Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Schlunze, Robert / Mignola, Mike / Merlau, Günter – Hellboy: Der Teufel erwacht 2 (Folge 4)

Folge 1: [„Saat der Zerstörung 1“ 5393
Folge 2: [„Saat der Zerstörung 2“ 5413
Folge 3: [„Der Teufel erwacht 1“ 5531

_Handlung:_

Giurescu ist zu neuem Leben erwacht und liefert sich einen erbarmungslosen Kampf mit Hellboy. Der rote Riese ahnt noch nicht, dass er bald demjenigen gegenüberstehen wird, der ihn einst aus der Hölle heraufbeschwor: Rasputin.

Doch die Gefahr lauert nicht nur in den Gewölben einer finsteren Burg. Hellboys Kameraden werden in teuflische Fallen gelockt und der Reihe nach ausgeschaltet. Jemand hat die Operation infiltriert und schickt sich an, der „Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Phänomene“ den Todesstoß zu versetzen …

_Meine Meinung:_

Teil zwei von „Der Teufel erwacht“ kann den hohen Standard des ersten Parts vollkommen halten. Auch hier wird auf ein langes Vorgeplänkel und ein Resümee der Vorgängerfolge verzichtet. Der Hörer befindet sich mit den Protagonisten sogleich im Geschehen, nachdem Hellboy sein typisches Intro zum Besten gegeben hat.

Rasputin, unvergleichlich gesprochen von Michael Prelle, entpuppt sich als skrupelloser Widersacher, der auch über die Leichen seiner Untergebenen geht. Die Schauspieler zeigen sich alle von ihrer besten Seite, auch wenn die Stimmverzerrung der Hekate die wunderbare Leistung von Elga Schütz eher mindert als den bedrohlichen Charakter der Göttin zu unterstreichen. Als Gaststar ist einmal mehr der Comedian Hennes Bender dabei, der dieses Mal einen Kopf im Goldfischglas verkörpert. Bei den Hörspielen von |Lausch| gibt es kaum eine Serie, die nicht die passende Rolle für den hörspielbegeisterten Entertainer hat. Marco Reinbold als neuer B.U.A.P.-Agent Leach mimt den Neuling zunächst etwas zu enthusiastisch, findet sich in seiner Rolle aber schnell zurecht. Erwähnt werden sollte unbedingt noch Dorothea Hagena, die als Baba Jaga zwar nur relativ kurz am Ende des Hörspiels auftaucht, aber die russische Hexe sehr eindringlich verkörpert.

Das Hamburger Hörspielorchester spielte die Musik von Günter Merlau gekonnt ein, und so bildet diese CD einen gelungen Abschluss der ersten |Hellboy|-Staffel, der Appetit auf die nächsten Titel macht. Das Cover der vierten Episode besticht abermals mit einer kunstvollen Illustration vom Erfinder der |Hellboy|-Comics, Mike Mignola. Leider konnte auch zu diesem Hörspiel kein eingehender Blick ins 14-seitige Booklet geworfen werden, doch kann der Leser versichert sein, dass die Macher von |Lausch| den Kunden nicht mit einer Besetzungsliste und den bisher erschienenen Folgen abspeisen.

_Fazit:_

„Der Teufel erwacht“ ist erneut eine fulminante Hörspieladaption eines Kultcomics. Die kraftvolle Stimme von Tilo Schmitz kommt im Hörspiel noch viel besser zur Geltung als im Film. |Lausch| brennt ein Actionfeuerwerk für die Ohren ab, das sich durchweg auf einem hohem Niveau bewegt.

_Besetzung:_

Spielbuch: Robert Schlunze nach den Comics von Mike Mignola
Regie und Produktion: Günter Merlau
Musik: Günter Merlau, eingespielt vom Hamburger Hörspiel-Orchester
Postproduktion und Sounddesign: Frieder Schölpple, Jens Pfeifer, Frederik Bolte

|Sprecher:|

Hellboy – Tilo Schmitz (Ron Perlman, Ving Rhames, Michael Clarke Duncan, Djimon Hounsou)
Krönen – Peter Woy
Abe Sapien: Joachim Tennstedt (Doug ‚Abe Sapien‘ Jones, John Malkovich, Mickey Rourke, Michael Keaton …)
Helmut Kurtz – Helmut Gentsch
Liz Sherman – Ranja Bonalana (Renée Zellweger, Selma Blair, Julia Stiles)
Tonbandstimme – Wolfgang Berger
Prof. Corrigan -Simone Ritscher
Koku – Peter Tabatt
Rasputin – Michael Prelle
I. Hauptstein – Katinka Springborn
Waller – Jürgen Holdorf
Von Klempt – Hennes Bender
Dr. Manning – Klaus Dittmann
Teufel -Klaus Robra
Nicholas – Günter Kütemeyer
Clark – Stefan Brentle
Baba Jaga – Dorothea Hagena
Llyod – Wolfgang Berger
Priester – Kurt Glockzin
Giurescu – Wolf Frass
Hekate – Elga Schütz

In weiteren Rollen: Bernd Hölscher, Wolfgang Berger, Frieder Schölpple, Janet Ivana Sunjic, Gerd Samariter, Nadja Grotefendt, Martin Schleiss, Roland Floegel und Martin Wolf

|66 Minuten auf 1 CD
Empfohlen ab 14 Jahren
ISBN-13: 978-3-939600-50-3|
http://www.merlausch.de
http://www.hellboymovie.com
http://www.cross-cult.de

_Florian Hilleberg_

Gaiman, Neil – Messerkönigin, Die (Hörbuch)

_Dass Neil Gaiman_ heutzutage einer der fantasievollsten und vielseitigsten Autoren ist, stellt keine große Neuigkeit dar. Auch seine Kurzgeschichtensammlung „Die Messerkönigin“ ist nicht mehr wirklich neu und hat mittlerweile schon etwa acht Jahre auf dem Buckel. Für seine |Lauscherlounge| hat nun Oliver Rohrbeck Gaimans skurrile Geschichten noch einmal eingelesen. Herausgekommen ist ein kurzweiliger Hörgenuss, der liebevoll inszeniert ist – ganz wie eine Hommage an den Autor höchstselbst.

Vereint werden auf insgesamt drei CDs sechs Geschichten, von der jede ihren ganz eigenen Reiz besitzt. Jede Kurzgeschichte wird von einem anderen Komponisten begleitet, von denen jeder zu ganz unterschiedlichen musikalischen Mitteln greift. So hat jede Geschichte, maßgeblich von der musikalischen Begleitung beeinflusst, ihren ganz eigenen Charakter.

_Die Geschichten_, die Neil Gaiman in „Die Messerkönigin“ zusammenträgt, sind ähnlich unterschiedlich und vielseitig wie die Musik der Hörbuchfassung. Teils lustig, fast immer schräg, teils melancholisch, teils düster – Gaimans Erzählungen sind ein Kaleidoskop unterschiedlicher Stimmungen, die er wunderbar pointiert einfängt.

In „Ohne Furcht und Tadel“ lässt Gaiman die betagte Mrs. Whittaker in einem Oxfam-Laden zwischen lauter Plunder den Heiligen Gral finden. Fortan bekommt sie deswegen Besuch von Galahad, seines Zeichens Ritter der Tafelrunde, der nichts unversucht lässt, Mrs. Whittaker per Tauschgeschäft den Heiligen Gral abzukaufen. Doch Mrs. Whittaker entpuppt sich als harte Nuss, die sich nicht so leicht um den Finger wickeln lässt …

In „Der Preis“ erzählt Gaiman die Geschichte eines Katers, der sich immer wieder des Nachts in mysteriöse Kämpfe verstrickt. Jeden Morgen finden seine Besitzer ihn mit neuen Verletzungen, bis sein Herrchen sich eines Nachts daranmacht herauszufinden, mit wem sich der Kater jede Nacht anlegt …

„Die Trollbrücke“ erzählt die Geschichte eines folgenschweren Paktes, den ein Junge aus der Not heraus mit einem Troll eingeht – in der Hoffnung, dass der Troll im Laufe der Jahre schon vergessen würde, seinen Preis einzufordern. Doch der Troll vergisst das Geschäft nicht so einfach …

„Charlotte“ dreht sich um eine mysteriöse Frau, über deren Bilder ein Fotograf seit seiner Jugend immer wieder stolpert. Die Frau – Charlotte – lässt ihn nicht mehr los, und er versucht immer wieder ihre Spur aufzunehmen – bis sie eines Tages vor ihm steht.

„Shoggoth’s Old Peculiar“ ist eine kleine Hommage an H. P. Lovecraft. Ein amerikanischer Rucksacktourist reist die britische Küste entlang und landet eines Tages in [Innsmouth, 424 wo er die Bekanntschaft einiger äußerst sonderbarer Gestalten macht …

„Der Goldfischteich und andere Geschichten“ dreht sich um die Traumfabrik Hollywood. Eine schöne, melancholische Geschichte um eine vergessene Stummfilmdiva, die ein britischer Autor aufstöbert, als er gerade in Hollywood verweilt, um seinen Roman in ein Drehbuch umzuwandeln.

_Gaimans Geschichten_ entpuppen sich auch dank der besonders gelungenen Inszenierung als wahre Kleinode der fantastischen Literatur. Oliver Rohrbeck liest die Geschichten ganz ausgezeichnet und erweckt sie dadurch so schön zum Leben, dass man das Hörbuch gerne auch noch ein zweites oder drittes Mal hören mag. Er greift die unterschiedlichen Stimmungen der Geschichten gut auf, liest gewitzt und bringt auch die einzelnen Charaktere der Geschichten sehr schön zur Geltung. Lesung und Musik sind vortrefflich aufeinander abgestimmt und kehren die Eigenarten der einzelnen Geschichten sehr schön heraus.

Gaiman selbst stellt mit „Die Messerkönigin“ ein weiteres Mal seine Vielseitigkeit unter Beweis. Egal welche Darstellungsform er wählt, ob Comic, Roman oder Kurzgeschichte, er brilliert in jeder Disziplin. Auch wenn ich mich häufig mit Kurzgeschichten schwertue und nicht so recht Zugang finde, bereitete mir „Die Messerkönigin“ größten Hörgenuss. Die Geschichten sind pointiert, hochgradig unterhaltsam und dabei durchaus spannend erzählt. Wer bislang noch gar nichts von Neil Gaiman kennt, für den dürfte „Die Messerkönigin“ ein sehr geeigneter Einstieg sein.

_Bleibt unterm Strich_ ein sehr positiver Eindruck festzuhalten. Gaimans Geschichten überzeugen wie üblich. Sie sind gleichermaßen schräg, düster und gewitzt. Die Hörbuchproduktion kehrt diese Vorzüge durch ihr gekonntes Zusammenspiel von Lesung und Musik wunderbar heraus. „Die Messerkönigin“ sei daher jedem Hörbuch-Freund ans Herz gelegt, ganz besonders auch denen, die bislang noch nichts von Neil Gaiman kennen und mit diesem Hörbuch einen wunderbar unterhaltsamen Einstiegspunkt finden.

|3 Audio-CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3746-0|

lauscher news


http://www.luebbe-audio.de

_Neil Gaiman auf |Buchwurm.info|:_

[„Mr. Punch“ 3976
[„Sandman: Ewige Nächte“ 3498
[„Sandman 1 – Präludien & Notturni“ 3852
[„Stardust – Der Sternwanderer“ 4336
[„Sternwanderer“ 3495
[„American Gods“ 1396
[„Anansi Boys“ 3754
[„Coraline – Gefangen hinter dem Spiegel“ 1581
[„Die Bücher der Magie 5 – Verlassene Stätten“ 2522
[„Die Bücher der Magie 6″ – Abrechnungen“ 2607
[„Die Messerkönigin“ 1146
[„Die Wölfe in den Wänden“ 1756
[„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“ 1363

Doyle, Arthur Conan / Wakonigg, Daniela – Sherlock Holmes Collectors Edition V

_Weitere spannende Abenteuer mit hervorragenden Sprechern_

Auf der fünften Zusammenstellung von Hörspielen der |Maritim|-Einzelreihe nach den Sherlock-Holmes-Geschichten Sir Arthur Conan Doyle findet der Hörer erneut knifflige Fälle aus der Feder von Dr. Watson, welcher die Abenteuer des Meisterdetektivs festgehalten hat. Da wäre die Geschichte um das verschwundene Pferd „Silberpfeil“ („The Adventure of Silver Blaze“, 1892), bei der |Maritim| von der häufigeren Übersetzung des Titels als „Silberstern“ abgewichen ist. Diese Änderung scheint nachvollziehbar, weil sich bei der Übersetzung von „Blaze“ mit „Pfeil“ die Verbindung zur Schnelligkeit des Rennpferdes förmlich aufdrängt. Die „Edition V“ versammelt neben dieser Geschichte auch eine Bearbeitung des Abenteuers „Der zweite Fleck“ („The Adventure of the Second Stain“, 1904) sowie „Die Internatsschule“ („The Adventure of the Priory School“, 1904) in der wie üblich rot gehaltenen Editionshülle mit einem Filmfotoaufdruck, der einen grüblerischen Sherlock Holmes zeigt. Bei der Übersetzung des Ausdrucks „Priory School“ wich man möglicherweise des moderneren Sprachgebrauchs wegen von der gebräuchlichen Übersetzung als „Abtei-Schule“ ab.

Im Entführungsfall des Sohns des Herzogs von Holdernesse aus der besagten Internatsschule sind die Sprecher Christian Rode (Sherlock Holmes) und Peter Groeger (Dr. Watson) wieder in Hochform. Man fragt sich, wie Holmes es eigentlich so lange Zeit seines Lebens ohne seinen dienstbeflissenen Sidekick Watson ausgehalten hat, der gelegentlich eher wie ein Butler dargestellt wird denn als gleichwertiger Partner. Besondere Heiterkeit löst bei treuen Hörern inzwischen nicht nur Watsons „Aber Holmes!“, sondern auch dessen komische Verzweiflung angesichts der sprunghaften Launen des Meisterdetektivs aus. Doch wie immer sind in diesen Hörspielen der „Collectors Edition“ zahlreiche weitere bekannte Stimmen vereint. Mit dem Schauspieler Michael Habeck (u. a. „Der Name der Rose“, „Alarm für Cobra 11“), der als Schulleiter Dr. Huxtable überzeugt, hat man Holmes und Watson die deutsche Stimme von Danny deVito zur Seite gestellt. Auch Hans Georg Panczak, die Stimme des unehelichen Sohns des Herzogs, ist dem deutschen Publikum als ‚John Boy‘ oder ‚Luke Skywalker‘ bekannt.

Herausragend ist ebenfalls die Arbeit der Theater- und Filmschauspielerin Melanie Manstein, die bereits verschiedenen Serienstars ihre Stimme lieh und in „Der zweite Fleck“ die verzweifelte, jedoch kluge Lady Hilda spricht, die dem Detektiv mit ihrer scheinbar unmotivierten Handlungsweise und dem ihm suspekten weiblichen Wesen einige Rätsel aufgibt. So wird der berühmte Detektiv zu einem Fall hinzugezogen, der so delikat ist, dass die Veröffentlichung eines streng geheimgehaltenen und nun verschwundenen Schmähbriefes durchaus in einem europaweiten Krieg gipfeln könnte. Der Autor legte seinem Sprachrohr Dr. Watson eigentlich zu Beginn dieser Mischung aus Liebesdrama und Spionagegeschichte die Bemerkung in den Mund, dass Holmes sich bei der Veröffentlichung des Falles bereits aus dem aktiven Leben zurückgezogen hätte, um in Sussex Bienen zu züchten. Diese für Holmes-Freunde und seine „Biografen“ elementare Bemerkung ist leider den unvermeidlichen Kürzungen und Umstellungen für das Hörspiel zum Opfer gefallen.

Der aus den Serien „Tatort“ oder „Traumschiff“ sowie als Sprecher der Hörspielserie „Die drei ???“ und Stimme von Michael Douglas bekannte Schauspieler Volker Brandt gibt in „Der zweite Fleck“ und in „Silberpfeil“ einmal mehr einen engagierten, leicht überheblichen Inspektor Lestrade, der jedoch komplexe Zusammenhänge selbst in langen Textpassagen lebendig und überschaubar wiedergeben kann. Seine enge Zusammenarbeit mit Sherlock Holmes hat bereits Spuren hinterlassen. So erinnert seine Untersuchung des Teppichs, auf dem der ermordete Mr. Lucas aufgefunden wurde, stark an die Vorgehensweise des Detektivs. Tatsächlich hält der Urheber der Geschichten Lestrade für den hoffnungsvollsten und fähigsten aller Scotland-Yard-Inspektoren, als der er in der Hörspielserie nur selten dargestellt wird.

Wie üblich ist die Geräuschunterstützung eher sparsam gehalten. Kurze jazzige Einleitungen stimmen auf die Geschichten ein. Sie sind ebenso charakteristisch für Übergänge und den Ausklang. Abgesehen davon werden geheimnisvolle Stimmungen durch Windgeheul, Donner, Schritte und Türgeräusche heraufbeschworen. Das Pferderennen im Dartmoor wird demgegenüber jedoch mit einer lauten, pfeifenden und klatschenden Menschenmenge sowie Hufegetrappel unterlegt, das ruhig etwas deutlicher hätte hervortreten können. Im Moor in „Die Internatsschule“ wartet der Hörer aber vergeblich auf den einsetzenden Regen nach einem sich schier endlos hinziehenden Gewittergrummeln. Ein besonderes Schmankerl der Kollektion verbirgt sich aber unter Track 16 der CD „Silberpfeil“, auf dem man den Sprechern für ein paar Minuten bei der Arbeit zuhören kann und den Eindruck bestätigt findet, dass diese jede Menge Spaß dabei haben, der sich definitiv auf die Hörer überträgt.

Auf der fünften Zusammenstellung von Hörspielen der erfolgreichen Sherlock Holmes Einzelausgabe für die „Collectors Edition“ haben die Macher von |Maritim| sich für nur drei CDs entschieden, da die folgende Episode „Der Hund der Baskervilles“ („The Hound of the Baskervilles, 1901) auf zwei CDs erschienen ist und daher erst auf der Teil VI der Edition Platz gefunden hat. Der Preis ist dennoch mit 14,95 Euro für die Box gleich geblieben, was nicht völlig nachvollziehbar ist. Erneut vermisst man ein kleines Booklet. Von der Erscheinungsweise in relativ sperrigen Doppel-CD-Boxen wird der Verlag leider der Kontinuität der Sammlung zuliebe nicht mehr abweichen, auch wenn die komplette Edition aller Kurzgeschichten in Hörspielform, die sich die Macher als Ziel gesetzt haben, dann sehr viel Raum im CD-Regal beanspruchen wird. Daher heißt es „Platz schaffen“, denn wem die Serie bis hierhin gefallen hat, der wird die kommenden Boxen auch nicht missen wollen.

_Besetzung:_

|CD 1: Die Internatsschule|

Sherlock Holmes: Christian Rode (Christopher Plummer, Leonard ‚Spock‘ Nimoy, Telly ‚Kojak‘ Savalas)
Dr. Watson: Peter Groeger (Armin ‚Quark‘ Shimerman)
Dr. Huxtable: Michael Habeck (Oliver Hardy, ‚Barney Geröllheimer‘, ‚Ernie‘, Danny DeVito)
Mr. James Wilder: Hans-Georg Panczak (Mark ‚Luke Skywalker‘ Hamill)
Herzog: Norbert Gastell (Robert ‚Cornelius Fudge‘ Hardy, ‚Homer Simpson‘)
Miss Molly: Susanne Meikl
Mr. Hayes: Torsten Münchow (Brendan Fraser, Antonia Banderas)
Mr. Baines: Andreas Borcherding (Dan Shea)
Constable Bankkirk: Fritz von Hardenberg (Tim Allen)

|CD 2: Der zweite Fleck|

Sherlock Holmes: Christian Rode (Christopher Plummer, Leonard ‚Spock‘ Nimoy, Telly ‚Kojak‘ Savalas)
Dr. Watson: Peter Groeger (Armin ‚Quark‘ Shimerman)
Lady Hilda Hope: Melanie Manstein (Linda Park, ‚Fantaghiro‘)
Lord Bellinger: Michael Mendl
Lord Trelawney Hope: Michael Brennicke (Chevy Chase)
Contable McPherson: Tobias Lelle (Woody Harrelson)
Butler: Mogens von Gadow (Joe Pesci, Bob Hoskins, Sir Ian Holm)
Zeitungsjunge: Philipp Brammer (Giovanni Ribisi, Jason Priestley)
Sergeant: Manfred Erdmann (Mr. T)

|CD 3: Silberpfeil|

Sherlock Holmes: Christian Rode (Christopher Plummer, Leonard ‚Spock‘ Nimoy, Telly ‚Kojak‘ Savalas)
Dr. Watson: Peter Groeger (Armin ‚Quark‘ Shimerman)
Lestrade: Volker Brandt (Michael Douglas)
Colonel Ross: Christian Mey
Edith Baxter: Sabine Bohlmann (‚Maulende Myrte‘, ‚Maggie Simpson‘)
Ned Hunter: Gerhard Acktun (‚Smithers‘ in „Die Simpsons“)
Fitzroy Simpson: Fritz von Hardenberg (Tim Allen)
Silas Brown: Andreas Borcherding (Dan Shea)
Mr. John Straker: Michael Schernthaner (Woody Harrelson)
Mrs. Straker: Sabine Gutberlet
Constable McGregor: Norbert Gastell (Robert ‚Cornelius Fudge‘ Hardy, ‚Homer Simpson‘)
Stallbursche: Phillipp Brammer (Giovanni Ribisi, Jason Priestley)

|ISBN-13: 978-3-86714-052-2|
http://www.maritim-produktionen.de

_Ergänzend dazu:_

[„Sherlock Holmes Collectors Edition I“ 1950
[„Sherlock Holmes Collectors Edition II“ 2130
[„Sherlock Holmes Collectors Edition III“ 5375
[„Sherlock Holmes Collectors Edition IV“ 5530

Arentzen, Gunter / Tippner, Thomas – Fluch, Der (Die Schatzjägerin, Folge 1)

_Handlung:_

Jaqueline Berger ist passionierte Schatzjägerin und soll einen verfluchten Skarabäus wiederfinden. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Joyce La Fayette und ihrem Partner Bob Andrews begibt sie sich auf eine abenteuerliche Mission in Ägypten. Dort werden sie auch dank der umfassenden Recherchen Bobs schnell fündig, müssen sich aber gegen eine allzu eifrige Polizei zur Wehr setzen, denn ihre Aktionen sind alles andere als legal.

Doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuß, denn es gibt keinen Skarabäus. Die Italiener, die Jaqueline engagierten, wollten die Schatzjägerin nur testen und auf einen wirklich großen Coup vorbereiten, den die ehrgeizige Archäologin auch sofort annimmt. Eine mörderische Suche nimmt ihren Anfang …

_Meine Meinung:_

Mit „Die Schatzjägerin“ betritt die |Romantruhe| relativ unbekanntes Terrain im Bereich des Erwachsenenhörspiels, denn das Genre „Abenteuer“ wird bislang kaum angeboten. Ob es der Markt überhaupt verlangt, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Wünschenswert wäre es, denn zumindest „Die Schatzjägerin“ besitzt ein unbestrittenes Potenzial, das zu vergeuden wirklich schade wäre. Geschrieben werden die Romanvorlagen von Gunter Arentzen, der sich eines handlungsbetonten, leicht verständlichen Schreibstils bedient.

Für die Hörspielumsetzung zeigt sich Thomas Tippner verantwortlich, der Jaquelines Gefährten Joyce und Bob ein wenig aus ihrem Schattendasein befreit, das sie in den Romanen Arentzens zum Teil fristen müssen. Die Story besitzt deutliche Parallelen zu „Tomb Raider“ und „Indiana Jones“, was den besonderen Reiz dieser Hörspielserie ausmacht. Allerdings wird mit diesem Hörspiel das vor einigen Monaten erschienene Hörbuch „Wie alles begann …“, gelesen von der Hauptdarstellerin Marion von Stengel, ad absurdum geführt. Dort wird der Beginn der Karriere von Jaqueline Berger als Schatzjägerin geschildert, aber bis auf die Anfangsszene bietet die inszenierte Lesung lediglich dieselben Szenen, die im vorliegenden Hörspiel detaillierter und ausführlicher als Spielszenen vorliegen. Für Käufer, die erst mit dieser Folge die Abenteuerserie kennenlernen, stellt sich die berechtigte Frage, ob sich die Anschaffung des Hörbuches dann noch lohnt. Das dürfte lediglich für eingefleischte Fans, Komplettisten oder Hörbuchfreaks der Fall sein, alle anderen erhalten mit dem Hörspiel eine weitaus unterhaltsamere Version, die nur unwesentlich teurer ist.

Marion von Stengel, unter anderem die deutsche Stimme von Angelina Jolie in „Tomb Raider“ und „Mr. & Mrs. Smith“, war die optimale Wahl für die Rolle der Serienheldin und spricht ihren Part mit viel Coolness. Bob Andrews, Jaquelines Partner, wird von Mario Hassert gespielt, der bisweilen ein wenig überagiert, aber unterm Strich einen sehr überzeugenden Schatzjäger abgibt, ebenso wie Gabriele Wienand als Joyce La Fayette. Hörspielikonen wie Katja Brügger, Eckard Dux, Lutz Mackensy und Reent Reins machen das Hörvergnügen komplett.

So kann man getrost über einige Längen in der Handlung hinwegsehen. Jaquelines Befreiungsaktion in Hongkong indes erweist sich als unnötig und soll vermutlich nur den Slogan „Spannend … exotisch … erotisch …“ rechtfertigen. Gerade die Erotik soll verkaufsfördernd wirken, wobei sich die Frage stellt, wie viele Käufer auf Sex in Hörspielen Wert legen? Hinzu kommen einige kleine Fehler im Text, denn Jaqueline spricht die wissenschaftliche Bezeichnung für Buche „sylvatica“ falsch aus und ihre botanikerfahrene Freundin behauptet sogar, dass sie für Rotbuche im Speziellen steht. Allerdings besteht ein vollständiger wissenschaftlicher Name immer aus zwei Begriffen: Dem Gattungs- und dem Artnamen. So lautet die korrekte Bezeichnung für Rotbuche „Fagus sylvatica“. Gewiss, eine kleine Haarspalterei, aber wenn man in einem solchen Hörspiel den Schein von Authentizität erweckt, sollte man sorgfältig mit derlei Informationen umgehen.

Wirklich gelungen ist die abenteuerliche Musik von Nils Jeners, die das richtige Indiana-Jones-Feeling weckt. Ein wenig ungünstig ist die Trackeinteilung ausgefallen, denn manchmal beginnt ein Track mitten im Satz, so dass sich ein Quereinstieg etwas erschwert. Das Cover zeigt die Originalillustration des Romans, gezeichnet von Urgucan Yüce. Das Layout passt hervorragend zur Serie und zeigt dem Hörer auch äußerlich, dass ihn hier etwas Neuartiges auf dem Hörspielmarkt erwartet.

_Fazit:_

„Der Fluch“ ist ein solide produziertes Abenteuer-Hörspiel mit hervorragend aufgelegten Sprechern und einem tollen Soundtrack. Leider besitzt die Story einige Längen und Ungereimtheiten, die den Hörspaß ein wenig trüben.

|64 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-940812-14-8|
Titelillustration von Urgucan Yüce|
http://www.romantruhe.de
http://www.g-arentzen.de

_Florian Hilleberg_

Salvatore, R. A. / Merlau, Günter / Elias, Oliver – Drizzt – Der gesprungene Kristall (Die Saga vom Dunkelelf 7)

_Inhalt:_

Als Berater der Zwergenstämme von Zehnstädte ist der Dunkelelf Drizzt Do’Urden seinen neuen Freunden ein mächtiger Verbündeter geworden. Dennoch fehlt ihm die nötige Überzeugungskraft, das Zwergenvolk von der Bedrohung durch die Barbaren zu unterrichten. Erst mit Hilfe des Halblings Regis und dessen magischen Steins gewinnt er die Ohren der Bewohner von Zehnstädte und bereitet gemeinsam mit ihnen und seinem Gefährten Bruenor die Verteidigung vor.

In einer gewaltigen Schlacht gegen die vereinten Kämpfer der Barbaren gewinnen die Verteidiger schließlich den Frieden für Zehnstädte zurück. Lediglich Wulfgar, einer der mächtigsten Gegner dieses Angriffs, überlebt das fürchterliche Gemetzel und bleibt fortan in der Obhut Bruenors.

Doch die Zwerge und ihr Reich bleiben auch weiterhin nicht von Gefahren verschont: Der abtrünnige Zauberlehrling Akar Kessel findet in der Verbannung im ewigen Eis eines der mächtigsten und lange vermissten Relikte der Oberwelt. Mit den Mächten des gesprungenen Kristalls droht Kessel, Zerstörung und Chaos über das Land zu bringen – und wieder ist es Drizzt, der den finsteren Mächten Einhalt gebieten soll …

_Persönlicher Eindruck:_

Mit der dritten Trilogie der Hörspielserie um den Dunkelelfen Drizzt Do’Urden bewegt sich die Handlung erstmals nahezu vollständig in der Oberwelt und führt den Protagonisten auf gänzlich neue Pfade. Bereits mit der ersten Episode, „Der gesprungene Kristall“ ist ein deutlicher Wandel in der Erzählatmosphäre zu spüren, der hier wirklich sehr schön und authentisch aus der Literaturvorlage von R. A. Salvatore transferiert wurde und dank der sehr lebendigen, abwechslungsreichen Präsentation sogar noch stärker herausgehoben wird als im kürzlich erschienenen Comic aus dem |Panini|-Verlag.

Die eigentliche Story büßt unterdessen jedoch keinesfalls an Spannung ein, selbst wenn das komplexe Familiengeflecht des Hauses Do’Urden zunächst einmal aus dem Plot verbannt wurde, um mehr Freiräume für die neuen Handlungsebenen zu schaffen. Letztere bringen jedoch gerade zu diesem Zeitpunkt, in dem die Gefechte aus der Unterwelt hinsichtlich ihres grundsätzlichen Potenzials langfristig in eine Sackgasse zu laufen drohten, etwas richtig Erfrischendes in die Story hinein, nicht zuletzt durch die Wahl vieler neuer Charaktere, die – Salvatore-typisch – sehr individuell und eigenständig beschrieben sind.

Zudem birgt die Story in „Der gesprungene Kristall“ sogar ein noch höheres Maß an Abwechslung, offenbart in den unabhängigen Erzählepisoden, die mehr oder weniger direkt mit dem Handeln Drizzts verknüpft sind und in der späteren Bedrohung durch den zerstörerischen Kristall wieder aufeinander zusteuern. Mit Bruenor, Wulfgar und Regis finden sich hierbei auch wieder entscheidende Personen, die in ihrer Darstellung den Gestalten aus der Welt der Dunkelelfen noch ein Stück weit überlegen sind und der Geschichte ein noch facettenreicheres Profil verpassen. In einschlägigen Kreisen wird in diesem Zusammenhang zwar gerne diskutiert, dass der Autor sich mit der Fortsetzung im Gebiet der Zwerge ein ganzes Stück vom Ursprung der „Saga vom Dunkelelf“ entfernt, doch insgesamt betrachtet wird gerade durch diesen sehr deutlichen erzählerischen Wandel erst klar, dass die Geschichte letzten Endes nur durch diese rapide Frischzellenkur eine weitere Entwicklung ermöglichen konnte, die in der Summe auch sehr erfreuliche Züge annimmt. Denn unbestritten ist das Szenenspiel in der Oberwelt noch lebendiger als in den finsteren Passagen in Drizzts einstiger Heimat.

Für die Hörspiel-Inszenierung war dies ebenfalls ein interessanter, aber auch notwendiger Schritt nach vorn, denn die Euphorie, welche die Handlung hier phasenweise ausstrahlt, hat nicht nur auf die Sprecher, sondern generell auf die positivere Stimmung der Präsentation abgefärbt. Die Ambitionen sind so deutlich wie eh und je zu spüren, aber irgendwie steckt eine ganz neue Leidenschaft in der Sache, die womöglich auf die rasanten Entwicklungen des Plots zurückzuführen sind.

Oder um es auf den Punkt zu bringen: Bevor inhaltlich bzw. darstellerisch überhaupt eine Spur von Stagnation auftauchen konnte, hat man den frischen Wind der Originalvorlage genutzt, um auch das Hörspiel auf eine neue Ebene zu hieven – und dort fühlt es sich insgeheim sogar noch wohler als in den finsteren Schächten der Unterwelt. Das vorläufige Fazit also: Die neue Trilogie, ausgehend von diesem zwar nicht ganz so opulent inszenierten, dafür aber mindestens ebenso mitreißenden Auftakt, ist das bisherige Highlight des |Lausch|-Ausflugs in die Fantaasy-Welten von Signore Salvatore!

_Die Inszenierung:_

|Es spielen und sprechen:|

Tobias Meister, Uwe Hügle, Annabelle Krieg, Gerd Samariter, Ronny Schmidt, Helmut Gentsch, Oliver Elias, Bernd Hölscher, Klaus Dittmann, Peter Woy, Klaus Robra, Jens Pfeifer, Konrad Halver, Roland Floegel, Wolfgang Berger, Günter Merlau, Philipp Otto, Frieder Schölpple, Frederik Bolte, Katinka Springborn, Patrick Holtheuer, Willy Kniep, Thomas Birker, Olaf von der Heydt

Spielbuch: Oliver Elias
Produktion, Regie & Musik: Günter Merlau
Sounddesign & Aufnahmen: Frederik Bolte, Frieder Schölpple, Jens Pfeifer
Layout & Gestaltung: Oliver Graute
Illustration: Tim Seeley, Todd Lockwood, Oliver Graute

|78 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3939600213|
[Verlagsspezial]http://www.merlausch.de/index.php?option=com__content&task=view&id=201&Itemid=1
http://www.merlausch.de/

_Die bisherigen drei Staffeln der Serie auf |Buchwurm.info|:_

Folge 1: [„Der dritte Sohn“ 2978
Folge 2: [„Im Reich der Spinne“ 3055
Folge 3: [„Der Wächter im Dunkel“ 3082
Folge 4: [„Im Zeichen des Panthers“ 4458
Folge 5: [„In Acht und Bann“ 4422
Folge 6: [„Der Hüter des Waldes“ 4488
Folge 7: [„Der gesprungene Kristall“ 5330
Folge 8: [„Die verschlungenen Pfade“ 5396
Folge 9: [„Die silbernen Ströme“ 5431

_Mehr von R. A. Salvatore auf |Buchwurm.info|:_

|Graphic Novels:|

[„Heimatland“ 2498 (Forgotten Realms – Die Saga vom Dunkelelf 1)
[„Exil“ 2843 (Forgotten Realms – Die Saga vom Dunkelelf 2)
[„Der gesprungene Kristall“ 4440 (Die Saga vom Dunkelelf 4)
[„Die silbernen Ströme“ 4497 (Die Saga vom Dunkelelf 5)
[„Der Dämon erwacht“ 4874 (Dämonendämmerung 1)

|Bücher:|

[„Die Invasion der Orks“ 476 (Die Rückkehr des Dunkelelf 1)
[„Kampf der Kreaturen“ 715 (Die Rückkehr des Dunkelelf 2)
[„Die zwei Schwerter“ 2530 (Die Rückkehr des Dunkelelf 3)

Stevenson, Robert Louis / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – Leichendieb, Der (Gruselkabinett 27)

_Debenham, 1849:_ Vier Männer sitzen regelmäßig in der Gaststube „George“, trinken etwas und unterhalten sich – der Wirt Dick, der Leichenbestatter Alfred, der junge Robert und Fettes. Fettes ist ein heruntergekommener Schotte, über dessen Herkunft niemand etwas Genaues weiß und der sich allabendlich dem Rum ergibt. Die Freunde ahnen nur, dass er medizinische Kenntnisse besitzt und nennen ihn scherzhaft den „Doktor“. Eines Abends erzählt der Wirt, dass ein Gast verunglückt ist und ein Arzt gerufen wurde, ein gewisser Dr. Macfarlane. Fettes erkennt in ihm einen alten, verhassten Bekannten und erzählt seine Geschichte:

Edinburgh 1829: Der junge Fettes studiert mit großem Ehrgeiz Medizin im zweiten Jahr und hofft, die freie Stelle des Hilfsassistenten bei Professor Knox zu erhalten, die sowohl Ansehen als auch gutes Geld mit sich bringt. Sein Freund Macfarlane, der Assistent des Professors, legt ein gutes Wort für ihn ein. Fettes erhält die Stelle, bei der er unter anderen nachts die für Forschungszwecke bestimmten Leichen entgegennehmen muss und die Verantwortung für den Anatomiesaal übernimmt.

Zu seiner Überraschung werden nicht nur, wie vom Gesetz vorgeschrieben, hingerichtete Menschen dafür hergenommen, sondern auch illegal ausgegrabene Leichen. Unwohl akzeptiert er die Sitte und schwört, darüber zu schweigen. Bald darauf aber wird ihm jemand gebracht, den er im Leben gut kannte und der unmöglich an einer natürlichen Ursache gestorben sein kann. Fettes ahnt, dass er einem grausigen Gewerbe auf die Schliche gekommen ist …

Die gleichnamige Erzählung von Robert Louis Stevenson lieferte die Vorlage für dieses überaus gelungene Hörspiel aus dem Hause |Titania Medien|, die 27. Folge der hochwertigen „Gruselkabinett“-Reihe.

|Gelungene Charaktere|

Im Mittelpunkt steht Fettes, der undurchsichtige Schotte, der zum ersten Mal anderen Menschen sein trauriges Schicksal erzählt. Der junge Fettes ist von ganz anderem Schlag als der alte Trunkenbold, ein hübscher, aufgeweckter Mann mit großem Ehrgeiz und einer außerordentlichen Begabung für die Medizin. Obwohl eigentlich zu unerfahren für den Posten, erhält er die Stelle, da in ihm großes Potential gesehen wird. Als Fettes erfährt, dass die Leichen für die anatomischen Studien illegal beschafft werden, regt sich sofort sein Gewissen, doch andererseits versteht er die Argumentation, dass die jährlich zehn Hingerichteten nicht ausreichen, um die Institute zu versorgen. Der Gipfel ist jedoch erreicht, als er ahnt, dass nicht nur Leichen ausgegraben, sondern womöglich auch Lebende nur für den Seziertisch getötet werden. Fettes‘ Schicksal ist bewegend und beängstigend zugleich; er ist Mitwisser und Mittäter wider Willen, eine gequälte Seele, die in grauenvolle Machenschaften verwickelt wird.

Sein charismatisches Gegenüber ist der ebenfalls noch junge Macfarlane, ein eleganter Mann, dessen Freundschaft zu Fettes fast homoerotische Anklänge birgt. Souverän und selbstsicher, wie er ist, vertraut Fettes seinen Handlungen und unterdrückt die eigene Unsicherheit. Umso desillusionierender ist für Fettes die Entdeckung, dass Macfarlane seine Bewunderung gar nicht verdient hat und zu abscheulichen Taten fähig ist. Der dritte wichtige Charakter ist der schmierige Gray, der ehemalige Vorgesetzte von Macfarlane, der ihn nach jahrelanger Suche wiedergefunden hat. Im Beisein des ahnungslosen Fettes lässt Gray eine ironische Spitze nach der anderen auf Macfarlane los und deutet an, dass er ihn erpresst. Gray ist ein aufdringlicher Unsympath, der sich auf Macfarlanes Kosten bewirten lässt und ihn offenbar gleichzeitig in der Hand hat – und Fettes, immer noch einigermaßen naiv, ahnt zunächst nicht, worum es sich dabei handelt.

|Dichte Atmosphäre|

Kaum jemand versteht es besser als R. L. Stevenson, eine unheimliche Stimmung in der Handlung zu erzeugen, und das Hörspiel setzt dies überzeugend um. Obwohl erst kurz vor Schluss ein übernatürliches Element eingebaut wird, läuft dem Hörer durchaus ab und zu ein Schauder über den Rücken. Dafür sorgt allein schon Fettes Aufgabe, nachts oder im Morgengrauen die Leichen entgegenzunehmen, die dann zerschnitten und an die Studenten verteilt werden. Die gruseligsten Momente erlebt man auf einer nächtlichen Fahrt auf einen Friedhof, aber schon lange zuvor hat den Hörer der fatale Verlauf der Handlung in seinen Bann gezogen. Ganz automatisch verbündet man sich mit dem sympathischen, unbedarften Fettes, dessen Erscheinung in so krassem Gegensatz zu seinem aktuellen Auftreten zwanzig Jahre danach steht. Obwohl man weiß, dass Fettes das grauenvolle Abenteuer zumindest überlebt, ist man gespannt, was ihm in seiner Zeit als Hilfsassistent alles widerfährt und wer aus seinem Umfeld möglicherweise sterben muss.

Interessant ist außerdem die Einbindung von Professor Knox, den es tatsächlich geben hat, ebenso wie den kurz von Macfarlane erwähnten hingerichteten Mörder William Burke. Burke ermordete 1827 und 1828 zusammen mit einem Komplizen siebzehn Menschen, um sie anschließend als Anatomieleichen zu verkaufen – vor allem an den bis dato hochangesehen Professor Knox, der daraufhin seine Stelle als Kurator des Anatomiemuseums verlor. Bekannt wurden diese Taten als West-Port-Morde, und der Leichenräuberei wurde mit einem neuen Gesetz von 1832 ein Ende gemacht, da von nun an auch von den Angehörigen freigegebene Leichen verwendet werden durften.

Ab und zu wird die Handlung dezent im Hintergrund mit leiser Musik untermalt, vor allem bei den Szenen, die in Gaststätten spielen, was das Hörspiel besonders authentisch wirken lässt. Gegen Ende auf der Friedhofsfahrt wird die Musik etwas dramatischer, aber nie so laut, dass sie die Dialoge übertünchen würde.

|Sehr gute Sprecher|

Alle Mitwirkenden liefern eine sehr gute Leistung ab. Michael Pan spricht sowohl den jungen als auch den älteren Fettes, und das beides sehr überzeugend. Als älterer Mann ist seine Stimme scheinbar stark vom Alkohol angegriffen, er wird rasch laut im Gespräch und poltert los und wirkt sehr glaubwürdig als Trunkenbold. Der junge Fettes besitzt zwar ebenfalls eine leicht kratzige Stimme, spricht aber viel melodischer, und Pan überzeugt hier als junger, etwas nervöser Mann, der leicht die Fassung verliert. Pans Stimme kennt man übrigens vor allem als Lt. Commander Data aus der Serie „Star Trek – The Next Generation“ oder als deutsche Ausgabe von Martin Short. Pan ist übrigens der Vater von Synchron-Legende David Nathan (Christian Bale, Johnny Depp, zahllose Hörbücher). Hans-Werner Bussinger spricht Professor Knox und verleiht ihm die notwendige autoritäre Ausstrahlung, die keinen Widerspruch seitens Fettes duldet. Bussinger kennt man u. a. aus Nebenrollen bei „Bibi Blocksberg“ und „Benjamin Blümchen“ sowie als Synchronstimme von Lee Majors in „Ein Colt für alle Fälle“, als Titelfigur in „Quincy“ und als Stimme von Michael Ironside oder Jon Voight

Herausstechend in jeder Hinsicht ist Wilfried Herbst als der unangenehme Gray. Seine Stimme ist bekannt als Sekretär Pichler bei „Bibi Blocksberg“ und „Benjamin Blümchen“, aber auch als Synchronisation von Mr. Bean alias Rowan Atkinson. Herbst besitzt eine sehr variable, hohe Stimme, die mal penetrant schrill und mal einschmeichelnd-sanft klingt. Dabei bewegt sich Herbst hart an der Grenze des Erträglichen und wirkt mitunter übertrieben und fast unfreiwillig komisch; obgleich er seine Sache sehr gut macht, ist es von Vorteil, dass er nur einen recht kleinen Part im Hörspiel einnimmt.

|Kaum Schwächen|

Einziges Manko ist die etwas zu ausführlich geratene Rahmenhandlung zu Beginn der Geschichte. Anstatt dass Fettes nur andeutet, dass ihn schlimme Ereignisse mit Macfarlane verbinden, wird aus dem Dialog zwischen ihm und dem Arzt recht viel von den kommenden Geschehnissen ersichtlich. Vielleicht hätte man sogar am besten ganz die Begegnung zwischen den beiden gestrichen und Fettes einfach erzählen lassen. Auf jeden Fall wird zu viel von der Binnenhandlung vorweggenommen, was den Spannungsfaktor unnötigerweise ein wenig mindert. Dazu sei gesagt, dass in der Vorlage von Stevenson diese Andeutungen nämlich wesentlich subtiler sind: Hier spricht Fettes seinen früheren Freund nur ganz kurz an, und dieser verschwindet nach wenigen Worten, sodass der Leser kaum ahnt, worauf Fettes angespielt hat, und dessen Erzählung weniger vorhersehbar ist.

_Als Fazit_ bleibt eine hervorragende Umsetzung der gruseligen Vorlage von Robert Louis Stevenson mit sehr guten Sprechern und intensiver Atmosphäre. Schade ist nur, dass die Rahmenhandlung zu Beginn schon ein bisschen zu viel vorwegnimmt. Ansonsten eine uneingeschränkte Empfehlung für alle Freunde von unheimlicher Literatur; auch für jugendliche Hörer sehr gut geeignet.

_Sprecher:_

Fettes: Michael Pan
Macfarlane: Torsten Michaelis
Prof. Knox: Hans-Werner Bussinger
Gray: Wilfried Herbst
Robert: David Turba
Dick, Wirt: Ernst Meincke
Alfred, Totengräber: Frank Schaff
Skinner: Andreas Mannkopff
Jane Galbraith: Melanie Hinze

_Der Autor_ Robert Louis Stevenson wurde in Edinburgh geboren und lebte von 1850-1894. Zunächst studierte er Technik, später Rechtswissenschaft, widmete sich dann aber der Literatur. Er unternahm aus gesundheitlichen Gründen viele Reisen in südliche Länder, die ihn unter anderen zu seinen Abenteuerromanen inspirierten. Seine bekanntesten Werke sind „Die Schatzinsel“ sowie [„Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“. 2349

|Originaltitel: The Body Snatcher, 1884
Aus dem Englischen übersetzt von Harry Rowohlt
68 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3579-4|

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Wakonigg, Daniela – Mythos & Wahrheit: König Artus. Eine Spurensuche mit Musik und Geräuschen

König Artus: Legende, Sage, Mythos – oder doch nur ein Produkt der heroischsten Phantasien der britischen Zeitgeschichte? Daniela Wakonigg kommt der Legende mit wissenschaftlichen Ansätzen auf die Spur und setzt damit die spannende Reihe „Mythos & Wahrheit“ mit einem der weltberühmtesten und nach wie vor begeisterndsten Mythen überhaupt fort. Erwartungsgemäß nähert sich die Ideengeberin der Sache aber nicht mit der seligen Euphorie literarischer Werke, sondern auf analytischem, wenngleich kaum weniger überzeugtem Wege.

Dabei steigt Wakonigg aber erst einmal mit einem echten Tiefschlag ein und widerlegt die Thesen über die tatsächliche Existenz des Artus, wie er in den Sagen oftmals zitiert wird. Damit sind die Weichen für einen recht spannenden, nicht nur faktisch interessanten Monolog schon in den ersten Minuten gestellt – und in der Tat, dank des richtig starken Vortrags von Sprecher Bodo Primus entwickelt sich alsbald ein sehr eigenständiges, in dieser Form noch unbekanntes Bild der Artus-Legende.

Spannend ist das Ganze insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Darstellung zeigt, wie der Kult mittels fälschlicher historischer Dokumente entstand und stetig um weitere Fabeln erweitert wurde. Das Ganze beginnt mit der formellen Dokumentation des klassischen Artus-Abbilds, wird schließlich ergänzt mit den bekannten Inhalten um Merlin und Uther Pendragon und führt schließlich den Kult der Tafelrunde mit all seinen Nebenerscheinungen ein. Parzival und der Heilige Gral werden angeschnitten, die Sage um Sir Lanzelot und dessen verbotene Liebe aufgegriffen und natürlich auch der Mythos um das sagenumwobene Schwert Excalibur in die Erzählung eingebunden, wobei Primus in den Worten der Autorin schon recht überzeugend belegt, inwiefern Mythos und Scheinrealität hier ineinander übergehen und daher auch so effektvoll in die traditionelle, historische Literatur eingeflochten werden konnten.

Andererseits bringt dies natürlich in gewisser Weise eine seltsame Ernüchterung mit sich, da das Ganze wirklich gut recherchiert ist, damit aber umso deutlicher aufzeigt, warum der Mythos eben ein solcher ist und man ihn dergestalt auch hinnehmen muss. Dafür ist die Darbietung in Wort und musikalischer Untermalung wirklich stimmig und kann den phantasievollen Background rein atmosphärisch unterstützen. Da wird mittelalterliche Musik mit stimmungsvollen Geräuschen vermischt und die Legende genauso lebendig und ambitioniert interpretiert, wie es ihr Status verdient. Hinzu kommt der sehr gut aufgelegte Sprecher, der mit Begeisterung berichtet, aber dennoch den analytischen Unterton beibehält. Dies nimmt der Darbietung den sachlichen Beigeschmack, auch wenn es sich nach wie vor um ein größtenteils wissenschaftliches Projekt handelt, welches nicht bloß der puren Unterhaltung, sondern eher dem Infotainment zuzuordnen ist – und als solches funktioniert dieses knapp 70-minütige, sehr fundiert erzählte Hörbuch wirklich prächtig.

Man mag sich letzten Endes zwar immer noch nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden können, dass diese begeisternde, viel zitierte Sage nicht mehr ist als ein puzzleartig konstruiertes, langsam aufgestocktes Produkt der Phantasie ist. Doch nach der hier gebotenen Möglichkeit, ein ganzes Stück tiefer in den Mythos einzutauchen und zu begreifen, wo genau sich die Unterschiede zwischen Schein und Sein in diesem Klassiker verbergen, wird man doch irgendwie befriedigt. Einerseits wegen der sehr tiefgängigen Recherche, andererseits wegen der erstklassigen Darbietung. Mit dem dritten Teil ihrer „Mythos & Wahrheit“-Reihe ist Daniela Wakonigg daher auch das bislang beste Werk in dieser Serie gelungen!

|68 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-939932-05-5
Sprecher: Bodo Primus, Josef Tratnik, Hans-Gerd Kilbinger, Hans Holzbecher|
http://www.stimmbuch.de

_Mehr „Mythos & Wahrheit“ auf |Buchwurm.info|:_

[„Edgar Allan Poe“ 2933
[„Sherlock Holmes“ 3916

Schlunze, Robert / Mignola, Mike / Merlau, Günter – Hellboy: Der Teufel erwacht 1 (Folge 3)

Folge 1: [„Saat der Zerstörung 1“ 5393
Folge 2: [„Saat der Zerstörung 2“ 5413

_Handlung:_

Der Geschäftsmann Zinoo befreit, unter der Führung Rasputins, dessen Nazi-Gefolgschaft aus dem Eis, in dem sie eingeschlossen war: Ilsa Hauptstein, Helmut Kurtz und Leopold Krönen. Rasputin will mit Hilfe dieser Menschen den Vampir Giurescu zu neuem Leben erwecken, der in seiner Burg in Rumänien eine Kammer besitzt, mit der er sich von den schlimmsten Verletzungen und sogar dem Tod regenerieren kann.

Ilsa Hauptstein, Nazi-Offizierin und Geliebte des Untoten, findet den Leichnam Giurescus in einem Wachsfigurenkabinett in den USA und tötet dessen Besitzer kurzerhand. Dadurch wird die B.U.A.P. auf die Ereignisse aufmerksam und schickt ihre Feldagenten nach Rumänien, da drei Burgen zur Auswahl stehen, in denen Giurescu einst sein Unwesen getrieben haben könnte. Hellboy, der als Einziger allein operieren muss, ist natürlich der Glückspilz, der bei seiner Mission fündig wird.

Dass das neue Equipment, welches von einer Firma Zinoos hergestellt wurde, sich als unzuverlässig erweist und in den entscheidenden Momenten explodiert, macht die Einsätze nicht leichter. Wurde die Mission sabotiert? Hellboy stolpert bei seinen Ermittlungen mitten hinein in die Höhle des Löwen und steht bald dem wiedererweckten Giurescu gegenüber …

_Meine Meinung:_

Der Start der neuen Doppelfolge ist eine überaus gelungene Comic-Vertonung mit der entsprechenden Atmosphäre. Die Szenerie wurde insgesamt sehr düster gehalten und die Gegner Hellboys sind kompromisslose, bösartige Individuen, die keine Gnade kennen. Rasputin zeigt sich keineswegs geschlagen und reaktiviert seine einstigen Helfer.

Besonders eindrucksvoll ist die verzerrte Stimme Krönens gelungen. Weniger überzeugend klingt da schon Katinka Springborn als Ilsa Hauptstein. Die junge Schauspielerin wirkt in ihrem Bestreben, die Schurkin herrisch und cholerisch darzustellen, zum Teil sehr bemüht. Wolf Frass als Giurescu hingegen ist einfach brillant, und auch der Spielbuchautor Robert Schlunze überzeugt als der „Unmensch“ auf ganzer Linie, hat allerdings nicht wirklich viel Text. Dafür wurde auch hier eine originelle Stimmverzerrung eingesetzt, die sich wohltuend von dem dumpfen Organ der Dämonen in der Reihe |John Sinclair| unterscheidet.

In die Story wurde so ziemlich alles hineingepackt, was eine abgedrehte Horror-Action-Comic-Story braucht: Ein paar Nazi-Experimente, ein wenig transsylvanischer Vampirismus und die Gestalten der russischen und griechischen Mythologie vereinen sich in diesem Hörspiel zu einem düsteren Potpourri der Phantastik. Auf den ersten Blick, beziehungsweise den ersten Lauscher, mag diese Fülle an Ideen und Figuren zu viel anmuten, doch im Gesamtkonzept wirkt die Mischung überaus innovativ. Die Folge ist von unglaublicher Rasanz und die Handlung wird immer wieder durch die lockeren Sprüche Hellboys belebt. Nicht unerwähnt bleiben sollte der klangvolle Soundtrack, der das Geschehen perfekt untermalt.

Die kantigen Illustrationen Mike Mignolas passen hervorragend zu dem Stil der |Hellboy|-Hörspiele, die den Geist der Comic-Vorlage perfekt wiedergeben.

_Fazit:_

„Der Teufel erwacht 1“ ist ein Horror-Fantasy-Spektakel allererster Güte. Eine Top-Besetzung, ein flottes Drehbuch und eine stimmungsvolle Klangkulisse machen |Hellboy| zu einem Hörspiel, das sich auf dem Markt behaupten wird.

_Besetzung:_

Spielbuch: Robert Schlunze nach den Comics von Mike Mignola
Regie und Produktion: Günter Merlau
Musik: Günter Merlau, eingespielt vom Hamburger Hörspiel-Orchester
Postproduktion und Sounddesign: Frieder Schölpple & Frederik Bolte

|Sprecher:|

Hellboy: Tilo Schmitz (Ron Perlman, Ving Rhames, Michael Clarke Duncan, Djimon Hounsou)
Krönen: Peter Woy
Abe Sapien: Joachim Tennstedt (Doug ‚Abe Sapien‘ Jones, John Malkovich, Mickey Rourke, Michael Keaton …)
Helmut Kurtz: Helmut Gentsch
Liz Sherman: Ranja Bonalana (Renée Zellweger, Selma Blair, Julia Stiles)
Tonbandstimme: Wolfgang Berger
Prof. Corrigan: Simone Ritscher
Zinco: Peter Tabatt
Rasputin: Michael Prelle
I. Hauptstein: Katinka Springborn
Waller: Jürgen Holdorf
Hans Übler: Roland Floegel
Dr. Manning: Klaus Dittmann
Unmensch: Robert Schlunze
Leach: Marco Reinbold
Clark: Stefan Brentle
Hoffman: Achim Buch
Llyod: Wolfgang Berger
Priester: Kurt Glockzin
Giurescu: Wolf Frass

In weiteren Rollen: Martin Wolf, Konradin Kunze, Martin Schleiß, Carlheinz Heitmann, Gerd Samariter und Janet Ivana Sunjic

|67 Minuten auf 1 CD
Empfohlen ab 14 Jahren
ISBN-13: 978-3-939600-49-7|
http://www.merlausch.de
http://www.hellboymovie.com
http://www.cross-cult.de

_Florian Hilleberg_

Sherlock Holmes Collectors Edition IV

Auf den scharlachroten Spuren des Verbrechens

Seit einigen Jahren erscheinen in der Verlagsgruppe Herrmann in regelmäßigen Abständen neue CD-Boxen ihrer Hörspielfassungen der Abenteuer des weltbekannten Meisterdetektivs Sherlock Holmes. Auf der vorliegenden „Sherlock Holmes Collectors Edition IV“ vereinen die Macher einmal mehr drei spannende Kriminalfälle aus der Feder des englischen Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle. Die Wahl ist zudem auf drei Abenteuer gefallen, die einen guten Einblick in die persönlichen Beziehungen und Ansichten von Sherlock Holmes ermöglichen, welche man im Zusammenhang mit der von Watson beschriebenen eigenbrötlerischen Denkmaschine Holmes kaum vermutet. So erfährt der Hörer beispielsweise in „Eine Studie in Scharlachrot“ auf zwei CDs, wie sich Holmes und Watson kennengelernt und die Räume in der Bakerstreet bezogen haben. Dort werden sie schon bald gemeinsam in die Aufklärung des rätselhaften Mordes an Enoch Drebber verwickelt.

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Philip Steele – City of Light. Die Letzten Tage von Jim Morrison

Jim Morrison ist eine Legende, und das liegt unter anderem auch an seinem frühen Dahinscheiden. Der Lyriker und Frontmann der |Doors| starb 1971, mit nur 27 Jahren, unter mysteriösen Umständen in Paris. Seither ranken sich allerlei Theorien um sein Ableben – wenn man denn tatsächlich an seinen Tod glaubt. In regelmäßigen Abständen kursieren nämlich auch angebliche Morrison-Sichtungen. Er soll gar nicht tot sein, sondern auf einer Karibikinsel faul in der Sonne liegen. Wer’s glaubt …

Philip Steele – City of Light. Die Letzten Tage von Jim Morrison weiterlesen

Kilmister, Lemmy (Fraser, Ian) / Garza, Janiss / Semmelrogge, Martin – Motörhead\’s Lemmy – White Line Fever. Die Autobiographie als Lesung

Wenn man über Legenden spricht und sich dabei auf die hart rockende Szene beruft, ist die Zahl derjenigen, die hier wirklich diesen Status verdienen, weil sie ein Leben lang die raue Attitüde der Szene versprüht und gelebt haben, an ganz wenigen Händen abzuzählen. Keith Moon, Steven Tyler, Frank Zappa, Ritchie Blackmore, Bon Scott – die eigenwilligen, rebellischen Charaktere, die ihre Revolutionen innerhalb und außerhalb des Business lebten, sind mit der Zeit immer seltener geworden und heute nahezu ausgestorben bzw. kaum noch so authentisch wie die großen Namen der Sechziger und Siebziger.

Einer der wenigen noch verbliebenen Helden des genres hört auf den Namen Ian Fraser Kilmister, ist den meisten wohl besser unter seinem Rufnamen Lemmy bekannt, und verkörpert auch jenseits des 60. Lebensjahrs immer noch das, wofür dreckiger, ungehobelter Rock ’n‘ Roll steht. Mit seiner Autobiografie „White Line Fever“ hat Kilmister vor einiger Zeit auch abseits des musikalischen Treibens Akzente setzen könnte. Unverblümt berichtete er hier über seine frühen Eskapaden mit Alkohol und Drogen, seine magischen Begegnungen mit Personen wie Jimi Hendrix, aber auch über seine eigene Persönlichkeit und wie sie mit der Musik reifte. Bereits die erste Auflage heimste beste Kritiken ein und verhalf Lemmy ein weiteres Mal zu überschwänglichem Lob. Nun ist die Geschichte auf einem zweiteiligen Hörbuch auch vertont worden – leider aber auch sehr stark gekürzt.

Via |Nuclear Blast| – dort erschienen kürzlich auch die Biografien von |AC/DC|, |Metallica| und |Mötley Crüe| – wurde das Projekt nun als Doppel-CD veröffentlicht und dies mit Martin Semmelrogge in der Rolle des Vorlesers. Und genau hier stellt sich auch schon die prägnante Schwäche dieses Projekts dar: Semmelrogge bemüht sich innerhalb der immerhin knapp 160-minütigen Lesung durchgehend, selber den harten Kerl raushängen zu lassen, und unterlegt sein Vorhaben mit einer heroisch auf die Brust trommelnden Stimme, die aber über weite Strecken deutlich aufgesetzt klingt.

Inhaltlich wiederum ist die Kurzfassung der Biografie wirklich sehr gut gelungen. Die wichtigsten Punkte, welche die Persönlichkeit Lemmy betreffen, wurden ins Geschehen eingeflochten und überdecken weitestgehend die musikalische Karriere unseres Schützlings, von der die meisten Fans sowieso die groben Eckpunkte kennen. Gerade das Kapitel über Kilmisters Kindheit ist ziemlich aufschlussreich und detailliert aufgegriffen worden und punktet mit wirklich guter Unterhaltung, die lediglich von der pathetischen Intonierung Semmelrogges beeinträchtigt wird. Aber da die Themenauswahl gut ist und auch die Präsentation stimmt – zwischen den Kapiteln wird das Ganze mit |Motörhead|-Songs aufgefrischt – kann man am Ende doch noch darüber hinwegsehen, was aber einzig und allein daran liegt, dass die Geschichte des Bassisten und Sängers der schnellsten und lautesten Rock-’n‘-Roll-Kapelle der Welt so viel zu bieten hat, dass man auch die größeren Diskrepanzen mit der Vortragsweise in Kauf nimmt.

Summa summarum lohnt sich „White Line Fever“ aber dennoch nur für diejenigen, die noch nicht mit der Buchform der Lemmy-Autobiografie vertraut sind. Inhaltlich ist die Auswahl interessant, aber auch stark gekürzt, und da der Vortrag auch nichts Wesentliches herausreißt (hier sieht man dann auch Parallelen zu [„Justice For All: Die Wahrheit über Metallica“), 4018 ist das Ganze als Ergänzung weniger lohnenswert. Wer jedoch den Schmöker scheut und sich trotzdem ein wenig von Kilmisters persönlicher Geschichte unterhalten lassen möchte, der ist mit dem Hörbuch als Alternative ganz gut bedient.

http://www.nuclearblast.de
http://www.heyne-hardcore.de

Unsere Rezension zur deutschen Erstausgabe 2004 bei |Iron Pages|:
[„White Line Fever“ 954

Davenport, Neal / Göllner, Marco – Henkersschwert, Das (Dorian Hunter 2) (Hörspiel)

_Handlung:_

Dorian Hunter will zusammen mit dem Arzt Dr. Jerome Barrett die wahnsinnig gewordene Lilian Hunter nach London überführen. Doch zuvor lernt er die geheimnisvolle Coco Zamis kennen, die Dorian in eine Falle lockt. Coco ist eine Hexe und Mitglied der Zamis-Familie, die zu den Dämonen gehört und in Wien eine mächtige Institution darstellt. Bei ihnen ist auch Dorians Bruder Bruno Guozzi untergetaucht. Guozzi ist ein Untoter, ein Sauger, der Menschen das Leben aussaugt und sie als vertrocknete Hüllen zurücklässt.

Doch die Zamis-Familie, inklusive Bruno, hat die Rechnung ohne Coco gemacht, die sich in Dorian verliebt hat und beschließt, dem Dämonenkiller zu helfen. Doch Dorian sieht in der Hexe nur ein weiteres schwarzblütiges Wesen, das den Tod verdient. Er bringt sie in die Psychiatrie zu Lilian, während er sich bei dem Antiquitätenhändler Helnwein auf den Kampf mit der Zamis-Sippe vorbereitet …

_Meine Meinung:_

In dieser Folge nun beginnt Dorians Jagd auf seine Brüder, und mit Bruno Guozzi, genial verkörpert vom Skript-Autor Marco Göllner, nimmt die Dämonenjagd ihren Anfang. Die Sensation dieses Hörspiels ist allerdings der erste Auftritt von Coco Zamis, die einfach hervorragend und äußerst erotisch von Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie) gespielt wird, die es meisterhaft versteht, die unterschiedlichen Emotionen glaubhaft darzustellen. Auch Thomas Schmuckert liefert wieder einen überzeugenden Dorian Hunter und versteht es den kompromisslosen Charakter dieser Figur authentisch wiederzugeben. Nicht minder herausragend ist der Part von Hasso Zorn (David Kelly) als Helnwein. Michael „Lt. Commander Data“ Pan spielt Dr. Jerome Barrett als leicht naiven Psychiater, der mit den mysteriösen Gestalten um Dorian Hunter schon seine Schwierigkeiten hat.

Die Story ist im Vergleich zum Roman ein wenig verschachtelter. In Träumen wird bereits auf Dorians früheres Leben als Baron Nicolas de Conde verwiesen, der im Hörspiel von David Nathan (Christian Bale, Johnny Depp) gesprochen wird. Der Hexenjäger und Henker Equinus wird von Martin Semmelrogge verkörpert. Dessen Spiel ist noch besser als seine Darbietung als Vukujev in Folge eins. Um den zyklischen Charakter der Serie zu betonen, werden bereits die Secret-Service-Agenten Trevor Sullivan und Donald Chapman vorgestellt, die erstklassig von Konrad Halver und Frank Felicetti gesprochen werden. Allerdings wirken die zwei kleinen Szenen im Kontext ein wenig störend und überflüssig.

Die Musik ist stimmig und düster, an einigen Stellen leider wieder zu laut und aufdringlich. Gerade die Verführung Dorians durch Coco wurde zu ausschweifend dargestellt. Die Effekte sind dagegen von erster Güte, besonders das Ziehen des Henkersschwertes und das Abschlagen eines Kopfes wurden schaurig-schön in Szene gesetzt. Das Ende ist dem Macher wieder grandios gelungen, insbesondere die Überleitung zwischen dem Schlusssatz und der genialen Titelmusik von Joachim Witt passt wie die Faust aufs Auge. Leider gibt es die Single dieses Mal nicht als Bonustrack, und das abschließende Gespräch zwischen Trevor Sullivan und Donald Chapman, das als Appetizer auf die nächste Folge dienen soll, würde besser zum Beginn der Episode drei passen.

Die Titelgrafik von Mark Freier ist einfach perfekt. Der Künstler verleiht der neuen Hörspielserie einen ganz eigenen Anstrich und zeigt dem potenziellen Kunden bereits, dass es sehr viel düsterer zugeht als in den Hörspielen von |EUROPA|. Im Booklet selbst findet sich neben den Sprecher- und Produktionsinfos auch ein ausführliches Autorenportrait von Neal Davenport alias Kurt Luif, der die Romanvorlage schrieb.

_Fazit:_

„Das Henkersschwert“ ist eine erstklassig produzierte Fortsetzung, die den Zyklencharakter der Serie betont. Die Sprecher sind hochprofessionell und die Handlung ist düster, spannend und packend zugleich. Die Musik hört sich sehr stimmungsvoll an, wenngleich sie wieder häufig zu laut eingespielt wurde.

|70 Minuten auf 1 CD
Skript und Regie: Marco Göllner
Sprecher: Thomas Schmuckert, Martin Semmelrogge, Claudia Urbschat-Mingues, Till Hagen, David Nathan, Michael Pan, Iris Artajo, Hasso Zorn, Marco Göllner u. v. m.
Musik: MoorlandMusic, Gene Hunt, Marcel Schweder
Titelmusik: Joachim Witt
Titelillustration/Titelfoto/Titelgestaltung: Mark Freier
Empfohlen ab 16 Jahren
ISBN-13: 978-3-936558-62-3|
http://www.zaubermond.de
http://www.marcogoellner.de

_Florian Hilleberg_

Ruiz Zafón, Carlos – Spiel des Engels, Das

Nachdem Carlos Ruiz Zafón mit [„Der Schatten des Windes“ 2184 einen großartigen Roman und Weltbestseller geschaffen hat, der inzwischen schon in immerhin mehr als 30 Sprachen übersetzt wurde, liegt mit „Das Spiel des Engels“ nun der lang herbeigesehnte Nachfolger vor. Der Erwartungsdruck ist verständlicherweise enorm hoch, hofft der geneigte Leser doch zu Recht darauf, dass Zafón auch mit seinem zweiten Werk wieder so zu begeistern vermag wie mit seinem vorangegangenen Roman.

Wieder nimmt Carlos Ruiz Zafón uns mit auf eine Reise in das Barcelona vergangener Tage. Wieder dreht sich alles um die Magie der Bücher. Wieder tauchen die Buchhandlung Sempere und Söhne und der Friedhof der Vergessenen Bücher auf und wecken positive Erinnerungen an den „Schatten des Windes“.

Der junge David Martín verdient im Barcelona vor dem Bürgerkrieg seine Brötchen mehr schlecht als recht mit dem Schreiben von Schauergeschichten. Das Schicksal meint es nicht gut mit David: Sein schriftstellerisches Talent wird verkannt, die Liebe seines Lebens erfüllt sich nicht und er droht schon bald an den Folgen einer schweren Erkrankung zu sterben.

In ganz Barcelona scheint nur ein Mann an David Martíns Talent zu glauben: der mysteriöse Pariser Verleger Andreas Corelli. Corelli macht Martín ein unwiderstehliches Angebot, bei dem er sein Talent endlich voll zur Geltung bringen kann. Doch nachdem Martín sich auf das Angebot Corellis eingelassen hat, bringen ihn eine Reihe mysteriöser Ereignisse ins Grübeln, und er beginnt im Stillen, Corellis Motive zu hinterfragen. Doch steckt er auch schon mittendrin in einem unaufhaltsamen Strudel, der sein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen droht …

Zusammen mit Anna Gavaldas aktuellem Roman [„Alles Glück kommt nie“ 5414 dürfte „Das Spiel des Engels“ der Titel 2008 sein, den ich am meisten herbeigesehnt habe. Entsprechend hoch sind die Erwartungen, schließlich war „Der Schatten des Windes“ einer der großartigsten belletristischen Romane der letzten Jahre. „Der Schatten des Windes“ ist ein derart packender Roman, dass man ihn kaum aus der Hand legen mag. Man taucht tief in die Geschichte ein. Schicht um Schicht legt Zafón neue Facetten seiner Erzählung frei, und so geht von dem Roman eine Faszination aus, der man sich kaum entziehen kann.

„Das Spiel des Engels“ soll hier offensichtlich anknüpfen, trifft der Leser schließlich in Zafóns neuestem Werk einige altbekannte Figuren wieder: Señor Sempere und seinen Sohn in der Buchhandlung in der Calle Santa Ana, Semperes Kollegen Gustavo Barceló und nicht zuletzt den fantastisch anmutenden Friedhof der Vergessenen Bücher. Auch „Das Spiel des Engels“ dreht sich schließlich um die Magie der Bücher. Zafón bleibt seinem Thema treu.

Und so dauert es auch diesmal nicht allzu lange, bis man in die Geschichte eintaucht und Barcelona mitsamt Zafóns Protagonisten zum Leben erwacht. Schnell wird David Martín zum schicksalsgebeutelten Sympathieträger. Alles in allem durchaus vielversprechend.

Und doch ist mit diesem Buch alles so vertraut und anders zu gleich. Man taucht zwar schnell ein und ist bereit, sich von Zafón durch eine Geschichte leiten zu lassen, von der man keinen Schimmer hat, welche Richtung sie einzuschlagen vermag, dennoch schleicht sich bei „Das Spiel des Engels“ auch ein ungutes Gefühl mit ein. Mit „Der Schatten des Windes“ vermag Zafón den Leser tief im Innern zu berühren. „Das Spiel des Engels“ hat zumindest in mir trotz großer Sympathien für den Autor und seine Art, Geschichten zu erzählen, keine derartigen Gefühle ausgelöst.

Je weiter sich die Geschichte entwickelt, desto mehr scheint sie auch auf Distanz zum Leser/Hörer zu rücken. Zwar entwickelt sie sich höchst spannend, aber trotz der Sympathien für die Hauptfigur David Martín fühlt und leidet man längst nicht so intensiv mit, wie man dies noch bei „Der Schatten des Windes“ konnte.

Die Spannung wird hier vor allem von der Frage genährt, wer sich hinter Andreas Corelli verbirgt. Was will er von Martín? Was führt er im Schilde? Im Laufe der Geschichte passieren eine Menge Dinge, die Corelli immer wieder in einem höchst eigenartigen, teils mystischen Licht erscheinen lassen. Insgesamt entwickelt sich die Geschichte diesmal sehr düster – sehr viel düsterer als „Der Schatten des Windes“. Vor allem zum Ende hin, wo es teils sogar noch ziemlich blutig wird, dominieren die dunklen Töne das Geschehen.

Zu Zafóns vertrauten Romanzutaten (Liebesgeschichte, Hommage an die Literatur, ein bisschen Kriminalgeschichte, ein leicht fantastischer Einschlag) gesellt sich diesmal ein guter Schuss Noir. Das ist auf jeden Fall eine sehr reizvolle Entwicklung. Inspirieren ließ Zafón sich diesmal ganz offensichtlich auch von Goethes „Faust“, denn man findet im Plot durchaus Bezugspunkte.

Das Ganze gipfelt in einem Finale, das zwar sehr spannend ist, den Leser/Hörer aber auch ziemlich unbefriedigt zurücklässt. Kann „Der Schatten des Windes“ gerade auch deshalb so überzeugen, weil der Roman so eine wunderbar runde Sache ist, so verliert Zafón sich hier in losen Fäden. Wirklich aufgelöst wird die Geschichte nicht. Sie endet einfach mit einem etwas merkwürdigen Schlusspunkt, von dem der Leser/Hörer halten kann, was er will. Man wartet so lange auf das große Finale, in dem sich die Geschichte aufklärt, und wird dann so herb enttäuscht.

Diesmal schafft Zafón es einfach nicht, den Bogen zu spannen und die Geschichte in sich zu schließen. Sie bleibt einfach in der Luft hängen, und das hinterlässt schon einen ziemlich faden Beigeschmack. Konnte man schon im Verlauf der Geschichte keine so tiefe Bindung zu den Protagonisten aufbauen, wie es noch bei „Der Schatten des Windes“ möglich war, so entzweit einen das Finale endgültig.

Dass man nach Genuss des Hörbuchs dennoch nicht das Gefühl hat, man hätte sinnlos seine Zeit verplempert, ist zum einen Zafóns plastischer Erzählweise zu verdanken und zum anderen auch der gelungenen Vortragsweise von Hörbuchsprecher Gerd Wameling. Mit wunderbar warmer Stimme liest er die Geschichte und schafft es dabei sehr gut, die unterschiedlichen Nuancen der verschiedenen Persönlichkeiten herauszuarbeiten.

Es bleiben unterm Strich gemischte Gefühle zurück. Zwar ist „Das Spiel des Engels“ ein Hörbuch, dem man gerne lauscht, doch bleibt die Geschichte hinter den hochgesteckten Erwartungen deutlich zurück. Der Noir-Einschlag verleiht der Geschichte zwar ihren Reiz, dennoch taucht man nicht ganz so tief in den Plot ein und fiebert längst nicht so intensiv mit den Figuren mit wie noch bei „Der Schatten des Windes“. Das mystisch aufgebauschte Finale vermiest den Eindruck dann noch zusätzlich. War „Der Schatten des Windes“ eine wunderbar runde und facettenreiche Geschichte, so gerät „Das Spiel des Engels“ am Ende zusehends ins Stolpern. „Der Schatten des Windes“ bleibt damit absolut unübertroffen.

|Originaltitel: El juego del angel
Aus dem Spanischen von Peter Schwaar
611 Minuten auf 9 CDs
ISBN-13: 978-3-86610-606-2|
http://www.argon-verlag.de/

Henning Mankell / Rainer Clute – Begegnung am Nachmittag (Hörspiel)

Henning Mankell ist nicht nur einer der erfolgreichsten Schriftsteller der Neuzeit, sondern auch einer der vielseitigsten. Einen Namen gemacht hat er sich mit seiner legendären Krimireihe rund um den kauzigen Kommissar Kurt Wallander, den Millionen Krimifans weltweit ins Herz geschlossen haben. In seinen gefühlvollen Romanen über Afrika verarbeitet Mankell, der mehr als die Hälfte des Jahres in Mosambik lebt, seine Erlebnisse auf dem schwarzen Kontinent. Dass er auch ein exzellenter Menschenkenner ist, beweist er in der neuen Hörspielproduktion, in der Nadja Tiller und Walter Giller die Sprecherrollen übernommen haben.

Ich kenne dich nicht mehr

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Francis, H. G. – Die drei ??? und die Geisterinsel (Folge 18) – Collector\’s Edition

_Hintergrund_

Seit nunmehr vier Dekaden sind die von Alfred Hitchcock inspirierten Jugenddetektive Justus, Bob und Peter nun schon unter dem Banner „Die drei ???“ aktiv, und drei Viertel dieser Zeit agieren die drei Jungs aus Rocky Beach in Kalifornien nun auch schon in der gleichnamigen Hörspielserie, in der die Romane in Kurzform zum Leben erweckt werden. Dennoch dauerte es bis zum Herbst letzten Jahres, bis sich ein Filmteam ein Herz fasste und den Stoff, sicherlich auch inspiriert vom Erfolg des TKKG-Streifens, endlich ins Kino brachte. Allerdings wählte das Regieteam für den Themenkomplex des Kinostreifens ein bereits vorhandenes Abenteuer der pfiffigen Schnüffler aus. Mangelnde Risikobereitschaft? Vertrauen in alte Werte? Schließlich hat man sich für eine relativ alte Episode entschieden. Wie auch immer: Für Fans der Serie war der Kinotermin das Ereignis im Jahr 2007 und natürlich auch der willkommenste Diskussionsstoff. Auch die drei Sprecher der Hörspielserie wollten da nicht nachstehen und diskutieren mit: Auf der Collector’s Edition der 18. Hörspiel-Episode, die zeitgleich zum Medienevent noch einmal aufgepeppt und neu aufgelegt wurde.

_Story_

Als Mr. Shaw den drei Detektiven das Angebot unterbreitet, in der Nähe des neuen Drehorts seiner Filmcrew ein paar Tage Urlaub zu machen, sind Peter, Justus und Bob sofort begeistert. Allerdings ist die Ferienstimmung auf Skeleton Island schnell vorbei, denn schon kurz nach ihrer Ankunft auf der Insel winkt den drei Fragezeichen einer neuer, unverhoffter Fall. Eine Diebstahlserie und ein intriganter Sabotageakt behindern die Dreharbeiten, und außerdem mutmaßen die Inselbewohner, dass es auf der Insel spuken soll. Als wäre dies nicht schon genug, soll Berichten zufolge auch noch ein alter Schatz in den Tiefen des Meers schlummern. Erst nach und nach begreifen Mr. Shaws Gäste, dass die merkwürdigen Geschehnisse in unmittelbarem Zusammenhang mit dem versteckten Schatz stehen. Irgendwer will ganz offensichtlich alle Störenfriede von der Insel vertreiben …

_Persönlicher Eindruck_

„Die drei ??? und die Geisterinsel“ hat sowohl in der literarischen als auch in der Hörspielfassung schon etliche Jahre auf dem Buckel und sich damals zum Start der audiovisuellen Ermittlungen als eines der besten Kapitel in der Historie der drei Detektive etabliert. Insofern stellte sich vor dem Release der Neufassung eigentlich nicht die Frage nach der inhaltlichen Qualität des Hörspiels – welche demnach auch unbestritten hoch ist -, sondern vornehmlich nach eventuellen Veränderungen und Neuerungen im Vergleich zur Originalausgabe. Allerdings gibt es hier, wenig überraschend, nichts Bedeutsames zu verzeichnen. Das Hörspiel wurde in der ursprünglichen Version übernommen und weder von den Sprechern noch hinsichtlich der klanglichen Untermalung bearbeitet. Enttäuschend? Nein, ganz bestimmt nicht, denn schließlich gibt und gab es kaum etwas zu verbessern.

Sinn und Zweck der Collector’s Edition war stattdessen, noch einmal gesonderte Promotion für den Film zu betreiben und natürlich vom Rummel um dessen Release zu profitieren, andererseits aber auch, die bereits bekannten Sprecher der Hörspielreihe noch einmal zu Wort kommen zu lassen und sich über den Transfer der Materie auf die Leinwand zu äußern. In einer angehängten Interviewsequenz erfährt man somit, warum Justus-Mime Oliver Rohrbeck es gar nicht begrüßt hätte, wenn man seine Stimme auch für den Film verwendet hätte, wie Peters Alter Ego Jens Wawrczeck zur Adaption steht und was Andreas Fröhlich alias Bob Andrews mit dieser Episode verbindet. Immerhin 25 Minuten Bonusmaterial kommen somit zusammen, die gerade für Fans viel Wissenswertes über die sonst so selten präsenten Darsteller bieten und somit als Extra-Schmankerl absolut begrüßenswert sind.

Zudem stimmt auch das Design der Spezialedition. „Die drei ??? und die Geisterinsel“ erscheint im schmucken Digipak und enthält neben dem Audio-Bonus auch noch ein Booklet mit Fotos aus dem Kinostreifen. Es werden also, anders als sonst, alle Sinne befriedigt. Bleibt noch die Frage, inwiefern sich das Ganze für diejenigen lohnt, die Folge 18 schon in ihrer Sammlung wissen. Nun, alleine für die Extras lohnt die Investition sicherlich nur für beinharte Fans. Was den unveränderten Inhalt betrifft, reicht es indes aus, die Originalfassung zu besitzen.

_Fazit_

Die Neuauflage der „Geisterinsel“-Folge zeichnet sich durch einige interessante, zusätzliche Interview-Sequenzen aus, die man sich als Fan auf jeden Fall einverleiben sollte. Ob dies aber alleine ausreicht, um einen Zweitkauf zu rechtfertigen, muss jeder selber entscheiden. Allerdings: Wer das Original noch nicht sein Eigen nennt, sollte die sich nun bietende Chance auf jeden Fall ergreifen!

|ISBN-13: 978-3-86629-068-6|
http://www.diedreifragezeichen.de
http://www.natuerlichvoneuropa.de

Grieser, Patrick / Merlau, Günter / Streberg, Gerry – Caine – Torrkan (Folge 8)

Folge 1: [„Das Amulett von Kyan’kor“ 2050
Folge 2: [„Todesengel“ 2569
Folge 3: [„Collin Drake und die Bruderschaft“ 3532
Folge 4: [„Dunkelheit“ 3666
Folge 5: [„Rebellion“ 4619
Folge 6: [„Mordendyk“ 4645
Folge 7: [„Dunkler Prophet“ 5057

_Handlung:_

Linda Watkins kann der unmenschlichen Folter der Aganoi und ihres Handlangers Joel Grady entkommen und trifft auf ihren Kollegen Art Jeffries, der die Vernichtung des Außenpostens ebenfalls überlebt hat. Nur von Collin Drake fehlt jede Spur.

Derweil bereiten sich Caine und Torrkan auf die alles entscheidende Schlacht gegen die Aganoi vor. Doch der Profikiller Steven Caine ist von dem Geist Kartaans derart eingenommen, dass er zu einem unkalkulierbaren Risiko wird …

_Meine Meinung:_

Die Auseinandersetzung zwischen den Aganoi und den Kyan’kor bleibt rasant, spannend und besticht vor allem durch flotte, schlagfertige Dialoge. Skript und Umsetzung erleben wieder einen deutlichen Qualitätsanstieg und die Handlung strebt unaufhaltsam einem entscheidenden Finale entgegen. Für den harten Metal-Soundtrack sorgt dieses Mal die Band |DEVIL’S GIFT|, die auch einen hörenswerten Bonustrack beisteuert und in ihrem Stil perfekt zu der Hörspielserie passt. Die Sprecher sind hervorragend aufgelegt, allen voran natürlich Torsten Michaelis, Claudia Urbschat-Mingues und Karl Schulz. Vergessen werden darf auch auf keinen Fall der Produzent und Regisseur Günter Merlau, der zugleich die Rolle von Art Jeffries spricht – und dies auf eine sehr lebendige Art und Weise. Als besonderes Schmankerl erwartet den Hörer zudem ein „Hidden Track“ mit einem Interview mit Art Jeffries in dem er zu seinem Verhältnis zu Linda Watkins und Steven Caine befragt wird. Also nicht abschalten, wenn |DEVIL’S GIFT| ihren Song ‚Shadow Never Ending‘ zum Besten gegeben haben.

Mit |Caine| hat |Lausch| die mit Abstand temporeichste Hörspielserie im deutschsprachigen Raum geschaffen, an der sich die Gemüter scheiden. Die Hörspielfans haben sich in zwei klare Lager gespalten: Die einen lieben die Serie mit dem sprücheklopfenden Profikiller, die anderen hassen sie. Diejenigen, die sie nicht kennen, sollten auf jeden Fall einmal reinhören. Es lohnt sich.

Das Cover ziert wieder eine typische |Caine|-Illustration, auf welcher der Profikiller mit dem titelgebenden Torrkan zu sehen ist, dem Anführer der Kyan’kor, der verantwortlich dafür ist, dass sich Steven Caine mit dem Penumbra und Kartaan herumschlagen muss.

_Fazit:_

Diese Serie ist und bleibt einzigartig auf dem deutschen Hörspielmarkt. Eine wirklich abgedrehte Story wurde originell umgesetzt und mit einem passenden Soundtrack ausgestattet, der den Hörer aus dem Sessel fegt.

|56 Minuten auf 1 CD
Empfohlen ab 16 Jahren|
http://www.stevencaine.de
http://www.merlausch.de

Doyle, Arthur Conan – vergessene Welt, Die (Hörbuch)

_Handlung:_

Professor Challenger stellt die aberwitzige Behauptung auf, es gäbe im südamerikanischen Amazonas-Dschungel ein Plateau, auf dem urzeitliches Leben noch immer existiere. Selbstverständlich wird diese These von seinen Wissenschaftler-Kollegen aufs Heftigste diffamiert. Gemeinsam mit seinem ärgsten Kritiker Dr. Summerlee, einem abenteuerlustigen Großwildjäger namens Lord John Roxton und dem Journalisten Edward Malone startet Challenger eine Expedition, die unvorstellbare Wunder, aber auch mörderische Gefahren offenbart …

_Meine Meinung:_

Sir Arthur Conan Doyles berühmter Abenteuer-Roman liegt hier als hervorragend inszeniertes Hörbuch vor. Die Vorlage inspiriert seit ihrem Erscheinen im Jahr 1912 Filmemacher und Schriftsteller zu Dutzenden dazu, den Stoff neu zu interpretieren beziehungsweise eine ähnlich gelagerte Story zu erfinden. Während das Label |Ripper Records| die Geschichte bereits als bahnbrechendes Hörspiel vertonte, machte sich der |Audiobuch|-Verlag an die Umsetzung als erste deutsche Lesung. Auf eine musikalische und soundtechnische Unterstützung wurde dabei gänzlich verzichtet, was dem Hörspaß allerdings keinen Abbruch tut, denn Hubertus Gertzen erledigt einen erstklassigen Job und bietet dem Hörer eine Lesung, welche die knapp 460 Minuten Spielzeit im Fluge vorbeirauschen lässt.

Dem Kenner des Romans werden die Kürzungen natürlich auffallen, die zwar nur selten vorgenommen wurden, doch wenn, dann in erheblichem Umfang. So fehlt in der Hörbuchfassung die äußerst witzige Entdeckung einer Riesenzecke, die Challenger nach ihrem Entdecker Malone benennen will, der von solcherlei Gedenken überhaupt nicht erfreut ist. Malone ist zugleich der Berichterstatter der Expedition und damit auch der Erzähler, der die Geschehnisse aus der Ich-Perspektive schildert.

Gertzen verleiht den Figuren unterschiedliche, ihren Charakteren angepasste Stimmlagen. So dröhnt Challenger selbstbewusst, teilweise überheblich in tiefem Bass, während Summerlee der typisch steife britische Gelehrte ist. Lord John Roxton ist ein wagemutiger Großwildjäger, der von Gertzen sehr draufgängerisch dargestellt wurde, genau so, wie Doyle ihn vermutlich vor Augen hatte, als er diesen grandiosen Roman schrieb. Dem Skript liegt die wunderbare Übersetzung von Werner Engel zugrunde, die dieser für |Bertelsmann| vornahm und die den Wortwitz und das erzählerische Talent Doyles vortrefflich widerspiegelt.

Das Cover zeigt die Illustration eines Buitreraptors, gezeichnet von Jorge Gonzalez für das |Field Museum| in Chicago. Die Fossilien des flinken Räubers sind 90 Millionen Jahre alt und wurden in Argentinien entdeckt, also tatsächlich in Südamerika, wo Challenger auch die vergessene Welt fand. Der Buitreraptor stützt die These, dass die Dinosaurier mit den Vögeln verwandt sind, eine wissenschaftliche Behauptung, die auch im Roman Erwähnung findet.

Eine ausführliche Biografie des Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle inklusive einer Liste aller publizierten Challenger-Romane vervollständigt die hochwertige CD-Box.

_Fazit:_

Hubertus Gertzen erweckt „Die vergessene Welt“ zum Leben. Der wandlungsfähige Schauspieler verleiht den Figuren etwas einzigartiges und vermag Dramatik und Wortwitz gleichermaßen intensiv zum Ausdruck zu bringen. Leider fiel den Kürzungen eine äußerst humorvolle Passage zum Opfer.

|Originaltitel: The Lost World, Großbritannien 1912
Aus dem Englischen von Werner Engel
458 Minuten auf 6 CDs
ISBN-13: 978-3-89964-311-4|
http://www.audiobuch.com

_Mehr von Arthur C. Doyle auf |Buchwurm.info|:_

[„Die vergessene Welt“ 1780 (Hörspiel)
[„Eine Studie in Scharlachrot“ 1780 (Buchausgabe)
[„A Study in Scarlet – A Sherlock Holmes Mystery“ 5315 (Hörspiel)
[„Die geheimnisvolle Kiste“ 3756 (Hörbuch)
[„Der Patient“ 3609 (Hörspiel)
[„Der griechische Dolmetscher“ 2427 (Hörspiel)
[„Im Zeichen der Vier“ 2285 (Hörbuch)
[„Der Bund der Rothaarigen“ 2268 (Hörbuch)
[„Neue Fälle von Sherlock Holmes & Dr. Watson“ 2148 (Hörspiel)
[„Sherlock Holmes Collectors Edition I“ 1950 (Hörspiel)
[„Sherlock Holmes Collectors Edition II“ 2130 (Hörspiel)
[„Sherlock Holmes Collectors Edition III“ 5375 (Hörspiel)
[„Der Hund der Baskervilles“ 1896
[„Der Fall Milverton / Der Teufelsfuß“ 1410 (Hörspiel)
[„Der Vampir von Sussex / Das gefleckte Band“ 1240 (Hörspiel)
[„Das Zeichen der Vier“ 1234 (Hörspiel)

Themenverwandtes bei |Buchwurm.info|:

[„Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton“ 417
[„Sherlock Holmes – Mythos und Wahrheit. Eine Spurensuche mit Musik und Geräuschen“ 3916
[„Sherlock Holmes. Die unautorisierte Biographie“ 3428
[„Sherlock Holmes und die Riesenratte von Sumatra“ 3083
[„Sherlock Holmes und der Fall Houdini“ 2339
[„Sherlock Holmes: Schatten über Baker Street. Mörderjagd in Lovecrafts Welten“ 1893

_Florian Hilleberg_

King, Stephen – Kinder des Zorns / Der Werwolf von Tarker Mills (Hörbuch)

_Kinder des Zorns_

Burt Robeson und seine Frau Vicky fahren in Nebraska, am Rande eines Maisfeldes, ein Kind an. Doch als Burt es sich aus der Nähe ansieht, bemerkt er, dass es bereits vor dem Unfall im Sterben lag, denn jemand hat ihm die Kehle durchgeschnitten. Als sie den Jungen in die nächste Stadt bringen wollen, bemerken sie, dass etwas nicht stimmt, denn der Ort wirkt wie ausgestorben. Mehr und mehr verstricken sie sich in einen blutigen Alptraum, bei dem |der Herr, der hinter den Reihen wandelt|, ihren Tod verlangt …

_Der Werwolf von Tarker Mills_

In Tarker Mills geschehen plötzlich bei jedem Vollmond grauenhafte Morde. Jeden Monat findet einer der braven Bürger ein schreckliches Ende. Auch der querschnittsgelähmte Marty trifft eines Nachts auf die Bestie, als er ein privates Feuerwerk zum Unabhängigkeitstag abbrennt. Mit einem der Böller kann er sein Leben retten und der Werwolf verliert ein Auge. Marty weiß: Wer bald mit einem verbundenen Auge in Tarker Mills herumläuft, muss die Bestie sein. Doch die Wahrheit ist so unglaublich, dass der Junge sich weigert, sie zu glauben …

_Meine Meinung:_

Auf drei CDs präsentiert |Lübbe Audio| zwei unheimliche Horror-Storys aus der Feder von Stephen King. „Kinder des Zorns“ ist eine beklemmende, düstere Novelle, die mit vielen bekannten und bewährten Horror-Elementen eine spannende Atmosphäre erschafft. Die Charaktere sind für King typisch, und wieder bricht das Grauen in einer alltäglichen Situation über völlig normale Menschen herein.

Auch in der zweiten Geschichte ist eine alltägliche Stadt Schauplatz des grauenhaften, unerklärlichen Geschehens. Dies ist eine der wenigen Erzählungen Kings, in denen er klassische Gruselgestalten zum Urheber des Schreckens macht. Zugleich ist sie eine der stimmungsvollsten und trotz ihrer Plakativität eine der düstersten und kurzweiligsten Werwolfgeschichten der Moderne.

Der Sprecher ist Joachim Kerzel, eine der bekanntesten Synchronstimmen Deutschlands (Jack Nicholson, Sir Anthony Hopkins, Jean Reno) und Erzähler der Hörspiel-Kultserie |John Sinclair|. Zu Beginn des Hörspielbooms war Kerzel in vielen Produktionen zu hören und schnell stellte sich ein Gewöhnungseffekt beim Hörer ein. Doch bei diesem Hörbuch zeigt sich wieder, dass Kerzel immer noch zu den bemerkenswertesten Stimmen der Branche gehört. Mit der richtigen Betonung und dem nötigen Schuss Theatralik in der Stimme überzeugt der Sprecher auf ganzer Linie. Die Ansage stammt von Detlef Bierstedt (Stimme von Robert ‚Freddy Krueger‘ Englund und George Clooney), und die Geschichten werden von dynamischer und unheilvoller Musik eingeleitet.

Das Layout des Hörbuchs ist einfach, aber wirkungsvoll – der Name „Stephen King“ springt einem bereits aus der Entfernung ins Auge. Informationen zu Sprecher und Autor vervollständigen die Ausstattung.

_Fazit:_

Diese Produktion bietet zwei ausgewählte, erschreckende Horrorgeschichten aus der Feder Stephen Kings, gelesen von Joachim Kerzel – spannend, mitreißend und einfach grandios.

|198 Minuten auf 3 CDs
Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Hohlbein
Titelgestaltung von Christin Wilhelm
ISBN-13: 978-3-7857-3608-1|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stephen-king.de
http://www.stephenking.com

_Stephen King bei |Buchwurm.info|_ (Auswahl):

[„Wahn“ 4952
[„Qual“ 4056
[„Brennen muss Salem – Illustrierte Fassung“ 3027
[„Brennen muss Salem“ 3831 (Hörbuch)
[„Briefe aus Jerusalem“ 3714 (Audio)
[„Friedhof der Kuscheltiere“ 3007 (Audio)
[„Puls“ 2383
[„Trucks“ 2327 (Audio)
[„Colorado Kid“ 2090
[„The Green Mile“ 1857 (Audio)
[„Das Leben und das Schreiben“ 1655
[„Atemtechnik“ 1618 (Audio)
[„Todesmarsch“ 908
[„Der Turm“ 822 (Der Dunkle Turm VII)
[„Der Sturm des Jahrhunderts“ 535
[„Tommyknockers – Das Monstrum“ 461
[„Achterbahn“ 460
[„Danse Macabre – Die Welt des Horrors“ 454
[„Christine“ 453
[„Der Buick“ 438
[„Atlantis“ 322
[„Das Mädchen“ 115
[„Im Kabinett des Todes“ 85
[„Duddits – Dreamcatcher“ 45

_Florian Hilleberg_

Wells, H. G. – Unsichtbare, Der (inszenierte Lesung)

_Handlung:_

In einer kalten Winternacht taucht ein mysteriöser Fremder in dem englischen Gasthaus des Ehepaares Hall auf. Vollkommen vermummt, mit dichtem Bart, dunkler Brille und Hut verlangt er Essen und ein Zimmer. Standhaft weigert er sich, seine Kleidung abzulegen, und behält sogar den Mantel an. Am nächsten Tag werden seine Habseligkeiten geliefert: eine große Bücherkiste und viele merkwürdige Apparaturen, die eher in ein Labor gehören als in ein Gästezimmer.

Mit der Zeit argwöhnen Mrs. und Mr. Hall sowie die Dorfbewohner, dass mit diesem Fremden etwas nicht stimmt. Zudem häufen sich merkwürdige Einbrüche, bei denen Geisterspuk im Spiel zu sein scheint. Als das Ehepaar eines Abends seltsame Geräusche aus dem Raum ihres Gastes vernimmt und dort eindringt, rast ihnen ein Stuhl entgegen, der frei in der Luft zu schweben scheint. Doch es sind keine Geister, die ihr Unwesen treiben, sondern ein Wissenschaftler, der das Geheimnis der Unsichtbarkeit für sich entdeckt hat. Vereinsamung und die Erkenntnis ungeheurer Macht machen den Unsichtbaren zu einer soziopathischen Persönlichkeit, welche die Menschheit unter ihre Knute zwingen will …

_Meine Meinung:_

Ein großartiger Roman des berühmten Schriftstellers H. G. Wells wurde hier als Hörbuch adaptiert. „Der Unsichtbare“ ist ein echter Klassiker der Science-Fiction-Literatur und wurde erstmals 1933 mit Claude Rains in der Hauptrolle von |Universal| verfilmt. Unglaublich differenziert schildert Wells in seinem Roman Fluch und Segen dieses uralten Menschheitstraums. Die physikalischen Erklärungen sind dabei nicht an den Haaren herbeigezogen, und man merkt dem Text deutlich an, dass sein Verfasser vor seiner schriftstellerischen Karriere ein naturwissenschaftliches Studium mit Prädikatsexamen absolvierte.

Das Hörbuch erscheint in einer leicht überarbeiteten Version von Carsten Kaiser und wird von dem Schauspieler und Sprecher Bodo Primus gelesen. Dieser spielt sämtliche Facetten seines Könnens aus und spricht jeden Charakter mit unterschiedlicher Stimmlage und Akzent. Dank der Inszenierung mit Geräuschen und Musik macht Primus aus der Lesung ein Einmann-Hörspiel der Superlative.

Auf drei CDs mit knapp vier Stunden Spielzeit verteilt sich die klassische Geschichte vom Unsichtbaren und ist an keiner Stelle langweilig oder dröge. Die Geschichte setzt sich durchaus ernsthaft mit der Thematik auseinander, beinhaltet aber auch eine gewisse Situationskomik, die Bodo Primus kongenial in Szene zu setzen versteht. Die Musik ist niemals unpassend oder störend, sondern passt hervorragend zur jeweiligen Situation. Ebenso verhält es sich mit den Effekten; angefangen vom Schneegestöber über das Knurren eines bissigen Hundes bis hin zum Gejohle einer wütenden Menschenmenge ist alles dabei. Eine gefällige Trackeinteilung lässt beim Hörer keine Wünsche offen.

Das Layout sticht sofort ins Auge und passt perfekt zu der Thematik, auch wenn die Beschriftung etwas plakativ und übertrieben gruselig ausgefallen ist. Ein separates Booklet fehlt, aber dafür erhält der Hörer im Inlay ausführliche Informationen zum Autor. Auf dem Backcover gibt es neben der Inhaltsangabe eine Kurzvita zum Sprecher Bodo Primus.

_Fazit:_

Bodo Primus liest H. G. Wells‘ „Der Unsichtbare“ mit Feingefühl und macht aus dieser inszenierten Lesung eine Einmann-Show, die sich hören lassen kann. Selbst Hörbuchmuffel sollten ruhig mal einen Lauscher riskieren und sich von Primus‘ Vielseitigkeit überzeugen lassen.

|Originaltitel: The Invisible Man
Aus dem Englischen von Brigitte Reiffenstein und Alfred Winternitz
236 Minuten auf 3 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3727-9|
http://www.luebbe-audio.de
[Biographie bei |Alien Contact|]http://www.epilog.de/Person/W/Wej__Wen/Wells__Herbert__George__1866.htm

_H. G. Wells auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Unsichtbare“ 2520 (Buchausgabe)
[„Die Zeitmaschine“ 3578 (inszenierte Lesung)
[„Die Zeitmaschine“ 1414 (Buchausgabe)
[„Krieg der Welten“ 1475
[„Von kommenden Tagen“ 2325

_Florian Hilleberg_

H. P. Lovecraft – Jäger der Finsternis

„Jäger der Finsternis“, ein Hörbuch mit sechs Erzählungen des Horror-Großmeisters H. P. Lovecraft, ist in der ständig wachsenden Reihe „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ bei LPL records erschienen. Diese mittlerweile durchaus umfangreiche Reihe ist eine wunderbare Möglichkeit, die Schrecken Lovecrafts entweder neu- oder wiederzuentdecken.

H. P. Lovecraft – Jäger der Finsternis weiterlesen