Orson Scott Card – Ender. 2 Romane in einem Band

Dieser Sammelband umfasst die beiden ersten Ender-Romane „Das große Spiel“ und „Sprecher für die Toten“. Beide Romane wurden mit den höchsten Preisen des Genres ausgezeichnet, dem „Hugo Gernsback Award“ und dem „Nebula Award“. Die Geschichte um Ender wurde in den Romanen „Xenozid“ und „Enders Kinder“ fortgesetzt. 1999 erschien der Roman „Ender’s Shadow“ (deutsch 2004 bei Festa).

Der Autor

Orson Scott Card wurde 1951 in Richland, Washington, geboren. Er erlangte einen legendären Ruf im Science-Fiction-Genre, als er mit den ersten beiden Bänden der ENDER-Serie zweimal hintereinander den Hugo- und den Nebula-Award gewann.

Er hat bislang über 40 Romane geschrieben, etliche Kurzgeschichten, ein Dutzend Theaterstücke, ein Musical, hunderte von Hörspielen und mehrere Drehbücher für Videospiele. Sein umfangreiches Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, er selbst kommt des Öfteren zu Conventions in Europa. Und er hat es, wie man hört, geschafft, dass Andreas Eschbachs Roman „Die Haarteppichknüpfer“ im April 2005 in den USA erscheint – im Hardcover.

Er ist Vater von sechs Kindern, von denen eines an Zerebralparese starb. Heute lebt er mit seiner Frau Kristine und seiner jüngsten Tochter in Greensboro, North Carolina. Zwischenzeitlich stand er der „Kirche der Heiligen der letzten Tage“ (vulgo: Mormonen) nahe, hat sich aber inzwischen von ihr abgewandt. Aber es erklärt, warum er sich mit allen, selbst den obskursten Büchern der Bibel (Neues und Altes Testament sowie die Apokryphen) hervorragend auskennt.

Der „Ender“-Zyklus:

Ender – Das große Spiel (1985)
Sprecher für die Toten (1986)
Xenozid (1991)
Enders Kinder (Children of the Mind, 1996)
First Meetings: In the Enderverse (2004, Erzählungen)

Der „Shadow“-Zyklus:

Enders Schatten (1999, dt. 2005)
Shadow of the Hegemon (erscheint 2005 auf deutsch)
Shadow Puppet (2003)
Shadow of the Giant (30.3.2005)

Handlung von „Das große Spiel“

Nur dem äußeren Anschein nach ist Andrew ‚Ender‘ Wiggin ein ganz normaler Junge. In Wahrheit ist er das Resultat eines genetischen Experiments: Er soll zu einem militärischen Genie werden, das die Erde benötigt, um einen fremden, übermächtigen Feind zu besiegen. Doch Enders geistige und moralische Entwicklung verläuft anders als sich das die Militärs vorgestellt hatten. Zwar erweist er sich als der große Stratege, doch dann wandelt er sich zum Hoffnungsträger der gesamten Galaxis. Denn er nimmt es auf sich, zum Mittler zwischen den Menschen und anderen, intelligenten Rassen zu werden, zum „Sprecher für die Toten“.

Mein Eindruck

Wer Cards „Play Kosmos“ gelesen hat, dem kommt „Das große Spiel“ schon ein wenig bekannt vor. Teile des Romans fanden sich in jenem Storyband unter dem Titel „Enders Spiel“. Was diese Geschichte versprach, hat der Roman mehr als erfüllt. Selten hat mich ein Roman so angesprochen. Card beherrscht es, den Leser in seinen Bann zu ziehen, ihn auch gefühlsmäßig in die Handlung einzubinden und auf der letzten Seite mit Herzklopfen daraus zu entlassen. Cards Themen und sein Stil berühren, fesseln, überwältigen – seine Bücher sind keine, die man vergisst, sobald man sie aus der Hand legt.

„Das große Spiel“ ist eine meisterhaft geschriebene psychologische Studie. Card versucht alle beteiligten Seiten verstehbar zu machen, lässt aber auch keine Illusionen über menschliche Eigenschaften, insbesondere Furcht und Aggression, aufkommen.

„Sprecher für die Toten“

Im Planeten Lusitania (der alte Name für Portugal) scheint Ender die neue Heimat für die Krabblerkönigin gefunden zu haben. Hier gibt es nur eine eng begrenzte menschliche Kolonie unter katholischer Lizenz – sowie eine intelligente Alienrasse, nach ihrem Aussehen „Schweinchen“ genannt. Um letztere nicht in ihrer Entwicklung zu stören, dürfen sich nur zwei Alienforscher, so genannte Xenologen, im Schweinchengebiet aufhalten. Mehr soll von der Geschichte nicht verraten werden, um dem überraschenden Verlauf nichts vorweg zu nehmen.

Mein Eindruck

Im Vordergrund der Handlung stehen die Ereignisse auf dem fremden Planeten und das Schicksal der Menschen, die vom Rätsel der sogenannten „Schweinchen“ betroffen sind. Seitenhiebe und Frontalangriffe des Mormonen Card auf Calvinisten und Katholiken würzen die Lektüre. Die ‚pikanten‘ Details entnehme der geneingte Leser selbst der Lektüre.

Das eigentliche Thema: die Angst vor dem Unbekannten und Fremden – Xenophobie. Card stellt ein Modell vor, nach dem sich vier Grade der Fremdartigkeit unterscheiden lassen; die jeweilige Einstufung eines Fremden bestimmt die Verhaltensweise ihm gegenüber. Die erste Stufe umfasst die „Andersländer“, Menschen von unserer Welt, aber aus einem anderen Land oder einer anderen Stadt. Auf der zweiten, schon fremderen Stufe findet sich der „Framling“, der Mensch von einer anderen Welt. Fremde (Aliens), die als menschlich anerkannt werden, aber einer anderen Spezies angehören, werden „Ramänner“ genannt, und „Varelse“ schließlich ist der wahrhaft Fremde, mit dem keine Verständigung möglich ist, aus dessen Handlungen wir nicht auf seine Motive oder seine Intelligenz schließen können.

Der Roman fordert eine ethische Einstellung, von der die meisten Menschen heute noch weit entfernt sind, und Card legt unnachsichtig Schwächen und Vorurteile bloß, deren Existenz die meisten von uns nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Dies ist wie angemerkt kein Buch, das man nach unterhaltender Lektüre weglegt. Es hält einige unangenehme Wahrheiten bereit, die es, verpackt in Cards mitreißenden Erzählstil, zu einem außergewöhnlichen Werk machen, angesiedelt weit über durchschnittlicher Science-Fiction-Kost.

Fazit: Beide Romane sind inzwischen Klassiker. In den USA werden sie inzwischen in aufwendigster Buchgestaltung angeboten.

Taschenbuch: 752 Seiten
ISBN-13: 9783404241552

Homepage des Autors: http://www.hatrack.com