Bernard Cornwell – Sharpes Gold (Sharpe 9)

Im neunten Abenteuer der Reihe um den Scharfschützen Richard Sharpe hat Lord Wellington einmal mehr einen Spezialauftrag für den Captain. Und wie der Titel “Sharpes Gold” vermuten lässt, geht es dabei um einen waschechten Schatz! Denn was braucht man, um einen Feldzug zu gewinnen? Genau … reichlich Geld. Und eben dieses droht den Engländern im Moment auszugehen. Doch hinter den feindlichen Linien ist ein Goldschatz aufgetaucht, den sich Wellington unbedingt sichern will. Die ganze Geschichte muss natürlich streng geheim bleiben und auch, wofür genau das Gold verwendet werden soll, bleibt Wellingtons Geheimnis. Doch er bläut Sharpe ein, dass es gilt, den Schatz zu sichern – koste es, was es wolle! Und so ziehen Sharpe und seine Rifles aus, einen ganzen Haufen Gold zu bergen und durch französisch besetztes Gebiet zurück zu Wellington zu schleppen.

Klingt nach einer unlösbaren Aufgabe? Das ist es eigentlich auch. Doch wäre Sharpe nicht Sharpe (und Cornwell nicht Cornwell), würde er nicht immer noch mit einer Idee und einem Ausweg aufwarten, um das Gold sicher zu den Briten zu bringen. Denn natürlich sind nicht alle der Meinung, dass spanisches Gold den britischen Truppen zugutekommen sollte. Selbst Sharpes Verbindungsoffizier Kearsey ist der Meinung, dass dies Diebstahl sei und dass das Gold selbstredend den Spaniern gehört. Und diese sehen das selbstverständlich ähnlich. Der spanische Guerillaanführer El Católico will auf jeden Fall vereiteln, dass das Gold den Engländern in die Hände fällt. Und zunächst sieht es auch so aus, als würde er damit erfolgreich sein. Denn in dem spanischen Bergdorf, in dem das Gold versteckt sein soll, ist davon nichts zu finden. Stattdessen haben die Franzosen dort “aufgeräumt” und die Bewohner hingemetzelt.

Doch so leicht lässt sich Sharpe nicht ins Boxhorn jagen. Er vermutet, dass El Católico sich das Gold selbst unter den Nagel gerissen hat und wie immer trügt ihn sein Instinkt nicht. In einer abenteuerlichen Aktion stehlen Sharpe und seine Mannen das Gold sozusagen zurück. Doch nun gilt es, das – nicht gerade federleichte – Gold in einem Gewaltmarsch durch die spanischen Berge zurück zu Wellington zu bringen während ihnen El Católico und die Franzosen dicht auf den Fersen sind. Eine schier unmögliche Aufgabe, so scheint es. Doch hat Sharpe ziemlich genau erkannt, warum Wellington gerade ihn damit beauftragt hat: “Weil er einen Mann brauchte, dessen Stolz nicht zuließ, dass er versagte.” Das umreißt die Situation ziemlich genau. Immer wieder aufs Neue landen Sharpes Männer in ausweglosen Situationen, nur um den Franzosen, den Spaniern und dem Tod in letzter Sekunde doch noch einmal von der Schippe zu springen. Und es macht ausgesprochen viel Spaß, ihnen dabei zuzusehen! Denn jedes Mal auf’s Neue ist man als Leser versucht zu sagen: Aber hier geht es wirklich nicht weiter, hier muss sich Sharpe geschlagen geben. Nur, um sich dann eines Besseren belehren zu lassen: Denn Sharpe gibt sich grundsätzlich nicht geschlagen und Cornwell hat sichtlich Spaß daran, dem geneigten Leser diese Tatsache wieder und wieder vor Augen zu führen.

Ausnahmsweise kulminiert “Sharpes Gold” nicht in der großangelegten Beschreibung einer Schlacht, stattdessen wird der Leser Zeuge der Belagerung von Almeida. Dieses vermeintliche Manko macht Cornwell dadurch wett, dass er dem Leser einen klassischen Abenteuerplot präsentiert. Dabei unterteilt sich der Roman in drei große Abschnitte: Zunächst geht es darum, dass Gold überhaupt zu finden. Dann folgt die wilde Flucht durch die Berge und schlussendlich findet der Showdown in der Garnison von Almeida statt. Jeder dieser großen Handlungsabschnitte wartet mit atemloser Spannung auf und gerade im Mittelteil versteht es Cornwell, die ziemlich ausweglose Situation der Briten greifbar zu machen. Doch Richard Sharpe wäre nicht Held seiner eigenen Romanreihe, wenn er nicht immer und immer wieder mit den verrücktesten Ideen seine eigene Haut – und die seiner Soldaten – retten könnte.

Natürlich gerät unser Held auch in seinem neuesten Abenteuer wieder an eine Frau und wieder ist die Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt. In Liebesdingen hat Sharpe schlicht kein Glück, doch hat die aktuelle Damsel in Distress, Teresa Moreno, zumindest endlich einmal Biss und so bekommt sie von Sharpe zum unvermeidlichen Abschied ein Gewehr geschenkt. Wenn das nicht romantisch ist!

Mit “Sharpes Gold” bekommt der Leser einmal mehr einen unterhaltsamen, kurzweiligen und spannenden Roman in die Hand, der von Abenteuern nur so strotzt. Wieder einmal sind die Guten wirklich gut und die Bösen ganz besonders böse. Und wenn beide Lager aufeinandertreffen, werden die Bajonette aufgepflanzt und der Feind in die Flucht geschlagen. Auch im neunten Band der Reihe zeigt Cornwell bisher keine Ermüdungserscheinungen. Sein Held – und seine Plots – kommen weiterhin sehr frisch daher und man kann sich darauf verlassen, dass bei der Lektüre an keinem Punkt Langeweile aufkommt. „Sharpes Gold“ ist damit einer der bisher besten Sharpe-Romane.

Taschenbuch: 400 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Gold
ISBN-13: 978-3404166831

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