Die Spiderwick-Saga wird fortgesetzt: Drei junge New Yorker sind mit ihrer Mutter in einem uralten Haus gelandet, indem es offenbar nicht mit rechten Dingen zugeht. Und wenn Jared das Handbuch über Fabelwesen nicht so besitzergreifend behalten hätte, wären auch nicht die Kobolde gekommen und hätten Simons Katze entführt …
_Die Autoren_
Tony DiTerlizzi ist ein mehrfach ausgezeichneter amerikanischer Illustrator von Kinder- und Jugendbüchern sowie Rollenspielbänden. Zu seinen Werken gehören Arbeiten für Bücher von Tolkien, Anne McCaffrey, Peter S. Beagle sowie für das Kartenspiel „Magic the Gathering“ und „Dungeons & Dragons“. Er lebt mit seiner Frau Angela und seinem Mops Goblin (= Kobold!) in Amherst, Massachusetts, einem recht malerischen Städtchen in Neuengland. Lebte nicht auch die Dichterin Emily Dickinson dort? Mehr Infos: http://www.diterlizzi.com.
Holly Black wuchs laut Verlag in einem „alten viktorianischen Haus auf, wo ihre Mutter dafür sorgte, dass ihr die Geister- und Elfengeschichten nie ausgingen“. Ihr erster Jugendroman „Die Zehnte“ (2002) entwirft ein „schauriges Porträt der Elfenwelt“. Es wird von der American Library Association als „Best Book for Young Adults“ bezeichnet, eine gute Empfehlung für politisch korrekte Fantasy.
Holly lebt mit ihrem Mann Theo und einem „beeindruckenden Zoo“ in New Jersey. Mehr Infos: http://www.blackholly.com.
_Handlung_
Im ersten Band der Spiderwick-Saga geschah Folgendes: Die Zwillinge Simon und Jared ziehen mit ihrer älteren Schwester Mallory von New York City aufs Land, nachdem sich ihre Eltern haben scheiden lassen. Sie leben jetzt bei ihrer Mutter, die sich nun keine New Yorker Wohnung mehr leisten kann, aber zum Glück noch ein Domizil von ihrer Großtante Lucinda überlassen bekommt: Haus Spiderwick.
In der verborgenen Bibliothek findet Jared ein Rätsel und woanders das Buch selbst: „Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum“. Das Wichtelmännchen Thimbletack hat Jared gewarnt, das Buch loszuwerden, doch der wollte nicht hören. Nun muss er die Folgen tragen.
Auf der Suche nach seinem verschwundenen Kater Tibbs ist Simon, Jareds Bruder, an den Rand des Gartens geraten. Jared sieht gerade noch, wie Simon mit den Armen fuchtelt, als kämpfe er mit etwas Unsichtbarem. Dann ist sein Bruder verschwunden. Was tun?
Von Thimbletack besorgt sich Jared einen sehenden Stein, den er in ein altes Monokel einsetzt. Jetzt vermag er die „fantastische Welt um sich herum“ wahrzunehmen. Doch da Jared nicht sehr freundlich zu dem Wichtelmännchen war, ist Thimbletack sauer – so muss Jared mit Mallory alleine losziehen.
Leichter gesagt als getan, denn als erstes werden sie von eine Horde Kobolde angegriffen, die sie nur mit Mallorys Florett vertreiben können. Die Kobolde wollten das Handbuch. Als sie ihnen in den düsteren Wald folgen, stoßen sie auf einen gefährlichen Troll, das Versteck der Kobolde und einen zwielichtigen Helfer. Nun muss Jared zeigen, ob er seinen Bruder vor dem Gefressenwerden retten kann.
_Mein Eindruck_
Nachdem im ersten Band der Spiderwick-Saga der Schauplatz innerhalb des Hauses erkundet und eine erste Freundschaft geschlossen wurde, ist es nun an der Zeit, die nächste Umgebung zu erforschen. Dabei spielt die richtige Wahrnehmung eine entscheidende Rolle, um in der Fabelwelt bestehen zu können. Nicht umsonst heißt dieses Abenteuer im Original „The seeing stone“. Dabei handelt sich um eine magische Sehlinse aus Stein, die Jared vom Wichtel Thimbletack erhält.
Zack, schon erweitert sich der Horizont. Leider nicht immer zu Jareds Vergnügen. Er nimmt nun auch die Gefahren des nahen Waldes wahr. Die Kobolde, die bei ihm aufmarschieren, sind nicht die fröhlichsten Gesellen, die man sich vorstellen kann: Sie haben seinen Bruder Simon als Hauptgang bei einem Lagerfeuergelage ausersehen. Und Simons Katze war die Vorspeise …
Wie man sieht, geht es nun ans Eingemachte, denn mit den bislang recht witzigen Elfen im Spiderwick-Haus ist nun Schluss. Die Welt da draußen hält Wunder ebenso bereit wie Schrecken. Zum Beispiel einen ausgewachsenen Greif, den sich die Kobolde schnappen wollen. Aber mehr darf nicht verraten werden.
Die Botschaft hier ist klar, Herr Kommissar: Nur zusammen sind wir stark! Und so ist Jared, der unzufriedene Eigenbrötler, wieder einmal auf fremde Hilfe angewiesen, will er seinen Bruder retten. Er braucht seine ältere Schwester, einen Grünen Kobold (Merke: Nicht alle Kobolde wurden gleich geschaffen!) und jede Menge Grips. Eine wichtige Lektion für alle jungen und jung gebliebenen Leser, auf unterhaltsame Weise vermittelt.
|Gestaltung|
Wieder sind die Illustrationen von Tony DiTerlizzi sehr gelungen, jedenfalls mit Ausnahme des Greifs. Im Text hat das Fabelwesen einen Falkenschnabel, doch auf den Bildern scheint ihm ein gewöhnlicher Gockel vom Misthaufen das Fresswerkzeug vererbt zu haben. Der Text, den Holly Black beigesteuert hat, ist nun auf das Notwendigste verdichtet. Manchmal sogar so sehr, dass sich der Leser wünscht, es ginge ein wenig ausführlicher, denn die gute Mallory ist beileibe nicht oft genug „im Bild“, um eine glaubwürdige Mitspielerin abzugeben. Die ganze Action ist auf Jared zugeschnitten, und das finde ich ein wenig unfair.
Die äußere Gestaltung des Buches ist wieder mal vom Feinsten, aber das habe ich ja schon beim ersten Band geschrieben. Daher brauche ich nicht nochmals alle Details zu wiederholen. Bitte um Vergebung. Der günstige Preis von knapp acht Euro erstaunt mich daher immer wieder – im positiven Sinne.
_Unterm Strich_
Der zweite Band der Spiderwick-Geheimnisse enthüllt uns die nähere Umgebung des von Fabelwesen bewohnten Anwesens. Diesmal sind die Zeitgenossen von Jared & Co. aber weniger friedlich, und spezielle Methoden der Wahrnehmung und des Teamworks sind zu entwickeln.
Die gediegene Gestaltung des Buches, der kurzweilige, groß gedruckte Text und ganz besonders die schönen Zeichnungen tragen zur puren Lesefreude bei. Am Schluss gibt es, wie schon in Band 1, wieder einen Teaser …
|Hinweis: mehr Fabelwesen next time!|
Im nächsten Band treten ein Waldelf auf sowie ein Phooka. Ein Phooka ist ein schwarzes Pferd, das der irischen Sage nach denjenigen in die Irre führt, der ihm blindlings folgt. Na, und wie ein Waldelf aussieht, kann man sich ja (fast) denken – jedenfalls nicht wie Orlando Bloom!
http://www.spiderwick.de