Alle Beiträge von Nadine Dilger

Williams, Tad – Drachenbeinthron, Der (Osten Ard: Das Geheimnis der großen Schwerter 1)

_Das Mondkalb und seine Abenteuer_

Simon ist Küchenjunge auf dem Hochhorst des Königs in Osten Ard. Er träumt lieber von großen Abenteuern und möchte eher im Hochhorst herumstreunen als wie alle anderen allerhand Dienste und Arbeiten zu verrichten. Weil Simon ein Tagträumer ist und ihm deshalb ständig Missgeschicke unterlaufen, wird er von allen nur Mondkalb genannt.

Durch einen glücklichen Zufall und sein gutes Verhältnis zu Doktor Morgenes wird er von diesem als Lehrling aufgenommen, und Simons größter Wunsch scheint zum Greifen nah: Nun wird er endlich in die Geheimnisse der Magie eingeweiht werden. Doch der Unterricht bei Doktor Morgenes sieht letztendlich anders aus, als Simon es sich vorgestellt hat. Statt in der Kunst der Magie unterwiesen zu werden, muss er sich mit anstrengenden Dingen wie Lesen und Schreiben herumschlagen, was ihm überhaupt keinen Spaß macht.

Währenddessen stirbt der König Johan Presbyter und ernennt zuvor Elias, seinen ältesten Sohn, als seinen Nachfolger. Josua, dessen jüngerer Bruder, versucht, auf seinen großen Bruder Elias einzureden, da dieser neuerdings seinen Rat beim Priester Pryrates einholt und Josua ihm nicht über den Weg traut. Elias, der seinen Bruder sowieso hasst, beschuldigt Josua, ihm den Thron entreißen zu wollen, und kurz darauf verschwindet Josua ohne jede Spur …

Als Simon mal wieder auf Erkundungstour ist, findet er eine offene Falltür, und so neugierig, wie er nun einmal ist, steigt er durch sie in einen unteren Lagerraum. Dort entdeckt er ein Verlies, in dem Prinz Josua von Pryrates gefangen gehalten wird, wie er erschreckt feststellen muss. Schnell rennt er zu Doktor Morgenes, um ihm von seinem Fund zu berichten, und die beiden starten eine Rettungsaktion, die zwar gelingt, aber Pryrates und seinen Anhängern nicht verborgen bleibt. Doktor Morgenes zeigt Prinz Josua einen geheimen Gang, durch den er fliehen und nach Naglimund gelangen kann. Als die Anhänger von König Elias und Pryrates dann vor Dr. Morgenes‘ Tür stehen, verhilft dieser auch Simon zur Flucht und muss dabei sein Leben lassen.

Simon beschließt verzweifelt, Prinz Josua zu folgen und ebenfalls nach Naglimund zu reisen. Auf dem Weg dorthin wird er Zeuge eines grausamen Rituals, in dem ein verzaubertes Schwert erschaffen wird. Traumatisiert von diesem Spektakel, versucht er weiter, nach Naglimund zu gelangen, und erfährt nach und nach, in welch großer Gefahr ganz Osten Ard sich befindet …

Die Geschichte beginnt sehr gemächlich. Anfangs passiert nicht besonders viel, jedenfalls nichts Bedeutsames. Man erhält einen Einblick in Simons Leben auf dem Hochhorst und es wird uns lebhaft präsentiert, welch ein Tollpatsch er ist und dass er seinem Spitznamen ‚Mondkalb‘ daher alle Ehre macht. Dennoch wird die Lektüre zunächst noch nicht langweilig. Obwohl über eine lange Zeit eigentlich kaum etwas passiert, verfolgt man die vermeintlichen ‚Abenteuer‘ von Simon gespannt und lernt den Handlungsträger nach und nach besser kennen.

Ein jäher Wechsel von Simons friedlichem Leben auf dem Hochhorst in ein gefährliches Abenteuer ereignet sich dann, als das zweite Buch beginnt. Simon flieht allein vom Hochhorst und muss auf seiner Reise mit Tränen, Hunger und anderen Unbequemlichkeiten der Wildnis kämpfen, die ihn beinahe in den Wahnsinn und in den Tod treiben.

Während des Verlaufs der Geschichte kann man beinahe dabei zusehen, wie sich Simon verändert. Anfangs, auf dem Hochhorst, ist er ein Junge, der lieber vor sich hinträumt und einfach tollpatschig ist. Er entzieht sich sämtlicher Arbeiten und ist dann froh, als er bei Dr. Morgenes als Lehrling aufgenommen wird, weil er hofft, von ihm die Gesetze der Magie gelehrt zu bekommen. Trotzig, tollpatschig, verträumt, neugierig und faul – genau das ist Simon.

Doch dann, als er auf Reisen geht, durchläuft er eine erkennbare Veränderung. Er träumt nicht mehr so viel und wird zunehmend erwachsener und verantwortungsvoller. Die Wildnis und seine anfängliche Hilflosigkeit härten seinen Körper wie seinen Charakter ab. Die Entwicklung von Simon wird also wirklich sehr gut rübergebracht und zeugt von Tiefe und Wiedererkennungswert.

Doch Simon ist nicht der einzige Charakter in „Der Drachenbeinthron“, der gründlich ausgearbeitet wurde. Alle Personen, die eine größere Rolle spielen, haben ihre Eigenarten und eigenständige, einzigartige Wesenszüge. Vor allem die Gestaltung von Binabik dem Troll oder Josua hat mir wirklich ausnehmend gut gefallen. Solche starken Charaktere, zudem in solch großer Zahl, findet man nicht in jedem Fantasybuch. Man erfährt dadurch nicht nur die Gefühle oder Beweggründe Verbündeter oder jene der Feinde, sondern bekommt auch einen guten Überblick über die Handlungsentwicklung und innere Logik.

Tad Williams Schreibstil ist sehr emotional gehalten und passt sich der jeweiligen Stimmung ausgezeichnet an. Wenn er von Simons Träumereien schreibt, ist die Schreibweise entsprechend lyrisch, wenn er von Gefahren schreibt, ist der Stil sehr gehetzt. Das führt dazu, dass man einfach richtig gut in die Geschichte eintauchen kann. Zusätzlich arbeitet Williams mit zahlreichen atmosphärischen Metaphern.

Ein Nachteil, den das Buch leider bei allem Vorteilhaften auch aufzuweisen hat, sind seine Längen. Es ist mehr als 900 Seiten stark und zudem nur der Auftakt einer mehrbändigen Serie, und da kann man sich schon denken, dass die Abenteuer sich nicht gerade atemlos aneinander reihen. Ab der Mitte des Buches, wenn Simon schon lange Zeit auf der Reise nach Naglimund ist, stellt sich immer wieder Langeweile ein, weil es irgendwann einfach keine Freude mehr bereitet, wenn man ständig belanglose Gespräche oder lange Reisebeschreibungen lesen muss. Und nicht nur auf Simons Reise ist das der Fall – leider geschieht dergleichen ab der Mitte des Wälzers immer wieder. Zwischendurch passiert natürlich immer wieder etwas Interessantes oder Abenteuerliches, dann geschieht aber lange Zeit nichts Bedeutsames und der Leser muss sich mit langweiligen, belanglosen Gesprächen und unwichtigen Handlungseinsprengseln herumschlagen, was bei noch knapp 500 Seiten ziemlich ermüdend werden kann.

Ein weiterer Punkt, der nicht gerade zum ungestörten Lesefluss beiträgt, sind die vielen ungewohnten Namen, Bezeichnungen und Sprachen. An die Namen gewöhnt man sich irgendwann, doch oft werden Wörter oder ganze Sätze in einer anderen Sprache gesprochen. Zwar gibt es ein Glossar, das aber ziemlich unübersichtlich gestaltet ist, und außerdem ist es auch noch lästig und störend, wenn man alle paar Minuten nach hinten blättern und suchen muss, weil man etwas übersetzen oder nachschlagen will. Da das irgendwann wirklich stört, neigt man dazu, das Nachschlagen einfach sein zu lassen und einfach weiterzulesen. Zum Glück kann man sich oft denken, was bestimmte Wörter oder Sätze heißen könnten.

_Fazit:_ „Der Drachenbeinthron“ hinterlässt einen ambivalenten Gesamteindruck. Charakterentwurf und Schreibstil haben mir wirklich sehr gut gefallen, andererseits weist das Buch zahlreiche langatmige und für den Leser uninteressante Passagen auf, und das nervige Umblättern, um Informationen nachzuschlagen, stört doch sehr, vor allem, weil das Glossar alles andere als übersichtlich gestaltet ist.

_Robert Paul „Tad“ Williams_ wurde am 14. März 1957 in San José, Kalifornien, geboren. Seine Eltern waren nicht sehr reich, förderten ihren Sohn aber, so gut es ging. Tad entschied sich, nicht zur Schule zu gehen, um für sich selbst zu sorgen. Er nahm unterschiedliche Gelegenheitsjobs an, wie das Eintreiben von Schulden oder Arbeit auf dem Bau. In seiner Freizeit spielte er in einer kleinen Rockband namens |Idiot|. Tad moderierte eine Talkshow und war als Schauspieler tätig. Seine bekanntesten Werke sind die Zyklen von |Osten Ard|, |Shadowmarch| und |Otherland|.

|Die Saga von Osten Ard – Das Geheimnis der großen Schwerter:|

1. Band: Der Drachenbeinthron
2. Band: Der Abschiedsstein
3. Band: Die Nornenkönigin
4. Band: Der Engelsturm
[„Der brennende Mann“ 2734
[„Der brennende Mann“ 2341 (Hörbuch)

|Originaltitel: The Dragonbone Chair
Deutsch von Verena C. Harksen
948 Seiten mit farbigen Illustrationen, Lizensausgabe|
http://www.tadwilliams.de/

|Mehr von Tad Williams auf Buchwurm.info:|

Otherland: [„Fantasy als Flucht und Fluch – Der ultimative Logout“]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=20
[„Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten“ 603 (Hörspiel)
[„Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer“ 1208 (Hörspiel)
[„Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas“ 1739 (Hörspiel)
[„Otherland 4: Meer des silbernen Lichts“ 1988 (Hörspiel)
[„Otherland 5: Der glücklichste tote Junge der Welt“ 4196 (Hörbuch)
[„Shadowmarch: Die Grenze“ 2076
[„Der Blumenkrieg“ 539
[„Die Insel des Magiers“ 1541
[„Die Stimme der Finsternis“ 1400

|Anmerkung: Die gesamte Fantasy-Bibliothek mit 10 Bänden (satte 4’500 Seiten) gibt es bei [Weltbild]http://www.weltbild.de/artikel.php?PUBLICAID=2f4ad2e713cdc250fbcff5fd2a9aec39&artikelnummer=264802&mode=art für sparsame 29,50 €uro.

Bei Fischer sind die vier Bände der Saga Ende 2003 auch im [Sammelschuber]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3596161509/powermetalde-21 erschienen.|

Hoffman, Mary – Stravaganza – Stadt der Masken (Band 1)

_Traumreise in ein schillerndes Bellezza_

Lucien ist schwer krank. Er hat einen Gehirntumor und liegt deshalb im Krankenhaus. Da er durch die Chemotherapie sehr geschwächt ist und ihn das Sprechen zu sehr anstrengt, bringt ihm sein Vater eines Tages ein altes Notizbuch mit, damit er alles, was er gerne sagen möchte, hineinschreiben kann.

Als er vor Erschöpfung mit dem Buch in den Armen einschläft, wacht er plötzlich in einer anderen, wunderschönen Welt auf, die Venedig sehr ähnelt. Und nicht nur das: Er fühlt sich topfit, und die Haare, die er bei seiner Chemotherapie verloren hat, sind wieder da.

Lucien ist in „Bellezza“ gelandet, einer schillernden Wasserstadt im 16. Jahrhundert unserer Parallelwirklichkeit. Doch schon bald erfährt er, dass er gar nicht hier sein dürfte: Es ist ein bellezzanischer Feiertag, an dem es jedem Nicht-Bellezzaner untersagt ist, die Stadt zu betreten. Wer sich nicht an diese Regelung hält, dem droht sogar der Tod. Doch es ist noch jemand illegal in der Stadt – Arianna, ein junges Mädchen, das sich in der Stadt versteckt und als Junge verkleidet hat, um Mandolier zu werden.

Durch Luciens Auftauchen gerät Ariannas Plan durcheinander. Sie fühlt sich verpflichtet, ihm zu helfen, da er offensichtlich nicht aus Bellezza ist, und gibt ihm ihre Jungenkleider, was ihr eigenes Vorhaben zunichte macht. Zusammen mit ihm geht sie zu der Auswahl der Mandolier, wo die Duchessa, die Herrscherin von Bellezza, die neuen Mandolier auswählt. Ihr Blick fällt auf Lucien und sie erwählt ihn tatsächlich. Er wird von Arianna fort und auf ein neues Zimmer geführt.

Es dauert nicht lange, bis Rodolfo, Ratsherr und Geliebter der Duchessa, nach Lucien schicken lässt. Er hat Lucien durch einen Zauberspiegel beobachtet und erklärt ihm, dass dieser ein Stravagante sei – was heißt, dass Lucien mithilfe seines Notizbuches zwischen seiner Welt und Bellezza hin- und herreisen kann. Rodolfo ist ebenfalls ein Stravagante und hat das Notizbuch, das es Lucien ermöglicht, nach Bellezza zu kommen, in Luciens Welt versteckt, damit bald Hilfe nach Bellezza kommt, denn der Stadt droht Gefahr. Der Botschafter von Remora versucht Bellezza, die einzig freie Stadt in Talia, in einen Städtebund zu drängen, der von der mächtigen Familie di Chimici beherrscht wird, die nicht einmal vor Mord zurückscheut, um zu erreichen, was sie will.

Schon bald werden die Spitzel des Botschafters auf Lucien aufmerksam und merken, dass er nicht aus Talia kommt. Sie wollen um jeden Preis an das Notizbuch gelangen. Die Besuche in Bellezza werden für Lucien immer gefährlicher, denn ohne das Notizbuch kann er nicht wieder in seine Welt zurückkehren …

Hoffmans Geschichte ist zwar nicht gerade eine besondere Leseerfahrung, hat jedoch das gewisse Etwas, das eine Geschichte zu etwas Eigenständigem macht. Obwohl es heutzutage in der Fantasy nichts Neues mehr ist, wenn ein Junge oder ein Mädchen aus der normalen Welt in eine Traumwelt oder eine Parallelwelt reist, war das Buch nicht zu sehr nach dem typischen Muster gestrickt, das man gemäß der Inhaltsangabe vielleicht erahnen könnte.

Es geht um den krebskranken Lucien, der mithilfe eines Notizbuches in die Parallelwelt Talia gelangt. Anfangs geht es noch nicht so sehr zur Sache, denn etwa bis zur Mitte des Buches geht es hauptsächlich darum, wie Lucien die neue Welt mit seiner neu gewonnenen Freundin Arianna entdeckt. Er lernt Bellezza besser kennen und merkt, dass die Stadt, bis auf einige Kleinigkeiten, Venedig ziemlich ähnlich ist. Obwohl er in seiner Welt todkrank und geschwächt im Bett liegt, fühlt er sich in Talia pudelwohl und hat sogar die Haare, die er bei der Chemotherapie verloren hat, zurück.

Nur langsam und anfangs mehr im Hintergrund bahnt sich das Unglück über Bellezza an. Doch nicht nur in Bellezza droht Gefahr. In Luciens Welt muss er bald erfahren, dass sein Gehirntumor wächst und dies natürlich kein gutes Zeichen für ihn und seine Eltern ist.

In „Stadt der Masken“ geht es eher zweitrangig um vordergründige Spannung, weil die meiste Zeit über nichts Aufregendes passiert. Auch wenn dies mal etwas anderes ist als in den üblichen Fantasybüchern, in denen sich die Abenteuer und die Spannung nur so aufreihen, war die Lektüre stellenweise doch wenig fesselnd. Es ist interessant, einiges über Bellezza zu erfahren, doch ein wirklicher Spannungsbogen hat mir schon ziemlich gefehlt.

Bei Talia handelt es sich eigentlich um ein perfektes Abbild unseres italienischen Mittelmeerraumes im 16. Jahrhundert. Bellezza ist dabei ein klares Ebenbild von Venedig, das sich aber dadurch unterscheidet, dass alles noch viel prachtvoller und reichlich mit Silber statt des sonst verbreiteten Blattgoldes ausgekleidet ist. Alle Frauen über 16, die nicht verheiratet sind, tragen Masken – auf Befehl der Duchessa. Ebenfalls durch eine Regelung der Duchessa dürfen ausschließlich junge, gut aussehende Männer Mandolier werden, was Arianna gehörig gegen den Strich geht.

Der Schreibstil von Mary Hoffman passt sich gut der Geschichte an. Es handelt sich hier eher um ein Jugendbuch, was heißt, dass die Sprache, die Mary Hoffman benutzt, nicht allzu schwer zu verstehen und recht flüssig zu lesen ist. Sie schreibt sehr detailreich und beschreibt alles genau, wenn auch nicht zu genau, damit der Leser noch genug eigene Fantasie einbringen kann. Mary Hoffman hat in „Stravaganza – Stadt der Masken“ nicht nur aus verschiedenen Sichten erzählt, sondern auch abwechselnd aus Luciens Welt und Bellezza. Dafür hat der Verlag einen Schrifttypenwechsel verwendet, sodass man die Erzählungen aus Luciens Welt und aus Bellezza gut auseinanderhalten kann.

Ich kann nicht behaupten, dass man die Charaktere großartig an verschiedenen Sprachstilen wiedererkennen könnte, aber bei einem Stravaganten, der ebenfalls von England aus nach Bellezza gekommen ist, der allerdings noch zu der Zeit der Hexenverbrennungen dort lebte und nun nicht mehr zurück in seine Welt gelangen kann, gibt sie sich große Mühe, ihn in altertümelnder Weise reden zu lassen.

Was ich allerdings am gelungensten finde, ist, dass das Ende nicht so kommt, wie man es erwartet hätte. Ich möchte auf keinen Fall zu viel verraten, allerdings habe ich mich über das Finale wirklich gewundert, und das zeigt, dass es auch mal eine nette Abwechslung ist, wenn ein Jugendbuch nicht zwangsläufig in einem Happy-End mündet.

_Fazit:_ Auch wenn „Stadt der Masken“ an manchen Stellen ein wenig die Spannungselemente gefehlt haben, habe ich es gerne gelesen. Der Schreibstil ist sehr passend und leicht verständlich, die Geschichte verwendet zwar ein typisches Gerüst, ist aber trotzdem etwas Eigenständiges und weist auch viele eigene Ideen der Autorin auf.

_Mary Hoffman_ wurde 1945 in England geboren und lebt heute zusammen mit ihrem Mann zusammen in West Oxfordshire. In England ist sie eine sehr bekannte und erfolgreiche Jugendbuchautorin, die bereits 80 Werke herausgebracht hat. Sie ist überdies eine begeisterte Italien-Liebhaberin und verbringt ihre Freizeit so oft wie möglich dort. Ihre Liebe zu Italien führte auch dazu, dass sie sich für die |Stravaganza|-Trilogie von Italien, insbesondere von Venedig im 16. Jahrhundert, inspirieren ließ.

Die |Stravaganza|-Trilogie:

1. Band: Stravaganza – Stadt der Masken
2. Band: Stravaganza – Stadt der Sterne
3. Band: Stravaganza – Stadt der Blumen

http://www.arena-verlag.de
http://www.maryhoffman.co.uk
http://www.stravaganza.co.uk

Caveney, Philip – Sebastian Dark – Der falsche König

Um Geld für sich und seine Mutter zu verdienen, will Sebastian Dark in die Fußstapfen seines Vaters treten, der ein begnadeter Narr war. Nur hat Sebastian von seinem Vater diese Kunst leider nicht geerbt – niemand lacht über seine Witze. Trotzdem macht er sich zusammen mit dem sprechenden Büffelop Max hoffnungsvoll auf den Weg nach Keladon, wo er Hofnarr am Königshof von König Septimus werden will.

Auf dem Weg dorthin trifft er auf Cornelius, der zwar sehr klein ist, aber sehr gut kämpfen kann. Da dieser ebenfalls nach Keladon will, um dort in die Armee des Königs einzutreten, reisen sie zu dritt weiter. Auf dem Weg durch die Prärie werden sie Zeugen, wie eine Kutsche von einer Horde wilder Briganten überfallen wird. Ohne lange zu überlegen, greifen die beiden ein und jagen die Räuber in die Flucht. Erst als sie einen Blick in die Kutsche werfen, wird ihnen klar, wen sie da gerettet haben: Prinzessin Kerin von Keladon, die Nichte von König Septimus!

Obwohl Kerin anfangs sehr zickig reagiert, erklären sich Cornelius und Sebastian bereit, sie zurück nach Keladon zu bringen. In Keladon angekommen, wird die freudige Nachricht sofort König Septimus überbracht, der sehr erleichtert zu sein scheint, seine Nichte heil wiederzubekommen. Doch obwohl König Septimus Kerins Rettern gegenüber so zuvorkommend ist, traut Sebastian ihm nicht, und bald schon wird sein Verdacht, dass der König die Prinzessin eigentlich aus dem Weg schaffen will, bestätigt …

Obwohl Philip Caveney mit „Sebastian Dark – Der falsche König“ die Jugend-Fantasy sicherlich nicht neu erfindet, ist die Story doch interessant und weiß von Anfang an zu fesseln. Die Geschichte ist nicht besonders anspruchsvoll, sodass man während der Lektüre auch als jüngerer Leser nicht allzu viel nachdenken muss und sich entspannen kann.

Die Charaktere sind nicht besonders tiefgründig ausgearbeitet, aber trotzdem kann man mit dem Protagonisten wunderbar mitfiebern, und auch die restlichen Charaktere wirken sympathisch. Obwohl Prinzessin Kerin anfangs wie eine verzogene Göre beschrieben wird, ändert sich das immer mehr, je weiter die Lektüre voranschreitet und sich die Prinzessin mit ihren Gefährten anfreundet. Sehr gut hat mir auch der Charakter des sprechenden Büffelops gefallen (erklärt, was genau ein Büffelop ist, wird in dem Buch nicht, aber ich schätze mal, dass es irgendeine Art Fabelbüffel oder Minotaurus ist). Er redet am laufenden Band, und die Dialoge zwischen ihm und Sebastian haben mich häufiger zum Lachen gebracht. Der einzige Charakter, der mir nicht allzu gut gefallen hat, war König Septimus. Zwar wird erklärt, weshalb er böse ist und Prinzessin Kerin aus dem Weg schaffen will, aber einige Charakterzüge sind dann doch irgendwie unpassend. Außerdem wird der König an einigen Stellen ins Lächerliche gezogen, was mir für einen Bösewicht auch nicht gerade zugesagt hat.

Wie schon erwähnt, hat das Buch einige sehr amüsante und witzige Stellen vorzuweisen, vor allem wenn sich Sebastian und Max unterhalten. Die beiden mögen sich zwar, streiten und diskutieren aber beständig miteinander. Eine sehr lustige Unterhaltung, an der aber Cornelius auch beteiligt ist, spielt sich beispielsweise ab, als es um die Frage geht, was für eine Form die Welt hat. Dabei kamen Theorien auf wie: Die Welt ist ein großes Schild, das von einem mächtigen Krieger gehalten wird, der auf einem Teppich durch das All fliegt. Irgendwann wird er keine Lust mehr haben, den Schild zu halten, und wird ihn wegwerfen, was das Ende der Welt bedeuten wird. Eine andere Theorie ist, dass die Welt ein großer Ring ist, der durch die Nase eines riesigen Büffelops führt. Solche amüsanten Stellen finden sich des Öfteren.

Der Schreibstil weist keine Besonderheiten auf, so wie man es von den meisten Jugendbüchern eben gewohnt ist. Er ist nicht sehr kompliziert gehalten und die Schrift ist auch relativ groß, sodass das Buch sehr flüssig und schnell lesbar ist. Wie schon bei dem Büffelop, gibt es zu unbekannten Daseinsformen allerdings kaum Erklärungen, was aber nicht wirklich der Rede wert ist. Wie bei dem Büffelop kann man sich eigentlich sehr gut vorstellen, worum es sich dabei handelt. Philip Caveney lässt, was derlei angeht, Freiraum für die eigene Fantasie.

Was sich kritisieren lässt, ist, dass „Der falsche König“ einfach ein wenig kurz geraten ist und man aus der Geschichte ein wenig mehr hätte machen können. Wäre das Buch ein wenig länger gewesen und gäbe es mehr Umwege und Abenteuer zu bestehen, wäre der Gesamteindruck ein besserer gewesen. So hatte man eher das Gefühl, dass den Protagonisten nie irgendein Stein in den Weg gelegt wird und sie alles mit Links erreichen.

_Fazit:_ Auch wenn das Buch jetzt nicht zu den Besten seiner Art gehört, hat es mir doch überraschend gut gefallen. Es ist sehr humorvoll und interessant geraten. Lustig finde ich auch die Idee mit dem Spiel im Schutzumschlag. Außerdem kann man das Spielfeld noch als Karte verwenden, um sich in der Gegend, in der sich die Protagonisten gerade befinden, zu orientieren.

_Der Autor_ dieses Buches ist Philip Caveney. Er wurde 1951 in Nord-Wales geboren und lebt heute mit seiner Frau und seiner Tochter in Manchester. In seiner Kindheit reiste er viel herum, und das nicht nur in Großbritannien und Nordirland, sondern auch Malaysia und Singapur. Er schreib zahlreiche, erfolgreiche Romane für Erwachsene, „Sebastian Dark – Der falsche König“ ist sein erstes Jugendbuch und Fortsetzungen sind in Planung.

|Originaltitel: Sebastian Darke – Prince of Fools
Originalverlag: Random House UK
Aus dem Englischen von Mareike Weber
Ab 10 Jahren
Gebundenes Buch, 352 Seiten|
http://www.randomhouse.de/specialskids/caveney__sebastiandark/

Matthew Skelton – Endymion Spring: Die Macht des geheimen Buches

Mainz, 1452:

Zwei Gestalten – eine davon zieht eine schwere Truhe durch den Schnee – erscheinen in einer Winternacht in Mainz. Einer der beiden stellt sich als Johann Fust heraus, der andere als sein Gehilfe. Die beiden sind auf dem Weg zu Johannes Gutenberg, der in seiner kleinen Werkstatt erste Druckversuche der Bibel anfertigt. Johann Fust unterbreitet ihm einen Vorschlag: Er finanziert Johannes Gutenbergs Druckerei, wenn er die Druckerei anschließend ebenfalls benutzen darf.

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Swainston, Steph – Komet

_Rieseninsekten und Drogenexzesse_

Komet Jant Shira ist einer der 50 Eszai, die der Imperator von Vierlanden um sich schart. Eszai zu sein bedeutet, unsterblich zu sein und gleichzeitig eine besondere Gabe zu besitzen, die dem Imperator nützlich ist. Jant besitzt flugtaugliche Flügel und dient dem Imperator deshalb als Kurier.

Doch das war nicht immer so. Jant ist nämlich auf seine Vergangenheit, die Zeit, bevor er zum Eszai wurde, nicht besonders stolz. Damals war er Mitglied einer Straßenbande und wurde nicht nur bald zum Drogendealer, sondern selbst von einer Droge namens Kat abhängig. Durch eine Überdosis Kat geriet er eines Tages nach Andernort – eine Welt, die wirklich existiert, an deren Existenz aber außer ihm niemand glaubt.

Während Jant immer wieder Andernort besucht, befindet sich der Rest von Vierlanden mitten im Krieg. Die verschiedenen Länder werden regelmäßig von Rieseninsekten heimgesucht, die den Bewohnern von Vierlanden nicht nur immer mehr Lebensraum nehmen, sondern jedes Mal zahlreiche Tote hinterlassen. Gleichzeitig vermehren sich die Insekten rasend schnell, und bald schon kommt die Frage auf, woher die ganzen Insekten eigentlich kommen. Jant, der stetig noch mehr Kat zu sich nimmt, erkennt die Antwort auf diese Frage: Andernort ist der Ursprung der Insektenplage, und um gegen die Insekten ankämpfen zu können, muss er regelmäßig nach Andernort reisen – obwohl ihn die Droge nach und nach zu zerstören droht …

Die Geschichte von „Komet“ ist zweifelsohne abgefahren. Die Welt, in der die Geschichte spielt, die Kreaturen und teilweise auch die Handlung sind so abstrakt, dass man ohne langes Nachdenken von diesem Buch behaupten kann, dass es sich hierbei um etwas völlig Neues und Abstraktes handelt und Steph Swainston sicher nicht wesentlich von anderen Autoren abgekupfert hat. Sie erfindet in ihrem Buch nicht nur neue, verrückte Wesen, die nicht nur von ihrem Äußeren her seltsam sind, sondern auch von ihrem Verhalten. Sie erfindet für ihre Geschichte auch eine abgewandelte Moral und teilweise auch ungewöhnliche Umgangsformen, die so selbstverständlich rübergebracht werden, dass das Geschehen durchaus sehr real wirkt.

Was die Charaktere angeht, so bin ich ein wenig zwiegespalten. Die Art, wie Swainston ihre Charaktere zum Leben erweckt, ist ausgesprochen bewundernswert. Sie lässt ihre Charaktere nicht nur authentisch wirken, sondern verleiht jedem auch eine einmalige Persönlichkeit, die jeweils einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. So weit, so gut. Mir fiel es allerdings dennoch sehr schwer, mich in irgendeine Person in dem Buch hineinzuversetzen, geschweige denn, sie irgendwie sympathisch zu finden. Jant, der Hauptcharakter, war die einzige Figur im Buch, mit der ich einigermaßen etwas anfangen konnte. Doch selbst Jant ist als Charakter lediglich interessant und ein wenig sympathischer als die restlichen Charaktere, aber auch keine Identifikationsfigur.

Das, was der wesentliche Stein des Anstoßes ist, ist die Handlung. An sich weiß die Idee der Handlung eigentlich zu gefallen und auch einige Passagen im Buch wecken durchaus das Interesse. Jedoch reduziert sich der Großteil der Handlung auf Kriegsgeschehnisse, ob nun zwischen den Insekten und den Menschen oder zwischen zwei der Unsterblichen. Fast das ganze Buch handelt vom Krieg und irgendwelchen Gesprächen über Strategien oder politische Probleme von Vierlanden. Da mich weder Krieg |en masse| in Büchern begeistert noch irgendwelche politischen Probleme, hat mich der größte Teil der Geschichte eigentlich hauptsächlich gelangweilt.

Das ist aber nicht das Einzige, was mich an der Handlung gestört hat. Teilweise war sie für mich einfach nicht nachvollziehbar und ich habe mehrfach den roten Faden verloren. Ich konnte einfach nicht immer die Handlungsweisen und Reaktionen nachvollziehen. Mitten im Buch habe ich mich irgendwann fragen müssen, worauf diese Geschichte überhaupt hinaus will. Man weiß zwar, dass es um den Kampf gegen die Insekten geht, aber irgendwann hat es den Anschein, dass die Handlung, die erzählt wird, weder wichtig für die Geschichte ist, noch irgendetwas mit dem eigentlichen Problem, den Insekten, zu tun hat.

Ab und zu erzählt Jant etwas von seiner Vergangenheit, damit man einige Handlungsstränge und Beziehungen zwischen ihm und anderen Personen besser versteht. Das, was Jant zu erzählen hat, fand ich stets interessant – mehr als die Geschichte, die in dem Buch im Hier und Jetzt spielt. Allerdings fiel mir oft schwer, die Vergangenheit von der Gegenwart zu unterscheiden. Der Schreibstil ist anfangs verwirrend und erfordert Konzentration. Swainston gibt ihren Charakteren beispielsweise gleich mehrere Namen, sodass man anfangs nicht weiß, wer oder was gemeint ist. Ein gutes Beispiel dafür ist Jant. Er wird mal Jant gerufen, dann wieder Komet und ganz selten wird er auch einfach Shira genannt. Sobald man die anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Schreibstil überwunden und sich daran gewöhnt hat, weiß dieser allerdings mit seiner gelegentlich sehr direkten Art gut zu gefallen.

_Fazit:_ Die Idee für solch eine Geschichte finde ich innovativ und interessant, aber die Umsetzung war dann nicht wirklich das, was ich mir erwartet hatte. Durch den Krieg, die Politik und die strategische Handlung wird der Rest der Geschichte eher überschattet und verdrängt, was dem Unterhaltungsfaktor deutlich abträglich ist.

_Die Autorin_ Steph Swainston wurde 1974 in Bradford geboren. Sie studierte Archäologie in Cambridge. Dadurch war sie auch mehrere Jahre an Ausgrabungen der ältesten Begräbnisstätten Großbritanniens beteiligt. Heute arbeitet sie jedoch als Informatikerin und lebt in Reading, England. Der Folgeroman zu „Komet“ heißt „Die geschenkte Zeit“ und erschien im Mai 2007 bei |Blanvalet|.

|Originaltitel: The Year of Our War
Originalverlag: Gollancz, London 2004
Aus dem Englischen von Alfons Winkelmann
Taschenbuch, 480 Seiten|
http://www.blanvalet-verlag.de

Stroud, Jonathan – Spur ins Schattenland, Die

_Die Grenzen von Fantasie und Realität_

Als Charlie mit ihrem Freund Max eine Radtour an den Mühlteich unternimmt, geschieht etwas Schreckliches: Max, der auf einen Baum über dem Mühlteich geklettert ist, fällt ins Wasser und wird von Wesen mit grünen Haaren, die wie Wassernixen, in die Tiefe gezogen. Charlie versucht, ihren Freund zu retten, bekommt aber bald keine Luft mehr und muss aufgeben.

Wegen eines Lungenschadens kommt Charlie ins Krankenhaus. Dort versucht sie ihrer Mutter, ihrem Bruder James und den Ärzten zu erklären, was vorgefallen ist. Da diese ihr ihre Geschichte aber nicht glauben und denken, Charlie hätte wegen des Todes ihres Freundes und des traumatischen Erlebnisses, selbst beinahe zu ertrinken, Halluzinationen, hüllt sich Charlie fortan in Schweigen. Die anderen glauben, Max wäre in dem Mühlteich ertrunken, doch Charlie weiß es besser: Die seltsamen Wassernixen mit den grünen Haaren haben ihren Freund Max in eine andere Welt, ins Schattenland, entführt, und nur Charlie vermag es, ihren Freund zu retten und wieder in die ‚richtige‘ Welt zurückzuholen.

Als sie wieder zu Hause ist, besucht sie nachts in ihren Träumen einen Ort, von dem sie glaubt, dass sich Max dort aufhält. Jede Nacht sucht sie ihn dort, bis sie auf einen jungen Mann namens Kit trifft, der ihr einiges erklärt: Max habe großes Glück, hier sein zu dürfen, und er befinde sich auf einer langen Wanderschaft. Auf der Wanderschaft zur Großen Kirmes, wo er sich dem Großen Tanz anschließen möchte und dadurch komplett in die Welt des Schattenlandes abtauchen und seine ganze Vergangenheit damit vergessen wird.

Doch Charlie gibt nicht auf. Sie versucht, Max zu folgen, was beinahe unmöglich ist, da Max einen immer größeren Vorsprung gewinnt, da er auch tagsüber weiterläuft. Kit versucht ihr auf ihrer Suche zu helfen und gibt ihr den Tipp, auch tagsüber Orte zu besuchen, die Max früher gerne aufgesucht hat. Und tatsächlich: An bestimmten Orten fühlt sie sich Max nahe und kommt ihm immer näher. Doch sie muss sich beeilen, denn die Große Kirmes findet schon bald statt …

Während Charlie verbissen versucht, Max zu finden, machen sich ihre Mutter und ihr Bruder James immer mehr Sorgen um sie. Sie verstehen ihr Verhalten nicht und glauben, dass Charlie nicht wahrhaben will, dass Max tot ist. Als James, der sich besonders um seine kleine Schwester kümmert, dann Charlies Traumtagebuch liest und diese ein immer seltsameres Verhalten an den Tag legt, merkt er, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Und bis er erkennt, was los ist, ist es schon beinahe zu spät …

_In „Die Spur ins Schattenland“_ vermischen sich Realität und Fantasie zusehends. Anfangs wird beides noch stark getrennt und der Leser glaubt, dass Charlie Recht hat und Max wirklich in ein anderes Reich entführt wurde, doch je weiter die Geschichte voranschreitet und sich dem Ende zuneigt, desto mehr beginnt man daran zu zweifeln und glaubt, Charlie hätte sich das aufgrund ihres Traumas vielleicht doch alles nur eingebildet. Sie versucht immer verbissener, Max zu finden und wieder in die richtige Welt zu führen, und dadurch wird dem Leser klar, wie sehr Charlie an ihrem Freund Max doch hängt. Bildet sie sich das also alles nur ein, weil sie die Tatsache, dass ihr Freund Max tot ist, nicht verkraften kann, oder hat Charlie Recht und es gibt wirklich ein Reich namens Schattenland, wohin Max entführt wurde?

Realität und Fantasie verschwimmen nicht nur indirekt, denn während des Verlaufes der Geschichte gelingt es Wesen aus der anderen Welt, in die reale Welt hinüberzusteigen, und zum Ende hin verschwimmen die beiden Wirklichkeiten ganz und gar, sodass Charlie beide Existenzen zugleich durchläuft. Sie sieht beide Ebenen gleichzeitig, für sie sind die beiden eins. Sie wird immer mehr vom Schattenland beeinflusst und wandelt irgendwann nur noch somnambul durch die Gegend.

Ganz verbissen versucht sie, Max zu finden, und gibt nicht auf. Dabei bemüht sie sich anfangs noch, auf ihre Familie und ihr Umfeld einen normalen Eindruck zu machen, was ihr allerdings bald nicht mehr gelingt. Vor allem ihrem Bruder kann sie nichts vormachen, und er versucht, hinter Charlies Geheimnis zu gelangen. Er merkt, wie Charlie immer seltsamer wird, und macht sich zunehmend Sorgen um sie.

Das Buch scheint auf den ersten Blick nichts allzu Besonderes zu erzählen und hat auch von der Handlung her nicht wirklich etwas Spannendes oder Neues zu bieten. Die ganze Geschichte lebt eigentlich ausschließlich von den Charakteren und der Frage, ob Max wirklich in eine andere Welt entführt wurde oder ob Charlie sich das bloß einbildet. Vor allem am Schluss spitzt sich diese Situation zu und der Leser kann nicht mehr genau sagen, wer jetzt gut oder böse, was richtig oder falsch ist.

Die Charaktere sind allesamt sehr glaubwürdig und tiefgründig geraten, vor allem Charlie, die in James‘ Augen seit dem „Tod“ von Max in einer völlig anderen Welt zu leben scheint und sich immer noch seltsamer verhält. Charlies Mutter hingegen scheint nicht recht zu wissen, wie sie mit ihr umgehen soll. Sie hatte schon vor Max‘ Tod kein gutes Verhältnis zu ihrer Tochter und pendelt zwischen Sorge und dem Glauben, dass mit ihrer Tochter alles wieder in Ordnung ist. Eigentlich hat sie ihr eigenes Leben, das sie nicht vernachlässigen will, aber man merkt, dass sie dennoch versucht, für ihre Tochter da zu sein. Zu guter Letzt wäre da noch Kit. Er wirkt sehr freundlich und scheint Charlie helfen zu wollen. Dennoch hat man immer wieder das Gefühl, dass Kit auch irgendetwas im Schilde führt …

Ein paar Handlungsstränge werden angedeutet, jedoch nicht so recht zu einem Ende geführt. Einmal bietet Kit Charlie eine Beere im Schattenland an, die angeblich ihr tiefstes Begehren erfüllen soll. Jedoch wird Charlie kurz davor geweckt und damit aus der Schattenwelt in die Realität gerissen. Die Beere wird danach nie wieder erwähnt. Man erfährt nicht wirklich, warum Kit ihr die Beere anbietet, und fragt sich im Nachhinein, warum die Passage in dem Buch überhaupt vorhanden ist …

Der Schreibstil ist stets in Ich-Form gehalten, und zwar immer abwechselnd aus Charlies Sicht und aus der ihres Bruders James. Man erfährt immer, wie Charlie und andererseits James ein und dieselbe Situation erleben. Das passt sehr gut zur Erzählung, da es sehr wichtig ist, die Situation aus verschiedenen Sichten wahrzunehmen. Erst dadurch verschwimmen die beiden Welten zum Ende hin komplett ineinander und man ist sich nicht sicher, was nun Fantasie und was Wirklichkeit ist. Die ganze Zeit über wird dabei, wie zumeist üblich, in der Vergangenheit erzählt, nur die Tagebucheinträge von Charlie sind im Präsens gehalten.

_Fazit:_ „Die Spur ins Schattenland“ von Jonathan Stroud ist ein gelungenes und angenehm zu lesendes Buch. Es ist tiefgründig und ein wenig nachdenklich. Allerdings hat das Buch mich nicht wirklich zu fesseln vermocht und bietet, was die Story angeht, nicht wirklich viel Bemerkenswertes.

_Jonathan Stroud_ wurde 1970 in Bedford, England geboren. Jetzt wohnt er mit seiner Frau Gina, die Grafikerin und Illustratorin für Kinderbücher ist, und der gemeinsamen Tochter Isabelle in St. Albans. Seid er sieben Jahre alt war, schrieb er eigene Geschichten. Es war schon immer sein Wunsch, Jugend- und Fantasybücher zu verfassen. Nach einem Studium machte er Karriere in einem Verlag und war dort Herausgeber von Sach- und Spielbüchern für Kinder. Danach hat er sich das Schreiben von eigenen Romanen zu seinem Beruf gemacht. Seinen großen Durchbruch schaffte er mit der „Bartimäus“-Trilogie, die von einem sarkastischen, oft schlecht gelaunten Dämon handelt. Danach folgten die Romane „Die Eisfestung“ und „Drachenglut“, die allerdings nicht ganz an den Erfolg von „Bartimäus“ anknüpfen konnten.

|Originaltitel: The Leap
Originalverlag: Random House UK
Aus dem Amerikanischen von Bernadette Ott
Taschenbuch, 320 Seiten
Empfohlen ab 11 Jahren|
http://www.omnisbus-verlag.de

_Jonathan Stroud auf |Buchwurm.info|:_
[„Bartimäus – Das Amulett von Samarkand“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=353
[„Bartimäus – Das Auge des Golem“ 1861 (Lesung)
[„Drachenglut“ 3381
[„Die Eisfestung“ 3513

Meyer, Stephenie – Bis(s) zur Mittagsstunde (Bella und Edward 2)

|Bella und Edward|:
Band 1: [„Bis(s) zum Morgengrauen“ 4600
Band 2: „Bis(s) zur Mittagsstunde“
Band 3: „Bis(s) zum Abendrot“

_Ein Leben ohne Edward?_

Obwohl Bella möchte, dass ihre Freunde ihren 18. Geburtstag ignorieren, findet am Abend eine Geburtstagsparty für sie bei den Cullens statt. Als sie dort eines ihrer Geschenke auspacken will und sich dabei – so ungeschickt, wie sie eben ist – am Papier schneidet, tritt genau das ein, wovor Edward sich immer gefürchtet hat: Jasper kann sich nicht beherrschen und greift Bella an. Edward kann das Schlimmste gerade noch verhindern und bringt Bella nach Hause.

Seit dem Vorfall verhält sich Edward seltsam. Sein strahlendes Lächeln, das Bella so liebt, ist verschwunden und er wirkt deprimiert. Bella stellt sich darauf ein, dass Edward sie bald fragen möchte, ob sie mit ihm fortziehen will – nur sie und Edward, damit er sie nicht mehr einer so großen Gefahr aussetzt. Als es zwischen den beiden jedoch zu einem Gespräch kommt, verläuft alles ganz anders. Edward verlässt sie, damit er sie nicht mehr in Gefahr bringen kann, mit dem Versprechen, es würde für sie bald so sein, als hätte es ihn nie gegeben. Er geht und lässt Bella völlig fassungslos und verzweifelt zurück.

Auch nach einigen Monaten findet sie keinen Trost. Ihre Freunde wenden sich von ihr ab und sie selbst fühlt sich einsam und leer. Doch obwohl Edward weggegangen ist, um sie in Sicherheit zu wiegen, lauert die nächste Gefahr bereits auf Bella: Als sie Laurent im Wald trifft, erzählt er ihr, dass Victoria Jagd auf sie macht. Edward hat damals Victorias Gefährten umgebracht, und jetzt möchte sie Rache. Doch das ist noch nicht alles: Eines Tages steht Alice vor der Tür und berichtet Bella, dass Edward in großer Gefahr schwebt …

Wie bereits im ersten Teil „Bis(s) zum Morgengrauen“, ist das Buch wieder komplett aus Bellas Sicht geschrieben, was immer noch hervorragend passt. Man kann sich gut mit Bella identifizieren und mit ihr fühlen. Dabei ist der Schreibstil perfekt ausbalanciert.

Jetzt stellt sich die Frage, ob „Bis(s) zum Morgengrauen“ überhaupt eine Fortsetzung gebraucht hätte. Gebraucht wohl eher nicht, aber unnötig ist sie keineswegs. Das Buch beginnt etwa dort, wo der letzte Teil aufhörte. Es ist Bellas 18. Geburtstag, weshalb sie so schon sehr frustriert ist, da sie nun – rein theoretisch – älter ist als Edward. Obwohl anfangs noch nicht davon die Rede war, dass Edward sie bald verlassen würde, merkt der Leser sofort, dass irgendetwas nicht zu stimmen scheint. Woran das genau liegt, lässt sich schwer sagen, doch für mich lag die böse Vorahnung wie eine Gewitterwolke über der Handlung. Es dauert auch nicht allzu lange, bis der Verdacht bestätigt wird, und dann steht Bella plötzlich eine lange Zeit der Einsamkeit bevor, in der sie nur dahinvegetiert und es einfach nicht mehr schafft, glücklich zu sein. Nur ihr Freund Jacob spendet ihr eine Zeit lang Trost.

Diesmal wird nicht nur die Legende der Vampire aufgegriffen und über den Haufen geworfen, sondern in diesem Teil stoßen auch noch Werwölfe dazu. Werwölfe – das sind Menschen, die sich in einer Vollmondnacht in einen Werwolf verwandeln und in diesem Zustand sogar ihren besten Freund töten würden? Ganz und gar nicht! Die Werwölfe in diesem Buch verwandeln sich nicht bei Vollmond, sie verwandeln sich, sobald ihre Wut außer Kontrolle gerät. Auch die Tatsache, dass Werwölfe nach der Verwandlung nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden können und wild um sich beißen, trifft in diesem Buch nicht zu. Wie man sieht, werden also auch die Werwölfe ein bisschen „verweichlicht“, was ich ein wenig schade fand.

Es weiß wohl jeder – spätestens nach „Underworld“ -, dass Vampire und Werwölfe schon immer verfeindet waren und sich das auch nie ändern wird. Doch hat sich schon mal jemand gefragt, |warum| Vampire und Werwölfe verfeindet sind? Ich habe mich das während der Lektüre immer wieder gefragt. Sobald sich Vampire und Werwölfe begegnen, hängt stets eine Feindseligkeit in der Luft, die greifbar ist. Leider wird aber nicht erklärt, warum das in Meyers Werk der Fall ist.

„Bis(s) zur Mittagstunde“ ist um einiges emotionaler als der erste Teil. Da der Leser von der Story um Bella und Edward richtig gefangen genommen wird, wird sich der ein oder andere an manchen Stellen sogar die Tränen zurückhalten müssen. An anderen Stellen wiederum ist das Buch so nervenzerreißend spannend, dass man es nur ungern weglegen möchte.

Was ich ein wenig schade finde, ist, dass Edward in dem größten Teil des Buches nicht vorkommt. Ganz am Anfang verabschiedet er sich von Bella und verschwindet für eine lange Zeit. Doch auch dadurch hat das Buch kaum an Reiz oder Spannung verloren. Bella unternimmt allerhand waghalsige und dumme Sachen mit ihrem Freund Jacob, weil sie das Gefühl hat, Edward dadurch wieder ein Stück näher zu sein.

_Fazit:_ Der zweite Band braucht sich vor seinem Vorgänger auf keinen Fall verstecken. Die Spannung und die Atmosphäre bleiben stets erhalten, die Geschichte ist spannend und interessant und der Schreibstil stimmig.

_Stephenie Meyer_ wurde im Jahr 1973 in Conneticut (USA) geboren und ist eine US-amerikanische Jugendbuchautorin. Ihre Kindheit verbrachte sie in Phoenix in Arizona und besuchte dort die Highschool Scotsdale. Ihr bekanntestes Werk ist „Bis(s) zum Morgengrauen“, das 2006 bei uns erschien. Der zweite Teil, „Bis(s) zur Mittagsstunde“, ist seit letztem Jahr ebenfalls in den Buchläden zu finden, Band drei, „Bis(s) zum Abendrot“, wurde im Februar veröffentlicht. Sie arbeitet momentan an einem vierten Teil der Reihe, und ein Ende ist zum Glück noch nicht geplant, dafür eine Verfilmung des ersten Teils.

http://www.bella-und-edward.de
http://www.carlsen.de

Schreiner, Jennifer – Zwillingsblut. Erotischer Vampir-Roman

_Zwischen Leidenschaft und Liebe_

Eines Nachts wacht Sofia nackt in einem verschlossenen Sarg auf. Nur mit Mühe gelingt es ihr, sich zu befreien, und ihr wird klar, dass der geheimnisvolle Fremde, der sie die Nacht zuvor verführt hat, mehr mit ihr vorhatte, als sie ahnte: Er hat sie zu einem Vampir gemacht!

Mit einiger Anstrengung schafft sie es, sich zu befreien. Vor der Gruft, in der sie eingesperrt war, liegen einige Kleider – zu Sofias Verwunderung aber nicht ihre, sondern die ihrer Zwillingsschwester Melanie, die des Lebens überdrüssig geworden ist und unter Aufsicht in einer Klinik wohnt. Sofia ahnt, dass der Fremde sie mit ihrer Zwillingsschwester verwechselt hat, und eilt sofort zu ihrer Schwester in die Klinik, um diese zu warnen. Als sie von Sofias Schicksal erfährt, bittet sie ihre Schwester, sie zu töten, da Sofia unmöglich bei ihr bleiben kann und Melanie nicht allein zurückgelassen werden will. Widerwillig kommt Sofia der Bitte ihrer Schwester nach, indem sie ihr das Blut aussaugt. Danach schwört sie, sich bei dem Vampir zu rächen, der ihr Leben zerstört und indirekt den Tod ihrer Schwester Melanie zu verantworten hat. Deshalb macht sie sich auf den Weg in einen Vampirclub, um nach ihrem Schöpfer zu suchen.

Dort trifft sie nicht nur auf den vampirischen Callboy Xylos, der vom ersten Augenblick an ein Auge auf Sofia geworfen hat und sie in sein Bett bekommen will, sondern auch auf den sinnlichen Vampir Edward, der ebenfalls Gefallen an Sofia findet. Dort wird ihr erzählt, dass es lediglich dem Magistraten, dem Gesetzesvollzieher der Königin, gestattet ist, weibliche Vampire zu erschaffen. Wegen einer rätselhaften Prophezeiung, die besagt, dass ein weiblicher Vampir einmal die Zwillingsschwester der Königin der Vampire umbringen wird, ist es dem Magistraten nur gestattet, alle zehn Jahre einen weiblichen Vampir zu erschaffen.

Was Sofia nicht ahnt: Sie ist zum Objekt eines grausamen Spiels der Vampire geworden, und Edward, für den sie bald mehr als nur Freundschaft empfindet, ist ihr Schöpfer …

_Bei Erotik-Romanen_ besteht immer das Risiko, dass der Erotikanteil zu groß ist und die Story dabei in den Hintergrund gesetzt wird, doch in „Zwillingsblut“ halten sich Erotik, Liebe und Witz gut die Waage. Es sind sehr viele erotische Stellen enthalten, worunter die Story glücklicherweise aber nicht leiden muss. Es wirkt, als wären diese Passagen lediglich ein Zusatz zu der Story, die nicht an völlig unpassenden Stellen auftreten, was ich sehr gelungen finde. Jennifer Schreiner hat sich mit ihrer Story wirklich sehr viel Mühe gegeben, sodass der Roman ohne weiteres auch ohne Erotik bestehen könnte.

Auch die Charaktere sind gelungen. Sofia ist eine sehr leidenschaftliche und temperamentvolle Frau, die sich stets durchzukämpfen weiß. Einerseits scheint sie eher zurückhaltend zu sein, andererseits ist sie auch ziemlich schlagfertig, was sie in Gesellschaft der Vampire auch dringend benötigt. Der Callboy Xylos stellt den typischen Macho dar, für den Frauen nur Lustobjekte sind und der sehr überzeugt von sich selbst ist. Obwohl einige Vampire um Sofias Gunst buhlen und jeder der Kandidaten seinen eigenen, interessanten Charme hat, schließt man Edward sofort ins Herz. Er glaubt nicht mehr an die Existenz der Liebe und verspürt eine tiefe Trauer, weil die Hexe Morna, die Zwillingsschwester der Vampirkönigin, ihn und seine Familie verflucht hat. Er möchte Sofia dazu bringen, entweder ihn zu töten und damit von seinem Leid zu erlösen, oder die Schwester der Hexe, damit der Fluch aufgelöst wird. Er nimmt sich vor, alles dafür zu tun, damit sie ihn hasst und tötet, was ihm aber nicht gelingt, denn auch er verliebt sich in Sofia …

Das Einzige, was mich ein wenig an Sofia gestört hat, ist, dass sie in manchen Situationen etwas unrealistisch reagiert. Sie scheint die Tatsache, dass sie ab nun als Vampir leben muss, genauso auf die leichte Schulter zu nehmen wie den Tod ihrer geliebten Schwester Melanie. Beides scheint ihr relativ egal zu sein. Sie macht auch ab und zu Witze über ihr Vampirdasein, was besonders seltsam ist, wenn sie sich kurz darauf bei dem Magistraten rächen will, weil er ihr dieses Schicksal aufgedrängt hat. Glücklicherweise ist das nur am Anfang so und wird im Verlauf des Buches glaubwürdiger und realistischer.

Wie ich oben schon angeschnitten habe, kommt in „Zwillingsblut“ sehr viel Erotik vor, nimmt allerdings nie die Oberhand. Die Stellen sind meistens sehr ausführlich und fantasievoll beschrieben, allerdings nie zu direkt. Zwischen Sofia und Edward bahnt sich allerdings nur langsam etwas an. Beide merken von Anfang an, dass sich zwischen ihnen etwas entwickelt, wogegen sich aber beide noch zu wehren versuchen. So bekommt Sofia anfangs nur mal einen Kuss von Edward oder eine Umarmung.

Was manch einen Leser stören könnte, ist, dass diese Vampire als ‚verweichlichte Schoßhündchen‘ nicht bei jedem beliebt sind. Zwar sind die meisten Vampire in „Zwillingsblut“ eher sexbesessen als romantisch veranlagt, aber viele stört dieses abgewandelte Bild der Vampire, und Edward ist eindeutig ein Kandidat, der zu den „zarten“ Vampiren zu zählen ist. Die Vampire in „Zwillingsblut“ dürfen keine weiblichen Artgenossen haben, deswegen bekommt jeder von ihnen von der Hexe Morna eine magische Perlenkette mit fünf Perlen, in die jeder Vampir insgesamt fünf Frauen sperren kann, um sie als ihre Sexsklavinnen halten zu können. In diesem Fall sind die Vampire eher radikal und rücksichtslos, Edward hingegen ist ganz anders. Er entpuppt sich als Romantiker und Verführer, und genau das könnte Leser an diesem Roman stören. Ich finde es allerdings gut so, wie es umgesetzt worden ist.

Der Schreibstil passt sich gut der Geschichte an und erschafft stets eine passende Atmosphäre. Ich wurde förmlich in die Geschichte hineingezogen und konnte mir das Geschehen sehr gut verbildlichen. Das Buch ist in einer allwissenden Form geschrieben und lässt uns in beinahe jeden Charakter hin und wieder einen Blick werfen. So kann man sich stets gut in die einzelnen Charaktere hineinfühlen und ihr Handeln nachvollziehen.

Das Ende des Buches lässt eigentlich keine Wünsche mehr offen. Letztendlich kommt alles angenehmerweise doch anders, als man es sich vielleicht vorstellen würde, aber es dennoch zu einem zufriedenstellenden Happyend.

_Fazit:_ „Zwillingsblut“ ist eine gekonnte Mischung aus [„Bis(s) zum Morgengrauen“ 4600 von Stephenie Meyer und „Der Venuspakt“ von Jeannine Krock. Die Story ist wirklich gelungen, die Charaktere sind sympathisch und die Erotik sorgt lediglich für die richtige Würze.

_Jennifer Schreiner_ wurde am 1. April 1976 geboren, ist verheiratet und hat einen Sohn. Schon mit neun Jahren begann sie, Geschichten zu schreiben. Im Jahr 2002 schrieb sie ihr erstes Märchenbuch „Es war einmal …“ und veröffentliche es bei |Books on Demand|. Im selben Jahr im Dezember wurde sie Magister der Philologie. Nach ihrem ersten erotischen Vampir-Roman „Zwillingsblut“, der im Verlag |Plaisir d’Amour| erschien, sind zwei Fortsetzungen – deren erste im Januar 2008 erschienen ist – und noch zwei weitere Bücher geplant.

Band 2: [„Honigblut“ 4603
http://www.jenniferschreiner.com
http://www.plaisirdamour.de

Jennifer Schreiner – Honigblut. Erotischer Vampir-Roman

Die Geschichte eines Vampircallboys

Die junge Vampirin Sofia ist nach der Auflösung des Fluches, den die Schwester der Königin über ihrem geliebten Edward ausgesprochen hat, mit ihm den ewigen Bund eingegangen. Doch seit dem Tod der Hexe Morna haben sich in der Gesellschaft der Vampire neue Konflikte gebildet: Die Königin Maeve ist von ihrem Wahnsinn befreit und möchte die Frauen, die jahrelang in den Besitzerketten der Vampire gefangen gehalten wurden, endlich befreien. Dieses Vorhaben missfällt einigen Vampiren, weshalb es zu mehreren Rebellionen und zu Verrat kommt.

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Bray, Libba – Circes Rückkehr (Der geheime Zirkel 2)

_Circe ist zurück_

Nach dem tragischen Tod ihrer Freundin Pippa wird Gemma von Gewissensbissen und Schreckensvisionen geplagt, da sie sich die Schuld an ihrem Tod gibt. Auch die Tatsache, dass sie die Magie im Magischen Reich befreit hat und sich daran nun gute wie auch böse Wesen frei bedienen können, lastet ihr auf dem Herzen. Von Kartik erhält sie den Auftrag, einen mysteriösen Tempel zu finden, um dort die Magie erneut zu binden, bevor Circe ihr zuvorkommt. Doch niemand kann Gemma sagen, wo sie den Tempel im Magischen Reich finden kann, und dass sie während den Weihnachtsferien in London bei ihrer Familie ist, macht ihr Vorhaben auch nicht gerade einfacher.

Obwohl Gemma große Bedenken dabei hat, in das Magische Reich zurückzukehren, versucht sie während der Weihnachtsferien zusammen mit ihren Freundinnen Ann und Felicity, den Tempel im Magischen Reich zu finden. Dort stoßen die drei auf eine große Überraschung: Ihre tote Freundin Pippa hält sich noch im Magischen Reich auf und freut sich riesig über den Besuch der drei. Auch wenn sich Gemma ebenfalls freut, ihre Freundin wiederzusehen, ist sie misstrauisch: Von ihrer Mutter weiß sie, dass Tote normalerweise ins Totenreich übergehen müssen, weil sie ansonsten zu bösen Kreaturen werden.

Zusammen mit Pippa und einem Schiff der Medusa, das wegen eines Zauberbanns nicht lügen kann, machen sich Gemma, Felicity und Ann auf den Weg und suchen nach dem Tempel. Doch auch in der normalen Welt kommen die Mädchen nicht zur Ruhe: Sie vermuten, dass die neue Lehrerin auf Spence, Miss McChennmine, Circe ist. Bei ihren Nachforschungen und ihrer Suche nach dem Tempel bekommen sie Hilfe von ihrer ehemaligen Lehrerin Miss Moore und einem Mädchen namens Nell, das durch Circes Schuld geisteskrank geworden ist. Erst zu spät merken sie, dass sie mit ihrer Vermutung, Miss McChennmine sei Circe, völlig in die falsche Richtung arbeiten …

_Kritik_

Nachdem [„Gemmas Visionen“ 4101 nur den Anfang von Gemmas Geschichte darstellt, geht es nun in „Circes Rückkehr“ weiter. Eine der vier Freundinnen musste schon bei der ersten Begegnung mit Circes Kreaturen sterben, und seitdem die Magie im Magischen Reich freigesetzt wurde, ist das Chaos dort perfekt. Doch nicht nur im Magischen Reich geht bei Circe alles drunter und drüber, denn auch in ihrem privaten Leben gibt es Dinge, mit denen sie sich herumschlagen muss. So ist ihr Vater beispielsweise von Laudanum abhängig, und zum ersten Mal scheint ein junger Mann an ihr Interesse zu zeigen.

Auch in „Circes Rückkehr“ geht es wieder um wesentlich mehr als nur um einen üblichen Fantasyroman. Die englische Gesellschaft wurde in dem Roman sehr gut getroffen und wirkt sehr authentisch, sodass man sich problemlos in die Geschichte einfühlen kann. Oberflächlich scheint die Londoner Gesellschaft wieder einmal allzu perfekt zu sein, doch letztendlich hat jeder mit seinen eigenen Problemen und ihrer Geheimhaltung zu kämpfen. Auch die Gefühlswelt von Gemma, Felicity und Ann wird hier wieder sehr gut rübergebracht. Man erfährt vor allem mehr über Felicity, die oberflächlich gesehen eine sehr temperamentvolle, freche und ein bisschen egoistische junge Dame zu sein scheint. Es kommen einige ihrer Geheimnisse ans Licht, mit denen sie immer noch stark zu kämpfen hat und die sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Auch über die schüchterne Ann erfährt man mehr. Um die Ferien mit Felicity verbringen zu können und nicht alleine in der Spence-Akademie zurückbleiben zu müssen, denken sie und Felicity sich eine Geschichte aus, die es ihr ermöglicht, in die höhere Gesellschaft aufzusteigen und dort akzeptiert zu werden. Angeblich hat man herausgefunden, dass sie die verlorene Nichte eines russischen Adligen sei und dass sie eine hervorragende Opernausbildung hinter sich habe. Diese Lüge ermöglicht es Ann, endlich mal ein bisschen aus sich herauszukommen, selbstbewusster zu werden und auch endlich ihrem heimlichen Schwarm, Gemmas Bruder, näherzukommen, der es hauptsächlich auf wohlhabende Mädchen abgesehen hat. Gemma, die immer noch von Gewissensbissen wegen Pippas Tod geplagt wird, lernt den attraktiven Simon Middleton kennen, der sofort Interesse an ihr zeigt. Dadurch gerät ihre Gefühlswelt stark ins Schwanken, da sie sich ebenfalls zu Simon hingezogen fühlt, aber auch Kartik nicht vergessen kann. Dazu kommt, dass ihr Vater von Laudanum abhängig geworden ist und weder sie noch ihr Bruder es vermögen, ihn davon zu befreien.

Die Charaktere sind wirklich äußerst gut gestaltet und sehr tiefgründig geraten, sodass sie entsprechend authentisch wirken. Man kann sich vor allem mit der Hauptperson Gemma sehr gut identifizieren und auch Felicity und Ann wirken sympathisch, trotz ihrer Fehler. Die Charaktere der drei sind so verschieden und eigen, dass sie einfach interessant wirken und man sie sofort in sein Herz schließt. Ann ist alles andere als selbstbewusst und sehr ängstlich. Felicity dagegen ist das genaue Gegenteil. Sie ist mutig, selbstbewusst und frech. Gemma ist eine Mischung der beiden Extreme, weshalb sie sich gut als Hauptperson eignet, mit der sich wohl die meisten Leser am besten identifizieren können.

Die Geschichte war schon im ersten Band eher düster, was sich in „Circes Rückkehr“ noch steigert. Gemma wird von immer mehr und immer heftigeren Schreckensvisionen heimgesucht, die meist von einer blutrünstigen Pippa oder drei geisterhaften Mädchen in weißen Nachthemden handeln. Die Geschichte von Gemma wird immer spannender und im Allgemeinen immer ernster und düsterer. Gemma merkt, dass die Angelegenheit langsam kein Spiel mehr ist und immer mehr von ihr und ihrem Handeln abhängt.

Was auch in „Circes Rückkehr“ wieder besonders gut gefiel, ist der gut durchgeplante Verlauf der Geschichte. Das macht sich vor allem bemerkbar, wenn Gemma mit der geisteskranken Nell redet, die ebenfalls in den Orden des aufgehenden Mondes eingeweiht ist. Nell erzählt ihr wirres Zeug, mit dem Gemma erst überhaupt nichts anfangen kann. Erst nach und nach wird klar, was Nells Worte bedeuten, und auch erst dann ergeben diese einen Sinn. Libba Bray verwebt ihre Hinweise und Wendungen in der Geschichte so gut, dass man zu keiner Zeit die Story vorhersehen kann und nie im Voraus erkennt, wie es weitergeht oder das Buch enden könnte.

Auch diesmal arbeitet Libba Bray wieder mit einem Gedicht, nämlich mit „Das verlorene Paradies“ von John Milton. Wer bei der Lektüre gut aufpasst und nicht nur oberflächlich liest, sondern sich auch mit der Story beschäftigt, der wird erkennen, dass auch diesmal wieder ein Zusammenhang zwischen dem Text von John Milton und der Geschichte besteht.

Obwohl das Wichtige in „Circes Rückkehr“ meist im Detail geschieht, hat man jedoch nie Probleme, der Handlung zu folgen und man überliest auch kaum irgendein wichtiges Detail, als ahnte man gleich, dass es für die weitere Handlung wichtig sein könnte. Libba Bray hat einen sehr leichten und unterhaltsamen Stil, der flüssig zu lesen ist und ihre Leser sofort in den Bann des Buches schlägt. Die ganze Erzählung ist in der Gegenwarts- und Ich-Form geschrieben, aus der Sicht von Gemma, was ich sehr passend finde. Alles in allem ist der Schreibstil sehr gelungen und konnte mich so sehr fesseln, dass ich die Lektüre kaum unterbrechen konnte.

_Fazit:_ Auch der zweite Band von „Der geheime Zirkel“ überzeugt voll und ganz. Die Geschichte ist interessant, zu keiner Zeit vorhersehbar und besitzt, wie auch die Charaktere, sehr viel Tiefgang.

_Libba Bray_ wuchs in Texas auf. Vorerst war sie die Autorin einiger Theaterstücke und Kurzgeschichten. Mit [„Der geheime Zirkel – Gemmas Visionen“ 4101 lieferte sie ihren ersten Roman ab, der es auf Anhieb in die Bestseller-Liste der |New York Times| schaffte. Auch die Fortsetzung, „Circes Rückkehr“, ist in den USA von Erfolg gekrönt. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Brooklyn, New York.

Die [Lesung]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423712724/powermetalde-21 zum Buch erscheint wieder bei |JUMBO Neue Medien / GoyaLiT|.

http://www.libba-bray.de/
http://www.dtv.de