausgefallen ist.

_Fazit:_

Im Großen und Ganzen hat mir „Geschöpf der Finsternis“ besser gefallen als seine Vorgänger, aber dennoch kann es noch nicht vollständig überzeugen. Die Wortwiederholungen im Schreibstil gehen sehr schnell auf die Nerven und die Grundstory ist selbst im dritten Band noch dieselbe. Dennoch gibt es einige positive Aspekte, wie beispielsweise die beiden Protagonisten, derentwegen sich das Lesen dieses Buches auf jeden Fall lohnt.

_Die Autorin:_

Zusammen mit ihrem Mann lebt Lara Adrian an der Küste Neuenglands, die von uralten Friedhöfen und dem Atlantik umgeben ist. Schon in ihrer Kindheit entwickelte sie ein Faible für Vampirromane und verschlang Bücher von Bram Stoker und Anne Rice. Der Auftaktband „Geliebte der Nacht“ war ihr erster eigener Vampirroman.

|Originaltitel: Midnight Awakening
Originalverlag: Bantam Dell
Ins Deutsche übertragen von Katrin Kremmler
Softcover, Klappbroschur, 413 Seiten
ISBN 978-3-8025-8132-8|
http://www.egmont-lyx.com

Die |Midnight Breed|-Reihe:

Band 1: [Geliebte der Nacht 4775
Band 2: [Gefangene des Blutes 4781
Band 3: Geschöpf der Finsternis

Shayne, Maggie – Erinnerungen der Nacht (Twilight, Band 2)

Schon eine ganze Ewigkeit begehrt die Vampirin Rhiannon – einst eine ägyptische Prinzessin – den Vampir Roland de Courtemanche, den sie gerettet und in einen Vampir verwandelt hat. Doch egal, was Rhiannon unternimmt, weist Roland sie immer wieder aufs Neue ab. Das ist der Grund, weshalb sich Rhiannon eines Tages von Roland entfernt. Doch als sie erfährt, dass Roland und sein Schützling Jamey von den gefährlichen DPI-Agenten, welche sich auf die Erforschung von Vampiren spezialisiert haben, verfolgt werden, beschließt sie, noch ein letztes Mal zu Roland zurückzukehren, ihm zu helfen und einen letzten Versuch zu starten, Roland für sich zu gewinnen.

Doch Roland scheint ganz und gar nicht über Rhiannons Auftauchen erfreut zu sein. Durch ihr auffälliges Äußeres und ihre wahnwitzigen Unternehmungen befürchtet er, dass das DPI nun erst recht auf ihn und Jamey aufmerksam wird. Außerdem macht ihn Rhiannons Anwesenheit immer wieder nervös, weil sie in Roland einen Dämon erweckt, den er schon sein ganzes unsterbliches Leben lang zu verdrängen versucht, und er erinnert sich durch sie an eine längst vergangene Schuld, die ihn noch heute schwer belastet.

Vorübergehend verschanzen sich Roland, Rhiannon, Jamey und zwei weitere Vampire, Eric und Tamara, in Rolands Schloss, bis die Gefahr wieder vorüber ist und Jamey wieder in Sicherheit. Doch Jamey, der glaubt, auf sich selbst aufpassen zu können, verschwindet aus dem Schloss und gerät geradewegs in die Arme eines Mannes, der noch viel schlimmere Absichten hat als das DPI. Die Einzige, die Jamey jetzt noch helfen kann, ist Rhiannon, weil der Mann sich bei Verhandlungen nur auf sie einlässt. Das passt Roland wiederum ganz und gar nicht, weil er merkt, dass Rhiannon ihm doch mehr bedeutet, als er vorerst dachte …

_Eindrücke:_

„Erinnerungen der Nacht“ ist der zweite Teil von Maggie Shaynes „Twilight“-Serie, die Fortsetzung von „Fantasien der Nacht“. Diesmal stehen nicht wieder der Vampir Eric Marquand und seine geliebte Tamara im Mittelpunkt, sondern Roland, der auch schon in „Fantasien der Nacht“ einen kurzen Auftritt hatte und der Schöpfer von Eric ist. Zwar gehen auch die Charaktere aus dem ersten Teil in „Erinnerungen der Nacht“ nicht verloren und spielen im Verlauf der Geschichte noch eine wichtige Rolle, doch das Hauptaugenmerk fixiert sich nun auf Roland und natürlich auf Rhiannon, welche nun neu zu der Geschichte dazukommt und neben Roland die Protagonistin in „Erinnerungen der Nacht“ ist. Auch Jamey, der in „Fantasien der Nacht“ schon mitten im Geschehen war, spielt auch noch in „Erinnerungen der Nacht“ eine große Rolle und bleibt dem Leser und Fan vom ersten Teil der „Twilight“-Serie erhalten.

Obwohl der erste und der zweite Teil der Serie durch die Charaktere wie auch teilweise durch die Geschichte ganz klar zusammenhängen, lässt sich „Erinnerungen der Nacht“ theoretisch auch ohne die Vorkenntnisse in „Fantasien der Nacht“ lesen. Letztendlich ist „Erinnerungen der Nacht“ eine in sich abgeschlossene Geschichte, und wenn Ereignisse erwähnt werden, welche im ersten Teil der Reihe geschahen, dann werden diese meist kurz erläutert oder sie sind für die eigentliche Handlung nicht weiter von Belang, sodass man den Zusammenhang der Geschichte auch ohne Vorkenntnisse ganz gut nachvollziehen kann.

Doch nun erst einmal mehr zu den Charakteren. Rhiannon ist eine stürmische, äußerlich selbstsichere und wahnwitzige Frau, die keine Herausforderung oder Gefahr scheut, ganz im Gegenteil zu Roland, der eher in sich gekehrt wirkt, jede Gefahr so gut es geht vermeiden will und sich in Rhiannons Gegenwart stets unwohl fühlt, da sie in ihm Erinnerungen und Gefühle weckt, welche er am liebsten verdrängen würde. Rhiannon und Roland bilden so zwei völlige Gegensätze, was wohl auch Absicht der Autorin war und ihr auch absolut gelungen ist.

Was mir an den Charakteren, insbesondere an Rhiannon, sehr gut gefällt, sind die Tiefe, die Einzigartigkeit und die verstrickte Gefühlswelt, welche Maggie Shayne für ihre Protagonisten erstellt hat. Schon im Prolog, in dem Maggie Shayne Rhiannon selbst einmal zu Wort kommen und etwas über sich erzählen lässt, erfahren wir einiges über die Protagonistin. Viele Gefühle und Gedanken, die für den späteren Verlauf der Geschichte wichtig sind und dort auch noch einmal mehr zur Geltung kommen, werden hier bereits aufgegriffen, und man erhält einen ersten Einblick in Rhiannons Charakter. Wie schon angemerkt, wirkt diese nämlich äußerlich sehr selbstsicher, versucht aber dennoch ihr ganzes unsterbliches Leben lang, Roland und vor allem sich selbst zu beweisen, dass sie seiner würdig und es wert ist, auch geliebt zu werden. Mir hat Rhiannon besonders gut gefallen, da sie einen völlig einzigartigen Charakter besitzt, man sich mit ihrer Art sofort anfreundet und man vor allem durch sie an der ganzen Geschichte in „Erinnerungen der Nacht“ besonderen Anteil nimmt.

Auch Roland hat Probleme mit sich selbst, wenn diese sich auch anders äußern als bei Rhiannon. Durch einen Vorfall in seiner Vergangenheit trägt er schon seit einer Ewigkeit eine schwere Schuld mit sich herum und will sich einfach nicht verzeihen. Er glaubt, wenn er sich nicht im Zaum hält, tritt das Böse in ihm ans Tageslicht, und da Rhiannon diejenige ist, wegen der er immer wieder fast die Kontrolle über sich verliert, möchte er sie von sich fernhalten und verletzt sie, obwohl er eigentlich weiß, dass er sie liebt.

Bereits bei „Fantasien der Nacht“ handelte es sich zum Teil auch um eine Vampir-Geschichte, die zudem und wie derzeit angesagt ein wenig Erotik beinhaltet, und dies ist auch noch in „Erinnerungen der Nacht“ der Fall. Dennoch spielt die Erotik hier keine allzu große Rolle und sorgt lediglich für die richtige Würze der Liebesgeschichte zwischen Rhiannon und Roland. Die Passagen, die ein wenig erotisch angehaucht sind, und auch die eigentlichen Sexszenen sind sehr sparsam platziert, werden dafür aber sehr fantasievoll, malerisch und angenehm beschrieben.

Wesentlich wichtiger für die Handlung ist dagegen die Liebesgeschichte, welche sich während des Verlaufes der Geschichte zwischen Rhiannon und Roland anbahnt. Maggie Shayne gestaltet diese Romanze so mitreißend und spannend, dass man das Buch, wenn es sich langsam aber sicher seinem Ende zuneigt, beinahe nicht mehr aus der Hand legen kann und völlig in die Geschichte eintaucht. Je nachdem, wie sehr man an den Protagonisten hängt und wie einem die Geschichte gefallen hat, ist es auch denkbar, dass an der ein oder anderen Stelle des Buches auch mal eine Träne die Wange hinunterkullert, weil man so sehr mit den leidenden Protagonisten mitfühlt. Das Einzige, was ich am Ende etwas schade fand, war, dass das Happy-End zwischen Rhiannon und Roland etwas abgewürgt und auf die letzten vier Seiten gequetscht wurde. Zwar werden alle offenen Fragen noch beantwortet und auch das Ende selbst ist für den Leser zufriedenstellend, aber dennoch bin ich der Meinung, dass man die Schlusssequenz ein bisschen weiter hätte ausdehnen können.

„Erinnerungen der Nacht“ wird in der üblichen Form aus der Sicht des Erzählers erzählt, und nur im Prolog wendet Maggie Shayne einmal die Ich-Perspektive an, als Rhiannon von sich erzählt. Zwar passen beide Erzählarten sehr gut zur Erzählung, aber dennoch glaube ich, dass es noch besser gepasst hätte, wenn Maggie Shayne die Ich-Form auch während der restlichen Geschichte beibehalten hätte. Rhiannons Gedanken und Gefühle sind einfach sehr interessant und unterhaltend, und ich kann mir gut vorstellen, dass die Wirkung noch etwas direkter gewesen wäre, wenn man die ganze Geschichte aus Rhiannons Sicht erfahren hätte.

_Fazit:_

Mir hat der zweite Teil „Erinnerungen der Nacht“ noch besser gefallen als sein Vorgänger, und das ist eindeutig der Protagonistin Rhiannon zuzuschreiben. Die Geschichte an sich ist spannend, die Liebesgeschichte kommt sehr gut zur Geltung, auch ein Hauch Erotik ist vorhanden und die restlichen Charaktere sind ebenfalls sehr sympathisch, aber am besten gefallen hat mir einfach Rhiannon. Wirklich negative Aspekte sind mir keine aufgefallen, und deshalb kann ich „Erinnerungen der Nacht“ von Maggie Shayne nur weiterempfehlen.

_Die Autorin:_

Maggie Shayne ist eine amerikanische Autorin von mehr als 40 romantischen und paranormalen Romanen. Shayne wuchs in einer ländlichen Gegend in der Nähe von Syracuse, New York, auf und verließ die Highschool mit sechzehn, um zu heiraten, nachdem sie schwanger wurde. Sie ist sehr an altsumerischer Religion und Kultur interessiert und ist mittlerweile |High Priestess| und |Elder| eines Wicca-Covens. Shayne und ihr Ehemann sind mittlerweile seit über 25 Jahren zusammen und haben gemeinsam fünf erwachsene Töchter. Sie leben auf einer Farm in der Nähe von New York.

Maggie Shayne gewann den |Romance Writers of America RITA Award| und war zwölfmal dafür nominiert, außerdem gewann sie zehnmal einen |Romantic Times Award|, den |New Jersey Romance Writers Golden Leaf Award for Best Long Contmeporary|, wurde als |Affaire de Coeur Magazine Favorite Paranormal Author of the Year| ausgezeichnet. Ihre |Twilight|-Serie umfasst im Original bereits vierzehn Bände, Band fünfzehn ist für Oktober 2008 angekündigt.

Die |Twilight|-Serie bei |Mira|:

Band 1: Fantasien der Nacht
Band 2: Erinnerungen der Nacht

|304 Seiten|
MIRA Taschenbuch
http://www.maggieshayne.com

Hendee, Barb & J. C. – Dhampir 1: Halbblut

Die junge Magiere und der Halbelf Leesil verdienen ihr Geld auf eine sehr unehrliche Art und Weise: Sie ziehen von Dorf zu Dorf, gaukeln den abergläubischen Bauern vor, sie von bösen Geistern und Vampiren zu befreien, und kassieren dabei oft das ganze Gesparte ein, das die gutgläubigen Bauern noch besitzen. Das klappt eine Weile lang ganz gut, bis Magiere ein schlechtes Gewissen bekommt und sich entscheidet, sesshaft zu werden und mit Leesil eine eigene Taverne am Meer zu eröffnen. Doch auf dem Weg zu der Taverne geschieht etwas Unheimliches: Mitten in der Nacht wird Magiere von einem offenbar Irren angegriffen. Während des Angriffs macht Magiere eine seltsame Wandlung durch, die sie wie eine wütende Bestie handeln lässt, und bringt den Irren in ihrer Raserei um.

Was Magiere jedoch nicht weiß: Der Angreifer war in Wirklichkeit kein Wahnsinniger, sondern ein Vampir, und sein Tod bleibt nicht sehr lange unentdeckt. Parko, so sein Name, war ein Gefährte der Vampire Rashed, Teesha und Rattenjunge, die sich ausgerechnet in dem Dorf niedergelassen haben, welches Magiere und Leesil ansteuern. Die Vampire glauben nun, Magiere sei auf dem Weg in das Dorf, um sie zu vernichten, und rüsten sich für den Kampf gegen die berüchtigte Vampirjägerin. Magiere dagegen sieht in sich weder eine richtige Vampirjägerin noch glaubt sie daran, dass Vampire überhaupt existieren. Durch diese Missverständnisse auf beiden Seiten kommt es zu einem erbitterten Kampf, in dem Magiere bemerkt, dass sie selbst den Vampiren gar nicht so unähnlich ist …

Das Erste, was mancher sich bei dem Buchtitel denken wird, ist wohl: Wieso eigentlich „Dhampir“ und nicht „Vampir“? Das ist eigentlich ziemlich schnell erklärt. [Dhampire]http://de.wikipedia.org/wiki/Dhampir sind, ähnlich wie Vampire, Geschöpfe, die in den früheren Geschichten auftauchten und denen man die Fähigkeit nachsagt, Vampire auch dann sehen zu können, wenn diese unsichtbar sind. Sie sind eine Mischung aus Mensch und Vampir und sind dazu geboren, Vampire mit Hilfe ihrer Fähigkeiten zu jagen und zu töten. Die Legende der Dhampire stammt allerdings nicht aus Barb und J. C. Hendees Feder, da Dhampire bereits in einigen alten Sagen und Geschichten vorkommen. Nur sind sie eben heute lange nicht mehr so bekannt wie Vampire.

Das Buch beginnt schon einmal sehr vielversprechend. Der Leser wird Zeuge davon, wie Magiere und Leesil ihrem Geschäft nachgehen und in einem strawinischen Dorf gemeinsam ihre Show abziehen, um anschließend den Bauern das Geld abzunehmen. Dabei bauen die Autoren Barb und J. C. Hendee gleich von Beginn an eine passende Atmosphäre auf, welche die Angst und die Verzweiflung der Bauern gut rüberbringt. Gleichzeitig wird dem Leser eine unheimliche Stimmung im Dorf vermittelt, da man anfangs nicht weiß, dass Magiere keine richtige Vampirjägerin ist, und das Gefühl aufkommt, dass in dem Dorf wirklich etwas Unheimliches vor sich geht. In diesem Fall verrät das Cover des Buches schon einiges über die düstere und unheimliche Atmosphäre, welche vor allem anfangs in der Geschichte herrscht und den Leser neugierig macht.

Schon ziemlich bald lernen wir neben der jungen Magiere, die uns schon von Anfang an als gefühlskalte Kriegerin begegnet, ihren Partner, den Halbelf Leesil, kennen, der das genaue Gegenteil von Magiere zu sein scheint. Während Magiere wie die Dominantere der beiden rüberkommt und alles sehr ernst nimmt, ist Leesil ein purer Spaßvogel, der sein Leben leicht nimmt und es genießt. Neben Magiere erscheint er im ersten Moment wie ein Kindskopf, der das Geld, das er verdient, nicht spart, sondern alles für teuren Wein ausgibt oder beim Kartenspielen verliert. Eigentlich sollte man meinen, dass er derjenige ist, der irgendwann ein schlechtes Gewissen bekommt und die Bauern nicht weiter ausnehmen will. Doch Magiere ist es letztendlich, die dem ein Ende bereiten will und dadurch ihre anfängliche Gefühlskälte widerlegt. Während der ganzen Geschichte entwickeln sich Magiere und Leesil weiter und zeigen immer öfter Eigenschaften, mit denen man als Leser nicht gerechnet hätte.

Neben Magiere und Leesil gibt es dann auch noch die Vampire, die ebenfalls eine große Rolle spielen. Im Gegensatz zu vielen anderen Fantasybüchern werden in „Dhampir 1: Halbblut“ auch die ‚bösen‘ Hauptcharaktere näher in ihren Gedankengängen und Gefühlen durchleuchtet. Und obwohl Teesha, Rashed und Rattenjunge bösartige Vampire sind, erfährt der Leser einiges über deren Vergangenheit und über die Beweggründe, welche sie antreiben. So erscheinen die Vampire nicht mehr ganz so finster und sind teilweise sogar sympathisch.

Nachdem mir der Anfang des Buches sehr gut gefallen hat, ist der Rest der Geschichte zwar auch noch gut, aber ich hätte mir ein wenig mehr davon erhofft. Nach den ersten etwa hundert Seiten nimmt die Spannung der Geschichte steil ab und kommt später auch nicht mehr richtig zum Vorschein. Es hat den Anschein, als hätten Barb und J. C. Hendee am Anfang des Buches sehr viel Mühe in die Geschichte gesteckt, aber zum Schluss hin ein wenig das Interesse sowie wirklich gute Ideen verloren. Zwar kann die Geschichte noch gut unterhalten, aber der Leser wartet permanent darauf, dass irgendetwas Spannendes geschieht und die Geschichte zum Höhepunkt kommt, doch das ist über die gesamte Distanz kein einziges Mal der Fall.

Währenddessen ist die Geschichte voller Kampfszenen, die allesamt ein wenig zu ausführlich und zu langwierig sind, sodass auch da die Spannung wieder stark abnimmt und die Kampfszenen in ihrem Ablauf weder richtig nachvollziehbar sind noch irgendwie spannend. Diese Sequenzen nehmen im vorliegenden Roman einen wirklich großen Teil des Erzählumfangs ein, und nach einer Weile werden sie dann wirklich ein bisschen lästig. Hätte man die Kampfszenen ein wenig gekürzt und sich stattdessen ein wenig mehr auf die Geschichte selbst konzentriert, wäre dies sicherlich nur von Vorteil gewesen.

Auch das Ende hält nicht das, was man sich bei dem atmosphärischen und viel versprechenden Anfang der Geschichte erhofft. Das Finale setzt ziemlich abrupt ein, und man kommt nicht um hin sich anschließend zu fragen: War das jetzt alles? Eigentlich erwartet man als Leser noch etwas Aufregendes und Befriedigendes, aber plötzlich ist man auf der letzten Seite angekommen und es hat den Anschein, als hätten die Autoren keine allzu große Lust mehr gehabt, ein ausführliches Ende niederzuschreiben.

Zwar kommt beim Ende der Geschichte keine richtige Spannung mehr auf, aber dafür geht es im Epilog der Geschichte wieder aufwärts. Dort erfährt man im Nachhinein einiges über die Geschichte, was den eigenen Blickwinkel, unter dem man die Geschichte betrachtet hat, wieder ändert. Man erfährt einige Anhaltspunkte und Pläne einer Person, die in der Handlung zwar nur am Rande vorkam, aber doch eine wichtige Rolle darin übernommen hat. Durch die vielen offenen Fragen, die durch den Epilog entstehen, wird der Leser letztendlich doch wieder neugierig und möchte wissen, was es mit alldem auf sich hat und wie die Geschichte weitergeht.

_Fazit:_ „Dhampir 1: Halbblut“ ist eine nette, unterhaltsame Vampirgeschichte mit einer guten Grundidee, mehr aber auch nicht. Aus der Geschichte hätte man mehr machen können, und die vielen Kampfszenen sind einfach zu ausführlich geraten.

_Die Autoren:_ Barb und J. C. Hendee leben zusammen in Colorade, in der Nähe der Rockey Mountains. Beide sind hauptberuflich Englisch-Lehrer in Denver.

|384 Seiten Paperback
ISBN: 978-3-8025-8145-8|
http://www.egmont-lyx.com

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Abé, Shana – Feuermagie (Der träumende Diamant 1)

_Ein Feuerwerk aus funkelnden Diamanten_

Das Volk der Drákon – Menschen, die sich in Rauch und in Drachen verwandeln können – lebt abgeschieden von der Menschheit an einem Ort namens Darkfirth. Kein Mensch darf je von ihrer Existenz erfahren, und deshalb ist es jedem Mitglied des Stammes untersagt, aus Darkfirth fortzugehen und in der Welt der Menschen zu leben.

Doch der jungen Rue gelingt durch ihren vorgetäuschten Tod die Flucht, und sie beginnt ein Leben in der Welt der Menschen, weit weg von dem verhassten Darkfirth. Dort fängt sie an, als so genannter ‚Rauchdieb‘ Juwelen zu stehlen, die auf sie wie auch auf die restlichen Mitglieder ihres Volkes eine große Anziehungskraft ausüben.

Doch Rues Existenz bleibt durch ihre Diebstähle auch vor den Drákon nicht länger geheim, weshalb Christoff, der Alpha der Drákon, eingreifen und Rue zurück nach Darkfirth bringen will. Mit Hilfe des Diamanten „Herte“ stellt er Rue eine Falle, was aber nicht so funktioniert, wie er es gerne gehabt hätte: „Herte“ wird von einem weiteren Drákon gestohlen, und Rue ist die Einzige, die weiß, in wessen Händen sich der Diamant befindet.

So kommt es, dass Christoff und Rue untereinander einen Deal vereinbaren: Rue soll ihm helfen, „Herte“ zu finden und den Dieb dingfest zu machen. Sollte sie es schaffen, erlangt sie ihre Freiheit zurück, doch sollte sie versagen, muss sie in Darkfirth bleiben und Christoff heiraten. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach London und beginnen mit der Jagd auf den Dieb. Dabei versucht Christoff, Rues Herz für sich zu gewinnen, und obwohl Rue sich anfangs wehrt, vermag auch sie ihre Gefühle für ihn nicht lange zu verstecken.

_Eindrücke:_

Bevor die eigentliche Geschichte anfängt, wird der Leser erst einmal mit einem Prolog in die Geschichte und die Welt der Drákon eingeführt. Dort erzählt Shana Abé einiges über das Volk der Drákon, wie zum Beispiel über die Macht der Diamanten, die Kriege, welche die Drákon mit den Menschen geführt haben, und was sonst noch alles geschehen ist, was das Leben der Drákon stark beeinflusst hat. Dadurch erfährt man als Leser einige wichtige Informationen über die Drákon, welche für den späteren Verlauf der Geschichte wichtig sind und die man nur schwerlich in die eigentliche Geschichte hätte einbauen können. Dennoch hat mich der Prolog erst wenig überzeugt. Er ist etwas gewöhnungsbedürftig und klang für den Rest der zu erwartenden Geschichte nicht besonders vielversprechend. Er hinterließ bei mir die Vermutung, dass es sich bei „Feuermagie“ um eine typische und etwas langweilige Drachengeschichte handelt, die es dergestalt es schon zuhauf in den Bücherläden gibt und auf die man ganz gut verzichten kann.

Doch der erste Eindruck täuscht. Hat man nämlich den Prolog erst einmal hinter sich gelassen und ist bei der eigentlichen Geschichte angelangt, wird diese zunehmend interessant und klingt um einiges vielversprechender. Nach und nach lernen wir die Protagonistin Clarissa Rue kennen, die in Darkfirth eine schreckliche Kindheit hatte und sich durch die Vortäuschung ihres eigenen Todes aus diesem Ort davonmacht, um die Welt der Menschen kennenzulernen. Erst sind dem Leser die Beweggründe Rues unklar, aber je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr erfährt der Leser über die Gründe, welche Rue dazu trieben, Darkfirth zu verlassen. In London beginnt sie schließlich ein neues Leben und wird nicht nur zur Diebin, sondern entwickelt auch ein stärkeres Selbstvertrauen. Sie ist wild, frei, vorlaut und alles andere als eine feine Dame der Gesellschaft. Ich finde Rues Charakter mehr als gelungen und schloss sie bei der Lektüre sofort in mein Herz.

Auch Christoff bzw. Kit, den Alpha der Drákon, lernt der Leser kennen. Der zweite Hauptcharakter wird ebenso wie Rue nicht als perfekt dargestellt, sondern mit einigen Macken. Er wirkt anfangs auf den Leser wie ein egoistischer und eitler Herrscher, der immer nur seinen Willen durchsetzen möchte und nichts anderes kann als Befehle zu erteilen. Auch Rue gegenüber benimmt er sich erst wie ein Ekel und erst später, wenn Rue und Christoff alleine in London sind und den Dieb jagen, verändert sich sein Charakter; zunächst kaum merklich, dann aber zunehmend, bis man schließlich auch ihn ins Herz geschlossen hat. Die Tatsache, dass die Protagonisten nicht allzu perfekt und klischeelastig dargestellt werden, ist ein großer Pluspunkt in „Feuermagie“, da sie hierdurch einen völlig eigenen und außergewöhnlichen Charakter entwickeln können und gemeinsam, trotz der vielen Streitereien, einfach ein perfektes Team bilden.

„Feuermagie“ ist nicht nur eine Fantasygeschichte, wie man vermuten könnte, sondern vereint in sich noch einige andere Genres. Das Hauptaugenmerk liegt nämlich weniger auf dem Fantasygehalt, sondern mehr auf der sich anbahnenden Liebesgeschichte zwischen Rue und Christoff, welche auch mit einer dezenten Prise Erotik unterlegt wird. Gleichzeitig ist „Feuermagie“ aber auch eine historische Erzählung aus dem 18. Jahrhundert und überdies ein Abenteuerroman. Man sollte meinen, dass bei so einer Vielfalt von verschiedenen Genrerichtungen die eine oder andere darunter etwas zu kurz kommt, aber dem ist nicht so. Ob nun die Liebesgeschichte, die Fantasy- oder die Abenteuergeschichte, alles wird komplett ausgeschöpft und kein Bestandteil kommt in irgendeiner Weise zu kurz. Alles zusammen genommen, leigt eine wirklich gelungene Mischung aus verschiedenen Genretypen vor, und man wird von der ersten bis zur letzten Seite durchgehend und zudem spannungsreich unterhalten.

Anders als bei vielen Liebes- und Erotikgeschichten geht es Shana Abé hierbei ein wenig langsamer an. Während es in anderen Liebesromanen relativ zügig zur Sache geht und alles sehr genau beschrieben wird, dauert es bei „Feuermagie“ eine ganze Weile, bis Christoff und Rue sich näher kommen. Ab und zu kommt es dann auch zu erotischen Szenen, die aber gut portioniert auftreten und der Liebesgeschichte lediglich die rechte Würze verleihen. Wenn Shana Abé eine solche Szene beschreibt, hält sie sich nie lange mit irgendwelchen Details auf und beschreibt die Szenen kurz, aber sehr schön und malerisch.

„Feuermagie“ ist, wie es der Titel schon sagt, eine absolut magische Geschichte und in jeder Hinsicht einfach nur schön. Es ist eine Geschichte voller zauberhafter Drachen, Diamanten, Feuerwerken und anderen ästhetischen Dingen, sodass der Leser das Gefühl bekommt, die Geschichte wäre selbst ein funkelnder Diamant. Shana Abé beschreibt und erzählt ihre Story so wunderbar fantasievoll und malerisch, dass vor allem weibliche Leser ganz und gar in den Bann der Erzählung geschlagen wird. Zwar ist Abés Schreibstil im Prolog ein wenig gewöhnungsbedürftig, doch das ändert sich schon beim Beginn der eigentlichen Geschichte, und ab diesem Punkt ist klar, dass uns eine wundersam schillernde und spannende Sage erwartet, die durchaus das Potenzial für das nächste Lieblingsbuch mitbringt.

_Fazit:_ „Feuermagie“ ist eine wundervolle Geschichte, die funkelt wie ein Diamant und mehrere Genres perfekt in sich vereint. Auch die Charaktere, welche durch ihre Unvollkommenheit einzigartig wirken, sind gut gelungen und man schließt sie sofort in sein Herz. Ein wirklicher Lesegenuss, vor allem für weibliche Leser.

_Die Autorin:_ Shana Abé lebt mit ihrem Mann und einem ganzen Zoo von Tieren in Südkalifornien, verrät uns der Verlag (die Website der Autorin spricht eher von fünf Kaninchen und einem Hund). Die |Wikipedia| verrät noch ein bisschen mehr: Sie wurde in Texas geboren, wuchs in Colorado auf, verbrachte einen Teil ihres Studiums in Mexico sowie Los Angeles und arbeitete in Japan als Model. Abé erhielt den |Romantic Times Career Achievement Award| und war sechsmal für den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| nominiert, wovon sie zwei gewann.

http://www.shanaabe.com

|Der träumende Diamant:|

Band 1: Feuermagie
Band 2: Erdmagie (September 08)

|Originaltitel: Drákon 1. The Smoke Thief
Originalverlag: Bantam, New York 2005
Aus dem Englischen von Marianne Schmidt
384 Seiten|
http://www.blanvalet-verlag.de

Lara Adrian – Gefangene des Blutes (Midnight Breed 2)

Gefangen in einer ewigen Verbindung

Als der Vampir Dante in einen Hinterhalt von Rogues gerät, kann er nur ganz knapp und mit vielen lebensgefährlichen Wunden am Körper entkommen. Mit letzter Kraft erreicht er eine kleine Tierklinik, in der die Tierärztin Tess spät abends noch arbeitet. Um zu überleben, überlegt Dante nicht lange und trinkt von Tess‘ Blut. Erst zu spät fällt ihm das tropfenförmige Mal an Tess‘ Hand auf, das sie als eine Stammesgefährtin auszeichnet und ihn damit von nun an unwiderruflich an sie bindet.

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Adrian, Lara – Geliebte der Nacht (Midnight Breed 1)

_Eigentlich_ wollte die erfolgreiche Fotografin Gabrielle Maxwell nur einen schönen Abend mit ihren Freunden verbringen, um ihren Erfolg bei einer ihrer Ausstellungen zu feiern. Doch als sie vor einem Nachtclub Zeugin davon wird, wie eine Horde wilder Vampire einen Mann blutleer saugt, verändert sich Gabrielles ganzes Leben. Nur durch den Blitz ihres Handys, den sie beim Fotografieren der Bestien auslöst und der die Vampire zu blenden scheint, gelingt ihr die Flucht. Ihr erster Weg führt sie zur Polizei, um den grausamen Mord an dem jungen Mann zu melden, doch die Beamten schenkt ihr keinen Glauben, da sie weder auf Gabrielles geschossenen Fotos Genaueres erkennen können, noch irgendwer vor dem Nachtclub etwas davon mitbekommen hat. Nur der gutaussehende Lucan Throne, der ein paar Tage später mit dem Vorwand bei ihr zu Hause auftaucht, zu ihrem Schutz von der Polizei geschickt worden zu sein, glaubt ihr. Doch was Gabrielle nicht weiß: Lucan Throne ist ebenfalls ein Vampir …

Bald schon verdreht Lucan Gabrielle gehörig den Kopf, und auch Lucan fühlt sich stark zu Gabrielle hingezogen. Dennoch bleibt Lucan nichts anderes übrig, als Gabrielle zu vergessen. Sie ist eine Stammesgefährtin, eine der Frauen, mit denen sich die Vampire für alle Ewigkeit verbinden können. Denn trotz seiner starken Gefühle für Gabrielle ist Lucan nicht bereit, seine Verpflichtung gegenüber seinen Vampirgefährten zu vernachlässigen. Lucan ist ein Vampirkrieger, der in den über Jahrhunderte währenden Krieg zwischen den Vampiren und den Rogues – Vampiren, die der Blutgier verfallen sind, wie jene, welche Gabrielle vor dem Nachtclub gesehen hat – verwickelt ist. Obwohl Lucan Gabrielle vor den Rogues beschützen muss, scheint für Gabrielle kein Platz an Lucans Seite zu sein …

_Man könnte meinen_, Bücher mit einer Basisstory wie in „Geliebte der Nacht“ gäbe es heutzutage wie Sand in der Wüste: eine menschliche Frau, die sich in einen Mann verliebt, von dem sie erst später erfährt, dass es sich bei ihm um einen Vampir handelt. Dennoch ist „Geliebte der Nacht“ noch lange kein Abklatsch von anderen, ähnlichen Vampirromanen. Die Geschichte in „Geliebte der Nacht“ wurde mit vielen neuen Ideen ausgeschmückt, welche die Erzählung zu etwas Eigenständigem machen und dazu führen, dass der Roman seinen ganz eigenen Charme entwickelt. So liegt der Schwerpunkt der Story nicht auf der Liebesgeschichte und den Erotikszenen zwischen Lucan und Gabrielle, sondern dieser Teil hält sich gut die Waage mit der restlichen Story, sodass diese nicht den Eindruck erweckt, sie wäre bloß vorhanden, um möglichst viel Erotikanteil darin einzubauen. Im Grunde spielt die Erotik in „Geliebte der Nacht“ sogar eher eine kleine Rolle, wenn man den Roman mit anderen Vampir-Erotik-Büchern vergleicht.

Dieses passende Verhältnis zwischen Erotik und der actionreichen Hintergrundstory in „Geliebte der Nacht“ hat mir sehr gut gefallen. Gabrielles und Lucans Verhältnis zueinander steht zwar schon im Mittelpunkt der Story, wird aber nie zu sehr in den Vordergrund gestellt. Es gibt zwar einige erotische Szenen, in denen es dann auch schon mal zur Sache geht, aber diese lassen sich im Laufe des Buches letztendlich an einer Hand abzählen und sind auch währenddessen nie so sehr in die Länge gestreckt, dass es irgendwann stören würde. Im Gegenteil, die Autorin hat die Szenen meist schön und genau, aber relativ knapp beschrieben, sodass die eigentliche Geschichte in „Geliebte der Nacht“ nie zu lange aus den Augen gelassen wird.

Die Charaktere in „Geliebte der Nacht“ haben mir im Großen und Ganzen ganz gut gefallen. Zwar sind die Nebencharaktere, wie beispielsweise Gabrielles Freunde, eher blass gehalten und auch die meisten anderen Charaktere zeugen nicht unbedingt von besonders viel Tiefe, doch das fällt der Leserin kaum auf und ändert nichts an der Qualität des Buches. Die Protagonisten Gabrielle und Lucan wirken sehr sympathisch, da beide ihre Stärken und Schwächen besitzen und nicht, wie sonst oft üblich, der Vampir durch und durch der starke Beschützer ist und die Frau zu schwach, um sich auch mal selbst zu wehren.

„Geliebte der Nacht“ ist sehr spannend und besitzt einen gehörigen Anteil an Action in der Story. Gleich am Anfang schon wird die Geschichte interessant, wenn im Prolog beschrieben wird, was mit Gabrielles Mutter geschieht, als sie zum ersten Mal auf einen Rogue trifft, und auch nach dem Prolog geht es aufregend und actionreich weiter. Gabrielle trifft vor dem Nachtclub auf wilde Rogues und kann nur mit viel Glück fliehen. Von diesem Zeitpunkt an wird sie von den Rogues, ihren menschlichen, seelenlosen Lakaien und insbesondere dem anonymen Vampirmeister, der die Rogues gegen Lucans Vampirstamm in den Krieg führt, verfolgt und scheint nirgendwo mehr sicher zu sein. Nur bei Lucan und dem Stamm scheint sie vorerst geborgen zu sein, was allerdings nach einiger Zeit ebenfalls zweifelhaft ist. Lucan, der älteste Vampir des Stammes, ist nicht nur der stärkste unter ihnen, sondern auch anfälliger für die Blutgier, welche die Vampire zu willenlosen Rogues macht. Lange Zeit konnte sich Lucan gegen diese Blutgier, die ihm immer mehr zum Verhängnis wird, wehren, was ihm aber immer schwerer fällt. Dadurch sorgt die Autorin für eine ständig anhaltende Ungewissheit, die sich vom Anfang bis zum Ende hin durch den ganzen Roman zieht.

Die Art und Weise, wie in „Geliebte der Nacht“ die Vampire dargestellt werden, ist zwar nicht revolutionär, allerdings auch mal etwas ganz anderes und für den ein oder anderen Leser wohl auch etwas gewöhnungsbedürftig. Die ersten Vampire waren nämlich Aliens, die auf der Suche nach Nahrung auf die Erde kamen und sich dort weiter fortpflanzten. Diese Vampire (übrigens nur männliche, da es in „Geliebte der Nacht“ keine weiblichen Vampire gibt), die dabei entstanden sind, sind die Gen-Eins-Vampire, denen auch Lucan angehört. Diese sind besonders stark und in der Vampirgesellschaft hoch angesehen, verfallen aber der Blutgier leichter als andere Vampirgenerationen und sind auch gegenüber der Sonne wesentlich empfindlicher. Da es keine weiblichen Vampire gibt, existieren zum Ausgleich die so genannten Stammesgefährtinnen. Das sind menschliche Frauen, die sich dazu eignen, sich mit einem Vampir zu verbinden und männliche Vampire zu gebären. Durch das Blut, das sie von ihren Gefährten trinken, erhalten auch sie ewiges Leben.

Das Einzige, was mich an dem Buch letztendlich wirklich gestört hat, waren der Schreibstil und seine ständigen Wortwiederholungen. Beständig werden Sätze mit „Gott …“, „Bei Gott …“ oder „Gott im Himmel …“ eingeleitet. Daran stört nicht nur, dass dieser Satzanfang beinahe auf jeder einzelnen Seite des Buches zu finden ist, sondern auch, dass dieser Anfang meist gar nicht richtig zum restlichen Satz passt, sondern diesen eher noch viel zu sehr dramatisiert. So hat es oft den übertriebenen Anschein, als wäre jede Kleinigkeit in Wirklichkeit gar keine solche, sondern eine riesige Katastrophe. Doch das ist leider nicht die einzige Wortwiederholung, die immer wieder auftaucht. So war mir die Bezeichnung „meine Süße“ für Gabrielle, sei es nun von ihren Freunden aus, von einem Polizeibeamten oder von Lucan, auch recht schnell ein Dorn im Auge. Würden diese Wiederholungen nicht auftauchen, wäre der Schreibstil vollkommen in Ordnung, denn die Art und Weise, wie die Autorin sich ausdrückt, hat mir eigentlich ganz gut gefallen.

Was auch ein wenig unglücklich ist, aber nicht allzu sehr gestört hat, sind die kurzen Dialoge zwischen Lucan und Gabrielle während des Sexes. Diese werden teilweise so übertrieben dargestellt, dass die Szene im Leser kaum einen erotischen Eindruck hinterlässt, sondern lediglich ein belustigtes Schmunzeln hervorruft.

_Fazit:_ Letztendlich hat mir „Geliebte der Nacht“ wirklich gut gefallen, trotz einiger Schwächen. Zwar nerven die Wortwiederholungen teilweise sehr, doch letztendlich haben mir die actionreiche Story und die Protagonisten sehr gut gefallen, sodass ich für „Geliebte der Nacht“ gerne eine Empfehlung ausspreche.

_Die Autorin:_ Zusammen mit ihrem Mann lebt Lara Adrian an der Küste Neuenglands, die von uralten Friedhöfen und dem Atlantik umgeben ist. Schon in ihrer Kindheit entwickelte sie ein Faible für Vampirromane und verschlang Bücher von Bram Stoker und Anne Rice. „Geliebte der Nacht“ ist ihr erster eigener Vampirroman.

|Originaltitel: Kiss of Midnight
Originalverlag: Bantam Dell
Softcover, 464 Seiten Klappbroschur|
http://www.egmont-lyx.com

Die |Midnight Breed|-Reihe:

Band 1: Geliebte der Nacht
Band 2: Gefangene des Blutes
Band 3: Geschöpf der Finsternis

Moers, Walter – Rumo & Die Wunder im Dunkeln. Ein Roman in zwei Büchern

_Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen_

Rumo, den alle für einen kleinen Hund halten, lebt zusammen mit Fhernhachenzwergen auf einem Bauernhof und ist der Liebling der Familie. Doch als er eines Tages, nicht wie üblich, im Haus völlig allein gelassen wird und zusätzlich noch schreckliche Schmerzen in seinem Maul verspürt, beginnt er auf zwei Beinen zu laufen, um nach den Fhernhachen zu suchen. Diese werden jedoch in genau diesem Moment von Teufelszyklopen verschleppt, die schließlich auch noch Rumo einfangen.

Als er dann auf den Teufelsinseln, der Heimat der Teufelszyklopen, in einem Gefängnis mit vielen anderen Insassen wieder erwacht, ahnt er noch nichts Böses. Doch als immer mehr der Mitgefangenen von den Teufelszyklopen rausgeschafft und gefressen werden, merkt er bald, in welcher Gefahr er sich befindet. Er verbündet sich mit einem weiteren Gefangenen, einer Haifischmade namens Smeik, der ihm auch erklärt, wer und was er in Wirklichkeit ist: ein Wolpertinger. Und die Schmerzen, die Rumo im Kiefer spürt, sind wachsende Reißzähne.

Während des Aufenthaltes auf den Teufelsinseln bringt Smeik Rumo das Sprechen bei, er zeigt ihm, was er tun muss, damit er von den Teufelszyklopen nicht als Frühstück verspeist wird, und Rumo wächst und wächst. Nach einiger Zeit, als es für Rumo immer brenzliger wird, weil die Teufelszyklopen in ihm einen Leckerbissen sehen und ihn mästen, unterbreitet Smeik ihm seinen Fluchtplan, der auch bald durchgeführt wird und tatsächlich gelingt.

Als Rumo und Smeik wieder frei sind, folgt Rumo einem silbernen Faden am Himmel, den er stets sieht, wenn er die Augen schließt. Was ist das für ein silberner Faden und wohin führt er? Eine abenteuerliche und gefährliche Reise beginnt.

_Walter Moers_ verfügt über eine sehr humorvolle und unterhaltsame Erzählweise, die mir noch von [„Die Stadt der träumenden Bücher“ 2486 gut in Erinnerung geblieben ist. Er schreibt, als wäre all das, was er in seinen Geschichten erschafft, selbstverständlich und alltäglich, und so natürlich, wie er dem Leser seine Welt vermittelt, nimmt dieser sie auch wahr. So wahnwitzig und absurd die Wendungen der Geschichte oder die Wesen in dem Buch auch erscheinen, man kann einfach alles völlig ernst nehmen und sich fabelhaft in die Geschichte hineinversetzen. Nicht jedem Autor gelingt es, seine fiktive Welt so selbstverständlich rüberzubringen, dass man sich wirklich vollkommen in sie hineinversetzen kann und auch nicht bei dem verrücktesten Wesen die Stirn über die Absonderlichkeit des Ganzen runzelt, sondern derlei einfach als normal akzeptiert.

Dazu schreibt Walter Moers sehr wortgewandt und fesselnd. Auch wenn Rumo mal kein großes Abenteuer bestehen muss, gelingt es Walter Moers, den Leser mit seiner lustigen und unterhaltsamen Art völlig an das Buch zu fesseln, so dass man Rumo stets auf Schritt und Tritt folgt und die Geschichte selbst miterlebt.

Walter Moers‘ Bücher über Zamonien hängen inhaltlich immer leicht zusammen: Natürlich ist es immer dieselbe Welt, man begegnet denselben Kreaturen, und ab und zu trifft man jemanden, den man aus einem anderen Zamonien-Buch bereits kennt. Allerdings handelt es sich trotz allem nicht um zusammenhängende Bücher, sondern jedes ist eigenständig lesbar. Man muss also in keiner besonderen Reihenfolge lesen, damit man auch alles versteht. Walter Moers erklärt wirklich alles sehr genau, ohne jedoch zu langweilen. Ab und zu schweift er auch ein wenig ab und erzählt andere Geschichten aus Zamonien, doch das stört nicht, denn man verliert dennoch nie den roten Faden.

Was wirklich besonders zu beeindrucken weiß, ist der große Ideenreichtum, den man in „Rumo“ finden kann. Die Geschichten, die Kreaturen, die Persönlichkeiten – so viele verrückte und wahnwitzige Ideen wie in „Rumo“ oder anderen Zamonien-Büchern findet man in keinem anderen Gesamtwerk. Walter Moers besitzt eine Fantasie wie kaum ein anderer Autor.

Rumo selbst ist eine Hauptfigur, die man sofort in sein Herz schließt. Voller Spannung habe ich mitgefiebert – von seinem Aufenthalt auf dem Bauernhof, als er noch klein und brav ist und noch nicht einmal sprechen kann, bis zu dem Zeitpunkt, als er zum Helden wird, die größten Gefahren auf sich nimmt und die gefährlichsten Abenteuer besteht. Rumo ist ein mutiges kleines Kerlchen, das lieber tapfer mit seinem Schwert gegen die größten Gefahren kämpft als seiner großen Liebe zu gestehen, was er für sie empfindet. So mutig, wie er im Kampf auch ist, sobald seine Geliebte in der Nähe ist, wird er zum Tollpatsch und traut sich kaum, irgendetwas zu sagen. Niedlich!

Was mir ebenfalls sehr gefallen hat, waren die vielen Bilder. Zwar ist nicht gerade auf jeder Seite eins zu finden, aber immer wieder veranschaulichen kleinere oder größere Bilder das, was Walter Moers beziehungsweise sein fiktiver Chronist erzählt oder erklärt. Bei manchen Kreaturen wäre es ansonsten auch nicht so einfach, sich diese vorstellen zu können, und dabei sind die Bilder oft sehr hilfreich.

Die Geschichte dürfte in ihrer Skurrilität für den ein oder anderen wohl etwas gewöhnungsbedürftig sein. So erging es mir auch mit meinem ersten Walter-Moers-Buch. Anfangs gelang es mir nicht gänzlich, mich völlig mit den Kreaturen und der Erzählung anzufreunden. Bei „Rumo“ war aber bereits alles ganz anders. Das Buch hat mich schon nach den ersten paar Seiten fest im Griff gehabt und ich konnte vollkommen in Walter Moers‘ Zamonien eintauchen.

_Fazit:_ „Rumo & Die Wunder im Dunkeln“ überzeugt vollkommen und ist ist meiner Meinung nach der beste der Zamonien-Romane. Die Geschichte ist skurril und verrückt, genauso wie die Charaktere es sind, und Walter Moers schreibt mit viel Liebe zum Detail.

Wem der Name _Walter Moers_ unwahrscheinlicherweise nichts sagen sollte, der kennt vielleicht eines seiner zahlreichen berühmten Werke: „Das kleine Arschloch“, „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“, „Der Fönig“, „Adolf“ oder „Rumo“. Und das ist noch lange nicht alles, was Walter Moers bisher erschaffen hat. Die meisten seiner Werke stammen allerdings aus seiner selbsterfundenen Welt „Zamonien“, die von Lindwürmern, Wildschweinlingen, Haifischmaden, Schrecksen, Hundlingen und vielen anderen Kreaturen besiedelt wird.

Eigentlich kreiert Walter Moers hauptsächlich Comics (wie z. B. „Das kleine Arschloch“), aber im Jahr 1999 brachte er seinen ersten Roman heraus: „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“. Darauf folgten dann zahlreiche weitere Romane aus Zamonien, die allesamt sehr erfolgreich waren.

|Die Zamonien-Reihe:|

„Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ (1999)
„Ensel und Krete – Ein Märchen aus Zamonien“ (2000)
„Rumo & Die Wunder im Dunkeln“ (2003)
[„Die Stadt der träumenden Bücher“ 2486 (2004)
[„Der Schrecksenmeister“ 4678 (2007)

Mehr Infos über Zamonien: http://www.zamonien.de

http://www.piper-verlag.de

Raven, Lynn – Kuss des Dämons, Der

_Dawn führt mit ihrem reichen Onkel_ ein mehr oder weniger normales Leben in Ashland Falls und geht dort auf die Highschool. Eines Tages kommt ein Neuer an die Schule, Julien DuCraine, der immer eine Sonnenbrille trägt, von allen Mädchen angeschmachtet wird und eine Freundin nach der nächsten hat. Als Julien mit seiner |Fireblade| bei dem DVD-Abend bei Dawns gutem Freund Neal auftaucht, lädt er Dawn dazu ein, mit ihm auf der Maschine eine Runde zu drehen. Weit entfernt von Neals Haus kommt es dann zu einem Streit zwischen den beiden, sodass Julien Dawn einfach stehen lässt und mit seiner |Fireblade| davonfährt.

Dawn ist entsprechend wütend und beide feinden sich daraufhin gegenseitig an. Bis zu dem Tag, als Julien und Dawn zusammen mit ihren Schulkameraden ein altes Theaterhaus aufräumen müssen, damit dort die alljährliche Halloweenparty stattfinden kann. Julien rettet Dawn das Leben, als alte Vorhangsstangen auf sie herabzufallen drohen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt zwischen Dawn und Julien eine Freundschaft, die sich bald zu Liebe entwickelt.

Doch wie kommt es, dass Julien Dawn retten konnte, obwohl er doch am ganz anderen Ende des Saales stand? Wieso trägt Julien immer eine Sonnenbrille? Und weshalb versucht Julien Dawn von sich fernzuhalten, weil er meint, er sei zu gefährlich für sie? Der Verdacht, den Dawn heimlich hegt, scheint sich alsbald zu bewahrheiten: Julien ist ein Vampir …

_“Der Kuss des Dämons“ von Lynn Raven_ ist eine Mischung aus Vampirroman und einer Liebesgeschichte, die schon im Klappentext erahnen lässt, dass einige Parallelen zu Stephenie Meyers [„Bis(s) zum Morgengrauen“ 4600 vorhanden sind. Zwar müssen Parallelen im Klappentext noch lange nicht heißen, dass die Story letztendlich auch wirklich abgekupfert wurde, aber in diesem Fall muss ich sagen, trifft das leider doch in gewisser Weise zu. Nicht nur das Grundgerüst der Story wurde beinahe eins-zu-eins übernommen, sondern auch in einigen Details ähnelt „Der Kuss des Dämons“ dem bekannten Jugendbuch von Stephenie Meyer sehr, angefangen damit, dass ein neuer Mitschüler an die Highschool kommt, der völlig unnahbar ist und doch von allen bewundert wird, der das Sonnenlicht nicht ertragen kann, dessen Haut bleich und hart wie Stein ist, mit einem Gesicht wie ein Engel. Obwohl es erst den Anschein hat, als könnte er Dawn nicht leiden, verlieben sich die beiden ineinander. Zuvor rettet er ihr mit seiner übermenschlichen Schnelligkeit das Leben, und auch später, als sie von einem Mann in einer dunklen Gasse bedrängt wird, ist er für sie da, um ihr zu helfen. All das hatten wir auf die ein oder andere Weise in „Bis(s) zum Morgengrauen“ schon einmal. Auch wenn das Buch letztendlich nicht komplett abgekupfert wurde und durchaus auch eine eigenständige Geschichte erzählt, sind sich die beiden Werk doch zu ähnlich, um sie nicht miteinander in Vergleich zu bringen, und dabei wird Lynn Ravens „Der Kuss des Dämons“ eindeutig in den Schatten gestellt, da es mit seiner ‚Inspirationsquelle‘ einfach in keiner Weise mithalten kann.

Auch wenn man mal von diesem Vergleich absieht, weist die Handlung selbst auch die ein oder andere Schwäche auf. Einige Stellen wirken etwas aufgesetzt oder einfach zu schnell erzählt. Vor allem die Szene, in der Dawn und Julien mit seiner |Fireblade| eine Runde drehen und sich dann streiten, wirkt ein wenig an den Haaren herbeigezogen, und auch die Tatsache, dass Dawn zweimal in ein leer stehendes Gebäude einbricht und dabei beide Male auf Julien im Innern trifft, wirkt alles andere als realistisch. Einmal, vielleicht, aber gleich zweimal?

Der letzte negative Kritikpunkt betrifft die Vorhersehbarkeit der Geschichte. Wer aufmerksam liest, dem werden einige erwähnte Details auffallen, und spätestens in der Mitte des Buches weiß man dann ziemlich sicher, wie das Buch ausgehen wird. Lynn Raven versteckt ihre Andeutungen auf das Finale nicht gut genug, sodass man letztendlich nur eins und eins zusammenzuzählen braucht, damit man weiß, wie das Buch ausgeht. Während der Leser schon seit geraumer Zeit ahnt bzw. weiß, was Sache ist, versteht Dawn noch immer nicht, was um sie herum geschieht und was all das zu bedeuten hat, und das nimmt dem Buch in der Mitte eine gehörige Portion an Spannung sowie Glaubwürdigkeit.

Doch trotz der nicht zu ignorierenden Kritikpunkte hat mir das Buch immer noch gut gefallen. Warum? Weil der Stil gefällig ist und „Der Kuss des Dämons“ trotz der Parallelen eine eigene Geschichte erzählt, die Spannung mit sich bringt, mit der man mitfiebern kann und die einfach zu gefallen weiß. Auch die Beschreibungen der Örtlichkeiten sind sehr gut gelungen, sodass der Leser sich die Schauplätze, an denen die Geschichte spielt, sehr gut vorstellen kann und dadurch noch etwas mehr in die Handlung hineingezogen wird. Interessant sind auch einige der eingebrachten Ideen der Autorin, beispielsweise passt Juliens Vergangenheit als Hochseilartist und Geiger sehr gut zum Entwurf der Geschichte.

Im Buch wird ständig zwischen der Haupthandlung mit Julien und Dawn und einer Nebengeschichte gewechselt, die fortlaufend in kurzen Abschnitten weitererzählt wird. Anfangs ist dieser Strang noch etwas verwirrend, bis der Zusammenhang zwischen den beiden Geschichten klar wird und man sich schon vorstellen kann, was die eingeschobene mit der Haupthandlung zu tun hat, aber durch diese Verzögerungstaktik wird die Spannung in „Der Kuss des Dämons“ noch zusätzlich angefacht. Erst ganz zum Schluss wird klar, welche Berührungspunkte die Nebenhandlung mit der eigentlichen Geschichte gemeinsam hat.

Auch die Charaktere in „Der Kuss des Dämons“ sind vernünftig ausgearbeitet. Besonders Julien, der einerseits rebellisch, gefährlich und cool ist, andererseits aber auch eine weiche Seite zeigt und Dawn hilft, wo er nur kann. Lynn Raven stellt ihn als unheimlich cool, hübsch und charmant dar, worin er Edward aus „Bis(s) zum Morgengrauen“ zwar ein bisschen ähnelt, aber dennoch ist Julien ein ganz anderer Typ. Dawn hingegen ist ein mehr oder weniger normales Mädchen von nebenan, das allerdings auch seine Schwächen besitzt und damit Bella aus „Bis(s) zum Morgengrauen“ wiederum sehr ähnelt.

Der Schreibstil passt sehr gut zur erzählten Geschichte, bleibt aber unauffällig. Das Buch ist in Ich-Form aus Dawns Sicht verfasst, wodurch es einen persönlicheren Zugang ermöglicht und man die Gefühle und Gedanken von Dawn besser mitverfolgen kann.

Der Showdown ist zwar größtenteils vorhersehbar, kann sich aber letztendlich doch sehen lassen. Zum Schluss hin steigert sich die Spannung, wie es sich gehört, und der Leser fiebert mit Dawn und Julien mit und hofft, dass sich letztendlich doch alles zum Guten wendet. Das Ende lässt leider noch die ein oder andere Frage offen im Raum stehen, sodass zu erwarten ist, dass noch ein zweiter Teil folgen wird.

_Fazit:_ Trotz einiger Mängel und der Tatsache, dass „Der Kuss des Dämons“ einfach nicht mit Stephenie Meyers ähnlich gelagertem „Bis(s) zum Morgengrauen“ mithalten kann, hat mir das Buch in seiner Art dennoch ganz gut gefallen, zumal die Charaktere sympathisch sind und die Geschichte interessant und spannend aufgebaut wird.

_Lynn Raven_ wurde 1971 geboren und lebte in Neuseeland, ehe sie nach Deutschland zog und dort, wie sie es selbst ausdrückt, „hängen blieb“. Heute arbeitet sie in der Nähe von Mainz und arbeitet freiberuflich als Journalistin und Übersetzerin.

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Moers, Walter – Schrecksenmeister, Der. Ein kulinarisches Märchen aus Zamonien von Gofid Letterkerl

_Gottfried Keller auf Zamonisch_

Echo ist eine Katze. Nein – um genau zu sein, ist er eine Kratze. Eine Kratze unterscheidet sich von einer Katze nur insofern, als sie zwei Lebern besitzt, sehr viel Wissen in sich aufnehmen und sich mit jeder Daseinsform in Zamonien unterhalten kann.

Echo lebte lange Zeit glücklich mit seinem Frauchen in einem Haus in Sledwaya, einer Stadt, in der alle Bewohner dauerkrank sind. Bis sein Frauchen eines Tages starb und Echo von den neuen Bewohnern auf die Straße geworfen wurde.

Dort versucht er sich durchzuschlagen, ist aber bald vollkommen dürr und dem Tode nahe, wenn er nicht bald wieder etwas zu Fressen bekommt. Genau in diesem Augenblick läuft das Unglück von ganz Sledwaya über die Straße: der Schrecksenmeister Eißpin, der verantwortlich für die Krankheit der Bewohner ist und vor dem alle Angst haben. Als er Echo sieht, schlägt er ihm einen teuflischen Vertrag vor: Eißpin möchte Echo bis zum nächsten Schrecksenmond mit allerlei Köstlichkeiten durchfüttern, wenn er in der Nacht des Schrecksenmonds Echo töten und sein Fett auskochen darf, um es für seine alchimistischen Versuche zu verwenden. Echo bleibt keine andere Wahl und willigt in den Vertrag ein.

Wie versprochen füttert Eißpin Echo mit allerlei Leckereien und zeigt ihm all seine alchimistischen Geheimnisse. Da Echo aber nicht sterben möchte, versucht er mit allen Mitteln, den Kontrakt mit Eißpin zu brechen. Nichts davon scheint zu funktionieren und der Schrecksenmond rückt bedrohlich näher …

Zamonien ist ein weiterer Kontinent unserer normalen Welt, dessen Hauptstadt die Stadt Atlantis ist. In Zamonien leben alle Daseinsformen, die man sich nur vorstellen kann (oder eben auch nicht), wie Schrecksen, die in Zamonien behandelt werden wie im Mittelhalter normale Hexen, Fhernhachenzwergen, die immer optimistisch und lieb sind, Wolpertinger, Haifischmaden, Blutschinken, Lindwürmer, Schuhus, Laubwölfe und viele mehr. Es gibt Orte wie die Süße Wüste, in welcher der Sand aus Zucker besteht, eine Stadt namens Wolperting, in der lediglich Wolpertinger leben dürfen, Buchhaim, wo ein Bücherladen neben dem anderen steht und wohin alle angehenden Schriftsteller gehen, und Städte wie Sledwaya, in der alle Bewohner dauerkrank sind, weil der Schrecksenmeister den lieben langen Tag damit verbringt, sich neue Krankheiten für die Bewohner von Sledwaya auszudenken.

Wie schon bei seinem Märchen „Ensel und Krete“, das eine zamonische Version von „Hänsel und Gretel“ von den Gebrüdern Grimm darstellt, ist auch „Der Schrecksenmeister“ in seiner Grundform nicht von Walter Moers selbst. Bei seinem letzten Buch hat er sich Gottfried Kellers „Spiegel, das Kätzchen“ als Vorlage genommen und daraus ein typisch zamonisches Märchen gezaubert. Nachdem ich „Spiegel, das Kätzchen“ von Gottfried Keller gelesen hatte, war ich schon sehr gespannt darauf, was Walter Moers aus dieser Geschichte machen würde und erwartete von der Umsetzung sehr viel. Vielleicht ein wenig zu viel. Das Buch hat mir zwar sehr gut gefallen, allerdings war mir die Geschichte im Großen und Ganzen doch ein wenig zu nah am Original orientiert.

Ich kenne Walter Moers als einen Autor, dem es nie an verrückten und genialen Ideen mangelt. Seine Zamonien-Bücher sind alle zum Bersten gefüllt mit seinen verrückten Ideen, bei denen man nur den Kopf schütteln und sich immer wieder fragen muss: Wie kommt man denn auf |so| eine schräge Idee? Dies aber mitnichten im negativen Sinne, sondern ganz im Gegenteil. Walter Moers hat absolut verrückte Ideen und verpackt diese dermaßen gut und realistisch, als würde er nicht über eine völlig kuriose Welt erzählen, sondern den Inhalt seiner Vorratskammer beschreiben – einfach völlig selbstverständlich, und dem Leser bleibt auch nichts anderes übrig, als Zamonien als naturgegeben zu nehmen.

Genau das habe ich bei „Der Schrecksenmeister“ auch erwartet und war vom Ergebnis schon ein wenig enttäuscht. Zwar findet man in diesem Buch auch wieder die typischen Ideen von Walter Moers, dies aber ziemlich rar gesät und teilweise auch einfach nicht wirklich passend. Als sich zum Beispiel Echo und die Schreckse zusammenraufen, muss Echo der Schreckse zuallererst einen Zungenkuss geben. Normalerweise hat wirklich alles in Walter Moers‘ Büchern einen Sinn, und sei es auch noch so verrückt und durchgeknallt, aber warum Echo eine Schreckse küssen muss, damit sie zusammenarbeiten können, ist in diesem Zusammenhang gänzlich unklar. Und das ist leider nicht die einzige Idee dieser Art, die Walter Moers in seinen Roman unpassend eingebaut hat.

Eigentlich sind die alleinigen Hauptpersonen in diesem Buch Echo, der Schrecksenmeister Eißpin und die Schreckse Izanuela. Zwar gibt es noch einige Nebencharaktere, aber die spielen kaum eine Rolle und kommen auch nicht wirklich oft zum Zuge. Diese Begleifiguren scheinen für die Handlung nicht wirklich wichtig zu sein und wirken teilweise ein wenig Fehl am Platz. Normalerweise ist in den Zamonien-Büchern jeder Charakter wichtig, ob nun Nebencharakter oder nicht. Hier dagegen wirken diverse Figuren zusammenhanglos ins Erzählte hineingeworfen; zum Beispiel ist der Schuhu Fjodor F. Fjodor, der Fremdwörter nicht richtig aussprechen kann und versucht, Echo zu helfen, zwar an sich eine gute Idee, aber innerhalb der Geschichte praktisch völlig unnütz. Ich hätte es besser gefunden, wenn Walter Moers auch mehr auf seine Nebencharaktere eingegangen wäre und sie mehr in die Handlung integriert hätte, statt seine ganze Aufmerksamkeit lediglich Echo, dem Schrecksenmeister und der Schreckse zu widmen.

Was nun nicht wirklich gestört hat, ich aber ein wenig schade fand, ist, dass nicht nur die guten Ideen eher selten in „Der Schrecksenmeister“ zu finden sind, sondern dass diesmal auch sehr wenige Bilder beigefügt sind. Dagegen ist ja an sich auch nichts einzuwenden, aber an einigen Stellen hätte ich mir schon Bilder gewünscht, weil man sich nicht immer alles aus dieser phantastischen Weltenschöpfung so problemlos vorstellen kann. Gerade von der „Weißen Witwe“, einem sehr gefährlichen Wesen, hätte ich mir ein Bild gewünscht.

Was den Schreibstil Walter Moers‘ angeht, hat sich nicht allzu viel verändert, was auch gut so ist. Der Stil ist noch immer außergewöhnlich und unverwechselbar. Er beschreibt alles sehr blumig, detailreich und originell – eben typisch Moers. Die Formulierungen und Vergleiche, die er sehr oft verwendet, sind sehr einfallsreich und machen das Buch umso lebendiger. Wie man es ebenfalls von Moers kennt, ist sein Schreibstil sehr flüssig, sodass man komplett in die Geschichte eintauchen kann und mit der Lektüre auch recht zügig vorankommt.

_Fazit:_ „Der Schrecksenmeister“ ist im Großen und Ganzen zwar schon ein gelungenes Buch, kann aber mit den restlichen Zamonien-Büchern nicht richtig mithalten. Weil ich von den Vorgängern so begeistert bin, habe ich mir von dem hier vorliegenden Band ein wenig zu viel erhofft und wurde dementsprechend etwas enttäuscht. Dennoch ist „Der Schrecksenmeister“ ein Buch, das es wert ist, einen aufmerksamen Blick zu riskieren, und in eine Walter-Moers-Sammlung gehört es sowieso.

Wem der Name _Walter Moers_ unwahrscheinlicherweise nichts sagen sollte, der kennt vielleicht eines seiner zahlreichen berühmten Werke: „Das kleine Arschloch“, „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“, „Der Fönig“, „Adolf“ oder „Rumo“. Und das ist noch lange nicht alles, was Walter Moers bisher erschaffen hat. Die meisten seiner Werke stammen allerdings aus seiner selbsterfundenen Welt „Zamonien“, die von Lindwürmern, Wildschweinlingen, Haifischmaden, Schrecksen, Hundlingen und vielen anderen Kreaturen besiedelt wird.

Eigentlich kreiert Walter Moers hauptsächlich Comics (wie z. B. „Das kleine Arschloch“), aber im Jahr 1999 brachte er seinen ersten Roman heraus: „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“. Darauf folgten dann zahlreiche weitere Romane aus Zamonien, die allesamt sehr erfolgreich waren.

|Die Zamonien-Reihe:|

„Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ (1999)
„Ensel und Krete – Ein Märchen aus Zamonien“ (2000)
„Rumo & Die Wunder im Dunkeln“ (2003)
[„Die Stadt der träumenden Bücher“ 2486 (2004)
„Der Schrecksenmeister“ (2007)

Mehr Infos über Zamonien: http://www.zamonien.de

http://www.piper-verlag.de