_Viele wundersame Dinge_
Terry Bisson kennt sich mit Kentucky- und Tennessee-Whiskey (was ist nun Scotch und was Bourbon?), mit allerlei Schießprügeln und natürlich mit dem Tabakanbau aus. Dass er von von all diesen Dingen und noch ein wenig mehr ausgezeichnet zu erzählen versteht, beweist er in dem vorliegenden Roman. Dem Leser sei auch seine preisgekrönte Storysammlung „Die Bären entdecken das Feuer“ (Heyne 06/5994) empfohlen.
_Handlung_
Williams ist ein junger naiver Tunichtgut, aber er kennt sich mit Autogetrieben aus. Doch er hätte nicht die Abkürzung nehmen sollen. So landet er nämlich beim Schrotthändler Talking Man (TM), um ein Ersatzteil zu kaufen – oder vielmehr landet er bei dessen 16-jähriger Tochter Crystal, da sich TM gerade aus dem Staub machen musste, weil er von einer weißhaarigen Frau und zwei Killern verfolgt wird.
Aus reiner Sympathie zu der jungen hübschen Crystal folgt er ihrem Vater, zunächst nur bis zur nächsten Stadt, aber dann scheint sich die Welt immer mehr zu verändern: Die Brücken über den Mississippi sind eingestürzt, und in Oklahoma heißt die einzige Stadt Tulsa, gleich dahinter kommt Mexiko. Stets pleite, schlägt sich das unschuldige Pärchen nur mit der Kreditkarte von Williams Vater durch, verpasst meistens nur um Haaresbreite den gesuchten TM, doch Crystal wird zweimal niedergestochen von den Killern. Merkwürdig, dass sie nicht an einem Stich ins Herz stirbt, nicht wahr?
Weiter geht die Verfolgungsjagd an einem niedergebrannten Denver vorbei über die verminte kanadische Grenze bis zum Nordpol. Dort wartet in der grauen Stadt Edminidine der Brunnen zwischen den Welten, und es kommt zum Showdown zwischen TM, den das Pärchen aufgesammelt hat, und den Gegnern. Die weißhaarige Frau, Dgene, ist eine Zauberin wie Talking Man, doch sie will mit Hilfe des Ungewesenen die Welten zerstören, wohingegen sich TM in seine Welt verliebt hat.
_Fazit_
Auf knapp 200 Seiten erzählt Bisson eine romantische Liebesgeschichte, ein Road Movie, eine Alternativweltgeschichte und ein Fantasy-Epos vom Kampf zwischen Gut und Böse, Sein und Nichtsein. Aus Banalem macht er Unheimliches, und Unheimliches erscheint banal. Die für Städter komischen Dinge nimmt er völlig ernst, etwa den Tabakanbau in Kentucky – ein sehr beschwerliche und komplizierte Angelegenheit, wie es scheint. Das komplizierte Innenleben von Auto- und Flugzeugmotoren hingegen wird zu einer einfachen Sache, sobald Talking Man Hand anlegt.
Diese und noch viel mehr wunderbare Dinge machen „Talking Man“ zu einem vergnüglichen Leseerlebnis.
|Originaltitel: Talking Man, 1986
Aus dem US-Englischen übertragen von Irene Bonhorst|