Der ungeliebte Bauersjunge Trenk ist verzweifelt: sein Vater, Haug vom Tausendschlag, wird ständig vom gemeinen Rittersmann Wertold der Wüterich verprügelt, weil er seine Steuern nicht begleichen kann. Und dabei hat der stets bemühte Haug gar keine Chance, sich dieser Misere zu entziehen, denn die Äcker, die er bestellen muss, bieten kaum Ertrag und werfen dementsprechend auch nichts für den Wüterich ab.
Als Trenks Vater schließlich ein weiteres Mal zum Ritter gebeten wird, um nach einer kräftigen Tracht Prügel auch noch in den Kerker seines Schlosses eingesperrt zu werden, platzt Trenk der Kragen. Auf eigene Faust verlässt er gemeinsam mit seinem Ferkel das Dorf und seine Familie und zieht mit Hilfe eines reisenden Gauklers in die Stadt.
Dort scheint sein Wunsch, eines Tages selber zum Ritter zu werden und den Wüterich in die Flucht zu schlagen, bereits greifbar nahe, denn der Ritter Dietz von Durgelstein sieht in Trenk den mutigen Sohn, den er selber nie hatte. Sein Knabe ist nämlich ein ausgesprochener Feigling, der niemals dem im Wald verborgenen Drachen trotzen könnte.
Anstelle seines Sohnes nimmt von Durgelstein dann auch tatsächlich Trenk in die Pflicht und verhilft ihm zum Einstieg in die Ritterausbildung. Doch gingen dem kleinen Sohn vom Tausendschlag bislang noch alle Aufgaben spielerisch von der Hand, ist die Ausbildung unter falscher Identität – Dietz hat ihn als seinen Sohn ausgegeben – gleich doppelt schwer. Aber zum Glück hat Trenk ja die junge Thekla, die ihm zur Seite steht und insgeheim hofft, dass Trenk sie eines Tages heiraten wird.
Meine Meinung
Nachdem „Der kleine Ritter Trenk“ bereits in der Kinderbuchfassung ein voller Erfolg war, erscheint die Geschichte um den verwegenen Bauersjungen nun auch in Hörbuchform, gelesen von Karl Menrad, der die nicht nur für das jüngere Publikum vorgesehene Erzählung auch sehr bedächtig und mit Rücksicht auf sein vorwiegend kleineres Publikum vorträgt. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Artus-Sage mittlerweile vollkommen überstrapaziert wurde, ist die Geschichte des erst sieben Jahre alten Ritteranwärters umso wertvoller, zumal sie die bekannten Klischees einer Ritter-Geschichte interessant und sympathisch darstellt.
Es gibt zwar auch hier den Drachen, den bösen Großgrundbesitzer und natürlich die holde Meid, doch folgt Kirsten Boie mit diesen Mitteln nicht dem handelsüblichen Verlauf, sondern hält sich einige nette Überraschungen offen, mit denen sie im Verlauf der Geschichte die Spannung immer wieder von neuem ankurbelt. Dabei behält sie sich auch stets das Recht vor, einige durchaus humorvolle Inhalte in die Erzählung zu integrieren, seien es nun die lustigen Namen der Hauptfiguren, die Vorgänge zwischen Trenk und dem nutzlosen Rittersohn Zink oder aber die kleinen Tollpatschigkeiten, die die Ausbildung zum Ritter so mit sich bringt.
Das Faszinierende dabei ist, dass man einerseits genau weiß, wie sich die Geschichte entwickeln wird, dennoch aber mit Spannung verfolgt, ob und wie sich Trenk dem furchtbaren Wertold entgegenstellen will. Außerdem macht es riesigen Spaß, Menrads Stimme bei der Schilderung der Abenteuer von Thekla und Trenk zuzuhören. Die beiden geben ein wunderbares Team ab und sind von Beginn an auch irgendwie füreinander bestimmt, obwohl sich beide Derartiges natürlich nur schwerlich eingestehen würden.
Das ist aber auch nur zweitrangig, schließlich zählt für die Handlung zunächst, wie sie sich in ihrer Ausbildung schlagen, wie sie das Vorgehen einer merkwürdigen Räubergruppe hinterfragen und zu guter Letzt wie sie sich im Ritterturnier schlagen. Beide Charaktere wachsen einem dabei immer mehr ans Herz und gestalten die Geschichte schließlich auch für beide Geschlechter sehr interessant, da sowohl Jungen als auch Mädchen in Trenk respektive Thekla zwei starke Identifikationsfiguren finden, von denen man auch über das Ende der Handlung hinaus gerne etwas hören würde.
Es sind Werte wie Vertrauen, Liebe, Gerechtigkeit und Menschlichkeit als solche, die von der Autorin bzw. dem Vorleser angesprochen und auch mit vielen symbolischen Akten vermittelt werden. Und es ist die Darstellung eben jener Werte, die Boie über die gesamte Dauer richtig toll gelungen ist und fantastisch in diese wunderschöne Erzählung integriert wurde. Ich freue mich schon jetzt, wenn mein kleiner Sohn irgendwann mal im entsprechenden Alter sein wird, um seine Erfahrungen mit dieser Geschichte zu machen. Sowohl inhaltlich als auch in gewissem Sinne pädagogisch erscheint „Der kleine Ritter Trenk“ nämlich in vielerlei Hinsicht unheimlich wertvoll.
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Sprecher: Karl Menrad
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