Archiv der Kategorie: Fantasy / Science-Fiction

Brocken, Arous – Katze unter Bären (Classic BattleTech 11: Bear-Zyklus 01)

_Story_

3053: Seit der Schlacht von Tukayyid herrscht Waffenstillstand, doch allerorts rüsten die Clans mächtig auf. Für junge MechKrieger scheint die richtige Zeit gekommen, ihr Talent in Kämpfen und Schlachten zu beweisen, doch die Ausbildung zum Krieger ist hart und die Auswahlkriterien sind gnadenlos. Dies bekommt auch der junge George zu spüren, der als einer der letzten Kadetten der Novakatzen kurz vorm entscheidenden Positionstest steht. Doch die Prüfung endet in einem Debakel; im Trainingslabyrinth stößt die Truppe der Novakatzen unerwartet auf einige übermächtige, feindliche Mechs und erleidet im Duell eine bittere Niederlage. George gelingt es dennoch, einen der riesigen Gegner aus nächster Nähe mit einem Überraschungsmanöver zu vernichten, was bei den Feinden, dem Clan der Geisterbären, nicht ungeachtet bleibt.

Kurzerhand nimmt man den besiegten Katzenkrieger vor Ort gefangen und macht ihn zum Leibeigenen. Seine Ausbildung zum Krieger kann er trotzdem fortsetzen, auch wenn er innerhalb des Clans der Geisterbären von seinen neuen Gefährten sehr skeptisch beäugt wird. Gerade die Tatsache, dass Georges Aktionen nicht selten in einem Fiasko enden, stößt den anderen Kriegern bitter auf und wirft weitere Zweifel an seiner Loyalität auf. Dann jedoch gerät das Gebiet des Clans plötzlich unter Beschuss; für George die beste Bewährungsprobe, um all seinen Kritikern zu beweisen, dass er seinem neuen Clan treu ergeben ist …

_Meine Meinung_

Unter dem Pseudonym Arous Brocken gibt ein deutscher Autor mit „Katze und Bären“ sein Stelldichein in der „Classic BattleTech“-Romanreihe. Es ist das erste Buch einer neuen Trilogie, die unter dem Namen „Bear-Zyklus“ in die Läden kommt, und gleichzeitig eines der „BattleTech“-Bücher, in denen die technischen Komponenten der Mechs äußerst umschweifend beschrieben werden. Brocken geht von Beginn an sehr detailliert auf die verschiedenen Kampfroboter, ihre Waffen und vor allem die Unterschiede zwischen den einzelnen Gewichtsklassen ein und bestückt den Leser erst einmal mit Fakten, die gerade dann recht nützlich sein können, wenn man selber zum ersten Mal zu einem Buch dieser Reihe greift. Anhand des Protagonisten George, der zunächst als Kadett die verschiedensten Leichtgewichte unter den KampfMechs erprobt, lernt man auf den ersten 80 Seiten Schritt für Schritt die Maschinen kennen, die einen ständig in leicht variierter Form durchs Buch begleiten werden, und bekommt so auch einen recht umfassenden Überblick über die Hintergründe im BattleTech-Universum. Doch wo bitte bleibt die Story?

Nun, Brocken lässt sich wirklich sehr lange Zeit, bis er das Tempo der Handlung mal ein wenig verschärft. Umgangssprachlich könnte man sogar fast sagen, dass er bis zum Erbrechen die wichtigsten Informationen über die tonnenschwere Kampfgeräte herunterrasselt, ohne sie dabei zugleich irgendwie in den Plot zu integrieren. Zwar versucht er durch die vielen Rückschläge, die George in seiner alten (Novakatzen) und neuen Umgebung (Geisterbären) durchleben muss, ein wenig Zeit zu gewinnen, doch irgendwann (und leider auch ein kleines bisschen früher) hätte er einfach die Kurve bekommen und der Geschichte ihren erforderlichen Raum zugestehen müssen.

Gott sei Dank geschieht dies dann auch nach knapp der Hälfte der Zeit, denn sobald George sich einmal vor seinen Kollegen und in einer Prüfung bewährt und den Zweiflern bewiesen hat, dass er durchaus das Zeug dazu hat, sich als MechKrieger zu behaupten, beginnt auch endlich die Phase, in der man sich mit dem Hauptdarsteller und der Erzählung im Allgemeinen anfreundet. Von diesem Moment an ist die Geschichte auch nicht mehr einzig und allein auf George und all die verschiedenen Unterarten der Mechs fixiert, sondern gewährt sich selber auch ein paar dringend notwendige Freiräume, um die anfangs ganz klar nicht existente Spannung herzustellen. Es sind solche Situationen wie die Entführung von George oder überhaupt die vielen plötzlichen Kampfsituationen, die von Brocken nicht adäquat aufgegriffen werden und so die Spannungskurve auch nicht zu steigern vermögen. Er bleibt lediglich bei den Fakten, spinnt dabei immer wieder den Faden zu den Kampfmaschinen und hat erhebliche Schwierigkeiten dabei, die Story als solche aufzubauen.

Im zweiten Abschnitt des Romans hingegen durchläuft die Geschichte einige rasante Entwicklungen. George etabliert sich immer mehr als tragende Figur und Identifikationsperson, sein gesamtes Umfeld gewinnt ebenfalls an Bedeutung und die massiv ausgetretene technische Komponente des Romaninhalts wird zugunsten einer sich in Sachen Komplexität bedächtig steigernden Handlung stetig in den Hintergrund gedrängt – bis das Buch dann plötzlich mit einigen Überraschungen endet und (zu Beginn hätte man das kaum für möglich gehalten) im Leser das Verlangen nach einer raschen Fortsetzung auslöst.

„Katze unter Bären“ ist einer derjenigen Romane, bei denen man eine Menge Geduld aufbringen muss, dafür aber am Ende nach längerer Durststrecke ganz ordentlich entlohnt wird. Nicht zuletzt wegen der sehr positiven inhaltlichen Entwicklung und der Behebung einiger zunächst begangener Schönheitsfehler ist der elfte Roman in der „Classic BattleTech“-Reihe dennoch lesenswert und zum Schluss auch auf dem bewährten Spannungslevel angesiedelt. Wegen der umfassenden Aufarbeitung technischer Details lohnt es sich gerade für Einsteiger ins BattleTech-Universum, hier zuzugreifen.

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Andreas Brandhorst – Feuervögel (Kantaki: Graken-Trilogie 1)

»Feuervögel« ist der erste Roman aus der zweiten Trilogie, die Andreas Brandhorst im Kantaki-Universum ansiedelt. Nach der Trilogie um Diamant, Valdorian und die Temporalen, die in einer umfassenden Neuordnung der Realität gipfelte, setzt der vorliegende Roman in einer Zeit an, die tausende von Jahren in der Zukunft des Zeitkriegs spielt.

Die Situation in der Milchstraße

Nach der zweiten Großen Lücke (einer einhundert Jahre umfassenden Zeit, über die es keinerlei historische Daten gibt) tauchten die Graken auf, unbeschreibliche Wesen, die mit ihren anscheinend symbiotisch lebenden Hilfsvölkern in die Galaxis eindrangen und eine Welt nach der anderen eroberten. Dabei ist das Vorgehen dieser Wesen, die Gedanken der Menschen und anderen Völker in ihre Träume einzugliedern und ihnen über diesen Weg das sogenannte Amarisk, die Lebensenergie und Seele, auszusaugen. Die Graken gelten als Seelenparasiten.

Um die weitere Ausbreitung zu verhindern, bleiben den Milchstraßenvölkern nur wenige Möglichkeiten. Den technisch weit überlegenen militärischen Hilfsvölkern der Graken haben sie nichts entgegenzusetzen. Die Graken, die sich auf Planeten festsetzen, beherrschen das Umfeld durch ihren Geist und ihre Träume, so dass sich »freie« Wesen nur unter speziellem Schutz (zum Beispiel dem Gegenträumer) nähern können, ohne in den Einfluss des Graken zu geraten. Hundertprozentigen Schutz bietet nur der Verzicht auf alle Gefühle durch einen operativen Eingriff ins Gehirn. Für wen das nicht in Frage kommt, der muss sich auf biotechnische Symbionten verlassen, die für die Zeit eines Einsatzes die Gefühle unterdrücken.

Jeder Graken lässt seine Brut heranreifen, um sie auf neue Systeme und Planeten loszulassen. Diese Brut ist der einzige bisher erfolgreiche Ansatzpunkt, nicht um die Graken zu besiegen, aber um sie an der weiteren Ausbreitung zu hindern.

Tako Karides ist Kommandant eines Trupps der galaktischen Streitkräfte, der auf eine Welt (Kabäa) vorstoßen soll, um die dortige Brut zu vernichten. Mit dabei ist eine Großmeisterin der Tal Telassi. Ihr geheimes Ziel ist, dem Graken einen »fatalen Traum« zu implantieren, der sich als Geschwür über möglichst viele Graken im Umfeld ausbreiten und sie vernichten soll.

Zwar wird die Brut vernichtet, aber auch die Großmeisterin kommt zu Tode und ihr fataler Traum zeigt keine Wirkung. Dafür entdeckt Tako Karides einen Jungen, der die einzigartige Gabe besitzt, in den Grakentraum einzudringen und dort frei zu bleiben, sogar, Wesen in seiner Umgebung vor der Grakenpräsenz zu schützen. Ihn rettet Karides vor dem Eintreffen von sieben weiteren Graken von Kabäa, bevor sie einen »Schwarm« bilden können.

Die Milchstraße muss immer stärkere Rückschläge hinnehmen, die Graken breiten sich dank der plötzlichen Schwarmbildung immer schneller aus. Bleibt die Hoffnung auf den Jungen Dominic, dessen Macht von den Tal Telassi geschult wird und dessen Schicksal es ist, die Grakenbedrohung zu bekämpfen.

Kritik

Es gibt wenig zu kritisieren, scheint mir. Die psychosoziale Seite der Protagonisten ist konsequent und nach einem erfolgversprechenden Schema erarbeitet. Tako Karides verlor Frau und Kind durch die Graken, das machte ihn zu ihrem erbittertsten Gegner und ermöglicht ihm, weitere Schicksalsschläge wie den Verlust großer Teile seines Körpers hinzunehmen und trotzdem mit unverminderter Härte gegen sich und andere an der Bekämpfung der Graken mitzuwirken. Durch seine Erfahrung und sein »Glück« – er ist regelmäßig an den Brennpunkten des Krieges – und trotz seiner wiederkehrenden sehr freien Auslegung von Befehlen erklimmt er die Rangleiter innerhalb der Streitkräfte. Vom einfachen »Keil« – einem Einsatzleiter – wird er zur »Lanze« mit hohen Befugnissen und erhält schließlich das Kommando über das letzte große Projekt, durch das die galaktischen Völker gerettet werden sollen. Unter seiner Leitung wird die zweihundertjährige Vorbereitung des galaktischen Exodus geplant und mit ihrer Umsetzung begonnen. Denn in Andromeda nebenan wurden bislang keine Graken gesichtet. Hauptziel seiner persönlichen Bemühungen ist aber Dominic, den Karides vor den Graken rettet und damit etwas vollbringt, was ihm beim eigenen Sohn nicht gelang. Er sieht in Dominic einen Sohnersatz und kämpft darum, bei ihm bleiben zu können.

Dominic ist der unwissende Schüler mit den überragenden Fähigkeiten, was ihn zu einem leicht formbaren Werkzeug der Tal Telassi macht. Aber entgegen ihrer Maxime verzichtet er nicht auf seine Gefühle und lernt im Zuge seiner Ausbildung ein Mädchen kennen, in das er sich verliebt. Das wirft die vorhersehbaren Probleme auf, bestärkt ihn aber in der Richtigkeit seiner Handlungen. Schneller, als die Lehrerinnen es erwarten und bemerken, entwickelt er seine Fähigkeiten weiter und kann dem Gefängnis der strengen Ausbildung entkommen. Im Endeffekt lastet auf ihm die gesamte Verantwortung, denn |nur er| kann – mit Hilfe der Tal Telassi und seines Freundes Tako Karides – der Gefahr der Graken Herr werden. Er muss seine Liebe in tragischer Weise aufgeben und erkennt schließlich, dass er die Wiedergeburt der mächtigsten Tal Telassi ist, die es bisher gab.

Auf Seiten der Tal Telassi gibt es die Großmeisterin Norene, die einen sehr konservativen Weg beschreitet und Dominic für diesen Zweck einspannen will. Sie übernimmt seine Ausbildung und zeigt sich als kalte, emotionslose Lehrerin, allerdings ohne die hintergründige Anteilnahme und Zuneigung des klischeehaften Lehrers. Schließlich unterliegt sie Dominics Geist, der in seiner Inkarnation und seinem Einblick in das Wesen des Seins den einzig gangbaren Weg gefunden hat – natürlich konträr zu Norenes Absichten.

So erleben wir das klassische Spiel vom Soldaten, der alles verlor und plötzlich eine neue Aufgabe erkennt, dem Jungen mit der verlorenen Liebe und der ausweglosen Zukunft und dem mächtigen Gegner in den eigenen Reihen, der wie stets von seiner Mission überzeugt ist und eigentlich nur einen anderen Weg gegen die Bedrohung beschreitet.

Trotz dieses im ersten Moment simpel und althergebracht erscheinenden Aufbaus enthält der Roman Spannung und Unterhaltung und Kreativität und Faszination von hohem Anspruch. Es ist vorhersehbar, dass am Ende ein Erfolg stehen würde. Aber die Komplexität der Geschichte und ihre Rätsel – und nicht zuletzt der atemberaubende Hintergrund – verbergen gekonnt den Weg zu diesem Erfolg und die damit verbundenen Konsequenzen. Außerdem führt doch die Mehrzahl aller Romane zu einem Erfolg.

Lange Zeit ist man enttäuscht, dass die Kantaki keine Rolle spielen, wo sie doch in der ersten Trilogie das faszinierendste Volk darstellten. Ein großes Rätsel dieses Zyklus ist das Verbleiben der »Großen K«, wie sie heute in Legenden genannt werden. Wer die Trilogie um den Zeitkrieg kennt, wird erstaunt sein, Schiffe der Kantaki im Zentrum der Grakenträume zu finden. Es bleibt noch ein Rätsel, wie sich aus den Kantakipiloten die Tal Telassi entwickelten. Auf den wichtigen Welten der Tal Telassi gibt es Mausoleen, in denen Kantakipiloten begraben liegen und ihr Andenken gewahrt wird. Auf diesem Weg stoßen wir auch auf unsere Bekannten: Diamant und Esmeralda. Was wurde aus Valdorian?

Und wem Olkin der Spieler noch ein Begriff ist: Auch er hat seinen kurzen Auftritt, auch wenn er sich mit Dominic konfrontiert sieht, der seine »Spiele« gar nicht lustig findet.

Es ist erstaunlich, dass schon der erste Roman eine Geschichte zum Ende bringt, nämlich den Krieg gegen die Graken. Doch die vielen Zusammenhänge bedürfen noch der Verknüpfung, und so bleibt die Spannung auf die beiden Folgebände auf einem hohen Niveau. Andreas Brandhorst kann erzählen!

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)


 

Kirstein, Rosemary – Sprache der Macht, Die (Die Expedition der Steuerfrau 4)

Band 1: [„Das magische Juwel“ 2183
Band 2: [„Das Geheimnis des Saumländers“ 2200
Band 3: [„Der verschwiegene Steuermann“ 2492

|Entwicklungen und Charaktere|

Nach den Ereignissen in Alemeth ist Rowan nach Donner zurückgekehrt, jene Stadt, in der sie beinahe einmal dem Anschlag einer Drachenhorde erlegen wäre. Sie will herausfinden, was es mit den Ereignissen auf sich hatte, die eine Steuerfrau namens Latitia in ihrem Logbuch vermerkt hat, nämlich mit dem Tod von Kieran, dem Vorgänger des jetzigen Magus von Donner namens Jannik.

Obwohl es zunächst scheint, als bestünde keine allzu große Gefahr, da Jannik nicht in der Stadt weilt, ist sie extrem vorsichtig. Und schon bald stellt sich heraus, dass diese Vorsicht nicht unbegründet war. Denn zwei von drei verdächtigen Personen stellen sich als Spione heraus. Einer allerdings entpuppt sich zu Bels und Rowans Verblüffung als Willam, jener junge Bursche, den sie als Lehrling von Corvus, dem Magus von Wulfshafen, zurückgelassen hatten. Und er hat einen geradezu abenteuerlichen Plan, um herauszufinden, warum der Leitstern abgestürzt ist: Er will nach unterschlagenen Aufzeichnungen aus jener Zeit suchen – in Janniks Haus!

Willam hat sich seit seinem letzten Auftauchen ziemlich entwickelt, was kein Wunder ist, denn es sind seither nicht nur mehrere Jahre vergangen, er hat auch eine Menge gelernt. Er ist selbstsicherer geworden in dem Sinne, dass er seine eigenen Fähigkeiten sehr genau kennt, und im Zusammenhang damit auch selbstständiger, fähig, auch unter Druck eigene Entscheidungen zu fällen und das Vorgenommene durchzuziehen. Was ihm allerdings geblieben ist, sind sein Dickschädel und seine eigene Art, die Dinge zu betrachten. Bels Befürchtung, er könnte zu einem skrupellosen Handlanger der Magi werden, hat sich nicht bestätigt.

Rowan stößt in Willams Gegenwart zum ersten Mal an ihre Grenzen. Als Steuerfrau ist sie natürlich wissbegierig, die Magie ist ihr jedoch so fremd, dass sie Willams Erklärungen nur mit Mühe folgen kann, obwohl er sichtlich bemüht ist, die Vorgänge auf einfache Weise zu beschreiben und verständliche Begriffe zu benutzen. Aber Rowan wäre keine Steuerfrau, wenn sie sich dadurch entmutigen ließe, und schließlich gelingt es ihr, Gemeinsamkeiten zu ihrer eigenen Denkweise zu erschließen.

Bel dagegen hat sich kein bisschen verändert. Das Erste, was ihr zu Willams Vorhaben, bei Jannik einzubrechen, einfällt, ist, ob dort auch herauszufinden sei, wo Slado seine Domäne hat, damit sie hingehen und ihn umbringen kann. Sie hat das Grauen, das der Leitstern bei ihrem letzten Aufenthalt im Saumland über die Menschen dort gebracht hat, noch nicht vergessen. Für ihre unkomplizierte Art ist ein unerwarteter Überfall auf Slados Person nicht nur die direkteste Art, Rache zu üben, sondern auch die einfachste Methode, die gesamte Angelegenheit endgültig zu beenden.

Aber natürlich ist die ganze Sache nicht so einfach, wie Bel sie gerne hätte, und das nicht nur, weil niemand Slados Aufenthaltsort kennt.
Zum einen findet Rowan bei ihren Nachforschungen heraus, dass Kierans Lehrling Slado hieß, außerdem stößt sie auf merkwürdige Ungereimtheiten, die letztlich zu der Erkenntnis führen, dass der Magus offenbar von einem Tag auf den anderen zu einem völlig anderen Menschen wurde, ohne dass jemand dafür einen Grund nennen kann.

Zum anderen ist Jannik unerwartet früh nach Hause zurückgekehrt. Und es ist nicht gerade einfach, in das Haus eines Magus einzubrechen, alles nach den gewünschten Informationen zu durchsuchen und wieder spurlos zu verschwinden, wenn man lediglich drei Stunden Zeit hat und nicht sicher sein kann, ob das Ablenkungsmanöver lange genug wirkt …

|Eindrücke und Betrachtungen|

In diesem vierten Band von Kirsteins Steuerfrau-Zyklus kommt die Magie zu Wort, und das massiv. Nachdem im ersten und zweiten Band lediglich einige Andeutungen gemacht wurden und der dritte sich mit den Dämonen als Hauptthema fast völlig auf die Fantasy-Seite stützte, geht es diesmal fast ausschließlich um die Magi, vornehmlich Kieran, Slado und Jannik. Das hat einige höchst angenehme Auswirkungen.

So hat der Leser endlich wieder einmal das Gefühl, dass sich bei der Lösung des Geheimnisses etwas bewegt. Nicht, dass die Autorin tatsächlich etwas verraten hätte! Denn keiner der Beteiligten kann mit den ergatterten Informationen etwas anfangen. Aber immerhin wurden Informationen ergattert. Und dabei kamen Protagonisten und auch der Leser gehörig ins Schwitzen! Nach dem etwas beschaulicheren Anfang, der sich hauptsächlich der Erforschung von Kierans Verhaltensänderungen widmete, kam die Handlung mit der Einleitung des Ablenkungsmanövers allmählich in Fahrt. Kaum haben die Protagonisten die Sache mit den Drachen hinter sich, finden sie sich in einer brenzligen Situation Jannik gegenüber, nur um kurz darauf beim Einbruch in Janniks Haus in Todesgefahr zu geraten …

Auch fand ich die Beschäftigung mit dem, was in Kirsteins Welt die Magie darstellt, weit angenehmer als die mit den Dämonen. Wer es bisher noch bezweifelte, sieht sich spätestens in diesem Band der Tatsache gegenüber, dass es sich bei dem, was Rowan als Magie bezeichnet, schlicht um Technik handelt. Der Leser hat in den vorhergehenden Bänden bereits die flüchtige Bekanntschaft von Sprengstoffen und Kabeln sowie mechanischen Spieluhren gemacht. Diesmal bekommt er es mit Hightech zu tun. Das, was Willam da an Janniks Schreibtisch tut, ist schlicht und ergreifend Hacking. Dass die Fenster sich hier nicht innerhalb eines Bildschirms öffnen, sondern einfach als Lichtquadrat in der freien Luft, verleiht der Darstellung schon fast einen Touch von Science-Fiction.

Ein wenig seltsam erschien mir, dass Willam in der Lage war, auf das Netzwerk zuzugreifen, obwohl gerade ein neues Update eingespielt wurde, aber da ich von Computern nicht wirklich Ahnung habe, bin ich nicht sicher, ob das wirklich einen logischen Bruch darstellt. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass mich das in diesem Moment nur wenig kümmerte! Die Spannungskurve hat an dieser Stelle ihren Höhepunkt erreicht. Der Kniff, dass dem Helden bei seinem Tun die Zeit davonläuft, ist ja nicht neu. Der Autorin ist es aber gelungen, den Leser durch die zunehmende Konzentration des Blickwinkels auf Willam gewissermaßen in Rowans Rolle hineinzuziehen und ihn damit sozusagen direkt ins Geschehen zu holen. Es war fast eine Erlösung, als Willam endlich Hals über Kopf mit Rowan aus dem Haus stürzte, ohne auch nur zu versuchen, die Spuren seines Eindringens zu verwischen!

|Insgesamt|

Bleibt zu sagen, dass der vierte Teil des Zyklus am Ende der Lektüre ein weit zufriedeneres Gefühl hinterließ als seine Vorgänger. Die Charakterzeichnung blieb bei allen Personen außer den drei Hauptfiguren skizzenhaft, was aber nicht störte, da sie im Grunde nur als Informationsquellen von Bedeutung waren und ansonsten keine Rolle spielten. Dafür bot dieser Band eine allmählich aber ständig steigende Spannung und ein paar neue Puzzleteile zum Knobeln. Zwar blickt der Leser bei weitem noch nicht durch, wie all die Schnipsel zusammengehören mögen, aber einige Antworten darauf dürften im nächsten Band zu finden sein. Zum ersten Mal, seit ich an diesem Zyklus lese, bin ich wirklich gespannt auf die Fortsetzung.

|Die Autorin|

Rosemary Kirstein ist Amerikanerin und hat schon in den unterschiedlichsten Berufen gearbeitet. Außerdem ist sie in der Folk-Szene aktiv, spielt Gitarre und singt. Die einzelnen Bände ihres Zyklus |Die Expedition der Steuerfrau| sind mit teilweise erstaunlichem zeitlichem Abstand entstanden. Leider waren keine Informationen zu einem fünften Band zu finden, und im Hinblick auf die Zeiträume zwischen den bisherigen Veröffentlichungen könnte das auch noch eine Weile dauern.

http://www.bastei-luebbe.de

Haensel, Hubert / Lukas, Leo / Kneifel, Hans / Böhmert, Frank / Borsch, Frank / Anton, Uwe – PERRY RHODAN: Odyssee

_Trailer_

|Durch eine mysteriöse Kraft werden Perry Rhodan und seine Freunde eine Milliarde Jahre in die Zukunft gerissen, in eine Epoche, in der das Leben im Universum im Schwinden begriffen ist. Doch die Völker der Milchstraße haben eine gigantische Apparatur entworfen, um dem Verfall entgegenzuwirken – eine Apparatur, an der auch das finstere Imperium der Nodronen interessiert ist.

Schon bald findet sich Perry Rhodan im Zentrum des letzten großen Kampfes der Galaxis wieder. Die Odyssee beginnt … |

_Inhalt_

Hubert Haensel
|Die Kolonisten der Zukunft|

In der Metropole Mantagir werden die Terraner mit der neuen Zeit konfrontiert. In dieser haben sich die barbarischen Nodronen über weite Teile der Milchstraße ausgebreitet und bedrohen die letzten friedlichen Zivilisationen.

Leo Lukas
|Der geheime Krieg|

Ausgerechnet die von Amphibien abstammenden Quochten scheinen die Einzigen zu sein, die in dieser düsteren Zukunft den Nodronen standhalten können. In den Kavernen ihrer Heimatwelt stößt Rhodan auf die Imperiale Königin dieses Volkes.

Hans Kneifel
|Das Energie-Riff|

Als Gefangener der Nodronen wird Perry Rhodan auf die höllische Insel Tapasand verbannt. Niemand, so heißt es, hat die unmenschlichen Bedingungen auf der Insel bisher länger als einige Wochen überlebt.

Frank Böhmert
|Die Traumkapseln|

Nach vielen Mühen schafft es Rhodan, den Kontakt zu den Rebellen herzustellen, die gegen die Herrschaft der Nodronen agieren. Sie leben in den Traumkapseln, gigantischen Habitaten, abgeschirmt vom Rest des Universums.

Frank Borsch
|Das strahlende Imperium|

Um die friedliebenden Zivilisationen der Zukunft zu retten, muss Perry Rhodan zur zentralen Welt der Nodronen vorstoßen. Dort residieren die geheimnisvollen Zwillingsfürsten, die den Krieg in die Galaxis getragen haben.

Uwe Anton
|Die Lebensboten|

In ferner Zukunft ist der Mars die Zentralwelt eines kosmischen Gebildes – ein Schwarm aus Tausenden von Sonnensystemen und Planeten, die als Lebensboten neue Kulturen entstehen lassen.

_Rezension_

|Während eines Rundflugs über den Mars geschieht das Unfassbare: Perry Rhodan, sein bester Freund Reginald Bull und etliche andere Passagiere werden von einem mysteriösen Energiewirbel erfasst und eine Milliarde Jahre in die Zukunft gerissen … Der in sich abgeschlossene „Perry-Rhodan-Odyssee“-Zyklus erstmals in einem Band – ein Science-Fiction-Abenteuer im Breitwandformat, ein Ereignis nicht nur für die zahllosen Perry-Rhodan-Fans, sondern auch für alle anderen SF-Leser.|

Erstmals erscheint hier also der ODYSSEE-Zyklus in einem Band und nun war ich gespannt auf das angekündigte „SF-Abenteuer im Breitwandformat“. Doch Hubert Haensel, Autor des ersten „Kapitels“, vermochte es nicht, einen rasanten Start hinzulegen. Bei dem schleppenden Einstieg dachte ich wieder an die mahnenden Worte meiner Professorin, dass die ersten Sätze/Seiten darüber entscheiden, ob man einen Leser an ein Buch fesselt oder nicht. Bei diesem ist es eindeutig nicht so.

Auf den Inhalt explizit einzugehen, würde bei einem solch dicken Wälzer den Umfang einer Rezension sprengen, man kann und sollte es aber auf die Autoren. Von den sechs Autoren dieses Zyklus gefällt mir persönlich Leo Lukas mit Abstand am besten, weil er sich durch seinen Stil abhebt und auch der Humor bei ihm nicht zu kurz kommt. Daher wirkt sein Text lebendiger und unterhaltsamer als die anderen. Besonders im Vergleich zu Hans Kneifels Part, der teilweise recht emotionslos, unbeholfen und arg „dünn“ wirkt. Etwas, das Frank Böhmert wiederum zu vermeiden weiß; er widmet sich mehr den Charakteren und ihren Emotionen und inneren Dialogen, was ihm vortrefflich gelingt, wodurch er auf Platz zwei des Sechserautorengespanns rückt. Aber auch Frank Borsch überzeugt in diesem Punkt.

So erzielt man eine Fifty-fifty-Mixtur, durch die wohl dem Gros der SF-Leser bekömmlich sein dürfte. PR-Fans wird der Band eh überzeugen und auch eher einen Sammlerwert darstellen, da die Einzelbände jedem eingefleischten Fan bekannt sein dürften. Reine SF-Fans kommen hier auch auf ihre Kosten, wenn man keine ausgereiften und zeitgemäßen Handlungsstränge erwartet.

Der Zyklus endet mit einem wahren Spruch: |“Beides benötigt das Universum so dringend wie nie zuvor: Leben, das es mit Vielfalt erfüllt, und Intelligenz, damit dieses Leben friedlich miteinander auskommen, trotz aller Unterschiede kooperieren und sich gegenseitig wertschätzen kann.“| Besonders Letzterem kann ich nur beipflichten.

Zur Aufmachung des Bandes: Der 1152 Seiten starke Titel liegt schon wie ein schwerer Klotz in der Hand, zumal er auch ein größeres Format hat (ähnlich dem des |Piper|-Verlages). Covermotiv und Coverartwork sind sehr ansprechend. Gemessen an dem Preis bekommt der Leser also wirklich etwas geboten.

http://www.perry-rhodan.net / http://www.perryrhodan.org/
http://www.heyne.de
http://www.perrypedia.proc.org

Lewis, Clive Staples – silberne Sessel, Der (Die Chroniken von Narnia 6)

[Das Wunder von Narnia 1858
[Das Wunder von Narnia – Hörbuch 1991
[Der König von Narnia 1758
[Der König von Narnia – Hörbuch 356
[Der Ritt nach Narnia 1933
[Der Ritt nach Narnia – Hörbuch 1984
[Prinz Kaspian von Narnia 2081
[Prinz Kaspian von Narnia – Hörbuch 2725
[Die Reise auf der Morgenröte 2543

_Story_

Seit Eustachius‘ Auflug in die Abenteuerwelt Narnia ist mittlerweile ein Jahr ins Land gezogen. Doch nach seiner Rückkehr kam ihm das Leben wieder trist und langweilig vor. Eines Tages begeistert er die gleichaltrige Jill für seine Erzählungen aus dieser Welt, und tatsächlich gelingt den beiden Außenseitern auf ihrer Flucht vor einer Gruppe ihrer Mitschüler ein erneuter Sprung nach Narnia.

Dort angekommen, treffen sie alsbald auf den Löwen Aslan, der ihnen aufträgt, den verschollenen Sohn von König Kaspian, Prinz Rilian, zu finden. Und damit startet für die beiden ein neues Abenteuer, welches sie durch bislang nicht mal im Traum erdachte Gefahren führt. Gemeinsam mit einem Moorwackler treten sie in die Unterwelt von Narnia ein, treffen auf menschenfressende Riesen, entdecken den stark gealterten Kaspian wieder und versuchen mit aller Macht, den bösen Zauber der Hexe zu brechen, die aus ihren finsteren Gefilden Unheil über Narnia hereinbrechen lässt. Lediglich ihre Tollpatschigkeit und ihre ewigen Streitgelüste steht den beiden dabei mehr als nur einmal im Weg …

_Meine Meinung_

„Der silberne Sessel“ ist der erste Roman aus der Fabelwelt Narnia, der mir zu Beginn ernsthafte Schwierigkeiten bereitete. Irgendwie kommt die Story nämlich nur schleppend voran, weil die Handlung inhaltlich zunächst alles andere als abenteuerlich ist. Der Weg von Eustachius und Jill ist nicht nur hart und beschwerlich, sondern wird beim Lesen auch so empfunden, weil die beiden Kinder sich ziemlich naiv anstellen und sich auch ständig wegen irgendwelcher unsinnigen Kleinigkeiten in die Wolle bekommen, was nach einiger Zeit gehörig nervt. Weiterhin wird dadurch auch nicht gerade die Sympathie für die beiden tragenden Charaktere gefördert, was ja anfangs auf Eustachius bereits im letzten Buch „Die Reise auf der Morgenröte“ zutraf.

Das Fernbleiben der einstigen Könige und Königinnen des goldenen Narnia-Zeitalters bekommt dem Buch also vorerst nicht ganz so gut; abgesehen von Aslan und dem später auftauchenden Kaspian fehlen einem echte Idenitifikationsfiguren und vor allem Helden, die das Zepter an sich reißen. Eustachius kann in diese Rolle zwar mit der Zeit bedingt hineinwachsen, doch ein wirklicher Sympathieträger wird er aufgrund einer irgendwie nicht näher definierbaren Blockade nicht.

Dennoch findet in „Der silberne Sessel“ nach gut der Hälfte des Buchs eine entscheidende Wende und damit auch eine sehr positive Entwicklung statt. Unter anderem durch das Aufeinandertreffen mit dem Moorwackler Puddleglum, der das Duo auf der weiteren Reise begleitet, bekommt die behäbige Story endlich etwas mehr Schwung und erhält bereits wenige Seiten später die bis dato fehlende Abenteuer-Atmosphäre, die später im Schloss des Riesen wieder auf echtem Narnia-Niveau angesiedelt ist.

Andererseits beweist Clive Staples Lewis im sechsten Buch der Chroniken mal wieder ein außerordentliches Geschick bei der Einführung neuer Charaktere, so zum Beispiel den sympathischen Moorwackler, der einem im Gegensatz zu Jill und Eustachius sofort ans Herz wächst. Aber auch die seltsamen Riesen, von deren barbarischen Ritualen die Kinder beinahe zu spät erfahren, erzielen trotz ihrer unehrbaren Motive einen stillen Applaus, weil sie von Lewis mal so ganz anders dargestellt werden, als man es von Gestalten wie Riesen eigentlich gewohnt ist. Um dies zu begreifen, muss man das Buch allerdings auch gelesen haben – und das kann ich trotz aller anfänglicher Bedenken schlussendlich doch noch empfehlen.

Lewis hat sich beim Spagat aus moralischen Inhalten und Abenteuerhandlung zwar diesmal ungewohnt schwer getan, aber dennoch einen würdigen Vertreter der „Chroniken von Narnia“ in die Serie integriert – leider auch schon den vorletzten. Enttäuscht sein wird man lediglich, wenn man die Serie besonders wegen ihrer Parallelen zu Gleichnissen des christlichen Glaubens schätzte. Davon ist „Der silberne Sessel“ nämlich nur spärlich gesäumt.

http://www.narnia-welt.de
http://www.brendow.de

Voltz, William / Darlton, Clark / Vlcek, Ernst / Mahr, Kurt / Ewers, H. G. – Kaiserin von Therm, Die (Perry Rhodan Silberband 94)

In diesem Band wurden die Hefte

800. William Voltz: Die Kaiserin von Therm
801. William Voltz: Sirenen des Alls
802. Clark Darlton: Planet der toten Kinder
803. Ernst Vlcek: Stätte der Vergessenen
804. Kurt Mahr: Der Zeithammer
805. Kurt Mahr: Flucht von Intermezzo
806. H. G. Ewers: Der Marsianer und der MV
807. H. G. Ewers: Der Kampf um Terra

in überarbeiteter Form zusammengefasst.

Mit dem Generationenraumschiff SOL reisen Perry Rhodan und der Arkonide Atlan auf wichtiger Mission durch das Universum: Sie suchen die Erde und den Mond, die es auf ihrer beispiellosen Odyssee in eine fremde Region des Kosmos verschlagen hat. Dabei treffen sie auf die Kaiserin von Therm, eine so genannte Superintelligenz, deren Entstehung auf ein kosmisches Ereignis vor Jahrmillionen zurückzuführen ist.

Diese Begegnung wird zum Prüfstein für die Besatzung der SOL. Als Perry Rhodan und seine Gefährten aber nach langem Flug endlich ihr Ziel erreichen, finden sie die Heimatwelt der Menschheit entvölkert vor. Zwanzig Milliarden Menschen, bis vor kurzem im Bann der Aphilie gefangen, sind spurlos verschwunden; stattdessen beherrscht nun eine fremde Macht die Erde.

Allein auf dem Planeten Intermezzo, wenige Lichtjahre entfernt, verbirgt sich noch menschliches Leben: Dorthin sind Alaska Saedelaere und eine Hand voll Überlebender geflohen. Perry Rhodan erkennt, dass die SOL zwischen die Fronten der Auseinandersetzung kosmischer Mächte geraten ist – er nimmt den Kampf gegen die Kleine Majestät auf, die Terra beherrscht …

_Trailer_

Während die Völker der Milchstraße die Macht der Laren brechen, beendet Perry Rhodan mit der SOL den Konflikt zwischen der Kaiserin von Therm und der Superintelligenz BARDIOC, die aus einem abtrünnigen Mächtigen hervorgegangen ist. Dadurch rettet er die bedrohte Erde und gewinnt zugleich tiefe kosmische Einsichten. Terra kehrt ins Solsystem zurück und wird wieder von Menschen besiedelt.

_Perry Rhodan Silberbände_

Die PERRY RHODAN-Serie beschreibt in mittlerweile 2060 Heftromanen eine Vision von der Zukunft der Menschheit. Im Jahr 1961 erschien der erste Heftroman und das Abenteuer begann.

Im Wesentlichen geht die Idee der Serie auf zwei „große alten Herren“ der deutschen Science-Fiction-Literatur zurück: K. H. Scheer und Clark Darlton. Und obwohl es von Anfang an geplant war, aus Perry Rhodan einen unsterblichen Titelhelden zu machen, ahnte keiner von beiden, dass der Grundstein für die größte Weltraumserie der Welt gelegt war und Perry Rhodan irgendwann wirklich das Erbe des Universums antreten könnte.

_Rezension_

|“Der Glaube, es gäbe nur eine Wirklichkeit, ist die gefährlichste aller Selbsttäuschungen“|,
so wird Paul Watzlawick u. a. zitiert.

Wer sich jedoch mit dem Raumschiff SOL durch die Unendlichkeit des Weltraums bewegt, mit dem sympathisch menschlichen Perry Rhodan auf Abenteuer geht, wird schnell der irdischen Wirklichkeit entfliehen. Zumindest 400 Seiten dieses Bandes lang.

Dieser ist eindeutig etwas für Fans der PR-Serie; mir als Neueinsteigerin fiel es schwer, in der Handlung Fuß zu fassen. Wenn man sieht, wie lange es PERRY RHODAN schon gibt, ist das wohl auch kein Wunder. Bedenkt man aber, wie stabil die Leserschaft ist, so ist das schon beachtlich.

Die Plots sind recht spannend gehalten, auf einem soliden Heftromanniveau – nicht mehr, aber auch nicht weniger – und die Charaktere gut dargebracht. Der Konflikt zwischen der Kaiserin und Bardioc, der Superintelligenz, ist ebenfalls sauber herausgearbeitet.

Alles in allem bietet der Band flotte Unterhaltung für PR-Fans, die hier sicher voll auf ihre Kosten kommen. Ein sorgfältigeres Lektorat hätte allerdings aus den Texten noch mehr herausholen können.

Die Aufmachung ist wieder ordentlich. Blaue Schrift auf dem silbernen Hardcover; das 3D-Covermotiv ist sicherlich Geschmackssache (meine weniger), aber passt allemal. Somit stimmt auch das Preisleistungsverhältnis.

_Fazit:_ Fans der Serie und Sammler der PR-Bänden kann man raten: Ran an diesen Silberband!

|Gebundene Ausgabe: 399 Seiten
Mit 3D-Titelbild von Johnny Bruck und Risszeichnung
Bearbeitet von Hubert Haensel|
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Warren, Earl – Fluchtpunkt Amazonas (Gentec-X Nr. 3)

Nr. 1: [„Das Ende der Menschheit“ 2952
Nr. 2: [„Der Untergang von Chicago“ 3017

_Story_

Die Gencoys sind kaum noch aufzuhalten. Nachdem sie große Teile der Vereinigten Staaten besetzt haben, holen sie zum großen Schlag aus und bedrohen die Menschheit weltweit. Ihr Ziel: Die menschliche Rasse zu unterjochen und zu eliminieren, um statt ihrer in die Kosmische Förderation aufgenommen zu werden. Selbst die Aussicht auf Hilfe seitens dieser Förderation ist kaum gegeben, weil die Wächterin der Menschheit auf ihrer Reise zur Andromeda-Galaxis mehr Zeit als erlaubt zu benötigen scheint und ihre Überzeugungsarbeit nicht dringend ein positives Resultat erzielen muss.

Während die Vorsitzenden der brutalen Maschinen in Tokio über das Schicksal der Menschheit beraten und Schritt für Schritt die Zerstörung planen, stecken Nita Snipe und Nick Carson weiterhin im Zentrallager des Gentec-Konzerns fest und können auf die ständig brisanteren Entwicklungen auf der Erde kaum noch Einfluss nehmen. Der Planet und seine Rasse stehen am Ende, es sei denn, es geschieht noch ein unverhofftes Wunder.

_Meine Meinung_

Bereits nach dem zweiten Heftroman „Der Untergang von Chicago“ waren meine Hoffnungen geschrumpft, dass Autor Earl Warren mit seiner Serie „Gentec-X“ noch einmal die Kurve bekommen und die Geschichte wieder in die richtigen Bahnen lenken würde. Zu unglaubwürdig war der Aufbau der Handlung, selbst für eine Science-Fiction-Story, und zu schwach die Weiterentwicklung der mit viel Pathos beschriebenen Charaktere.

Der letzte Funke Hoffnung, der nach dem unerwartet spannenden Ende des letzten Teils noch bestand, wird jedoch leider in „Fluchtpunkt Amazonas“ gänzlich ausradiert. Ein wichtiger Punkt hierbei ist sicherlich, dass die Überraschungseffekte aufgrund der durchweg vorhersehbaren Handlung komplett ausblieben. Selbstverständlich greifen die Gencoys weltweit um sich, und selbstverständlich ist die Lage mit einem Male so aussichtslos, dass sie nur noch von einem (sich bereits ankündigenden) Wunder gewendet werden kann. Diesen Aspekt nimmt man ja dann auch noch gerne hin. Fragwürdig wird das Ganze dann allerdings, als Nita Snipe und ihr Ex-Gemahl Nick in äußerster Lebensgefahr plötzlich wieder ihre alte Liebe aufleben lassen, denn das gehört – zumindest an dieser Stelle – definitiv nicht in einen thematisch so bedrohlichen Heftroman. Man stelle sich das mal vor: Überall auf der ganzen Welt werden Menschen abgeschlachtet, für jedes einzelne reale Lebewesen droht bereits in den kommenden Stunden die endgültige Vernichtung, und die beiden vom Autor auf die Position des Weltretters vorbereiteten Protagonisten haben nichts Besseres zu tun, als die Dinge mit teils selbstironischen, zynischen Kommentaren zu belegen und dann auch wieder einige ach so romantische, von Pathos durchtränkte Worte zu wechseln. Ist das etwa die angemessene Vorbereitung auf die Apokalypse?

Nun, damit wäre aber nur |eine| wesentliche Schwäche von „Fluchtpunkt Amazonas“ dargestellt, nämlich die fehlende Glaubwürdigkeit. Ein weiteres Problem, das sich bereits zuletzt abzeichnete, ist der Mangel an neuen Ideen. Es gehört sicherlich auch weiterhin dazu, die bestialischen Übergriffe der Gencoys in aller Ausführlichkeit zu beschreiben, jedoch kann man den Konflikt doch nicht nur darauf beschränken. Ein Versuch besteht darin, die Konferenz der Gentec-Oberhäupter ins Geschehen aufzunehmen, doch zu welchem Zweck geschieht dies? Schließlich wird auch hier nichts anderes dargelegt, als das, was der Leser eh schon weiß bzw. erwartet. Wo bleibt da der Fortschritt?

Man mag meinen Zeilen sicher anmerken, dass bei all dem auch einige Enttäuschung mitschwingt. Ich hatte mir nach dem gelungenen Auftakt von dieser Serie nämlich eigentlich recht viel versprochen, kann die negative Entwicklung aber jetzt weder verstehen noch nachvollziehen. Warren hatte sicher gute Voraussetzungen für ein überzeugendes SciFi-Konstrukt geschaffen, sie dann aber Stück für Stück wieder ihres Potenzials beraubt – bis nun schon mit dem dritten Roman das Interesse langsam aber sicher verloren geht. Mal sehen, was der Autor noch aus der Story um die Gencoys und ihre Jägerin Nita Snipe macht. Die Hoffnung, dass hier noch einmal alles ins Lot kommt, habe ich allerdings bereits aufgegeben.

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Hohlbein, Wolfgang – Blut der Templer, Das

In dem Roman „Das Blut der Templer“ von Wolfgang Hohlbein geht es um den Jahrtausende alten Kampf zweier Orden um den Heiligen Gral. Auf der einen Seite stehen die Prieuré de Sion und auf der anderen Seite ihnen gegenüber die Tempelritter. Während der Orden der Tempelritter es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Gral und sein Versteck zu beschützen, damit kein Mensch seine Macht missbrauchen kann, lässt die Hohepriesterin der Prieuré de Sion nichts unversucht, um den Gral ausfindig zu machen, der sich im Grab von Jesus Christus befinden soll. Der Legende nach erlangt derjenige, der den Gral gewinnt, Unsterblichkeit und dadurch unbeschreibliche Macht.

Die Geschichte von Wolfgang Hohlbein spielt in der Gegenwart und beginnt, als der 19-jährige David, der in einer Klosterschule aufwuchs und von dem Mönch Quentin aufgezogen wurde, in den Kampf zwischen den beiden Orden hineingezogen wird. Erst nach und nach erfährt David von seinem Ziehvater, welche Rolle er in diesem uralten Konflikt spielt. Denn David ist der Sohn von Lucrzia Saintclaire, der Hohepriesterin der Prieuré de Sion, und Robert von Metz, dem Großmeister der Tempelritter. Und wie es in solchen Fällen nun einmal üblich ist, ist dieser weltfremde und sympathische, aber in manchen Dingen etwas unbeholfene Junge der Einzige, der in der Lage ist, das Grab Jesu Christi zu finden, denn in seinen Adern fließt „Sangreal“, das heilige Blut. Während seine leiblichen Eltern sehr damit beschäftigt sind, David durch Versprechungen, Drohungen oder rohe Gewalt auf ihre Seite zu ziehen oder ihn einfach umbringen zu lassen, macht sich David mit Hilfe seiner Klassenkameradin und ersten großen Liebe Stella und dem Mönch Quentin auf den Weg, um eine eigene Lösung für das Ende dieses Streits zu finden.

Auch wenn es Wolfgang Hohlbein in der Vergangenheit immer wieder gelungen ist, einzigartige Fantasyromane zu schreiben und er nach wie vor zu den besten Fantasyautoren in Deutschland gehört, ist dieses Buch weder einzigartig noch besonders gut. Es ist eine nette Geschichte. Das ist alles. Entweder hätte man aus diesem Thema sehr viel mehr herausholen müssen oder es besser noch gänzlich meiden sollen, da es mittlerweile zu einem höchst langweiligen Modethema geworden ist. Die typische Geschichte von einem armen Waisenjungen, der das Schicksal der Welt in der Hand hält, ist inzwischen einfach alles andere als originell.

Sprachlich ist das Buch insofern interessant, als dass man zu Beginn nicht nur durch den Widerspruch von Männern mit Anzügen und Schwertern, die Limousine fahren, sondern auch durch den detaillierten szenischen Bericht aufmerksam wird. Dass das Ganze fast wie die Beschreibung eines Theaterstückes wirkt, erklärt sich, wenn man weiß, dass sich das Buch auf den gleichnamigen Film bezieht. Der filmische Charakter tritt in den späteren Kapiteln jedoch nur noch selten auf. Sehr positiv fällt in diesem Buch die Gestaltung der Charaktere auf. Bei Robert von Metz beispielsweise wird sein innerer Kampf sehr nachhaltig und geschickt dargestellt. So muss er sich entscheiden, ob er seinen Sohn David beschützt oder ob er den einzigen gemeinsamen Nachfahren der Prieuré de Sion und der Tempelritter tötet, um das Geheimnis des Grals zu bewahren. Davids Mutter schwankt ebenfalls stark zwischen ihren mütterlichen Gefühlen und ihrer unbegrenzten Gier nach der Macht des Grals, welche ihr letztendlich zum Verhängnis wird. David und auch Stella wirken insofern sehr überzeugend, als sie während der ganzen Geschichte ihre Identität als Teenager behalten und sich nicht von ihrer Rolle als Held und Retter der Geschichte vereinnahmen lassen. Die weiteren Figuren in der Geschichte bergen keine besonderen Überraschungen, sondern verhalten sich entsprechend ihren Rollen typisch und vorhersehbar.

Insgesamt ist „Das Blut der Templer“ eine lebendige Geschichte mit überzeugenden Charakteren, die der Größe und Bekanntheit des Themas jedoch nicht gerecht wird.

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Barclay, James – Elfenjagd (Die Legenden des Raben 2)

|Die Chroniken des Raben|:
[Zauberbann 892
[Drachenschwur 909
[Schattenpfad 1386
[Himmelsriss 1815
[Nachtkind 1982
[Elfenmagier 2262

|Die Legenden des Raben|:
[Schicksalswege 2598

_Story_

Das Elfenvolk ist zutiefst verbittert, nachdem jemand den Daumen ihrer Götterstatue Yniss geraubt hat. Der Fluch, der auf dieser Tat lastet, hat schon einige Opfer gefordert und droht nun, die gesamte Rasse auszulöschen. Ilkars Bruder Rebraal verspürt nichts als Hass auf die Menschen aus Balaia, die für diese Tat verantwortlich sind. In einer blutigen Verfolgungsjagd begleitet er die Söldner vom Raben zur Anlegestelle des feindlichen Schiffs, in der Hoffnung, den Daumen zu retten. Doch ihre Jagd bleibt vergeblich; der xeteskianische Hauptmann Yron entkommt als Einziger durch die Reihen der Elfen und flüchtet stromaufwärts nach Balaia in sein Kolleg.

Dort wird ihm jedoch erst bewusst, was er mit dem Raub des Artefakts angerichtet hat; sein Vorgesetzter Dystran eröffnet ihm die Absichten von Xetesk und die tödlichen Folgen für das gesamte Volk der Elfen. Doch es ist zu spät; der Daumen ist geraubt, und Dystran plant mit ihm den ersten Schritt zur Machtübernahme über den gesamten Kontinent. Yron indes appelliert an die Moral der Xeteskianer und kann tatsächlich den Daumen wieder in seinen Besitz bringen, um die Tat wieder weitestgehend gutzumachen. Er entkommt samt der Hilfe einer Tai-Gethen-Zelle, die ebenfalls den Elfen angehört. Doch auf dem Weg zurück in den Dschungel werden sie von den Schwarzen Schwingen, die gerade im Krieg gegen die Magie stehen, überfallen, und wiederum überlebt Yron als Einziger – schwer verletzt und ohne jegliche Aussicht auf Erfolg.

Währenddessen hat der Rabe ebenfalls die Verfolgung aufgenommen. Unter der Führung des Unbekannten Kriegers reist der Trupp gemeinsam mit einer ausgewählten Armee der Elfen nach Xetesk, um dort Rache zu üben. Bevor die Gruppe jedoch dort ankommt, hat sich das Blatt wieder gewendet, weil Yron samt dem Daumen erneut entkommen ist. Inmitten des Katz-und-Maus-Spiels, das die Gegner mit den berüchtigten Söldnern zu treiben scheinen, erlebt der Rabe einige der blutigsten und bittersten Stunden seines Bestehens – und wird zum ersten Mal seit langem wieder mit dem Tod konfrontiert.

_Meine Meinung_

In „Elfenjagd“ nimmt James Barclay konsequent den Faden des vorangegangenen Romans „Schicksalswege“ auf und erzählt die Geschichte vom entweihten Heiligtum des Elfenvolks weiter. Und es ist eine blutige, teils auch sehr brutale Geschichte, in der nicht nur über das Schicksal der Elfen, sondern auch über die weiteren Wege des Raben entschieden wird. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit hat die Söldnertruppe nicht mehr selber alle Fäden in der Hand. Inmitten der Kriegswirren und des unerbittlichen Kampfes, den sich die Kollegien von Xetesk, Lystern und Dordover liefern, machen sich Hirad und seine Gefährten auf einen unbestimmten Weg durch Balaia, einzig und alleine auf der Suche nach dem verschwundenen Bruchstück einer Statue. Doch dieses Mal ist ihr Weg von zahlreichen Rückschlägen gesäumt. Da wäre zum einen das Schicksal von Denser, der sich damit abfinden muss, dass sein Kolleg Verrat geübt hat und in seinem puren Machtbestreben das gesamte tödliche Schicksal der Elfen einfach so hinnimmt. Oder der Protektor Aeb, ebenfalls Xetesk zugehörig, der in seinem Seelenverband dazu gezwungen ist, sich dem Willen des Herren vom Berge, Dystran, zu unterwerfen und so auch zur Gefahr für den gesamten Trupp wird.

Ebenso ist Erienne noch immer verbittert; der Tod ihrer Tochter quält sie nach wie vor, und dennoch ist ihr Weg vorbestimmt: Sie ist die auserwählte Magierin, die sich mit der Magie des Einen vertraut machen und diese ausgerechnet von den Mördern ihrer Tochter erlernen muss. Am Schlimmsten hat es indes Ilkar getroffen. Auch er ist in ständiger Gefahr, plötzlich vom Fluch betroffen zu sein und fürchtet sich von Tag zu Tag mehr, in den sicheren Tod hineinzurennen. Zunächst bleibt er verschont, doch als sich eines Tages die ersten Anzeichen der Krankheit zeigen, wird dem Raben bewusst, dass möglicherweise einer ihrer treuesten Verbündeten hilflos sterben muss. Eine Tatsache, die allen bis dahin nie so wirklich bewusst war …

Prinzipiell gilt für jedes neue Buch einer Serie, dass es bis zu diesem Zeitpunkt eines der wichtigsten, möglicherweise auch entscheidensten ist. Sei es nun, weil ein Plot zu Ende gebracht wird, eine markante Wendung eingetreten ist oder die Geschichte eine gänzliche neue Richtung einschlägt und somit einen neuen Handlungsstrang einführt. Im Falle von „Elfenjagd“ treffen gleich alle drei Kriterien gleichzeitig zu. Die Erzählung nimmt gleich mehrere entscheidende, mitunter auch unerwarte Wendungen, eröffnet gleich mehrere neue Stränge und bringt durch die Vollendung des Schicksals einiger tragender Charaktere einige Dinge zu Ende, die bereits seit dem Beginn der „Chroniken des Raben“ (also der vorangegangenen Serie) eng mit der Story verknüpft sind. Ganz besonders wegen der Tragweite einiger hier eintretender Ereignisse würde ich deshalb auch behaupten, dass „Elfenjagd“ das mit Abstand wichtigste Buch aller bisher erschienenen „Raben“-Bände ist und mit einem Mal eine völlig neue Perspektive für den Fortbestand der Truppe eröffnet. Ich möchte hier nicht zu viel vorwegnehmen, doch es geschehen in diesem Buch einige Dinge, die begeisterten Lesern ziemlich stark an die Nieren gehen werden und möglicherweise auch die eine oder andere Träne hervorrufen, weil man es nach dem langen Weg, den man den Raben begleitet hat, kaum fassen kann, dass … nun, nur so viel: Es wird zum Schluss des Buches ziemlich hart!

Doch durch die traurige, bisweilen auch melancholische Note der Story erlangt die Geschichte um den Raben auch wieder ein großes Stück Authentizität. Barclay schreibt hier über Helden, fast schon unsterbliche Helden, behält aber dabei stets den Blick für die Realität, die in diesem Fall von einigen herben Rückschlägen geprägt wird.

Ich ertappe mich gerade dabei, wie ich ausschweifend um den heißen Brei herumrede, eigentlich aber nur schreiben wollte, dass mich „Elfenjagd“ wie kein anderes Buch dieser Chroniken/Legenden berührt hat. Man fühlt stellenweise noch intensiver mit den Charakteren, selbst mit vermeintlichen Schurken wie dem unwissenden Yron oder seinem jungen Gefährten, der auf der Flucht vor den kriegerischen Elfen ums Leben kommt. So klischeehaft dies nun klingen mag, doch nie zuvor fand eine so starke Identifikation mit den Rabenkriegern statt, und nie zuvor ging einem der Verlauf der Story so nahe wie hier, nicht einmal nach dem Tod des Schicksalskindes. Dass „Elfenjagd“ deswegen wahrscheinlich auch das beste der bis dato acht erschienen deutschen Bände ist, muss daher auch nicht mehr gesondert erwähnt werden. James Barclay beweist einmal mehr seine Extravaganz im Bereich der modernen Fantasy-Literatur und übertrifft meines Erachtens mittlerweile sogar die Ikone Tolkien. Man mag mir nur zwar Übertreibung vorwerfen, aber ich absolut überzeugt, dass jeder Leser dieser faszinierenden Story mit ihren tollen Charakteren mit mir übereinstimmen wird, dass Barclay derzeit kaum schlagbar ist – spätestens nach den knapp 400 bewegenden Seiten von „Elfenjagd“.

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Trugenberger, Luca – magische Dorn, Der (Die Wege des Drachen 1)

Wenn die Einwohner von Waelton nicht seit langem schon wüssten, dass Kinder mit roten Haaren grundsätzlich ein wenig seltsam sind, dann hätten sie es spätestens im Zusammenhang mit Damlo Rindgren herausgefunden. Damlo scheint sogar noch eine ganze Portion seltsamer zu sein! Denn im Gegensatz zu allen anderen Rothaarigen in Waelton hat er den ersten Krampfanfall, den diese Kinder mit spätestens sieben oder acht Jahren bekommen, überlebt. Inzwischen ist er fast vierzehn, beinahe erwachsen, und treibt seine Tante Neila mit seiner chronischen Unpünktlichkeit und seinen Träumereien schier in die Verzweiflung.

Damlo selbst erhofft sich von seinem vierzehnten Geburtstag, dem Tag, an dem er erwachsen wird, eine radikale Verbesserung seiner Lage. Er glaubt, die Legion – eine Bande gleichaltriger Jungs, die mit ihm zur Schule gehen und ihm ständig auflauern, um ihn zu verprügeln – wird ihn dann endlich als gleichberechtigt anerkennen, ihn sogar in ihre Reihen aufnehmen. Ein fataler Irrtum mit überraschenden Folgen! Denn als Damlo nach einer weiteren der immer wiederkehrenden Verfolgungen die Augen wieder öffnet, liegt er auf dem Karren zweier Fremder mit gefesselten Handgelenken und einem Verband um den Kopf …

Damlo ist der typische Provinzler, der unerwartet und gegen seinen Willen in ein Abenteuer stolpert. Trotzdem ist der Junge ein äußerst sympathischer Zeitgenosse, unter anderem deshalb, weil er offen zugibt, Angst zu haben. Damlo ist ein Feigling, daran führt kein Weg vorbei, und wenn er sich auch noch so sehr dafür schämt. Immer wieder stellt er fest, dass er in Augenblicken der Gefahr kläglich versagt, dass ihm die Knie weich werden, die Stimme streikt und ähnliche Peinlichkeiten. Umso verwunderlicher, dass ihn gelegentlich geradezu der Übermut reitet und er dann die erstaunlichsten Dinge zustande bringt. Schon bald ist dem Leser klar, dass Damlo noch weit seltsamer ist, als die Waeltoner sich träumen ließen. Doch Damlo ist sich seiner Fähigkeiten nicht bewusst. Bisher errang er all seine Siege nur in seiner geradezu überschäumenden Fantasie.

Immerhin zeigt sich, dass Damlo nicht dumm ist. Nachdem er auf seiner unfreiwilligen Reise die Bekanntschaft der Zwerge Clevas und Irgenas gemacht hat, fängt er an, seine Umgebung zu beobachten. Und er lernt schnell.

Clevas und Irgenas macht es offenbar Spaß, dem Jungen die Welt zu erklären. Auch wenn sie eigentlich äußerst ernste Angelegenheiten zu erledigen haben, bleibt ihnen immer Zeit für gutmütige Neckereien und Scherze. Der alte Clevas nutzt jeden noch so kleinen Anlass, um laut lamentierend den Beleidigten zu spielen, und Irgenas macht sich einen Spaß daraus, ihm regelmäßig solche Anlässe zu liefern. Was nicht heißen soll, dass die beiden harmlose Zeitgenossen wären. Immerhin sind sie Zwerge und als solche kampferprobt und zäh. In ihrer Begleitung nimmt Damlo den Kampf gegen Wolfsrudel und Räuberbanden auf, nicht ahnend, dass ihn bald noch weit größere Schwierigkeiten erwarten.

Denn über der Welt hängt ein Schatten, der die Zwerge mit ziemlicher Sorge erfüllt. Sie befürchten, der Fürst der Finsternis könnte einen neuen Ersten Diener gefunden haben und nun versuchen, im ewigen Kampf zwischen Gut und Böse erneut die Oberhand über die Welt zugewinnen. Und je weiter die Reisenden kommen, desto mehr erhärtet sich der Verdacht. Trolle und Orks scheinen unterwegs, geheimnisvolle Fremde mit schwarzen Degen tauchen auf und jemand will sogar einen Drachen gesehen haben, obgleich diese Tiere schon lange ausgestorben sind! Sollte sich der Verdacht der Zwerge bewahrheiten, gibt es nur eine Möglichkeit, das Unheil abzuwenden: Sie müssen den Ersten Diener finden und unschädlich machen!

Die Zutaten zu diesem ersten Band der Damlo-Saga scheinen vorerst alle dem Standard-Repertoire zu entstammen: Zwerge, Elfen, Trolle, Orks und Drachen sind der Fantasy-Leserschaft inzwischen so vertraut, dass diese sich wohl nicht einmal mehr wundern würde, wenn sie einem von ihnen auf der Straße begegnete. Es tauchen aber auch noch andere Wesen auf, die Damlo zunächst nur aus dem Augenwinkel verschwommen wahrnimmt und die er nur als unverständliches Raunen hören kann. Mit der Zeit werden diese Wahrnehmungen immer deutlicher. Man könnte die geheimnisvollen Geschöpfe als Naturgeister bezeichnen.

Trotz der gängigen Zutaten fand ich die Geschichte sehr gelungen. Die Charaktere besitzen trotz der engen Grenzen, die ihnen durch die Zugehörigkeit ihrer Rasse und ihre Rolle innerhalb der Handlung gesetzt sind, jeder ein persönliches Profil. Die Handlung wechselt gekonnt zwischen spannenden Momenten – wie im Kampf mit den Wölfen – und ruhigeren Passagen, die der Entwicklung von Damlos Persönlichkeit oder aber der Entstehung des Puzzles dienen. Denn wie so oft, ist es auch hier so, dass die alten Legenden, von deren Wahrheitsgehalt Damlo so überzeugt ist, von den Zwergen erst einmal ein wenig geradegerückt werden müssen. Der Spannungsbogen ist dadurch zwar nicht ununterbrochen straff gespannt, es wird aber auch niemals langweilig. Der augenzwinkernde Humor, der in den Neckereien der Zwerge, aber auch in der Dummheit der Räuber oder den Listen des Elfen Uwaen durchscheint, lockert das Geschehen auf.

Und in der Fortsetzung des Zyklus dürfte den Leser noch eine Menge Neues erwarten. Die Reisenden haben die Stadt erreicht, ein für Damlo vollkommen fremdes Pflaster. Abgesehen von den Schwierigkeiten, die allein damit einhergehen, tritt nun auch die Politik auf den Plan. Die Magie droht verstärkt eine Rolle zu spielen und das Rätsel um die schwarzen Degen muss gelöst werden. Jetzt fehlt nur noch ein hübsches Mädchen, das den armen Damlo vollends aus dem Konzept bringt!

Kurz und gut: ein liebenswertes und unterhaltsames Buch für Leser zwischen zwölf und neunundneunzig Jahren.

Luca Trugenberger lebt in Italien. Nach seinem Medizinstudium arbeitete er einige Zeit als Schauspieler, um dann doch wieder zur Medizin zurückzukehren. Heute ist er in Rom als Psychotherapeut tätig, doch die künstlerische Ader ist immer noch vorhanden. „Der magische Dorn“ ist sein erster Roman und war sofort erfolgreich. Der zweite Band der Damlo-Saga erscheint im Mai dieses Jahres unter dem Titel „Das Siegel des Schicksals“.

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Weinert, Simon – Drache regt sich, Der. Eine phantastische Erzählung

Der Meister des Gagaismus, wie Simon Weinert seine dadaistisch-skurrilen Streifzüge durch gleichermaßen Phantastik und Gesellschaftskritik selbst bezeichnet, legt mit „Der Drache regt sich“ eine „geile Fantasygeschichte“ (S. 81) vor. So können wir aus dem Buch erfahren, was die Studentin Golde und eine Familie im Venedigurlaub mit Fantasyliteratur zu tun haben. Weinert verknüpft nicht nur phantastische Elemente mit Sarkasmus und scharfer Kritik an der einen oder anderen Einrichtung unserer Informationsgesellschaft, sondern zieht konsequent die Facetten und Phrasen des Fantasygenres durch den Kakao. Alle müssen dran glauben: Black-Metal-Fans, potente Drachtöter, die sich Sexsklavinnen halten, Live-Rollenspieler, Handy-Zombies, abgestumpfte TV-Jünger und J. R. R. Tolkien.

Simon Weinert liefert mit seinem Buch aber keine hohle Abrechnung mit den rückwärtsgewandten und wirklichkeitsfremden Aspekten diverser Fantasy-Geschmacklosigkeiten, vielmehr gelingt es ihm mit seiner mitunter gewöhnungsbedürftigen Erzählform – eine, die zum Denken anregt und den Leser gerade nicht mit altbekannten und x-fach wiederholten Vampir-Drachen-Helden-Abziehbildern einlullt – zu zeigen, dass ein Drache mehr sein kann als ein „Phantasiewesen aus albernen Fantasyromanen“ (S. 55).

Man wird wirklich überrascht sein, etwa wenn Golde das sagenumwobene „schwarze Land“ in Bayern vermutet, die geheimnisvollen Hallen des heldenhaften Drachentöters in Venedig zu finden sind und der Drache, der menschlicher ist, als es dem Leser vielleicht lieb sein könnte, auf einer Ostseeinsel haust.

Simon Weinerts Buch „Der Drache regt sich“ ist aber auch deshalb ein gelungenes Werk, weil es in einem Verlag für phantastische Literatur erschienen ist! Die |Edition Medusenblut| bewegt sich in die richtige Richtung: Die notwendig gewordene Kritik am Fantasygenre wird durch intelligente Selbstironie nicht nur zugelassen, sondern scheint ein wichtiger Bestandteil des Verlagsprogramms zu sein. „Der Drache regt sich“ bereichert Boris Kochs |Edition Medusenblut| enorm, weil das Buch phantastische Literatur ist, die sich nicht auf kitschige Stereotype stürzt, sondern dabei hilft, Phantastik wieder als ernst zu nehmende Literaturform begreifen zu können.

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Baxter, Stephen – Transzendenz (Kinder des Schicksals 3)

Der |Kinder des Schicksals|-Zyklus:
Band 1: [„Der Orden“ 1040
Band 2: [„Sternenkinder“ 1591
Band 3: „Transzendenz“

„Transzendenz“ stellt den Höhepunkt von Stephen Baxters „Kinder des Schicksals“-Trilogie dar. Die in „Der Orden“ begonnene und in „Sternenkinder“ fortgeführte Evolution der Menschheit zu etwas höherem, der sogenannten Transzendenz, ist ca. 500.000 Jahre in der Zukunft erfolgt.

Ähnlich der in „Der Orden“ vorgestellten menschlichen Schwarmgesellschaft ist die Transzendenz ein telepathisches Kollektiv vieler Menschen, von denen einige die Unsterblichkeit erlangt haben. Individualität schwindet und tritt deutlich hinter Kollektivität zurück. Diese Entität besitzt gottgleiche Macht über Raum und Zeit und hat sich einem hehren und verwegenen Ziel verschrieben: der Erlösung der gesamten Menschheit in allen Zeiten. Um dieses Ziel zu erreichen, durchlebt jeder in die Transzendenz aufsteigende Mensch das Leben eines Menschen der Vergangenheit und versucht es zum Besseren der gesamten Menschheit zu verändern.

So auch die an Bord eines uralten und mittlerweile hoffnungslos veralteten Generationenschiffs lebende Alia, eine junge Frau, die das Leben des um 2040 lebenden Michael Poole beobachtet. Poole ist ein Ingenieur, der entscheidenden Einfluss auf die Zukunft der Menschheit haben wird, denn er soll die Methanhydratlager der Polarregion stabilisieren und den GAU des Weltklimas verhindern:

Die globale Erwärmung hat die Ozeane ansteigen lassen, England, die Niederlande und Florida sind in den Fluten versunken. Um den Ausstoß an Treibhausgasen zu reduzieren, hat man Autos abgeschafft und Flugreisen sind zur Seltenheit geworden, viele Tierarten sind dennoch bereits ausgestorben und die Zukunft der Menschheit steht ebenfalls auf der Kippe. Neben diesen Problemen wird Poole auch noch von Geistererscheinungen seiner toten Frau und persönlichen Differenzen mit seinem Sohn geplagt.

|Baxtersche Heilslehre, Familiendrama oder Öko-Thriller?|

Diese drei Elemente dominieren den Roman, wobei der sonst bei Baxter stark ausgeprägte naturwissenschaftliche Aspekt deutlich in den Hintergrund tritt. Vielmehr verwirrt und langweilt er seine Leser mit hinlänglich bekannten Thematiken wie der globalen Erwärmung und ihren möglichen Folgen.

Baxter malt eine apokalyptische und wenig erstrebenswerte Zukunft, die sich auf das Negative der menschlichen Entwicklung konzentriert. Doch Alia greift in der Geistesgestalt von Michael Pooles toter Frau Morag helfend ein und steht ihm und somit auch der Menschheit bei. Auch in persönlichen Dingen wie dem schwer gestörten Verhältnis zu seinem Sohn Tom steht sie ihm zur Seite.

Die Familiengeschichte Michael Pooles ist leider von minderer Qualität. Baxter ist kein Charakterdarsteller, seine Romane leben von seinen Ideen. In „Der Orden“ konnte zumindest das historische Ambiente überzeugen und den Leser bei Stange halten, während Baxter seine Idee einer Schwarmgesellschaft langsam – für viele zu langsam – und anschaulich entwickelte. „Sternenkinder“ führte für Baxtersche Verhältnisse diese Entwicklung actionreich und anschaulich fort, Konflikte mit sich selbst, der eigenen Vergangenheit und mit anderen Rassen wie den Xeelee und oder gar deren Ausrottung, wie bei den „Silbergeistern“, standen im Mittelpunkt.

Nun hat Baxter eine Zukunft erreicht, in der die Menschheit in das Stadium der Transzendenz eintritt und in einer Art Katharsis jedes ihrer Individuen die Fehler der Vergangenheit durchleiden lässt, ihnen aber auch die Fähigkeit gibt, korrigierend einzugreifen.

Nun stelle man sich vor, Alia hätte nicht das Leben Michael Pooles als eine Art Schutzengel begleitet, sondern das Ivans des Schrecklichen oder einer anderen Schreckensgestalt, die außer Gräueltaten wenig Einfluss auf die Zukunft der Menschheit hatte. Was soll das? Alia ist eine junge und recht naive junge Frau, die ihr Leben lang auf einem alten Generationsschiff lebte und keineswegs bereits Teil der Transzendenz. Dennoch wird ihr die Macht gegeben, die Vergangenheit zu verbessern oder vielmehr zu verändern.

Nun möchte ich gar nicht näher auf den Schmetterlingseffekt und die Chaostheorie eingehen, aber diese Vorgehensweise erscheint mir recht bedenklich – für Baxter ist sie scheinbar kein Problem, auf das er auch nur ansatzweise eingeht. Baxter verrennt sich in theologischen und metaphysischen Ansätzen, stets ausgehend von dem Baxterschen Dogma der Schwarmgesellschaft, das sich wie ein roter Faden durch den Zyklus zieht. Hier steht der religiöse Wunsch nach Erlösung im Mittelpunkt, denn sowohl Michael Poole als auch die gesamte Menschheit und ihre Umwelt befinden sich in einem bemitleidenswerten Zustand, den sie zusätzlich mit einer Überdosis Selbstmitleid noch steigern.

Diese Veränderung der Vergangenheit ausgehend von der Zukunft scheint Baxter zu faszinieren, er schwenkt hier bereits auf die scheinbar ebenfalls religiös geprägte Schiene seiner für Februar angekündigten Serie „Time Tapestry“ / „Die Zeit-Verschwörung“ ein.

Doch was macht die Transzendenz nun eigentlich? Nichts! Auch sie kann nicht die Probleme der Menschheit lösen, das Ende des Romans ist enttäuschend und nichtssagend. Baxter zeichnet ein düsteres Bild und nimmt dieses auch noch im Detail unter die Lupe. Hoffnungslosigkeit? Das Warten auf göttliche Erlösung scheint die Erkenntnis zu sein, die menschliche Halbgöttlichkeit „Transzendenz“ kann sie ja leider nicht erbringen.

_Fazit_

Keine Klimakatastrophe, aber eine literarische. Der über weite Strecken unangenehm metaphysisch angehauchte Roman baut auf sehr dünnem Eis, denn weder als Öko-Thriller noch als Familiendrama kann er überzeugen. Hier hätte man deutlich kürzen können, was auch der Verständlichkeit gutgetan hätte. Leider muss in Baxters sphärischer Zukunft anscheinend nichts mehr den Gesetzen der Logik folgen, schlimmer noch, um den Lesengenuss weiter zu erschweren, schlägt er mitten im Buch noch einen Bogen zu der im ersten Band „Der Orden“ flüchtig erwähnten Kuiper-Anomalie!

Die relativ dünne und einfältige Zukunftsvision der Transzendenz wurde in den vorherigen Romanen bereits ausreichend behandelt, nun erreicht Baxter sie und stößt an eine Grenze, er kann sie einfach nicht erklären und endet in metaphysischen Plattitüden. Eine Kürzung hätte diesem Roman gutgetan, als Familiendrama leidet er unter peinlich unterentwickelten Charakteren und als Öko-Thriller greift er alte, sattsam bekannte Themen auf, ohne etwas Neues beitragen zu können. Baxters Flucht in den Glauben (Menschen der Zukunft wie Alia treten in der Form von Geistern/Engeln auf) wirkt wie eine hilflose Kapitulation vor der von ihm selbst geschilderten tristen Zukunft. Einzig die Übersetzung von Peter Robert verdient Lob; der bereits in [„Ilium“ 346 und „Sternenkinder“ bewährte Übersetzer hat den Roman tadellos ins Deutsche übertragen.

Der noch nicht übersetzte und vermutlich abschließende Band „Resplendent“ ist eine Kurzgeschichtensammlung, die sich auf die im zweiten Band „Sternenkinder“ auftretenden Xelee und die in den Sekunden nach dem Urknall entstandenen supersymmetrischen Lebensformen konzentriert.

The Baxterium – Die offizielle Homepage des Autors:
http://www.baxterium.org.uk/

McKiernan, Dennis – Elfenschiffe (Voyage of the Fox Rider 1)

_Story_

Jinnarin gehört zum Volk der Verborgenen und lebt auf der Insel Rwn in strenger Abgeschiedenheit. Zu sehr lasten die Schandtaten an ihrem Volk, den Fuchsreitern, noch auf ihrer Seele, als dass sie Vertrauen zu anderen Geschöpfen fassen könnte. Dennoch bleibt ihr eines Tages keine andere Wahl, als den Magier Alamar aufzusuchen, einen alternden Elfen, dem ihr Freund Farrix einst das Leben gerettet hat. Eben jener Farrix ist nämlich schon seit langer Zeit verschollen und von seiner Reise nicht mehr wiedergekehrt. Seitdem wird Jinnarin Nacht für Nacht von einem grausamen Alptraum geplagt, den sie jedes Mal wieder von neuem erlebt.

Obwohl Alamar und Jinnarin sich anfangs nicht sonderlich wohlgesonnen sind, reisen sie zusammen in den Heimathafen des erfahrenen Seefahrers Aravan, dessen Schiff das gefürchtetste und am besten ausgerüstete in ganz Mithgar ist. Beide wissen, dass die Truppe Aravans die einzige sein wird, die Jinnarin bei der Suche nach Farrix und dem Sieg über ihren finsteren Traum wird helfen können. Aravan trifft alsbald ein und erklärt sich kurzerhand bereit, der kleinen Fuchsreiterin zu helfen, jedoch unter der Bedingung, dass sie sich den Mitgliedern seiner Crew zeigt und zumindest auf seinem Schiff nicht länger eine Verborgene bleibt.

Schweren Herzens willigt Jinnarin ein und reist mit den tapferen Kriegern durch die Ozeane von Mithgar auf der Suche nach ihrem Geliebten. Unterwegs treffen die Gefährten Alamars Tochter Aylis, die sich dem Trupp sofort anschließt. Die Reise scheint jedoch unendlich zu sein, und Jinnarins Traum bleibt immer öfter aus. Die Befürchtung, dass Farrix der Bote des Traumes ist und sich seine Lage verschlechtert hat, breitet sich aus, kann aber nicht bestätigt werden. Jedoch entwickelt sich die Seereise nach und nach zur Irrfahrt ohne erkennbares Ziel – bis plötzlich der Schwarzmagier Durlok, ein alter Kontrahent Alamars, ins Geschehen tritt und ein grausames Zeichen setzt.

_Meine Meinung_

Mit „Elfenschiffe“ startet Dennis McKiernan den nächsten Elfen-Zyklus in seiner Fantasy-Welt Mithgar. Einst unter dem Titel „The Voyage Of The Fox Rider“ 1993 erschienen, ist die Story nun erstmals über den |Heyne|-Verlag erhältlich und sicherlich eine der besseren Geschichten des Autors aus dem amerikanischen Bundesstaat Missouri.

Erzählt wird die Geschichte der Fuchsreiterin Jinnarin, die in ihren Träumen immer wieder eine schreckliche Begebenheit durchlebt, von der sie glaubt, dass sie in Zusammenhang mit ihrem vor langer Zeit fortgereisten Geliebten Farrix steht. Jinnarin belasten diese Träume eines Tages so sehr, dass sie bereitwillig ihre Zurückgezogenheit aufgibt und sich dem Magier Alamar anvertraut, einem der wenigen Menschen, der die Verborgenen (aus Dankbarkeit, weil Farrix einst einen Eber tötete, der Alamar bedrohte) achtet. Alamar ist gar nicht von Jinnarins Idee überzeugt, gemeinsam nach Farrix zu suchen, erklärt sich dann aber doch bereit, als sie ihm noch einmal nahelegt, dass auch Farrix ihm einmal zur Seite gestanden hat.

Alamar erwähnt schließlich den in ganz Mithgar gefeierten Aravan, ebenfalls ein Elf, der auf seinen zahlreichen Fahrten schon die tollkühnsten Abenteuer erlebt hat und ggf. eine Vorstellung davon hat, wo sich Farrix aufhalten könnte. Aravan ist auch sofort fasziniert von dieser Idee, nennt aber einige Bedingungen, die Jinnarin erst gar nicht akzeptieren will. Aus Angst, ihr und ihrem gesamten Volk könnte Ähnliches widerfahren wie ihren damals ausgebeuteten Vorfahren, strebt sie auf ewig ein Leben als Verborgene an, erkennt dann aber, dass die Besatzung des Schiffs die wahren Beweggründe der Reise kennen muss, um ihre Arbeit mit vollem Einsatz zu erledigen. Jinnarin bleibt keine andere Wahl: Sie muss sich den anderen Leuten auf dem Schiff – Zwergen und Menschen – zeigen.

Doch Jinnarin bereut dies zu keiner Sekunde; die Mannschaft ist ihr freundlich gesonnen und macht ihr Mut, ganz besonders Alamars Tochter Aylis, die eines Nachts mitten auf dem Meer herumtreibend entdeckt und aufgenommen wird. Sie wird nicht nur Jinnarins engste Vertraute, sondern auch Aravans Geliebte. Gleichzeitig ist sie das Bindeglied zwischen allen Beteiligten und muss auch stets unter den beiden Streithähnen Alamar und Jinnarin vermitteln. Schließlich ist es auch sie, die als Erste in den Traum der Fuchsreiterin eintaucht und erkennt, welche grausamen Ereignisse sich in der Gedankenwelt Jinnarins abspielen. Als ein unschuldiger Seher die Traumreise mit dem Tod bezahlen muss, wird allen klar, wie ernst die Lage ist. Und als dann der fürchterliche Schwarzmagier Durlok auftaucht und in einem unerwarteten Augenblick das Schiff angreift, müssen Aravan und seine Verbündeten dies auch beinahe mit ihrem Leben bezahlen.

Dennis McKiernan hat im Vergleich zum vorherigen Zyklus gleich an mehreren Stellen nachbessern können. Zunächst einmal hat er es im Fuchsreiter-Zyklus blendend geschafft, die Einleitung kurz und prägnant auf den Punkt zu bringen, ohne sich dabei an überflüssigen Details und Subplots aufzuhalten. Der Leser befindet sich unmittelbar nach dem Auftakt mittendrin im Geschehen und erlebt die Abenteuer von Jinnarin und all ihren Freunden hautnah mit. Gleichzeitig ist auch der Aufbau der Spannung wesentlich gelungener, besonders was die vielen Unbekannten der Story angeht, die permanent für ungeahnte Überraschungen sorgen.

Andererseits leidet „Elfenschiffe“ aber auch an einigen altbekannten Schwächen. Zunächst einmal wäre es wünschenswert gewesen, der Autor hätte die Route der Gefährten etwas transparenter gestaltet. Vor jedem Abschnitt erwähnt er, wie viele Tage und Meilen die Besatzung gereist ist und verliert sich stellenweise in diesen Darstellungen, ohne dass sie der Geschichte dienlich sind. Außerdem ist einem nie so wirklich klar, wohin Aravan und sein Team jetzt eigentlich segeln wollen, bzw. warum sie zu ausgerechnet diesem Zeitpunkt an genau jenem Ort verweilen. Erst im Laufe der Erzählung bessert sich dieser Umstand, wobei die ständigen ’sie reisten sechs weitere Tage‘-Sätze irgendwann echt nervig werden.

Abgesehen davon artet McKiernans Schifffahrtswissen bisweilen aus. Natürlich ist es zweckdienlich, wenn der Mann über Kenntnisse verfügt, die das Ganze authentischer erscheinen lassen. Aber zur Selbstbeweihräucherung – wie hier leider manchmal geschehen – sollte dies dann nicht werden …

Alles in allem überwiegen aber dennoch die positiven Aspekte von „Elfenschiffe“, insbesondere die sehr spannend erzählte Fantasy-Geschichte und ihre wunderbar dargestellten, dem Vorgänger-Zyklus teils gar nicht mal so unähnlichen Charaktere. Der Roman bzw. der neue Zweiteiler (der in „Elfensturm“ zu Ende erzählt wird) orientiert sich zwar weitestgehend an bekannter Fantasy-Kost, liest sich aber bis auf die genannten Ungereimtheiten sehr schön und fesselt speziell in der zweiten Hälfte mit wachsender Intensität. Auch wenn aktuelle Autoren wie James Barclay und Bernhard Hennen in diesem Bereich unerreicht bleiben, ist dies für mich doch Grund genug, das Buch an Freunde solcher Literatur weiterzuempfehlen.

[„Elfenzauber“ 3100 (Dragonstone 1)
[„Elfenkrieger“ 3127 (Dragonstone 2)

McKiernan, Dennis L. – Elfenkrieger (Dragonstone 2)

Band 1: [„Elfenzauber“ 3100

_Story_

Nachdem die Gefährten – Arin, Egil, Aiko und der Trunkenbold Alos – die Festung von Königin Gudrun in Jütland schadenfrei verlassen und zudem den Liebessklaven der Königin, Delon, befreien konnten, machen sie sich mit ihrer Schaluppe durch den Westonischen Ozean und auf den Weg, die nächsten Puzzleteile der Prophezeiung in Dara Arins Vision zusammenzusetzen.

Ihr Weg führt sie nach Pendwr, wo bereits in den nächsten Tagen mehrere Piraten und Verbrecher hingerichtet werden sollen. Ein Hinweis auf ein Frettchen, dass sich ihnen anschließen soll, führt sie in den Gefängnistrakt und geradewegs zu Ferai, der Königin der Diebe, die von Arin und ihren Gefolgsleuten befreit und vor der Hinrichtung bewahrt wird. Tatsächlich ist sie das Frettchen aus der Prophezeiung und als solches bereit, sich den Gefährten anzuschließen.

Zur Erfüllung der Vorsehung fehlt nun lediglich noch der Bewahrer des Glaubens im Labyrinth, den die mittlerweile aus sechs Kämpfern bestehende Schar in der Nähe von Sarain sucht. Ferai hatte eine Eingebung, die sie dort hinführte, und tatsächlich soll sich auch in diesem Falle bewahrheiten, dass man dort den letzten Gefährten, Burel, trifft, mit dem man nun an dämonischen Gefahren vorbei Richtung Kistan segelt, um dort in Erfahrung zu bringen, wo sich der gesuchte Drachenstein befindet.

Allerdings stellt sich die Reise zur grausamen Insel des Zauberers Ordrune als echte Zerreißprobe heraus. Erschöpft und ausgelaugt erreichen sie dennoch die Festung des Magiers, werden von diesem aber überrumpelt. Gerade noch gelingt es ihnen, die wichtigsten Informationen in den versteckten Schriftrollen zu entdecken, als Ordrune die Eindringlinge entdeckt und sie gefangen nimmt. Infolge einer List schaffen die sieben es trotzdem wieder, die Flucht anzutreten, ahnen zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht, dass der Magier genau dies beabsichtigt hat, damit die Gefährten ihm den Weg zum Drachenhorst und damit auch zum wertvollen Drachenstein weisen …

_Meine Meinung_

Nach den spannenden Ereignissen, mit denen das vorangegangene Buch schloss, durfte man für Band zwei so einiges erwarten. Und tatsächlich steigt Dennis L. McKiernan äußerst rasant in die Geschichte ein und setzt auch direkt dort wieder an, wo die Reise der bis hierhin fünf Gefährten in „Elfenzauber“ geendet hatte.

Alos, Arin, Egil, Aiko und der neu hinzu gestoßene Delon sind noch schwer gezeichnet von ihrer Flucht aus Jütland, sind sich aber auch darüber im Klaren, dass die Zeit zur Erfüllung der Prophezeiung drängt und ihnen kaum Aufschub gewährt wird. Jedoch ist ihnen noch nicht wirklich klar, wo sie die nächste Person der Vorhersehung treffen werden, so dass die Mannschaft der Breeze eher zufällig Richtung Pendwyr segelt, bis Delon dann eine Eingebung hat, dank derer sie schließlich auf Ferai stoßen. Nach einem heftigen Tumult bei der Befreiung der Gefangenen ist es nun an der ehemaligen Entfesslungskünstlerin und Diebin, den weiteren Weg zu weisen, doch die junge Dame bringt mit der Umschreibung „Bewahrer des Glaubens im Labyrinth“ nichts in Verbindung und ist lange Zeit nicht fähig, die Route vorzugeben. Dann jedoch kommen auch ihr einige hilfreiche Gedanken, die sie direkt in die Arme eines strengt religiösen Ordens führen, wo sich unter zahlreichen Priesterinnen auch der kräftige Burel befindet, den die Gefährten schließlich als den gesuchten Bewahrer des Glaubens ausmachen und auf ihre Reise mitnehmen. Von da an geht es schließlich hart auf hart; die Gefolgschaft ist sich dessen bewusst, dass ihr Weg zum Drachenstein nur über Kistan und den Zauberer Ordrune sowie später das Drachenhorst führen wird. Es sollen Begegnungen folgen, die besonders Egil und Alos schwer zusetzen, weil sie speziell in Kistan wieder mit ihrer düsteren Vergangenheit konfrontiert werden. Doch es bleibt ihnen keine andere Wahl, denn sollte der Stein nicht möglichst rasch gefunden und in die Feste am Schwarzen Berg zurückgeführt werden, wird sich Arins Vision möglicherweise bewahrheiten und die Welt von Mithgar dem Untergang geweiht sein.

Anscheinend hat er Autor aus seinen Fehlern im vorherigen Buch gelernt, denn der prozentuale Anteil der in der Geschichte auftauchenden Längen hat sich auf ein sehr gut erträgliches Mindestmaß reduziert und tendiert besonders gegen Anfang und Ende gen null. Zwar hat McKiernan sich speziell beim Aufenthalt in besagtem Labyrinth mal wieder eine kurze kreative Auszeit genommen, die den Fluss ein wenig ins Stocken bringt, doch im Großen und Ganzen treibt er die Story stringent und flott voran und bringt sie zu meiner eigenen Überraschung auch in diesem Buch noch (vorläufig) zu Ende. Der Epilog lässt jedenfalls darauf schließen, dass wir die Helden aus „Elfenkrieger“ so schnell nicht wieder treffen werden. In dieser Hinsicht ist lediglich schade, dass es manchmal sehr offensichtlich ist, dass der Autor die Handlung derart steuert, dass sie auch auf der letzten Seite ein Ende findet, andererseits aber auch wieder einige Chancen vertut, sich in den zu sehr ausgeschmückten Teilen kürzer zu fassen. So zum Beispiel ist die Entdeckung Ferais als die Person aus Arins Prophezeiung eher ein Zufallsprodukt und verschenkt damit einen Teil des sich hier bietenden Potenzials; an anderer Stelle hingegen wird die Suche etwas zu breit geschildert und sorgt so für den einzigen, langatmigem Moment in der Story.

Dafür wird der Leser jedoch am Ende mit einem temporeichen Finale entschädigt, in dem die Gefährten nicht nur ihre wohl härteste Prüfung bestehen, sondern auch ihrem Schicksal tief in die Augen blicken müssen. Jeder Beteiligte hat in seiner Vergangenheit Unschönes erlebt (McKiernan erzählt auch bei den ’neuen‘ Charakteren etwas über ihr bisheriges Leben) und wird nun erneut damit konfrontiert; so zum Beispiel Egil, der erneut dem finsteren Magier Ordrune gegenübertreten muss und ihm zum wiederholten Male unterliegt. Das letzte Gefecht am Drachenhorst ist auch seine letzte Chance für eine endgültige Rehabilitation, auch weil ihm ansonsten der Tod winkt.

Dennis McKiernan hat es in „Elfenkrieger“ weitaus besser hinbekommen, die Geschichte in Fluss zu bringen und auch neue Situationen und Charaktere zu integrieren. Bei Delon und Ferai hat man zum Beispiel sofort den Eindruck, als hätten sie die Reise von Beginn an begleitet, weil man einfach auch sofort mit ihnen vertraut ist. Und bei Burel funktioniert dies nur deshalb nicht, weil er erst zu einem ziemlich späten Zeitpunkt zum Trupp hinzustößt. Davon abgesehen lässt der Autor keine Gelegenheit aus, alle sich bietenden Möglichkeiten auszuschöpfen; er durchleuchtet jeden Charakter und dessen finsteres Geheimnis, führt einige Gefährten in eine (letzte Endes unvermeidliche) Partnerschaft, erprobt Liebe und die Macht des Schicksals und trägt die Handlung dennoch mit großen Schritten vorwärts und dem besagten Finale zu. Genau so sollte ein kurzweiliger, nicht zu üppiger Fantasy-Roman aufgebaut sein. Es bleibt zwar nicht verborgen, dass auch McKiernan nicht unfehlbar ist, doch insgesamt hat der Mann hier eine richtig schöne, packende Story verfasst, die eigentlich sogar noch Potenzial für weitere Abenteuer der Helden gehabt hätte. Mit „Elfenschiffe“ wird es auch eine Fortsetzung geben; da im Epilog jedoch schon der Weg der hier auftretenden Akteure vorgezeichnet wird, ist es wahrscheinlich, dass im Nachfolgebuch ein gänzlich neues Szenario mit komplett neuen Charakteren vorherrschen wird. Falls der Autor dies aber ebenso gelungen in Szene setzt wie in „Elfenkrieger“, dann kann man auch hier ruhigen Gewissens zugreifen.

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McKiernan, Dennis – Elfenzauber (Dragonstone 1)

_Story_

Im „Schlupfwinkel“, der Taverne des beliebten Wirts Tryg, staunt man nicht schlecht, als eines Tages eine Elfin, dazu noch in seltsamer weiblicher Begleitung, eintritt; schließlich hat man ihresgleichen hier schon lange nicht mehr gesehen. Alos, einem geheimnisvollen Trunkenbold, der auf bis heute unbekannte Art und Weise das Licht eines Auges verloren hat, ist bei der Vorstellung nicht geheuer, sich in solcher Umgebung zu befinden, zumal die beiden Damen ausgerechnet nach einem Einäugigen suchen. Als dann jedoch kurze Zeit später der schwer verletzte Egil in die Schenke gebracht wird, löst sich seine Anspannung auf, denn auch er hat nur noch ein Auge und ist so möglicherweise der Gesuchte.

Arin und Aiko, die beiden seltsamen Besucher, heilen den lange vermissten Seeräuber und erzählen dabei, was sie hierher verschlagen hat: Einst hatte Arin eine ihrer Visionen, dieses Mal aber eine sehr düstere. Sie sah in ihren Gedanken die Wiederkehr der Drachen, die durch den Diebstahl des mächtigen Drachensteins herbeigeführt wurde. Gemeinsam mit weiteren Elfen ihres Volkes ritt sie in die Zauberfeste am Schwarzen Berg, wo sie Aiko traf und nähere Informationen über den tatsächlich verschwundenen Stein erlangte. Gemeinsam mit der treu ergebenen Schwertkämpferin folgte sie fortan einer Prophezeiung, die sie über mehrere Rätsel bis zum Drachenstein führen sollte – und eines davon handelt von einem einäugigen Mann.

Doch auch Egil hat in den vergangenen vier Jahren Finsteres erlebt und erzählt den beiden Gästen sowie dem stets betrunkenen Alos von seiner niederträchtigen Begegnung mit Ordrune, der damals einen Pakt mit den Drachen schloss und als einer der mächtigsten Zauberer in ganz Mithgar gilt. Überzeugt von Arins Vorhaben und aus Liebe zu der kaum zugänglichen Elfin reist er mit ihr und Aiko fort, um Schritt für Schritt die mysteriösen Rätsel zu lösen. Mit an Bord: der von schrecklichen Visionen geplagte Alos, der seine grausame Vergangenheit bereits seit 33 Jahren kontinuierlich im Alkoholkonsum zu vergessen sucht.

_Meine Meinung_

Nach der Lektüre des ersten Bandes des neuen Zyklus von Dennis L. McKiernan bin ich wirklich sehr zufrieden mit der Geschichte und ihrem Verlauf und blicke auch schon mit großer Spannung auf die Fortsetzung im Nachfolgeband „Elfenkrieger“. Doch danach sah es lange Zeit nicht aus, denn der Autor brauchte beinahe 200 Seiten, bis es ihm endlich gelang, den Rahmen der Handlung klar abzustecken und so allmählich für eine steigende Spannungskurve zu sorgen.

Gerade zu Beginn entwickelt sich die Story ungeheuer zäh, weil sich McKiernan zusehends in Ausschweifungen und für den Inhalt unwichtigen Dingen verstrickt. Außerdem vertieft er Arins Geschichte zum Ende hin viel zu sehr und missachtet dabei, dass bereits einige Zeit vor ihrem Eintreffen im „Schlupfwinkel“ keine weiteren Informationen mehr nötig sind, um den chronologischen Ablauf zu verstehen. Lediglich die Begegnung mit den Zauberern in der Feste am Schwarzen Berg kann den Bann kurzzeitig brechen, doch leider bleibt die Geschichte im direkten Anschluss nicht auf dem gleichen Spannungsniveau und fällt wieder leicht ab.

Dann aber fügt der Autor die Puzzlestücke konsequent zusammen, indem er zunächst die furchtbaren Ereignisse, die sich in Egils jüngster Vergangenheit zugetragen haben, reflektiert, Alos‘ düsteres Geheimnis lüftet und so dann endlich die Voraussetzungen für eine stringente, aber dennoch ausreichend komplexe Geschichte schafft, die gerade im Schlussdrittel wirklich genial erzählt wird.

Im ersten Band des „Mithgar“-Zyklus spinnt McKiernan die Story um eine Vielzahl von Geheimnissen herum und lässt den Leser permanent im Dunklen verharren. Bei allen vier Protagonisten weiß man zwar von Beginn an, dass sie etwas zu verbergen haben, doch der Autor liefert dem Leser im Laufe der Geschichte kaum Hinweise, was dies sein könnte. Erst nach und nach deckt er einige Details auf, lässt aber dennoch große Lücken, die sich – darauf arbeitet die Story nämlich hin – wahrscheinlich erst viel später füllen lassen. Sowohl Alos als auch Egil haben den wohl schwärzesten Teil ihres Lebens in einer Art Trancezustand verbracht und wollen nun ein- für allemal in Erfahrung bringen, was während ihres Dämmerzustands geschehen ist. Arin hingegen macht sich um ihre Vergangenheit kaum Gedanken; sie fürchtet die Zukunft und all die grausamen Dinge, die sich in ihren Visionen abgespielt haben. Und anscheinend versteht auch nur sie alleine, welche Tragweite die Geschehnisse haben können, falls der Drachenstein, die Jadeseele, nicht umgehend wieder an ihren Platz gebracht wird. Denn sollte der Pakt mit den Drachen durch sein Verschwinden erlöschen, dann ist in ganz Mithgar niemand mehr sicher.

Der hier begonnene Zyklus, so viel kann ich bereits nach dem ersten Band „Elfenzauber“ sagen, hat definitiv ein sehr hohes Potenzial und beginnt hier trotz zunächst trägen Fortschreitens sehr vielversprechend. Dennis McKiernan hat in diesem Roman die Weichen für ein sehr umfassendes Fantasy-Spektakel gestellt, das rein inhaltlich – sollte der Autor ähnlich detailliert weiterarbeiten – sicher noch einige Bücher wird füllen können. Allerdings ist hierbei auf jeden Fall Vorsicht geboten, denn weitere ausschweifende und eben nicht zweckdienliche Beschreibungen kann die Geschichte auf Dauer nicht verkraften, zumindest nicht, wenn dabei die Spannung ähnlich leidet wie in der ersten Hälfte von „Elfenzauber“. Und auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung seiner Charaktere muss sich der Autor noch ernsthafte Gedanken machen, denn jeder von ihnen hat bereits im ersten Roman seine wohl größten Geheimnisse preisgegeben und dazu auch noch eine enorme persönliche Entwicklung durchgemacht. Es wird sicher nicht einfach, diese Fortschritte konstant weiterzuführen und die Charaktere dabei glaubwürdig zu gestalten.

Als Letztes fände ich eine Einschränkung der vielen Worte aus der Elfensprache angebracht. Es ist ja nett, wenn der Autor so nach Authentizität strebt, doch wenn der Leser nicht versteht, was er da gerade liest, ergibt das nicht sonderlich viel Sinn.

McKiernan wird sicherlich noch einiges verbessern müssen, um das hier geweckte Interesse auch über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Grundsätzlich wäre es fast ausreichend, die Spannungskurve ähnlich zu gestalten wie auf den letzten hundert Seiten in „Elfenzauber“, denn hier offenbart der Roman keine wirklichen Schwächen. Aus diesem Grunde darf man auch optimistisch sein, dass das zuletzt gestiegene Niveau sich nun im zweiten Band fortsetzen wird, denn immerhin sind jetzt alle Einleitungen überstanden und die Handlung in vollem Gange. Warten wir ab, was McKiernan aus seinen Möglichkeiten in „Elfenkrieger“ machen wird.

Lisa Tuttle – Das geheime Land

Was passiert mit Menschen, die von einem Augenblick zum nächsten spurlos verschwinden? Lisa Tuttle nimmt sich all der verschwundenen Menschen an und schickt den in London lebenden amerikanischen Detektiv Ian Kennedy auf Spurensuche.

Ian Kennedy ist seit jeher vom rätselhaften Verschwinden besessen. Einst verschwand sein Vater spurlos von einem Tag auf den anderen. Für Ian absolut unbegreiflich und unerklärlich. Ebenso unerklärlich scheint die junge Peri Lensky verschwunden zu sein. Ian Kennedy, Spezialist für auf rätselhafte Weise verschwundene Menschen, wird von Peris Mutter Laura beauftragt, das Mädchen zu suchen. Seit zwei Jahren fehlt von ihr jede Spur und sie verschwand auf so sonderbare Weise, dass es fast nach einem Märchen klingt.

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Stephen Baxter – Zeitschiffe

H. G. Wells‘ Zeitreisender verschlägt es in parallele Welten, die er gemeinsam mit dem Morlock Nebogipfel erforscht, während ein anderes Ich einen Zeit-Krieg vom Zaun bricht, der sich gen Vergangenheit ausbreitet … – Die ‚Fortsetzung‘ des SF-Klassikers von 1895 ist handlungsbunt aber flach; die Handlung reiht Episode an Episode, ohne dass sich daraus eine ‚runde‘ Geschichte formt: actionreiche Science Fiction, die dem genialen Vorgänger nie das Wasser reichen kann.
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Trudi Canavan – Die Meisterin (Die Gilde der Schwarzen Magier 3)


The Empire of Stones

Band 1: Die Rebellin“
Band 2: Die Novizin“
Band 3: „Die Meisterin“

Sonea hat nach ihrem Zweikampf in der Arena tatsächlich Ruhe vor Regin. Dafür belasten sie andere Sorgen: Der Hohe Lord Akkarin gibt ihr Bücher über schwarze Magie zu lesen! Allein das wäre bereits ein Verbrechen, für das die Gilde sie ausstoßen könnte. Doch zu ihrer Überraschung erfährt Sonea bald darauf die Gründe für das Geheimnis des Hohen Lords. Das lässt nicht nur ihre Vorbehalten gegen ihn schwinden, sie besteht sogar darauf, ihn dabei zu unterstützen.

Doch die Gilde hat inzwischen Akkarins Geheimnis entdeckt. Sie werden nicht nur aus der Gilde ausgestoßen, sondern auch aus den Verbündeten Königreichen verbannt. Ihnen bleibt nur der Weg nach Sachaka, dem Land, von dem nicht nur Akkarin und Sonea die größte Gefahr droht, sondern auch der Gilde und den Verbündeten Königreichen. Als Akkarin und Sonea sich endlich zum Südpass durchgeschlagen haben und wieder kyralischen Boden betreten, um den König und die Gilde zu warnen, ist es bereits zu spät …

An neuen Charakteren kommen in diesem dritten Band nicht mehr viele dazu, und die meisten bleiben eine Randerscheinung.

Als Einzige nimmt Savara etwas mehr Raum ein. Sie ist eine Sachakanerin, die Cery Hilfe gegen die Mörder anbietet, die Imardin immer wieder von neuem unsicher machen. Warum sie das tut, oder wer genau sie ist, verrät sie nicht. Aber sie ist offensichtlich eine ausgebildete Magierin, und sie kann hervorragend kämpfen. Gleichzeitig besitzt sie durchaus einen gewissen Sinn für Humor, und nebenbei wickelt sie Cery gehörig um den Finger. Die Frage ist nur: Kann man ihr trauen?

Auch Cery nimmt durch Savaras Auftauchen wieder mehr Raum in der Geschichte ein. Er ist selbstbewusster geworden, gleichzeitig hat er sich weitgehend von seinen alten Gefühlen für Sonea gelöst, wenn er auch immer noch Freundschaft und Beschützerinstinkte besitzt.

Den größten Wandel im Charakter macht Regin durch. Nicht nur, dass er nach dem Duell geradezu zahm geworden ist; nachdem die mit Sonea verbündeten Diebe ihn vor den Sachakanern gerettet haben, entschuldigt er sich bei Sonea für sein früheres Verhalten. Mir kam es allerdings seltsam vor, dass er für Sonea plötzlich Mitleid empfand, nur weil sie monatelang sozusagen Akkarins Geisel war! Kann das allein all den Hass, den er zuvor ganz offensichtlich für Sonea hegte, einfach ausgelöscht haben? Immerhin hat er ihr nicht nur ein paar kleine, fiese Streiche gespielt, er hat sie richtig gequält, und zwar mit Inbrunst! Dieser Sinneswandel erschien mir dann doch etwas dick aufgetragen …

Die Handlung ist diesmal nicht mehr so deutlich zweigeteilt wie bisher. Zwar ist Dannyl auch diesmal wieder in Elyne unterwegs, doch das Ausheben einer kleinen Rebellengruppe erscheint im Vergleich zur Handlung um Sonea und Akkarin eher nebensächlich. Dafür teilt sich die Handlung nach der Verbannung des Hohen Lords und seiner Schülerin gleich in mehrere Stränge, die letztlich alle auf den „Showdown“ in Imardin zulaufen. Das gibt ein ziemliches Um-einander-herum-Gewusel oberhalb und unterhalb der Straßen Imardins, und natürlich bleibt es nicht aus, dass im Kampf gegen die Sachakaner immer wieder einer der Beteiligten in brenzlige Situationen gerät. In der Regel werden diese Bedrohungen jedoch rasch aufgelöst, was nicht heißen soll, dass alle mit heiler Haut davonkommen. Im Gegenteil hat die Autorin keine Skrupel, einige ihrer Sympathieträger zu opfern, was dafür sorgt, dass die Spannung der verschiedenen Scharmützel nicht einfach verpufft. Was ich allerdings nicht verstehen konnte: Warum wollte Akkarin die Schutzmagie der Arenakuppel nicht benutzen? In einem Kampf, der so auf Messers Schneide stand, sollte man doch erwarten, dass die Beteiligten jede Kraftquelle nutzen würden, derer sie habhaft werden konnten!

Wie dem auch sei: Der dritte Band ist der komplexeste und auch der spannendste der drei. Dass Sonea und Akkarin sich letztlich ineinander verlieben würden, war wohl unausweichlich, immerhin war er der geheimnisvollste und faszinierendste Charakter unter den Männern und sie aufgrund ihrer Herkunft und überdurchschnittlichen Kraft ebenfalls etwas Besonderes. Andererseits hat uns die Autorin dabei zu jeder Zeit jeglichen Kitsch erspart, insofern wirkte dieses Detail nicht störend.

Dafür ist mir ein anderer Knacks deutlich aufgefallen: Als Sonea ihre Tante und ihren Onkel besucht, erfährt sie zum ersten Mal von den Morden in der Stadt. Das wunderte mich doch ein wenig, da Sonea ja erst vor zwei Jahren in die Gilde eingetreten ist. Die Morde begannen aber laut Akkarin kurz nach seiner Ernennung zum Hohen Lord, und das war bereits fünf Jahre her. Für die innere Logik des Handlungsverlaufs ist das jedoch nicht weiter von Belang, insofern sei darüber hinweggesehen.

Das Lektorat war angenehm fehlerfrei. Warum Bertelsmann allerdings zwei verschiedene Ausgaben für Erwachsene und Jugendliche herausgebracht hat, ist mir nicht ganz klar, denn Unterschiede gibt es offenbar nur in der äußeren Gestaltung, und die sind nicht besonders gravierend. Befürchtet der Verlag, Erwachsene würden die Jugendausgabe nicht lesen, wenn |cbt| draufsteht? Dann wären die potenziellen Käufer eigentlich selber schuld.

Für den Gesamtzyklus lässt sich sagen, dass er vielleicht nicht das Mitreißendste oder Fantasievollste war, was ich in letzter Zeit gelesen habe. Dafür waren die meisten Figuren und Ereignisse doch ein wenig zu schablonenhaft und der Spannungsbogen hätte gelegentlich etwas mehr Straffung vertragen. Das hat sich zum Ende hin aber durchaus gesteigert, die Personen lösten sich ein wenig aus ihren Schienen, der Spannungsbogen zog tatsächlich an. Dafür musste die Autorin nicht einmal Ströme von Blut bemühen, im Gegenteil. Sowohl die beschriebenen Morde als auch der Guerillakampf in den Straßen von Imardin kommen ganz ohne rote Pfützen aus.

Alles in allem war Die Gilde der schwarzen Magier angenehme und leichte Unterhaltung. Ich würde sagen, Trudi Canavan kann problemlos vorne im großen Mittelfeld der Fantasy mithalten. Und vielleicht steigert sie sich ja auch noch. Im Hinblick auf die geplante Fortsetzung wäre Savara eine Figur mit einer Menge Potenzial …

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den |Aurealis Award for Best Fantasy Short Story|. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie |Die Gilde der schwarzen Magier|. Inzwischen hat sie mit |Age of Five| eine weitere Trilogie geschrieben, die aber bisher nur im englischsprachigen Raum erschienen ist. Derzeit arbeitet sie an „The Magician’s Apprentice“, einem Prequel zur Magiertrilogie. Auch ein Sequel soll folgen.

Taschenbuch 700 Seiten
Originaltitel: The High Lord
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-570-30330-6

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/cbj/

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)

Heitz, Markus – Krieg der Zwerge, Der

_Trailer_

Scharfe Äxte und Schwerter – die Zwerge sind zurück!

Im Geborgenen Land herrscht jubelnde Festtagsstimmung. Während Zwerg Tungdil Goldhand mit seinen Freunden den Sieg über den verräterischen Magus Nôd’onn feiert, wälzt sich ein Heer hinterhältiger Orks heran, um das Zwergenreich dem Erdboden gleich zu machen. Das |Schwarze Wasser| hat ihnen Unsterblichkeit verliehen, und schon bald müssen Tungdil und seine Gefährten ihren ganzen Heldenmut aufbieten, um der neuen Gefahr zu trotzen.

Doch das ist nicht alles, inzwischen braut sich weiteres Unheil zusammen …

_Rezension_

Der finstere Nôd’onn ist besiegt und die Zwerge von Markus Heitz kehren in Band 2 „Krieg der Zwerge“ zurück, den der Autor all denen gewidmet hat, die das kleine Völkchen der Zwerge in ihr Herz geschlossen haben. Es scheinen wohl etliche zu sein, denn „Krieg der Zwerge“ gewann den Deutschen Phantastik Preis 2005.

In „Dramatis Personae“ werden vor dem Romantext wieder die einzelnen Stämme der Zwerge, die Menschen und die anderen vorgestellt, die in dem Roman eine Rolle spielen. Die Handlung ist in zwei Teile gegliedert (Erstes Buch/Zweites Buch) und knüpft nahtlos an Band 1 an – mit dem Hauptaugenmerk auf den Schwarzwasser-Ork-Plot.

Das Geborgene Land steht nun vor einer noch größeren Gefahr. Die überlebenden Orks entdecken des Geheimnis des Schwarzen Wassers, durch das diese anscheinend Unsterblichkeit erlangen. Die Dritten nutzen die allgemeine Unruhe für sich aus, und als zusätzliches Hindernis bricht auch noch der Kontakt zu dem Ersten Stamm ab. Aber auch die Albae, die elfenähnlichen, jedoch hasserfüllten Wesen, stiften Unruhe.

So sieht sich Zwerg Tungdil wieder allen möglichen Gefahren ausgesetzt und es herrscht sozusagen „Krieg an allen Fronten“. Wie schon in Band 1 ist er jedoch nicht allein. Und was das Schöne an guten Fortsetzungsromanen ist, selbst wenn sie erneut nach bewährtem Muster daherkommen: Die Charaktere gewinnen mehr und mehr an Tiefe, werden immer mehrdimensionaler. So auch in dem zweiten Zwergenband von Markus Heitz.

Besonders interessant sind hier auch die zwischenzwergischen Beziehungen, die immer wieder für Überraschungen sorgen. Denn nichts scheint so zu bleiben, wie es ist und war. Häufig kommt es anders, als „Leser“ denkt. Und auch die Liebe darf nicht fehlen – inklusive des damit verbundenen Kummers, da Tungdils Angebetete einem anderen Zwerg versprochen ist. Darüber hinaus erfährt Tungdil endlich auch etwas über seine Familie. Das Bild rundet sich also stetig, ohne an Profil zu verlieren.

Bemerkenswert ist auch, dass man Band 1 nicht unbedingt gelesen haben muss, um Band 2 zu verstehen. Man ist sofort mitten im Geschehen, was an dem guten handwerklichen Rüstzeug des Autors liegt. Man merkt es der spannenden Handlung wieder an, mit wie viel Spaß Markus Heitz sie geschrieben hat. Das ist lebendig, dramatisch, humorig – man fiebert, leidet, liebt, bangt mit dem kleinen, aber doch so großen Völkchen.

Kommen wir zur einzigen Kehrseite der Medaille: Das Buch liegt wie sein Vorgänger dank seiner Größe wie ein Klotz in der Hand, was das längere Lesevergnügen ein wenig schmälert, und der Autor hätte ein besseres Lektorat verdient!

_Fazit:_ Ein solider, lebendiger Fantasyroman, der alle Leser der klassischen Fantasy erfreuen dürfte!

http://www.piper.de

Marc Hillefeld – Die Quantenfestung (Perry Rhodan PAN-THAU-RA 3)

Band 1: »Die Lebenskrieger«
Band 2: »Die Trümmersphäre«

»Die Quantenfestung« bildet den Abschluss der dreiteiligen Spin-off-Serie PAN-THAU-RA, die in der aktuellen Handlungszeit der Perry-Rhodan-Serie angesiedelt ist und sich mit einem weiteren Aspekt der erhöhten Hyperimpedanz befasst: PAN-THAU-RA ist die Bezeichnung eines mondgroßen Raumschiffes, eines so genannten Sporenschiffes, mit dem Beauftragte der Ordnungsmächte des Universums Galaxien bereisten, um Lebenssporen zu »säen« und dem intelligenten Leben den Weg zu bereiten. Es wurde schließlich außerhalb unseres Kontinuums verankert und droht nun wieder zu erscheinen.

Das Sporenschiff ist das Ziel der Aktionen einer der beiden sich bekämpfenden Loowerfraktionen, die es erobern und mit ihm den Krieg zu den Ordnungsmächten tragen, in denen sie eine Bedrohung allen Lebens sehen. Die andere Fraktion versucht, diesen Krieg zu verhindern, da sie die Mächte als unangreifbar einschätzt und befürchtet, mit einem Angriff radikale Sanktionen erst herauszufordern.

Unglücklicherweise spielt sich der Krieg in der Milchstraße ab, wo sich Perry Rhodan mit den Menschen zwischen den Fronten findet. Da die Loower technisch hoch überlegen sind, kann er sich nicht militärisch gegen sie verteidigen, sondern muss andere Wege finden. In den vorhergehenden Romanen verschlug es Rhodan auf eine Odyssee, an deren Ende nun, im letzten Band, das Treffen mit allen ausschlaggebenden Personen des Konflikts steht.

was geht

Hillefeld, bisher noch nicht am Perryversum beteiligt, gelingt es problemlos, sich in die Materie zu vertiefen und im umfangreichen Serienhintergrund zurechtzufinden. Trotzdem ist dieser Roman der schwächste des Zyklus‘, allerdings obliegt ihm auch die undankbare Aufgabe, die Fäden der Geschichte zusammenzuführen und das Finale entsprechend zu gestalten. So beansprucht es die Geduld doch sehr, die vielen Handlungsebenen und die Sprünge zwischen ihnen anzunehmen. Die Ebene von Reginald Bull und seiner Suche nach Rhodan ist dabei die unwichtigste, jene von Julian Tifflor im Heimatsystem der Loower die gekünsteltste, Gucky ist am wenigsten nachvollziehbar, Rhodans eigene Ebene ist eher langweilig und plätschert nebenher und die Geschichte um die Biophoren ist sehr gut geschrieben, entpuppt sich aber als unwichtig und soll wohl nur das Schicksal der Betroffenen beleuchten. Natürlich geht es in Romanen immer um Schicksale, aber dieser dritte Roman der Reihe vereint so viele Schicksale in sich, dass man getrost auf das eine oder andere hätte verzichten können. Dem Autor ist darüber kein Vorwurf zu machen, er musste das Konzept zu einem Abschluss bringen und mühte sich auch redlich.

flickwerk

Über Bull erhält der Leser einen Blick von außen auf das Geschehen und auf die Probleme, mit denen sich die Menschen herumschlagen müssen. Es passt auch zu Bulls Charakter, dass er sich persönlich um die Suche kümmert, aber in einer derartigen Krisensituation würde ein politisches Gebilde wie die Liga Freier Terraner ihren Verteidigungsminister nicht mit einem schrottreifen Schrottsammler losfliegen und die Verwaltung anderen überlassen.

Tifflor trifft auf Alkyra auf eine eingesperrte Frau, die er befreit. Unumgänglich für das Konzept, aber auch unerquicklich für den Autor, der um der Spannung willen die ganze Aktion über den Roman hinziehen muss.

Gucky ist ein größenwahnsinniges, selbstüberschätzendes, mit Minderwertigkeitskomplexen beladenes Wesen, dem einstmals einer der Serienväter ein sinnvolles und liebenswertes Leben einhauchen konnte. Es erwarb legendären Ruhm und muss jetzt zwangsweise weiter durch die Serie geschleppt werden. Dabei sollte man aber immerhin auf seinen Charakter achten: Er würde sich nicht so herumschubsen lassen, wie das in diesem Roman beschrieben wird. Er ist also ein Opfer der Handlung und kommt nicht wirklich zum Zug, so dass es seinem Ansehen unter den Lesern eher abträglich sein dürfte, wie er hier eingesetzt wird.

Rhodans Handlungsebene beschränkt ihn auf die Rolle des Beobachters. Er ist Gefangener der einen Loowerfraktion und wird mitgeschleift, damit er im Finale schlaue Sprüche liefern kann.

Die Biophoren sind die eigentlichen Bewohner des Sporenschiffs und damit direkt betroffen von dem Krieg. Sie schicken ein Team, das mit Worten versuchen soll, den Krieg zu verhindern, und im Notfall die PAN-THAU-RA vernichten soll. Beides klappt nicht, aber sie bekommen ihren Frieden.

Im Endeffekt sind es zwei bisher nicht aufgetretene Wesen, die für die Beilegung des Konfliktes sorgen, und diese Tatsache ruft Widerwillen im Leser gegen die ganze Geschichte hervor. Zweieinhalb Romane lang werden Charaktere aufgebaut und meist gleich wieder umgebracht, der Krieg dient als Hintergrundspektakel für die Handlung, und dann tauchen zwei Wesen auf und befrieden die Feinde. Fertig.

Was ist mit Yun und Shon, die im ersten Roman eine interessante Rolle spielten? Das große Rätsel des ersten Romans bleibt ungelöst: Was erzählte Shon über Funk Perry Rhodan, das ihn veranlasste, die überlegene Loowerflotte anzugreifen und sich dabei selbst um ein Haar in den Tod zu stürzen? Jetzt sieht es nach einem Mittel zum Zweck aus, zu dem Zweck, Rhodan an Bord eines Loowerschiffes und in seine Odyssee zu stürzen.

Der Kinderwart des zweiten Romans ist eine sinnvoll aufgebaute Figur, über die die Beweggründe der beiden Loowerführer dargestellt wurden. Gut.

Bis zum Epilog des dritten Romans stellt sich ein unbefriedigtes Gefühl ein, das Gefühl, mit der weiten Verzweigung der Geschichte übers Ohr gehauen worden zu sein. Denn bis zum Epilog entsteht eine Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung, die das Übliche aussagt: Großer Protagonist rettet Universum vor verheerendem Krieg, danach sind alle froh, dass es vorbei ist, und gehen nach Hause, und alles ist wie zuvor. Bis zum Epilog. Denn der dreht noch einmal alles um und beendet das ausweglose Drama, das sich im Hintergrund (und leider nur dort) abgespielt hat. Er reißt zwar nicht alles heraus, was sich an Mängeln eingestellt hat, aber er ruft wenigstens am Ende noch einmal das Gefühl hervor, eine gute Geschichte gelesen zu haben.

fazit

Hillefeld meistert seine Aufgabe technisch gut und bringt in dem hervorragenden Epilog das an Stimmung und Dramatik, was dem Konzept für den Roman fehlt. Hut ab.

http://www.heyne.de
http://www.perry-rhodan.net/