Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

McIver, Joel – Metallica: Justice For All – Die Wahrheit über Metallica

Die Story von |Metallica| ist einerseits durch die jahrelange, stete Medienpräsenz prinzipiell kein Mythos mehr; zu tief haben sich die Schicksalsschläge sowie die späteren musikalischen Wandlungen eingebrannt, zu oft wurde eigentlich schon darüber diskutiert. Und dennoch bietet der Stoff, aus dem diese vier Helden gemacht sind, noch einige Geheimnisse, Enthüllungen, die nur Insidern bekannt sind, aber auch Tiefpunkte, die bislang gerne mal verschwiegen wurden, um das Saubermann-Image der wohl größten Metal-Band des Planeten zu wahren. Joel McIver veröffentlichte vor einiger Zeit in seinem Buch [„Justice For All: Die Wahrheit über Metallica“ 1303 eine ganze Palette verschwiegener Fakten und eher versteckter Hintergründe. Von den schwierigen Anfängen, den Startschwierigkeiten über den langsamen Erfolgsweg bis hin zum Sprung an die Spitze einer ganzen Bewegung, die der Autor berechtigt als ein Lebensgefühl beschreibt, zeichnet er die Geschichte der Band chronologisch nach und lässt dabei wirklich kein Detail aus. Aufgrund der aktuellen Popularität des Metiers wurde diese Dokumentation nun auch als Hörbuch veröffentlicht, als solches aber natürlich in stark gekürzter Form. Claude-Oliver Rudolph hatte die Ehre, den geschnittenen Vortrag über die Giganten zu halten – und er schlägt sich bisweilen achtbar.

Allerdings kann die Hörbuchfassung den dicken Wälzer keinesfalls ersetzen; alleine dadurch, dass man verpflichtet war, sich aufs Wesentliche zu beschränken, reduziert man die Story im Endeffekt wieder nur auf all die Inhalte, die dem geneigten Fan im Grunde genommen eh schon bewusst ist. Hier und dort gibt es zwar noch einige Infos über den Studioaufenthalt zu „Ride The Lightning“ oder den Zwist zwischen der Band und Dave Mustaine, aber es ist eigentlich nichts dabei, was man nicht schon längst in Erfahrung gebracht hätte. Dennoch wäre es im Rahmen des Hörbuchs sicherlich möglich gewesen, bei gleichem Umfang besseres Infotainment zu bieten; so ist es zum Beispiel extrem anstrengend, wenn Rudolph zu jeder Tour nahezu alle Auftrittsorte auflistet und so die gut erzählte Geschichte immer wieder aus dem Zusammenhang reißt. Der Fakt, dass das Ausmaß der Tourneen ständig ins Unermessliche wuchs, hätte als Randinformation hier ganz bestimmt ausgereicht. Des Weiteren offenbart der Lektor zumindest bei seinem Grundwissen über die Band einige Schwächen; Songtitel werden falsch ausgesprochen, und zwischenzeitlich kommt es immer wieder zu Artikulierungsfehlern, über die sich der scharfsinnige Fan – und der ist nun mal der zentrale Punkt der angesprochenen Zielgruppe – brüskieren wird.

Und genau dies sind schließlich die Mankos, die im direkten Vergleich zur Vorlage nichts anderes als den Schluss zulassen, dass die Rundumbedienung in Buchform auf jeden Fall vorzuziehen ist. Zwar kann diese nicht die musikalischen Beiträge der beiden CDs ersetzen (hier covern einige Künstler, darunter auch |Motörhead|, Songs wie ‚Enter Sandman‘ und ‚Whiplash‘), aber der tatsächliche Gehalt ist doch um ein Vielfaches größer. |Metallica|-Fans hatten es in den letzten Jahren sowieso nicht sonderlich bequem, warum sollte sich daran also nun etwas ändern: Meine Empfehlung geht an das Buch; die zugehörige Doppel-CD taugt indes lediglich als Ergänzung.

http://www.nuclearblast.de/index_entry.php

Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Im Land des Vampirs (Folge 38)

_Story_

John Sinclair ist es von Beginn an nicht geheuer, dass der zwielichtige Privatdetektiv Jan Ziegler ihm einige unglaubliche Enthüllungen offenbaren möchte. Dennoch lässt er sich auf dessen Einladung ein und folgt ihm ins Kosmetik-Labor der Firma Fariac Cosmetics. Dort hat Ziegler kürzlich ein seltsames, abstoßendes Mosaik aufgespürt, das ganz und gar nicht mit dem Image der Firma zu vereinbaren ist. Und dann geschieht es: Sinclair verschwindet im Mosaik, und während Ziegler noch ungläubig nach seinem Zweckverbündeten sucht, wird er auch schon hinterrücks erstochen und anschließend in der Themse ‚entsorgt‘.

Derweil traut der Geisterjäger seinen Augen nicht; er wurde mittels eines merkwürdigen Portals ins 17. Jahrhundert teleportiert und muss dort direkt seinen Mann stehen, als eine Zigeunerfamilie von einem Söldnerheer gehetzt wird. Es handelt sich dabei um die Familie Marek, die John alsbald in Verbindung mit seinem alten Gefährten Frantisek Marek bringt, mit dem er einst Draculas Sohn pfählte. Und diese Verbindung scheint sich immer mehr zu bestätigen, als Sinclair von der Existenz des Vampirgrafen Fariac erfährt, der die Menschen unterdrückt und Leute aus der Unterschicht gnadenlos unterwirft.

Gemeinsam mit Ilona und Stephan Marek begibt er sich auf die Suche nach dem vermissten Sprössling Karel, dem einzig verbliebenen Hoffnungsträger und Stammhalter der Familie. Doch schneller als befürchtet geraten sie erneut ins Kreuzfeuer der Blutsauger und deren Anhänger. Und während man im London der Jetztzeit vergeblich nach Sinclair fahndet, muss dieser seine Qualitäten ohne die bekannten Hilfsmittel im Deutschland nach dem 30-jährigen Krieg unter Beweis stellen. Allerdings scheinen die Gegner dieses Mal geradezu unbezwingbar.

_Persönlicher Eindruck_

Wow, kaum zu glauben, dass es dem Regie-Team der Sinclair-Hörspiele immer wieder gelingt, einen echten Meilenstein – und als solchen möchte ich die grandiose, vorangegangene Folge [„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 einfach mal bezeichnen – noch einmal zu übertreffen. Zwar sollten vorschnelle Urteile bei einem Dreiteiler, wie er mit „Im Land des Vampirs“ gerade erst eröffnet wird, immer mit Vorsicht zu genießen sein, doch birgt alleine die erste Episode dieser neuen Trilogie schon ein derartiges Potenzial, dass die Spannung schon in der Anfangsphase der Riesenstory ins Unermessliche steigt.

Dabei ist der Hintergrund der Handlung alles andere als innovativ, schließlich gibt es Geschichten über unfreiwillige Zeitreisen selbst in diesem Metier wie Sand am Meer. Doch alleine schon durch die geschickte Verknüpfung mit vorherigen Hörspielen (in diesem Falle wird [„Der Pfähler“ 2019 aufgegriffen) zeigt sich wiederum die Brillanz, die Dark beim Verfassen seiner Vampirromane an den Tag legt. So ist „Im Land der Vampire“ neben der spannenden Hauptstory mit vielen Aha-Effekten und Déjà-vu-Erlebnissen angereichert worden, deren bloße Existenz das Hörspiel nicht bloß allgemein bereichert, sondern auch eine stetig wachsende Begeisterung auslöst, die sich zunächst ganz unabhängig vom neuen Plot entwickelt, in Kombination mit den frischen Ideen dann aber regelrecht zur Euphorie führt. Darüber hinaus kann die neueste Episode mit einer ganzen Reihe humorvoller Situationen aufwarten; so bringt der Protagonist immer wieder einige moderne Redewendungen ein, die an der jeweiligen Stelle ohne das entsprechende Bedeutungswissen gar nicht eingeordnet werden können. Permanent muss er sich letztendlich korrigieren, damit seine Kommentare nicht falsch interpretiert werden und seine bissige Ironie ihn nicht ins Verderben stürzt, was wiederum in mancher Passage gar vernichtende Auswirkungen haben könnte.

Andererseits soll dies nicht bedeuten, der Inhalt würde infolge dessen seine Ernsthaftigkeit verlieren. Das genaue Gegenteil ist nämlich der Fall, denn bisweilen geht es „Im Land des Vampirs“ ziemlich blutig zu, angefangen beim Attentat auf Jan Ziegler über die brutalen Übergriffe der Vampire bis hin zur Ermordung eines Hauptdarstellers. Ab und an wünscht man sich dabei zwar schon, dass man mit den einzelnen Todesfällen etwas seriöser umgehen würde – dies würde der Geschichte dann auch den letzten fehlenden Funken Authentizität verpassen – aber im Zuge der temporeich verlaufenden Ereignisse geht dies schließlich in Ordnung und sorgt ungewollt(?) dafür, dass die Story zu keinem Punkt ein Übergewicht in Sachen Pathos bekommt.

Entscheidend für den wirklich uneingeschränkt überzeugten Gesamteindruck ist indes einmal mehr die wunderbare Atmosphäre. Hier ist es Regisseur Oliver Döring sehr gut gelungen, die Kontraste zwischen den beiden Welten, in denen die Geschichte spielt, hervorzuheben und durch die starke Betonung der Wendepunkte des Geschehens echte Akzente zu setzen. Der überragende Spannungsaufbau scheint daher nur noch Formsache und ist schlussendlich das Sahnehäubchen eines brillanten Eröffnungshörspiels einer sehr viel versprechenden, neuen Trilogie um den geschätzten Geisterjäger. Wenn sich da mal kein Klassiker anbahnt …

http://www.sinclairhoerspiele.de/
http://www.luebbe-audio.de

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Sassenberg, Volker – Gabriel Burns – Der Erste der Zehn (Folge 24)

Das Geheimnis um Steven Burns‘ Gabe ist, zumindest teilweise, aufgedeckt. Er ist ein Grauer Engel – ein Geschöpf, das er sich stets geschworen hatte zu bekämpfen. Und nicht nur das, Steven ist sogar der erste von ihnen, der gefallene Engel Gabriel. Ist er nun dazu verdammt, eine willenlose Figur im Spiel der Mächte zu sein, die an den zehn fahlen Orten die Tore ins Jenseits und der Hölle öffnen wollen, damit unaussprechliche Kreaturen die Erde verschlingen können? Ist Steven der Schlüssel, der das Grauen nicht verhindert, sondern heraufbeschworen hat? Oder gelingt es ihm, seine Gabe zu nutzen, seine Kräfte zu regulieren und die zehn fahlen Orte stattdessen zu versiegeln? Steven muss es herausfinden, und zwar schnell, denn Vancouver steht kurz vor dem Fall.

_Vorgeschichte: Folgen 1 bis 23_

Vancouver: Steven Burns, erfolgloser Schriftsteller, hält sich mehr schlecht als recht als Taxifahrer über Wasser. Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er an den geheimnisvollen Bakerman gerät – oder treffender: als Bakerman Steven kontaktiert, um ihn in ein mysteriöses Projekt einzuweihen, das sich unheimlicher Phänomene angenommen hat. Warum Bakerman, der dieses Projekt leitet, gerade Steven für seine Pläne auserkoren hat, wird dem Schriftsteller in dem Moment klar, als er an seinen Bruder Daniel zurückdenkt. Dieser verschwand nämlich im Alter von vier Jahren auf seinem Geburtstag, als Steven ihn bat, in eine Kiste zu steigen und einen Zaubertrick über sich ergehen zu lassen. Doch das Resultat war kein harmloses Kinderspiel, denn Daniel war plötzlich wie weggezaubert und blieb spurlos verschwunden.

Obwohl Bakerman auf die Geschehnisse von Stevens geheimnisvoller Zaubergabe anspielt, bleibt er ihm die Antworten schuldig. Und wenn er etwas herausrückt, dann nur sehr spärlich und darauf bedacht, die wahren Hintergründe im Dunkeln zu lassen. Denn Bakerman möchte Stevens Fähigkeiten erst einmal testen und eine Vertrauensbasis aufbauen. So schickt er ihn über den gesamten Globus; immer dort hin, wo auf eigenartige Weise Menschen verschwinden, von gefährlichen Experimente berichtet wird oder scheinbare Naturphänomene ans Tageslicht treten.

Steven Burns zur Seite stehen Joyce Kramer und Larry Newman, die das Viererteam um Bakerman komplettieren. Joyce ist bereits seit vielen Jahren ein treuer Verbündeter Bakermans und stellt seine Pläne nicht in Frage. Larry hingegen ist erst kurze Zeit nach Steven zur Mannschaft gestoßen, als sich der frühere Forstbeamte in den Wäldern von Yukon widernatürlichen Phänomenen ausgesetzt sieht und daraufhin beschließt, das Böse zu bekämpfen. Die zehn fahlen Orte sind es, die Steven Burns, Bakerman, Joyce und Larry in Atem halten. Orte, an denen das Böse zum Vorschein kommt und Tore in eine andere Welt geöffnet werden sollen, um die Menschheit durch Kreaturen aus der Hölle zu vernichten.

Steven weiß nun, wer er ist, oder vielmehr was er ist. Jetzt liegt es an ihm, dieses Wissen für sich zu nutzen und den Kampf aufzunehmen. Die Zeit rennt.

_Inhalt_

Folge 24 „Der erste der zehn“ der |Gabriel Burns|-Reihe knüpft direkt an die vorige Folge an. In einem kurzen Rückblick erwacht Steven Burns aus seiner psychedelischen Horrorvision und findet sich in dem mittlerweile leer stehenden Gefängniskomplex von Fairlane wider. An genau diesem Ort hat ihn Bakerman einst als kleines Kind gefunden. Kann das Zufall sein? Völlig durcheinander und von Stimmen in seinem Kopf verwirrt, sucht sich Steven seinen Weg nach draußen und irrt dort durch die ebenso verlassene und öde Wildnis. Alles ist menschenleer, nirgends ist ein Dorf zu sehen. Glücklicherweise gelingt es ihm schließlich, Larry zu kontaktieren, der ihn mit Hilfe der vagen Umgebungsbeschreibung tatsächlich nach Tagen der Suche findet. Mit dem Wagen, einem alten Landrover, geht es wieder Richtung Heimat.

Steven bleibt wortkarg und lauscht während der Fahrt dem Radio. In den Nachrichten ist von einer Quarantänezone in Bukarest die Rede. Niemand weiß etwas Genaues. Larry kann Steven jedoch darüber in Kenntnis setzen, dass Bakerman und Joyce in die Region geflogen sind, um sich vor Ort über die tatsächlichen Hintergründe zu informieren. Für einen kurzen Augenblick im Gespräch vertieft und abgelenkt, bemerkt Larry nicht, wie plötzlich eine Frau auf der Fahrbahn steht. Der Landrover erwischt sie noch, doch als Larry anhält, scheint die Frau unverletzt – sie hat noch nicht einmal einen Kratzer. Einen Augenblick später ist sie spurlos verschwunden.

Steven und Larry vermuten das Schlimmste und halten an einem nicht weit entfernten Bistro an der Straße an. Die Bedienung in dem heruntergekommenen Schuppen reagiert nervös, von der Frau auf der Straße will sie aber nichts gesehen haben. Steven entdeckt jedoch draußen auf dem Parkplatz eine Frau oder besser gesagt, von einem parkenden LKW auf dem Parkplatz verdeckt, nur deren Füße und Beine. Doch er hat keinen Zweifel, dass es sich um dieselbe Person handelt. Auf alles vorbereitet, geht er nach draußen und erlebt dort wahrhaftig eine Überraschung.

Im Wechsel zum ersten Handlungsstrang, und nur lose durch die Radionachricht mit diesem verbunden, wird in einem zweiten die Perspektive auf Bakerman und Joyce gerichtet. Sie sind bereits in Bukarest angekommen und wollen einen Kontaktmann treffen, um an Informationen über die Absperrungen mehrerer Ortsteile zu kommen und ihre These, Bukarest könne einer der zehn fahlen Orte sein, zu untermauern. Anstatt ihren Kontaktmann zu treffen, finden sie am vereinbarten Treffpunkt, einer Wäscherei, jedoch nur Leichen vor. Es sieht alles danach aus, als ob jemand mit aller Macht verhindern will, dass nicht das kleinste Gerücht nach draußen dringen.

Während sich die beiden in dem Gebäude umsehen, bemerken sie, wie ein Wagen vor dem Haus hält. Mehrere schwer bewaffnete Männer kommen heraus und wollen die Wäscherei stürmen. Bakerman und Joyce bleibt nur die Treppe nach oben, wo ihr Weg sie aufs Dach führt. Dort finden sie tatsächlich ihren Kontaktmann, der ihnen verrät, dass ihm keine andere Wahl blieb, als sie in eine Falle zu locken. Aber er steht noch immer auf ihrer Seite. So fasst er einen lebensmüden Plan und wirft sich den nach oben stürmenden Männern in den Weg, um Bakerman und Joyce die Flucht über eine Feuerleiter zu ermöglichen.

Sie können tatsächlich türmen und alles in die Wege leiten, um mit einem Hubschrauber aus der Stadt geflogen zu werden. Zur ihrer Überraschung gibt ihnen das, was sie dort aus der Luft sehen, mehr Antworten als alle Nachforschungen, die sie bisher eingeholt haben. Eine riesige Traube an Menschen, geistig kontrolliert von ausgesandten Funkwellen, hat sich vor einem meterhohen Feuer versammelt und wirft sich selbst in die Flammen. Noch bevor die beiden realisieren, was dort vor sich geht, verliert auch ihr Pilot die Kontrolle über seinen Geist und steuert direkt auf das Feuer zu.

_Bewertung_

Nach den Antworten auf eine der wichtigsten Fragen der gesamten |Gabriel Burns|-Reihe, die in der letzten Folge gegeben worden sind, muss „Der erste der zehn“ ein schweres Erbe antreten. Dies gelingt der Episode erwartungsgemäß nicht. Man merkt den beiden Geschichten an, dass sie nur als Überleitung dienen und nicht mehr sind als ein bloßes Zwischenspiel. Doch darin erfüllen sie durchaus ihren Zweck und erhöhen die Erwartungshaltung auf die kommenden Ereignisse in Vancouver nur noch stärker. Die Handlung rund um Steven spielt sich lediglich auf der – zugegebenermaßen langen – Landstraße zwischen Fairlane und Vancouver und einem an der Straße gelegenen Bistro ab. Sie erfüllt nur den Zweck, dass Steven hier zum ersten Mal bewusst und von ihm selbst gesteuert die Möglichkeiten nutzt, die ihm als Grauer Engel zur Verfügung stehen. Ein erster Eindruck also, wie Steven fortan kämpfen wird und auch kämpfen muss, um gegen die wirklichen Gegner zu bestehen.

Die Ereignisse in Bukarest tragen da schon mehr zum Metaplot bei, wenngleich sie nur schildern, wie die Vorbereitungen um die zehn fahlen Orte allmählich ihre Wirkung zeigen.

Etwas schade ist, dass beide Handlungslinien so gut wie nicht miteinander verknüpft sind und in eine Folge gepackt werden mussten, weil sie einzeln nicht genug hergegeben hätten. So bleibt es also bei einem kurzen Intermezzo und der Hoffnung, dass die Geschichte bald wieder an Fahrt gewinnt. Aber „Der erste der zehn“ deutet unweigerlich darauf hin.

http://www.gabrielburns.de/

|Siehe ergänzend dazu auch unsere Besprechungen zu den aktuellen Buchveröffentlichungen|

[„Gabriel Burns: Die Grauen Engel“ 3892
[„Gabriel Burns: Verehrung“ 3960

Merlau, Günter – Weißes Gold (Die Schwarze Sonne 3)

Folge 1: [„Das Schloss der Schlange“ 2317
Folge 2: [„Böses Erwachen“ 4022

_Story_

Nathaniel des Salis und Adam Salton stehen immer noch unter Schock, bedingt durch die grausamen Ereignisse, die sie durch das Wirken der brutalen Arabella March erfahren haben. Gemeinsam gelingt den beiden die Flucht nach Bombay, wo sie sich erst einmal bei einer alten Bekannten Nathaniels in Schutz wähnen. Doch das Verhältnis der beiden ist stark angeschlagen; Adam hat das Vertrauen in seinen Mentor verloren, weil er an seiner Seite die wichtigsten Menschen in seinem Leben verloren hat. Und auch die neuen Geheimniskrämereien des Herren de Salis gefallen dem jungen Salton ganz und gar nicht.

Sein Begleiter ist jedoch vorerst nicht bereit, ihm die Augen zu öffnen und die Hintergründe seiner neuerlichen Verbindung mit Helena Blavatsky zu erläutern. Salton weiß nur von dem Weißen, einer mystischen Kraft, die alles in sich einsaugt, Seelen raubt und droht, ihn und seine Gefährten um den Verstand zu bringen. Doch er kann nicht einordnen, was sich dahinter verbirgt und reibt sich immer häufiger mit dem von Wissenschaftsgeist durchtränkten de Salis. Dennoch schließt Adam sich Nathaniel fast bedingungslos an und kann zur Stelle sein, als de Salis Opfer eines verheerenden Unglücks wird, welches Adam langsam aber sicher die Augen öffnet. Nathaniel ist scheinbar hinter einem mystischen Gegenstand von unschätzbarem Wert her – und derart von seiner Aura gefesselt, dass er leichtfertig ins Verderben rennt.

_Persönlicher Eindruck_

Schon einmal vorab: Die schwierigste Aufgabe bei dieser Kritik besteht darin, eine Inhaltsangabe zu verfassen, ohne dabei zu viel zu verraten, das Geschehene aber dennoch präzise und kompakt auf den Punkt zu bringen. Mit der dritten Episode der immer noch recht frischen Hörspielreihe sprengen Günter Merlau und seine Mitstreiter nämlich sämtliche Grenzen eines jeden Genres, begeben sich inhaltlich sogar auf teils brisantes Terrain und führen die Story auf insgesamt drei verschiedenen Zeitebenen fort, wodurch so manche vorab erdachte Klarheit in Windeseile wieder aus dem Zusammenhang gerissen wird.

Abseits der abenteuerlichen Reise von Nathaniel und Adam führt der Regisseur seine Hörerschaft nämlich zwischenzeitlich ins Deutschland der Vorkriegszeit, während der SS-Reichsführer Heinrich Himmler an der Seite seines zwielichtigen Begleiters Weisthor einige okkulte Forschungen vorantreibt und im Glauben, die Ursprünge der arischen Rasse entdeckt zu haben, die Unsterblichkeit greifbar wähnt. Aber auch die Jetztzeit wird überraschenderweise mit einem Mal in die Story aufgenommen; ein Hauptmann namens Berger wird vom Geheimdienst nach Tibet entsandt, um die einstigen Forschungen des dritten Reiches fortzuführen und entdeckt dabei einen rätselhaften, mittlerweile schon vergilbten Brief, der vor einer halben Ewigkeit an einen gewissen Nathaniel de Salis gerichtet war.

Wer nun aber glaubt, dass sich bedingt durch die hier aufkeimenden Zusammenhänge der Kreis langsam aber sicher zu schließen beginnt, unterliegt einer vollkommenen Täuschung. Denn wie schon bei den vorangegangenen beiden Episoden glaubt man am Ende der Erzählung, gerade erst am Anfang des Plots zu stehen, weil sich immer wieder neue Informationen ergeben, die Zeiten mit wachsender Dauer immer verwirrender durcheinander geworfen werden, inhaltlich beinahe im Minutentakt Unglaubliches bewegt wird und zu guter Letzt so viele neue, voneinander unabhängige Charaktere in die Handlung eingeführt werden, dass man leicht den Überblick über Geschehen und Figuren verliert. Keine Frage, nach den okkulten Zwischenspielchen in Folge 2 nimmt die Geschichte nun eine weitere Kehrtwende auf, verändert dabei auch wieder völlig den Charakter der Serie und führt den konzentrierten Zuhörer minutiös von einem inhaltlichen Scherbenhaufen zum nächsten.

Verwirrung pur also und eine Verdreifachung des Anspruchs bzw. der Anforderung an den Interessenten, der mittlerweile nicht nur bloß ein guter, aufmerksamer Zuhörer sein muss, sondern auch einige historische Vorkenntnisse benötigt, um die Rolle einzelner Personen einordnen zu können. Jules Verne und Himmler sind dabei noch die Speerspitze (wie gut dieser Begriff passt, soll in Zukunft noch erläutert werden), doch ist es auch erforderlich, dass man die Bedeutung gewichtiger Personen wie Helena Blavatsky einzuordnen versteht. Weiterhin sollte man sich auch ein wenig mit den geheimen Forschungen der SS-Zeit beschäftigt haben, um die gesamte Tragweite des Dramas zu erfassen, das Merlau hier unheimlich fokussiert vorantreibt und in einen Kosmos verwandelt, den zu erfassen es schon etwas mehr bedarf als des einmaligen Durchlaufs des Hörspiels.

Doch jenseits der Konfusionen und der umfassenden, kontinuierlich komplexer werdenden Story entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Begeisterung und vor allem eine Faszination für den Ideenreichtum des Regisseurs, wie man ihn weder im Hörspiel-Genre in den letzten Monaten, noch generell beim qualitätsbewussten |Lausch|-Label bislang erleben durfte. Der Gedanke, dass „Die Schwarze Sonne“ ein wahrhaftiges Monster ist, eine Lawine, die gerade erst ins Rollen gebracht wurde, manifestiert sich immer stärker, und je weiter man sich schließlich vertieft und von all dem mitreißen lässt, desto eindrucksvoller erscheint einem schlussendlich das Ergebnis, das in diesem Fall auf den Titel „Weißes Gold“ hört.

Doch Vorsicht ist auf jeden Fall geboten, denn Verständnisprobleme werden im Kampf mit den verzwickten und verstrickten Inhalten an der Tagesordnung sein, weil das Tempo und vor allem die Zeitsprünge den Hörer regelrecht überrollen. Aber der Lohn der Mühen ist ein großer; „Weißes Gold“ etabliert „Die Schwarze Sonne“ nämlich endgültig als die wertvollste deutschsprachige Serie auf dem Markt, bei der sowohl Inhalt, Struktur als auch die brillante Besetzung die Referenzklasse in ihrem Bereich darstellen. All diejenigen, die dem werdenden Kult bislang nicht verfallen sind, müssen spätestens jetzt zuschalten!

http://www.die-schwarze-sonne.de/
http://www.merlausch.de

Sassenberg, Volker – Gabriel Burns – Bereit (Folge 23)

Die |Phase: Fleisch| ist mit Folge 22 abgeschlossen worden. Doch diese Phase hat nur am Anfang gestanden und keineswegs das Ende der |Gabriel Burns|-Hörspielreihe markiert. Im Gegenteil, das Grauen wird nun konkreter und die Geheimnisse, die sich im Laufe der Episoden angesammelt haben, harren darauf, endlich gelüftet zu werden. So steht „Bereit“, die nunmehr 23. Folge der Mystery-Reihe, ganz im Zeichen der Offenbarungen und verspricht seinen Hörern, die lang ersehnten Antworten zu geben – selbstverständlich nur häppchenweise und innerhalb eines angemessenen Spannungsbogens. Schließlich soll das Hörspielerlebnis nicht mit einem Mal zu Ende gehen.

_Vorgeschichte: Folgen 1 bis 22_

Vancouver: Steven Burns, erfolgloser Schriftsteller, hält sich mehr schlecht als recht als Taxifahrer über Wasser. Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er an den geheimnisvollen Bakerman gerät – oder treffender: als Bakerman Steven kontaktiert, um ihn in ein mysteriöses Projekt einzuweihen, das sich unheimlicher Phänomene angenommen hat. Warum Bakerman, der dieses Projekt leitet, gerade Steven für seine Pläne auserkoren hat, wird dem Schriftsteller in dem Moment klar, als er an seinen Bruder Daniel zurückdenkt. Dieser verschwand nämlich im Alter von vier Jahren auf seinem Geburtstag, als Steven ihn bat, in eine Kiste zu steigen und einen Zaubertrick über sich ergehen zu lassen. Doch das Resultat war kein harmloses Kinderspiel, denn Daniel war plötzlich wie weggezaubert und blieb spurlos verschwunden.

Obwohl Bakerman auf die Geschehnisse von Stevens geheimnisvoller Zaubergabe anspielt, bleibt er ihm die Antworten schuldig. Und wenn er etwas herausrückt, dann nur sehr spärlich und darauf bedacht, die wahren Hintergründe im Dunkeln zu lassen. Denn Bakerman möchte Stevens Fähigkeiten erst einmal testen und eine Vertrauensbasis aufbauen. So schickt er ihn über den gesamten Globus; immer dort hin, wo auf eigenartige Weise Menschen verschwinden, von gefährlichen Experimente berichtet wird oder scheinbare Naturphänomene ans Tageslicht treten.

Steven Burns zur Seite stehen Joyce Kramer und Larry Newman, die das Viererteam um Bakerman komplettieren. Joyce ist bereits seit vielen Jahren ein treuer Verbündeter Bakermans und stellt seine Pläne nicht in Frage. Larry hingegen ist erst kurze Zeit nach Steven zur Mannschaft gestoßen, als sich der frühere Forstbeamte in den Wäldern von Yukon widernatürlichen Phänomenen ausgesetzt sieht und daraufhin beschließt, das Böse zu bekämpfen. Die zehn fahlen Orte sind es, die Steven Burns, Bakerman, Joyce und Larry in Atem halten. Orte, an denen das Böse zum Vorschein kommt und Tore in eine andere Welt geöffnet werden sollen, um die Menschheit durch Kreaturen aus der Hölle zu verschlingen.

Auf einer ihrer letzten Expeditionen hat es das Team dabei nach Vietnam verschlagen, wo die bisherigen Ereignisse um die fahlen Orte zusammengelaufen sind. Doch Steven und Co. haben es nicht verhindern können, dass die erste Phase, die Phase der Fleischwerdung, abgeschlossen worden ist. Doch an Aufgabe ist nicht zu denken: Der Kampf hat gerade erst begonnen …

_Inhalt_

Folge 23 „Bereit“ startet mit einem Rückblick. Bakerman ist in einer schottischen Kneipe in Edinburgh mit einem Norman Osgood in eine Schachpartie verwickelt, die er für sich entscheiden kann. Nicht nur einmal, jede Revanche gewinnt Bakerman für sich – bis Osgood die Beherrschung verliert und seine Waffe zieht. Doch Bakerman ist schneller und kann sein Gegenüber mit einem Messer zur Strecke bringen. Doch den Tod Osgoods hat er nicht gewünscht. Osgood war kein Bösewicht, sondern nur ein verwirrter Irrer, den er nicht ermorden wollte. Bakermane schwört sich, nie wieder hierher, nach Edinburgh zurückzukehren. Aber die Dinge nehmen ihren Lauf und zwingen ihn, ebendies Jahrzehnte später zu tun.

Bakerman ist mit dem Zug in Schottland unterwegs zum Rannoch Moor, wo er Stevens Eltern einen Besuch abstatten will. Mitten im sumpfigen Morast kommt der Zug durch die Notbremse zum Stehen und Bakerman erkennt im Moor eine Gestalt, die ihn an Osgood erinnert. Entgegen aller Warnungen steigt er aus und tritt tatsächlich einer Osgood, allerdings einer Laura Osgood entgegen. Sie hat von Bakermans Anreise erfahren und will ihren vor Jahren getöteten Vater rächen. Bakerman will Osgood beruhigen, doch die Frau reagiert völlig apathisch. Als sie sich plötzlich in einen Grauen Engel verwandelt, weiß Bakerman, dass er einen Fehler gemacht hat. Es ist zu spät. Als er in eine Moorgrube geschleudert wird und spürt, wie sein Körper nach unten gezogen wird, sieht er bereits sein Leben an ihm vorbeirauschen.

Szenenwechsel: Steven ist zu Besuch bei seinen Eltern und bereitet sie darauf vor, dass Bakerman in Kürze eintrifft, da er sie ein weiteres Mal über Daniel befragen möchte. Seine Eltern führen eine Jugendherberge in dieser düsteren Gegend und kommen mehr schlecht als recht über die Runden. Viel zu besprechen hat Steven mit ihnen über Bakermans anstehenden Besuch hinaus jedoch nicht, denn seine Aufmerksamkeit wird schnell von dem Mädchen namens Anny eingenommen. Sie leidet unter Epilepsie und wird von Stevens Mutter betreut. Es ist aber nicht die Krankheit, die ihn stutzen lässt. Anny wird nämlich nächstens in ihren Träumen von Geistern heimgesucht, von den toten Kindern aus Moat Palon. Und eine Frau sei ihr erschienen, die ihr angekündigt habe, sie bald ebenso wie die anderen Kinder zu verschleppen. Steven ist beunruhigt und glaubt dem Mädchen. Obwohl er in der kommenden Nacht bei ihr im Zimmer bleibt, kann er nicht verhindern, dass sie am nächsten Morgen verschwunden ist.

Die Ereignisse überschlagen sich. Steven sieht eine Verbindung zwischen Anny und seinem Bruder Daniel und sucht ortskundige Führer auf, die ihn nach Moat Palon, einer alten Brückenanlage weit draußen im Moor, bringen soll. Zwischenzeitlich taucht auch Bakerman auf, völlig von vertrocknetem Schlamm bedeckt. Doch die Zeit rennt davon und Erklärungen über Bakermans Erscheinen müssen warten. Als die beiden endlich Moat Palon erreicht haben, wittern sie bereits die Falle. Aber es ist zu spät zur Umkehr und Steven fühlt, dass er hier Antworten finden kann. Dann taucht plötzlich wieder Laura Osgood auf und verwandelt sich erneut in einen Grauen Engel. Bakerman will fliehen, doch Steven hat es satt, immer wieder wegzurennen. Er will kämpfen und hält direkt auf das Ungeheuer zu – als es sie beide in ihrer Berührung verschluckt, zu einem Ort, an dem Steven endlich erfährt, wer er wirklich ist.

_Bewertung_

„Bereit“ leitet eine neue Phase in der Hörspielreihe „Gabriel Burns“ ein. Mussten Steven und sein Team bisher in Erfahrung bringen, mit welchen Widersachern sie es zu tun haben, welche Monstrositäten diese Welt bedrohen und welche Geheimnisse darauf warten, gelüftet zu werden, so geht mit Folge 23 ein kleiner Bruch daher. Die zehn fahlen Orte sind bekannt, die Zeit des Abwägens vorüber. Jede Sekunde zählt, und so ist Stevens Verhalten, nicht länger vor seinen Gegnern davonzulaufen, sondern sich den Gefahren zu stellen, von einer schlüssigen und gut vorbereiteten Charakterentwicklung gezeichnet. Vor allem im letzten Drittel der Folge erfährt der Hörer endlich, was es mit dem Protagonisten auf sich hat und die Reihe eigentlich „Gabriel Burns“ und nicht Steven Burns heißt. Man konnte sich zwar schon durch den ein oder anderen Hinweis seine Gedanken machen, doch die Auflösung kommt wirklich überraschend und als fesselnder Höhepunkt der Folge 23 daher.

Nicht nur das Finale in einer psychedelischen, wunderschön umgesetzten Albtraumsequenz, die wirklich alle Vorzüge eines Hörspiels ausreizt, macht „Bereit“ zu einer gelungenen Episode. Auch die in sich abgeschlossene Handlung kann überzeugen. Es ist zwar schade, dass Stevens Eltern nur kurze Gastrollen bekommen haben, doch die überzeugende und einfühlsame Geschichte der kleinen Anny lässt diese Tatsache in den Hintergrund rücken. Ihr Verschwinden und das, was mit ihr schließlich auf Moat Palon passiert, angeleiert durch Laura Osgood, zeigen einmal mehr die Unbarmherzigkeit von Stevens Burns‘ Widersachern. Das alles ist effektvoll in Szene gesetzt und ein Hörspielgenuss erster Güte.

Wer sich noch nicht |Gabriel Burns| angehört hat, sollte dies spätestens mit dieser Folge tun. Nur wird er dann nicht umhin kommen, sich die vorigen Episoden zu besorgen. Ein Metaplot, wie er spannend begann, in der Mitte einige Hänger hatte, nun jedoch wieder völlig zu überzeugen weiß, macht die Serie zu einem wahren Erlebnis, das noch viel Raum für weitere spannende Episoden lässt.

http://www.gabrielburns.de/

|Siehe ergänzend dazu auch unsere Besprechungen zu den aktuellen Buchveröffentlichungen|

[„Gabriel Burns: Die Grauen Engel“ 3892
[„Gabriel Burns: Verehrung“ 3960

Carisi, Brian / Merlau, Günter – Caine – Todesengel (Folge 2)

Steven Caine wird beherrscht vom Penumbra, jenem geheimnisvollen Artefakt, das den Geist des außerirdischen Schlächters Kartaan birgt. Nun soll Caine den Mafioso Moretti töten, der für die dämonischen Aganoi arbeitet, das Alienvolk, welches ebenso wie die Kyan’Kor die Weltherrschaft anstrebt. Caine aktiviert seine Kontakte, die er als Profikiller gepflegt hat, und holt sich Unterstützung beim chinesischen Gangsterboss Tang. Der erste Übergriff schlägt fehl. Doch bald erhält Caine eine zweite Chance. Die Organisation des Collin Drake hilft dem Auftragsmörder bei seinem Einsatz. Doch die Aganoi haben einen mächtigen Dämon entfesselt, der nur eines im Sinn hat: Töten …

Nach der Pilotfolge, in der die Person des Profikillers vorgestellt und das Grundgerüst für die Storyline aufgebaut wurde, werden in dieser Episode die Fronten abgesteckt. Alles bleibt zunächst noch recht bodenständig und entwickelt sich hier zu einer handfesten Gangsterfehde, bei der durchaus mit harten Bandagen gekämpft wird. Die Aliens bleiben als Drahtzieher im Hintergrund, lassen den Hörer allerdings die Bedrohung, die von ihnen ausgeht, schon deutlich spüren. Caine dagegen ist vollauf damit beschäftigt, seinen dunklen Widerpart namens Kartaan zu zügeln und seine Feuerprobe im Kampf gegen einen reinrassigen Dämon zu bestehen!

Hinzu kommt eine Prise deftigen, staubtrockenen Humors, der insbesondere von der markanten Stimme Torsten Michaelis‘ getragen wird. Aber auch die restlichen Sprecher sind nicht zu unterschätzen. Angefangen bei Kaspar Eichel, der hier den Mafioso Moretti spricht, bis hin zu Karl Schulz alias Sergeant Kilkenny sind alle Mitwirkenden Profis, die ihren Job ausgezeichnet machen. Man hört den Sprechern deutlich an, dass sie mit viel Spaß und Engagement bei der Sache sind.

Untermalt wird die gesamte Szenerie von einem hollywoodreifen Soundtrack und fantastischen Effekten, die dem Hörer die Ereignisse plastisch vor Augen führen. Gewarnt seien nur all diejenigen, die sich ein ruhiges Hörspiel zum Einschlafen wünschen, denn Ruhe findet man bei dieser CD sicherlich nicht; nur erstklassigen Hörspaß mit jeder Menge Action, coolen Sprüchen, einer echt abgefahrenen Story und einem Heavy-Metal-Soundtrack, der auf dem deutschen Hörspielmarkt einzigartig ist.

Das Cover zeigt in dem typischen Caine-Design das Gesicht des Killers und die Silhouette des Dämons im Vordergrund, dieses Mal in einem satten Grün gehalten. Auch die CD an sich ist exorbitant in ihrer Aufmachung. Das Antlitz von Caine mit einem dämonisch glühenden Auge, knapp unterbrochen von dem Loch in der Mitte des Silberlings.

Fazit: Grandiose Fortsetzung der Abenteuer des unglückseligen Auftragskillers Steven Caine. Der Hörer erhält einen ersten Einblick in die Komplexität der Story, die sich hier zunächst noch viel mit der Psyche des Killers auseinandersetzt.

|57:39 Minuten auf 1 CD|
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_Florian Hilleberg_

Merlau, Günter – Böses Erwachen (Die Schwarze Sonne 2)

Folge 1: [„Das Schloss der Schlange“ 2317

_Story_

1886: Ein Jahr nach den schrecklichen Ereignissen steht Adam Salton immer noch im Bann der fürchterlichen Tragödie um seine Geliebte Mimmi Watford. Seitdem hat er sich in ein permanentes Schweigen gehüllt, das auch durch den Hilferuf des berühmten Romanschreibers Jules Verne, der sich Unterstützung von Adams Freund Nathaniel De Salis erbittet, nicht aufgehoben wird. Gemeinsam reisen die beiden nach Frankreich und treffen den Autor im hektischen Treiben des französischen Städtelebens. Und genau in dieser Hektik entflieht Adam seiner Lethargie zum ersten Mal wieder, um sich bei einem plötzlichen Attentat auf Verne in die Schussbahn des tödlichen Geschosses zu werfen.

Während Adam im Koma landet, fürchtet Verne im Krankenhaus um den Verlust seiner Gehfähigkeit. Doch der Autor muss demnächst noch weitaus Schlimmeres fürchten. Gemeinsam mit De Salis hat er einst eine Expedition zum Nordpol und von dort aus ins Erdinnere hinein gestartet. Dort erlebten die beiden ungeheure Dinge, über die sie per Eid Stillschweigen vereinbarten. Nun aber hat Verne seine Geschichte für einen neuen Roman verwendet und seinen Kumpanen verraten.

De Salis reist auf sofortigem Wege zu Vernes Verleger nach Monaco, um das Manuskript sicherzustellen und ein geheimes Artefakt in seinen Besitz zu bringen. Doch währenddessen geschehen bereits weitere schreckliche Dinge, die Adam Salton in seinem komatösen Schlummer ebenfalls im Traum verarbeitet.

_Meine Meinung:_

Ich war seinerzeit schon vom ersten Teil dieser Serie schwer angetan, ahnte zu diesem Zeitpunkt aber noch lange nicht, welches Ausmaß „Die Schwarze Sonne“ in den noch folgenden Episoden annehmen sollte. War „Das Schloss der Schlange“ bereits von einigen mysteriösen, übersinnlichen Vorgängen geprägt, entführt uns Regisseur Merlau in „Böses Erwachen“ auf eine rasante gefühlsmäßige Achterbahnfahrt, deren komplexer Aufbau zwar zunächst abschrecken mag, später dann aber dieses schaudernde Kribbeln auslöst, welches einen immer dann befällt, wenn einen eine spannende Geschichte am gesamten Körper gepackt hat.

Trotzdem wollen wir erst einmal mit den Schwierigkeiten der zweiten Folge beginnen: Problematisch ist bei „Böses Erwachen“ zunächst einmal das stetige Überlagern verschiedener Stimmen. Während sich im Vordergrund die eigentliche Action abspielt, hört man aus dem Hinterhalt ständig Stimmen, die zwischenzeitlich gänzlich in die Irre führen. Dies erschwert bereits in den ersten Szenen, in denen Adam das Aufeinandertreffen mit Jules Verne über die Stimme des Sprechers aus seiner Perspektive erzählt, die Orientierung und wird besonders dann, wenn die Handlung sich immer kürzer währenden Zeitsprüngen unterwirft, wirklich verzwickt. Weil zudem auch noch einige Geschehnisse der ersten Episode rekapituliert werden, sollte man gar nicht erst in Erwägung ziehen, „Böses Erwachen“ anzutesten, wenn man den Vorgänger nicht kennt.

Weiterhin muss dem Hörer von Anfang an klar sein, dass „Die Schwarze Sonne“ nichts für zart Besaitete ist – zumindest nicht dieser zweite Teil. Definierte sich „Das Schloss der Schlange“ noch weitestgehend über eine spannend inszenierte Abenteuergeschichte, wird es in „Böses Erwachen“ stellenweise echt grausam, wobei vor allem die Schritt für Schritt aufgearbeitete Vergangenheitsbewältigung harter Tobak ist, äußern sich doch hier all die finsteren Eigenschaften der machthungrigen menschlichen Seele.

Allerdings muss man sehen, was man als Gegenleistung bekommt: ein waghalsiges, ergreifendes, mit einzelnen Horror-Elementen versetztes Hörspiel-Abenteuer mit tollen Sprechern, einer begeisternden Story und nachhaltigem Effekt. Alleine schon die Tatsache, dass Günter Merlau eine historische Figur wie Jules Verne in seine Story einbezogen bzw. auf welche Art und Weise er dies getan hat, verdient Respekt und Beachtung. Man ist tatsächlich so mutig, seinen Roman [„Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ 2282 als tatsächliches Ereignis zu interpretieren und spinnt darauf aufbauend einen Plot, der wahrlich Unfassbares beinhaltet – und sich außerdem auf gar keinen einzigen Handlungsschwerpunkt festlegt.

Schön gelungen ist auch, wie sich die tragenden Charaktere entwickeln: Adam Salton, einst neugierig, euphorisch und voller Lebensmut, hat mit sich und seiner Umwelt abgeschlossen. Sein Herz ist gebrochen, sein Lebenswille von Depressionen beeinträchtigt, die ihn zum endgültigen Schweigen geführt haben. Ausgerechnet er ist es, der ein weiteres Mal von der Realität enttäuscht wird, im Koma landet und schließlich seine persönliche Vergangenheit aufarbeitet, um das Handeln seiner Mitstreiter zu verstehen. Christian Stark gibt in dieser Rolle eine fantastische Figur ab, ebenso wie Harald Halgardt als leicht zerstreuter Nathaniel De Salis und Hörspiel-Urgestein Konrad Halver als chaotischer Romanautor Jules Verne.

Die Geschichte lebt eindeutig von diesen starken Charakteren und die durch sie hervorgerufene Stimmung. Natürlich spielen diesbezüglich auch die einmal mehr tollen Soundeffekte eine gewichtige Rolle, doch „Die Schwarze Sonne“ avanciert dennoch nicht zum typischen |LAUSCH|-Bombast-Feuerwerk. In „Böses Erwachen“ werden die Effekte indes eher zweckdienlich eingesetzt, sorgen an den entsprechenden Stellen (vor allem in den schaurigen Rückblicken) aber für ein Mehr an Intensität. Hinzu gesellen sich außerdem einige tolle klassische Musikstücke, die einfach prima mit der Zeit, in der die Geschichte spielt, harmonieren. Auch hier ist also alles nahezu perfekt.

Alles in allem muss man auf jeden Fall resümieren, dass sich „Die Schwarze Sonne“ inhaltlich enorm weiterentwickelt hat. Die Erzählung bekommt mit einem Mal eine viel größere Tragweite, so dass man mit langsamen Schritten ständigen tiefer in ein komplexes Gedankenkonstrukt eintaucht, das jedoch bis zum Schluss ein großes Mysterium mit ungewissem Ende bleibt. Es wird also definitiv auch noch eine Fortsetzung geben, auf die man bereits jetzt sehr gespannt sein darf. „Böses Erwachen“ bietet bis dahin aber genügend Stoff, der erst einmal verdaut werden will. Insgesamt wird man nämlich sicherlich länger als die Spielzeit von gut einer Stunde mit dieser Story beschäftigt sein.

|70 Minuten auf 1 CD|
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Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Dr. Tods Horror-Insel (Folge 37)

_Story_

Auf einer gerade geschlossenen Bohrinsel ereignen sich seltsame Dinge. Noch während die letzten Arbeiter auf ihren Abtransport vom stillgelegten Einsatzort warten, wird die gesamte Insel von einem seltsamen Nebel umgeben. Bereits kurze Zeit später werden Mark Brennan und seine Leute von einigen grausamen Ereignissen überrascht, als das Team der Mordliga die Bohrstation infiltriert und bis auf Brennan alle verbliebenen Angestellten tödlich zurichtet. Bei einer Routineabfrage über den Status der zurückgebliebenen Arbeiter gelingt es dem entführten Brennan, ein Signal zu senden, welches schließlich Scotland Yard auf den Plan ruft.

Sofort bricht John Sinclair auf, um die verschollene Mordliga ein für allemal zu vernichten. Aber auch ihm erscheint der Nebel, der von wahrlich Bösem kündet: Solo Morasso und seine Schergen planen nämlich die Wiederauferstehung von Vampiro del Mar und damit den endgültigen Triumph der Untoten. Erst als Sinclair dies klar wird, wünscht er sich, er hätte bei seiner neuesten Mission nicht leichtfertig auf die Schützenhilfe von Bill Conolly und Suko verzichtet …

_Persönlicher Eindruck_

Die heiß ersehnte neue Episode um den beliebten Geisterjäger offeriert mal wieder alles, was man vom modernen Sinclair erwartet, und damit in erster Linie grenzenlosen Bombast. Auf „Dr. Tods Horror-Insel“ trifft man gleich die ganze Riege der Superschurken wieder und damit auch viele alte Bekannte, die bereits in vorherigen Sinclair-Hörspielen zur echten Bedrohung für die Welt des John Sinclair avanciert waren. Nun machen sie an Seite von Dr. Tod gemeinsame Sache und greifen als Mordliga zum ersten Mal in Gesamtstärke an, was den leichtsinnigen Geisterjäger vor seine möglicherweise härteste Probe bisher stellt.

Der bestialische Tokata, der gewiefte Mr. Mondo, der unerbittliche Solo Morasso und die wegen ihrer Naivität nicht gerade ungefährliche Lupina holen zum vernichtenden Schlag aus und vollziehen gerade die letzten Schritte zur Auferstehung eines noch mächtigeren Verbündeten. Dies alles findet natürlich an einem allzu schauerlichen Schauplatz statt, einer verlassenen Bohrinsel, deren Mitarbeiter gerade Schritt für Schritt mit dem Helikopter heimgebracht werden sollen und in ihrer Euphorie ins Verderben stürzen. Und auch der überlebende Brennan wünscht sich bisweilen, er hätte lieber den Tod gefunden, als von der skrupellosen Mordliga versklavt zu werden. Ja, genau das ist der Stoff, aus dem Sinclair-Hörspiele gemacht sind!

Abgesehen vom super-spannenden Plot findet man in Episode 37 aber auch sonst die elementaren Inhalte, die diese Serie über das Gros der Konkurrenz stellen: zynischen Humor von Seiten aller Protagonisten, waghalsige Wendungen im Verlauf der Story, eine finstere Atmosphäre, deren Dichte eines der faszinierendsten Elemente des gesamten Hörspiels ist, und toll eingeführte und aufeinander abgestimmte Charaktere, die zudem auch noch das Glück haben, von jederzeit ambitionierten Sprechern begleitet zu werden. Verbleibt noch der anfangs erwähnte Bombast, der sich nicht bloß in den zahlreichen Effekten widerspiegelt, sondern generell vom Reichtum an Beteiligten und Handlung im Allgemeinen zehrt. Allein die Tatsache, dass die Schurken in gebündelter form auftreten und ein großes Finale im Kampf gegen die Mordliga unmittelbar bevorsteht, sollte den erfahrenen Hörer aufhorchen lassen, ganz zu schweigen vom drohenden Unheil, das Dr. Tods Verbündete gerade einzuleiten gedenken.

Klar, die massiv gestreuten Zitate vergangener Hörspiele mögen letztendlich zwar die Vermutung nahelegen, dass Mr. Dark die Ideen ausgegangen sind und das Rezitieren bekannter Inhalte zu einem zwingenden Erfordernis geworden ist – doch sind es gerade die alten Bekannten, die hier in neuer Form für Begeisterung am laufenden Band sorgen und „Dr. Tods Horror-Insel“ definitiv zum besten der ’neuen‘ Sinclair-Hörspiele aufsteigen lassen. Doch selbst dies scheint nur eine Momentaufnahme zu sein, denn der nächste Dreiteiler steht bereits in den Startlöchern …

http://www.sinclairhoerspiele.de/
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_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Merlau, Günter – Böses Erwachen (Die Schwarze Sonne 2)

Ein Jahr nach den Ereignissen in Derbyshire verschlägt es Adam Salton und Nathnaile de Salis nach Frankreich. Dort treffen sie auf einen alten Freund von de Salis: Den Schriftsteller und Visionär Jules Verne. Doch die Wiedersehensfreude währt nur kurz, denn auf Verne wird ein Attentat verübt. Sein eigener, hochverschuldeter Sohn schießt auf seinen Vater. Adam kann eine der Kugeln abfangen und wird schwer verletzt, während Verne „nur“ einen Schuss ins Bein abbekommt. Kurz darauf wird Adam dann von Unbekannten entführt und de Salis trifft einen alten Gegenspieler wieder, der gemeinsam mit seiner Organisation nach Macht strebt. Auch die geheimnisvolle Arabella March, die Adam und Nathaniel bei ihrer Ankunft in Frankreich kennenlernten, scheint in die grauenvollen Geschehnisse verwickelt zu sein …

Im Gegensatz zu der ersten Folge basiert das vorliegende Hörspiel auf keiner direkten literarischen Vorlage, dafür aber auf historischen Ereignissen, denn tatsächlich wurde auf Verne im Jahr 1886 ein Attentat verübt. Das Mitwirken von historischen Persönlichkeiten ist aber nur ein Reiz dieser Serie und vor allem die düstere, undurchsichtige Story sowie die hervorragenden Sprecher machen die CD zu einem echten Hörvergnügen. Neben den perfekt besetzten Hauptrollen darf sich der Hörer auf Konrad Halver als Jules Verne und Reinhild Schneider als Arabella March freuen. Beide Darsteller sind Hörspiel-Fans keine Unbekannten mehr und haben bereits in Dutzenden von Produktionen mitgewirkt. Halver war unter anderem in den Winnetou-Hörspielen von |Europa| zu hören.

In dieser Folge taucht außerdem eine Figur auf, die genau wie Salton und de Salis von Bram Stoker erfunden wurde und ebenfalls in dem Roman [„Das Schloss der Schlange“ 2987 mitspielte: Arabella March. In diesem Fall steckt auch hinter dieser Figur eine Person, die in der Geschichte Berühmtheit erlangte, wenn auch auf ungleich traurigere Weise, als Verne.

War die erste Folge noch eine allein für sich stehende Geschichte, so bildet sich in diesem Hörspiel mehr und mehr der Seriencharakter heraus. Etwas störend, wenn auch nicht spannungslos gestalten sich Adams Visionen aus seiner Kindheit in Australien. Der Hörer bekommt darüber hinaus Hinweise darauf, dass Adams Vater etwas in Australien entdeckte, das für die weitere Entwicklung der Serie noch von Bedeutung sein könnte. Zudem weisen die Zeichen auf einen Konflikt von biblischen Ausmaßen zwischen den Mächten des Bösen und denen des Guten hin. Während Adam Salton in einem Dämmerschlaf vor sich hinsiecht, muss sein Freund Nathaniel alles daran setzen, um seinen jungen Gefährten aus den Fängen seiner Feinde zu befreien; dabei wird offenbart, dass auch hinter der Figur des de Salis mehr zu stecken scheint als ein Freimaurer und Detektiv.

Diese grandiose Handlung wird untermalt von einer hervorragenden orchestralen Musik. Das Cover ist wieder einmal sehr gediegen, sieht aber ein wenig zu eintönig aus und animiert nicht gerade zum Kauf, insbesondere, wenn man die Serie nicht kennt.

Fazit: Das Label |Lausch| beweist, dass es sich auf Abwechslung versteht. Neben der Fantasy-Saga [„Drizzt“ 3082 und dem Dark-Fantasy-Spektakel „Caine“, welches mit Heavy-Metal-Musik und einer rasanten Handlung den Hörer unterhält, kommt |Die Schwarze Sonne| sehr mysteriös, fast poetisch daher und begeistert vor allem mit einer gut durchdachten Handlung und einer schlichtweg genialen Besetzung.

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_Florian Hilleberg_

Merlau, Günter – Schloss der Schlange, Das (Die Schwarze Sonne, Folge 1)

Als der junge Adam Salton nach Derbyshire in England zu seinem Onkel zurückkehrt, wird er sofort in merkwürdige Ereignisse verwickelt. Unheimliche Visionen plagen den jungen Mann, dessen Eltern erst kürzlich verstorben sind. Dann wird ein Toter entdeckt, der scheinbar das Opfer einer gigantischen Schlange wurde.

Adam Salton und der ebenfalls bei dessen Onkel weilende Arzt Nathaniel de Salis wollen dem Mysterium auf den Grund gehen, stoßen jedoch sowohl bei den Dorfbewohnern als auch bei Adams Onkel auf offene Ablehnung. Doch schon bald gibt es weitere Tote, und auch die Begegnung mit dem Gutsbesitzer Edgar Caswall gipfelt in offener Feindschaft. In einem dämonischen Ritus will der tyrannische Götzendiener Adams Freundin Mimi Watford einer gigantischen, weißen Schlange opfern …

Mit diesem Hörspiel beginnt |LAUSCH| ein neues ungewöhnliches Projekt: Mystery-Thriller mit historischem Hintergrund. Bei der ersten Folge orientierte sich der Autor Günter Merlau an einem Roman von Bram Stoker, dem Schöpfer des berühmten Vampirs Dracula. „Das Schloss der Schlange“ handelt von einem heidnischen Schlangenkult, dem immer noch Opfer dargebracht werden. Die Figuren Adam Salton und Nathaniel de Salis sind ebenfalls diesem Werk entliehen und dienen auch in weiteren Folgen als Protagonisten.

Was beim ersten Hören sofort auffällt, ist die professionelle Machart des Hörspiels. Das Zusammenspiel von Effekten, Musik und Sprechern wirkt sehr harmonisch und hört sich wie die Tonspule eines millionenschweren Hollywood-Projektes an. Abgerundet wird das Hörerlebnis durch eine undurchsichtige Gruselgeschichte mit Krimi-Elementen. Den Charakteren wurden lebhafte, anspruchsvolle Dialoge in den Mund gelegt, welche die Sprecher mit Inbrunst zum Besten geben.

Allen voran glänzen Christian Stark als Adam Salton und Harald Halgardt als Nathaniel de Salis in den Hauptrollen. Ebenso lebhaft wird Edgar Caswell von Michael Prelle verkörpert, dessen markante Stimme vor allem in der Vision Saltons zu Beginn der Geschichte besonders gut zur Geltung kommt. Verena Unbehaun als Mimi Watford sprüht geradezu vor Lebensfreude und auch Peter Weis als John Watford wirkt überaus real und spielt seine Rolle mit Hingabe.

Der Spannungsbogen baut sich kontinuierlich auf und gipfelt in einem infernalischen Showdown, alles untermalt von einem perfekt komponierten Soundtrack. Die Aufmachung wurde ebenfalls sehr mysteriös und unheimlich gehalten. Die Negativbelichtung verstärkt den Eindruck des Bizarren, ebenso wie das Serien-Logo mit dem krakeligen Schriftzug.

Fazit: Meisterhaftes Hörspiel mit hochmotivierten, professionellen Sprechern und einer filmreifen Musik. Die Besetzung stimmt bis zur kleinsten Nebenrolle und die anspruchsvolle Handlung verspricht beste Gruselunterhaltung bis zum Schluss.

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_Florian Hilleberg_

Pessl, Marisha – alltägliche Physik des Unglücks, Die

Marisha Pessl hat für ihren Debütroman „Die alltägliche Physik des Unglücks“ reichlich Lobeshymnen eingeheimst. Die Presse überschlägt sich geradezu vor Lob, feiert den Roman als brillantes Debüt und eines der besten Bücher überhaupt seit langem ab. Wirft man einen Blick auf den Handlungsabriss, so hofft man wirklich, ein feines Romanjuwel in Händen zu halten, denn die Handlung klingt durchaus liebenswürdig und vielversprechend.

„Die alltägliche Physik des Unglücks“ erzählt die Geschichte der Blue van Meer. Blues Vater ist Universitätsprofessor, der als Gastdozent mal hier und mal dort lehrt, so dass Blues Kindheit und Jugendzeit vor allem von permanenten Ortswechseln geprägt ist. Doch Blue kommt damit im Grunde gut zurecht. Sie ist intelligent und vertieft sich leidenschaftlich gerne in Bücher.

Als sie ein letztes Mal vor ihrem Schulabschluss die Schule wechselt, weil ihr Vater einen Lehrauftrag in Stockton angenommen hat, ahnt sie noch nicht, was für ein turbulentes Schuljahr ihr bevorsteht. Während ihr Vater (wie üblich) die Damenwelt in Verzückungen versetzt, gerät Blue in den Bann der Lehrerin Hannah Schneider und einer mit ihr befreundeten Schülerclique.

Blue wird in die Gemeinschaft aufgenommen und beginnt das Leben zu genießen. Bis zum dem denkwürdigen Tag, an dem ein mysteriöser Mord geschieht. Blue versucht etwas Licht in die Hintergründe zu bringen, und was sie dabei entdeckt, wirbelt ihr ganzes Leben durcheinander …

„Die alltägliche Physik des Unglücks“ ist ein Buch, das im Grunde in keine Schublade passt. Was als Coming-of-Age-Geschichte anfängt, entwickelt mehr oder minder krimihafte Züge. Pessl garniert diesen sonderbaren Genremix mit einer Flut an Zitaten und mit bis an die Grenze des Vertretbaren gehenden blumigen Umschreibungen. Sie setzt sich dadurch überaus deutlich von anderen Autoren ab und legt ein Werk vor, das vor allem durch seinen konsequenten individuellen Stil besticht. Das ist es sicherlich, was die einen Leser in Verzückungen und wahre Begeisterungsstürme versetzt und die übrige Leserschaft eher irritiert zurücklässt. „Die alltägliche Physik des Unglücks“ dürfte ein Buch sein, an dem sich die Geister scheiden.

Die Geschichte fängt an sich ganz beschaulich an. Der Leser/Hörer lernt Blue und ihren Vater kennen und schmunzelt über so manchen sonderbaren Vergleich der Autorin und so manche obskure Umschreibung. Marisha Pessl bedient sich eines wunderbar reichhaltigen Wortschatzes. Sie umschreibt Menschen und Dinge auf die sonderbarste Art und Weise, so dass man immer wieder über ihre ungewöhnlichen Formulierungen schmunzeln muss. Das gestaltet bereits den Einstieg in das Buch sehr unterhaltsam und man mag gerne glauben, dass all die Lobeshymnen berechtigt sind.

Was Pessls Stil ebenfalls kennzeichnet, ist eine wahre Zitierwut. Immer wieder streut sie Zitate in Blues Schilderungen ein. Die belesene Blue neigt offensichtlich dazu, Dinge bevorzugt mit den Worten anderer zu sagen, und das stets unter Angabe von Autor, Textquelle und Erscheinungsjahr. Im Hörbuch stören diese Einschübe nicht sonderlich, im Buch könnte ich mir aber durchaus vorstellen, dass sie auf die Dauer ein wenig ermüden können.

Die Handlung gerät vor dem Hintergrund dieses prägnanten Erzählstils etwas zur Randerscheinung. Nachdem man mit den Figuren vertraut ist und Blue sich an der neuen Schule in Stockton eingewöhnt hat, beginnt die Handlung etwas vor sich hinzuplätschern. Es gibt Phasen, wo nicht viel passiert, aber die wenige Handlung durch den aufgebauschten Erzählstil als mehr erscheint, als sie wirklich ist. Es macht zwar dennoch Spaß zuzuhören und über Marisha Pessls farbenprächtige Sprache und die vielen treffenden Zitate zu staunen, aber die handlungsärmeren Phasen des Buches können (vor allem dann wenn man selbst liest und das Buch nicht so unangestrengt konsumieren kann wie bei der Hörbuchfassung) doch etwas ermüdend werden.

So wenig man einerseits Pessls ausschmückenden, bildgewaltigen Erzählstil beschneiden möchten, so sehr wünscht man sich andererseits auch eine Straffung der Handlung – gerade im Mittelteil, wo sich so manche Länge endlos hinzuziehen scheint. Und vor diesem Hintergrund fangen dann auch manche etwas zu ausschweifend geratenen Umschreibungen wenig an zu nerven. So sehr Pessls Stil auch über weite Strecken Spaß macht, manchmal treibt sie ihre originelle Umschreibungswut auch etwas zu sehr auf die Spitze.

Erst mit Beginn des letzten Drittels kommt dann wieder eine Phase, in der man neugierig und ungeduldig die Geschichte in sich aufsaugt. Mit dem mysteriösen Mord bekommt die Handlung eine Dynamik, die ihr vorher gefehlt hat. Es entsteht Spannung und man will unbedingt wissen, wie die Geschichte weitergeht.

Doch so unvermittelt, wie der Spannungsschub die erlahmende Handlung wieder auf Touren bringt, so abrupt ist die Geschichte dann auch schon zu Ende. Plötzlich ist die Geschichte vorbei, Blue verabschiedet sich aus der Handlung und der Leser bleibt etwas irritiert und unbefriedigt zurück. Ich persönlich habe glatt die letzten Takte noch mal bewusst von CD gehört, weil ich dachte, beim Übertragen auf den |iPod| wäre mir vielleicht ein Kapitel verloren gegangen, aber dem war nicht so. Plötzlich ist die Geschichte zu Ende, ohne dass sie eigentlich wirklich richtig zu Ende erzählt ist. Da bleibt man als Leser/Hörer schon etwas ratlos und unzufrieden zurück.

Die Hörbuchfassung muss man ansonsten aber durchaus als gelungen bezeichnen. Schauspielerin Anna Thalbach liest die Geschichte und füllt sie sehr schön mit Leben. Ihre Stimme passt wunderbar zum Charakter von Blue und auch die übrigen Personen werden gut umgesetzt. Das macht es zwar ganz angenehm, der Geschichte zuzuhören, und tröstet über so manche Länge hinweg, über die man leicht mal laut aufgestöhnt hätte, wenn man die Geschichte selber lesen müsste, kann die Schwachpunkte des Buches aber eben auch nicht ausradieren.

Alles in allem ist „Die alltägliche Physik des Unglücks“ nach all den überschwänglichen Lobeshymnen eher eine Enttäuschung als eine Offenbarung. Es gibt Züge an Marisha Pessls Schreibstil, die Freude bereiten und die „Die alltägliche Physik des Unglücks“ im Grunde zu einem liebenswürdigen Roman machen. Rein sprachlich betrachtet, ist es ein wirklich schönes und ungewöhnliches Werk. Die Handlung wirkt da manchmal fast wie schmückendes Beiwerk, und genau das ist der entscheidende Schwachpunkt des Romans. Eine Straffung der Handlung hätte gutgetan und der Geschichte etwas mehr Dynamik eingebracht. So nimmt die Geschichte nach zwischenzeitlichen Durststrecken erst zum Ende hin so richtig Fahrt auf.

Abgesehen davon ist die Hörbuchfassung von |Argon Hörbuch| durchaus gelungen umgesetzt. Ich weiß nicht, ob ich bei der Lektüre auch nur halb so viel Durchhaltevermögen an den Tag gelegt hätte, wenn ich selbst hätte lesen müssen. Durch Anna Thalbachs kurzweilige Lesung lassen sich schließlich so manche Längen in der Handlung durchstehen.

http://www.argon-verlag.de/

Åsa (Asa) Larsson- Weiße Nacht

Åsa Larsson gehört zu den neueren Krimihoffnungen Schwedens. Ihr Debütroman „Sonnensturm“ wurde als bestes Krimidebüt 2003 prämiert. Der Nachfolgeroman „Weiße Nacht“ wurde ein Jahr später als Krimi des Jahres ausgezeichnet. Bevor in diesem Monat mit „Der Schwarze Steg“ Larssons dritter Roman auf Deutsch erscheint, hat |Hörbuch Hamburg| noch die Hörbuchfassung zu „Weiße Nacht“ nachgeschoben.

Larssons Krimis spielen im äußersten Norden Schwedens, unweit von Kiruna. Eine verschlafene Gegend, die nun allmählich vom Tourismus entdeckt wird. Hier wird in der Mittsommernacht die umstrittene Pastorin Mildred Nilsson tot in ihrer Kirche aufgefunden.

Über einen Mangel an Verdächtigen kann die Polizei sich nicht beklagen. Mildred Nilsson hat sich durch ihr Engagement weit aus dem Fenster gelehnt. Frauen haben bei ihr Rat gesucht, bevor sie ihre Männer verlassen haben. Der ortsansässigen Jagdgemeinschaft hat Nilsson Paroli geboten und auch die männlichen Kollegen waren nicht gerade glücklich über die Art, wie Mildred Nilsson ihre Männerdomäne auf den Kopf gestellt hat. Kurzum, der halbe Ort könnte ein Motiv haben. Und so schleppen sich die Ermittlungen schwerfällig dahin, bis die Kriminalbeamtin Anna Maria Mella Order bekommt, den Fall noch einmal aufzurollen.

Zur gleichen Zeit hält sich Rebecka Martinsson zufällig in der Gegend auf. Sie ist Juristin in einer Stockholmer Kanzlei, die derzeit im Auftrag eben jener Kirche arbeitet, in der Mildred Nilsson ermordet aufgefunden wurde. Rebecka stammt aus der Gegend, war nach den Ereignissen in „Sonnensturm“, aber bislang nicht wieder zurückgekehrt. Rebecka hat gewisse Schwierigkeiten, sich wieder mit dem Alltag zu arrangieren. Zu sehr lasten noch die damaligen Ereignisse auf ihrer Seele. Und so nutzt sie die Tage in der ehemaligen Heimat, um ein wenig aus ihrem Stockholmer Alltag herauszukommen und zu sich selbst zu finden.

Unversehens wird sie dabei in den Fall Mildred Nilsson hineingezogen. Im Safe der Pastorin findet sie einen Haufen Drohbriefe, die sie an Anna Maria Mella weiterleitet. Sie spürt das feindselige Klima im Ort und den aufgestauten Hass. Dennoch hat sie keine Vorstellung davon, wie gefährlich die Situation wirklich werden kann, bis sie dem Mörder von Mildred Nilsson zu Nahe kommt …

Åsa Larsson legt ihren Krimi mit viel Feingefühl an. Sie kennt die Gegebenheiten des Ortes, den Charakter der Menschen dort. So vermittelt sie dem Leser ein Gefühl für das Leben in Kiruna, für die Weite der Landschaft und die unerträgliche Helligkeit der Mittsommernächte. Larsson stammt selbst aus Kiruna und hat wie ihre Protagonistin Rebecka Martinsson jahrelang als Juristin gearbeitet. Sie selbst steht also sehr nah an der Handlung ihres Romans. Sie weiß, wovon sie schreibt ,und so hat man als Leser bzw. Hörer auch permanent das Gefühl, den Figuren ganz nah zu sein.

Es ist auch diese Nähe, aus der die Krimihandlung ihre Spannung zieht. Larsson beobachtet still und leise und präsentiert damit dem Betrachter einen Verdächtigen nach dem anderen. Motive gibt es in Hülle und Fülle, und in diesem dichten Geflecht der Figuren und Beziehungen lauert gut versteckt der wahre Täter. Larsson offenbart die Gefühlswelt ihrer Figuren und entblößt damit auch die gesellschaftlichen Strukturen ihrer alten Heimat. Voller Stolz sind die Menschen dort, aber auch sehr verwundbar, wie es scheint und so trägt jeder der Einheimischen sein Paket verletzter Gefühle und gekränkten Stolzes mit sich umher.

Dabei erscheinen viele Denkweisen eher konservativ. Die strikte Verteilung der geschlechterspezifischen Rollen demonstriert Larsson vor allem anhand des Verhaltens der Kirchenmänner, die Mildreds Stelle „um des Gemeindefriedens Willen“ auf keinen Fall wieder mit einer Frau besetzen wollen, und auch anhand der rein männlichen Jagdgemeinschaft, die sich nicht von einer Frau wie Mildred Nilsson Vorschriften machen lassen wollte. Die Rollenverteilung ist eben eher klassisch, und wenn eine Feministin daherkommt, um daran zu rütteln, läuft sie halt ins offene Messer. Und so schwingt in Larssons Roman eben am Rande auch eine unterschwellige Gesellschaftskritik mit.

Die Hauptfigur von Larssons Romanen ist stets Rebecka Martinsson, die gleichermaßen sympathisch wie interessant wirkt. Sie ist eine gebrochene Persönlichkeit, die die Geschehnisse des ersten Larsson-Romans noch immer nicht verdaut hat, die darum kämpfen muss, ihren Alltag zu bewältigen und nicht unter der Last ihrer Emotionen zusammenzubrechen. Sie gerät eher unbeabsichtigt in die Mordermittlungen, ermittelt nicht im eigentlichen Sinne und arbeitet auch nur bei der Übergabe der Drohbriefe aus dem Safe der Pastorin mit Anna Maria Mella zusammen. Sie beobachtet viel mehr im Stillen, und als sie daraus ihre Schlüsse zieht, ist es schon fast zu spät für sie. Auch Anna Maria Mella ist eine Figur, die Sympathien auf sich zieht. Nach der Babypause gerade in den Dienst zurückgekehrt, soll sie sich noch einmal den ins Stocken geratenen Fall Mildred Nilsson vornehmen und kommt dabei der Lösung näher, als es die Kollegen jemals waren.

„Weiße Nacht“ ist ein Krimi mit einer sehr subtilen Spannung. Er ist nicht temporeich inszeniert und verzichtet auf Effekthascherei. Keine wilden Verfolgungsjagden, kein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizei und Mörder, keine unappetitlichen Schilderungen des Tathergangs für den letzten Thrill. Dennoch schafft Åsa Larsson eine dichte Atmosphäre, aber es ist eben eher das Figurengeflecht, das Spannungsfeld der aufgeheizten Kleinstadtidylle rund um das Mordopfer, aus dem „Weiße Nacht“ seine Spannung bezieht. Dadurch ist der Roman eine intensive Lese- bzw. Hörerfahrung. Es ist eben auch die Kunst, sich in die Figuren einzufühlen, ihr Seelenleben zu offenbaren, hinter die Fassade des wohlgeordneten, anständigen Alltagslebens zu schauen und den Leser/Hörer so ganz intensiv und nah an das Geschehen zu rücken, was Åsa Larssons Qualitäten ausmacht. Und so darf man sicherlich gespannt sein, was Rebecka Martinsson in Zukunft noch so alles in Kiruna erleben wird.

Die Hörbuchfassung von |Hörbuch Hamburg| ist in jedem Fall als gelungen zu bezeichnen. Schauspielerin Nina Petri liest den Roman vor und macht ihre Sache dabei ausgesprochen gut. Ihr Erzählfluss und ihre Intonation passen gut zur intensiven Figurenbetrachtung Åsa Larssons und transportieren auf diese Weise die Stimmung des Romans zum Zuhörer. Die 384 Minuten des Hörbuchs vergehen wie im Flug und man taucht tief in die Geschichte, die Stimmung und den Ort ein.

Bleibt also unterm Strich ein sehr positiver Eindruck zurück. Wer Krimis mit subtiler Spannung, einer intensiven Atmosphäre und interessant skizzierten und sehr menschlich wirkenden Figuren mag, der sollte sich den Namen Åsa Larsson merken. Ihre Krimis haben in jedem Fall ihre Daseinsberechtigung, und man darf sicherlich gespannt sein, wie es mit Rebecka Martinsson weitergeht. Wer Schweden-Krimis à la Camilla Läckberg [(„Die Eisprinzessin schläft“) 3209 mag, der wird auch an Åsa Larsson seine Freude haben und dem sei „Weiße Nacht“ ausdrücklich ans Herz gelegt.

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|Die gebundene Ausgabe erschien im Juni 2006 bei C. Bertelsmann.|

Francis, H. G. – Gruselserie 2. 3er-Box

_Inhalt_

|“Frankensteins Sohn im Monster-Labor“|

Besetzung:
Bob Brown – Gerd Martienzen
Maggie Brown – Eva Gelb
Wirt – Andreas von der Meden
Gast – Hans Meinhardt
Horr – F.J. Steffens
Dr. Goralda – Rolf Mamero
Dr. Frank – Hans Paetsch
Senor Alvarez – Joachim Grützner

Regie: Heikedine Körting

Story:

„Daily Mirror“-Reporterin Maggie Brown und ihr Mann Bob, der Fotograf des Magazins, folgen der Einladung des berüchtigten Wissenschaftlers Dr. Giralda in ein abgelegenes Schloss. Im nahe gelegenen Dorf angekommen, machen sich jedoch schon erste Zweifel breit; das Schloss hat einen sehr schlechten Ruf und wird von den Bürgern verabscheut. Nichtsdestotrotz reisen Maggie und Bob weiter und stoßen am Zielort auf den spanischen Reporter Alvarez, der ebenfalls auf Geheiß des Doktors angereist ist.

Maggies Ansinnen, über ein neues Experiment des Wissenschaftlers zu schreiben, muss jedoch erst einmal zurückgestellt werden, weil Giralda zunächst unbeobachtet seinen geheimnisvollen Forschungen nachgehen möchte. Die Reporterin wird immer misstrauischer, weil sie sich nicht erklären kann, was der Doktor in seinen versteckten Gemächern treibt und die daraus hervorgehenden Schreie sie nicht gerade versöhnlich stimmen. Als das Team dann eine allzu grauenvolle Beobachtung macht, ist es um Maggie geschehen. Giralda hat einen Weg gefunden, das Gehirn des gelähmten Dr. Frank zu transplantieren und seinem verstümmelten Körper eine neue Hülle zu geben. Doch nicht nur das: Auch das Gerücht, das Versuchskaninchen sei Frankensteins Sohn, scheint sich nach und nach zu bestätigen …

|Die Nacht der Todesratte|

Besetzung:
Professor Hasquet – Richard Lauffen
Claudine – Donata Höfer
Pascal – Alexander Bischoff
Henri Clement – Christian Mey
Kommissar – Henry Kielmann
Dr. Mireaux – Wolfgang Rossi
Erzähler – Günther Ungeheuer

Regie: Heikedine Körting

Story:

Professor Hasquet ist besessen vom Gedanken, sein Leben auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Seit Jahren treibt er seine Forschungen bereits voran, um Mittel und Wege zu finden, dem drohenden Tod von der Schippe zu springen, und nun scheint endlich Erfolg in Sicht. Gemeinsam mit seiner Assistentin Claudine leitet er gerade ein Experiment, bei dem die Triebe einer Ratte auf einen Affen übertragen werden. Als der Versuch tatsächlich glückt, beschließt Hasquet in der Abwesenheit Claudines, die logischen Schlüsse auf den Menschen zu übertragen. Claudines Bruder Pascal, der sich vor seiner bevorstehenden Dakar-Reise von seiner Schwester verabschieden möchte, kommt ihm da gerade recht. Nachdem dieser kurz entschlossen zugestimmt hat, in ein wissenschaftliches Experiment einbezogen zu werden, scheint der Professor am Ziel seiner Träume. Als jedoch kurze Zeit später ein Amoklauf die französische Stadt Brest erschüttert und Hasquet nichtsdestotrotz tot aufgefunden wird, wird Claudine und ihrem Freund Henry erst so richtig bewusst, was der Wissenschaftler mit seinen Versuchen wirklich beabsichtigte.

|“Im Bann der Monsterspinne“|

Besetzung:
Angie Stevenson – Gabi Libbach
Duke Douglas – Horst Stark
Mr C. Wyman – Gottfried Kramer
Spinne – Renate Pichler
Affe – Gerlach Fiedler
Wyman – Siegfried Wald
Ben – Ernst von Klippstein
Verkäufer – Joachim Richert
Parkwache – Hans Meinhardt
Sheriff – Christian Rode
Erzähler – Günther Ungeheuer

Regie: Heikedine Körting

Story:

Aus Interesse an den jüngsten Forschungsergebnissen von Dr. Wyman reist die junge Angie Stevenson zu seinem Anwesen, um sich aus nächster Nähe einen Eindruck zu verschaffen. Dort jedoch wird sie erst einmal abgewiesen, denn der Diener des Hauses will von ihrer Verabredung mit dem Wissenschaftler nichts wissen und schickt sie stattdessen erst einmal fort. Als Wyman dann jedoch über einen längeren Zeitraum verschollen bleibt, wird Angie skeptisch – hatte der Mann etwa seine Einladung vergessen? Bei ihren eigenen Ermittlungen im Labor des Doktors macht die junge Miss Stevenson dann aber eine furchtbare Entdeckung; unter einer Luke im Fußboden ist eine mutierte Spinne gefangen. Und jetzt, wo Angie sie freigelassen hat, macht die Bestie Jagd auf ihr menschliches Futter …

_Persönliche Eindrücke_

In der zweiten Gruselbox der berüchtigten |Gruselserie| aus dem Hause |Europa| werden dieser Tage drei neue Hörspiele aus der Feder von Hans Gerhard Franciskowsky alias H. G. Francis veröffentlicht, die man allesamt unter einem Motto zusammenfassen kann: potenzialreiche Storys, gute Sprecher, zumeist durchwachsene Umsetzung.

Das eigentliche Dilemma erkennt man schon in der ersten Episode „Frankensteins Sohn im Monster-Labor“: Die Geschichte beginnt spannend, und kann auch auf eine wachsende Dramaturgie zurückblicken, doch insgesamt hat man es einfach verfehlt, mit dieser Kombination auch eine entsprechende Atmosphäre aufzubauen. Stattdessen verstrickt man sich gleich in mehreren entscheidenden Szenen in Widersprüche und Klischee-Dialoge, die dem Ganzen ganz sicher nicht zuträglich sind. So bestreitet Dr. Giralda die ganze Zeit über jedwede Anschuldigung und weist die Verdächtigungen des Reporterteams Maggie und Bob vehement zurück – nur um anschließend doch zuzugeben, dass die Browns Recht hatten.

Generell geschieht in dieser Folge zu viel über die manchmal nicht gerade geistreich aufgebauten Dialoge. Insbesondere in diesem speziellen Grusel-Szenario würde man sich ein wenig mehr Action wünschen, doch diese wird fast schon abweisend außen vor gelassen und durch den recht drögen Austausch zwischen Giralda, Maggie und Bob ersetzt. Negativ-Höhepunkt ist dabei die ständige Verharmlosung von Seiten Bobs, der anscheinend bis zum Schluss nicht wahrhaben möchte, dass im Hause des Doktors Übersinnliches vorgeht, während seine Frau vor Angst ununterbrochen schaudert. Dass derartige Geschichten an den Haaren herbeigezogen sind, mag ja die eine Sache sein, aber dass es definitiv möglich ist, das Ganze in ein glaubwürdiges Setting einzubetten, ist die andere und wesentlich wichtigere und in diesem Fall die nur eher mäßig gelöste Problematik.

Besserung gelobt indes das zweite Hörspiel der Box, „Die Nacht der Todes-Ratte“. Vom Aufbau her dem Vorgänger gar nicht mal so unähnlich, stimmt hier jedoch die Kombination aus Spannung, Action, Dialog und Atmosphäre. Zwar läuft das Ganze zum Schluss hin ein wenig aus dem Ruder, doch bis dahin wurde man auf oberstem Grusel-Niveau unterhalten und mit einem überschaubaren, sympathischen Horror-Plot beschenkt – auch wenn es letztendlich wieder die Sprecher sind, die hier ausschlaggebend für das gute Gelingen sind. Darüber hinaus gibt es einige gelungene Charakterzeichnungen, angefangen bei der manchmal herrlich panischen Claudine bis hin zum souverän agierenden Henry. Damit entwischt „Die Nacht der Todes-Ratte“ dem Raster der Mittelmäßigkeit, auch wenn hier sicher noch einiges verbesserungswürdig wäre.

Dem Höhepunkt folgt leider dann der ganz tiefe Fall, denn in der dritten Erzählung häufen sich nicht nur sämtliche Klischees, nein, hier wird auch noch auf sinnentleerte Mittel wie den sprechenden Affen oder die völlig absurd agierende Monsterspinne – Tarantula lässt grüßen – zurückgegriffen. Was manche eventuell kultig finden werden, ist bei genauer Betrachtung doch eher peinlich. Wie man zum Beispiel versucht, das mutierte Geschöpf zu bekämpfen, grenzt nicht gerade an Erfindungsreichtum, geschweige denn das Auftreten der Charaktere in diesem Hörspiel überhaupt. Angie Stevenson zum Beispiel passt durch ihr Handeln im Labor des Wissenschaftlers haargenau in die Trash-Schablone, der auch ihr Kumpan Duke Douglas hilflos ausgeliefert scheint. Ihr gesamtes Auftreten ist geprägt von ständigen Oberflächlichkeiten und nichtssagenden Dialogen, was sich leider von der ersten bis zur letzten Minute durchzieht und somit den Tiefpunkt der zweiten Gruselbox markiert.

Insgesamt also bleibt das Set mit den offiziellen Episoden 01, 09, und 12 schon ein ganzes Stück hinter den Erwartungen zurück. Den Sprechern darf man dabei noch nicht einmal einen Vorwurf machen, denn sie lösen ihre Aufgaben gut bis sehr gut und bringen die Emotionen und Ängste in den jeweiligen Szenarien auch sehr schön rüber. Es ist halt nur so, dass zum größten Teil das feine Potenzial der Geschichten verschenkt wurde, um stattdessen den auditiven B-Movie-Trash zu adaptieren. Klar wird es Leute geben, die genau das an der Serie mögen. Aber wer schon ein bisschen mehr Anspruch an derartige Handlungen stellt, der wird zumindest „Im Bann der Monsterspinne“ und mit Abstrichen „Frankensteins Sohn im Monster-Labor“ für eher unwürdige Vertreter des Grusel-Genres erklären.

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Wallace, Edgar / Herwald, Hans-Joachim – Edgar Wallace – Der Unheimliche (Folge 3) (Hörspiel)

Folge 01: [„Das Gesicht im Dunkeln“ 2051
Folge 02: [„Bei den drei Eichen“ 2094
Folge 04: [„Der Banknotenfälscher“ 3229

_Besetzung_

Chronist/Erzähler – Eckart Dux
Major Paul Amery – Robert Missler
Elsa Marlowe – Eva Michaelis
Dr. Ralf Hallam – Michael Bideller
Luise Trene Hallam – Traudl Sperber
Inspektor William Bickerson – Mark Bremer
Bankier Tupperwill – Marco Sand
Jessie Tame – Christine Pappert
Papa Tame – Kai Henrik Möller
Maurice Tarn – Wolf Frass

Regie: Jans-Joachim Herwald

_Story_

Elsa Marlowe arbeitet bei „Amery & Amery“ seit Jahren als Sekretärin, ist jedoch in letzter Zeit immer unzufriedener mit ihrem Job. Ihr jüngst aus Indien zurückgekehrter Vorgesetzter, Major Paul Amery, verhält sich seit einiger Zeit sehr seltsam, besonders nachdem die Gattin des anrüchigen Ralf Hallam ihm einen Besuch abgestattet hat. Diesem wird nachgesagt, Mitglied einer Rauschgiftbande zu sein, doch Hallam erwehrt sich beständig der üblen Nachrede und steigert somit auch die Spannungen zwischen sich und dem seltsamen Amery.

Als schließlich Hallams guter Freund und offensichtlicher Kumpan Maurice Tarn tot aufgefunden wird, geraten die Dinge ins Rollen. Wer steckt hinter dem Anschlag auf Tarn? Welche Rolle spielt der bislang verdeckt arbeitende Soyoka? Wie tief stecken Amery und Hallam in den zweifelhaften Machenschaften mit drin? Was ist mit Bankier Tupperville, der mehr zu wissen scheint, als er verrät? Und was soll nun mit Elsa Marlowe geschehen, die unschuldig in ein Kreuzfeuer aus Ungerechtigkeiten und Intrigen hineingeraten ist?

_Persönlicher Eindruck_

|Maritim| bauen ihr Programm mit „Der Unheimliche“ um einen weiteren Titel aus der Feder von Edgar Wallace aus, haben sich dabei jedoch an eine eher unbekanntere Story des britischen Altmeisters herangewagt. Die unter der Regie von Hans-Joachim Herwald entstandene Adaption ist allerdings auch nicht wirklich die beste Erzählung des Kriminal-Asses, selbst wenn die Sprecher gemeinsam mit dem Regisseur das Beste aus der ordentlichen, aber leider nicht herausragenden Vorlage herausgeholt haben.

Allerdings ist „Der Unheimliche“ nichtsdestotrotz ziemlich verwirrend aufgebaut. Gleich zu Beginn macht man Bekanntschaft mit unheimlich vielen verschiedenen Charakteren und ist wegen des rasanten Erzähltempos sogar manchmal überfordert, die Personen ihrer Position und Rolle entsprechend richtig zuzuteilen. Dies wird noch dadurch erschwert, dass sowohl die männlichen Protagonisten Hallam und Amery als auch die weibliche Besetzung (Luise und Elsa) mit sehr ähnlich klingenden Stimmen vertreten sind, was eine genaue Differenzierung erst nach kurzer Eingewöhnung erlaubt. Da beide jedoch von der ersten Szene an in der Story präsent sind, bleiben Startschwierigkeiten vorprogrammiert.

Auch der Aufbau der Handlung ist nicht jederzeit stringent. Herwald begeht recht viele Sprünge und wechselt die Szenarien meist plötzlich. Viele Fragen bleiben ungeklärt, was für eine Kriminalgeschichte ja eigentlich nur förderlich ist, hier jedoch partielle Verständnisprobleme auslöst. So ist der Zuhörer noch damit beschäftigt, die möglichen Drahtzieher des Mordes an Maurice Tarn in eine nähere Auswahl zu nehmen, als auch schon die Rede auf die große Unbekannte namens Soyoka kommt. Wer oder was sich hinter dieser Gestalt verbirgt und was er beabsichtigt, ist der Ermittlungsauftrag an das Publikum des Hörspiels, während die Polizei unter Leitung von Inspektor William Bickerson sich darum bemüht, die untergetauchte Bande, den Rauschgiftdeal und die korrupten Machenschaften, die sich im Hintergrund vollziehen, aufzudecken. Nach und nach begeben sich beide Seiten – Ermittler sowie Amery und Hallam – jedoch in Widersprüche und verzetteln sich an entscheidenden Stellen. Und dennoch lässt sich bis zum Schluss niemand in die Karten schauen, was schließlich die Spannung antreibt und nach entschlüsselter Verwirrung zu einem mehr als akzeptablen Finale führt.

Problematisch bleibt indes die verspätete Hinzunahme elementarer Figuren. So tauchen zum Beispiel Jessie Tame und ihr Vater recht spät in die Handlung ein, wobei Letzterer nach seinem kurzen Gastauftritt sogar wieder das Weite sucht bzw. stirbt. Und auch der gerissene Bankier Tupperill, bei dem sich der Verdacht erhärtet, er sei in diverse illegale Machenschaften verwickelt, kommt im Laufe des Plots nur selten zum Zuge, weil die Handlung sehr stark auf Amery und Elsa Marlowe ausgerichtet ist. Nicht zu vergessen der scheinheilige Inspektor, von dem man bis zum Schluss nicht weiß, was man von ihm halten soll.

Letztendlich führen all diese Aspekte zu unnötigen Ungereimtheiten während des Hauptstrangs, die das Geschehen zwar insgesamt komplex halten, Entscheidendes aber verbergen. Es spricht für die gute Besetzung, dass sie derartige Schwächen mit einer tollen Performance locker ausgleicht, aber auf den Inhalt und phasenweise auch auf die Spannung bezogen, verhindern solche Tatsachen, dass das volle Potenzial der Story genutzt wird.

Egal jedoch, wie man es nun auslegen will: „Der Unheimliche“ kommt inhaltlich sowie in der etwas unvorteilhaft strukturierten Hörspielfassung nicht an die echten Wallace-Klassiker an. Trotz der genannten Schönheitsfehler bleibt es aber dennoch ein gutes Hörspiel, das man sich nicht bloß zur Vervollständigung, sondern sicherlich auch zur Aufwertung seiner auditiven Kriminalsammlung beschaffen sollte.

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Christopher, John – Tripods I – III

Die von der |BBC| produzierte Fernsehserie „Die dreibeinigen Herrscher“ (The Tripods) war bei ihrer ersten und einzigen deutschen Ausstrahlung 1986 wohl für viele der erste Kontakt mit John Christophers Jugendbuchklassiker von 1967. Die leider nur zum Teil verfilmte Trilogie erzählt von der erschreckenden Vision einer zukünftigen Menschheit, die von dreibeinigen Außerirdischen versklavt wurde und damit, bis auf wenige Ausnahmen, offensichtlich zufrieden war. Da die Serie nach der zweiten Staffel aus Kostengründen eingestellt wurde, blieb man als Zuschauer unbefriedigt zurück, denn eine Auflösung der dramatischen Handlung und die Befreiung der Menschheit sollte erst in der dritten Staffel gezeigt werden. Die durch die Fernsehserie ausgelöste Sucht, mehr über die Geschicke der liebgewonnenen Helden zu erfahren, blieb lange Zeit schwer zu stillen. Die Trilogie war in Deutschland jahrelang vergriffen und konnte höchstens als ausgemustertes Büchereiexemplar zu unglaublichen Preisen bei |eBay| ersteigert werden. Doch das Warten hat endlich ein Ende. Nach der Neuauflage der Bücher im |Arena|-Verlag veröffentlichte |Patmos| mit der hier besprochenen Hörbuchfassung „Tripods“ einen echten Hochgenuss, an dem nicht nur Jugendliche und Achtzigerjahre-Nostalgiker ihre Freude haben werden.

„Tripods“ beginnt irgendwann in einer nicht zu fernen Zukunft. Der 13-jährige Will wächst in einem postapokalyptischen England auf. Die Menschen leben wieder wie im Mittelalter als Bauern, Handwerker oder Adlige. Es gibt nur noch wenige Überbleibsel einer einst hochtechnisierten Welt; da alle Erinnerungen an die technischen Wunder der Vergangenheit verschwunden sind, besitzt niemand mehr das Wissen und die Fähigkeiten, selbst so einfache Dinge wie z. B. Armbanduhren herzustellen. Das einzig Technische in dieser Welt sind die Tripoden, dreibeinige Maschinen, denen alle gehorchen und die von allen verehrt werden.

Will und die Menschen seines Dorfes haben nur wenig Kontakt zu den Tripoden. Einmal im Jahr, am Tag der Weihe, erscheint ein Tripode und versieht alle Vierzehnjährigen des Dorfes mit einer Kappe. Diese Kappe aus Metall, die fest mit dem Schädel verbunden ist, markiert den Punkt des Erwachsenwerdens. Obwohl der Tag von den Dorfbewohnern groß gefeiert wird, werden über die Weihe selbst nur wenige Worte verloren. Erst als Will miterleben muss, wie sein Cousin und bester Freund Jack sich nach der Weihe völlig verändert, beginnt er nachzudenken. Warum verändern sich die Menschen nach der Weihe? Weshalb verwandelt sich ein aufgeweckter, wissbegieriger Junge wie Jack von einem Tag auf den anderen in einen lethargischen und gleichgültigen Erwachsenen?

Von Ozymandias, der nur vorgibt, geweiht worden zu sein und als Wanderer durch die Welt zieht, erfährt Will schließlich die entsetzliche Wahrheit. Die Tripoden werden von Außerirdischen gesteuert, die mit Hilfe der Kappen eine direkte Kontrolle über die Menschen ausüben und sie so versklavt haben. Da Will fest entschlossen ist, sich der Weihe zu entziehen, macht er sich zusammen mit seinem Cousin Henry auf den Weg zu den weißen Bergen, wo laut Ozymandias die letzten freien Menschen leben.

Auf ihrer gefährlichen Reise treffen sie den ebenfalls kurz vor der Weihe stehenden Jean-Paul (Bohnenstange), der sich ihnen anschließt. Bei der Durchquerung Europas werden die drei immer wieder vor die Wahl gestellt, ein bequemes Leben als willenlose Sklaven oder ein gefahrvolles Leben in Freiheit zu führen. Ständig auf der Flucht vor den Tripoden, treffen sie schließlich tief in den Alpen auf den letzen Widerstand der Menschheit. Doch damit ist die Reise noch nicht zu Ende. Bereit für die Freiheit zu kämpfen, wird Will ausgewählt, mit einer falschen Kappe versehen den Tripoden in ihrer Stadt zu dienen und sie dabei auszuspionieren. Zwar gelingt es Will, einige Ansatzpunkte für einen Kampf gegen die Tripoden zu finden, dabei erfährt er jedoch, dass dem Widerstand nicht mehr viel Zeit bleibt. Denn ein perfider Plan der Außerirdischen droht die Menschheit auszulöschen.

John Christopher (alias Samuel Youd), Jahrgang 1922, schreibt seit 1949 Romane, die weltweit übersetzt und verfilmt wurden. Für „Die Wächter“ erhielt er 1976 sogar den Deutschen Literaturpreis. Der Anlass, eine Science-Fiction-Geschichte für Jugendliche zu schreiben, war die Anfrage eines Verlegers, der seine Erwachsenenromane gelesen hatte. Christopher war sich zunächst nicht sicher, ob er ein vernünftiges Jugendbuch mit Science-Fiction-Thematik schreiben könne, da er bislang nur Erwachsenenromane geschrieben hatte und seit der Erforschung des Alls viele Geheimnisse der Zukunft bereits als enthüllt ansah. Deshalb hatte er als Schriftsteller eher ein Interesse an der Vergangenheit. Aber warum nicht Zukunftselemente mit einer mittelalterlichen Welt kombinieren? Dieser Ansatz führte ihn zurück in die Zeit – in ein feudales England, das von futuristischen Monstermaschinen regiert wird. Gerade dieser scheinbare Widerspruch wurde von den Lesern geschätzt und machte die Trilogie zu einem Klassiker, der auch nach 40 Jahren nichts von seiner Aktualität verloren hat.

Mit dieser Hörbuchfassung ist es dem |Patmos|-Verlag tatsächlich gelungen, den hohen Ansprüchen der Fans gerecht zu werden. Bestehend aus drei Teilen, die jeweils vier CDs umfassen, bietet die Trilogie insgesamt 828 Minuten Hochspannung. Gelesen wird die beklemmende Geschichte, die aus der Sicht des Protagonisten Will erzählt wird, von Torsten Michaelis, der seit 1991 in mehr als 400 Filmen international bekannten Filmstars wie Wesley Snipes, Sean Bean und Martin Lawrence seine Stimme geliehen hat. Die Geschichte wird perfekt untermalt durch Originalgeräusche aus der |BBC|-Fernsehserie. Außerdem ist jedem der drei Teile ein Bonustrack der Originalmusik von Kevin Freeman beigefügt.

_Tripods_

Teil 1: [„Dreibeinige Monster auf Erdkurs“]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3491241405/powermetalde-21 (The white Mountains)
Bonustrack „Main Theme“

Teil 2: [„Das Geheimnis der dreibeinigen Monster“]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3491241332/powermetalde-21 (The city of lead and gold)
Bonustrack „The City of Gold“

Teil 3: [„Der Untergang der dreibeinigen Monster“]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3491241405/powermetalde-21 (The pool of fire)
Bonustrack „Closing Theme“

http://www.patmos.de

May, Karl – Winnetou III (Europa-Originale 29)

_Besetzung_

Old Shatterhand (Erzähler)- Michael Poelchau
Winnetou – Konrad Halver
Stephan Moody – Curt Timm
Bandit – Hans Meinhardt
Daniels – Rudolf Fenner
Hillmann – Albert Johannes
Farell – Rolf Jahnke
Payne – Horst Stark
Santer – Peter Folken
Pida – Hans König
Tangua- Josef Dahmen
Eine Feder – Konrad Mayerhoff

_Story_

Old Shatterhand wird Zeuge eines Überfalls auf eine Eisenbahn, der von Indianern und Weißen gemeinsam durchgeführt wird. Unbemerkt beobachtet er die Ereignisse und berichtet Winnetou kurze Zeit später vom skrupellosen Vorgehen der Verbrecherbande. Zusammen machen sie sich an die Verfolgung und erfahren dabei, dass die Gauner als nächstes eine Eisenbahnstation berauben wollen.

Die dort arbeitenden Männer sollten zur Tatzeit noch damit beschäftigt sein, den Schaden des jüngsten Überfalls zu begrenzen, so dass die Station leichte Beute wäre. Die beiden Blutsbrüder versuchen den Dieben zuvorzukommen und die Arbeiter zu warnen. Außerdem hinterlassen sie eine Nachricht für die bereits ausgezogenen Männer, die auf dem Weg zur erstürmten Eisenbahn sind, in der Hoffnung, diese mögen in ihre Heimat zurückkehren und bei der Verteidigung Unterstützung bieten. Als die beiden schließlich in der Station eintreffen, merken sie jedoch, wie aussichtslos ihr Vorhaben scheint. Zahlenmäßig komplett unterlegen, müssen sie sich den Gaunern stellen – und enden in einer furchtbaren Tragödie.

_Meine Meinung_

Wie auch schon der zweite Teil der „Winnetou“-Trilogie, so wird auch Folge 3 des ursprünglich zweiteiligen Originals als Doppelepisode neu aufgelegt, so dass Nr. 29 der |Europa|-Originale quasi Überlänge hat. Dies war aber auch dringend erforderlich, um die teils recht emotionalen Ereignisse der Schlussepisode adäquat wiederzugeben und die finale Tragödie gebührend zu umschreiben.

Wie sicherlich allen bekannt ist, bedeutet „WInnetou III“ nicht nur das Ende der Reihe, sondern auch das Aus für den Protagonisten und Namensgeber, der in einem tapferen Kampf sein Leben lässt. So wird das letzte gemeinsame Abenteuer der literarischen Gallionsfiguren Old Shatterhand und Winnetou auch im Hörspiel mit wachsender Dramaturgie und Spannung erzählt, wobei dieses Mal die eigentliche Handlung hinsichtlich ihrer Priorität auf einer Stufe mit der engen Beziehung zwischen den beiden Helden steht.

Hörspiel-Regisseur Konrad Halver hat nicht bloß stringent die Story weiterlaufen lassen, sondern einige bewegende Passagen eingestreut, die aufgrund manch dröger Sprecherleistung zwar nicht immer denselben Effekt entfacht wie meinetwegen die berühmte Verfilmung mit Pierre Brice, aber immer noch sehr ansprechend und berührend gestaltet wurde. Besonders die Stelle, an der Old Shatterhand die letzten Worte seines geliebten Freundes in seinem Abschiedsbrief liest, geht unter die Haut und zeigt (ebenfalls trotz der eher bescheidenen gesprochenen Passagen) ansprechenden Tiefgang, wie man ihn teilweise in den May-Hörspielen vermisst hatte.

Die Geschichte selber ist zudem die bislang spannendste innerhalb des Dreiteilers. Old Shatterhands Jagd auf die Eisenbahndiebe wird im Hörspiel aus der Sicht des Protagonisten, der ja auch gleichzeitig die Rolle des Erzählers übernimmt, sehr schön erzählt, wobei ihm auch die einzige makellose Sprecherleistung attestiert werden kann. Sowohl die Stimmungen der Handlung als auch den gelungenen Spannungsaufbau kann Michael Peolchau auf seine Kappe nehmen, wobei der anschauliche Aufbau des Plots ihm natürlich zugute kommt. Das traurige Finale bildet schließlich den Höhepunkt in der überraschend freien Interpretation von Mays wohl bekanntester Geschichte und bringt das Hörspiel schließlich auf ein Level, das abgesehen von manch eher gelangweilt erscheinender Stimme zweifellos das Publikum des berühmten Schriftstellers zufrieden stellen sollte.

Letztendlich hat Halver es so geschafft, die beiden Legenden Winnetou und Old Shatterhand mit einer gebührenden Produktion zu würdigen. Die Neuauflage aus der dritten Staffel der |Europa|-Originale ist dementsprechend allemal eine Empfehlung wert, und dies nicht nur, wenn man sich bereits zu Karl May bekannt hat.

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Schmidt, Manfred – Nick Knatterton – Folge 1: Der Schuss in den künstlichen Hinterkopf

_Vorgeschichte_

Die Figur Nick Knatterton tauchte zum ersten Mal in der populären Landpostille „Die grüne Post“ auf, die einst im |Ullstein|-Verlag erschien. Dies war im September 1935, als der berüchtigte Meisterdetektiv die Kriminalgeschichte „Der Hilferuf der Maud O’Key“ mit einem Auftritt bereicherte. Fortan wurde der Mann mit dem karierten Sakko und der stets rauchenden Pfeife zu einem Markenzeichen der deutschen Comicszene und wurde schließlich von Manfred Schmidt aufgegriffen, der ihn zunächst in der Konstanzer Landpost und später dann endlich als Comicfigur in der „Quick“ etablierte.

Seither ist Knatterton eine Legende der deutschen Literatur, heutzutage jedoch leider kaum noch gefragt. Möglicherweise kann sich dies jedoch bald wieder ändern, denn mit der CD-Auflage des gleichnamigen Hörspiels beginnt |Der Audio Verlag| ein kleines Revival, welches ggf. auch wieder auf breiterer Ebene auf Interessenten stößt. Zu wünschen wäre eine solche Entwicklung jedenfalls definitiv.

Sein erster richtiger Fall ist nun der Aufhänger für den Start der Reihe und gleichzeitig wohl eine der bizarrsten Storys, die der Detektiv selber je erlebt hat.

_Besetzung_

Nick Knatterton – Bernd Stephan
Erzähler – Rolf Becker
Nackie Nutt – Gerd Hinze
Virginia Peng – Marion von Stengel
Evelyn Nylon – Tanja Dohse
Lucius X. Nylon – Eckart Dux
Gangster – Marco Kröger
Gangster – Thomas Schüler

Regie: Hans-Joachim Herwald

_Story_

Gerade erst hat der Meisterdetektiv seine letzten Fall gelöst, da ertönt am Telefon auch schon wieder ein Hilferuf, gefolgt von einem Ziegel, der durch die Scheibe an seinen künstlichen Hinterkopf fliegt, und einer anschließenden Kugel, die Nick Knatterton endgültig ausschalten soll. Der daraufhin tot Geglaubte startet prompt in die Ermittlungen einer neuen spannenden Aufklärungsgeschichte, die ihn auf die Spur einer fusionierten Verbrecherbande bringt.

Die Mädchenhändlervereinigung ‚Rotes Herz‘ hat die Tochter des Millionärs Lucius X. Nylon entführt, und bevor Knatterton sich versieht, sitzt er bereits mit ihr in einem Kerker als Gefangener des Gangsterbosses Nackie Nutt. Für den Meister der Kombinationen kein Problem: Immer wieder entgeht er den Fallen und Verliesen Nutts, spielt dabei mit den Gefühlen der entzückten Evelyn sowie Nutts Ex-Verlobter Virginia Peng und bringt seine Kontrahenten damit um den Verstand. Seinen gewieften Schachzügen ist letztendlich nicht einmal der erfinderischste Verbrecher gewachsen …

_Meine Meinung_

Wer noch immer nicht verstanden hat, warum der eigentlich ziemlich eigenartige Nick Knatterton im Blitztempo zum Kult avanciert ist, sollte sich nur einmal dieses schräge, aber eben sehr witzige Hörspiel anhören. „Der Schuss in den künstlichen Hinterkopf“ ist eine wunderbare Parodie auf die damals aufflammenden Superheldencomics aus den Vereinigten Staaten, satirisch, humorvoll und dennoch bis zu einem gewissen Punkt hin sehr spannend.

Dabei ist die Storyline eigentlich nur zweitrangig, denn nachdem Knatterton auch dem dritten Hinterhalt seines schmierigen Kollegen Nackie Nutt entkommen ist, geht es nicht mehr um den Kriminalfall als solchen, sondern nur noch darum, was der Titelheld unternimmt, um Nutt mal wieder einen Schritt voraus zu sein. Dabei sind ihm bzw. seinem Schöpfer Manfred Schmidt alle Mittel recht. Scharfsinnig wie Sherlock Holmes kombiniert er während nahezu jedes Atemzugs, hat dabei einige Spezialwaffen dabei, wie etwa den überspitzten Bart, mit dem er Superman-ähnlich einen Faustschlag kontert, und beweist sich dabei immer wieder als Verkleidungskünstler, indem er beispielsweise kurzerhand mit Evelyns Vater die Klamotten tauscht, um bei der Lösegeldübergabe der verschwundenen Tochter schneller eingreifen zu können.

Im Prinzip wird hier eine Comic-Komödie vertont und all ihre herrlichen Wendungen in einzelnen, letztendlich aber zusammengehörigen Abschnitten aufgeführt, doch es funktioniert wahrhaftig prächtig. Besonders Erzähler Rolf Becker, der hier quasi jeden Schritt des Detektivs mit steigender Dramaturgie beschreibt und die schwierige Aufgabe, die witzigen illustrierten Passagen in Worte zu kleiden, wirklich brillant löst, macht einen fabelhaften Job und schafft es dabei spielerisch, den eigentlich nur geringen Teil tatsächlicher Handlung mit lockeren Worten zu füllen. Die übrigen Sprecher kommen dementsprechend eher selten zum Zuge, wobei es dann doch immer eine Wonne ist, wenn Bernd Stephan ein weiteres Mal ‚Kombiniere …‘ sagt.

So wird insgesamt der Charakter eines Hörspiels zwar nur bedingt bestätigt, was aber in diesem Falle auch keinen Sinn ergeben hätte, weil – wie bereits angesprochen – die eigenartigen Aktionen, von denen Becker als Erzähler fortlaufend berichtet, der Knackpunkt sind. Knatterton als unbesiegbarer Superheld mit allerhand merkwürdigen Aktionen – dieses Bild wird hier vermittelt und würde außerhalb der weitestgehend erzählten Handlung durch überflüssige Dialoge wahrscheinlich wieder zerstört. Wobei dies nur eine Einschätzung meinerseits ist.

Doch dies näher zu analysieren, ist an dieser Stelle auch überflüssig. Es zählt lediglich, dass das Phänomen Nick Knaterton mit all seinen Eigenheiten in „Der Schuss in den künstlichen Hinterkopf“ (man lasse sich den Titel nur mal auf der Zunge zergehen) bestens wiederbelebt wurde und der Zuhörer in den knapp 75 Minuten des Plots (das sympathische Titellied mitberechnet) bestens und vor allem humorvoll unterhalten wird. Ergo: Kein konventionelles Hörspiel, aber eines mit Charme und enorm viel Witz!

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Merlau, Günter – Caine – Dunkelheit (Folge 4)

Folge 1: [„Das Amulett von Kyan’Kor“ 2050
Folge 2: [„Todesengel“ 2569
Folge 3: [„Collin Drake und die Bruderschaft“ 3532

_Story_

Steven Caine ist von den jüngsten Vorfällen schwer gezeichnet und am Ende seiner Kräfte. Sein grausames Intermezzo mit Linda Watkins ist jedoch noch nicht ganz verdaut, da wird er auch schon von Setho und dessen Schützling Torrkan beauftragt, sich den finsteren Dämonen auf Kyan’Kor zu stellen und der schrecklichen Bedrohung der Aganoi ein Ende zu bereiten.

Caines Ankunft wird jedoch von weiterem Schrecken begleitet: Meister Setho ist bereits tot, und seinem Gefährten Torrkan und ihm droht das gleiche Schicksal, wenn sie die fürchterlichen Kreaturen nicht umgehend aufhalten können. Als wäre dies nicht genug, muss Caine auch noch lernen, die Mächte Kartaans zu kontrollieren, die im Penbumbra seines Amuletts schmoren.

Währenddessen wird auch die Erde Schauplatz eines schreckenerweckenden Szenarios. Die Aganoi haben den Machtapparat übernommen und auch einige einflussreiche menschliche Verbündete gewinnen können. Sgt. Kilkenny kann sich kaum erklären, wie plötzlich komplette Straßenzüge spurlos von der Bildfläche verschwinden. Erst in einem späteren Aufeinandertreffen mit dem FBI erfährt er mehr über die tragischen Wendungen – und sein bevorstehendes Schicksal.

Und auch die Bruderschaft des Colin Drake ist nicht untätig und verfolgt Caines Spur weiterhin. Doch auch auf Seiten der Jäger stehen einige herbe Rückschläge bevor, als das Hauptquartier plötzlich von Unbekannten angegriffen wird. Mittendrin: Die einst vom Penumbra-versklavten Caine überrumpelte Linda Watkins.

_Meine Meinung_

„Caine“-Hörspiele sind jedes Mal wieder eine schwierige Herausforderung, weil in bislang noch jeder Episode derart viele Informationen verbraten wurden, dass es seine Zeit erfordert, bis man die Geschehnisse adäquat eingeordnet hat. Episode 4 mit dem verheißungsvollen Titel „Dunkelheit“ macht da keine Ausnahme, zumal die komplexe Linie der beiden vorherigen Folgen weitestgehend beibehalten wird.

In rasanten Wechseln springt die Geschichte zwischen den Ereignissen der jüngsten Vergangenheit, Caines Entführung nach Kyan’Kor und den erschreckenden Szenarien auf der Erde, wobei sich nach vielen ungeklärten Nebenhandlungen nun langsam aber sicher der Kreis zu schließen beginnt und man den Durchblick, den man noch in „Collin Drake und die Bruderschaft“ zu verlieren drohte, in steten Schritten wiederzuerlangen scheint. Und zumindest das bewerte ich nach dem recht schwierigen Verlauf des action- und temporeichen letzten Hörspiels mal als sehr angenehm.

Dies bedeutet aber natürlich nicht, dass Günter Merlau die Geschwindigkeit in „Dunkelheit“ in irgendeiner Form gedrosselt hätte. Die Lage spitzt sich gleich auf mehreren Ebenen zu; Caine kämpft nach wie vor gegen das Penumbra und leidet unter den Vergehen, die er Linda Watkins in Folge des Einflusses von Kartaan angetan hat, muss jedoch gleichzeitig um das nackte Überleben auf Kyan’Kor kämpfen. Ausgezehrt und auch nicht mehr ganz so cool wie einst, stößt der Titelheld zum ersten Mal im Verlauf der Serie endgültig an seine Grenzen und tritt auch beileibe nicht mehr so souverän wie gehabt auf. Die lockeren Sprüche wirken immer mehr als Schutzmechanismus gegenüber den Gefahren, denen selbst der von Glück und Pech gleichzeitig verfolgt Ex-Killer kaum noch trotzen kann. Und dennoch bleibt ihm keine andere Wahl, als sich an der Seite Torrkans den dämonischen Kräften auf Kyan’Kor zu stellen.

Ähnlich brisant entwickeln sich die Zustände auf Caines Heimatplaneten. Der verzweifelte Kilkenny ist den extraterrestischen Vorgängen schon länger auf der Spur und bekommt nun noch deutlichere Hinweise, die ihn jedoch in die Fänge des FBI lotsen. Allerdings stehen die Vertreter des Gesetzes scheinbar nicht mehr auf seiner Seite, sondern haben sich mit den feindlichen Wesen zusammengerottet, um die Herrschaft über Kilkennys Heimatplaneten unmittelbar an sich zu reißen. Fernab jeglicher Hoffnung und Vorstellung von dem, was der Erde bevorsteht, scheint der blaue Planet dem Untergang und der Infiltration der Aganoi geweiht – und niemand ist in Sicht, der sich dieser Entwicklung entgegenstellen könnte.

Den beiden parallel verlaufenden Hauptsträngen ist weiterhin ein kurzer Plot um die gezeichnete Linda Watkins untergeordnet, die im Lager der Bruderschaft aufgefangen wird, nachdem sie in Caines Beisein bzw. durch dessen fremdgesteuerte Hand schreckliche Dinge am eigenen Leib erfahren musste. Doch Erholung bleibt auch ihr ein Fremdwort, denn ihr neuer Aufenthaltsort wird angegriffen und erneut befindet sich die Dame in einem schonungslosen Gefecht.

Ein kurzer Blick auf die vorangegangene Zusammenfassung verrät bereits, dass Günter Merlau seinen Hörern keine Verschnaufpausen gönnt. Action, Speed, und vor allem Spannung sind von der ersten bis zur letzten Minute am Siedepunkt und werden nicht einmal durch die lockeren Zungen der Hauptdarsteller aufgelockert. Bereichert durch das gewohnte Effektfeuerwerk und die erneut verwendeten, brachialen Klänge von MNEMIC (das aktuelle Album „Passenger“ erschien im Januar 2007) umschreibt der |Lausch|-Verlag in seiner aktuellen Produktion einmal mehr, wie die Zukunft des Hörspiels auszusehen hat, und legt den vielleicht besten Titel der Serie auf. Da schmerzt es am Ende schon, dass man ein geschlagenes halbes Jahr auf die Fortsetzung warten muss. Auch wenn man dies prinzipiell gerne in Kauf nimmt, um auch wieder in den Genuss des hohen Qualitätsstandards zu kommen. Aber mitunter können sechs Monate doch eine ziemlich lange Zeit sein – speziell nach dem furiosen Schlussszenario!

http://www.stevencaine.de/
http://www.merlausch.de/
http://www.feder-und-schwert.com/

John Sinclair – Die Comedy

Story

Sinclair und Suko werden im Cheshunt Forest von einer mordlustigen Truppe Einheimischer gejagt und blicken dem Tod direkt ins Auge. Ausgerechnet in diesem Moment stürzt Suko auch noch in eine Bärenfalle, und schon rollt ein Zug heran und droht, den Geisterjäger und seinen kampfsporterprobten Begleiter zu überrollen. Beide sind sie auf der Suche nach Jane, als tatsächlich ein Grizzlybär auftaucht und den Geisterjäger packt. Als dann auch noch ein Ghoul in die Szenerie eintritt, ist dem Agentenduo klar, dass dies der Auftakt zu einem völlig außergewöhnlichen Fall ist.

Meine Meinung

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Ulrich Kiesow – Dämmerung (Das zerbrochene Rad 1; DSA-Hörbuch)

„Das zerbrochene Rad“ gilt unter Kritikern und Fans des Rollenspiels |Das Schwarze Auge| als einer der besten Romane, welche die Spielwelt bisher hervorgebracht hat. Bei nunmehr knapp 100 Titeln unterschiedlichster Autoren ist die Auswahl da keineswegs an einer Hand abzählbar. Die Spannweite reicht da von kurzweilig und nett bis hin zu literarischen Vergewaltigungen, die zu Recht vergessen worden sind und selbst die eingefleischten Fans nicht überzeugen konnten. Doch es gab seit dem Beginn der 1985 gestarteten Buchreihe immer wieder ein paar wenige Perlen, die zu lesen es sich auch für Liebhaber fantastischer Lektüre lohnte, die mit dem Rollenspiel an sich nicht viel verband.

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