Banscherus, Jürgen – Geheimnis von Nr. 7, Das (Jimmi Nightwalker 3)

_Die „Jimmi Nightwalker“-Serie:_

01 – [„Das Rätsel der schwarzen Herren“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6214
02 – „Der Verrat“
03 – _“Das Geheimnis von Nr. 7″_
04 – „Das unheimliche Schiff“

_Astronomische Rätsel an Bord geheimnisvoller Schiffe_

Als JoJo und seine Freunde Murat und Mai Lyn einen merkwürdigen Jungen namens Jimmi kennenlernen, steht ihr Leben plötzlich Kopf. Der grauhaarige Junge weiß weder, wer er ist, noch woher er kommt. Woher stammt er bloß? Eine Spur führt die Freunde nach Hamburg, wo sie auf alte Bekannte treffen: die Kakamura-Brüder (aus Band 1)! Nur mit einem Trick gelingt es ihnen, ihre geheimnisvollen Verfolger abzuhängen, um weiter nach dem roten Schiff zu suchen, das auf Jimmis Karte verzeichnet ist. Doch kaum haben sie es entdeckt und sind an Bord gegangen, schnappt die Falle zu … (Verlagsinfo)

Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 – 9 Jahre.

_Der Autor_

Jürgen Banscherus, geb. 1949, arbeitete nach geistes- und sozialwissenschaftlichem Studium als Journalist, Lektor und Dozent in der Erwachsenenbildung. Er ist Mitglied im PEN und Vorsitzender der Jury beim Bundesentscheid des Vorlesewettbewerbs. Seit mehr als 20 Jahren schreibt er erfolgreich für Kinder und Jugendliche. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und sind in 19 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Frau und seiner Familie im Ruhrgebiet.

_Handlung_

JoJo, Murat und Mai Lyn vom Geheimen Buchklub haben in Jimmi einen neuen Freund gefunden. Er ist grauhaarig und hat das Gedächtnis verloren, und das findet auch JoJos 90-jährige Uroma etwas merkwürdig. Noch seltsamer, weiß JoJo, sind jedoch die Brüder Kakamura, die ganz in Schwarz gekleidet sind und sie verfolgen. Was wollen sie bloß von Jimmi, fragt sich JoJo. Schon einmal haben er und seine Freunde den Finsterlingen ein Schnippchen geschlagen. Danach mussten sie Jimmi gegen die Hammer-Boys verteidigen.

Diesmal hat Jimmi eine Zeichnung angefertigt, auf der ein rotes Schiff zu sehen ist. Aber wo ist es zu finden? Als sie genauer hinsehen, entdecken sie das Autokennzeichen HH darauf: Hamburg. Dort sollen sie hin? OK, aber erst nachdem sie Uromas köstliche Brathühnchen gefuttert haben. Köstlich!

Es ist vor allem Murats türkischem Onkel und seinen Taschengeldspenden zu verdanken, dass sie sich die Fahrkarten nach Hamburg leisten können. Doch auch im ICE sind die Kakamuras sehr sonderbar. Im Hafen von Hamburg-Harburg finden sie kein rotes Schiff, sondern bloß Containerschiffe. Ein alter Seebär mit Zöpfen fragt sie, was sie suchen. Er nennt sich Winnetou und ist schon 82 Jahre alt. Sie zeigen ihm die Zeichnung mit dem roten Schiff darauf. Das müsse im Alten Hafen sein, meint er – und ist so freundlich, sie hinzuführen.

Da springt Jimmi auf einmal ins dreckige Hafenwasser! Er hat das Schiff erspäht! Mit einem geliehenen Motorbott fischen sie ihn wieder aus dem schmutzigen Nass und fahren ihn hin. Das rote Schiff heißt WEGA und scheint völlig verlassen zu. Niemand antwortet auf ihre Rufe. Sie gehen einfach an Bord, was den alten Seebären maßlos empört. „Das ist ja wie Hausfriedensbruch!“ schimpft er.

Aber das ist noch gar nichts gegen den Fund, den sie an Bord machen. Das Schiff hat keinen Motor, aber dafür in jeder Kajüte einen schwarzen Klotz. Was hat es damit wohl auf sich, fragt sich JoJo und fasst den Klotz in Kabine Nr. 7 an. Ein Gefühl unendlicher Traurigkeit überkommt ihn, genauso Murat, der den Klotz ebenfalls berührt. In jeder Kajüte ist ein Bild vom Sternbild Leier aufgehängt, dessen Hauptstern bekanntlich die WEGA ist. Aber wie heißt der Nachbarstern, der der durch eine Linie mit der WEGA verbunden ist?

Murat begibt sich in den Laderaum, und da liegt auch so ein schwarzer Klotz. Seltsamerweise ist nur der geheimnisvolle Jimmi in der Lage, den Klotz emporzuheben. Und dabei war doch Winnetou mal Meister im Schwergewichtheben! Plötzlich wird die Leiter aus dem Laderaum emporgezogen und die Luke geschlossen. Warum funktionieren ihre Handys auf einmal nicht?! Kurze Zeit später legt das Schiff ab – mit unbekanntem Ziel!

_Mein Eindruck_

Ich habe das Buch in nur einer Stunde gelesen. Nicht nur, weil es flott erzählt und spannend geschrieben ist, sondern auch, weil die Schrifttype wirklich groß ist und so nur wenig Text auf die Seite passt. Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Zeichnungen Thilo Krapps, die unsere Helden zeigen. Die Seiten können also nur so vorüberrauschen. Bevor es zum Finale kommt, kann man praktisch keine Pause einlegen.

Die Geschichte ist für acht- bis neunjährige Jungs und Mädchen geschrieben, und zwar so, dass diese alles verstehen. Ein wenig erinnert der Plot auch an „Momo“, und zwar ähneln die Herren in Schwarz ein wenig den grauen Männern von der Zeitkontrolle. Vor solchen Finsterlingen ist die alsbaldige Verdünnisierung angesagt, das versteht sich von selbst.

Das größte Rätsel ist allerdings Jimmi selbst. Er scheint unter Gedächtnisverlust zu leiden, denn er weiß nicht, wie er auf die Erde kam. Von wo? Das ist die Preisfrage. Und er kam obendrein nackt! Kein Wunder, dass er nicht dran denken will … So viele Rätsel, die es zu lösen gilt, sorgen, das ist klar, für jede Menge Folgebände in dieser neuen Serie. Die Nähe zu den „Drei ???“ und der „Ferienbande“ liegt nahe.

Gut finde ich allerdings, dass diese brandneue Reihe ganz im 21. Jahrhundert spielt und nicht auf Ursprüngen aus den sechziger und siebziger Jahren basiert. Ein durchschnittlicher Jugendlicher wie JoJo ist also standardmäßig mit Mobiltelefon, MP3-Player und Kaugummis ausgerüstet. Jimmi weist nichts davon auf, was ihn schon mal bemitleidenswert macht. Genau deshalb muss man ihm helfen.

Zur Aktualität gehört auch der Multikulti-Hintergrund, vor dem der Geheime Buchclub existiert: Murats Vater ist offenbar Türke, wenn auch ziemlich wohlhabend, und Mai Lyns Eltern sind Boat People: Vietnamesen, die mit einem Boot aus ihrer Heimat flüchteten. Inzwischen sind sie in Deutschland erfolgreiche Leiter einer Großwäscherei. Hartz IV ist demnach also kein Thema. Daraus ergeben sich einige Unterschiede auch zu Amelie Frieds Kinderbuchserie „Taco & Kaninchen“ (siehe meinen Bericht dazu), die in einer Stadt in einem Problem-Viertel spielt.

JoJos Umgebung ist etwas idyllischer, denn er wohnt in einem schönen Haus mit Garten. Und seine Uroma bemuttert ihn, was die Frage aufwirft, wo eigentlich Oma und seine Eltern abgeblieben sind. Diese Frage wurde vielleicht im zweiten Band beantwortet, den ich nicht gelesen habe.

_Unterm Strich_

Auch wenn sich der Plot dieser neuen Serie wohlbekannter Kniffe wie Amnesie, astronomischer Rätsel und anonymer Finsterlinge bedient, so halten die Geheimnisse doch das Interesse an der Geschichte wach. Diesmal tritt ein Rätsel auf, das eher an Sciencefiction denken lässt: die schwarzen Klötze an Bord des roten Schiffes WEGA. Sie haben sonderbare Eigenschaften. Kommen sie nicht von unserer Welt, sondern wie der Meteorit, der in Band 2 gefunden wurde, von einer anderen? Wer weiß schon, wohin die WEGA fährt – oder fliegt?

Keine Frage gibt diese Geschichte Stoff für viele weitere Bände her, wie man hoffen darf. Jedes Buch lässt sich von erfahrenen Lesern wie mir in etwa einer Stunde lesen, eignet sich aber auch gut zum Lesenlernen – dank der großen Schrift. Druckfehler fand ich keine.

|Hardcover: 112 Seiten
Illustriert von Thilo Krapp
ISBN-13: 978-3570135785|
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