Seit etlichen Jahren schon pflege ich eine Hassliebe zum Laufsport. Ich gehe regelmäßig laufen, meist zwei- bis viermal die Woche, absolviere regelmäßig Halbmarathons und habe auch schon einen Marathon gefinisht. Ich mag das Meditative am Laufen, manchmal sogar das schlechte Wetter, das mir dabei um die Ohren fliegt. Aber es kostet dennoch jedes Mal aufs Neue Überwindung, die Laufsachen anzuziehen, die Schuhe zu schnüren und loszulaufen. Als ich das Buch von Brendan Leonard gesehen habe, sprach mich der Titel „Ich hasse laufen, und du kannst das auch“ daher sofort an.
Der Autor hasst das Laufen so sehr, dass er in 52 Wochen 52 Marathonläufe absolviert hat und sogar schon etliche Ultraläufe hinter sich hat. „Laufen ist nicht immer gleich schlimm – es gibt diese kurzen Momente, da genieße ich es sogar. Wenn ich es hinter mir habe zum Beispiel.“ Allein schon dieser Satz des Klappentextes spricht mich dermaßen an, dass ich sofort in die Lektüre des Buches versunken bin.
Mit einem gehörigen Augenzwinkern und einer guten Portion Humor erklärt Brendan Leonard darin mithilfe zahlreicher meist witziger Diagramme, warum er läuft, was das Schöne am Laufsport ist und wie man auch selbst zu einem Läufer werden kann: einfach anfangen! Er räumt dabei mit vielen Vorurteilen auf, nämlich dass Laufen immer nur „geil“ ist und dass konsequentes Training für stete Verbesserungen sorgt oder dass man nur dann zu Rennen antreten sollte, wenn man vorhat, dieses zu gewinnen.
Die Entdeckung des Laufsports
Laufen ist wahnsinnig populär, praktisch jeder hat es schonmal versucht, Volksläufe werden immer beliebter, und das Laufen hat ja auch seine Vorteile: Man ist zeitlich flexibel, braucht eigentlich nur ein vernünftiges Paar Laufschuhe, benötigt keine Vorbereitung, muss keine komplizierte Technik beherrschen oder ist auf andere Leute angewiesen. Wann immer man Zeit (und Lust) hat, kann man eigentlich direkt loslaufen. Eigentlich. Denn uneigentlich ist die heimische Couch ja auch sehr bequem und verlockend. „Es gibt viele Dinge, die ich einfach lieber mache. Pizzaessen zum Beispiel oder ein Nickerchen machen“, erläutert Brendan Leonard es sehr treffend.
Ja, es gibt lauter Dinge, die verlockender sind als das Laufen, aber Brendan Leonard erklärt sehr schlüssig, warum es vollkommen okay ist, das Laufen zu hassen und es trotzdem zu machen. Und zwar immer und immer wieder. Er erklärt nachvollziehbar und authentisch, warum das Laufen trotzdem seinen Reiz hat und warum man es unbedingt probieren sollte. Und warum es vielleicht sogar noch aufregender ist, als letzter die Ziellinie eines Ultrarennens zu überqueren statt als erster.
Jeder Seite, ja jeder Zeile merkt man an, dass hier jemand über etwas schreibt, das er gut kennt, das er selbst fühlt und von dem er weiß, wovon er spricht. Brendan Leonard ist selbst passionierter Läufer, der schon etliche Rennen gemeistert hat und das Laufen zwar nicht liebt, aber mag! Ja, da gibt es Unterschiede und die versteht man auch, wenn man das Buch gelesen hat.
Lauf los!
Wer selbst Läufer ist oder mit dem Gedanken spielt, einer zu werden, sollte zu diesem schmalen Büchlein greifen. Es handelt sich dabei nicht um einen Laufplan, aber um ein unglaublich motivierendes und amüsantes Buch, das sehr gut erklärt, warum man unbedingt zu einem Läufer werden sollte. Und übrigens: Laufen heißt nicht, dass man 100 Prozent eines Rennens laufen muss, es ist vollkommen legitim, Gehpausen einzulegen, denn: „Wenn du es eilig hast, laufe langsam“, besagt eine gute, alte Läuferweisheit.
Brendan Leonard räumt mit vielen Vorurteilen auf und versteht es, auf äußerst amüsante Weise, seine Leserinnen und Leser vom Laufen zu begeistern und ihnen zu vermitteln, worin genau seine Hassliebe zu diesem Sport besteht. Ich kann es ihm in jeder Zeile sehr gut nachempfinden.
Für jede Läuferin, für jeden Läufer und für jeden, der es werden will, ist dieses Buch eine amüsante und kurzweilige Lektüre!
Taschenbuch: 184 Seiten
ISBN-13: 978-3442179626
Goldmann Verlag
Der Autor vergibt: