Archiv der Kategorie: Fantasy / Science-Fiction

Mommers, Helmuth W. (Hg.) / Borsch, Frank / Gruber, Andreas / Haubold, Frank W. / Thiemeyer, Thomas – Legende von Eden, Die (und andere Visionen)

|Phantastische Ausblicke in die Welt der Zukunft von den besten deutschen Science-Fiction-Autoren der Gegenwart|

_Tobias Bachmann_
DIE FEHLENDE STUNDE
Was wäre, wenn sich unsere Welt plötzlich in eine kafkaeske verwandelte …

_Frank Borsch_
AUSGLEICHENDE GERECHTIGKEIT
… wenn es nicht Auge um Auge ginge, sondern zwei Augen für eins …

_Rainer Erler_
AN E-STAR IS BORN
… wenn eine Filmdiva Zicken machte, bis den Studiobossen der Kragen platzt …

_Andreas Gruber_
WEITER ODER RAUS
… wenn Reality-Shows auf die blutige Spitze getrieben würden …

_Marcus Hammerschmitt_
2 HOCH 64
… wenn die Erde von ihren wahren Herrschern übernommen würde …

_Frank W. Haubold_
DIE LEGENDE VON EDEN
… wenn eine fremde Macht ein interstellares Komplott aufdeckte …

_Oliver Henkel_
HITLER AUF WAHLKAMPF IN AMERIKA
… wenn Carolina eine preußische Provinz wäre und Hitler auf Wahlkampfreise ginge …

_Desirée & Frank Hoese_
SCHÄTZE DER ZUKUNFT
… wenn wir verlorene Schätze der Vergangenheit für die Zukunft retten wollten …

_Michael K. Iwoleit_
PLANCK-ZEIT
… wenn der Urknall gerade erst stattgefunden hätte …

_Thorsten Küper_
SPIEGELBILD DES TEUFELS
… wenn ein skrupelloser Geschäftemacher seine Haut um jeden Preis retten wollte …

_Thomas Thiemeyer_
MATERIA PRIMA
… wenn eine fremde Spezies sich unsere Erde als Siedlungsplanet auserwählte …

_Ernst Vlcek_
NEULICH IM GARTEN EDEN
… wenn die Vertreibung aus dem Paradies ganz anders verlaufen wäre …

_Andreas Winterer_
COSMO POLLITE UND DER ZWISCHENFALL IM INTERSTELLAR EXPRESS
… wenn Cosmo Pollite, Held des Universums, wieder einmal zuschlagen würde …?

Mittlerweile erschien im Oktober die zweite Ausgabe der von Helmuth W. Mommers herausgegebenen SF-Kurzgeschichtenanthologie-Reihe |VISIONEN| im |Shayol|-Verlag. „Die Legende von Eden und andere Visionen“ wartet – wie auch schon [Band 1 1892 – erneut mit Science- und Social-Fiction vom Feinsten auf. Dreizehn Autoren unterhalten den Leser sozial-kritisch bis humoristisch, und dies, wie schon im Vorband, in einer erfreulich großen Bandbreite. Mir erscheint Band 2 sogar noch ausgereifter und bietet eben jene Steigerung, die man sich bei einer solchen Reihe erhofft, weil in „Die Legende von Eden“ keine Story vom erzählerischen Niveau abfällt; und das ist in Anthologien ja meist das Manko – Hier nicht!

Der ein oder andere Autor beeindruckt hier ein weiteres Mal durch seine Erzählkunst, aber auch neue sind hinzugekommen. Eine ausgewogene Mischung also. Auf die für mich interessantesten Beiträge möchte ein wenig näher eingehen, dabei stets darum bemüht, nichts vorwegzunehmen.

Begonnen wird dieser SF-Reigen von _Rainer Erler_, dessen satirische Geschichte Hollywood gehörig auf die Schippe nimmt und zeigt, was im Zeitalter der Technik alles möglich ist. Da wird eine exzentrische Schauspielerin, die grade „en vogue“ aber den Filmbossen höchst unbequem ist, durch ein Computer-Double ersetzt und vermarktet. Das wirft in uns die bange Frage auf: Sind wir alle (bald) ersetzbar?

_Thorsten Küper_s „Spiegelbild des Teufels“ ist eine meiner Favoritenstorys. Es geht um den Protagonisten Lasar und seine Klone und die beiden Frauen, die eine enge Bindung zu ihm haben. Um die eigene Existenz rankt sich der Hauptplot und Thorsten Küper vermag es, Charaktere zu erschaffen, die den Leser fesseln, die ihn auf subtile Art in das Geschehen mitreißen und diesen gerade deshalb nachdenklich stimmen.

_Oliver Henkel_s „Hitler auf Wahlkampf in Amerika“ hat mich am meisten angesprochen, vom Stil, Plot und der Recherche her. Die unterschiedlichen Gefühle der Personen, ihre Beweggründe, Abneigungen, das Zeitgeschehen, alles wird von dem Autor so lebendig vermittelt, als wäre man selbst „mittendrin“. |Das| ist Social-Fiction mit Sahnehäubchen! Und macht Lust darauf, mehr von diesem Autor zu lesen.

Wie sieht es derweil mit den humorvollen Geschichten dieses Bandes aus?

_Andreas Winterer_s „Cosmo Pollite und der Zwischenfall im InterStellar Express“ ist wirklich groovy. Anders kann man es nicht ausdrücken. Sein Roboterüberfall und „etwas anderes“ Geiseldrama ist für alle, die nicht auf der Humorleitung stehen, haargenau das Richtige. Beruhigend ist auch, dass in der Zukunft Harald Schmidt ein Thema ist. Bei Andreas Winterer lachen vielleicht nicht alle Schnittstellen, aber sie schmunzeln, wenn sie ein Gespür für Komik haben. Da kann ich nur zitieren: „Freiheit für alle Roboter (Aufzüge und Toaster!)!“

Bei _Ernst Vlcek_s „Neulich im Garten Eden“ kam ich denn aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus. So perfekt und prägnant habe ich noch keine Schöpfungsgeschichte (mal aus einem anderen Blickwinkel, der Leser lasse sich überraschen!!!) zu lesen bekommen! Was einmal mehr beweist: Ernst Vlcek weiß zu schreiben und vor allem zu unterhalten! Und vor allem beweist er – mehr als andere – dass MMR recht hat mit seiner goldenen Regeln: Zwei Worte sind gut, eins ist besser. Wie wahr, wie wahr. Es ist Schreib|kunst| mit wenigen Worten, so vortrefflich zu unterhalten!

Aber auch _Frank Borsch_s „Ausgleichende Gerechtigkeit“ weißt vom Plot her zu überzeugen. |Mein Freund Harvey| einmal anders! Urkomisch lebendige „Auge um Auge, Zahn um Zahn“-Story mit cineastischen Einschlägen. Spätestens beim nächsten Fahrraddiebstahl werden Sie sich daran zurückbesinnen.

Die für mich ungewöhnlichste Geschichte stammt von _Andreas Gruber_. Er schildert in „Weiter oder raus“ die Sensationslust der Medien und vor allem in uns selbst. Um eine horrende Gewinnsumme zu kassieren, lassen sich die drei Kandidaten, aus den unterschiedlichsten persönlichen Gründen, ohne Anästhesie verstümmeln, lassen sich Gliedmaßen amputieren, die dann thematisch Bestandteil von zwischengeschalteten Werbespots sind. Makabre Medienschelte at its best!

Auch _Frank Haubold_s Story hebt sich ab. Die Kurzgeschichten des Autors weisen ja immer eine hohe erzählerische Dichte auf; so auch diese stilistisch ausgereifte und zu Recht titelgebende. Sie bringt dem Leser auf Haubold-Weise das Thema „Leben nach dem Tod“ näher. Großartig. Ich hoffe, der Autor wird auch ein weiteres Mal in dieser Reihe Aufnahme finden.

Im hinteren Teil des Bandes wird wie in Band eins der Künstler des Covermotives vorgestellt. Darüber hinaus verfasste der Herausgeber einen Jahresrückblick in Sachen Kurzgeschichten und fügt eine Auflistung der SF-Geschichten des Jahres 2004, die er für die besten hält, an. Ein brauchbarer Hinweis für diejenigen, die mehr aus diesem Genre lesen wollen.

Bleibt noch die Aufmachung des Titels: Das Covermotiv in warmen Erdtönen – von Thomas Thiemeyer, der ja kein Unbekannter im phantastischen Genre ist – ist schön anzusehen und künstlerisch stimmungsvoll umgesetzt. Druck und Papier, Satz und Lektorat sind ebenfalls erstklassig.

An „Die Legende von Eden“ stimmt alles (auch wenn ich mir nach wie vor Innenillustrationen in einer solchen Reihe wünsche). Gut, dass es Kleinverlage wie |Shayol| gibt, die solchen Reihen eine Chance einräumen. Davon sollten sich die Großverlage wieder eine gehörige Scheibe abschneiden. Ich zolle sowohl Herausgeber als auch Verlag meinen literarischen Respekt und hoffe, dass uns die Reihe möglichst lange erhalten bleibt. Bei mir hat sie zumindest eines schon längst bewirkt: Meine Vorbehalte gegen des Genre aufzugeben und Lesefreude auch für die SF zu wecken.

Troy Denning – Die Belagerung (Die Rückkehr der Erzmagier, Band 2)

Band 1:  „Der Ruf“

Im zweiten Teil der neuen Trilogie von Troy Denning – „Die Rückkehr der Erzmagier“ – geht es weitaus gradliniger zu als noch im komplexen ersten Band, der wegen seiner Masse an verschiedenen Handlungseinheiten irgendwann nur noch schwer durchschaubar war. Dieses Problem konnte der Autor im zweiten Teil über weite Strecken lösen, und dennoch krankt auch „Die Belagerung“ an verschiedenen Schwerpunktverschiebungen, die sich bei der Vielzahl an Schlachtszenarien vor allem aus der übertriebenen Darstellung von Kampfhandlungen, Sprüchen und Ergebnisanalysen zusammensetzen. Fast könnte man sogar sagen, dass die eigentliche Erzählung gerade deswegen auch hier nicht so ganz an Schwung gewinnen möchte, selbst wenn es eigentlich mit permanent hohem Tempo vorangeht. Aus genau diesem Grunde darf man letztendlich zwar auch von einer Steigerung sprechen, aber dennoch fällt es mir nach zwei Dritteln der Geschichte recht schwer, mit der ganzen Sache warm zu werden.

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Schwartz, Susan / Schwekendiek, Margret – Anachronisten, Die (Titan-Sternenabenteuer 20)

Band 18: [Spur ins Parakon 1951
Band 19: [Tabu-Planet 1966

_Story_

Die |Titan| sitzt weiterhin im Parakon fest, kann den unerwarteten Angriffen allerdings standhalten und strandet schließlich auf dem zivilisierten Planeten des dort entdeckten Sonnensystems. Nachdem man von einer Eskorte ins Stadtzentrum gebracht wurde, treffen sich einige Crew-Mitglieder des Schiffes mit der Regierung der T’earron – so nennt sich das auf diesem Planeten lebende Volk -, um dort der Ursache des plötzlichen Beschusses auf die Schliche zu kommen.

Die T’earron verhalten sich sehr friedlich und erzählen im Folgenden die lange, traditionsreiche Geschichte ihres Volkes, lassen dabei aber auch keinen Part ihrer immer blutigeren Historie aus. Am Ende wissen Shalyn Shan, Patrick und Cyberjohn Five, dass sie es hier mit einer herrschsüchtigen Rasse zu tun haben, die nicht akzeptieren kann, von anderen Völkern entdeckt zu werden, und deshalb am Ende ihres Berichts auch wieder dazu übergeht, ihre kurzzeitig soziale Haltung abzulegen. Doch die Besatzung der |Titan| war die ganze Zeit über auf der Hut und kann so gerade noch aus dem feindlichen Gebiet fliehen, jedoch nicht, ohne dass die T’earron sie verfolgen …

Auf der Asteroidenwerft geht die Suche nach den Attentätern und weiteren Komplizen der Entführer munter weiter. Thomas Chiavelli hat den Ausnahmezustand ausgerufen und erklärt fortan jeden für potenziell verdächtig. Entsprechend vorsichtig geht die Space-Police, deren Verhältnis zu den Führern der Werft indes ein wenig besser geworden ist, auch bei ihren Ermittlungen vor und beobachtet jede noch so kleine Bewegung mit Argusaugen. Als ein weiterer Attentäter, der sich schließlich als ein Mogk herausstellt, versucht, die beiden Patientinnen Eleni Demetrios und Luisa di Cantoras durch einen Sabotageakt umzubringen, können die Beamten noch rechtzeitig intervenieren. Und nun hat man auch wieder eine neue Spur, die sie auf die schon öfter ins Visier genommenen Lunadocks führt. Oberleutnant Peter Henjean schickt daher einen Teil seiner Spezialeinheit Pioneers auf den Mond, um dort die vermeintlichen Drahtzieher zur Strecke und die Ursache für die Entführung des CRC-Chefs in Erfahrung zu bringen …

Auch auf Akat ist man in Aufruhr. Zwei Suuraner versuchen, die komatöse Anne Crawford wieder zum Leben zu erwecken, entdecken aber schließlich, dass die Frau nach ihrem Experiment mit den Mind Controllern wohl kaum noch zu retten sein wird. Währenddessen machen sich ihre mitgereisten Kollegen im Geheimen auf die Suche nach weiteren Mogks, die auf Akat vermutet werden, können aber in einem Hinterhalt überrumpelt werden …

_Meine Meinung_

„Die Anachronisten“ steht ganz im Zeichen des neu entdeckten Volkes der T’earron. In einzelnen Rückblicken wird deren Geschichte ebenso aufgerollt wie das seltsame Verschwinden der Andorer, mit denen die T’earron einst in Kontakt standen, sich aber gezwungen sahen, dieses Volk auszurotten, um die eigene Rasse zu bewahren und auf einem neuen Planeten neu zu etablieren. Von dort an sind die T’earron quer durch die Galaxis gesiedelt, haben mehrere Planeten angegriffen und die dort lebenden Wesen ausgelöscht, um sich von den dort ausgesandten stellaren Impulsen zu ernähren. Im ganzen All war schließlich die Rede von einigen mysteriösen Raumpiraten, die blitzschnell zuschlagen und die individuellen Welten vereinnahmen, doch die |Titan| ist das erste Schiff, das die T’earron entdeckt und mit ihnen Kontakt aufnimmt.

Alleine dieser Nebenstrang ist sehr spannend und detailreich aufgebaut, wobei besonders die Beschreibungen der einzelnen Wesen sehr gut gelungen ist. Susan Schwartz, die hier als Hauptautorin verantwortlich zeichnet und sich teilweise von der etatmäßigen Autorin Margret Schwekendiek hat unterstützen lassen, geht sehr genau auf die Geschichte dieses unentdeckten Volkes ein, schwenkt aber wie gewohnt immer wieder zu anderen Szenarien über, wenn ein weiteres Mysterium über die T’earron aufgeklärt wurde. Insgesamt werden aber sowieso sehr viele Rätsel in diesem Buch gelöst. So bekommt man auf der Asteroidenwerft endlich eine etwas konkretere Spur, erfährt mehr über das seltsame Parakon und begreift auch endlich, worunter Anne Crawford tatsächlich leidet bzw. was hinter ihrem Zustand genau steckt. Andererseits werden aber auch wieder neue Richtungen eingeschlagen, bei denen die Spannung letztendlich auch nicht abflaut. So bleibt man erst einmal im Dunkeln über die fortschreitende Reise der |Viana|, die sich ihren fremden Gegnern aus dem Parakon zunächst entledigt hat. Hinzu kommt die spektakuläre Flucht der |Titan|, deren Ende weiterhin ungewiss ist, schließlich sieht man sich einer Überzahl von Verfolgern ausgesetzt. Und natürlich stehen die Hintergründe hinsichtlich des Kidnappings von Amos Carter sowie die schwer zu vermutenden Zusammenhänge mit den Machenschaften bei der Space-Police und den Lunadocks nach wie vor aus, auch wenn Thomas Chiavelli und die Space-Police eine genauere Vermutung haben …

Wie schon die Vorgänger aus diesem Zyklus, kann auch „Die Anachronisten“ voll und ganz überzeugen, zumal auch hier wieder ganz neue Rätsel entstehen und neue Charaktere eingeführt werden. Selbst die Einbeziehung von Wesen, die nach kurzen Rückblicken wieder verschwinden, stellt sich als günstig heraus, weil so die Eigenschaften der T’earron noch besser beschrieben werden können und die ganze Geschichte, die sich bis zum aktuellem Zeitpunkt genau so entwickelt hat, sofort schlüssig erscheint – nicht ohne gewisse Mysterien beizubehalten. Zudem fügt sich Susan Schwartz wunderbar in den Stil ihrer Vorgänger(innen) ein und ist sofort in der Lage, das Niveau dieser sehr guten Space-Opera aufrecht zu erhalten.

Fazit: Noch heute werde ich die Fortsetzung „Gefrorene Zeit“ in Angriff nehmen – ich denke, das reicht, um meine ungebrochene Begeisterung auszudrücken.

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Schwekendiek, Margret / Bekker, Alfred – Tabu-Planet (Titan-Sternenabenteuer 19)

Für den zweiten Teil des Parakon-Zyklus in der Reihe der „Titan-Sternenabenteuer“ hat Alfred Bekker seine Vorgängerin Antje Ippensen als Co-Autorin abgelöst und beschreibt hier die Ereignisse auf der Asteroidenwerft, während Margret Schwekendiek weiterhin von der Fahrt der drei Raumschiffe |Suuran|, |Titan| und |Viana| berichtet. So viel zu den Rahmenbedingungen, nun aber auch direkt zur Action, denn von der gibt es in „Tabu-Planet“ noch weitaus mehr als im [Vorgänger-Band. 1951

_Story_

Die |Titan| ist nach ihrem Sprung ins Parakon in einem seltsamen Schlauch gelandet, der die ganze Besatzung in einem ungewöhnlichen Tiefschlaf versetzt. Bis auf den Cyborg Cyberjohn Five leidet das gesamte von Shalyn Shan geführte Team unter Atemnot und fällt in ein längeres Koma. Cyberjohn Five befürchtet, dass die Mannschaft dem Tode geweiht ist, kämpft aber beflügelt durch einen letzten Hoffnungsschimmer gegen das Aufgeben des Lebensmutes an. Doch auch auf ihn hat der mysteriöse Tunnel eine verheerende Auswirkung; der Cyborg wird von Bildern aus seiner Vergangenheit heimgesucht, aus der Zeit, als John noch ein Mensch war und seine Mutter ständig in Aufruhr versetzte. Als die Besatzung der |Titan| später dann wieder aufwacht, wird sie von eigentümlichen Luftblasen angegriffen, die ebenfalls Erinnerungen an die individuelle Vergangenheit der Crew wecken. Doch der Ärger will nicht enden, denn nachdem Lukas Hagens Idee, in dem Tunnel einen weiteren Sprung zu riskieren, von Erfolg gekrönt wird, entdecken die Insassen des Schiffes einen unbekannten Planeten, auf dem es ebenfalls menschenähnliches Leben gibt. Doch das dort lebende Volk scheint nicht gerade friedlich zu sein und nimmt die |Titan| alsbald unter Beschuss …

Zur gleichen Zeit versucht die Space-Police, dem Anschlag auf die Asteroidenwerft auf die Spur zu kommen, reibt sich dabei aber immer wieder mit Amos Cartwer und seinem Team. Die Ursache: Einige Mitglieder der Rechtsvertretung versuchen seit geraumer Zeit, die von Carter geführte CRC auszustechen, weshalb man vor Ort befürchtet, die Polizeitruppe könnte Firmengeheimnisse ausspionieren. Der sture Carter lässt sich indes weiterhin nicht dazu bewegen, sich auf der Erde in Sicherheit zu bringen oder zumindest auf der Werft selber einen Sicherheitsdienst in Anspruch zu nehmen. Die Strafe folgt sofort: Bei der ersten Unachtsamkeit wird Carter von einigen jener Leute, die auch den Anschlag auf die Raumwerft verübt haben, entführt – und das, obwohl das ganze Zentrum von Mitgliedern der Polizeieinheit umgeben ist …

_Meine Meinung_

In „Tabu-Planet“ kommt Schwung in die Geschichte rein, denn das Erzähltempo nimmt im zweiten Band des Parakon-Zyklus schlagartig zu. Nachdem man jetzt mit den einzelnen Charakteren (und vor allem mit ihren Eigenarten) sehr gut vertraut ist, gewinnt die Handlung merklich an Farbe. Sehr gut gelungen ist den beiden Autoren hierbei erneut der Wechsel zwischen den verschiedenen Szenarien. In dem Moment, in dem sich die Ereignisse auf der |Titan| überschlagen, schwenkt man zur Asteroidenwerft herüber, und umgekehrt läuft’s ähnlich. Das verleiht der Angelegenheit natürlich eine Menge Spannung, und zudem schadet es der Story in diesem Falle definitiv nicht, weil sich die gegenseitig aufeinander aufbauende Spannungskurve immer mehr steigert und die Storyline nie aus dem Ruder zu laufen droht.

Darüber hinaus werden die verschiedenen Schauplätze weiter ausgbaut. Nachdem die |Viana| und die |Titan| getrennt werden, entwickeln sich hier weitere parallel ablaufende Stränge, in denen sich eine Menge ereignet. Aber auch durch die Konflikte mit der Space-Police, die Diskussionen zwischen Amos Carter und Thomas Chaivelli über die Sicherheit des CRC-Bosses und das seltsame Verhör mit zwei Personen, die bei den Anschlägen aktiv beteiligt waren, wird der Rahmen, in dem sich die Geaschichte bewegt, ein ganzes Stück weiter ausgebaut und eröffnet zugleich neue Rätsel, die es in den Folgebänden zu lösen gilt.

Zusätzlich zu alldem gehen die beiden Autoren hier auch noch genauer auf die verschiedenen Charaktere ein, die allesamt über eine ganz besondere Eigenschaft zu verfügen scheinen, nämlich über einen verdammten Dickkopf. Seien es nun die Crew-Mitglieder der |Titan|, die Verantwortlichen bei der CRC, die Mitglieder der Space-Police oder aber zum Schluss die Bewohner des von der |Titan| entdeckten fremden Planeten. Das verleiht der Sache zusätzlich ein wenig Humor, der zwischendurch auch immer mal wieder willkommen ist.

Alles in allem ist „Tabu-Planet“ somit nicht nur die logische und erneut schlüssig umgesetzte Fortsetzung von „Spur ins Parakon“, sondern gleichzeitig eine ziemlich drastische Steigerung gegenüber dem Vorgänger, die sich schließlich in fast allen Punkten deutlich zeigt. Spätestens jetzt ist der letzte Funken Skepsis bezüglich dieser Serie verflogen, nachdem ich anfangs noch befürchtet hatte, dass „Titan“ lediglich ein Abklatsch von „Perry Rhodan“ sein könnte. Genau das trifft nämlich ganz bestimmt nicht zu!

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Robin Hobb – Der weiße Prophet (Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher III)

Band 1: Der lohfarbene Mann
Band 2: Der goldene Narr
außerdem: Der Adept des Assassinen (Die Legende vom Weitseher 1)
und ergänzend: Der Ring der Händler

Prinz Pflichtgetreu hat es nicht gerade leicht. Als einzigem Erben des Weitseher-Throns ist es an ihm, den Frieden zwischen den Sechs Herzogtümern und den Äußeren Inseln der als Piraten gefürchteten Outislander zu schließen. Zumal es noch nicht lange her ist, dass man mit diesen in einen brutalen Krieg verwickelt war, der seinen Vater König Veritas das Leben gekostet hat.

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Andreas Brandhorst – Der Zeitkrieg (Kantaki 3)

Mit dem „Zeitkrieg“ legt Brandhorst den Abschluss seiner dreibändigen Kantaki-Saga vor. Es gilt, offene Handlungsstränge zu beenden und zusammenzuführen und dabei noch eine dem hohen Anspruch der Vorgängerromane gerechte Handlung zu entwickeln. Eines kann man bereits vorwegnehmen: Eigenständig lesbar ist dieser Roman kaum, da die Motivation der Protagonisten bereits zwei Bücher lang Platz und Zeit hatte, zu wachsen und mit Leben gefüllt zu werden.

Andreas Brandhorst ist einigen Lesern von SF-Serien vielleicht ein Begriff durch seine langjährige Tätigkeit als Übersetzer von StarWars- und Terry-Pratchet-Romanen. Als Autor ist er seit seinem Antritt mit dem Kantaki-Universum erneut im Blickfeld. Sein Beitrag zum Perry-Rhodan-Taschenbuch-Zyklus „Lemuria“ (in sechs Bänden bei Heyne) gilt als Höhepunkt der Serie. Brandhorst lebt und arbeitet in Italien.

Einstieg in den Kantaki-Zyklus

Die Menschheit ist abhängig von der überlichtschnellen Raumfahrt der Kantaki. Diese Wesen haben den Glauben an eine transzendente Entwicklung des Universums, den sie über alles andere stellen. Dieser Glaube umfasst das absolute Verbot von Zeitmanipulationen. Einfach gesagt, sehen die Kantaki in sich so etwas wie Zeitwächter. Verstößt ein Volk gegen ihren Kodex, bestrafen sie es mit Isolation.

Vor einigen Generationen kam es zum ersten Zeitkrieg, bei dem die sogenannten Temporalen besiegt und in die zeitlose Zone, das Null, verbannt werden konnten. Sie arbeiten seither an einer Möglichkeit, auszubrechen und erneut mittels Zeitmanipulationen gegen die Realität vorzugehen.

Schlüssel sind zwei Menschen: Diamant und Valdorian. Diamant ist Pilotin eines Kantaki-Schiffes und steht damit außerhalb der Zeitlinie, Valdorian ist Wirtschaftsmagnat und Führer der größten menschlichen Macht in der Milchstraße. Der Konflikt zwischen diesen beiden Menschen verhilft den Temporalen zum Ende des zweiten Romans „Der Metamorph“ zum Ausbruch aus dem Null.

Der Zeitkrieg

Er tobt jetzt seit subjektiven 15.000 Jahren, der Widerstand (vor allem unterstützt durch Kantaki, ihre Piloten und befreundete Völker, die durch sie außerhalb der Zeitlinien stehen) ist kurz vor dem Zusammenbruch. Durch ihre Manipulationen entwickelten die Temporalen einen |Ozean der Zeit|, in dem es von verschiedensten Zeitlinien nur so wimmelt. Sie versuchen, den großen, endgültigen Kollaps der Realität herbeizuführen.

Valdorian entkommt seiner Gefangenschaft. Er soll nun benutzt werden, um die Rebellenstützpunkte aufzuspüren und den Sieg endgültig zu machen. Diamant stößt in mehreren Teilen zu den Rebellen. Ihr realstes Ich findet die eine Zeitlinie, in der der Ursprung aller Manipulationen stattfand und von den Temporalen mit allen Mitteln gegen die Korrektur durch die Rebellen geschützt wird. Ein Eingriff zum richtigen Zeitpunkt würde den Krieg ungeschehen machen und die Gefahr für das Universum bannen, aber die Entscheidung darüber bleibt ihr verwehrt. Es ist Valdorian, der den Schlüssel trägt, aber gleichzeitig kommt mit ihm auch die größte Gefahr …

Kaleidoskop

Zeit ist nicht völlig erfassbar. Die Thematik des Romans bringt es aber mit sich, dass die Zeit in ihren unmöglichsten Ausformungen eine tragende Rolle spielt. Brandhorst löst das Problem, indem er die Zeitlinien visualisiert: Im Ozean der Zeit wimmelt es von bunten Fäden, die alle eine eigene Zeitlinie darstellen, innerhalb der die Geschichte andere Wege geht als in den anderen. Die realste Zeitlinie, die ursprüngliche Linie, ist braun, dicht bei ihr liegende Linien sind blau oder violett. Die braune Linie liegt verborgen inmitten dieses zeitlichen Kaleidoskops, dort ist der Ausgangspunkt aller Manipulation.

Der Roman wird allen Ansprüchen und Erwartungen gerecht: Er ist äußerst komplex in seiner Handlung und im Thema, entwickelt dabei die Protagonisten weiter und führt ihre Konflikte zu Höhe- und Wendepunkten. Valdorian, dessen weltlicher Handlungspart in „Diamant“ zwar bereits einen Hauptteil ausmachte aber hinter der Faszination der transzendenten Welt der Kantaki zurückblieb, tritt immer stärker in den Mittelpunkt und erweist sich als Schlüsselfigur. Das Dilemma für die „gute“ Seite: Valdorian war ein arroganter und egozentrischer Mensch, der auch vor Morden nicht zurückschreckte.

Zeitweise gelingt Brandhorst die absolute Verwirrung. Da handeln die Ichs verschiedener Zeitlinien auf ein Ziel zu, bis man ihre temporale Herkunft in dem Durcheinander verloren hat. Das wird irgendwann wieder aufgedröselt, man meint zumindest zu erkennen, wer jetzt der Richtige ist und wer erst durch die Manipulationen existent geworden ist.

Kritisiert wurde in den beiden ersten Romanen „Diamant“ und „Der Metamorph“ oft, dass die Welt polarisiert ist. In den Konflikten Valdorians vor allem zum Ende des „Metamorph“s hin entwickelte sich bereits ein Ansatz für Grauzonen; im „Zeitkrieg“ erhalten schließlich alle Beteiligten ihren Hintergrund. Sogar die Temporalen, anscheinend die „Bösen“ der Trilogie, werden auf ihren Antrieb untersucht. Vor allem in diesem Zusammenhang bringt Brandhorst berührende und kosmische Erkenntnisse ans Licht. Die Transzendenz der kantakischen Philosophie erlangt etwas mehr Realität, aber sogar die Handlungen hoch überlegener Wesenheiten sind keinesfalls schwarz-weiß gemalt. Ihre Motivationen sind für uns schwer verständlich; Brandhorst gelingt eine vereinfachte Darstellung, indem sich diese unverständlichen Beweggründe als eine Art gefährlichen Spieltriebs zeigen.

Was sich für den Leser etwas schwieriger gestaltet, ist die Entwicklung Valdorians. Er ist der Schlüssel, aber um im positiven Sinn seine Wirkung zu haben, bedarf es einer menschlichen Wesensänderung. Um die Möglichkeit, die ihm eingeräumt wird, auch in unserem Verständnis richtig zu nutzen, musste Brandhorst alle Künste der Charakterentwicklung aufbieten.

Fazit

„Der Zeitkrieg“ wird allen Erwartungen gerecht, obwohl es an einigen wenigen Stellen den Anschein machte, als müssten unbedingt begonnene Fäden zur Lösung einbezogen und zu Ende gesponnen werden, so dass ein paar Handlungsaspekte durchaus vorhersehbar waren. Trotzdem ist der Roman eine sehr unterhaltsame, spannende und erhebende Leseerfahrung. Leider bleibt direkt nach dem Ende ein etwas schales Gefühl zurück: Ein Kreis ist geschlossen, Ursache und Wirkung heben sich auf, die Protagonisten stehen am Anfang vor einer unbekannten Zukunft. Und gewiss ist, dass man nicht alle Unbilden der Zukunft aus dem Weg räumen kann. Probleme finden immer eine Lücke.
Insgesamt eine umfassende, ausgefeilte, gefährliche und spannende Zukunftsvision, die ihre Beachtung verdient.

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)


 

Schwekendiek, Margret / Ippensen, Antje – Spur ins Parakon (Titan-Sternenabenteuer 18)

Mit dem 18. Band der „Titan“-Reihe starten die beiden Autorinnen Margret Schwekendiek und Antja Ippensen mit einem neuen Zyklus, dem so genannten Parakon-Zyklus. Diese Idee ist hauptsächlich deswegen entstanden, weil einige Leser den Wunsch geäußert hatten, dass die damals liegen gebliebenen Geheimnisse der „Promet“-Reihe irgendwann weiterverfolgt werden sollten, und deshalb geht man mit diesem hier vorliegenden Taschenbuch auch wieder komplett zurück zu den Wurzeln der Serie.
Dabei war es dem Herausgeber ein Anliegen, sowohl klassische Figuren in die Geschichte einzuflechten, gleichzeitig aber auch die von Thomas Ziegler entwickelte Welt nicht aus dem Auge zu verlieren.
In Band 18, „Spur ins Parakon“ geht es in erster Linie um Ereignisse, die in der ersten Hälfte von „Promet Classics 6“ eine Rolle spielten. Mehr dazu in der folgenden Inhaltsangabe:

_Story_

Vor 17 Jahren stieß die „Promet II“ auf ihrem Jungfernflug auf den Planeten Akat/Okan. Auf diesem Planeten entdeckte die Crew die größte bekannte Stadt in der gesamten Galaxis, jedoch völlig leblos und inaktiv. Dennoch werden genau hier, im Zentrum eines scheinbar nicht mehr bewohnten Planeten, stellare Impulse registriert.

Die Spur dieser Impulse führt zu einem riesigen Wasserplaneten, auf dem ebenfalls kein Leben entdeckt wird. Als sich das Schiff „Tereschkova“ jedoch auf den Weg zu diesem Planeten macht, um die Impulse aufzuspüren, wird es vom Gedankenstrom der dort lebenden Goldschater mit einem Schlag vernichtet. Für die beiden stärksten und stabilsten Schiffe der CRC herrscht von da an Alarmbereitschaft. Beim Versuch, nach Überlebenden der Raumschiffexplosion zu suchen, entdecken sie ebenfalls diesen Planeten, werden aber Zeugen einer weiteren, noch viel mächtigeren Explosion …

An anderer Stelle herrscht größte Aufregung: Luisa di Cantoras erwartet in der Asteroidenwerft die Ankunft ihres neuen Vorgesetzten Amos Carter. Doch was genau macht sie so nervös? Und warum bricht sie kurz vor seiner Ankunft völlig zusammen? Carter ist ebenfalls nicht frei von Sorge; Insider haben herausbekommen, dass ein Anschlag auf ihn geplant ist, jedoch sind keine genauen Details bekannt. Beim Probelauf eines neuen Antriebs kommt es dann aber doch zur befürchteten Katastrophe …

Für mich war dieser Band der Einstieg in die Serie, und auch wenn ich bislang noch keine Informationan zu „Titan“ hatte und auch die „Promet“-Reihe nur vom Hörensagen her kenne, ist es mir außerordentlich leicht gefallen, in die Geschichte hineinzukommen. Die beiden Autorinnen haben einen sehr einfachen, leicht verständlichen Stil und überfallen den Leser auch nicht mit überzogenen, für die Handlung völlig unwichtigen Details. Stattdessen stellen sie die beiden verschiedenen Handlungsstränge sofort in den Mittelpunkt und beginnen direkt mitten im Geschehen. Keine lange Einleitung ist hierfür nötig, schließlich benutzen Schwekendiek und Ippensen im Laufe des Buches immer wieder die Gelegenheit, um genauere (für die Handlung relevante) Rückblicke einzuwerfen, die jede Unstimmigkeit im Keim ersticken. So erfährt man nach und nach mehr über die Entwicklung auf dem rätselhaften Wasserplaneten, blickt Schritt für Schritt hinter das Mysterium um die stellaren Impulse und kann auch den Gedankengängen der sehr gut dargestellten Hauptfiguren stets sehr leicht folgen.

Wegen all dieser Gründe werden jetzt sicherlich viele mit Parallelen zur wohl berühmtesten Weltraumserie „Perry Rhodan“ kommen, aber diese sind auch gerne willkommen, schließlich handelt es sich auch hier um eine nicht zu komplexe, auf die einzelnen Veröffentlichungen aufbauende Space-Opera, bei der ich bereits nach diesem ersten Buch das sehr gute Gefühl habe, dass mir „Titan“ noch ziemlich lange Freude bereiten wird. Der Einsteig mit „Spur ins Parakon“ hat definitiv sehr gut gemundet, und die Spannung ist mit dem Ende des Buches noch einmal richtig angewachsen. Die besten Voraussetzungen also für eine starke Fortsetzung und für mein weiteres Interesse an dieser vielversprechenden, wenn auch nicht unbedingt superspektakulären Reihe. Daher wage ich zum Ende dieser Rezension auch das Fazit, dass jeder, der auf „Perry Rhodan“ steht, „Titan“ ebenfalls mögen wird. Auf ins Parakon!

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Denning, Troy – Ruf, Der (Die Rückkehr der Erzmagier 1)

Mit „Die Rückkehr der Erzmagier“ hat Troy Denning eine weitere Fantasy-Reihe kreiert, die sich thematisch auf das Rollenspiel „Dungeons & Dragons“, genauer gesagt auf die Kampagnenwelt „Vergessene Reiche“, stützt und daher gerade für erfahrene Spieler interessant sein sollte. Denning hat bis dato schon mehr als 20 Romane unter seinem Namen sowie dem Pseudonym Richard Awlinson geschrieben, darunter den Bestseller „Waterdeep“ und weitere auf Rollenspielen wie „Forgotten Realms“ und „Planescape“ basierende Werke.
Mit „The Summoning“ bzw. „Der Ruf“ legt er nun den Grundstein für eine weitere Trilogie, die in vielen Punkten erstaunlich zahlreiche Ähnlichkeiten mit einem gewissen Tolkien-Klassiker aufweist …

_Story_

Der Grabwächter Galaeron Nihmedu entdeckt eines Tages in einer der zu bewachenden Kammern menschliche Grabräuber – so glaubt er zumindest. Bei seinem ungeschickten Versuch, die Gräber vor den vermeintlichen Räubern zu retten, wird jedoch ein Schutzzauber gebrochen, der einigen gefährlichen Monstern erlaubt, wieder aus ihrem Verlies auszubrechen. Diese Wesen, die man als Phaerimm kennt, waren über Jahrhunderte in den tiefen Gemächern eingsperrt und werden alsbald zur größten Bedrohung, die Galerons Heimat Immereska je gesehen hat.

Nachdem er sein Misstrauen gegenüber den Menschen abgelegt hat, beschließt der Elf, sich deren Zauberer Melegaunt und seiner Gefährtin Vala anzuschließen, um die Ursache der von Magie ernährten Monster aufzuspüren und die Bedrohung auszurotten. Jedoch rennt der Gruppe die Zeit davon, und die Tatsache, dass einige ihrer elfischen Mitstreiter in einem Gefecht mit den Phaerimm nur schwer angeschlagen befreit werden können, macht die Sache nicht leichter. Dennoch gehen Vala, Melegaunt und Galeron ihren Weg und finden unterwegs immer neue Gefährten, die sich dem gemeinsamen Ziel, die Heimat zu retten, anschließen. Trotz allem ist Galaeron allerdings von Zweifeln geplagt und tritt dem Magier Melegaunt sehr skeptisch gegenüber. Sein Misstrauen bringt die Mannschaft des Öfteren in Schwierigkeiten, aber schlussendlich gelingt es der Gruppe dennoch, die mächtigen Erzfeinde der Phaerimm wieder zum Leben zu erwecken und ihre Chancen auf den zunächst aussichtslos erscheinenden Sieg gegen die magischen Monster zu erhöhen …

Während ich dieses Buch gelesen habe, gab es immer wieder irgendwelche Schwierigkeiten in Bezug auf die Handlung. Anfangs greifen allzu viele verschiedene Charaktere ins Geschehn ein und erschweren den Zugang. Das alles wird noch dadurch begünstigt, dass auch die Beziehung zwischen den einzelnen Völkern und Menschen nie so wirklich klar ist, alle Probleme mit bis dato unbekannten Sprüchen gelöst werden und Autor Troy Denning immer wieder von einem Ort zum anderen springt, was zur Folge hat, dass man nie so genau weiß, was denn jetzt genau Sache ist. Genau dieses Manko hat sich leider über die ersten 200 der insgesamt rund 480 Seiten gezogen und mich das Buch das ein oder andere Mal entnervt zur Seite legen lassen.

Schließlich gelingt es dann aber dennoch, sich in der von Denning geschilderten Welt zurechtzufinden, denn ab dem Zeitpunkt, an dem der Riese Aris die Truppe verstärkt, sieht man endlich mal klarer, weil der Autor hier die einzelnen Schauplätze ausführlicher beleuchtet und die Szenensprünge nicht mehr so rasant folgen. Es kann aber nicht verschwiegen werden, dass das hohe Erzähltempo und die manchmal komplexen Situationsbeschreibungen immer wieder zur unnötigen Verwirrung führt, was schließlich zu vermeiden gewesen wäre, hätte man manches Detail genauer dargestellt.

Nun gut, das hindert die Geschichte trotzdem nicht daran, in der zweiten Hälfte des Buches eine wirklich gute Entwicklung durchzumachen, bei der die Spannung von Seite zu Seite steigt. Zwar werden die Magie und die damit verbundenen Zaubersprüche im Verlauf des ganzen Romans relativ unbefriedigend geschildert, weshalb man auch immer wieder zweimal lesen muss, was welcher Zauber nun genau bezweckt, doch ansonsten kann die Geschichte hinsichtlich des Aufbaus und vor allem der Logik richtig schnell wachsen und weiß trotz des irgendwann vorhersehbaren Endes dennoch zu gefallen.

Am besten gelungen ist dem Autor dabei die Figur des stets von Zweifeln geplagten Galaeron, dem Hauptcharakter dieses Buches, ohne den Immereska und die gesamte Welt gar nicht erst in Gefahr geraten wäre. Alleine durch ihn bekommt der Roman die nötigen Wendungen und schließlich auch die Spannung, die sich anfangs bei den vielseitigen Darstellungen von Monstern, Magie, wichtigen Figuren und Ländern und Elfen nicht so richtig einstellen will.

Es liegt mir jetzt fern, „Der Ruf“ als sehr gute Fantasy-Literatur anzupreisen, dafür weist die Geschichte einfach zu viele (teils auch logische) Mängel auf. Aber schlecht ist die Erzählung von Troy Denning dann auch nicht, und wer schließlich bis zum Ende bei der Stange bleibt, wird letztendlich auch belohnt und sicher auch die Fortsetzung „Die Belagerung“ mit Interesse verfolgen.

Heitz, Markus – Rache der Zwerge, Die

|“Es sind hier und da arge Spötteleien über die Zwerge zu vernehmen. Sie seien von geringem Wuchs, widerborstig, bevorzugten eine äußerst verschrobene Art des Frohsinns, tränken nur nachtschwarzes Bier und wüssten Gesänge erst dann zu schätzen, wenn sie aus hundert Kehlen dröhnten. Zudem opferten sie eher ihr Leben, als dem Feinde zu weichen. Wahrlich, ich sage Euch: Wer einmal wie ich zu Gast in ihren majestätischen Hallen weilen durfte, der vermag zu sagen: Es stimmt alles.

Lachen wir also nicht über sie, als seien sie putzige Kinder mit langen Bärten, sondern preisen wir ihre vortreffliche Art, die uns vor dem Untergang bewahrt hat. Und das mehr als einmal.“|

(Auszüge aus dem zehnbändigen Werk „Mein Leben und meine einzigartigen Heldentaten. Erinnerungen des Unglaublichen Rodario“ und aus „Die Rache der Zwerge“)

Aller guten Dinge sind drei, sagt zumindest der Volksmund. Im Falle von Markus Heitz‘ drittem Band der Zwergen-Saga, „Die Rache der Zwerge“, trifft er damit voll ins Schwarze. Nach den Erfolgsromanen „Die Zwerge“ und „Der Krieg der Zwerge“ schwingen die kurzbeinigen bärtigen Gesellen wieder einmal ihre Äxte, um das Geborgene Land vor dem Bösen zu verteidigen. Leider ist „Die Rache der Zwerge“ wohl das vorerst letzte Abenteuer von Tungdil und seinen Freunden, wie Markus Heitz in seinem Vorwort deutlich durchklingen lässt.

_Handlung_

Das Geborgene Land wird erneut bedroht. Die Duplikate des magischen Diamanten werden von merkwürdigen Mischwesen aus Ork/Albae/Maschinen geraubt. Mit jedem Duplikat, das verschwindet, ist die Chance größer, dass der Feind das Original, Quell von fast unglaublicher magischer Kraft, erbeutet. Da ist natürlich Eile geboten. Außerdem werden die Zwerge noch von einer ganz speziellen Gefahr bedroht. Monströse Maschinen machen die Stollen der Bergfesten unsicher und haben schon einige Zwergenleben gefordert.

Und so beschließt Großkönig Gandogar, den größten Held des Geborgenen Landes zu reaktivieren: Tungdil Goldhand. Doch die Bestürzung ist groß, als der Träger der Feuerklinge in schrecklicher Verfassung erscheint. Er ist wegen einer Familientragödie dem Alkohol verfallen. Das bemerkt auch schnell sein alter Kumpane Boindil.

Trotzdem werden die beiden mit einer Auswahl der besten Krieger ins Jenseitige Land geschickt, um den Ereignissen auf den Grund zu gehen, schließlich gibt es solche Geschöpfe des Bösen seit der Reinigung durch die Avatare nur noch dort. Doch die Untersuchung bleibt relativ erfolglos, das Einzige, was man findet, ist ein merkwürdiger bartloser(!) Zwerg; da ihm allerdings die Flucht geling, kehrt man mit leeren Händen wieder heim. Zu ihrem Erstaunen bemerken sie bei ihrem Eintreffen beim Großkönig, dass eine Abordnung der Elben bei den Zwergen wartet, die die Lebensweise dieses Volkes erforschen soll.

Da Ingrimmsch, wie immer, nicht die Klappe halten kann, wird er gleich als Abgesandter in das Elbenreich Alandur geschickt, um den guten Willen der Zwerge zu demonstrieren. Doch alleine hat dieser gar keine Lust und schnappt sich den im Saufkoma liegenden Tungdil, packt ihn auf ein Pony und nimmt ihn einfach mit, um unterwegs an ihm einen zwergischen Schnellentzug zu praktizieren. Bei den Elben angekommen, merken die beiden schnell, dass irgendetwas nicht stimmt, und machen eine sehr merkwürdige Entdeckung.

An einem anderen Ort im Geborgenen Land ist der Unglaubliche Rodario, seines Zeichens der „Kaiser der Schauspieler“, mit seinem Curiosum unterwegs, um nach seinem verschwundenen Freund Furgas zu suchen. Der Magister-Technikus ist nach dem Tode seiner Familie spurlos verschwunden. Doch zuerst findet er die liebliche Tassia, die ihn nicht nur um den Finger wickelt, sondern Furgas auch gesehen haben will. Als Rodario dann seine Suche nach Furgas intensiviert, bekommt er eines Nachts Besuch und wird unter Anwendung von Gewalt aufgefordert, die Suche sofort zu beenden. Doch der Unglaubliche Rodario wäre nicht so unglaublich, wenn er sich von so etwas ins Bockshorn jagen lassen würde …

_Mein Eindruck_

Markus Heitz hat es mal wieder geschafft, einen Fantasy-Roman vorzulegen, den man am liebsten in einem Zug durchlesen würde. Dabei gelingt es ihm vortrefflich, keine Langeweile entstehen zu lassen, was bei über 600 Seiten Buchstärke durchaus erwähnenswert ist. Doch ist es nicht nur ein Wiedersehen mit Charakteren, die man aus den Vorgänger-Romanen lieb gewonnen hat, zumal ja die Mortalität der Figuren relativ hoch war.

So sind jetzt eigentlich nur noch Tungdil, Boindil und Rodario übrig, die im ersten Teil das Geborgene Land gerettet haben. Doch auch diese sind nicht mehr die Gleichen, die sie einmal waren. Tungdil ist von Kummer zerfressen, bei Boindil ist das zu heiße Blut nach dem Tode seines Zwillingsbruders merklich abgekühlt und Rodario hat in Tassia endlich eine ihm ebenbürtige Gefährtin gefunden.

So schafft Heitz es, dass die bekannten Protagonisten wieder für den Leser interessant und nicht so leicht zu durchschauen sind. Oder hätte sich jemand Boindil in Liebe entflammt (ich meine damit keine Schlacht!) vorstellen können?! Leider spielt Tassia im Verlauf der Geschichte nur noch eine Nebenrolle, dabei hat die Figur deutliches Heldenpotenzial. Na ja, irgendwas Negatives muss ich zu diesem Roman auch mal anmerken dürfen …

Auch ist wiederum alles etwas größer geraten als in „Der Krieg der Zwerge“. Die Monster sind schrecklicher, aber vor allem ist die Kombination aus Magie und Technik neu und um einiges gefährlicher als die pure Magie in den Vorgängern. So ist auch der Verschleiß an zumeist menschlichen Truppen enorm. Wenn Heitz nicht das vorläufige Ende der Serie angesagt hätte, könnte man denken, spätestens nach Band fünf wäre das Geborgene Land komplett entvölkert. Das möchte ich ausdrücklich nicht als Kritik verstanden wissen, sondern soll verdeutlichen, wie spektakulär die Romankulisse ist.

Durch diesen Einsatz der neuen Elemente wie die Technik in Kombination mit der Magie und durch die Einführung neuer Rassen aus dem Jenseitigen Land wird eine Faszination für das Neue aufgebaut und somit der Spannungsbogen hoch gehalten. Dadurch umgeht Heitz geschickt die Gefahr, dass die Zwergen-Reihe zu einer Aneinanderreihung von Schlachten mit Orks verkommt, zumal diese keine erwähnenswerte Rolle in „Die Rache der Zwerge“ einnehmen. Auch wird auch diesmal nicht mit Kabale gegeizt, denn es sind einige ziemlich überraschende und entsprechend interessante Wendungen in der Handlung vorhanden.

_Fazit_

„Die Rache der Zwerge“ ist erneut ein rasantes Fantasy-Spektakel der kurzweiligen Art und steht den Vorgängern in nichts nach. Es macht einfach einen riesigen Spaß, den Zwergen auf ihrem Weg beizustehen. Wenn man dem Vorwort Glauben schenkt, war das zwar vorerst der letzte Teil, auch wenn das Ende (das ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten werde) geradezu nach einer Fortsetzung schreit. Doch das könnte schwierig werden, denn die Entfaltungsmöglichkeiten im Geborgenen Land scheinen etwas erschöpft und das Jenseitige Land etwas arg phantastisch. Allerdings habe ich Ersteres auch nach „Der Krieg der Zwerge“ gedacht und bin darin (zum Glück) eindrucksvoll widerlegt worden.

_Der Autor_

Markus Heitz, geboren 1971, arbeitete als Journalist bei der Saarbrücker Zeitung, ehe sein erster Roman [„Schatten über Ulldart“ 381 mit dem deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet wurde. Dem folgten nicht nur einige Fortsetzungen der „Ulldart – Die dunkle Zeit“-Reihe und einige SHADOWRUN-Romane, sondern auch die Bestseller „Die Zwerge“ und „Der Krieg der Zwerge“ sowie inzwischen auch „Die Rache der Zwerge“. Damit ist er zu einem der erfolgreichsten Fantasy-Autoren Deutschlands geworden.

|Bitte beachtet auch mein [Interview]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56 mit dem Autor anlässlich des Erscheinens des vorliegenden Abschlussbandes der Trilogie.|

Anika Flock – Die Kristallwandler

_Die Autorin_

Anika Flock wurde 1974 in Worms geboren, wuchs in der Nibelungenstadt am Rhein auf und machte dort 1994 ihr Abitur. In Mannheim studierte sie Diplom-Anglistik mit den Schwerpunkten Amerikanistik und Betriebswirtschaft. Gleich nach dem Studium schrieb sie eine erste, grobe Fassung der „Kristallwandler“, bis sie eine Stelle als Online-Redakteurin antrat. Ende 2002 wechselte sie wieder in eine geringfügige Beschäftigung, um wieder mehr Zeit für das Schreiben zu finden. Im Februar 2005 veröffentlichte Anika Flock ihre eigene Anthologie namens „Das Auge der Elster“, eine Sammlung tierisch-phantastischer Kurzgeschichten.

_Story_

Die Völker der Koldaren und der Aeniren leben beide in der Welt Naru, wissen aber nichts von der Existenz des jeweils anderen Volkes. Zwischen der Heimat der einzelnen Stämme liegt nämlich ein als lebensgefährlich verrufener Streifen Land namens Sturmbann, der die beiden Seiten trennt. Während die Koldaren auf der vulkanischen Tagseite Narus leben, müssen sich die Aeniren mit der eiseskalten, ungemütlichen Nachtseite dieser Welt zufrieden geben.

Eines Tages mischen sich das Wetter und die Götter, gleichermaßen aber auch die Politiker in das Leben der dort lebenden Menschen ein, und beide Völker sehen sich dazu gezwungen, den gefürchteten Landstreifen aufzusuchen und endlich zu erkunden, was sich darin und dahinter verbirgt. Mittendrin in dieser Bewegung: die Koldarin Meruna und der Aenire Elderas, die unfreiwillig miterleben müssen, wie das Weltbild der beiden Völker unwiderruflich erschüttert wird und sich die Geschichte der Welt Naru komplett ändert.

_Meine Meinung_

Eines muss man vorab schon mal sagen: Ganz unabhängig von der eigentlichen Geschichte ist es manchmal eine ziemliche Qual, dieses unförmige, seltsam aufgebaute Buch zu lesen. Nicht nur das ungewöhnliche Format, sondern vor allem die kleine Schrift auf den recht großen Seiten bereiten einem ständig Probleme, was dazu führt, dass man immer wieder in der Zeile verrutscht und zwischendurch auch schon mal Kopfschmeren bekommt, weil das alles die Wirkung einer absoluten Reizüberflutung entwickelt. Warum nicht einfach die Geschichte auf eine größere Seitenzahl erweitern und den Leser schonen? Das wäre weitaus angenehmer gewesen …

Davon mal abgesehen, ist die Geschichte zwar nicht wirklich genial, aber immerhin recht gut gelungen und auf einem stets guten Niveau angesiedelt. Ein Problem besteht lediglich darin, dass sich Anika Flock immer sehr lange daran aufhält, Landschaftsbilder und Personen ausufernd zu charakterisieren, so dass die Handlung manchmal stockt und zu schleppend vorankommt. Das Erzähltempo ist folglich (gerade zu Beginn) auch ziemlich gering, weshalb man öfter mit sich ringen muss, die Lektüre fortzusetzen.

Die Erzählung als solche hingegen kann sich dann aber doch sehen lassen. Die Geschichte um die Koldarin Meruna und den Aeniren Elderas entwickelt sich nach anfänglichem Stocken sehr gut und bekommt nach gut hundert Seiten dann endlich auch ein gesundes Maß an Spannung verpasst, wobei natürlich erst einmal alles auf die Begegnung mit dem mysteriösen Sturmbann bzw. dem Treffen der beiden unabhängigen Völker hinausläuft. Irgendwann kommt der Moment, da findet man sich endlich in der Phantasiewelt Naru zurecht und bekommt einen Zugang zu den beiden Hautfiguren, ohne dass dieser durch exzessiv betriebene Personen- und Lokalbeschreibungen unterbrochen oder gestört wird. Und so wächst das Ganze dann bis hin zu einem irgendwann schon zu erahnenden, aber dennoch sehr gut inszenierten Finale, das weiterhin einige Fragen offen lässt, den Leser aber dann nach dem harten Kampf durch die anstrengenden Seiten entsprechend belohnt.

Es gibt zwar sicher bessere Romane als „Die Kristallwandler“, und der Aufbau des Buches spricht auch nicht gerade dafür, sich einmal mit dem neuen Roman von Anika Flock auseinander zu setzen, aber insgesamt betrachtet, hat sich das Buch dann doch noch gelohnt und die vielen, zwischendurch aufgekommenen Zweifel ob der Rahmenbedingungen für den Leser vergessen lassen. Mit der entsprechenden Konzentration wird man jedoch die hier aufgeworfenen Hürden meistern – aber auch nur dann!

Meißner, Tobias O. – dunkle Quelle, Die (Im Zeichen des Mammuts 1)

_Odyssee einer Idee._

Das Mammut ist ein spannendes Projekt, ein ehrgeiziges Projekt, und hat eine äußerst ungewöhnliche Entstehungsgeschichte: Meißner hatte das Universum des Zyklus schon in den Neunzigerjahren skizziert, im Alter von 23 Jahren, ohne nennenswerte schriftstellerische Erfahrung, und ohne eine Vorstellung, wie ein Projekt von der angestrebten Größe bewältigt werden könnte.

Daher beschritt er andere Wege und rief eine Fantasy-Rollenspiel-Kampagne ins Leben, die auf seiner Skizze basierte, eine Kampagne für sieben Mitspieler, mit einer Laufzeit von sieben Jahren (!!!). Am Ende der Kampagne hatte Meißner 230 handbeschriebene Seiten, ein voll entwickeltes Universum, einen voll entwickelten Plot und Figuren, die über sieben Jahre in unterschiedlichen Köpfen reifen konnten. Die Geschichte ruhte. Wiederum sieben Jahre, bis Meißner [„Das Paradies der Schwerter“]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=35 veröffentlichte und damit, wie er sagt, das Mammut geweckt hatte.

Und ich habe nun die Ehre, dem Mammut bei seinen ersten Schritten über die Schulter zu lugen:

_Von Bürokraten und Schmetterlingsmenschen._

Es ist auf den ersten Blick ein recht übliches Szenario: Schwerter, Pferde, Magier, Räuber, Ritter, Götter und Zauberwesen bevölkern eine vorindustrielle Welt, die man via Zeigefinger über eine detailreiche Landkarte bereisen kann.

Von jenem glitzernden Fantasy-Zauber bekommt Rodraeg Delbane aber wenig zu spüren. Seine Abenteuerlust ist verpufft, er hat sich als Turnierkämpfer versucht und ist durch den Kontinent gezogen, hat dabei erfahren, dass „Abenteuer“ aus frieren, hungern und weglaufen bestehen, und landete schließlich im Rathaus der kleinen Stadt Kuellen, um als Schreiber des Bürgermeisters höfliche Antragsablehnungen zu verfassen und scheußliche Gedichte für Ehrenbürger.

Dann plötzlich taucht Naenn bei ihm auf. Das zierliche Schmetterlingsmädchen zieht Rodraeg in ihren Bann. Sie erklärt ihm, dass die Menschen des Kontinents nicht mehr auf das Gleichgewicht der Natur achteten, es würde geerntet, was nie gesäht wurde, erklärt sie ihm, und deswegen bräuchte es eine Gruppe, die die Wahrung dieses Gleichgewichts gewährleistete. Er, Rodraeg Talavessa Delbane, sei als Einziger übrig geblieben, der in Frage kommt, eine solche Gruppe zu gründen und zu leiten.

Rodraegs Abenteuerlust befreit sich aus ihrer Gruft, und er willigt ein: Er lernt den |Kreis| kennen, den Geheimbund, der hinter allem steckt, zieht dann mit Naenn in die Stadt Warchaim und errichtet dort den Stützpunkt des Mammuts, wie er seine Gruppe zu nennen beschließt. In Warchaim findet er auch seine ersten Mitstreiter, und die hat er auch bitter nötig, denn schon bald flattert der erste Auftrag des Kreises in die Basis des Mammuts:

Der Lairon-See hat unter schrecklichen Verschmutzungen zu leiden, und das Mammut soll dem einen Riegel vorschieben. Voller Tatendrang macht sich die Gruppe auf den Weg, doch was sich wie ein harmloser Routineauftrag anhört, gerät außer Kontrolle; Rodraeg beginnt allmählich zu begreifen, welche Bürde er sich aufgeladen hat – aber auch wie wichtig das Mammut ist.

_Die sanfte Beschleunigung eines Riesen._

Die Spannungskurve lässt sich Zeit, ehe sie in die Gänge kommt. Im ersten Drittel des Buches erfährt man viel über Rodraeg und über das Schmetterlingsmädchen, man lernt den Kontinent kennen, seine Regeln, seine Götter, seine Rituale, seine Gesetze und seine Geschichte, man lernt den Kreis kennen, die Motive der Auftraggeber und die Auftraggeber selbst.

Man bekommt die Möglichkeit, Rodraeg dabei zu beobachten, wie er in seine Rolle hineinwächst, wie seine naiven Vorstellungen von der Realität verdrängt werden, und wie er wiederum darauf reagiert. Ebenso genau kann man die Gefährten betrachten, die er um sich schart: Bestar und Migal, zwei sympathische Großmäuler, junge Soldaten ohne Kriegserfahrung, die das Herz aber am rechten Fleck tragen, und Hellas, der geheimnisvolle Bogenschütze, der ein düsteres Geheimnis mit sich herumschleppt.

Spannung will dabei nicht wirklich aufkommen, all das erfährt man in der entspannten Atmosphäre der Stadt Warchaim, wo das Mammut ohne jeglichen Druck seinen Stützpunkt errichtet. Aber, und das ist der entscheidende Punkt, langweilig liest sich das deswegen noch lange nicht. Rodraeg tastet sich an seine Aufgabe heran, der Leser nimmt an seinen Zweifeln und Ängsten teil, spürt die Unsicherheit jeder Entscheidung, die Rodraeg fällt, und wenn er sich einmal sicher ist, bringt ihn das Schmetterlingsmädchen mit ihren Einwürfen wieder ins Wanken. Genauso verhält es sich mit seinen Mitstreitern: Sie öffnen sich nicht sofort, tasten ab, suchen Nähe, ziehen sich wieder zurück, Misstrauen und Vertrauen streiten ständig gegeneinander, und die Motive, warum sie sich der Gruppe angeschlossen haben, könnten unterschiedlicher nicht sein: das Mammut ist alles, nur keine idealistische Heldenvereinigung.

Dann muss sich der zusammengewürfelte Haufen plötzlich dem ersten Auftrag stellen. Die Spannungskurve steigt allmählich. Obwohl sich die Aufgabe trivial anhört, spürt man genau, dass das Mammut keine Ahnung hat, was es anstellen soll, wenn es erst einmal an seinem Ziel angelangt ist. Schließlich steht die Gruppe vor der geheimen Fabrikation am Lairon-See. Jedes Mitglied des Mammuts hat eine eigene Vorstellung davon, wie der Situation zu begegnen ist. Rodraeg setzt die seine durch, er ist der Anführer. Und dann bricht das Chaos los.

_Die Erfahrung eines Rollenspielers._

Auch wenn die Spannung spät anzieht, sie tut es deftig. Plötzlich bekommt nämlich auch die gemächliche Vorgeschichte ein unerwartetes Gewicht: Man fürchtet um jeden einzelnen Gefährten, jetzt erst bemerkt man, wie lieb man sie alle gewonnen hat und man kann das Buch nicht auf die Seite legen, obwohl die Uhr schon lange mahnend in Richtung Schlafzimmer zeigt.

Meißner lässt die Figuren alleine Regie führen, ob das nun Rodraeg betrifft, der sich voll und ganz auf seine Diplomatie verlässt, oder Migal, der seine Wut unkontrolliert aufbrausen lässt: Niemand trifft eine Entscheidung, die nicht seiner tiefsten Überzeugung entspricht, welche fatalen Folgen das auch für den Rest der Gruppe haben mag.

Die Erfahrungen am Lairon-See kehren das Wesen der Figuren heraus, sie tragen Narben davon, schwere, leichte, wenig körperliche und viele seelische. Am Ende des Buches weiß man, dass mit der „dunklen Quelle“ ein Auftakt verglommen ist. Er hinterlässt einen grellen Nachhall und viele Fragen: Was hat es, Teufel auch, mit dem Kreis auf sich? Was ist die tatsächliche Aufgabe des Mammuts? Denn eines ist bis zur letzten Seite spürbar: Jede Information, die Meißner uns gibt, hat einen Sinn, und man kratzt nur an der Oberfläche des Abenteuers, in das die Gefährten geraten sind.

_Also_: Auch wenn sich die Spannung zu Beginn noch in Grenzen hält, oder wenn sich der Plot anfangs wie Öko-Fantasy mit Greenpeace-Botschaft liest, ist dieses Buch eine echte Bereicherung für die Fantasy-Landschaft. Daran ändert auch nichts, dass Meißner recht viel erzählt und es nicht seine Stärke ist, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen.

„Die dunkle Quelle“ ist ein solides Stück Fantasy, das sich den Konventionen genau an den Stellen verweigert, wo das dringend notwendig ist, ohne dabei den verträumten Elfenstaub vollends zu missachten, den dieses Genre ausmacht. Meißners besondere Stärke sind die Figuren, die einem einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Auch wenn das Mammut noch lange nicht am Thron eines George R. R. Martin rütteln kann, hat es einen spannenden und unterhaltsamen Weg beschritten, dem zu folgen sich lohnt. Respekt, Herr Meißner!

Lewis, Clive Staples – Ritt nach Narnia, Der (Die Chroniken von Narnia, Band 3)

[Das Wunder von Narnia 1858
[Der König von Narnia 1758
[Der König von Narnia 356 – Hörbuch

Der dritte Teil der „Chroniken von Narnia“ ist für meinen Geschmack der bisher beste, weil einerseits Clive Staples Lewis hier ein wenig von seiner Rolle als Kinder- und Jugendbuchautor abgewichen ist, und andererseits die Geschichte noch ein ganzes Stück spannender ausfällt als der Plot in den vorherigen beiden Bänden. Neue Charaktere werden in die Handlung integriert, das Anfangsszenario ist komplett neu und der Verlauf noch weitreichender als in „Das Wunder von Narnia“ und „Der König von Narnia“, aber dennoch findet sich der Leser sofort wieder in der Welt von Narnia zurecht und wird, selbst wenn er die beiden anderen Bücher noch nicht gelesen hat, kein Problem damit haben, einen Einstieg zu finden.

_Die Geschichte:_

In Kalormen ist das Leben ganz anders als in Narnia. Die Menschen leben nicht dringend in Frieden miteinander, und auch nicht jedes Lebewesen wird gleich behandelt. Zudem besitzen die Tiere nicht die Gabe zu sprechen. Mitten in diesem Land, das südlich von Narnia gelegen ist, wohnt der junge Shasta bei seinem Adoptivvater, einem Fischer, der seinen Jungen lediglich für die harte Arbeit rund um seine Hütte benötigt. Natürlich fühlt sich Shasta mit seinem derzeitigen Leben nicht erfüllt, meckert aber nicht herum, weil er dankbar ist, dass Arsheesh ihn seinerzeit aufgenommen hat. Als jedoch eines Tages ein adliger Arashin die Hütte des Fischers aufsucht, um den Jungen als Burschen zu erwerben, sieht Shasta die Möglichkeit, andrenorts ein neues, glücklicheres Leben zu beginnen. Da jedoch meldet sich das Pferd des Arashin zu Wort und erzählt Shasta von den grausamen Bedingungen, unter denen der Junge im Falle des Falles leben würde. Noch bevor Shasta seinem Erstaunen über die besonderen Fähigkeiten des Tieres Ausdruck verleihen kann, schließt er sich dem Gaul bei der Flucht an und tauft es bei seinem ersten Ritt auf den Namen Bree.

Gemeinsam wollen die beiden in die ursprüngliche Heimat des Pferdes nach Narnia reisen, um dort ihr Glück zu finden. Doch der Weg dorthin ist nicht gerade leicht zu bewältigen. Sie werden von Rittern gejagt, von Löwen verfolgt und müssen diverse Hindernisse nehmen. Als sie eines Tages auf die Königstochter Aravis und ihr ebenfalls sprechendes Pferd Hwin teffen, schließen sich die beiden Gruppen zusammen und reiten gemeinsam nach Narnia.
Doch schon in Tasbaan werden Shasta und die anderen voneinander getrennt. Der fliehende Junge wird mit Corin, dem Sohn des Königs vom Archenland, verwechselt und auf direktem Wege in dessen Kammer geführt.

Natürlich genießt er den plötzlichen Luxus als potenzieller Königssohn, entschließt sich bei Corins Rückkehr aber wieder Fersengeld zu geben, bevor man ihn als Betrüger entlarvt, und macht sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt mit Aravis und den beiden Pferden. Doch auch diese Gruppe kommt nicht ungeschoren durch die Stadt und muss sich verstecken. Als man schließlich wieder vereint ist, steht Shasta aber auch schon wieder die nächste Gefahr bevor. Prinz Rabadash will das friedliche Land Narnia angreifen und Königin Suse ehelichen. Nur Shasta ist in der Lage, den König rechtzeitig zu warnen, und macht sich alsbald allein auf den Weg zum Palast von Narnia. In einer großen Schlacht entscheidet sich schließlich das Schicksal des Landes von Löwenkönig Aslan.

_Meine Meinung:_

Wie ich bereits sagte, ist „Der Ritt nach Narnia“ das mit Abstand spannendste Narnia-Buch bislang, gleichzeitig aber auch das härteste (in Bezug auf die Handlung). In Form des jungen Shasta, der eigentlich der Zwillingsbruder von Prinz Corin ist, findet man auf Anhieb eine Identifikationsfigur, mit der man sich auf den Weg nach Narnia und durch spannende Abenteuer begibt und den man sofort in sein Herz geschlossen hat. Die Tatsache, dass er nicht gerade der geschickteste Vertreter seiner Art ist, macht ihn umso sympathischer. Dagegen wirkt die weibliche Hauptfigur Aravis stets kühl und zickig, was ihre sehr wechselhafte Beziehung zu ihrem männlichen Gegenpart aber erst besonders reizvoll macht. Shasta hat nicht nur damit zu kämpfen, überhaupt nach Narnia zu gelangen, nein, er muss gleichzeitig auch noch um die Gunst von Aravis buhlen – zumindest bis man gemeinsam am Ziel angelangt ist. Auch hier arbeitet Clive Staples Lewis wieder mit moralischen Inhalten. So muss Aravis am Schluss erkennen, dass sie mit ihren Vorurteilen bezüglich Shasta nicht Recht hatte. Dieser wiederum muss erkennen, dass er die Fehler anderer nicht als Maßstab für sein eigenes Verhalten nehmen darf, während der Hengst Bree später bei der Begegnung mit Aslan feststellt, dass er mit seiner Ehrlichkeit immer am weitesten kommt.

Wie auch schon zuvor, so gibt es auch hier immer wieder einige Parallelen zur Bibelgeschichte, die aber keine missionarische Funktion übernehmen, schließlich war es die Hauptintention des Autors, eine spannende Geschichte zu schreiben, und genau das ist ihm hier erneut vortrefflich gelungen!
Ich habe mit diesem Band mehr Freude denn je an den „Chroniken von Narnia“ bekommen und kann „Der Ritt nach Narnia“ aus diesem Grunde vor allem auch Neueinsteigern empfehlen – zumal jene, die bereits bei den ersten beiden Bänden ‚Blut geleckt‘ haben, auch mit dieser Fortsetzung ganz sicher am Ball bleiben werden. Viel Spaß mit diesem Buch, denn den werdet ihr garantiert haben!

Die Reihe in der chronologischen Erzählfolge:
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1950 Der König von Narnia (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Veröffentlichungsreihenfolge:
* 1950 Der König von Narnia (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Verlags-Website zur Narnia-Welt: http://www.narnia-welt.de/

Narnia-Filmseite: http://www.narnia.de

[Der Reiseführer durch Narnia 1664

Armin Rößler (Hrsg.) – Golem & Goethe

»Golem & Goethe« ist die vierte Science-Fiction-Anthologie aus dem Wurdack-Verlag. Hier soll neuen Talenten die Möglichkeit gegeben werden, neben erfahrenen Autoren veröffentlicht zu werden. Angesichts der Schwierigkeiten auf dem Buchmarkt und in der Science Fiction, speziell im Sektor der Kurzgeschichten, ist allein die Regelmäßigkeit und steigende Qualität der Reihe bewundernswert und zu würdigen. Denn die Vorlieben deutscher Leser liegen ganz klar bei allem anderen als bei Kurzgeschichten. Schade, ist doch gerade dieses Forum eine wichtige Spielwiese für neue Autoren, um ihre Fertigkeiten zu testen.

In »Golem & Goethe« melden sich 21 Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Wort. Hören wir, was sie zu sagen haben:

Golem & Goethe – Stefan Wogawa
Die Titelstory lebt von ihren unwahrscheinlichen Zufällen, aus denen sich neue Wendungen ergeben. Allein schon die Darstellung des Verhältnisses zwischen dem Frachterkommandanten und seinem Schiffsrechner ist ungewöhnlich und lädt zum Schmunzeln ein. Auf diesem guten Einstieg findet die Erzählung eine sichere Basis. Unterhaltsame Zerstreuung für zwischendurch.

Ball des Anstoßes – Axel Wichert
Phantastische Konflikte zwischen Menschen und Nicht-Menschen, Wichert bezeichnet sie als »Virtuelle« (möglicherweise Roboter, Androiden, …) – ein Meister dieses Themas war zweifellos Isaac Asimov. Schon lange kommt es immer wieder zu Verdrängungen von Arbeitskräften durch Werkzeuge. Was geschieht mit den Menschen in so einem Fall? Wichert gewährt uns einen Blick in die Zukunft hinsichtlich dieses Details: »Virtuelle hielten sich an Vorschriften, aber die besten Hacker blieben die Menschen.« Hervorragend gezeichnete Entwicklung.

Interferenz – Bernhard Schneider
Was mit der harmlosen Zerstreutheit eines Quantenphysikers zu beginnen scheint, entwickelt sich schnell zu unglaublichen Interferenzerscheinungen, die sich die Protagonisten über Paralleluniversumstheorien zu erklären versuchen. Entgegen Einsteins »Gott würfelt nicht!« reichen wissenschaftliche Erklärungen nicht aus. Möglicherweise hat Gott doch seine Finger im Spiel, wenn es um die letzten Geheimnisse des Universums geht. Die Frage bleibt nur, wie durch Interferenzen die Erkenntnis verhindert werden kann.

Berechtigte Fragen – Arnold H. Bucher
Tatsächlich ist völlig unwichtig, was ein Kesslok ist. Und warum man ihn weder beschäftigen noch unterbringen darf. Wichtig sind allein die Berechtigungsnachweise, die uns unsere deutsche Zukunft im Bürokratenland aufzeigen. Absolut vorstellbar, gar so weit weg sind wir davon nicht mehr. Vor einigen Tagen ging die »Berliner Hundehölle« durch die Medien. Ein deutliches Beispiel für die Aktualität der Problematik, selbst wenn die mediale Aufschauklung des Höllenthemas offensichtlichen BILD-Charakter hatte.

Echos – Heidrun Jänchen
SETI ist ein Begriff. Damit im Zusammenhang ergibt der Titel allein schon einen Sinn und bewirkt die Einbildung des Storyverlaufs. Immerhin erweist sich die Assoziation teilweise als Trugschluss und die fragmentarische Erzählweise bewirkt gleichzeitig eine Spannung, so dass es doch noch den Aha-Effekt am Ende gibt. Wie schon bei Jänchens Beitrag zum Vorgänger »Überschuss« ist das Stückwerk der Geschichte etwas schwierig lesbar, summiert sich aber endlich zu einem sinnvollen Gesamtbild.

Trichterbecher wachsen – J. Th. Thanner
Nachbarskonflikte sind die eine Sache, der sich Thanner widmet. Tragisch sind ihre Auswirkungen. Interessant ist die Darstellung der anderen Sache, der Konflikte zwischen Spezies, die sich zumindest einseitig nicht als intelligent erkennen.

Die heilige Mutter des Lichts – Frank W. Haubold
Haubold entwirft eine erschreckende Zukunftsvision, die nur allzu logisch die Fehler der menschlichen Entwicklung ausmerzen will. Nach einer großen Katastrophe kommt es zu einem Neuanfang. Welche menschliche Unart führte zu allem Elend? Krieg. Darum organisiert die PACEM das Leben der Überlebenden. Aber wäre diese Vision mehr als eine Utopie? Ist wirklich der Schrecken aller Kriege nur auf Männer zurück zu führen? Man erinnert sich vielleicht nur des Nibelungenlieds, in dem Krimhild aus Rachegelüsten ein grausiges Gemetzel verursacht. Haubolds Vision liest sich drastisch und zeigt mit unwahrscheinlich kalter Logik einen möglichen Weg.

Die Abteilung für kosmische Täuschungen – Uwe Hermann
Belustigende Unterhaltung für zwischendurch, eine auf die absolute Spitze getriebene Verschwörung.

Kontrolle – Petra Vennekohl
Das alte Lied in neuem Gewand: Privilegierte Gruppen versuchen immer und überall, ihre Privilegien zu verteidigen – um jeden Preis. Was sich als Lösung anbahnt, ist im Vorfeld spürbar, aber durch die Erkenntnis der Protagonisten erhält die Geschichte eine dramatische Note.

Der Schwamm – Axel Bicker
Diese Geschichte kann richtig berühren in ihrer Ausdrucksstärke: Aus Todesangst geborener Forscherdrang führt zu brutalen Methoden und ethischer Unverantwortlichkeit, im Endeffekt doch aus Selbstsucht. Bicker lässt uns an dieser Entwicklung aus der Sicht des Opfers teilhaben. Es scheint wie eine lebendige Abstraktion von Tragödien, die sich in Verbindung von Wissenschaft und Habsucht unter Menschen abspielen.

Weiße Elefanten – Marlies Eifert
Was nicht sein darf, ist nicht. Und nach gegenteiliger Erkenntnis die historische Ausrichtung auf einen völlig nebensächlichen Aspekt. Tragisch.

Roda – Edgar Güttge
Äußerst unterhaltsam, mit viel Witz und Kreativität geschrieben! Güttge wird den Erwartungen voll gerecht. Sein Hang zur Übertreibung macht aus seinen Geschichten wundervolle Komödien, die sich doch an gesellschaftlichen Eigenarten orientieren.

Zwischenstopp auf Prox – Armin Möhle
Gut erzählte Geschichte über Beziehungen – leider kommt ihre Pointe nicht klar zum Ausdruck.

Tod einer Puppe – Nina Horvath
Die Handlungsumgebung ist etwas unvollständig, das tut der Geschichte aber keinen Abbruch: Hier entsteht eine aufwühlende Stimmung. In ihrer Kürze ist die Geschichte perfekt.

Redpointer – Alexander Kaiser
Eine umfangreiche Geschichte, deren Knackpunkt sich in der Darstellung gegen Ende befindet. Die Handlung der Erzählung dient eher der Verschleierung als der Auflösung, es werden aber gleichzeitig gute Einblicke in die Aufgaben der Protagonisten gewährt. Im Endeffekt ordnet sich also die Verschleierung der Erkenntnis unter, so dass eine sehr spannende Geschichte entsteht, deren Umfeld großräumig ausbaufähig ist. Hervorragende Ideen stapeln sich hier.

Hinaus in die freie Natur – Olaf Trint
Nachdem sich die Menschheit vor einer vergifteten Umwelt zurückziehen musste, gelingt Wissenschaftlern die Erneuerung außerhalb der von Menschen bewohnten Bereiche. Dem normalen Menschen ist ein Leben außerhalb der eigenen vier Wände inzwischen unvorstellbar geworden. Ist er so anpassungsfähig, wie immer behauptet wird? Würde er sich nicht eher von einer völlig fremden Umgebung überfordert sehen? Trint zeigt ironisch und mit guter Erzähltechnik, was eine Flucht vor der Natur nach sich ziehen könnte. Dabei geht er noch radikaler vor als sein großer Vorgänger Isaac Asimov in seinen »Baley«-Romanen.

E T A 7 – Christian Savoy
Die Bedeutung von E T A 7, »Estimated Time of Arrival: sieben Jahre«, geht ziemlich unter in der kompakten Erzählung. Davon abgesehen, entwickelt Savoy die Menschheit unter dem Druck einer potenziellen, unaufhaltsamen Bedrohung und wirft dabei Streiflichter auf Persönlichkeiten der Entwicklung und auf wegweisende Geschehnisse. Sehr fesselnd geschrieben und mit einem der Menschheit entsprechenden dramatischen Ende.

Reproduktion – Melanie Metzenthin
Knackige Geschichte über das Thema der Akzeptanz künstlicher Menschen als echte Individuen.

Cinema Mentale – Thomas Kohlschmidt
Dramatischer Verlauf eines Versuchs, mit einer andersartigen, blutrünstigen außerirdischen Intelligenz Kontakt aufzunehmen. Die thematische Ähnlichkeit zu Bickers »Schwamm« ist erstaunlich und nicht zu übersehen. Fehlgeschlagene Erstkontakte beschäftigen uns anscheinend stark – ein Zeichen unserer unvollkommenen Bereitschaft oder unserer Angst? Eindrucksvoll geschrieben.

Die nach uns kommen – Birgit Erwin
Ein Endzeitszenario aus der Sicht eines Kindes. Das Mädchen versteht nicht die Beweggründe seines älteren Bruders, der die Welt noch vor dem Krieg kannte. Aber durch ihre Augen erhaschen wir einen Hauch der neuen Welt und der brutalen Ausweglosigkeit. Bedrückend.

Der Gravo-Dom – Armin Rößler
Geradlinige Story, deren Entwurf höchst interessant ist. Lowes Gedanke »Ich habe Zeit« widerspricht allerdings seiner Infektion durch die Auftraggeber. Was genau ist mit ihm passiert, als er seinem Ziel so nahe war? Der Umschwung ist schwer verständlich. Unterhaltsam ist die Story aber allemal.

Fazit

Was in dieser Anthologie an Ideenvielfalt und technischen Fertigkeiten zusammenkommt, ist beachtenswert. Dieses Mal gibt es keinen einsamen Favoriten, alle Geschichten sind auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt. Fünf Erzählungen heben sich nochmals ein wenig ab. Sie berühren den Leser richtig und stehen für den jeweiligen Charakter ihrer Art: Schneiders »Interferenz« für die Wissenschaft, Bickers »Schwamm« für den Erstkontakt, Güttges »Roda« für überbordenen Humor, Horvaths »Tod einer Puppe« für erschreckende Versuche, Savoys »E T A 7« schließlich für das Kosmische.

Nicht zu vernachlässigen ist das Vorwort zu diesem Band! Selten war ein Vorwort so lesenswert wie dieses; damit hat Rößler scharf vorgelegt, was schwer zu toppen sein wird.

Insgesamt bietet die Sammlung spannende, tief gehende, lustige, düstere und ergreifende Unterhaltung, der sich niemand entziehen sollte. Zwar bleibt das Gefühl von vorwiegend pessimistischen Visionen geprägt, wird aber von humor- und wundervollen Erzählungen gut aufgelockert. Mehr davon!

broschiert, 196 Seiten
ISBN-13: 978-3938065136

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Schnett, Beverly – Völker der Sonne. Der Aufbruch der Menschheit in das Sonnensystem

Edition Kaitain ist ein Verlag für Erotik, Phantastik und Wissenschaft. Eine seltsame Kombination, wie sicher nicht nur ich finde, und beim Blick in das dort erschienene Werk „Völker der Sonne“ werde ich auch darin bestätigt, dass das Buch von Beverly Schnett aufgrund der skurillen Verbindungen aus erotischer Freizügigkeit und moderner Science-Fiction nicht ganz so funktioniert, wie man sich dies vielleicht gewünscht hätte.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen bei diesem Buch verschiedene Figuren, die infolge von aneinandergereihten Episoden in den Themenbezug eingeflochten werden. Da wäre als Erste Amal, ein Mädchen deutsch-arabischer Abstammung, das als erste schwerelose Tänzerin Karriere macht. Ihre Geschichte ist recht zügig erzählt. Sie trifft einen guten Freund, tanzt vor ihm, zieht sich aus und schläft mit ihm. Davon selber schwer beeindruckt, startet sie eine Reise in den Weltraum, wo sie ihrer Begabung weiter nachgehen und Karriere machen möchte.

Im nächsten Kapitel wird der Schwerpunkt der Brisanz anderweitig verlagert: Maurice und Manuel leben irgendwo in der Gegend um den Planeten Merkur. Maurice hat sich in seinen Freund verliebt und lässt, um desen Gunst zu erlangen, eine Geschlechtsumwandlung an sich vollziehen. Gemeinsam bekommen sie den Sohn Mari Jose. Während dieser erwachsen wird, geht andernorts der wilde Beischlaf weiter. Mal hier, mal da eine Runde Sex, aber alles total billig dargestellt und wenig sinnlich – von knisternder Erotik keine Spur!

Wie auch immer, Mari Jose wird zum Hauptakteur des nächsten Plots und angelt sich eine recht alte Dame als Partnerin. Aber dies hält nicht für lange, denn wiederum wenige Zeit später unterwirft er sich einem Mann, der vorher schon eine ‚Sicherheitskopie‘ bzw. einen Klon von Mari Jose erstellt hat …

Oh Mann, das hier ist wirklich kein Buch, das man einfach so mal liest. Ziemlich durchgeknallt, was die Autorin hier so alles zusammenschmeißt. Im Grunde genommen geht es allerdings nur um eins, nämlich billige Effekthascherei in Form von vielen bildlichen Sexszenen, die im Endeffekt jedoch mehr abschrecken als antörnen – oder was immer der Zweck dieser Handlungen sein soll. Jeder darf hier mal mit jedem in die Kiste, Tabus gibt es keine. Und dementsprechend wird die komplette, immer wieder zweirangige Handlung vollkommen in den Hintergrund gedrängt, weil gerade wieder Figur A ein Techtelmechtel mit Person B hat.

Ich habe echt keine Ahnung, wer so etwas ernsthaft gut finden soll, denn warum sollte man sich als Liebhaber pornographischer Inhalte die Mühe machen, dieses wirre Buch zu lesen? Die rein visuelle Variante ist da doch weitaus leichter konsumierbar und erforder viel weniger Mühe. Und außerdem: Meistens ist dort die Handlung auch noch sinniger …

Tut mir Leid, aber Beverly Schnett bekleckert sich hier ganz und gar nicht mit Ruhm und überantwortet das eh schon bizarre Thema der vollkommenen Absurdität. Das Ganze dann auch noch mit schlechter Science-Fiction zu mischen, schlägt dem Fass schließlich den Boden aus und zerstört auch noch das letzte bisschen Atmosphäre. Nein, nein, das hier zu lesen gleicht purer Zeitverschwendung – und diese vertane Zeit bereue ich im Nachhinein ganz deutlich!

http://www.edition-kaitain.de/

Montillon, Christian – Vorstoß in die Intrawelt (Atlan – Intrawelt 2)

Band 1: [„Wächter der Intrawelt“ 1889

„Vorstoß in die Intrawelt“ ist der zweite Roman des zwölfbändigen Zyklus „Atlan – Intrawelt“. In dieser Schwesternserie zur großen Perry-Rhodan-Reihe geht es vor allem um die Abenteuer des Arkoniden Atlan, der seit seiner Entstehung eine unerklärliche Faszination auf die Leser ausübt.

_Christian Montillon_
ist der Autor des vorliegenden Romans, bisher beschränkte sich seine Tätigkeit im so genannten Perryversum auf Romane der Atlanserie. Diese Art von Einstieg gelang bereits einigen Perry-Rhodan-Autoren, die sich in der Atlanserie ihre Sporen verdienten und den Sprung in die Hauptserie schafften, zuletzt geschehen mit Michael M. Thurner, der mittlerweile sogar die Ideenfabrik für die Atlanserie bildet.

Atlan gelangt also unbekleidet in die Intrawelt, wo er gleich von zwei gewalttätigen Wesen attackiert wird. Eine verlogene Echse errettet ihn aus den Händen der Angreifer, nur um ihn seinem Herrn auszuliefern, für den Atlan fortan Sklavendienste zu leisten hat. Während seiner Arbeit erkundigt er sich nach Fakten über die Welt, bekommt aber nur Mythen zu hören. Immerhin scheint Jolo, die Echse, bereits etwas vom Flammenstaub gehört zu haben, doch schweigt er sich aus.

Die ursprünglichen Angreifer haben inzwischen ein größeres Heer gesammelt und greifen das Lager an, um sich zu rächen und Atlan zu töten. Im Handgemenge kann Atlan entkommen, ihm zur Seite soll nun Jolo stehen, als Gefährte und Führer, da er sich einigermaßen auskennt in der näheren Umgebung.

Zuerst kehrt Atlan zurück an den Ort seiner Ankunft, doch der Tunnel ist unpassierbar, Atlan vorerst gefangen in der künstlichen Hohlwelt. Ihm bleibt nur die Erledigung seiner Aufgabe …

_Tricks, Erfahrung, Stil_

Montillon müht sich auf den ersten Seiten erfolglos ab, eine transzendente Atmosphäre zu schaffen und den leider überstrapazierten |sense of wonder| zu beschwören – der Text wirkt gestelzt und abgerungen. Wer sich als Leser durch diese Seiten kämpft, wird aber belohnt: Der Großteil des Romans ist klassische Abenteuergeschichte, und hier zeigt Montillon sein Können. Die Geschichte liest sich flüssig und spannend, die Charaktere sind überzeugend gezeichnet, auch wenn wir sie leider zum Großteil nicht wiedersehen werden, da sie (wie so viele Seriencharaktere) frühzeitig und zu Atlans Gunsten das Zeitliche segneten.

Montillon setzt endlich mal glaubwürdig Atlans große Erfahrung im Zweikampf um, so dass er problemlos gegen einige Angreifer besteht, obwohl er nackt und unbewaffnet und die Schwerkraft ungewohnt hoch ist. Allerdings lässt er sich von Jolo täuschen, was wohl nötig ist, aber negativ zu Buche schlägt. Immerhin lässt Montillon ihn erkennen, dass er beeinflusst wurde und worauf er achten muss.

Erwähnenswert ist noch das Titelbild (was zum Leidwesen der Grafiker meist zu kurz kommt in Besprechungen): Arndt Drechsler ist als Künstler verantwortlich für die tollen Titelbilder der „Bas-Lag“-Romane von China Miéville bei Lübbe; mit dem Titelbild zu Intrawelt 2 zeigt er mal wieder seine Fertigkeiten. Bis auf das steril wirkende Gesicht Kytharas ist es ein gelungenes Bild.

_Fazit_

Zum ersten Band des Zyklus eine deutliche Steigerung, wenn auch mit Schwächen am Anfang. Der Sinn des Zyklus ist klar: Ausschöpfung des Potenzials „Atlan“ über möglichst interessante Abenteuergeschichten mit vielen unterschiedlichen Charakteren, eine Spielwiese für Jungautoren. Montillons Beitrag ist auf jeden Fall eines: sehr unterhaltsam.

|Infos| unter http://www.atlan.de/

Haensel, Hubert – Wächter der Intrawelt (Atlan – Intrawelt 1)

Mit dem vorliegenden Roman startet die Schwesterserie zu Perry Rhodan einen neuen Kurzzyklus: „Atlan – Intrawelt“ ist das Motto, unter dem sich zwölf Heftromane in zweiwöchiger Erscheinungsweise versammeln.

_Hubert Haensel,_
Perry-Rhodan-Autor und Redakteur der so genannten „Silberbände“, gibt mit dem ersten Intraweltroman ein Gastspiel bei |Atlan|. Informationen zu seiner Person und zur Perry-Rhodan-Serie finden sich unter http://www.perry-rhodan.net.

Der Intraweltzyklus schließt direkt an die Geschehnisse des letzten Zyklus um den „Dunkelstern“ an. Atlan und seine sexy Begleiterin Kythara werden von einer eigentlich belanglosen Opposition vor dem Zugriff der Machthaber (Lordrichter) gerettet und begeben sich aufgrund Atlans überragender Tauglichkeit in ein neues Abenteuer: In der Intrawelt sei |Flammenstaub| zu finden, mit dem der Opposition eine mächtige Waffe gegen die Lordrichter zur Verfügung stehen würde. Die Hohen Mächte des Kosmos haben allerdings ihre Finger im Spiel, so dass es nur privilegierten Persönlichkeiten möglich ist, die Intrawelt zu erreichen bzw. zu verlassen.

In einer sternentstehungsaktiven Interstellarstaubwolke werden Atlan und Kythara fündig: Die durch Abstoßfelder gesicherte Intrawelt taucht auf. Das Problem ist nur, wie man sie erreichen soll …

_Atlan, sein Extrasinn und Egozentrum_

Haensel liefert einen routinierten Roman ab, der Rückblicke auf die direkten Vorgängerzyklen gewährt und so ein gewisses Verständnis für neue Leser schaffen soll. Gleichzeitig muss der Roman selbst einen eigenen Reiz ausstrahlen, um neue Leser zu halten und alte Leser neu zu animieren. Das gelingt Haensel nur durch das auftretende Rätsel um die Intrawelt und den Wächter derselben, ansonsten ist der Roman nur brauchbar als Rückblick. Der Titel „Wächter der Intrawelt“ ist eher irreführend, da zwar der Wächter ein interessantes Wesen ist, aber nur eine untergeordnete Rolle spielt und in der Unendlichkeit des Weltraums verschwindet. So bleibt zwar die geschaffene Faszination, aber ob wir das Wesen wiedertreffen werden, bleibt fraglich.

In seiner großen Routine ist dem Autor ein durchaus gravierender Fehler unterlaufen, und zwar in der Darstellung von Atlans Verhältnis zu seinem Extrasinn. Natürlich ist es für Neuleser unverständlich, was der Extrasinn genau ist und wieso er als Logiksektor nur unqualifizierte Bemerkungen macht. Schlimmer ist aber die Hauptaussage des Sinns. Er nennt Atlan mehrfach „Barbar“, was zweifellos eine Verwechslung durch Haensel sein muss, denn wir wissen aus der frühen Perry-Rhodan-Serie, dass der Extrasinn den Arkoniden Atlan stets mit „Narr“ beschimpfte, Atlan selbst die gegen die Arkoniden junge Rasse der Terraner, allen voran Perry Rhodan selbst, als Barbaren tituliert.

Der entscheidende Wächter vor Atlans Eintritt in die Intrawelt ist ein krakenähnliches Wesen, das anscheinend in seiner Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigt ist, denn es will erst nur Kythara den Zugang gewähren. Atlan und Kythara wehren sich vehement und verlangen eine erneute Prüfung, um zu zweit gehen zu können, doch das Wesen kehrt seine Entscheidung um hundertachtzig Grad und verwehrt nun Kythara den Weg. Atlans Ego ist beruhigt, er darf passieren und tut dies auch ungeniert ohne seine Begleitung. Schade für den männlichen Leser, denn die Passage ist nur im Adams- bzw. Evakostüm gestattet.

_Fazit_

Insgesamt ein Roman, der trotz einer gewissen Langatmigkeit noch lesbar ist, vor allem aber durch einen sehr kurzen Abschnitt Faszination für ein anscheinend doch irrelevantes Wesen und die Andeutung des behandelten Rätsels lebt. Eine Steigerung in den Folgebänden wäre wünschenswert.

|Infos| unter http://www.atlan.de/

Mommers, Helmuth W. (Hrsg.) / Eschbach, Andreas / Franke, Herbert W. / Marrak, Michael / u. a. – Atem Gottes, Der (und andere VISIONEN 2004)

Anthologien spalten die Nation der Verleger, Leserschaft und Rezensenten. Die einen bejubeln sie als Plattform für bekannte und eher unbekannte Autoren. Die anderen winken müde ab: „In dieser Zeit unverkäuflich“, klagen die Verleger. Ich bewege mich in der Mitte – aber immer mehr in Richtung Anthologien. Vor Jahren habe ich das Kreuz geschlagen, wenn mir einer damit kam. Ich fühlte mich nur von Romanen in epischer Länge angesprochen. Nunmehr finde ich diese Kurzgeschichtensammlungen immer interessanter, soweit sie gute Novellen beinhalten. Da sind wir auch schon bei der Krux dessen, denn nicht jeder, der einen guten Roman verfassen kann, ist in der Lage, ebensogute Kurzgeschichten abzuliefern (und umgekehrt).

Ich gebe zu, ich bin mit besonderer Erwartungshaltung an diese Anthologie herangegangen. Erstens, weil ich den Herausgeber persönlich kenne und weiß, wie ehrgeizig er seine Projekte verfolgt; zweitens, weil ich etliche der in Band 1 und 2 aufgenommenen Autoren kenne und schätze – sie teilweise auch in meinen Anthologien oder Projekten vertreten sind – und drittens, weil der Herausgeber in seinem Vorwort selbst eine sehr hohe Messlatte anlegt. Hat er dieses Nonplusultra erreicht? Das sollte jeder Leser selbst entscheiden!

Die Namen der Autoren in Band 1 der VISIONEN lesen sich erst einmal nicht schlecht. Eine Mischung von bekannt und auf dem Weg dahin, die gute Lesekost erwarten lässt. So weit – so gut.

Kommt der nächste Schritt: Was erwarte ich von dieser neuen Anthologie-Reihe, die unter der Flagge VISIONEN segelt? Nun ist die klassische Bedeutung der Vision (visio) die Erscheinung, die übernatürliche Erscheinung als religiöse Erfahrung, und es ist mehr als bezeichnend, dass gerade die Kurzgeschichten, die sich darum ranken, zu den besten dieses Bandes gehören.

Allen voran die |großartig| erzählte Story von Karl Michael Armer, die neben „Die unbefleckte Empfängnis“ von Rainer Erler mit Abstand die beste ist. Ich gebe zu, ich habe von Armer noch nie etwas gelesen, weil ich in der Zeit seiner ersten Schaffensphase (achtziger Jahre), eher Non-Fiction las. Aber „Die Asche des Paradieses“ ist das Kleinod dieser Anthologie! Definitiv! Stilistisch, visionär und philosophisch. Eine Geschichte, die man nicht nur einmal liest. Das steht fest. Sie ist polit-kritisch, temporeich und weiß vom ersten bis zum letzten Satz zu überzeugen, hinterlässt einen tiefen Eindruck und macht nachdenklich. Leserherz, was willst du mehr?
Nicht umsonst wurde sie mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis 2005 als beste Kurzgeschichte ausgezeichnet. Ich stehe – wie viele – solchen Preisen sehr kritisch gegenüber, |aber|: Wenn je ein Preis verdient vergeben wurde, dann dieser! Alleine wegen der Karl-Michael-Armer-Story bin ich dankbar für diese Anthologie.

Doch soll das die ein oder andere ebenso vortreffliche Story nicht schmälern. Wie z. B. die von Rainer Erler. In flüssigem Stil bietet dieser die „Unbefleckte Empfängnis“ einmal anders an. Dabei so menschlich lebendig geschildert, dass man mit dem Paar lebt, liebt – und staunt. Was so alles zwischen Himmel und Erde möglich scheint!

Den humorigen Part dieses Bandes übernimmt Uwe Hermann in „Die unwiderlegbare Wahrheit“. So abgedreht kann die Jagd auf den Weihnachtsmann also sein! Köstlich!

„Relicon“ von Michael Marrak bietet den gewohnt flotten Stil des Autors, brachte mich streckenweise zum Schmunzeln und glänzt durch die teilweise unwirklichen Fragmente. Leider fällt die Schlusssequenz vorhersehbar aus, was aber bei mir dennoch keinen schalen Nachgeschmack hinterlassen hat.

Andreas Gruber, ein großartiger Autor des phantastischen Genres, konnte mich mit „Parkers letzter Auftrag“ nicht vollends überzeugen. Erstmalig, was diesen Autor angeht. Wenn ich dagegen an seine düsteren Novellen in „Der fünfte Erzengel“ (auch bei |Shayol| – in Kooperation mit |Medusenblut| – erschienen) denke, wirkt seine Story in diesem Band eher weniger unter die (Leser)Haut gehend. Damit ich nicht missverstanden werde: Sie ist nicht schlecht, aber bei dieser Anthologie erwartet man nach der Ankündigung halt nur literarische Sahnehäubchen.

Kommen wir zu Malte S. Sembtens „Jagdausflug“. Sembten weiß zu unterhalten, das bezeugen Veröffentlichungen in anderen Anthologien. Auch seine Story ist routiniert erzählt, aber leider etwas vorhersehbar und mit einem eher dünneren Plot versehen. Bedauerlicherweise. Wenn man – wie ich – Sembtens-Texte kennt, weiß man, dass er es besser kann.

Jan Gardemanns „Case Modding“ ist von der Struktur her ausgefallen. Die Dialoge sind frisch und unterhaltsam. Diese Story bildet einen modernen Kontrast zu den eher klassischen – wirkt aber nicht völlig ausgereift.

Alle anderen Geschichten sind handwerklich gut erzählt, in einer literarischen Bandbreite, wie sie in allen Anthologien vorzufinden ist, daher gehe ich nicht näher darauf ein. Der geneigte Leser überzeuge sich selbst!

Und nun komme ich unvermeidbar zur Kehrseite der Medaille. Größtes Manko dieser Sammlung ist die miserable Story von Myra Çakan. Es ist ja bekannt, dass Cyperpunk ein weites Feld ist. Leider besonders, was das Niveau angeht. Myra Çakan hat, was das angeht, in die Vollen gegriffen und ganze Arbeit geleistet. Schlechter geht es fast nicht mehr. Leider hat gerade in dieser Story auch das Lektorat nicht genug eingegriffen; so hätte man zumindest stilistisch noch etwas „herausreißen“ können. Denn auch Schnodder-Cyberpunk unterliegt einem gewissen Qualitätsanspruch – den erwarte ich besonders in einer solchen Anthologie.
Warum es sich Herausgeber und Verlag angetan haben, diese bereits veröffentlichte „Geschichte“ erneut zu verlegen, bleibt mir schleierhaft. Besonders im Falle von Helmuth W. Mommers, den ich als |sehr| kritischen Beobachter und Bewerter dieses Genres kennen gelernt habe. Diese Story hätte man zum Wohle der Anthologie einsparen müssen, den Platz lieber dafür nutzen sollen/können, die anderen Geschichten exklusiv illustrieren zu lassen, was die Anthologie auch optisch abgerundet hätte. Hier wäre (textlich) weniger mehr gewesen.

Das Cover findet hingegen wieder meine volle Zustimmung, es spricht von der Farbgebung und dem eher ungewöhnlichen Motiv an und hebt sich von der breiten Masse ab. Ein großes Kompliment an den Herausgeber. Zumal der Künstler Julio Viera nicht einfach „irgendwer“ ist. Papier und Druck sind sehr gut, das Lektorat besser als bei vielen anderen Kleinverlagen, aber leider durch Stilblüten wie „Sein herrischer Tonfall ließ seinen Mundschutz beschlagen“ noch über der Kulanzgrenze. Das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch, muss aber dennoch Erwähnung finden.

Alles in allem kann ich diese Anthologie wärmstens empfehlen. Sie macht Appetit darauf, von dem ein oder anderen Autor, auch in diesem Genre, mehr zu lesen, und sie macht neugierig auf Band 2, der bereits vorliegt. Wer die Reihe vollständig sein Eigen nennen will, sollte rasch zugreifen!

McGough, Scott – Outlaw (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 1)

Schon seit vielen Jahren führen die Kami, die Geister, einen Krieg gegen die menschliche und weniger menschliche Bevölkerung Kamigawas und des Königreiches Towabara. Die Lage wird immer bedrohlicher, da selbst den „Menschen“ ehemals freundlich gesonnene Geister zu mordlüsternen und blutdurstigen Wesen mutieren. Seltsamerweise scheinen es viele Kami besonders auf den kleinen Ganoven Toshi Umezawa abgesehen zu haben, welcher zurzeit eigentlich von ganz anderen Problemen geplagt wird: Er steht ganz oben auf der Abschussliste der Soratami, der Mondmenschen. Auch die Rattenmenschen haben ein Hühnchen mit ihm zu rupfen und er ist nur noch am Leben, weil er die Kanji-Magie meisterhaft beherrscht. Hilfesuchend wendet er sich an seinen Eidbruder vom Bund der Hyozan-Rächer, den monströsen Trollschamanen Hidetsugu. Dieser schickt Toshi in Begleitung seines Schülers Kobo zu den Schlangenmenschen und den kämpfenden Mönchen des Jukai, weil dort Antworten auf Toshis Fragen zu finden seien.

In den Wäldern Towabaras treffen die beiden Männer auf Prinzessin Michiko, die in Begleitung zweier Freunde aus der Festung ihres Vaters, Daimyo Konda, in der sie seit ihrer Geburt wie eine Gefangene gehalten wurde, entgegen dem Ratschlag ihrer Zofe Lady Perlenohr floh, um ihrerseits dem Treiben der Geister auf den Grund zu gehen, wobei Michiko allerdings nicht ahnt, dass während ihrer Reise Scharfohr, ein schelmischer und durchtriebener Bruder Perlenohrs, aus dem Hintergrund über ihre Schritte wacht.

Die Geschichte nimmt eine dramatische und tragische Wendung, als die Schlangenmenschen sich als bösartige Wesen erweisen, die Gruppe gefangen nehmen und in einem unheilvollen Ritual einen monströsen, übermächtigen Kami beschwören wollen. Kobo wird während der Gefangenschaft getötet, der Rest der Gruppe kann entkommen, wobei Toshi und Michiko von den anderen getrennt werden. Auf ihrer Flucht erfahren die beiden von dem augenscheinlich freundlichen Mondgeist Mochi etwas über die Gründe des Geisterkrieges, die bis in die Nacht von Prinzessin Michikos Geburt zurückreichen, und sie lernen, dass sie nur gemeinsam der Gefahr begegnen können.

Eigentlich erschöpft sich meine Beziehung zu „Magic – The Gathering“ in einer tief sitzenden Abneigung gegen dieses Trading Card Game und eigentlich kann ich japanischer Kultur im Allgemeinen – und Animes und Mangas im Besonderen – nur wenig Positives abgewinnen. Warum also sollte ich einen Roman, der diese beiden Elemente als zentrales Moment enthält, für empfehlens- oder auch nur lesenswert befinden? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil er gut ist!

Zwar ist die Grundkonstruktion der Geschichte – Prinzessin aus Elfenbeinturm will Königreich retten und braucht dazu die Hilfe eines armen Zauberers -, nicht besonders originell und außerdem erweist sich McGough stilistisch nicht unbedingt als Ausnahmetalent, aber die Geschichte ist flüssig geschrieben und die Adaption der fernöstlichen Mythologie und Begriffswelt eröffnet dem Leser herkömmlicher anglo-amerikanischer Fantasy neue Perspektiven. Anfangs gewöhnungsbedürftig, wirken die ungewohnten Begriffe niemals aufgesetzt und prahlerisch, sondern fügen sich natürlich und harmonisch in den Fluss der Geschichte vor allem dadurch ein, dass der Autor nicht alles und jedes explizit erklärt, sondern es weitgehend dem Leser überlässt, Bedeutungen aus dem Kontext abzuleiten.

Interessant, wenn auch etwas oberflächlich abgehandelt, ist das System der auf Symbolen basierenden Kanji-Magie, faszinierend ist die Darstellung der unterschiedlichsten Kami und überraschend sind die kulturellen Unterschiede bestimmter Fantasy-Archetypen, insbesondere zwischen „unseren“ eher nordisch inspirierten Trollen und dem O-Bakemono Hidetsugu. Ebenfalls abwechslungsreich und lebendig ist die Zeichnung der zahlreichen unterschiedlichen Charaktere. Auch wenn Toshi und Scharfohr – nicht Michiko – eindeutig die herausragenden Protagonisten dieser Geschichte sind, so agieren und funktionieren selbst die Träger von Nebenrollen als eigenständige Persönlichkeiten.

Fazit: Ein spannender, gut geschriebener, „reichhaltiger“ Roman, der nicht nur für Fans von „Magic – The Gathering“ interessant sein dürfte, sondern auch nicht-Karten-sammelwütigen Anhängern exotischer Fantasy einige Stunden Lesevergnügen bietet und auf jeden Fall Lust auf den nächsten Band der Trilogie, „Der Ketzer – Verräter von Kamigawa“, macht.

|Originaltitel: Magic: The Gathering – Kamigawa Cycle Book 1: Outlaw
Übersetzer: Dominik Kuhn|

© _Frank Drehmel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

McKenna, Juliet E. – Ryshads Rache (Die Welt von Einarinn)

„Ryshads Rache“ ist nach „Diebesgut“ der zweite Roman aus der „Welt von Einarinn“. Die einzelnen Bände beziehen sich zwar aufeinander, sind aber auch unabhängig voneinander lesbar.

Aus den Trümmern eines gefallenen Imperiums versuchen die Menschen des Festlandes nun, das alte Wissen – auch und vor allem über die Magie – wieder zu bergen. Doch sie sind nicht alleine. Die Elietimm, ein Volk aus dem hohen Norden, sind ebenfalls auf der Jagd nach Artefakten und bereit, skrupellos und grausam ihre eigene Magie einzusetzen und über Leichen zu gehen.

Ryshad, eingeschworener Mann des Hauses D´Olbriot, wird dazu abgestellt, den Zauberern von Einarinn weiter zu dienen, nachdem ihn der Erzmagier persönlich angefordert hat. Denn Ryshad besitzt durch einen früheren Auftrag schon Erfahrung im Aufspüren von alten Artefakten und in Begegnungen mit den Elietimm.

Diesmal haben er und der Magier Shivvalan die Aufgabe, einen alten Zauberer aus seinem Exil zurückzuholen und zu den Magiern zu bringen, denn er besitzt Wissen über eine Enklave von Überlebenden aus früheren Zeitaltern. Doch auch die Elietimm sind auf der Jagd …

Deshalb bitten Ryshad und Shiv nun auch wieder Livak um Hilfe, die Diebin und Spielerin, die ihnen schon einmal so hilfreich zur Seite stand. Während die junge Frau eher unwillig ist, scheint ihre Freundin Halice um so interessierter. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg.

Doch dann wird Ryshad von seinen Freunden getrennt und in die Sklaverei verschleppt. Während seines Lebens als Diener auf dem Aldabreshin-Archipel muss er nicht nur mit der fremdartigen Kultur zurecht kommen, sondern auch mit Entsetzen feststellen, wie weit die Macht der Elietimm bereits reicht.

Und nicht zuletzt erweist sich sein Schwert als letzter wertvoller Schlüssel, um die Enklave zu finden und die dort Eingeschlossenen vor dem mörderischen Eisvolk zu retten. Ryshad muss es nur gelingen, der Gefangenschaft zu entfliehen und nach Hause zurückzukehren …

„Ryshads Rache“ ist ein Fantasy-Abenteuer, das ohne exotische Wesen auskommt, aber allein schon durch die allgegenwärtige Magie und die fremden Kulturen einen farbenprächtigen Hintergrund bietet. Man merkt zwar, dass man den Teil einer Serie vor sich hat, da die Bedrohung durch die Elietimm nicht verschwindet, auch wenn es Ryshad und Co. wieder gelingt, ihnen eine Schlappe zuzufügen, die Handlung ist aber in sich geschlossen und bietet ein zufrieden stellendes Ende.

Juilet E. McKenna gelingt es, ihren Figuren durch Schwächen und eigensinnige Marotten Leben einzuhauchen und gleichermaßen glaubwürdige Männer- wie auch Frauencharaktere zu erschaffen, die die Handlung durch ihre Aktionen vorantreiben, auch wenn sie manchmal ein wenig zu geschwätzig sind.

Dazu kommt ein gesundes Maß an Action, so dass Leser, die spannende Fantasy-Abenteuer mögen, eine unterhaltsame Lektüre vorfinden werden.

_Christel Scheja_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

Lewis, Clive Staples – Wunder von Narnia, Das (Die Chroniken von Narnia, Band 1)

Jede Geschichte hat einen Anfang, und im Falle der als Fantasy-Edition neu aufgelegten „Chroniken von Narnia“ beim |Brendow|-Verlag lautet dieser Anfang „Das Wunder von Narnia“. Das im Original 1955/56 erschienene Buch gehört als Teil der Gesamtausgabe zu den beliebtesten Kinder/Fantasy-Romanen aller Zeiten und erfreut sich ja zum Weihnachtsgeschäft zum ersten Mal überhaupt der Ehre, als filmische Disney-Adaption im Kino gespielt zu werden. Ein optimaler Zeitpunkt also, um diese Buchreihe noch einmal neu anzuschieben, und die fein aufgemachte Taschenbuchversion dieses Verlags ist da sicherlich eine der schönsten Ausgaben, die es von dieser Geschichte auf dem deutschen Büchermarkt bislang gibt.

_Story:_

Während eines verregneten Sommers begegnen sich die beiden Kinder Polly und Digory und freunden sich prompt miteinander an. Der sehr selbstbewusste Digory, dessen Mutter mit einer schweren Krankheit im Sterben liegt, erzählt seiner neuen Weggefährtin von seiner neuen Heimat, dem Haus seines Onkels Andrew, der allgemein als skrupelloser Sonderling bekannt ist. Polly kennt die Gegend, in der dieser Andrew wohnt, und weiß auch von einem benachbarten, leer stehenden Haus. Als die beiden sich über die Dächer der Stadt auf den Weg dorhin machen, landen sie versehentlich im Arbeitszimmer des mysteriösen Wissenschaftlers Andrew. Der nutzt wiederum die Gunst der Stunde und schenkt der verwirrten Polly einen gelben Ring, bei dessen Berührung diese vor Digorys verblüfften Augen plötzlich verschwindet. Widerwillig folgt der Junge seiner neuen Freundin, und gemeinsam entdecken sie dabei ein zerstörtes Königreich, in dem einzig und allein die grausame Herrscherin zurückgeblieben ist. Jene wünscht, mit den beiden zurück in deren Welt zu reisen, und obwohl sich die Kinder heftigst zur Wehr setzen, gelingt es Königin Jadis, mit Hilfe eines grünen Ringes zur Erde zu gelangen.

Dort richtet die furchtbare Herrscherin alsbald ein riesiges Chaos an und versucht ihren Ansprüchen als Tyrannin erneut gerecht zu werden. Digory kann mit Müh und Not das Schlimmste verhindern, und mit einem erneuten Sprung zwischen den verschiedenen Dimensionen gelangt sie zusammen mit Jadis, Onkel Andrew und einem Pferdekutscher irgendwo ins Nichts. Mittendrin in einer noch leeren Welt wird diese Gruppe Zeuge davon, wie der geheimnisvolle Löwe Aslan mit seinem Gesang das Leben in diese neue Welt ruft. Binnen weniger Stunden ist aus der dunklen und menschenleeren Welt ein paradiesischer Garten entstanden, in dem Menschen und Tiere in Frieden miteinander leben. Doch da ist auch noch die Hexe, die auf der Suche nach der ewigen Jugend erneut Unheil anrichtet …

Clive Staples Lewis‘ Geschichte wird nicht selten mit dem Alten Testament verglichen, weil es in „Das Wunder von Narnia“ sehr viele Parallelen zur biblischen Entstehungsgeschichte unserer Erde gibt – nur dass der 1898 in Belfast geborene Schriftsteller eben mit sehr viel Symbolik arbeitet. In seinem Roman sind Kinder und Tiere die Helden, und natürlich weicht die Geschichte insofern ab, als dass der hier vom gottähnlichen Löwen Aslan geprüfte Digory im Gegensatz zum irdischen Adam der Verlockung, einen Apfel von einem geheimnisvollen Baum zu pflücken, widersteht, nachdem er durch das Betätigen des Glockenschlags einige Zeit vorher schon die grausame Königin zu neuem Leben erweckt und so nach seinem ersten Fehler dazugelernt hat. An anderer Stelle kann der gierige Andrew gar nicht verstehen, was sich in der Welt Narnia in kürzester Zeit abspielt. Für ihn wirkt alles wie ein schlechter Traum, und weil ihm die Dinge, die er sieht, nicht geheuer sind und er nicht an sprechende Tiere glaubt, gibt Aslan ihm auch nicht die Möglichkeit, mit den anderen Wesen zu kommunizieren und sie zu verstehen. Und solche Beispiele und Anspielungen auf das Alte Testament gibt es in diesem Buch noch weitaus häufiger. Man kann daher schon sagen, dass Lewis in dieser Erzählung mit dem Mittel der Moral arbeitet, was aber nie besserwisserisch wirkt.

Auf der anderen Seite ist „Das Wunder von Narnia“ aber natürlich auch ein spannender Roman mit ganz normalen Helden, bösen Charakteren und vielen verschiedenen Szenenwechseln, die letztendlich auch des Öfteren mit einer gesunden Prise Humor gesegnet sind. Darüber hinaus hat Mr. Lewis einen sehr lebensnahen und oft sehr umgangssprachlichen Schreibstil, der erstmal mit gar nichts anderem in diesem Bereich zu vergleichen ist. Der Autor schreibt sich die Sachen ganz locker von der Hand, quasi vom Gedanken direkt aufs Papier, ohne allzu viele Überlegungen zu möglichst stilsicheren Formulierungen und dergleichen. Das erleichtert zum einen den Einstieg in die Geschichte, weil dieser Stil irgendwie sympathisch wirkt, und zum anderen ist die Handlung so auch für jedermann einfach verständlich.

Auf den bereits erwähnten Humor möchte ich aber noch einmal besonders eingehen: Egal, ob es nun der wachsende Karamelbonbonbaum, der eingepflanzte Onkel Andrew, eine Laterne, die wie ein Baum wächst (und im nächsten Buch noch an Bedeutung gewinnen soll), oder so mancher Spruch des jungen Digory ist – Clive Staples Lewis‘ Humor hat auch ein halbes Jahrhundert nach der Erstveröffentlichung dieses Romans nichts von seinem Charme eingebüßt und ist in der Tat zeitlos. Auf jeden Fall gelingt ihm der Balanceakt, diese Erzählung wachsen zu lassen, ohne dabei befürchten zu müssen, dass der eine oder andere überzeugte Christ sich auf den Schlips getreten fühlt.

Reichhaltige positive Erfahrungen während meiner Lektüre dieses Buches führen schließlich zu einem ganz klaren Gesamtergebnis: „Das Wunder von Narnia“ ist nicht umsonst ein Klassiker und eines der besten und wertvollsten Werke der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenliteratur; will heißen: ein Buch für jedermann, nicht nur für den Nachwuchs.

Die Reihe in der chronologischen Erzählfolge:
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1950 [Der König von Narnia 1758 (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Veröffentlichungsreihenfolge:
* 1950 Der König von Narnia (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Website des Verlags zur Narnia-Welt: http://www.narnia-welt.de/

Narnia-Filmseite: http://www.narnia.de