Carsten Stroud – Die Rückkehr (Niceville-Trilogie, Band 2)

Handlung:

Ein kleiner Ort im Süden der USA wird zum Schauplatz einer Folge nie da gewesener, schockierender Ereignisse, und mit einem Mal ist alles anders als je zuvor.

Der Learjet einer Delegation dubioser chinesischer Unternehmer gerät kurz nach dem Abflug in einen Schwarm pechschwarzer Krähen, stürzt ab und explodiert. Ein Excop wird gefasst, in seinem Hummer-SUV liegen 100.000 Dollar eines kürzlich verübten Banküberfalls. Doch ihm gelingt die Flucht, weil der Gefangenentransport in einen bestialischen Unfall verwickelt wird, bei dem ein Hirsch eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Der Excop verschanzt sich in einem Laden für Survivalausrüstung und provoziert eine üble Schießerei. Gleichzeitig betritt ein Gentleman die Bühne, bis auf die Zähne bewaffnet und skrupellos, denn drei Machos im Knast haben einen Plan. Auf dem Highway rast ein tiefergelegter Sportwagen, verfolgt von einer Streife, mit über dreihundert Sachen in eine Reihe schaulustiger Trucker. Der kleine Rainey hört eine Stimme aus der Vergangenheit und mutiert von einem normalen Jungen in ein gnadenloses Monster. Und mittendrin der Ermittler Nick Kavanaugh und seine Frau Kate, die versuchen, Ordnung in das Chaos zu bringen. Aber über Niceville liegt ein Fluch, der nicht enden will … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Im Sale vorgeschlagen, dachte ich ‚klingt ganz nett‘. Zu dem Zeitpunkt wusste ich jedoch noch nicht, in was für eine Spirale der Spannung, des Todes und der Geheimnisse mich diese Buchreihe führen würde.
Was am Anfang wirkt, als würden mehrere Geschichten parallel erzählt werden, kann zunächst durchaus verwirrend sein. Doch sobald man sich – was sich mit Band 1 wohl meist schon erledigt haben sollte – an jene vermeintlichen narrativen Sprünge gewöhnt hat, lernt man die Art, wie diese die Spannung auf eine ganz eigene Weise erhöhen, zu schätzen.

Von diesen ‚Sprüngen‘ abgesehen, besticht Carsten Stroud sprachlich auf eine – wortwörtlich – provozierende Art. Wer nicht mit Beleidigungen und sonstigen vulgären Ausdrücken zurechtkommt, sollte von dieser Reihe lieber die Finger lassen. „Du Arschloch“ ist in diesem Buch noch eine verhältnismäßig nette Aussage, wenn es um den zwischenmenschlichen Kontakt der Charaktere geht.
Sprachlich gelungen ist außerdem die Weise, auf die der Autor mit einer häufig sehr sarkastischen Wortwahl die Situationen oder Gedanken der Charaktere beschreibt. Es wirkt beinahe, als würde er zusätzlich versuchen, sie zu provozieren.
Einige Fragen, die nach Band 1 ungelöst blieben, wurden im Laufe des zweiten Bandes geklärt. Doch noch viel mehr Fragen wurden neu aufgeworfen und sorgten für ein regelrechtes Auf und Ab der Gefühle. Sobald der Leser gedacht hatte, ein Problem wäre gelöst, taucht noch im selben Atemzug das nächste auf.

Die meisten Bücher leben von einer Protagonist-Antagonist-Beziehung; die „Niceville“-Trilogie lässt das Ganze etwas komplizierter erscheinen. So erzählt Carsten Stroud zum Beispiel in unterschiedlichen Kapiteln, was um 10 Uhr morgens bei A, B sowie C passiert, sodass es wirkt, als würde es keinen wirklichen Protagonisten geben. Gleichzeitig beschreibt er ein Ereignis, das viele Leute miterleben, aus unterschiedlichen Sichten, wenn auch mal länger und mal kürzer. Diese Verworrenheit der Geschichte sorgt dafür, dass es eine Zeit lang dauert, bis dem Leser dämmert, dass es nicht wie gewöhnlich einen Antagonisten gibt, der gegen den Protagonisten arbeitet. Vielmehr geht es um eine ganze Stadt, in der viele verschiedene, gruselige Dinge passieren, die alle auf ein großes, dunkles Geheimnis zurückzuführen sind. Es ist also wohl eher dieses große, dunkle Geheimnis vs. die restliche Stadt. Man muss jedoch eingestehen, dass die größte Rolle in dieser Stadt Kate und Nick Kavanaugh spielen, was allerdings auch stark mit den familiären Verhältnissen zusammenhängt.

Womit wir beim nächsten Punkt wären – der Komplexität der familiären Verhältnisse. Ohne viel vorwegzunehmen, spielen die Gründerfamilien von Niceville eine immense Rolle in der Entwicklung der gesamten Geschichte. Bis man verstanden hat, wer mit wem verwandt ist, ursprünglich aus welcher Familie stammt usw., mögen schon mal ein paar Seiten vergehen. Wenn man dann aber erst mal das ‚Aha!‘-Erlebnis hat, erstreckt sich diese Erkenntnis gleich noch auf viel mehr Dinge.

Als wäre das Buch an sich nicht schon spannend genug, endet es in einem miesen Cliffhanger, der Gänsehaut pur verursacht.

Fazit:

Wer Horror erwartet, ist bei „Niceville“ definitiv falsch. Wer jedoch Lust auf eine etwas andere Art Grusel und Spannung hat, sollte sich definitiv an diesem Werk von Carsten Stroud versuchen. Allerdings sollte man sich nicht von der Art, wie der Autor den Leser im ersten Band mitten in diese Stadt schubst, abschrecken lassen, sondern dem Ganzen eine Chance geben. Denn wenn man es erst einmal versucht hat, überrascht den Leser Band 2 auf ein Neues und zieht ihn immer tiefer in diese unheimliche Stadt.

Und ich sags mal so… ich konnte dieses Buch kaum aus der Hand legen und bin gespannt auf den dritten und letzten Band!

Taschenbuch: 606 Seiten
Originaltitel: The Homecoming
ISBN-13: 978-3832162955
www.dumont-buchverlag.de

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