Bunch, Chris – Dunkle Schwingen (Die Drachenkrieger 2)

Nach „Herrscher der Lüfte“ legt Chris Bunch nun mit „Dunkle Schwingen“ den zweiten Teil seines Zyklus um den Drachenmeister Hal Kailas vor. Während der erste Band den Aufstieg des jungen Mannes vom Bauernburschen, der davon träumt, ein Drachenreiter zu sein, zu einem erfolgreichen Offizier schilderte, widmet sich dieses Buch nun seinen Bewährungsproben im Krieg zwischen den Ländern Deraine und Roche und der Rache an dem Mörder seines ersten Lehrmeisters Athelny.

Hal Kailas hat es weit gebracht. Er, der einst in den Dienst der Armee gepresst worden war, ist vom einfachen Soldaten der leichten Kavallerie inzwischen zu einem Anführer der Drachenreiter aufgestiegen und von seinem König in den Adelsstand erhoben worden.

Anders als viele der von Geburt an adligen Heerführer kennt er die Gefahren des Kampfes aus erster Hand und ist deshalb umsichtiger im Einsatz seiner Kräfte und der seiner Kameraden. Deshalb soll er in der nun geplanten Offensive Sondereinsätze fliegen, um den Bodentruppen weitere Vorstöße zu ermöglichen, denn noch immer leisten die Drachengeschwader Roches erbitterten Widerstand.

Doch zunächst geht alles schief. Da Hal zunächst nicht mit seinem eigenen Drachen fliegen kann und auf einen Ersatz ausweichen muss, gerät er durch die Unerfahrenheit des neuen Tieres in die Gefangenschaft der Roche. Er trifft dort nicht nur seinen Todfeind Ky Bale Yasin wieder, der ihn zum Verrat zu überreden versucht, sondern wird auch in ein angeblich ausbruchssicheres Gefangenenlager in einer Burg verbracht.

Eine Flucht scheint zunächst aussichtslos, aber Hal bleibt geduldig, beobachtet und sucht nach Schwachstellen in der Bewachung der Roche. Mit der Hilfe einiger anderer, denen er vertrauen kann, gelingt es ihm, sein Gefängnis hinter sich zu lassen, doch er schwört zurückzukommen und die anderen Derainer dort herauszuholen – ein Plan, den er sofort in die Tat umsetzt, als er wieder bei seinem Geschwader ist.

Und auch später setzt er alles daran, um seinen Teil dazu beizutragen, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden, auch wenn er weiß, dass gerade seine Pläne viele unschuldige Menschenleben auslöschen werden. Eines weiß er aber ganz sicher: Wenn er Erfolg haben will, muss er zuallererst Ky Bale Yasin ausschalten, der als eine treibende Kraft auf der Seite des Feindes gilt.

Chris Bunchs Romane um „Die Drachenreiter“ lesen sich mitnichten wie eine Kopie von Anne McCaffreys oder vergleichbaren Romanen, in denen Drachen eine Rolle spielen, denn hier sind diese Geschöpfe nur Tiere, die bis zu einem gewissen Grade dressiert werden können.

Am ehesten kann man die Bücher wohl mit Landser-Romanen vergleichen, die das Leben von Soldaten an einem Kriegsschauplatz oder während einer Kampagne schildern. Menschliche Schicksale werden nicht gefühlvoll ausgewalzt und breitgetreten, sondern nüchtern geschildert, ebenso wie Pläne, die auch das Leben Unschuldiger massiv bedrohen könnten. Die Zerrissenheit zwischen Hals Gewissen und der Notwendigkeit, grausame Entscheidungen zu treffen, wird gut herausgearbeitet.

Heldentum und Pathos sind der Hauptfigur fremd, wichtig ist Hal Kailas nur, dass er und sein Geschwader ohne allzu schwere Verluste durch die nächsten Kämpfe kommen; den Krieg zu überleben, ist alles. Die einzige Freude seines Lebens ist Lady Khiri Carstairs, bei der er so etwas wie Frieden findet.

Insgesamt dürfte der Roman wie sein Vorgänger vor allem denjenigen gefallen, die ein Faible für ausgefeilte Schlachten, ausführlich beschriebene Kämpfe und militärische Schilderungen und sich vielleicht auch schon in Konfliktsimulationen damit beschäftigt haben. Romantik und ausgefeilte Beziehungen sollte man allerdings in diesem Werk nicht erwarten.

|Originaltitel: Dragonmaster, Vol. 2, Knighthood of the Dragons
Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Thon|

_Christel Scheja_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de veröffentlicht.|