Archiv der Kategorie: Comics / Graphic Novels

Sung-Gyu, Kari & Lee / Kim, Young-Bin – Zeitalter des Todes, Das (1)

_Story_

Der junge Yangban-Sohn Mok leidet unter einer schweren Krankheit, deren Heilungsaussichten äußerst gering sind. Dabei hat der Junge, dessen Markenzeichen sein Kopftuch ist, einige besondere Fähigkeiten, von denen er allerdings erst im Delirium erfährt, als ihn der geheimnisvolle Han aufsucht. Bei seiner Rückkehr in die Welt der Lebenden kann er plötzlich Dinge sehen, die ihm vorher verborgen waren, und damit auch die Welt der Geister! Jedoch ist der Umgang mit den unwirklichen Gestalten alles andere als einfach, und nur mit Hans Hilfe kann es Mok gelingen, sich überhaupt durch dieses neue Erlebnis hindurchzuschlagen. Doch vor einem kann ihn selbst sein Kumpan Han nicht bewahren; als der junge Yangban nämlich mitten an der Schwelle zwischen Menschen und Geistern angelangt, erwachen die Geheimnisse der Vergangenheit – und diese sind im Fall von Mok alles andere als erfreulich …

_Meine Meinung_

„Das Zeitalter des Todes“ ist eine neue Serie beim |Panini|-Subverlag |Planet Manga| und rein zeichnerisch eine echte Pracht. Lee Sung-Gyu, der hier für die Illustrationen verantwortlich zeichnet, hat zwar viele Szenen mit Inhalten überfrachtet, es dabei aber trotzdem geschafft, die Handlungsschwerpunkte deutlich zu kennzeichnen, so dass der Leser mit den ziemlich runden Zeichnungen niemals überfordert wird. Weniger dienlich sind diesbezüglich schon die stellenweise sehr großen Sprechblasen, die mancher schönen Situationsdarstellung den Raum nehmen und die beiden Protagonisten Han und besonders Mok nicht selten sehr hysterisch erscheinen lassen. Ansonsten ist der äußere Rahmen des ersten Bandes dieser neuen Reihe wirklich sehr gut. Die Texte sind einerseits leicht verständlich, eröffnen aber an den entscheidenden Stellen durch versteckte Hinweise die Basis für eine immer komplexere werdende Handlung, die aber wiederum eine klar erkennbare Linie beibehält, die dabei hilft, dem Plot trotz einzelner Verwirrspielchen doch noch folgen zu können. Insofern ist der Manga inhaltlich also schon einmal gut ausbalanciert.

Die Story an sich kann indes noch nicht so recht überzeugen. Nach einem sehr spannenden Beginn, der nach der ersten Reise von Han und Mok in die Welt der Geister schon einen ersten Höhepunkt erreicht, widmet sich Autor Kim Young-Bin fortan zu sehr den einzelnen Auseinandersetzungen zwischen Han und den zahlreichen Widersachern, die sich bei der partiellen Vergangenheitsbewältigung auftun. Das ist anfangs noch ganz nett und vor allem zeichnerisch sehr gut umgesetzt, verliert aber mit der Zeit ein wenig Substanz. Zwar steckt hinter dem rachsüchtigen Verhalten letztendlich mehr – und das ergibt sich schließlich auch aus dem Verlauf der Geschichte -, doch ist der Weg dorthin ein wenig unglücklich gewählt worden. Es fehlt hier und dort ein wenig an Zielstrebigkeit, doch dafür entschädigt Kim Young-Bin zu seinem Glück immer wieder mit einigen Überraschungen.

Eine endgültige Meinung möchte ich mir nach diesem ersten, einleitenden Band natürlich noch nicht bilden. „Das Zeitalter des Todes“ bietet gute Ansätze, sehr gute, wenn auch nur hinreichend frische Ideen, sympathische Hauptfiguren und rundum gefällige Illustrationen. Und – das darf man trotz der leichten Kritik nicht vergessen – auch noch ein hohes Maß an Spannung, welche aber erst dann so richtig aufkeimt, wenn man nach den letzten Seiten ein wenig mehr über die Hintergründe des Geschehenen erfahren und einen ersten groben Überblick erlangt hat. Eine zwingende Empfehlung auszusprechen, wäre deshalb jetzt nicht angebracht, aber darauf hinweisen, dass „Das Zeitalter des Todes“ ein gewisses Potenzial in sich birgt, möchte ich am Ende dieser Rezension auf jeden Fall. Ich warte jetzt mal auf die im August folgende Fortsetzung, bin aber schon ziemlich gespannt, wie sich die Geschichte um Mok und Han noch entwickeln wird.

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Boothby, Ian – Futurama Comics 24

_Story_

Bender heckt mal wieder einen neuen fiesen Plan aus: Er glaubt, dass er mit seiner speziellen, ungenießbaren Diätkost den Markt erobern und sich so auf einfachste Weise bereichern kann. Fry und Leela halten allerdings nicht viel von dieser Idee und sind arg skeptisch, als Bender seine neuen Produkte im Fernsehen anpreist. Doch tatsächlich bekommt er aus dem Oval Office sehr positive Resonanz und wird zum Sonderbeauftragten für körperliche Fitness ernannt. Währenddessen hat Fry ganz andere Sorgen. Die Röhre, die ihn jeden Tag zur Arbeit befördert, ist regelmäßig verstopft, so dass er kaum noch pünktlich erscheint. In diesem Sinne könnte ihm Benders neues Fitnessprogramm auch zugute kommen, falls die Menschen fortan tatsächlich dünner werden würden. Doch natürlich läuft nicht alles so wie geplant …

_Meine Meinung_

Der 24. „Futurama“-Comic beschäftigt sich auf außergewöhnliche Weise mit dem Thema Fitness und geht mal wieder über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus. Ich könnte es mir einfach machen und schreiben, dass die darin enthaltene Geschichte „Die fitten Jahre sind vorbei“ ein absolut typischer Vertreter der Serie ist, gerade weil Bender mal wieder wider jede Vernunft die Kontrolle über sein Handeln verliert, doch dies wäre nun zu leicht.

Es sind mal wieder die verqueren Eigenheiten, die diesen neuen Comic zu etwas Besonderem machen. So ist zum Beispiel die Darstellung von Präsident Richard Nixon, der Bender hier einen völlig neuen Status verschafft, eine harte Probe für die Lachmuskeln, zumal sein zweigeteilter Körper voller Überraschungen ist. Weiterhin ist die komische Eigenart von Frys Chef, bei Verspätungen dessen Klamotten zu verspeisen, wirklich komisch, weil sie im Gesamtzusammenhang letztendlich überhaupt keinen Sinn ergibt. Und auch die Bilder, in denen Fry und seine zu dicken Kollegen in der Röhre feststecken, sind eine Augenweide – das Titelbild verspricht hier nicht zu viel –, bei der das Zeichner/Autoren-Team mal wieder den etwas abgedrehten Humor zur Schau stellt.

Umgarnt werden diese selbst für „Futurama“-Verhältnisse vielen Lacher von einer sehr kurzweiligen, erneut mit vielen versteckten Anspielungen gespickten Handlung, bei der alle Fans voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Bender und Fry geben ein echtes Dreamteam ab, wenn es darum geht, das perfekte Chaos zu gestalten, und lassen sich in diesem Fall natürlich auch von nichts und niemandem davon abhalten, ihren Eigensinn voranzutreiben – wobei man sich bei Fry nie so sicher sein kann, ob seine Aktionen auch so beabsichtigt sind. Bender hingegen sieht mal wieder nur die blanken Dollarnoten und wechselt eigens hierfür sogar seine Augen aus. Geld und Macht treiben ihn an und beschreiben mal wieder die wesentlichen Züge seines Roboterherzens. Und Leela? Nun, die muss mal wieder unter den Missetaten ihrer Kumpane leiden und nimmt sich diese dann auch zur Brust.

‚Mal wieder‘, ‚erneut‘, aber nicht ‚wiederholt‘. Eine „Futurama“-Episode wird charakterisiert durch einige festgelegten Bestandteile, die man auch hier wieder allesamt antrifft. Deswegen auch die Andeutung, dass es sich hierbei um einen typischen Comic dieser Serie handelt. Dass es sich dabei allerdings auch um ein echtes Qualitätsmerkmal handelt, darf man nicht vergessen, weshalb ich die neue Geschichte auch wieder allen Freunden der Zukunftsvisionen von Matt Groening wärmstens ans Herz legen möchte. Und dies nicht ohne zu erwähnen, dass es sich bei „Die fitten Jahre sind vorbei“ um eine der besten Folgen dieser Comic-Reihe handelt.

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Clay & Susan Griffith, Tom Peyer, James Bates – Bart Simpson Comics 26

_Story_
Bart und Milhouse entdecken beim Spielen im Baumhaus, dass der tragende Baumstamm krank ist. Bevor sie überhaupt etwas unternehmen können, nimmt sich der Agent Darke der Sache an, diagnostiziert Stammfäule und ordnet an, dass der Baum umgehend gefällt wird. Bart und Milhouse wollen dies aber nicht akzeptieren und wehren sich mit Händen und Füßen gegen die Entscheidungen des zweifelhaften Agenten.

Homer bekommt von Marge die Aufgabe, die freie Zeit für Maggie zu verwenden und diese zu füttern. Damit ist Homer zunächst gar nicht einverstanden, doch als er entdeckt, welch leckere Schätze sich in den Babygläschen befinden, verfällt er in eine wahre Fresssucht, die in einen ziemlich finsteren Traum übergeht.

Bart sitzt bereits seit zwei Tagen vor dem Fernseher, um den Krusty-Marathon anzuschauen. Als Marge hinzustößt und Bart auf seine mangelnde Körperpflege anspricht, reagiert dieser patzig und verweigert das Bad, um seine Filme nicht zu versäumen. Als Marge dies nicht akzeptiert, tritt Bart in einen Stink-Streik, der bei seiner strengen Mutter aber nicht den gewünschten Effekt zeigt.

_Meine Meinung_

Stammfäule – Waldarbeitern und aufmerksamen Hobbygärtnern mag diese Krankheit sicherlich ein Begriff sein. Jedoch wird jeder Kenner bestätigen können, dass es sich dabei um keinen Virus handelt, der auch den Menschen befallen kann. Was dies betrifft, wird im ersten Kapitel der neuen „Bart Simpsons Comics“ ein wenig geschwindelt, um so den Konflikt zwischen den Bauarbeitern im Garten der Simpsons und den beiden widerspenstigen Jugendlichen zu initiieren. Einmal mehr ist der junge Simpson – diesmal jedoch unschuldig – das Opfer einer zielgerichteten, seltsamen Kampagne eines schmierigen Geschäftsmannes und hält sich dabei gewohnt tapfer und stur. Und wieder einmal sind es einige unkonventionelle Entwicklungsschritte, die diese Kurzgeschichte zu einem weiteren Highlight der Simpsons-Historie machen. Auffällig hierbei: der bissige Wortwitz des rotzfrechen Bart, der seinen blauhaarigen Kumpanen mehr als einmal ordentlich zusammenbügelt und sich letztendlich fast alleine als Helden feiert. Aber dies ist ja gerade so witzig.

In der zweiten und kürzesten Geschichte wird ein Traum von Homer widergespiegelt, der nach einem üppigen Mahl aus Maggies Babynahrung eine Vision von purer Anarchie in Springfield hat. Plötzlich sitzt Homer im Babystuhl und Maggie arbeitet als Bürgermeisterin mit Schnuller inmitten des Zentrums der Kriminalität. Wegen Maggies fehlender Sprachkenntnis entwickelt sich das Ganze fast ausschließlich über die von Lautierungen begleiteten Zeichnungen fort, so dass der bissige, ironische Humor nicht ganz so gut durchkommt. Weil die Moral von der Geschichte ebenfalls recht unspektakulär ist, lohnt sich diese Story auch tatsächlich nur zum kurzen Zwischenschmökern.

Im letzten Plot geht Bart dann aber noch mal in die Vollen. Der junge Simpson hat nur noch Augen für seinen Lieblingsclown Krusty, dessen komplette Filmografie im TV ausgestrahlt wird. Bart möchte natürlich vom Anfang bis zum Ende dabei sein und lässt sich auch auf keine Kompromisse mit seiner Mutter ein. Als er schließlich den Kürzeren zieht und dem Fernsehgerät fernbleiben muss, versucht er, Marges Willen zu brechen, indem er gar nicht mehr duschen geht. Als er dann jedoch zum Gespött der ganzen Schulklasse wird, muss er nach anderen Wegen suchen, sich gegen die strenge Erziehung durchzusetzen. Doch so übel wie der Kerl nach einigen weiteren Bädern in Mülltonnen riecht, kann ihm dies nicht gelingen.

In diesem Comic ist Bart noch einmal im Mittelpunkt, und dies in seiner wohl bekanntesten Rolle als Querulant und Sturkopf. Wider aller Vernunft tritt er in einen Stink-Streik, der selbst berüchtigten Leuten wie Busfahrer Otto oder Schulkamerad Nelson übel aufstößt. So hat er auch keine andere Wahl und muss sich schnellstens um Alternativen kümmern, ist dabei aber kaum erfinderisch. Lediglich Forderungen bleiben, und nachdem er diese nicht durchsetzen kann, ist Bart wieder der Dumme. Cool. Witzig hier: Marge als Übermutter und Halb-Tyrannin, die sich selbst von den ungewöhnlichsten Methoden ihres Sohnes nicht von ihrer Richtung abdrängen lässt – und natürlich Homer, der in Sachen Erziehung mal wieder absolut gar nichts peilt.

_Zusammengefasst_

Drei Geschichten, darunter zwei echte Highlights und eine kurzweilige Zwischenerzählung ohne großartige Handlung – Ausgabe 26 der „Bart Simpsons Comics“ kann sich mal wieder voll und ganz sehen lassen und sorgt mit frischen Ideen für neue Lacher. Seltsame Ereignisse dienen den Autoren in diesem Heft als Inspiration für eine mit Humor überladene Minisammlung, aus der Bart als Hauptfigur auch ganz deutlich hervorsticht und mit flotten Sprüchen überragt. Außerdem beweisen die Macher dieser Ausgabe, dass selbst schon öfter angerissene Ansätze (zum Beispiel Maggie in der Rolle der Erwachsenen) noch nicht ausgelutscht sind und insgeheim noch eine ganze Menge Potenzial in sich bergen. Dies sollte man bei der riesigen Masse an mittlerweile existenten Geschichten zur gelben Familie nie vergessen und auch im aktuellen Heft lobend erwähnen.

Erweitert wird der Lesespaß zudem noch durch ein weiteres Poster des Protagonisten. Kurz und bündig: Bart-Fans sollten die Nr. 26 nicht verpassen.

Comic: 32 Seiten
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Kirkman, Robert / Adlard, Charlie – Ein langer Weg (The Walking Dead 2)

Buch 1: [„Gute alte Zeit“ 2257

Die Zombies leben weiter, und für Rick Grimes und seine Gefährten geht das Abenteuer nach der plötzlichen Invasion der Untoten in die nächste Runde. Endlich ist der Nachfolger des ersten, sehr viel versprechenden Sammelbandes von Autor Robert Kirkman erhältlich – leider aber mit einem etwas bitteren Beigeschmack: Zeichner Tony Moore ist nämlich abgesprungen und überließ die vakante Stelle dem weitaus grober zu Werke gehenden Charlie Adlard. Somit sind zumindest rein optisch einige Abstriche in Kauf zu nehmen. Harte Arbeit für Kirkman, der jedoch mit einer fulminant voranschreitenden Story die Kohlen wieder aus dem Feuer holt. Und wie …

_Story_

Nachdem Shane unter unglücklichen Umständen ums Leben gekommen ist, beschließt die junge Gemeinschaft, ihren mittlerweile unsicheren Standort zu verlassen und sich in unbestimmter Ferne einen neuen Platz des Schutzes zu suchen. Unterwegs trifft die von Ex-Cop Rick Grimes angeführte Truppe auf die Familie des dunkelhäutigen Tyreese, die im einbrechenden Winter fast verhungert und erfroren wäre. Das kleine Team wird von Rick im Kampf gegen die herumstreunenden Zombies willkommen geheißen, selbst wenn die eigenen Nahrungsvorräte dadurch eine noch kürzere Haltbarkeit haben. Doch schon kurze Zeit später dankt Tyreese ihm diese freundliche Geste im Kampf gegen eine ganze Armada von Zombies, die eine komplette Geisterstadt vereinnahmt haben.

Bei der vereinten Suche nach einem neuen Unterschlupf wird Ricks Sohn Carl von einem Jäger angeschossen, der im ersten menschlichen Kontakt seit langer Zeit eine Bedrohung befürchtet hatte. Carl wird sofort auf einen umliegenden Bauernhof verfrachtet, wo tatsächlich noch Menschen in Ruhe leben, die Carl auch wieder gesund pflegen. Auch Rick und die übrigen Überlebenden dürfen auf dem Hof ihre Zelte aufschlagen und ihre hungrigen Mägen füllen. Plötzlich scheint alles vergessen, denn die Idylle des Farmhauses strahlt eine herrliche Ruhe aus und steht im krassen Gegensatz zu den derzeitigen Ereignissen in den großen Städten. Doch der Schein trügt, denn als Rick und seine Mannschaft gegen den Willen des Farmbesitzers einen Blick in dessen abgesperrte Scheune werfen, stellen sie fest, dass man doch nicht so alleine ist, wie man es sich anfangs erhofft hatte …

_Meine Meinung_

Robert Kirkman hat sich nach dem guten Start im ersten Teil mit „Ein langer Weg“ noch einmal gehörig steigern können. Wirkte der Auftakt noch wie eine indirekte Hommage an die großen Zombie-TV-Produktionen aus den Siebzigern und Achtzigern, hat der Autor mittlerweile seinen eigenen Stil gefunden, welcher der fortlaufenden Geschichte auch wesentlich besser zu Gesicht steht als die vielen abgekupferten Inhalte aus dem vorangegangenen Sammelband. Zudem ist es Kirkman diesmal auch noch besser gelungen, die bedrückte Stimmung innerhalb der flüchtenden Gruppe samt ihrer Ängste zu beschreiben. Werden viele Zombie-Geschichten noch mit einem bitterbösen, ironischen Unterton begleitet, der nicht selten auch noch mit einem gewissen schwarzen Humor einhergeht, ist die Lage hier wirklich auch so ernst dargestellt, wie der Kampf ums nackte Überleben in einer solchen Situation real wäre. Es gibt keine Beschönigungen, keine dummen Sprüche und erst recht keine aufgesetzt heiteren Momente, die den Inhalt ad absurdum führen könnten, sondern einfach nur einen gradlinigen, konsequenten und in seiner Wirkung schon fast beängstigenden Plot, dessen Stärken (und das will bei einer Horror/Fantasy-Handlung schon etwas heißen) in der Authentizität der Erzählung liegen.

Kirkman beschreibt in der rasant vorwärts getrieben Handlung die verschiedenen Emotionen, die mit der Angst vorm Tod bzw. mit der Auseinandersetzung mit dem plötzlichen Ableben nahe stehender Personen verbunden sind, und lässt diese von seinem Zeichner Adlard auch gekonnt illustrieren. In diesem Punkt kann der Mann dann übrigens auch überzeugen, wohingegen die von ihm gezeichneten Figuren manchmal etwas sehr grob eingefangen werden.

Doch zurück zur Handlung: Emotionen sind in „Ein langer Weg“ sehr vielfältig beschrieben. Nächstenliebe und Konkurrenzkampf stehen sich hier immer wieder gegenüber und treiben die einzelnen Charakteren in ihrer nackten Angst auch ständig zu unmenschlichen Zügen an. Der Wille, dem anderen zu helfen, ist bei jedem Betroffenen vorhanden, doch erst in Extremsituationen zeigt sich, dass letztendlich doch nur jeder um seine eigene Haut kämpft. Besonders offensichtlich wird dies in der Person des Farmbesitzers Hershel repräsentiert, als dieser sich am Ende nicht mehr bereit zeigt, seinen sicheren Lebensraum mit seinen Mitmenschen zu teilen, obwohl er hierdurch ihr Weiterleben – zumindest für einen überschaubaren Zeitraum – sichern könnte.

Die Fehden untereinander spielen im zweiten Band dann auch eine recht große Rolle. Lange bestehende Freundschaften werden auf eine harte Probe gestellt, das eigene Verantwortungsbewusstsein gerät auf den Prüfstand, und selbst die Ehe zwischen Rick und seiner Frau scheint aus den Fugen zu geraten, als sich andeutet, dass das ungeborene Kind vom umgekommenen Shane stammen könnte. Die Gruppe lebt jedoch von diesen Konflikten und gewinnt fast ausschließlich durch die hieraus resultierenden unkonventionellen Umgangsformen mit ihrer jeweiligen Lage wieder an Zuversicht für den nächsten Tag. Jeder ist sich darüber im Klaren, dass ihre Mission bereits am folgenden Tag zu Ende sein kann, und die dabei mitschwebende Panik wird von Kirkman auch auf erstklassige Art und Weise beschrieben – wenn auch in einer äußerst subtilen Form. Ganz große Klasse.

Fassen wir also zusammen: Kirkman hat die Story in „Ein langer Weg“ absolut spitzenmäßig weiterentwickelt und dem Kampf gegen die Untoten auch weiteren, sehr erfrischenden Nährboden gegeben, indem er den direkten Kampf gegen die Zombies durch eine intensivere Auseinandersetzung mit den inneren Spannungen in der Gruppe der Überlebenden ersetzt. Kirkman geht mehr auf das Seelenleben der angsterfüllten Flüchtlinge ein und widersetzt sich so auch geschickt den gängigen Klischees der plumpen Zombie-Geschichten. Zudem finden die Dialoge auf einem übermäßig hohen Niveau statt und sind selbst dann noch tiefsinnig, wenn die überschwingenden Emotionen schon einmal verbal unter die Gürtellinie gehen. Summa summarum sind es also nur die etwas groberen Zeichnungen, die negativ ins Gewicht fallen, letztendlich aber auch von der superstarken Handlung wieder gänzlich geschluckt werden. Fans der Zombie-Thematik werden diesen üppigen Sammelband wahrscheinlich schon kennen und ggf. auch besitzen. Sollte dies noch nicht der Fall sein, empfehle ich dringend, den bisher erschienenen beiden Bänden etwas Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und sich anschließend die jeweils 16 € für die üppig bestückten Bücher aus der Geldbörse zu kratzen. So viel Spaß haben Zombie-Comics jedenfalls noch nie gemacht – trotz des sehr ernsten Untertons!

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Bendis, Brian & Coipel, Olivier – House Of M 3 (von 4)

[Band 1 2494
[Band 2 2495

_Story_

Emma Frost gelingt es, Layla dazu zu ermutigen, den Mutanten aus der realen Vergangenheit ins Gewissen zu reden und ihnen wieder die Erinnerung an ihre Superheldenzeit zurückzubringen. Tatsächlich gelingt es den beiden Damen mit Hilfe von Wolverine, das verlorene Gedächtnis der meisten Helden wieder neu aufzufrischen, was besonders beim glücklich verheirateten Peter Parker mit argen Schwierigkeiten verbunden ist. Der nämlich will sich nicht so leicht damit abfinden, dass sein idyllisches Leben lediglich Fiktion ist und von Magneto alias Magnus so initiiert wurde. Doch über den Zweifeln steht der Hass, und von diesem angetrieben, ziehen die Mutanten in den Kampf gegen Lord Magnus und seinen Verbündeten Victor von Doom.

Währenddessen macht sich Emma Frost auf die Suche nach dem verschwundenen und vielleicht schon toten Charles Xavier und macht dabei eine schreckliche Entdeckung …

_Meine Meinung_

Langsam aber sicher steuert Marvels derzeit gewaltigster Kraftakt auf das Ende zu, hat aber alleine bis hierhin schon so viele bestehende Tatsachen umgeworfen, dass der Leser wohl kaum noch weitere verheerende Änderungen wird verkraften können. Dies haben sich Brian Michael Bendis und Olivier Coipel bei der Kreation des dritten Banes auch zu Herze genommen, so dass die Geschichte hier schon ins Finale überleitet, welches schließlich im vierten und letzten Teil der Miniserie stattfinden wird. Leider aber gerät der Autor beim Fertigstellen seines umfassenden Konstrukts ein wenig in Hektik. Nachdem in zahlreichen Tie-ins sowie in der andauernden Reihe ein immer größer werdender Handlungsspielraum ershaffen wurde, fügen sich die vielen Subplots hier in rasantem Tempo wieder zusammen, und als wäre es das Normalste der Welt, können sich die Mutanten mit einem Mal wieder an ihre Vergangenheit erinnern. Gemach, Mr Bendis, das hätte man doch jetzt auch noch etwas ausschmücken können.

Jedenfalls ist es nicht ganz verständlich, warum der Autor die Erzählung so plötzlich zusammenfallen lässt. Wenn alles so einfach wieder rückgängig gemacht werden kann, warum muss dann überhaupt so weit ausgeholt werden? Was die etwas zu simple Lösung bezüglich der Rückkehr der Superhelden anbelangt, haben sich die beiden Köpfe hinter dem „House Of M“ in diesem Teil etwas unglaubwürdig gemacht. Und der unbeholfene Versuch, durch einige komplexe Dialoge und Gedankensprünge die eigene Ideenlosigkeit zu kaschieren, macht das Ganze erst recht nicht besser.

Eigentlich schade um das sehr verzwickte Komplott des Lord Magnus, das man sich mit mühevoller Kleinstarbeit Stück für Stück aufgebaut hat. An so vielen Nebenschauplätzen wurde gefochten, so viele Grabenkämpfe wurden ausgetragen, und dann sollen Laylas Kräfte schon ausreichen, um den geblendeten Mutanten ihr tatsächliches Dasein zu eröffnen? Nun, ganz ehrlich, ich finde diese Lösung weniger toll.

Gott sei Dank gelingt es Bendis dann aber doch noch, die Spannung durch die Wahrung einiger Geheimnisse und den Cliffhanger um das Verschwinden von Charles Xavier aufrecht zu erhalten. Hier zeigt sich dann nach den unverständlichen Zwischenereignissen auch wieder die Klasse der Initiatoren, die im Grunde genommen jedes kleine Detail bedacht haben. Selbst die Konflikte mit der Bewältigung der bis dato unklaren Vergangenheit, gerade im Falle von Spider-Man, haben Bendis und Coipel berücksichtigt und es so letztendlich doch noch hinbekommen, das gesamte Marvel-Universum ein weiteres Mal auf den Kopf zu stellen.

Nach diesen Geschehnissen wird es nämlich für die Superhelden tatsächlich schwierig sein, wieder zur Normalität zu finden, und wenn man dies mal in Betracht zieht, ist das hier bisweilen als unrealistisch erachtete Ziel, im Anschluss an diese Serie völlig neue Wege einzuschlagen, dennoch zu erreichen. Trotz einzelner Schwachstellen darf man also mit großer Vorfreude auf das Ende von „House Of M“ vorausschauen, denn auch wenn Brian Michael Bendis es in der dritten Ausgabe der regulären Serie versäumt hat, das Mysterium um die Scheinrealität zu wahren, so ist die Spannungskurve nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt. Ob „House Of M“ allerdings auch bis zum Ende eine runde Sache bleibt, wird man erst mit dem vierten und letzten Band in Erfahrung bringen können, der übrigens seit dem 6. Juli ebenfalls schon erhältlich ist.

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Straczynski, J. Michael / Kirkman, T. / Garney, R. – Spider-Man 27

_Story_

Tony Stark hat in mühevoller Kleinarbeit eine gänzlich neue Uniform für Peter Parker entworfen, die dieser bereits in seinem nächsten Kampf als Spider-Man erfolgreich zur Schau stellt. Doch Parker weiß genau, dass sein Freund und Chef bei solchen Aktionen meist einen Hintergedanken hat. Tatsächlich offenbart Stark ihm ein neues Geheimnis, das Peter noch vorm Rest der Crew verheimlichen soll.

Es handelt sich um eine wichtige Debatte in Washington, zu der Stark vorgeladen wurde und zu der er sich Spider-Mans Begleitung wünscht. Es geht darum, dass sich die Armada der Superhelden ebenfalls offiziell registrieren lassen soll, damit sie bei einem Missbrauch ihrer Fähigkeiten ebenso zur Rechenschaft gezogen werden kann wie die vermeintlichen Schurken. Stark möchte dies aber nicht akzeptieren und wehrt sich vehement gegen die Forderungen des Senats. Als dann nach einer weiteren Vertagung Titanium Man auftaucht, um Stark zu vernichten, werten die Richter dies als Angriff auf den Staat – und finden somit ein gefundenes Fressen für ihre weitere Argumentation …

_Meine Meinung_

Nach der mehrteiligen Serie „Das Andere“ bekommt Spider-Man keine Ruhe. Herrscht zuerst noch die Freude über seine neue Uniform vor, tun sich schon bald neue Konflikte auf, doch dieses Mal sind die Gegner keine Mutanten oder bösartigen Schurken. Vor dem Senat müssen Tony Stark und Peter Parker ihre Rechte als Superhelden vertreten und für ihre eigene Intimsphäre sorgen. Während Starl als Iron-Man bereits entlarvt ist, sieht die Sache bei Parker noch ganz anders aus. Er tritt quasi inkognito für den Schutz des privaten Heldentums ein, verrät dabei aber schon mehr, als er sollte. Durch seine Worte gibt er der fordernden Fraktion gänzlich neue Angriffspunkte, die Stark wiederum in seiner Argumentation gegen den so genannten „Registration Act“ arg zurückwirft. Und dies scheint erst der Anfang eines großen Staatsakts zu sein, der hier mit einem finalen Militärstreich eröffnet wird.

Bereits die Überschrift der hier neu beginnenden Mini-Serie verrät, dass sich mal wieder Großes im Marvel-Universum anbahnt. „Auf dem Weg zum Bürgerkrieg“ lautet der Titel, und nach dem Verlauf des ersten Bandes, der mit zwei Dritteln des amerikanischen Originals „Amazing Spider-Man – Mr. Parker goes to Washington“ gefüllt ist, bekommt man auch schon eine etwaige Vorstellung vom großen Chaos, das unseren Helden hier bevorsteht. Und überhaupt werden die Ereignisse hier wieder rege Diskussionen hervorrufen.

Das Für und Wider der Anonymität der meisten Superhelden wurde ja schon oft zur Rede gestellt und bekommt auch in „Spiderman 27“ wieder eine verstärkte Brisanz. Natürlich will die konservative Fraktion des Leserstamms auch weiterhin die Geheimidentität der Lieblinge wahren, doch würde eine erste Auflockerung den Serien mit all ihren Tie-ins nicht wieder komplett neue Perspektiven eröffnen? Oder wäre es im Falle solch großer Namen wie Batman, Superman und in diesem Falle Spider-Man der Anfang vom Ende eines Mysteriums, das die verschiedenen Reihen jahrelang nährte und oftmals die Basis für die einzelnen Geschichten lieferte? Gute Frage, nächste Frage.

Die Entscheidung liegt letztendlich sowieso bei den Autoren, die vertreten durch J. Michael Straczynski, dem Schöpfer von „Babylon 5“, aber auch sehr interessante Ansätze verfolgen, deren abschließender Auflösung man sich allerdings keinesfalls sicher sein kann. Happy-Ends scheinen einigen Leuten ja in letzter Zeit eh ein Greuel zu sein, und deswegen sollte man sich vor Prognosen, was den Verlauf der neuen Serie angeht, auch vornehm zurückhalten. Feststeht lediglich, dass die Protagonisten auf einen jetzt schon unausweichlichen Bürgerkrieg zusteuern, dessen Ausmaße jedoch noch nicht ersichtlich sind. Spannung pur ist also weiterhin in der „Spider-Man“-Reihe von Marvel Deutschland angesagt, die hier durch einen weiteren fabelhaften Handlungsabschnitt bereichert wird. Und sei es auch nur wegen der neuen Kostümvarianten des Hauptdarstellers, die sowohl optisch als auch vor allem technisch einiges hergeben.

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Dixon, Chuck – Simpsons Comics 117

|“Clownstherapie“|

Krusty ist mal wieder mit den Vorgesetzten seines Senders aneinandergeraten, die ihm fortan den Inhalt seiner Sendungen vorschreiben wollen. Den Clown schert dies jedoch nur ziemlich wenig, weshalb er auch sein Programm normal weiterführt. Als es bei der nächsten Show dann aber zu einem Zwischenfall kommt, wird Krusty nahe gelegt, seine Arbeit als Clown niederzulegen. Während sein Sendeplatz an eine Teenie-Serie vergeben wird, heuert Krusty im Atomkraftwerk an. Bart will sich damit allerdings nicht abfinden.

|“Verti-Go-Ariino“|

Als Ned Flanders beim Teppichkauf glaubt, den Satan gesehen zu haben, braucht er im nächsten Café erst einmal eine Abkühlung. Als er dabei aber eine Fau vorbeifahren sieht, die haargenau seiner verstorbenen Gattin Maude gleicht, bekommt er Zweifel an seinem Verstand. Flanders sucht Rat bei seinem Nachbarn, der ihn prompt zum Gespräch in die Kneipe bittet. Zusammen mit Homers Trinkkumpanen werden Pläne geschmiedet, wie man die offensichtliche Doppelgängerin zur Rede stellen kann.

_Meine Meinung_

Die neueste Auflage der „Simpsons Comics“ bietet zwei Geschichten, die sich eher im Umfeld der Familie abspielen. In „Clownstherapie“ wird hierbei ein schon öfter durchgekautes Thema abgerufen, nämlich das Ende von Krustys Karriere, welches ja auch schon in diversen Episoden der TV-Serie prophezeiht und doch wieder widerrufen wurde. Dieses Mal liegt die Ursache in den niedrigen Einschaltquoten begündet, infolge derer die Fädenzieher des Senders dem Clown ins Programm reden wollen. Nichts Neues also. Wirklich interessant wird das Ganze daher erst, als Krusty nach seinem Besuch bei einer Psychologin als einfacher Arbeiter im Atomkraftwerk von Mr. Burns eingestellt wird, wo Homer gerade eine Kernschmelze provoziert hat. Erst als er dort wieder von seinen Qualitäten als Entertainer überzeugt wird und selbst Menschen in höchster Not zum Lachen bringt, erkennt er seine wahre Berufung.

„Clownstherapie“ ist ein typischer Moral-von-der-Geschicht-Plot, von denen es bei den Simpsons ja nach wie vor zahlreiche gibt. Steht meistens Lisa bei diesen Folgen im Mittlpukt, ist es diesmal der rotzfreche Clown, der eine weitere Midlife-Crisis erleidet und diese mit Barts Unterstützung löst. Leider bleibt es im Großen und Ganzen aber nur beim Attribut ‚ganz nett‘, denn wirklich witzig ist diese Geschichte nicht, und bis auf ein paar wenige Anspielungen (so etwa ein leichter Hieb auf den unverkennbaren Humor der „Garfield“-Strips) fehlt es dem Autor hier auch an Gift und Galle. Aber als Überbrückung zur vermutlichen Hauptstory geht das schon in Ordnung.

Diese folgt dann auch mit „Verti-Go-Ariino“, in der Homer seinen Nachbarn Ned Flanders mal wieder unbewusst ins Chaos stürzt. Der streng religiöse Flanders ist hin- und hergerissen ob seiner Sekunden-Begegnung mit einer bekannt aussehenden Dame und braucht dringend Rat. Doch statt ihm hier unter die Arme zu greifen, probiert Homer lieber neue Frisurtrends mit seinem Rasierschaum aus und lädt seine Freunde in Mo’s Taverne schließlich zum kostenfreien Drink auf Neds Deckel ein. Der jedoch ist weiterhin so verwirrt, dass er den Schwindel gar nicht bemerkt und brav das Alkoholikerkonsulat von Springfield unterhält.

Diese zweite Episode ist ein weiteres Meisterstück aus der Feder von Chuck Dixon. Gleich mehrfach werden hier die Lachmuskeln bis aufs Äußerste strapaziert, wobei der Auftritt in der Kneipe wohl der absolute Höhepunkt ist. Den Machern fallen aber tatsächlich auch immer noch dümmere Aktionen ein. Ned muss sich zum Beispiel anhören, ob er nun einen Geist, einen Zombie oder doch einen sexy Geist aus der Zukunft gesehen hat. Göttlich! Und dafür liebt man schließlich auch den steifen Witwer.

Zum Ende des Comics gibt es noch einige kurze Erläuterungen zum Inhalt und der Wortwahl des Comics sowie Informationen über zwei Musiker (James Brown und Robert Goulet), die im Laufe der Jahre zu Simpsons-TV-Ehren gekommen sind. Ergänzt wird das Ganze mit Leserbriefen, einem Malwettbewerb samt Gewinnspiel zur Fußball-WM und einer kurzen Vorschau auf das anstehende 10-jährige Jubiläum der „Simpsons Comics“ in Deutschland.

_Fazit:_ Eine anständige und eine richtig starke Geschichte gibt’s in #117 zu lesen. Auch wenn man dieses Mal auf besondere Extras verzichten muss, lohnt sich der Kioskabholpreis von 2,50 € mal allein schon wieder voll und ganz, um Ned Flanders in peinlicher Mission zu sehen. Wie sagt Krusty so schön: Juk-Juk-Juk-Ahuu-Huu-Huu!

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Vehlmann, Fabien / Bodart, Denis – Green Manor 1: Mörder und Gentlemen

_Inhalt_

Sechs Kurzgeschichten zum Thema Mord, das bietet „Green Manor 1: Mörder und Gentlemen“, der erste Sammelband einer Reihe über intelligent inszenierte Verbrechen, denen stets eine teils ironische, teils sarkastische Moral voraus- oder nacheilt. Vorab schon einmal eine kurze Übersicht über die enthaltenen Geschichten von Mördern und Gentlemen:

* Angenehmes Schaudern
* Postskriptum
* Modus Operandi
* 21 Hellebarden
* Sutter 1801
* Der letzte Weg des Doktor Thompson

_Story_

Ein Professor sucht zum Ende des 19. Jahrhunderts eine psychiatrische Klinik in der Nähe Londons auf und trifft dort auf einen fast 100 Jahre alten Patienten, der während seiner Zeit im Green Manor’s Club so manch seltsames Verbrechen miterlebt hat. So erzählt das ehemalige Clubmitglied seinem interessierten Zuhörer von einer Sitzung, in der es um Morde ohne Opfer und Mörder geht. Das Thema wird heiß diskutiert, bis schließlich der alternde Redner seiner Audienz eröffnet, dass sie bereits komplett vergiftet wurde. Ein unvollzogener Mord an noch lebenden Opfern, aber ohne Mörder. Weiterhin erzählt er die Geschichte eines Detektivs, der einen bereits fest eingeplanten Mord vereiteln soll. Er kennt Zeit und Ort, schaut aber ziemlich dumm drein, als er zum falschen Zeitpunkt an eben jenem falschen Ort steht. Außerdem plante man in Green Manor den Mord an Conan Doyle, dem Urheber der „Sherlock Holmes“-Geschichten, der mit den von ihm verulkten „Hellebarden“ erledigt werden sollte. Zu einem anderen Zeitpunkt wird ein Mörder namens John Smith gesucht, der jedoch anscheinend gar nicht existiert. Und der letzte Weg des Dr. Thompson wird so lange analyisert, bis der Mord dann doch auf dem offensichtlichsten Weg festgestellt wird.

_Meine Meinung_

Die Vermengung von mehreren Kurzgeschichten in einem Sammelband ist oftmals eine brisante, leider auch nicht selten unzufrieden stellend gelöste Angelegenheit, die in den ungünstigen Fällen daran scheitert, dass die einzelnen Erzählungen zu oberflächlich gestaltet wurden. Nicht so bei Fabien Vehlmann. Der Autor der in „Green Manor“ enthaltenen Kriminalgeschichten geht in enorm kurzer Zeit sehr detailliert in die Tiefe und lässt alle sechs Dramen rund um den berüchtigten Club wie kleine Epen erscheinen, deren Substanz schier unerschöpflich ist. Es ist dabei schon fast beängstigend, wie abgeklärt der Autor mit dem Thema Mord umgeht. In „Mörder und Gentlemen“ werden langjährige Bekannte um die Ecke gebracht, Rachepläne ausgeübt und vollzogen, geliebte Freunde getötet und vom Volke verehrte Helden ins Jenseits befördert – und das meist gänzlich ohne Skrupel und Reue.

Der Aufbau ist hierbei stets verschieden; Vehlmann geht die Sache zunächst bedächtig an, entführt den Leser dann urplötzlich und rasant in die zugrunde liegende Thematik und bereitet währenddessen schon die Pointe vor, die in allen Fällen mit einem bittersüßen, schwarzen Humor gezeichnet ist, den man eigentlich schon als typisch britisch bezeichnen müsste. Dabei ist bis auf den Schauplatz der einzelnen Akte hier gar nichts britisch.

Sherlock Holmes scheint dem Autor allerdings ein großes Vorbild gewesen zu sein; vielleicht auch gerade deshalb plant er in „21 Hellebarden“ den vorzeitigen Tod des Schöpfers des wohl berühmtesten Detektivs aller Zeiten. Wobei es fraglich erscheint, dass dieser in den hier vorgestellten Fällen etwas hätte ausrichten können. Zumindest das Verhindern der einzelnen Tathergänge wäre aufgrund der stets feinstens durchdachten Mordpläne unmöglich gewesen.

Statt Holmes sind nun andere die Helden; jedoch sind diese nicht alle so sympathisch wie die bekannte Spürnase. Es sind Gauner, Rachsüchtige, Irrsinnige und Schurken, aber auch Betrunkene, geistig Kranke und Taugenichtse, denen Vehlmann hier ein Forum gibt. Somit liefert er auch ein sehr schönes Bild von der Klassengesellschaft im Großbritannien des 19. Jahrhunderts ab, obwohl er sich bei der Wahl seiner Protagonisten schon deutlich bei der gerissenen und hinterhältigen Oberschicht bedient. Lediglich in „Modus Operandi“ wählt er ein ganzes Sammelsurium an potenziellen Mördern aus den mittelständischen Kasten aus, die die erstbeste Gelegenheit nutzen, um sich eines überdrüssigen Anhängsels zu entledigen und darauf folgend – wenn auch als Inkognito-Figur – einmal im Rampenlicht zu stehen. Genauso gewieft und kongenial geht man in Green Manor vor!

Die zeichnerisch exzellente Aufarbeitung des historischen Hintergrunds (Denis Bordart zeigt sich hier als Meister seines Faches), kombiniert mit der kühlen Atmosphäre und dem jedes Mal aufs Neue bewiesenen erzählerischen Genie von Autor Fabien Vehlmann, liefert schließlich die Basis für einen absolut genialen Sammelband, in dem die Kurzgeschichten deutlich mehr Farbe bekommen, als dies im ‚Normalfall‘ üblich ist. In gerade mal (jeweils) acht Seiten werden hier superspannende Mordgeschichten aus dem viktorianischen England erzählt, allesamt mit dem Ziel, die Planung und Durchführung des perfekten Mordes darzustellen. Enstanden sind sechs packende Erzählungen, die lustig, mitreißend und in gewisser Hinsicht auch sarkastisch zugleich sind und auf jeden Fall Lust auf mehr machen. Ein zweiter Band ist derzeit schon in Vorbereitung. Ich freue mich bereits riesig drauf!

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Layman, John / David, Peter / Bendis, Brian Michael / Hudlin, Reginald / Brubaker, Ed – House Of M (Marvel Monster Edition 13)

Im 13. Band der „Marvel Monster Edition“ widmet sich die berüchtigt Comic-Schmiede den wichtigsten Tie-ins zum gerade andauernden Crossover „House Of M“. Abseits der Hauptgeschichte wird hier gezeigt, was in der verfälschten Realität mit den Fantastischen Vier, Hulk, Hawkeye und dem Black Panther passiert. Außerdem gibt es einen kurzen Überblick auf die total veränderte Laufbahn von Captain America, der ebenfalls unter der Machtergreifung von Lord Magnus leiden muss. Kurz und bündig: jede Menge Action rund um die neue Marvel-Dimension!

_Inhalt_

Victor van Doom hat es satt, als Untergebener Magnetos zu leben. Er selber strebt nach der alleinigen Macht und einem Regime unter seinen Fearsome Four. Tatsächlich gelingt es ihm, Magneto zu überrumpeln und für kurze Zeit die Macht zu ergreifen. Doch schon kurze Zeit später bereut Victor zutiefst, dass er seinem ehemaligen Vorgesetzten bei der Übernahme der Herrschaft das Leben gelassen hat …

Unter Magnetos Führung dringen Söldner in Australien in das Buschland der Aboriginees ein. Dort treffen sie unter anderem auch auf Bruce Banner, der über den plötzlichen Angriff gar nicht erfreut ist und in Gestalt von Hulk die Eindringlinge im Alleingang überwältigt. Doch dies allein reicht dem Hulk nicht; er möchte Magneto an den Kragen und endlich wieder Frieden für sein Volk. Und dazu ist dem grünen Monster jede Waffe recht …

Hawkeye kehrt nach langer Zeit aus dem Verborgenen zurück und vertraut sich einer Reporterin an. Er erzählt ihr von seinen Vermutungen über die Entstehung des House Of M und all den Dingen, die nur einer Scheinrealität entsprechen. Dieses Wissen muss er schließlich auch nutzen, um das totale Chaos wieder zu beseitigen und die Welt wieder dorthin zu bringen, wo sie einst stand. Doch alleine scheint er machtlos, diese überwältigende Aufgabe zu erledigen …

Captain America analysiert seine glorreiche Vergangenheit und seinen anschließenden Fall. Dabei stößt er auf einige seltsame Entwicklungen, die ihn an allem Geschehenen zweifeln lassen. Doch selbst im hohen Alter hat der Captain seine Ideale und den damit verbundenen Kampfgeist nicht aufgegeben …

Außerdem: Der Black Panther liefert sich eine atemberaubende Schlacht mit Sabretooth und Apocalypse, die schließlich für ihre hinterhältigen Angriffe und die fehlene Bereitschaft, einen Pakt gegen Magneto einzugehen, teuer bezahlen müssen …

_Meine Meinung_

Die aktuelle Ausgabe der „Marvel Monster Edition“ erweitert das eh schon breite Spektrum rund um die Welt des „House Of M“ noch einmal gewaltig. Bisher unbeteiligte Kräfte werden in der irrealen Welt gefordert, wobei besonders der Einsatz des Hulk für spannende und auch überraschend tiefsinnige Unterhaltung sorgt. Zudem ist die Story um das grüne Monster mit dem Titel „Terra Incognita“ (aus „The Incredible Hulk 83-86“) auch diejenige mit dem höchsten Action-Gehalt, denn ständig verwandelt sich der friedliche Doktor Bruce Banner in sein Alter Ego und lässt seine Wut an Magneto und seinen neunmalklugen Schergen aus.

Fast noch beser gefällt die einleitende Erzählung um das Team der Fearsome Four. Die Gruppierung um den mächtigen Victor van Doom hat sich zu einem verräterischen Bund zusammengeschlossen, dessen einziges Ziel es ist, Magneto zu stürzen und an dessen Stelle selber eine tyrannische Herrschaft anzustreben. Und tatsächlich scheint van Dooms Plan aufzugehen und die Welt komplett zu verändern. Jedoch ist der neue Machthaber blind vor Selbstsucht und begeht nach seinen bestens ausgeklügelten Vorbereitungen einige taktische Fehler, die ihn am Ende beinahe selber das Leben kosten. Doch das sollte man selber gelesen haben.

Die übrigen Geschichten nehmen indes bei weitem nicht so viel Raum ein und werden inhaltlich auch nicht so richtig aufgeklärt. Irgendwie wirken vor allem die Storys um Captain America und den Black Panther wie Überbleibsel, die man aus Platzgründen noch hat verwenden können, bei denen es aber an einem klaren Abschluss fehlt. Ob und wie dieser sich noch äußern wird, muss die Zukunft zeigen, doch bis auf einige zusammenhanglose Fakten bieten gerade diese beiden Teile nichts, was den Leser im Bezug auf den Hauptplot voranbringen könnte.

Ganz anders sieht es hingegen bei der unbetitelten Erzählung um den zurückgekehrten Hawkeye aus. Der einst verschwundene Superheld hat die Scheinrealität hinter dem House Of M durchschaut und könnte eine Initialzündung für einen Umschwung zurück zur tatsächlichen Wirklichkeit veranlassen. Doch die Autoren lassen bis auf Weiteres offen, inwieweit Hawkeye diese Bestrebungen auch in die Tat umsetzt, was den Leser wiederum neugierig auf die in diesem Fall sicher irgendwo stattfindende Fortsetzung macht.

Insgesamt ist Ausgabe 13 mal wieder sehr gelungen, selbst wenn der abschließende Comic um Captain America im direkten Vergleich zu den übrigen Handlungsabschnitten ein wenig abfällt. Man bekommt noch mehr Fakten und actionreiche Ereignisse rund um das Marvel-Ereignis des Jahres aufgetischt und stößt gleichzeitig auch wieder auf mehrere Anlässe, den eigenen Horizont im Bezug auf das House Of M so zu erweitern, dass es noch einigen Nachdenkens bedarf, bis man sich an die nächste Geschichte um diese Serie herantrauen kann. Schön auch, dass hier diverse, wenn auch sicherlich nicht alle, wichtige Tie-ins zusammengefügt werden, so dass sich die spezialisierten Leser nicht jede andere Ausgabe, in der es Nebengeschichten von „House Of M“ gibt, zulegen muss.

Mit 22 €uro ist der Preis für diesen 220-Seiten-Schmöker zwar recht hoch, findet seine Rechtfertigung aber schon alleine in den Kapiteln um die Fearsome Four, Hawkeye und Hulk. Und genau deshalb kann ich all denjenigen, die bereits seit Längerem im „House Of M“ zu Hause sind, auch nur anraten, die Sammlung mit diesem Sonderband zu komplettieren und sich selber hinsichtlich der Rahmenhandlung weiterzubilden. Keine Frage: Bei diesem Crossover sind die Marvel-Autoren in Höchstform!

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Johns, Geoff / Jimenez, Phil – Infinite Crisis 1 (von 7)

Lange, lange haben |DC Comics| diesen großen Comic-Crossover angekündigt, viele Vorboten zierten in den letzten Monaten bereits den Weg, und jetzt, im Sommer 2006, kann sie endlich beginnen: die größte Krise, die das Comic-Universum des legendären Superhelden-Verlags je erlebt hat, nämlich die „Infinite Crisis“. In sieben Teilen und zahlreichen Tie-ins wird die gewaltigste Bedrohung für die Welt der Superhelden geschildert und damit auch der Grundstein für einen großen Umschwung im Hause DC gesorgt. Alte Helden und Schurken gehen, neue kommen hinzu, und wie man bereits in den zahlreichen Vorausgaben lesen konnte, nehmen die Macher wirklich keine Rücksicht auf große Verluste und opfern im Laufe der „Infinite Crisis“ einige Charaktere, die schon seit Jahren das DC-Universum bevölkern. Man darf sich also auf eine der umfassendsten Serien der letzten Jahre freuen, und nun endlich liegt der erste reguläre Band vor.

_Story_

Große Ereignisse überschatten die Welt von Superman, Batman und ihren Verbündeten. Nach dem Tod des Blue Beetle stürzt die Welt ins Chaos: Erst wurde Superman von fremden Mächten kontrolliert, dann wurde der von Batman höchstpersönlich gebaute Satellit Brother Eye fehlgeleitet und rekrutierte eine ganze Armada von Killer-Robotern und anschließend formierte sich unter der Leitung eines zweiten Lex Luthor auch noch eine Reihe von Schurken aus der zweiten Reihe, um die Welt in ihren Grundfesten zu erschüttern und über den Tod der schützenden Superhelden die Herrschaft an sich zu reißen. Ein Skandal folgt dem nächsten, und bevor man überhaupt erfassen kann, wie gewaltig die Kraft der aktuellen Bedrohung tatsächlich ist, fällt es den beteiligten Akteuren von der guten Seite schon schwer genug, sich noch gegenseitig in die Augen zu schauen – schließlich wird jedem von ihnen die Schuld an den jüngsten Ereignissen angelastet …

_Meine Meinung_

Tatsächlich, es erscheint monströs, was sich DC mit dieser seit langem geplanten Serie vorgenommen haben. Auch wenn im ersten Heft nur ein recht zähes und überaus komplexes Vorgeplänkel stattfindet, wird einem schon bewusst, wie tief die Gedanken und Verschwörungen dieser neuen Serie reichen. Über ein ganzes Jahr wollen die beteiligten Autoren die Reihe laufen lassen und dabei grundlegende Dinge ändern, welche die gesamte Zukunft des Comic-Verlags maßgeblich beeinflussen werden. Wie weit man gehen wird, kann man nach den ersten Vorgeschichten sowie dem relativ losen Plot des ersten Magazins jetzt noch nicht sagen. Dass die Angelegenheit aber alleine schon durch die unheimlich starke Position der bösen Mächte in dieser Reihe massive Auswirkungen auf die ganze Umwelt der DC-Comic-Welt haben wird, merkt man sofort.

Zudem ist die Atmosphäre des einleitenden Bandes unheimlich düster. Fast schon melancholisch wirken Superman, Wonder Woman und Batman bei ihrem anfänglichen Aufeinandertreffen, bei dem sie die jüngsten Ereignisse Revue passieren lassen, und diese Stimmung zieht sich weiterhin auch wie ein roter Faden durch den gesamten Band. Überhaupt scheint die Situation dieses Mal wirklich aussichtslos. Lag sonst in den meisten Comics von Beginn an noch ein Fünkchen Hoffnung in der Luft, dass sich schon in Kürze wieder einiges zum Guten wenden wird, treffen hier derart viele negative Szenarien zusammen, dass für keinen der mitwirkenden Helden eine Aussicht auf Besserung besteht. Gemeinsam mit dem Wissen um die anstehenden Veränderungen macht diese besonders bedrohliche Grundstimmung die Magie hinter „Infinite Crisis“ aus. Das Ganze ist einfach so unglaublich groß, dass es selbst für diejenigen Fans, die von Marvel und Co. schon einiges gewöhnt sind, nur schwer greifbar ist.

Crossover hat es ja schon viele gegeben, aber bei kaum einem anderen Konstrukt hatte man dieses stets präsente Gefühl des Überdimensionalen, die Angst wegen des großen Umschwungs, oder aber die weise Voraussicht, hier das vielleicht hoffnungsvollste und zeitgleich gewagteste Projekt, an das sich DC je herangetraut hat, in den Händen zu halten. Eins ist nämlich klar: Sollte es dem Autoren-Team nicht gelingen, über diesen großen Zeitraum dieses hohe Maß an Spannung aufrechtzuerhalten, dann wird die ganze eh schon komplizierte Welt um Batman, Superman und Co. komplett ins Chaos stürzen – und dies wäre für den in Sachen Crossover eh schon leicht gebeutelten Verlag eine totale Katastrophe. Nach der es aber bislang absolut nicht ausschaut …

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Miller, Frank / Varley, Lynn – 300

„Wanderer, kommst du nach Sparta, so verkündige dorten,
du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“
|Epigramm von Simonides am Thermopylen-Denkmal,
Übersetzung von Friedrich Schiller|

Ist sie Wahrheit oder Legende, die Geschichte um die [Schlacht bei den Thermopylen?]http://de.wikipedia.org/wiki/Erste__Schlacht__bei__den__Thermopylen Eine 300 Mann starke Armee von Spartanern leistet mutig bis zum letzten Mann dem zahlenmäßig weit überlegenen Heer von 120.000 Persern erbitterten Widerstand.

Der historische Hintergrund lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei klären. Welche Teile der Geschichte wahr und welche als Legenden einzustufen sind, ist umstritten. Strittig dürften die Überlieferungen auch aufgrund des unter Forschern immer wieder hinterfragten Rufes des Autors sein: [Herodot.]http://de.wikipedia.org/wiki/Herodot Schon Cicero bescheinigte dem Mann nicht nur, der „Vater der Geschichtsschreibung“ zu sein, sondern auch der „Erzähler zahlloser Märchen“. Und so wurde Herodot stets eine mangelnde Differenzierung zwischen Legenden und Wirklichkeit vorgeworfen.

Mythos oder historische Wahrheit – die Schlacht bei den Thermopylen dient so oder so als Kulisse einer Graphic Novel, die nicht ganz zu Unrecht im Laufe der Jahre einen gewissen Kultstatus erlangt hat. Autor dieses Comics ist kein Geringerer als Frank Miller, dessen Werk nicht zuletzt durch die Kinoverfilmung von „Sin City“ wieder mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Auch „300“ wird derzeit verfilmt und soll Anfang 2007 in die Kinos kommen. Die Regie führt Zack Snyder. Grund genug, dass auch der längst vergriffene Comic noch einmal neu aufgelegt wird. Eine Sache, der man sich im Hause |Cross Cult| mit der Herausgabe einer edlen Hardcover-Edition von „300“ würdevoll gewidmet hat.

480 v. Chr. stehen die Perser unter der Herrschaft von König Xerxes I. vor den Thermopylen, einem Engpass des Kallidromos-Gebirges, bereit, Griechenland einzunehmen und zu unterwerfen. 120.000 Perser stehen etwa 7.000 teils zerstrittenen und uneinigen Griechen gegenüber – eine Übermacht gigantischen Ausmaßes. Auf griechischer Seite befehligt der spartanische König Leonidas die Truppen. Im unwegsamen und schwer zugänglichen Gelände der Thermopylen gelingt es Leonidas‘ Truppen, tagelang die Stellung zu halten und den Persern hohe Verluste zuzufügen. Die Spartaner werden zum Symbol für Heldenmut und Kampfstärke.

Als ein gewisser Ephialtes aus den Truppen Leonidas‘ Verrat begeht und zu den Perser überläuft, schlägt die letzte Stunde des Leonidas. Die Perser können dank der Informationen des Ephialtes von zwei Seiten angreifen. Leonidas kämpft mit seiner 300 Mann starken Armee aus Spartanern bis zum letzten Augenblick, kann das gigantische Heer der Perser aber letztendlich nicht aufhalten.

Die Schlacht bei den Thermopylen wurde im Folgenden immer wieder als herausragendes Beispiel für den großartigen Heldenmut und den unbändigen Kampfgeist der Spartaner herangezogen – vorzugsweise von den Spartanern selbst, versteht sich. Aus dieser Geschichte zwischen Legende und Historie hat Frank Miller ein bildgewaltiges Historienepos geschaffen.

Schon beim ersten Durchblättern wird klar, warum es irgendwann so weit kommen musste, dass „300“ verfilmt wird. Miller setzt viel Gewicht auf die Bilder und man sieht beim Lesen den fertigen Film schon fast vor sich. Miller hat ein Faible für besondere Perspektiven, versteht es, einzelne Augenblicke zu einem beeindruckenden Bild einzufrieren. „300“ wirkt wie reinstes Kopfkino.

Miller kreiert eine düstere Stimmung mit intensiven Bildern und würzt das Ganze mit knackigen Dialogen, die kein Drehbuchautor mehr zu verbessern braucht („Einhundert Völker werden über euch kommen. Unsere Pfeile werden die Sonne verdunkeln.“) Oft formuliert Miller kurz und knapp – geradezu spartanisch. Doch stets trifft er den Nagel auf den Kopf, nie werden Worte verschwendet.

Diese knappen, wohlakzentuierten Formulierungen ergeben zusammen mit den teils sehr intensiven Bildern eine nicht zu leugnende atmosphärische Dichte. „300“ ist ein Spiel aus Licht und Schatten, das sehr direkt auf den Leser einwirkt. Heldenmut und brutale Kriegswirklichkeit prallen hart aufeinander. Miller erzählt seine Geschichte mit viel Pathos, aber gleichzeitig mit einer Härte, welche die Brutalität historischer Schlachten ungeschönt darstellt.

Wie schon in „Sin City“, wird auch in „300“ viel Blut vergossen und Miller versucht gar nicht erst, den Leser vor der knallharten Brutalität der Bilder zu schützen. Allzu zart besaiteten Gemütern sei also zur Vorsicht geraten. Der potenzielle Kinogänger kann sich jedenfalls schon mal auf ein buntes Schlachtengetümmel à la „Herr der Ringe“ einstellen.

Gerade bei der erstmaligen Lektüre empfindet man die Figuren (in erster Linie die Spartaner) als geradezu unmenschlich. Scheinbar emotionslos wandeln sie durch die Handlung, mit verhärteten Gesichtszügen, unerschütterlicher Stärke und ohne den Hauch einer Schwäche. Dabei wirft Miller durchaus auch einen kleinen Blick hinter die kampferprobten Krieger Spartas. Ein wenig spartanisches Alltagsleben wird vermittelt, ein Einblick in spartanische Kriegstaktik und Lebensphilosophie vermittelt. Trotzdem tut man sich teils recht schwer, die menschliche Seite der Spartaner zu sehen. Sie leben und kämpfen, als kämen sie von einem anderen Stern.

Alles in allem ist „300“ eine sehr intensive Leseerfahrung. Zeichnungen, die vor Intensität strotzen, und wohlakzentuierte Texte, die es in sich haben. „300“ ist sicherlich ein Comic besonderer Güte, zu dem es wenig Vergleichbares am Markt gibt. Miller hat ein drastisches und intensives Historienepos kreiert, das wie geschaffen für eine [Verfilmung]http://www.powermetal.de/video/review-1048.html ist. Man darf also gespannt sein, was Zack Snyder aus dem Stoff macht. In „300“ steckt in jedem Fall ein großes Potenzial.

Cross Cult:
[www.cross-cult.de]http://www.cross-cult.de

[Offizielle Website zum Film]http://300themovie.warnerbros.com/

Ross, Alex / Krueger, J. / Braithwaite, D. – Justice (1 von 6)

Alex Ross ist ein Verfechter des Silver Ages, einer Zeit aus dem Superhelden-Universum, in dem die Geschichten noch weitaus simpler und die Szenarien nicht ganz so aufgeblasen waren, wie es heuer oftmals der Fall ist. Dementsprechend hat er auch seine neue Serie „Justice“ an diese Zeit angegliedert und eine Story geschaffen, die sehr traditionell ausgerichtet ist, dabei aber die bewährten Stilmittel der Moderne beibehalten kann.

_Story_

Ein apokalyptischer Traum verfolgt die Welt der Superhelden; das Ende der Welt droht und alle sind sie von den grausamen Nachtmahren betroffen. Auch Aquaman kann sich der grausamen Vorstellung der endgültigen Vernichtung nicht entziehen und begibt sich auf der Suche nach Antworten hinaus in seine Meereswelt. Allerdings gehorcht dort niemand mehr seinen Anordnungen. Black Manta hat in der Zwischenzeit das Kommando über die Meerestiere übernommen und lässt den einstigen Helden unbeobachtet verschwinden.

Währenddessen ist Batman dem Riddler auf der Spur, dem es gelungen ist, sich in den Hauptcomputer des Batcaves einzuhacken, auf dem sich neben der Identität aller Superhelden auch weitere Daten befinden, die die Gemeinschaft der Schurke niemals in die Hände bekommen darf. Als er den mysteriösen Bösewicht aber dann stellt, gelingt ihm die Gefangennahme ungewöhnlich leicht. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen …

_Meine Meinung:_

„Justice“, die aktuelle Reihe von Star-Zeichner Alex Ross, wurde in den Staaten bereits Ende letzten Jahres als 12-teilige Serie gestartet. In Deutschland hingegen wird die – ausgehend vom ersten Band – sehr viel versprechende Reihe in sechs Sammelbänden auf den Markt gebracht, von denen nun der erste über |DC/Panini| erschienen ist.

Rein inhaltlich handelt es sich bei „Justice“ wiederum um einen (nicht ganz so umfangreichen) Crossover, bei dem die meisten Superhelden der JLA involviert sind. Im Mittelpunkt stehen dieses Mal zwar nicht wieder nur die üblichen Verdächtigen – sprich Batman und Superman –, allerdings sind es auch dieses Mal wieder genau diese, die die Welt vor der neuen, noch unbekannten Bedrohung retten müssen. Zu ihnen stoßen mit Flash und Aquaman zwei eher selten auftauchende Mitglieder der JLA, die jedoch im Gegensatz zu ihren schier übermächtigen Partnern nie so richtig zum Zuge kommen. Schließlich wird Aquaman entführt, wohingegen Flash lediglich als Superheld der zweiten Reihe vorgestellt wird – zumindest tritt er in den wenigen Szenen, in denen er herandarf, so auf.

Aber noch einmal zurück zur grundlegenden Ambition von Ross und seinem Co-Autor Jim Krueger. Die Idee, „back to the basics“ zu gehen, wurde vom diesem Team wunderbar umgesetzt und wirkt im direkten Vergleich zu den riesigen, umfassenden Serien dieser Zeit auch nicht kontraproduktiv. Vor allem die etwas erfahrenen Leser werden sich über die gradlinige, auch zeichnerisch relativ einfach inszenierte Handlung freuen, da man hier nie in Versuchung kommt, sich von äußeren Einflüssen vom Plot ablenken zu lassen.

Auch inhaltlich ist die neue Story wirklich sehr stark. Es liegen verschiedene, hier noch kaum fassbare Mysterien in der Luft; so zum Beispiel das genaue Verbleiben von Aquaman, die Motivation hinter dem Attentat von Black Manta sowie die sonderbare Aura des Riddlers; alles Sachen, die über mehrere Cliffhanger gekonnt zum nächsten Band überleiten und die eh schon hohe Spannung auch über die einleitenden Geschichten hinaus erhalten. Insofern kann man also auf jeden Fall von einer sehr gelungenen Umsetzung – und das in jeglicher Hinsicht – reden.

Das Fazit habe ich somit auch schon vorweggenommen. Hier reift ein neues Highlight im Universum von |DC Comics| heran, einerseits simpel, stilistisch und inhaltlich aber dennoch komplexer angelegt. Nicht zuletzt wegen der tollen Charakterzeichnungen der eher seltener auftretenden Figuren zum Abschluss des Heftes ist diese Investition absolut lohnenswert.

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Morrison, Grant / Quitely, Frank – All Star Superman 1

Mit der neuen Serie „All Star Superman“ hat sich Grant Morrison einen lange gehegten Traum erfüllt. Schon seit langer Zeit spielt der Autor solcher Comics wie „Doom Patrol“, „JLA“, „Arkham Asylum“ und „New X-Men“ mit der Idee einer eigenen Superman-Adaption, doch erst jetzt hat er seine Pläne in die Tat umgesetzt. Dieser Tage erscheint nun der erste Teil einer auf 12 Hefte ausgelegten Serie um den beliebten Superhelden, gleichzeitig aber auch eines der düstersten Kapitel in seiner Laufbahn als Retter der Menschheit.

_Story_

Bei der Rettung der Crew einer Weltraum-Sonde, die sich in unmittelbarer Nähe zur Sonne aufhielt, hat Superman eine riesige Menge Sternenstrahlung abbekommen, die seine Superkräfte noch einmal um ein Dreifaches vermehrt hat. Auch seine Intelligenz wurde durch das Übermaß der Strahlung enorm gesteigert. Allerdings hatte die Sache auch eine Kehrseite: Die Zellen des Helden konnten die gewaltige Strahlung nicht verarbeiten und sterben langsam ab. Damit ist Lex Luthor, der Superman in diese Falle gelockt hat, das gelungen, was ihm in unzähligen zuvor getätigten Versuchen nicht gelang: den Tod Supermans einzuleiten.

Vor seinem unvermeidbaren Ableben setzt sich Superman alias Clark noch einmal sehr intensiv mit seiner Kollegin Lois in Verbindung und offenbart ihr nach langen Jahren der Zusammenarbeit sein wahres Ich. Doch die Reporterin will ihm nicht Glauben schenken und glaubt bei ihrer Reise in die Festung der Einsamkeit sogar, dass sie einer Manipulation auf den Leim gegangen ist – bis sie dann tatsächlich hinter die wundersame, aber auch grausame Wahrheit blickt …

_Meine Meinung:_

Derzeit scheint der Tod verschiedener Superhelden im DC-Universum ein sehr beliebtes Thema zu sein, besonders stark durch die gerade begonnene „Infinite Crisis“ begleitet. Allerdings funktioniert diese Serie losgelöst vom gewaltigen Crossover der berühmten Comic-Schmiede. Grant Morrison hat hier eine gänzlich eigenständige, im Großen und Ganzen auch recht simple Story geschmiedet, die sich ausschließlich dem Schicksal von Superman widmet. Der immerstarke Superheld sieht sich erstmals ernsthaft mit dem Tod konfrontiert und legt nur noch auf zwei Dinge einen gehörigen Wert: Erstens muss ein adäquater Nachfolger gefunden werden, und zweitens soll die von ihm seit Jahren geliebte Lois endlich das Geheimnis seiner Identität in Erfahrung bringen.

Die Geschichte ist ganz ansprechend in Szene gesetzt worden, jedoch fehlt es dem Comic bisweilen ein wenig an Atmosphäre. Grundsätzlich ist die Handlung recht traurig, wird aber meines Erachtens besonders in den Dialogen zwischen Lois und Superman nicht immer genau so dargestellt. Zudem fehlt es der Story speziell in der zweiten Hälfte an fortschrittlichen Ideen. Die seltsame Kammer, die Lois auf Supermans Geheiß nicht betreten darf, ist der einzige echte Spannungsfaktor, wird aber anschließend ziemlich albern aufgelöst. Lediglich der Cliffhanger, der zum nächsten Band überleitet, lässt einiges erwarten und bietet auch eine echte Überraschung auf.

Davon abgesehen ist der Comic ganz ordentlich und in seiner Simplizität auch konsequent weiterentwickelt worden. Im Textepilog wird auch noch mal klar betont, dass der Autor nicht beabsichtigt hat, eine allzu komplexe Handlung zu kreieren, sondern stattdessen immer hautnah am Geschehen um Clark und Lois bleiben wollte. Diesbezüglich kann man Morrison auch ein Kompliment machen, denn das Verhältnis der beiden wird stringent bis zum Ende durchgearbeitet und bekommt durch die ständigen Zweifel von Seiten Lois’ stets neue Würze. Schade nur, dass der Mangel an Spannung dadurch nicht vollständig kompensiert werden kann, denn dieser ist – neben den ebenfalls sehr simplen Illustrationen von Frank Quitely – das einzige Kriterium, das in „All Star Superman“ nicht ganz befriedigend erfüllt wird. Ansonsten jedoch ist der Auftakt dieser neuen Reihe recht ordentlich geworden und sollte gerade für Fans der eher emotionalen Heldengeschichten ziemlich interessant sein.

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Hyung, Min-Woo – Priest – Band 9

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707
[Band 4 1709
[Band 5 1720
[Band 6 2515
[Band 7 2516
[Band 8 2575

_Story_

Getrieben von seinem unbändigen Hass treibt Ivan Isaacs seinen blutigen Rachefeldzug weiter voran und stellt sich den gefallen Engeln, die sein Gegenspielers Temozarela befehligt. Nacheinander löscht er seine Kontrahenten mit seinen Silberkugeln aus, bis er schließlich auf seinen bis dato mächtigsten Gegner Acmode stößt. Es kommt zu einem erbitterten Kampf, bei dem Acmode nicht nur seine unzähligen Handlanger ins Rennen schickt, sondern auch mentale Geschicke für sich spielen lässt, um den wiedergeborenen Zögling Belials zu vernichten. Doch Isaacs können die Angriffe seines Gegenübers nichts mehr anhaben, und als schließlich nur noch die beiden Protagonisten des Kampfes übrig bleiben, bahnt sich eine gewaltige Blutrache an …

_Meine Meinung_

Min-Woo Hyung wählt im neunten Band seiner Reihe einen sehr gewaltsamen und stellenweise auch überaus brutalen Weg, bei dem der Autor vor absolut keiner Grausamkeit mehr zurückschreckt. Dies ist teilweise ziemlich abstoßend und meines Erachtens auch übertrieben, so zum Beispiel in der Szene, in der Acmode das kleine Mädchen Christine auf seinem Opfertisch seziert und so den Hass seines Gegenspielers Isaacs nur noch weiter in die Höhe treibt. Solche Szenen fordern geradezu nach einem Verbot der Jugendfreigabe und bieten nach acht durchweg überzeugenden Werken den ersten Angriffspunkt für Hyungs viel gelobte Serie „Priest“.

Doch auch sonst hat sich einiges verändert. Mittlerweile sind Dialoge zur absoluten Seltenheit geworden und machen stattdessen Platz für gehaltvolle Monologe sowie die bereits beschriebene brutale Action. Speziell die erste Hälfte des neunten Buches ist ein wahrer Blutrausch, bei dem nicht nur Isaacs alles eliminiert, was sich ihm in den Wege stellt, sondern auch die Schergen Temozarelas für Tod und Vernichtung sondergleichen sorgen. Zeichnerisch kann Hyung hier allerdings seine ganze Klasse beweisen. Tolle kräftige Bleistiftskizzen dominieren das Bild und versinnbildlichen das Chaos, das sich im Wilden Westen jener Tage abspielt, nahezu perfekt. Das Problem besteht lediglich darin, dass der Autor und Zeichner dabei kaum noch Wert auf Details gelegt hat. Besonders die Figuren sind nur schwerlich voneinander zu unterscheiden, was man aber auch dahingehend interpretieren kann, dass Hyung bei der Darstellung der bösartigen Instinkte ein ziemlich homogenes Bild schaffen wollte. Und das ist ihm schließlich auch sehr schön gelungen.

Die Handlung schreitet indes weiterhin sehr temporeich vorwärts. Der Rachefeldzug stößt auf einen neuen ‚Endgegner‘, der nicht minder hasserfüllt ist als Isaacs selber. Ebenso wie der wiederauferstandene Rächer wurde auch Acmode von seinem Gott verlassen und kanalisiert seinen Frust nun in purer Gewalt, wie etwa in der eben beschriebenen Sezierungsszene. Ivan hingegen hat nur eines im Sinn: Alles zu vernichten, was mit Temozarela im Bunde ist, und damit auch Gena die Ehre zu erweisen bzw. seinen Pakt mit Belial zu erfüllen. Letzterer taucht als Medium auch wieder auf und führt mit Acmode eine Diskussion über die Hintergründe des jeweils verlorenen Glaubens, die nicht nur den inhaltlichen Schwerpunkt, sondern auch die Einleitung für das Finale darstellt – welches übrigens erst im nächsten Band ausgetragen wird. Zum Schluss gibt es dann noch einen kurzen, schon mehr humorvollen Epilog, in dem Hyung sich selber zeichnerisch darstellt und die Motivation zur Hinterfragung des Glaubens kurz beleuchtet, dabei auch preisgibt, dass er, ganz gleich, wie es um seine Gottgläubigkeit bestellt ist, ebenfalls hofft, eines Tages in den Himmel zu kommen. Nach all der Gewalt also doch noch ein versöhnlicher Abschluss der neunten Episode.

_Fazit_

Es geht verdammt hart zu in „Priest – Band 9“, und das kann einem auch bisweilen ziemlich bitter aufstoßen. Min-Woo Hyung geht keine Kompromisse mehr ein und widersetzt sich in den grafischen Racheakten jeglichen Tabus, manchmal auch über den guten Geschmack hinaus. Dies gilt es auf jeden Fall zu kritisieren, wenn auch losgelöst von der weiterhin fabelhaften Handlung. Das bislang makellose Gesamtbuch „Priest“ hat damit seinen ersten dunklen Farbtupfer bekommen, der jedoch noch nicht als düsteres Kapitel zu bewerten ist. Man kann es eben manchmal auch übertreiben, und das hat der Autor dieses Mal nicht berücksichtigt. Ansonsten bietet der neunte Teil aber mal wiederbeste Action-Kost und feinste Horror-Stimmung. Schade lediglich um das überflüssig vergossene Blut.

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Bendis, Brian Michael – Double Trouble (Der ultimative Spider-Man 3)

Die dritte Ausgabe der Sammelbände aus der Reihe „Der ultimative Spider-Man“ hält eine ganze Menge Highlights bereit. Unter anderem findet hier der erste Auftritt der ultimativen Gwen Stacy statt. Außerdem kehrt eine Legende aus der Welt von Spider-Man zurück: der wahnsinnige Doktor Octopus, vielen sicherlich auch bekannt aus dem zweiten Kinofilm um den mutierten Spinnenmenschen. Und als wäre dies nicht schon genug, taucht auch Kraven der Jäger in diesem schicken, 180 Seiten starken Paperback zum ersten Mal auf.

_Story_

Peter Parker scheint entlarvt – zumindest glaubt das ein Mitschüler, der einen ernsthaften Verdacht hat, wer genau hinter dem mysteriösen, in der Presse als Bösewicht verschrienen Spider-Man steckt. Im Zuge eines Wettbewerbs, bei dem sich die Schüler als Superhelden verkleiden sollen, ist die Stimmung innerhalb der Klasse von Peter eh schon ziemlich angeheizt, da nichts anderes mehr zum Thema gemacht wird.

Peter hingegen hat ganz andere Sorgen: Durch ein gescheitertes Projekt sind dem Versuchskaninchen Otto gleich mehrere Tentakel angewachsen. Der schroffe Mutant ist darüber gar nicht erfreut und trachtet bereits nach Rache, während sein Schöpfer sich anderweitig mit intriganten Machenschaften beschäftigt. Allerdings schreckt der als Doktor Octopus zu neuem Leben erwachte Otto auch nicht davor zurück, seine Opfer zu töten, was wiederum Spider-Man als Retter eines jeden Menschenlebens auf den Plan ruft. Doch dieser kann nicht so frei wie gewünscht agieren. Zum einen liegt ihm seine störrische Tante May mit belehrenden Vorwürfen im Rücken und gestattet ihm dabei kaum Freiheiten; zum anderen hat sich unlängst der gescheiterte Fernsehstar Kraven wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, als er in einer neuen Show seine Jagd auf Spider-Man angekündigt hat. Harte Zeiten für einen Superhelden, der nebenbei auch noch die Beziehung mit seiner eifersüchtigen Freundin Mary-Jane und seinen Job beim Bugle-Magazin auf die Reihe bekommen muss …

_Meine Meinung:_

Den dritten Sammelband dieser Reihe muss ganz klar diffenrenziert betrachten, soll heißen, Story und Übersetzung sind getrennt zu bewerten. Leider ist es nämlich so, dass die deutsche Fassung dieses Heftes wirklich schwach übersetzt wurde und so viele moderne, zweideutige Witze enthält, dass dem erfahrenen Leser manchmal sogar richtig übel werden kann. Gerade Spider-Man lässt einige Sprüche vom Stapel, bei denen man sicherlich nicht begeistert schmunzeln, sondern eher verärgert mit dem Kopf schütteln wird. Ein Beispiel ist eine Szene aus dem finalen Kampf mit Doktor Octopus, in dem er den Gegner fragt, ob er gewisse Utensilien aus dem Otto-Katalog bestellt hat. Fast noch schlimmer ist ein Ausschnitt ganz zum Anfang der Geschichte, in dem sogar die Pop-Band |No Angels| mit einem herablassenden Kommentar gewürdigt wird. Ich kann mir dabei jedenfalls nicht vorstellen, dass Autor Brian Michael Bendis nach solchen pseudo-humorvollen Texten in der hiesigen Version getrachtet hat, und dementsprechend groß ist schließlich auch die Enttäuschung af diesem Gebiet.

Hinsichtlich der Story ist dieser dritte Band allerdings alles andere als enttäuschend, sondern im Großen und Ganzen ziemlich genial. Angefangen bei der Auferstehung des verrückten Doktors über die Grabenkämpfe zwischen FBI und der Polizei bis hin zu den vielen rasanten Showdowns entwickelt sich hier eine temporeiche Action-Handlung, bei der lediglich das überschüssige Pathos stellenweise etwas zu dick aufgetragen wurde. Doch daran sollte man sich letztendlich weniger stören als an der biederen Übersetzung. Dazu ist noch zu sagen, dass Brian Michael Bendis immer in den Momenten, in denen er abzuwschweifen droht, geschickt die Kurve bekommt. So glaubt man zum Beispiel kurz vor dem letzten Auftritt Spider-Mans, dass sich der Autor zu sehr auf die Beziehung zwischen Peter Parker und Mary Jane einlässt; an anderer Stelle liegt die Befürchtung nahe, der Streit zwischen den ausübenden Gewalten des Gesetzes würde überhand nehmen. Und wieder andernorts droht der Konflikt zwischen Doktor Octopus und seinem Gegenspieler Justin Hammer zu früh zu eskalieren. Doch all das passiert nicht, weil Bendis seiner Linie treu bleibt und diese mittels der gradlinigen Erzählung auch sehr strikt und konsequent weiterspinnt – bis zum sehr gelungenen, aber eben sehr pathetischen Ende.

Band 3, Untertitel „Double Trouble“, hat auf jeden Fall seine Schwächen, die aber keinesfalls am Original festzumachen sind. Story und auch die sehr bunten und überaus gelungenen Zeichnungen von Mark Bagley sind durchweg überzeugend; nur die Sprache mitsamt ihrer überzogen modernen Inhalte und der etwas zu sehr heroische Unterton erweisen sich zwischenzeitlich als Störfaktoren, die man aber trotzdem noch verschmerzen kann. Ultimativ ist „Double Trouble“ daher sicher nicht, lesenswert aber immer noch allemal.

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Felden, Thorsten / Meininghaus, Jan – Signum Mortis – Erinys

|Das Lack-und-Leder-Weibchen Erinys dient dem Musikmagazin |Sonic Seducer| als Maskottchen. Comicstrips in Zeitungen nicht unähnlich, tritt sie dort einmal im Monat auf und unterhält die Leser mit düsterem Gerede. Der kürzlich bei |Ehapa| erschienene Sammelband „Signum Mortis“ stellt den gegenwärtigen Höhepunkt der Serie dar. Man fragt sich allerdings, ob das wirklich sein musste.|

„Schwarz ist eigentlich keine Farbe.“ Meine Kunstlehrerin war immer recht penibel. Sie wusste, dass ich die Farbe mochte und häufig schwarze Kleidung trug. Während ich pinselte, genoss ich die Vorstellung, dass meine Hose und mein Pullover streng genommen gar keine Farbe hatten, sondern sich irgendwie abhoben. Die ihnen innewohnende Verneinung machte sie meiner Ansicht nach zu etwas Besonderem. Was ich übersah: Innen und Außen sind zwei verschiedene Dinge.

Vermutlich geht es Thorsten Felden und Jan Meininghaus mit ihrem Werk „Signum Mortis – Erinys“ ähnlich. Auf jeden Fall hat ihre Hauptfigur eine Affinität zu Schwarz. Erinys, eine junge Frau mit schweren Stiefeln, enger Lederhose und einem Lackoberteil, wandert in den Straßen einer namenlosen Stadt umher. Sie bewegt sich im Niemandsland zwischen Leben und Tod, weiß nicht so recht, woher sie kommt und wohin sie geht. Der Name Erinys erinnert nicht umsonst an die Erinyen, jene griechischen Rachegöttinnen, die überall dort auftraten, wo zu Unrecht Blut vergossen wurde.

Erinys Existenz ist ein merkwürdiger Schwebezustand, der das ganze Album über anhält. Obwohl Nebenfiguren wie die Gerichtsmedizinerin oder der Kommissar auftauchen, ist sie weitgehend mit sich selbst beschäftigt. Sie befindet sich in einer inneren Isolation und ist auf der Suche nach sich selbst. Auf ihrer Reise begegnet sie urbanen Bösewichtern wie dem Kinderschänder oder dem Drogendealer. Durch eine Berührung an der Stirn entzieht sie ihnen das Leben.

Die Geschichte wendet sich an einen pubertären Leser, gaukelt Tiefgang vor und bleibt dabei Teil der Oberfläche, die sie eigentlich durchbrechen will. Erinys ist ein Trendprodukt. Seelenlos und distanziert tritt die Protagonistin dem Leser entgegen. Von emotionaler Anteilnahme kann da keine Rede sein, die Spannung bleibt auf der Strecke. Auf gleiche Weise dümpelt der visuelle Teil des Werks vor sich hin. Die Seiten sind als Kollagen und Bilderfolgen gestaltet, überzeichnet und von dunklen Tönen geprägt. Originell oder einprägsam kann man diese Arbeit nicht nennen.

Schlagen wir den Bogen zurück zum Anfang. Schwarz ist eigentlich keine Farbe. Und „Signum Mortis – Erinys“ ist eigentlich keine tiefgreifende Geschichte über Leben und Tod und den Sinn der Welt, obwohl die Autoren diesen Eindruck gerne erwecken würden. Eigentlich ist der Band eine Foto-Love-Story, allerdings nicht für die Pop-Hörer der |Bravo|, sondern für die Gothic- und Metal-Freunde des |Sonic Seducer|. In Erinys geht es zwar nicht um Dreiecksbeziehungen und den ersten Koitus, aber die Qualitäten ähneln sich. Nichts Besonderes, eben in Schwarz.

Holguin, Brian & McFarlane, Tod – Spawn 71

_Story_

Nyx besucht den schwer verletzten Al Simmons im Krankenhaus und ringt währenddessen immer noch hart mit ihrer Entscheidung. Der Dämon mit den drei Narben über dem Auge hat sich ihrer fast gänzlich angenommen, doch Nyx ist nicht bereit, ihren Kompagnon zu hintergehen. Aber sie hat keine Wahl und muss sich ihrem Schicksal beugen. Um selber in die Hölle zu gelangen und damit auch Thea zu erreichen, geht sie einen Pakt mit dem teuflischen Dämon ein. Durch eine Verbindung mit Spawn gerät sie schließlich an den Ort ihrer Wünsche, ist sich aber gewiss, dass dieser Verrat nicht ungestraft bleiben kann …

_Mein Meinung_

Mit Band Nr. 71 wird eine neue Mini-Serie in der „Spawn“-Geschichte eingeleitet, die aber noch immer von den Auswirkungen der riesigen Verwüstung in New York aus dem letzten Band zehrt. Al Simmons hat die große Explosion schwer verletzt überlebt und ist nun dem Willen von Nyx vollkommen ausgeliefert. Doch diese nutzt die sich bietende Chance nicht sofort, schließlich sind ihre Zweifel noch zu groß. Als sie dann aber doch mit der unbewussten Hilfe von Spawn in die Unterwelt abtaucht und sich selbst in der Lebenswelt des Teufels wiederfindet, weiß sie, dass eine ganz neue Ära beginnt, sowohl für sie als auch für Spawn – und natürlich auch für die Leser, die nach der gerade abgeschlossenen Metzel-Reihe auch mal wieder etwas mehr Story eingefordert haben.

Trotzdem aber ist dieses Heft nur eine Überleitung, die noch ganz klar auf der letzten Story aufbaut. Der Zwiespalt von Nyx wird hier endlich mal adäquat wiedergegeben, und schließlich ist auch nur dessen Lösung das nötige Element, um die Serie und die durchgehende Handlung voranzutreiben und ihr neue Möglichkeiten zu eröffnen. Damit steht die 71 aber auch im ganz krassen Gegensatz zum direkten Vorgänger; stand dort noch die pure Anarchie über der Handlung, verfolgt die sehr nachdenkliche Nyx hier bisweilen sogar einige sehr weitsichtige, philosophische Gedanken, die schon fast wieder einen übertrieben breiten Raum einnehmen. Richtig Schwung bekommt die Story nämlich erst am Ende, als sich fragliche Dame tatsächlich in die Hölle katapultiert und somit erst so richtig in das neue Abenteuer hineinstartet – leider aber erst mal nur bis zum abschließenden Cliffhanger, welcher der Serie nun aber wieder eine weitaus mehr versprechende Zukunftsperspektive verleiht und somit die zwischenzeitlich ideenlosen Ansätze hoffentlich auch bald wieder ablösen wird.

Auch in Sachen Zeichnungen scheint sich etwas zu tun; bereits zum Ende hin wird Angel Medina von einem gewissen Nat Jones ersetzt, dessen weitaus düstererer Stil wunderbar zum neuen Leitthema passen will. Nach den farbenfrohen Skizzen Medinas erwarten den Leser nun wieder eine zeichnerisch weitaus skeptischere Grundstimmung und damit auch das, womit die „Spawn“-Reihe einst bekannt wurde. Und das ist natürlich sehr zu begrüßen.

Tja, es geht wieder bergauf, und zudem kommt merklich frischerer Wind in die Handlung hinein. In der neuen Welt werden wieder größere Entwicklungsräume geschaffen und möglicherweise auch ganz neue Charaktereigenschaften zum Tragen kommen. Aber man muss jetzt erst einmal abwarten, wie es weitergeht. Sollten die positiven Ansätze des aktuellen Sub-Plots „Hellbound“ im nächsten Band bestätigt werden, sollten „Spawn“-Fans fortan auch wieder zu einem höheren Prozentsatz auf ihre Kosten kommen. Und das war nach der zwischenzeitlichen Ernüchterung auch zwingend nötig!

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Holguin, Brian & McFarlane, Tod – Spawn 70

_Story_

New York droht im Chaos zu versinken. Nach Spawns Niederlage gegen den mächtigen Violator hat dieser in Gestalt des Clowns die ganze Stadt aufgewühlt und sie der Verwüstung ausgesetzt. Überall treiben die verschiedenen Inkarnationen der Clowns ihr Unwesen, verbreiten Schrecken und Anarchie und weihen die einst so stolze Stadt dem Untergang. Spawn ist derweil nur auf Schadensbegrenzung aus; er weiß, dass er nicht jeden einzelnen Bürger vor der drohenden Katastrophe retten kann. Doch er muss sich dem erneuten Zweikampf mit seinen maskierten Widersachern stellen, um zumindest die vielen Unschuldigen zu beschützen. Doch das ist leichter gesagt als getan …

Derweil steht Nyx zwischen den Fronten. Es gibt nur eine Möglichkeit, ihre verstorbene Freundin Thea zu erlösen, und die besteht darin, Spawn an den Dämon mit den drei Narben über dem Auge zu verraten. Und da ihr alle Mittel recht sind, um diesen Herzenswunsch zu erfüllen, steht Spawn ein weiterer Rückschlag bevor.

_Meine Meinung_

Im Jubiläumsband, der 70. Ausgabe der deutschsprachigen Reihe, wird die Serie um die tausend Clowns weiter fortgesetzt, damit aber auch das Gemetzel und die vielen plumpen Kampfszenen, mit denen sich die Serie bereits seit Anbeginn der neuen Sub-Reihe herumschlägt. Überall gibt’s nur Kämpfe, Kämpfe, Kämpfe, seien es nun die etwas größer angelegten Duelle zwischen Spawn und seinen schier übermächtigen Gegnern, oder aber die Straßenfights, die sich nach dem Einbruch des Chaos in New York manifestiert haben. Nun, dem Action-Liebhaber wird’s sicher gefallen, schließlich hat Angel Medina graphisch wieder einige Leckerbissen beigesteuert, von denen selbst dieser schwache bis durchschnittliche Plot noch zehren kann. Wenn es also um die Darstellung der Schlachten und Verfolgungsjagden geht, kommen Fans wieder voll auf ihre Kosten.

Jedoch kann die Story in diesem Fall kaum mithalten, zumal hier viele wichtige Handlungseinheiten nur kurz angeschnitten werden, obwohl sie eigentlich einen größeren Rahmen verdient hätten. So zum Beispiel auch die Entscheidung von Nyx, die sich nach wie vor schwer tut, Spawn in die Parade zu fahren, der aber letztendlich kaum eine andere Wahl bleibt. Im Gegensatz zur massiven Veräußerung der Duelle zwischen Clowns und Heldenfigur Spawn kommt dieser Part irgendwie viel zu kurz, so dass die sich hieraus ergebenden Resultate als selbstverständlich hingenommen werden müssen.

Es ist einfach ein bisschen lieblos aufgebaut, dieses 70. Heftchen. Die Geschichte ist viel zu simpel, die Action trotz feiner Illustrationen und Überpräsenz nach einiger Zeit gesättigt und die Atmosphäre bei weitem nicht so beklemmend wie in vielen vorangegangenen Bänden. Im gesamten Universum des populären Action-Helden ist das fünfteilige „A Thousand Clowns“ sicherlich einer der schlechtesten Serienteile, mit diesem Band aber glücklicherweise zu Ende. Daher spare ich mir jetzt auch alles Gemeckere und schaue lieber mit Freude auf einen neuen Band und damit auf eine neue Mini-Serie voraus. Eigentlich kann es nämlich jetzt nur noch bergauf gehen …

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Hyung, Min-Woo – Priest – Band 8

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707
[Band 4 1709
[Band 5 1720
[Band 6 2515
[Band 7 2516

Nachdem Ivan Isaacs endlich wieder zur Besinnung gekommen ist und realisiert hat, dass ein Weiterleben mit seiner verstorbenen Geliebten Gena nicht mehr möglich ist, lässt er sich zunächst widerwillig, dann aber doch ohne große Gegenwehr auf einen Pakt mit Belial ein. Nur durch dieses Bündnis wird es möglich sein, den rachsüchtigen Temozarela und seine finsteren Schergen aufzuhalten und zu vernichten. Doch auf den Kopf von Isaacs sind ständig größer werdende Prämien ausgesetzt, so dass sein Rachefeldzug unter erschwerten Bedingungen stattfindet. Neben den flinken Kopfgeldjägern hat es auch Marshal Coburn auf Ivan abgesehen. Seinem Team geht es aber nicht um das Kopfgeld, sondern nur um Antworten von Ivan …

Währenddessen erforschen Lizzie und ihre Männer das Wesen Temozarelas, suchen aber gleichzeitig auch nach einem Gegenmittel für die Infektion, die Lizzie sich zugezogen hat. In ihr wächst nämlich auch langsam das Zombie-Gen heran, und sollte es ihren Freunden nicht gelingen, rechtzeitig Hilfe herbeizuholen, ist das junge Mädchen ebenso dem Tod geweiht wie vor ihr Gena …

_Meine Meinung_

Band 8 der „Priest“-Reihe steht ganz klar im Zeichen von Ivan Isaacs, der seiner Hauptrolle in dieser Manhwa-Serie nach den ganzen komplexen Zwischenfällen sowie der ausführlichen Vergangenheitsaufarbeitung wieder vollkommen gerecht werden kann. Hasserfüllt, gleichzeitig aber auch zwiegespalten, was seine zweckdienliche Verbindung mit Belial betrifft, beginnt er seinen Rachefeldzug und mutiert in Nullkommanix wieder zu der coolen abgebrühten Erscheinung, die wir zu Beginn der Geschichte kennen gelernt haben. Dementsprechend macht der ‚Horror-Cowboy‘ auch keine Kompromisse während der Kampfhandlungen und jagt seine Gegner ins Jenseits, noch bevor diese ihre üblen Ankündigungen in die Tat umsetzen können. Das Prekäre daran: Ausgerechnet die Menschen, die von Isaacs‘ Einsatz nur profitieren können und durch seine Unterstützung in naher Zukunft die eigene Haut retten könnten, widersetzen sich dem kampfeslustigen Ivan.

Die eigene Haut retten kann die verdorbene Diebin Lizzie ohne fremde Hilfe indes nicht mehr. Einige Gefährten und Priester haben sich um die Gefangene geschart und versuchen mit dem Wissen über Temozarela das Leben von Lizzie zu retten und sich selber vor der drohenden Gefahr zu schützen. Auch wenn dies hoffnungslos erscheint.

Die aktuelle Episode erzählt in zwei verschieden ablaufenden Handlungsebenen über das Schicksal der hier erkorenen Hauptpersonen Ivan und Lizzie und deren teils mageren Zukunftsaussichten. Wenn auch nur auf einem sehr oberflächlichen Level, verbindet die beide etwas, nicht zuletzt weil Lizzie und die ehemalige Geliebte Isaacs‘ eine gewisse Ähnlichkeit miteinander haben. Allerdings treffen sie in Band 8 (noch?) nicht aufeinander und lassen den Leser nur vage erahnen, inwieweit sich zwischen den beiden eine Beziehung – welcher Art auch immer – entwickeln wird.

Darüber hinaus verfolgt Autor Min-Woo Hyung eine sehr direkte Linie. Zwar wird mit der Geschichte um Lizzie ein neuer Nebenschauplatz eröffnet, doch im Großen und Ganzen lässt er die Handlung recht zügig voranschreiten und erzählt ohne größere Umschweife von der dämonischen Rückkehr des Ivan Isaacs. In diesem Sinne ist „Priest 8“ im Rahmen dieser Reihe auch vergleichsweise leichte Kost und erfüllt lediglich die Kriterien einer notwendigen Fortsetzung. Dies ist aber bitte nicht negativ zu verstehen, denn Spannung liegt zur Halbzeit der 15-bändigen Serie immer noch in erhöhtem Maße in der Luft. Und dass nicht jeder einzelne Teil den vorangegangenen übertreffen kann, ist auch klar. Daher gehen trotz reduzierter Komplexität und relativ simpler Fortschritte beim Plot nach wie vor beide Daumen steil in die Höhe!

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Mignola, Mike & Golden, Christopher & Sniegoski, Tom – Hohle Erde (B.U.A.P. 1)

Als die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, kurz B.U.A.P., ihre auf mysteriöse Weise verschwundene Agentin Liz Sherman aus der Gefangenschaft geheimnisvoller Mächte retten muss, steht sie plötzlich ohne eine echte Führungspersönlichkeit da. Hellboy hat die Behörde nach dem „Siegerwurm“-Einsatz verlassen und den Fischmenschen Abe Sapien, den zweiten prominenten Kopf der Gemeinschaft, damit sich selber überlassen. Der wiederum bekommt aber Unterstützung von einem neuen Gehilfen, dem deutschstämmigen Johann Kraus, der nach einer gescheiterten Seance nicht mehr in seinen Körper zurückkehren konnte und deswegen in einem fremden Körper ohne Gesicht sein Leben bestreitet. Zunächst ein wenig von seinem neuen Kollegen angewidert, begibt sich Abe gemeinsam mit ihm und seinem Freund Roger ins Innere der Erde, um dort die verschwundene Agentin zu suchen. Ein Einsatz mit Folgen …

Außerdem muss sich Abe Sapien einigen Gefahren in der Südsee stellen. Unter anderem kommt hier auch der legendäre Held Lobster Johnson wieder zum Zuge, der einem verrückten, experimentierfreudigen Professor das Handwerk legen muss.

_Meine Meinung_

|Marvel| haben es unzählige Male vorgemacht, nun lässt auch Mike Mignola lange angekündigten Versprechen Taten folgen. Die Erweiterung seines Universums um den berüchtigten Hellboy nimmt in „B.U.A.P.“ zum ersten Mal konkrete Züge an. Die Geschichten um den höllischen Mutanten schienen ausgereizt, und so gönnt dieser sich erst einmal eine Auszeit, um Abe Sapien, Roger und dem neuen Verbündeten Johan Kraus das Feld zu überlassen. Gerade der Fischmensch hatte sich aber auch in einigen vorangegangenen Comics schon zu einem echten Konkurrenten für Hellboy entwickelt und bekommt jetzt seitens des Autorenteams (neben Mignola bestehend aus Christopher Golden, Tom Sniegoski und Brian McDonald) endlich seine eigene Geschichte, mit der er aus dem gewaltigen Schatten heraustreten kann – was ihm übrigens in der ersten Erzählung, dem Namensgeber „Hohle Erde“, prima gelingt.

Dieses erste Abenteuer sticht übrigens auch sehr deutlich heraus, wohingegen die drei vergleichsweise kurzen Storys lediglich ganz nett sind, aber eben nicht ganz so intensiv begeistern wie die Suche nach der verschwundenen Liz Sherman im ersten Band. Ganz gleich, wenn Zeichner Ryan Snook in „Hohle Erde“ die wohl (bewusst) unsaubersten Skizzen beisteuert und der Handlung somit auch zwischenzeitlich eine ziemlich schaurige Atmosphäre verleiht. Der Zeichner bleibt dem Stile der „Hellboy“-Comics dabei weiterhin treu und gestaltet die Illustrationen in einer schlichten S/w-Optik, bei der es lediglich manchmal schwer fällt, die Hauptcharaktere auseinander zu halten. Abe Sapien und Johan Kraus gleichen sich nämlich von ihrer Hinterseite ziemlich stark.

Davon abgesehen, ist Snook’s Werk eine weitere Augenweide, die den sechs vorherigen Werken aus der Feder von Mignola in nichts nachsteht. Für Einsteiger mag das zwar sehr gewöhnungsbedürftig sein, Kenner werden den Stil, der sich im Groben auch durch die anderen drei Kapitel zieht, sofort zu schätzen wissen.

Hinsichtlich der Story erinnert die Hauptgeschichte stellenweise an die ersten Gehversuche im Horror-Bereich und weist bezüglich der unheimlich dichten Atmosphäre eine deutliche Vorliebe für das britische Kino der Fünfziger auf. Dies mag sicher zu einem großen Teil an den S/w-Zeichnungen liegen, wird aber auch durch die grundsätzlich beklemmende Grundstimmung des Plots gerechtfertigt, und dies in allen vier Sinneinheiten. So ist es dem Autoren- und Zeichnerteam auch fabelhaft gelungen, den unkonventionellen Ansatz der ersten „Hellboy“-Comics beizubehalten, die Geschichte aber auch ohne den wichtigsten Akteur und früheren Namensgeber überzeugend weiterzuführen. „B.U.A.P. 1: Hohle Erde“ kann nämlich definitiv für sich selber stehen und braucht nicht dringend die Vorläufer zum besseren Verständnis.

Am Ende kann man daher auch ganz klar bestätigen, dass Mike Mignola sein Ziel erreicht hat. Er hat sein eigenes Comic-Universums um einige wichtige Faktoren erweitert, wichtige Fortschritte bei der allgemeinen Weiterentwicklung seiner Charaktere erzielt und sich mit nur einem Band zahlreiche neue Möglichkeiten für weitere Fortsetzungen und auch neue Serien (Abe Sapien zum Beispiel wäre doch ein Spitzen-Titelheld) geschaffen. „B.U.A.P. 1“ ist das vollkommen überzeugende Resultat einer konsequent entwickelten, schon länger bestehenden Idee und zudem die Einleitung zu weiteren neuen Themenkomplexen. Auch ohne Hellboy gibt Mignolas neuer Comic eine verdammt gute Figur ab. Aber das überrascht sicherlich nur die wenigsten …

http://www.cross-cult.de/