Campbell, Alan – Devil\’s Night (Kettenwelt-Chroniken 2)

Ulcis, der Gott der zerstörten Kettenstadt Deepgate, wurde besiegt, und nun befindet sich dort ein Tor zur Hölle, wodurch Dämonen und Geister mehr oder weniger ungehindert in die obere Welt gelangen können. König Menoa, der die längste Zeit sein Dasein in der Unterwelt gefristet hat, will seine Chance nutzen und erschafft mächtige Archoniten, mit deren Hilfe er die richtige Welt zerstören will.

Der Archon Dill, dem sein kurzer Aufenthalt in der Hölle noch immer schwer zu schaffen macht, und die Spine Rachel müssen nun vor der Tempelarmee flüchten. Sie finden für kurze Zeit in einem Gasthaus in Sandport Unterschlupf, doch auch dort können sie sich nicht allzu lange vor ihren Feinden verstecken. Schon bald werden sie entdeckt und zurück nach Deepgate gebracht, wo sie gehärtet werden sollen, um sich daraufhin der Tempelarmee anzuschließen.

Doch dazu soll es nicht kommen. In der Nacht, bevor die Härtung an Dill und Rachel vollzogen werden soll, ergreift der Geist eines Tempelarchons direkt aus der Hölle Besitz von Dills Körper und schickt dessen Seele zurück ins Labyrinth, in die Hölle. Ungefähr zur selben Zeit gelingt Rachel die Flucht aus ihrem Gefängnis und sie nimmt Dills Körper, der nun von dem Tempelarchon Trench behaust wird, mit sich. Sie versucht, Dills Körper so gut wie möglich zu schützen, denn nur wenn es Trench gelingt, die Botschaft zu übermitteln, derentwegen er Dills Körper gestohlen hat, wird Dill seinen Körper zurückerlangen. Doch dies setzt voraus, dass Dills Seele im Labyrinth überlebt …

_Eindrücke:_

Der erste Teil der Kettenwelt-Chroniken, [„Scar Night“, 4484 hat mir relativ gut gefallen und somit hatte ich auch dementsprechend hohe Erwartungen an den Folgeband. Ob diese letztendlich erfüllt wurden, fällt mir allerdings recht schwer zu sagen. Denn einerseits gab es einige Aspekte in „Devil’s Night“, die mich ebenso fasziniert haben wie bei „Scar Night“, andererseits gab es auch wieder Elemente in diesem Folgeband, welche die guten Aspekte in einem großen Teil zunichte machten und mich einfach nur enttäuschten.

Einmal wäre da zum Beispiel die irritierende Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches, die beim Leser völlig falsche Erwartungen auslöst. Dort wird nämlich eine ganz andere Geschichte beschrieben als die, welche letztendlich im Buch erzählt wird. Der Klappentext behauptet, dass Dill nach Sandport flüchte und sich dort als Bettler durchschlagen müsse, was schon mal Unsinn ist, da Dill die meiste Zeit in der Hölle verbringt. Möglicherweise hätte damit auch Trench gemeint sein können, der lange Zeit im Besitz von Dills Körper ist, doch dieser geht ebenfalls nicht nach Sandport und wird erst recht zu keinem Bettler. Dazu kommt noch, dass behauptet wird, die Tempelarmee hätte Dills Flügel gestohlen – ebenfalls Quatsch. Dill bzw. Trench verliert zwar seine Flügel, doch sicher nicht durch die Hände der Spine. Zuletzt ist noch von magischen Pennys die Rede, mit welchen Dill einen bösen Teufel beschwören soll, was aber schon mal gar nicht funktioniert, weil diese Pennys in dem Buch ebenfalls nicht existieren. Daher kann mit ihnen auch kein namenloser Teufel beschworen werden. Die Story im Klappentext ist somit von vorn bis hinten völlig falsch und irreführend wiedergegeben, und ich frage mich, wie solch eine Inhaltsangabe zustande kommen und den Weg auf die Rückseite eines Buches finden kann. Dass es sich hierbei um die Inhaltsangabe des dritten Bandes handeln könnte, bezweifle ich ebenfalls stark, denn diese Beschreibung würde als Folgeband von „Devil’s Night“ ebenfalls nicht passen.

Was mir an der tatsächlichen Geschichte von „Devil’s Night“ sehr gefallen hat, waren diese irren und wahnsinnigen Ideen, die Alan Campbell zur Genüge eingebaut hat und die man teilweise schon aus „Scar Night“ kennt. Alan Campbell verfügt über einen großen Ideenreichtum, der sich bei seinen Kettenwelt-Chroniken allerdings stark auf verrückte, gewalttätige und ziemlich düstere Ideen beschränkt, die alle ein wenig dem Wahnsinn anheimgefallen sind. Da wäre zum Beispiel die Figur John Anchor, bei der es sich um einen Riesen handelt, der das Luftschiff des Gottes Cospinol an einem langen Seil hinter sich her zieht und für seinen Herrn Seelenperlen einsammelt. Die Vorstellung an sich ist schon ein wenig irre, doch wie Alan Campbell den Charakter von John Anchor gestaltet hat, toppt das alles noch einmal. John Anchor wirkt nicht unbedingt böse oder mächtig, sondern eher ein bisschen einfältig, eigenartig und naiv – sehr zum Leidwesen des Gauners Caukler, der das genaue Gegenteil ist und dennoch mit John Anchor reisen muss, da er in dessen Schuld steht.

Ebenso gut gefallen hat mir die Darstellung der Hölle bzw. die des Labyrinths von Iril. Das Labyrinth wird auf eine sehr seltsame und kaum vorstellbare Weise beschrieben. Jeder, der in der Hölle lebt, besitzt einen eigenen Raum, der seine Seele darstellen soll und sich demnach stets dem Zustand des Bewohners anpasst. Die Räume drumherum gehören anderen Seelen und befinden sich ebenfalls ständig im Wandel.

Etwas, das mich allerdings schon am ersten Band ein wenig störte, sind die zwei Protagonisten des Buches. Dill wirkt noch sehr jugendlich, naiv und erscheint mir, ebenso wie Rachel, einfach zu blass für einen Hauptcharakter. Ich konnte mich weder in Dill noch in Rachel hineinversetzen oder mit ihnen mitfühlen, da mir Dill ein wenig zu blöd und naiv ist und Rachel in ihrer Persönlichkeit einfach ein wenig zu langweilig und oberflächlich. Schade eigentlich, denn hätte sich Alan Campbell neben seinen grandiosen Ideen auch ein bisschen mehr den einzelnen Charakteren gewidmet, wäre das Buch sicherlich noch mal ein ganzes Stück besser gewesen. So fehlt für mich einfach ein stimmiger Protagonist, und das Buch wirkt letztlich ein wenig unausgereift.

Was ich allerdings am ärgerlichsten fand, war der Schreibstil. Wäre der Erzählstil nicht so ausführlich und dermaßen in die Länge gestreckt gewesen, wäre man nicht ständig versucht, einige Seiten zu überfliegen, statt sie aufmerksam zu lesen. Doch so war der Geschichte in der Summe trotz der guten Ideen an vielen Stellen einfach nur langweilig erzählt. Das macht letztendlich alles mehr oder weniger zunichte.

Das Ende von „Devil’s Night“ ist ein offenes. Es endet praktisch mitten in einer Handlungswende und bietet somit eine Menge Stoff für einen dritten Teil. Ob ich diesen allerdings noch lesen werde, steht noch in den Sternen, da ich von „Devil’s Night“ eher frustriert war.

_Fazit:_

Letztendlich war ich von „Devil’s Night“ eher enttäuscht. Alan Campbell hat eine Menge toller Ideen in seine Geschichte eingebaut, doch die Protagonisten sind zu blass und der Schreibstil zieht die Geschichte so sehr in die Länge, dass sie an vielen Stellen einfach nur langweilig ist.

_Der Autor:_

Alan Campbell, der an der Universität von Edinburgh studierte, hat sich bereits einen Namen gemacht und eine große Fangemeinde als Schöpfer des weltweit erfolgreichen Computerspiels „Grand Theft Auto“ gewonnen. „Scar Night“, der erste Band seiner Kettenwelt-Trilogie, ist Campbells literarisches Debüt. Heute lebt der Autor im Süden Lanarkshires und arbeitet an weiteren Romanen der Kettenwelt-Chroniken, deren weitere Bände ebenso im |Goldmann|-Verlag erscheinen werden. (ergänzte Verlagsinfo)

|Die Kettenwelt-Chroniken:|

(2006) [Scar Night 4484 („Scar Night“)
(2008) „Lye Street – A Novella of the Deepgate Codex“ (noch kein dt. Titel)
(2008) Devil’s Night („Penny Devil“ [UK-Ausgabe] / „Iron Angel“ [US-Ausgabe])

|Originaltitel: Iron Angel
Originalverlag: Macmillan
Aus dem Englischen von Roberto de Hollanda
Paperback, Broschur, 512 Seiten, 13,5 x 20,6 cm
ISBN-13: 978-3-442-46269-8|
http://www.goldmann-verlag.de
http://www.alanmcampbell.co.uk