Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Edwardson, Åke/Ake – Rotes Meer (Hörbuch)

_Rätselhaft: Dreifachmord im Asylantenviertel_

Es ist Mittsommer in Göteborg, und Kommissar Erik Wintersteht steht vor drei Leichen und einem Meer aus Blut. Der einzige Zeuge der Morde, ein kleiner Junge, versteckt sich vor dem Kommissar. Der kommt mit seinen Ermittlungen in einem Milieu am Rande der Gesellschaft, in dem der Kampf ums Überleben zusammenschweißt, nur mühsam voran. Seine einzige Hoffnung ist es, den Jungen zu finden.

_Der Autor_

Åke Edwardson, Jahrgang 1953, lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Göteborg. Bevor er sich dem Schreiben von Romanen widmete, arbeitete er als erfolgreicher Journalist u. a. im Auftrag der UNO im Nahen Osten, schrieb Sachbücher und unterrichtete an der Uni Göteborg „Creative Writing“. Er schrieb bislang zwölf Kriminal- und drei weitere Romane, zuletzt erschienen „Segel aus Stein“ (2003), „Winterland“ (2003), „Geh aus, mein Herz“ (2004), „Samuraisommer“ (2005)und [„Zimmer Nr. 10“ 2792 (2006).

_Der Sprecher & Die Sprecherin_

Boris Aljinovic, geboren 1967 in Berlin, war nach dem Schauspielstudium an der Hochschule „Ernst Busch“ am Berliner Renaissance-Theater und am Staatstheater Schwerin engagiert. Es folgten zahlreiche Rollen in Film und Fernsehen, so etwa 1999 in „Drei Chinesen mit dem Kontrabaß“ und 2004 in Ottoo Waalkes‘ Filmerfolg „Sieben Zwerge – Männer allein im Wald“. Seit 2001 spielt er den Kommissar Felix Stark an der Seite von Dominic Raacke im Berliner „Tatort“. Der Schauspieler lebt in Berlin. Er liest eine gekürzte Fassung.

Ulrike Grote hatte sich bereits als Schauspielerin einen Namen gemacht, bevor sie sich als Regisseurin auch hinter die Kamera stellte. Ihr Kurzfilm „Ausreißer“ wurde 2006 für den |Oscar| nominiert. Seit 2001 hat sie diverse Film- und Fernsehrollen gespielt, zuletzt in „Kanzleramt“.

Regie führte Gabriele Kreis im |studio-wort|, Berlin 2007.

_Handlung_

Kommissar Erik Winter kommt gerade nach einem halben Jahr in Marbella mit seiner Familie nach Göteborg zurück, als ihn eine Meldung zu einem besonders grausigen Verbrechensschauplatz ruft. In einer der für Migranten errichten Mietsiedlungen fand in einem Krämerladen ein Blutbad statt. Winter zählt drei männliche Leichen, die in einem Meer aus Blut schwimmen.

Ihnen allen wurde das Gesicht weggeschossen, offenbar um die Identifizierung zu erschweren oder als eine besondere Art der Demütigung. Und natürlich zur Einschüchterung der Angehörigen. Winter kommt der Schauplatz wie eine inszenierte Bühne vor. Und trotzdem will der Taxifahrer Jakke Rejnholds, der die Tat meldete, die Täter nicht gesehen haben?

Wenig später trudeln die Identitäten ein. Der Laden gehörte dem Nigerianer Jimmy Foro, sein Assistent war der Kurde Hiwa Aziz, aber wieso befand auch der Iraker Zaid Rizai frühmorgens in dem Laden? Die Lautsprecher lassen kurdische Musik erschallen. „Kamel-Jazz“, wie einer der Polizisten abfällig meint. Die zwei Täter, das ergibt die Spurensuche, trugen Einmal-Überziehschuhe wie aus dem Krankenhaus. Kein Zweifel: Auftragsmörder, Profis. Wer hat sie geschickt und aus welchem Grund?

Winter folgt einem Pfad, der zu einem Platz zwischen den Mietshäusern führt. Es ist niemand zu sehen, aber arabische Musik erklingt. Zufällig erhascht er aus dem Augenwinkel einen Blick auf einen etwa zehnjährigen Jungen, der Rad fährt und mit einem Tennisball spielt. Schon ist er wieder weg, verschwunden. Hat Rejnholds nicht „leichte Schritte“ erwähnt, Schritte wie von einem Kind vielleicht? Es soll mehrere Tage dauern, bis Winter den Wohnort dieses Jungen ausfindig gemacht hat und ihn befragen kann.

In Rizais Wohnung stoßen Winter und seine Kollegen auf die Leiche von Rizais Frau Shahnaz. Ihr wurde allerdings die Kehle durchgeschnitten, offenbar eine Tat der Rache, nicht die von Profis. Winter ist sicher, dass ein Zusammenhang mit dem Dreifachmorden besteht, tippt aber zunächst auf Zaid als Täter. Er könnte nicht falscher liegen.

Im Mietsviertel laden eine Reihe von Cafés und Pizzerien ein. Hier redet Winter mit den Kollegen über die Abschiebungspraxis, der die Ausländer dieser Gegend wehrlos unterworfen seien. Täglich verschwänden Menschen, die sie abschieben müssten, neue kämen ins Viertel. Es ist alles ständig im Fluss. Sie erspähen Hiwa Aziz‘ 17-jährige Schwester Nasrín, aber sie kann wie der Junge auf dem Rad spurlos verschwinden. Das Ganze wird Winter allmählich unheimlich.

Rumsitzen bringt nichts, also nimmt Winter die Familie Aziz aufs Korn, die immerhin schon fünf Jahre hier lebt. Als er vor deren Wohnung eintrifft, wartet dort bereits der kurdische Dolmetscher Muzafa Kerím, der bei der Verständigung helfen soll. Wie sich zeigt, ist Nasrín jedoch bestens in der Lage, sich verständlich zu machen. Von ihr hört Winter erstmals von einem Mitarbeiter Jimmy Foro, einem Mann namens Hussein Hussein. Winter und Haldersch sind verblüfft, lassen den Mann aber sofort zur Fahndung ausschreiben – die seltsamerweise ergebnislos verläuft. Einer der Gründe dafür: Alle Befragten haben maßlose Angst nach den Morden.

Bei einem Pizzeria-Gespräch mit Kerím wird Winter klar, dass Hiwa dessen Freund war. Er fragt Nasrín danach. „Was hat Hiwa getrieben? Was wusste Hiwa, dass er sterben musste?“ Doch sie schweigt hartnäckig. Hat auch sie Angst oder weiß sie mehr?

Kaum haben sie das ausgebrannte Fluchtauto und die Leiche eines verschwundenen Polizeispitzels entdeckt, hört Winter erstmals von Polizeichef Sievertsen die elektrisierende Nachricht, es gebe Gerüchte, dass es einen schwunghaften Menschenhandel mit blutjungen Mädchen gebe, die als Prostituierte hier arbeiten müssten. Kerím hatte etwas von Kindern erwähnt, die in den Wohnungen der Migranten versteckt gehalten würden. Aber wie finden die Mädchen den Weg zu ihren Kunden, fragt sich Winter, denn noch fehlen ihm viele Puzzleteilchen.

Dann erspäht er aus einer Pizzeria heraus, wie ein Taxi hält. Nasríns Freund Alan Darvish steigt aus, doch ein Mann bleibt im Taxi sitzen und fährt weiter. Zu Winters Überraschung ist es Muzafa Kerím. Die Taxifahrer dieser Gegend wissen offensichtlich viel mehr, als Winter und seine Kollegen bisher herausgefunden haben …

_Mein Eindruck_

Flüchtlinge und Asylanten spielen diesmal die Hauptrolle in Edwardsons neuestem Krimi, und der Autor führt den Leser nur langsam an deren Elend heran. Erst weit in den Roman hinein lässt der Autor Schockmomente in feiner Dosis auf den Leser los. Es geht um Menschenhandel von Schleuserorganisationen, Prostitution von jungen Mädchen, deren Kunden allesamt weiße Schweden sind. Der Unterschied zu den einheimischen Banden liegt jedoch darin, dass die Zuhälter aus den Kreisen der Migranten selbst kommen. Kein Wunder, dass sie als Verräter der eigenen Volksgruppe verachtet werden. Denn damit treten sie das, was die Migranten durchgemacht haben, in den Dreck.

|Die Geschichte einer Flucht|

Und die Migranten haben Unmenschliches durchgemacht. In die Szenen der Ermittlung Erik Winters sind Impressionen von der Flucht einer Kurdin eingeflochten. Es handelt sich um eine polizeiliche Aussage, die auf Tonband mitgeschnitten wird. Die Flucht der Familie der Sprecherin begann in der Wüste, wo die Nächte kalt waren und so mancher morgens tot aufgefunden wurde. Aber es war immer noch besser, als von den Soldaten im Heimatdorf abgeschlachtet zu werden.

Schleuser brachten sie in Lastwagen und Viehwaggons über Grenzen und Länder hinweg bis in den kalten Norden, wo die Winter eisig sind und der Nachthimmel im Sommer nie dunkel wird. Was für ein seltsames fremdes Land, dieses Schweden. Es gab im Mittelalter die Strafe der Vierteilung, und wie eine so Zerrissene fühlt sich die Sprecherin jetzt. In der Heimat war die kurdische Sprache verboten, man durfte nicht mal kurdisch denken, doch im fremden Land versteht niemand die Sprache, wenn man sie auch wieder sprechen darf. Deshalb ist die Musik so wichtig: einst zwar verboten, aber ein Stück Identität, endlich frei. Und traurig, unendlich traurig.

|Brainstorming|

Was mir sehr gut gefiel, waren die Szenen, in denen sich Erik Winter und sein Kollege Bertil Ringmar die Einfälle und Urteile wie Spielbälle zuwarfen. Es ist eine Art Brainstorming unter Gleichgestimmten auf gleicher Wellenlänge. Sie schließen Möglichkeiten aus und stellen Verbindungen her, die vorher nicht bestanden. Das ist eine faszinierende Sache und sie kommt zweimal vor.

|VORSICHT, SPOILER|

Auf diese Weise kommen sie zu der Einsicht, dass es sich bei den Dreifachmördern vielleicht gar nicht um gedungene Auftragsmörder gehandelt haben könnte, sondern um eine Art Racheakt, der als Befreiungsschlag dienen sollte. Aber wer hätte die Waffen und den Mumm dafür, fragen sich die Kriminaler. Asylanten verfügen für gewöhnlich nicht über Bewaffnung, wenn sie irgendwo über die Grenze gelassen werden. Sie müssen sich in Göteborg bewaffnet haben. Ein Spitzelbericht bestätigt diese Vermutung. Bewaffnete Banden gibt es in Göteborg genügend, und sie alle bekämpfen einander an den Reibungspunkten.

Nun braucht man nur noch Leute, die genügend Mumm haben. Oder ausreichend verzweifelt, meint der andere. Was, wenn es eine der Prostituierten selbst war? Dann würden aus den Mordopfern plötzlich die eigentlichen Schurken werden, nämlich die Zuhälter, die die Asylantenmädchen zu ihren Opfern machten. Die Kategorien „gut“ und „böse“ würden dann überhaupt keinen Sinn mehr ergeben.

_Der Sprecher & Die Sprecherin_

|Aljinovic|

Dass Boris Aljinovic einen „Tatort“-Kommissar spielt, gereicht ihm in vielerlei Hinsicht zum Vorteil. Die Aufgabe, die verschiedenen Figuren stimmlich und sprachlich auf erkennbare Weise zu charakterisieren, bewältigt der Sprecher mit Bravour – ohne sich jedoch zu Karikaturen hinreißen zu lassen. Man merkt aber nach einer Weile, dass ihm die Einzelfiguren nicht so sehr liegen wie das Kollektiv des Ermittlungsteams. Ich bewundere, wie es ihm gelingt, die einzelnen Figuren auseinanderzuhalten und stets die gleiche Ausdrucksweise für die jeweilige Figur zu finden.

So spricht Winter, der immer im Mittelpunkt steht, mit besonders tiefer Stimme, wohingegen seine Kollegen Ringmar und Brur sich ganz anders anhören. Der Taxifahrer Rejnhold hingegen klingt stets nervös und sogar ängstlich, spricht entsprechend hektisch. Am klarsten unterscheidet sich Muzafa Kerim von diesen Figuren: Er hat einen ausländischen Akzent, klingt wie ein Türke, der deutsch spricht.

|Grote|

Alle weiblichen Figuren und die kleinen Jungs weisen eine höhere Stimmlage auf, was ja naheliegt. Ulrike Grote spricht einen weiblichen Part – wen genau, ist teil des Geheimnisses, dessen Schleier erst ganz am Schluss gelüftet wird. Ihre Stimme ist also genau angemessen. Dennoch ergeht sie sich nicht in Emotionalität, sondern spricht kontrolliert und gleichmäßig selbst über die schrecklichsten Begebenheiten. Es handelt sich um eine Aussage vor der Polizei, und doch ist es auch ein Einblick in eine Seelenlandschaft. Der Hörer muss sich sozusagen seinen Teil denken und wird nicht vermeiden können, von dieser in Häppchen verabreichten Erzählung angerührt zu sein.

|Schwächen|

Eine Schwäche Aljinovics hat mich jedoch mehrmals verwirrt und meine Aufmerksamkeit abgelenkt. Seine Aussprache schwedischer Namen schwankt von Fall zu Fall. So sagt er mal Jellbö, dann wieder Jällbo. Und auch die Aussprache des Namens „Muzafa Kerím“ ist zwischen den beiden Sprechern nicht abgestimmt worden. Grote spricht das Z in „Muzafa“ deutsch aus (als TS), Aljinovic spricht hingegen ein stimmhaftes S aus.

Musik und Geräusche gibt es nicht, daher brauche ich kein Wort darüber zu verlieren.

_Unterm Strich_

Wie in einer Art Einkreisung dringt Kommissar Erik Winter immer weiter in die Gedanken- und Gefühlswelt der der kurdischen Einwanderer vor, bis sich ein Geflecht von Abhängigkeiten und Abneigungen offenbart, das sich zu einem verhängnisvollen Konflikt hin entwickelte. In einem gewalttätigen Ausbruch wurden drei Männer nicht nur hingerichtet, sondern auch noch ihrer Identität, ihrer Ehre beraubt. Kein Wunder, dass alle Asylantenfamilien vor Angst wie erstarrt sind und kaum jemand den Mund aufmacht.

Erik Winter kommt sich vor wie auf einem unheimlichen anderen Planeten und offenbart so das eigentliche Thema des Romans: die Entfremdung der Asylantenfamilien von ihren eigenen Wurzeln, die dazu führt, dass die jungen Männer nur an den Gott des Geldes glauben und die jungen Frauen ausbeuten. In zwischengeschalteten Impressionen einer dieser Frauen erleben wir das Elend und die Schrecknisse dieser Flucht ins Asyl mit und können erst nach dem Ende dieses Berichtes verstehen, was es mit der Hinrichtung der drei Männer auf sich hat. Mehr soll nicht verraten werden.

|Das Hörbuch|

Sowohl Boris Aljinovic als auch Ulrike Groten erledigen ihre Arbeit auf beeindruckende Weise und vermitteln einen Eindruck von den Emotionen, die im Spiel sind. Besonders Erik Winter ist mir im Gedächtnis geblieben, ebenso wie Grotes Impressionen der namenlosen Berichterstatterin. Vor dem Finale, einem Showdown, muss der Hörer wie ein Luchs aufpassen, um alle Zusammenhänge richtig auf die Reihe zu bekommen. Aber es lohnt sich. (Wer nicht so scharf aufpassen will, sollte das Buch lesen.)

Erst ganz am Schluss wird der Name der Berichterstatterin enthüllt. So lange muss sich der Hörer gedulden, aber ein Hörer, der mitdenkt, kann den Namen des Täters schon frühzeitig herausbekommen. Gestört haben mich die Inkonsistenzen in der Aussprache Aljinovics und zwischen beiden Sprechern. Sie hätten sich hinsichtlich der Aussprache von Namen absprechen sollen.

|Originaltitel: Vänasta Land, 2006
Aus dem Schwedischen übersetzt von Angelika Kutsch
301 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3-89903-477-6|
http://www.hoerbuch-hamburg.de

Moning, Karen Marie – Liebe des Highlanders, Die (Lesung)

_… und wenn sie nicht unterbrochen wurden, dann lieben sie sich noch heute_

Die 25-jährige jungfräuliche und bildschöne Gwen Cassidy fühlt sich seit dem Tod ihrer Eltern sehr einsam. Um dieser Einsamkeit zu entgehen, entschließt sie sich zu einer Rundreise in Schottland, die sich als wenig aufregende Seniorenreise herausstellt. Die Langeweile treibt Gwen auf zu einer Wanderung auf eigene Faust, bei der sie in eine Felsspalte und auf Drustan MacKeltar fällt. Der Zauber einer Hexe hatte ihn dereinst in einen 500-jährigen Schlaf versetzt, dessen Erlösungsformel durch die Umstände von Gwens Absturz unverhofft gegeben ist. Der große, starke und gutaussehende Druide aus der Vergangenheit, der für „Kriege, Eroberung und die Verführung von Frauen geschaffen wurde“, erwacht. In diesem Moment beginnt ein recht amüsantes Verwirrspiel, während dessen Drustan klargemacht werden muss, dass er sich im 21. Jahrhundert befindet.

Ist diese Tatsache erst akzeptiert, wird schnell klar, dass Drustan in die Vergangenheit zurückkehren muss, um den Clan der MacKeltar weiterleben zu lassen, was der Tod von Drustans Zwillingsbruder Daegus und der Zauber der Hexe verhindert hat. Außerdem hat der Clan der MacKeltar einen Pakt mit dem Feenvolk geschlossen, dessen Rituale eingehalten werden müssen, damit es nicht zu Konflikten zwischen dem Menschen- und dem Feenvolk käme. Auf dem Weg zum Steinkreis verlieben sich die beiden ineinander. Als Gwen Drustan dann unfreiwillig auf dieser Zeitreise begleitet, ist es plötzlich an ihr, den völlig fremden und ahnungslosen Drustan des 16. Jahrhunderts davon zu überzeugen, dass ihm Gefahr droht.

Dies ist nicht der erste Highlander-Roman der amerikanischen Liebesromanautorin Karen Marie Moning. Daher findet der Leser im vorliegenden vierten Teil dieser Folge von „Highlander“-Romanen, die jedoch keine zusammenhängende Serie bilden, bereits altbekannte Muster wieder: Scheinbar ist ein Großteil der amerikanischen Frauen noch mit Mitte 20 unberührt. Männer sind immer groß, attraktiv und unheimlich potent. Außerdem sind sie perfekte Verführer und auch in ihrer Lebensplanung genau das, was Frauen wollen: potenzielle Ehemänner und Familienväter. Monings Frauen sind eher klein, etwas naiv und bildschön, sich ihrer Attraktivität jedoch nicht bewusst. Aufgrund des David-und-Goliath-Verhältnisses und den aus der Zeitreise resultierenden Missverständnissen wirken die Wortgefechte zwischen den Hauptpersonen durchaus komisch. Doch sowohl die Charakterisierung der Protagonisten als auch die Entwicklung ihrer Liebesbeziehung wiederholen bekannte Klischees des Genres und sind typisch für Sex-Heftromane, über deren Niveau Moning trotz häufiger Anspielungen auf sowie ausufernder Beschreibung von Sexszenen im Roman nur im Wortumfang hinauswächst.

Wahrscheinlich hätte es ein spannender Liebesroman werden können, wenn es Moning gelungen wäre, den interessanten und durchaus spannenden Plot des Prologs weiter auszubauen. Stattdessen bietet der Roman nicht mehr Stoff als das häufig beschriebene Tangahöschen, das die weibliche Hauptfigur für den entscheidenden Moment mit sich führt. So dreht sich die erste Hälfte der Geschichte nur darum, dass Gwen ihrer Jungfräulichkeit überdrüssig ist und ihrer Defloration entgegenfiebert, d. h. auf der Suche nach ihrem „Kirschenpflücker“ ist. Wirkt der Jammer über ihre Jungfräulichkeit zunächst noch witzig, möchte man bei der x-ten Wiederholung bereits genervt mit den Augen rollen. Welches Glück, dass sie auf Drustan trifft, der zunächst alles daran setzt, sie zu verführen, während sie im 16. Jahrhundert selbst in dieser Sache aktiv werden muss. Somit schreibt Moning, wofür sie von ihren Fans geschätzt wird und womit sie diese immer noch überraschen kann: ausufernde, sehr detaillierte Sexszenen, bei denen man den Eindruck erhält, es gäbe nichts langwierigeres auf Erden als die geschlechtliche Vereinigung – aber natürlich nur mit dem Menschen, mit dem man das weitere Leben zu verbringen gedenkt.

Die Charaktere sind mit der Beschreibung einiger äußerer Merkmale und der Erklärung einiger Familienumstände spärlich vorgegeben, so dass jeder Leser die Schablone füllen kann, wie er mag. Die Beschreibung der Highlands oder anderer Orte, historische Hintergründe, die Charakteristik der Nebenfiguren sowie der Versuch einer wissenschaftlichen Erklärung für Zeitreisen treten für die Autorin in den Hintergrund. Dass Gwen ihren Highlander retten kann, steht im Sinne des Genres außer Frage; wie es ihr gelingt, den sturen Schotten zu retten und die leidenschaftliche Nacht nicht zu einer einmaligen Angelegenheit werden zu lassen, erfährt man in der zweiten Hälfte des Romans. Wenn die Erwartungen der Leser nicht darüber hinausgehen, wird man an „Die Liebe des Highlanders“ seine Freude haben.

Das 2008 erschienen Hörbuch von |Radioropa| kommt in einer stabilen Pappbox daher. Der Aufmachung der Box sieht man den kitschigen Inhalt nicht an. Überhaupt sind alle Hörbücher der Serie in einem dunkleren Farbton gehalten und mit neutralen Bildern versehen. Die rund 13 Stunden Lesezeit wurden auf elf CDs und zwei mp3-CDs gebannt. Die CDs sind noch einmal einzeln in Folientaschen verpackt. Was jedoch fehlt, ist ein Booklet mit einer etwas detaillierteren Zusammenfassung des Inhalts und Auflistung der Begriffe, die man vom Hören nicht unbedingt als Schriftbild vor sich sieht, nebst den entsprechenden Erklärungen (z. B. „Túatha Dé Danann – keltischer Begriff für das Feenvolk“).

Die Sprecherin erhält gleich im Prolog die Chance zur Präsentation ihres Könnens, wenn sie die Zigeuner mit einem osteuropäischen Akzent spricht, dass man sofort ein Bild vor Augen hat. Aber auch darüber hinaus gelingt es ihr, den mäßig spannenden Roman so zu lesen, dass die Zuhörer über die willentlich und auch gelegentlich unbeabsichtigt komischen Zeilen des Romans schmunzeln können. Im Vergleich mit späteren Folgen der Serie ist „Die Liebe des Highlanders“ durchaus ein kurzweiliges Hör- bzw. Lesevergnügen.

|Originaltitel: Kiss of the Highlander
Aus dem Englischen von Ursula Walther
Buchausgabe bei Ullstein, 2003
13:14 Stunden auf 11 CDs + 2 Bonus-MP3-CDs
ISBN-13: 978-3836802550|
http://www.hoerbuchnetz.de

_Karen Marie Moning auf |Buchwurm.info|:_

[„Der dunkle Highlander“ 5160 (Hörbuch)
[„Im Bann des Vampirs“ 4598

Elliott, Will – Hölle

Was der Australier Will Elliott mit „Hölle“ abgeliefert hat, ist ein rundum erfolgreiches Debüt. Er gewann auf Anhieb einen der wichtigsten australischen Literaturpreise. Was folgte, war die Nominierung für den |International Horror Guild Award| und die Übersetzung in fünf Sprachen. „Hölle“ erzählt eine höchst eigenwillige und abgefahrene Geschichte und ist für die sonst eher auf Hörspiele fixierte |Lauscherlounge| die erste Hörbuchproduktion im klassischen Sinne.

Eines Nachts fährt Jamie beinahe einen Clown über den Haufen. Aus dem Nichts taucht die Gestalt auf. In der Nacht darauf beobachtet Jamie zwei weitere Clowns, die sich höchst eigentümlich verhalten. Als Jamie dann etwas an sich nimmt, das einer der Clowns wegwirft, ist plötzlich nichts mehr, wie es war. Jamie erhält unheimliche Drohungen, seine Wohnung wird vollkommen verwüstet und ein paar Kerle in Clownskostümen machen Jagd auf ihn.

Die Clowns bringen Jamie schließlich in den Pilo-Zirkus, einen bizarren Rummelplatz voller Freaks, Wahrsager, Magier und Akrobaten. Jamie soll fortan bei den Clowns leben und mit ihnen auftreten. Doch was das wirklich bedeutet, begreift Jamie erst, als er zum ersten Mal die Schminke anlegt und in sein Clownskostüm schlüpft: Jamie verwandelt sich in einen vollkommen anderen Menschen – den gehässigen, bösen Clown JJ.

Jamies Leben dreht sich fortan um ein rätselhaftes Pulver, das ihm jeden Wunsch erfüllen kann und das Leben auch der anderen Akteure im Pilo-Zirkus bestimmt. Auch Jamie droht dem Pulver zu verfallen, doch wird er den Zirkus dann jemals wieder verlassen können? Um dem Zirkus zu entrinnen, muss Jamie zuerst einmal seinen ärgsten Widersacher bezwingen: sein eigenes dunkles Ich …

Will Elliott präsentiert dem Leser/Hörer mit „Hölle“ seine ganz eigene Mischung aus Thriller, Horror und schwarzem Humor. Man fragt sich lange Zeit, was real ist und was nicht. Doch Jamie ist nicht der Einzige, der Bekanntschaft mit den Clowns macht. Auch sein Mitbewohner Steve bekommt Besuch von ihnen und muss sie fortan ebenfalls fürchten. Dabei liegt es gewissermaßen nahe, dass das Auftauchen der Clowns vielleicht auch nur Einbildung ist. Jamie und Steve wohnen in etwas unübersichtlichen Verhältnissen. Drogen spielen dabei anscheinend eine entscheidende Rolle, und dass in Jamies WG Junkies ein- und ausgehen, ist nicht Ungewöhnliches.

Dass man zunächst auf das Thema Persönlichkeitsspaltung tippt, ist also nicht ganz abwegig, wenngleich Elliott seine Geschichte mit einer Prise Mystery würzt, die zeigt, dass die Lösung eben auch in einer ganz anderen Richtung liegen kann. Der Pilo-Zirkus ist eine völlig eigenständige Welt, die aber auch stets von Menschen aus unserer Realität besucht wird. Anscheinend gibt es Portale, durch die Menschen auf das Zirkusgelände gelangen, ohne selbst zu bemerken, dass sie sich in einer völlig anderen Wirklichkeit befinden.

Und so offenbart Elliott dem Leser/Hörer das Rätsel, das sich hinter dem Pilo-Zirkus verbirgt, eben nicht ganz direkt. Man fragt sich bis zum Schluss, wie man die Geschichte interpretieren soll, ob es da überhaupt etwas zu interpretieren gibt oder ob man die mysteriöse Art des Romans nicht einfach so hinnehmen sollte.

Die Spaltung der Hauptfigur in den netten Jamie und den bösartigen JJ besitzt auf jeden Fall ihren Reiz, und der besteht eben nicht allein im Aufeinandertreffen dieser gegenteiligen Charaktere in einer Figur, sondern vor allem in dem Kampf um die Oberhand, den sich die beiden liefern. Jeder will den anderen dominieren und ihm seinen Willen aufzwingen. Während Jamie nach einer Möglichkeit sucht, dem Zirkus zu entrinnen und all die bösen Taten JJs zu verhindern, versucht sein innerer Kontrahent JJ genau das Gegenteil. Daraus ergibt sich ein höchst spannendes Psychoduell mit äußerst ungewissem Ausgang.

Ein weiterer Reiz der Geschichte liegt in der Skurrilität des Handlungsortes. Die in sich abgeschlossene Welt des Pilo-Zirkus bietet Platz für allerhand eigenartige Typen. Da wären allen voran Jamies Clownkollegen. Chef der Clowntruppe ist der herrische Gonco. Dann gibt es da noch den alten Clown Winston, den masochistisch veranlagten Ruffshot, und die beiden etwas zurückgebliebenen Brüder Doopie und Goshi. Vor allem Goshi, der ein höchst inniges und geradezu intimes Verhältnis zu einer Zimmerpflanze hegt, ist eine der skurrilsten Figuren im Zirkus.

Begleitet wird das Ganze von einer surrealen und düsteren Grundstimmung. Man merkt schnell, dass dem Zirkus etwas grundsätzlich Böses innewohnt, und so nimmt die Geschichte mit der Zeit auch ziemliche blutrünstige Züge an. Das verdeutlicht auch die Verwandlung, die Jamie jedes Mal durchläuft, wenn er die Schminke aufträgt und zum bösen JJ wird. Auch die beiden Zirkus-Chefs Kurt und George Pilo mit ihrer Dauerfehde strahlen etwas durchweg Durchtriebenes und Böses aus.

Und so wird „Hölle“ dominiert von einer dichten und gleichermaßen düsteren Atmosphäre, die von dem kontinuierlich aufwärts strebenden Spannungsbogen des Plots zusätzlich unterstrichen wird. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto tiefer taucht man in den Plot ein, und das bunte Treiben im Pilo-Zirkus wird zu feinstem Kopfkino.

Dass dem so ist, liegt sicherlich auch an der unerwartet vielseitigen Vortragsweise von Oliver Rohrbeck. Zugegeben, ich hätte ihm eine dermaßen vielgestaltige Stimme kaum zugetraut, so markant haftet er mir als Synchronsprecher von Ben Stiller und als Justus Jonas von den |Drei ???| im Kopf. Aber gerade die skurrilen Figuren und die düsteren Seiten des Zirkus‘ verkörpert Oliver Rohrbeck sehr gekonnt. Die Bösartigkeit der Pilo-Brüder, die schrägen Charakterzüge von Doopie und Goshi – all das füllt Oliver Rohrbeck gekonnt mit Leben.

Unterm Strich kann man also festhalten, dass der Start der |Lauscherlounge| in Hörbuchgefilde durchaus geglückt ist. Mit Will Elliotts „Hölle“ fiel die Wahl auf einen spannenden und schrägen Thriller, der nicht zuletzt auch dank Oliver Rohrbecks gelungener Vortragsweise für ein äußerst kurzweiliges Hörvergnügen sorgt.

|Originaltitel: The Pilo Family Circus
Aus dem Englischen von Birgit Reß-Bohusch
ISBN-13: 978-3-7857-3322-6
Buchausgabe bei Piper: 387 Seiten, ISBN-13: 978-3-492-70159-4|
[www.lauscherlounge.de]http://www.lauscherlounge.de/
[www.luebbe-audio.de]http://www.luebbe-audio.de
[www.piper-verlag.de]http://www.piper-verlag.de

Wilson, Paul F. – Handyman Jack – Schmutzige Tricks (Folge 1)

_Ein Handyman_ ist im englischen Sprachraum ein Mann für alles, und so finden sich auf dem Anrufbeantworter von F. Paul Wilsons Antihelden Handyman Jack auch reichlich Nachrichten, in denen es ums Heimwerken und Reparieren geht. Dabei ist Jack zwar tatsächlich ein Kerl fürs Grobe, doch in seinem Werkzeugkoffer findet sich eher ein umfangreiches Waffenarsenal. Für Geld beseitigt er nämlich Probleme, die ohne Gewaltanwendung nicht mehr zu lösen sind. Wenn man also selber nicht mehr weiter weiß und die Polizei nicht interessiert ist zu helfen, dann ist die letzte Adresse wohl Handyman Jack. Zumindest wenn man in New York lebt.

Dass man mehr über den geheimnisvollen Handyman Jack erfahren darf, ist dem amerikanischen Autor F. Paul Wilson zu verdanken, der die Figur vor über zwanzig Jahren erfand und seitdem nicht müde wird, dessen Abenteuer zu schildern. |LPL records| stellt mit „Schmutzige Tricks“ drei Kurzgeschichten um Jack als Hörbuch vor.

_In der Auftaktgeschichte_ „Zwischenspiel im Drugstore“ bekommt der Hörer als Einstimmung eine geradlinige und schnelle Knall- und Schießgeschichte geboten. Jack, der zufällig auf seine alte Bekannte Loretta trifft, die ihn sofort in einen Drugstore schleppt, da sie einen Heißhunger auf Eis verspürt, findet sich plötzlich in einem klassischen Überfallszenario wieder: Eine kleine Gang schließt Kunden wie Angestellte in dem Laden ein, um den Geldtransporter zu überfallen, der wöchentlich die Einnahmen abholt. So eine Situation kann Jack natürlich nicht so einfach hinnehmen, doch sieht er sich mit einem ungewöhnlichen Problem konfrontiert: Da er zum jährlichen King-Kong-Tag aufs Empire State Building gestiegen ist, auf dem Waffen tabu sind, hat er keine Knarre parat. Er muss also improvisieren, und so schleicht er durch die Gänge des Drugstore, um zusammenzusammeln, was auch nur im Entferntesten als Waffe geeignet sein könnte. Der Leser darf gespannt sein, welche unscheinbaren Produkte in Jacks Hand zu tödlichen Geschossen werden können!

Die zweite Geschichte „Ein ganz normaler Tag“ verlangt sowohl dem Hörer als auch dem Protagonisten schon etwas mehr ab. Es ist die längste Geschichte des Hörbuchs und kann mit einer recht verschachtelten Handlung aufwarten, die des Hörers Aufmerksamkeit ständig fordert. Jack wurde von dem Barbesitzer George angeheuert, um ein paar mafiöse Geldeintreiber zu beseitigen, die von George Schutzgeld erpressen wollen. Doch dieser recht einfache Job verkompliziert sich schlagartig, als ein Scharfschütze versucht, Jack in seinem (geheimen!) Hotelzimmer gekonnt zu durchlöchern. Haben die Kleinkriminellen also jemanden auf ihn angesetzt? Hat jemand Jacks Identität herausgefunden? Oder geht es um etwas ganz anderes? Genüsslich widmet sich Jack dem Puzzle, das sich ihm da präsentiert, und natürlich führen schlussendlich alle Spuren zusammen, um in einem actionageladenen Showdown zu kulminieren.

In der letzten Geschichte „Familiennotdienst“ verlässt Autor F. Paul Wilson das sichere Revier der Schwarzweißmalerei. Bisher waren Bösewichte und Helden (selbst Antihelden) recht eindeutig zu identifizieren, doch nun betreten wir die berüchtigte Grauzone moralischen Handelns. Jack wird von Oscar Schaffer engagiert, dessen Schwester von ihrem Mann regelmäßig brutal verprügelt wird. Immer wieder redet er auf sie ein, diesen Schläger doch zu verlassen, doch sie entschuldigt die Gewaltätigkeit ihres Mannes und macht keine Anstalten, sich aus dessen Fängen zu befreien. Oscar weiß keinen anderen Rat mehr als Jack zu engagieren, um dem Schwiegersohn eine Portion seiner eigenen Medizin zu verpassen. Jack soll ihn ein wenig verprügeln, gerade nur so, dass er im Krankenhaus landet. Vielleicht sieht er dann, was er seiner Frau antut. Und vielleicht landet er im Krankenhaus ja zufällig in den Fängen eines Psychiaters, der ihn wieder geraderücken kann. So einfach, wie Oscar sich das ausgemalt hat, wird die Sache schlussendlich natürlich nicht. Nur eines ist sicher – wenn die Geschichte zu Ende ist, wird Gus nie wieder eine Frau verprügeln.

_Mit Handyman Jack_ hat F. Paul Wilson, Jahrgang 1946 und wohnhaft im beschaulichen New Jersey, eine unglaublich vielseitige, actionlastige und unterhaltsame Figur geschaffen. Man erfährt kaum etwas über ihn, und sein auffälligstes Merkmal ist wohl seine komplette Unauffälligkeit. Zwischen den ganzen Schlägern, Kleinkriminellen und Dieben sieht er einfach nur normal aus. Normal gebaut, normal gekleidet, normale Frisur, unscheinbares Gesicht. Als Krönung kommt er in „Ein ganz normaler Tag“ plötzlich heim zu Frau und Kind, und um die Beschaulichkeit der Diskussion ums Abendbrot komplett zu machen, würde nur noch der weiße Lattenzaun fehlen. Jacks Normalität ist Tarnung – niemand vermutet hinter der unscheinbaren Fassaden einen so erfolgreichen Schläger. Und erfolgreich ist er in jedem Fall! Neben Jack sehen nämlich Größen des Genres wie John McClane oder Rambo – die schließlich auch nicht schlecht darin sind, ihre Umgebung in Schutt und Asche zu legen – ziemlich alt aus. Und dazu ist Jack auch noch ein irgendwie netter Kerl, dessen Herz trotz der umfangreichen Waffensammlung doch am rechten Fleck sitzt.

Der Fairness halber sollte vielleicht gesagt sein, dass die drei Geschichten des Hörbuchs nicht chronologisch aufeinanderfolgen. Offensichtlich wurden sie nicht nach Erscheinungsdatum, sondern nach Gefallen und sicherlich auch Länge ausgewählt. „Zwischenspiel im Drugstore“ („Interlude at Duane’s“), die Auftaktgeschichte, ist die neueste im Bunde – 2006 erstveröffentlicht. „Ein ganz normaler Tag“ („A Day in the Life“) dagegen ist von 1989. Die letzte Geschichte, „Familiennotdienst“ („Home Repairs“) ist wieder jünger, nämlich von 1996. Allerdings tut die scheinbar wahllose Zusammenstellung dem Hörgenuss keinen Abbruch. Alle Geschichten funktionieren unabhängig voneinander, und man kann in jeder spannende Details über Jack lernen, die man am Ende des Hörbuchs zusammensetzen kann, um sich ein umfassenderes Bild über dieses Enigma Jack zu machen.

„Schmutzige Tricks“ ist ein dreieinhalbstündiger Actionkracher, fabelhaft vorgetragen von Detlef Bierstedt. Routiniert gibt er den taffen Typen (schließlich leiht Bierstedt auch George Clooney seine Stimme) und dreht so richtig auf, wenn er Nebenfiguren Dialekte und Marotten verleihen kann. Besonders gelungen ist ihm dabei ‚Ecuador‘, einer der Kleinkriminellen aus „Zwischenspiel im Drugstore“, dessen Akzent so überzeugend rüberkommt, dass man eigentlich ständig nur zurückspulen möchte, um sich diese Passagen wieder und wieder anzuhören. Hörer, die wollen, dass es in einer Geschichte so richtig zur Sache geht, sind bei Handyman Jack an der richtigen Adresse. Hier wird geschossen, verprügelt und erstochen, bis auch noch der letzte Bösewicht blutleer ist. Und dann tritt Jack dem Toten noch einmal gegen’s Schienbein; man weiß schließlich nie, vielleicht zuckt der Gegner ja doch noch! Pures Hörvergnügen für alle Liebhaber von Action und Pulp!

|3:30 Stunden auf 3 CDs
Übersetzung vom Festa-Verlag
ISBN 978-3-7857-3552-7|
http://www.lpl.de
http://www-luebbe-audio.de
http://www.festa-verlag.de

F. Paul Wilson auf |Buchwurm.info|:

[„Das Kastell“ 795
[„Tollwütig“ 2375
[„Die Gruft“ 4563

Francis, H. G. / Arthur, Robert – Die drei ??? und der Super-Papagei (Folge 1)

Was macht diese Folge eigentlich so besonders? Nun, als Nummer 1 ist man immer Vorreiter, das ist hier nicht anders, allerdings konnten die |EUROPA|-Studios als Macher dieser Geschichte damals nicht ahnen, dass sie die Einstiegsdroge für eine ganze Generationen von Hörspielfreaks hinlegen. Im Gegenteil. Man nummerierte sogar die eigentliche Nummer 1 „Gespensterschloss“ um, sie wurde zur Nummer 11 degradiert, da man nicht wusste, ob Deutschlands Jugend 1979 schon bereit für die spukige Umsetzung dieser Folge von „The Three Investigators“ (so der Serientitel des Originals) war. Rückwirkend kann man sagen: Sie war es.

_Zur Story_

Justus und Peter werden von Alfred Hitchcock zu dessen Kollegen Mr. Fentriss geschickt, der seinen Papagei „Lukullus“ vermisst, doch die Polizei des kalifornischen Kleinstädtchens Rocky Beach will nichts unternehmen. Am Haus des potenziellen neuen Klienten der drei ??? abgekommen hören sie jedoch Hilfeschreie und beschließen, sich dem Gemäuer vorsichtig zu nähern. Dabei werden sie von einem dicken Kerl überrascht, der sie mit vorgehaltener Pistole ins Haus scheucht und sich ihnen als Mr. Fentriss vorstellt. Der Papagei sei wieder aufgetaucht und hätte den Hilfeschrei ausgestoßen, zudem wäre er telefonisch von Hitchcock über ihr Kommen informiert gewesen und wollte sie nur ein wenig testen.

Die vermeintliche Pistole entpuppt sich als Feuerzeug. Justus und Peter bringen (ohne den Vogel persönlich zu Gesicht zu bekommen) in Erfahrung, dass der Papagei stets einen sehr seltsamen Spruch zum Besten gibt: „Lucius et Licinius et Lukullus – Kopf oder Zahl? – erare humanum est!“, doch einen neuen Fall haben die jungen Detektive wohl nicht … Ein wenig enttäuscht zuckeln sie in dem ihnen kostenlos überlassenen Rolls Royce – samt Chauffeur Morton – von dannen … bis Just ein Geistesblitz trifft. Mr. Hitchcock kann gar nicht angerufen haben, denn zum Haus von Mr. Fentriss führt keine Telefonleitung!

Als sie schnurstracks mit dem Rolls kehrtmachen (lassen), kommt ihnen aus der Ausfahrt des Grundstücks ein schwarzes Ranger-Sport-Coupé entgegengebraust, am Steuer: der Dicke von vorhin! Leider konnten sie trotz des Beinahe-Crashs nur die letzten Ziffern des Kennzeichens erhaschen: „13“. Die beiden Jungs finden den richtigen Mr. Fentriss gefesselt in seinem Haus und befreien ihn. Dabei erfahren sie, dass er den sprachbegabten Vogel von einem mexikanischen Hausierer gekauft hat, und er ist nicht der Einzige. Seine Nachbarin Mrs. Waggoner hat ebenfalls einen solchen Papagei gekauft, der auf den Namen „Schneewittchen“ hört und ähnlich komisches Zeug brabbelt: „Weiß wie Schnee. Rot wie Blut. Schwarz wie Zedernholz … Ist Sherlock Holmes zu Hause?!“

Auch ihr Papagei ist, wie man sich unschwer denken kann, verschwunden, und sie sucht ihn verzweifelt, kann den Jungs aber einen Mann beschreiben, der sich seit geraumer Zeit verdächtig in der Gegend herumtreibt. Natürlich passt die Beschreibung des Mannes und seines Autos auf den Dicken mit seinem Sportwagen. Zwei verschwundene Papageien, die seltsam verdrehte Sprüche klopfen, und ein höchst verdächtiger Kerl, der es offensichtlich darauf abgesehen hat, alle Tiere (es sind deren sieben – inklusive des ominösen Super-Papageis „Blackbeard“) in seine Hände zu bekommen. Doch warum? Welches Geheimnis umgibt diese höchst seltsamen Vögel?

_Eindrücke_

Ein knackiges, schlichtweg geniales und höchst mysteriöses Wort-Rätsel, ein düsterer Friedhof im Nebel und zunächst undurchsichtige Charaktere plus Monsigneur Victor Hugenay, der französische Meisterdieb, der den drei Jungs nicht zum letzten Mal über den Weg dackeln soll, zeichnen die Nummer 1 aus. Gewürzt ist das Ganze mit pädagogisch wertvollen Zuckerlis, wie der Erwähnung, dass Blackbeard, das spätere Maskottchen der Detektei, eigentlich gar kein Papagei ist, sondern ein Star aus der Familie der Mynah, die bekannt sind für ihre exzellenten Spracheigenschaften. Man lernt durch die verdrehten Sprüche der anderen Vögel auch noch eine ganze Menge über klassische Literatur und Geschichte, denn unter ihnen befinden sich außerdem noch Käpt’n Kidd, Sherlock Holmes, Robin Hood und Al Capone. Interessanter und kindgerechter kann man ein wenig Allgemeinbildung nicht verpacken.

Selbstverständlich werden hier schon Tugendhaftigkeit und Freundschaft großgeschrieben, wie es im späteren Verlauf der Serie (bis heute) auch ausnahmslos praktiziert wird. Die kindlichen Stimmen der drei Hauptfiguren sind von ihrer heutigen Tonlage natürlich verschieden und für Kenner nur der neueren Folgen (nach deren Stimmbruch) bestimmt lustig anzuhören. Das heißt: Peter (Jens Wawrzceck) scheint diesen irgendwie verpasst zu haben, er klingt auch als erwachsener Sprecher fast noch genauso wie anno Tuppdich als Bengel. Für Justus (Oliver Rohrbeck) gilt beinahe dasselbe – auch seine Stimme ist zwar sehr jung und eine ganze Oktave höher als heute, aber schon unverkenn- und wechselbar.

Der Einzige, dessen Stimme sich heutzutage ganz anders anhört (und das meine ich überhaupt nicht negativ – im Gegenteil) ist die von Bob (Andreas Fröhlich); er hat heute eine angenehme, recht tiefe und sonore Stimme (und sprach unter anderem den Gollum aus „Herr der Ringe“), während er in diesen frühen Tagen sogar noch Jens Wawrzceck in Sachen Pieps-Stimme in den Schatten stellt. Gerlach Fiedlers dunkel-nasaler Bass passt hervorragend zu seiner Figur, und er beehrt die Fan-Gemeinschaft später noch in drei weiteren Rollen. Auch Katharina Brauren mit ihrer leicht bedeckt-heiseren Oma-Stimme ist ein wahres Urgestein der Serie und wird in deren Verlauf immer mal wieder eingesetzt. Die spätere Dauer-Nemesis der Jungdetektive – Victor Hugenay – wird hier noch von Wolfgang Kubach gegeben, leider auch mit zu wenig französischem Akzent, aber trotzdem aller Ehren wert. Kurzum, hier finden sich erstklassige Sprecher zusammen, um eine hervorragende Leistung abzuliefern.

Sie Soundkulisse und die Musik sind ein wichtiger Punkt, und trotz der Neuabmischung hat man – zumindest, was die Effekte angeht – die Finger davon gelassen, daher befinden sich Schnitt und Geräusche noch im Originalzustand. Lediglich die Musik musste geändert werden, das war nötig wegen Lizenzstreitigkeiten um die Original-Musik von Brac/George – heute kümmern sich die Herren Conrad, Morgenstern und Zeiberts um die Soundtracks. Die Folge an sich ist natürlich meilenweit von der Perfektion heutiger Produktionen entfernt und strotzt auch vor einigen heftigen Fehlern der Regie. Tatsächlich gehört die Nummer 1 (neben „Hexen-Handy“) zu den Folgen mit den wohl meisten Fehlern, die dem geneigten Hörer beim aufmerksamen Lauschen ins Ohr springen, als da wären:

Mr. Fentriss ist nach eigenen Angaben „geknebelt“ worden – wie kann er dann um Hilfe rufen? Carlos verdreht ständig die Zahlen des Kennzeichens (3-1 statt 1-3), Blackbeard krächzt bereits in der Zentrale, obwohl sie ihn noch gar nicht gefunden haben. Justus nennt den Namen „Mr. Claudius“, wenngleich er dessen Namen zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht kennen kann. Justus nennt Tante Mathilda „meine Mutter“ uva. Bleibt zu erwähnen, dass 2004 eine überarbeitete Version des Hörspiels mit dem Titel „Superpapagei 2004“ veröffentlicht wurde, bei der die bekannten Fehler ausgemerzt wurden. Wer Spaß an den Missgriffen der Serie hat, surft mal auf http://www.rocky-beach.com vorbei – der wohl führenden Fan-Site der drei Fragezeichen. Hier finden sich neben dem Fehlerteufel auch sonst eine ganze Menge Infos rund um die Serie.

_Da kuckste in die Röhre, was?! – Das Fazit_

Die Neuabmischung begleitet immer noch das gute alte Mystery-Flair mit allen klassischen Elementen eines herausragenden Jugendhörspiels, auch wenn mir der alte Soundtrack ein wenig abgeht, denn auch (und gerade) daran macht man Kindheitserinnerungen fest. Trotz manchen Schnitzers ist dies immer noch |die| Kultfolge schlechthin, welche man Neulingen als Start in die Serie empfehlen kann.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei ??? und der Super-Papagei“ – Folge 1
Ersterscheinung: Oktober 1979
Label: EUROPA – Sony BMG Ariola Miller
Lauflänge: ca. 48 Minuten
Drehbuch: H. G. Francis
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: Conrad, Morgenstern, Zeiberts
Cover-Design: Aiga Rasch

_Die Figuren und ihre Sprecher:_

Erzähler – Alfred Hitchcock: Peter Pasetti
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Morton: Andreas von der Meden**
Mr. Claudius: Gerlach Fiedler
Mrs. Claudius: Ingrid Andree
Mr. Fentriss: Richard Lauffen
Mrs. Waggoner: Katharina Brauren
Hausierer Ramos: Juan Perez (Karl-Ulrich Meves)*
Carlos: Stefan Brönneke
Victor Hugenay: Albert Giro (Wolfgang Kubach)*
Papageien, insbesondere „Blacky“: Heikedine Körting**

*) Pseudonym. Die in Klammern aufgeführten Namen sind die Klarnamen der Sprecher.

**) Andreas von der Meden und Heikedine Körting werden komischerweise auch im aktuellen Release immer noch nicht in der Sprecherliste genannt.

http://www.natuerlichvoneuropa.de/area__ddf/index.php?sid=1

Moning, Karen Marie – dunkle Highlander, Der (Hörbuch)

_Weichspülerpornografie im Schottenrock_

Chloe Zanders ist 28, studiert alte Sprachen und hegt, ausgelöst durch die Geschichten ihres schottischstämmigen Großvaters, eine Vorliebe für keltische Mythen und Artefakte. Sie lebt ein scheinbar beschauliches Leben in New York, dessen Hauptbestandteil die Arbeit in einem Institut ist. Man könnte daher annehmen, dass sie eine intelligente, selbständige Frau wäre, die mit beiden Beinen fest im Leben steht.

Doch dann lernt sie Daegus MacKeltar kennen; einen geheimnisvollen, fast unwirklich schönen Mann, der es sich in der Minute, in der er Chloes zum ersten Mal ansichtig wird, in den Kopf setzt, diese Frau zu verführen und sie zu seiner Gefährtin zu machen, damit sie ihm hilft, den Fluch zu überwinden, den er als Nebenfigur und Bruder des Haupthelden Drustan MacKeltar im vorhergehenden Roman „Die Liebe eines Highlanders“ auf sich geladen hat. Demnach hat Daegus einen Pakt mit den Túatha Dé Danann (dem schottischen Feenvolk) gebrochen, um seinen Bruder zu retten. Danach haben die Seelen von 13 schwarzen Druiden von Daegus Besitz ergriffen. Sobald sie mächtig genug sein werden, könnte die Welt aus den Fugen geraten.

Wird also Daegus MacKeltar die richtigen Schriften finden, in denen alle Umstände des Pakts festgehalten wurden? Kann Chloe ihm dabei helfen, die Kontrolle über die schwarzen Mächte zu erlangen? Und wer oder was sind die ominösen Dragar? Die Beantwortung dieser Fragen ist für die Autorin Karen Marie Moning, die weitere Highlanderromane und eine ebenso sexlastige Vampirserie veröffentlicht hat, vermutlich ebenso nebensächlich gewesen wie eine spannende Handlung oder mehrdimensionale Charaktere zu entwerfen. Bei Daegus wird aus Chloe Zanders ein „Chloe-Mädchen“, die sich naiv und trottelig wie ein Teenager verhält, der statt im 20. Jahrhundert scheinbar in einem sexuellen Vakuum aufgewachsen ist. Mit ihren 28 Jahren ist sie nicht nur noch Jungfrau, sondern hat auch noch nie selbst Hand an sich gelegt. Bereits der Anblick eines nackten Oberkörpers bringt sie derart aus der Fassung, dass sie nur noch stammeln kann. Die Sprecherin des 2008 bei |Radioropa| erschienen Hörbuchs unterstreicht diese Einfalt durch ein hohes Stimmchen, das fast ins Tonlose übergeht.

So bestehen denn zwei Drittel des Romans bzw. des Hörbuchs aus einem nicht enden wollenden Vorspiel aus Sexszenen mit einer anderen Frau, Gedanken an Sex, Träumen von Sex sowie einer Szene, in der Daegus Chloe im Flugzeug masturbiert und ihr den ersten Orgasmus ihres Lebens verschafft, bis er sie (endlich!) in einem Waldstück niederwirft und entjungfert. Ach, ja, zwischendurch reisen die beiden Protagonisten noch von New York nach Schottland, wo sie auf die Hauptcharaktere des Vorgängerromans, Drustan und Gwen, treffen, damit sich die Zielgruppe über das Wiedersehen und die thematischen Anknüpfungspunkte freuen kann. Dabei wird dem Leser die Einfallslosigkeit der Autorin erst richtig bewusst: Daegus und Drustan sind Zwillinge; darum natürlich beide hünenhaft und gut aussehend. Sowohl Gwen als auch Chloe sind eher zierliche Persönchen und mit Mitte 20 noch sexuell unerfahren.

Beinahe genauso einfach wie das Fliegen in einem Flugzeug ist die anschließende Reise der beiden mit Hilfe eines Steinkreises zu Daegus Vater in das 16. Jahrhundert, welches Moning irrtümlich als „Mittelalter“ bezeichnet. Dort reiten sie ein wenig herum und bekommen eine geheime Kammer gezeigt, die man sie der Spannung halber auch hätte selbst suchen lassen können. In ihr befinden sich alte Schriften, die wichtige Hinweise auf die Möglichkeit der Erlösung vom Fluch geben sollen. Aber eigentlich ist das alles nebensächlich, denn diese Szenen sind doch nur lästige Unterbrechungen des Liebesspiels.

Die größte Bewunderung im Hinblick auf das Hörbuch muss man daher der Sprecherin entgegenbringen, die ihr Möglichstes versucht, die zahlreichen sexuellen Fantasien oder Sätze wie „Er war aufregend, wunderschön und multilingual“ – die in ihrer Zusammensetzung oder Übersteigerung oft schon wieder lächerlich wirken – auszusprechen und auch noch mit Leben zu füllen. Unterstreicht die Sprechweise bei Chloe deren Einfältigkeit, wird Daegus in Szenen mit wörtlicher Rede zwischen Chloe und ihrem dunklen Highlander immer leicht gepresst und knurrend gesprochen, worin man eine Illustration der Tatsache sehen kann, dass Daegus stets gegen die mächtiger werdenden Druiden in seinem Inneren ankämpfen muss. Doch was auch immer die Sprecherin versucht, bereits nach einer von insgesamt zwölfeinhalb Stunden ist der Hörer aufgrund der Handlungsarmut Morpheus‘ Armen näher als den Hauptcharakteren, für die man weder Sympathie aufbringen noch mit ihnen mitfiebern kann. Da hilft es auch nicht, wenn die Autorin ständig wiederholt, wie gut Daegus aussieht, wie potent sein übergroßes Glied daherkommt oder was er mit welchen Stellen des weiblichen Körpers anstellen kann. Irgendwann hat schließlich jeder verstanden, dass der dunkle Highlander ein übermenschlich gut gebauter Sexgott ist.

Hinzu kommt, dass die Autorin nichts erklärt. Das Zeitreisen wird als Möglichkeit hingenommen, die zwar gefährlich sein kann, aber der Moment der Zeitreise wird bewusst außen vor gelassen, um ihn nicht beschreiben zu müssen. Was genau die Druiden in Daegus bewirken oder in welcher Hinsicht die ganze Welt gefährdet ist, erfährt der Leser/Hörer ebenfalls nicht. Andeutungen kann man nur entnehmen, dass sie ihm Magie zur Verfügung stellen. Es baut sich jedoch keine Spannung auf, weil man sich nicht um den Helden ängstigt, der im Grunde sowieso nur das Eine wollen muss, was Moning auch noch damit rechtfertigt, dass es ihm helfe, die Druiden unter Kontrolle zu halten. Im 16. Jahrhundert bewegen sich die Hauptcharaktere (besonders verwunderlich bei Chloe) ebenso selbstverständlich wie im 20. Jahrhundert, abgesehen von der Tatsache, dass Chloe angesichts neuer „alter“ Gegenstände in jeder Szene fast überschnappt. Mit Recherchearbeit war dieser Roman jedenfalls nicht verbunden.

Diese Einfalls- und Spannungsarmut rechtfertigt Moning mehrmals, in dem sie in „Der dunkle Highlander“ auf vorhergehende Werke oder die Vorzüge von Liebesromanen im Allgemeinen anspielt: „Wenn ich Realität will, dann sehe ich CNN.“ Nun verlangt von einem Liebes- oder Zeitreiseroman niemand „Realität“. Dennoch sollte man sich als Leser mit den Personen und ihrer Liebe zueinander identifizieren können. Wenn die Helden in der Vergangenheit sind, muss es auch Unterschiede zur vorhergehenden Realität der Gegenwart und nicht nur einen Kulissenwechsel geben. Spannung resultiert hierbei aus der Wahrscheinlichkeit, aus der Limitierung der Möglichkeiten und einem drohenden Verlust. Diana Gabaldon hat das mit dem ersten Buch ihrer Highlandsaga („Feuer und Stein“) vorgemacht. Daher müssen sich nachfolgende Romane immer an ihr messen lassen.

Auch bei Gabaldon wird die Zeitreise mit Hilfe eines Steinkreises möglich. Nur ähnelt dieser keinem Beamer, den man ständig benutzen kann, sondern fungiert als Manifestation der Trennungslinie zwischen den Zeiten und den Protagonisten. Sie physisch zu übertreten, ist nur an mythologisch besonderen Tagen des Jahres möglich. Ein psychisches Überwinden bleibt in manchen Bereichen gänzlich versagt. In diesen Momenten springen Liebe und Vertrauen ein, damit es zu einer Annäherung zwischen den Charakteren kommen kann. Daraus resultiert bei Gabaldon Spannung und Tragik zugleich. Ihren Protagonisten glaubt der Leser auch, dass sich zwei erwachsene Menschen trotz aller Verständnisschwierigkeiten, die aus der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Jahrhunderten resultieren, sowohl geistig wie auch körperlich lieben. Was Moning hier abgeliefert hat, lässt sich auf die Formel „gut gebauter Highlander beglückt unerfahrene Studentin“ reduzieren. Das ist Weichspülerpornografie, bei der man die Seiten mit der spärlichen Handlung getrost überblättern kann, um sich auf das Wesentliche des Romans zu konzentrieren. Vorgelesen auf zehn CDs wirkt „Der dunkle Highlander“ – so sehr sich die Sprecherin auch bemüht – bestenfalls erheiternd oder als gute Einschlafhilfe.

|Originaltitel: The Dark Highlander
Aus dem Englischen von Ursula Walther
Buchausgabe bei Ullstein, 2004
12:24 Stunden auf 10 CDs + 1 Bonus-MP3-CD|
ISBN-13: 978-3836802574|
http://www.hoerbuchnetz.de

Lexington, Bob / Weber, Raimon / Sassenberg, Volker – Point Whitmark: Die Bucht der 22 Schreie (Folge 01) (Hörspiel)

_Inhalt:_

Die Schüler Jay Lawrence, Tom Cole und Derek Ashby betreiben in ihrer Freizeit einen Radiosender in einem Raum ihrer Highschool. Dabei nehmen sich die drei Jungreporter mit Vorliebe Themen an, die recht brisant sind. So zum Beispiel auch des Untergangs des Frachters Albacore vor über dreißig Jahren. Die Umstände des Unglücks sind bis dato immer noch ungeklärt. Doch bereits zu Beginn ihrer Recherchen stoßen die Jungs auf Widerstand: Der Rektor der Schule fürchtet um die Ruhe von Point Whitmark und droht den Schülern mit Sendeverbot. Außerdem erhalten Jay, Tom und Derek mysteriöse Drohungen. Geistern die Seelen der 22 ertrunkenen Seeleute tatsächlich vor Point Whitmark herum?

_Meine Meinung:_

Drei Jugendliche, die in ihrer Freizeit nichts Besseres zu tun haben, als Verbrecher zu jagen? Das kommt einem bekannt vor und ist seit Jahren das Erfolgsrezept der Hörspielserie |Die Drei Fragezeichen|. Die Jugendhörspielserie |Point Whitmark| von Volker Sassenberg nach den Romanen von Bob Lexington hat eine ähnliche Grundlage und unterscheidet sich zunächst nur im Detail. So betrachten sich Jay, Tom und Derek keineswegs als Detektive, sondern als Reporter und Radiojournalisten. Dass sie dabei immer wieder in Verbrechen verwickelt werden, ist meistens dem Zufall zuzuschreiben und macht die Geschichten daher auch sehr interessant.

Bereits beim Anhören der ersten Folge fällt der hohe Produktionsstandard auf. Neben einer originellen und spannenden Geschichte sind es die erstklassigen Sprecher, die klangvolle Musik sowie die realistischen Effekte, welche |Point Whitmark| so bemerkenswert machen. Hinzu kommt, dass die einzelnen Folgen in sich abgeschlossen sind und man – im Gegensatz zu |Gabriel Burns| – auch ein Hörspiel der höheren Nummern kaufen kann, ohne die ersten Folgen zu kennen. Folge eins startet sofort mit einer gut durchdachten Story und stellt die Charaktere nebenbei während der Handlung vor.

Bereits die Anfangssequenz aus der Vergangenheit, wo der Frachter sinkt, wurde sehr stimmig und mit authentischen Geräuschen unterlegt dargestellt. Das Reporter-Trio wird gesprochen von Sven Plate (Jay), Kim Hasper (Tom) und Gerrit Schmidt-Foß (Derek), die alle eine hervorragende Arbeit leisten und ihre Rollen mit viel Engagement spielen. Sven Plate kennt man unter anderem als deutsche Stimme von Wesley Crusher aus der Fernsehserie |Star Trek: Das nächste Jahrhundert|. Kim Hasper hat unter anderem die Figur des Harry Osborn in den |Spider-Man|-Filmen synchronisiert, während Gerrit Schmidt-Foß zum Beispiel Leonardo DiCaprio seine Stimme leiht. Als Erzähler brilliert der Schauspieler Jürg Löw, der diese Aufgabe exzellent erfüllt. Insgesamt betrachtet gibt es eigentlich keinen Sprecher, der seine Rolle nicht hingebungsvoll und angemessen darzustellen versteht. Alles in allem also ein sehr schönes und grandios produziertes Debüt einer neuen Jugenkrimi-Hörspielserie.

Die neu aufgelegte Serie fällt dem Käufer sofort durch ihr auffälliges Layout ins Auge. Die Illustration ist atmosphärisch und erinnert vom Stil her ebenfalls ein wenig an die |Europa|-Hörspiele. Leider beinhaltet das Booklet lediglich eine Sprecherliste sowie die üblichen Infos zur Produktion. Daten und Fakten zu der literarischen Vorlage und zum Autor Bob Lexington wären wünschenswert gewesen.

_Fazit:_

„Die Bucht der 22 Schreie“ ist ein spannendes Jugendhörspiel für alle Fans der |Drei Fragezeichen| und all jene, die sich gerne ähnliche Storys mit frischen Charakteren zu Gemüte führen möchten. Das Hörspiel weist in allen Sparten (Sprecher, Musik und Effekte) einen sehr hohen Standard auf und unterhält auch erwachsene Hörer auf einem anspruchsvollen Niveau. Ein versteckter Track am Ende der Folge ist ein angenehmer Bonus.

Nach einer Erzählung von Bob Lexington
Idee & Konzeption: Volker Sassenberg
Drehbuch: Raimon Weber & Decision Products
Musik: Volker Sassenberg, Markus Segschneider und Manuel Rösler in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Staatsorchester Weißrussland und Victor Smolski (|Rage|)
Ton & Schnitt: Erik Anker
Tonassistenz: Thorsten Hohagen
Illustration: MD
Regie: Volker Sassenberg
Produktion: Volker Sassenberg
Aufgenommen und gemischt unter Finians Regenbogen

|Sprecher:|

Erzähler: Jürg Löw
Jay Lawrence: Sven Plate
Tom Cole: Kim Hasper
Derek Ashby: Gerrit Schmidt-Foss
Direktor Reno: Jürgen Uter
Matt Stinger: Raimon Weber
Bürgermeister Morris: Henning Schlüter
Stadtrat Riverdale: C.-D. Clausnitzer
Sheriff Baxter: Andreas Becker
Cassandra Harris: Tanja Kuntze
Deputy Nelson: Roger Trash
Mrs. Bushland: Ines Burkhard
Vater Callahan: Heinz Ostermann
Arbeiter: Christian Tasche

|63 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 9783829118934|
http://www.pointwhitmark.de
http://www.karussell.de/0__point__whitmark__22460.jsp

_|Point Whitmark| auf |Buchwurm.info|:_

[„Point Whitmark 22: Die blutenden Schlüssel“ 4793
[„Point Whitmark 23: Der Duft der Finsternis“ 5058

_Florian Hilleberg_

Wilson, F. Paul – Handyman Jack – Der letzte Ausweg (Folge 2)

_Taffer Handwerker: Zorro, hilf dir selbst!_

Wenn der Abfluss mal verstopft ist, sollte man Handyman Jack lieber nicht rufen. Jack repariert nämlich andere Sachen: Probleme, mit denen sonst niemand fertig wird. Er kümmert sich für gutes Geld darum, dass Unrecht bestraft wird. Dabei verlässt er sich auf eine Kombination aus Können und Dreistigkeit. Handyman Jack ist ein Held – aber auch ein Rätsel. Er lebt im Untergrund. Niemand kennt seine Identität. Jack verkörpert eine tödliche Mischung aus „Zorro“ und Bruce Willis.

Folgende Geschichten von F. Paul Wilson finden sich auf diesem Thriller-Hörbuch:

1) Der lange Weg nach Haus
2) Der letzte Rakosh
3) In der Mangel

_Der Autor_

F. (Francis) Paul Wilson (geboren 1946) ist ein US-amerikanischer Besteller-Autor von Mystery-, Thriller- und Horror-Romanen. Wilson studierte Medizin am Kirksville College of Osteopathic Medicine und ist heute immer noch praktizierender Arzt. Wilsons bekannteste Romanfigur ist der Anti-Held Handyman-Jack (engl. Repairman-Jack). Neben Mystery-, Science-Fiction- und Horror-Romanen schreibt Wilson auch Medizin-Thriller. Außerdem ist er ein großer Fan von H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos und hat auch selbst ein paar Storys in Anlehnung an diesen Mythos geschrieben. F. Paul Wilson lebt mit seiner Frau, zwei Töchtern und drei Katzen an der Küste von New Jersey.

Stephen King ist laut Verlag der Präsident des Handyman-Jack-Fanclubs.

F. Paul Wilson auf Buchwurm.info:

[„Das Kastell“ 795
[„Tollwütig“ 2375
[„Die Gruft“ 4563
[„Handyman Jack – Schmutzige Tricks“ (Folge 1) 4939

_Der Sprecher_

Detlef Bierstedt ist Schauspieler und Synchronsprecher. Als deutsche Stimme von George Clooney verleiht er diesem Lässigkeit und Charme. Seit 1984 hat er über 600 Synchron-Rollen gesprochen und war als Schauspieler in der TV-Serie „Tatort“ zu sehen. Als Spezialist für spannende Thriller hat er auch „Diabolus“ von Dan Brown vorgetragen. Nun haucht er Handyman Jack Leben ein. (Verlagsinfo)

_Die Macher_

Für Regie, Produktion & Dramaturgie zeichnet Lars Peter Lueg verantwortlich, für Schnitt, Musik & Tontechnik Andy Matern.

Lars Peter Lueg ist der exzentrische Verlagsleiter von |LPL records|. Der finstere Hörbuchverleger hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das Grauen aus kalten Kellern und feuchten Grüften hinaus in die Welt der Lebenden zu tragen. LPL produziert alle Hörbücher & Hörspiele selbst und führt auch Regie. Er erhielt als Produzent einen Preis für „Das beste Hörbuch/Hörspiel des Jahres 2003“. Eine seiner Regiearbeiten wurde vom renommierten |hörBücher|-Magazin mit dem Prädikat „Grandios“ ausgezeichnet. Außerdem erhielt er beim Hörspielpreis 2007 eine Auszeichnung für die „Beste Serienfolge“. (Verlagsinfo)

Andy Matern ist seit 1996 als freiberuflicher Keyboarder, Producer, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann mehr als 150 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen. Andy Matern wurde als „Bester Hörspielmusiker des Jahres 2005“ ausgezeichnet. Sein neuestes Edelmetall wurde ihm für die Musik zu den Dan Brown-Hörbüchern „Illuminati“ (Doppel-Platin) und „Sakrileg“ (Platin) verliehen. (Verlagsinfo)

_Die Erzählungen_

_1) Der lange Weg nach Haus_

Von seiner Lieblingskneipe bei Julios schlendert Jack Richtung Zuhause, als er vor Costins Krämerladen einen Schuss hört. Da steht auch schon ein New Yorker Streifenwagen, allerdings mit nur einem Cop darin. Jack geht sofort in Deckung und stellt sein Sixpack Bier erst einmal beiseite. Der Cop steigt aus, um nachzusehen, was aus seinem Kollegen geworden ist. Da tritt auf einmal aus der Tür zu Costins Laden ein schwarzhäutiger Riese und grinst den Bullen an – mit einer Schrotflinte im Arm. Der Cop versucht ihn aufzuhalten, vergeblich, denn gleich trifft ihn ein Schuss in den Hals, der ihn umhaut.

Jack kapiert sofort, dass hier ein simpler Raubüberfall auf den Laden soeben tödlich eskaliert ist, möglicherweise mit zwei Opfern. Und der zweite Cop droht zu verbluten. Was soll Jack tun? Normalerweise hält er sich verborgen und lässt sich mit Bullen auf keinen Fall ein, doch irgendwie hat sein Körper bereits für ihn entschieden und die kleine 45er aus dem Knöchelhalfter gezogen. Er tritt hinter den schwarzen Riesen, der drauf und dran ist, dem Cop den Gnadenschuss zu verpassen, und befiehlt ihm, die Flinte fallenzulassen.

Doch der lacht bloß darüber, dreht sich um, um zu schießen, da erwischt ihn eine aufgebohrte 45er-Kugel mitten ins Auge. Danach ist von seinem Hirn nicht mehr viel übrig. Der Riese bricht zusammen. Jack kniet sich nieder, um dem Cop die spritzende Halsschlagader zuzudrücken. Schon tauchen weitere Cops auf und befehlen ihm, beide Hände hochzunehmen. Wie kann man bloß so dämlich sein? Er macht den Typen klar, was passiert, wenn er das täte. Endlich kapiert es einer, und dann kommt auch schon die Ambulanz. Jack weist die Sanis ein und will sich verdünnisieren, als man ihm Handschellen anlegt …

Auf der Polizeiwache des 20. Reviers hat der diensthabende Officer Carruthers ein erhebliches Problem mit der Tatsache, dass Jack fünf Ausweise vorlegt, die auf verschiedene Nachnamen lauten. Dreimal darf man raten, wie sein Vorname lautet. Jack weiß, dass er sich auf keinen Fall einbuchten lassen darf. Von ihm existieren weder Fingerabdrücke noch Fotos, und wenn das Finanzamt erstmal spitzkriegt, dass er existiert, aber keine Sozialversicherungsnummer besitzt, kann er sich gleich einsargen lassen – von den Typen, die mit ihm eine Rechnung offen haben, ganz zu schweigen.

Er muss hier unbedingt raus. Und unverhofft wird ihm die Chance geboten, Carruthers zu helfen. Dessen kleiner Bruder wurde nämlich in Costins Laden als Geisel genommen, vom Komplizen des schwarzen Riesen …

|Mein Eindruck|

Diese erste Erzählung stellt uns die Person des Handyman Jack und seine außergewöhnlichen Lebensumstände vor. Er arbeitet im Verborgenen, und nur seine Samariterhandlung bedroht diesen privilegierten Status. Das moralische Urteil fällt zwiespältig aus: Was dem Cop das Leben rettet, bringt Jacks in größte Gefahr. Im Knast werden es ihm die Verbrecher, die er hinter Gitter gebracht hat, schon heimzahlen. Deshalb ist die Freilassung das größte Geschenk überhaupt – eine reichlich unwahrscheinliche Verhaltensweise von Carruthers. Aber eine mit lohnenden Folgen: Jack kümmert sich um Leute, denen er noch einen Gefallen schuldet.

Der Showdown mit dem Komplizen des Riesen ist ebenfalls ein Schmankerl. Der Fettsack, der noch keinen erschossen hat, braucht eine Weile, bis er kapiert, dass a) Jack kein Bulle ist und b) er, Fettsack, frei wählen darf, welches sein Schicksal sein wird. Jack hofft natürlich, dass er sich ergibt, aber so viel Hirn oder Mut bringt Fettsack leider nicht auf …

_2) Der letzte Rakosh_

Jack schaut sich am Sonntag mit seiner Freundin Gia und deren achtjähriger Tochter Vicky den Jahrmarkt auf Long Island an. Dort ist ein merkwürdiger Stand aufgebaut: „Ozymandia Praters Kuriositäten-Kabinett“. Kaum werden zweifel laut, ob dies wohl das Richtige für Klein-Vicky sei, begehrt das Mädchen auf. Sie zahlen und treten in das Zelt. Da sind die üblichen Monstrositäten ausgestellt: Zwillinge, ein Fettsack, ein Riese, aber auch ein Vogelmensch, ein Schlangenmann und der Krokodiljunge – hm, ungewöhnlich. Bestimmt bloß Fälschungen und Tricks. Ein Junge, mit dem Vicky und Jack sprechen, verhält sich wie ein Echo und macht ihre Stimmen täuschend echt nach, sogar Jacks Imitation von W. C. Fields – unheimlich. Schnell weiter, meint Gia.

Vicky eilt voraus, läuft aber nach einem Aufschrei gleich wieder angstvoll zurück. Sie hat das Monster gesehen, das sie einst auf ein Boot verschleppt hatte. Jack durchläuft es eiskalt. Vicky hat einen Rakosh gesehen! Nachdem Gia mit Vicky nach draußen gegangen ist, schaut sich Jack die Sache genauer an.

Tatsächlich: Hinter einem Absperrseil steht ein stabiler großer Käfig, in dem ein Rakosh liegt. Sein löwenartiger Körper endet in einem gorillaähnlichen Kopf und stahlharten, langen Klauen. Jack dachte, er hätte letztes Jahr alle Rakoshi, die Mr. Qusum gezüchtet und für Verbrechen eingesetzt hatte, vernichtet, doch dieser hier, Narbenlippe, hat offenbar einen Sturz ins Wasser überlebt. Nun wird er als „Haimensch“ angepriesen. Jack sieht, wie Narbenlippe ihn wiedererkennt und die Klauen ausfährt …

|Mein Eindruck|

Die Story an sich ist unvollständig, denn die Rückverweise und ein uneingelöster Vorausverweis machen klar, dass es sich hier um den Auszug aus einer längeren Geschichte, möglicherweise eines Romans handelt. („Auszug“ steht auch auf der CD-Box-Rückseite.) Dennoch kann man die Erzählung würdigen. Sie schildert die Begegnung mit einem Fremdwesen, das phantastisch anmutet, aber nur eine Verkörperung von Jacks schlimmsten Feinden darstellt: ein fleischgewordener Albtraum. Die Schilderung ist anschaulich, lebendig, voller Emotionen und Erinnerungen, so dass man sich die Szene gut vorstellen kann. Offenbar soll dieser Text als Beispiel für Wilsons Erzählkunst dienen.

_3) In der Mangel_

Mounir Habib, ein Araber mit amerikanischer Staatsbürgerschaft, wendet sich nach einem Tipp verzweifelt an Jack. Ein Psychopath habe seine Frau Barbara und seinen Sohn Robby entführt und verlange nun statt Geld, dass Mounir abstoßende Handlungen ausführt, die seinen muslimischen Glauben beleidigen. So musste Mounir etwa Schweinefleisch essen und dazu alkoholisches Bier trinken – auf der Straße. Und er musste in aller Öffentlichkeit auf die Straße urinieren usw.

Mounir ist nicht gerade der mutigste und wehrhafteste Zeitgenosse. Der Abteilungsleiter einer saudi-arabischen Ölgesellschaft hat jede Anweisung des sadistischen Entführers ausgeführt, in der Hoffnung, ihn zufriedenzustellen. Polaroidfotos sollen überzeugen, dass der Kidnapper nicht lügt, aber als er dies doch einmal unterstellt, schickt ihm der Typ Robbys kleinen Finger. Mounir, schon schwer erschüttert, bricht glatt zusammen.

Jack hat Prinzipien, und eines davon lautet, dass er sich nie mit Entführern und Psychopathen einlässt. Doch Mounir will nicht zur Polizei gehen, der Entführer hat das untersagt. Doch als seine Fragen ergeben, dass ein früherer Mitarbeiter Mounirs, den er entließ, dahinterstecken könnte, ahnt er, dass er nicht mehr nach den Spielregeln des Mannes spielen darf, sondern eigene aufstellen muss. Der Kidnapper verlangt als nächstes, dass sich Mounir einen Finger abhackt und diesen an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit übergibt. Jetzt sieht Jack seine Chance gekommen.

Doch leider macht ihm ausgerechnet Mounir einen dicken Strich durch die Rechnung …

|Mein Eindruck|

Die Story folgt den gleichen Vorgaben wie „Familiennotdienst “ aus dem ersten Auswahl-Hörbuch „Schmutzige Tricks“: Armer Kerl wendet sich an Jack als letzten Ausweg, um seine Schwester bzw. seine Familie vor dem Aus zu retten. Jack hat erst Vorbehalte, muss sich aber dann voll reinhängen. Ende gut, alles (nicht so) gut.

Die schlechteste Figur in diesem Aufguss ist die des Richard Hollander, des Kidnappers. Nicht nur ist es unglaubwürdig, dass von ihm kein Foto in der Personalakte sein soll, die Mounir Habib bearbeitet hat, sondern wir bekommen auch nur ein verzerrtes Bild von Hollander präsentiert: ein kleiner Wichtigtuer, der sich als Psychopath versucht und dabei einige unappetitliche Grenzen überschreitet.

Klar, dass Jack kurzen Prozess mit dem kleinen Wichser macht. Die Pointe ist jedoch die, dass Habibs Ehe erst dann gerettet ist, wenn Habib und seine Frau sich selbst um die Gerechtigkeit kümmern, die Hollander widerfahren soll. Jack macht aus ihnen Klone seines Vigilantentums, nach dem Motto: Überlasse nicht den Bullen, was du selbst kannst besorgen. Ob das wirklich eine Ehe kittet, an der Schuldgefühle nagen (Hat Habib |wirklich alles| getan, um Frau und Sohn zu retten?), wage ich zu bezweifeln.

_Der Sprecher_

Das Hörbuch wird von Detlef Bierstedt kompetent und deutlich artikuliert vorgetragen, so dass man dem Text mühelos folgen kann. Er muss sich nicht besonders anstrengen, denn die amerikanischen und italienischen Namen auszusprechen, ist eigentlich kein großes Kunststück für einen Mann mit Allgemeinbildung. Mehrmals war ich dennoch von seiner Kenntnis der Aussprache bestimmter Begriffe und Namen beeindruckt.

Da sich die Anzahl der Figuren sich in Grenzen hält, gerät man nie in Gefahr, die Übersicht zu verlieren. Bierstedt versucht sein Möglichstes, die Figuren zu charakterisieren. Die wichtigste Figur ist natürlich Handyman Jack selbst, der Ich-Erzähler. Er klingt zwar nicht wie Bierstedts Synchronfigur George Clooney, aber doch einigermaßen cool und abgebrüht, wie ein Nachfahre von Philip Marlowe. Bemerkenswert ist auch die Redeweise des Kidnappers in „In der Mangel“: Dieses langgezogene „Mouuuuunir“ wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Bei so wenig Abwechslung in den Stimmlagen kommt es darauf an, die stimmliche Expressivität der jeweiligen Szene anzupassen und so den Ausdruck emotionaler und abwechslungsreicher zu gestalten. Dies gelingt dem Sprecher wesentlicher erfolgreicher, und so kann sich der Hörer über Jammern, Verzweiflung, Hysterie, Schniefen, Stammeln, Verlegenheit, Angst, Spott, Arroganz, Sarkasmus, Nervosität, Erleichterung, Erschütterung, Aufregung, Besorgnis, Freude und viele andere Gefühlsausdrücke freuen. Ganz eindeutig ist dies Bierstedts eigentliche Stärke. Hörbar macht ihm dieser Aspekt seiner Arbeit am meisten Spaß.

|Musik|

Das Intro stimmt den Hörer bereits auf eine spannende, dynamische Handlung ein und erinnert von fern an Film-noir-Musiken. Das Outro entspricht dem Intro. Dazwischen hören wir immer wieder Musik, um die Pausen zu füllen, beispielsweise um einen Szenenwechsel anzudeuten. Die Musik Andy Materns kann eine dynamische, eine angespannte oder auch eine relaxte Stimmung erzeugen, ganz nach Bedarf.

So etwas wie Hintergrundmusik ist nur in inszenierten Lesungen und Hörspielen üblich, wird daher auch hier nicht praktiziert – oder nur dergestalt, dass die Hintergrund- zur Vordergrundmusik wird, während der Vortrag endet.

_Unterm Strich_

Die erste Story ist eigentlich die gelungenste, denn sie zeigt uns die Fähigkeiten Jacks ebenso wie seine Verwundbarkeiten. Heikel ist lediglich die unwahrscheinlich glückliche Wendung auf dem Polizeirevier, als sie ihn laufen lassen. Die zweite Story ist eine Art „Showpiece“, anhand dessen die Erzählkunst des Autors demonstriert wird. Mit Jacks Fähigkeiten hat das wenig zu tun.

Mit einer Länge von eineinhalb CDs, also mindestens hundertzehn Minuten, bestreitet „In der Mangel“ den Löwenanteil dieser Produktion. Die Handlung führt zu einem actionreichen Showdown, doch bis es dahin kommt, muss der Hörer einen langen Anlauf ertragen – und nicht nur das, sondern auch das ständige Jammern, Klagen und Flennen von Mounir Habib. An Jacks Stelle würde ich diesen Nervtöter und Waschlappen auch am liebsten loswerden.

In der ersten Auswahl [„Schmutzige Tricks“ 4939 hatte Handyman Jack durchaus das Zeug, Freunde hartgesottener Geschichten zu erfreuen. Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Jacks Moral lässt ihn immer wieder auf der Seite der Opfer stehen. Und sein Humor ist nicht durchgehend schwarz, sondern auch ein wenig schräg, so etwa wenn Jack seinem Freund Julio nachfühlen kann, dass die Yuppies in der Gegend überhand nehmen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen sind. Insgesamt ist er also ein Bursche, dessen Aktionen zwar an Superhelden wie Spider-Man erinnern, der aber im Gegensatz dazu immer schön auf dem Teppich bleibt. Das fand ich relativ sympathisch. In „Der letzte Ausweg“ erscheint er mehr als Egoist denn als Altruist, und so verliert er einige Sympathiepunkte.

|Das Hörbuch|

Das Hörbuch wird von Detlef Bierstedt in gewohnter Weise kompetent gestaltet, bietet aber ansonsten keine Zutaten wie etwa Musikuntermalung oder gar eine Geräuschkulisse. Musik füllt lediglich die Pausen für die Szenenwechsel, ist aber passend und im In- und Outro auch unterhaltsam.

|3 Stunden und 34 Minuten auf 3 CDs
Aus dem US-Englischen übersetzt von Michael Plogmann|
ISBN-13: 978-3-7857-3580-0|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.festa-verlag.de

Safier, David / Hoffmann, Susanne / Ackers, Beatrix – Mieses Karma. Das Hörspiel

_Nirvana-Rap und Wiedergeburts-Comedy_

Gerade als die Fernsehmoderatorin Kim Lange beruflich auf dem Gipfel anlangt, wird sie von einem Bruchstück einer herabstürzenden russischen Raumstation erschlagen. Im Jenseits erfährt sie, dass sie im Leben viel mieses Karma gesammelt hat: Sie habe ihr kleine Tochter vernachlässigt und ihren Mann betrogen. Zur Strafe wird sie jetzt als Ameise wiedergeboren.

Das Leben als Ameise ist ein hartes Los. Damit es auf der Reinkarnationsleiter wieder aufwärts geht, muss schnellstens gutes Karma her. Doch der Weg vom Insekt zurück zum Zweibeiner ist hart und voller Rückschläge. Schließlich schafft es Kim, als fettleibige Frittenverkäuferin wiedergeboren zu werden. Gerade noch rechtzeitig, um ihre Tochter Lilly zu retten und die Eheschließung ihres früheren Mannes mit ihrer intriganten besten Freundin zu sabotieren.

_Der Autor_

David Safier, 1966 geboren, wurde bekannt durch die Drehbücher zu den Erfolgs-Fernsehserien „Nikola“, „Mein Leben und Ich“, „Zwei Engel und Amor“ sowie „Berlin, Berlin“. Ausgezeichnet wurde seine Arbeit bereits mit dem Grimme-Preis, dem Deutschen Fernsehpreis und dem Emmy, dem amerikanischen Fernseh-Oscar. Safier lebt und arbeitet in Bremen. [„Mieses Karma“ 3575 ist sein erster Roman.

_Die Inszenierung_

Die Hörspielbearbeitung erfolgte durch Susanne Hoffmann und Beatrix Ackers inszenierte das prachtvolle Comedy-Stück 2008 für den Norddeutschen Rundfunk. Die flotte, mal jazzige und mal romantische Musik trug Andreas Bick bei.

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

Cathlen Gawlich: Kim Lange
Kathrin Angerer: Nina Karge
Andreas Pietschmann: Alex Weingart
Lina Böckel: Lilly
Ingeborg Westphal: Martha, Kims Mutter
Ulrich Wickert: Ulrich Wickert
Christoph Bantzer: Casanova
Stephan Schad: Daniel Kohn
Dieter Pfaff: Buddha

In weiteren Rollen: Jens Wawrczeck, Brigitte Janner, Samuel Weiss und viele andere.

|Kurzbiographien|

Stephan Schad, Jahrgang 1964, ist Absolvent der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Er war in diversen Fernsehrollen zu sehen, z. B. „Girl Friends“, „Wolffs Revier“, „Der Dicke“,“Jules Freundin“ und „Tatort“, und ist als Sprecher für Hörbücher und Radiofeatures tätig. Derzeit ist Stephan Schad festes Ensemblemitglied am Thalia-Theater Hamburg.

Jens Wawrczeck, geboren 1963, wurde zusammen mit Andreas Fröhlich und Oliver Rohrbeck als Stammsprecher der Hörspiel-Serie Die drei ??? berühmt. Neben seiner Sprechertätigkeit für Synchronisationen und Hörproduktionen arbeitet er als Bühnenschauspieler und Regisseur.

Ulrich Wickert, 1942 in Japan geboren, ist in Heidelberg und Paris zur Schule gegangen. Er hat Politische Wissenschaften und Jura studiert, war Korrespondent und Studioleiter der ARD in Paris, Washington und New York. Seit 1991 ist er Erster Moderator bei den „Tagesthemen“. Ulrich Wickert hat zahlreiche Bücher geschrieben, von denen viele Bestseller geworden sind. Im Oktober 2000 erhielt er den Adenauer-de-Gaulle-Preis.

Andreas Pietschmann hatte Engagements am Schauspielhaus Bochum und am Schauspiel Zürich. Seit 2000 steht er auf der Bühne des Hamburger Thalia-Theaters. Im Kino machte er sich durch Filmrollen wie in „FC Venus“, „Sonnenallee“ und „Echte Kerle“ einen Namen.

_Handlung_

Es soll eigentlich der größte Tag im Leben Kim Langes werden, der bekannten und beliebten Polit-Talkmasterin. Heute ist nicht nur der fünfte Geburtstag ihrer Tochter Lilli, sondern auch der Tag, an dem ihr möglicherweise der Deutsche Fernsehpreis verliehen wird. Doch das Schicksal hat etwas ganz anderes mit ihr vor. Es wird ein Tag der Katastrophen.

Weil es in ihrer Ehe mit Alex, 33, kriselt, träumt Kim bereits im Taxi zum Flughafen von Daniel Kohn, dem charmanten Fernsehmoderator, der möglicherweise ebenfalls den Deutschen Fernsehpreis erhält. Am Flugsteig nimmt Kims Chef Benjamin Carstens sie in Empfang. Im Berliner Hotel sieht Kim dann tatsächlich Daniel, und – o Wonne! – er setzt sich tatsächlich zu ihr. Die Verabredung für einen kleinen Seitensprung versetzt sie auf Wolke sieben.

Von der sie heftig abstürzt, als sich das Versace-Kleid, das sie bestellt hat, als das falsche herausstellt. Sie kann es trotzdem anziehen, obwohl die Nähte knirschen. Und spätestens als Kim Lange als Preisträgerin der Deutschen Fernsehpreis von Ulrich Wickert aufs Podium gerufen wird, geben die Nähte der Überbeanspruchung nach. Sie merkt ein paar Sekunden zu spät, dass es sich hintenrum ein wenig luftig anfühlt, aber da ist das Bild ihres entblößten Hinterns bereits über sechs Millionen Fernsehschirme geflimmert, um die Fernsehnation in Ekstase zu versetzen. Kim, das ist nun endgültig klar, trägt drunter kein Höschen …

Der Abgrund dieser peinlichen Schmach ist zu tief, um ausgehalten zu werden. Heulend auf ihrem Zimmer gelandet, wird sie erst wieder der Außenwelt bewusst, als Daniel Kohn mit einem Friedens- und Versöhnungsangebot bei ihr anklopft. Aus dem Glas Schampus wird ein zweites, und sie landen in der Kiste. Der Seitensprung wenigstens glückt Kim einwandfrei. Doch die Strafe des Schicksals lässt nicht lange auf sich warten. Als sie auf dem Hoteldach allein ein wenig frische Luft schnappt, stürzt das Waschbecken einer zur Erde zurückgeholten russischen Weltraumstation direkt auf ihr seliges Haupt.

|Instant Karma|

Nachdem das Leben an ihrem geistigen Auge vorbeigezogen ist, sieht Kim das Licht. Das Licht des Nirvana. Aber sie wird abgestoßen und als Ameise wiedergeboren. Allerdings liegt sie keineswegs im Koma, wie ihr eine ungemein gütige Stimme versichert. Sie dreht sich um und erblickt eine wirklich dicke Ameise. Diese stellt sich als Siddharta Gautama vor. Hä? Buddha dürfte wohl eine bekanntere Bezeichnung sein, genauer gesagt: ein Ehrentitel. Buddha erklärt, wie die Sache von nun an für Kim läuft. Sie habe sich diese Wiedergeburt wegen ihrer Fehler selbst verdient und solle nun das Beste daraus machen. Er löst sich in Luft auf.

Das folgende, pardon, DIE folgenden Leben sind für Kim ein einziger Lernprozess mit allen Ups und Downs. Sie lernt eine männliche Ameise kennen, die sich als Giacomo Girolamo Casanova vorstellt, seines Zeichens Liebhaber der Königin des Ameisenbaus. Allerdings unternimmt er immer wieder Fluchtversuche, die leider kläglich scheitern. Erst zusammen mit Kims Einfallsreichtum gelingt ihm endgültig die Flucht. Er erläutert ihr, was Buddha gesagt hat. Je mehr gute Taten sie vollbringe, desto günstiger werde ihr Karma und desto höherwertig seien die Tiere, als die sie, Kim, wiedergeboren werde. Aber aufgepasst: Selbst mit guten Absichten kann man Schlechtes bewirken.

Das muss auch Kim erfahren. Als sie den Bau vor einer Flutkatastrophe warnt, erntet sie zwar karmische Bonuspunkte, doch als sie als Kalb eine Rebellion gegen einen Cowboy anführt, der die Kälber brandmarken will, führt ihre Intervention nur dazu, dass alle Kälber inklusive ihrer Wenigkeit eingeschläfert werden. Ganz schlechtes Karma. Erst die Stationen Regenwurm, Kartoffelkäfer, Eichhörnchen und Meerschweinchen bringen ihr wieder Demut und Selbstlosigkeit bei. Ja, sie darf sogar erleben, wie sie als Meerschweinchen ihrer eigenen Tochter Lilli zum Geschenk gemacht wird.

|O Hölle!|

Doch daheim stehen nach zwei Jahren der Abwesenheit die Dinge nicht zum Besten. Ihre einstmals beste Freundin, Nina aus Hamburg, hat sich an Alex rangeschmissen und spielt Ersatzmutter. Eifersüchtig und neidisch muss Kim zugeben, dass es Nina sogar gelungen ist, Kims Mutter vom Alkohol abzubringen. Doch Nina scheint etwas gegen Meerschweinchen zu haben. Sie lässt Alex Kim und ihre drei Geschwister sowie den unverwüstlichen Casanova mit zu seiner neuen Arbeitsstelle bringen: in die Tierversuchsanstalt. Kim ahnt das Schlimmste, doch auf das, was nun folgt, ist auch sie nicht vorbereitet …

_Mein Eindruck_

Wer auf seichte humorvolle Unterhaltung mit romantischem Touch steht, kommt bei „Mieses Karma“ voll auf seine Kosten. Man kann aber auch Kitsch dazu sagen. Kitsch lebt von Klischees, und Klischees werden hier jede Menge verbraten. Dass sich die egoistische Zicke in ein liebendes Muttchen wie Saulus zu Paulus wandelt, gehört in jede moralische Gardinenpredigt, seit Paulus seine Briefe an die Korinther (oder waren’s die Galater?) schrieb. Der Weg der Wandlung ist das Ziel dieser Geschichte.

Diese Geschichte einer inneren Wandlung kann man auf millionenfach verschiedene Weise erzählen, und man muss nicht „Robinson Crusoe“ oder „Pilgrim’s Progress“ gelesen haben, um den Ausgang von vornherein zu kennen. Nein, die Kunst des Autors besteht darin, eben diesen bekannten Ausgang so schwierig und unwahrscheinlich wie nur möglich zu machen. Nach dem Motto: Was könnte für Alex unattraktiver sein, wenn er eine Mutter für Lilli sucht, als eine fette Frittenverkäuferin namens Maria Schneider? Und welche Kandidatin könnte weniger Chancen gegen Super-Nina haben als eben diese Frittenverkäuferin?

Es sind genau diese Unwahrscheinlichkeiten und Diskrepanzen, die für einfache Gemüter wohl so etwas wie Humor bedeuten und in ihnen Lachanfälle auslösen sollen. Phantasiereichere Leser bzw. Hörer dürften sich unter Humor etwas ganz anderes vorstellen, nämlich etwas, das mit Ironie zu tun hat. Von Ironie ist zwar hin und wieder etwas zu spüren, aber diese geht grundsätzlich immer auf Kosten der Erzählerin, die sich den Mächten des Schicksals ausgesetzt sieht.

Das verhindert aber nicht, dass Kim Lange alias Maria Schneider planvoll eine Ehe zerstört. Das sie sich dafür irgendwelchen karmischen Bonuspunkte erhofft, ist ziemlich unwahrscheinlich. Aber in ihrer weiblichen Denke, mit der sie alle möglichen irrationalen Verhaltensweisen „vernünftig“ zu begründen vermag, dient die Ehezerstörung einem höheren Ziel und dieses heißt: das Glück Lillis, die ihre echte Mutter zurückhaben will.

Der Autor in seiner „Genialität“ verhindert durch einen simplen Trick, dass sich Maria Schneider einfach vor Lilli hinstellt und sich als deren Mutter zu erkennen gibt. Angeblich hat Buddha, der ja für alle Schrecken herhalten muss, Maria mit einem Bann belegt, wonach sie statt einer Offenbarung ihrer Identität das Volkslied „Die Vogelhochzeit“ trällern muss. Die spannendsten Momente werden auf diese Weise ins Lächerliche gezogen. Ist das Humor? Falls ja, dann von der schwachsinnigsten Sorte.

Dass der Showdown dort stattfindet, wo die Ehe der Langes geschlossen wurde, nämlich – nein, nicht im Himmel, sondern in einer kleinen alten Kirche im hintersten Venedig, auch das gehorcht den klischeehaften Regeln der romantischen Komödie. Sämtliche Karnickel werden aus dem Hut des Autors gezaubert, um die finale Wende herbeizuführen, nach der es dann wie üblich heißt: Friede, Freude, Eierkuchen. Nirvana? Wer braucht schon Nirvana, wenn er eine solche Familie hat!

Die Ochsentour durch die Reinkarnationen soll wohl so etwas wie Fantasy anklingen lassen, bedient aber vielmehr Leute, die auf Buddhismus stehen – und diese Fans des Dalai Lama scheinen immer mehr zu werden, wenn man den Fernsehberichten über den Besuch des Würdenträgers in Hamburg Mitte Juli glauben will. Und es sind erstaunliche viele Frauen darunter, viele über 30 Jahre alt, genau wie Kim Lange. Insofern könnte die Komödie David Safiers genau auf sie zugeschnitten sein.

Sie hängt sich aber auch an die unkonventionellen Biografien aus den USA an, von [„Jesus von Texas“ 1336 über „Das wunderbare Leben des Edgar Mint“ von Barry Udall bis zu Mark Haddons „Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“. Dumm nur, dass „Mieses Karma“ mehr Ähnlichkeit mit einem Grimmschen Märchen an sich hat, beispielsweise dem vom hässlichen Entlein, das eines Tages zu einem stolzen Schwan wird. Und merkwürdig finde ich auch, dass das hässliche Entlein jede Menge „wilden Sex“ haben will, bevor es bereit ist, sich in einen Schwan, das Inbild der ehelichen Treue, zu entwickeln. Die Story hat also alles, was das einsame romantische Single-Herz begehrt: Sex, Romantik, Erotik, Familienglück – und ganz viele Karmapunkte.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Die Sprecher entsprechen sämtlichen TV-Klischees, aber sie erfüllen sie mit Gusto. Denn sie wissen ja, dass diese Comedy eine Parodie ist auf alle Rollenspiele, die sich der TV-Spießer so vorstellt: die treu liebende, aber sexuell frustrierte Mutter (Kim), die immergeile und mit superguter Figur ausgestattete Nebenbuhlerin („Gib’s mir!“), der etwas belämmerte (Ex-)Gatte, die supersüße kleine Tochter und dann erst die Lovergarde: Daniel Kohn mit dem tiefen samtweichen Verführerbass, und Casanova: Er liebte alle Frau’n, ob blond, ob braun, und von dem kann Kim noch was lernen.

Schlussendlich die Aliens, wozu selbstverständlich auch die Ameisen und der Buddha gehören. Letzterer ist so fett und nett, dass es eine Affenschande ist, dass Kim diesem Wegweiser ins Nirvana eine lange Nase dreht. Manchmal kamen mir die Aliens auch ziemlich menschlich vor.

Übrigens: Ulrich Wickert ist kein Alien (obwohl er auf Fotos manchmal so aussieht), und deshalb klingt er hier ganz normal wie er selbst.

|Die Geräusche|

Jede Comedy braucht auch komische Geräusche, so etwa mit einem Pfeifen herabstürzende Weltraumklos und ihren entsprechend krachenden Aufschlag. Auch herumdüsende Flugameisen dürfen nicht fehlen sowie diverse Schnarch-, Brumm-, Quietsch-, Fiep- und Kreischlaute, von Lachen, Knurren und Bellen ganz zu schweigen. Für tierisch turbulente akustische Unterhaltung ist also bestens gesorgt.

Manchmal klingen die Einfälle des Sound Engineers etwas kurios, so etwa eine mühselig hechelnde und ächzende Ameise (Ameisen haben keine Lungen, oder?) oder ihre in lautem Marschtritt heranrückende Ameisenkolonne. Man kann es auch übertreiben, aber in einer Comedy ist (fast) alles erlaubt.

|Die Musik|

Ohne Musik wäre dieses akustische Tohuwabohu nicht auszuhalten. Virtuos manipuliert Andreas Bicks Kompositionspotpourri die Stimmung des Stücks und die Gefühle des Hörers. Intro und Outro sind ziemlich flotter Jazzrock, ohne jedoch wild zu werden. Den Ausgleich bildet eine romantische Gitarre, die nicht selten mit einem noch romantischeren Glockenspiel unterlegt wird.

Selbstredend wird das Erscheinen des Buddha mit einer Sitar begleitet, und Tablas (kleine indische Trommeln) sorgen für die nötige Dynamik, damit der Hörer von der Sitar nicht in Trance gewiegt wird. Es gibt nur eine Steigerung: Das Kim Lange glückselig machende Licht des nahen Nirvana – eine mystische Flut von Wohlklänge deutet absolute Wonne an – bis der Absturz in die nächste Wiedergeburt erfolgt.

Sehr nett fand ich den Einfall, dem alten Casanova eine Erkennungsmelodie zu geben, die auf einem Cembalo gespielt wird, einem typischen Instrument des Rokoko, des galanten Zeitalters. Etwas heftig ist jedoch der „Hochzeitsmarsch“, der gleich zweimal erklingen muss, weil Kim und Casanova die erste Trauung erfolgreich sabotieren.

Wunderbar ist der – etwas naheliegende – Einfall, die fette Frittenverkäuferin Maria Schneider, Kims letzte Reinkarnation, von einer Tuba begleiten zu lassen. Ein tiefere Tonlage lässt sich schwerlich vorstellen. Diverse Fanfaren und Glocken runden die Palette ab. Zum Kreischen peinlich bzw. komisch fand ich Kim Langes Singen des Volksliedes „Die Vogelhochzeit“: „Der Spe-herber, der Spe-herber, der macht den Hochzeitswe-herber. Fidirallala!“ Der Grund, warum sie dies Lied singen muss, ist ein Verbot Buddhas, ihre wahre Seelen-Identität, nämlich Kim Lange, preiszugeben. Das erhöht die Spannung ungemein: Wann wird sie sich endlich ihrem Ex und ihrer Tochter offenbaren dürfen? *schluchz*

Einen ganz klaren Overkill an musikalischer Gefühlsduselei stellt jedoch der vor Schmalz triefende Schluss der Comedy, dar, als sich Kims Seele in schierer Glückseligkeit mit denen ihres Alex und ihrer Lilly vereint. Zum Glück folgt gleich darauf das Outro mit flottem Jazzrock.

_Unterm Strich_

Die romantische Fantasykomödie über das Gutmenschwerden hat mir des Öfteren ein Lächeln entlockt und sogar ein oder zwei Lacher, aber ich könnte mir vorstellen, dass einsame Frauenherzen in Vorstadtreihenhäusern voll darauf abfahren. Ansonsten dürfte die Verfilmung schon Planung sein, denn ein Drehbuchautor wie Safier lässt einen so guten Stoff nicht in der Schublade vergammeln. Wer will, kann ja sein Meerschweinchen oder seinen Beagle-Welpen schon mal zum Vorsprechen schicken. Ameisen hätten es als Filmstars wesentlich schwerer.

|Das Hörspiel|

Das Zusammenspiel von guten und gut gelaunten Sprechern, realistischen bis überkandidelten Geräuschen und einer romantischen bis dynamischen Musikuntermalung hat mich bestens unterhalten und sogar zu einigen Lachern hinreißen können. Die langsamen Passagen wie Weltreise und Nirvana-Grübelei sowie die Zwischenstationen wie Kuh und Eichhörnchen wurden wohlweislich weggelassen, damit die wichtigeren Szenen umso besser ausgearbeitet werden konnten.

Besonderen Wert legte die Regie auf die exakte und emotional glaubwürdige Schlussszene, in der sich absolut alles entscheidet. Bis auf die abschließend kitschige Musik fand ich diese Szene sehr gelungen. (Wem sie zu schnell abläuft, der sollte sie unbedingt nochmals hören.)

Hechelnde und mit schweren Stiefeln marschierende Ameisen? Nicht sonderlich überzeugend, finde ich. Auch der Buddha konnte mich nicht vom Hocker reißen – klingt ein Religionsführer wie Onkel Norbert um die Ecke? Hier hätte man noch etwas verfeinern können.

|130 Minuten auf 2 CDs
ISBN-13: 978-3-89903-627-5|
http://www.hoerbuch-hamburg.de

Nadel, Barbara – Tod am Bosporus

Das Lob im Klappentext, das Inspektor Íkmen als „Brunetti von Istanbul“ umschreibt, und der Vergleich von Barbara Nadel mit Krimigrößen wie Donna Leon wecken die Neugierde. Istanbul ist im abgegrasten Krimigenre immer noch einer der exotischeren Schauplätze, und bereits das ist Grund genug, einmal einen Inspektor-Íkmen-Krimi genauer unter die Lupe zu nehmen.

„Tod am Bosporus“ ist bereits der siebte Fall für Inspektor Íkmen und noch dazu einer, der sich als besonders knifflig erweist. In Istanbul sterben einige Jugendliche unter mysteriösen Umständen. Allesamt waren sie Mitglieder der Istanbuler Gothic-Szene. Und allesamt scheinen sie in seltsamen Ritualen umgekommen zu sein. Íkmen und seine Kollegen gehen Hinweisen aus dem Internet nach, und auch die Stieftochter seines Kollegen Mehmet Süleyman kennt sich in der Szene aus und kann den Ermittlern ein wenig auf die Sprünge helfen.

Doch sind die Istanbuler Gothics nur eine harmlose Modeerscheinung oder haben sie etwas mit den Morden zu tun? Ist der Täter einer der Ihren und vollzieht er womöglich satanistische Rituale? Als dann auch noch satanistische Schmierereien an Kirchen auftauchen, kann Max, ein englischer Magier, der seit Jahren in Istanbul lebt und den Süleyman und Íkmen schon lange kennen, etwas Licht ins Dunkel bringen. Doch dann verschwindet der Engländer plötzlich spurlos und die Wände seines Arbeitszimmers sind mit Blut bespritzt …

Istanbul als Schnittpunkt zwischen Orient und Okzident ist für sich genommen schon ein interessanter und geschichtsträchtiger Schauplatz. Barbara Nadel präsentiert vor diesem Hintergrund einen Plot, der gespickt ist mit Magiern und Zigeunern und immer wieder Bezug nimmt auf die reichhaltige kulturelle Geschichte der Stadt. Istanbul ist eine Stadt mit vielen Kontrasten und unterschiedlichsten Einflüssen – muslimisch, kurdisch, westlich.

Daraus entsteht eine im Grunde interessante Mischung, die aber leider keine ganz so intensive Atmosphäre entstehen lässt, wie man anfangs hoffen mag. Das Potenzial der Geschichte und des Handlungsortes sind groß, und Barbara Nadel beweist auch, dass sie sich in Istanbul gut auskennt (schließlich hat die Engländerin die Stadt zu ihrer Wahlheimat erklärt), dennoch vermag sie ihre Kenntnisse nicht hundertprozentig in eine atmosphärische Dichte umzusetzen.

Nadel lässt sich viel Zeit damit, den Plot aufzubauen. Sie widmet sich ausgiebig ihren Protagonisten, allen voran Çetin Íkmen und seiner Familie und seinem Kollegen Mehmet Süleyman, der aufgrund eines noch ausstehenden HIV-Testergebnisses seine ganz eigenen Probleme hat. Süleyman ist ganz der südländische Cassanova, der sich dummerweise ohne Kondom mit einer HIV-positiven russischen Prostituierten eingelassen hat und dem infolgedessen die Frau weggelaufen ist.

Ganz allgemein sind Nadels Protagonisten recht ambivalent, was sehr positiv zu beeindrucken vermag. Sie sind nicht die strahlenden Helden. Jeder hat seine ganz eigenen Macken und Fehler, und auch Gesetzesverstöße unterlaufen da schon mal. So legt Nadel ihren Charakteren eben keine plakative Schwarz-Weiß-Skizzierung zugrunde, und das ist einer der Vorzüge von „Tod am Bosporus“.

Der Plot an sich ist durchaus spannend erzählt, hätte aber ein wenig Straffung vertragen. Die Laufzeit des Hörbuches liegt bei knapp zwölf Stunden – für einen Krimi ist das schon sehr lang. Gerade am Ende, wenn der eigentliche Showdown vorbei ist, zieht sich der Roman weiter in die Länge. Zwar tut die belletristische Herangehensweise mit ausgiebiger Figurenskizzierung den meisten Romanen dieser Art durchaus gut, aber in diesem Fall hätte ich mir zugunsten der Spannung dann doch gewünscht, dass Nadel ihre Geschichte hier und da etwas kompakter und gradliniger abgefasst hätte.

Gerade der Genuss des Hörbuches braucht einige Zeit zum Einhören. Am Anfang hat man schon ein wenig Schwierigkeiten damit, sich in dem Wirrwarr der vielen türkischen Namen wiederzufinden, und bis man im Geiste alles sortiert und eingeordnet hat, vergeht einige Zeit.

Was leider ebenfalls wenig überzeugt, ist die Sprecherin Birgit Becker. Sie liest sehr langsam und dabei zwar stets sehr schön deutlich und verständlich, aber leider auch zu eintönig und mit wenig Satzmelodie. Auch mit der Akzentuierung von Emotionen hat sie so ihre Schwierigkeiten, und Dialoge lassen sich durch die stets sehr gleich klingende Stimme nicht immer gut nachvollziehen. Und so wird das fast zwölfstündige Hörbuch dann doch etwas fade und leblos. Schade eigentlich, denn inhaltlich gestrafft und durch gelegentliche Einspielung stimmiger Hintergrundmusik hätte man ein atmosphärisch dichtes Hörbuch aus der Geschichte machen können.

Lobenswert ist wie so oft bei |Radioropa Hörbuch| die technisches Umsetzung. „Tod am Bosporus“ liegt in Form von zehn Audio-CDs und einer mp3-CD vor. So bleibt einem für den mobilen Hörgenuss mit dem mp3-Player ein zeitraubendes Einlesen der Audio-CDs erspart. Das dürfen andere Hörbuchverlage sich gerne abschauen.

Bleibt unterm Strich also ein eher schwacher Eindruck zurück. Mit Inspektor Íkmen kann Barbara Nadel zwar einen sympathischen Protagonisten aufbieten und mit Istanbul hat sie sich auch einen interessanten Schauplatz herausgesucht, dennoch mangelt es „Tod am Bosporus“ hie und da immer wieder an Dichte und Spannung. Diesen Eindruck unterstreicht auch die etwas fade Sprecherleistung von Birgit Becker. Und so kann Íkmen am Ende als „Brunetti von Istanbul“ leider noch nicht so ganz überzeugen.

|Laufzeit: 11:57 Stunden
10 Audio-CDs + 1 Bonus-CD im mp3-Format
Buchausgabe bei List: März 2006, Broschur im Juli 2007|
http://www.hoerbuchnetz.de/

Morland, A. F. / Birker, Thomas / Daber, Christian / Hajek, Joschi – Zombie-Macher von Tahiti, Der (Dreamland-Grusel 6)

Auf Haiti wird Juliette Muller Zeugin davon, wie ein riesenhafter Zombie unter den Fischern eines kleinen Dorfes ein Blutbad anrichtet. Ihr neuer Freund Duane Belmondo bittet seinen Bruder Barry um Hilfe. Der weiße Voodoo-Priester hat sich dem Kampf gegen die Mächte der Finsternis verschrieben und eilt seinem Bruder sofort zu Hilfe. Mit Unterstützung durch seinen alten Lehrmeister kommt Barry Belmondo dem Bokor, dem schwarzen Voodoo-Priester, auf die Spur. Doch dieser erhält Unterstützung von skrupellosen Gangstern, welche den Zombie für ihre eigenen Zwecke missbrauchen wollen. Bevor Barry und sein Bruder Duane den Zombie-Macher stellen können, entführt der riesige Untote Juliette Muller …

_Meine Meinung:_

Die sechste Folge der erfolgreichen und beliebten |Dreamland|-Gruselserie entstand abermals nach einer Romanvorlage von Fritz Tenkrat alias A. F. Morland, dem Autor der Kultserie |Tony Ballard|. Weshalb dafür aber das zweite Abenteuer des Voodoo-Priesters Barry Belmondo genommen wurde statt des ersten, bleibt unverständlich.

Allerdings hat man bei diesem Hörspiel auch den Eindruck, eine Satire oder eine stellenweise sehr alberne Persiflage von |Tony Ballard| zu hören. Das beginnt bereits bei der überzogen-coolen Ausdrucksweise von Barry Belmondo, gespielt von Tilo Schmitz. Wenn Schmitz mit seinem tiefen Bass „Jo, Brother“ tönt oder „Es ist Voodoo-Time“ säuselt, kann man die Story einfach nicht mehr ernst nehmen. Wenn man dahingehend seine Sichtweise ändert und das Hörspiel als kleine Horror-Komödie betrachtet, wird man an der Geschichte durchaus seinen Spaß haben. Hier machen vor allem die |Dreamland|-Urgesteine Joschi Hajek und Claudio Vorlauf eine gute Figur. Die beiden sind nicht nur Vorstandsmitglieder bei |Dreamland|, sondern auch engagierte und talentierte Sprecher, die das Gangster-Duo Jean-Pierre und Elliot überzeugend und äußerst witzig verkörpern. Als Antagonist von Belmondo brilliert Aart Veder, der fest zum |Dreamland Production|-Ensemble gehört und vor allem durch seine Rolle als John Sinclairs Freund Bill Conolly in den alten |Tonstudio Braun|-Hörspielen bekannt wurde.

Belmondos Lehrmeister wird von Klaus Nägelen gesprochen, der als Professor Futura in der Serie |Jan Tenner| Hörspielgeschichte schrieb. Bedauerlicherweise ist seine Rolle blass und farblos und Nägelen spricht diesen Part auch sehr monoton und leidenschaftslos. Die Musik ist sehr stimmig, auch wenn das alte Thema der Gruselserie von H. G. Francis recht altbacken wirkt. Dafür ist die Belmondo-Titelmusik von Carsten Bohn gut getroffen worden.

Die Handlung an sich ist eine wenig originelle, klischeehafte Gruselgeschichte der Siebzigerjahre. Belmondo selbst ist ein Held der alten Schule, dem auf Anhieb alles gelingt, und ebenso wie seine Kollegen Sinclair und Brent ist er häufig auf Kommissar Zufall angewiesen, um seine Fälle zu lösen. In dieser Geschichte findet sein versierter Lehrmeister den Bösewicht und Belmondo braucht zum Schluss nur sein albernes „Es ist Voodoo-Time“ zu rufen, verwandelt sich flugs in einen Voodoo-Gott und vernichtet seinen Gegner mit einem Flammenschwert, das eine ebenso perfekte Wunderwaffe darzustellen scheint wie Sinclairs silbernes Kreuz. Schade nur, dass sich der schwarze Voodoo-Priester nur auf einen Zombie verlassen hat.

Als Bonus gibt es auf dieser CD erstmals die Extended-Version von einem Hörspiel, bei der drei zusätzliche Tracks in das eigentliche Hörspiel einprogrammiert werden können. Bei DVDs mag so etwas aufgrund der höheren Kapazität funktionieren. Doch bei einer herkömmlichen Audio-CD ist es einfach umständlich, extra drei Tracks einzuprogrammieren. Diese Kapitel hätte man einfach in der Handlung belassen sollen. Wem dann das Hörspiel zu lang sein sollte, der kann ja immer noch einen Track überspringen.

Äußerlich reiht sich das Hörspiel perfekt in den Reigen der |Dreamland|-Gruselserie ein und präsentiert sich in einem düsteren Rot. Im Vordergrund ist das grausige Antlitz des Zombies zu sehen, der Barry Belmondo das Leben ein klein wenig schwermacht.

_Fazit:_

„Der Zombie-Macher von Tahiti“ ist eine wenig überzeugende Horror-Komödie nach einer Romanvorlage von A. F. Morland. Trotz hochkarätiger Sprecher wie Tilo Schmitz, Klaus Nägelen und Aart Veder sind die Dialoge häufig sehr albern und die Story ist stellenweise konstruiert und vorhersehbar. Hervorragend hingegen ist das Gangster-Duo, das sich sehr amüsante Wortgefechte liefert. Der Bonus einer Extended-Version ist nett gemeint, erweist sich aber als überflüssig und umständlich.

|74 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 9783939066552|
http://www.ts-dreamland.de

_Florian Hilleberg_

Indriðason/Indridason, Arnaldur – Todesrosen (Hörbuch)

_Enteignung und Ausbeutung einer amerikanischen Kolonie_

In einer hellen isländischen Sommernacht wird die nackte Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Sie liegt auf dem mit Blumen geschmückten Grab des isländischen Freiheitskämpfers Jón Sigurðsson. Kommissar Erlendur und seine Kollegen finden schnell heraus, dass es sich bei der Toten um eine Drogenabhängige handelt. Was aber sollte mit dieser Inszenierung erreicht werden? Die Ermittlungen erweisen sich bald als heikel, denn namhafte Persönlichkeiten gehören zum Kreis der Verdächtigen. (Verlagsinfo) Dies ist Kommissar Erlendurs zweiter Fall.

_Der Autor_

Arnaldur Indriðason, Historiker des Jahrgangs 1961, war Journalist und Filmkritiker bei Islands größter Tageszeitung |Morgunblaðið|. Heute lebt er als freier Autor bei Reykjavik und veröffentlicht mit großem Erfolg seine Romane. Sein Kriminalroman „Nordermoor“ hat den „Nordic Crime Novel’s Award 2002“ erhalten, wurde also zum besten nordeuropäischen Kriminalroman gewählt, und das bei Konkurrenz durch Hakan Nesser und Henning Mankell!

Indriðasons Serie um Kommissar Erlendur Sveinsson:

|Synir Duftsins|, 1997 (deutsch: [Menschensöhne, 1217 2005)
|Dauðarósir|, 1998 (deutsch: [Todesrosen, 5046 2008)
|Mýrin|, 2000 (deutsch: [Nordermoor, 402 2003)
|Grafarþögn|, 2001 (deutsch: [Todeshauch, 2463 2004)
|Röddin|, 2002 (deutsch: [Engelsstimme, 2505 2004)
|Kleifarvatn|, 2004 (deutsch: [Kältezone, 4128 2006)
|Vetrarborgin|, 2005 (deutsch: [Frostnacht, 3989 2007)
|Harðskafi|, 2007 (deutsch: Unterkühlung, für 2009 angekündigt)

Weitere Werke:

|Napóleonsskjölin|, 1999 (deutsch: [Gletschergrab, 3068 2005)
|Bettý|, 2003 (deutsch: [Tödliche Intrige, 1468 2005)
|Konungsbók|, 2006 (deutsch: Codex Regius, 2008)

_Der Sprecher_

Frank Glaubrecht ist einer der erfolgreichsten Synchronsprecher Deutschlands. Er leiht beispielsweise so bekannten Filmstars wie Al Pacino, Pierce Brosnan, Jeremy Irons, Alain Delon und Richard Gere seine markante Stimme. Er hat u. a. Indriðasons Hörbücher „Nordermoor“ und „Engelsstimme“ gelesen.

Der Romantext wurde von Natascha Blotzki gekürzt. Regie führte Thomas Krüger und die Aufnahme erfolgte durch Tobias Barthel. Die akustischen Motive an Anfang und Schluss des Hörbuchs stammen von Michael Marianetti.

_Handlung_

Ein Liebespärchen, das es in einer hellen Juninacht auf einem Friedhof von Reykjavík treibt, bemerkt erst einen davoneilenden Mann und dann einen weißen Fleck. Das Pärchen fühlt sich erheblich in seiner Aktivität gestört und schaut nach. Der weiße Fleck entpuppt sich als die Leiche einer nackten jungen Frau. Aber warum liegt sie auf den Blumen und Kränzen, die das Grab des Nationalhelden Jón Sigurðsson alljährlich am 17. Juni neu schmücken?

Diese Frage stellt sich auch Kommissar Erlendur Sveinsson, den sein Kollege Sigurður Óli geweckt hat. Hieß das tote Mädchen vielleicht Ingibjörg, fragte Erlendur. Denn so hieß Sigurðssons Frau. Der Name würde aber nicht zu dem Mädchen passen, das da ermordet und entsorgt wurde. Die Einstiche an den Armen lassen auf eine Drogensüchtige schließen, das Sperma in ihrer Scheide auf eine Prostituierte, die blauen Flecken auf einen ziemlichen brutalen Kunden. Aber was hat dieses J auf ihrer Pobacke zu bedeuten?

Wider Erwarten ist die Identität der Leiche nur schwierig zu klären, denn es gibt keine Eintragungen im Volks- und Strafregister noch irgendwelche Vermisstenmeldungen, die passen. Die einzige Zeugin auf dem Friedhof, die attraktive Bergthora, hat kein Auto gehört und macht sich mehr Sorgen darüber, dass der Mörder zu ihr kommen könnte. Vielleicht gibt das Milieu der Toten mehr her, überlegt Erlendur und sucht seine Tochter Evalind auf, die als Prostituierte arbeitete und zudem drogensüchtig war. Oder immer noch ist. Sie lebt jetzt bei einem Freund, der Geschäftsmann ist: eine noble Hütte, in der sie jetzt wohnt. Auch Erlendurs Sohn Sindri Snær ist süchtig, er ist Alkoholiker. Nach einem Zusammenbruch steckt Erlendur ihn in eine Entziehungsklinik.

Evalind findet eine Bekannte der Toten, Charlotte ist ebenfalls eine Nutte und drogenabhängig. Die Tote hat bei ihr gewohnt. Ihr Name sei Birta gewesen und sie stammte aus den Westfjorden. Doch auch dieser Name bringt keinen Aufschluss. Aber sie habe sich vor einem Mann gefürchtet, der viele Häuser besitze. Das passt zu dem anonymen Anruf von Birtas Freund, der behauptete, Birta sei bei einem Mann in dessen Ferienhaus gewesen. Das Schwein habe sie „kaputtgemacht“.

Sigurður Óli hat einen heißen Tipp: Herbert Baldursson alias Rotstein, ein Drogenhändler, der wahrscheinlich auch in der Prostitution drinhängt. Birta war wie Charlotte seine Untermieterin, doch „Herbie“, der ständig amerikanische Kraftausdrücke verwendet, streitet alles ab. Als Erlendur ihn beschatten lässt, überlistet Herbert seine Beschatter und rast zur nächstgelegenen Telefonzelle beim Postamt. Dort, so erfährt Erlendur erst viel später, ruft er eine Handynummer in den USA an, die einem Isländer gehört: einem Unternehmer namens Kallmann. Und dieser Bauunternehmer besitzt tatsächlich jede Menge Häuser in Island.

Aber Erlendur und Sigurður Óli wissen dies noch nicht, als sie zusammen in die Westfjorde aufbrechen, um die Spur von Birta zu suchen. Bestimmt lebt ihre Mutter noch irgendwo, vielleicht in Ystafjördur. In dieser abgelegenen Gegend, so finden die Kriminaler heraus, gehen bestürzende Dinge vor sich.

_Mein Eindruck_

Wer war Jón Sigurðsson? Diese Frage, die mit dem Fundort von Birtas Leiche verknüpft ist, stellt Kommissar Erlendur immer wieder. Meist sind seine Gesprächspartner junge Leute aus einer anderen Generation. Wenn Sigurður Óli sagt, er habe keine Ahnung, wer dieser Sigurðsson war, kann man es ihm noch durchgehen lassen, denn er war ja vier Jahre lang in den USA zum Studium. Aber wenn auch Eingeborene aus Reykjavík und Breitholt verneinen, je etwas vom isländischen Freiheitskämpfer und Nationalhelden gehört zu haben, dann findet nicht nur Erlendur das bedenklich. Es ist, als wäre sich Island selbst abhanden gekommen.

Und genau darum geht es: um Enteignung und darauffolgende Ausbeutung. Dieser Prozess, den der Autor anprangert, läuft auf der nationalen, der wirtschaftlich-sozialen und auf der persönlichen Ebene ab. Wie das Nichtwissen der jüngeren Generation und die Kontakte der Schurken Kallmann und Ristein verdeutlichen, haben die Amerikaner und deren Fernsehkultur und Werte inzwischen die einheimische Kultur fast vollständig verdrängt. Der Autor sieht die Amerikaner, präsent durch ihre 1998 noch existente Luftwaffenbasis, als Kolonialmacht und Island als ihre Kolonie.

|Teufelskreis|

Aber auch die EU scheint nicht gerade segensreich auf das kleine Nordmeereiland zu wirken. Seit die Fischfangquoten eingeführt wurden, so wird im Verlauf der Handlung dargelegt, haben nicht bloß Fischer die Quoten aufgekauft, sondern auch branchenfremde Investoren. Bauunternehmer wie Kallmann etwa. Diese führen sich wie Ausbeuter und Spekulanten auf, lassen das Meer leer fischen, und die einheimischen Fischer vor Ort, die nur über minimale Quotenanteile verfügen, gucken in die Röhre. Kein Einkommen, kein Auskommen, Landflucht setzt ein. Die leerstehenden Häuser kaufen – na, wer wohl? – die Spekulanten, vermieten sie als Sommer- und Ferienhäuser und treiben dort sonstwas.

|Entwurzelte Opfer|

Opfer der Landflucht sind unter anderem auch Birta und ihr Jugendfreund Janus. Sie verlieren einander dadurch, jeder Halt geht für Birta verloren, die eh schon vaterlos aufwachsen musste. Sozial und persönlich entwurzelt, interessiert es Birta einen feuchten Dreck, wer Jón Sigurðsson gewesen sein mag. Sie muss schon als Teenie anschaffen, um ihre in der Schule ausgebrochene Drogensucht bezahlen zu können.

Birtas Abstieg ist ebenso rasant wie erschreckend. Die Besuche beim brutalen Freier Kallmann sind für sie die Hölle, denn dann fühlt sie sich am meisten ausgenutzt. Dass sie ihm dabei geholfen hat, Stadträte im Bauamt erpressbar zu machen, weiß sie nicht mal. Am Ende kennt sie nur einen Weg der Vergeltung: Da sie selbst bereits durch AIDS den Tod vor Augen sieht, kann sie nur noch Kallmann anstecken, um ihn wenigstens mit auf ihren letzten Trip zu nehmen.

Janus, ihrem Freund, ergeht es, zumindest äußerlich, besser, denn er bekommt einen Job in der Fleischindustrie, genauer gesagt: beim Räuchern von Fleisch und Fisch. Mit dem Räucherofen kennt er sich bestens aus, selbst dann noch, als die Fabrik längst dichtgemacht hat, weil sie unrentabel wurde (ebenfalls ein Opfer der EU?). An dieser ehemaligen Wirkungsstätte knöpft er sich den Drogenhändler und Zuhälter Herbie Rostein vor. Leider gelingt es diesem, den Spieß umzudrehen. Das führt zu einem Wettlauf mit der Zeit, auf Leben und Tod – ein spannendes Finale.

Bis zur letzten Minute bleibt offen, wer Birta eigentlich getötet hat – und dann ausgerechnet auf dem Grab des Nationalhelden. Das darf aber nicht verraten werden. Die Antwort lohnt sich: Es war wegen der vielen Blumen dort. Birta hatte sie wirklich verdient.

|Der Sprecher|

Frank Glaubrechts sonore Stimme – man stelle sich den Klang von Al Pacino in „The Insider“ vor – trägt die Geschichte, die Indriðason spinnt, ausgezeichnet und ohne je die für die Geschichte und den Ermittler notwendige Autorität und Ruhe zu verlieren. Sein Mr. Kallmann ist entsprechend hochnäsig und verachtungsvoll, während dessen Partner Herbie Rotstein richtig fies gezeichnet wird, voller Amerikanismen, die sich Herbie aus Filmen angeeignet hat. Nur einmal flucht Herbie/Glaubrecht so laut und schnell, dass das Gesagte unverständlich ist. Wahrscheinlich lohnte sich das Verstehen aber eh nicht.

Er lockert den ruhigen Vortragsstil jedoch auf, indem er den weiblichen Figuren, so etwa Berthora und Evalind, eine höhere Stimmlage verleiht. Besonders eindrucksvoll fand ich seine Darstellung der 17-jährigen Drogensüchtigen Charlotte. Als Erlendur sie befragt, antwortet sie erst einmal mit einem unanständigen Reim und spricht dann nur sehr langsam. Birtas Mutter Erla klingt sehr erschüttert.

An manchen Stellen werden technische Hilfsmittel eingesetzt. Das bedeutet aber nicht, dass bei Telefonanrufen der von Oliver Rohrbeck so geliebte Filter eingesetzt wird, der eine Stimme plötzlich blechern klingen lässt. Nein, es geht zwar auch um einen Handyanruf, doch um zu simulieren, dass der Akku von Evalinds Handy leer ist, bleibt nur übrig, ihre Durchsage abgehackt, stockend und „löchrig“ zu gestalten. Man versteht also nur jedes zweite Wort. Die Art und Weise, wie Glaubrecht dies gestaltet, ist zwar beeindruckend, wird aber plausibler, wenn man den Einsatz eines Filters in Betracht zieht.

Da es weder Geräusche noch Hintergrundmusik gibt, brauche ich darauf nicht einzugehen. Die musikalischen Motive Marianettis sind relativ belanglos und könnten jedes Thema, das einigermaßen ernst und dramatisch ist, illustrieren.

_Unterm Strich_

In Kommissar Erlendurs zweitem Fall, der seltsamerweise jetzt erst seinen Weg zu uns findet, nimmt der Autor die Kolonialisierung Islands durch Amerika und die EU aufs Korn. Die Folgen sind nicht nur Enteignung und Ausbeutung, sondern auch Entwurzelung, Haltlosigkeit und – besonders in der jungen Generation – ein früher Tod. Durch die Korruption, ermöglicht durch Erpressung, stecken auch Verantwortliche in Regierungsämtern unter einer Decke mit den Kriminellen, die die Ausbeutung vorantreiben.

Bis Erlendur Sveinsson und sein Kollege die Drahtzieher finden, werden sie selbst kompromittiert: Seine Tochter Evalind hat für Rotstein gearbeitet, und Sigurður Óli hat sich mit einer Zeugin eingelassen. Na, prächtig. Jetzt hängt jeder mit drin, auch die Kripo. Es grenzt an ein Wunder, wenn der Fall überhaupt geklärt und der letzte Zeuge noch lebend gefunden wird. Ein spannendes Finale, wie man es sich besser nicht wünschen kann.

|Das Hörbuch|

Frank Glaubrecht liest wie fast immer mit Engagement und flexibler sprachlicher und stimmlicher Gestaltung. Er haucht mehreren Figuren Leben ein, doch leider ist sein Stimmumfang bei den meisten männlichen Figuren so begrenzt, dass sie alle gleich klingen. In der Schlussphase der Ermittlung klingt auch sein Vortrag emotionsgeladener, so dass ich gespannt darauf war, wie der Fall letzten Endes ausgehen würde. Da das Hörbuch relativ kurz ist, geht auch die Handlung rasch voran – und ist auch nach knapp viereinhalb Stunden schon wieder vorüber.

Fazit: volle Wertung für ein solide gestaltetes Hörbuch mit einem packenden Herzschlagfinale.

|Originaltitel: Dauðarósir, 1998
Aus dem Isländischen übersetzt von Coletta Bürling
263 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3561-9|
http://www.luebbe-audio.de

Nesbit, Edith – letzte Drache und andere Drachengeschichten, Der (Hörbuch)

Auf dieser CD sind zwei Drachenmärchen von Edith Nesbit verewigt, gelesen von Martin Heckmann. Als kleinen Bonus gibt es einen fetzigen Drachensong.

|Der letzte Drache|

Die Königstochter steht kurz vor der Vermählung mit einem Prinzen. Doch bevor dieser um ihre Hand anhalten darf, muss er einen Drachen erschlagen. Prinzessin und Königssohn halten diesen Brauch für reichlich überholt und wollen das Dilemma umgehen, zumal der Drache auch keinerlei Ambitionen zeigt, Königstöchter zu entführen oder gar zu fressen.

|König Willi|

Willi soll seinen Lebensunterhalt nun selbst verdienen und sucht sich eine Arbeit als König. Tatsächlich findet er eine freie Stelle, nur hat diese leider einen Haken, denn in der Nähe haust ein Drache, der es sich zur Gewohnheit gemacht hat, Könige zu fressen.

_Meine Meinung:_

Edith Nesbit lebte von 1858 bis 1924 und schrieb schon damals sehr fantasievolle und witzige Märchen um Drachen, Prinzen und Königstöchter. Jeweils zwei dieser originellen Geschichten für Jung und Alt brachte das junge Label |Opossum-Hörbücher| als Silberling auf den Markt. Gelesen werden die Storys von Martin Heckmann, der auch in den Hörbüchern der |Sherlock-Holmes-Criminal-Bibliothek| von |Nocturna Audio| zu hören ist. Die charismatische Stimme des Mimen passt hervorragend zu den Texten. Besonders eindrucksvoll und lebendig spricht Heckmann die Drachen, und man hört regelrecht, wie er mit Leib und Seele dabei ist. Doch auch den menschlichen Charakteren verleiht er eine individuelle Note. Unterlegt wurden die Geschichten von realistischen Geräuschen wie dem Heben einer Zugbrücke oder dem Knurren eines Löwen. Wenn der Drache spricht, hallt die Stimme Heckmanns bedrohlich durch den Raum. Dabei stören diese Effekte beim Hören der CD keineswegs, sondern steigern eher den Spaß und die Authentizität der Produktion, zumal die Laute auch sehr sparsam eingesetzt wurden.

Als äußerst klangvollen Bonus gibt es auf der CD einen Drachensong mit Musik von Thomas Körber und einem stimmgewaltigen Gesang von Frank Mischkowski, der zugleich den innovativen Text beisteuerte. Das Coverartwork von Elke Wiesener passt perfekt zu den märchenhaften Drachengeschichten von Edith Nesbit. Einziges Manko des Hörbuches ist die Trackeinteilung: Ein einziger Track für eine Geschichte von 22 beziehungsweise 30 Minuten ist einfach zu wenig.

_Fazit:_

„Der letzte Drache und andere Drachengeschichten“ ist ein äußerst gelungenes Hörbuch mit zwei witzig erzählten Drachenmärchen. Martin Heckmanns einprägsame Stimme ist ein echter Hörgenuss. Ein rockiger Drachensong tröstet ein wenig über die Tatsache hinweg, dass es für knapp 56 Minuten Laufzeit nur drei Tracks gibt.

|56 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 9783937995014|
http://www.opossum-hoerbuecher.de
http://www.sdk-media.de

_Florian Hilleberg_

Husmann, Ralf – Nicht mein Tag

Ralf Husmanns berufliche Vita liest sich wie eine Garantie für feinsten Unterhaltungsgenuss: Chefredakteur und Produzent für die |Harald Schmidt Show|, für |ANKE| und |Rent a Pocher| und obendrein Autor von |Stromberg| und |Dr. Psycho|. Wenn ein Mann wie Ralf Husmann dann einen Roman schreibt, kann das doch eigentlich nur gut werden. Wenn ein Mann wie Christoph Maria Herbst dann auch noch das Hörbuch liest, erst recht.

„Nicht mein Tag“ erzählt die Geschichte von Till Reiners, Bankangestellter, Seitenscheitelträger mit beigen Leinenhosen und nicht minder beigem Leben – absolut mittelmäßig und langweilig. Till lebt mit Frau und Sohn in Osthofen |ein Leben wie eine „Tatort“-Folge: ziemlich deutsch, mäßig spannend, mit wenig Sex, und man ahnt nach der Hälfte, wie es aus geht.|

Doch das alles ändert sich auf einen Schlag, als plötzlich Nappo in Tills Leben tritt. Als Nappo bei einem Überfall auf die Dresdner-Bank-Filiale, in der Till arbeitet, die Nerven verliert, nimmt er erst einmal Till als Geisel und dessen Subaru mit Sonnendach als Fluchtwagen. Doch Nappo ist halt nicht sehr routiniert im Umgang mit Geiseln, genauso wie Till noch etwas unbedarft im Umgang mit geiselnehmenden Bankräubern ist, und so entwickelt die Geschichte ein recht sonderbares Eigenleben …

„Nicht mein Tag“ weckt gleich auf den ersten Blick Erinnerungen an die Romane von Tommy Jaud. Ein ähnlicher Humor, ein Autor mit einem ähnlichen Hintergrund – da darf man zu Recht darauf hoffen, seine Lachmuskeln zu strapazieren. Till Reiners könnte auch einem Tommy-Jaud-Roman entsprungen sein. Auf den ersten Blick würde er sich wunderbar einreihen, neben Tommy Jauds Protagonisten Simon Peters und Pitschi Greulich.

Mit viel Wortwitz bugsiert Ralf Husmann seinen Helden durch seinen langweiligen Alltag und sorgt damit für so manchen Schmunzler. Till Reiners ist der klassische Typ, der im Restaurant immer von der Kellnerin übersehen wird: unscheinbar und uncool. Ein Typ, der in der Masse verschwindet und bislang gerade auch über seine Durchschnittlichkeit ganz glücklich war – bis sein Abenteuer mit Nappo beginnt. Till entwickelt seine ganz spezielle Art von Stockholm-Syndrom, und auch seine medienfixierte Kollegin Jessica heizt die Verwirrung rund um Tills Rolle als Geisel noch weiter an.

Als Nappo und Till dann im Fluchtwagen auf dem Weg aus der Stadt sind, fragt man sich, was eigentlich noch drei weitere CDs lang passieren soll, denn schließlich ist klar, dass Nappo früher oder später erwischt wird. Doch bis dahin passiert noch eine ganze Menge, das auch Till sich im Nachhinein nicht so ganz erklären kann.

Kennt man schon die Tommy-Jaud-Romane, so läuft man Gefahr, etwas zu hohe Erwartungen in „Nicht mein Tag“ zu stecken, denn die Ausgangssituation ist nun mal ähnlich: ähnlicher Humor, ähnliche Geschichte und obendrein noch der gleiche Sprecher wie bei der Vertonung der Tommy-Jaud-Bücher.

Schon bei Tommy Jaud hat die kongeniale Vortragsweise von Christoph Maria Herbst so manchen schmerzhaften Lachanfall verursacht. Er versteht es auf besondere Art, die komische Seite der Figuren herauszukehren, verpasst jeder von ihnen ihre eigene charakteristische Stimme und lässt die Hörbücher zu einem rundum unterhaltsamen Spaß werden. Das ist auch bei „Nicht mein Tag“ der Fall; auch hier ist es wieder im Speziellen Christoph Maria Herbst, der den besonderen Hörgenuss ausmacht.

Als Buch hätte „Nicht mein Tag“ mir vermutlich längst nicht so gut gefallen wie als Lesung. Dafür driftet der Humor hier und da dann doch zu sehr in Richtung Klamauk ab (ich erinnere hier mal nur an das ständige Gefurze von Till Reiners Bankkollegen Herrn Walter). Und auch die Entwicklung des Protagonisten gelingt Husmann nicht ganz so rund und glaubwürdig, wie es – um bei dem Vergleich zu bleiben – einem Tommy Jaud mit seiner „Resturlaub“-Figur Pitschi Greulich geglückt ist. Sicherlich wäre „Nicht mein Tag“ auch noch etwas witziger gewesen, wenn die Geschichte etwas straffer und komprimierter erzählt worden wäre. So fragt man sich zwischendurch halt doch immer mal wieder, was denn da eigentlich noch alles passieren soll. Natürlich läuft so ein Plot auch nicht ganz ohne klischeebehaftete Figuren ab, aber das gehört zur Comedy im Prinzip ja auch dazu.

Dass „Nicht mein Tag“ dennoch ein kurzweiliges Hörvergnügen ist, haben wir also in erster Linie Christoph Maria Herbst zu verdanken. Er trifft wieder einmal den richtigen Ton, lässt den völlig überforderten Till Reiners eingeschüchtert herumstammeln und Nappo schön prollig daherfluchen. Die großen Lachanfälle, wie ich sie noch bei den Tommy-Jaud-Romanen hatte (vor allem bei „Resturlaub“), bleiben bei „Nicht mein Tag“ zwar größtenteils aus, aber Husmann beweist dennoch einen feinsinnigen Wortwitz und ein unterhaltsames, ironisches Understatement.

Alles in allem liegt hier also ein Hörbuch vor, das man in erster Linie wirklich explizit als Lesung weiterempfehlen möchte. Der Humor ist ähnlich gelagert wie bei Tommy Jaud, wenngleich selbiger unerreicht bleibt. Christoph Maria Herbst unterstreicht erneut seine Qualitäten als kongenialer Sprecher des humorbetonten Hörbuchs und sorgt dafür, dass „Nicht mein Tag“ trotz einzelner Schwächen doch noch zu einem sehr unterhaltsamen Hörgenuss wird.

http://www.argon-verlag.de

Morland, A. F. / Birker, Thomas / Daber, Christian – Tony Ballard: Die Rache des Todesvogels (Folge 3)

_Handlung:_

Vicky Bonney wird aus dem Haus entführt, in das sie erst kürzlich mit ihrem Freund Tony Ballard eingezogen ist. Ihr Nachbar Lance Selby versucht das Kidnapping zu verhindern, wird dabei verletzt, kann aber eine Beschreibung der Entführer liefern. Tony Ballard gelingt es dadurch mit Hilfe der Verbrecherkartei, einen der Gangster ausfindig zu machen.

Er erfährt, dass der Blutgeier Paco Benitez für die Entführung verantwortlich ist und Vicky Bonney nach Tahiti hat verschleppen lassen, um sich an Tony Ballard für seine Niederlage zu rächen. Der Dämonenhasser bricht unverzüglich in die Südsee auf und gerät bereits kurz nach seiner Ankunft in die Fänge seiner Feinde. Mit Mühe entgeht er den ersten Anschlägen, und gemeinsam mit dem WHO-Arzt Frank Esslin nimmt Tony Ballard den Kampf gegen den Todesvogel auf …

_Meine Meinung:_

Auch das dritte Hörspielabenteuer verspricht spannende und solide Gruselunterhaltung. Das Team um Thomas Birker hat diese Folge dazu genutzt, weitere Eckpfeiler der Serie zu etablieren. In der Romanserie waren dazu mehrere Hefte vonnöten. Hier erwähnt Tony am Anfang, dass er mit Vicky in ein Haus in London gezogen ist und die beiden sich mit dem Professor Lance Selby angefreundet haben, der nebenan wohnt. Des Weiteren hat Frank Esslin seinen ersten Auftritt, der kongenial von Simon Jäger gesprochen wird. Ebenfalls ein echter Hörgenuss ist Aart Veder als Lance Selby. Die Stimme des Bill Conolly aus den alten Tonstudio-Braun-Kassetten passt zu dem Parapsychologie-Professor mindestens ebenso gut wie zum besten Freund von John Sinclair, und es ist schon erstaunlich, wie spurlos die Zeit an der Stimme Veders vorbeigegangen ist. Auch Torsten Sense als Tony Ballard macht eine gute Figur, wenngleich er hier keine durchgehend konstante Leistung abliefert. Als Tony seinem bösen Doppelgänger begegnet, redet Sense viel zu schnell, als dass die Szene aus sich heraus wirken könnte. Das Hörspielurgestein Konrad Halver ist als Dämonendiener ebenfalls nicht immer überzeugend. Allerdings darf er als Hommage an |Larry Brent| und Horst Frank einige denkwürdige Sätze formulieren, ebenso wie der Erzähler Klaus Dieter Klebsch. Letzterer kommt relativ selten zum Einsatz, wird der größte Teil der Story doch vom Ich-Erzähler Tony Ballard geschildert.

Musik und Effekte sind grandios und verleihen der neuen Hörspielserie ein ausreichendes Maß an Eigenständigkeit. Nur die Handlung ist aufgrund der Romanvorlage alles andere als innovativ oder gar gruselig. Zunächst mutet die Geschichte eher wie ein Krimi an, und dass Vicky Bonney zum dritten Mal innerhalb von drei Hörspielen in die Fänge ihrer Gegner gerät, zeugt auch nicht gerade von Originalität. Tony Ballard reagiert das komplette Hörspiel hindurch auf die Aktionen seiner Gegner und stolpert von einem Scharmützel in das nächste, sodass der Hörer kaum zur Ruhe kommt und daher auch die Gruselstimmung auf der Strecke bleibt. Der Kampf gegen den Blutgeier am Ende der Geschichte ist heftig, aber doch recht kurz und unspektakulär, zumal Frank Baumgart als Todesvogel viel zu überzogen agiert. Da ist Lutz Mackensy als Vater des Todesvogels ein ganz anderes Kaliber, und zum Schluss stößt dieser einen unheilschwangeren Fluch aus, der schlüssig erklärt, warum Tony und seine Freunde auch im Urlaub niemals Ruhe vor den Dämonen haben.

_Fazit:_

„Die Rache des Todesvogels“ bietet ein durchschnittliches Hörvergnügen mit hervorragenden Sprechern und klangvoller Musik. Lediglich einige kleine Qualitätseinbrüche der Mimen und die einfallslose Handlung trüben den Gesamteindruck des dritten |Tony Ballard|-Hörspielabenteuers, das ansonsten technisch brillant umgesetzt wurde.

|55 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3939066222|
http://www.ts-dreamland.de

_Florian Hilleberg_

Nix, Garth – Kalter Mittwoch (Hörbuch)

_Abwechslungsreich: Kampf mit Hexern und Piraten_

Eigentlich ist Arthur Penhaligon kein Held. Genau genommen. Ihm ist sogar ein früher Tod vorherbestimmt. Doch dann rettet ihm ein geheimnisvoller Gegenstand das Leben: Das Ding sieht aus wie ein Uhrzeiger und wird von seltsam gekleideten Männern als „Schlüssel zum Königreich“ bezeichnet.

Doch zugleich mit dem Schlüssel erscheinen bizarre Wesen aus einer anderen Dimension, die ihn um jeden Preis zurückgewinnen wollen. In seiner Verzweiflung wagt es Arthur, ein geheimnisvolles Haus zu betreten – ein Haus, das nur er sehen kann und das in andere Dimensionen führt. Dort will er nicht nur sein wahres Schicksal erkennen, sondern auch sieben Schlüssel besorgen …

Im Krankenhaus findet Arthur eine seltsame Karte unter seiner Bettdecke. Es ist eine Einladung. Und schon steckt er im nächsten Abenteuer, bei dem er Piraten, tosenden Stürmen und einem riesigen Geschöpf trotzen muss.

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zehn Jahren. Mehr Infos unter http://www.wellenreiter.la (ohne Gewähr).

_Der Autor_

Garth Nix wurde 1963 in Melbourne / Australien geboren. Nach seinem Studium arbeitete er in einer Buchhandlung, später als Verleger, Buchhandelsvertreter, Zeitungsredakteur und Marketingsberater. Seit 2002 bestreitet er seinen Lebensunterhaltet ausschließlich als Autor. Er lebt heute mit seiner Frau, einer Verlegerin, und seinem Sohn in einem Vorort von Sydney. Zu seinen bekanntesten Büchern gehört die Abhorsen-Trilogie, die komplett bei |Carlsen| und |Lübbe| erschienen ist (Sabriel; Lirael; Abhorsen).

Garth Nix auf |Buchwurm.info|:

[„Schwarzer Montag“ 3719 (Die Schlüssel zum Königreich 1)
[„Schwarzer Montag“ 3172 (Hörbuch)
[„Grimmiger Dienstag“ 3725 (Die Schlüssel zum Königreich 2)
[„Grimmiger Dienstag“ 4528 (Hörbuch)
[„Kalter Mittwoch“ 4242 (Die Schlüssel zum Königreich 3)
[„Rauer Donnerstag“ 4831 (Die Schlüssel zum Königreich 4)
[„Rauer Donnerstag“ 5051 (Hörbuch)
[„Sabriel“ 1109 (Das alte Königreich 1)
[„Lirael“ 1140 (Das alte Königreich 2)
[„Abhorsen“ 1157 (Das alte Königreich 3)

_Der Sprecher_

Oliver Rohrbeck, geboren 1965 in Berlin, ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er ist bekannt für seine Sprechrolle als Justus Jonas in der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“. Als Sprecher synchronisierte er Hauptrollen in vielen Filmen und ist die deutsche Stimmbandvertretung von Ben Stiller.

Rohrbeck liest eine von Frank Gustavus (|Ripper Records|) gekürzte Fassung. Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahmleitung hatte Klaus Trapp. Die Musik steuerte Andy Matern bei.

_Der Komponist_

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde [„Der Cthulhu-Mythos“ 524 zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Der Hintergrund_

Gepriesen sei die Architektin! Sie schuf die wahre Welt, das HAUS. Dies ist der Mittelpunkt aller Schöpfung, das Königreich aller Realität. Es ist eingeteilt in die sieben Wochentage von Montag bis Sonntag, und diese wiederum sind in jeweils zwölf Stunden eingeteilt. Minuten- und Stundenzeiger sind die Insignien eines jeden Tages – und mächtige Instrumente.

Rundherum liegen die sekundären Reiche, zu denen auch unsere bescheidene Welt zählt. Und SIE ließ alles darin archivieren. Als SIE sah, dass es gut war, verabschiedete SIE sich, hinterließ jedoch das VERMÄCHTNIS, in dem sie bestimmte, dass nur Sterbliche das Königreich erben können. Das VERMÄCHTNIS besteht vollständig aus Text, wie sich denken lässt. Doch die sieben Treuhänder vollstreckten das VERMÄCHTNIS nicht, sondern teilten sich die Macht in ihren sieben Herrschaftsbereichen. Das VERMÄCHTNIS teilten sie in sieben Stücke, von denen jedes woanders versteckt wurde.

Eines Tages begab es sich, dass das Bruchstück von MONTAG, ein auf einem toten Stern in Glas versiegelter Kristall, der von metallischen Wächtern bewacht wurde, von einem Inspektor des ARCHIVs begutachtet wurde. Die Wächter, nach Äonen des Wachens müde geworden, meldeten dem Inspektor keinerlei besonderen Vorkommnisse. Doch als er sich die Nase putzte, bemerkte er aus dem Augenwinkel ein kleines flinkes Etwas vorbeihuschen. Nein, dachte er, ich muss mich getäuscht haben.

Doch er hatte sich nicht getäuscht: Ein kleines Stück VERMÄCHTNIS-Text bemächtigt sich der Transferplatte, mit der er vom ARCHIV gekommen ist, und verschwindet damit. Oh-oh, denkt der Inspektor. Damit hat er Recht. Wenig später kommen zwei großmächtige Herren, die Silberstöcke tragen. Sie sagen, sie kämen von einem, der sogar noch höher stehe als MONTAG. Oh-oh, denkt der Inspektor. Das gibt großen Ärger. Und so kommt es auch.

_Handlung_

Nach seinem letzten Abenteuer mit Sir Dienstag liegt Arthur mit gebrochenem Bein im Krankenhaus. Dort arbeitet seine Mutter Emily. Seine Familie ist durch diverse Agenten des HAUSES in Schwierigkeiten geraten, doch Arthur kann nichts deswegen unternehmen. Er rechnet jeden Moment damit, von den Abgesandten der Lady Mittwoch abgeholt zu werden.

Gerade als seine Freundin Blatt ihn besucht, geht es los. Seine Uhr geht rückwärts, sein Kalender bewegt sich. Vorsorglich zieht sich Arthur schon mal an. Da dringt Wasser in seinen Zimmer ein, und die Wand wird zu einer Wasserwand, die ihn und Blatt durchnässt. Sie klammern sich an das Einzige, was noch schwimmt: sein Bett. Unversehens geraten sie in die Welt des HAUSES und treiben auf der Grenzsee. Ein Dreimaster nähert sich – es ist die „Fliegende Gottesanbeterin“, geschickt von Lady Mittwoch. Doch bevor Arthur Blatt an Bord folgen kann, fällt er ins Wasser und wird abgetrieben. Der Dreimaster trägt Blatt mit sich fort.

Kaum ist Arthur ganz allein auf dem Meer, spürt er einen Gegenstand unter seinem Bett. Es ist eine knallrote Boje. Seltsam, was mag die Boje wohl bezeichnen? Er zieht an einem Ring und die Boje explodiert unter Blitz und Donner. Nun ist sie offen, und er steigt hinein, was sicherlich trockener ist als ein schwimmendes Bett. In der Nacht kommt aber schon wieder ein Schiff, und weil dessen Matrosen alle tätowiert sind, hält Arthur sie für Piraten. Da sind sie aber beleidigt: Sie seien Berger, sie bergen Schätze – Schätze wie den unter der Boje.

Eine Taucherin der Berger holt eine Truhe vom Meeresboden. Sie trägt das Zeichen des größten Feindes aller Berger: das von Fieberauge, dem Hexenmeister des Nichts. Au weia, das könnte Ärger geben. Kaum hat sich Arthur Kapitän Katzenkissen, seinem Ersten Offizier Concord und dem Zauberer Dr. Skamadandros vorgestellt, da taucht auch schon das Schiff „Schauder“ auf, das – wem wohl? – gehört: Fieberauge!

_Mein Eindruck_

Das Muster der Handlung ist immer das gleiche. Auch diesmal muss Arthur, unser schwacher Held, erst einmal Freunde, Helfer und Gefährten finden und für sich gewinnen. Schon am Anfang jedoch verliert er die treue Blatt, und er ist auf seine eigene Fähigkeit angewiesen, sich bei den Bergern durchzusetzen. Zum Glück erkennen sie, dass er ein erbberechtigtes Kind des VERMÄCHTNISSES ist und in der Gunst der ARCHITEKTIN steht. Das erleichtert einiges.

Diese Helfer sind jedoch sehr nötig, wenn der Feind angreift. Da ist zunächst einmal der Oberpirat und Hexenmeister Fieberauge, ein Diener des NICHTS und somit ein Feind des VERMÄCHTNISSES. Aber er ist nicht der Schlüsselbewahrer und Treuhänder des VERMÄCHTNISSES. Das ist schließlich Lady Mittwoch. Mit Hilfe weiterer Gefährten, den Steuerratten unter Commodore Monkton, erfährt Arthur mehr darüber, wer, was und vor allem wo Lady Mittwoch ist.

|Die Gegner|

Macht und Bedrohung manifestiert sich in vielerlei Formen. Diesmal ist es nicht Gewalt, sondern schiere Größe, die Arthur Furcht einflößt. Denn Lady Mittwoch ist ein gigantischer Walfisch von 32 Kilometern Länge und entsprechender Höhe. Versteht sich, dass sich die Machtbasis des Hexenmeisters Fieberauge in ihrem voluminösen Inneren verbirgt. Dort würde Arthur auch die verlorene Blatt wiederfinden. Der einzige Weg dorthin führt über das U-Boot, das die Ratten steuern.

|Herakles|

Diesmal gerät Arthur mitten unter die echten Piraten. Über die historischen Piraten zwischen 1670 und 1730 hat sich der Autor offenbar genau informiert, wie man an Details wie einem brennenden Bart aus Zündschnüren ablesen kann. Diesen Bart trug nur Edward „Blackbeard“ Teach. Arthurs Showdown mit Fieberauge ist phantastisch gut geschildert. Der Sieg ist nur schwer zu erringen, und Arthur braucht wieder die Hilfe seiner Gefährten, um zu siegen. Denn wie kann man einen Gegner niederringen, dessen abgeschlagener Kopf immer wieder nachwächst?

Dieses Problem hatte schon der antike Held Herakles, welcher der Hydra die Köpfe abschlug, doch sie wuchsen ihr immer wieder nach. Er musste sie einzeln ausbrennen. Dass der Autor die Herakles-Sage kennt, beweist der Name des Schiffes „Fliegende Gottesanbeterin“: Heraklius Schwell. Arthur ist eine Verkörperung vieler Helden, und König Arthur sowie Herakles sind nicht die geringsten darunter.

|Die Aussage|

Interessant ist auch das Verhältnis zwischen Fieberauge und Lady Mittwoch. Sie ist das Opfer eines Fluches, der sie nimmersatt macht. Jemand muss sie davon erlösen. Fieberauge ist garantiert nicht der Erlöser, denn er benutzt sie als sein Versteck und seine Operationsbasis. Seine Organisation ist wie sein Verstand: eine Art Hydra, die gierig ihre Finger überallhin ausstreckt, um Beute an sich zu raffen.

Dass diese Organisation sich versteckt, könnte symbolisieren, dass es sich bei dem Bösen, das sie verkörpert, um die Mafia, Camorra usw. handelt, die ja schon vielfach als „Hydra“ bezeichnet worden ist (zuletzt in Roberto Savianos Buch „Gomorrha“). Sie kann aber auch die Korruption sein, die damit einhergeht und der Ausbreitung der Hydra Vorschub leistet.

_Die Inszenierung_

|Der Sprecher|

Oliver Rohrbeck ist ja als Ex-Mitglied der Drei ??? schon ein alter Hase im Synchronsprechergeschäft und in Sachen Hörspielserie (s. o.). Seine „normale“ Stimme eignet sich gut für Kinderstoffe, also Märchen, Fantasy und Ähnliches, denn sie erklingt nicht besonders tief oder autoritär, ist also sympathisch. Am deutlichsten ist das an den hohen und erhabenen Stimmen der weiblichen Figuren Susi, Blatt und Dame Primus abzulesen. Sehr hoch ist einmal sogar die Stimme einer Ratte. Jedenfalls klingt Rohrbeck meist alles andere als furchteinflößend.

Rohrbecks tiefe Stimmlage ist allein für den Zauberer und Oberpiraten Fieberauge reserviert. Diesen zeichnet er denn auch möglichst bedrohlich, und mit dem Einsatz der Musik und der Soundeffekte gelingt es ihm, auch noch dem letzten jungen Hörer klarzumachen, was für ein fieser Schurke Fieberauge doch ist.

|Effekte|

Alles wird etwas turbulenter und bunter, wann immer Arthur in die Welt des HAUSes eintritt. Hier klingen manche Stimmen ebenfalls durch Filter verzerrt und bizarr. Das VERMÄCHTNIS, das Arthur hilft, ertönt beispielsweise stark verzerrt, da es sich über Telepathie bei Arthur meldet. Aber es klingt dennoch freundlich. Häufig wird auch starker Hall eingesetzt.

Insgesamt bietet das Hörbuch dem Hörer also eine reichhaltige Palette von Klangeffekten und Stimmfarben. Dabei zeigt sich, dass der Sprecher sowohl Figuren auf unterscheidbare Weise charakterisieren als auch Situationen zum Leben erwecken kann, so dass sie dem jungen Publikum fast plastisch vor Augen stehen.

|Musik|

Die Hintergrundmusik von Andy Matern wird geschickt eingesetzt, obwohl es sich nur um die stets wiederholten gleichen Motive handelt. Sie bildet einen Klangteppich, der unterbewusst die Emotionen des Zuhörers steuert. Die Instrumente sind in der Regel elektronisch, und daher ist der Unterschied zwischen Intrumentenklang und Soundeffekt verwischt. Wichtig ist lediglich die Wirkung.

Eine Standardsituation für den Musikeinsatz ist zum einen die Anwendung von Magie, so etwa die des dritten Schlüssel, einem Dreizack. Zum anderen ist aber in dieser Episode das kriegerische, gewalttätige Thema verantwortlich für den Einsatz von Trommeln und recht dramatischen und unheilverkündenden Kadenzen.

Geräusche gibt es keine, aber Soundeffekte ersetzen sie.

_Unterm Strich_

Diese neue Fantasyreihe wartet mit einem recht gut durchdachten Paralleluniversum auf, das erstens die Bestimmung des Helden bereithält und zweitens natürlich die Lösung zu allen Rätseln. Aber diese Bestimmung fällt dem denkbar ungeeigneten Asthmatikerhelden nicht in den Schoß, wie man sich leicht denken kann, sondern muss in sieben Kämpfen errungen werden.

Da sich diese Kämpfe auch auf die Welt des Helden erstrecken, gerät er mit seiner Familie in alle möglichen gefährlichen Situationen. Der Angriff von Grotesken, Nichtlingen und Käptn Fieberauge dürfte nur ein Vorgeschmack auf das sein, was noch kommen könnte. Doch wie im HAUS die loyale Susi Arthur beim Bestehen von Abenteuern beisteht, so tut dies in der Realwelt die treue Blatt.

Mir hat die Geschichte viel Spaß gemacht, denn der Autor überrascht mit einigen doch recht interessanten Einfällen, wie etwa dem verschlafenen Sonnenbären, dem Geschenk des VERMÄCHTNISses, das ganz aus Buchstaben besteht, oder den sprechenden Schiffsratten. Dieses Buch dreht sich ebenfalls um Macht und wie man ihr entgegentreten kann. Interessant ist dabei, dass Lady Mittwoch keineswegs der Schurke im Stück ist, sondern das Opfer eines Fluchs, das erlöst werden muss. Der Schurke ist Fieberauge, und ihn zu besiegen, stellt sich als wahrlich nicht einfach heraus.

|Die Heilung der Welt|

Natürlich erinnert der Aufbau der Geschichte ein wenig an Tad Williams‘ Zyklus „Otherland“, und hier wie dort durchstreift der Held eine virtuelle Welt, die er heilen muss. Aber er hat sie auch zu erobern und dafür etliche Kämpfe zu bestehen. Denn damit heilt er zugleich auch seine eigene Welt. Beides gehört zusammen, und der Weg ist das Ziel: Arthur findet nicht nur zu selbst, sondern erkennt auch seinen Platz und seine Aufgabe in der Welt. Das ist eine wertvolle Lektion, wie sie nur sehr gelungene Jugendbücher glaubwürdig zu vermitteln vermögen, so etwa die Harry-Potter-Reihe oder der [Wintersonnenwende-Zyklus 5022 von Susan Cooper.

|Das Hörbuch|

Der Sprecher Oliver Rohrbeck bietet dem Hörer, vor allem dem kindlichen Zuhörer ab zwölf bis dreizehn Jahren, eine breite Palette von stimmlichen Tonlagen und Klang-Effekten, die zu einer Charakterisierung verschiedenster Wesen beitragen. Mit ein wenig Phantasie kann sich der Zuhörer daher die fremde Welt des HAUSes viel besser vorstellen. Am Schluss bekommt Arthur eine Einladung von Sir DONNERSTAG von der Grenzsee. Das Abenteuer geht also weiter (und dieses Hörbuch ist bereits erschienen: [„Rauer Donnerstag“). 5051

|Originaltitel: Drowned Wednesday, 2005
Aus dem australischen Englischen übersetzt von Axel Franke
280 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3417-9|
http://www.wellenreiter.la
http://www.luebbe-audio.de

Luceno, James / Döring, Oliver – Star Wars – Labyrinth des Bösen. Teil 3: Angriff auf Coruscant

|Star Wars|-Hörspielumsetzungen auf |Buchwurm.info|:

„Episode I: Die dunkle Bedrohung“
„Episode II: Angriff der Klonkrieger“
„Episode III: Die Rache der Sith“
„Episode IV: Eine neue Hoffnung“
„Episode V: Das Imperium schlägt zurück“
„Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritte“
„Labyrinth des Bösen, Teil 1: Gunrays Geheimnis“]ht
„Labyrinth des Bösen, Teil 2: Darth Sidious auf der Spur“
„Star Wars: Labyrinth des Bösen“]h (Teil 1-3: Das komplette Hörspiel)
„Star Wars – Dark Lord. Teil 1: Die letzten Stunden der Klon-Kriege“
„Star Wars – Dark Lord. Teil 2: Auf der Flucht vor dem Imperium“
„Star Wars – Dark Lord. Teil 3: Aufruhr auf Alderaan“
„Star Wars – Dark Lord. Teil 4: Der Untergang von Kashyyyk“

Der Krieg zwischen der Republik und den Separatisten strebt einem schrecklichen Höhepunkt zu. Während Kanzler Palpatine seine Macht und seinen Einfluss mehrt, müssen sich die Jedis der Vorwürfe erwehren, lediglich eigene Interessen zu verfolgen.

Währenddessen versuchen Obi-Wan und Anakin Skywalker, endlich den mächtigen Count Dooku festzusetzen. Doch Dooku ist ein gerissener und versierter Sith-Lord, der sich abermals als ernst zu nehmender Gegner entpuppt.

Schließlich kommt es zur Katastrophe, als sich der Krieg plötzlich verlagert und Coruscant zum Schlachtfeld wird. General Grevious greift den Planeten an, um Kanzler Palpatine gefangen zu nehmen …

_Meine Meinung:_

Das grandiose Finale dieser Trilogie ist wieder einmal ein wahres Fest für die Ohren. Insbesondere die Fans von General Grevious kommen hier auf ihre Kosten. Zudem haben auch andere Jedi-Ritter wie Shaak Ti und Kit Fisto größere Rollen erhalten, die sie aus der Masse der namenlosen Lichtschwertträger hervorheben. Gesprochen werden die beiden übrigens gekonnt von Katrin Fröhlich und Philipp Schepmann.

Das Finale ist den Machern, allen voran dem Autor James Luceno, perfekt gelungen und bildet den idealen Übergang zu der Episode III, die den Fan doch sehr vor vollendete Tatsachen gestellt hat. Im Zusammenspiel mit den beiden ersten Teilen bildet dieses Hörspiel einen Blockbuster für die Ohren mit Überlänge. Technisch brillant und auf allerhöchstem Niveau umgesetzt, kommt echtes |Star Wars|-Feeling auf, und jedem Fan sei dieses dreiteilige Hörspiel wärmstens empfohlen. Hier kommt jeder auf seine Kosten, und viele von Zuschauern bemängelte Schwächen der Filme kommen bei den Hörspielen erst gar nicht auf. Witzfiguren trüben den Gesamteindruck genauso wenig wie überzogene Gefühlsduseleien. Die Handlung spielt sich rasant und packend vor den Ohren und dem geistigen Auge des Hörers ab. Die Fantasie wird wie von selbst beflügelt und verwöhnt – dank der filmreifen Klangkulisse – den Fan mit Spezialeffekten, die selbst George Lucas nicht zur Verfügung stehen.

Das Layout passt sich farblich den ersten beiden Folgen an und symbolisiert durch das epische Motiv, dass hier Entscheidendes passiert. Darüber hinaus gibt es auf der Rückseite des Booklets eine kunstvolle Illustration von General Grevious.

_Fazit:_

„Angriff auf Coruscant“ ist das perfekte Hörvergnügen für alle |Star Wars|-Fans und diejenigen, die es werden wollen. Mit der Geschichte „Labyrinth des Bösen“ vertonte |WortArt| einen der besten und bedeutendsten |Star Wars|-Romane überhaupt. Endlich wird die Lücke zwischen Episode II und III auf angemessene Weise geschlossen.

|Originaltitel: Star Wars: Labyrinth of Evil
Übersetzt von Regina Winter
59 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3931780913|
http://www.WortArt.de
http://www.karussell.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Star__Wars
http://www.starwars-union.de
http://www.starwars.com
http://www.jedipedia.de

Merlau, Günter – Goldene Morgenröte (Die Schwarze Sonne VII/7)

Folge 1: [„Das Schloss der Schlange“ 2317
Folge 2: [„Böses Erwachen“ 4022
Folge 3: [„Weißes Gold“ 4023
Folge 4: [„Vril“ 4308
Folge 5: [„Akasha“ 4915

_Story_

Folge 7 der zwölfteiligen Mystery-Serie ist erneut eine gelungene Mischung aus historischem Thriller und Düsterer Phantastik.

Der geheimnisvolle „Jack“ führt den jungen Aleister Crowley immer tiefer in die geheimnisvolle Welt eines grausigen Kultes ein, während Adam Salton und Nathaniel de Salis gemeinsam mit Joseph Bell und Arthur Conan Doyle immer noch die schrecklichen Morde in Whitechapel untersuchen. Außerdem ist das Verschwinden von Nathaniels altem Freund Jules Verne immer noch ungeklärt.

Währenddessen stößt ein Schiff der Nationalsozialisten im Nordmeer auf eine mysteriöse Erscheinung. Ist es dasselbe Ungeheuer, mit dem bereits Nathaniel de Salis und Jules Verne einst zu tun hatten? Die Mysterien werden immer bedrohlicher und immer undurchsichtiger.
Auch der BND bekommt die Auswirkungen in der Gegenwart zu spüren.

_Meine Meinung:_

Wieder wird von dem Hörer höchste Konzentration gefordert, will er mit den einzelnen Handlungssträngen in den unterschiedlichen Zeitebenen nicht durcheinanderkommen. Doch wer sich auf dieses anspruchsvolle Hörspiel einlässt, wird mit einer wohldurchdachten und hervorragend recherchierten Story entlohnt, die zu verfolgen es sich lohnt. Noch mehr, da nun feststeht, dass diese Serie kein Endlosprojekt ist und mit Folge zwölf alle Fragen beantwortet werden und das Geheimnis um „Die Schwarze Sonne“ gelüftet wird.

Leider wird dem Detektiv-Duo Adam Salton und Nathaniel de Salis in dieser Folge vergleichsweise wenig Raum gegeben. Dafür offenbart der gefangenen Schriftsteller Jules Verne einige für den Hörer,höchst interessante Fakten, und man erfährt, wodurch dieser Mensch zu seinen Geschichten inspiriert wurde. Auch der sadistische und unheimliche „Jack“ lässt einige bedeutsame Andeutungen fallen, die durchblicken lassen, dass dieser Mann in mehreren Zeitebenen zu Hause ist.

Obwohl dieses Hörspiel wenig Action zu bieten hat, weist es keinerlei Längen auf und ist vom Anfang bis zum Ende durchgehend spannend, allein durch die Ungewissheit, was als Nächstes kommt. Zu den Reizen dieser zunächst sehr undurchsichtigen Serie zählen die unvorhersehbaren Wendungen und die neuen Handlungsstränge, die sich von Folge zu Folge ergeben.

Vervollkommnet wird das Hörerlebnis durch die stimmige und äußerst klangvolle Musik, die immer perfekt zum Geschehen passt und niemals störend wirkt. Hinzu kommen die genialen Sprecher, wie Christian Stark, Harald Halgardt, Konrad Halver, Günter Küttemeyer, Kim Frank oder auch Jürgen Holdorf als „Jack“, um nur einige wenige zu nennen. Positiv zu werten ist der gewisse Grad an Unbekanntheit der Mimen, die weniger prominent sind als die Synchronsprecher bekannter Hollywoodgrößen. Trotzdem sind die Sprecher von |Lausch| professionell und liefern eine exorbitante Arbeit ab.

Die äußere Gestaltung ist ebenso hochwertig wie das Hörspiel selbst geworden. Mit Sabine Weiss hat das Label eine begabte Künstlerin gewonnen, welche die Booklets der Serie zu den kunstvollsten macht, die zurzeit auf dem deutschen Hörspielmarkt zu finden sind. Leider ist die Titelillustration im Vergleich dazu fast unscheinbar zu nennen.

_Fazit:_

„Goldene Morgenröte“ ist eine erstklassige Fortsetzung der genialen Mystery-Serie aus dem Hause |Lausch|. Auch wenn die Spielzeit im Vergleich zu den ersten Folgen relativ kurz ist, bekommt der Hörer wieder eine hervorragend recherchierte Geschichte geboten, bei der man allerdings genau zuhören muss, um nicht den Faden zu verlieren.

|56 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 9783939600176|
http://www.die-schwarze-sonne.de
http://www.merlausch.de

_Florian Hilleberg_

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: 666 – Das Zeichen des Bösen (Season 1 – Episode 13)

Episode 1: [„Die Zusammenkunft“ 4811
Episode 2: [„Verwandlungen“ 4826
Episode 5: [„Dämonische Leidenschaft“ 4833
Episode 6: [„Ravens Geheimnis“ 4850
Episode 10: [„Das Böse im Menschen“ 4910
Episode 11: [„Wendepunkt“ 4955
Episode 12: [„Tag der Vergeltung“ 4968

_Handlung:_

Christopher Lane, sein Bruder Adam Van Helsing, der Engel Raven sowie Faith‘ Freunde Shania Francis und Vin Masters führen einen schweren Kampf gegen den mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten Alex Christ. Selbst mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit stehen sie auf verlorenem Posten.

Zur selben Zeit müssen sich Faith Van Helsing und Direktor Arowic gegen die Kreaturen des großen Biestes zur Wehr setzen, die auch das nahegelegene Dorf überfallen. Nathan Pierce und eine Spezialeinheit des Militärs werfen sich den Monstren entgegen. Der Kampf um das Überleben der Menschheit wird an allen Fronten mit grausamer Härte geführt. Schließlich gelingt es Faith, das sagenumwobene Tor zur Götterwelt zu finden und mit Hilfe ihrer Amulette zu öffnen. Da trifft sie auf ihren Erzfeind, der sein Inkognito endlich lüftet …

_Meine Meinung:_

Der zweite Teil der Trilogie fällt im Vergleich zum ersten leider drastisch ab. Das liegt keineswegs an der Sprecherleistung, die ist wie immer grandios, sondern an der Handlung, die wenig Neues zu bieten hat. Die Folge bildet eine Aneinanderreihung von Kämpfen und eher bedeutungslosen Scharmützeln. Während die Auseinandersetzung mit Alex Christ sehr dramatisch verläuft und vor allem durch die teuflische Lache des Dämon überzeugt, sind Faith‘ Kämpfe zu überzogen und komödiantisch, um wirklich zu fesseln. Hinzu kommt, dass der Hörer gebannt auf die Eröffnung wartet, wer nun das große Tier 666 ist, doch die Handlung wird die 67 Minuten über derart gestreckt, dass erst zum Ende wieder richtig Stimmung aufkommt, als Brandolf Welf in Erscheinung tritt.

Ebenfalls sehr spannend ist dagegen von Anfang an die Szenerie in dem kleinen griechischen Dorf, das von den Echsenmonstern attackiert wird. Martin Kessler alias Nathan Pierce hat genau die richtige Stimme, um die Offenbarung des Johannes vorzutragen. Einen Gastauftritt hat Roswitha Benda als geschwätzige Griechin Stella Wuzunidu. Hörspielfans ist die Sprecherin vor allem als „Kara“ aus den alten |John Sinclair|-Hörspielen ein Begriff. Damit hat bereits eine zweite bekannte Stimme aus den Tonstudio Braun-Produktionen einen Gastauftritt bei |Faith| absolviert, denn schon in der vorangegangenen Folge konnte man Aart „Bill Conolly“ Vader in einer kleinen Rolle als Arzt hören.

Musik und Effekte sind auch in dieser Folge von ausnehmend hoher Qualität und tragen stets hervorragend zum Geschehen bei. Das Cover von Timo Würz passt schon sehr gut zum Inhalt und vermittelt die richtige Dynamik. Ein mysteriöses, subtiles Bild wäre hier auch vollkommen Fehl am Platz. Trotz ihrer Mängel ist auch diese Folge kurzweilig und überzeugt vor dem großen, alles entscheidenden Finale vor allem durch Action und Brutalität.

_Fazit:_

„666 – Das Zeichen des Bösen“ ist ein rasantes Horror-Hörspiel, das im Vergleich zum ersten Teil der Trilogie qualitativ abfällt. Sprecher, Musik und Effekte sind wie gewohnt erstklassig, nur die Handlung bietet lediglich actionreiche und brutale Kämpfe, die oft überzogen wirken.

_Besetzung:_

Faith Miles: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Shania Francis: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Vin Masters: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Christopher Lane: Thomas Nero-Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Hunter: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Direktor Arowic: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones, John Goodman, Jerry ‚Deep Throat‘ Hardin in „Akte X“)
Wanja Antonowic: Klaus Sonnenschein
Arnulf Wilberg: Tobias Meister (Brad Pitt, Kiefer Sutherland, ‚Yoda‘)
Baltram Wilberg: Kim Hasper
Alex Christ: Torsten Michaelis (Wesley ‚Blade‘ Snipes, Sean Bean)
Dr. Cromwell: Aart Vader
Nathan Pierce: Martin Kessler (Nicolas Cage, Vin Diesel)
Erzählerin: Barbara Stoll
Stella Wuzunidu: Roswitha Benda
Brandolf Welf: Thomas Danneberg (Dan Akroyd, John Travolta, Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Nick Nolte, Dennis Quaid, Rutger Hauer …)
Sakis Rimas: Tilo Schmitz (Ving Rhames, Michael Clarke Duncan, Ron Perlman)
Elias Christopoulos: Lutz Mackensy (Al Pacino, Christopher Lloyd)
Tim Kosiminos: Dieter Klebsch (Alec Baldwin, Gabriel Byrne, Peter Stormare)
Alexis Pardamidis: Wolfgang Strauss
Soldaten: Thomas Birker, Joschi Hajek
Georg/Pater Wassilios: Christian Rode (Christopher Plummer, Michael Caine)
Magdalena: Dagmar Dreke
UND: Lutz Riedel (Timothy Dalton, Udo Kier, Tom Wilkinson, Jonathan Pryce)

|67 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3939724087|
http://www.rb-company.de
http://85.25.136.73/shop2/index.php?user=rbcompany

_Florian Hilleberg_

Poe, Edgar Allan / Hala, Melchior / Bertling, Simon / Hagitte, Christian / Sieper, Marc – Kopf des Teufels, Der (POE #29)

Edgar Allan Poe ist auf der Suche nach Leonie Goron, die eines Nachts spurlos verschwand und scheinbar ein dunkles Geheimnis hütet. Da erhält er eine anonyme Botschaft, in welcher steht, wo er Leonie finden kann. Der Überbringer des Briefes, Toby Dammit, erklärt sich bereit, den einstigen Dichter in eine unterirdische Höhle zu führen.

Doch die fingierte Botschaft ist eine Falle und bald wird Toby Dammit enthauptet aufgefunden, während Poe in den unterirdischen Gängen umherirrt. Poe wird des Mordes bezichtigt und angeklagt. Die Odyssee des Schreckens, die Poe schon für beendet hielt, erreicht einen neuen Höhepunkt des Grauens, und der an Leib und Seele geschundene Mann bekommt erneut die Ironie des Schicksals auf schmerzhafte Art und Weise zu spüren …

_Meine Meinung:_

Der Abschluss der siebten Staffel stellt auch in dramatischer Sicht das Highlight der vier neuen POE-Hörspiele dar. Die Story ist düster, undurchsichtig und unheimlich, so wie die Erzählungen von Poe selbst. Das Ensemble wurde diesmal durch einige vielversprechende Namen erweitert. Toby Dammit wird gekonnt dargestellt von Simon Jäger, der deutschen Synchronstimme von Heath Ledger beziehungsweise Josh Hartnett. Udo Schenk ist als Henker und Folterknecht zu hören und kann dort sein gesamtes schauspielerisches Können unter Beweis stellen. Eine echte Bereicherung, wenngleich nur kurz zu hören, ist der Richter des New Yorker Stadtgerichts, der mit Hans Werner Bussinger ideal besetzt wurde. Seine Interpretation der Rolle erinnert eindringlich an seine Darstellung des Überwesens „Q“ in „Star Trek – The Next Generetion“. Der Direktor wird von Friedhelm Ptok gesprochen; vervollständigt wird die Riege durch Till Hagen als Dr. Templeton und Lutz Riedel als Gorn. Dieser Mann ist einfach grandios und bildet die perfekte Besetzung für die Hauptrolle. Gerade in dieser Folge werden Verzweiflung und Wahnsinn von ihm meisterhaft und authentisch gespielt.

Abgerundet wird das Gothic-Drama durch die bekannte, klangvolle Musik von Simon Bertling und Christian Hagitte, die sich auch um die Regie gekümmert haben. In Sachen Ton und Effekte hält diese Folge das gewohnte Niveau der Serie, die generell eher auf subtile Spannung setzt denn auf bombastische Sound-Gewitter à la |John Sinclair|. Zum letzten Mal kommen die Hörer zudem in den Genuss des großartigen Bonus-Songs „Elenore“, gesungen von Christopher Lee.

Das Tüpfelchen auf dem i dieses Hörspiels bildet die fabelhafte Titelfotografie, für die sich wieder einmal Simon Marsden verantwortlich zeigt. Erstaunlich, wie es der Künstler schafft, immer wieder das passende Motiv zu finden, um dem Titel auch bildlich Ausdruck zu verleihen.

_Fazit:_

„Der Kopf des Teufels“ ist ein gigantisches und hochdramatisches Hörvergnügen mit einer fast schon unerträglichen Spannungsdichte und viel, viel Atmosphäre. Selten wurde die Geduld des Hörers auf eine derartige Probe gestellt, denn das Warten auf die Fortsetzung dieser hervorragenden Serie gleicht einer psychischen Folter.

|65 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3429-2|
http://www.poe.phantastische-hoerspiele.de
http://www.luebbe-audio.de

_Florian Hilleberg_