Das Zeitalter der Fünf
Band 1: „GezeitenZauber – Die Bestimmung“
Band : „Magier“
Band 4: „Götter“ (März)
Die Weißen haben die Pentadrianer und deren schwarz gekleidete Priester vorerst zurückgeschlagen, doch der Preis war hoch. Der vorsichtige Juran ist überhaupt nicht erbaut von der Idee, Auraya erneut nach Si zu schicken, er fürchtet einen erneuten Angriff.
Bald zeigt sich jedoch, dass die Pentadrianer ihre Taktik geändert haben. Anstatt Nordithania mit einem Heer anzugreifen, tauchen überall in den nördlichen Ländern des Kontinents Gesandtschaften der schwarzen Priester mit Friedensangeboten und Handelsersuchen auf. Der neue Anführer der Pentadrianer will Nordithania bekehren, anstatt es zu erobern. Ein erster Schritt ist der Kontakt zu den Elai, den Prinzessin Imi hergestellt hat, allerdings zunächst eher unfreiwillig …
Auraya ist derweil doch nach Si gereist, denn auch dort wurden Pentadrianer gesichtet. Ein weit größeres Problem als die schwarzen Priester stellt allerdings eine schwere Seuche dar. Ein Glück für die Siyee, dass sich ein Traumweber in ihrem Land aufhält: Leiard …
Tatsächlich hat sich dieser zweite Band des Zyklus im Vergleich zum ersten ein gutes Stück aufgerafft.
Auraya ist zwar noch immer mitfühlend, klug und überaus tüchtig. In dieser Folge zeigt sich aber auch zum ersten Mal, dass sie Charakter hat. Sie benutzt ihren Kopf nicht nur, um den Göttern zu dienen, sondern auch den Geschöpfen um sie herum. Sie hat den Mut, die Ungereimtheiten, auf die sie stößt, ihren Göttern unter die Nase zu reiben und aus ihrem inneren Konflikt als Sieger hervorzugehen.
Leiards Geheimnis hat sich inzwischen auf interessante Weise geklärt, und ich muss sagen, das, was dabei herausgekommen ist, ist mir letzten Endes wesentlich sympathischer als die seltsame Mischung zwischen Leiard und Mirar. Leiards Gequäle ist ebenso weggefallen wie Mirars arrogante Kaltschnäutzigkeit, was beides ein Gewinn ist. Wilar hat sich zur Identifikationsfigur gemausert.
Neben den Siyee wurde diesmal auch den Elai wesentlich mehr Aufmerksamkeit zuteil. Diese Aufmerksamkeit konzentriert sich zunächst natürlich auf Imi. Die neugierige, leichtsinnige und sture kleine Prinzessin ist ausgerissen, um ihrem Vater ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk zu besorgen. Was natürlich unweigerlich schiefgehen musste. Imi ist klug genug einzusehen, dass sie einen schweren Fehler gemacht hat. Aber sie ist auch in der Lage, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Natürlich mit einer nicht unerheblichen Portion Glück.
Wobei das mit dem Glück relativ ist. Denn Trudi Canavan hat in diesem Band eine Kurve genommen, die im ersten Band bereits angedeutet war: Die Pentadrianer sind keineswegs nur grausame Ungeheuer mit machthungrigen Welteroberungsplänen, ihre Herrschaft ist kein System grausamer Unterdrückung und Ausbeutung. Tatsächlich wird mit jedem Fortschritt im Handlungsstrang der schwarzen Priester deutlicher, wie ähnlich sie ihren weißen Gegenstücken sind.
Imenja ist die Zweite Stimme, was Dyaras Stellung bei den Weißen entspricht. Sie ist letztlich für Imis Rettung verantwortlich, und ihre Bemühungen um ein Bündnis mit den Elai sind vergleichbar mit Aurayas Bemühungen bei den Siyee. Dabei ist es durchaus nicht so, dass Imenja sich nur deshalb so um Imi bemüht, weil sie eine Prinzessin ist, denn das wusste sie zum Zeitpunkt von Imis Rettung noch gar nicht. Und sie versucht auch zu keiner Zeit, die Elai übers Ohr zu hauen. Imenja vertritt die Interessen ihrer Götter und ihres Volkes, aber sie ist fair dabei. Und sie hat Humor.
Auch in vielen Äußerlichkeiten zeigt sich die Ähnlichkeit zwischen den rivalisierenden Gruppen. Nicht nur, dass beide Seiten jeweils fünf Göttern huldigen. Beide begrüßen ihresgleichen durch eine Geste, die das Zeichen ihrer Götter nachahmt, die Zirkler durch einen Kreis, und die Pentadrianer – wer hätte es gedacht – durch einen fünfzackigen Stern. Die Weißen können in Gedanken miteinander Kontakt aufnehmen, weil sie magische Ringe tragen, die aus dem Holz besonderer Bäume gefertigt werden. Diese Bäume werden zuvor entsprechend magisch beeinflusst. Dasselbe gibt es bei den Pentadrianern, allerdings handelt es sich da um den Anhänger in Form eines Sterns, der ein Stück magisch beeinflusste, schwarze Koralle enthält.
Es ist, als hätte jemand die eine Seite auf die andere hinübergespiegelt, wobei nicht klar ist, welche Seite zuerst da war.
Dieser Aspekt führt zum dritten Handlungsstrang. Emerahl, die sich nach der Schlacht um Leiard gekümmert hat, hat sich nach dessen Erholung wieder auf den Weg gemacht. Sie will herausfinden, wer von Unsterblichen aus der Vergangenheit die Verfolgung durch die Zirkler überlebt hat. Dabei stößt sie auf einen Mann, der eine ungewöhnliche Lehre verkündet: Es gebe einen Schöpfer, der die gesamte Welt geschaffen hat, selbst die Götter, und damit über ihnen stünde. Und zwei der Unsterblichen, die sie schließlich findet, erzählen ihr von einer geheimnisvollen Schriftrolle, die vom Krieg der Götter berichten soll. Emerahl beschließt, diese Schriftrolle zu suchen. Denn vielleicht enthüllt sie das Geheimnis, wie man sich auch noch der verbliebenen Götter entledigen kann …?
Kurz gesagt: Obwohl sich vordergründig nicht viel tut – keine Schlachten, keine gefährlichen Abenteuer oder magischen Bedrohungen -, ist die Geschichte in diesem Band um einiges komplexer und auch komplizierter geworden. Auraya steht durch ihre jüngste Entscheidung zwischen den Göttern und den Traumwebern, ohne die jeweiligen Bindungen ganz zu kappen. Die Elai sind zwar mit den Siyee gut befreundet, nun aber gleichzeitig die Verbündeten der Pentadrianer, die in der Schlacht um Nordithania viele Siyee getötet haben und dort deshalb kaum willkommen sind. Und der Konflikt zwischen Zirklern und Pentadrianern scheint unüberwindbar, obwohl beide Kulte nahezu identisch sind, sodass man sich fragen könnte, warum sie nicht einfach alle gemeinsam allen zehn Göttern huldigen.
Der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen dürfte die Geschichte des Krieges der Götter sein und letztlich nicht nur eine Menge Antworten, sondern durchaus auch einige Überraschungen bereit halten. Ich gebe ehrlich zu, dass ich auf den dritten und letzten Band wirklich gespannt bin.
Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der Schwarzen Magier. „Götter“, der dritte Band des Zyklus Das Zeitalter der Fünf, erscheint im März dieses Jahres. Die Autorin arbeitet derweil an „The Magician’s Apprentice“, einem Prequel zur Magiertrilogie. Auch ein dreibändiges Sequel ist in Arbeit.
Broschiert 800 Seiten
Originaltitel: Last of the Wilds
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-570-30433-4
http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/cbt/
Der Autor vergibt: