Die drei ??? und der magische Kreis (Band 27)

Die mittlerweile rund 130 Bände umfassende ???-Reihe groß vorzustellen, erübrigt sich eigentlich, denn fast jeder Jugendliche bis Enddreißiger dürfte damit irgendwie, irgendwann und irgendwo in Kontakt gekommen sein. Sei es in Buchform oder aber der hierzulande wesentlich erfolgreicheren Hörspielserie von EUROPA. Der „Magische Kreis“ stammt aus dem Jahre 1978 und wurde erst drei Jahre später auf den deutschen Markt gebracht. Es ist noch ein Buch der ersten Generation, vor dem großen Umbruch. Neue Bücher kommen seit Jahren ausnahmslos aus Deutschland, da die Serie in den USA nach dem 56. Band abgesetzt wurde.

Trotzdem die Bücher keinerlei Nummerierung aufweisen, wird dieser Fall als Nummer 27 geführt, wobei man sich an die Nummerierung der Hörspielserie hält, welche allerdings chronologisch nicht korrekt ist. Das Buch erschein ursprünglich bei |Franckh| (heute: |Franckh-Kosmos|) als Hardcover mit Schutzumschlag und ist als gut erhaltenes Sammelobjekt sehr beliebt und dementsprechend teuer. Nachdrucke werden jedoch immer noch aufgelegt und es sind diverse Lizenzausgaben als Taschenbuch und/oder in Form von Sammelbänden im Handel. Die Preise liegen bei sechs Euro für die Taschenbuchausgaben.

Zur Serie

Alfred Hitchcock wird oft fälschlich als Autor oder zumindest als Herausgeber angegeben, dabei hat er nur insofern mit der Serie zu tun, als dass er Ende der Sechzigerjahre seinen zugkräftigen Namen für die von Robert Arthur ersonnenen Geschichten spendierte. Gegen (vermutlich saftige) Lizenzgebühren versteht sich. Im Laufe der Reihe verschwanden seine – früher obligatorischen – Gastauftritte als Mentor (und Moderator) der drei Schnüffelnasen immer mehr und schließlich gänzlich. Seit Frühjahr 2005 ist die Lizenz auch endgültig ausgelaufen und die drei Fragezeichen erscheinen seither ohne den Hitchcock-Namenszug und ohne sein Konterfei. Da sich Serie seit Jahren quasi fest in deutscher (Autoren-)Hand befindet, tut es ihr das keinerlei Abbruch – zumal die jüngere Lesergeneration eh nicht viel mit dem einstigen Kult-Regisseur verbindet.

Zur Story

Justus, Peter und Bob haben einen Ferienjob in Los Angeles angenommen. Als Laufburschen im Verlag „Amigo-Press“ gehen sie hauptsächlich dem neunundzwanzigjährigen, tollpatschigen Verlagserben Horace „Beefy“ Tremayne zur Hand, dessen Onkel William die Geschäfte kommissarisch leitet, bis sein Neffe Beefy bald das 30. Lebensjahr erreicht. Als Beefy die Memoiren der berühmten und geheimnisumwitterten Film-Diva Madeline Bainbridge zur Verlegung angeboten werden, greift er zu. Er ist zwar noch nicht ganz Verlagsinhaber, doch hat er eine Nase für erfolgreiche und viel versprechende Publikationen. Und dieses Angebot ist ein ziemlicher Hammer, von dem jeder Verleger nur zu träumen wagen kann.

Die Bainbridge, eine Legende, seit sie nach einem tragischen Unfall, bei dem ihr Verlobter umkam, damals alles fahren ließ, sich komplett auf ihr Anwesen zurückzog, ihr gesamtes filmisches Werk aufgekaufte und somit ihre Person sowie auch ihre Filme der breiten Öffentlichkeit jahrzehntelang entzog. All ihre Angelegenheiten regelt seither ihr langjähriger Vertrauter, der undurchsichtige Marvin Gray. Nun scheint der Zeitpunkt gekommen, an dem die gealterte Diva es sich anders überlegt hat: Gray verkaufte jüngst die Rechte der Filme an das TV-Studio „Video Enterprises“ und jetzt die Memoiren an die Amigo-Press. Beide Firmen sind – Zufall? – Nachbarn.

Wohl nicht. Als im Verlagshaus ein verheerender Brand ausbricht und im Studio nebenan ein Überfall stattfindet, bei dem die wertvollen Bainbrigde-Filme geklaut werden, schwant den drei Junior-Detektiven, dass es wohl einen Zusammenhang gibt. Zu allem Überfluss wird Beefy dann auch noch das Manuskript, welches er zur Durchsicht mit nach Hause nahm, aus der Wohnung gemopst. Er bittet die drei ??? um ihre legendären Ermittlungsdienste. Diese rücken der scheuen Schauspielerin auf den Pelz und entdecken dabei einen Hexenzirkel, dessen Wurzeln weit zurückreichen, in die Zeit, als die Diva noch aktiv vor der Kamera stand. Mussten Filme und Manuskript verschwinden, weil jemand aus dem magischen Kreis die Vergangenheit fürchtet?

Eindruck

Die 1994 verstorbene Mary Virginia Carey gehörte zur „alten Garde“ und ist lange Zeit die einzige weibliche ???-Autorin gewesen, was aber seinerzeit von den Herausgebern nicht gerne publik gemacht wurde (deswegen stets nur mit den Initialen M.V. abgekürzt), da man mit den drei Fragezeichen anfangs eher Jungen als Leserschar im Blick hatte und wohl meinte, mit einer Frau als Autor eben jene zu vergraulen. Heute, gut 50 Jahre später, mag man über solch dämliche Borniertheit müde lächeln oder sich auch zu Recht darüber empören. Aber: Mrs Careys ???-Geschichten lesen sich tatsächlich anders, irgendwie „weiblicher“ als die ihrer männlichen Kollegen. Sowohl was die weichere Figurenzeichnung, weniger Action im Plot, als auch die eher weiblich besetzten Themen angeht. So wie hier eben die Hexerei gepaart mit Star-Glamour in Hollywood.

Carey legt dabei ganz klar (und wiederholt) wert auf die Feststellung, dass Hexenzirkel und Satanskult zwei ganz verschiedene Paar Schuhe sind, die man nicht in einen Topf werfen darf. So weit das erste große Aha-Erlebnis, welches dem (meist jugendlichen) Leser zuteil wird. Es ist ja bei den drei Fragezeichen neben der interessant gestrickten Story auch immer auch eine Frage, welche schön verpackten, oft pädagogisch wertvollen Lehren man daraus entnehmen kann. Nach der Lektüre wissen wir nun, unter anderem, welche die vier höchsten Hexenfeiertage sind und was auf diesen „Sabbaten“ so alles abgeht, dass Einsiedlertum gefährlich ist – besonders dann, wenn man den Leitsatz: „Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser“ vernachlässigt. Last but not least gibt uns Carey noch mit auf den Weg, dass einen die Vergangenheit immer einholt.

Fazit

Einer der klassischen Fälle des Trios, der weniger aus Action denn aus detektivischen Klein-Arbeiten besteht. Zudem einer, bei dem Justus wieder einmal den Löwenanteil an Denkarbeit leistet und somit seine beiden Compadres zu Statisten degradiert, die ihm diesmal gar nicht so viel zuarbeiten (müssen), wenngleich auch sie ihre Momente in der ansonsten handwerklich sauber gemachten Story haben. Der Hauch Mystery, es ist wirklich nur ein Hauch, kommt nicht so recht zum Tragen, wie es bei anderen Fällen der drei ??? sonst üblich ist. Trotzdem ein lesenswerter Fall, dessen 128 bzw. 157 Seiten (je nach Ausgabe) entspannt aber nicht langweilig durchrauschen.

Die Buchdaten auf einen Blick:
OT: „Alfred Hitchcock and The Three Investigators in the mystery of the magic circle“
Erzählt von M.V. Carey nach einer Idee von Robert Arthur
Random House / New York, 1978
Franckh’sche Verlagshandlung / Stuttgart, 1. Auflage 1981
Übersetzung: Leonore Puschert
Umschlaggestaltung: Aiga Rasch
ISBN: 3-4400-4952-3 (128 Seiten Hardcover Originalausgabe)
ISBN: 3-5702-0499-5 (157 Seiten „Omnibus“ Taschenbuch)

3440049523