Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Thomas, Jeffrey / Merlau, Günter – Punktown (inszenierte Lesung)

„Punktown“ ist das gleichnamige Hörbuch zu drei Dark-Fiction-Storys des Schriftstellers Jeffrey Thomas:

|Die Bibliothek der Leiden|

Der Polizeiermittler Mac Diaz besitzt einen implantierten Chip, der es ihm ermöglicht, die Details einzelner Verbrechen und Tatorte auf unbestimmte Zeit zu speichern und sich jederzeit an sie zu erinnern. Nebenwirkungen sind die Flashbacks und Albträume, die den Mann seither verfolgen.

|Alles aus Liebe|

Ein junger Performance-Künstler macht seine Gefährtin Nimbus zu seinem prunkvollsten Kunststück. Als die beiden in arge finanzielle Nöte geraten, verkauft sich Nimbus an den reichen außerirdischen Geschäftsmann Darik Stuul.

|Völlig vertiert|

Ein Einsatzkommando der Polizei jagt einen außerirdischen Tierhändler in einem alten, verwinkelten Gebäude. Doch keiner weiß, wie dieser Verbrecher aussieht, und dies ist für die Männer ein Wagnis, denn sie wissen nicht, wem sie letztlich gegenüberstehen: dem Tierhändler oder einer seiner Kreaturen.

_Meine Meinung:_

Günter Merlau vertonte das surreale Werk des Dark-Fiction-Autors Jeffrey Thomas, dessen Bücher im |Festa|-Verlag in ansprechender Aufmachung erscheinen, als Mischung aus Hörspiel und Hörbuch. Der Erzähler fungiert zumeist auch als Hauptfigur, geleitet den Hörer durch die Handlung und liest dabei den Text ausführlich vor. Lediglich die Dialogpartner haben andere Sprecher erhalten, so dass der Erzähler nicht die Stimme variieren muss, um beispielsweise wie eine Frau zu klingen. Natürlich wird hier dem Sprecher die Möglichkeit genommen, Text und Charakter selbst zu interpretieren. Nach langen Monologen und sich anschließenden kurzen Gesprächsfetzen wirkt die fremde Stimme im Kontext oft als störend.

Gelungen ist dagegen das zweigleisige Hörstück „Alles aus Liebe“, welches zum Großteil von Simone Pahl alias Nimbus und Martin Schleiß als Künstler Teal gesprochen wird. Der außerirdische Geschäftsmann Stuul wird eindrucksvoll von Michael Prelle dargestellt, dessen Name immer für Qualität bürgt. Dieses Hörstück ist das zweite und zugleich längste in der 3-CD-Box und besitzt zum Teil sehr intensive Erotik-Szenen, die an ein akustisches Werk von H. R. Giger erinnern.

In der ersten Story „Die Bibliothek der Leiden“ spricht Bernd Hölscher den Protagonisten Diaz. Dem Schauspieler gelingt es hervorragend, die Resignation und Verzweiflung, welche diese Figur empfindet, in seiner Stimme zu transportieren. Als Mutter des Polizisten brilliert Elga Schütz, deren schauspielerische Leistung als Malice Do’Urden in der Serie |Drizzt| unvergessen bleibt. Das Highlight des Hörbuches bildet aber die Darstellung des SEK-Mannes Yu durch den Sprecher Jan Spitzer, der mit seiner markanten Stimme für ein unvergessenes Hörerlebnis sorgt. Unterlegt werden die düsteren Geschichten alle von einer surrealen Musik und realistischen Effekten.

Die Geschichten von Thomas wirken wie eine groteske Mischung aus „Sin City“ und den Erzählungen von Edgar Allan Poe. Die Storys sind atmosphärisch sehr dicht und spielen in einer dunklen Zukunft, die alles andere als erstrebenswert ist.

Äußerlich macht die aufklappbare CD-Box einen sehr kunstvollen Eindruck. Die Illustrationen von Marc Robitzky passen perfekt zu den unheimlichen, düsteren Kurzgeschichten von Thomas und vermitteln einen treffenden ersten Eindruck, der dazu animiert, in das Werk hineinzuhören.

_Fazit:_ „Punktown“ ist eine gekonnt inszenierte Story-Sammlung des Autors Jeffrey Thomas mit professionellen, namhaften Sprechern und einem der düsteren Atmosphäre angepassten Musicscore.

|150 Minuten auf 3 CDs|
http://www.merlausch.de
http://www.festa-verlag.de

_Jeffrey Thomas auf |Buchwurm.info|:_
[„MonstroCity“ 2175

_Florian Hilleberg_

Vlcek, Ernst / Gülzow, Susa – Dämonenkiller: Im Zeichen des Bösen (Hörspiel-Edition 21)

Der Reporter Dorian Hunter reist mit seiner Frau Lilian und acht fremden Männern nach Österreich in das Dorf Asmoda, in dessen Nähe sich das schaurige Schloss derer von Lethian erhebt. Warum er diese Tour auf sich genommen hat, weiß Dorian selbst nicht so genau, und die Merkwürdigkeiten nehmen noch zu, als er erfährt, dass seine Mitreisenden am selben Tag geboren wurden wie er.

Auf dem unheimlichen Schloss Lethian machen die Reisenden die Bekanntschaft der Gräfin, einer dämonischen Frau, die während eines teuflischen Gelages ihren Gästen eröffnet, dass sie alle ihre Söhne seien und damit Kinder des leibhaftigen Satans. Gezeugt und geboren, um Angst und Schrecken unter den Menschen zu säen …

_Meine Meinung:_

Nach der kleinen |Dämonenkiller|-Serie aus dem Hause |Europa| ist dies nun der erste Versuch einer neuen Vertonung der Romane um Dorian Hunter. Zunächst als Serie im Verbund mit dem |Zaubermond|-Verlag geplant, muss dieses Hörspiel wegen Unstimmigkeiten zwischen den Vertragspartnern nun erst einmal als Einzelhörspiel herhalten. Schade eigentlich, denn was dem Hörer hier an Sprechern, Effekten und Musik geboten wird, ist schon enorm, zumal das Ganze auch noch in einer sehr ansprechenden Aufmachung daherkommt. Aber dazu später mehr.

Das Hörspiel an sich wäre die Investition so oder so wert. Eine derartige Produktion steht und fällt mit ihren Sprechern, allen voran dem Protagonisten und eventuell noch dem Erzähler der Geschichte. Hier brillieren vor allem Sascha Rotermund als Dorian Hunter und Stephan Schwartz als Erzähler. Beide sind erstklassige Mimen, die vor der Kamera und hinter dem Mikrofon bereits ausreichend Erfahrungen sammeln konnten. Umso schöner ist es, dass sie zu dieser Produktion ihre Zusage gaben.

Inhaltlich hält sich die Story sehr dicht an die Vorlage und vermittelt gleich von Anfang an das typische |Dämonenkiller|-Flair. Zu Beginn stellt Stephan Schwartz den Protagonisten vor, der sich zunächst einmal nicht sonderlich vom herkömmlichen Heftchenhelden unterscheidet. Nur was seine Herkunft und seine Vergangenheit anbetrifft, weist der gute Dorian einige eklatante Unterschiede zu den übrigen Herren mit der weißen Weste auf. Der einzige Störfaktor in der Sprecherriege ist Konstantin Graudus als Vukujev, der den Wahnsinn dieses Charakters zu überzogen und banal darstellt, ansonsten macht aber auch er seine Sache hervorragend. Tina Eschmann alias Lilian Hunter ist ebenfalls ein echter Glücksgriff, und es gelingt ihr, den Wahnsinn glaubhaft in Szene zu setzen.

Die Effekte sind sehr authentisch geraten, und insbesondere das bösartige Knurren des Werwolfs kommt perfekt rüber. Einen ganz großen Pluspunkt gibt es schließlich noch für die Musik, die einfach ideal zur Handlung passt. Besonders hörenswert ist hier der Titelsong „Dorian“, der von Ava Winter gesungen wird.

Äußerlich macht der Silberling eine mehr als gute Figur. Das Coverartwork von Mark Freier sucht seinesgleichen und die Illustrationen auf dem Booklet sowie auf der Rückseite der Hülle sowie der CD selber sind schlichtweg genial. Darüber hinaus präsentiert sich das Booklet nicht als Heftchen, sondern als großformatiges Klappbild, auf dem alle wichtigen Daten zum Hörspiel auf einen Blick zu sehen sind.

_Fazit:_ Was Regisseurin Susa Gülzow aus dem ersten |Dämonenkiller|-Roman gemacht hat, ist enorm. Profibesetzung, herausragende Musik und der nötige Humor machen „Im Zeichen des Bösen“ zu einem unvergessenen Hörerlebnis.

|73 Minuten auf 1 CD
empfohlen ab 12 Jahren|
http://www.nocturna-audio.de

_Florian Hilleberg_

Hardwick, Michael – Fluch von Baskerville, Der (Lesung)

|England, London 1902:|

Dr. Watson wandelt erneut auf Freiersfüßen, was Sherlock Holmes mit dem Gedanken an den Ruhestand spielen lässt. Doch die Schatten eines neuen Falles lenken das Detektiv-Duo einstweilen von seinen privaten Belangen ab. In Hampstead wurde ein Landstreicher von einem großen Hund angefallen. Die Anwohner sprechen von einer riesigen Bestie, und bald geht die Kunde um, der Hund der Baskervilles sei zurückgekehrt. Was aber hat das Auftauchen des Tieres mit dem Diebstahl der Gebeine von Oliver Cromwell zu tun, die jüngst entdeckt wurden? Cromwell war verantwortlich für die Hinrichtung König Karls I. und machte England damit zu einer Republik. Als der Sohn Karls I. die Verantwortlichen zur Rechenschaft zog und die Monarchie wieder einführte, ließ er Cromwell aufhängen.

Darüber hinaus wird Holmes vom angehenden König Edward VII. beauftragt, einer Dame einen Brief zu entwenden, der den Monarchen unter Druck setzen könnte. Zwischendurch müssen Watson und Holmes einen Fall in Frankreich klären und werden auf der Überfahrt vom Festland nach Großbritannien in einen mysteriösen Mordfall verwickelt. Holmes befürchtet, dass all diese Begebenheiten in einem engen Zusammenhang stehen. Der Meisterdetektiv muss sein ganzes Können unter Beweis stellen, um die einzelnen Mosaiksteine zusammenzufügen.

_Meine Meinung:_

Nun gibt es den [ersten Band 1082 der |Sherlock Holmes Criminal Bibliothek| aus dem |BLITZ|-Verlag als hochwertiges Hörbuch. Im Gegensatz zu anderen Labels entschied sich |Nocturna Audio| dazu, das Hörbuch nicht auf zehn CDs zu pressen und damit die Kosten in die Höhe zu schrauben, sondern packte das komplette Werk im mp3-Format auf einen einzigen Silberling. Das macht für den Hörer nicht nur den Transport angenehmer, sondern erspart auch das lästige Wechseln der einzelnen CDs. Zudem erspart es eine Menge Zeit, kann man doch mit wenigen Mausklicks die komplette zehnstündige Lesung auf seinen Mp3-Player überspielen.

Gelesen wird der Roman von Martin Heckmann, der vor allem im Werbe- und Rundfunk-Bereich tätig ist. Die charismatische Stimme des Mimen ist hervorragend dazu geeignet, die neuen Geschichten um Sherlock Holmes zum Leben zu erwecken. Gekonnt schlüpft Heckmann in die unterschiedlichen Rollen, verleiht jedem Charakter eine persönliche Note und liest den Text in einem angemessenen Tempo.

Der Roman selbst beschreibt eine sehr anspruchsvolle und undurchsichtige Geschichte, geschrieben vom Holmes-Experten Michael Hardwick. „Der Fluch von Baskerville“ stellt einen der umfangreichsten Fälle des Meisterdetektivs dar, und viele der von Doyle erdachten Figuren geben sich hier ein Stelldichein. Neben Holmes‘ Hauswirtin Mrs. Hudson haben auch Inspektor Lestrade und Sherlock Holmes‘ Bruder Mycroft überzeugende Auftritte. Hardwick schafft es auf erstaunliche Art und Weise, die Protagonisten im Sinne von Arthur Conan Doyle zu charakterisieren. Die verzwickte Handlung macht es indes nicht immer einfach, dem Text zu folgen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Trackeinteilung strickt der Kapitel-Unterteilung im Buch entspricht, was bedeutet, dass einige Tracks über eine halbe Stunde andauern, was eine direkte Anwahl bestimmter Szenen nicht gerade einfach macht.

Dieser Umstand wird durch die hervorragende Lesung Heckmanns wettgemacht, dessen stimmgewaltige Inszenierung ideal dazu geeignet ist, sich dem Vorleser anzuvertrauen und allein auf die Handlung zu konzentrieren. Der Ton des Hörbuches ist ebenfalls von sehr guter Qualität und rundet das Hörerlebnis gekonnt ab.

Die Aufmachung entspricht im Groben genau derjenigen des entsprechenden Buches aus dem |BLITZ|-Verlag. Mark Freier schuf ein schlichtweg geniales Titelbild, welches perfekt die Atmosphäre des Romans widerspiegelt und für sich allein schon die Lust am Zuhören weckt.

_Fazit:_

„Der Fluch von Baskerville“ ist die exorbitante Lesung eines [Spitzenromans, 1082 der lediglich durch seine vielen Handlungsstränge zum Teil etwas verwirrend ist. Martin Heckmann spricht den Text mit viel Hingabe und Engagement – eine vorzügliche Wahl des Regisseurs Sven Schreivogel, der die wunderbaren Geschichten dieser Reihe auch einem Publikum zugänglich macht, das selbst nicht die Zeit zum Lesen findet.

|ungekürzte Lesung, 600 Minuten|
http://www.nocturna-audio.de
http://www.BLITZ-Verlag.de

_Florian Hilleberg_

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: Ravens Geheimnis (Season 1 – Episode 6)

Episode 1: [„Die Zusammenkunft“ 4811
Episode 2: [„Verwandlungen“ 4826
Episode 5: [„Dämonische Leidenschaft“ 4833

Während sich Shania und Melvin ihre Liebe eingestehen, müssen Faith und Raven vor einem mächtigen Dämon namens Sin-Eater fliehen. Dieser Dämon ernährt sich von den Hirnen anderer Kreaturen – sowohl Menschen als auch Vampire -, und er hat noch eine Rechnung mit Raven offen.

Der Vatikan hat ebenfalls Wind davon bekommen, dass der Sin-Eater zurückgekommen ist, und setzt einen besonderen Geisterjäger auf die Kreatur an, den Dämonen-Vernichter Brandon Welf. Zur gleichen Zeit treffen Faith und Raven auf ihrer Flucht vor dem Dämon auf ihre Gegner Hunter und die beiden Dämonen-Frauen Rulfina und Valeria, die für den Tod von Faiths Eltern verantwortlich sind …

_Meine Meinung:_

In dieser Folge werden einige Weichen für die Zukunft gestellt. Zum einen erfährt Faith endlich, wer Raven wirklich ist, zum anderen betritt mit Brandon Welf ein neuer Charakter die Bühne, der in späteren Folgen noch eine tragende Rolle spielen wird. Schließlich gestehen sich Shania und Melvin ihre Liebe zueinander ein, und auch die wiederkehrenden Hauptgegner Hunter, Rulfina und Valeria sind mit von der Partie. Eine wahrlich bedeutsame Folge, und Simeon Hrissomallis lässt noch die beiden Untoten aus der ersten Folge auftreten, auch wenn sie nur recht kleine Rollen bekommen haben.

Neu zum Sprecher-Ensemble ist Thomas Danneberg gestoßen, der die Figur des Brandon Welf spricht. Ansonsten synchronisiert er hauptsächlich Schauspielergrößen wie John Travolta und Arnold Schwarzenegger. Faiths Anspielung auf den Terminator ist daher doppelt genial. Wohltuend kommt dem Hörspiel auch zugute, dass Faith dieses Mal nicht so exzessiv mit dummen Sprüchen um sich wirft. Dafür muss der Hörer die pubertären Frauengespräche zwischen Faith und Shania aushalten. Ist dies jedoch erst einmal ausgestanden, kommt die Story so richtig in Fahrt. Der Sin-Eater kommt mit seinem verzerrten Organ grausig-gut zur Geltung, und die Hirnfresserei sorgt für die obligatorische Portion Splatter, die maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass die Hörspiele ab 16 Jahren empfohlen werden.

Timo Würz hat auf dem Booklet-Cover den Sin-Eater dargestellt, wie er sich gerade an Faith vergreifen will. Hervorragende Grafik, die als Blickfang bestens funktioniert. Die Faith-Hörspiele stechen im Kaufhaus-Regal jedenfalls sofort ins Auge.

_Fazit:_

„Ravens Geheimnis“ ist eine bedeutsame Episode, in der entscheidende Weichen für die Serie gestellt werden. Das Eins-a-Sprecherensemble wird von Thomas Danneberg verstärkt und die Story entwickelt sich mehr und mehr zu einem spannenden Zyklus.

_Besetzung:_

Faith Miles: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Christopher Lane: Thomas-Nero Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Shania Francis: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Vin Masters: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Valeria: Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie, Jennifer Connelly)
Rufina: Ursula Hugo (Brittany Murphy, Tara Reid, Julie ‚Darla‘ Benz)
Hunter: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Petra Wolf: Erzählerin
Brandolf Welf: Thomas Danneberg (John Travolta, Arnold Schwarzenegger, Dennis Quaid)
Kardinal Savellieri: Christian Rode (Michael Caine, Christopher Plummer)
Michelle Colby: Joseline Gassen (Linda Hamilton, Bette Midler, Ellen Barkin, Mira ‚Delenn‘ Furlan)
Freier: Nicolas Böll (Emilio Estevez, Joaquin Phoenix)
Direktor Arowic: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones, Samuel L. Jackson)
Bud Nevis: Wolfgang Strauss
Felipe Rodriguez: David Russel

|69 Minuten auf 1 CD|
http://www.rb-company.de
http://85.25.136.73/shop2/index.php?user=rbcompany

_Florian Hilleberg_

Peter James – Nicht tot genug

Solide Krimikost, spannend vorgetragen

Drei ermordete Frauen in nur einer Woche – und alle wurden sie in den letzten Stunden ihres Lebens schwer gedemütigt und misshandelt. Und damit nicht genug. Auf den Rücken des zweiten Opfers hat der Täter einen Satz tätowiert: „Weil du sie liebst“! Und was hat die Gasmaske auf ihrem Gesicht zu bedeuten?

Der Hauptverdächtige, ein Geschäftsmann aus Brighton, scheint ein lückenloses Alibi zu haben, und doch finden sich an den Tatorten nur seine DNA-Spuren. Für Detective Superintendent Roy Grace von der Brightoner Kripo wird die Jagd nach dem Killer viel gefährlicher, als er das je erwartet hätte. Denn seine Freundin Cleo ist ins Visier des Täters geraten.

Peter James – Nicht tot genug weiterlesen

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: Dämonische Leidenschaft (Season 1 – Episode 5)

Episode 1: [„Die Zusammenkunft“ 4811
Episode 2: [„Verwandlungen“ 4826

Kaum ist Faith aus Irland zurückgekommen, erfährt sie, dass Melvin eine Freundin hat. Sonderbar ist allerdings der Umstand, dass sämtliche Liebhaber dieser Frau bestialisch ermordet wurden. Angeblich gehört Delia zu einer altmodischen Familie, die das Kind bereits seit Jahren mit einem Angehörigen einer anderen Sippe verlobt hat. Dieser Verlobte sei derart eifersüchtig, dass er die Geliebten einen nach dem anderen abschlachtet.

Noch wissen Faith und Shania nicht, dass sie es mit einem gefährlichen Dämon zu tun bekommen, der Melvin als nächsten auf seiner Liste zu stehen hat …

_Eindrücke_

„Dämonische Leidenschaft“ ist eine sehr rasante und gelungene Episode, in der Simeon Hrissomallis wieder einmal mythologische Kreaturen zum Leben erweckt. Dieses Mal sind es die Dämonen der Leidenschaft: Der weibliche Succubus und der männliche Incubus. Vor allem der gute Vin Masters muss in dieser Folge gehörig einstecken, in der die drei Freunde Faith, Shania und Melvin völlig auf sich allein gestellt sind. Die Ereignisse laufen derart zügig ab, dass keine Zeit bleibt, um Christopher Lane oder Raven zu informieren.

Für die nötige Portion Horror sorgt die Szene mit dem Zuhälter und seiner Geliebten, und die Splatter-Einlagen bestätigen die Altersempfehlung ab 16 Jahren. Die Folge verfügt über einen soliden Spannungsbogen und ein schon recht emotionales Finale, in dem man mit Delia, wunderbar dargestellt von Daniela Hoffmann, regelrecht Mitleid bekommen kann. Störend sind wieder einmal nur die eingebildeten und höchst unpassenden Kommentare von Faith, wenn sie mit den Dämonen im Clinch liegt. In dieser Folge hört sie sich an, als würde die Stadt ihr gehören. Das ist alles sehr pathetisch, aber auch derart überzogen, dass es schon wieder zum Schmunzeln anregt. Musik und Effekte sind dafür erneut erstklassig, insbesondere die Morde kommen äußerst eklig rüber.

Das Cover zeigt im Vordergrund vermutlich Faith und stellt die Protagonistin wirklich treffend und sehr hübsch dar. Der Stil von Timo Würz passt wirklich bestens zur Serie.

_Fazit:_ „Dämonische Leidenschaft“ ist eine spannende und blutige Folge, die mit wenigen, dafür aber umso besseren Sprechern auskommt. Wenn Faith weniger abgedroschene Phrasen zum Besten gäbe, wäre das Hörerlebnis fast perfekt.

_Besetzung:_

Faith Miles: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Shania Francis: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Vin Masters: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Delia Richards: Daniela Hoffmann (Julia Roberts, Calista ‚Ally McBeal‘ Flockhart)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Erzählerin: Petra Wolf
Amy: Anna Carlsson (Piper Perabo, Eliza ‚Faith‘ Dushku)
Levi: Nicolas Böll (Emilio Estevez, Joaquin Phoenix, Owen Wilson)
Johny Nielsen: Thomas Kästner (William ‚Raucher/Krebskandidat‘ Davis)
Larry: Wolfgang Strauss
Tim: Erminio Juliano

|48 Minuten auf 1 CD|
http://www.rb-company.de
http://85.25.136.73/shop2/index.php?user=rbcompany

_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan / Merlau, Günter / Sunjic, Janet – Fluch der blutenden Augen, Der (Larry Brent: Hörbuch 4)

Hörbuch 3: [„Nachts, wenn die Toten kommen“ 4810

Eigentlich wollte Larry Brent, seines Zeichens Spitzenagent der PSA, in London nur Urlaub machen. Doch gerade als er mit einer hübschen Inderin eine Geisterbahnfahrt unternimmt, holt ihn das Grauen ein: Seine aparte Begleiterin wird brutal ermordet, von dem Täter indes gibt es keine Spur.

Larry ahnt, dass mehr hinter diesem feigen Mord steckt, und er soll Recht behalten. Das Taxi, welches ihn ins Hotel bringen soll, ist eine Falle. Nur mit Mühe und unter Einsatz seiner |Smith & Wesson|-Laser kann er entkommen. Der Fahrer stirbt und bei der Bergung des Fahrzeuges, welches in der Themse landete, wird eine weitere Leiche gefunden. Der echte Taxifahrer wurde zuvor erschlagen und in den Kofferraum gelegt. Der Fahrer, der Larry chauffierte, war ein Mitglied der unheimlichen Sekte, die Larry Brent auf den Fersen ist.

Noch tappt der Agent im Dunkeln, doch schon im Hotel wartet die nächste Überraschung auf ihn: Auf dem Balkon seines Zimmers wird er von einem Inder angegriffen, den er ebenfalls zurückschlagen kann. Nur der Name „Robertson“ entweicht noch den Lippen des Meuchelmörders. Larry Brent ahnt, dass er das Opfer einer Verwechslung wurde, einer tödlichen Verwechslung, denn seine Gegner sind erbarmungslos. Von Scotland Yard erfährt Brent den Namen seiner indischen Begleiterin aus der Geisterbahn. Er stattet ihrem Vater, dem indischen Geschäftsmann Rasmandah, einen Besuch ab, nicht ahnend, dass er damit in die Höhle des Löwen gerät, denn der Inder huldigt einem grausamen Kult um die Blutgöttin Kali …

_Meine Meinung:_

Dan Shocker erzählt eine sehr rasante und spannende Geschichte um einen blutigen Götzenkult. Die Story ist natürlich reiner Trash, das merkt man deutlich an den unglaublichen Zufällen, durch die Larry erst in den Fall hineinstolpert. Der PSA-Agent macht just zu dem Zeitpunkt Urlaub in London, als sich Rasmandah auf die Suche nach dem verschollenen Forscher Robertson macht. Dass der Abenteurer dem sympathischen Brent zum Verwechseln ähnelt, trägt nicht gerade zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei. Wenn man sich jedoch auf die Handlung einlässt und für die abgedrehten Ideen des Autors etwas übrig hat, wird der Hörer bestens unterhalten.

Die Szenen in dem Anwesen des fanatischen Inders und Larrys Transport nach Indien sind hochspannend und nichts für Leute mit schwachen Nerven. An Dynamik, Witz und Tempo gewinnt der Roman zudem aufgrund der Inszenierung durch Rainer Schmitt, der die Story flott und sicher erzählt und dabei sein ganzes schauspielerisches Talent unter Beweis stellt. Wie er seine Stimme den unterschiedlichen Charakteren anzupassen vermag, ist schlicht phänomenal, insbesondere dann, wenn Schmitt plötzlich lauthals den Kummer einer verzweifelten Mutter über das Verschwinden ihres Kindes ins Mikrofon ruft oder als Marktschreier Kunden für die Geisterbahn anlocken will. Ein Lob gebührt auch dem Produzenten Günter Merlau von |Lausch| und der Regisseurin Janet Sunjic (ebenfalls |Lausch|), die zur rechten Zeit und an der richtigen Stelle stimmungsvolle Musik einspielen oder die Stimme Schmitts bei Telefonaten oder der oben erwähnten Ansage technisch so überarbeiten lassen, dass es sich tatsächlich so anhört, als ob Schmitt gerade durch einen Lautsprecher redete.

Zur Aufmachung dieser nostalgischen und grandios produzierten Hörbuch-Reihe braucht man nicht mehr viel zu schreiben. Wieder ist die CD-Box ein echter Blickfang, und das Zusammenspiel zwischen Original-Cover und typischer |Larry Brent|-Knochenklaue könnte idealer nicht sein.

_Fazit:_

“ Der Fluch der blutenden Augen“ ist die Spitzeninszenierung eines eher durchschnittlichen Romans durch das Team von |Lausch| und dem ehemaligen |Larry Brent|-Mimen Rainer Schmitt. Lässt man die Tatsache außer Acht, dass Schmitt in den Achtzigerjahren den PSA-Agenten in der gleichnamigen Hörspielserie spielte, ist er trotzdem die ideale Besetzung und spricht seinen Text mit viel Engagement und Humor in der Stimme.

|210 Minuten auf 3 CDs
Empfohlen ab 16 Jahren
Die Vorlage erschien erstmalig 1969 in der Silber-Krimi-Reihe.|
http://www.europa-klassiker.de
http://www.merlausch.de
http://www.blitz-verlag.de

_Larry Brent auf |Buchwurm.info|:_

Band 1: [„Das Grauen“ 2164
Band 2: [„Dämonenaugen“ 2198
Band 3: [„Die Todestreppe“ 2587
Band 4: [„Die Höllenbrut“ 2588
Band 5: [„Bluthände“ 2589
Band 7: [„Der Vampir“ 4392
Band 8: [„Im Leichenhaus“ 4356
Band 23: [„Die Mordleiche“ 3896
Band 24: [„Dartmoor“ 3897
Band 25: [„Hexensabbat“ 2281
Band 26: [„Alpträume“ 2284
Band 27: [„Dämonen“ 2423
Band 28: [„Das Höllentor“ 2465
Band 31: [„Die Gruft“ 3898
Band 32: [„Deborah“ 2684
Band 33: [„Die Vampirklinik“ 2685
Band 34: [„Der Unheimliche“ 3899
Band 35: [„Borro“ 4009
Band 36: [„Das Atoll“ 4010
Band 37: [„Leichenvögel“ 4011
Band 40: [„Die Nebelhexe“ 4755
Band 108: [„Kloster des Grauens“ 4012
Band 110: [„Das Methusalem-Projekt“ 4013
Band 113: [„Der Dämonensohn“ 3042
Band 114: [„Der Schädelgürtel“ 3043
Band 115: [„Finale“ 3077

_Florian Hilleberg_

Sabottka, Thomas – Backstage 1967-2007

Geschichten zwischen Wahrheit und Fiktion. „Backstage 1967-2007“ ist die Hörbuchumsetzung des gleichnamigen Buches, in welchem der Autor Thomas Sabottka Anekdoten aus seinem Leben mit erdachten und auf wahren Ereignissen beruhenden Kurzgeschichten vermischt hat.

Insgesamt 16 Storys wurden vertont und mit der jeweiligen Jahreszahl ihres Geschehens betitelt, wobei natürlich nicht jedes Jahr berücksichtigt werden konnte. Die Geschichten decken so ziemlich alle Genres ab und sind mitreißend, emotional, einfühlsam und zugleich spannend und witzig geschrieben worden. Der Autor beschreibt dabei vor allem seine eigenen Jugendjahre und legt dort viel Wert auf eine gute Freundin, die er später aus den Augen verliert, die aber immer wieder in den Geschichten eine Rolle spielt. Das zentrale Thema sind verpasste Gelegenheiten und die Gefühle, die dabei entstehen und die jeder Mensch kennt.

Nur selten sind die Geschichten ein wenig zu detailliert und abstrakt ausgefallen, um den Leser wirklich zu fesseln. Die meiste Zeit aber lauscht man gebannt den abwechslungsreichen Erzählungen, gelesen von sehr professionellen Sprechern. Die beiden CDs wurden hervorragend in Szene gesetzt, und ein Großteil der Geschichten wird vom Verfasser selbst vorgetragen, der dies auch mit wahrer Leidenschaft und Hingabe tut. Da sitzt jede Betonung, und das Sprechtempo wird jeder Szene entsprechend angepasst, ohne dass das Resultat abgelesen wirkt. Ebenso professionell gestaltet sich der Part von Christian von Aster, der schon einige Hörbucherfahrung besitzt und sich auch als Autor einen Namen gemacht hat. Sehr bedächtig wird „1973“ von Barbara Volpert gelesen, die ein wenig zu nah am Mikro gestanden zu haben scheint, denn es sind häufig Geräusche des Mikrofons zu hören.

Bei der zweiten Scheibe wurde Sabottka von Alexander F. Spreng (|ASP|), Sonja Kraushofer (|Persephone|, |L’Âme Immortelle|), Dirk Bernemann („Ich habe die Unschuld kotzen sehen“) und Rebekka Brandt unterstützt. Dirk Bernemann liest seinen Text sehr rasant, verliert sich aber schnell in seiner Rolle und zieht die Vokale in der Geschichte von „1993“ am Ende der Worte extrem in die Länge. Die Einschübe von Rebekka Brandt in den Tracks vier und sechs auf der zweiten CD stören mehr, als dass sie Abwechslung in die Lesung von Sabottka bringen. Dafür ist der Text von Sonja Kraushofer einfach genial gesprochen worden. Sehr emotional und leidenschaftlich trägt sie den Text vor und passt ihr Tempo der jeweiligen Situation perfekt an.

Den Einleitungstext auf der ersten CD und die Nachrichtenmeldungen werden sehr souverän von Pit Hammann („Starfucker“, „Die Kleine Ballade vom Schwarzen Schmetterling“) gesprochen.

Die Aufmachung des Hörbuchs ist äußerst gut gelungen und die Titelillustration vermittelt einen erstklassigen Eindruck des Inhalts. Im Booklet findet der Hörer nicht nur Fotos des Autors in den unterschiedlichsten Lebensphasen sondern auch eine sehr lebendige Kurzgeschichte, in der Sabottka über seine Eltern, speziell seinen Vater berichtet.

_Fazit:_ Ein absolut empfehlenswertes Hörbuch mit ganz und gar nicht alltäglichen Themen und Texten, die wunderbar vorgetragen wurden und nur an wenigen Stellen kleine Mängel offenbaren. Den Mix aus Fakten und Fiktion, angelehnt an das eigene Leben, haben Thomas Sabottka und seine Sprecher wirklich kongenial in Szene gesetzt.

|118 Minuten auf 2 CDs|
http://www.teamofdestruction.de
http://www.trisol-download.de

_Florian Hilleberg_

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: Verwandlungen (Season 1 – Episode 2)

Episode 1: [„Die Zusammenkunft“ 4811

Faith und ihre Freunde erfahren von Christopher Lane, dass sie übernatürliche Kräfte besitzen. Während es bei Vin und Shania unklar ist, wie sich diese Kräfte äußern, muss Faith die Tatsache verarbeiten, dass ihre Mutter ein zum Mensch gewordener Engel war, dessen Fähigkeiten nun auch in ihrer Tochter erwacht sind. Darüber hinaus macht sie die Bekanntschaft mit dem geheimnisumwitterten Raven, einem Freund Christophers, der helfen will, die drei Teenager im Kampf gegen das Böse auszubilden. Zunächst aber müssen sich Raven und Faith allein auf die Jagd nach einem mörderischen Werwolf machen …

_Meine Meinung:_

Die zweite Episode der ersten Staffel setzt die Ereignisse aus Folge eins konsequent fort. Die Parallelen zu „Buffy“ werden immer offensichtlicher, denn auch Faith ist mit übermenschlichen Kräften gesegnet. Die Sprecher, allen voran Nana Spier, sind voll bei der Sache. Da klingt nichts gekünstelt oder abgelesen. Nur einige Dialoge sind eher lächerlich und hören sich an wie aus einer Teenie-Sendung im Nachmittagsfernsehprogramm. Gerade die dümmlichen Kommentare von Vin nerven eher, als dass sie komisch wirken. In den Dialogen zwischen ihm und Shania hört man deutlich, dass Tessmann und Hugo ihre Rollen als pubertierende Teenager gezielt übertreiben.

Sehr schön war der Gastauftritt von Helmut Krauss als Schuldirektor; der Sprecher arbeitet ansonsten als Synchronsprecher oder steht selbst vor der Kamera. Christians Rodes Part als Professor Ryan war schlicht grandios – mit dieser Stimme konnte das Label einen der ganz Großen in der Hörspielbranche gewinnen. Petra Wolf als Sprecherin überzeugt immer mehr und vermittelt mit ihrer dunklen Stimme das richtige Flair.

Die Story mit den Werwölfen ist sehr originell, und die Darstellung des indianischen Rituals zeigt, dass Simeon Hrissomallis beim Verfassen der Skripte Wert auf eine genaue Recherche legt. Der Epilog der Geschichte treibt zudem den roten Faden voran, der die komplette erste Staffel verbinden soll.

All dies ist unterlegt mit filmreifen Effekten und einer klangvollen, unaufdringlichen Musik.

_Zur Aufmachung:_

Das Cover von Timo Würz zeigt Faith mit ihrer Armbrust. Der Werwolf sieht zwar ein wenig wie eine Riesenratte aus, doch davon abgesehen ist die Illustration gelungen. Im Innenteil des Booklets sind sogar Fotos von den Sprechern Nana Spier, Petra Wolf, Helmut Krauss und Thomas-Nero Wolff abgebildet.

_Fazit:_

„Verwandlungen“ ist eine eher durchschnittliche Fortsetzung der Abenteuer von Faith Van Helsing. Während die eigentliche Story sehr spannend und originell erzählt wird, ist die Hintergrundgeschichte um Faith und ihre übernatürlichen Kräfte ziemlich haarsträubend. Hinzu kommen die albernen Dialoge zwischen Vin und Shania, die den Hörspaß etwas trüben.

_Besetzung:_

Faith Miles: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Christopher Lane: Thomas-Nero Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Shania Francis: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Melvin Masters: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Direktor Arowic: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones, Samuel L. Jackson)
Professor Ryan: Christian Rode (Michael Caine, Christopher Plummer)
Hunter: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Jill: Daniela Hoffmann (Julia Roberts, Calista ‚Ally McBeal‘ Flockhart)
Harry: Erminio Juliano
Erzählerin: Petra Wolf
Joe Hagett: Thomas Kästner (William ‚Raucher/Krebskandidat‘ Davis)
Alex Elwood: Wolfgang Strauss
Unbekannter: David Russel

|51 Minuten auf 1 CD|
http://www.rb-company.de
http://85.25.136.73/shop2/index.php?user=rbcompany

Edwards, Blake / Rohrbeck, Oliver – Richard Diamond, Privatdetektiv: Fall 5 & 6

_Inhalt_

|Fall 5: Der Mord am Barbier|

Ein Friseurbesuch bei seinem Stammschneider Tony endet für Rick in einem mittelschweren Desaster. Noch während des Schnitts flüchtet sein Barbier Barney unter dem merkwürdigen Vorwand, er müsse nun sofort jemanden treffen, aus dem Laden. Unschlüssig eilt Diamond ihm hinterher und entdeckt Barney in einer angrenzenden Telefonzelle. Mit letzter Kraft stammelt er den Namen ‚Faschetti‘ und erliegt den Folgen des Messerstichs, welcher ihm gerade zugefügt wurde.
Rick verfolgt das Telefonat zurück und landet bei Walt Levinson im Police Department.

Kurze Zeit später ermitteln die beiden bereits gemeinsam in der Mordsache am Barbier und verfolgen die Spur Faschettis. Dieser jedoch wurde seinerzeit des Landes verwiesen und muss sich nun regelmäßig bei den italienischen Behörden melden. Ein Aufenthalt in den Staaten ist dementsprechend unwahrscheinlich, glaubt zumindest Diamond. In einem Nachtclub trifft er dann jedoch überraschenderweise Faschettis langjährige Geliebte Lillian Barnett, die er eigentlich ebenfalls in Genua wähnte. Ist Faschetti also doch zugegen und in den Mord involviert?

|Fall 6: Der Gibson-Fall|

Virginia und Harvey haben es eilig: Vor wenigen Stunden ist ihr Betrug an dem gutgläubigen Mr. Gibson aufgeflogen, und nun droht dieser damit, die beiden bei den Behörden anzuschwärzen. So weit kommt es jedoch nicht mehr. Gibson will die Sache persönlich klären und kommt bei einem Gerangel mit Harvey ums Leben.

Kurze Zeit später meldet sich eine verzweifelte, ältere Dame namens Esther Blodgett in Diamonds Büro und berichtet von einer Leiche, die in ihrem Zimmer abgelegt wurde. Merkwürdig daran: In der gesamten Wohnung finden sich keine Einbruchsspuren. Gerührt von der plötzlichen Hingabe zu ihm, nimmt Diamond Blodgetts Auftrag an und begibt sich auf Spurensuche.

Dabei trifft er zunächst auf Gibsons Tochter, die bereits böse Vorahnungen wegen der jüngsten Bekanntschaften ihres Vaters hatte. Der alte Mann hatte sich in einem Hotel einquartiert, weil er sich in eine der Bediensteten verliebt hatte. Schnell erkennt Rick, dass die junge Dame, mit der Gibson sich offenkundig auch mehrfach getroffen hatte, in den Komplott involviert ist. Doch wer ist diese Virginia Palgrim, die dem Mann den Kopf verdrehte?

_Persönlicher Eindruck_

Ungewöhnliche Szenarien üben eine wahre Anziehungskraft auf unseren stillen Helden Richard Diamond aus. So scheint es jedenfalls, als der wortgewandte Privatschnüffler plötzlich selber Teil eines Falles wird. Mit halbfertigem Haarschnitt muss er tatenlos mit ansehen, wie sein Barbier ins Unglück stürzt, ohne dass sich Derartiges zu Beginn seines Friseurbesuches in irgendeiner Form angekündigt hätte.

Mit dem letzten Anhaltspunkt, den das Opfer noch selber zur Aufklärung beitragen konnte, stürzt sich Diamond in die Ermittlungen und somit auch ins städtische Nachtleben, wo Leute wie er natürlich weniger erwünscht sind. Doch nachdem hier alte Bekanntschaften gepflegt sind und die Zunge des Hauptakteurs sich wieder gelockert hat, nimmt der Fall sehr schnell konkrete Konturen an – nur leider auch wieder mit einer kleinen Unlogik. Woher zum Teufel kennt Diamond denn plötzlich Faschetti, wenn er doch bei den Stöberarbeiten im Polizeiarchiv keinen blassen Schimmer hatte, wer der Typ ist? Nun denn, derartige Ungereimtheiten seien bei der rasanten Spannungskurve dieser Episode erlaubt, sollten aber unter den professionellen Bedingungen, in die der Retro-Krimi ansonsten eingebettet ist, nicht zwingend an der Tagesordnung sein.

Mit dem zweiten Fall widmet sich das Regieteam dann einmal mehr der Gattung merkwürdiger Fälle. Dabei ist es viel weniger die Mordgeschichte, die hier frischen Wind ins Genre einbringt, als vielmehr die seltsame, hochinteressante Inszenierung. Einmal mehr nämlich kommt der Humor der Reihe deutlich zum Tragen, sei es nun bei den witzigen Verwechslungen einiger Namen, einem Running Gag, der sich auf die Bezeichnung eines Stuhls bezieht, oder doch den innigen Emotionen, die Mrs. Blodgett sofort offenbart, als sie die Stimme ihres neuen Lieblings Rick zum ersten Mal hört. Geradezu aufdringlich schmeißt sie sich an den Detektiv heran, himmelt ihn regelrecht an, was einerseits zu leichten Spannungen zwischen Diamond und Levinson führt, den Hauptdarsteller andererseits aber auch in Rechtfertigungsschwierigkeiten bringt, als Helen später von der Zuneigung durch Esther erfährt. Hier verschiebt sich die Spannung ergo einmal mehr auf unterschiedliche Ebenen, verharrt aber natürlich in erster Linie auf dem interessanten Kriminalfall. So soll’s schließlich auch sein!

Alles in allem also sind auch die Kapitel fünf und sechs absolut hörenswerte Beiträge zum zuletzt deutlich aufkeimenden Genre des nostalgischen Krimis. Und nicht zuletzt deswegen, da Mr. Diamond höchstpersönlich den besten Hörspiel-Gag seit einer halben Ewigkeit landet, gehört die dritte Doppelfolge daher auch in jede gut sortierte Sammlung. O-Ton: „Diamond, sind Sie das?“, „Nein, hier spricht Black Beauty. Ich bin soeben die Meile in 1,20 gelaufen und wollte melden, dass ich gedopt war.“ Bedarf es noch weiter Erklärungen zu den außergewöhnlichen Qualitäten dieser Serie? Sicherlich nicht. Wenn irgendwo superbe Sprecher, lässiger Humor und dennoch spannungsvoll inszenierte Kriminalfälle aufeinandertreffen, dann unter der Überschrift „Richard Diamond“!

lauscher news


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|1. Staffel (Dezember 2007):|

Fall 1: Die schwarze Puppe
Fall 2: Der braune Umschlag
Fall 3: Der Fall Ed Lloyd
Fall 4: Der Mordauftrag
Fall 5: Der Mord am Barbier
Fall 6: Der Gibson-Fall

|2. Staffel (Juli 2008):|

Fall 7: Die rote Rose
Fall 8: Der Karussell-Fall
Fall 9: Der graue Mann
Fall 10: Gute Nacht, Nocturen
Fall 11: Der Nachtclub-Fall
Fall 12: Mr. Walkers Problem

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: Die Zusammenkunft (Season 1 – Episode 1)

Als Faith van Helsing eines Abends nach Hause kommt, ahnt sie noch nicht, dass sich ihr Leben kurz darauf gravierend verändern wird. Ihre Eltern sind grausam getötet worden, umgebracht von einer Vampirin und einer Hexe. Auch Faith und ihre beiden Freunde Shania Francis und Melvin Masters sollen den Dämonen zum Opfer fallen. Da taucht der geheimnisvolle Kämpfer Christopher Lane auf und rettet die drei jungen Menschen.

Doch die Flucht endet abrupt, als der teuflische Hunter erscheint, um Christopher, Shania und Melvin zu vernichten. Nur Faith will er lebend, denn sie ist die letzte lebende Van Helsing. Die Van Helsings haben seit Jahrhunderten die Mächte der Finsternis bekämpft, bis die Hölle zurückschlug und alle Mitglieder der Familie nach und nach tötete. Nun soll Faith auf die Seite der Finsternis gezogen werden. Doch im Zweikampf erwacht das Erbe der Engel in Faith Van Helsing, und sie wird zur Kämpferin gegen die Hölle …

_Meine Meinung:_

„Die Zusammenkunft“ ist die erste Folge einer vielversprechenden Hörspielserie. Wie es sich für eine gute Pilotfolge gehört, wird erst einmal die Vorgeschichte ausführlich erzählt und die Hauptcharaktere werden vorgestellt. Faith Van Helsing wird souverän und leidenschaftlich von Nana Spier gesprochen, der Synchronstimme von Sarah Michelle Gellar/Prinze alias ‚Buffy‘.

Und an „Buffy“ erinnert auch das Konzept dieser professionell produzierten Hörspielserie: Eine junge Frau, noch eine Teenagerin, ist dazu ausersehen, mit übernatürlichen Fähigkeiten gegen Dämonen, Monster und Vampire zu kämpfen. Unterstützt wird sie dabei, ebenso wie ihr Vorbild aus dem Fernsehen, von zwei guten Freunden gleichen Alters, einem etwas älteren Lehrer und Mentor namens Christopher Lane und einem geheimnisvollen Kämpfer mit Namen Raven. Letzterer erinnert stark an Figuren wie ‚Angel‘ oder ‚Spike‘, und es würde mich nicht wundern, wenn er sich als verkappter Vampir entpuppen sollte. Hinzu kommt, dass Raven, ebenso wie ‚Spike‘, von David Nathan verkörpert wird.

Aber in diesem Hörspiel ist die Besetzungsliste von oben bis unten gefüllt mit bekannten Namen aus der Hörspiel- und Synchronbranche. Thomas-Nero Wolff, deutsche Stimme von Hugh Jackman, spricht Christopher Lane und geht in seiner Rolle sichtlich auf. Als Shania Francis brilliert Dorette Hugo. Melvin Masters wird von Boris Tessmann gemimt, und hinter dem Bösewicht Hunter steckt niemand anderer als Udo Schenk. Der Sprecher ist wie geschaffen, um den Fiesling glaubhaft dazustellen. Im Kino und im Fernsehen hört man ihn häufig als Stimme von Ray Liotta oder auch Keanu Reeves („Bram Stoker’s Dracula“). Auch das Hörspiel-Urgestein Christian Rode ist mit einem kleineren Part zu Beginn der Geschichte vertreten. Als Erzählerin fungiert Petra Wolf, die mit ihrer recht tiefen Stimme ein wenig an die Erzählerin der alten |John Sinclair|-Hörspiele aus dem Tonstudio Braun erinnert. Aber irgendwie passt die Stimme hervorragend zu den Texten. Lediglich die Dialoge sind manchmal ein wenig zu flappsig, was aber von den exzellenten Sprechern kaschiert wird.

Die Musik von Jase Brandon ist schlicht genial und passt ideal zu dem Geschehen. Länge und Trackeinteilung lassen keine Wünsche offen. Mit zirka 61 Minuten unterteilt in 19 Kapitel gehört das Hörspiel vom Umfang her zum guten Durchschnitt. Dabei wird es auch nicht langweilig, und wer auf einfache und gruselige Unterhaltung steht, wird mit |Faith| sicherlich glücklich werden. Nur die Altersempfehlung ab zwölf ist teilweise etwas zu großzügig ausgelegt worden, denn die Beinahe-Vergewaltigung ist nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter und geht schon unter die Haut, auch wenn die Täter alsbald zu Opfern werden.

_Zur Aufmachung:_

Für die Cover-Illustrationen zeigt sich Timo Würz verantwortlich, dessen Stil wunderbar zu den Geschichten um Faith Van Helsing passt. Schrill, bunt und erotisch angehaucht, stechen die Booklets jedem Hörspielfan schnell ins Auge.

_Fazit:_

„Die Zusammenkunft“ ist der vielversprechende Beginn einer neuen Hörspielserie, die sich eng an die Fernsehserie „Buffy“ anlehnt, aber durchaus eigene Wege beschreitet und zum Teil viel ernsthafter rüberkommt.

_Besetzung:_

Faith Miles – Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Christopher Lane – Thomas-Nero Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Shania Francis – Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Melvin Masters – Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Raven – David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Valeria – Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie, Jennifer Connelly)
Rufina – Ursula Hugo (Brittany Murphy, Tara Reid, Julie ‚Darla‘ Benz)
Hunter – Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Erzählerin – Petra Wolf
Helen – Daniela Hoffmann (Julia Roberts, Calista ‚Ally McBeal‘ Flockhart)
Michael – Martin Keßler (Nicolas Cage, Vin Diesel)
John – Nicolas Böll (Emilio Estevez, Joaquin Phoenix)
Monique – Anna Carlsson (Piper Perabo, Eliza ‚Faith‘ Dushku)
Samuel – Detlef Bierstedt (George Clooney, Robert ‚Freddy Krueger‘ Englund …)
Dimitri – Thomas Kästner (William ‚Raucher/Krebskandidat‘ Davis)
Ellen Miles – Joseline Gassen (Linda Hamilton, Bette Midler, Ellen Barkin, Mira ‚Delenn‘ Furlan)
Dave Miles – Charles Rettinghaus (Robert Downey jr., Jean-Claude van Damme, LeVar ‚Geordi LaForge‘ Burton)
Der Seher – Christian Rode (Michael Caine, Christopher Plummer)
Melissa – Nana Spier
Bud Nevis – Wolfgang Strauss
Felipe Rodriguez – David Russel

|61 Minuten auf 1 CD|
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_Florian Hilleberg_

Reichs, Kathy / Weingart, Karin / Fruck, Wolf-Dieter – Hals über Kopf (Lesung)

_Knochen-Krimi für die ältere Generation_

Eigentlich wollte Tempe Brennan, die forensische Anthropologin, nur Urlaub machen. Doch archäologische Ausgrabung im Sand von Dewees Island, South Carolina, fördert nicht nur Ureinwohner zutage, sondern auch eine Leiche, die erst vor wenigen Jahren hier verbuddelt wurde. In einem Sumpfgebiet auf dem Festland werden kurz darauf die Überreste eines vermeintlichen Selbstmörders entdeckt. Eigenartige Einkerbungen an den Halswirbeln der beiden Toten sagen Tempe, dass eine Verbindung zwischen den beiden Fällen bestehen muss, aber welche?

_Die Autorin_

Kathy Reichs, 1950 in Chicago geboren, Professorin für Soziologie und Anthropologie, arbeitet unter anderem als forensische Anthropologin (wie ihre Helden) an gerichtsmedizinischen Instituten von Montréal und Charlotte, South Carolina, aber auch als Gutachterin für die UNO und das Pentagon. Sie unterrichtet hin und wieder an der FBI-Akademie in Quantico, Virginia. Ihre Romane, die alle beim |Blessing|-Verlag erscheinen, wurden in 30 Sprachen übersetzt.

Weitere Romane:

[Lasst Knochen sprechen 1479
[Knochenarbeit 1229
Mit Haut und Haar
[Totgeglaubte leben länger 2083
[Totenmontag 937
Knochenlese

_Die Sprecherin_

Gesine Cukrowski wurde in Berlin geboren. Nach ersten Bühnenerfahrungen im Studententheater und 1987 in der TV-Serie „Praxis Bülowbogen“ brach sie ihr Germanistikstudium ab und begann ihre Ausbildung an der Schauspielschule Maria Körber in Berlin. 1991 stand sie erstmals vor der Kamera: für den Kinofilm „Aufstand der Dinge“ unter der Regie von Hellmuth Costard. Ihren Durchbruch hatte sie mit der TV-Serie „Und tschüss!“ (1994) sowie durch ihre Rolle im Thriller „Die Schläfer“ (1998). In der ZDF-Serie „Der letzte Zeuge“ spielt sie seit 1997 die Gerichtsmedizinerin Judith Sommer.

Die gekürzte Lesefassung stammt von Karin Weingart, unter der Regie von Wolf-Dieter Fruck nahm Klaus Trapp die Lesung im d.c. Tonstudio Berlin auf.

_Handlung_

Der Frühling beginnt für die Temperance Brennan, die Anthropologin mit dem Spezialgebiet Forensik, mehr als angenehm. Auf Dewees Island vor der Küste South Carolinas hat sie zwei Wochen lang die Vertretung für eine ehemalige Kollegin von der Universität übernommen. Sie hat eine Studentengruppe bei Ausgrabungen einer alten indianischen Stätte begleitet. Doch einen Tag vor dem Ende der Grabung, am 18. Mai., ist es um die autofreie Inselidylle geschehen, als die Dünen einen Toten freigeben, der offenbar erst vor kurzem hier deponiert wurde. Und der, wie Tempe später im Labor feststellt, wohl keines natürlichen Todes starb.

Darüber muss sie natürlich einen Bericht schreiben und eingeben. Doch das ist dem Bauunternehmer Dick Dupree gar nicht recht: Der Fund wirft seine Planung um Wochen zurück, und das kostet richtig Geld. Tja, da kann sie nichts dran ändern, meint Tempe bloß. Auch ein Journalist ist Zeuge des Funde und schreibt für die Zeitung von Charleston einen Artikel. Sein Name ist Homer Winborne. Tempe informiert den Coroner (Leichenbeschauer und Untersuchungsrichter) des Distriktes, ihre Freundin Emma Russo. Tempe schätzt, dass der Tote, den sie in den Dünen fand, vor zwei bis fünf Jahren starb.

Ihr Mann Janis Pete Peterson ruft an, um anzukündigen, dass er im gleichen Haus in Charleston wie sie wohnen wird. Als Rechtsanwalt hat er für einen lokalen Klienten einen Fall übernommen. Er soll die Bücher des Fernsehpredigers und Oberhauptes der God’s Mercy Church (GMC), Aubrey Herron, überprüfen und zugleich die verschwundene Tochter seines Klienten suchen, Helen Flynn. Sie arbeitete zuletzt für eine medizinische Einrichtung der GMC und verschwand, ohne ein Lebenszeichen zu hinterlassen. GMCs Zentrale befindet sich in Charleston.

|Leiche Nr. 1|

Als Pete am Sonntagmorgen eintrifft, erzählt er ihr, dass Helen von einem Privatdetektiv gesucht wurde. Doch der ist genauso spurlos verschwunden wie Helen. Schon merkwürdig, findet Tempe. Am Montag stößt sie bei der Untersuchung der Leiche aus den Dünen auf einen Knochenbruch im Genick des Mannes. Der Haarriss ist so fein, dass man ihn nur unter dem Mikroskop sieht. Wurde der Mann stranguliert? Und was haben die Flecken auf seinen unteren Rippen zu bedeuten?

Inzwischen macht sich Tempe zunehmend Sorgen um Emma Russo. Sie liegt im Krankenhaus und bekommt gesagt, dass die Chemotherapie gegen ihren Lymphdrüsenkrebs nicht anschlägt. Emma bricht sogar geschwächt zusammen. Als der Sheriff anruft und Emmas Dienste benötigt, bittet Emma ihre Freundin Tempe, sie zu vertreten. Alles andere wäre unverantwortlich, findet Tempe.

|Leiche Nr. 2|

Der Tote hängt im sumpfigen Wald des Nationalparks an einem Ast. Sheriff Junius Gullet führt Tempe zum abgesperrten Fundort. Alle vermuten, dass es sich bei der Leiche um Matthew Summerfield, 18, handelt, doch in seiner Hosentasche steckt die Brieftasche eines gewissen Chester Pinkney. Mit Emma, die wieder auf den Beinen ist, fährt Tempe zu Pinkneys Adresse. Pinkneys ist offensichtlich quicklebendig. Die Brieftasche wurde ihm in einer Bar geklaut. Aber wer ist dann der Tote im Wald?

Auch bei dieser Leiche stellt Tempe den unerklärlichen Genickbruch fest. Die Identifizierung per Fingerabdruck besagt, dass es sich um Noble Cruikshank handelt. Er ist der Privatdetektiv, der Helen Flynn gesucht hat, ein ehemaliger Polizist und Kriegsveteran. Emma ruft an: Cruikshanks Vermieter hat dessen Sachen in seinem Keller verstaut. Pete dürte sie anschauen. Wieder darf Tempe als Emmas Stellvertreterin mitkommen. Auf einer CD steht der Name „Flynn“. Darauf befinden sich nur Fotos. Und sie zeigen alle das gleiche Haus. Ein Haus der GMC.

Am 4. März, an dem diese Fotos entstanden, muss Cruikshank also noch gelebt haben, denn er hat sie ja geschossen. Zu dieser CD muss es auch einen PC geben. Sie fahren nochmals zum Vermieter hinaus: Den PC und die Kamera hat sich seine Neffe gekrallt. Auf dem Laptop können sie aber nicht arbeiten, denn er ist mit einem Kennwort geschützt. Stattdessen ruft der Reporter Homer Winborne an. Wieso weiß der schmierige Typ schon alles über Cruikshank? Der Sheriff muss ein Informationsleck haben.

Cruikshanks Kartons enthalten auch Zeitungsartikel mit Vermisstenmeldungen aus dem Raum Charleston. Der Privatdetektiv hat seine Arbeit darauf konzentriert, Arbeit, für die ihn niemand bezahlte. Da wird ein Schizophrener namens Lonny Aickman gesucht sowie eine Eunice Montague, eine Obdachlose. Der letzte Artikel stammt vom 14. März und betrifft die Ausgrabung auf Dewees Island. Am 19. Mai wurde Jimmy Ray Teale vermisst. Meine Güte, durchfährt es Tempe entsetzt: Das ist ja der reinste Massenmord, wenn diese Leute alle umgebracht wurden. Aber ist das wirklich der Fall?

|Nr. 3|

Eine dritte Leiche wird am Strand angespült: Die tote Frau steckt in einem Fass und weist zu Tempes Beunruhigung den gleichen Genickbruch wie die anderen beiden Leichen auf. Es ist die von Cruikshank gesuchte Eunice Montague. Sie ist auf einem seiner Fotos zu sehen – jenen Fotos von dem Haus der GMC, in dem auch Helen Flynn eine Zeit lang arbeitete, wie Pete angibt. Vielleicht wurden in dieser medizinischen Station noch mehr Verschwundene „behandelt“?

Höchste Zeit, diesem mysteriösen Haus einen Besuch abzustatten …

_Mein Eindruck_

„Temperance“, der Vorname der Heldin und Ich-Erzählerin, bedeutet „Mäßigung, Enthaltsamkeit, Abstinenz“. Zu Zeiten der Prohibition im Amerika der 1930er Jahre hatten die Temperenzlerinnen den Höhepunkt ihrer Bewegung zu verzeichnen. Tempe Brennans Einfluss beschränkt sich hingegen auf die Mäßigung von Streitigkeiten, so etwa zwischen ihren beiden Männern, dem Ex namens Pete und ihrem Freund aus Montréal, Alex Ryan. Sie liegen sich ständig in den Haaren wie Hunde, die um das Weibchen wetteifern oder ihr Revier verteidigen (was aufs Gleiche rauskommt). Aber Tempe weiß sich auch gegenüber unangenehmen Zeitgenossen wie Dick Dupree und dem Reporter Homer Winborne zu zügeln. Ihr eigenes Tempe-rament kommt dagegen mehr zum Durchbruch, wenn es darum geht, Mörder zur Strecke zu bringen.

Gemäßigt sind auch der Tonfall und das Tempo, mit denen die Story von der Jagd nach den kriminellen Organhändlern von Charleston erzählt wird. Da tauchen alte Omas auf, entlegen lebende Hinterwäldler, ständig neue Vermisstenmeldungen, Nachrichten von mysteriös verunglückten Damen und zu guter Letzt auch noch ein schier unknackbares Passwort. Dieses wenigstens sorgt für Spannung, wenn auch als eine Art „running gag“: „Hast du schon das Passwort gefunden, Schatz? – Nein, Schatz, aber es kann nicht mehr lange dauern.“ Auf diese lässige Weise hält die Erzählerin die Leser bei der Stange. Am Ende denkt sich der Leser: Herrje, da hätte sie auch gleich draufkommen können.

Dass die Autorin ihren Stoff souverän beherrscht, ihre Leserschaft dies aber auf keinen Fall merken lassen will, merkt man an manchen Stellen. Sie nimmt Rücksicht auf Leser und Leserinnen, die vielleicht nicht mehr ganz taufrisch sind (lies: Senioren) oder einen geringen Schulabschluss haben (lies: Dumpfbacken und Schulabbrecher). Für diese hält Reichs ein erprobtes Hilfsmittel bereit: die vorläufige Zusammenfassung bzw. Rekapitulation. Diese erfüllte den Zweck, eine Übersicht über das bisher Erreichte zu liefern und vor allem, die noch offenen Fragen aufzulisten. Die zwei „Recaps“ im Roman teilen diesen sauber in drei Teile: hübsch übersichtlich. Nicht nur |Reader’s Digest|-Lektoren dürften es ihr danken, sondern auch Omas, die sich nicht mehr jeden Namen merken können.

Die eigentliche Story von den kriminellen Medizinern und Organhändlern ist ja nun auch nicht mehr ganz die neueste. Bemerkenswert ist eher, dass diesmal eine dieser Sektenkirchen mit drin hängt. Damit will die Autorin vielleicht andeuten, dass bei manchen der tausend christlichen Sekten in den USA vielleicht nicht alles zum Besten steht. Die illegale Behandlung Minderjähriger, etwa bei manchen Mormonenfamilien, ist ja publik geworden. Aber wer weiß, so deutet Reichs an, was noch alles möglich ist? Die GMC-Sekten hat in ihrem Netzwerk auch eigene medizinische Stationen, und eine davon wird zur illegalen Organentnahme missbraucht. Fragt sich also, wer davon weiß und dafür verantwortlich ist.

Im Zuge ihrer Nachforschungen gerät Tempe zunehmend ins Rampenlicht, und das bekommt ihrer Gesundheit gar nicht gut. Doch es gehört ja praktisch schon zum Standard, dass die Schnüfflerin oder der Schnüffler schließlich selbst in die Schusslinie gerät. Aber dass Tempe erst ihren Hund einschließt und dann mutterseelenallein zum Strand geht, um die Sterne zu bewundern, grenzt schon an das Ergebnis einer Hirnamputation. Auf diese Weise ist bestens dafür gesorgt, dass sie umgehend überfallen werden kann.

|Die Sprecherin|

Gesine Cukrowski trägt langsam und sehr deutlich vor, so dass jede Hörer – und sei er schon in fortgeschrittenem Alter – sie verstehen kann. Womit sie sich etwas zurückhält, ist die Betonung der Satzmelodie. Nach einer Weile klingt ihr Vortrag flach und langweilig und man hofft, dass bald wieder Dialog kommt. Denn besonders bei älteren Damen scheint Cukrowski kein Problem zu haben, freundlich und hoch zu intonieren. Ein Beispiel ist die Naturkundlerin Althea Hunnicut, die schon „sehr alt“ ist, aber auch „sehr reich“.

Die männlichen Figuren darzustellen, fällt der Sprecherin schwer. Nun, Sheriff Gullet macht es ihr mit seiner betont monotonen Sprechweise sicher nicht einfach: Er soll die Ruhe in Person darstellen. Aber Chester Pinkney ist das genaue Gegenteil: ein Südstaatler, der neben einem Akzent auch eine singende Ausdrucksweise vorzuweisen hat. Cukrowskis Umsetzung fällt relativ schwach aus.

Womit die Sprecherin gar nicht klarkommt, ist die Aussprache englischer Namen. Drei Beispiele: Sie spricht den Namen Burgess wie [börges] aus statt wie [bördsches], und Emma Russo klingt bei ihr mehr wie „Rousseau“, also [ruso], statt wie [rasso].

Der Abschuss ist jedoch ihre Aussprache des Frauennamens Eunice. Korrekt sollte es wie [junis] klingen, sie sagt jedoch durchgehend [juni:k]. Die Aussprache [juni:k] ist jedoch für das englische Wort „unique“ reserviert, das „einzigartig“ bedeutet. Im übertragenen Sinne sagt Cukrowski also ständig „die einzigartige Montague“, was in keiner Hinsicht hinhaut.

|Die Übersetzung|

Auch die Übersetzung fand ich nicht so berauschend. Einmal wurde ein stehender Begriff nicht übertragen, sondern wörtlich übersetzt, was dann im Deutschen seltsam klingt. Im Englischen muss wohl „bag lady“ gestanden haben, in der Eins-zu-eins-Übersetzung wurde daraus „Tüten-Dame“. Vielleicht denkt jetzt so mancher Leser an Tüten-Suppen, gemeint ist aber eine Obdachlose, die auf der Straße lebt und ihre Habseligkeiten in Tüten mit sich herumschleppt oder in einem Einkaufswagen verstaut hat. Mit einer Dame hat das wohl kaum etwas zu tun.

_Unterm Strich_

„Hals über Kopf“ ist einer dieser Thriller für ältere Herrschaften, die auf Nummer sicher gehen. Hier werden erst eine Menge Rätsel und Spuren ausgestreut, doch nach dem ersten Drittel fein säuberlich die Befunde aufgelistet. Vor dem finalen Drittel passiert das Gleiche nochmals, denn schließlich soll der Leser auf keinen Fall den Überblick verlieren. Ältere Leser, deren Gedächtnis nicht mehr so gut funktioniert, werden es der Autorin danken (oder deren Lektorat beim Verlag). Durch die gleichzeitig aufgelisteten Fragen bleibt zudem noch Spannung für den Endspurt übrig.

Die Sache mit den kriminellen Organhändlern ist so neu nun auch wieder nicht. Und dass in den USA jedes Jahr mehrere tausend Menschen spurlos verschwinden, regt leider auch niemanden mehr auf. Für jede Menge Herzschmerz dürfte zudem das langsame Sterben von Coroner Emma Russo sorgen – höchste Zeit für den Einsatz der Taschentuchbrigade!

|Das Hörbuch|

Gesine Cukrowskis Vortrag ist deutlich artikuliert, aber unaufgeregt. Jüngere Hörer könnten in Gefahr geraten, beim Lauschen einzuschlafen, aber für ältere Herrschaften, die nicht ihre Augen anstrengen wollen, dürfte das Lesetempo genau das richtige sein. Schade, dass sich die Sprecherin mit der Aussprache englischer Namen nicht auskennt, aber man kann wohl nicht alles verlangen.

|Originaltitel: Break no Bones, 2005
Aus dem US-Englischen übersetzt von Klaus Berr
450 Minuten auf 6 CDs|
http://www.random-house-audio.de

Shocker, Dan – Nachts, wenn die Toten kommen (Larry Brent: Hörbuch 3)

Larry Brent ermittelt in Fällen mysteriöser Todesfälle von Millionären, die zu Lebzeiten alle an spiritistischen Sitzungen teilnahmen. Angeblich sind einige der dort beschworenen Toten zu neuem gespenstischem Leben erwacht und schrecken sogar vor Mord nicht zurück. Ein Privatdetektiv, der sich in diesen obskuren Zirkel einschleust, wird ebenfalls ein Opfer der Toten.

Larry Brent gelingt es Kontakt zu einigen Mitgliedern aufzunehmen, um selbst an einer Séance teilzunehmen, die in einer abgelegenen Ruine stattfinden soll. Noch ahnt X-RAY-3 alias Larry Brent nicht, dass die Nacht noch einige Überraschungen für ihn bereithält …

_Meine Meinung:_

Mit diesem Hörbuch wagen |Europa| und |Lausch| einen kleinen Sprung in der Serienchronologie. Vermutlich auch deshalb, weil es die Bände drei und vier bereits als Hörspiele aus den Achtzigern gibt, die Anfang des Jahrtausends neu aufgelegt wurden. So wurde gleich mit der Lesung des fünften |Larry Brent|-Abenteuers weitergemacht, welches für die Fans besonders interessant sein dürfte, denn Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C hat ihren ersten Auftritt und lernt in diesem Fall ihren späteren Lieblingskollegen Larry Brent kennen. Dieser ist nicht minder erstaunt, eine derart attraktive und schlagkräftige Mitarbeiterin in den Reihen der PSA-Agenten zu haben.

Die Story an sich ist nicht mehr ganz so packend und innovativ wie die Vorlagen zu den ersten beiden Hörbüchern. „Nachts, wenn die Toten kommen“ – der Titel suggeriert dem Horror-Fan eine Geschichte, in der es um Untote oder Zombies geht, doch was den Hörer erwartet, ist eine durch und durch trashige Geschichte um Geldschneiderei und inszenierten Gespensterspuk. Natürlich zog Dan Shocker auch hier alle Register, die einen guten Gruselroman aus dem Bereich der Trivial- und Heftromanliteratur ausmachen. Allerdings kommen in dieser Geschichte eine Unzahl von Personen und Namen vor, die es dem Hörer sehr schwer machen, der Handlung zu folgen.

Ein Glück also, dass sich Rainer Schmitt abermals dazu bereiterklärte, den Roman ungekürzt und unlektoriert zu lesen. Während der |BLITZ|-Verlag die alten Heftromane gewissenhaft überarbeiten ließ und dadurch so manche Stilblüte ausmerzte, entschloss man sich bei |Europa| beziehungsweise |Lausch|, die Hefte unbearbeitet und im originalen Wortlaut zu vertonen, gewissermaßen als Hommage an den jüngst verstorbenen Dan Shocker alias Jürgen Grasmück. Rainer Schmitt verleiht jedem der Charaktere eine eigene Note und chargiert mit seiner Stimme sehr professionell, auch wenn einige weibliche Personen schon komödiantische Züge annehmen. Die Musik hingegen wirkt an einigen Stellen störend und unpassend, auch wenn sie niemals zu laut wird. Der Ton ist gelegentlich sehr dumpf und könnte ein wenig klarer sein, ansonsten ist dieses Hörbuch aber wieder ein voller Erfolg.

_Zur Aufmachung:_

Rein Äußerlich macht auch dieses Hörbuch einen sehr guten Eindruck. Die schwarze Box mit der grauen Knochenklaue passt ideal zu dem düsteren Titelbild des Künstlers Lonati. Auf der Rückseite der einzelnen CD-Hüllen bekommt der Hörer darüber hinaus Infos zu Autor, Serie und Sprecher.

_Fazit:_

Sicherlich gibt es durchaus spannendere und packendere Stoffe von |Larry Brent|, aber durch den ersten Auftritt von Morna Ulbrandson ist die Lesung dieses Romans Pflicht. Aufgrund der schauspielerischen Qualitäten von Rainer Schmitt macht dieses Hörbuch trotz der Mängel in der Handlung einen Riesenspaß.

|212 Minuten auf 3 CDs|
http://www.europa-klassiker.de
http://www.merlausch.de
http://www.blitz-verlag.de

_Larry Brent auf |Buchwurm.info|:_

Band 1: [„Das Grauen“ 2164
Band 2: [„Dämonenaugen“ 2198
Band 3: [„Die Todestreppe“ 2587
Band 4: [„Die Höllenbrut“ 2588
Band 5: [„Bluthände“ 2589
Band 7: [„Der Vampir“ 4392
Band 8: [„Im Leichenhaus“ 4356
Band 23: [„Die Mordleiche“ 3896
Band 24: [„Dartmoor“ 3897
Band 25: [„Hexensabbat“ 2281
Band 26: [„Alpträume“ 2284
Band 27: [„Dämonen“ 2423
Band 28: [„Das Höllentor“ 2465
Band 31: [„Die Gruft“ 3898
Band 32: [„Deborah“ 2684
Band 33: [„Die Vampirklinik“ 2685
Band 34: [„Der Unheimliche“ 3899
Band 35: [„Borro“ 4009
Band 36: [„Das Atoll“ 4010
Band 37: [„Leichenvögel“ 4011
Band 40: [„Die Nebelhexe“ 4755
Band 108: [„Kloster des Grauens“ 4012
Band 110: [„Das Methusalem-Projekt“ 4013
Band 113: [„Der Dämonensohn“ 3042
Band 114: [„Der Schädelgürtel“ 3043
Band 115: [„Finale“ 3077

_Florian Hilleberg_

Thiemeyer, Thomas / Schäfer, Lutz / Steck, Johannes – Magma (Lesung)

_Unterhaltsamer, spannender Geologiethriller_

Ein verschwundener Forscher, mysteriöse Kugeln aus Stein, eine Supernova im Sternbild Orion – die amerikanische Erdbebenforscherin Ella Jordan steht vor einem Rätsel. Als sie sich per Tauchboot zum tiefsten Punkt der Erdoberfläche hinunter wagt, scheinen die Ereignisse und Phänomene endlich einen schrecklichen Sinn zu ergeben.

Aus dem Tiefseegraben dringen seismische Signale, die viel zu regelmäßig sind, um natürlichen Ursprungs sein zu können. Doch plötzlich registrieren Ellas Kollegen von überall an den Bruchzonen der Kontinentalplatten Aktivitäten. Vulkane brechen aus, Erdbeben verwüsten die Erdoberfläche, das Klima droht zu kippen. Doch wo liegt der Schlüssel zu diesem Rätsel – und zur Rettung der Erde? (erweiterte und abgewandelte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Thomas Thiemeyer, geboren 1963, studierte Geografie und Geologie in Köln. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Stuttgart und arbeitet als selbständiger Illustrator und Umschlagdesigner. Seine Romane „Medusa“ und „Reptilia“ entwickelten sich zu Bestsellern.

Thomas Thiemeyer auf |Buchwurm.info|:

[Interview vom September 2004]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=25
[Interview vom März 2007]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=74
[„Medusa“ 482
[„Reptilia“ 1615
[„Magma“ 3415

_Der Sprecher_

Johannes Steck, geboren 1966 in Würzburg, ist Absolvent der Schauspielschule Wien. Von 1990 bis 1996 hatte er Engagements an verschiedenen Theatern. Dem breiten Publikum ist er vor allem aus dem TV bekannt. Er spielte in zahlreichen TV-Serien. Steck arbeitet zudem als Radio-, Fernseh- und Synchronsprecher. Er hat schon diverse Hörbücher gelesen.

Regie führte Lutz Schäfer, der Tonmeister war Gerhard Wölfle, Tonregie führte Hardy Meiser. Die Aufnahme fand in den |Dorian Gray Studios| in Eichenau statt.

Das Titelbild, das der Autor geschaffen hat, entspricht dem der Buchausgabe beim |Droemer-Knaur|-Verlag.

_Handlung_

|PROLOG.| Am 19 Mai 1954 begegnet der italienische Geologe Francesco Mondari in den Südtiroler Alpen einem merkwürdigen Phänomen. Als sein Kompass spinnt, schaut er sich um und bemerkt einen Felsbrocken. Indem er diesen aufhämmert, legt er einen glänzenden Fremdkörper frei, der sich als superhart erweist – zu hart selbst für Diamant! Als Mondari den Hammer wiederholt einsetzt, erscheinen Risse und leuchtende Schriftzeichen auf dem kugelförmigen Gebilde. Die Helligkeit nimmt ebenso zu wie die Hitze. Der Stein teilt sich. Die Explosion fegt Mondari von den Beinen …

|Haupthandlung.|

Fünfzig Jahre später, am 22. März. Es ist zwar Frühlingsanfang, doch Schnee fällt in den Eifelbergen auf das große Radioteleskop von Effelsberg. Die Astrophysikerin Jan Zieglow betrachtet die neuesten Daten aus dem Sternbild Orion. Der Riesenstern Beteigeuze – er muss in einer Supernova explodiert sein! Sie informiert sofort ihren Chef Martin Enders von der Sensation, der nur meint: „Wir rufen sofort alle an!“

Dr. Ella Jordan von der George Washington Universität ist Spezialistin für Kontinentaldrift und Erdbeben. Sie hat den Zeitungsartikel über die neue Supernova gelesen, aber da dieser Stern 400 Lichtjahre entfernt ist, interessiert er sie nicht sonderlich. (Sollte er aber.) Gerade als sie als frischgebackene Professorin ihre Antrittslesung halten soll, treten Dekan Jagger und der Mineraloge Prof. Sonnenfeld ein und holen Ella aus der Vorlesung. Sie ist sauer, als Sonnenfeld ihren Job übernimmt. Noch saurer wird sie, als Jagger ihr in seinem Büro zwei unbekannte Gentlemen vorstellt, die ziemlich militärisch aussehen.

Esteban und Billings sind vom Office for Naval Research (ONR), der Behörde für Meeresforschung, und bitten Ella erstens um Hilfe, zweitens laden sie sie auf eine Expedition in den elf Kilometer hinab reichenden Tiefseegraben bei den Marianen-Inseln ein. Ella bestätigt, dass von dort sehr merkwürdige, weil regelmäßige seismische Erschütterungen gemessen werden, deren Ursprung ein Rätsel ist. Ella ist geplättet, als Esteban ihr auf seinem Laptop-PC Echtzeitwerte von dieser Gegend zeigt. Der Puls erscheint genau alle zwei Stunden 48 Minuten. Wer verursacht den Puls? Die Frage kann sie beantworten, wenn sie mitkommt und hinabtaucht. Gebongt!

Bevor sie nach Guam abreist, wo das US-Militär einen Marinestützpunkt unterhält, warnt ein anonymer Anrufer sie vor der Teilnahme an der Tauchfahrt. Er zitiert sogar aus ihren psychologischen Akten, so dass sie sich geradezu entblößt vorkommt, aber das hält sie nicht davon ab, am 25. März auf Guam einzutreffen. Sie hat an Joaquin Esteban Gefallen gefunden und mit ihm das Bett geteilt. Ihr Ex ist schon wieder verheiratet und hat ihre zehnjährige Tochter Cathy mitgenommen. Sie braucht wegen eines One-Night-Stands keine Gewissensbisse zu haben, sagt sie sich.

Beim Abendessen mit Admiral Arthur J. Johnson bekommt Ella den Schweizer Wissenschaftler Konrad Martin vorgestellt. Er erscheint Ella wie ein kalter und harter Mann, dieser angebliche Marinegeologe. Es dauert nicht lange, und die beiden streiten sich über ihr Fachgebiet, weil Martin in Ellas Augen „Bullshit“ redet. Der Admiral und Esteban müssen vermittelt eingreifen. Ellas Argwohn ist jedoch geweckt, und sie behält diesen angeblichen Schweizer genau im Auge. Da erhält Admiral Johnson die Nachricht, dass die Streitkräfte in Alarmbereitschaft gemäß DEFCON 4 versetzt worden sind!

In der Nachrichtenzentrale der Pazifikstreitkräfte erfährt Ella, was los ist. Überall am so genannten „Feuerring“ der Vulkane, der den Rand des Pazifikbeckens umgibt, haben sich Erdbeben ereignet und Risse zwischen den Kontinentalplatten aufgetan. Aus diesen Rissen dringe flüssiges Gestein, so genanntes Magma, aus dem Erdinneren. Was das Phänomen so furchteinflößend macht, ist die Tatsache, dass dies alles gleichzeitig passiert, als würde es gesteuert …

Das japanische U-Boot |Yakasuka| mit dem Tauchboot |Shinkai| läuft bereit am nächsten Tag aus, um einem Sturm zuvorzukommen, der im Anzug ist. Ella findet Kapitän Yamagata sehr sympathisch, aber auch Konrad Martin ist an Bord, und das verursacht ihr ein mulmiges Gefühl. Wenige Stunden später informiert Esteban sie, dass er glaubt, eine Bombe sei an Bord. Er sei in Wahrheit Geheimagent. Na toll, meint Ella, die sich hintergangen fühlt. Diese Offenbarungen kommen wohl ein wenig spät.

|Schweiz|

Unterdessen bereitet sich ein Wissenschaftler in einem Bunker unter den Schweizer Alpen auf das nahe Ende der |Shinkai| vor. Prof. Elias Weizman arbeitet in seinem eigenen kleinen Gravitationslabor, das zu der Forschungseinrichtung von Elaine Kowarski gehört. Ihr Vater Lev Kowarski gründete das Labor 1954 nach dem Vorfall mit Francesco Mondari. Was niemand außer Elains Mitarbeitern weiß: Die Metallkugel, die damals explodiert sein soll, existiert immer noch, und zwar in einem geheimen Hochsicherheitsraum. Die Kugel gibt alle zwei Stunden und 48 Minuten einen Puls ab. Genau wie die seismische Quelle am Grund des Marianengrabens. Prof. Weizman sitzt vor seinem Laptop, den Finger über der ENTER-Taste, um den Befehl zu geben …

|Deutschland|

Im Radioobservatorium von Effelsberg beginnt Martin Enders, sich zunehmend über seine Mitarbeiterin Jan Zieglow zu wundern. Was treibt sie eigentlich? Sie hat in den 20 Millisekunden vor der Supernova-Explosion Beteigeuzes merkwürdige Signale entdeckt. Und jetzt redet sie auch noch von Aliens, um Himmels willen!

|Vor Guam|

Die |Shinkai| erreicht fast den Grund der Challengertiefe im Marianengraben, fast 11.000 Meter unter der Meeresoberfläche. Da entdeckt der Kapitän zu seinem Entsetzen, dass der Meeresboden geradezu glüht! Sein Boot hat keinen Hitzeschild. Sie müssen sofort umkehren. Ella, die protestiert, zeigt ihm einen Felsbuckel, der eine Zuflucht bietet. Von dort kommen die seismischen Impulse. Erste Untersuchungen zeigen, dass es sich um eine metallische Kugeln mit einem Durchmesser von 200 Metern handelt. Das Ding stamme nicht von der Erde, wird Ella klar, es ist außerirdischen Ursprungs.

Als Yamagata die Kugel anbohren lässt, rührt sich etwas. Konrad Martin warnt vor einem Magma-Geysir. Angst schnürt Ella die Kehle zu. Die |Shinkai| versucht einen Notstart. Bloß weg hier! Ein Blitz blendet sie, ein Knall dröhnt in ihren Ohren, massive Schwerkraft zerrt an ihr. Sie verliert das Bewusstsein …

_Mein Eindruck_

Von dieser Stelle weitet sich der Horizont allmählich aus, bis er die globale Ebene erreicht hat. Schließlich muss jemand alle Puzzleteilchen zusammensetzen, um das Rätsel der mysteriösen Kugeln zu lösen, die irgendjemand queerbeet über die Welt verstreut hat, und zwar fatalerweise genau dort, wo die Bruchstellen der Erdkruste liegen. Die Kugeln erzeugen, genau wie die im Marianengraben, seismische Wellen, die sich gegenseitig verstärken. Die Folgen kann man sich leicht ausrechnen. Doch wer löst das Rätsel und worin besteht die Lösung? Dreimal darf man raten: natürlich die Hauptfigur Ella Jordan.

Wie es aussieht, haben die Aliens vom Beteigeuze die Erdlinge auf den Prüfstand gestellt. Die menschliche Qualifikation zum Überleben scheint von gewissen Faktoren abzuhängen, aber von welchen? Kann Ella Jordan die Lösung schnell genug finden, bevor die ganze Erdkruste ihre ameisenhaften Bewohner abwirft und verschlingt?

In seiner globalen Sicht und dem Postulat, dass die Menschheit ihre Überlebensfähigkeit beweisen muss, nähert sich der Autor Kollegen wie Eschbach (in [„Ausgebrannt“) 3487 und Kim Stanley Robinson (seine letzte Trilogie über den Klimawandel) deutlich an. Doch bleibt er auch dem Thriller und dem Abenteuerroman verpflichtet und entführt den Leser an eine Reihe exotischer Schauplätze, um dessen Lust am Sonderbaren zu befriedigen. Dazu gehören auch sibirische Pelzjäger und eine Übernachtung neben einem Gestaltwandler …

Das Garn ist unterhaltsam gesponnen. Weitere Zutaten sind finstere Hintermänner und noch finsterere Auftragskiller, eine Reihe von Liebesabenteuern der Heldin und selbstverständlich Entkommen in letzter Sekunde (San Francisco). Ob das mit den Strahlen vom Beteigeuze so hinhaut, das wissen bloß die Teilchenphysiker, und ob man die seismischen Wellen so hochschaukeln kann, das Mutter Gäa speiübel davon wird, ist auch noch nicht getestet worden. Der Spekulation ist also Tür und Tor geöffnet. Aber das macht das Buch noch nicht zur Sciencefiction. Dem Leser, der von SF eh nichts hält, kann das nur recht sein. Abenteuerroman und Thriller reichen ihm eventuell vollkommen aus.

|Der Sprecher|

Dem Sprecher gelingt es, die durch die Klischees vorgegebenen Figuren einigermaßen zum Leben zu erwecken. Die Frauenstimmen sind stets einen Tick höher als die der Männer, versteht sich, aber das macht die Frauen noch längst nicht zu hilflosen Spielbällen der Ereignisse. Im Gegenteil, eine Frau wie Elaine Kowarski leitet ein wichtiges Unternehmen, und Ella setzt sich mit Jan Zieglow gegen einen Auftragskiller zur Wehr.

Bei den männlichen Figuren kann Steck jedoch sein Potenzial für sehr tiefe Stimmlagen voll ausspielen. In den Szenen, die in Sibirien spielen, tritt ein bäriger Typ mit einer tiefen, rauen Stimme auf, und auch Joaquin Esteban ist mit einem recht männlichen Timbre ausgestattet. Dann gibt es allerdings noch die „unmännlichen“ Männer: Konrad Martin und sein Auftraggeber Elias Weizmann sind da an erster Stelle zu nennen, aber auch Martin Enders. Wen wundert’s, dass sie allesamt den Löffel abgeben müssen?

Die besondere Dramatik bestimmter Szenen unterstreicht der Sprecher durch entsprechenden Stimmeinsatz: Er ruft und schreit empört oder aufgeregt auf. Das hat man sich aber nicht als Tohuwabohu vorzustellen, vielmehr findet dieser Einsatz von Lautstärke sehr fein dosiert statt. Vielleicht damit niemand beim Zuhören einschläft.

Das Hörbuch verfügt weder über Geräusche noch über Musik, aber dafür ist es recht preisgünstig.

|Das Booklet|

Das Booklet informiert lediglich über die Mitwirkenden und über den Autor (s. o.). Die Information über den Sprecher findet sich auf der Rückseite des Hörbuchs. Ansonsten gibt es jede Menge Werbung.

_Unterm Strich_

„Magma“ ist ein unterhaltsamer Abenteuerthriller mit Science-Fiction-Elementen, der die Kenntnisse über die Geologie und Seismologie als Hintergrund benutzt, um eine actionreiche und gut durchdachte Handlung auf den Weg zu bringen. Für die gehörige Portion Unterhaltung sorgen Action, Gefahren, Katastrophen, diverse Bösewichte und ein ziemlich großes kognitives Rätsel, das die Heldin zu lösen hat (und das hier nicht enthüllt werden darf).

Wer sich also lehrreich unterhalten lassen will, ist hier an der richtigen Adresse. „Ernsthafte“ SF-Leser möchten vielleicht lieber einen Bogen um das Buch machen, obwohl es durchaus schlechtere Bücher über die Tiefsee und die Geheimnisse der Geologie geben dürfte.

|Das Hörbuch|

Johannes Steck macht seine Sache wie stets recht gut und unterhält den Hörer mit einem kompetenten und keineswegs eintönigen Vortrag. Er weiß die Figuren stimmlich zu charakterisieren, so dass man sie unterscheiden kann, und engagiert sich in spannenden oder emotionalen Szenen auch lautstark.

|Buchausgabe Hardcover: Knaur, Februar 2007; Taschenbuch: Knaur, April 2008
462 Minuten auf 6 CDs|
http://www.AME-hoeren.de

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http://www.thiemeyer.de/Magma.html

Sassenberg, Volker – Point Whitmark: Die blutenden Schlüssel (Folge 22) (Hörspiel)

_Kurzbeschreibung:_

Als PR-Gag für sein erstes Werk mit dem reißerischen Titel „Die blutenden Schlüssel“ hat sich der Krimiautor und ehemalige Wissenschaftler Dr. Baltus Hayes etwas ganz Besonderes ausgedacht. Einige ausgewählte Personen sollen in die Charaktere seines Romans schlüpfen und während einer Fahrt in dem urtümlichen „Eternity Express“ einer Art Live-Rollenspiel beiwohnen, welches der Handlung des Buches nachempfunden ist. Jedoch bricht der frühere Forschungsleiter der Firma „NewTech“ während eines Interviews in der Sendung „Hinter dem Vorhang“ plötzlich zusammen.

Trotz dieser Missstände entschließt man sich, die Dampflokomotive dennoch wie geplant abfahren zu lassen. Auch Derek, Jay und Tom haben ein Abteil auf dem „Eternity Express“ ergattert, um in den Kostümen aus dem frühen 20. Jahrhundert neuen Stoff für eine Sendung ihres Radioprogramms „Point Whitmark“ (der Sender, der heißt wie die Stadt) zu sammeln. Sehr schnell stellt sich heraus, dass einer der Mitreisenden nicht alleine an dem vorgegaukelten Krimischauspiel interessiert ist – irgendjemand meint es verdammt ernst, so dass einen Fahrgast nach dem anderen ein unheimliches Schicksal ereilt.

Die drei Jungen müssen schleunigst herausfinden, wer da die Grenzen zwischen Spiel und bitterem Ernst verschwimmen lässt, bevor auch sie an der Reihe sind …

_Meine Meinung:_

Jeder Kenner wird sich nach den ersten Tracks angenehm an solch legendäre Geschichten wie [„Mord im Orientexpress“ 1844 von Agatha Christie erinnert fühlen. Der „Eternity Express“ lädt zu einer faszinierenden Reise zurück in eben jene Zeit ein, als noch ein gewisser Hercules Poirot nach dem Übeltäter fahndete, denn genau diese spezielle Atmosphäre bringt diese Folge bewusst mit sich.

Auch hier finden wir uns in einer kleinen illustren Gesellschaft von sieben Personen nebst den drei Jungs wieder, isoliert von der Außenwelt, ganz auf sich selbst gestellt. Schräge Charaktere mit ihren ganz speziellen Eigenarten treffen auf kleinstem Raum aufeinander: die mieslaunige Baroness, der undurchsichtigen Privatschnüffler oder der typische Gentleman sowie auch die eigensinnige junge Dame sind allesamt vertreten – und einer von ihnen ist anscheinend zu allem bereit.

Was in der Tat anfänglich als ein klassisches Krimi-Rollenspiel gedacht ist, entwickelt zunehmend eine gefährliche Eigendynamik, bei der auch für den aufmerksamen Hörer lange unklar bleibt, was kalkulierter Spaß und was doch ein tatsächliches Verbrechen ist. Der Verdächtigenkreis wird mehr und mehr dezimiert, was die Suche nach dem Täter und dessen Motiv nicht unbedingt einfacher macht, denn immer wieder führt eine mögliche Spur in eine Sackgasse.

Derek, Jay und Tom müssen sich zusammen mit dem verzweifelten Zugführer Chriscoe ziemlich ins Zeug legen, um hinter das düstere Geschehen in der Enge der Zugabteile zu kommen, doch ein überraschendes Ende wartet auf den Hörer, als das Geheimnis um die blutenden Schlüssel endlich gelöst und der Bösewicht entlarvt wird.

Insgesamt wird mit dieser neuen Folge der |Point Whitmark|-Serie ein gelungenes und clever strukturiertes Abenteuer ganz im Geiste der klassischen Kriminalgeschichten serviert. Die immer wiederkehrenden Flachsereien zwischen den kostümierten Jungs in ihren Rollen als tatteriger Lord, durchtriebene Lady und deren gebeutelter Diener verleihen dem Ganzen noch dazu eine urkomische Nebenwürze, die für einige Lacher sorgt …

_Besetzung:_

|Erzähler:| Jürg Löw
|Jay Lawrence:| Sven Plate (Whil ‚Wesley Crusher‘ Wheaton in „Star Trek“, Ewan McGregor in „Emergency Room“)
|Tom Cole:| Kim Hasper (James Franco, Jason Biggs, Brendan Fehr in „Roswell“ & „CSI: Miami“)
|Derek Ashby:| Gerrit Schmidt-Foß (Leonardo DiCaprio, Giovanni Ribisi, Scott Caan)
|Sherry Scott:| Sabine Mazay (Samantha ‚Mary Stewart‘ Morton in „Elizabeth – Das Goldene Königreich“)
|Dr. Baltus Hayes:| Werner Ziebig
|Zugführer Chriscoe:| Karl Schulz
|Mr. Frost:| Engelbert von Nordhausen (Samuel L. Jackson, Gene Hackman)
|Sir Thomas Nightingale:| Stefan Krause (Billy ‚Pippin‘ Boyd, ‚Hui Buh‘)
|Keira Plague:| Diana S. Borgwardt
|Raoul:| Bernd Vollbrecht (Antonio Banderas)
|Die Baronin:| Regina Lemnitz (Whoopi Goldberg, Kathy Bates, Diane Keaton)
|Mr. Constantine:| Heinz-Werner Krähkamp

_Produktion:_

Idee & Konzeption: Volker Sassenberg
Drehbuch: Andreas Gloge & Decision Products
Musik: Matthias Günthert, Markus Segschneider, Volker Sassenberg & Manuel Rösler
Ton & Schnitt: Volker Sassenberg, Marc Sander & Jens Kriegel
Illustration: Ingo Masjoshusmann
Regie: Volker Sassenberg
Produktion: Volker Sassenberg
Aufgenommen und gemischt unter Finians Regenbogen
Verlegt durch ROBIL BOR Music
Im Handel ab dem 25. April 2008

http://www.folgenreich.de/pointwhitmark
http://www.karussell.de/0__point__whitmark__22460.jsp
http://www.pointwhitmark.de

Edwards, Blake / Rohrbeck, Oliver – Richard Diamond, Privatdetektiv: Fall 3 & 4

_Inhalt_

|Fall 3: Der Fall Ed Lloyd|

Als am frühen Morgen das Telefon klingelt, erwartet der derzeit arbeitslose Privatdetektiv Richard Diamond endlich seinen nächsten Fall. Doch weit gefehlt: Es ist Helen, deren Anruf gerade recht kommt, um das Leid der fehlenden Einkünfte zu klagen. Doch just in dem Moment lernt Diamond in seinem Büro die junge Gale Lloyd kennen …

Die junge Dame vermisst ihren Vater, einen ehemaligen Glücksspieler, der gerade erst aus dem Gefängnis entlassen wurde. Gemeinsam mit seinem Partner Walt Levinson von der städtischen Polizei durchforstet er die Vergangenheit Lloyds, erpirscht die erste Spur und trifft auf Lloyds einstige Angetraute Belle Collins. Über Umwege erfährt der Schnüffler, dass Lloyd direkt nach seiner Freilassung beim Zocker-Imperium von Frank Morris aktiv geworden ist und dort seiner bekannten Leidenschaft frönt. Doch irgendetwas an der Sache stinkt gewaltig: Lloyd spielt scheinbar mit gezinkten Karten – und dies widerspricht seinem Ehrenkodex als passionierter Spieler in jeglicher Hinsicht …

|Fall 4: Der Mordauftrag|

Gleiches Szenario, neues Setting: Wieder einmal muss Richard seine Geliebte am Hörer vertrösten, da ein neuer Kunde das mäßige Geschäft just während des Telefonats aufzubessern verspricht. Ein gewisser Herbert Weatherby tritt in das Büro von Mr. Diamond ein und gibt ihm den wohl bislang ungewöhnlichsten Auftrag: Rick soll einen Mord begehen. Jedoch handelt es sich bei dem Opfer nicht um einen Menschen, sondern um die Bauchrednerpuppe Danny Denver, der Weatherby in der Vergangenheit schon mehrfach vergeblich den Garaus gemacht hatte.

Wegen des betrüblichen Kontostands nimmt Diamond schließlich an und begibt sich in die bunte Welt seines Auftraggebers. Doch obwohl er fest davon überzeugt ist, dass sowohl Weatherby als auch dessen Kollegen und Angehörige einen leichten Dachschaden haben, trägt er zu der zeremoniellen Verbrennung der Puppe bei. Doch bevor er seine ‚100 plus Spesen‘ einstreichen kann, wird er am frühen Morgen vom Telefon aus dem Schlaf gerissen. Es ist Weatherby, der ihm eröffnet, dass Danny Denver erneut zurückgekehrt sei …

_Persönlicher Eindruck_

Diese Hörspielserie ist wahrlich eine Wucht, das lässt sich nach den fantastischen Eindrücken der zweiten Doppelfolge und entgegen erster Skepsis beim Hörspiel-Debüt Diamonds nun endgültig festlegen. Von der markanten Inszenierung dieses nostalgischen Krimis über die Rollenverteilung der Sprecher bis hin zu den durchaus interessanten Fällen – hier ist definitiv alles in bester Ordnung.

Dabei könnte man eigentlich schon in den ersten Szenen die ersten Bedenken äußern. Das Szenario des ersten Falles gleicht denen der vorherigen Episoden: bei Anruf Mord. Oder so ähnlich. Aber dass die ständigen Rezitierungen eben ausschließlich den eigenwilligen Humor der Serie bedienen und gewissermaßen als Running Gags fungieren, hat man schnell heraus, und spätestens als Mr. Weatherby im vierten Fall das Telefonat zwischen Helen und Rick unterbricht, ertappt man sich selber ebenfalls beim wohligen Schmunzeln. Toll gemacht!

Die einzelnen Fälle wiederum sind auf dem zweiten publizierten Silberling ein wenig außergewöhnlich, zumindest die Story mit dem Puppenspieler. Nicht genug damit, dass Diamond für einen Mord beauftragt wird, sind auch die skurrilen Figuren nicht das, was man sich von einer klassischen Detektivgeschichte erhofft. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte äußerst lebendig gestaltet, bietet selbst bei der verhältnismäßig knappen Laufzeit einige angenehme Wendungen und bestätigt schließlich das hier bereits etablierte Serienimage als bizarr andersartig und dennoch überwältigend – durchgeknallte Szenen selbstverständlich inbegriffen!

Da macht der dritte Fall gegensätzlich fast schon einen gewöhnlichen Eindruck: Diamond verbarrikadiert sich in der Zocker-Szene New Yorks, trifft auf die üblichen schmierigen Typen und legt sich großspurig mit der Mafia an. Das ist natürlich der Stoff, aus dem Helden gemacht sind, effektreich inszeniert und sprachlich absolut authentisch gehalten. Und wären da nicht kleine Ungereimtheiten in der Handlung – zunächst kann Diamond mit dem Namen Lloyd nichts anfangen, bei seiner ersten Begegnung hingegen begrüßt er ihn als alten Bekannten -, würde man sofort mit der Höchstpunktzahl für einen detail- und temporeichen Kurzkrimi parat stehen. Doch auch mit diesen kleinen Schönheitsfehlern ist man geneigt, das klassische Kriminal-Szenario mit allerhand Lob zu überschütten, weil es dem Hörspiel-Team sehr schön gelungen ist, innerhalb der knapp bemessenen Zeit eine wahre Achterbahnfahrt in Sachen Spannung zu starten und dennoch an entscheidender Stelle wieder auf den Punkt zu kommen.

Natürlich geht all dies auch in gewissem Maße von den Sprechern aus, und hier sei einmal mehr Tobias Kluckert in der Hauptrolle genannt. Er meistert die flotten Sprüche mit vorzeigbarer Eleganz und verkörpert den lässigen Detektiv-Typus mit einer nie dagewesenen Hingabe. Zwar hat er nicht immer den richtigen Riecher und bekommt dementsprechend auch mal eins auf die Nase, steckt aber selbst die Rückschläge seines Alter Egos mit einer Souveränität weg, die genreintern ihresgleichen sucht – sicherlich ein Hauptgrund, sich mit den Fällen des Richard Diamond zu beschäftigen. Nebst zahlreichen anderen …

In der zweiten Doppelfolge jedenfalls bietet sich dem Publikum feinste Krimi-Action mit ungewöhnlichen Charakteren, vorzüglichen Dialogen und kinoreifer Geräuschkulisse. Wer hier nostalgisch wird und sich an die alter Klassiker erinnert fühlt, braucht sich daher auch nicht zu schämen. In Sachen Retro-Produktionen ist diese Serie definitiv Referenz!

lauscher news


http://www.luebbe-audio.de

|1. Staffel (Dezember 2007):|

Fall 1: Die schwarze Puppe
Fall 2: Der braune Umschlag
Fall 3: Der Fall Ed Lloyd
Fall 4: Der Mordauftrag
Fall 5: Der Mord am Barbier
Fall 6: Der Gibson-Fall

|2. Staffel (Juli 2008):|

Fall 7: Die rote Rose
Fall 8: Der Karussell-Fall
Fall 9: Der graue Mann
Fall 10: Gute Nacht, Nocturen
Fall 11: Der Nachtclub-Fall
Fall 12: Mr. Walkers Problem

Pullman, Philip – Goldene Kompass, Der (His Dark Materials 1 – Lesung)

_Enttäuschende akustische Umsetzung des Bestsellers_

In Oxford lebt ein Mädchen namens Lyra in einem altehrwürdigen Internat. Lyra ist klug, wild, unendlich neugierig und stößt bei ihren Erkundungen auf beunruhigende Dinge: Was erforscht ihr geheimnisvoller Onkel Lord Asriel oben im eisigen Norden Europas? Und warum verschwinden in der Gegend um Oxford immer wieder Kinder?

Als schließlich auch noch ihr Freund Roger entführt wird, begibt sich Lyra auf eine abenteuerliche Suche nach ihm. Die Reise führt sie in den hohen Norden, wo Panzereisbären eine uneinnehmbare Festung bewachen. Verfolgt wird Lyra von der ominösen Wissenschaftlerin Mrs. Coulter, die ein ganz eigenes Interesse an den Kindern hat. Als Wegweiser erhält Lyra einen magischen „Goldenen Kompass“, der ihr bei der Suche nach der Wahrheit ein nützliches Instrument ist.

_Der Autor_

Philip Pullman wurde 1946 in Norwich geboren. Er wuchs in Australien, Zimbabwe, England und Wales auf. Nach der Schule studierte er Englisch am Exeter College in Oxford und unterrichtete danach zunächst am Westminster College. Mittlerweile hat er sich hauptberuflich der Schriftstellerei zugewandt und schreibt v. a. Kinderbücher und Kurzgeschichten.

Sein bekanntestes Werk ist die derzeit verfilmte Trilogie „His Dark Materials“, bestehend aus den Romanen „Der Goldene Kompass“, „Das Magische Messer“ und „Das Bernstein-Teleskop“. Die Trilogie wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit der Carnegie Medal. Für sein Gesamtwerk erhielt Pullman 2005 den Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis.

|Philip Pullman auf Buchwurm.info:|

[„Das Magische Messer“ 4285 (His Dark Materials 2)
[„Das Bernstein-Teleskop“ 4309 (His Dark Materials 3)
[„Graf Karlstein“ 3374
[„Ich war eine Ratte“ 3880
[„Der Goldene Kompass“]http://www.powermetal.de/video/review-1335.html (Filmbesprechung)

_Der Sprecher_

Rufus Beck, geboren 1957, studierte Islamistik, Philosophie, und Ethnologie, bevor er sich der Schauspielerei zuwandte. Seit 1979 arbeitet er als Schauspieler an den größten Bühnen Deutschlands. Er hat in über 60 Fernsehfilmen und elf Kinofilmen mitgewirkt. In den letzten Jahren war Beck auch als Regisseur und (Co-)Autor an verschiedenen Theater- und Showproduktionen beteiligt, u. a. an dem Rock-Fantasy-Musical „Tabaluga und das verschenkte Glück“ und dem internationalen Tanz-Spektakel „Night of the Sultans – Pandora’s Legend“.

Seit Mitte der 90er Jahre arbeitet er als Interpret und Produzent an Hörbuchproduktionen mit. Bekannt ist er vor allem als die Stimme von „Harry Potter“ – er hat alle sieben Romane vertont, wofür er mehrere Preise einheimste. Im Oktober 2006 war er Herausgeber der Anthologie „Geschichten für uns Kinder“ und produzierte die gleichnamige Hörbuchfassung. Im Frühjahr 2007 erschien sein Sachbuch „Kinder lieben Märchen und entdecken Werte“. Beck lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in München.

|Zur Produktion|

Rufus Beck hat dieses Hörbuch produziert und dabei Regie geführt. Die Aufnahme erfolgte bei |meirelli o.s.t.| in Frankfurt/Main, 2007. Die Textfassung ist ungekürzt und dementsprechend lang: 848 Minuten, das sind etwa 14 Stunden.

_Handlung_

Lyra Belacqua ist zwar erst zwölf Jahre alt, kennt aber schon den Unterschied zwischen Gut und Böse sowie zwischen aufgepropften Verhaltensregeln und ihrem eigenen Sinn für Recht und Wahrhaftigkeit. Das rebellische Waisenkind lebt am Oxforder Jordan College für experimentelle Theologie, und weil sie das Kind von Adeligen ist, wird sie von den diversen Dozenten hier unterrichtet. Ihr Onkel, Lord Asriel, hat sie hergebracht und schaut ab und zu nach ihr.

Wann immer sie kann, spielt sie mit den Kindern der Gypter in der Unterstadt, mit ihrem besten Freund Roger oder mit ihrem Daemon Pantalaimon. Dieser ist Teil ihrer Seele und kann sich in verschiedene Gestalten verwandeln. Alles, was Lyra fühlt, fühlt auch Pan, und umgekehrt. Wenn sie also ihre Gefühle verbergen will, muss sie Pan verstecken. Aber wer will das schon? Schließlich hat jeder Mensch so einen Daemon. Nur bei den Erwachsenen können sich die Daemonen nicht mehr verwandeln, sie habe ihre endgültige Gestalt gefunden. Ein Rätsel, über das Lyra noch nie nachgedacht hat. Aber das soll sich schon bald ändern.

Zunehmend hört Lyra von verschwundenen Kindern, so etwa von Ma Costas verschwundenem Sohn Billy. Ma Costa, die Gypterin, ist praktisch ihre Ziehmutter. Eines Tages verschwindet auch Roger, und das macht Lyra wirklich besorgt. Unter den Gyptern gehen Gerüchte von mysteriösen Gobblern um und dass die Entführten in ein Forschungslabor im hohen Norden verschleppt würden, wo man sie unaussprechlichen Experimenten aussetzt.

|Staub|

Als Onkel Asriel aus dieser Gegend zurückkehrt und vor einem Komitee des Jordan College einen erstaunlichen Vortrag über ein Phänomen namens „Staub“ hält, bittet Lyra ihn, mitkommen zu dürfen, denn sie will ja Roger wiederfinden. Doch er lehnt kategorisch ab, weil es zu gefährlich sei. Da oben am Pol gäbe es wilde Tataren und räuberische Samojeden, von den Hexen aus Lappland ganz zu schweigen.

Aber Lyra bekommt eine zweite Chance geboten, als eine Wissenschaftlerin aus der Stadt das College besucht: Die attraktive Forscherin Mrs. Coulter zaubert Lyra aus ihrer bisherigen Umgebung fort und lockt sie mit Londoner Abenteuern. Mrs. Coulter hat einen goldenen Affen als Daemon, mit dem sich Pantalaimon gar nicht anfreunden mag. Warum nur?

|Der goldene Kompass|

Kurz vor ihrer Abreise mit dem Luftschiff übergibt der besorgte Rektor des Jordan College Lyra ein ungewöhnliches Instrument: ein so genanntes Alethiometer. Was aussieht wie ein goldener Kompass, soll ihr verraten, wann jemand die Wahrheit sagt oder lügt, aber auch viele Dinge, die sie nicht sehen könne. Wie sie das Alethiometer liest, muss sie allerdings selbst herausfinden. Und ganz wichtig: Sie müsse es stets geheimhalten, zumindest vor Menschen, denen sie nicht völlig vertraut.

Als sich in London herausstellt, dass Mrs. Coulter keineswegs unabhängig agiert, sondern eine Dienerin der tyrannischen Magisterium-Kirche ist, versucht Lyra verzweifelt, das kostbare Alethiometer in Sicherheit zu bringen. Doch der goldene Affe hat es bereits gesehen und ihr beinahe abgeluchst. Sogar Pantalaimon wird von dem Affenvieh überwältigt und fast verletzt. Die schmerzerfüllte Lyra weiß nun, dass es nur einen Ausweg gibt, der Tyrannei Mrs. Coulters zu entgehen: die Flucht.

|Die Gypter|

In der großen Stadt und dann noch bei Nacht verirrt sich Lyra in die zwielichtige Hafengegend. Zwei Kinderfänger verfolgen sie, doch als sie schon in deren Netz zappelt, durchbohren plötzlich Pfeile die Häscher und jemand schneidet die Maschen des Netzes entzweit: Es sind Gypter aus der Familie Costa – ihre Freunde! Sie verstecken die gesuchte Lyra und ihren Daemon unter Deck, dann fahren sie zu einem Schiff auf hoher See, auf dem der Chef der westlichen Gypter Lyra freundlich empfängt. John Faa und sein Freund Farder Coram, der Seher, sind die ersten anderen Menschen, denen Lyra ihr Alethiometer zeigt. Erstmals erkennt sie, wie man es bedient.

|Iorek|

Die Reise geht nach Norden. In Trollsund am Polarkreis lernt Lyra den Aeronauten Lee Scoresby kennen, der ihr einen Tipp gibt, wo sie einen Freund findet: den Panserbjörn Iorek Byrnison. Doch der Eisbär ist nur am Reparieren von Schlitten interessiert und will nichts mit Fremden wie Lyra und Forder Coram zu tun haben. Dabei lebt er nur von Fraß und Schnaps, den ihm ein Wirt als Bezahlung für seine Dienste gibt. Ist das ein würdiges Leben? Lyra überredet Iorek, indem sie ihm verrät, wo seine Rüstung versteckt ist. Dafür gelobt er ihr Treue, denn statt eines Daemons haben Panserbären ihre Seele in der Rüstung.

|Bolvangar|

Sobald er diese unter erheblichem Aufruhr wiedergeholt hat, können alle losziehen. Ihr erstes Ziel ist Bolvangar, dann Svalbard, wo Lord Asriel gefangen gehalten wird. Doch Bolvangar wird verteidigt, wie Lyra und die Gypter schon bald erfahren müssen. Ein nächtlicher Überfall lässt Lyra in die falschen Hände geraten. Wird sie ihren Freund jemals wiedersehen?

_Mein Eindruck_

Das ist also der Auftakt zu einer der besten Fantasytrilogien der letzten Jahre. Über die bemerkenswert gut besetzte, aber eher gefloppte [Verfilmung]http://www.powermetal.de/video/review-1335.html habe ich an anderer Stelle bereits berichtet. Doch da das Buch ganz anders aufgebaut ist als die Filmhandlung und auch einen völlig anderen Schluss aufweist, ist es vielleicht angebracht, noch ein paar Worte zur Geschichte, die das Buch bietet, zu verlieren.

Im Buch besteht der ominöse „Staub“ aus so etwas wie Elementarteilchen dunkler Materie. (Daher auch der Trilogie-Titel „His DARK Materials“, ein Zitat aus Miltons Gedicht „Paradise Lost“ aus dem 17. Jahrhundert.) Dieser Staub ist auf einem Fotogramm, das Lord Asriel von seiner Expedition nach Spitzbergen – hier „Svalbard“ genannt – mitgebracht hat, nur in Erwachsenen, aber nicht in Kindern zu finden. Der Unterschied hat weitreichende Folgen.

Das Phänomen hat eine theologische Bedeutung, die dem konservativen Magisterium überhaupt nicht behagt: Der Staub wird als Stoff der Erbsünde interpretiert. (Erbsünde: Eva und Adam aßen vom Baum der Erkenntnis und erkannten, dass sie nackt waren und schämten sich und verstießen ganz allgemein gegen das Gebot Gottes etc., wofür sie von einem Engel in den Hintern getreten wurden. Fortan sollten sie wie die Schlange, deren Verlockung sie erlagen, „Staub“ fressen …) Kinder sind unschuldig und wissen nichts von der Erbsünde, daher lässt der Staub sie in Ruhe. Erwachsene hingegen, da erfahren, sind der Erbsünde teilhaftig und werden deshalb vom Staub heimgesucht. Das Fotogramm, entwickelt mit einer besonderen Entwicklerflüssigkeit, beweist es.

Um herauszufinden, welche Bedeutung dabei den telepathischen Daemonen zukommt, die sich bei den Erwachsenen nicht mehr verwandeln können, stellt die GOB im Auftrag oder zumindest mit stillschweigender Billigung des Magisteriums Experimente mit Kindern an. Dabei trennt sie diese mit Hilfe einer speziellen Apparatur von ihren Daemonen.

Dass die so behandelten Kinder dabei ihre Seele verlieren, versteht sich von selbst. Sie laufen herum wie Zombies. Wenn sie überhaupt laufen können, denn viele sterben durch den schrecklichen Verlust. Dies ist eine weitere Sünde, derer sich die Erwachsenen, die eh schon den Sündenfall hinter sich haben, schuldig machen. In jedem Fall sind Kinder die Opfer. Die Aufgabe der Trilogie ist es als Fantasy, diesen ungerechten Zustand der Welt wieder zu beheben und so die Kinder von diesem Fluch zu erlösen.

Doch wie verhält es sich mit der Seele der kleinen Lyra? Dass Mrs. Coulter ihre Mutter ist und Lord Asriel ihr Vater, erfährt Lyra im Chris Weitz‘ Film erst sehr spät, sozusagen in der Stunde höchster Not. Im Buch hingegen teilt man ihr dies bereits schon ziemlich früh mit, in einem der ausgedehnten Dialoge, ohne dabei viel Faxen zu machen. Lyra ist buchstäblich hin- und hergerissen.

|Die persönliche Wahrheit|

In theologischer Hinsicht ist sie ein Kind der Sünde, das im geistigen Exil (fern von Vater und Mutter) aufwächst und dringend der Erlösung bedarf. Doch gewisse Mächte – nicht zuletzt der Autor – setzen sie lieber dafür ein, dass Lyra ihrerseits die Welt erlöst. Sie ist nicht gerade eine Jesusfigur, und auch kein Messias, von einer Maria Magdalena ganz zu schweigen.

Doch mit dem Alethiometer, dem Wahrheitsmesser, besitzt sie ein mächtiges Instrument, das ihr einen unschätzbaren Vorteil gegenüber allen anderen „Besitzern der Wahrheit“ verleiht. Es ist die Kenntnis der eigenen, persönlichen Wahrheit, nicht die vermittelte, zensierte und verstümmelte Wahrheit, welche die Kirche erlaubt. Die theologischen Implikationen sind völlig klar: Lyra ist eine Gnostikerin. (Gnosis bedeutet Erkenntnis und Wissen. Die Gnostiker wurden anno 323 auf dem Konzil von Nicäa als Ketzer aus der Kirche ausgeschlossen. Alles Nähere liefert die Wikipedia.) Damit steht der Autor im Widerspruch zu den christlichen Lehren, die zugelassen, also orthodox sind.

|Die Panserbjörn|

Auch die Panserbjörn leben in einem Zustand der Ungerechtigkeit, der zu beheben ist. Dazu muss Iorek, der Prinz im Exil, den Thronräuber töten. Lyra hilft ihm bekanntlich dabei. Auf einem der unzerstörbaren Panserbjörn zu reiten, muss für Lyra ungefähr das Gleiche sein wie für den Jungen Eragon das Reiten auf Saphira, dem klugen, starken Drachenweibchen. Beide sind jeweils der beste Freund und Beschützer ihres Reiters. Die Szenen, in denen Iorek Byrnison raumgreifend die Schneelandschaft des Nordens durchmisst, sind sehr schön und appellieren an jedes Kind, das auch mal gerne reiten möchte.

Der Zweikampf zwischen Iorek, dem Prinzen im Exil, und Ragnar Sturlusson, der Thronräuber, erfolgt erst nach der Schlacht um die Forschungsstation Bolvangar, nicht davor wie im Film. Die Beseitigung Ragnars macht den Weg frei nach Svalbard, wo Lord Asriel gefangen gehalten wird.

|Die Hexen|

Lyra gewinnt die Hilfe der Hexen von Lappland. Eine lange Liebesgeschichte hängt daran, die ich dem Leser hier ersparen will. Die Hexen sind im Gegensatz zu ihren männlichen Geliebten unsterblich oder zumindest langlebig. Das erinnert an Tolkiens Elben, die in der Geschichte von Beren und Lúthien (im [„Silmarillion“) 4483 sowie Aragorn und Arwen jeweils Paare aus unsterblichen Elben und sterblichen Menschen darstellen. Die Hexen sind eine Art Frauenorden und haben Charakteristika wie die legendären Amazonen: kämpferisch, bisexuell, stets in Machtkämpfe verstrickt. Marion Zimmer Bradley hätte ihre helle Freude daran gehabt, die in Romanen wie „Die Nebel von Avalon“ einen Orden von weisen Frauen erfand, der christlichen Schwesternorden in nichts nachstand.

|Der Sprecher|

Rufus Beck gelingt es, die einzelnen Figuren zum Leben zu erwecken, indem er ihnen jeweils eine charakteristische Stimme und Ausdrucksweise verleiht. Der kleine Daemon Pantalainen beispielsweise hat eine hohe und zarte Stimme, Lord Asriel hingegen eine sehr tiefe und volltönende. Lyra klingt wie das junge, etwas wilde Mädchen, das man erwartet, mit einer hohen und oftmals aufgeregten Stimme. Ihr Mutter, Mrs. Coulter, ist verzaubernder Charme in Person. Die Gypter (= Zigeuner) reden natürlich mit einem gewissen Akzent. Der Eisbär Iorek spricht mit einer der tiefsten Stimmen im Stück überhaupt.

Sobald alle Figuren eingeführt und charakterisiert sind, kann es sich der Sprecher leisten, sie gemäß der jeweiligen Situation, in der sie sich befindet, agieren zu lassen. Da es sich häufig um Notlagen und Gefahren handelt, kommt es oftmals zu Rufen, Keuchen und dringendem oder angsterfülltem Flüstern. Das macht die Szenen lebendig und lädt den jungen Zuhörer ein, sich emotional zu beteiligen.

Leider gibt es überhaupt keine Musik, um dieses Bemühen irgendwie emotional zu unterstützen und zu steuern. Kaum hat einen eine Szene gefesselt, da hört sie auch schon wieder auf. Auch der realistische Eindruck von Szenen leidet unter dem Umstand, dass keinerlei Geräusche die Illusion stützen. Offensichtlich verließ sich der Verlag |Hörbuch Hamburg| im Unterschied zu |Jumbo Medien| (ebenfalls Hamburg) darauf, dass es dem Sprecher der Harry-Schotter-Hörbücher allein durch seinen Vortrag gelingt, das geschilderte Geschehen unterhaltsam zu gestalten.

Ich musste leider feststellen, dass ihm dies nicht gelingt. Vielmehr erging es mir über weite Strecken so, dass die ungekürzten Dialoge mich beinahe einschläferten, insbesondere jene, die mit Staub und Teilchen, mit ominösen Kirchen, Sekten und Wissenschaftlern zu tun hatten. Es wäre für den Hörer sicherlich hilfreich, zuvor schon das Buch gelesen zu haben, aber dann muss man sich fragen, ob sich der Mehrwert, den der Sprecher darstellt, für den Hörer lohnt.

_Unterm Strich_

Die Story der Trilogie ist meiner Ansicht nach nicht für Kinder unter zwölf Jahren geeignet. Die religiösen, theologischen, philosophischen und politischen Erörterungen und Thesen setzen ein erhebliches Maß an Vorwissen voraus, selbst wenn die Tatsache hilfreich ist, dass der Roman seine eigene Welt aufbaut und sie selbst erklärt. Die Geschichte ist für junge Menschen anspruchsvoll und setzt eine rasche Auffassungsgabe voraus.

Wer nur ein Kinderbuch à la „Pippi Langstrumpf“ erwartet, liegt völlig daneben. Vielmehr liegt „Der Goldene Kompass“ auf dem gleichen Level wie [„Eragon“, 3228 geht aber in seiner Kritik bestehender Verhältnisse wesentlich weiter. Das heißt aber nicht, dass das Buch nicht zu unterhalten weiß, im Gegenteil. Es ist spannend, bewegend, stellenweise dramatisch. Aber ein Happy-End gibt es in Band eins noch nicht.

|Das Hörbuch|

Obwohl Rufus Beck seine bekannten Fähigkeiten und Qualitäten als Sprecher einsetzt, bin ich doch enttäuscht von der akustischen Umsetzung dieses Buches. Mit etwas Musik und ein paar Geräuschen hier und da hätte man seinen stellenweise einschläfernden Vortrag durchaus aufwerten und unterhaltsam machen können. So jedoch war ich ein wenig enttäuscht. Ich würde daher zu einer Version mit Musikuntermalung oder Kürzungen raten.

|Originaltitel: His Dark Materials 1. Northern Lights, 1995
Aus dem Englischen übersetzt von Wolfram Ströle
848 Minuten auf 11 CDs
ISBN 978-3-86742-006-8|
http://www.hoerbuch-hamburg.de
http://www.goldencompassmovie.com
http://www.philip-pullman.com

Margriet de Moor – Sturmflut

Parallele Leben, bewegende Chronik

Niederlande, Januar 1953. Ein kleines Tiefdruckgebiet setzt sich von Grönland in Richtung Westeuropa in Bewegung. Am gleichen Tag bittet Armanda ihre zwei Jahre ältere Schwester Lidy, am Wochenende einen Besuch bei Armandas Patenkind auf der Insel Zeeland für sie zu übernehmen – ein kleiner Streich, bei dem Lidy als ihre Schwester auftritt. Unterdessen will Armanda Lidys zweijährige Tochter Nadja hüten und mit Lidys Mann auf eine Party im Familienkreis gehen. Der Rollentausch würde doch kaum Aufmerksamkeit erregen, da die beiden Schwestern einander so ähnlich sähen.

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Scott, Michael – unsterbliche Alchemyst, Der (Die Geheimnisse des Nicholas Flamel 1) (Lesung)

Spätestens seit [„Harry Potter und der Stein der Weisen“ 139 dürfte der Franzose Nicholas Flamel (ca. 1330? – 1418?) vielen ein Begriff sein. Der Ire Michael Scott baut nun eine ganze Buchreihe um den berühmten Alchemisten auf. Ab diesem Frühjahr bis zum Frühjahr 2013 sollen voraussichtlich sechs Bände um „Die Geheimnisse des Nicholas Flamel“ veröffentlicht werden. Scott hat sich also einiges vorgenommen. Den Auftakt zur Reihe bildet „Der unsterbliche Alchemyst“, als Hörbuch gelesen von keinem Geringeren als Andreas Fröhlich – schon allein diese Tatsache ist Grund genug, einen genaueren Blick auf das Werk zu werfen …

Es ist der Sommer 2007 in San Francisco. Josh Newman und seine Zwillingsschwester Sophie wollen sich in den Sommerferien ihr Taschengeld aufbessern. Also arbeitet Josh im Buchladen von Nick Fleming, während Sophie im Café auf der gegenüberliegenden Straßenseite aushilft. Es verspricht ein recht unspektakulärer Sommer zu werden, bis Sophie eines Tages vom Café aus die Ankunft höchst eigenartigen Besuches beobachtet, der kurz darauf die Buchhandlung betritt.

Als Sophie daraufhin in die Buchhandlung eilt, um herauszufinden, was es mit dem mysteriösen Besucher auf sich hat, wird sie zusammen mit ihrem Bruder Josh Zeugin eines magischen Kampfes, der um ein uraltes Buch entbrannt zu sein scheint. Im Getümmel hat Josh sogar versehentlich zwei Seiten aus dem geheimnisvollen Buch herausgerissen.

Wie sich bald herausstellt, ist der mysteriöse Besucher Dr. John Dee, seinerzeit Lehrling des größten Alchemisten aller Zeiten, Nicholas Flamel – der sich hinter der Identität des unscheinbaren Buchhändlers Nick Fleming verbirgt und inzwischen schon fast 700 Jahre alt ist.

Sophie und Josh werden in eine Geschichte hineingezogen, die ihnen verständlicherweise absolut unfassbar erscheint. Sie kämpfen zusammen mit dem berühmten Nicholas Flamel gegen den großen [Dr. John Dee,]http://de.wikipedia.org/wiki/John__Dee der zum einen gerne die beiden fehlenden Seiten des „Codex“ ergänzen würde (schließlich enthält dieses wertvolle Buch die genauen Anweisungen zur Herstellung eines Elixiers, das ewiges Leben verheißt). Zum anderen hält Dee, quasi als Pfand für die beiden fehlenden Seiten, Nicholas‘ geliebte Frau Perenelle gefangen. Für die Zwillinge beginnt ein Abenteuer, dessen Ausmaß sie sich noch vorzustellen vermögen …

Was Michael Scott mit seinem Roman „Der unsterbliche Alchemyst“ abgeliefert hat, ist durchaus solide Fantasykost, an der vor allem die jüngere Generation ihre Freude haben dürfte. Mit Sophie und Josh setzt Scott auf zwei Protagonisten, mit denen sich viele jugendlichen Leser/Hörer sicherlich identifizieren können. Während Sophie gerne mit ihre Freundin am Telefon plauscht, gilt das Interesse von Josh vor allem seinem Notebook und seinem |iPod|.

Das klingt ein wenig nach abgedroschenen Rollenklischees, aber da beide Figuren ganz sympathisch und, soweit die Tiefe des Romans überhaupt eine solche Einschätzung zulässt, durchaus natürlich wirken, lebt es sich ganz gut damit. Sophie und Josh haben zumindest im vorliegenden ersten Teil der Geschichte eben noch nicht sonderlich viel Raum, um einen tieferen Eindruck beim Leser/Hörer zu hinterlassen. Dafür fährt Scott auch zu viele weitere Figuren und Gestalten auf.

Und so bleiben Sophie und Josh eben ziemlich blass. Einen Teil der Handlung verlegt Scott in das Schattenreich, knüpft aber in vielen Punkten auch immer wieder an das Hier und Jetzt an. Die Zwillinge schlittern etwas unbedarft in die ganze Geschichte hinein und wirken dadurch gerade zu Anfang noch ziemlich naiv. Doch ihre Rolle dürfte schon im nächsten Teil der Geschichte weiter ausgebaut werden, denn für die Handlung entpuppen die beiden sich als elementares Kernstück. Für den Fortgang der Geschichte kommt Scott damit sicherlich nicht umhin, ihnen etwas mehr Tiefe zu verleihen.

„Der unsterbliche Alchemyst“ ist ein Sammelsurium verschiedenster mythologischer Gestalten, die Scott geschickt zu einem stimmigen Plot zusammenfügt. Grundlegender Konflikt, der auch im Kampf zwischen John Dee und Nicholas Flamel einen wichtigen Faktor darstellt, ist die Rolle des „Älteren Geschlechts“. Dee kämpft auf der Seite der Älteren, welche die Erde wieder in Besitz nehmen und die Menschheit vernichten wollen, während Nicholas Flamel genau dies verhindern will. Doch ohne den „Codex“, den John Dee aus der Buchhandlung gestohlen hat, sieht Nicholas Flamel nicht nur sprichwörtlich alt aus. Flamel braucht den „Codex“ und das darin enthaltene Geheimnis des ewigen Lebens, um nicht innerhalb eines einzigen Mondzyklus rapide zu altern und schließlich zu sterben.

Jeder der beiden Kontrahenten hat mächtige Kampfgefährten an seiner Seite. Nicholas Flamel wird zum Beispiel unterstützt durch Scathach, die „Dämonenschlächterin“ oder „Königsmacherin“, die in den letzten ca. 2000 Jahren so ziemlich jeden legendären Krieger ausgebildet haben dürfte. Hier tritt die Scathach als die siebzehnjährige Scatty in Erscheinung, die mit den Zwillingen schnell Freundschaft schließt.

Auf der Seite von Dee stehen unter anderem die Katzengöttin Bastet und die Krähengöttin Morrigan. Scotts Roman offenbart sich als Streifzug durch die Mythologie, der den Leser/Hörer mit so vielen interessanten Geschöpfen von Golems bis zu Werebern bekanntmacht, dass man auf der Website zum Buch noch mal alle Namen und Kreaturen in einem Lexikon nachschlagen kann.

Was Scott ganz gut gelingt, ist, neben der farbenprächtigen Ausschmückung seines Plots, der Verlauf des Spannungsbogens. Er zieht gleich mit dem ersten Kampf in der Buchhandlung die Spannungsschraube kräftig an. Er würzt den Plot mit reichlich Magie und legt den unterschiedlichen Handlungssträngen von Perenelles Gefangenschaft und den Erlebnissen der Zwillinge mit Nicholas Flamel einen stetig spannender werdenden Verlauf zugrunde.

Was darum auch stört, ist, dass die Geschichte ganz offen endet. „Der unsterbliche Alchemyst“ ist nichts weiter als die Ausgangsbasis für den weiteren Verlauf der Reihe um Nicholas Flamel, und dementsprechend wird kaum ein Handlungsstrang wirklich abgeschlossen. Das ist vor allem deswegen etwas unbefriedigend, weil man nun bis Frühjahr 2009 warten muss, um zu erfahren, wie es weitergeht. In Anbetracht der Tatsache, dass die Handlung am Ende des ersten Teils wirklich mehr oder weniger mittendrin abbricht, stellt sich die Frage ob die Vorgehensweise, jeweils zwölf Monate bis zum Erscheinen des nächsten Bandes verstreichen zu lassen, vom Verlag so klug gewählt ist.

Ein wenig erinnert ein Teil der Geschichte (die Rolle des „Älteren Geschlechts“, die Bedeutung der Kinder für den Fortgang der Geschichte, etc.) an die Reihe „Die fünf Tore“ von Anthony Horowitz. Im direkten Vergleich hat Horowitz schon aufgrund der ausgefeilteren Figurenzeichnung die Nase vorn. „Die fünf Tore“ ist eben auch für Erwachsene sehr unterhaltsam und durchweg spannend. „Der unsterbliche Alchemyst“ ist dagegen stärker auf eine jüngere Zielgruppe zugeschnitten.

Dennoch macht „Der unsterbliche Alchemyst“ als Hörbuch durchaus auch Erwachsenen Freude. Ein gewichtiger Grund dafür dürfte die wie üblich hervorragende Arbeit von Andreas Fröhlich sein. Wer [„Eragon“ 3228 als Hörbuch kennt, der weiß, zu welch unglaublichen Leistungen dieser Mann fähig ist. Fröhlich haucht einer Fantasy-Geschichte mehr Leben ein, als man von einem einzelnen Sprecher überhaupt erwarten kann, und so glänzt eben auch „Der unsterbliche Alchemyst“ besonders durch die herausragende Vielseitigkeit, mit der Andreas Fröhlich die verschiedenen Figuren der Geschichte vor dem Auge des Hörers agieren lässt.

Das, was die Geschichte hier und da an charakterlicher Tiefe vermissen lässt, vermag Andreas Fröhlich durch seine brillante Vortragsweise zu einem nicht unwesentlichen Teil zu kompensieren. Da verzeiht man so manche Schwäche der Geschichte – einfach, weil man zu sehr damit beschäftigt ist, das Hörbuch zu genießen.

Bleibt unterm Strich also mit Blick auf die Geschichte ein solider Eindruck zurück. Man darf gespannt sein, was Scott aus den „Geheimnissen des Nicholas Flamel“ noch alles herauszukitzeln vermag. Da die Geschichte immerhin für sechs Bände ausgelegt ist, gibt es vor allem auch in Anbetracht der vielen Inspirationen aus Legenden und Mythen noch unzählige Möglichkeiten. Und so bleibt auch zu hoffen, dass die bis dato noch sehr schwache Charakterskizzierung von Josh und Sophie Newman an Tiefe gewinnt.

Als Hörbuch ist „Der unsterbliche Alchemyst“ schon aufgrund der Tatsache, dass Andreas Fröhlich die Geschichte liest (wobei der Begriff „Lesen“ hier gar nicht weit genug greift), eine Empfehlung wert.

Das lohnenswerte Verlagsspezial zur Buchreihe:
[www.nicholas-flamel.de]http://www.nicholas-flamel.de

Minninger, André – Die drei ??? – Nacht in Angst (Folge 86)

_Besetzung:_

Justus Jonas: O. Rohrbeck
Peter Shaw: J. Wawrczeck
Bob Andrews: A. Fröhlich
Morton: A. von der Meden
Mr. Peacock: H. Ahner
Alpha: A. Schülke
Erzähler: M. Fuchs

_Inhalt:_

Nachdem Justus, Peter und Bob vergeblich versucht haben, Karten für den neuen Star-Wars-Film zu ergattern, lassen sie sich von Morton abholen. Morton erhält auf der Fahrt einen Anruf von Mr. Peacock, dem Direktor des Steadmans-Museums, der ebenfalls sein Kunde ist und zum Museum gebracht werden will. Der nette, aber etwas schusselige Mr. Peacock hat seinen Cheftimer mit allen wichtigen Daten im Museumsbüro vergessen. Als Entschädigung für den kleinen Umweg bietet er den drei Detektiven eine kurze nächtliche Museumsführung an.

Da morgen eine interessante Ausstellung beginnt, bei welcher der wertvollste Diamant der Welt gezeigt werden wird, nehmen die Jungs die Einladung erfreut an. Während Justus und Morton den Aufzug nehmen, gehen die anderen zu Fuß in den dritten Stock. Doch kurz darauf erlöscht plötzlich das Licht. Zunächst glauben sie noch an einen Stromausfall, aber alles deutet auf einen Einbruch hin. Mr. Peacock und Bob eilen rauf ins Büro, um die Leitungen zu überprüfen, während Peter den Diamanten in Sicherheit bringen soll. Justus und Morton stecken derweil im Aufzug fest.

Bob und Mr. Peacock werden jedoch von der Diebesbande gefangen genommen und eingesperrt. Sie halten den flüchtigen Peter für einen weiteren Dieb und Bob und Mr. Peacock für Komplizen. Nach einer langen Verfolgungsjagd wird auch Peter gefangen – doch den Stein hat er nicht mehr bei sich. Ein weiterer Dieb, der sich als Nachtwächter ausgab, hat ihn ihm abgenommen. Während der Anführer der Diebesbande immer unberechenbarer wird und seine Komplizen das Museum durchsuchen, hoffen Peter und Bob entkommen zu können …

_Bewertung:_

„Nacht in Angst“ ist eine sehr gelungene Folge der drei Fragezeichen, die allen Erwartungen standhält.

|Spannende Echtzeit-Handlung|

Das Besondere an dieser Folge ist ihr Tempo, denn anders als gewöhnlich wird sie quasi in Echtzeit erzählt. Der Hörer erlebt hautnah mit, wie Justus, Peter, Bob, Morton und Mr. Peacock von den Verbrechern gefangen gehalten werden. Das ist eine angenehme Abwechslung zu den sonstigen Fällen, die sich meist über Tage oder Wochen hinziehen. Weiterhin gelungen ist die Abweichung vom üblichen Schema, indem die drei die meiste Zeit über getrennt voneinander agieren. Justus steckt mit Morton im Fahrstuhl fest und kann nur per Sprechanlage mithören, was im Museum geschieht, aber lange Zeit nicht eingreifen. Bob wird gemeinsam mit Mr. Peacock festgehalten, während Peter zunächst durch das Museum irrt, verfolgt von den Gangstern, die ihn ebenfalls für einen Dieb halten. Jeder der drei Detektive trägt auf seine Weise etwas zur Lösung bei, und auch wenn Justus am Ende mal wieder derjenige ist, der die Zusammenhänge am besten durchschaut, haben seine beiden Kollegen zuvor schon ganze Arbeit geleistet.

Spektakulär ist die Folge auch wegen der Gefahr, in welcher die Freunde schweben. Der Anführer der Diebesbande richtet eine Pistole auf sie, Mr. Peacock wird niedergeschlagen und es besteht kaum eine Chance zu entkommen. Zeitweise wissen weder die drei Detektive noch die Gangster, wie viele Leute sich eigentlich zurzeit im Museum bewegen. Der unbekannte Auftraggeber sorgt trickreich dafür, dass sich die Verbrecher gegenseitig nicht mehr trauen, indem er sie gegeneinander ausspielt, und die Handlung hält mehrere überraschende Wendungen bereit. Nie kommt Langeweile auf, da sich die Jungs entweder auf der Flucht oder in Gefahr befinden oder neue Informationen erhalten.

|Amüsante Szenen|

Humorvolle Auflockerungen gibt es auch in dieser spannungsgeladenen Folge. Dass Justus lieber den Aufzug statt der Treppe nimmt, bietet Peter mal wieder Grund zur Häme, denn auf diese Art wird der Erste Detektiv seine überflüssigen Pfunde nie los. Das ist zwar eine recht gemeine Bemerkung, aber da Justus andererseits gerne mal besserwisserisch auftritt und ein gesundes Selbstbewusstsein besitzt, durchaus legitim. Unfreiwillig komisch ist der wütende Alpha, der Anführer der Diebesbande, als er entdeckt, dass sich nicht nur Peter und Bob, sondern anscheinend auch noch ein Nachtwächter im Museum befinden, und er seine Leute anbrüllt, warum hier zig Leute im Gebäude herumrennen, von denen sie keine Ahnung haben. Eine witzige Kabbelei gibt es zwischen Peter und Bob, als Peter zögert, in den Wasserkasten der Toilette zu greifen, und Bob ihn tadelt: „Eklig wird’s erst weiter unten.“ Die größten Lacher auf seiner Seite hat aber Justus, der beim großen Finale völlig unverhofft auftaucht und das obligatorische Überreichen der Visitenkarte diesmal äußerst originell gestaltet.

|Sehr gute Sprecher|

Die Darsteller der Nebenfiguren sind keine Unbekannten und liefern eine sehr gute Leistung ab. Helmut Ahner kennt man auch als Stimme des Butlers Johann in „Duck Tales“, als unfreundlicher Nachbar in „Benjamin Blümchen als Gärtner“, als distinguierte Bulldogge Francis im |Disney|-Film „Oliver und Co“ und bei den |Drei Fragezeichen| beispielsweise als Kapitän Joy in „Der rote Pirat“ und als Slater in „Der Super-Wal“. Auch Achim Schülke hatte bereits Auftritte bei den |Drei Fragezeichen|, beispielsweise in „Das Gold der Wikinger“. Regelmäßig spricht er in der Serie „Bob der Baumeister“ und bei den „Teenage Mutant Hero Turtles“ und als Titus Jonas in der Ablegerserie „Die drei Fragezeichen-Kids“. Gut wie immer ist auch Andreas von der Meden als vornehmer Morton, der ähnlich umständlich auch als Kastellan in der Hörspielserie „Hui Buh“ auftritt. Populär auch seine Rolle als zerstreuter Onkel Quentin bei den „Fünf Freunden“.

|Kaum Schwächen|

So gut gelungen, wie die Folge ist, kann von echten Schwächen nicht die Rede sein. Es ist nur ein kleines bisschen störend, wie ausführlich Justus seine Freunde auf deren Flucht informiert und ihnen wichtige Informationen zukommen lässt. Anstatt kurz und knapp den entscheidenden Namen zu sagen, verliert er mehrere Sätze, als hätten sie alle Zeit der Welt, und umschreibt umständlich die Person, was angesichts der Eile unrealistisch ist. Weiterhin kommt Justus bei der Entlarvung des Täters ein kleiner Zufall zu Hilfe. Zwar gelingt ihm die Identifizierung anhand von logischen Schlussfolgerungen, doch beweisen kann er seine Theorie erst durch einen Zufall, der seine Vermutung bestätigt. Aber beide Punkte sind insgesamt kaum der Rede wert.

_Als Fazit_ bleibt eine sehr empfehlenswerte Folge, sicherlich eines der Highlights unter den neueren Produktionen. Die Episode überzeugt durch Spannung, überraschende Wendungen, eine temporeiche Handlung in Echtzeit und sehr gute Sprecher. Die winzigen Mängel sind kaum der Rede wert.

http://www.natuerlichvoneuropa.de/