Alle Beiträge von Swen Reuter

Burgwächter, Till – Väter, Völker und Vandalen

Till Burgwächter kennen viele durch sein Buch „Die Wahrheit über Wacken“. Nun macht sich der selbsternannte Hobbyhistoriker daran, diverse Menschengruppen auf witzige Weise zu beschreiben und dem Leser näher zu bringen. Recherchiert hat er dafür im Internet und bei Wikipedia. Der Untertitel „Ein Parforce-Ritt durch die Geschichte der beliebtesten Völkerstämme“ lässt schnell erkennen, dass man das alles bloß nicht ernst nehmen sollte und die ganze Sache ein kurzweiliges und amüsantes Lesevergnügen ist.

Von Ä wie Ägypter bis W wie Wikinger werden die einzelnen Volksgruppen kurz und humorvoll beschrieben, was immer mit einer kurzen, standardisierten Einleitung erfolgt. Ein geniales Beispiel gibt es bei den Eskimos:

Ursprung: Nachdem ein Blitzschlag einen Schneemann getroffen hatte, der einen Eimer als Hut aufhatte, ging alles ganz schnell
Verbreitung: Nördlich und eisig
Bekannt für / durch: Bauen gerne Eishotels für gelangweilte westliche Europäer
Bedroht von / Ausgerottet durch: Klimawandel, Eisbären

Auch die Beschreibung für die Germanen ist nicht schlecht:
Ursprung: Angeblich vor 700.000 Jahren
Verbreitung: Ungefähr in den (kurzlebigen) Grenzen von 1940
Bekannt für / durch: Weltkrieg, Waffen, Wirtschaftswunder
Bedroht von /Ausgerottet durch: DSDS, The Bachelor, RTL II, Daniela Katzenberger

Daran sieht man schon, dass das alles nicht ganz so ernst zu nehmen ist und der Autor auch gern mit den gängigen Klischees spielt oder auch aufräumt. So erfährt der Leser beispielsweise, dass die Kelten zwar hochentwickelt waren, aber in Sachen Aufzeichnungen ziemlich faul waren. So gibt es fast keine Schriftstücke und die Musik, die uns heute als keltische Musik verkauft wird, der größte Beschiss ist. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist somit eine „moderne“ Erfindung.

Später werden sogenannte „Freak-Stämme“ näher beleuchtet. Und wir erfahren, dass der Begriff Freak ursprünglich Laune bedeutet. Also sind die „Freaks Of Nature“ nichts weiter als eine Laune der Natur. Wieder etwas gelernt! Und so gibt es allerlei Interessantes über die Atlanter, Heveller oder die Pygmäen zu erfahren.

Weiter geht es auf der Wissensreise mit der Rubrik „Errungenschaften der Menschheit von A bis Z“. Dabei werden diverse Erfindungen humorvoll vorgestellt und danach gefragt, warum manche Dinge den Menschen faszinieren, so zum Beispiel Drogen. So erfährt der Leser, dass sie bereits 3.000 Jahre vor Christus Mode waren. Die Frage, wohin tote Tiere eigentlich verschwinden und nicht den Waldesrand säumen, bleibt unbeantwortet. Genauso die Frage, warum das nicht auch mit den Menschen funktioniert.

Zu guter Letzt gibt es einen witzigen Test, um herauszubekommen: „Von wem stammen Sie eigentlich ab?“ Auch das darf man nicht wirklich ernst nehmen und dient mehr zur Erheiterung.

Damit endet der Ausflug in die Geschichte der beliebtesten Volksstämme. Alles in allem ist es eine kurzweilige Unterhaltung, die nicht nach einem tieferen Sinn verlangt und die Geschichtsschreibung sinnlos ergänzt. Für knapp acht Euro und im handlichen Format ist das Buch für unterwegs gut geeignet und man kann mit einem Kauf nichts falsch machen. Außer man ist humorlos oder ein besessener Geschichts-Freak.

|Broschiert: 94 Seiten
ISBN-13: 978-3934896680|

Verlag Andreas Reiffer

_Till Burgwächter bei |Buchwurm.info|:_
[„JGTHM – Juhr Gait Tu Hewi Mettäl“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=26
[„Schmerztöter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=981
[„Zwischen Aasbüttel und Vaalermoor – Die Wahrheit über Wacken“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1589
[„Sorry, aber so isses! – Böse Texte für den Rest der Welt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2116
[„Die Wahrheit über Fußball“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3054

Cash, Johnny / Carr, Patrick – CASH. Die Autobiografie von Johnny Cash

Am 26. Februar 2012 hätte Johnny Cash seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert. Zu diesem Anlass wurde die Autobiografie „Cash“ neu aufgelegt, die bereits 2004 erstmals erschien. Sieht man sich dazu einmal die Vielfalt der Bücher an, so ist das nicht die einzige Biografie über den „Man In Black“. Allerdings hat Mr. Cash selbst an diesem Buch mitgeschrieben. Er selbst sagte dazu: „Dieses Buch ist meine eigene Geschichte – was ich fühle, was ich liebe, was geschah, so wie ich es erinnere …“

Das klingt auf den ersten Blick ja alles sehr vielversprechend. Mit dem Journalisten Patrick Carr sollte es also ein passables Werk werden. Doch das ist es nur in der Theorie. In der Praxis wirkt das Buch wie eine lieblose Aneinanderreihung von Fakten und Geschichten des Sängers. Das alles ist zudem sehr unstrukturiert und hinterlässt auf den außenstehenden Dritten einen ziemlich verwirrenden Eindruck. Wer sich das Buch als Einstiegslektüre zulegen will, sollte es lieber lassen. Ohne ein wenig Wissen über den Künstler oder den Film [„Walk The Line“]http://powermetal.de/video/review-1456.html ist man regelrecht aufgeschmissen.

Natürlich ist der große Pluspunkt des Buches, dass es Johnny Cash selber ist, der die Geschichten erzählt, und nicht ein anderer. Somit bleibt alles sehr persönlich und authentisch. Gerade das Kapitel mit dem Überfall auf sein Haus auf Jamaika zeigt gut den Grundtenor des Buches. Er erzählt alles sehr detailliert, kommt jedoch immer wieder vom Thema ab, und so dauert es einige Seiten, bis es zur eigentlichen Geschichte geht. Ob diese Nebeninformationen für den Leser immer so ausführlich sein müssen, ist fraglich. Positiv ist auf jeden Fall hervorzuheben, dass er nichts beschönigt, was in seinem Leben passiert ist, und er auch seine Fehler eingesteht. Die Erzählungen werden durch zahlreiche Fotos aufgelockert, was den Leser noch ein Stück weiter an das Leben von Cash heranrücken lässt.

Alles in allem kann man sagen: „Schuster bleib bei deinen Leisten!“ Cash hat ohne Zweifel geniale Songs geschrieben. Aber das Schreiben über sein Leben lag ihm nicht. Von Kris Kristofferson wird er im Vorwort als Rebell bezeichnet, der gegen öffentliches Unrecht und private Dämonen ankämpfte. Aber wenn man mit dem Buch durch ist, sieht es so aus, als ob er auch gegen einen strukturieren Aufbau in diesem Werk ankämpfte. Des Öfteren kehrt er in seinen Erzählungen zu einer anderen Begebenheit zurück, wenn ihm später noch etwas dazu eingefallen ist. Da fragt man sich ernsthaft, was da die Aufgabe von Patrick Carr war. Hier hätte er zwingend die Nachträge zu den entsprechenden Geschichten ergänzen müssen.

|350 Seiten, gebunden
Übersetzung: Sylke Wintzer, Peter Dürr
ISBN-13: 978-3-8419-0143-9|

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Canter, Marc / Porath, Jason – Guns N\‘ Roses – It\’s (Not) So Easy. Der steinige Weg zum Erfolg

Was passiert, wenn du in jungen Jahren siehst, wie jemand dein Fahrrad klauen will? Entweder du verprügelst ihn oder der Dieb lässt es sein und entschuldigt sich bei dir – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Das hört sich abenteuerlich an, doch in diesem Fall war es Saul Hudson, besser bekannt als „Slash“, der Marc Canter das Bike streitig machen wollte. Irgendwie schaffte es dieser „Slash“, die Kurve zu kriegen, und die beiden wurden beste Freunde, schließlich teilten sie die Leidenschaft für Fahrrad-Motocross. Schon damals bemerkte Marc, dessen Familie übrigens das bekannte [„Canter’s Deli“]http://www.cantersdeli.com gehört, dass sein Kumpel eine „Rampensau“ ist, doch sollte sich diese Tatsache erst viele Jahre später so richtig auszahlen.

Genauso kurios wie diese Geschichte, ist die Entwicklung von GUNS N‘ ROSES. Dieses Buch liefert dafür viele interessante Fakten und erzählt allerlei lustige Begebenheiten bis zur Veröffentlichung des Debüts „Appetite For Destruction“. Dabei ist es weniger eine trockene Biografie, die von einem außenstehenden Dritten geschrieben wurde, sondern eine sehr direkte und teilweise schockierende. Weil Marc auch als sechster Mann der Band bezeichnet werden kann, weiß er natürlich auch Details zu berichten, die ein anderer gar nicht wissen kann. Von Anfang an, als „Slash“ auftrat, machte er Fotos, sammelte Zeitungsartikel, Konzerttickets und hob dessen Gekritzel auf. Die Tracklisten und Ansagen sind ebenfalls enthalten. Letztere werden zwar mit der Zeit ein wenig langweilig, da sie fast immer dieselben Worte enthalten, doch sie sind der rote Faden, der sich durch das Buch zieht.

Das Werk schafft es wunderbar, das Lebensgefühl der Band dem Leser näher zu bringen. Schließlich lebten die Mitglieder ständig von der Hand in den Mund, auch als der Erfolg schon da war. Die Alkohol- und Drogenprobleme und ihre Auswirkungen kommen unverschönt ans Tageslicht. Die Aussage „Überleben bedeutete, es bis zum nächsten Auftritt zu schaffen.“ zeigt deutlich, wie die Jungs lebten, und war so etwas wie die Bandphilosophie. Oft war kein Geld für Lebensmittel da und an Quartieren mangelte es ebenfalls. Die Zeiten, als sie regelrecht in der Gosse lebten, werden nicht einfach weggelassen, sondern authentisch erzählt. Das macht das Buch gegenüber anderen Biografien zu etwas Besonderem. Es lässt sich insgesamt recht gut lesen, da es wenig lange Textabschnitte beinhaltet. Zu einem bestimmten Thema oder einer Begebenheit kommen die Beteiligten zu Wort und schildern ihre Sicht. Damit gibt es keine einseitige Berichterstattung, die auf den Autor fokussiert ist.

Besonders gut wird gezeigt, dass sich die Band nie von anderen reinreden ließ und immer das machte, was sie wollte – nämlich ein Leben führen, das aus Musik, Drogen und Girls besteht, ohne an morgen denken zu müssen. Die Frauen spielten für die Jungs eine große Rolle, denn sie engagierten nicht nur Stripperinnen, damit mehr Besucher kamen, nein, sie waren oft ihre einzige Hoffnung, wenn es darum ging, einen Schlafplatz oder etwas zu essen zu bekommen. Natürlich schildern einige von ihnen, wie sie diese Zeit erlebt haben.

Ein großer Teil beschäftigt sich mit der Entstehung des Debütwerkes. Gut wird dargestellt, welch großen Anteil Tom Zutaut daran hatte, der damals auf sie aufmerksam wurde und ihnen den Plattendeal bei Geffen Records verschaffte. Auch er hatte ein unerschütterliches Vertrauen in die Jungs, obwohl die Produzentensuche beinahe in einem Fiasko endete und das Album zu scheitern drohte. Er war es auch, der die Plattenfirma überzeugte, an die Band zu glauben, und der seinen Chef dazu überreden konnte, dass das Video zu ‚Welcome To The Jungle‘ bei MTV gezeigt wurde – zu jener Zeit gar nicht so einfach, galten die Jungs doch als drogenabhängig und kriminell. Das Video schlug wie eine Bombe ein und alle, die zuvor das Album absetzen wollten oder es schlecht fanden, wollten nun beste Freunde sein, waren begeistert und wussten von Anfang an, dass die Jungs eine große Nummer werden. Und besser als mit Tom Zutauts Zitat kann man die Story nicht beschreiben: „Wenn man etwas von GUNS N‘ ROSES und ‚Appetite For Destruction‘ lernen kann, dann ist es, dass es sich lohnt, sich selbst treu zu bleiben.“

An diesem Punkt, als der große Erfolg einsetzte und viele erst später begriffen, dass mit diesem Album Musikgeschichte geschrieben wurde, endet das Buch. Dessen Titel „Der steinige Weg zum Erfolg“ wird von Marc Canter unterhaltsam beschrieben. Wie könnte es besser enden als mit Fotos zum Konzert mit DEEP PURPLE und AEROSMITH. Damit ging nicht nur für die Band ein Traum in Erfüllung, sondern auch für Canter selbst, der von AEROSMITH ein großer Fan ist und dort fotografieren konnte.

Das Beschriebene passt absolut zum Titel, dennoch wirkt das Ende ein wenig abrupt, da über den weiteren Werdegang der Band gar nichts zu lesen ist. Selbst wenn das nicht Inhalt des Buches ist, wäre es zum Abschluss interessant gewesen, zu erfahren, was die Hauptpersonen aktuell machen. Im Laufe der Erfolgsgeschichte kommen viele Beteiligte zu Wort. Auffällig ist jedoch, dass Sänger Axl verhältnismäßig wenige Anteile daran hat. Doch diese Dinge sollten den Fan nicht davon abhalten, dieses Werk zu kaufen. Schließlich wurden mit sehr viel Liebe zum Detail Erlebnisse in Wort und Bild zusammengetragen, die in dieser Form ihresgleichen suchen.

|348 Seiten, kartoniert
mit zahlreichen, meist farbigen Fotos
ISBN-13: 978-3-86543-361-9|
http://www.bosworth.de

Masino, Susan – Let there be Rock. Die AC/DC-Story

Mit diesem Buch erscheint ein weiteres Werk über die Erfolgsgeschichte der australischen Rocker. Verfasst wurde es von Susan Masino, einer amerikanischen Journalistin für Rockmusik. Auf rund 300 Seiten erfährt der Leser sehr viele Details zur Bandgeschichte. Der Fakt, dass die Autorin AC/DC persönlich kennt und mit ihnen befreundet ist, lässt teilweise eine sehr emotionsreiche und private Erzählung entstehen. Zudem kann sie mit vielen Erlebnissen in ihrem Buch aufwarten, die so niemand außer ihr kennt und demzufolge auch noch nicht veröffentlicht wurden.

Der Weg zur Band AC/DC und die Geschichte der einzelnen Mitglieder werden sehr ausführlich erzählt. Der Leser erfährt unter anderem, dass Angus Young nicht unbedingt ein Freund der Schule war, sich dafür aber stundenlang mit der Gitarre beschäftigen konnte, dass Bon Scott die Angewohnheit hatte, bei einem Umzug sein Zimmer immer rot zu streichen und er sogar mal als Postbote arbeitete. Zudem wird darüber berichtet, dass sie in ihren Anfangsjahren bei der Hochzeit eines Freundes mit ‚Zorba The Creek‘ den wohl ungewöhnlichsten Song in ihrer Geschichte spielten.

Eindrucksvoll wird beschrieben, wie sie im Laufe der Jahre unzählige Konzerte gaben, um bekannt zu werden, wie sich langsam der Erfolg einstellte und der Bekanntheitsgrad stieg. Aber auch, welche Schwierigkeiten und Rückschläge es gab. Den größten Hieb in ihrer Karriere war der tragische Tod von Sänger Bon. Darüber wird sehr emotionsvoll und ausführlich berichtet, ebenso, wie die Band fast daran zerbrach. Weiterhin erfährt der Leser, wer sie trotz diesen herben Verlustes alles ermutigte weiterzumachen und wie sie mit Brian Johnson einen würdigen Nachfolger fanden.

Im Buch kommen die Bandmitglieder sowie zahlreiche Freunde, Kollegen und Fans zu Wort, die ihre Eindrücke und Begebenheiten mit der Band schildern. Die Erzählung erfolgt häufiger aus einem anderen Blickwinkel und wird dadurch nie langweilig. Auch der Humor kommt natürlich nicht zu kurz und lässt dem Leser ab und an ein Schmunzeln über die Lippen gleiten, schon allein deshalb, weil sich die Autorin oft einen lustigen oder etwas zynishen Kommentar nicht verkneifen kann. Aufgelockert wird das Ganze mit zahlreichen Schwarzweiß-Bildern, die teilweise lustige Motive beinhalten.

Am Ende findet der Leser eine sehr umfangreiche Diskografie und Bibliografie, die in einzelne Rubriken aufgeteilt ist. Wünschenswert wäre noch eine Übersicht gewesen, wer im Laufe der Jahre alles in der Band gespielt hat. Es wird zwar ausführlich über die Besetzungswechsel berichtet, aber zur besseren Übersicht der Bandgeschichte wäre dies von Vorteil gewesen. Ein Manko, eigentlich auch das einzige, ist, dass man an manchen Stellen im Buch regelrecht mit Informationen zugeschüttet wird, gerade, was Personen angeht. Der nicht so belesene AC/DC-Fan verliert dann etwas den Überblick, von wem gerade die Rede ist, beziehungsweise welche Funktion diejenige Person hatte.

Für jeden AC/DC-Fan dürfte das Buch, neben vielen Dingen, die er bereits kennt, einige interessante Neuigkeiten ans Tageslicht bringen. Durch die persönliche Erzählung und die ganz eigenen Begebenheiten zwischen der Autorin und der Band hebt sich das Werk sehr gut von anderen Büchern über die australischen Rocker ab. Aber auch für jeden anderen, der sich für Rockmusik und deren Geschichte interessiert, ist das Buch empfehlenswert. Denn schließlich gehören AC/CD nach wie vor zu den ganz Großen, die mit ihrer Musik den Rock nachhaltig geprägt und Meilensteine gesetzt haben.

http://www.grosser-stein.de/