Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

David Baldacci – Die Sammler (Camel Club 2)

Die Camel Club-Serie:

1) „Die Wächter“
2) „Die Sammler“
3) „Die Spieler“
4) „Die Jäger“
5) „Hell’s Corner“ (noch ohne dt. Titel)

Bibliomanen im Clinch: Spannender Actionthriller in Washington

Der Sprecher des Repräsentantenhauses in Washington wird Opfer eines Anschlags. Als kurz darauf ein hochrangiger Mitarbeiter der Kongressbibliothek tot aufgefunden wird, ist für Oliver Stone und den Camel Club schnell klar: Diese beiden Morde müssen etwas miteinander zu tun haben.

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del Toro, Guillermo / Hogan, Chuck – Blut, Das (Lesung)

_Die |The Strain|-Trilogie:_

Band 1: [„Die Saat“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5905
Band 2: [„Das Blut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6691
Band 3: „Eternal Night“ (noch ohne dt. Titel)

„Das Blut“, der zweite Teil von Guillermo del Toros und Chuck Hogans Vampirtrilogie, kommt in vielerlei Hinsicht etwas schlanker daher als der Erstling [„Die Saat“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5905 – und das bezieht sich nicht nur auf die Seitenzahl. Es gibt weniger Charaktere, weniger Nebensächliches und dafür mehr Fokussierung auf die eigentliche Gefahr und wie man sie denn beseitigen könnte.

Dabei sieht es zu Beginn des Romans eigentlich so aus, als sei die letzte Schlacht schon längst verloren. New York gleicht einer Geisterstadt. Ganze Straßenzüge sind ausgestorben, die Infrastruktur zusammengebrochen. Eigentlich ginge es nun nur noch darum, zu verhindern, dass das vampirische Virus von New York auf den Rest des Landes überspringt. Doch dazu müssten die Behörden Maßnahmen ergreifen. Diese weigern sich allerdings, die Gefahr überhaupt anzuerkennen. Also liegt es weiterhin in den Händen von Ephraim, Setrakian, Nora und dem Kammer- jetzt Vampirjäger Vasiliy, die Menschheit zu retten. Bald jedoch können sie mit Hilfe von unerwarteter Seite rechnen: Nicht nur haben die Alten, eine Gruppe Meistervampire, einen eigenen Vampirjäger angeheuert, der die Seuche in New York eindämmen soll und sich bald mit Ephs Mannen zusammenschließt. Darüber hinaus treten die Alten schließlich selbst an Setrakian heran, der bei Christie’s ein mysteriöses Buch ersteigern will, dem aber naturgemäß das benötigte Kleingeld fehlt.

_Grundsätzlich passiert_ in „Das Blut“ also mehr als in „Die Saat“, denn es wird an mehreren Fronten gleichzeitig gekämpft. Andererseits beleuchtet das Autorenduo ein weiteres Mal die geschichtlichen Hintergründe und folgt Setrakian in dessen Vergangenheit, die von dem fast schon fanatischen Kampf gegen die Blutsauger bestimmt wird. Besonderes Augenmerk wird hier wieder auf die Nazi-Zeit und alte Schergen (Setrakians Gegenspieler ist diesmal nicht der Vampir Sardu selbst, sondern ein alter KZ-Aufseher) gelegt. Das mag auf manchen Leser ermüdend wirken, schließlich ist der Nazi-Bösewicht nicht wirklich eine neue und originelle Erfindung. Andererseits ist diese Zeit schon immer ein wichtiges Thema im Schaffen del Toros gewesen und es ist daher nur logisch, dass er sie auch hier zumindest anschneidet.

Weniger verzeihlich ist da schon die Tatsache, dass auch in „Das Blut“ die Charaktere größtenteils eindimensional sind und kaum eine charakterliche Entwicklung durchmachen. Deren geistiges Innenleben interessiert die beiden Autoren wenig, viel mehr geht es ihnen um die Beschreibung der äußerlichen Katastrophe. Um das nicht allzu deutlich werden zu lassen, wird eine recht uninspirierte Liebesgeschichte zwischen Eph und Nora (der einzigen weiblichen Protagonistin in diesem testosterongeschwängerten Hörbuch) angedeutet und von Zeit zu Zeit darf Eph seinem fürchterlich lieben und verständnisvollen Sohn Zach seine väterliche Liebe gestehen. Gerade dieser Sohn ist ein Schwachpunkt der Geschichte, wohl auch, weil man von del Toro tiefer gehenderes gewohnt ist – man denke nur an Ofelia aus „Pans Labyrinth“, die interessant genug war, um einen ganzen Film zu tragen. Im Gegensatz dazu ist Zach nicht mehr als ein kindliches Abziehbild, das zwar kurzzeitig bocken darf, hauptsächlich jedoch unglaublich erwachsen daherkommt und als Beweis dafür dienen muss, was für ein toller Vater Eph denn doch ist, wenn er nicht gerade die Welt rettet.

Apropos Film: Wie auch schon in „Die Saat“, hat man bei „Das Blut“ den Eindruck, eigentlich einen Film zu sehen und man fragt sich zwangsläufig, warum del Toro sich für ein Buchprojekt anstatt (zum Beispiel) für eine Miniserie entschieden hat. Die szenische Darstellung der Handlung, die auf den größtmöglichen visuellen Effekt abzielt, ruft beim Leser im wahrsten Sinne des Wortes ein Kopfkino hervor (ein Effekt, der durch das Hörbuch noch verstärkt wird) und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, ein besonders umfassend ausformuliertes Drehbuch vor sich zu haben. Das ist auf der einen Seite positiv, da es die Handlung besonders plastisch werden lässt und man sich tatsächlich mittendrin befindet. Andererseits bleibt dabei natürlich für die Fantasie des Lesers kaum noch Spielraum.

Natürlich gibt es – wie im ersten Teil auch – wieder Anspielungen auf bekannte Größen des Genres. So erfährt der Leser beispielsweise, dass Setrakian verheiratet war und dass seine Frau als Vampir endete – in einer Szene, die stark an die weiße Dame aus Stokers [„Dracula“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=210 erinnert.
Und dass das mysteriöse Buch, in dem die Namen der vampirischen Alten verzeichnet sind, an Lovecrafts sagenumwobenes [„Necronomicon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4521 erinnert, ist sicher auch kein Zufall.

Besonders interessant allerdings, gerade im Hinblick auf die momentanen Ereignisse in Japan, sind del Toros Ideen zum Thema Kernkraft, die hier als Beispiel für die Korrumpierbarkeit der Mächtigen dient. Denn Atomkraftwerke (unter anderem auch Tschernobyl) spielen im Verlauf des Romans eine immer wichtiger werdende Rolle. Nicht nur kann man mit der Explosion eines Atomreaktors einen der Alten erfolgreich ins Jenseits befördern. Viel wichtiger ist, überhaupt erst die Gewalt über ein Atomkraftwerk zu erlangen. Und hier zeigen del Toro und Hogan sehr anschaulich, dass es letztendlich der Mensch ist, der die Werkzeuge zu seiner eigenen Vernichtung in der Hand hält. Denn wie sicher auch immer gebaut wird und welche unwahrscheinlichen Risiken auch mit eingeplant werden, in del Toros Welt wird es immer korrupte Einzelpersonen geben, die den Tod Vieler in Kauf nehmen, wenn sie glauben, dass daraus für sie ein Vorteil erwächst. In dieser Hinsicht ist del Toros Welt natürlich auch unsere Welt. Nicht jeder ist eben so edel und gut wie Ephraim. Nicht jeder wirft sich für das Überleben der Menschheit mutig in die Bresche. Die große Mehrheit tut einfach gar nichts und lässt sich von den Medien (die die Seuche einfach totreden) einlullen. Und dann gibt es ein paar Einzelne, die sich auf die Seite des Siegers schlagen – in dem Fall auf die Seite der Vampire, weil sie sich davon Geld und Macht – und natürlich Unsterblichkeit – erhoffen. Insofern ist „Das Blut“ durchaus entlarvend und legt viele Mechanismen unserer heutigen Welt frei.

_Abschließend sei_ zur Hörbuchversion zu sagen, dass es natürlich zu begrüßen ist, dass man sich für eine ungekürzte Lesung mit einer Spielzeit von stolzen zwölf Stunden entschieden hat. Da die Handlung nun doch an Komplexität gewinnt, mag man sich nicht vorstellen, wo hier zu kürzen wäre. Und dass als Sprecher David Nathan gewonnen wurde, tut ein Übriges für das Hörvergnügen. Nathan ist ein unglaublich routinierter Sprecher (im besten Wortsinne), der den Hörer souverän durch die Handlung führt. Besonders gut gelingt ihm Setrakian, der alte Erzfeind der Vampire. Dass er eben auch ein ambivalenter Charakter ist (ebenso wie sein Vorbild van Helsing in „Dracula“) wird durch Nathans Interpretation noch deutlicher herausgearbeitet. Wen also das backsteinartige Format des Romans schreckt (oder wer eine lange Autofahrt vor sich hat), dem sei das Hörbuch als Alternative ans Herz gelegt.

|Ungekürzte Lesung: 12 Std. 3 Min.
Gelesen von David Nathan|
[www.audible.de]http://www.audible.de

auch erschienen als:

|Gekürzte Lesung: 7 Std.
Gelesen von David Nathan
ISBN 978-3-8371-0425-7|
[Random House Audio]http://www.randomhouse.de/randomhouseaudio/index.jsp

Håkan Nesser – Mensch ohne Hund (Inspektor Barbarotti 1)

Der Inspektor vs. Gott: Spielstand unentschieden

Der erste Fall für Inspektor Gunnar Barbarotti ist knifflig: „Wir haben zwei Personen, einen Onkel und einen Neffen. Gemeinsam mit einigen Verwandten kommen diese ein paar Tage vor Weihnachten zusammen, um ein Familienfest zu feiern. In der ersten Nacht verschwindet der Onkel spurlos. In der nächsten Nacht der Neffe. Warum?“ Gute Frage – nächste Frage!

Der Autor

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Perry Rhodan – Raumschiff Erde (Silber Edition 76, Teil 4 von 4)

_|Raumschiff Erde|:_

Teil 1: 336 MB, 4:01 h, 48 Tracks
Teil 2: 381 MB, 4:33 h, 56 Tracks
Teil 3: 335 MB, 4:00 h, 46 Tracks
Teil 4: _376 MB, 4:26 h, 55 Tracks_

_Die Handlung:_

Im Jahr 3459. Die Völker der Milchstraße ächzen unter dem Joch der Konzilsherrschaft. Die Laren und ihre willfährigen Helfer, die Überschweren, beherrschen dank ihrer überlegenen Technik die gesamte Galaxis. Das Solare Imperium ist wie alle übrigen Sternenreiche zusammengebrochen. Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es der Menschheit aber, zumindest ihre Heimat, das Solsystem, dem Zugriff der Eroberer zu entziehen. Ein gewaltiges Schirmfeld hüllt die Sonne und ihre Planeten ein, hält sie mehrere Minuten in der Zukunft, unerreichbar für die feindlichen Flotten. Doch Perry Rhodan weiß, dass die Zuflucht in der Zeit nicht von Dauer sein kann. Zu überlegen ist die Technik der Laren, zu erdrückend ihre Übermacht. Die Menschheit benötigt ein neues Versteck – und in Perry Rhodan reift ein Entschluss, der die Geschicke der Menschheit und der Erde für immer verändern wird … (Verlagsinfo für die komplette |Silber Edition 76| )

|Dieser Teil:|

Die Roboter, in denen das gesamte Wissen von NATHAN gespeichert ist, sollen ins SOL-System abgestrahlt werden. Danach soll NATHAN mit seinen alten Daten gefüttert werden, doch er weigert sich, diese anzunehmen. Perry Rhodan stellt seinen Plan vor, nicht nur die Terraner an eine andere Stelle in der Galaxis zu versetzen, sondern auch TERRA und LUNA. Dieser Plan wird nicht von allen Terranern begrüßt und es regt sich teils heftiger Widerstand. Schließlich wird die Erde und ihr Mond doch über den Sonnentransmitter abgestrahlt, aber …

_Mein Hör-Eindruck:_

Dieser letzte Teil der |Silber Edition| steckt voller hitziger politischer Diskussionen und Ansprachen. Das, was Perry Rhodan mit der Erde und rund 20 Milliarden Terranern vorhat, stößt nicht überall auf Gegenliebe.

Hier kann Tom Jacobs wieder einmal zeigen, warum er zu meinem Lieblings-Silber-Editions-Sprecher geworden ist. Ohne auf alberne Akzente oder unangenehme Stimmfarben und -höhen zurückzugreifen, bringt er die volle Dramatik ins Ohr des Hörers. Die Erde und der Mond sollen einfach aus dem Sonnensystem verschwinden. So will Rhodan sich und die Terraner dem Zugriff der Laren entziehen, vor denen er sich hinter dem ATG-Schild versteckt, das die Erde bislang für einen unerreichbar kurzen Moment in der Zukunft festhält und schützt.

Einige Heimatverbundene zetteln einen großen und gewaltbereiten Protest an und da gibt es für Jacobs des Öfteren einen Grund, auch mal laut zu werden. Und das wird er dann auch, dennoch, alles im angenehmen Rahmen und der Geschichte absolut gerecht werdend.

Auch wenn es hier wenig Action und jede Menge Diskussionsstoff gibt, ist dieser Teil nicht langweilig. Jacobs brilliert als NATHAN, der seine alten Daten nicht annehmen will, als Wissenschaftler und der darüber verzweifelt. Als gewaltbereiter Heimatliebender, der sein Sonnensystem nicht verlassen will und als Perry Rhodan, der seinen Plan dennoch durchzieht … es gibt keine Rolle, an der ich hier etwas auszusetzen hatte.

Dass der Schluss ein riesiger Cliffhanger ist, dafür kann Jacobs ja nichts. Und so sagt der Hörer dieser |Silber Edition 76 – Raumschiff Erde| zum Abschied leise: „Ne, oder?“

|Die Effekte – Der Hintergrund|

Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Melodie oder ein paar Sound-Effekten. Danach folgt bei einigen Kapiteln noch ein Ambient-Teppich als Untermalung für den Hintergrund, der wird er aber auch gern mal spontan mitten in einem Track verlegt. Dieser Teppich fällt manchmal kaum, manchmal gar nicht und manchmal stark auf, weil er in der Lautstärke variiert, was dann teilweise den Sprecher unterstützt oder von ihm ablenkt.

|Die MP3s und das Booklet|

Die Qualität der MP3s entspricht dem derzeitigen Eins-A-Medien-Standard: 192kbps, 41,1kHz und Joint Stereo. Die 55 Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende. Auch die Namen der an diesem Teil der |Silber Edition| beteiligten Autoren, Kurt Mahr und Ernst Vlcek, werden im ID3-Tag erwähnt. Beim Abschlussteil dieser |Silber Edition| ziert die grafisch aufgehellte Front von Band 673 „Raumschiff Erde“ die ID3-Tags. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG- und als PDF-Datei in der Auflösung 1448 x 1444 bei.

Der Download ist auch als One-Track-Version erhältlich.

Als Bonus gibt es das Booklet, das auch der CD-Version beiligt, als PDF-Datei. Hier finden wir ein Tracklisting, ein Vorwort von Horst Hoffmann, eine Risszeichnung einer neuen Space-Jet, eine Zeitleiste und die Cover der in dieser |Silber Edition| enthaltenen Heftromane Nr. 664, 666, 667, 668, 672 und 673 zu sehen.

_Mein Fazit:_

Ein diskussionslastiger Teil, der dennoch voller Dramatik steckt, die vom Sprecher perfekt transportiert wird. Ein dicker Cliffhanger am Ende sorgt für vorfreudige Erwartung … wir hören uns in drei Wochen.

|MP3-Download mit ca. 376 MB Größe
Spieldauer der Lesung: 4:26 h
Anzahl der Tracks: 55
Sprecher: Tom Jacobs
ISBN-13: 9783939648956|
[einsamedien.connectare.de]http://einsamedien.connectare.de
[www.perry-rhodan.net]http://www.perry-rhodan.net

|Hinweis:| Die |Silber Edition 76| ist auch auf zwei MP3-CDs im Handel erhältlich.

Jan Wallentin – Strindbergs Stern

Die Handlung:

In der verlassenen und gefluteten Mine von Falun findet ein schwedischer Taucher ein geheimnisvolles Artefakt, ein kunstvoll gefertigtes Kreuz. Kurze Zeit später wird er tot aufgefunden und es beginnt eine atemlose Jagd nach dem Kreuz durch ganz Europa. Die Spur führt zurück zu einer mysteriösen Polarexpedition im Jahr 1897, zur Verschwörung einer Sekte und reicht bis in die Gegenwart. Die Jagd hat nur ein Ziel: Dem rätselhaften Kreuz seine magischen Kräfte zu entlocken. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Die Verlagsinfo zum Roman deutet ja irgendwie ein Abenteuer im Indiana Jones-Stil an. Vielleicht haben sich das auch die 23 anderen ausländischen Verlage gedacht, die dieses Erstlingswerk auch angekauft haben, bevor es überhaupt veröffentlicht wurde.

Die Geschichte ist keine, die man einfach so nebenbei erleben kann. Passt man mal nicht auf, driftet man mit den Gedanken mal eben beim Hören ab, so ist man ganz schnell raus aus der Geschichte. Was nämlich wie ein Krimi anfängt, hat bald nichts mehr mit einem Krimi zu tun. Irgendwie lässt sich die Story auch überhaupt nicht auf ein Genre festnageln, sondern ist eine Kombination aus Mystery und Abenteuer. Alles immer geschickt kombiniert mit gut recherchierten und belegten geschichtlichen Fakten.

Und wenn der Hörer nach ein paar Stunden des Hörens herausgefunden hat, dass der Taucher vom Anfang gar nicht der Hauptheld des Romans ist, fragt er sich, warum nicht schon in den ersten Stunden gekürzt wurde. Gute zehn Stunden ist die Lesung lang, einige davon hätten gut weggelassen werden können. Denn oftmals sind die Beschreibungen, die weder die Story voranbringen noch irgendwie interessant oder spannend sind, schlichtweg zu ausschweifend.

Mit Don Titelman, dem drogensüchtigen Arzt und historisch interessierten Forscher verbringt der Hörer also die weitere Zeit der Lesung, denn er ist der eigentliche Protagonist. Die Hörphasen sollte man aber nicht allzu oft unterbrechen, damit man den Überblick nicht verliert. Kaum hat der Hörer im Kopf ein paar Zusammenhänge und Lösungsansätze formuliert, springt die Handlung und man kann von vorn anfangen. Das ist ja nicht zwangsläufig schlecht, das ist nur schlecht, wenn man das Hörbuch in mehreren Teilabschnitten hören möchte oder muss.

Wer aber konzentriert am Ball bleibt, der findet hier eine spannende und intelligent erzählte Geschichte, die sich nicht in eine Schublade packen lässt, weil sie sich nicht strikt an nur ein Genre hält. Die Abwechslung bietet und auch fesselnd ist, wenn sie dann endlich mal Fahrt aufgenommen hat. Und wenn man am Ende dann alles für sich geordnet hat, dann weiß man auch, was der Autor mit Strindberg, Hedin, den Nazis und vor allem dem Stern und dem Kreuz erzählen wollte und warum so viele hinter ihnen her waren.

Das Hörerlebnis:

Matthias Brandt macht seine Sache gut. Er klingt wie ein ambitionierter Geschichtenvorleser, jedoch nicht wie ein Geschichtenerzähler, aber verleiht den Charakteren dennoch genug Ausdruck, sodass sie beim Hörer ein nettes Kopfkino auslösen.

Als störend empfand ich seine Geschwindigkeitswechsel beim Sprechen, was ja auch aus dramaturgischer Sicht ein Stilmittel sein kann, hier ist es das nicht. Denn er beginnt sehr viele Sätze hektisch schnell und wird dann immer langsamer, das hat mich nicht nur einmal irritiert.

Dennoch schafft er es, den Hörer bei der Stange zu halten, nicht nur, weil dieser wissen will, wohin die Reise geht.

Der Sprecher:

Matthias Brandt wurde 1961 als jüngster Sohn des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandts in Berlin geboren. Er studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover und war anschließend an verschiedenen Theatern engagiert, u. a. am Bayerischen Staatsschauspiel, dem Schauspielhaus Zürich, dem Schauspielhaus Bochum und dem Schauspiel Frankfurt. Als Hörbuchsprecher war er zuletzt in „Psycho“ von Robert Bloch im Jahr 2010 und „Wir Wirtschaftswunderkinder“ von Rainer Moritz im Jahr 2009 zu hören. (Verlagsinfo und wikipedia)

Die Ausstattung:

Die acht mit dem Titel bedruckten silbernen CDs stecken in durchsichtigen Plastikhüllen. Zusammen mit einem Faltblatt-Booklet, das Kapitelnamen und ein paar Infos zu Autor und Sprecher enthält, befindet sich alles in einer robusten Klappbox aus Pappe.

Mein Fazit:

Ein ungewöhnlicher und interessanter Okkultismus-Mystery-Nazi-Geheimbund-Krimi, der den Hörer belohnt, der am Ball bleibt und aufmerksam zuhört.

Gekürzte Lesung auf 8 Audio-CDs mit 119 Tracks
Gesamtspielzeit: 9:57 Std.
Originaltitel: Strindbergs stjärna
Aus dem Schwedischen von Antje Rieck-Blankenburg
ISBN-13: 978-3867177009
www.hoerverlag.de

 

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Jahn, Ryan David – Ein Akt der Gewalt (Lesung)

Ein Akt der Gewalt war es, als Catherine Genovese 1964 niedergestochen und vergewaltigt wurde, während etliche Menschen ihre Schreie gehört haben, ohne einzugreifen oder auch nur Hilfe zu rufen. Diesen Mord hat Drehbuchautor Ryan David Jahn als Vorlage für seinen ersten Thriller genommen.

_Wenn es Nacht wird_

Um vier Uhr morgens macht sich Katrina Marino auf den Heimweg. Ihr Auto hat einen Platten und so muss sie trotz der späten Stunde das Ersatzrad aufziehen. Auf der Fahrt nach Hause nimmt sie eine Abzweigung – wäre sie geradeaus weitergefahren, wäre sie Zeugin eines Unfalls geworden. So parkt sie ihren Wagen in der Nähe ihres Apartments und trifft auf dem Weg zu ihrer Haustür einen Nachbarn – Frank heißt er, meint sie sich zu erinnern. Noch bevor sie ihre Haustür erreichen kann, hört sie ein Geräusch. Ein Mann folgt ihr. Sie beeilt sich, kann die Haustür aufschließen. Aber noch bevor sie sicher in ihre Wohnung schlüpfen kann, ist der Mann bei ihr, sticht auf sie ein und überwältigt sie.

Zur gleichen Zeit kämpfen ihre Nachbarn mit ihrem eigenen Schicksal: Frank macht sich auf den Weg, weil seine Frau Erin der Meinung ist, einen Kinderwagen überfahren zu haben. Also will er kontrollieren, ob seine Frau tatsächlich ein Kind auf dem Gewissen hat. Der 19-jährige Patrick hat einen Einberufungsbefehl erhalten, dabei kümmert er sich doch immer um seine todkranke Mutter, die den Wunsch hegt, ihr unwürdiges Leben zu beenden. Diane streitet sich mit ihrem Ehemann, da sie herausgefunden hat, dass er sie betrügt. Ein Ehepaar liegt im Clinch, weil ein möglicher Paartausch zur Sprache gekommen ist. Ein Mann entdeckt seine Gefühle für einen anderen Mann.

Sie alle kämpfen mit ihren Problemen, hören aber auch Katrinas Schreie. Sollen sie die Polizei rufen? Oder lieber doch nicht die Leitung blockieren? Dann lässt der Mann von Katrina ab und sie versucht schwer verletzt, sich ins Haus zu retten. Zentimeterweise schiebt sie sich vorwärts, sie kämpft, will überleben, die rettende Wohnung erreichen, aber dann hört sie wieder Schritte hinter sich …

_Anfängliches Verwirrspiel_

Eine schreckliche Gewalttat hat Ryan David Jahn dazu veranlasst, seinen packenden Thriller über die mangelnde Hilfsbereitschaft der Menschen zu schreiben. Zunächst begleiten wir Katrina auf ihrem Heimweg. Doch schon auf den ersten Blick merken wir, dass die Nacht für sie nicht gut enden wird. Denn zunächst wird sie von ihrem platten Reifen aufgehalten, dann hört sie bereits beim Reifenwechsel merkwürdige Geräusche, unterwegs wäre sie fast Zeugin eines Unfalls geworden und zuhause schließlich greift ein Mann sie mit einem Messer an. In schrecklichen Einzelheiten schildert Ryan David Jahn die nächtlichen Vorkommnisse, beschreibt Katrinas Gefühle, ihre Ängste, ihr Aussehen und ihre Gedanken. Wir sind ganz nah dran und merken selbst den Luftzug, als der fremde Mann sie von der Wohnungstür zurückreißt und mit dem Messer verletzt. Schonungslos beschreibt Jahn die nackten, bösen Fakten und sorgt damit bereits für Gänsehaut.

Doch dann wechselt plötzlich die Perspektive. Wir lernen neue Menschen kennen – Nachbarn von Katrina, die ebenfalls nicht schlafend im Bett liegen, sondern eigene Sorgen haben, mit ihrem Partner streiten, trauern, über Betrug oder Homosexualität nachdenken. All diese Menschen haben eigene Schicksale, eigene Nöte, andere Gedanken, anderes im Sinn als Hilfe zu leisten. Zu einem Zeitpunkt aber stehen sie alle am Fenster und schauen in den Hof, von dem sie Katrinas Hilferufe hören. Sie alle bemerken, was der jungen Frau Schreckliches widerfahren ist. Sie alle überlegen, ob sie Hilfe rufen sollen. Doch nach und nach beschließen sie alle, den Notruf nicht zu betätigen – um nicht in die Sache hineingezogen zu werden, um die Leitung nicht zu blockieren oder in der Gewissheit, dass sicher schon jemand anderes Hilfe geholt hat. Und so setzt sich Katrinas Martyrium, ihr Kampf um das nackte Überleben, weiter fort.

Viele einzelne Episoden sind es, die Ryan David Jahn zu erzählen hat. Oft wechselt die Perspektive, viele verschiedene Charaktere bringt Jahn ins Spiel, stellt sie uns vor und gibt uns einen kurzen Einblick in ihr Leben. David Nathan, der sich nicht nur als Synchronsprecher – z. B. für Johnny Depp oder Christian Bale -, sondern auch als Hörbuchsprecher bereits einen Namen gemacht hat, muss hier eine Meisterleistung vollbringen. Denn durch die häufigen Perspektivwechsel muss er in seinem Vortrag immer wieder deutlich machen, dass nun etwas Neues kommt, wir neue Menschen kennen lernen, die alte Szene verlassen und uns auf etwas Neues einlassen müssen. Leider schafft Nathan es nicht immer, diesen Wechsel deutlich genug zu machen. Zwar legt er deutliche Pausen ein zwischen den einzelnen Abschnitten, doch vergehen diese beim Hören mitunter recht schnell, sodass man manchmal recht unvermittelt in eine neue Szene geworfen wird. Beim Zuhören verliert man gerade zu Anfang leicht den Faden, da zu viele verschiedene Personen auftauchen, die man ja erstmal einordnen muss. Ein Personenregister, das man zur Hand hätte nehmen können, wäre hilfreich, wird bei einem Online-Download allerdings nicht mitgeliefert. Mir ist das Einhören zu Beginn recht schwergefallen, doch möchte ich das nicht David Nathan ankreiden, der sicherlich sein Bestes getan hat, sämtliche Perspektivwechsel hervorzuheben, doch durch die zahlreichen Charaktere erfordern gerade die ersten ein, zwei Stunden des Hörbuchs eine hohe Konzentration.

Hat man sich aber erst eingehört, die einzelnen Personen eingeordnet und sich in die Geschichte eingefunden, verliert man sich ganz in Nathans Erzählung. Mit seiner tiefen, sonoren Stimme schafft er genau die richtige düstere Atmosphäre, die dieser schrecklichen Geschichte würdig ist. Wörtliche Rede gibt es nicht allzu häufig zu bewältigen, sodass Nathan meist als Erzähler fungiert, und genau in dieser Rolle mag ich ihn am liebsten, denn das Spiel mit verschiedenen Stimmlagen finde ich bei ihm nicht allzu überzeugend, gerade wenn er in Frauenrollen schlüpfen möchte. Aber da das hier nur selten nötig ist, gefällt mir Nathan als Sprecher dieses Hörbuchs sehr gut.

_Düster_

Die Geschichte, die Ryan David Jahn zu erzählen hat, geht unter die Haut. Vor allem, wenn man sich vor Augen hält, dass sie auf einer wahren Begebenheit beruht. Etliche Menschen hören Hilferufe, sehen eine schwer verletzte Frau im Innenhof liegen (die sie zum Teil sogar als Nachbarin kennen!) und betätigen nicht einmal den Notruf. Wie kann das sein? Sind wir so abgebrüht? Geht uns das Schicksal eines anderen nichts an? Denken wir nur an uns? Sind wir zu faul, um zu helfen? Oder möchten wir einfach nicht in etwas hineingezogen werden, das uns ja (vermeintlich) nichts angeht? Diese Fragen stellt man sich, doch natürlich kann Jahn sie nicht beantworten. Will er auch gar nicht. Stattdessen will er von menschlichen Schicksalen erzählen und zum Nachdenken anregen. Und das schafft er auch. Und zwar überzeugend!

„Ein Akt der Gewalt“ trifft den Hörer ins Mark, bewegt ihn und stimmt nachdenklich. Wie hätte man selbst gehandelt? Was wäre, wenn man selbst an Katrinas Stelle gewesen und die hell erleuchteten Fenster mit den Menschen dahinter gesehen hätte? Auf Hilfe gehofft, aber nicht bekommen hätte? Dieser Debütroman ist großes Kino und wird sicherlich dieses auch noch erobern. Als Hörbuch hat mich die Geschichte zwar überzeugt. David Nathan liest sehr routiniert vor und tut sein Bestes, um den Zuhörer durch die Geschichte zu führen. Doch leider funktioniert „Ein Akt der Gewalt“ vermutlich als Buch besser, wo man schnell nochmal zurückblättern kann, um sich einen Namen wieder ins Gedächtnis zu holen, eine Geschichte nachzulesen und um vor allem immer sofort zu wissen, wenn ein Szenenwechsel ansteht. Für die Geschichte gibt es eine klare Empfehlung, für das Hörbuch nur eine bedingte, und zwar für eingefleischte Hörbuchfans, die sehr konzentriert zuhören können.

|Download-Version mit 5:03 h Spieldauer|
[www.audible.de]http://www.audible.de

auch erschienen als:

|4 Audio-CDs mit 280 Minuten Spieldauer
Sprecher: David Nathan
ISBN-13: 978-3-8371-0832-3|
[www.randomhouse.de]http://www.randomhouse.de

Eoin Colfer – Artemis Fowl VII: Der Atlantis-Komplex (Lesung)

Dies ist das siebente Abenteuer des bis dato als „kindliches Verbrechergenie“ bekannten Artemis Fowl, der sich im Zuge seiner Unternehmungen mit dem unterirdischen Erdvolk erst anlegte und später einließ, bis sich Freundschaften entwickelten und sich Artemis‘ Charakter wandelte. Doch jetzt steht er vor einem neuen Problem: Er entwickelt eine psychische Krankheit, die sich in Zwangsstörungen, Paranoia und multiplen Persönlichkeiten äußert. Beim Erdvolk ist diese Krankheit bekannt als „Atlantis-Komplex“.

Während Artemis‘ Genie sich neuerdings mit der Rettung der Welt befasst und zu diesem Zweck ein großartiges Projekt ersinnt, kämpft der Junge gegen die immer stärker auftretenden Symptome seiner Krankheit an, die er auch vor seinen engsten Freunden zu verbergen sucht. Diesen wiederum bleibt sein merkwürdiges Verhalten wie – nur als Beispiel – seine zwanghafte Fixierung auf die Zahl Fünf natürlich nicht lange verborgen, und allen voran Holly Short, Captain der Zentralen Untergrundpolizei, stößt in diesem Zusammenhang schnell auf den Atlantis-Komplex. Ehe sie ihren oberirdischen Freund jedoch zu einer Therapie überreden kann, kommt es zu einem beinahe tödlichen, anfangs als Unfall zu betrachtenden Ereignis: Eine von Foaleys Marssonden stürzt sich genau auf den Aufenthaltsort der Versammlung, der Artemis just zu diesem Zeitpunkt sein Weltrettungsprojekt vorstellt und an dem die Koryphäen von Erd- und Menschenvolk teilnehmen.

Holly, Foaley und Artemis entgehen knapp der Attacke und verfolgen die riesige Sonde auf ihrem Weg ins Erdinnere, wo sie die Unterwasserstadt Atlantis auf geradem Weg ansteuert. Während Foaley sich seine Machtlosigkeit über das Gerät nicht erklären kann, sitzt in atlantischer Haft ein gerissener, größenwahnsinniger Elf, der sich durch diesen vermeintlichen Angriff unbemerkt aus dem Gefängnis befreien will und – so ganz nebenbei – sich der Elite der ZUP inklusive Holly, Artemis und Foaley zu entledigen versucht …

Für die „Artemis Fowl“-Romane ist Rufus Beck eine optimale Wahl als Vorleser. Mit seinem modulationsfähigen Tenor trifft er den „Ton“ der Geschichte mitten ins Herz und verleiht den Protagonisten, die sich vor allem aus dem jugendlichen Artemis und der Elfe Holly zusammensetzen, ihren aussagekräftigen Charakter. Doch auch die Mafiosi-Stimme von Butler oder das Wiehern des Zentaurs Foaley sind einzigartig und lassen kaum erkennen, dass sie vom selben Interpreten vertont werden. Einzig nervig sind die austrialisierten Akzente der Zwerge, vor allem des alles andere als redefaulen Mulch Diggums. Allerdings sind seine Monologe und Kommentare von mehr als ausgleichender Qualität und sorgen für den typischen Humor der Reihe.

Die Idee, Artemis mit einer Psychose auszustatten und so eine geistige Auseinandersetzung zwischen sich selbst, seinen neuen Identitäten und zuletzt den Symptomen der Krankheit zum beherrschenden Problem zu machen, ist überraschend vor dem Hintergrund, dass Artemis bisher als unübertreffliches Genie mit einem Einfall und einer Lösung für jedes Problem galt, andererseits natürlich eben vor diesem Hintergrund eine logische Weiterentwicklung des im sechsten Band „Das Zeitparadox“ ausgefochtenen Konflikts mit einem personifizierten jüngeren Ich. So lässt Colfer seine Figur an immer ausgefeilteren Problemen wachsen und gedeihen, was sich nicht zuletzt an der sich entwickelnden Menschlichkeit und Gefühlswelt des Jungen zeigt.

Eingebettet ist dieser Konflikt in eine spannende Geschichte der Kriminalistik colferscher Manier, die dem stark abgelenkten Fowl einiges abverlangt. Nebenbei erfährt man wieder ein bisschen mehr über die Erdvolkzivilisation und die wirklichen Umstände unserer Erde, obwohl sich Colfer gegenüber dem Vorgänger einen Widerspruch gestattet: Die im sechsten Band widerlegte Bezeichnung von Tiefseekalmaren als „Kraken“ findet hier wieder ihre klassische Verwendung …

Artemis Fowl betritt also nun den Weg vom Verbrechergenie zum Weltverbesserer, doch nicht nur innere Widerstände hindern ihn am unbeschwerten Fortschreiten. Ob ihm diese Wandlung endgültig gelingt, oder ob er dadurch seine Charme verliert, möge uns sein Biograf in weiteren Abenteuern dieser unterhaltsamen Qualität nahe bringen.

6 Audio CDs
ISBN-13: 978-3899033229
Originaltitel:
Artemis Fowl and the Atlantis Complex
Deutsch von Claudia Feldmann

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

John Stephens – Emerald (Die Chroniken vom Anbeginn 1) (Lesung)

Die Chroniken vom Anbeginn:

01 „Emerald“
02 „Das Buch Rubyn“
03 „Onyx“

Als Hörspiel ist lediglich Band 1 erschienen, der zweite Teil noch als Lesung und der dritte Teil ist gar nicht mehr auf Deutsch vertont worden.

Die Handlung:

Als die drei Geschwister Kate, Michael und Emma, die als Kleinkinder von ihren Eltern getrennt wurden,auf dem Weg in ein neues Waisenhaus in dem abgelegenen Herrenhaus des geheimnisvollen Dr. Pym landen, ahnen sie nicht im Geringsten, wohin diese Reise sie führen wird. Denn bevor sie sich versehen, sind die besonnene Kate, der kluge Michael und die tollkühne kleine Emma in den Kampf um drei magische Bücher voll unermesslicher Macht verstrickt. Sie müssen erfahren, dass es ihre Aufgabe ist, diese zu finden, wenn sie ihre Eltern je wiedersehen wollen. Auf dem Weg dorthin treten sie gegen finstere Gegner an, finden unerwartete, liebenswerte Verbündete, meistern ihre magischen Talente, entdecken unvorstellbare Wesen und beginnen das Geheimnis ihrer Familie zu lüften.
(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Bereits Monate vor dem Erscheinen der Erstausgabe wurde um dieses Buch ein riesiger Rummel veranstaltet. Was ist das für eine Geschichte, die bereits in 32 Länder verkauft wurde, bevor die Öffentlichkeit überhaupt nur ein Wort davon gelesen hat? Da müssen sich aber viele Verantwortliche sehr sicher sein, dass die Trilogie um Kate, Michael und Emma ordentlich in den Kinderzimmern dieser Welt einschlagen wird.

Nicht so ganz nachvollziehen kann ich allerdings die Wahl des deutschen Titels. Wie kann man den Originaltitel „Emerald Atlas“ um das sinngebende Element kürzen? So ist es nur noch ein Edelstein, denn „Emerald“ heißt „Smaragd“, und nicht „smaragdgrüner Atlas“, der nämlich, verzaubert wie er ist, eine zentrale Rolle in diesem Buch spielt. So wird der Atlas dann im Buch auch „Buch Emerald“ genannt oder gegen Ende auch „Chronik der Zeit“. Was beides so gar keinen Sinn ergibt, wenn in der Geschichte davon gesprochen wird, dass hier diverse Karten enthalten sind … „wie in einer Chronik“ … Falsch! … In einer Chronik steht Text, in einem Atlas sind Karten! Wenn man schon die Namen der Charaktere direkt übernimmt, dann frage ich mich, warum die Namen der Bücher nicht auch sinngemäß übersetzt wurden, denn auch das Zwergen-Buch, aus dem Michael gern und ständig zitiert, trägt im Original einen ganz anderen Namen.

Es dauert nur ein paar Minuten, bis der Hörer gemerkt hat, dass John Stephens bislang Drehbücher für US-Fernsehserien geschrieben hat. Seine Dialoge sprühen vor Lebendigkeit und Wortwitz. Das Verhältnis der Geschwister untereinander wirkt so echt, wie es nur jemand beschreiben kann, der selbst Geschwister hat. Man ärgert den anderen ständig, aber nicht, weil man ihn nicht leiden kann, sondern weil man ihn liebhat. Aber das würde man natürlich nie öffentlich zugeben. So ähnlich geht es auch den drei „Waisen“ in „Emerald – Die Chroniken vom Anbeginn“. Sind sie das erste Mal voneinander getrennt, merken sie, wie viel sie sich gegenseitig bedeuten. Und das ist auch schon das Kernstück der gesamten Geschichte: Der Zusammenhalt der Familie, der Zusammenhalt von Geschwistern. Durch dick und dünn gehen, aber nie dabei allein sein müssen.

Der lockere Erzählstil von Stephens ist flüssig und lässt den Hörer nie ins Stocken geraten. Die Kapitel sind kurz genug, um in ein „Eins höre ich noch, dann ist aber Schluss“ zu verfallen.

Gleich zu Anfang merkt der Hörer, woher Stephens seine Inspirationen bekommen hat. Sofort denkt man an „Harry Potter“, „Die Chroniken von Narnia“ und „Der goldene Kompass“. Aber trotz aller bekannter Zutaten erfindet Stephens eine neue Geschichte, die mit eigenem Charme begeistert. Seine Ideenvielfalt ist brillant und jedes Kapitel ist wie eine Szene in einer TV-Serie, bei der es alle paar Minuten einen kleinen Höhepunkt gibt und geben muss, bevor dann die Werbung gezeigt wird. Von daher ist seine langjährige Tätigkeit fürs Fernsehen sehr hilfreich gewesen und das kommt auch dem Hörer zugute.

Ohne langwierige und langweilige Beschreibungen schafft Stephens es, dem Hörer dennoch genug Tiefgang zu vermitteln, dass alle Personen glaubhaft wirken. Schnell entstehen die ersten Bilder im Kopf und das Abenteuer beginnt. Nachdem der erste Mann in der Mitte zerteilt wurde, wusste ich allerdings, warum der Verlag die Altersempfehlung nicht noch weiter heruntergesetzt hat. Abgesehen von dieser Szene sprüht die Story vor Witz, Charme und Abenteuer. Magische Geheimnisse, Zeitreisen, Zauberer, Zwerge, neue Freundschaften, neue Feindschaften, Schwertkämpfe, all das und mehr erwartet die drei Geschwister und auch den Hörer von „Emerald – Die Chroniken vom Anbeginn“.

Die drei verlieren dennoch nie ihr eigentliches Ziel aus den Augen: Ihre Eltern zu finden. Denn sie sind überzeugt davon, dass sie noch leben. Und am Ende dieses Teils weiß der Hörer dann, was es mit dem ersten der „drei mächtigsten Zauberbücher, die je geschrieben wurden“ auf sich hat, was man damit anstellen kann und warum diese drei Kinder so entscheidend für das Schicksal der gesamten Menschheit sind.

Mein Hör-Eindruck:

Was mir als Erstes auffiel: Die Aufnahme ist übersteuert, leider. Nicht nur, wenn David Nathan textbefohlen lauter werden muss, auch während des ganz normalen Lesens hatte ich oft ein unangenehmes Gefühl im Ohr, weil es mir einfach zu laut war. Das bestätigte mir dann auch der Ausschlagsgraph meines Softwareplayers am Computer. Ständig schlugen die Werte an das Maximum an.

Das ganz zur Seite geschoben, gibt es hier das Rundum-Glücklich-Paket. David Nathan ist in Höchstform. Dass er Dialoge mit Leben füllen und als perfektes Kopfkino durch das Ohr des Hörers schicken kann, das wusste ich schon. Aber selten habe ich ihn so lebendig auch beschreibenden Text sprechen hören.

Die Dynamik zwischen den Kindern, deren Charaktereigenschaften er perfekt umsetzt, ist absolut spürbar. Die „Gegner“ der Kinder, ob menschlich, übermenschlich oder fantastisch sind allesamt spannend interpretiert.

Da ich das Glück hatte, vor einiger Zeit auch das Buch lesen zu können, muss ich sagen, dass mich das Hörbuch noch mehr gefesselt hat. Beim Buch bin ich an spannenden Stellen immer schneller geworden, hier war ich auf Gedeih und Verderb David Nathan und seiner Sprechgeschwindigkeit ausgeliefert. Und das war gut so! Ich habe mich noch mehr in das Abenteuer der Geschwister hineingezogen gefühlt und habe so noch mehr mitgefiebert.

Der Sprecher:

David Nathan, die deutsche Stimme von u. a. Christian Bale und Johnny Depp, gehört zu den gefragtesten Hörbuchsprechern Deutschlands. Für Random House Audio hat er zuletzt die Hörbücher zu Guillermo del Toros „Die Saat“ und „Das Blut“ und Justin Cronins „Der Übergang“ gesprochen. (Verlagsinfo)

Der Autor

John Stephens ist als Drehbuchautor und Produzent bekannt geworden. Er wirkte nach seinem Studium an so erfolgreichen Fernsehserien wie Gossip Girl oder Gilmore Girls mit. Erst Philip Pullmans Goldener Kompass-Trilogie brachte ihn schließlich auf die Idee, sich dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern zu widmen. (Verlagsinfo)

Die Ausstattung:

Die mit dem Buchcover bedruckten sechs CDs kommen in einem Jewel-Case daher. Das Booklet ist ein Faltblatt mit Infos zur Story und Kurzinfos zu Autor und Sprecher.

Mein Fazit:

Ein fantastisches Abenteuer für die Zielgruppe, für die es hier keine Altersbeschränkung nach oben gibt. Fans von „Harry Potter“ und „Narnia“ finden mit diesem Hörbuch ein ebenbürtiges Erlebnis. Und David Nathan macht als Sprecher einen hervorragenden Job. Er erzählt lebendig und zieht den Hörer ganz tief in die Story hinein.

Gekürzte Lesung auf 6 Audio-CDs
Laufzeit: 7:42 Std.
Originaltitel: The Emerald Atlas – Books of Beginning
Aus dem Amerikanischen von Alexandra Ernst
Gelesen von David Nathan
Vom Verlag empfohlenes Höralter: Ab 10 Jahren
ISBN: 978-3-8371-0786-9
www.der-audio-verlag.de
www.EmeraldAtlas.com

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

James Dashner – Die Auserwählten – Im Labyrinth (Maze-Runner 1)

Die Maze-Runner-Romane:

01 „Die Auserwählten – Im Labyrinth“
02 „Die Auserwählten – In der Brandwüste“
03 „Die Auserwählten – In der Todeszone“

Die Handlung:

Sein Name ist Thomas. An mehr kann er sich nicht erinnern. Und er ist an einem bizarren Ort gelandet: Eine Lichtung, umgeben von einem riesigen Labyrinth. Doch er ist nicht der Einzige. Zusammen mit fünfzig Jungen, denen es genauso geht wie ihm, sucht er einen Weg in die Freiheit. Der führt durch das Labyrinth, dessen gewaltige Mauern sich Nacht für Nacht verschieben und in dem mörderische Kreaturen lauern. Doch gibt es wirklich einen Weg hinaus? Ist das Ganze eine Prüfung? Und wer hat sich dieses grauenvolle Szenario ausgedacht? Den Jungen bleibt nicht viel Zeit, um das herauszufinden. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Der Hörer wird direkt in die Verwirrung geworfen. Thomas hat keine Ahnung, was los ist, der Hörer auch nicht. Geschickt bindet der Autor den Hörer an die Hauptfigur, indem sich Thomas nicht nur an einem ihm unbekannten Ort wiederfindet, sondern von den anderen Jungen mit Wortneuschöpfungen bombardiert wird. Die hat auch der Hörer noch nie gehört und sie fügen sich auch nach mehrmaligem Hören nicht wirklich angenehm in die Geschichte ein. Als ob der Autor keine echten Flüche verwenden wollte und sich lieber neue Wörter ausgedacht hat, aus Gründen des Jugendschutzes.

Aus Thomas und dem Hörer wird schnell ein Team, das mehr über diesen seltsamen Ort erfahren will, um schnellstmöglich von dort wieder verschwinden zu können. Leider geht sehr schnell aber auch die Langeweile los. Die anderen Jungs sind teilweise schon zwei Jahre auf der Lichtung im Labyrinth und haben so gut wie nichts rausgefunden. Auch die „mörderischen Kreaturen“, die im Labyrinth lauern, sind nicht wirklich furchterregend, weil schnell erklärt.

Thomas und die anderen finden während der Geschichte auch nicht wirklich viel über das Labyrinth heraus, geschweige denn darüber, wer sie sind, was sie da sollen und wer sie dort hingebracht hat. Stunden des Hörens später erinnert sich Thomas dann plötzlich und praktischerweise an vieles und erzählt den anderen Jungs und dem Hörer mehr oder weniger alles, was sie wissen wollten. Dies hätte zu jedem Zeitpunkt im Buch passieren können und stellt keine Entwicklung dar.

Auch der Tod von einigen Jungs geht dem Hörer nicht wirklich nahe, da sie allesamt recht blass und eindimensional entworfen sind. Da baut sich keine Empathie auf. Am Ende erfährt man dennoch, warum Thomas und die anderen im Labyrinth eingesperrt waren und wird mit einem kleinen Cliffhanger auf den nächsten Band vorbeiretet.

Mein Hör-Eindruck:

Wie erhofft und gewohnt, schafft es David Nathan, den Hörer direkt in die Geschichte zu ziehen und ihn festzuhalten. Nathans Art, die Charaktere unterschiedlich zu sprechen ist angenehm im Ohr. Er verändert hier nicht seine Tonlage oder legt alberne künstliche Akzente auf, er ändert einfach nur seine Art zu sprechen, den Umgangston der Stimme. So lassen sich die unterschiedlichen Figuren gut voneinander trennen, ohne dass sie negativ auffallen.

Wenn die Jungs miteinander reden, ob hitzig oder scherzend, zeigt Nathan seine Talente als Synchronsprecher. Er liest seinen Text nicht nur runter, er erfüllt ihn mit Leben und das schafft ein spannendes Kopfkino beim Hörer. Seine einzige Schwäche ist der beschreibende Text, der klingt fast immer gleich, wenn er ihn vorliest. Und hier klingt es dann auch eher wie ambitioniert vorgelesen und nicht wie erzählt. Da fehlt die Dramatik des Textes, den er grad vorträgt.

Der Sprecher:

David Nathan, die deutsche Stimme von u. a. Christian Bale und Johnny Depp, gehört zu den gefragtesten Hörbuchsprechern Deutschlands. Für Random House Audio hat er zuletzt die Hörbücher zu Guillermo del Toros „Die Saat“ und „Das Blut“ und Justin Cronins „Der Übergang“ gesprochen. (Verlagsinfo)

Die Ausstattung:

Die sechs CDs stecken in Einschüben einer aufklappbaren Papptasche. Auf den Einschüben sind Infos zu Autor und Sprecher abgedruckt und das Booklet ist ein Faltblatt mit Verlags-Werbung.

Außergewöhnlich ist die ungewöhnlich hohe Anzahl der Tracks pro CD, es sind über 20. Die insgesamt 144 Tracks sind allesamt um die drei Minuten lang.

Der Autor

James Dashner ist ein amerikanischer Autor, der sich auf den Bereich Fantasy spezialisiert hat. Er schreibt für junge wie auch erwachsene Leser und hat bereits drei Buchreihen veröffentlicht. Seine Maze Runner-Serie besteht derzeit aus zwei Romanen, die beide zu Bestsellern wurden.

Mein Fazit:

Die Grundidee ist interessant, aber die Umsetzung ist leider nicht so spannend geworden. Einfache Charaktere, die sich so wenig weiterentwickeln wie die Handlung selbst und ein Held, der sich irgendwann plötzlich an vieles erinnert und so alles auflöst. Das ist zu einfach, auch für einen Jugendroman.

Eine knapp drei Minuten lange Hörprobe bietet der Verlag hier an: http://www.hoerbuch-hamburg.de/elbe/download/audio/hoerprobe/mp3/9783867420860.mp3 im MP3-Format zum Download an.

Gekürzte Lesung auf 6 Audio-CDs
Laufzeit: ca. 7:51 Std.
Originaltitel: The Maze Runner
Aus dem Amerikanischen von Anke Burger
Gelesen von David Nathan
Vom Verlag empfohlenes Höralter: Ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-86742-086-0
www.hoerbuch-hamburg.de/web/hbhh/silberfisch

Der Autor vergibt: (2/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Wolfgang und Heike Hohlbein – Anders 2: Im dunklen Land (Lesung)

Nachdem Anders‘ und Kats Flucht über die Berge ihr jähes Ende vor einer unüberwindlichen Betonmauer fand, wurden sie endlich doch noch von dem sie verfolgenden Elder eingeholt. Kat liegt in tiefer Bewusstlosigkeit, doch Anders muss sich dem Krieger stellen. Doch was sich unter dem schweinsgesichtigen Helm verbirg ist nicht etwa die erwartete pervertierte Mutation eines Schweines, sondern ein Wesen mit edlen Gesichtszügen und – Anders glaubt es kaum – spitzen Ohren.

Der Elder und seine Familie nehmen Anders (der weiterhin etwas Besonderes in diesem unbegreiflichen Land zu sein scheint) und – widerstrebend – auch Kat auf und bringen sie nach Tiernan, der Stadt der Elder, wo sie sich „Oberons Rat“, dem Triumvirat der Elder, stellen müssen. Kats Herkunft und Eigenart als sogenannter Tiermensch wird verschleiert, und Anders stößt erneut auf keine Antworten, sondern nur auf Hinhaltetaktiken – ja, die Elder wollen ihn gar mit einer der menschlichen Dienerinnen verkuppeln, um ihn an sich zu binden.

Bei seinen geheimen Streifzügen, durch die Anders erstens einen Fluchtweg finden will und zweitens Informationen über diese nicht offiziell existierende Enklave sucht, entdeckt er, dass auch Tiernan ein verfallenes und verlassenes Produkt „seiner“ Menschen ist: Bunkeranlagen, verlassene Büros, zerstörte Laboratorien … Hier scheinen geheime Experimente gehörig schief gegangen zu sein! Doch als er von den Elder nur hingehalten wird, diese sich brutal an Kats Sippe vergehen und Kat ausgewiesen werden soll, kommt es zum Desaster, bei dem Anders fast einen Elder tötet und – zu ihrem scheinbaren Bedauern – einem langwierigen Gottesurteil ausgesetzt wird …

Die Geschichte bezweckt vor allem eins: Ein unglaubliches Geheimnis der realen Welt, bei dem ein schiefgelaufenes, absurdes Experiment vertuscht werden soll, aufzudecken und dabei den Helden durch möglichst haarsträubende Abenteuer zu schicken, aus denen er trotz seiner jugendlichen Trotz- und Großmäuligkeit schließlich und stets erfolgreich hervorgeht. Dem erwachsenen Hörer fällt ziemlich deutlich auf, wie unsinnig das Verhalten der Elder ist, wenn sie Anders an der langen Leine verhungern lassen und nicht einmal versuchen, ihm ihr Leben zu erklären. Sie arbeiten regelrecht daran, seine Widerspenstigkeit zu schüren und ihn zum Kontern zu animieren, obwohl sie ihn eigentlich halten wollen. Natürlich ist das ein strategisches Hilfsmittel der Autoren, die Geschichte über die vielen Bände auszudehnen und den Hörer mit der interessanten Welt zu binden, durch die sich Anders bewegt und in der er immer neue Rätselteile entdeckt, die gelöst werden wollen. Da sie dabei einen schmalen Grat beschreiten zwischen Empörung über die Hinhaltetaktik und Interesse an der Fortsetzung, rechnen sie offenbar mit dem Sog einer einmal begonnenen Geschichte, die man normalerweise nicht wegzulegen anstrebt, bis man ihr Ende kennt.

Der zweite „Anders“-Roman beginnt ungefähr genau dort, wo der erste Band endetet, nur erfährt man sofort, dass sich hinter den Schweinsmasken keine brutalen Schlächter, sondern charismatische Wesen mit den typischen Akzenten elbischer Charaktere verbergen. Sie sind hochgewachsen, haben spitze Ohren und edle Gesichtszüge und einen messerscharfen Verstand – und sind Meister der Intrige und Verschleierungstaktik, wie sich hier wieder zeigt, denn Anders – und mit ihm der Hörer – wird weiter im Dunkeln gelassen und erfährt so gut wie keine neuen Informationen.

Einen jugendlichen Hörer mag das nicht weiter stören, wenn die Geschichte drum herum spannend erzählt ist, doch verärgert es den wissbegierigen doch zusehends, wenn man in der Geschichte eigentlich kaum voranschreitet. Weiterhin bleibt Anders‘ überragende Intelligenz unbemerkt, deutlich zu Tage tritt dagegen sein hitzköpfiges Temperament, von dem bei seiner Selbstvorstellung in Band 1 nichts erwähnte. War er im ersten Teil noch der sympathische Junge, macht er sich mehr und mehr unbeliebt, und das nicht nur bei den Elder …

Hörenswert ist die Geschichte allemal, denn trotz der Mängel an der Informationsvermittlung, gelingt es den Autoren, ihre Welt interessant zu machen, und der Sprecher Bernd Stephan hat keinen geringen Anteil an der fließenden und unterhaltenden Atmosphäre, die die Aufmerksamkeit des Hörers durchaus zu binden vermag. Insgesamt dürfte der jugendliche Hörer gierig nach der nächsten Folge greifen, um das Schicksal des eingeschlossenen Anders mitzuerleben, doch täte eine energischere Raffung der Geschichte nur gut.

4 Audio CDs
Spieldauer: 4:51 Std.
ISBN-13: 978-3833721199
Gelesen von Bernd Stephan

Der Autor vergibt: (3/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Perry Rhodan – Raumschiff Erde (Silber Edition 76, Teil 3 von 4)

Raumschiff Erde:

Teil 1: 336 MB, 4:01 h, 48 Tracks
Teil 2: 381 MB, 4:33 h, 56 Tracks
Teil 3: 335 MB, 4:00 h, 46 Tracks
Teil 4: – erscheint am 26.04.2011 –

Die Handlung:

Im Jahr 3459. Die Völker der Milchstraße ächzen unter dem Joch der Konzilsherrschaft. Die Laren und ihre willfährigen Helfer, die Überschweren, beherrschen dank ihrer überlegenen Technik die gesamte Galaxis. Das Solare Imperium ist wie alle übrigen Sternenreiche zusammengebrochen. Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es der Menschheit aber, zumindest ihre Heimat, das Solsystem, dem Zugriff der Eroberer zu entziehen. Ein gewaltiges Schirmfeld hüllt die Sonne und ihre Planeten ein, hält sie mehrere Minuten in der Zukunft, unerreichbar für die feindlichen Flotten. Doch Perry Rhodan weiß, dass die Zuflucht in der Zeit nicht von Dauer sein kann. Zu überlegen ist die Technik der Laren, zu erdrückend ihre Übermacht. Die Menschheit benötigt ein neues Versteck – und in Perry Rhodan reift ein Entschluss, der die Geschicke der Menschheit und der Erde für immer verändern wird … (Verlagsinfo für die komplette |Silber Edition 76| )

Dieser Teil:

KOBOLD soll ins SOL-System abgestrahlt werden. Vorher wird noch nach demjenigen gesucht, der die dazu benötigten Daten verändert hat, um das Ganze zu sabotieren. Im USO-Stützpunkt „Potari-Pano“ hetzt ein durch Gerüchte und Unwissenheit fehlgeleiteter Wissenschaftler gegen Perry Rhodan und zerstört letztendlich die Basis.

Mein Hör-Eindruck:

Nach dem wirklich packenden Teil vor drei Wochen gibts dieses Mal die Handbremse. Erst wird meines Erachtens nach künstlich gestreckt nach dem Saboteur der Abstrahldaten gesucht. Und dann gibts Brülltiraden vom Hetz-Wissenschaftler Dr. Ammun.

Hier hat Jacobs wenig Gelegenheit, um zu glänzen. Viele Dialoge und Gespräche durchziehen diesen Teil der |Silber Edition|. Nur gegen Ende, wenn er als aufgeregt hetzender Dr. Ammun loslegen kann, bietet ihm das Skript ein wenig Sprach-Action. Das allerdings geht manchmal ein wenig auf die Nerven, aber, wenn im Skript steht, dass er ständig brüllen soll, dann kann sich der Hörer nicht beschweren, nur leiser drehen.

Tom Jacobs interpretiert den Mutanten Ribald Corello nicht immer durchgängig gleich, was manchmal zu Verwechslungen mit seiner Version von Gucky führen kann. Ansonsten liefert er souverän ab und holt aus der Geschichte heraus, was ihm möglich ist.

Alles in allem passiert halt sehr wenig. In diesem Teil werden nur Weichen gestellt, es wird sehr viel geredet (oder gebrüllt), aber Action gibts überhaupt keine. Der einzig halbwegs interessante Teil war der Ausflug des Vario-500-Roboters in seiner Anson Argyris Maske.

Die Effekte – Der Hintergrund

Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Melodie oder ein paar Sound-Effekten. Danach folgt bei einigen Kapiteln noch ein Ambient-Teppich als Untermalung für den Hintergrund, der wird er aber auch gern mal spontan mitten in einem Track verlegt. Dieser Teppich fällt manchmal kaum, manchmal gar nicht und manchmal stark auf, weil er in der Lautstärke variiert, was dann teilweise den Sprecher unterstützt oder von ihm ablenkt.

Die MP3s

Die Qualität der MP3s entspricht dem derzeitigen Eins-A-Medien-Standard: 192kbps, 41,1kHz und Joint Stereo. Die 48 Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende. Auch die Namen der an diesem Teil der |Silber Edition| beteiligten Autoren, H. G. Ewers und Ernst Vlcek, werden im ID3-Tag erwähnt. Dieses Mal ziert die grafisch aufgehellte Front von Band 668 „Countdown für Terra“ die ID3-Tags. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG- und als PDF-Datei in der Auflösung 1448 x 1444 bei.

Der Download ist auch als One-Track-Version erhältlich.

Mein Fazit:

Viel Reden, viel Vorbereiten, wenig Action. Dieser Teil zieht sich und wirkt teilweise künstlich gestreckt. Tom Jacobs rettet mit seiner Sprecherleistung, was zu retten ist.

MP3-Download mit ca. 335 MB Größe
Spieldauer der Lesung: 4:00 h
Anzahl der Tracks: 46
Sprecher: Tom Jacobs
ISBN-13: 9783939648956
www.einsamedien.de
www.perry-rhodan.net

Hinweis: Die Silber Edition 76 wird zusammen mit dem letzten Download-Teil ab dem 26. April 2011 auch komplett auf zwei MP3-CDs im Handel erhältlich sein.

Scheunemann, Frauke – Katzenjammer (Lesung)

_Wieder erzählt der kleine Dackel Herkules_ von den Irrungen und Wirrungen zwischenmenschlicher Beziehungen und verliebt sich selbst unsterblich in die Golden-Retriever-Hündin Cherie.

Gerade denkt Herkules, dass nun das Happy End vollkommen ist, sein Frauchen zieht mit ihm zu dem Tierarzt Marc und seiner süßen Tochter Luisa. Nur sein bester Freund, der erfahrene Kater Herr Beck bleibt dem Ganzen gegenüber skeptisch. Nicht nur, dass sein Freund Herkules nicht mehr im gleichen Haus wohnt, auch argwöhnt Herr Beck das Happy End könne es gar nicht geben. Schließlich hat er bei seinem alten Herrchen, einem Anwalt, genug mitbekommen.

Erst einmal scheint aber alles bestens und bei einem Spaziergang begegnet dann auch Herkules der großen Liebe, der wunderschönen Golden-Retriever-Dame Cherie verdreht Herkules völlig den Kopf. Allerdings scheint diese an einer Beziehung zu dem nur halb so großen Herkules kein Interesse zu haben.

Als sich dann auch noch im trauten Heim Komplikationen bemerkbar machen, hat Herkules wieder alle Pfoten voll zu tun …

_Kritik_

Wieder hat Frauke Scheunemann einen bezaubernden Roman aus der Sicht des Dackels Herkules geschrieben. Auch in „Katzenjammer“ erzählt Dackel Herkules von den Irrungen und Wirrungen menschlicher Beziehungen und erlebt dabei selbst, wie es ist, unsterblich verliebt zu sein.

In gewohnt locker leichter Manie erzählt die Autorin die Geschichte des kleinen Dackels. Der flüssige Erzählstil lässt sich leicht verfolgen und die charmante Erzählung aus der Sicht eines Vierbeiners weiß zu verzaubern. Beim Zuhören erwartet man mit Spannung, was sich Herkules und sein Freund Herr Beck als Nächstes ausdenken, um den Zweibeinern wieder auf die Sprünge zu helfen. Aber nicht nur seine zweibeinige Familie benötigt einen Stups in die richtige Richtung, auch der liebeskranke Herkules braucht die Hilfe seines Freundes. So einfach wird es schließlich nicht sein, die viel größere Cherie auf sich aufmerksam zu machen. Den Spannungsbogen hält Frauke Scheunemann bis zum Schluss aufrecht und der Hörer hofft, dass sich doch noch alles zum Guten wendet, für Carolin sowie auch für Herkules selbst.

Auch in „Katzenjammer“ wird die Geschichte aus Herkules‘ Perspektive geschildert, dieses macht das Hörbuch zu etwas ganz Besonderem. Schließlich weiß nur der beste Freund des Menschen, wie schwer wir es uns gerne selber in Beziehungsdingen machen. Herkules verzweifelt da nicht nur einmal. Wirklich drollig ist auch Herkules‘ Verliebtsein umgesetzt, von „himmelhoch jauchzend“ bis „zu Tode betrübt“ macht Herkules alle Facetten des Verliebtseins durch.

Mittlerweile kann Herkules mit den verschiedenen menschlichen Begriffen etwas anfangen und so werden die Dialoge, die er führt, wenn auch von seinen Menschen nicht gehört, authentischer.

Die Zeichnung der Protagonisten ist gewohnt liebevoll und ansprechend, nicht nur Herkules muss der Leser einfach lieben, auch Herr Beck, die kleine Luisa, Carolin und Marc sind sehr sympathisch und lebendig gezeichnet. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Carolins Freunden Nina und Daniel. Neu in Herkules‘ Welt ist Marcs Ex-Frau Sabine, die ihren Ex-Mann nun zu gerne zurückhätte und so für einige Turbulenzen sorgt.

_Vertonung_

Heikko Deutschmann liest die Geschichte um Herkules mit einer so vollkommenen Betonung, dass der Hörer ihm sogar das beschriebene Schwanzwedeln durchaus abnimmt. Souverän und mit einem Schmunzeln in der Stimme erzählt Heikko Deutschmann von den Wirren der zwischenmenschlichen Beziehungen.

Herkules hat hier eine Stimme bekommen, die wie gemacht ist für den nun selbst verliebten Dackel. Die passende Betonung sorgt zudem auch dafür, dass traurige Szenen keinesfalls ins Lächerliche abdriften.

_Fazit_

Das Hörbuch „Katzenjammer“, geschrieben von Frauke Scheunemann und gelesen von Heikko Deutschmann, entführt die Hörer wieder tief in die Gedankengänge unserer vierbeinigen Freunde. Genauso kann man sich vorstellen, denken Hund und Katze über ihre innig geliebten Menschen.

Während die Autorin einen humorvollen und bezaubernden Roman geschaffen hat, wurde die Vertonung mit Heikko Deutschmann perfekt umgesetzt. Mit seinem, zu Herkules passenden Timbre und der angemessenen Betonung macht dieses Hörbuch einfach nur Spaß!

Auch hier kann ich wieder sagen: „Bitte mehr davon“ und auch dieser Wunsch soll nicht allzu lange unerfüllt bleiben. Nächstes Jahr soll es noch mal ein „Wiederhören“ mit Herkules geben, auf das ich mich schon jetzt freue.

_Autorin_

Frauke Scheunemann, geboren 1969 in Düsseldorf, ist promovierte Juristin. Sie absolvierte ein Volontariat beim NDR und arbeitete anschließend als Journalistin und Pressesprecherin. Seit 2002 ist sie freie Autorin und schreibt zusammen mit ihrer Schwester Wiebke Lorenz unter dem Pseudonym „Anne Hertz“ sehr erfolgreich Romane.

Frauke Scheunemann ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in einem alten Pfarrhaus in Hamburg.

_Sprecher_

Heikko Deutschmann, der 1962 in Innsbruck geboren wurde, ist ein gefragter Schauspieler und Sprecher. Er studierte in der ersten Hälfte der 1980er Jahre Schauspiel an der Hochschule der Künste in Berlin, wo er von der Schaubühne engagiert wurde. Anschließend wurde das Hamburger Thalia Theater die berufliche Heimat von Heikko Deutschmann. 1995 folgte der Wechsel zum Fernsehen. Durch die Hauptrolle in der Serie „Der Mond scheint auch für Untermieter“ wurde Heikko Deutschmann einem größeren Publikum bekannt. Nachdem er im Theater in Stücken von Shakespeare bis Brecht mitspielte, wirkte er als Schauspieler in vielen bekannten Fernsehfilmen und Fernsehreihen mit, etwa in der Verfilmung des Strittmatter-Romans „Der Laden“ sowie mehreren „Tatort“-Folgen, um nur einige zu nennen. Außerdem machte sich Heikko Deutschmann einen Namen als versierter Sprecher von Hörbüchern. In zahlreichen Hörbüchern erklingt die Stimme von Heikko Deutschmann. U. a. vertonte er den Bestseller „Limit“ von Frank Schätzing.

|Gekürzte Lesung
3 Audio-CDs, Laufzeit: ca. 210 Minuten
ISBN-13: 978-3837105582|
[Verlagshomepage]http://www.randomhouse.de/randomhouseaudio/

_Frauke Scheunemann bei |Buchwurm.info|_
[„Dackelblick“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6989

Jonathan Stroud – Das Amulett von Samarkand (Bartimäus 1)

Die Bartimäus-Trilogie:

Band 1:  „Das Amulett von Samarkand“
Band 2:  „Das Auge des Golem“
Band 3: „Die Pforte des Magiers“
Band 4: „Der Ring des Salomo“

Als Hörspielversion ist leider nur der erste Band erschienen.

Die Handlung:

„Dämonen sind überaus heimtückisch. Sie fallen dir in den Rücken, sobald sich ihnen auch nur die geringste Gelegenheit dazu bietet. Hast du verstanden?“

Und ob Nathanael verstanden hat. Er weiß genau, was es mit der Macht von Dämonen auf sich hat. Aus diesem Grund hat er sich ja für Bartimäus entschieden, den 5.000 Jahre alten, ebenso scharfsinnigen wie spitzzüngigen Dschinn. Nathanael braucht einen mächtigen Mitspieler für seinen Plan, denn er will sich rächen! Der Auftrag an Bartimäus ist klar: Er soll das Amulett von Samarkand stehlen, das im Besitz von Simon Lovelace ist.
Doch Nathanael weiß nicht, wie wertvoll und mächtig dieser Gegenstand ist und sieht sich schon bald in einem Strudel gefährlicher Ereignisse. Der Kampf gegen das Böse nimmt seinen Lauf. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Eigentlich sollte die Trilogie rund um Bartimäus aus drei Büchern bestehen. Dann spendierte Stroud aber fünf Jahre nach Erscheinen des dritten Bandes noch einen vierten, der als Prequel dient. Die vier Bücher sind auch alle bereits auf Deutsch erschienen und vorgelesen wurden sie auch schon. Martin Semmelrogge sprach den ersten, Gerd Köster die weiteren Bände.

Nun wurde der erste Band vom SWR als Hörspiel umgesetzt und um die Weihnachtszeit 2010 im Radio in drei Teilen ausgestrahlt. Kein leichtes Unterfangen, aber dem öffentlich rechtlichen Rundfunk ist in ferner Vergangenheit auch schon eine tolle Umsetzung vom „Herrn der Ringe“ und vor einiger Zeit auch Tad Williams‘ „Otherland“-Romanen als Hörspiel gelungen, warum also nicht auch „Bartimäus“?

Die Geschichte ist einfach, aber spannend und vor allem so erzählt, dass der Hörer nach drei CDs dieses gemeine „Wie? Schon Schluss?“-Gefühl hat. Die Dynamik zwischen den beiden Dickköpfen Nathanael und seinem zwangsverpflichteten Dämon Bartimäus ist großartig. Anfangs traut keiner dem anderen und am Ende arbeiten sie sogar zusammen. Und die ganze Zeit ist der Hörer mit dabei und fiebert mit.

Schön ist auch, dass die Geschichte wirklich abgeschlossen ist und nicht wie bei vielen anderen Startbänden viele Fragen offenlässt.

Das Hörerlebnis:

Alles beginnt mit einer Persiflage, einer Cover-Version mit eigenem mit dem Hammer gereimtem Text oder einer tatsächlich ernstgemeinten Eigenkomposition, ich konnte mich nicht entscheiden. Die Musik erinnert stark an die NINE INCH NAILS und der Gesang extrem an RAMMSTEIN. Und die Frage ist, ob die vom Verlag angepeilte Zielgruppe des Buchs, die 10-Jährigen, das so lustig findet wie der geneigte erwachsene Hörer. Sämtliche Musiken während des Hörspiels, die Geräusche und auch die Akteure verhalten sich hingegen kindgerecht, da passt die Titel- und Abspannmusik so gar nicht dazu.

Erzählt wird die Geschichte von zwei Sprechern, was auch ungewöhnlich für ein Hörspiel ist. Die Geschichte aus der Sicht von Nathanael wird von einer Frauenstimme erzählt, wohl, weil man dem Sprecher des Jungen diese Rolle nicht zugetraut hat, anders kann ich mir das nicht erklären. Bartimäus hingegen darf seinen Handlungsfaden selbst erzählen.

Dass dies eine auf CD gepresste Radioproduktion ist, die ursprünglich in drei Teilen gesendet wurde, fällt auf. Jede CD entspricht einer Sendung und wurde auch nach der Ausstrahlung offenbar nicht noch einmal nachbearbeitet. So gibt es am Anfang von CD 2 und 3 jeweils eine Zusammenfassung des gerade Gehörten. Unnötig, wenn man das Hörspiel am Stück hört, was bei der Länge von etwas über 2,5 Stunden sicherlich einige Hörer tun werden.

Was das Radiohörspiel auch ausmacht, ist der Tausch von Geräuschen gegen Hintergrundmusik. Im Gegensatz zu „normalen“ Hörspielen gibt es hier fast ständig irgendeine Hintergrundmusik als Unterlage zu den Dialogen serviert. Geräusche gibt es auch, aber eher im Stil einer inszenierten Lesung. Das ist ein Stilmittel, kein Verlust, denn der Stimmung und Spannung tut das keinen Abbruch.

Wenn es aber Effekte gibt, dann sind sie wirklich richtig gut gewählt. Ist Bartimäus als Fliege unterwegs, so hat der Hörer aufgrund der gewählten Stereo-Effekte tatsächlich das Gefühl, ein Brummer würde ihm den Hörspaß vermiesen wollen. Und wenn ich „der Hörer“ schreibe, dann meine ich mich … ich hatte Kopfhörer auf und wirklich gedacht, es würde eine Fliege um meinen Kopf herumschwirren.

Der Hörer bekommt es hier mit erstaunlich vielen Sprechern zu tun. Wenn man mal einen Moment unaufmerksam ist und nicht richtig zuhört, könnte man den Überblick verlieren. Die Geschichte konzentriert sich aber im Wesentlichen eh auf Bartimäus und Nathanael, von daher kann man diese beiden Stimmen leicht wiedererkennen.

Alle Sprecher bieten durch die Bank eine sehr gute Leistung. Meine Hochachtung gilt besonders dem jungen Nathanael, Kai Gies, der eine altersgerecht tolle Darbietung präsentiert und die weit entfernt ist von einem Vorlesewettbewerb. Und auch Andreas Mannkopff als Bartimäus ist grandios.

Die Sprecher:

Gleich 24 Sprecher sind im Booklet aufgelistet und einige davon sprechen sogar mehrere Rollen:

Andreas Mannkopff = Bartimäus
Christian Redl = Simon Lovelace
Kai Gies = Nathanael
Anton Kurth = Nathanael als 6-Jähriger
Carmen-Maja Antoni = Erzählerin
Klaus Manchen = Mr Underwood
Christine Davis = Mrs Underwood
Isabella Archan = Miss Lutyens
Birgit Bücker = Amanda Cathcart
Karim Cherif, = Kobold / Nittles
Martin Hug = Faquarl
Andreas Szerda = Adlerschnabel / Utukku / Jabor
Jo Jung = Beamter / Protokollarius
Elena Jesse = Kitty
Alexander Schank = Joe / Zeitungsjunge / Squalls junior
Achim Hall = Stierkopf / Slayer / Ramuthra
Berthold Toetzke = Maurice Schyler
Berth Wesselmann = Rufus Lyme
Horst Hildebrand = Carter
Ernst Konarek = Sholto Pinn / Squalls /John
Hubertus Gertzen = Simpkin
Bodo Primus = Ruper Devereaux
Gertraud Heise = Jessica Whitwell
Luce Erdmann = Kleines Mädchen

Die Ausstattung:

Die drei CDs sind farblich passend zum Cover der Jewel-Case-Box bedruckt. Das Booklet ist eine aufklappbare Doppelseite, die noch einmal den Inhalt der Geschichte umreißt, Infos zum Autor gibt und die Sprecher und ihre Rollen auflistet.

Die Reihe:

Es gibt noch drei weitere |Bartimäus|-Bücher, die auch bereits als Hörbuch erhältlich sind. Ob der SWR plant, auch die weiteren Bände als Hörspiel zu bearbeiten, ist nicht bekannt.

Mein Fazit:

Ein spannendes, kurzweiliges und wirklich gut gemachtes Radio-Hörspiel, das nicht nur die Zielgruppe begeistert, sondern auch ältere Freunde von Jugendabenteuern. Bleibt zu hoffen, dass auch die restlichen Bände vom SWR verhörspielt werden, es wäre wirklich ein Gewinn für die Hörlandschaft.

Hörspiel auf 3 Audio-CDs
Gesamtspielzeit: 165 Minuten
Originaltitel: The Amulet of Samarkand
Aus dem Englischen von Katharina Orgaß und Gerald Jung
Hörspielbearbeitung: Renate Greinacher
Musik: deutung / Okusa
Regie: Robert Schoen
ISBN: 978-3-8371-0784-5
www.randomhouse.de/cbjaudio

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Kepler, Lars – Hypnotiseur, Der (Lesung)

Eigentlich hatte er sich geschworen, niemanden mehr zu hypnotisieren. Doch als ein Junge schwer verletzt ein Gewaltverbrechen überlebt, muss Erik Maria Bark diesen Vorsatz nach zehn Jahren wieder aufgeben. Ein unbekannter Täter hat die Eltern und die kleine Schwester des Jungen bestialisch ermordet und den Jungen schwer verletzt. Allerdings gibt es noch eine ältere Schwester, die nicht ahnt, dass nahezu der gesamte Rest ihrer Familie ausgelöscht wurde. Da die Polizei vermuten muss, dass der Täter es nun auch auf die Schwester abgesehen hat, soll der Junge – Josef – in seinem kritischen Zustand hypnotisiert werden, um der Polizei wichtige Hinweise über den Täter und den Aufenthaltsort seiner Schwester zu geben.

Die Hypnose verläuft jedoch anders als erwartet. Als der Junge von der Bluttat berichtet, erfahren Erik Maria Bark und Kriminalkommissar Joona Linna Überraschendes, das alles über den Haufen wirft, was sie zunächst geglaubt hatten. Schnell machen sie die Schwester des Überlebenden ausfindig, die ihnen wichtige Details über ihre Familie verrät. Damit kann sich die Polizei ein schreckliches Bild von der Familie machen.

Zeitgleich kämpft Erik mit familiären Problemen. Als er eines Nachts aus dem Bett geklingelt wird und seiner Frau Simone weismacht, dass die Polizei ihn braucht, betätigt sie den Rückruf und erfährt so, dass Erik zu einer Frau gefahren ist. Schon einmal hat Erik seine Frau betrogen, nun ist es wohl wieder soweit. Simone ist am Boden zerstört. Zudem passieren in ihrer Wohnung merkwürdige Dinge: Eines Nachts erwacht sie von einem Geräusch, riecht Zigarettenqualm in der Wohnung und findet die Kühlschranktür geöffnet vor. Wer hat in der Wohnung geraucht und die Tür geöffnet? Einige Nächte später erwacht sie von einem Stich in den Oberarm. Sie kann noch einen Schatten wahrnehmen, der aus dem Schlafzimmer schleicht. Benommen schleppt Simone sich in den Flur und wird Zeugin davon, wie jemand ihren kranken Sohn Benjamin entführt. Benjamin ist Bluter und muss einmal die Woche ein wichtiges Medikament nehmen, sonst gerät er in akute Lebensgefahr. Der Wettlauf mit der Zeit hat also begonnen.

Wer hat Benjamin entführt? War es der schwer verletzte Junge, den Erik hypnotisiert hat und der aus dem Krankenhaus geflüchtet ist? Oder hat jemand aus Eriks ehemaliger Hypnosegruppe noch eine Rechnung mit ihm offen?

_Verwunschene Schlösser_

Die Geschichte beginnt rasant: Ein Junge kommt schwer verletzt ins Krankenhaus und offenbart bei der Hypnose Unglaubliches. Kurz darauf wird der kranke Sohn des Hypnotiseurs entführt. Diese zwei Handlungsstränge ziehen sich fortan parallel durch die Erzählung. Zunächst sieht es so aus, als habe Josef Benjamin entführt. Doch diese Theorie zerplatzt schnell, als Simone Bark sich daran erinnert, dass sie schon merkwürdige Dinge in ihrer Wohnung bemerkt hat, als Josef noch schwer verletzt im Krankenhaus lag. Dennoch will auch dieser mit Erik abrechnen, da er ihm in der Hypnose etwas entlockt hat, das Josef eigentlich hatte verbergen wollen.

Aber die Spur zu Benjamin führt über Eriks ehemalige Hypnosegruppe. Schon einmal ist nämlich jemand aus dieser Gruppe in die Wohnung des Hypnotiseurs eingedrungen. Hat diese Patientin ihre Tat wiederholt? Welche schlafenden Hunde hat Erik geweckt, als er sein Versprechen gebrochen hat, niemals wieder jemanden zu hypnotisieren? Er durchwühlt seine alten Aufzeichnungen, schaut sich Bänder an und erinnert sich an Erlebnisse aus der Hypnosegruppe, wo er die einzelnen Mitglieder in einer Gruppenhypnose zu ihren verwunschenen Schlössern geführt hat – also an den Ort, vor dem sie sich fürchten. Eine Patientin nimmt er sofort ins Visier, doch als die Polizei ihren Aufenthaltsort ausfindig machen kann und sie dort sucht, findet sie nur noch ihre Leiche. Wer ist stattdessen in Eriks Wohnung eingedrungen?

Nach und nach fügt Erik die einzelnen Puzzleteilchen zusammen. Und so entsteht ganz sukzessive ein Bild der Tat. Mit jedem kleinen Hinweis kommt nicht nur Erik der Lösung des Falles auf die Spur, sondern der Hörer grübelt immer mit, stellt eigene Theorien auf und ist natürlich begierig auf jedes neue Informationshäppchen, das einem der Lösung näher bringt. Lars Kepler – ein Pseudonym für das schwedische Autorenehepaar Alexandra und Alexander Ahndoril, das beim „Hypnotiseur“ erstmals gemeinsam geschrieben hat – baut hier eine unglaubliche Spannung auf. Besonders gut gefallen hat mir, dass Kepler seine Geschichte zunächst in zwei verschiedene Richtungen lenkt. Auf der einen Seite haben wir das schreckliche Blutbad, bei dem nahezu eine ganze Familie ausgelöscht worden ist und auf der anderen Seite begleiten wir Erik in seine eigene Vergangenheit und erfahren so nach und nach, was damals geschehen ist, das ihn zu seinem Versprechen gebracht hat, niemals wieder einen Menschen zu hypnotisieren. Und obwohl die beiden Handlungsstränge sich bald auseinander entwickeln, da klar ist, dass Josef Benjamin nicht entführt haben kann, berühren sich die beiden Handlungsstränge dann doch wieder in einer Szene, die nicht nur für neuen Grusel sorgt, sondern die auch eine wichtige Rolle bei der Suche nach Benjamin spielt – doch warum das so ist, erfahren wir erst ganz spät.

Mir persönlich hat der Spannungsbogen sehr gut gefallen. Nur die letzte halbe Stunde lässt die Spannung – leider noch mitten im Showdown – nach, da Lars Kepler sich hier in Klischees verliert und der Zuhörer schnell ahnt, wie alles ausgehen wird. Und der Nachklapp zum Finale ist mir persönlich auch etwas zu lang geraten, hier hätte Kepler ruhig etwas schneller zum Ende kommen können. Aber im Großen und Ganzen ist die Geschichte überaus spannend geraten. Zu Beginn muss man allerdings ein Detail schlucken, und zwar dass ausgerechnet Erik Maria Bark die Hypnose durchführen soll. Wie bitteschön ist die Polizei aber an einen Hypnotiseur geraten, der bereits seit zehn Jahren nicht mehr praktiziert und der in keinerlei Verbindung zur Tat oder den Opfern steht? Da hätte sich eigentlich auch jemand anderes anbieten müssen. Das muss man also hinnehmen, damit die Geschichte überhaupt funktioniert. Und auch später, als Erik beginnt, in seiner Vergangenheit zu kramen, wundert man sich doch ein wenig, warum er erst als Zweites auf die nahe liegendste Person kommt, die für den Einbruch und die Entführung infrage kommt. Zwar erfährt man irgendwann, dass Erik die Erlebnisse rund um die Hypnosegruppe verdrängt habe, doch war dieses eine Erlebnis aus seiner Vergangenheit derart einschneidend, dass ich daran nicht glaube, dass er diese eine Person vergessen haben kann, wegen der er niemals wieder jemanden hypnotisieren wollte.

_Familienbande_

Personell führt Lars Kepler zahlreiche Charaktere ins Feld. Da wäre zum einen die Familie Ek, die bereits in der Eingangsszene einem Mörder zum Opfer fällt. Was sich in dieser Familie abgespielt hat, ist schier unglaublich und lässt einem beim Zuhören das Blut in den Adern gefrieren, denn auch wenn die ältere Tochter überlebt hat, so ist sie doch aus anderen Gründen längst innerlich gestorben. Die andere Familie, die bald in den Mittelpunkt der Geschichte gerät, ist die Familie Bark. Und auch in deren Haus verbergen sich einige Leichen im Keller. Der Vater Erik Maria hat seinen Job an den Nagel gehängt, nachdem etwas Einschneidendes in seinem Leben geschehen ist. Von seiner Frau Simone erfahren wir nicht viel mehr, als dass sie ziemlich eifersüchtig ist und ihren kranken Sohn wie ihren Augapfel hütet. Benjamin muss aufgrund seiner Krankheit jede Woche zur gleichen Zeit ein lebenswichtiges Medikament nehmen, doch da seine Entführung immer länger andauert, gerät er alleine schon aufgrund des Zeitfaktors in Lebensgefahr. Umso wichtiger ist es, dass Erik Maria schnell den Schuldigen aus seiner alten Hypnosegruppe findet, der für die Entführung infrage kommt. In der Rolle des sorgenden Vaters und gescheiterten Hypnotiseurs gefällt er sehr gut. Daneben verblasst Kriminalkommissar Joona Linna ein wenig, da er irgendwie immer nur „mitläuft“. Möglicherweise sind seine starken Szenen allerdings auch der für das Hörbuch erfolgten Kürzungen zum Opfer gefallen?!

_Beim Hören hypnotisiert_

Als Hörbuch funktioniert „Der Hypnotiseur“ sehr gut. Wolfram Koch agiert souverän als Sprecher und schlüpft gekonnt in männliche wie weibliche Rollen. Durch Atempausen und verschiedene Tonlagen bemerkt man eigentlich immer den Wechsel der einzelnen Figuren und weiß, wer gerade etwas zu sagen hat. Zwar beherrscht Koch nicht wie beispielsweise Harry Rowohlt oder Rufus Beck zig verschiedene Stimmen, dennoch überzeugte er mich mit seinem Vortrag. Zu spannenden und düsteren Geschichten gehören meiner Ansicht nach tiefe Männerstimmen, und da passt Wolfram Koch mit seiner dunklen Stimme natürlich gut ins „Beuteschema“. An einzelnen Stellen sorgen zudem softe Klavierklänge für eine düstere Atmosphäre, mit der Musik hätte man ruhig noch mehr spielen können.

Insgesamt gefiel mir das Hörbuch zum „Hypnotiseur“ sehr gut. Die Geschichte birgt zwar den einen oder anderen kleinen Logikfehler, dennoch baut sich kontinuierlich immer mehr Spannung auf, bis man schließlich völlig in der Erzählung versunken ist und die Welt um sich herum vergessen hat. Zum Ende hin schwächelt der Spannungsbogen etwas, doch kann man angesichts des ansonsten überzeugenden Debüts ganz gut darüber hinweg sehen. Von dem schwedischen Autorenehepaar wird man hoffentlich bald mal wieder etwas lesen bzw. hören.

|Download-Version mit 7:35 h Spieldauer|
[www.audible.de]http://www.audible.de

auch erschienen als:

|6 Audio-CDs mit 454 Minuten Spieldauer
Sprecher: Wolfram Koch
Originaltitel: Hypnotisören
ISBN-13: 978-3-7857-4373-7|
[www.luebbe.de/Hoerbuecher]http://www.luebbe.de/Hoerbuecher

_Unsere Rezension zur Buchfassung:_
[„Der Hypnotiseur“ 6797

Kathy Reichs – Tote können nicht reden (Virals 1)

Virals:

Band 1: „Tote können nicht reden“
Band 2: „Nur die Toten kennen die Wahrheit“
Band 3: „Jeder Tote hütet ein Geheimnis“
Band 4: „Exposure“ (ohne dt. Titel)

Als deutsches Hörbuch ist leider nur der erste Teil der Reihe erschienen.

Die Handlung:

Tory Brennan ist die Nichte der berühmten forensischen Anthropologin Tempe Brennan. Mit ihr teilt sie zwei Dinge: Den Instinkt für Verbrechen – und den unbedingten Willen, diese aufzuklären … Auf einer einsamen Insel findet Tory die vergrabenen Knochen eines vor etwa 30 Jahren verstorbenen jungen Mädchens. Torys Versuch, gemeinsam mit ihren Freunden die Identität des Mädchens zu lüften, erweist sich als gefährlicher als erwartet: Bei der Toten handelt es sich um die damals sechzehnjährige Katherine Heaton, deren Verschwinden nie aufgeklärt wurde. Die Spuren des Verbrechens reichen bis in die Gegenwart, bis in ein Labor, in dem wissenschaftliche Experimente mit dem gefährlichen Parvovirus vorgenommen werden. Tory und ihre Freunde infizieren sich mit dem Virus – und erlangen dadurch eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit, die ihnen bei ihren Recherchen zugutekommt. Denn der Mörder von Katherine Heaton tut alles dafür, dass das Verbrechen nicht ans Tageslicht gebracht wird … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ob Kathy Reichs gehört hat, dass John Grisham in seinem letzten Buch einen 13-Jährigen ermitteln ließ? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall hat jetzt auch Kathy Reichs ein Jugendbuch geschrieben und auch auf dem Terrain, auf dem sie sich auskennt. Ihre allseits bekannte und beliebte forensische Anthropologin Tempe Brennan konnte sie nicht verjüngen, aber eine Nichte konnte sie erfinden. Und so gibt es jetzt nach 13 Büchern, die immer wieder gern das Wort „Bones“ im Namen trugen, das erste Abenteuer, das ein jüngeres Publikum ansprechen soll.

Und das tut es auch. Mit einer Story, die auch ohne komplizierte und eklig genaue Schilderungen von Leichenverwesungen auskommt. Fast fühlte ich mich an die „Fünf Freunde“ erinnert, nur, dass es hier nur vier sind. Tory und drei Jungs. Alles intelligente Kinder von Wissenschaftlern, die zusammen auf einer Insel vor Carolina leben. Hier gehen sie gemeinsam auf Erforschungstouren in Gebiete, die verboten sind. Wohin auch sonst? Macht ja anderswo keinen Spaß.

Nachdem die Jugendlichen einen Hund, der getötet werden soll, aus einem Labor befreien und sich dadurch mit einem Virus anstecken, fügt Kathy Reichs ihrer Geschichte ein neues Element hinzu, das man nicht aus ihren vorangegangen Büchern kennt: Mystery. Denn ab jetzt haben die Teenager hundeähnliche Eigenschaften und schärfere Sinne. Und diese neuen Fähigkeiten helfen ihnen bei der Aufklärung eines jahrzehntealten Vermisstenfalls.

Sowohl die Sprache als auch das Verhalten der Teenager ist dem Alter angemessen und Reichs‘ Charaktere wirken sympathisch, sodass man gern mit ihnen auf Abenteuerjagd geht … wie mit den „Fünf Freunden“ auch … auf Kirren Island. Und auch junggebliebene Erwachsene haben hier viel Spaß und werden gut unterhalten, selbst wenn mir persönlich zu viel Werbung für Apple-Produkte gemacht wird und es ein wenig dauert, bis die Handlung Fahrt aufnimmt.

Wann das nächste Buch mit den vier Jugendlichen auf Deutsch erscheint, ist leider noch nicht bekannt, aber, „VIRALS – Töte können nicht mehr reden“ ist der Anfang einer Jugend-Serie, die einen guten Start hingelegt hat.

Das Hörerlebnis:

Anna Thalbach macht einen super Job. Gleich zu Anfang kann sie beweisen, dass sie spannend erzählen kann, um im Anschluss während einer Rückschau die Freunde vorzustellen. Das tut sie dann in einer Art und Weise, die den Hörer fesselt, obwohl eigentlich noch gar nicht allzu viel passiert. Und es dauert auch eine ganze Weile bis das Abenteuer in Schwung kommt.

Was das Skript hergibt, wird von Thalbach umgesetzt. Ihre Ausdrucksweise und Stimme passt sie den Umständen und Charakteren an. Gefühle und Spannung vermittelt sie hervorragend, und wenn sich Tory mit den Jungs unterhält, dann klingt es wirklich lebendig, authentisch und nicht platt vorgelesen. Hier erkennt man ihre schauspielerischen Fähigkeiten, die sie gekonnt einzusetzen weiß.

Alles in allem hat der Hörer die ganze Zeit das Gefühl, als würde Tory selbst die Geschichte erzählen.

Die Sprecherin:

Anna Thalbach, geboren 1973, liest so eindrucksvoll, dass die Geschichten beim Hören geradezu bildlich werden. 2008 hat sie den Deutschen Hörbuchpreis erhalten. Anna Thalbach lebt und arbeitet in Berlin. (Verlagsinfo)

Die Ausstattung:

Die sechs dem Cover entsprechenden und schlicht bedruckten CDs stecken in einem Jewel-Case. Das Booklet ist ein schwarzes Faltblatt, in dem ein paar Infos zu Autorin und Sprecherin zu finden sind.

Mein Fazit:

Der erste Jugendroman von Kathy Reichs bleibt hoffentlich nicht ihr letzter, denn der Versuch, eine neue Zielgruppe anzusprechen, hat prima geklappt. Spannend, jugendlich, clever und kurzweilig ist das Abenteuer der vier Freunde.

Anna Thalbach liefert hervorragend ab und fesselt den Hörer durch ihr schauspielerisches Können vor dem Mikrofon. Absolut zu empfehlen, nicht nur für die vom Verlag angepeilte Zielgruppe, auch erwachsene Freunde von Jugendliteratur hören hier gerne zu.

Gekürzte Lesung auf 6 Audio-CDs
Gesamtspielzeit: ca. 6:50 h
Originaltitel: Virals
Aus dem Englischen von Knut Krüger
Vom Verlag empfohlenes Hör-Alter: 13 – 15 Jahre
ISBN-13: 978-3837107753
www.randomhouse.de/cbjaudio

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Garth Nix – Listiger Freitag (Die Schlüssel zum Königreich 5) (Hörbuch)

Die Schlüssel zum Königreich:

„Schwarzer Montag“ (Die Schlüssel zum Königreich 1)
„Grimmiger Dienstag“ (Die Schlüssel zum Königreich 2)
„Kalter Mittwoch“ (Die Schlüssel zum Königreich 3)
„Rauer Donnerstag“ (Die Schlüssel zum Königreich 4)
„Listiger Freitag“ (Die Schlüssel zum Königreich 5)
„Mächtiger Samstag“ (Die Schlüssel zum Königreich 6)
„Goldener Sonntag“ (Die Schlüssel zum Königreich 7)

Garth Nix – Listiger Freitag (Die Schlüssel zum Königreich 5) (Hörbuch) weiterlesen

Hayder, Mo – Ritualmord (Lesung)

_|Jack Caffrey|:_

Band 1: [„Der Vogelmann“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1632
Band 2: [„Die Behandlung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1635
Band 3: [„Ritualmord“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5800
Band 4: „Haut“
Band 5: „Verderbnis“

Mit der Figur des Detective Inspector Jack Caffery hat sich Schriftstellerin Mo Hayder einen Namen gemacht. Ihre ersten beiden packenden Thriller rund um diese Figur fesselten rund um den Globus etliche Thrillerfans – was neben dem innerlich zerrissenen Jack Caffery vor allem Mo Hayders Talent für spannende und grausige Plots zu verdanken ist. Lange hat sie sich Zeit gelassen, bis sie mit „Ritualmord“ diese erfolgreiche Reihe fortgesetzt hat.

Noch immer hat Jack Caffery nicht mit einem dunklen Kapitel aus seiner Vergangenheit abgeschlossen. Obwohl Kinderschänder Ivan Penderecki im zweiten Band der „Caffery“-Reihe sein Leben lassen musste, macht Jack sich nach wie vor Vorwürfe, dass er einst vor 30 Jahren seinen Bruder nicht vor dem Kinderschänder hat retten können. Gleichzeitig beschäftigt ihn ein neuer Fall: Im Hafenbecken in Bristol wurde eine Hand entdeckt. Doch Polizeitaucherin Flea Marley kann keine zugehörige Leiche entdecken. Nach intensiver Suche wird allerdings eine zweite abgetrennte Hand gefunden – unter der Eingangstür eines Restaurants am Hafen.

Während ein Junkie in eine prekäre Lage gerät und um sein Leben fürchten muss, finden Caffery und Marley heraus, aus welchem Grund jemand eine abgetrennte Hand unter der Eingangstür zu seinem Restaurant vergräbt: Nach dem afrikanischen Muti-Zauber soll diese nämlich Gäste in das Restaurant hinein locken. Die Spur führt in die afrikanische Gemeinde, in der die Angst vor einem Dämon umgeht – der ideale Nährboden für jemanden, der Schutzzauber unters Volk bringen möchte, auch wenn andere Menschen dafür ihr Leben lassen müssen …

_Caffery zum Dritten_

Lange haben wir auf die Fortsetzung der „Caffery“-Reihe warten müssen. Doch hing die Messlatte nach den zwei nahezu perfekten Thrillern „Der Vogelmann“ und „Die Behandlung“ sehr hoch. Und leider schafft Mo Hayder es in keinster Weise, an dem Erfolg der beiden Vorgänger anzuknüpfen. Ihr „Ritualmord“ scheitert in nahezu jeder Hinsicht: Dass Jack Caffery nun immer noch nicht damit abgeschlossen hat, dass sein Bruder Ewan vor 30 Jahren spurlos verschwunden und einem Kinderschänder zum Opfer gefallen ist, wärmt Mo Hayder nun erneut auf, obwohl sie in ihrem Vorgängerband eigentlich einen halbwegs zufrieden stellenden Abschluss dieser Episode gefunden hatte. Doch Caffery leidet immer noch unter Schuldgefühlen, sucht wöchentlich den Straßenstrich auf, ohne dort aber die gewünschte Erlösung zu finden. Stattdessen trifft er sich mit dem sogenannten Walking Man, der ihm bei dieser Vergangenheitsbewältigung helfen soll. In diesem Handlungsstrang taucht Jack Caffery fast häufiger auf als in der eigentlichen Ermittlung. Doch so langsam mag man doch nichts mehr über den verschwundenen Ewan hören, sondern hofft darauf, dass Jack Caffery anfängt, nach vorne zu blicken und neu anzufangen.

Aber auch sein weiblicher Gegenpart ist mehr mit ihrem eigenen verkorksten Leben beschäftigt als mit der abgetrennten Hand. Vor zwei Jahren nämlich hat Flea ihre Eltern bei einem Tauchunfall verloren. Im sagenumwobenen Bushman’s Hole sind ihre Eltern versunken, und Fleas Bruder konnte nur hilflos zusehen, wie seine Eltern in den Tod gegangen sind. Kurioserweise konnten die Leichen ihrer Eltern allerdings nie geborgen werden. Aus diesem Grund schluckt Flea Marley nun auf Rat des besten Freundes ihres Vaters ein Mittelchen, um dadurch mit ihrer toten Mutter zu kommunizieren. Und tatsächlich trifft Flea auf ihrem Trip ihre Mutter, die ihr die Botschaft zukommen lässt, dass ihre Leichen bald gefunden würden, dass Flea aber verhindern soll, dass diese geborgen werden. Flea ist verstört, versteht sie doch den Wunsch ihrer Mutter nicht. Kurz darauf liest sie in einem Taucherforum von einem Ereignis in Bushman’s Hole, das genau zu der Vision aus ihrem Trip passt.

Eine gestörte Existenz als Hauptfigur in einem Spannungsroman ist der Thrillerfreund ja aus diversen Krimireihen bereits bestens gewöhnt, doch zwei nebeneinander gehen einem doch irgendwann gehörig auf die Nerven. Zudem haben beide Vergangenheitsbewältigungstraumata rein gar nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun. Und leider entwickeln beide Handlungsstränge Null Spannung, sondern lenken nur von den eigentlichen Ermittlungen ab.

Apropos Ermittlungen: Da waren ja schließlich noch die beiden abgetrennten Hände, die Teil eines afrikanischen Muti-Zaubers sind. Und dieser Zauber ist besonders mächtig, wenn die Körperteile von einem lebenden Menschen stammen. Also muss irgendwo noch jemand sein, dem zwei Hände fehlen. Und der Hörer weiß auch bereits, um wen es sich dabei handelt. Denn wir haben bereits den Junkie begleitet, dem erst ein wenig Blut abgezapft wurde und der schließlich vor der Wahl steht, jemand anderes ans Messer zu liefern oder selbst beide Hände zu verlieren. Eigentlich doch der perfekte Ausgangspunkt für einen packenden Plot, oder? Doch schafft Mo Hayder es leider überhaupt nicht, ihre eigentliche Geschichte so zu konstruieren, dass sie den Zuhörer fesseln könnte. Stattdessen verirrt sich Hayder in Nebenplots und führt nur lieblos den eigentlichen Handlungsstrang rund um die abgetrennten Hände zu Ende.

Man sollte eigentlich meinen, Jack Caffery und Flea Marley müssten sich ein wenig beeilen, da ihnen klar sein dürfte, dass sie den Handlosen eventuell noch retten können, doch sind beide mit ihrem eigenen Leben und ihren zahlreichen Problemen genügend beschäftigt. Immerhin kreisen sie dann schließlich doch den Schuldigen immer weiter ein. Leider nur nebenbei kommen sie irgendwann auf die richtige Spur und wissen dann, wo sie den Handlosen finden können. Hier kommt es immerhin noch zu einer Art Showdown, der für einige Minuten ein wenig Spannung produziert. Spannung, die bis einige Minuten vor Ende des Hörbuchs leider Fehlanzeige war.

Zwar versucht Mo Hayder krampfhaft, Gruseleffekte einzustreuen, indem sie einem lebenden Jungen beide Hände abschneiden lässt, doch ist dies kein Vergleich zu der Spannung, die sie in den ersten beiden „Caffery“-Thrillern erzeugt hat. Auch die Tatsache, dass der Hörer den Junkie in sein düsteres Verlies begleitet und weiß, dass er noch lebt, als Caffery seine Ermittlungen beginnt, sorgt nicht dafür, dass man mit dem Junkie mitfiebert und auf eine Art „Happy End“ hofft. Stattdessen verfolgt man relativ gleichgültig die Ermittlungen und lässt sich am Ende einfach überraschen, ob Caffery denn noch rechtzeitig im Verlies ankommen wird.

_Schade_

Dietmar Bär versucht mit seiner tiefen, brummigen Stimme ein wenig Atmosphäre in dieses dünne Kriminalstück zu bringen. Doch steht er dabei natürlich auf verlorenem Posten. Immerhin spricht er die männlichen Rollen recht überzeugend, nur bei Flea Marley gefiel er mir nicht ganz so gut, aber er hat eben auch nicht die richtige Stimmlage, um eine Frau zu sprechen.

Eigentlich hatte ich mich auf ein paar Stunden Hochspannung mit Jack Caffery gefreut, doch wurde ich bereits nach kurzer Zeit bitter enttäuscht. Der präsentierte Fall hat mich an keiner Stelle gepackt und auch Caffery als Hauptfigur entwickelt längst nicht mehr die gleiche Faszination wie noch in den ersten beiden Bänden. Da bleibt nur zu hoffen, dass Mo Hayder im vierten „Caffery“-Thriller die Kurve wieder bekommen hat …

|Download-Version mit 7:02 h Spieldauer|
[www.audible.de]http://www.audible.de

auch erschienen als:

|6 Audio-CDs mit 426 Minuten Spieldauer
Sprecher: Dietmar Bär
Originaltitel: Ritual
ISBN-13: 978-3-86604-913-0|
[www.randomhouse.de/randomhouseaudio]http://www.randomhouse.de/randomhouseaudio/index.jsp

_Mo Hayder bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Vogelmann“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2114
[„Die Behandlung“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2118
[„Tokio“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2075
[„Tokio“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2194
[„Pig Island“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2567
[„Die Sekte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3553
[„Die Sekte“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3636

Ralf Husmann – Vorsicht vor Leuten

Lorenz Brahmkamp wurde gerade von seiner Frau Katrin verlassen, und auch im Job läuft es nicht rund. Zu einem wichtigen dienstlichen Termin bei Neumillionär Alexander Schönleben kommt er mit riesiger Verspätung und vergeht sich dann auch noch vor dessen Haustür an den Blumen – ohne zu ahnen, dass Schönleben das live an den Überwachungskameras verfolgt hat. Doch Schönleben überspielt diesen Fauxpas Brahmkamps und empfängt den Gast mit offenen Armen. Im beschaulichen Osthofen möchte er einen Megapark eröffnen, und Brahmkamp, der bei der Stadt arbeitet, soll sich nun beim Joggen – Brahmkamp und Sport? Nie im Leben! – Schönlebens Pläne anhören und sich anschließend um die Baugenehmigung kümmern.

Wieder zurück in Schönlebens Villa will Lorenz Brahmkamp sich im Badezimmer frisch machen, wird dort aber von der attraktiven Frau Schönlebens in seiner uralten Schlangenunterhose erwischt. Wie peinlich. Doch Brahmkamp hat bereits anderes im Sinn: Von Haus aus selbst ein notorischer Lügner, wittert er hinter Schönlebens perfekter Fassade ebenfalls eine Täuschung. Da ist es Wasser auf seine Mühlen, als er in der Zeitung lesen muss, dass einer von Schönlebens angeblichen Investoren für den Megapark in Wahrheit pleite ist. Mithilfe des Internets deckt er weitere Lügen Schönlebens auf.

Was steckt hinter Schönlebens Millionen? Brahmkamp will es herausfinden und erkennt dabei die Chance, sein eigenes Leben wieder in erfolgreichere Bahnen zu lenken, indem er auf Schönlebens (überaus erfolgreichen) Zug aufspringt.

_Das kenn ich doch schon?!_

Lorenz Brahmkamp ist der geborene Verlierer. Er lügt sich durchs Leben, was schließlich auch Ehefrau Katrin dazu bewegt hat, ihren verlogenen Gatten eines Tages sitzen zu lassen. Im Job ist er unbeliebt und nicht gerade eine sehr zuverlässige Größe. Alle Menschen stößt er mit seinen Lügen vor den Kopf. Und das Einzige, das er seit der Trennung von Katrin hinzugewonnen hat, sind zehn überflüssige Kilos. Nicht gerade etwas, mit dem er Katrin zurückgewinnen kann. Diesen Typ Mann kennt man doch irgendwie, oder? Genau, nämlich aus sämtlichen Romanen von Tommy Jaud. Denn auch der greift sich grundsätzlich die eigentlich ganz sympathischen Verlierertypen heraus, die versuchen, sich irgendwie durch ihr chaotisches Leben hindurch zu wurschteln und nie um eine Notlüge verlegen sind. Brahmkamp ist ein Chaot, wie er im Buche steht, und durch seine ewige Lügerei und seine stete Unzuverlässigkeit müsste er einem auch total unsympathisch sein, dennoch wächst er einem irgendwie ans Herz. Man wünscht ihm, dass er endlich sein Leben in den Griff bekommen und Katrin zurückgewinnen möge.

Auch die Geschichte könnte durchaus aus Tommy Jauds Feder stammen, da sie absolut kurios und abgefahren ist. Brahmkamp wird nur durch einen Zufall – sein Chef ist an einer schweren Grippe erkrankt – zum neureichen Alexander Brahmkamp geschickt. Und genau in diesem erkennt Brahmkamp einen Seelenverwandten, denn schnell hat er durchschaut, dass auch Schönleben es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt. Schönleben wird aber zu Brahmkamps Chance, sein Leben wieder in die rechten Bahnen zu lenken. Doch natürlich ist auch dieser Weg gespickt von allerlei Stolpersteinen – sei es beispielsweise die zu eng gewordene Hose, an der dringend ein Knopf versetzt werden muss, sei es der Golfball, der Lorenz‘ Weg kreuzt, oder sei es ein gefährliches Wettschwimmen auf Mallorca, das Lorenz fast das Leben kostet. Die Geschichte ist alles andere als geradlinig, und das ist auch gut so, denn geradlinig wäre ja schließlich auch langweilig.

Die Witzdichte nimmt allerdings im Verlauf des Hörbuchs immer mehr ab. Zwischendurch streut Husmann zwar immer mal wieder ein paar witzige Anekdötchen ein, doch flacht die Geschichte immer mehr ab, bis man am Ende auf Mallorca eigentlich nicht mehr so recht mit Lorenz Brahmkamp mitfühlen mag. Das Ende plätschert dann schließlich ohne eine wirklich zündende Schlusspointe aus – schade, denn anfangs hat „Vorsicht vor Leuten“ sehr viel Potenzial und mit Lorenz Brahmkamp auch eine hervorragende zentrale Figur.

_Vortrag gelungen_

Dass Ralf Husmann immer wieder mit Tommy Jaud verglichen wird, liegt sicher auch daran, dass Christoph Maria Herbst beiden Autoren für deren Hörbücher seine Stimme leiht (mal abgesehen von Jauds neuestem Werk, das dieser selbst vorgelesen hat). Herbst ist für die chaotischen Charaktere beider Autoren genau der richtige Vortragende. Überzeugend und absolut authentisch liest er alle noch so abstrusen Szenen vor und erlaubt es uns, mit den Charakteren mitzufühlen, auch wenn deren Gedanken noch so abgefahren sind. Christoph Maria Herbst hat mich schon auf ganzer Linie überzeugt als Sprecher der Jaudschen Geschichten, und nun macht er auch bei Ralf Husmann einen perfekten Job. Weitere Effekte als Herbsts Stimme gibt es nicht, was aber auch nicht erforderlich ist, da der Sprecher mit seiner Stimme und Akzentuierung alleine vollkommen überzeugt.

_Vorsicht vor diesem Hörbuch?_

Insgesamt gefiel mir „Vorsicht vor Leuten“ durchaus gut. Der Beginn der Geschichte ist sehr viel versprechend, und insbesondere mit der Figur des Lorenz Brahmkamp kann Ralf Husmann punkten und einige abstruse Szenen abliefern. Doch leider plätschert die Geschichte im weiteren Verlauf des Hörbuchs ein wenig vor sich hin und endet dann recht unspektakulär. Christoph Maria Herbst weiß dagegen wie üblich durchweg zu überzeugen und verleiht Lorenz Brahmkamp seine angenehme Stimme, die einen gekonnt durch das gesamte Hörbuch trägt. Das vorliegende Hörbuch dürfte insbesondere etwas für Fans von Tommy Jaud sein, die die Wartezeit bis zu Jauds nächstem Werk überbrücken möchten, denn genau in diese Richtung schlägt auch Ralf Husmann, der mir bislang lediglich als Kolumnist für KulturSPIEGEL bekannt war. Sicherlich werde ich mir aber in nicht allzu ferner Zeit auch noch sein Debüt „Nicht mein Tag“, vorgelesen von Christoph Maria Herbst, zu Gemüte führen.

4 Audio-CDs mit 309 Minuten Spieldauer
Gelesen von Christoph Maria Herbst
ISBN-13: 978-3839810347
www.argon-verlag.de

Thomas Bleskin – Depeche Mode – Die Audiostory

Die Handlung:

Das erste Hörbuch zur Geschichte der erfolgreichsten Elektropop-Band der Welt! Sie haben eine der treuesten Fangemeinden aller Zeiten und verstehen es wie keine zweite Band, Popsongs mit experimenteller Elektronik zu verschmelzen, Musik sowohl für die Massen als auch für anspruchsvolle, kritische Ohren zu produzieren. DEPECHE MODE sind damit heutzutage einzigartig. Die Audiostory erzählt die bewegte Geschichte einer der einflussreichsten, beständigsten und erfolgreichsten Bands des Planeten. Ein umfassendes Feature mit vielen Originaltönen von DEPECHE MODE von 1980 bis heute.
(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Nachdem sich Thomas Bleskin im Jahr 2009 auf vier CDs die BEATLES vorgeknöpft hat, ist nun DEPECHE MODE dran, halb so lang und etwas preiswerter. Einen aktuellen Anlass gibt es 2011 auch, denn vor 30 Jahren ist ihre Single „Dreaming of Me“ erstmals in die Charts vorgestoßen. Das hat sie übrigens im März 2011 aufgrund eines Facebook-Aufrufs von Fans wieder geschafft, wenn auch nur für eine Woche.

„Ein umfassendes Feature mit vielen Originaltönen“ verspricht die Rückseite des Jewelcases und wer sich das Booklet anschaut, der wird feststellen, dass dies eine geschickte Formulierung für „Die Rechte waren uns zu teuer, wir haben die Stücke daher selbst nachgespielt“ ist. Das bedeutet, dass es schon Original-Töne gibt, was sich auf die Stimmen der Musiker bezieht, aber eben keine Original-Musik.

Entsprechend wurden die 29 Song-Stückchen, die im Booklet aufgeführt sind und immer mal zur passenden Zeit im Hintergrund einige Sekunden lang angespielt werden, von Jose María Bará aufgenommen. Der ist spezialisiert auf 80er-Jahre Cover-Versionen, im Speziellen von Depeche Mode. Für die Aufnahmen dieser CDs hat er auf authentische Musikinstrumente zurückgegriffen. Des Weiteren wurden drei Stücke von Decades und ein Stück von Stefan Leukert nachgespielt. Dass die Musikstückchen nicht original sind, hört der Fan auch sofort am Sound, ähnlich ja, original nein. Da sie aber nur wenige Sekunden dauern, ist das zu verschmerzen. Zwar gibt Bleskin an, dass er Instrumentalversionen der Songs zur Untermalung des Kommentars haben wollte, aber die Originalsongs von DEPECHE MODE bieten alle auch die wenigen gesangsfreien Sekunden, die man gebraucht hätte.

Vorgetragen wird das „biographische Feature“ vom Autor Thomas Bleskin selbst. Es klingt irgendwie wie eine Radiosendung, in der ein Sprecher die Lebensgeschichte einer Band vorliest. Mit einer leicht schmatzenden aber nicht unangenehmen Stimmfarbe trägt Bleskin das vor, was er zusammengesammelt hat. Die langen Sprechpausen, die er dabei teilweise einlegt, wirken manchmal etwas störend. Und immer mal wieder werden die nachgespielten DEPECHE-MODE-Songs zum Text passend ein paar Sekunden angespielt.

Die Bandmitglieder kommen hier und da im Originalton auch ein paar Sekundenbruchteile zu Wort (von wann die Interviews sind und von wem sie geführt wurden, ist nirgendwo angegeben), bevor sie dann von deutschen Synchronstimmen übertönt werden.

Zur Verdeutlichung der Textinhalte werden einige Auszüge von Silke Nauschütz in der deutschen Übersetzung vorgelesen. Das macht sie dann mit einer seltsamen und zum Teil völlig bedeutungsfremden Betonung, als würde sie Sonderangebote im Supermarkt vorlesen, begleitet von hektischem und lautem Einatmen. Warum sich der Autor hier für eine Frauenstimme entschieden hat, kann ich nicht nachvollziehen.

Die beiden CDs tragen laut Booklet eigene Bezeichnungen, was wohl zur besseren zeitlichen Orientierung des Hörers führen soll. Wer aber schnell zu einer bestimmten Information gelangen möchte, der darf länger suchen, denn die 18 Tracks haben keine Namen. Das Hörbuch ist offenbar darauf ausgelegt, am Stück gehört zu werden, um dann in der Vitrine neben die DEPECHE-MODE-Sammlung gestellt zu werden.

Das „biographische Feature“ beginnt natürlich mit den Anfängen der Band, springt dabei aber immer mal wieder in der Zeit hin und her. Erst später wird die Chronologie dann eingehalten, wenn der Autor über die Entstehungsumstände der einzelnen Alben berichtet.

CD 1: Vom Synthiepop zum Industrialsound – Depeche Mode in den 80ern

Hier erzählt der Autor davon, wie die Band zusammengefunden hat und was die Jungs sonst noch so gemacht haben, neben der Musik. Vom ersten Konzert als „Composition of Sound“ vor einer Handvoll Zuhörer bis zum ersten Top-10-Hit „Just Can’t Get Enough“.

CD 2: Modemania und Comeback – Eine Kultband wird zur festen Größe

Auf dieser CD geht es um die Weiterentwicklung, weg von der Boyband, als die sie in Großbritannien immer angesehen wurden. Vom Industrial Sound zu wärmeren, menschlicheren Klängen ging es. Mit „Violator“ wollten sie dann eine neue Richtung einschlagen, wieder akustische Instrumente verwenden, neue Experimente starten. Auch die Drogenprobleme und die Überdosis von Gahan ist ein Thema. Stress und Depressionen werden ebenfalls angesprochen.

Als Abschluss der CD gibt es dann eine akustische Cover-Version von „Shake the Desease“ in voller Länge, die der Autor für eine der besten akustischen Coverversionen eines Depeche-Mode-Songs hält, die er je gehört hat. Ob der Hörer das auch so sieht, muss jeder für sich selbst beurteilen.

Wer ist denn eigentlich die Zielgruppe?

Diese Frage hat mich eine ganze Weile beschäftigt und ich weiß es immer noch nicht. Der Autor meint, dass man das Hörbuch „auf einer längeren Autofahrt“ prima hören kann und dem stimme ich absolut zu.

Der eingefleischte Fan aber wird nicht nur alle Infos bereits kennen, sondern auch die Originalmusik vermissen. Und die Wahrscheinlichkei, dass er sich das Hörbuch ein zweites Mal anhören wird, ist recht gering.

Der neutrale Musikinteressierte wird eventuell mehr Informationen bekommen, als er eigentlich haben wollte. Aber in 138 Minuten lassen sich eine Menge Infos unterbringen und das hat der Autor zweifelsfrei geschafft. Nur Musik gibts kaum bis gar nicht.

Der Autor und der Sprecher:

Thomas Bleskin, Jahrgang 1972, studierte Geschichtswissenschaften und Politologie an der Humboldt-Universität in Berlin. Seit 2000 produziert er als Redakteur und Sprecher Nachrichten und Korrespondentenbeiträge für die Deutsche Presse-Agentur. (Verlagsinfo)

Der Autor gibt den Sprecher. Außerdem treten auf:

Michael Herden als Dave Gahan
Ralph Guhlke als Martin Gore
Thomas Brockt als Andy Fletcher
Clemens Kurth als Alan Wilder
Jörg Ratzsch als Vince Clare
Uli Reitinger als Robert Smith

Die rezitierten Songtexte spricht Silke Nauschütz.

Die Ausstattung und das Booklet:

Das Hörbuch kommt auf zwei schlichten mit Schwarz bedruckten CDs in einem Jewelcase daher. Ein Faltblatt als Booklet verrät innen, welche Stücke für diese Aufnahme von den oben erwähnten Musikern nachgespielt wurden und wer sonst noch an diesem Hörbuch beteiligt war. Außerdem gibt es noch ein Foto der Band aus den 1980ern zu sehen.

Mein Fazit:

Wie der Autor schon sagt, ist dieses Hörbuch für eine längere Autofahrt bestens geeignet. Eingefleischte Fans finden hier aber nichts Neues, sodass es wohl beim einmaligen Hören bleiben wird. Dennoch ist das Hörbuch gut recherchiert und für Musikinteressierte bietet es kurzweilige und interessante Unterhaltung.

2 Audio-CDs
Gesamtspielzeit: ca. 2:18 h
ISBN-13: 978-3-7857-4399-7
www.luebbe.de
Die Musik von Jose María Bará auf YouTube: www.youtube.com/dx5
Decades bei MySpace: www.myspace.com/decadesmusics
Stefan Leukert bei MySpace: www.myspace.com/leukert

Der Autor vergibt: (3/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Wolfgang Hohlbein – Infinity: Der Turm

Die Handlung:

Der Turm, ein gewaltiges, äonenaltes Bauwerk, ist die letzte Bastion auf einer sterbenden Welt. Niemand kann mehr sagen, wer den Turm erbaut hat und welches Schicksal er für seine Bewohner bereithält. Der Turm ist allwissend, übermächtig und bedrohlich – auch für Prinzessin Arion, die Herrscherin über die Menschen und seltsamen Geschöpfe, die im Turm Zuflucht gefunden haben. Doch von außen droht Gefahr. Denn die Rebellen um den ungestümen Anführer Craiden, die abseits des Turms in einer archaischen Welt ihr Dasein fristen müssen, sind im Besitz einer Superwaffe. Mit deren Hilfe könnte nicht nur Arions Herrschaft gestürzt werden, sondern auch der Turm fallen. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Laut Verlag trug Wolfgang Hohlbein diese Geschichte 30 Jahre im Kopf mit sich herum, bis er endlich damit anfing, sie aufzuschreiben. Klingt episch, wenn er den Roman als „sein Schlüsselwerk“ ansieht und dramatisch, wenn er sagt, dass er „im Zentrum seines Schaffens stehen wird“. Wenn ich mir den Titel, das Cover und all diese Aussagen betrachte, werde ich irgendwie an Stephen King erinnert, dessen Dark Tower-Romane ja auch eine sehr lange Zeit in der Mache gewesen sind und für King einen ähnlichen Stellenwert haben.

Verwirrt und verwundert war ich … eigentlich von Anfang bis Ende. „Infinity – Der Turm“, von wegen. Infinity ist nicht der Name des Turms. Es ist der Name der Prinzessin, die in dem Turm wohnt, aber eigentlich heißt sie Arion, vielleicht aber auch Gea, denn darauf deutet einer der Handlungsfäden irgendwie hin, ohne das aber aufzulösen. Und der Turm heißt R’Achernon und ist eigentlich kein echter Turm, sondern ein großer Compter, der telepathisch begabt ist … unter anderem. Ist das nun Fantasy, Sciencefiction oder Belletristik?

Erst freute ich mich darüber, dass es ohne viel Gerede direkt zur Sache geht und ich mitten in die Handlung geworfen werde. Aber irgendwie fühlte es sich an, als hätte jemand gleich zu Anfang ein Foto gemacht und würde dann Kapitel für Kapitel die einzelnen auf dem Bild gezeigten Personen erklären. Das bremst die Handlung ungemein, denn, bis endlich mal alle durcherzählt waren und der Fokus endlich wieder auf jemanden zurückkommt, an den man sich noch erinnert, hat man die Hälfte schon fast wieder vergessen … wenn man die Geschichte nicht am Stück hört … was bei einer Länge von über 23 Stunden wohl nur die wenigsten tun werden.

Bei einem Buch kann man Seiten querlesen, wenn die Geschichte nicht genug Dampf hat, bei einem Hörbuch ist man in diesem Fall dem Tempo des Sprechers ausgeliefert. Und wenn der nicht viel Spannendes zu berichten hat und ständig die Perspektive wechselt, dann kämpft man verwirrt mit dem Schlaf. Schlecht, wenn man dann beim Hören grad im Auto auf dem Weg zur Arbeit sitzt.

Ganze 17 Personen und Wesen werden im beiliegenden Booklet kurz vorgestellt, das gibt einen Hinweis darauf, wie das Verhältnis zwischen Charakteren und Handlung ist. Nach dem großen Atombombenangriff, mit dem Craiden am Anfang Infinitys/Arions/Geas? Turm eigentlich vernichten wollte, passiert erstmal zu lange nicht mehr umwerfend viel. Und das wird auch noch sehr stark in die Länge gezogen. Davon ab, dass der Autor die Charaktere wirklich viel reden und nicht wirklich viel handeln lässt.

Leider wird man am Ende des Buches auch nicht mit der großen Erleuchtung und Auflösung aller angehäuften Fragen beschenkt, sondern mit einem ungläubigen „Wie jetzt? Das wars?“ zurückgelassen. Ob es eine Fortsetzung geben wird, ist nicht bekannt, wie viele Leser eine solche lesen würden, auch nicht. Wenn Hohlbein den „Stephen King“ machen möchte mit diesem „zentralen Werk seines Schaffens“, dann werden sicher noch so einige Bücher folgen. Hätte der Autor im Vorfeld angekündigt, dass dies der Auftakt einer Serie ist, so hätte der Leser/Hörer das Ende verzeihen können, aber so … werden nicht wenige verärgert sein.

Das Hör-Erlebnis

Eine ungekürzte Lesung bekommt der geneigte Käufer selten angeboten, es sei denn, es handelt sich um exklusive Lesungen eines bekannten Downloadportals, „Harry Potter“ oder „Perry Rhodan“. Hier muss der Osterwold Audio Verlag von Sprecher, Autor und Geschichte schon sehr überzeugt gewesen sein, um das Risiko einer ungekürzten Lesung auf CD einzugehen.

Gert Heidenreich macht seinen Job ordentlich. Dass die Story ziemlich gestreckt und durch die ständigen Wechsel der handelnden Charaktere im Kopf nicht leicht aktuell zu halten ist, ist nicht seine Schuld. Heidenreich gibt jedem Charakter, so gut es eben bei der Masse an Figuren geht, einen Wiedererkennungswert, was ihm auch gut gelingt. Ob er nun den Turm selbst spricht, die Prinzessin oder ihren Berater in Mausform, immer spielt er mit seiner Stimmfarbe, sodass der Unterschied klar zu hören, aber nie nervig ist.

Auch die Stimmungen und Gefühle der Charaktere transportiert er gut ins Ohr des Hörers, wobei er hier manchmal zwischen zu ruhig erzählendem Märchenonkel und engagiertem Synchronsprecher hin- und herwechselt. Nie aber kommt das Gefühl auf, dass er hier nur seinen Job macht, weil er dafür bezahlt wird und ihm die Geschichte eigentlich egal ist.

Einer ungekürzten Lesung kann man am besten folgen, wenn es wenige Charaktere gibt, die viel erleben. Hier ist es leider genau andersrum. Wer also nicht viele Stunden am Stück hören kann oder möchte, der hat es jedes Mal wieder schwer, in die eigentliche Story zurückzufinden. Mit einem Blick ins Booklet weiß der Hörer zwar schnell wieder, wer hier wer ist, aber wo er ist und was er grad macht …

Da nützt auch die gute Leistung des Sprechers nichts, eine gekürzte Lesung hätte hier eine Menge Gutes tun können. Für die Spannung und Straffung der Handlung und die Entspannung und das Interesse des Hörers.

Der Sprecher

Gert Heidenreich ist ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Radiosprecher. Im Fantasy-Bereich ist bereits als Sprecher der „Herr der Ringe“-Trilogie aufgetreten. Auch den „Hobbit“ hat er komplett eingelesen. Des Weiteren hat er „Die Tränen der Wüste“, „Die Hexe von Portobello“ und „Handbuch des Kriegers des Lichts“ von Paulo Coelho gesprochen.

Die Ausstattung

Die 19 CDs stecken einzeln in weißen handelsüblichen Papierhüllen mit Sichtfenster, sind mit schlichtem Schwarz bedruckt und mit weißem Titel beschriftet. Eingeschweißt sind sie in einer Pappdeckel-Klappbox. Auf CD Nummer 2 meiner Ausgabe waren Fingerabdrücke und auch die Papierhülle dieser CD war leicht eingerissen.

Auch ein Booklet liegt der Box bei. Sechsseitig zum Auseinanderklappen bekommt der Hörer hier Kurzbeschreibungen zu wichtigen Personen und Wesen des Romans sowie Infos zu Autor und Sprecher.

Jeder der im Schnitt 19 Tracks pro CD ist etwa vier Minuten lang und als Bonus ist als letzter Track auf der letzten CD das Lied „Geas Traum“ der Gruppe SCHANDMAUL enthalten. Der Sänger der Band ist nach eigener Aussage ein langjähriger Fan von Wolfgang Hohlbein und hat sich bei seinen Texten schon öfter von ihm inspirieren lassen. Dieser Song soll nicht die letzte Zusammenarbeit der Band und Hohlbein sein.

Zusätzlich liegt der Box ein kurzes Verlagsprogramm bei.

Mein Fazit:

Episch ist dieses Hörbuch allemal, allein von der Länge her. Gert Heidenreich liest gut und bindet den Hörer über viele Stunden. Leider ist es nicht einfach, beim Hören den Überblick zu behalten, wenn so viel hin- und hergesprungen und ständig auf die Handlungsbremse getreten wird.

Für Freunde von Hohlbeins ausschweifendem Stil, die wissen, was auf sie zukommen kann, sicher empfehlenswert. Unbedarfte Hörer, die spannende und kurzweilige 23 Stunden verbringen möchten, könnten hier oftmals verwirrt werden und am Ende verärgert sein.

Ungekürzte Lesung auf 19 Audio-CDs
Gesamtspielzeit: ca. 23:14 h
Aufgeteilt auf 354 Tracks
Gelesen von Gert Heidenreich
ISBN-13: 978-3869520797

www.osterwold-audio.de

Der Autor vergibt: (3/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (3 Stimmen, Durchschnitt: 3,00 von 5)