Borsch, Frank – Lebenskrieger, Die (Perry Rhodan PAN-THAU-RA 1)

Nach drei erfolgreichen sechsbändigen Taschenbuchzyklen aus dem sogenannten „Perryversum“ bringt der Heyne-Verlag momentan einen dreibändigen Zyklus heraus, der inhaltlich ähnlich umfangreich sein soll wie seine Vorgänger. Als Autoren konnte die Perry-Rhodan-Redaktion den PR-Autor und –Redakteur Frank Borsch, den Autor und Übersetzer Andreas Brandhorst sowie den Autor Marc Hillefeld gewinnen; für Letzteren ist es der erste Ausflug in den Rhodan-Kosmos.

Die Geschichte beschäftigt sich mit dem „Sporenschiff“ PAN-THAU-RA, das erstmals in den 1000er-Bänden der Serie auftauchte. Es handelt sich um ein gigantisches Raumschiff, das von höheren Mächten benutzt wurde, um Lebenssporen im Universum zu „sähen“. Die damals beruhigten außerirdischen Loower sind ebenfalls wieder mit von der Partie.

Wem die „größte Science-Fiction-Serie der Welt“ (gemeint ist die Perry-Rhodan-Serie) kein Begriff ist, der findet im Anhang des vorliegenden Romans einen kurzen einführenden Abriss, allerdings sind die Romane auch gut eigenständig lesbar.

Die Handlungszeit ist dicht an der aktuellen angesiedelt, spielt quasi zwischen dem „Sternenozean“- und dem aktuellen „Terranova“-Zyklus. Borsch spult seine Erzählung dreigeteilt ab: Da ist die Loowerin An-Keyt, einfache Soldatin und Zweidenkerin, mit vielen Millionen Artgenossen und Robotern als „Krieger für das Leben“ dabei, das Sporenschiff zu erobern. Dann der terranische Botschafter auf der Hochschwerkraftwelt Oxtorne, durch den man mehr über die Mentalität der Oxtorner allgemein erfährt (so scheinen Gestalten wie Omar Hawk Ausnahmen zu sein) und dessen Missgeschick ihn auf die Fährte der „Trümmerflotte“ bringt. Seine Geschichte geht in die Erzählung um Perry Rhodan über, als die Trümmerflotte den Schiffen der Oxtornischen Heimatflotte nahe kommt und Rhodan als Terranischer Resident versucht, ihre Identität und Absichten herauszufinden und Übergriffe auf Milchstraßenvölker zu verhindern – was angesichts der anscheinend überlegenen Waffensysteme der Fremden eine große Gefahr darstellt.

Die dritte Ebene ist das Vernehmungsprotokoll eines Eisweltbewohners durch einen terranischen Agenten. Im Verlauf dieser Vernehmung erzählt der Junge Yun von der Welt Snowflake über die Geschehnisse, die sich unmittelbar vor der Vernichtung des Planeten durch die Trümmerflotte ereigneten und möglicherweise eine Beziehung zu den Fremden herstellen.

Es ist klar, dass noch einiges an Erzählung nötig ist, um die Geschichte befriedigend zu entwickeln. Borsch spinnt aus den verschiedenen Ebenen nach und nach ein spannendes, zusammenhängendes Netz, in dem die Geschichte über die hervorragenden Charaktere vermittelt wird. Vor allem die Vernehmung Yuns scheint anfangs völlig zusammenhangslos, wie um eine Lücke zu füllen, und uninteressant abgewickelt zu werden, gewinnt aber mit der Zeit an Charme und Inhalt und weckt das größte Interesse. Schließlich avanciert sie sogar zum faszinierendsten Teil des Romans, was sowohl der Person Yun als auch dem rätselhaften Volk der Tring (so der Kunstname der Ureinwohner Snowflakes) zugeschrieben werden kann. Bleibt zu hoffen, dass einige der Rätsel um die Tring noch gelöst werden und das Volk nicht nur nach seiner Einführung durch Borsch im Nirwana des Perryversums verschwindet, wie so viele interessante Völker vor ihm.

Ob Yun selbst weiterhin eine Rolle zugeteilt bekommt, bleibt fraglich, da er zwar in Verbindung mit den Oxtornern steht, allerdings ist es sein Begleiter und Partner Shon Leehan, der mit dem Verschwinden Perry Rhodans zu tun zu haben scheint.

Den Oxtornern verleiht Borsch ein neues Gesicht, das erstmal verdaut werden muss. Nach seiner Version halten sie sich für derart überlegen, dass sie auf ihren Raumschiffen sogar auf Schutzmechanismen wie Medoroboter und Prallfelder (und natürlich Raumanzüge) verzichten. Mit diesem wichtigen Element der Geschichte schafft Borsch Platz für seine Protagonisten – es sei dahingestellt, ob es dem Charakter der Oxtorner entspricht: Sicherlich zwar nicht den bisher Bekannten (zumeist Einzelgänger, Agenten der USO etc.), aber Borsch stellt diese Persönlichkeiten auch als Ausnahme dar. Bleibt abzuwarten, ob sich die oxtornischen Protagonisten dieser Geschichte nicht auch als Ausnahmen erweisen.

Warum führen die Loower in der PAN-THAU-RA ihren „Kampf für das Leben“ mit größter Brutalität, nach dem Motto „erst schießen, nicht fragen“? Borsch zeigt aus der Sicht der einfachen Soldatin An-Keyt, wie sich allmählich Zweifel an ihrem Tun einnisten, erst recht, als man bemerkt, dass sich der Gegner wenig bis gar nicht zu verteidigen in der Lage ist. Hervorragend erzählt Borsch ihre Tragik und ihre Beweggründe und bringt dem Leser neue Fragen, um deren Lösung es in dem Zyklus gehen wird. Trotzdem bleibt die Ebene mit Yun die weitaus faszinierendste, die hoffentlich nicht auf diesen ersten Roman beschränkt bleibt.

Fazit

Was die Rhodan-Serie zum großen Teil ausmacht, nämlich faszinierende Charaktere in kosmischen Geschichten, findet in Borschs Roman eine sehr gute Umsetzung. Der etwas schwache Anfang ist nicht ausschlaggebend für den Lesegenuss. Ein sehr schöner Auftakt für den Zyklus, der im zweiten Band von Andreas Brandhorst mit Sicherheit noch an Qualität gewinnen wird.

Weitere Informationen zu Perry Rhodan gibt es unter http://www.perry-rhodan.net/ oder http://www.perrypedia.de.

Band 2: »Die Trümmersphäre«
Band 3: »Die Quantenfestung«

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