Caroline Hofstätter – Das Ewigkeitsprojekt

Als Dr. Sarah Berger an einem friedlichen Morgen vor die Tür ihres Hauses tritt, erkennt sie, dass Hills View nicht nur ruhig ist – es ist zu ruhig. Über Nacht sind alle Bewohner verschwunden. Aber wohin? Wie konnte eine ganze Stadt völlig lautlos evakuiert werden und warum haben die Bewohner ihre Häuser penibel aufgeräumt, bevor sie die Stadt verließen?

Als die junge Ärztin erkennt, was hinter den rätselhaften Ereignissen in Hills View steckt, befindet sie sich bereits mitten im Ewigkeitsprojekt. Daraus zu entkommen, wird selbst mit aller wissenschaftlichen Logik nicht einfach, denn die Gesetze der Physik gelten nicht länger und selbst eine Tasse Kaffee ist nicht, was sie zu sein scheint …(Verlagsinfo)

Der Romanerstling einer neuen Stimme der SF aus Österreich – aktuell und tiefgründig …


Caroline Hofstätter wurde 1975 geboren und lebt in der Nähe von Wien, was sie für die vorhersehbare Zukunft nur empfehlen kann. Nach vielen Jahren in der Werbung hat sie sich entschlossen, über realistischere Dinge als naturreine Waschmittel zu schreiben und sich der Science Fiction zugewandt.

Sie ist davon überzeugt, dass es sich lohnt, den Blick zu den Sternen zu heben und sich zu fragen, was wir mit ihnen vorhaben. Oder sie mit uns. In jedem Fall hält sie ein wenig Optimismus für angebracht.

Ihr Debütroman „Das Ewigkeitsprojekt“ erscheint im September 2019 im Atlantis Verlag und handelt von virtuellen Realitäten und der Tatsache, dass man auch dort einen Morgen nie ohne eine Tasse Kaffee beginnen sollte.

Auf www.carolinehofstaetter.at stellt sie regelmäßig einige ihrer Geschichten zum Download zur Verfügung. Kostenlos. No Strings Attached. Optimisten haben es heutzutage schließlich schwer genug.
(Autorentext)

Caroline Hofstätter legt hier einen Romanerstling mit dem Anspruch vor, ein kurzes Abtauchen in ihre Welt zu ermöglichen und gleichwohl die Geschichte in einer angemessenen Zeit lesen zu können. Ein Buch für Zwischendurch im besten Wortsinn, für die Pause, für die Pendelfahrt, eine Seite für den Abend. Diesem Anspruch genügt sie vollauf. Grund dafür sind beileibe nicht bloß die kurzen Kapitel und der schlanke Umfang des Romans. Hofstätter entwirft eine begrenzte Kulisse, was den Einstieg jeweils wieder leicht macht. Ihre Protagonistin erlebt schließlich ebenfalls wiederkehrende Sequenzen und sieht sich dadurch mit einer ganz eigentümlichen Situation konfrontiert, während sich Lesende gleich wohlfühlen und dem Sog der Geschichte verfallen.

Weiter in die inhaltlichen Details zu gehen, würde der eigenen Lektüre zuviel vorweg nehmen, so müssen wir uns hier auf wenig Konkretes beschränken. Der Titel und die Titelgrafik legen nahe, dass es sich hier um eine Angelegenheit der virtuellen Realität handeln könnte, und hier setzt Hofstätter mit einer sozialen Problematik an einer Idee an, die die Science Fiction gern thematisiert. Hofstätter geht es hierbei nicht um die grundsätzliche Idee, sondern um die weiter gedachte Problematik durch Individualität, Ethik und Willkür.

Wir erleben die Geschichte aus Sicht einer jungen Frau, die mit verwirrenden Ereignissen und Zuständen konfrontiert wird. Wie verändert sich der individuelle Zeitstrang in einer VR? Welche Folgen können sich auf die Integrität der Persönlichkeit auswirken? Und sind Datenpakete als Abbilder von Menschen empfindungsfähig und selbstständig?

Das berührt natürlich tiefgehende philosophische Bereiche ohne die Chance einer Verifizierung, aber Hofstätter hält sich hier auch nicht mit einer Deutung oder Wahrheitsfindung auf, sondern konstruiert eine Prämisse und entwickelt ihre Geschichte danach. Sicherlich ließen sich diese Gedanken in schwererem Umfang verarbeiten und in alle Richtungen durchexerzieren, und gleichfalls wackelt das entworfene Bild an einigen wenigen Punkten aufgrund der Knappheit der Inszenierung. Insgesamt ist Hofstätter jedoch eine kurzweilig und geschickt aufgelöste Geschichte gelungen. Sprache und Stil sind dabei flüssig und gefällig, keine Spur von Wortdrechseleien.

An Kritikpunkten im Detail ließe sich die überdimensionierte Charakterisierung der Protagonistin anführen, die für ihre 26 Jahre über eine enorme Erfahrung und außerordentliches Wissen verfügt. Das wird allerdings nur an einer Stelle unpassend inszeniert, und über den Verzicht auf die genaue Bezeichnung des Alters ließe sich das spurlos ausbügeln. Zweitens scheint die Protagonistin trotz stets erklärter Liebe zu ihrem Mann sprunghaft zu sein, oder aber die Notwendigkeit ihrer Einsamkeit und Nähesuche bekommt nicht ausreichend Raum im Roman. Für die Glaubwürdigkeit hätte ich einen längeren Weg dorthin benötigt, andererseits triebe solcherlei die Geschichte allzu sehr in den Bereich der klischeehaften „Beziehungsliteratur“, so dass ich doch zufrieden mit der Knappheit der entsprechenden Passagen bin. Im Vordergrund stehen deutlich Ethik und Situationsproblematik, und Hofstätter hält einen gut balancierten Fokus hierauf.

So erfüllt „Das Ewigkeitsprojekt“ die Ansprüche an einen Roman dieses Umfangs, ist kurzweilig, flüssig und mit einer angenehmen Prise Witz geschrieben.

Paperback, 210 Seiten
ISBN-13: 9783864026768
ORIGINALAUSGABE

Atlantisverlag

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