Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Baker, John / Francis, H. G. – Wolfsnächte (Dreamland-Grusel 5)

Diese CD ist die direkte Fortsetzung zu dem Hörspiel „Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf“ aus der Gruselserie von H. G. Francis, die vor über 25 Jahren im Tonstudio |Europa| erschienen ist.

_Inhalt:_

Henry Aston wird als geheilt aus der psychiatrischen Klinik von Dr. Stevens entlassen. Tatsächlich glaubt er für kurze Zeit, dem Grauen entronnen zu sein, und hofft auf ein schnelles Vergessen. Dabei soll ihm Susan Clayton helfen, die durch Astons Frau, welche sich damals als der echte Werwolf entpuppte, ihren Mann Ben verlor.

Doch Henry Astons Wahn findet neue Nahrung, als er eines Morgens in der Zeitung lesen muss, dass zwei Jugendliche von einer grausamen Bestie zerrissen wurden. Ist er doch ein Werwolf, der in den Vollmondnächten auf Beutefang geht?

_Meine Meinung:_

Endlich geht es mit „Wolfsnächte“ in die fünfte Runde der Dreamland-Grusel-Reihe. Während die Produktion der GESPENSTER-KRIMIs wohl endgültig zum Erliegen gekommen ist, werden die Hörspiele von |Dreamland Production| immer professioneller.

Wie oben bereits erwähnt, erwartet den Hörer dieses Mal keine Vertonung eines Heftromans, sondern die Fortsetzung eines klassischen Hörspiels mit einer vollkommen neuen Geschichte. Dabei wurde ganz auf Nostalgie gesetzt: Birker und Co. ist es tatsächlich gelungen, die alte Besetzung weitestgehend wieder zu vereinen. Henry Aston wird wieder von Wolfgang Draeger dargestellt, der in all den Jahren nichts verlernt hat und souverän wie immer agiert. Auch Tante Martha hat einen kurzen Auftritt. Verkörpert wird die alte Dame erneut von Gisela Trowe, die ihre Rollen wundervoll natürlich und plastisch darzustellen versteht. Die zweite Hauptrolle Susan Clayton, ebenfalls aus „Tödliche Begegnung mit dem Werwolf“ bekannt, wird wieder von Roswitha Benda gesprochen, die Hörspiel-Fans der ersten Stunde vor allem als „Kara“ aus den alten John-Sinclair-Hörspielen bekannt sein dürfte.

Für Neulinge ist das Kürzel auf dem Klappentext der CD sicherlich verwirrend. TSB JS bedeutet aber nichts anderes als „Ton-Studio Braun John Sinclair“ und bezeichnet die alten Kassetten mit den grünen Hüllen, die längst Kult sind. In dieser Hinsicht hat aber |Dreamland| ein weiteres Schmankerl auf Lager, denn hinter dem Reporter Larry Conolly (!) verbirgt sich tatsächlich der Sprecher Aart Veder, der in den alten John-Sinclair-Folgen den Journalisten Bill Conolly spricht, einen von John Sinclairs besten Freunden. Neu besetzt werden musste Kommissar McCallun, der hier von Eckart Dux gesprochen wird, der als Synchronsprecher von George „Hannibal Smith“ Peppard und Anthony Perkins bekannt wurde.

Weitere Nostalgie-Bonuspunkte verdient sich das Hörspiel durch das Cover, welches stark an die Gruselserie von H. G. Francis erinnert, und durch die Musik. Die Anfangs-Melodie ist unverkennbar das Intro der alten Grusel-Hörspiele und lässt die Augen vieler jung gebliebener Hörspiele-Freaks glänzen. Darüber hinaus ist die musikalische Untermalung der Geschichte keineswegs altbacken oder langweilig. Ebenso wie die Effekte, bewegt sich das Hörspiel technisch gesehen auf allerhöchstem Niveau, und vor allem die Darstellung des Werwolfs ist den Machern perfekt und äußerst unheimlich gelungen. In diesem Punkt lässt die Fortsetzung ihren Vorgänger meilenweit zurück.

Nur die Story kann es mit der ersten Werwolf-Geschichte nicht aufnehmen. Das Drehbuch ist zwar sehr natürlich und spannend geworden und wirkt ebenfalls professionell, vor allem durch die Modernisierung. Dennoch fehlt der Handlung der skurrile Humor des alten Hörspiels. H. G. Francis gelang vor 25 Jahren der perfekte Drahtseilakt zwischen Dramatik und Witz, wie er nur ganz selten glückt. Vor allem die Dialoge zwischen den beiden alten Damen haben viel zu der Einzigartigkeit des Hörspiels beigetragen. Zudem weist die neue Produktion einige arg kitschige Szenen auf, die auch nicht durch die gespielte Ironie von Oliver Rohrbeck weniger albern wirken – zumal das Finale auch keineswegs zu überzeugen vermag und die Vernichtung des Werwolfs geradezu haarsträubend ist.

Nichtsdestotrotz ist „Wolfsnächte“ ein überaus unterhaltsames und gruseliges Hörspiel, welches auch für Nichtkenner des Vorgängers interessant sein dürfte. Für Liebhaber der alten Folgen ist es allerdings ein wahres Fest. Hinzu kommen Bonustracks, in denen nicht nur geschnittene Szenen zu hören sind, sondern auch die allseits beliebten Outtakes aus den ersten fünf Folgen der Dreamland-Gruselreihe. Das Cover zeigt den Schädel eines mächtigen Werwolfes ganz im Stil der alten Gruselhörspiele von H. G. Francis und vermittelt einen beeindruckenden Vorgeschmack auf den Inhalt.

_Fazit:_

„Wolfsnächte“ ist die hervorragend inszenierte Fortsetzung eines Klassikers. Erstklassige Sprecher, eine sehr gute Musik und passende Effekte vermitteln die richtige Gruselatmosphäre. Leider weist die Handlung vor allem in Hinsicht auf das Ende einige Mängel auf. Konkurrenzlos sind bei |Dreamland Production| allerdings weiterhin die Extras, denn neben geschnittenen Szenen gibt es dieses Mal mehr als zwölf Minuten Outtakes zu bewundern.

|57 Minuten + 17 Minuten Extras auf 1 CD
ISBN-13: 9783939066545|
http://www.ts-dreamland.de

_Florian Hilleberg_

Walter Moers – Der Schrecksenmeister

Gottfried Keller auf Zamonisch

Echo ist eine Katze. Nein – um genau zu sein, ist er eine Kratze. Eine Kratze unterscheidet sich von einer Katze nur insofern, als sie zwei Lebern besitzt, sehr viel Wissen in sich aufnehmen und sich mit jeder Daseinsform in Zamonien unterhalten kann.

Echo lebte lange Zeit glücklich mit seinem Frauchen in einem Haus in Sledwaya, einer Stadt, in der alle Bewohner dauerkrank sind. Bis sein Frauchen eines Tages starb und Echo von den neuen Bewohnern auf die Straße geworfen wurde.

Walter Moers – Der Schrecksenmeister weiterlesen

Gautier, Théophile / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – liebende Tote, Die (Gruselkabinett 26)

Mit „Die liebende Tote“ (frz. „La morte amoreuse“) von Théophile Gautier ist in der Reihe „Gruselkabinett“ von |Titania Medien| eine weitere Hörspielbearbeitung eines klassisches Textes der fantastischen Literatur erschienen. Fast zweihundert Jahre hat die Erzählung auf dem Buckel, 1836 wurde sie in Frankreich erstveröffentlicht.

Romuald, ein Priester in fortgeschrittenem Alter, der für seine Frömmigkeit und Gottesfürchtigkeit bekannt ist, schildert dem jungen Bruder Mathieu Ereignisse aus seiner Jugend. Damals, gerade im Moment seiner Priesterweihe, wurde er in der Kirche einer wunderschönen Frau gewahr. Romuald ist von ihrer Schönheit geblendet und er, der er nie viel Kontakt mit der Welt außerhalb der Kirche hatte, meint sofort, sich unsterblich in die Unbekannte verliebt zu haben. Trotzdem legt er seinen Schwur ab und muss fortan als Priester leben.

Die Erinnerung an die unbekannte Schöne lässt ihm jedoch keine Ruhe. Er erfährt, dass ihr Name Clarimonde ist und dass sie in einem Schloss wohnt, das ihr ein Prinz einst schenkte – offensichtlich als Dank für ihre Liebesdienste. Clarimonde ist eine äußert exklusive Kurtisane und zu Romualds Verwunderung hat sie scheinbar ein Auge auf den unscheinbaren Priester geworfen. Sie lässt ihm Botschaften zukommen, doch Romuald findet immer wieder einen Vorwand, ihr nicht zu antworten.

Stattdessen wird ihm vom seinem Vorgesetzten Abbé Serapion eine Priesterstelle in einem kleinen Dorf zugewiesen. Dort angekommen, versucht sich Romuald damit abzufinden, dass so nun der Rest seines Lebens aussehen wird. Seine Verzweiflung währt jedoch nicht lange, denn eines Nachts wird er aus dem Tiefschlaf geweckt als ein Diener Clarimondes ihn auffordert, ihn auf das Schloss der Kurtisane zu begleiten. Sie liege im Sterben und verlange nach der letzten Ölung.

Es stellt sich heraus, dass auch der Teufelsritt auf zwei schwarzen Hengsten nicht verhindern kann, dass Romuald zu spät kommt. Als er Clarimonde erreicht, findet er sie nur noch tot auf ihrem Bett vor. Er verbringt die Nacht betend an ihrer Schlafstätte und meint von Zeit zu Zeit, ein Lebenszeichen an der Angebeteten zu erkennen. Und tatsächlich – auf wundersame Weise kann Romuald Clarimonde ins Leben zurückholen, um fortan an ihrer Seite ein Leben voller Leidenschaft und Ausschweifungen zu führen.

Die beiden ziehen nach Italien und Romuald erliegt all den neuen Reizen, die auf ihn einwirken. Doch auch wenn die Gesellschaft Clarimonde bald zu Füßen liegt, so bleibt sie ihrem Geliebten treu. Als sie allerdings von einem plötzlichen Schwächeanfall ans Bett gefesselt wird, stellt sie fest, dass es Romualds Blut ist, das ihre Gesundheit ganz plötzlich wiederherzustellen vermag. Wird Clarimonde also fortan ihren Geliebten als Blutspender missbrauchen? Wird Romuald eines Tages von der Vergangenheit eingeholt oder ist eine Liebe zwischen den beiden wirklich möglich?

Schon der Titel, „Die liebende Tote“, legt nahe, dass es sich bei Clarimonde um eine wahrhaft Liebende handelt. Zwar ist sie ein Dämon – und Sprecherin Sabine Arnhold betont auch diesen Aspekt ihres Charakters immer wieder -, doch ist es nicht ihr Ziel, ihren Geliebten ins Unglück zu stürzen oder gar zu töten. Ihre Blutmahlzeiten fallen geradezu spartanisch aus, und immer ist sie bemüht, Romuald nur so viel abzuzapfen, wie dessen Gesundheit vertragen kann.

Stattdessen ist es Abbé Serapion, der sich schlussendlich als dämonisch und zerstörerisch entpuppt. Immer ist er es, der sich auf die ein oder andere Art zwischen die Liebenden stellt, auch um Romuald am Ende in den Schoß der Kirche zurückzuholen. Bei dem Priester bleibt jedoch ein fahler Nachgeschmack. Zwar fügt er sich fortan in sein Schicksal und ist später für die Festigkeit seines Glaubens bekannt, doch es vergeht kein Tag, an dem er nicht an die Ereignisse in seiner Jugend denken würde. Romuald leidet zeitlebens unter Abbé Serapions Eingreifen, und so entpuppt sich der herrschsüchtige Kirchenmann als der eigentliche Blutsauger, der ohne Gewissensbisse zwei Leben zerstört hat.

Die Hörspielbearbeitung von Marc Gruppe bleibt sehr nah am Originaltext von Gautier. Wie in der Originalerzählung auch, wird ein Großteil der Handlung von Romuald (Sprecher: Kaspar Eichel) in der Rückschau erzählt. Dass „Die liebende Tote“ in der Ich-Form geschrieben wurde, scheint Gruppe vor das Problem gestellt zu haben, wo tatsächliche Spielszenen einzufügen seien. Manchmal erscheinen die Passagen, in denen Kaspar Eichel nur erzählt, recht lang und man sehnt sich nach etwas Abwechslung, d. h. einer Szene mit verschiedenen Sprechern. Dabei sind alle Sprecher gut ausgewählt. Der alte Romuald, gesprochen von Kaspar Eichel, klingt altersweise und auch etwas lebensmüde, wogegen Julien Haggère, der den jungen Romuald spricht, dessen Naivität wunderbar verkörpert. Clarimonde mit der Stimme von Sabine Arnhold changiert zwischen der liebenden Seele und der leidenschaftlichen Frau.

Schlussendlich sollte noch die durchaus passend eingefügte Musik Erwähnung finden, die das Hörspiel abrundet. Man hört alles von kirchlichen Gesängen bis zu dramatischen Orchesterpassagen, je nach Szene und Handlungsort. Da macht das Lauschen gleich doppelt so viel Spaß.

Mit „Die liebende Tote“ ist dem |Gruselkabinett|-Team unter Leitung von Marc Gruppe wieder eine solide gemachte Hörspielfassung eines Textes gelungen, auf den die Zielgruppe (das Hörspiel ist ab 14 Jahren geeignet) wohl sonst eher schwerlich stoßen würde. Und auch denjenigen, die die Erzählung bereits kennen, dürfte die alte Geschichte in neuem Gewand großen Spaß machen!

|Originaltitel: La morte amoureuse, 1836
57 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3578-7|

Home – Atmosphärische Hörspiele


http://www.luebbe-audio.de

Startseite

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)

Lueg, Lars Peter / Keller / Wilson / Smith / Fowler / Masterton – Necrophobia 3

[„Necrophobia 1“ 1103
[„Necrophobia 2“ 1073
[„Necrophobia – Meister der Angst“ 1724

Bereits zum dritten Mal haben sich Hörbuchproduzent Lars Peter Lueg sein Musikfachmann Andy Matern zusammengetan, um dem geneigten Hörer eine Horroranthologie zu präsentieren. Wieder einmal hat Lueg fünf Gruselgeschichten ausgesucht, vorgetragen von Sprechern der A-Riege, die in Deutschland wohl hauptsächlich durch ihre Synchronarbeit bekannt sind.

Leider werden die hohen Erwartungen, die der Hörer an „Necrophobia“ stellt, von der ersten Geschichte zunächst enttäuscht. David H. Kellers „Da unten ist nichts“ („The Ting in the Cellar“, 1952) ist zu banal und vorhersehbar, um mehr als ein müdes Lächeln hervorzurufen: Klein Tommy fürchtet sich vor der Kellertür, schreit und wimmert, sobald jemand die Tür auch nur angelehnt lässt. Als der Kleine in die Schule kommt, beschließt sein Vater, es sei genug mit dem kindischen Verhalten, und schleppt den Jungen zu einem Arzt. Dieser gibt den eher unprofessionellen Rat, Tommy bei geöffneter Kellertür allein im Zimmer zu lassen. Doch man ahnt schon, dass diese Rosskur dem armen Tommy eher schaden als nützen wird.

„Da unten ist nichts“ ist eine Geschichte ohne Überraschungen oder Twists. Sie spielt die alte Mär vom Monster im Keller von vorn bis hinten durch, ohne mit ihr zu spielen. Der Autor versucht sich damit zu retten, dass er nie aufklärt, was (oder ob überhaupt) sich nun in diesem ominösen Keller befindet, doch auch dieser Kniff kann den Hörer kaum dauerhaft fesseln. Zu schwer wiegt die Tatsache, dass die Charaktere absolut blass und schablonenhaft bleiben und damit ihre Wirkung beim Hörer verfehlen.

Nun trifft es sich, dass David H. Keller (1880-1966) Psychiater war. Wahrscheinlich soll man seine Geschichte als ein Lehrstück dafür lesen, wie man seine Kinder nicht erziehen sollte. Nur ist diese Erkenntnis weder neu noch ihre Ausführung gruselig. Auch der Sprecher Joachim Udo Schenk lässt wenig Begeisterung für sein Thema erkennen. Er liefert ein solides Ergebnis ab, doch kann auch er der Vorlage nicht mehr Tiefe verleihen.

Besser ausgewählt ist da schon F. Paul Wilsons Geschichte „Zart wie Babyhaut“ („Foet“, 1991). Hier geht es um die moralischen Abgründe, die sich auftun, wenn eine Gesellschaft einfach alles hat. Wenn man alles kaufen kann, zu welchem Mittel muss man dann greifen, um doch noch irgendwie besonders zu wirken? Mann kennt das ja: Frauen sind verrückt nach Handtaschen. Und so ist es nur natürlich, dass der Protagonistin beim Wiedersehen mit einer alten Freundin sofort deren absolut außergewöhnliche Tasche auffällt. So eine muss sie auch haben, das wird ihr sofort klar. Und da bereiten ihr der Preis und die moralischen Gewissensbisse ob der Herkunft des Leders auch nur kurzfristig Kopfzerbrechen. Es geht hier schließlich um ein „mutiges Fashion Statement“, da kann man sich nicht von Kleingeistigkeit beeindrucken lassen.

Wilsons (Jahrgang 1946) Geschichte erinnert in der starken Fetischisierung von Mode und Marke ein wenig an [„American Psycho“ 764. Man (oder frau) muss sich abheben, muss teuer gekleidet sein, muss geschmackvoll sein, muss besonders sein, muss „was Besseres“ sein. Doch schlussendlich rückt dieses Ziel in immer weitere Ferne, je schneller man ihm nachzueilen versucht.

Bei „Zart wie Babyhaut“ braucht es keine Monster oder Dämonen. Der Schrecken hier ist subtiler, naheliegender. Er ergibt sich aus der Frage, wo moralische Grenzen verlaufen und wie fließend sie vielleicht sind – oder interpretiert werden können. Sprecherin Marie Bierstedt kennt man in Deutschland als die Stimme von Kirsten Dunst. Als shoppingwütige Amerikanerin macht sie ihre Sache durchaus gut.

Die dritte Geschichte, „Necropolis – Das Reich der Toten“ von Clark Ashton Smith („The Empire of the Necromancers“, 1932) ist die älteste im Bunde. Man merkt ihr die zusätzlichen Jahre an, und das ist in diesem Fall positiv zu bewerten. Mit „Necropolis“ ist somit auch die klassische Gruselerzählung vertreten, komplett mit fernen Ländern, untoten Mumien und zwei unmoralischen Nekromanten.

Es überrascht nicht, dass Smith (1893-1961) mit H. P. Lovecraft befreundet war, dringt dessen Geist doch aus jeder Pore dieser Erzählung. Smith schafft es geschickt, zwei klassische Themen des Genres zu verbinden: Mumien und Zombies. Er lässt zwei Nekromanten eine ganze Mumienstadt wiedererwecken, damit sie ihnen zu Diensten sind. Das geht zunächst auch gut. Den Untoten fehlt ein wacher Geist, eine Erkenntnis ihrer Existenz, und so dienen sie ohne Wehklagen und huldigen den beiden Nekromanten. Doch letztendlich bekommen die beiden genau das, was sie verdient haben. Am Schluss ist der Gerechtigkeit Genüge getan, auch wenn der Hörer mit einem unguten Bauchgefühl zurückbleibt. Reinhard Kunert lässt der Geschichte den nötigen Respekt angedeihen. Seiner Darstellung zu lauschen ist eine wahre Freude.

Ein Titel wie „Die langweiligste Frau der Welt“ („The Most Boring Woman in the World“, 1995 von Christopher Fowler) lässt nichts Gutes erahnen. Doch weit gefehlt! Es handelt sich um die beste Geschichte der Anthologie, was wohl auch der exzellenten Interpretation durch Arianne Borbach zu verdanken ist.

Fowler widmet sich hier dem Wahnsinn des ganz alltäglichen Vorstadtlebens. Sie, Hausfrau, verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund. Ihre Tage laufen immer gleich ab, wie das eben so ist bei Hausfrauen. Doch da gibt es ein paar Kleinigkeiten. Die Schnapsflasche unter der Spüle. Die Kippe, die sie sich anzündet, wenn die Kinder in der Schule sind. Der Tag, an dem sie zum ersten Mal Koks probiert und die Lasagne anbrennen lässt.

Über weite Strecken ist die Geschichte damit nicht gruselig, aber doch beunruhigend. Immer hat man das Gefühl, dass die Handlung unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuert. Am Schluss, wenn die Katastrophe dann eingetreten ist, wird die Erwartungshaltung des Hörers sowohl bestätigt als auch enttäuscht und man bleibt verstört zurück. Marianne Borbach als Ich-Erzählerin lotet gekonnt die Tiefen der nicht ganz wahnsinnigen, aber auch nicht ganz normalen Protagonistin aus. Manchmal klingt sie gelangweilt, manchmal resigniert, manchmal überschlägt sich ihre Stimme. Einfach ein echter Ohrenschmaus!

Die letzte Geschichte im Bunde ist „Die graue Madonna“ („The grey Madonna“, 1995) von Graham Masterton. Eine Frau wird ermordet aufgefunden und ihr Mann ist am Boden zerstört. Es finden sich weder ein Mörder noch ein Motiv. Die Polizei hat nichts weiter als einen Zeugen, der gesehen haben will, wie die Frau kurz vor ihrem Tod mit einer Nonne in grauer Tracht sprach. Nur lässt sich diese Nonne nicht auffinden. Und überhaupt, es gibt gar keine Nonnen in grauem Habit.

„Die graue Madonna“ ist eine Geschichte über Schuld und Selbstzweifel. Sie lebt vom psychologischen Horror, den der Autor verbreitet. Und so bleibt es letztlich dem Hörer überlassen zu entscheiden, ob es sich hier um ein übernatürliches Phänomen handelt oder um einen Mann, der Extremes tut, weil seine Schuldgefühle ihn zerfressen.

Die dritte „Necrophobia“-Anthologie schwächelt zunächst etwas, kann sich dann aber doch noch auf gewohnt hohem Niveau einpendeln. Grusel entsteht diesmal hauptsächlich im Kopf, da wirklich Übernatürliches in den ausgewählten Geschichten eher in der Unterzahl ist. Die Erzählungen psychologisieren oder halten den Finger schmerzhaft auf Wunden unserer Gesellschaft. Nur „Necropolis“ ist eine Gruselgeschichte im klassischen Sinne.

Doch bekanntermaßen kann Horror ja aus den banalsten Situationen entstehen. Und so muss der geneigte Hörer wohl selbst herausfinden, welche der fünf ausgewählten Geschichten ihm den wohligsten Schauer über den Rücken laufen lässt.

|144 Minuten auf 2 CD|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.festa-verlag.de

Menger, Ivar Leon / Rönfeldt, Jan-David – DODO – Teil 1: Dodos Rückkehr

Schon der Trailer zu „DODO“ hört sich äußerst vielversprechend an. Angepriesen wird ein Fantasy-Sci-Fi-Märchen-Hörspiel, das mit einer Riege hochkarätiger Sprecher und einer großen Portion Humor aufwarten kann. Eine Genre-Persiflage, die dennoch spannend und unterhaltsam sein soll – und das, obwohl Hauptfigur Dodo eigentlich ein absoluter Langweiler ist.

Dodo wohnt bei seiner Omi und ist ein herzensguter Kerl. Nach dem Motto „Jeden Tag eine gute Tat“ greift er seiner Omi in allen Belangen des Alltags unter die Arme. Jeden Montag hilft er ihr mit der Wäsche, jeden Freitag mäht er ihr den Rasen und am Samstag wird der Hof gekehrt. Zur Belohnung gibt es dann Omis frisch aufgebrühten Brennnessel-Tee.

Das alles ändert sich, als Dodo eines Freitags beim Rasenmähen von einem mysteriösen Anrufer gestört wird, der ihm einen Job anbietet. Er soll einen verschwundenen Löffel wiederbeschaffen und bei Erfolg mit einer 5.000-Euro-Sofortrente belohnt werden. Dodo fühlt sich erst einmal veräppelt, aber dem Anrufer ist die Sache ernst. Und so startet Dodo in ein völlig unverhofftes Abenteuer …

„DODO – Teil 1: Dodos Rückkehr“ offenbart sich gleich von Beginn an als höchst skurriles Hörspiel. Nicht ganz umsonst ziert das Cover ein „FSK“-Sticker, der „DODO“ |ab 6 Jahren oder 2 Promille| freigibt. Ganz so schlimm ist es freilich nicht. „DODO“ macht durchaus auch in nüchternem Zustand Spaß, aber wer so gar nichts für Klamauk übrig hat, der ist mit den 2 Promille dann vielleicht doch besser bedient.

„DODO“ ist ein Sammelsurium schräger Einfälle. Da wäre zum Beispiel Strom-Tom, Dodos eigentümlicher Assistent, der sich die ganze Zeit über in Dodos Magen befindet, von dort allerhand bissige Kommentare loslässt und Dodo im Bedarfsfall auch schon mal mittels Stromschlag „motiviert“. Zusammen mit Strom-Tom macht Dodo sich also auf zur Grenze, hinter der Dodo den sonderbaren Löffel finden soll. Hinter der Grenze stößt Dodo auf ein fantastisches Land, ein Paradies namens Lichtwiese, wo er das Mädchen Elenor kennenlernt.

Das alles offenbart sich als skurriler Mix aus Science-Fiction-Geschichte und Fantasy-Märchen und dürfte sowohl Kindern Spaß machen als auch Erwachsenen, die noch irgendwo eine verborgene kindliche Ader in sich tragen. Es ist schon ein sehr kindlicher Humor, der bei „DODO“ dominiert, und das wird manch einen sicherlich abschrecken, weil er die Gags zu billig und klamaukig findet. Die Macher nehmen halt sich selbst auch nicht all zu ernst. Man merkt, dass das Team, das hinter „DODO“ steckt (unter anderem Oliver Rohrbeck), selbst Spaß an der Sache hat. Um das zu wissen, muss man nur den Trailer hören.

Die Art, wie Autor Ivar Leon Menger all die skurrilen Einfälle und die subtilen Gags zu einer Geschichte zusammenfügt, ist trotz des Hangs zum Klamauk durchaus überzeugend. Im Laufe der Handlung wird gar eine gewisse Spannung aufgebaut, die vor allem auch durch die hervorragende Inszenierung und die guten Sprecherleistungen (allen voran Dodo-Sprecher Andreas Fröhlich) unterstrichen wird. Da hat man von Ivar Leon Menger schon weiß Gott Schlechteres gehört – ich erinnere hier nur an „Hotel Luxury End“, den Mitrate-Fall der „Übergangs-Drei-???-Vertretung“ |Die Dr3i|.

„Dodos Rückkehr“ schafft eine durchaus interessante Ausgangssituation für die weitere Serie. Der Held wird positioniert, der grundlegende Plot aufgebaut und es deutet sich schon an, dass es für unseren Langweiler Dodo in den nächsten Folgen noch recht turbulent werden könnte. Dann erfahren wir sicherlich auch, was sich hinter den bereits auf dem Cover erwähnten |fiesen Klammermutschkas| verbirgt …

Kurzum, „DODO – Teil 1: Dodos Rückkehr“ offenbart ein kurzweiliges Hörvergnügen, das wieder einmal beweist, dass die Hörspielmacher von der |Lauscherlounge| ihr Handwerk verstehen. „DODO“ ist liebevoll produziert und hervorragend inszeniert. Wer sich auch mal auf einen Plot mit Hang zum Klamauk einlassen kann und nicht immer alles ganz ernst nimmt, dem dürfte „DODO“ gewiss einigen Spaß bereiten. Ein erfrischendes Hörvergnügen nicht nur für Kinderohren. Man darf sicherlich gespannt sein, wie die Serie sich weiterhin entwickeln wird.

Die Website zur Hörspiel-Reihe:
[www.dodo-dieserie.de.]http://www.dodo-dieserie.de

lauscher news

Sassenberg, Volker – Point Whitmark: Der Duft der Finsternis (Folge 23) (Hörspiel)

Folge 22: [„Die blutenden Schlüssel“ 4793

_Inhalt_

Tom (Kim Hasper) ist am Ende seiner Radiosendung angelangt. Nur noch zwei Personen sind in der Leitung zugeschaltet und möchten verabschiedet werden. Eine von ihnen ist Christy (Josephine Schmidt), die stolz erzählt, dass sie sich gerade im Nachtpark aufhält, einem Zoo, der nur abends geöffnet hat und vor allem nachtaktive Tiere beherbergt. Im Hintergrund heulen Wölfe, Christy stört das jedoch wenig. Sie kümmert sich um Kendra; wer das ist, will sie aber nicht verraten.

Bevor Tom ihr einen schönen Abend wünschen und die Sendung beenden kann, schreckt Christy auf. Sie habe ein Geräusch gehört, sagt sie mit nun unruhiger Stimme ins Telefon. Hallo? Hallo? Niemand antwortet ihr, bis jemand hervortritt, den Christy freundlich grüßt. Dann stößt sie aber einen überraschten Aufschrei hervor und lässt das Telefon fallen. Die Leitung ist unterbrochen, und Tom zusammen mit Dave, dem anderen Telefongast, rätselt über das merkwürdige Verhalten. Tom beendet schließlich die Sendung, doch der Fall ist für ihn damit nicht abgeschlossen. Im Gegenteil, er fängt gerade erst an.

Mit Jay (Sven Plate) und Derek (Gerrit Schmidt-Foss), seinen Freunden hier in der kleinen Stadt Point Whitmark, will Tom das Verschwinden Christys aufklären. Immerhin haben sie durch die Radiosendung den Beweis, dass im Nachtpark etwas nicht stimmen kann. So macht sich das Trio am nächsten Tag auf, um im dicht verschneiten Treiben dem Park einen Besuch abzustatten. Obwohl sie fast drei Stunden brauchen, bis sie schließlich angekommen sind, hat der Zoo nicht geöffnet: Sie sind zu früh dran, denn erst um 17 Uhr öffnen sich seine Tore. Ausgerechnet heute, so das Schild am Eingang, ist jedoch Ruhetag.

Plan B muss her, und der rollt in Form eines Transporters, für den die Tore geöffnet werden, heran. Durch den sich wieder schließenden Eingang schlüpfen die drei ins Innere. Unbemerkt bleiben sie jedoch nicht, denn der Tierpfleger Clayton (Uli Krohm) hält direkt auf sie zu. Glücklicherweise hat er für den heutigen Tag Aushilfen angefordert, die er in Tom, Jay und Derek meint, gefunden zu haben. Die Jungs gehen auf das Spiel ein und verschaffen sich so Zugang zum Wolfsgehege, in dessen Nähe sie tatsächlich das Handy Christys finden.

Die drei Freunde sehen sich um und befragen die Mitarbeiter, von denen jeder etwas mit Christys Verschwinden zu tun haben könnte. Die Spur führt schließlich zu einer alten Farm in der Nähe eines Kalkwerkes. Dort erwartet sie eine Überraschung, mit der sie nicht gerechnet haben.

_Bewertung_

„Der Duft der Finsternis“ – so wenig der Titel auf den ersten Blick auch aussagt, er trifft doch gut die Pointe, welche die Folge bereithält. Daher soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden. Nur so viel: Die 23. Episode der Point-Whitmark-Reihe ist kurzweilig und lädt den Hörer zum Mitraten darüber ein, wer hinter Christys Verschwinden steckt und wie sich der Vorfall ereignet haben könnte.

Während die erste Hälfte des Hörspiels sich viel Zeit nimmt, um die Charaktere vorzustellen, und die Nachforschungen im Nachtpark gelungen und mit einer Portion Grusel umgesetzt sind, zieht in der zweiten Hälfte das Tempo deutlich an. Das ist an und für sich sinnvoll, lässt Tom, Derek und Jay ebenso wie den Hörer jedoch zu schnell ins Finale purzeln. Die Handlung hätte hier ein wenig flüssiger erzählt werden können, anstatt so zielstrebig auf das Ende zuzusteuern.

Das trübt den Gesamteindruck aber kaum. Auch die 23. Folge der Jugend-Krimireihe von Volker Sassenberg weiß zu gefallen; vor allem der Nachtpark stellt sich als ein interessantes Setting heraus, das zur Erzeugung der Stimmung genutzt wurde. Die drei Freunde sind zwar kurzzeitig in Bedrängnis, doch am Ende können sie dank ihres detektivischen Spürsinns das Verschwinden Christys aufklären. Das müssen sie auch, denn der nächste Fall wird nicht lange auf sich warten lassen.

http://www.folgenreich.de/pointwhitmark
http://www.karussell.de/0__point__whitmark__22460.jsp
http://www.pointwhitmark.de

Grieser, Patrick / Merlau, Günter / Streberg, Gerry – Caine – Dunkler Prophet (Folge 7)

Folge 1: [„Das Amulett von Kyan’Kor“ 2050
Folge 2: [„Todesengel“ 2569
Folge 3: [„Collin Drake und die Bruderschaft“ 3532
Folge 4: [„Dunkelheit“ 3666
Folge 5: [„Rebellion“ 4619
Folge 6: [„Mordendyk“ 4645

Ein in der Wüste kampierendes Pärchen greift eine völlig verstörte, ausgezehrte Frau auf, die ihr Gedächtnis verloren hat. Es ist Linda Watkins, die den Angriff auf den Außenposten 31 überlebt hat. FBI-Agent und Aganoi-Handlanger Joel Grady besucht die Frau im Krankenhaus, um für seine Meister Informationen bezüglich Colin Drake und die Bruderschaft zu beschaffen. Und dazu ist ihm jedes Mittel recht.

Währenddessen sind Sergeant Kilkenny und Dhalarin mit Mordendyks Hilfe auf Kyan’Kor gelandet, wo sie Torkan aufsuchen, um ihn über die Verhältnisse auf dem Heimatplaneten der feindlichen Aganoi aufzuklären. Dort trifft Kilkenny auf den Auftragsmörder Steven Caine, der unter dem Einfluss Kartaans bizarre Visionen erleidet und zu einem unkalkulierbaren Risiko für alle Lebewesen geworden ist …

_Meine Meinung:_

Die Ereignisse um Steven Caine, den Träger des Penumbra, und der anstehenden Entscheidungsschlacht zwischen den Kyan’Kor und den Aganoi spitzen sich dramatisch zu. |Lausch| setzt auch in der siebten Folge auf coole, trockene Sprüche und einen harten Metal-Soundtrack, wie er derzeit auf dem Hörspielmarkt einzigartig ist. In dieser Folge gibt die Independent-Band |Mongofünf| ihr Debüt und präsentiert neben der Hintergrundmusik einen klangvollen Bonustrack. Leider überzeugt die Handlung nur bedingt und zeigt erste Ermüdungserscheinungen. Das beginnt bei den Dialogen, die mittlerweile bemüht cool klingen und sich häufig nur durch den exzessiven Gebrauch der Vokabel „Scheiße“ auszeichnen.

Die Sprecher an sich machen ihren Job wirklich ganz ausgezeichnet, allen voran Torsten Michaelis als Steven Caine, Claudia Urbschat-Mingues als Linda Watkins oder Martin Sabel als Joel Grady. Wobei auch Urbschat-Mingues einige Dialoge zu sprechen hat, die unangemessen erscheinen, beispielsweise, als sie mit einem Kollegen einen Serienmörder beschattet und vollkommen überzogen herumwitzelt. Leider ist auch die Leistung von Lutz Riedel wenig überzeugend, was aber eher am Skript liegen mag, denn Kartaan wurde äußerst gönnerhaft dargestellt, was den Hörer schnell nervt. Doch das Hörspiel ist bei weitem nicht so schlecht, wie das nun auf den ersten Blick erscheinen mag. Es werden sich trotz allem schlagfertige Wortgefechte geliefert sowie sehr interessante Theorien und Philosophien aufgestellt und erläutert.

Äußerlich präsentiert sich das siebte Caine-Hörspiel in einem grellen Orange, was aber gut zu den grauschwarzen Schatten und Silhouetten passt. Das neue Hörspiel-Brachiat von |Lausch| dürfte jedenfalls sofort ins Auge stechen.

_Fazit:_

„Dunkler Prophet“ ist die bislang schwächste |Caine|-Episode, was vor allem an deutlichen Ermüdungserscheinungen bei den Dialogen liegt. Durch Kraftausdrücke erzwungene Coolness macht noch kein gutes Hörspiel aus, auch wenn die Sprecher ihr Bestes geben.

|52 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 9783939600169|
http://www.stevencaine.de
http://www.merlausch.de

_Florian Hilleberg_

Wynes, Patrick / Gülzow, Susa – Kommissar X: Eine Kugel für den Richter

Folge 1: [„Der Panther aus der Bronx“ 1757

Ein aufstrebender und hochdotierter Richter wird auf offener Straße erschossen. Bevor die Polizei den Hauptverdächtigen festnageln kann, wendet sich dieser an Kommissar X alias Jo Walker und erzählt ihm, dass seine Freundin für das Attentat verantwortlich sei. Kurz darauf steht Walkers Freund Tom Rowland im Büro von Kommissar X und nimmt den jungen Mann fest.

Doch Jo Walker ist von der Unschuld seines Klienten überzeugt und versucht die junge Frau ausfindig zu machen. Die Spur führt nach Texas, wo die angebliche Mörderin herstammt, genauer aus Brontoville, wo auch die Familie des Richters ihre Wurzeln hat. Und diese Familie hat einen nicht unbeträchtlichen Einfluss, den auch Kommissar X zu spüren bekommt …

_Meine Meinung:_

Die Handlung setzt nach einem unheilschwangeren Musikstück sofort im Geschehen ein und kommt gleich zur Sache. Der Mord an dem Richter wird sehr authentisch als Fernsehmitteilung dargestellt, während Jo Walker, wieder wunderbar dargestellt von Robert Missler, seine Eindrücke aus der Ich-Perspektive dem Hörer nahelegt.

Die Charaktere wurden ein wenig differenzierter dargestellt als noch in der ersten Folge, und durch die Verstärkung des Ensembles durch die Sprecher Katja Brügger, Wolf Frass und Tobias Schmidt kommt auch ein stärkeres Hörspielfeeling auf. Der Plot der Story unterscheidet sich in seinen Grundzügen leider nur unwesentlich von der ersten Folge, auch wenn die Umsetzung etwas Abwechslung bietet und die Atmosphäre der texanischen Kleinstadt sehr gut spürbar ist. Der Ton hört sich im Vergleich zum Vorgänger ein wenig dumpfer an, dafür sind die Musikstücke eindringlicher und temporeicher. Die Effekte sind äußerst realistisch, auch wenn es zu wenige Actionsequenzen gibt, um diese so beeindruckend anzuwenden wie zum Teil in Folge eins. Die Auflösung des Falles ist für einen Heftroman, der dem Hörspiel zugrunde liegt, erstaunlich ruhig ausgefallen und bedauerlicherweise auch viel zu abrupt. Die Sprecher hingegen machen ihre Sache wirklich ausgezeichnet, und trotz der geringen Spieldauer von knapp 38 Minuten ist der Unterhaltungswert dieses Hörspiels enorm.

Die Aufmachung fällt im Vergleich zu Folge eins rapide ab. Lediglich die junge Frau mit der Waffe in der Hand besitzt eine natürlich erotische Ausstrahlung, geht aber aufgrund des miserablen Artworks unter dem Titelschriftzug total unter. Glücklicherweise ist die Dame auf der CD selbst noch einmal in Großaufnahme zu sehen. Der Hintergrund des Covers ist allerdings ziemlich langweilig geworden und auch das Opfer im Vordergrund überzeugt nicht durch Kunstfertigkeit, zumal das |Maritim|-Logo an einer dankbar ungünstigen Stelle platziert wurde. Auch bei Folge eins wurden die Infos im Booklet auf das Nötigste beschränkt, und bei dieser Folge gibt es noch nicht einmal Werbung.

_Fazit:_

Sehr kurzweiliges Hörspiel mit einem unbefriedigenden Ende. Story und Handlungsablauf sind nicht gerade neu, wurden aber innovativ umgesetzt. Die Sprecher sind in Topform und man darf sich demnächst auf Hörhefte von „Kommissar X“, gelesen von Robert Missler, freuen.

|38 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-938597-58-3|
http://www.kommissar-x.de
http://www.nocturna-audio.de
http://www.maritim-produktionen.de

_Florian Hilleberg_

Nix, Garth – Rauer Donnerstag

_Gegen den Rattenfänger im Action-Team_

Eigentlich ist Arthur Penhaligon kein Held. Genau genommen. Ihm ist sogar ein früher Tod vorherbestimmt. Doch dann rettet ihm ein geheimnisvoller Gegenstand das Leben: Das Ding sieht aus wie ein Uhrzeiger und wird von seltsam gekleideten Männern als „Schlüssel zum Königreich“ bezeichnet.

Doch zugleich mit dem Schlüssel erscheinen bizarre Wesen aus einer anderen Dimension, die ihn um jeden Preis zurückgewinnen wollen. In seiner Verzweiflung wagt es Arthur, ein geheimnisvolles Haus zu betreten – ein Haus, das nur er sehen kann und das in andere Dimensionen führt. Dort will er nicht nur sein wahres Schicksal erkennen, sondern auch sieben Schlüssel besorgen …

Drei Schlüssel hat Arthur bisher aus den magischen Reichen erobert. Doch als er in seine eigene Welt zurückkehren will, stellt er fest, dass jemand seinen Platz eingenommen hat und ihm auf magische Weise den Weg versperrt – ein Doppelgänger! Dann wird Arthur auch noch in die Glorreiche Armee zwangsrekrutiert. Und das ausgerechnet unter den Befehl seines Erzfeindes: in die Reihen des grausigen Sir Donnerstag …

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 10 Jahren. Mehr Infos unter http://www.wellenreiter.la (ohne Gewähr).

_Der Autor_

Garth Nix wurde 1963 in Melbourne / Australien geboren. Nach seinem Studium arbeitete er in einer Buchhandlung, später als Verleger, Buchhandelsvertreter, Zeitungsredakteur und Marketingsberater. Seit 2002 bestreitet er seinen Lebensunterhaltet ausschließlich als Autor. Er lebt heute mit seiner Frau, einer Verlegerin, und seinem Sohn in einem Vorort von Sydney. Zu seinen bekanntesten Büchern gehört die Abhorsen-Trilogie, die komplett bei |Carlsen| und |Lübbe| erschienen ist (Sabriel; Lirael; Abhorsen).

Garth Nix auf |Buchwurm.info|:

[„Schwarzer Montag“ 3719 (Die Schlüssel zum Königreich 1)
[„Schwarzer Montag“ 3172 (Hörbuch)
[„Grimmiger Dienstag“ 3725 (Die Schlüssel zum Königreich 2)
[„Grimmiger Dienstag“ 4528 (Hörbuch)
[„Kalter Mittwoch“ 4242 (Die Schlüssel zum Königreich 3)
[„Rauer Donnerstag“ 4831 (Die Schlüssel zum Königreich 4)
[„Sabriel“ 1109 (Das alte Königreich 1)
[„Lirael“ 1140 (Das alte Königreich 2)
[„Abhorsen“ 1157 (Das alte Königreich 3)

_Der Sprecher_

Oliver Rohrbeck, geboren 1965 in Berlin, ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er ist bekannt für seine Sprechrolle als Justus Jonas in der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“. Als Sprecher synchronisierte er Hauptrollen in vielen Filmen und ist die deutsche Stimmbandvertretung von Ben Stiller.

Rohrbeck liest eine von Frank Gustavus (|Ripper Records|) gekürzte Fassung. Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahmeleitung hatte Christian Päschk. Die Musik steuerte Andy Matern bei.

_Der Komponist_

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde [„Der Cthulhu-Mythos“ 524 zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Der Hintergrund_

Gepriesen sei die Architektin! Sie schuf die wahre Welt, das HAUS. Dies ist der Mittelpunkt aller Schöpfung, das Königreich aller Realität. Es ist eingeteilt in die sieben Wochentage von Montag bis Sonntag, und diese wiederum sind in jeweils zwölf Stunden eingeteilt. Minuten- und Stundenzeiger sind die Insignien eines jeden Tages – und mächtige Instrumente.

Rundherum liegen die sekundären Reiche, zu denen auch unsere bescheidene Welt zählt. Und SIE ließ alles darin archivieren. Als SIE sah, dass es gut war, verabschiedete SIE sich, hinterließ jedoch das VERMÄCHTNIS, in dem sie bestimmte, dass nur Sterbliche das Königreich erben können. Das VERMÄCHTNIS besteht vollständig aus Text, wie sich denken lässt. Doch die sieben Treuhänder vollstreckten das VERMÄCHTNIS nicht, sondern teilten sich die Macht in ihren sieben Herrschaftsbereichen. Das VERMÄCHTNIS teilten sie in sieben Stücke, von denen jedes woanders versteckt wurde.

Eines Tages begab es sich, dass das Bruchstück von MONTAG, ein auf einem toten Stern in Glas versiegelter Kristall, der von metallischen Wächtern bewacht wurde, von einem Inspektor des ARCHIVs begutachtet wurde. Die Wächter, nach Äonen des Wachens müde geworden, meldeten dem Inspektor keinerlei besonderen Vorkommnisse. Doch als er sich die Nase putzte, bemerkte er aus dem Augenwinkel ein kleines flinkes Etwas vorbeihuschen. Nein, dachte er, ich muss mich getäuscht haben.

Doch er hatte sich nicht getäuscht: Ein kleines Stück VERMÄCHTNIS-Text bemächtigt sich der Transferplatte, mit der er vom ARCHIV gekommen ist, und verschwindet damit. Oh-oh, denkt der Inspektor. Damit hat er Recht. Wenig später kommen zwei großmächtige Herren, die Silberstöcke tragen. Sie sagen, sie kämen von einem, der sogar noch höher stehe als MONTAG. Oh-oh, denkt der Inspektor. Das gibt großen Ärger. Und so kam es dann auch.

_Handlung_

In den Tagen von Montag bis Mittwoch, die Arthur Penhaligon im HAUS verbracht hat, ist es ihm bislang gelungen, drei Stücke des VERMÄCHTNISSES zu erobern. Sie sind Schlüssel zu drei Bereichen des HAUSES, zu den Unteren Bereichen, den Fernen Weiten und zur Grenzsee. Stets gilt es, eines von zwei essenziellen Dingen zu finden und zu erobern: Das erste ist die Gabe des VERMÄCHTNISSES, das zweite der Schlüssel der Domäne. Diesmal ist Lord Donnerstag an der Reihe, und das ist ein harter Brocken. Sir Donnerstag ist nämlich der Oberbefehlshaber der Truppen des HAUSES.

Aus den Kämpfen um die Grenzsee ist Arthur etwas lädiert hervorgegangen. An seinem gebrochenen Bein steckt als Gipsverband ein Krabbenpanzer. Doch seine treue Freundin Blatt, ebenfalls eine Sterbliche, begleitet ihn zum Ausgangs des HAUSES. Als sie merkt, dass die Tür voll wirbelnder Muster ist, warnt sie ihn. Er klopft einfach auf die Tür, die sich öffnet. Doch sie ist nicht unbewacht. Der Leutnant Hüter bittet um ein Wort, und Arthur kann sehen, wie Dame Primus, seine Statthalterin, sich mit ihrer Entourage nähert.

Der Hüter warnt ihn: In seiner Welt der Sekundären Welten der Sterblichen gebe es jetzt einen Doppelgänger von Arthur, eine Kopie, die mit Hilfe von Magie erzeugt wurde. Dieser Doppelgänger werde als Skelettjunge und Geistfresser bezeichnet, der mit Hilfe eines Schimmelpilzes seine Opfer infiziere und dann ihren Geist übernehme, um sie zu kontrollieren. Arthur darf keinen Kontakt mit diesem schrecklichen Wesen aufnehmen, denn das würde zu einer schrecklichen Explosion führen, ähnlich wie beim Aufeinandertreffen von Materie mit ihrem Gegenteil, der Antimaterie.

Die liebe Blatt erklärt sich bereit, sich um den Geistfresser zu kümmern. Dazu muss sie das Objekt stehlen, mit dessen Hilfe das Ding geschaffen wurde: Arthurs Tasche. Diese muss sie im NICHTS vernichten, welches das HAUS umgibt. Als Hilfen bekommt sie ein Amulett und eine magische Brille mit.

Also geht Arthur wieder zurück ins HAUS, denn dort sind inzwischen seine zwei Rivalen Lord Montag und Dienstag ermordet worden. Das ist gar nicht schön, denn Lady Mittwoch ist vielleicht das nächste Opfer. Aber wer steckt dahinter? Es muss ein Magiemächtiger sein, ähnlich wie Arthur. Ein magischer Ring zeigt ihm an, dass er selbst bereits zur Hälfte mit HAUS-Magie verseucht worden ist. Ist der Silberring vollständig zu Gold geworden, dann ist Arthur endgültig zum Bürger des HAUSES geworden. Die Entseuchung Arthurs würde etwa ein Jahrhundert dauern.

Arthur findet in seiner Tasse eine Silbermünze. Auf der einen Seite steht „Sir Donnerstag, Verteidiger des Hauses“, auf der anderen ist ein Schwert zu sehen und der Text „1 Schilling“. Sir Donnerstag ist der Oberbefehlshaber der Truppen. Wenn Arthur ihn ablösen und den vierten Schlüssel von ihm bekäme, könnte er das HAUS gegen die Grenzsee verteidigen, wie Dame Primus es wünscht. Doch die Silbermünze bedeutet, dass Arthur in die Armee Donnerstags eingezogen wird: für ein ganzes Jahrhundert. Und da tritt auch schon der Rekrutierungsoffizier in den Saal.

Dame Primus gibt dem nervösen Arthur zu bedenken, dass er, sobald er Sir Donnerstag abgelöst und den vierten Schlüssel hat, sich selbst entlassen kann. Dass sich die Bürgerin Susi Türkisblau bereiterklärt, ihm zu helfen, beruhigt Arthur ebenfalls. Nachdem der Offizier über die hochgestellte Persönlichkeit Arthur Penhaligon aufgeklärt worden ist, nimmt Arthur den Einberufungsbefehl entgegen und unterschreibt ihn. Der Befehl wickelt sich um ihn und verwandelt sich in die Uniform eines Rekruten. Er will sich fortan zur Tarnung „Bürger Helios Grün“ nennen.

Nun ist Arthur bereit, den „Ernst des Lebens“ in der Armee kennenzulernen. Und Sir Donnerstag wartet bereits auf ihn – mit einem Himmelfahrtskommando.

_Mein Eindruck_

Man mag sich wundern, wie es kommt, dass Arthur an nur einem Tag im HAUS um mehrere Jahre, die die Sterblichen erleben, altert und mental wächst. Das liegt natürlich daran, dass in der Anderswelt des HAUSES die Zeit auf andere Weise verrinnt als in unseren „Sekundären Welten“. Die Relativität der Zeit ist aber in der Fantasy bereits ein alteingeführter Topos, der schon im Mittelalter mit den ersten Balladen über [Thomas the Rhymer]http://en.wikipedia.org/wiki/Thomas__the__Rhymer und seinem Ausflug in die Feenwelt begann – wenn nicht sogar schon in keltischer, vorchristlicher Zeit, wo Sterbliche ja immer mal wieder nach |Tír na nÓg|, das Land der ewigen Jugend, wechselten. Falls sie dann zurückkehrten, lebte keiner ihrer Freunde mehr und allein schon die Berührung mit der Heimaterde mochte sie zu Staub zerfallen lassen.

So darf es nicht verwundern, wenn Arthur, der ja in unserer Welt gerade mal elf Jahre alt ist, plötzlich im richtigen Alter für die Einberufung in die Armee des HAUSES ist. Er erhält natürlich seine Grundausbildung. Dreimal darf man sich fragen, wozu eine Armee da ist: zum Kämpfen natürlich. Schon bald geht Arthur auf Patrouille und bekämpft die ersten Neuen Nichtlinge, denen er und seine Freunde Fred Gold und Susi Türkisblau begegnen.

Das ist aber noch gar nichts gegen das Himmelfahrtskommando, auf das ihn Sir Donnerstag mitnimmt. Es kommt auf der Ebene vor der ausgedehnten Zitadelle des HAUSES zur Schlacht mit den Nichtlingen. Es wird mit recht unkonventionellen Waffen gekämpft, deren Beschreibung hier zu weit führen würde. Interessanter ist die Figur des gegnerischen Oberkommandeurs: des Pfeifers. Bei diesem handelt sich um keinen anderen als den [Rattenfänger von Hameln.]http://de.wikipedia.org/wiki/Rattenf%C3%A4nger__von__Hameln Und da in Arthurs Armee Pfeiferkinder sind, erweisen sie sich als verhängnisvoll empfänglich für die Flötenmusik des Pfeifers. Fragt sich nur, wer sich eigentlich hinter dieser betörenden Figur verbirgt.

Nachdem Arthur Sir Donnerstag besiegt hat, obliegt es ihm, dies herauszufinden. Anders als der martialische Ex-Oberbefehlshaber steht ihm der Sinn eher nach Verhandlungen mit dem Gegner. Auf diese Weise lässt sich auch viel mehr über diesen erfahren. Wie sich herausstellt, erhebt auch der Pfeifer berechtigten Anspruch auf den vierten Schlüssel und dessen Teil des VERMÄCHTNISSES. Dagegen hat aber das VERMÄCHTNIS eine ganze Menge einzuwenden. Es funkt Arthur dazwischen und sabotiert seine ausgeklügelte Verhandlungsstrategie auf höchst unappetitliche Weise.

|Verbündete|

Unterdessen ist Blatt in unsere Welt übergewechselt und hat sich im Östlichen Bezirkskrankenhaus umgesehen. In der Wäschekammer hat der Geistfresser, den sie sucht, sein Versteck. Doch zu ihrem Entsetzen ist er bereits unterwegs, um auf den Korridoren außerhalb der Quarantäne-Zone Patienten und Personal mit seinem Schimmelpilz zu infizieren. Blatt hat nun zwei Probleme: Sie darf sich nicht von ihm entdecken und anstecken lassen, während sie gleichzeitig Arthurs Tasche in der Wäschekammer sucht. Leichter gesagt als getan, denn das Sicherheitspersonal sucht sie bereits, weil sie in die Q-Zone eingedrungen ist.

Dies ist der erste Roman der Reihe, in dem eine andere Figur gleichberechtigt neben Arthur Abenteuer erlebt, die mindestens ebenso spannend sind wie seine im HAUS. Blatt ist ja auch nur ein junges Mädchen, muss sich aber in einer plötzlich feindlich gewordenen Umwelt behaupten. Das gelingt ihr wider Erwarten ausgezeichnet. Und zwar nicht bloß, weil sie magische Hilfen wie die Brille und das Amulett des Mariners hat, sondern weil sie auch Hilfe von unerwarteter Seite anzunehmen bereit ist. Eine alte Dame hilft ihr, die sich resolut für Blatt einsetzt.

Dabei hat sich die Gegend um das Krankenhaus, ähnlich wie in Episode eins „Schwarzer Montag“ in eine hermetisch abgeriegelte Kriegszone verwandelt. Panzer rollen, Kampfhubschrauber schweben darüber und Leichen der Seuche werden mit Flammenwerfern eingeäschert. Soll noch einer sagen, die Schlacht im HAUS spiegele sich nicht in unserer Welt wider!

Es gibt auch Verfremdungseffekte. Diese sind jedoch eher lustig als tragisch. Wie sehr sich Blatt verändert hat, merkt sie erst, als sie in Arthurs Haus eindringt, um mit seinem Spezialtelefon mit dem HAUS und ihrem Freund zu kommunizieren und um Hilfe zu flehen. Sie wird von Arthurs 17-jähriger Schwester Mikeli überrascht, die erst nichts mit ihr anzufangen weiß. Doch das ist noch gar nichts: Blatt bekommt unvermittelt schreckliche Krämpfe und zittert wie bei einem [Veitstanz.]http://de.wiktionary.org/wiki/Veitstanz

Da rauscht auf einmal ein geflügeltes Wesen zur Tür herein: Susi Türkisblau. Das ist zu viel für die arme Mikeli, die fast einen Schreikrampf bekommt und die Polizei rufen will. Blatt und Susi können sie gerade noch davon abhalten. Merke: Obwohl das Geschehen eigentlich besorgniserregend sein sollte, verwandelt es der Autor in eine Studie von Komik. Das fand ich genial und entlockte mir ein zufriedenes Lachen. Die beiden Erzählstränge um Arthur und Blatt funktionieren ausgezeichnet und sorgen wechselseitig für Spannung und Abwechslung.

_Die Inszenierung_

|Der Sprecher|

Oliver Rohrbeck ist ja als Ex-Mitglied der „Drei ???“ schon ein alter Hase im Synchronsprechergeschäft und in Sachen Hörspielserie (s. o.). Seine „normale“ Stimme eignet sich gut für Kinderstoffe, also Märchen, Fantasy und Ähnliches, denn sie erklingt nicht besonders tief oder autoritär, ist also sympathisch. Am deutlichsten ist das an den hohen und erhabenen Stimmen der weiblichen Figuren Susi, Blatt und Dame Primus abzulesen. Jedenfalls klingt Rohrbeck meist alles andere als furchteinflößend.

Doch wie soll er dann den Ausbildungsoffizieren bei der Armee Autorität verleihen? Diesmal muss Rohrbeck regelmäßig brüllen und mit tiefster Stimme intonieren, um die diversen Bedrohungen, denen sich Arthur gegenübersieht, glaubhaft zu gestalten. Schließlich soll der Hörer glauben, dass Arthurs Leben wirklich in Gefahr ist. Sir Donnerstag hat es wirklich auf ihn abgesehen.

|Effekte|

Alles wird etwas turbulenter und bunter, als Arthur in die Welt des HAUSes eintritt. Hier klingen manche Stimmen ebenfalls durch Filter verzerrt und bizarr. Das VERMÄCHTNIS, das Arthur hilft, ertönt beispielsweise stark verzerrt, da es sich über Telepathie bei Arthur meldet. Aber es klingt dennoch freundlich. Häufig wird auch starker Hall eingesetzt.

Insgesamt bietet das Hörbuch dem Hörer also eine reichhaltige Palette von Klangeffekten und Stimmfarben. Dabei zeigt sich, dass der Sprecher sowohl Figuren auf unterscheidbare Weise charakterisieren als auch Situationen zum Leben erwecken kann, so dass sie dem jungen Publikum fast plastisch vor Augen stehen.

|Musik|

Die Hintergrundmusik von Andy Matern wird geschickt eingesetzt, obwohl es sich nur die stets wiederholten gleichen Motive handelt. Sie bildet einen Klangteppich, der unterbewusst die Emotionen des Zuhörers steuert. Die Instrumente sind in der Regel elektronisch, und daher ist der Unterschied zwischen Intrumentenklang und Soundeffekt verwischt. Wichtig ist lediglich die Wirkung.

Eine Standardsituation für den Musikeinsatz ist zum einen die Anwendung von Magie, so etwa die des vierten Schlüssels oder von Blatts magischer Brille. Zum anderen ist aber in dieser Episode das kriegerische, gewalttätige Thema verantwortlich für den häufigen Einsatz von Trommeln und recht dramatischen und unheilverkündenden Kadenzen.

Ich fühlte mich mehrfach an entsprechende Szenen in Peter Jacksons „Herr der Ringe“ erinnert. Dort hat sich Matern möglicherweise inspirieren lassen. Interessant war die Darstellung von Arthurs Verwirrung: Nur einmal erklingt eine recht dissonante Akkordfolge, dass man mit Arthur richtig Mitleid bekommt.

Geräusche gibt es keine, aber Soundeffekte ersetzen sie.

_Unterm Strich_

Die australische Fantasyreihe wartet mit einem recht gut durchdachten Paralleluniversum auf, das erstens die Bestimmung des Helden bereithält und zweitens natürlich die Lösung zu allen Rätseln. Aber diese Bestimmung fällt dem denkbar ungeeigneten Asthmatikerhelden nicht in den Schoß, wie man sich leicht denken kann, sondern muss in sieben Kämpfen errungen werden.

Da sich diese Kämpfe auch auf die Welt des Helden erstrecken, gerät er mit seiner Familie in alle möglichen gefährlichen Situationen. Der Angriff von Nichtlingen wie dem Skelettjungen dürfte nur ein Vorgeschmack auf das sein, was noch kommen könnte. Doch wie im HAUS die treue Susi Arthur beim Bestehen von Abenteuern beisteht, so tut dies in der Realwelt die treue Blatt.

|Die Aussage|

Mir hat die Geschichte viel Spaß gemacht, denn der Autor überrascht mit einigen doch recht interessanten Einfällen, so etwa dem Geistfresser, der die Verkörperung von „Mind Control“ durch Ansteckung darstellt. Der symbolische Gehalt dürfte klar sein – es geht um eine besonders perfide Form der Machtausübung. Der Geistfresser findet eine auffällige Parallele im Rattenfänger alias Pfeifer, der seine Nichtlinge verführt und betört. Sir Donnerstag ist ebenfalls ein Machthaber, der sie rücksichtslos einsetzt. Doch erstaunlicherweise wird ihm ausgerechnet von seinen Marschällen Einhalt geboten. Dieses Buch dreht sich also um Macht und wie man ihr entgegentreten kann.

|Die Heilung der Welt|

Natürlich erinnert der Aufbau der Geschichte ein wenig an Tad Williams‘ Zyklus [„Otherland“, 4196 und hier wie dort durchstreift der Held eine virtuelle Welt, die er heilen muss. Aber er hat sie auch zu erobern und dafür etliche Kämpfe zu bestehen. Denn damit heilt er zugleich auch seine eigene Welt. Beides gehört zusammen, und der Weg ist das Ziel: Arthur findet nicht nur zu selbst, sondern erkennt auch seinen Platz und seine Aufgabe in der Welt. Das ist eine wertvolle Lektion, wie sie nur sehr gelungene Jugendbücher glaubwürdig zu vermitteln vermögen, so etwa die Harry-Potter-Reihe oder der Wintersonnenwende-Zyklus von Susan Cooper.

|Das Hörbuch|

Der von Oliver Rohrbeck gesprochene Text bietet dem Hörer, vor allem dem jugendlichen Zuhörer ab 12 bis 13 Jahren, eine breite Palette von stimmlichen Tonlagen und Klang-Effekten, die zu einer Charakterisierung verschiedenster Wesen beitragen. Mit ein wenig Phantasie kann sich der Zuhörer daher die fremde Welt des HAUSes viel besser vorstellen. Optimal gelungen ist diesmal die Verbindung zwischen den beiden Erzählsträngen. Das Mädchen zeigt sich als unerlässlich für den Erfolg von Arthurs Mission.

Am Schluss bekommt Arthur eine Einladung von Lady FREITAG. Sie ist Ärztin wie Arthurs Mutter – ausgerechnet! Das Abenteuer geht also weiter.

Fazit: Ein Volltreffer.

|Originaltitel: Sir Thursday, 2006
Aus dem australischen Englischen übersetzt von Axel Franken
286 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3529-9|
http://www.wellenreiter.la
http://www.luebbe-audio.de

Luceno, James / Döring, Oliver – Star Wars – Dark Lord. Teil 4: Der Untergang von Kashyyyk

Darth Vader hat die überlebenden Jedi-Ritter Roan Shryne und Olee Starstone bis auf den Heimatplaneten der Wookies, Kashyyyk, verfolgt. Der dunkle Lord nutzt seine Jagd nach den vermeintlichen Verrätern, um den Planeten zu annektieren und einen Krieg mit den Wookies vom Zaun zu brechen. Schließlich kommt es zum alles entscheidenden Duell zwischen Vader und Roan Shryne …

_Meine Meinung:_

In gewohnt hoher Qualität treibt es |WortArt| in dieser vierten und letzten Folge der Serie „Dark Lord“ auf die Spitze und verwöhnt den Hörer mit einem Finale, das, ohne zu übertreiben, filmreif ist. Das beginnt bereits mit einer sehr schönen und bedeutungsvollen Szene, in welcher der dunkle Lord mit dem Grand Moff Tarkin zusammentrifft und zum ersten Mal dem späteren Kommandanten des Todessterns begegnet, der bereits mit den Bauarbeiten an dieser Vernichtungswaffe betraut wurde.

Gesprochen wird dieser von Friedrich Schönfelder, dessen markante Stimme man aus unzähligen Filmen kennt, unter anderem auch als Synchronstimme von Vincent Price. In der vorliegenden Produktion hört man ihr natürlich das fortgeschrittene Alter an, obwohl Moff Tarkin gute zwanzig Jahre jünger ist als seine Filmrolle aus „Krieg der Sterne“.

Vaders Jagd nach den Jedis wurde spannend in Szene gesetzt und sein Aufstieg innerhalb des Imperiums wird dem Fan authentisch beschrieben. Insbesondere die Invasion Kashyyyks ist ein bedeutungsvolles Ereignis, nicht nur für Darth Vaders Aufstieg, sondern für das |Star Wars|-Universum generell, denn natürlich hat auch der Wookie Chewbacca einen würdigen Auftritt bekommen, auch wenn seine akustische Präsenz lediglich vom Band kommt und sich auf das bekannte Röhren aus den Filmen beschränkt.

Sämtliche Handlungsstränge, die in den ersten drei Folgen begonnen wurden, werden in diesem Hörspiel zusammengeführt und aufgelöst. Neben einer gewaltigen Schlacht zwischen Wookies und Sturmtruppen gibt es auch ein eindrucksvolles Laserschwertduell zwischen Vader und Shryne. Zum Ende hin gibt es sogar einen kleinen Gastauftritt von Obi Wan Kenobi, gesprochen von Philipp Moog.

|Star Wars|-Fans werden von diesen Hörspielen begeistert sein, und man darf hoffen, dass |WortArt| weitere Buchlizenzen erwirbt, um neue Sternen-Abenteuer ebenso kongenial zu vertonen wie „Dark Lord“ oder „Labyrinth des Bösen“.

Äußerlich dominiert natürlich die Titelfigur Darth Vader das Cover und auch den Innenteil des Jewel Case. Auf der Rückseite des Booklets ist dieses Mal allerdings Peter Cushing alias Grand Moff Tarkin zu sehen. Der britische Schauspieler ist den Fans natürlich im Gedächtnis haften geblieben, obwohl er lediglich in Episode IV „Eine neue Hoffnung“ aufgetreten ist.

_Fazit:_

„Der Untergang von Kashyyyk“ liefert das atemberaubende Finale einer gut durchdachten und rasanten |Star Wars|-Episode. Die Vorlage von James Luceno steht den Filmdrehbüchern in nichts nach, und Oliver Döring mitsamt seinem Team hat es verstanden, daraus ein Science-Fiction-Spektakel der Superlative für die Ohren zu machen. Diese Serie sollte in keiner Sammlung von |Star Wars|- und Hörspielliebhabern fehlen.

|Star Wars|-Hörspielumsetzungen auf |Buchwurm.info|:

[„Star Wars – Dark Lord. Teil 1: Die letzten Stunden der Klon-Kriege“ 4967
[„Star Wars – Dark Lord. Teil 2: Auf der Flucht vor dem Imperium“ 4978
[„Star Wars – Dark Lord. Teil 3: Aufruhr auf Alderaan“ 5034
[„Episode I: Die dunkle Bedrohung“ 1293
[„Episode II: Angriff der Klonkrieger“ 1305
[„Episode III: Die Rache der Sith“ 4534
[„Episode IV: Eine neue Hoffnung“ 686
[„Episode V: Das Imperium schlägt zurück“ 689
[„Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritte“ 694
[„Labyrinth des Bösen, Teil 1: Gunrays Geheimnis“ 3291
[„Labyrinth des Bösen, Teil 2: Darth Sidious auf der Spur“ 3292
[„Star Wars: Labyrinth des Bösen“ (Teil 1-3: Das komplette Hörspiel) 4794

|54 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 9-783-8291-2157-6|
http://www.WortArt.de
http://www.karussell.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Star__Wars
http://www.starwars-union.de
http://www.starwars.com
http://www.jedipedia.de
[Interview mit Oliver Döring zum Hörspiel „Dark Lord“]http://www.starwars-union.de/index.php?id=interview%3Cb%3Eoliverdoering%3C/b%3E%3Cb%3E08

_Florian Hilleberg_

Luceno, James / Döring, Oliver – Star Wars – Dark Lord. Teil 3: Aufruhr auf Alderaan

Die Jedis Roan Shryne und Olee Starstone wollen auf einem verlassenen Stützpunkt der Separatisten gemeinsam mit ihren Verbündeten, der Crew der |Drunken Dancer|, einen Sender wieder betriebsbereit machen, um überlebende Jedi-Ritter zu finden. Doch Darth Vader hat seine Rivalen ausfindig gemacht und schickt seine neuen Sturm-Truppen in die Schlacht.

Schließlich gelingt Roan Shryne und seinen Gefährten erneut die Flucht. Dieses Mal zieht es die Rebellen nach Alderaan, wo sie einen hochrangigen Senator, der auf ihrer Seite steht, vor dem Imperium retten wollen. Vader folgt ihnen und der König von Alderaan, Bail Organa, fürchtet um das Leben seiner Adoptivtochter, denn Leia ist Vaders leibliches Kind und er könnte mittels der Macht diese Verwandtschaft spüren.

Gleichzeitig nährt Darth Sidious weiter die Flamme des Hasses in seinem Schüler, der mehr und mehr zur unerbittlichen Tötungsmaschine mutiert …

_Meine Meinung:_

Die Handlung setzt sich nahtlos und unheimlich temporeich fort. Mehr und mehr Charaktere, die aus den Kinofilmen bekannt sind, betreten die Bühne des Geschehens. In diesem Hörspiel wird Bail Organa eine große Rolle eingeräumt, gesprochen von Thomas Vogt, dessen Leistung seiner Synchronarbeit für das Kino in nichts nachsteht. Für den Action-Fan birgt auch dieser Teil der vierteiligen „Dark Lord“-Serie eine gute Zahl von Kämpfen und Duellen, ohne dabei langweilig zu werden. Natürlich werden die Schlachten nicht so ausgedehnt dargestellt wie im Film, wo die audiovisuellen Effekte opulent wirken können sind, dennoch wird der fantasiebegabte Hörer seine helle Freude haben.

Ein besonderes Highlight ist bei dieser Folge das Gespräch zwischen Darth Sidious und seinem Schüler Darth Vader. Insbesondere die Provokationen des Imperators sind sehr böse und niederträchtig und erinnern frappant an die grandiose Szene aus „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, wo ein ähnliches Gespräch zwischen dem Imperator und Luke Skywalker stattfindet. Im Hörspiel erhält der Dialog vor allem durch die einprägsame Stimme Friedhelm Ptoks einen Großteil seiner Atmosphäre.

An dieser Stelle muss auch das Skript von Oliver Döring lobend erwähnt werden, welches das Flair des |Star Wars|-Universums perfekt eingefangen hat. Der Erzähler Joachim Kerzel wird nur äußerst selten bemüht, was das Tempo der Geschichte noch forciert. Musik und Effekte sind von exorbitanter Qualität und machen die Hörspiele zu wahren Blockbustern. In Sachen Layout ist ebenfalls das Niveau gehalten worden, und wieder steht die Figur des Darth Vader im Mittelpunkt der grafischen Gestaltung.

_Fazit:_

„Aufruhr auf Alderaan“ ist eine erstklassige Fortsetzung. Sprecher, Effekte und Musik harmonieren perfekt miteinander und das rasante Drehbuch von Oliver Döring garantiert das echte |Star Wars|-Feeling. Langeweile kommt hier mit Sicherheit nicht auf – ein Muss für alle Fans.

|Star Wars|-Hörspielumsetzungen auf |Buchwurm.info|:

[„Star Wars – Dark Lord. Teil 1: Die letzten Stunden der Klon-Kriege“ 4967
[„Star Wars – Dark Lord. Teil 2: Auf der Flucht vor dem Imperium“ 4978
[„Episode I: Die dunkle Bedrohung“ 1293
[„Episode II: Angriff der Klonkrieger“ 1305
[„Episode III: Die Rache der Sith“ 4534
[„Episode IV: Eine neue Hoffnung“ 686
[„Episode V: Das Imperium schlägt zurück“ 689
[„Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritte“ 694
[„Labyrinth des Bösen, Teil 1: Gunrays Geheimnis“ 3291
[„Labyrinth des Bösen, Teil 2: Darth Sidious auf der Spur“ 3292
[„Star Wars: Labyrinth des Bösen“ (Teil 1-3: Das komplette Hörspiel) 4794

|53 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-8291-1889-7|
http://www.WortArt.de
http://www.karussell.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Star__Wars
http://www.starwars-union.de
http://www.starwars.com
http://www.jedipedia.de
[Interview mit Oliver Döring zum Hörspiel „Dark Lord“]http://www.starwars-union.de/index.php?id=interview%3Cb%3Eoliverdoering%3C/b%3E%3Cb%3E08

_Florian Hilleberg_

Wynes, Patrick / Gülzow, Susa – Kommissar X: Der Panther aus der Bronx

Der Panther aus der Bronx versetzt New York in Angst und Schrecken. Zumindest alle jene, die sich der Vergewaltigung einer Frau schuldig machten und freigesprochen wurden. Eine unbekannte Klientin beauftragt Jo Walker alias Kommissar X damit, den Mörder, der bereits zwölf Opfer gefordert hat, zu finden, denn auch ihr Sohn hat sich an einer jungen Frau vergangen.

Eigentlich sieht Jo Walker keine Veranlassung dazu, einen derartigen Fall zu übernehmen, doch da es schon Nachahmungstäter gibt und Tom Rowland vom FBI auch im Dunkeln tappt, beschließt Kommissar X, den Panther aus der Bronx zu stellen. Eine Aufgabe, die mehr von ihm verlangt als zunächst angenommen und Jo Walker mit den Abgründen der menschlichen Seele konfrontiert …

_Meine Meinung:_

Die erste Folge der „Kommissar X“-Hörspiele ist eher eine Mischung aus Hörspiel und Hörbuch, denn ein Großteil der Handlung wird von dem Erzähler Jo Walker, gesprochen von Robert Missler, aus der Ich-Perspektive geschildert. Dabei zeigt der Mime die ganze Palette seines Könnens und macht sowohl als allwissender Erzähler als auch als Protagonist eine gute Figur. Ihm zur Seite stehen der leider kürzlich verstorbene Michael Weckler, der Jos Freund Tom Rowland spricht, und Marianna Lund als Walkers Sekretärin April Bondy.

Die Story vom Selbstjustiz verübenden Killer ist alles andere als neu, dennoch ist die Handlung für einen Heftroman außergewöhnlich innovativ und vielschichtig. Nur die Charakterisierung der agierenden Personen erfüllt sämtliche Klischees dieser Literaturgattung. Die Entscheidung, die Handlung in den Sechzigerjahren zu belassen und keine Aktualisierung am Skript vorzunehmen, kommt der Produktion dabei zugute.

In Sachen Musik und Ton zeigt sich die |Nocturna Audio|-Produktion von ihrer besten Seite. Hans Joachim Herwald hat eine sehr gute Arbeit abgeliefert. Die Effekte sind äußerst realistisch und die Musikstücke fast immer angemessen. Nur ein passendes Titelthema fehlt dem Hörspiel, um beim Hörer den Wiedererkennungseffekt zu verstärken. Besonders gelungen sind die Mordszenen; vor allem die Tötung des Anwalts erhält durch die realistischen Schreie eine erschreckende Authentizität. Schließlich erwartet den Hörer noch ein gelungenes Finale mit einer überraschenden Auflösung, so dass man mit freudiger Erwartung die zweite Folge einlegen kann.

Ein erhebliches Manko sind die langen Tracks, die eine schnelle Szenenanwahl nahezu unmöglich machen. Sieben Tracks auf 63 Minuten sind einfach zu wenig. Die äußere Gestaltung des Hörstückes ist den Machern dagegen hervorragend gelungen. Die Titelillustration von Timo Würz ist sehr kunstvoll und passt sowohl vom Motiv her als auch farblich perfekt zum Inhalt. Nur im Innenteil des Booklets gibt es außer Werbung nichts Interessantes zu sehen. Hier wären Hintergrundinformationen zur Serie und eine Liste weiterer geplanter Folgen wünschenswert gewesen.

_Fazit:_

„Der Panther aus der Bronx“ ist die sehr gute Hörspiel-Adaption einer Kultserie. Robert Missler spielt Kommissar X mit viel Engagement und erweckt zusammen mit seinen Schauspielkollegen ein Stück Romanheft-Literatur zum Leben. Booklet und Trackeinteilung hätten dagegen ruhig umfangreicher sein dürfen.

|63 Minuten auf 1 CD|
http://www.kommissar-x.de
http://www.nocturna-audio.de
http://www.maritim-produktionen.de

_Florian Hilleberg_

Menger, Ivar Leon / Rohrbeck, Oliver – Prinzessin, Der

Dieses Hörspiel ist eine Sammlung unheimlicher Episoden aus dem Thriller-Genre, verfasst von Ivar Leon Menger, einem unglaublich vielseitigen Drehbuchautor, der für die |Lauscherlounge| auch die neue Serie Dodo schreibt. „Der Prinzessin“ beginnt nach dem Intro gleich mit der ersten Episode, die in zwei Teilen erzählt wird:

In „Der Fremde“ nimmt ein Geistlicher einem Mann die Beichte ab, der behauptet, getötet zu haben. Hier brilliert neben David Nathan vor allem Franz-Josef Steffens als Dekan. Dem grandiosen Sprecher, der leider im Jahr 2006 verstarb, wurde dieses Hörbuch auch gewidmet.

Weiter geht’s anschließend mit der titelgebenden Story „Der Prinzessin“. Dies ist eine äußerst originelle Geschichte, die nicht nur mit einer spannenden Handlung aufwartet, sondern auch mit einem überraschenden Plot: Fabian wartet eines Abends allein auf den Bus, als plötzlich ein Mann in einem rosa Tüllkleidchen erscheint, der nicht ganz koscher zu sein scheint – ein unheimliches Zweierspiel zwischen Patrick Bach als Fabian und Wolfgang Kaven als der Prinzessin. Gerade Kaven liefert hier eine hingebungsvolle und großartige Arbeit ab.

„Der Zahnarzt“ ist ein grauenhafter Horror-Trip, den sich Menschen mit ausgeprägter Dentistophobie nicht unbedingt vor ihrer nächsten Kontroll-Untersuchung anhören sollten. Und auch wenn man schnell ahnt, worauf die Erzählung hinausläuft, ist die Spannung unerträglich. Auch dieses Stück ist ein beklemmendes Kammerspiel, vorgetragen von Jan-David Rönfeldt und Thomas Karallus als Zahnarzt.

Die einzige weibliche Rolle neben dem kleinen Part von Ursula Sieg in diesem Hörspiel spielt Kristina Pauls in „Der Hausmeister“, während ihr Gegenpart von Jens Wawrczeck dargestellt wird. Die Story schließt sich in punkto Qualität und Spannung nahtlos an die anderen Geschichten an und überrascht auch diesmal mit bitterbösen Wendungen.

Das Hörspiel endet schließlich mit dem zweiten Teil von „Der Fremde“ und einem Epilog. Als Erzählerin ist die weibliche Hörspiellegende Katja Brügger zu hören. Nach 74 Minuten extremem Thrill und Suspense wird der Hörer schließlich wieder sich selbst überlassen.

Musikalisch überzeugt „Der Prinzessin“ ebenfalls auf ganzer Linie und vermittelt eine angemessen Thriller-Atmosphäre, ohne aufdringlich zu sein. Äußerlich macht „Der Prinzessin“ einen gediegenen Eindruck und eher durch seinen ungewöhnlichen Titel und den Zusatz „Thriller-Hörspiel“ auf sich aufmerksam. Ein plakativeres und auffälligeres Cover wäre für dieses Hörspiel wohl auch nicht angemessen gewesen.

_Fazit:_ „Der Prinzessin“ ist ein exorbitantes Thriller-Hörspiel mit grandiosen Sprechern und unheimlichen Storys, die durch Hochspannung und überraschende Wendungen überzeugen. Umso erfreulicher, dass es ab Dezember 2008 eine Fortsetzung geben wird, der im Februar 2009 noch ein dritter Teil folgt.

lauscher news


http://www.luebbe-audio.de

_Florian Hilleberg_

Luceno, James / Döring, Oliver – Star Wars – Labyrinth des Bösen. Teil 2: Darth Sidious auf der Spur

Folge 1: [ „Gunrays Geheimnis“ 3292
Rezension zur Sammelbox: [„Labyrinth des Bösen, Teil 1-3: Das komplette Hörspiel“ 4794
Rezension zum Buch: [„Star Wars – Labyrinth des Bösen“ 1162

Anakin und Obi-Wan versuchen, hinter das Geheimnis von Darth Sidious zu kommen, der als mächtigster Sith-Lord noch über dem teuflischen Count Dooku steht. Dabei steht bereits ein weiterer mächtiger Feind bereit, die Jedis zu dezimieren: General Grevious wird zum skrupellosesten Befehlshaber der Separatisten und ist mehr als ein Roboter. Der humanoide Cyborg ist ein gelehriger Schüler Count Dookus und ein leidenschaftlicher Sammler von Lichtschwertern, die er getöteten Jedis abnimmt.

Jetzt schickt er sich an, den Planeten Belderone zu unterjochen. Derweil geraten die Jedis immer mehr in ein Gespinst von politischen Intrigen und werden selbst von Seiten Kanzler Palpatines heftig kritisiert. Die Klonkriege sind zu einem Labyrinth des Bösen geworden …

_Meine Meinung:_

Der zweite Teil dieser |Star Wars|-Hörspieltrilogie setzt den hohen Standard von Folge eins nahtlos fort. Wieder geben die Sprecher alles und erledigen ihre Arbeit ebenso gut wie in den Kinofilmen – eigentlich noch besser, wenn man bedenkt, dass sie dieses Mal keine bewegten Bilder vor Augen haben, nach denen sie sich richten können. Die Story spitzt sich immer weiter dramatisch zu und die Charaktere agieren ebenso glaubhaft und authentisch wie in den Filmen.

Vor allem, was die Charakterisierung von Anakin angeht, leistet James Luceno, der sich für die literarische Vorlage verantwortlich zeigt, enorm gute Arbeit. Langsam aber sicher entgleitet dem jungen Mann seine emotionale Kontrolle, immer mehr distanziert sich der hitzköpfige Jedi innerlich von den Lehren von Obi-Wan und Meister Yoda. Hier leistet vor allem Wanja Gerick, der Sprecher dieser Figur, hervorragende Arbeit. In dieser Folge hat eine ganze Reihe neuer, aber dennoch bekannter Sprecher ihren ersten Auftritt innerhalb dieser |Star Wars|-Trilogie: Helmut Krauss, Fanziska Pigulla, Philipp Schepmann und Klaus Sonnenschein, um nur einige zu nennen. Endlich wird auch auf die Vergangenheit und Herkunft von General Grevious eingegangen, der im Kinofilm wenig Profil besaß und lediglich ein weiterer despotischer Bösewicht war. Gesprochen wird der Fiesling übrigens perfekt von Rainer Doering.

Musikalisch überzeugt diese Folge ebenfalls auf ganzer Linie, und |WortArt| kann sich glücklich schätzen, auf den Soundtrack von John Williams zurückgreifen zu können. Das Tüpfelchen auf dem i sind aber zweifellos die realistischen Effekte, die sich genauso anhören wie die Geräusche in den Filmen. Für den fantasiebegabten Hörer läuft vor dem geistigen Auge ein Film ab, der den Vergleich mit den Blockbustern aus dem Kino nicht zu scheuen braucht.

Das Cover zeigt dieses Mal das Konterfei von Obi-Wan Kenobi. Farblich passt es sich ideal dem ersten Teil an, gehört es doch mit diesem zu einem einzigen großartigen Cover, welches die Taschenbuchausgabe von |Blanvalet| ziert.

_Fazit:_

„Darth Sidious auf der Spur“ ist eine großartige Fortsetzung der dreiteiligen Hörspielsaga nach dem Roman von James Luceno. Die Story bildet den Übergang zwischen den Episoden zwei und drei und wird durch die filmreife Geräuschkulisse von |WortArt| zu einem Erlebnis, das sich nicht hinter den Kinofilmen zu verstecken braucht.

|57 Minuten auf 1 CD|
http://www.WortArt.de
http://www.karussell.de

_Florian Hilleberg_

Giesa, Werner K. / Tippner, Thomas – Professor Zamorra 1: Die Quelle des Lebens

Die erste Folge der Hörspielserie nach der gleichnamigen Heftromanserie aus dem |Bastei|-Verlag ist der erste Teil des Jubiläums-Vierteilers, der mit Band 500 begonnen hat.

Professor Zamorra und Nicole Duval besuchen ihren Freund Bryant ap Llewellyn, der bald sterben wird, um in seinem eigenen Sohn wiedergeboren zu werden. Doch merkwürdige Träume plagen den Parapsychologen, und sein alter Freund Bryant hat für den Dämonenjäger eine Überraschung auf Lager, die Zamorra nicht so leicht verkraftet. Erinnerungen überwältigen ihn, die einst verdrängt wurden. Erinnerungen an den Weg zu der Quelle des Lebens, wo er gemeinsam mit Torre Gerret um die Unsterblichkeit kämpfen musste. Ein Kampf um Leben und Tod und nur einer würde das Privileg erhalten, das Wasser der Quelle trinken zu dürfen. Doch welchen Reiz bietet ihm die Unsterblichkeit, wenn die Frau, die er liebt, an seiner Seite altert und er ewige Jugend besitzt?

_Meine Meinung:_

Seit der erfolgreichen Neuvertonung der Serie „John Sinclair“ wurden immer wieder Stimmen laut, die auch vehement eine „Zamorra“-Hörspielserie forderten, und der Chefautor Werner K. Giesa verlor sich meistens in mystischen Andeutungen, ließ aber auch durchblicken, dass über ein solches Projekt nachgedacht werden würde. Der Boom der Hörspiele und Hörbücher wuchs stetig an, und so war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch die zweitgrößte Mystery-Serie Deutschlands den Weg in die heimischen CD-Player finden würde. Die Lizenz erhielt |Canora Media|, das aufstrebende junge Label, welches auch den „Orden“ herausgebracht hat. Doch eine Serie wie „Professor Zamorra“ auf den Markt zu bringen, gestaltet sich nicht als ganz so einfach, wie man gemeinhin denken könnte.

Als Erstes stellt sich natürlich die Frage nach der Vorlage. Die ersten Romane waren eine lose Aneinanderreihung von Einzelabenteuern von mehr oder minder durchschnittlicher bis schlechter Qualität, doch später wurden die Romane schlagartig zyklischer und immer verwinkelter. Schließlich fällte man in Absprache mit W. K. Giesa die Entscheidung, den Jubiläumsband 500 als erste Hörspielfolge zu produzieren. Hier wird ein wichtiges Kapitel in dem Leben Zamorras aufgeschlagen, und auch einige wichtige Figuren werden vorgestellt, ohne dass die Handlung bereits zu komplex erscheint. Natürlich ist die neue Hörspielserie in erster Linie für Fans interessant, doch auch Neueinsteiger und Mystery-Freunde sollten den einen oder anderen Lauscher riskieren.

Hier sind zunächst die Sprecher von Interesse, und hier hat |Canora| eine gute Mischung aus bekannten Stimmen der Hörspielbranche und relativ unbekannten Namen zusammengestellt. Erzähler der Geschichten ist Henry König, der den legendären Russen Iwan Kunaritschew in den „Larry Brent“-Hörspielen gesprochen und in der Gruselreihe „Die Psi-Akten“ bereits Erfahrungen als Erzähler unheimlicher Storys gesammelt hat. Die Hauptrolle erhielt Gerhart Hinze, dessen Stimme zunächst gewöhnungsbedürftig klingt, sich aber im Laufe der Handlung immer mehr festigt und sehr gut zu dem Titelhelden passt. Ebenso verhält es sich mit Ghada Al Akel als Nicole Duval. Es ist erfrischend zu hören, dass keine bekannten Synchronsprecher genommen wurden, die mit bestimmten Schauspielern oder Rollen assoziiert werden. Bei dem Dämonenjäger-Pärchen gab es natürlich eine gewisse Erwartungshaltung, da sich jeder die Stimme seiner Helden anders vorstellt und es bereits in den „John Sinclair“-Hörspielen eine Besetzung der beiden Rollen gab. Damals hat Douglas Welbat den Parapsychologen gesprochen und Katja Brügger dessen Gefährtin. Hinze und Akel stehen den beiden Mimen in nichts nach und machen ihre Sache wirklich ausgezeichnet. Mit Rainer Schmitt als Bryant Saris ap Llewellyn wurde ein weiteres Hörspielurgestein gewonnen, nämlich „Larry Brent“ selbst, nur leider klingt die auf alt getrimmte Stimme des ansonsten wirklich herausragenden Sprechers zu bemüht und stellenweise wie Yoda, ohne die falsche Grammatik natürlich. Glücklicherweise gibt es auch einige Vergangenheitspassagen, wo Schmitt unverfälscht und jugendlich sprechen darf. Andreas „David Hasselhoff“ von der Meden hat die Rolle von Butler William erhalten und Robert Missler mimt den Wirt McMour. Alles in allem eine sehr gute und abwechslungsreiche Besetzungsliste.

Die Musik von Carsten Bohm ist leider ein großes Manko des Hörspiels. Obwohl sehr klangvoll, passt sie häufig einfach nicht zum Geschehen. Deutlich wird dies, als die Hüterin der Quelle Zamorra eine unheilschwangere Prophezeiung vermittelt und danach fröhliche, beschwingte Klänge ertönen. Die Effekte sind ordentlich, aber aufgrund der wenigen Action-Sequenzen konnte hier noch nicht das ganze Potenzial der Datenbanken von |Canora Media| ausgeschöpft werden.

Das Skript von Thomas Tippner hält sich wirklich dicht an die Vorlage und dürfte jedem Fan ein Leuchten in die Augen zaubern. Neueinsteigern hingegen könnte die erste Folge ein wenig langweilig erscheinen, da sie einen nicht unbeträchtlichen Krimi-Einschlag besitzt. Doch das Hörspiel verfügt über einen gelungenen Cliffhanger und macht auf jeden Fall Lust auf den zweiten Teil. Wie es nach den ersten vier Folgen weitergehen wird, steht noch in den Sternen. |Canora Media| ließ allerdings durchblicken, dass es mit Zyklen weitergehen wird. Bleibt zu hoffen, dass die Serie ein Erfolg wird und noch viele weitere Umsetzungen erscheinen werden.

Äußerlich präsentiert sich die neue Serie in einem sehr ansprechenden Gewand. Das Layout passt sich den Romanen an und das Logo ist einprägsam und treffend. Die Illustration von Alexander von Wieding orientiert sich stark an den Romanheftcovern, besitzt aber einen eindeutigen comichaften Stil, der allerdings gut zu den Hörspielen passt. Das Booklet selbst bietet dem Hörer dafür nur sehr wenige Informationen. Hier wären gerade für Einsteiger Fakten rund um „Professor Zamorra“ wünschenswert gewesen.

_Fazit:_

„Die Quelle des Lebens“ ist eine sehr gute Vertonung des 500. ZAMORRA-Abenteuers. Frische unverbrauchte Sprecher und ein spannendes Skript versprechen eine knappe Stunde Hörvergnügen. Leider ist die Musik nicht immer angemessen und auch die eine oder andere Rolle wurde ein wenig überzogen dargestellt, doch unterm Strich betrachtet ist das erste Hörspiel der langerwarteten „Professor Zamorra“-Hörspielserie hervorragend gelungen, auch wenn Fans weitaus mehr Freude an der CD haben werden als Hörer, die die Romane nicht kennen.

http://www.canora-media.de

_Florian Hilleberg_

Hickman, Leo – Fast nackt. Mein abenteuerlicher Versuch, ethisch korrekt zu leben

Ist es möglich, ein Leben ohne schlechtes Gewissen zu führen? Der in London lebende Journalist Leo Hickman hat den Selbstversuch gemacht. Was ursprünglich nur als Stoff für eine fortlaufende Kolumne für den |Guardian| gedacht war, füllt inzwischen ein ganzes Buch: „Fast nackt. Mein abenteuerlicher Versuch, ethisch korrekt zu leben.“ Bei |Radioropa Hörbuch| liegt der Titel nun auch als Hörbuch vor. Ethisch höchst vorbildlich, denn so musste kein Baum sterben, um als Buch zu enden – obwohl das Produzieren und Abspielen einer mp3-CD natürlich auch Energie kostet und damit gewissermaßen zum Klimawandel beiträgt. Man merkt schon, das mit dem konsequent ethisch korrekten Leben ist gar nicht so einfach …

Genau diese Erfahrung macht auch Leo Hickman. Er geht sein Projekt recht unbedarft und naiv an, und da er weiß, dass er selbst sicherlich nicht die nötige Kompetenz hat zu beurteilen, was ethisch korrekt ist und was nicht, sucht er sich drei Berater, die in Umwelt-, Ernährungs- und Globalisierungsfragen bestens Bescheid wissen. Er lädt die drei ein, ihn und seine Frau Jane in ihrem kleinen Londoner Reihenhaus zu besuchen, um möglichst kritisch unter die Lupe zu nehmen, wie sie mit ihrer kleinen Tochter leben.

Und so wird alles kritisch beäugt: die Lebensmitteln im Kühlschrank, die Putzmittel unter der Spüle, die Kosmetika im Badezimmer, die verwendeten Materialien im Wohnraum, der Kleiderschrank, das Bankkonto, das Kinderzimmer und der handtuchgroße Garten. Schon bald fragen sich Leo und Jane, was sie sich damit angetan haben, denn die Berater finden praktisch überall etwas zu mosern.

Doch Leo hat das Projekt natürlich gestartet, um auch tatsächlich etwas zu verändern, und so versuchen er und seine Frau Jane brav, möglichst viele Tipps der Berater umzusetzen: Eine Gemüse-Abo-Kiste wird bestellt, Küchenabfälle werden im Wurm-Komposter entsorgt, Pampers werden durch auswaschbare Windeln ersetzt und geputzt wird mit Waschsoda und halbierten Zitronen.

Lassen sich manche Anregungen noch relativ leicht umsetzen, so erfordern andere schon eine gehörige Portion Standhaftigkeit und Idealismus. So z. B. der auto- und flugzeugfreie Wanderurlaub in Italien mit dem kleinen Töchterchen. Die Hickmans machen es sich nicht immer leicht und versuchen tatsächlich, ihr Experiment bis an die Grenzen auszureizen, auch wenn dabei so manches Mal der Haussegen schiefhängt …

Resultat dieses Selbstversuchs ist ein Buch bzw. Hörbuch, das gleichermaßen unterhaltsam wie informativ ist. „Fast nackt“ ist eine wunderbare Anregung, die eigenen Lebensgewohnheiten kritisch zu hinterfragen. Dabei stehen eigene Realität und die Tipps der Berater teilweise in krassem Gegensatz. Die Hickmans sind eine ganz normale Durchschnittsfamilie, mit ganz normalen Konsum- und Lebensgewohnheiten, in denen sich so ziemlich jeder ein Stück weit wiederfinden dürfte.

Was die Berater ihnen dann teilweise an Tipps für ein ethischeres Leben mit auf den Weg geben, ist durchtränkt von Idealismus. Manchmal erscheinen sie geradezu kindlich-naiv, wenn sie z. B. Leo davon überzeugen wollen, dass er durch Briefe an seinen Supermarkt seinen Unmut über Teile ihres unethischen Sortiments äußern und durch konstruktiv angebrachte Verbesserungsvorschläge etwas daran ändern sollte.

Auch die völlige Verteufelung des Autos lässt sich nicht aus jeder Lebensperspektive nachvollziehen. Mag der Autoverzicht für den in London lebenden Öko-Single noch toll und befreiend sein, so fällt es mir als Selbstständige im ländlichen Raum mit weit verzweigtem Kundenkreis schon äußerst schwer, in einem Auto das Teufelswerkzeug zu sehen, als das Leos Berater es einstufen.

Und so kann man manchmal über die naive Sichtweise der Berater nur schmunzeln, während Leos Frau Jane in solchen Momenten vorzugsweise mit den Augen rollt. Sehr sympathisch ist eben auch, dass die Hickmans, obwohl sie nicht mit allem etwas anfangen können, was die Berater ihnen empfehlen, doch stets für sich selbst herausfinden wollen, was es mit einer Sache auf sich hat – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Wenn drei Berater einer Familie zu einer rundum ethisch korrekten Lebensweise verhelfen wollen, dann wird da zwangsläufig auch einiges vereinfacht. Dass Kühe z. B. Mastitis (Euterentzündung) bekommen, weil sie von ihren Kälbern getrennt werden, ist ausgemachter Unfug. Das mag jetzt im ersten Moment etwas negativ klingen, dennoch hat mir „Fast nackt“ ausgesprochen gut gefallen. Auch wenn man viele der grundlegenden Fakten als halbwegs informierter und kritischer Verbraucher kennt, so ist „Fast nackt“ dennoch ein schöner Rundumschlag, der einen immer wieder dazu ermuntert, die eigenen Verhaltensweisen kritisch zu betrachten.

Vieles von dem, was auch die Hickmans in ihrem Selbstversuch erfolgreich umsetzen (z. B. auf „Lebensmittelkilometer“ achten, „Chemiekeulen“ aus dem Haushalt verbannen, Kräuter aus dem eigenen Garten ernten, Abfall vermeiden, etc.), lässt sich relativ leicht umsetzen. Die Sichtweise der Berater mahnt, als Konsument stets hinter die Fassade zu schauen. Alles, was man kauft, wurde irgendwann einmal unter Umständen energieaufwändig und ressourcenverschleißend produziert und transportiert. Sich als Konsument zunehmend kritischer auf die Finger zu schauen, kann also nicht schaden.

Eine besondere Würze von „Fast nackt“ sind die Zuschriften, die Leo Hickman zu seinem Selbstversuch und seiner begleitenden |Guardian|-Kolumne aus aller Welt bekommen hat. Darin erntet er viel Zuspruch und Ermunterungen, mit seinem Projekt fortzufahren, aber ein besonderer Leckerbissen sind die skurrilen Auswüchse ethisch hyperkorrekten Lebens, auf die man einen Blick erhaschen kann. Zumindest kannte ich vorher noch niemanden, der in einem Meditationskurs schon mal einen Spüllappen gehäkelt hat. Auch die Praxis selbstgebastelter Damenbinden war mir bislang noch fremd.

Und so offenbart „Fast nackt“ eben ganz nebenbei auch eine höchst unterhaltsame Komponente. Die hyperkorrekten Tipps der Berater zur ethisch korrekten Lebensweise werden durch den Praxistest einer Otto-Normalverbraucher-Familie wie den Hickmans immer wieder ins rechte Verhältnis gerückt. Und so kommt „Fast nackt“ eben erfrischenderweise ohne mahnend erhobenen Zeigefinger aus. Ethisch korrekt zu leben, ist halt schön und gut, aber deswegen darf das Leben trotzdem noch Spaß machen. Die Hickmans zeigen sehr schön, dass man nicht zum Eremiten werden muss, um sein Leben bewusster und nachhaltiger zu gestalten. Oft genügt es schon, an ein paar kleinen Schrauben zu drehen, um seinen Beitrag zu leisten.

Und so bleibt unterm Strich eben trotz so mancher idealismusdurchtränkter Tipps der Berater ein sehr positiver Eindruck zurück. „Fast nackt“ zeigt auf wunderbar unterhaltsame Art und Weise, wie man mit teils wirklich sehr einfachen Maßnahmen sein Leben ethischer gestalten kann. Die Lesung von Markus Born ist dabei eine gute Alternative zum Buch, wenngleich sie den Nachteil hat, dass man die vielen genannten Internetadressen später schlecht noch mal nachschlagen kann. Alles in allem kann man „Fast nackt“ eigentlich nur jedem ans Herz legen, denn das Thema geht uns schließlich alle an. Man muss ja nicht gleich anfangen, sich seine Spüllappen selber zu häkeln …

http://www.hoerbuchnetz.de/

Bruen, Ken / Starr, Jason – Flop

Sex & Crime: Achterbahn ohne Handbremse

Wenn du einen Killer für deine Frau engagierst, nimm keinen Psychopathen. Das ist nur eine der bitteren Lektionen für den skrupellosen New Yorker Geschäftsmann Max Fisher. Seine Ehefrau Deirdre ist der Affäre mit der aufregenden Angela im Weg, ein Auftragskiller muss her. Angela empfiehlt ihren „Cousin“. Als sich der Killer „Popeye“ nennt, hätte Max eigentlich klar sein sollen, dass etwas nicht stimmt. Zwei Leichen später weiß Max nicht mehr, wem er noch trauen kann, denn alles gerät außer Kontrolle. Dabei hat Max doch ein so schwaches Herz.

Die Autoren

„(Der Ire) Ken Bruen ist berühmt für seine ‚hardboiled‘-Kriminalromane, für die er bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Jason Starr schreibt Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke und wurde mit Krimis bekannt. Starr lebt in New York City.“ (Verlagsinfo) Ken Bruen schrieb die Vorlagen für die „Jack-Taylor“-TV-Krimis.

Sprecher & Produktion

Reiner Schöne lebte lange in Hollywood und drehte dort mit Filmgrößen wie Clint Eastwood und Lee van Cleef. Der Schauspieler, Synchronsprecher und Sänger mit der tiefen, markanten Stimme trägt die passende raue Note bei. (abgewandelte Verlagsinfo)

Regie führte Thomas Wolff, den Ton steuerte Oliver Hörth.

Handlung

Max Fisher sitzt in einer Pizzeria und wartet auf den Killer. Der lange Kerl, der schließlich eintritt, ist offensichtlich Ire und Max soll ihn „Popeye“ nennen. Was für ein Witzbold. Und unverschämt: Statt acht verlangt der Kerl jetzt zehn Riesen für den Job. In kleinen Scheinen, im Voraus, und natürlich gleich morgen. Max seufzt: Was tut man nicht alles, um seinen Alte um die Ecke zu bringen und mit der neuen Flamme ganz legal in die Kiste zu steigen.

Angela Petrarkos, Max‘ neue Flamme, ist mit sieben Jahren aus Irland nach New York City gekommen und hat sich schon bald an die Realitätsbedingungen für ein hübsches Mädel für sie angepasst. Nun arbeitet sie im Vorzimmer von Max Fisher und sieht stets scharf aus wie eine Rasierklinge. Doch Max ahnt nicht, dass der Cousin, den sie ihm für den Job empfohlen hat, ihr Lebenspartner Dylan ist, mit dem sie in Queens zusammenlebt. Ein Mädel muss in der großen Stadt schließlich sehen, wo es bleibt. Und mit Dylan scheint sie nicht das große Los gezogen zu haben. In dieser Hinsicht sieht Max schon wesentlich besser aus. Was sie nicht weiß: Dylan hat sie mit Herpes angesteckt.

Dylan macht den Job, allerdings auf seine Art und Weise. Während Max ein wasserdichtes Alibi in einem Klub hat und sich von Angela fernhält, legt Dylan Deirdre Fisher um, wie vorgesehen. Was Max an diesem Abend bei seiner Heimkehr vorfindet und am nächsten Tag in der Zeitung liest, geht aber wesentlich über das Vereinbarte hinaus: Dylan hat auch Max‘ Nichte Stacy Goldenberg umgelegt, eine junge College-Studentin. Er hat Schmuck mitgehen lassen. Und zu guter Letzt hat er einen Scheißhaufen mitten ins Treppenhaus gesetzt. Max‘ Puls geht gegen 200, am liebsten würde er Dylan umlegen. Wenn er bloß nicht so ein schwaches Herz hätte.

Verdacht

Lt. Kenneth Simmons von der New Yorker Polizei kommt Max Fisher sofort wie ein Heuchler vor. Er trauert kaum um seine ermordete Frau Deirdre und die seltsame Sache mit der Alarmanlage in seinem Haus kann der Typ auch nicht zufriedenstellend erklären. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Auftragsmord, doch das muss Simmons erst einmal nachweisen. Hat Fisher eine Geliebte, die er trifft? Er lässt ihn auf jeden Fall mal beschatten.

Nach fast einer Woche sexuellen Entzugs hält es Max nicht mehr ohne Angela aus. Sie verabreden sich: inkognito, in Verkleidung, das volle Programm. Im Hotel entdeckt der Kellner Victor Giametti die vollbusige Schönheit, die hier regelmäßig ihren Macker trifft. Er meldet ihr Auftauchen sofort an seinen alten Kumpel Bobby Roser, der eine Schwäche für gut gebaute Mädels hat und sie im Central Park abknipst, wo niemand einen harmlosen alten Rollstuhlfahrer des Voyeurismus verdächtigt.

Erpressung

Max und Angela sind gerade in Fahrt gekommen, als die Tür ihres Hotelzimmers aufgeht und ein Etagenkellner im Rollstuhl hereinfährt. Er entschuldigt sich sofort und verschwindet wieder. Dass er ein paar Fotos macht, merkt der etwas abgelenkte Max gar nicht. Erst als ihm am nächsten Tag ein Erpresserbrief auf den Schreibtisch flattert, kapiert er, was die Vorstellung sollte. Und der Erpresser begnügt sich nicht mit Kleingeld. Bobby Rosen hat einen Blick in die Zeitung geworfen und Max‘ Gesicht entdeckt, zwei und zwei zusammengezählt und ist auf eine gigantische Summe gekommen: eine Viertelmillion Dollar – für die Unterdrückung ein paar kompromittierender Fotos von Mr. Fisher.

Max zittert nervös. Er könnte klarer denken, wenn nur sein Penis nicht so jucken würde. Seinen Verdacht, dass Angela ihn angesteckt hat, weist sie entrüstet zurück. Allmählich kommt ihm eine gute Idee: Er hätte wieder mal Verwendung für Angelas „Cousin“. Aber Angela fragt sich, was für eine Art von Mann so stark sein kann, den mächtigen Max Fisher in eine solche Notlage zu bringen. Und ein Mädel muss schließlich sehen, wo es bleibt. Sie beschließt, diesem Bobby Rosen einen Besuch abzustatten.

Mein Eindruck

Dies ist Pulp Fiction in unverfälschter und unverminderter Form, weit unter dem Niveau von „Der Pate“, nämlich mitten aus dem garstigen Leben. Männlein und Weiblein treiben das, was sie schon seit Adam und Eva getan haben, und wenn ihnen was dabei in die Quere kommt, holen sie die Keule raus. In diesem Fall hört die Keule auf den Namen Dylan und ist ein psychopathischer Möchtegern-Terrorist, der mit der IRA sympathisiert. Mit so einem Kerl ist nicht gut Kirschen essen, und das merkt auch sein Auftraggeber Max Fisher ziemlich schnell.

Der Bürger als Held

Max Fisher ist ein bürgerlicher Heuchler, der zwar seine Alte um die Ecke bringen lässt, dann aber Gewissensbisse bekommt, wenn zufällig auch seine Nichte draufgeht. Wo gehobelt wird, fallen eben Späne, besonders dann, wenn so grob gehobelt wird wie von Dylan, dem Super-Iren. Im Geschäft mit der Netzwerkinstallation gibt Max den tüchtigen Geschäftsmann, wie ihn sich jeder Unternehmenspräsident zum Schwiegersohn wünscht, doch im Privatleben ist Max ein ganz anderer: ein geiler Bock, der mit der neuen Sekretärin Angela eine schnelle Nummer schieben will. Freudsches Über-Ich und Es, zwischen Anstands-Fassade und Libido liegen stets miteinander im Clinch, und in seiner bürgerlichen Existenz ist Max stets zwischen den beiden zerrissen. Die normale bürgerliche Heuchelei funktioniert ganz gut, sogar noch nach dem Tod seiner Alten.

Nemesis

Jedenfalls bis Bobby Rosen die Karten bzw. Fotos auf den Tisch legt und die Rechnung präsentiert. Während Max schon die ersten Kunden abspringen und die Familie um die Verflossenen trauert, tritt Max‘ Nemesis auf. Max‘ einzige Antwort darauf besteht nicht in Verhandlungen, sondern in einer zweiten Spirale der Gewalt: Er will Rosen umlegen lassen, natürlich wieder von Dylan. Wird es für Max Fisher ein Happy-End oder einen endlosen Teufelskreis geben? Das werde ich nicht verraten.

Humor

Dass der Teufel über eine Menge fiesen Humor verfügt, dürfte sich herumgesprochen haben. Diesmal tritt er zunächst in Form der Geschlechtskrankheit Herpes auf. Wie ein Dingsymbol in einer klassischen Novelle wandert der Herpesvirus von Dylan zu Angela und dann zu Max, als ob er die Spur der Sünde nachzeichnen wolle. Dass Max zwar einen Verdacht hat, aber nicht hartnäckig genug die Spur zur Quelle der Ansteckung verfolgt, soll sich als einer seiner vielen Fehler herausstellen. Wie so oft lügt er sich auch hier selbst in die Tasche. Und der Teufel, der ihn an seinem „besten Freund“ piesackt, lacht sich ins Fäustchen.

Die Amazone

Angela ist eine interessante Figur. Statt nur eine Nebenrolle zu spielen, wie das in vielen Krimis – auch in „Der Pate“ – der Fall ist, steigt sie zu einer mächtigen Akteurin auf, die das Schicksal in ihre eigenen Hände nimmt. Sie erinnert mich an Lauren Bacall in Film-noir-Filmen wie „The Big Sleep“. Würde die amerikanische Zensur eine solche Figur in einem Fantasyroman zulassen (was ich stark bezweifle), dann wäre sie eine Kombination aus Zauberin, Kurtisane und Amazone.

Diese kräftige Mischung verfolgt ihre eigenen Pläne, wie sich leicht denken lässt. Ob Max Fisher und Dylan gegen sie bestehen können, ist eine spannende Frage. Und ob Bobby Rosen ihr Feind wird oder ihr Verbündeter, entscheidet über das Schicksal von Max und Dylan. Angela ist leicht auszurechnen: Sie ist sich selbst die nächste und sucht bei jedem Mann, den sie ausnutzt, ihren eigenen Vorteil, und sei er noch so gefährlich.

Klischees

Eine etwas klischeehafte Figur gibt die Polizei ab, vertreten durch den ehrgeizigen Lt. Kenneth Simmons. Er ist so ehrgeizig, dass er zwar den richtigen Riecher hinsichtlich des bürgerlichen Max‘ hat, aber bei seiner Verfolgung Angelas auf den unberechenbaren Dylan stößt, Dann ist ist er nicht nur mit seinem Latein am Ende. Welches Ende Dylan finden wird, ist eigentlich schon früh absehbar. Er ist zwar skrupellos, aber leider auch dumm wie Bohnenstroh. Warum sonst sollte er seinem Klienten einen Haufen ins Haus kacken? Figuren wie er erleben selten das Ende des Stücks.

Auch wenn es nicht um Rauschgift geht, so ergibt sich ein Bild der menschlichen Gesellschaft, die von niederen Instinkten beherrscht wird: Pulp Fiction pur. Man wähnt sich in den finsteren dreißiger und vierziger Jahren, die im Film noir eingefangen wurden, und doch ist der Schauplatz der Handlung völlig in der Gegenwart verankert. Denn die niederen Instinkte bleiben ja stets die gleichen – und sorgen so für gehörige Spannung.

Der Sprecher

Reiner Schöne war schon vor 30 Jahren in den Hörspielen des Bayerischen Rundfunks zu hören, so etwa in der Titelrolle als [Paul Cox. 4972 Seine Stimme ist „männlich herb“, tief und etwas rau, also genau richtig für ein kriminelles Milieu, in dem die Sitten ebenso rau sind. Er kann heiser auflachen, aufgebracht aufschreien, und zwar sowohl in einer männlichen wie einer weiblichen Rolle. Einmal muss er stottern und flüstern, und Angela muss natürlich verführerisch klingen. Null problemo.

Für die Charakterisierung der Figuren steht ihm allerdings nur ein begrenztes Instrumentarium zur Verfügung. An Rufus Beck reicht er also nicht heran. Die Charakterisierung erfolgt eher durch Situationen und Emotionen, die eine entsprechende Ausdrucksweise, wie oben aufgelistet, erfordern. Als Ergebnis ist mir nie ganz klar geworden, ob Angela, immerhin eine Hauptfigur, nun eine eher durchtriebene und hinterlistige oder eher eine ängstliche bzw. mutige Person ist. Mit Sicherheit ist sie keine göttliche Übermutter, sondern einfach ein Mädel in der großen Stadt, das stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist.

An einer Stelle wurde das Hörbuch etwas zu stark gekürzt. Bevor Angela Bobby Rosen besucht, muss sie seine Adresse erfahren. Entweder habe ich gepennt, oder die Art und Weise, wie sie an diese Adresse gelangt, wird wirklich nicht erwähnt. Dann wäre das ein kleiner Logikfehler.

Unterm Strich

Entgegen seinem Titel ist diese Pulp-Fiction-Geschichte aus dem Universum, aus dem Hardboiled-Krimis kommen, überhaupt kein Flop, sondern hat mir tierisch Spaß gemacht. Zum einen liegt es daran, dass etliche Restriktionen der Mainstream-Romane nicht mehr gelten, besonders was die Darstellung von sexuellen Beziehungen und „bad language“ betrifft.

Zum anderen ziehen die Autoren alle Register, um die Handlung sowohl mit allen möglichen Kicks zu versehen (Showdown, Verführung, Tricks) als auch sie möglichst unvorhersehbar verlaufen zu lassen. Das gelingt ihnen vollauf, und so blieb ich bis zuletzt bei der Stange, um zu erfahren, ob Max Fisher doch noch die gerechte Strafe ereilt und was wohl aus der scharfen Angela wird. Der Originaltitel „Bust“ ist vieldeutig, aber eine der Bedeutung lässt sich auf jeden Fall mit Angelas Oberweite in Verbindung bringen.

Das Hörbuch

Reiner Schöne ist fast schon die Idealbesetzung als Erzähler dieser Hardboiled-Krimis, die |Argon| jetzt bringt. Es mag ihm zwar etwas an Flexibilität hinsichtlich seiner Stimme fehlen, aber dafür ist seine Ausdrucksfähigkeit hinsichtlich bestimmter Szenen und Emotionen sehr vielseitig. Er könnte die Figuren aber noch etwas besser charakterisieren.

Diese neue Reihe des |Argon|-Verlags ist für unvoreingenommene Leser von Krimis, die auf Bildungsanspruch pfeifen, ein gefundenes Fressen, und ich werde sicher noch weitere Titel der Reihe vorstellen.

Originaltitel: Bust, 2005
Aus dem US-Englischen übersetzt von Richard Betzenbichler
275 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 9783866104556

http://www.argon-verlag.de

Michalewsky, Nikolai von / Redeker, Jochim-C. / Weymarn, Balthasar von – Mark Brandis: Verrat auf der Venus (Hörspiel, Folge 2)

_Verrat auf Luna, Rebellen auf der Station_

Das Jahr 2120: General Gordon B. Smith beherrscht nach seinem Putsch die halbe Erde – auf seinem Weg zur Weltherrschaft stehen ihm nur noch die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) und die kleine Kolonie auf der Venus im Weg. Seitdem die Venus sich symbolisch von der Union losgesagt hat, muss sie mit der Invasion der religiösen Bewegung der „Reinigenden Flamme“ rechnen. Smiths Anhänger werden zuschlagen, aber keiner weiß, wo zuerst.

Mark Brandis ist nun Commander der |Delta VII|, eines revolutionär schnellen Raumschiff-Prototyps. Obwohl dieses Schiff dem General nicht in die Hände fallen darf, wird ausgerechnet Brandis für eine Geheimdienstmission ausgewählt, die ihn und seine Crew direkt vor die Höhle des Löwen führt: auf den Erdmond …

_Der Autor_

Nikolai von Michalewsky (1931-2000) war bereits Kaffeepflanzer, Industriepolizist, Taucher und Journalist gewesen, als sein erster Roman 1958 veröffentlicht wurde. Am bekanntesten wurde er ab 1970 mit den Mark-Brandis-Büchern, der bis heute (nach Perry Rhodan) mit 31 Bänden erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Reihe.

Seine konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart im Kontext der Zukunft zu behandeln, trug Michalewskys Serie eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Seine besondere Zuneigung galt besonders dem Hörspiel. Er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands. Ihm und seiner Frau Reinhild ist dieses Hörspiel gewidmet. (Verlagsinfo)

_Die Macher / Die Sprecher / Die Inszenierung_

Die Macher und Regisseure sind |Interplanar.de|:

Jochim-C. Redeker: Sounddesign, Musik und Schnitt
Balthasar von Weymarn: Dramaturgie, Wortregie und Schnitt

Jochim-C. Redeker, geboren 1970, lebt seit 1992 in Hannover. Gelernt hat er das Produzieren in der SAE Frankfurt, seither arbeitet er als Tonmeister für Antenne Niedersachsen. An zwei Virtual-Reality-Projekten hat er als Sounddesigner gearbeitet. Er gibt Audio- und Hörspielseminare und arbeitet als Werbetexter und Werbesprecher für zahlreiche Unternehmen sowie für Kino- und Radiowerbung. Musikalisch betreut er neben seinen eigenen Projekten auch Jingle- und Imageproduktionen. Bereits 1988 brachte ihm eine frühe Hörspielarbeit mit Balthasar den Sonderpreis der Jury für akustische Qualität beim Maxell-Momentaufnahmen-Wettbewerb ein.

Balthasar von Weymarn, geboren 1968, lebt seit 2006 im Taunus bei Frankfurt. Ausgebildeter Dramaturg und Filmproduzent (Filmstudium Hamburg); arbeitet auch als Skriptdoktor, -autor und Ghostwriter für Unternehmen wie Bavaria Film, Odeon Pictures, Tandem Communications, Storyline Entertainment u. a.

Die Aufnahmeleitung lag in den Händen von Thomas Weichler.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Michael Lott spricht: Commander Mark Brandis
Martin Wehrmann: Lt. Iwan Stroganow (sein Waffenoffizier
Rasmus Borowski: Lt. Antoine Ibaka (sein Bordingenieur)
Holger Umbreit: Cpt. Robert Monnier
Dorothea Anna Hagena: Ruth O’Hara, Brandis‘ Gattin
Christine Mühlenhof: Bordcomputer CORA (Central Oral Response Avatar)
Daniela Hoffmann: Angelica Nelson (dt. Stimme von Julia Roberts)
Wolfgang Kaven: Lt. Karwik
Leon Boden: Prof. Westhoff, Venus
Thomas Vogt: Major Bogdan Bjelowski, Geheimdienst
Martin Kunze: Colonel Larriand
Michael Westphal: Kommissar Malamud, Venus
Ulrike Kapfer: Iris, Station
Robert Vogel: Sven Björnsen
René Wagner: VEGA Venus
Wolf Frass: Prolog
u. a., darunter Reinhild von Michalewsky.

Das Hörspielmanuskript schrieb Balthasar v. Weymarn nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai von Michalewsky.

_Hintergrund und Vorgeschichte_

Die Mark Brandis-Hörspielreihe begann 2005-2007 mit [„Bordbuch Delta VII“. 4995 Inhaltlich unterscheidet sie sich in einigen wichtigen Punkten von den Büchern.

* Die Geschichten sind um 50 Jahre in die Zukunft verlegt, die Saga beginnt also 2119;

* Die Kürzel EAAU und VOR sind zu „die Union“ und „die Republiken“ geworden;

EAAU: Die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU) ist ein transkontinentaler Staatenverbund und wurde als Zusammenschluss der drei Kontinente Europa, Amerika und Afrika ca. 1999 gegründet – ihr assoziiert ist Australien. Während Europa der Kontinent ist, der über die längste Tradition verfügt, haben sich Afrika und Amerika zu den industriell bedeutendsten Kontinenten entwickelt.
Flagge: ein Ring goldener Planeten um drei kleeblattartig angeordnete grüne Kontinente auf weißem Grund.
Hauptstadt: Metropolis

VOR: Die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) sind ein transkontinentaler Staatenverbund und umfassen zwischen Ural und der Pazifikküste die asiatischen Staaten einschließlich Ozeaniens.
Flagge: zwei gekreuzte Mongolenschwerter vor einer gelb-roten Sonne.
Hauptstadt: Peking

* Computer müssen nicht jedes Mal neu programmiert werden, sondern kümmern sich selbständig um ihre Aufgaben (daher kein „Technobabble“). |Delta VII| besitzt eine sprechende „Persönlichkeit“ mit dem Namen CORA, die von jedem Ort im Schiff aus zu erreichen ist;

* Die |Delta VII| besteht aus Brücke, Aufenthaltsraum/Messe, Maschinenraum und den Quartieren, dazu noch zwei Schleusen (Hauptschleuse kielseits und Dingischleuse deckseits); sie ist außerdem kein raketenartiger Vertikalstarter mehr;

* Mark Brandis und Ruth O’Hara können sich „Videobriefe“ schreiben; sog. Homeservice-Tapes (erinnert sich hier wer an „Das Arche Noah-Prinzip“?***) und sind bereits verheiratet, dafür hat Lt. Antoine Ibaka seine Frau Lydia erst auf der Venus kennengelernt;

* Die Geschichte ist gestrafft – so beginnt sie bereits mit dem Anflug auf die Erde (statt dem Anflug auf die Venus);
* Die „Reinigende Flamme“ hat bereits einmal (vor dem ersten Band) versucht, die Macht in der EAAU zu übernehmen. Da dieser Putsch damals vereitelt wurde, sind Mitglieder der Regierungen der Bedrohung gegenüber nachlässig geworden;

* Tom Collins‘ Rolle als Wegbereiter Smiths ist ausgedehnt;

* Alexander Repin ist nicht „Vorsitzender des Rates für Innere und Äußere Sicherheit“ auf der Venus, sondern Gouverneur;

* Die Venus leitet Energie aus dem Treibhauseffekt per Fernübertragung an die Erde;

* |Delta VII| kann in der SK-Konfiguration bis zu acht schwere Raketentorpedos neben den Energiewaffen abfeuern;

* Robert Monnier hat eine medizinische Zusatzausbildung;

* Die Technik der Gehirntransplantation (Brigadegeneral Rodriguez) ist durch ein verfeinertes Scanning-Verfahren ersetzt;

* Der Frachterkapitän Nelson (vgl. Aufbruch zu den Sternen) hat eine Tochter, die als Reporterin arbeitet.

***: Am Anfang seiner Spielfilmkarriere ging es Roland Emmerich um eins: Um die Umwelt. Das ARCHE NOAH PRINZIP (1984) könnte man als Öko-Klimakatastrophen-Science-Fiction-Thriller bezeichnen.

|Die Venus-Kolonie|

Die Chinesen errichteten auf dem Mars die erste Kolonie, deshalb wollte die westliche Union lieber die Venus besiedeln. Erst mit der Entdeckung einer chemischen Konstante Mitte des 21. Jahrhunderts gelang ein Durchbruch, und seither macht die Zersetzung von Schwefelsäure und Kohlendioxid in der Venus-Atmosphäre Fortschritte, wird aber erst Ende des 22. Jahrhundert abgeschlossen sein. Aufgrund der hohen Oberflächentemperatur von zunächst 450 °C und der langen Venustage (1 Tag entspricht 5832 Stunden) war und ist eine Besiedlung nur in Polnähe möglich. Bis 2095 wurde eine Strafkolonie unterhalten. Ein Schirm wurde errichtet, Forscher und Zivilisten folgten. Bodenwärme wurde in Energie umgewandelt, und die Venuskolonie prosperiert. (aus dem Booklet, abgewandelt)

_Handlung_

Fünf Monate nach der Unabhängigkeitserklärung der Venus will die Reporterin Angelica Nelson Brandis interviewen, der von Gouverneur Repin zum Commander der |Delta VII| ernannt worden ist, nachdem sich Brandis‘ Vorgänger Commander John Harris bei einem heroischen Einsatz auf der Erde geopfert hat. Doch Brandis lehnt das Interview ab, weil Nelson die Tochter des Kapitäns der |Barbarossa| ist, der sich nun auf der Erde befindet – in der Gewalt von General Smith. Wer weiß, ob er nicht der Gegenseite in die Hände spielen würde.

Als Brandis zusammen mit der Reporterin im Gleiter sitzt und sie durch die Stadt fliegen, ertönt plötzlich der Notalarm. Brandis befiehlt Nelson auszusteigen, doch sie hat zu große Angst vor dem Sprung und stürzt mit dem Gleiter ab. Doch wer oder was hat den Absturz verursacht, fragt sich Brandis, der noch rechtzeitig mit dem Fallschirm „ausgestiegen“ ist. Gibt es Spione und Saboteure auf der Venus?

Brandis wird zu Gouverneur Repin gebeten. Er ist froh, dass Repin die Bitte General Smiths, Stützpunkte auf der Venus errichten zu dürfen, abgelehnt hat. Man hat auch den Heckenschützen gefunden, dem Nelson zum Opfer fiel, doch der Vorfall wird als Unfall vertuscht. Repin will Smith offenbar keinen Grund zur Aggression geben. Die Besetzung droht.

Larriand, der Stellvertreter Repins, macht Brandis klar, dass die Venus einen Spion in der Nähe Smiths habe und man diesen Spion auf dem Mond treffen müsse. Da der Direktor der VEGA, Westerhoff, diese Mission unterstützt, erklärt sich Brandis bereit, den Geheimdienstler Major Bjelowski hinzufliegen. Der Haken daran: Als Pilot wird Brandis sein alter Feind Robert Monnier zugeteilt. Na, das ja heiter werden, denkt der Raumschiffkapitän im Stillen.

Auf dem Mond landen sie bei Camp Luna Fünf. Major Bjelowski steigt aus, um den Abgesandten der VOR-Republiken, General Rodriguez, zu treffen. Doch da tauchen unbekannte Schiffe auf, die die |Delta VII| unter Beschuss nehmen. Sie wurden verraten! Es gelingt Brandis bei einem Alarmstart noch, Rodriguez an Bord zu nehmen, doch was ist mit Bjelowski? Die |Delta VII| schießt die feindlichen Zerstörer, die von der Union kommen, ab. Verblüfft hört Brandis die Stimme eines Totgeglaubten: Commander John Harris! Eine weitere Überraschung wartet auf ihn: Brigadegeneral Rodriguez ist eine Frau.

Als sie zur Venus zurückfliegen, wird Leutnant Ibaka stutzig: Etwas stimmt dort nicht. Ist die Venus bereits von Smiths Sturmtruppen besetzt worden?

_Mein Eindruck_

Selbst ein kleiner Abstecher nach Luna kann doch recht aufregend sein. Leider aber auch verwirrend. Man muss also Zuhörer schon aufpassen wie ein Schießhund und Ohren haben wie ein Luchs, will man dem rasanten Gefecht über der Mondoberfläche einigermaßen folgen. Am besten hört man sich diese Folge mindestens zweimal an.

Hinzu kommt ein zweiter Handlungsschwerpunkt im Anschluss an die Beinahe-Rückkehr zur Venus, die ja mittlerweile nicht mehr anlaufbar ist. Die |Delta VII| braucht eine neue Basis, um weiter operieren zu können. Eine Raumstation zur Nachrichtenübermittlung und Wetterbeobachtung ist mit dem Treibstoff noch erreichbar. Doch auch dort findet ein heftiges Gefecht mit den Smith-Truppen statt. Dies kann Brandis‘ Mannschaft zusammen mit den Widerstandskräften der Station jedoch für sich entscheiden.

In einer „normalen“ Serie hätten die Produzenten diese doppelte Handlung auf zwei Folgen verteilt, doch hier wollte man offenbar die Geschichte auf einer positiven Note enden lassen, wie schon im Vorgänger. Mit dem Erfolg der Rebellen auf der Station ist dies gegeben, und der Hörer kann sich zufrieden zurücklehnen: Brandis & Co. haben mal wieder das Weltall vor dem Schlimmsten bewahrt.

Allerdings muss der Hörer für diese zwei Handlungsschwerpunkte, die nur durch eine actionlose Durststrecke verbunden sind, einen langen Atem mitbringen: Die Episode ist ganze 76 Minuten lang, also rund 20 Minuten mehr Zeit als für eine durchschnittliche |Perry Rhodan|-Folge aufgewendet wird. Aber man kann ja mal eine kleine Pause in der Mitte einlegen, damit man für die zweite Hälfte wieder aufnahmefähig ist. Hab ich natürlich aus Zeitmangel nicht gemacht, sondern mental die Zähne zusammengebissen und bis zum bitteren Ende mitgeschrieben.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Ich fand, dass die Sprecher nicht besonders gut zur Geltung kamen. Das liegt daran, dass sie alle nur sehr kurze Sätze zu sprechen haben. Ich hatte den Eindruck, als würde alles zerhackt werden, um den Eindruck von Dynamik und Entwicklung zu erwecken – was ja auch voll gelungen ist. Diese Vorgehensweise degradiert die Sprecher jedoch zu Lieferanten von Sprechblasen.

Ausdrucksstarke Momente sind dünn gesät, so etwa, als Daniela Hofmann mit ihrer verführerischen Julia-Roberts-Stimme dem harten Raumfahrer Mark Brandis auf die Pelle rückt, oder als die Rebellin Iris sich mit Brandis auf der Raumstation verbündet. Der Rest des Textes besteht meist aus verbalem Schlagabtausch. Ich habe den Verdacht, dass dieser Stil für männliche Zuhörer ganz in Ordnung ist, beim weiblichen Publikum jedoch auf weit weniger Gegenliebe stoßen dürfte. Denn dieses mag es lieber emotional, wenn nicht sogar romantisch. Mit dem Auftreten dreier weiblicher Nebenfiguren dürfte das weibliche Publikum diesmal wesentlich besser bedient sein als im Vorgänger.

|Die Geräusche|

Die Geräuschkulisse erstaunt den Hörer mit einer Vielzahl mehr oder weniger futuristischer Töne, so etwa die Triebwerke der |Delta VII|, doch wenn man ein Fan von SF-Fernsehserien ist, dann dürfte einen dies nicht gerade umhauen, sondern eher ganz normal vorkommen. Immerhin trägt der gute Sound dazu bei, den Hörer direkt ins Geschehen hineinzuversetzen, und das kann man von den wenigsten SF-Fernsehserien behaupten.

Die meisten wie etwa „Classic Star Trek“ oder „Raumpatrouille Orion“ sind viel zu alt für solchen Sound, und „Babylon 5“ oder „Andromeda“ klingen zwar toll, spielen aber in abgelegenen Raumgegenden, wo irdische Ereignisse kaum eine Rolle spielen. Dadurch hebt sich „Mark Brandis“ im Hörspiel bemerkenswert von solchen TV-Produktionen ab, von SF-Hörspielen ganz zu schweigen. Nur „Perry Rhodan“ von |STIL / Lübbe| kann in dieser Liga mitspielen.

|Musik|

Ja, es gibt durchaus Musik in diesem rasant inszenierten Hörspiel. Neben dem Dialog und den zahllosen Sounds bleibt auf der Tonspur auch ein wenig Platz für Musik. Sie ist wie zu erwarten recht dynamisch und flott, aber nicht zu militärisch. Allerdings schrammt sie manchmal hart am Marschrhythmus entlang. Vermutlich ergibt sich aus der Nähe zur militärischen Hierarchie, die auf den Schiffen umgesetzt wird, und dem Zwang des Produzenten, dem Hörer zu suggerieren, dass „unsere Jungs im All“ das Kind schon schaukeln werden.

Hier setzt sich für mich die alte Heinlein-Ideologie fort, wonach es dem Menschen bestimmt sei, den Weltraum zu erobern, und zwar egal, mit welchen Mitteln. Zum Glück setzt sich rechtslastige Ideologie in der Handlung nur auf der Gegenseite durch, und so können Brandis und Co. weiterhin für demokratische Werte eintreten.

_Unterm Strich_

Diesmal wird das Hörspiel von zwei Handlungsschwerpunkten bestritten, die einmal auf dem Erdmond, zum anderen auf einer Raumstation stattfinden. Eigentlich hätte man gut und gern zwei separate Hörspiele daraus gestalten können, so aber ist das Hörspiel zu Überlänge aufgeblasen worden: 76 Minuten. Das erste Hörspiel [„Bordbuch Delta VII“ 4995 war nur 62 Minuten lang, was ein durchaus erträglicher Umfang ist. Bei 76 Minuten sollte der Zuhörer jedoch eine Pause einlegen, um noch aufnahmefähig bleiben zu können. Ansonsten gibt’s mal wieder Action satt.

Ähnlich wie manche Handlungsstränge der „Perry Rhodan“-Hörspiele greift auch die Mark-Brandis-Serie politische Themen auf statt nur auf die Karte der abenteuerlichen Erforschung fremder Welten zu setzen. Das finde ich schon mal sehr löblich, denn so kann der Hörer die gezeigten Vorgänge mit seinen eigenen sozialen und politischen Verhältnissen vergleichen und sie, mit etwas Verstand, auch kritisch bewerten. Unterschwellig warnt der Autor dieses Stoffes vor einer faschistischen Diktatur.

„Mark Brandis“ ist als Hörspiel professionell inszeniert, spannend, stellenweise actionreich und mitunter sogar bewegend. Leider wird ein wenig zu viel auf zu wenig Platz gepackt, und dies degradiert die Sprecher zu Lieferanten von Sprechblasen. Nur selten können sie ernstzunehmende Emotionen ausdrücken, bevor die nächste Attacke von Musik oder Soundeffekten ihren Text unter sich begräbt. Dieser Stil ist zwar auch in „Perry Rhodan“ anzutreffen, aber nicht in den qualitativ höherwertigen POE-Hörspielen. Je nach Stil-Vorliebe dürfte sich dann das Publikum entsprechend entscheiden.

Ich selbst fand das Hörspiel unterhaltsam, aber wegen seiner Überlänge ganz schön anstrengend. Und an die Handlung könnte ich mich ohne meine Notizen beim besten Willen nicht mehr erinnern.

Fazit: vier von fünf Sternen.

|76 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-88698-773-3|
http://www.sprechendebuecher.de
http://www.markbrandis.de
http://www.interplanar.de

Sassenberg, Volker – Abseits der Wege. Kapitel 4: Verborgen

[„Kapitel 1: Unweit“ 3269
[„Kapitel 2: Stromabwärts“ 4207
[„Kapitel 3: Wehrlos“ 4638

Die Charaktere sind eingeführt, die Hintergründe grob umrissen und die Handlung hat, vor allem gegen Ende der letzten Folge, an Fahrt gewonnen. „Abseits der Wege“, das Fantasy-Hörspiel von Volker Sassenberg und Andreas Gloge, geht mit „Verborgen“ in die vierte Runde.

_Inhalt_

Gaston Glück ist mit seinen Freunden Halmir und Dunring dank der Hilfe der Königstochter Myrell aus dem Gefängnis der Purpurnen Prüfer geflohen. Während sie das Weite suchen, müssen sie jedoch eine grauenvolle Entdeckung machen: Der Verweser, ein Geschöpf aus einer längst vergangenen Epoche, ist zurückgekehrt und bedroht das Gleichgewicht der Welt. Zum einen zieht das Welkenwerk immer größere Kreise und bedroht die Grundfesten des Reiches, zum anderen greifen die Purpurnen Prüfer nach der Macht und wollen ihren Einfluss mit der Kontrolle des Verwesers unterstreichen. Es ist schwer, in Zeiten solch rascher Veränderungen noch zwischen Freund und Feind zu unterscheiden, denn jeder spielt sein eigenes Spiel, um seine Pläne durchzusetzen.

Immerhin scheint Myrell, die Gaston bereits von einem früheren Besuch in seinem Heimatdorf Tiefenhag kennt, endlich ihre Maske abzulegen und die Wahrheit aufzudecken. Sie steht auf Gastons Seite und der seines Vaters Tebald, der als Nebelchronist die Welt vor Gefahren beschützen soll. Jeder Nebelchronist, so Myrell, besäße ein schwarzes Pergament. Die Seiten müssten in Zeiten des wiederkehrenden Chaos gebunden werden, um den Schutz, den diese Seiten ermöglichen, zu erneuern. Das Buch könne jedoch nur an einem bestimmten Ort gebunden werden. Dumm nur, dass dieser ausgerechnet in den Frostklüften, einem schwer zugänglichen Gelände, liegt.

Obwohl Gaston noch unschlüssig ist und am liebsten zurück nach Tiefenhag möchte, willigt er schließlich ein, Myrell zu begleiten. In einer Kutsche macht er sich mit Myrell, Dunring und Halmir auf den Weg. Doch ihre Fahrt wird abrupt gestoppt: Ein fallender Baum – etwa der Einfluss von Welkenwerk? – kracht auf sie hernieder und lässt die Kutsche einen Abhang hinunterschlittern. Als Dunring und Halmir wieder die Augen öffnen, erwachen sie getrennt von den anderen. Verletzt sind sie nicht, so dass sie die Gegend erkunden und sich in den Weinenden Gärten wiederfinden. Doch ihre Erkundung währt nicht lange, denn wenig später fallen sie in einen unnatürlichen Schlaf.

An einem anderen Ort, nur unweit entfernt, aber doch außer Sichtweite, erwacht auch Myrell neben Gaston, doch auch sie ermüdet sofort wieder. Nur Gaston, der unwissentlich einen Splitter von Welkenwerk in seiner Brust trägt, ist gegen den Einfluss des Ortes gefeilt. Er schafft es, seine Begleiterin aus der Gefahrenzone zu bringen, kommt allerdings nicht weit. Denn ganz in der Nähe des Unfallortes gelangt das Duo in eine von Hecken und Beeten hergerichteten Anlage, in dessen Zentrum ein altes Gemäuer steht. Das Anwesen entpuppt sich als das der Oberen Evoría, die den Gästen eine Unterkunft anbietet. Doch steht sie wirklich auf ihrer Seite? Und wo sind Hamlir und Dunring geblieben, die noch immer nicht aufgetaucht sind?

_Bewertung_

Mittelteile haben – sei es als Roman, Film oder eben als Hörspiel – einen entscheidenden Nachteil: Sie weisen weder einen richten Anfang noch ein richtiges Ende auf. Stattdessen müssen sie eine Brücke zwischen Beginn und Abschluss schlagen, die Spannung aufrechterhalten und diese am besten noch erhöhen. Aber sie dürfen bloß nicht zu viel vorweg nehmen, um den finalen Höhepunkte im letzten Teil nicht zu zerstören.

Trotz dieser Schwierigkeiten sind Trilogien und mehrteilige Reihen im fantastischen Genre die bevorzugte Veröffentlichungsform. Ein ertragreiches Produkt will natürlich ausgeschlachtet werden. Autoren und Regisseure scheitern dabei jedoch immer wieder, denn oftmals ist der Mittelteile einer Trilogie der dramaturgisch schwächste. Oder, im Fall einer langen Serie, verliert der Autor seine ursprüngliche Idee aus den Augen oder ergeht sich in belanglosen Nebenhandlungen, bis er nicht mehr weiß, wie er alle Handlungsfäden wieder schlüssig zusammenführen soll.

Der Bezug zu „Verborgen“, dem vierten Teil von Abseits der Wege, ist schnell hergestellt, denn nach den einleitenden Episoden und dem Auftauchen des Verwesers zum Ende des dritten Teils geht die auf zwölf Folgen ausgelegte Hörspiel-Serie nun zu den Folgen des Mittelteils über. Die Ereignisse um Gaston Glück, die Nebelchronisten und das Welkenwerk sollen sich behutsam steigernd bis zum Finale zuspitzen. Das gelingt mit Folge vier jedoch nur teilweise.

Die ersten Kapitel der CD sind noch äußerst spannend und knüpfen direkt an die vorangehende Episode an. Myrell und die drei mehr durch unglückliche Zufälle ins Abenteuer geratenen Tiefenhager Gaston, Halmir und Dunring sind soeben den Fängen der Purpurnen Prüfer entkommen und befinden sich auf der Flucht. Der Aufbruch ist dramatisch und rasant in Szene gesetzt und packt den Hörer von der ersten Minute an. Zudem gibt Myrell einige Informationen preis, die es Gaston wie auch den Hörer ermöglichen, einige vorausgehende Entwicklungen in einem neuen Zusammenhang zu betrachten.

Mit dem Unfall der Kutsche, der ihre Flucht vorerst stoppt, geht jedoch ein Bruch daher. Produzent Volker Sassenberg drosselt merklich das Tempo und lässt die Protagonisten, nur noch zu Fuß unterwegs, die ungewohnte Umgebung erkunden. Die Weinenden Gärten und die Szenen im Anwesen der Oberen Evolía sind atmosphärisch dicht erzählt, können die aufgebaute Erwartungshaltung der bisherigen Handlung aber nicht befriedigen. Vielmehr wirkt die Begegnung mit der charakterlich undurchsichtigen Frau wie ein Zwischenstück, das eingeschoben worden ist, um die Folge auf sechzig Minuten Länge zu ziehen. Denn das eigentliche Ziel der Reise, die Frostklüfte, nehmen Gaston und Myrell erst wieder auf, als die Abschlussmusik ertönt: ein passender Cliffhanger für den folgenden Teil.

Ob die Ereignisse in „Verborgen“ doch in einem größeren Kontext stehen, vermögen erst die Folgeepisoden zu klären. Der Aufbau dieser Folge lässt dies jedoch eher nicht vermuten. So bleiben also ein leicht fader Nachgeschmack hinsichtlich der eingebauten Nebenhandlung und nur die Hoffnung, dass es in Teil fünf auf dem gewohnt hohen Niveau mit den im Mittelpunkt stehenden Ereignissen weitergeht. Wenn „Verborgen“ als kaum Brücken schlagender Mittelteil der Serie eine Ausnahme darstellt und das Hörvergnügen zukünftig nicht weiter gestreckt wird, kann „Abseits der Wege“ diese Folge ohne weiteres verkraften. Der Regelfall sollte so aber nicht aussehen.

http://www.abseitsderwege.info
http://www.abseits-der-wege.net
http://www.dg-literatur.de
http://www.karussell.de

[„Kapitel 5: Jenseits“ 5389

Krajewski, Marek – Kalenderblattmörder, Der

Bereits Susanne Goga hat mit [„Leo Berlin“ 1597 bewiesen, dass die Zwanzigerjahre einen durchaus reizvollen Krimi-Schauplatz abgeben. Ein zweiter Autor, der sich dieser Zeit als Hintergrund seiner Romane widmet, ist der Pole Marek Krajewski. Seine Romane um den eigenwilligen Kriminalrat Eberhard Mock spielen dagegen jedoch in Breslau und nicht in Berlin. Doch seine Einblicke in die Gesellschaft und den Geist der damaligen Zeit lassen ein ganz ähnliches Bild entstehen.

Es ist das Jahr 1927, als Kriminalrat Eberhard Mock eine Reihe recht mysteriöser Morde aufzuklären hat. Ein Musiker wird lebendig eingemauert aufgefunden und ein Stadtrat baumelt kopfüber mit einer Klaviersaite befestigt von einem Kronleuchter. Doch dies sind nicht die beiden einzigen Mordfälle, die Mock zu schaffen machen. Was Mock und seinen Kollegen besonderes Kopfzerbrechen bereitet, sind die abgerissenen Kalenderblätter, die der Mörder an den Leichen zurücklässt. Worauf spielt er damit an? Nachdem Mock lange Zeit im Dunkeln tappt, deutet eine Spur bis weit in die Vergangenheit Breslaus …

Derweil plagen Mock aber auch noch ganz andere Probleme. Seine Ehe läuft nicht besonders gut. Mock hat einen Hang zum Alkohol und geht nicht immer ganz sanft mit seiner Frau um – bis selbige ihn eines Tag Hals über Kopf verlässt. Mock versucht herauszufinden, was seine Frau hinter seinem Rücken treibt, und dazu werden auch schon mal die Kollegen zur Observierung der werten Gattin beordert …

Marek Krajewski skizziert das Breslau der 20er Jahre als ein Ort des Umbruchs. Die feine Gesellschaft genießt das Leben in vollen Zügen. Alkohol und Kokain wird dabei gerne mal reichlich zugesprochen und man vergnügt sich auch schon mal mit einer kleinen Orgie. Auch Mocks Frau scheint dem nicht abgeneigt zu sein und sucht den Spaß außerhalb des Ehebettes und der rustikalen Zuneigung des Kriminalrats Eberhard Mock. Die Schilderungen um die Erlebnisse von Mocks Frau spiegeln die Dekadenz der damaligen Oberschicht wider. Hinter den Türen der noblen, gut betuchten Breslauer Bürgerlichkeit tun sich Abgründe auf. Kaum ein Tabu bleibt ungebrochen.

Hinter dieser Dekadenz verbirgt sich aber auch eine zunehmende Verkommenheit, die in vielen Bereichen der Geschichte immer wieder durchschimmert. Alkoholismus ist salonfähig und geradezu alltäglich – auch unter Mocks Kollegen bei der Polizei. Und dass ein Eberhard Mock selbst im Ehebett derart rustikal zu Werke geht, dass das Wort Vergewaltigung keinesfalls übertrieben ist, und er obendrein seinen Posten dazu missbraucht, Kraft seine Amtes seiner Frau hinterherspionieren zu lassen, scheint ebenfalls niemanden zu kümmern. Auch sein Umgang mit Zeugen lässt nicht unbedingt die besten Manieren erkennen.

Das macht es dem Leser bzw. Hörer natürlich alles andere als leicht, den ungehobelten Kriminalrat ins Herz zu schließen. Mock ist kein Sympathieträger und schon gar kein strahlender Held im Dienste der Gerechtigkeit. Er ist ein sperriger Typ, dessen ungehobelte Art einem immer wieder gegen den Strich läuft. Da die Lesung von Hans-Werner Meyer obendrein gekürzt ist, fällt es schwer, sich so richtig auf Eberhard Mock einzulassen, und da er nun mal im Zentrum der Handlung steht, sorgt das für eine Distanz, die man bis zum Ende der Geschichte nicht so recht zu überwinden vermag.

Der Fall an sich ist durchaus spannend erzählt. Tappen Mock und seine Kollegen noch anfänglich komplett im Dunkeln, so offenbart sich mit der Zeit die Möglichkeit, dass die Taten irgendwie mit der Geschichte der Stadt verflochten sind. Und so entwickelt die Geschichte im Laufe der Ermittlungen noch einigermaßen Spannung. Etwas irritierend ist hingegen die Auflösung. Zum Ende hin bleibt einiges auf äußerst unbefriedigende Art offen im Raum stehen, und die mystische Note, die bei dieser Auflösung mitschwingt, hinterlässt einen recht unschönen Nachgeschmack. Dieser „Mystery-Faktor“ ist nicht nur unbefriedigend, sondern wirkt auch unstimmig.

Die 20er Jahre sind an sich eine verlockende Zeit voller Gegensätze, die einen hervorragenden Hintergrund für einen Roman abgibt. Ich hatte mir von diesem Hörbuch aber dennoch etwas mehr Atmosphäre erhofft. In der Kürze des Hörbuchs (gerade mal zwei CDs gegenüber 336 Buchseiten), scheint genau diese nämlich etwas auf der Strecke zu bleiben. Man merkt der Geschichte an, dass hier fleißig gekürzt wurde, und das ist sehr schade.

Hans-Werner Meyer macht als Erzähler seine Sache allerdings sehr gut. Er versteht sich darauf, die unterschiedlichen Figuren mit unterschiedlichen Stimmen zu lesen und lässt so im Kopf des Hörers ein Bild der unterschiedlichen Figuren entstehen.

Bleibt unterm Strich ein mittelmäßiger Eindruck zurück. Hans-Werner Meyer macht seine Sache als Vorleser sehr gut, wohingegen die Geschichte etwas zu straff erzählt scheint. Zu einer ohnehin schon so sperrigen Figur wie Eberhard Mock kann man so kaum eine Beziehung aufbauen, und daher bleibt in jedem Fall eine große Distanz zwischen Hörer und Figuren bestehen. Der Fall an sich ist zwar spannend, die mystische Note, die nach der Auflösung noch vieles im Unklaren lässt, stört hingegen.

Somit ist „Der Kalenderblattmörder“ leider nur ein allenfalls durchschnittliches Hörvergnügen. Im Zweifelsfall kann es also vielleicht sinnvoller sein, bei Marek Krajewski direkt zum Buch anstatt zum Hörbuch zu greifen.

http://www.hoca.de
http://www.dtv.de