Brennan, Herbie – Purpurkaiser, Der (Faerie Wars 2)

In [„Das Elfenportal“ 313 hat der junge Henry tatkräftig dabei mitgeholfen, das Elfenreich, dessen Kronprinz er zufällig im Garten gefunden hat, vor einem Bürgerkrieg zu bewahren.

Jetzt ist er auf dem Weg zu Mr. Fogarty’s Haus. Mr. Fogarty hat ihn gebeten, dort nach dem Rechten zu sehen und seinen Kater Hodge zu füttern. Denn Mr. Fogarty ist nicht mehr allzu oft zu Hause, seit er Torhüter im Kaiserpalast des Elfenreiches ist. An diesem Tag jedoch ist er zu Henrys Überraschung da, unter anderem, um ihm mitzuteilen, dass er, Henry, zu Kronprinz Pyrgus‘ Krönung eingeladen ist. Dessen Vater, der Purpurkaiser Apatura Iris, war nämlich bei Henrys letztem Besuch im Elfenreich ermordet worden.

Selbstverständlich nimmt Henry die Einladung begeistert an. Seine Begeisterung wird allerdings schwer gedämpft, als Pyrgus‘ Schwester Holly Blue auftaucht und ihm mitteilt, dass jemand vorhat, ein Attentat auf Pyrgus zu verüben. Während Mr. Fogarty Blue zurück ins Elfenreich folgt, muss Henry erst noch nach Hause und dafür sorgen, dass seine Mutter und seine Schwester ihn nicht vermissen, solange er fort ist. Das ist weiter kein Problem, nur ist leider der Portalöffner, den Mr. Fogarty gebaut hat, aus seinem Schrank verschwunden!

Während Henry in Mr. Fogartys Haus zurückkehrt und dort haareraufend versucht, so gut wie möglich einen neuen Portalöffner nachzubauen, überstürzen sich im Purpurpalast die Ereignisse: Lord Hearstreak strebt immer noch nach der Macht im Reich. Es ist ihm gelungen, an Pyrgus Stelle dessen kleinen Bruder Comma als designierten Purpurkaiser durchzusetzen und, da Comma noch nicht mündig ist, sich selbst als Reichsverweser! Pyrgus, Blue und Mr. Fogarty werden in die Verbannung geschickt. Als Henry endlich im Purpurpalast eintrifft, haben einige äußerst merkwürdige Veränderungen stattgefunden …

Vorweg gesagt: Auch die Fortsetzung des „Elfenportals“ ist eine höchst amüsante Lektüre! Der Leser begegnet sämtlichen Figuren wieder, die bereits den ersten Band so bunt und lebendig machten.

Brimstone, der Leimfabrikant, ist auf der Flucht vor dem Dämonenfürst Beleth bei einer grässlichen alten Vettel untergetaucht, die ihn ständig mit Knochensuppe füttert! Nicht ohne Hintergedanken, wie sich zeigt, denn eines Tages macht sie Brimstone das erstaunliche Angebot, ihn mit in ihr idyllisches, kleines Landhaus zu nehmen und nur noch die besten Speisen für ihn zu kochen, wenn er einwilligt, sie zu heiraten. Brimstone zögert, stimmt letztlich aber zu, mit dem Hintergedanken, sie danach so bald wie möglich umzubringen. Die Hochzeitszeremonie ist kaum vorrüber, da beginnt zwischen den beiden ein Wettlauf, wer wen zuerst umbringt!

Brimstones Teilhaber Chalkhill, den Prinzessin Blue als Spion Hearstreaks entlarvt hat, sitzt im Kittchen. Hearstreak lässt ihn dort schnurstracks herausholen, denn er will, dass Chalkhill Pyrgus für ihn tötet, und zwar während der Krönungsfeierlichkeiten. Chalkhill wird eine Tarnung verpasst, die allerdings nur mäßig funktioniert, weil Chalkhill ein schrecklicher Trampel ist und sich einfach nicht richtig bewegen kann. Ein Wurm soll ihn unterstützen, der in seinem Körper platziert wird. Chalkhill stimmt nur ungern zu, und kaum sitzt der Wurm in ihm drin, erfährt er auch schon, dass er ihn gar nicht mehr braucht, weil die Sache abgeblasen wurde. Fortan läuft Chalkhill mit einem unerwünschten Gast in seinem Hinterteil herum, der ihm ununterbrochen das Hirn vollquasselt. Aber es kommt noch schlimmer!

Zusätzlich zu den altbekannten Figuren tauchen auch neue auf. Die Seidenherrinnen, die den Auftrag hatten, Holly Blues Garderobe für die Krönungsfeier herzustellen, erweisen sich unvermutet als nützliche Verbündete, und die grün gekleideten Krieger, die Pyrgus, Blue und Mr. Fogarty auf dem Weg ins Exil angreifen, stellen sich als Waldelfen heraus. Das bislang für rückständig und ärmlich gehaltene Volk entpuppt sich als hochtechnisiert, diszipliniert und schlagkräftig.

Mit ihnen gehen eine Menge neuer Ideen einher: die der besonderen Seide, die die Seidenherrinnen verarbeiten, und ihre verschiedenen Wirkungen, ein Obsidian-Labyrinth, eine Menge Magie wie schwebende Flöße zur Fortbewegung, Verschleierungszauber und vor allem das Durchschreiten von Wänden, aber auch überdurchschnittliche Waffen! Folglich wundert es nicht, dass, während die Unterstützung der Seidenherrinnen eher passiver Natur ist, die Königin der Waldelfen vor aktivem Eingreifen durchaus nicht zurückschreckt.

So kommt es, dass wieder mal eine Menge Leute kräftig damit beschäftigt sind, ihr eigenes Netz zu spinnen, und sich dabei ständig in die Quere kommen! Hearstreak will Pyrgus aus dem Weg räumen, Pyrgus will Hearstreak Hochverrat nachweisen und ihm den gestohlenen und missbrauchten Leichnam seines Vaters wieder abnehmen, Chalkhill will Hearstreak ein Schnippchen schlagen und Purpurkaiser werden, Brimstone will seinen Hals vor Beleth retten, Beleth will sich an Hearstreak rächen, der ihn nach der Panne mit der Bombe („Das Elfenportal“) hat hängen lassen, und die Königin der Waldelfen will ihren Wald von Dunkelelfen und Dämonen säubern.

Klingt verwirrend, ist es aber gar nicht! Die einzelnen Handlungsstränge wechseln ziemlich oft, doch sind die Erzählabschnitte äußerst kurz gehalten, sodass nicht die Gefahr besteht, bis zur Fortführung des Strangs vergessen zu haben, wie er geendet hat. Der Plot ist nicht übermäßig kompliziert, der scheinbare Widerspruch zwischen Attentat und Pyrgus‘ Absetzung löst sich recht bald auf. Die Jagd und ihre Verwicklungen jedoch bieten so viel Abwechslung, dass keine Langeweile aufkommt. Die überraschende Enthüllung, wer der Dieb des kaiserlichen Leichnams war, tat ein Übriges. Insgesamt höchst angenehm zu lesen, auch wegen des wohltuend guten Lektorats, das nur einen einzigen Fehler durchließ.

„Der Purpurkaiser“ ist eine würdige Fortsetzung des „Elfenportals“. Henrys Welt tritt diesmal zugunsten des Elfenreichs fast vollständig in den Hintergrund, was ich fast ein wenig schade fand. Die Spannungen zwischen den beiden so verschiedenen Welten, die im ersten Band für einiges Amüsement sorgten, kommen nur in dem kurzen Teil vor, wo Henry und Blue versuchen, Mr. Fogarty aus einer Polizeistation herauszuholen. Trotzdem war ich während der gesamten Lektüre dauernd am Schmunzeln und konnte so manches Mal auch lauthals lachen. Die Tatsache, dass Pyrgus ganz offensichtlich für die Prinzessin der Waldelfen schwärmt, sowie Hearstreaks unverminderte Ambitionen, an die Macht zu kommen, lassen darauf hoffen, dass Henry noch weitere Abenteuer im Elfenreich zu bestehen haben wird. Ich bin jetzt schon neugierig.

Herbie Brennan lebt und arbeitet in Irland, und das sehr fleißig. Er hat Unmengen von Büchern geschrieben, von Historik über Psychologie und Esoterik bis Fantasy, von Romanen über Kurzgeschichten bis zu Software, für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. Außerdem arbeitet er fürs Radio.

http://www.herbiebrennan.com
http://www.faeriewars.com
http://www.dtv.de/special__brennan/elfen__index.htm