Archiv der Kategorie: Interviews

Interview mit Norbert Sternmut (2018)

Norbert Sternmut
Norbert Sternmut

Herr Sternmut, seit 2009 betreuen und moderieren Sie die monatliche Veranstaltungsreihe „Sternmut-Literatur-Bunt“ (SMLB). Ist deren Einzugsbereich an AutorInnen nur auf die Region Ludwigsburg beschränkt?

Sternmut: „Sternmut-Literatur-Bunt“ (SMLB) ist nicht auf die Region Ludwigsburg beschränkt. Die Veranstaltungsreihe ist auch nicht auf AutorInnen beschränkt. Wir stellen in erster Linie AutorInnen, aber auch MalerInnen, MusikerInnen, ganze Musik- und Theatergruppen vor. In der Konzeption schrieb ich, dass Menschen mit einer „Vorstellung“ vorgestellt werden. Das bedeutet für mich, dass sie ihr Eigenes präsentieren, einmal von Vorträgen zu anderen KünstlerInnen abgesehen. Ich frage danach, ob der Autor, die Autorin, der Künstler, die Künstlerin etwas zu sagen hat und von dem überzeugt ist, was sie/er produziert. Eine andere Beschränkung gibt es nicht.

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Interview mit Krimiautor Jean-Louis Glineur

Hallo, Jean-Louis, du hast kürzlich deinen zweiten Krimi „Panik in der Nordeifel“ veröffentlicht. Worum geht es darin?

Glineur: die Story beginnt mit dem Auftauchen zweier pensionierter Studienräte. Diese berichten dem Privatermittler Alwin Schreer von dem Mord an deren Ex-Kollegen Sturm und Kling, die auch in Rente waren. Die Angst der früheren und ach der aktuellen Lehrerschaft eines Schleidener Gymnasiums ist riesig. Das Lehrerkollegium fürchtet eine gegen die Schule gerichtete Aktion

Erschwerend kommt hinzu, dass die brutal ermordeten Lehrer Sturm und Kling in einer rechtsextremen Partei aktiv war, zu deren Gründen vor allem Kling gehörte.

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Interview mit Jennifer Heine auf der Frankfurter Buchmesse 2015 am 16.10.2015

Buchwurm.info: Hallo Jennifer. Wie geht es dir und wie gefällt es dir hier auf der Buchmesse?

Jennifer Heine

Jennifer Heine: Hallo, also im Moment ist mir heiß (*lacht*), aber sonst ist hier alles wie erwartet. Es ist voll aber noch nicht so voll wie morgen.

„The Callie Santas Chronicles – Alphablut“ ist dein Debütroman und einige Leser werden dich noch nicht kennen. Magst du dich bitte kurz vorstellen?

Ich bin die Jennifer, werde nächsten Monat 28 Jahre alt und komme aus Leverkusen. Ich habe einen sechsjährigen Sohn und bin hauptberuflich Bürokauffrau. Und bin eigentlich ganz witzig.

Und ganz nebenbei hast du einen Roman geschrieben.

Nebenbei, hmm … (*guckt zweifelnd*)

Hast du einen Lieblingsautor oder einen Autor zum Vorbild?

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Mein persönlicher Besuch der Frankfurter Buchmesse 2015

Am 16. Oktober besuchte ich Frankfurter Buchmesse. Hier mein Bericht.

Meine erste Station ist das Lesezelt, denn hier soll Andreas Eschbach (http://www.andreaseschbach.de) aus seinem neuen Jugendroman AQUAMARIN (http://www.arena-verlag.de/artikel/aquamarin-978-3-401-60022-2) vorlesen. Das Zelt ist rund, an den Rändern sind Sitzecken aufgebaut und in der Mitte des Runds sitzt ein zahlreich erschienenes Publikum. Es ist zu etwa 99 Prozent weiblich. Das entspricht ungefähr dem gefühlten Durchschnitt des Publikums in den Belletristikhallen 3.0 und 3.1.

Eschbach liest den Anfang und eine weitere Passage aus seinem Roman, während ein Fotograf ihn aufdringlich umschleicht. Die Lektorin des Arena-Verlags (http://www.arena-verlag.de) stellt dem Schriftsteller ein paar freundliche Fragen, die sich der Autor ausgiebig zu beantworten bemüht. Er verrät auch, dass es eine Fortsetzung geben soll – und dass AQUAMARIN gar nicht der von ihm gewählte Arbeitstitel ist, sondern der vom Verlagsmarketing gewählte. Tja, so kann’s gehen. Aber mal ehrlich: Durch den Arbeitstitel die Pointe preiszugeben, war auch nicht besonders schlau von ihm.

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2 Tage mit George R. R. Martin in der Hansestadt Hamburg

21.06.2015 – Tag 1

15:08 stieg ich voller Vorfreude auf den kommenden Abend in den Metronom bei Celle ein und traf dort auf meine Freundin Magdalena, die mich zu der Lesung mit dem amerikanischen Autor George R. R. Martin begleitete. In unserem Handgepäck befanden sich mehrere Bücher von Martins Serie „Das Lied von Eis und Feuer“, von denen wir hofften, sie von ihm signiert zu bekommen.

17:01 kamen wir pünktlich im Hamburger Hauptbahnhof an. Da wir noch eine gute Stunde bis zum Einlass zur Veranstaltung hatten, beschlossen wir zunächst, den Weg zum Congress Centrum zu Fuß zurückzulegen. Unseren Plan gaben wir allerdings nach einer Viertelstunde wieder auf, da uns niemand den richtigen Weg zeigen konnte. Wir hatten auch einen ausgedruckten Kartenausschnitt dabei, der uns allerdings vor Ort nicht weiterhalf. Und so nahmen wir dann sicherheitshalber die S-Bahn. Nicht, dass die Lesung noch ohne uns begonnen hätte.

17:28 holten wir im CCH unsere Karten ab. Leider mussten wir mit einem Blick auf Dieselbigen feststellen, dass Magda und ich der Lesung unseres Lieblingsautors wohl aus verschiedenen Blickwinkeln folgen werden. Okay, wir sind ja beide schon erwachsen, da mussten wir durch. Bevor wir uns aber vorläufig trennen mussten, hatten wir noch ein wenig Zeit uns umzusehen und entdeckten an den Säulen des CCH überall Plakate mit der Karte von Westeros und den Wappen der großen Häuser in „Das Lied von Eis und Feuer“. Ob man die wohl mitnehmen kann? Diese Frage stellte auch eine immer größer werdende Fangemeinde, die mit Buch und „Game of Thrones“-Shirts „bewaffnet“ war.

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»Im Mittelpunkt steht immer der Mensch …« Interview mit Andreas Brandhorst

Andreas Brandhorst
(c) Andreas Brandhorst

Andreas Brandhorst ist der erfolgreichste deutschsprachige Schriftsteller von Science-Fiction-Literatur. Er bringt mit schöner Regelmäßigkeit seine Romane in die Buchläden und ist vielen Lesern auch durch seine unzähligen Übersetzungen ein Begriff. Neben Genregrößen wie Iain Banks übersetzte Andreas die eigentümliche Scheibenwelt von Terry Pratchett; im wahren Leben verschlug es ihn aus Norddeutschland nach Italien, wo er einige Jahre lebte, ehe es ihn zurück in den Norden zog. Seine Romane wurden wiederholt für die einschlägigen Genrepreise nominiert und ausgezeichnet, was uns Leser alljährlich beflügelt, uns den neuesten Roman von ihm vorzuknöpfen. Unser letztes Interview ist nun schon neun Jahre her, und so freuen wir uns über Andreas‘ Bereitschaft, sich erneut unseren Fragen zu stellen:

 

 

Tobias Schäfer: Hallo Andreas! Du hast eine große Zahl an Romanen geschrieben. Die meisten davon dürften der Science Fiction zuzuordnen sein und auch 2015 erscheint mit »Ikarus« ein Ausflug in die Weiten des Weltraums. Was fasziniert dich an diesem Genre?

Andreas Brandhorst: Science Fiction bedeutet für mich, dass man der Fantasie noch mehr Raum geben kann als bei anderen Literaturgattungen. Es gefällt mir, über den Horizont zu blicken, über die Grenzen der uns bekannten und vertrauten Realität, um das Unbekannte und Unvertraute zu erkunden. Science Fiction bietet ein Mehr an Möglichkeiten, eine größere, buntere, exotischere Bühne für die Dramen, in denen es letztendlich immer um den Menschen geht, um seine Träume und Hoffnungen.

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Der Faust im Mann. Dieter Hallervorden über seine Rolle bei DORIAN HUNTER

Dieter Hallervorden (c) Derdehmel/Urbschat
Dieter Hallervorden (c) Derdehmel/Urbschat

Herr Hallervorden, Ihre Vielseitigkeit ist mittlerweile Ihr Markenzeichen geworden. Schauspieler, Kabarettist, Regisseur, Dramaturg und Intendant – braucht es da eigentlich noch Mut, sich auf die Horror-Hörspielserie Dorian Hunter einzulassen?

Dieter Hallervorden: Ich liebe generell Herausforderungen, noch mehr natürlich deren Bewältigung. Eine Hörspielaufnahme wie bei Dorian Hunter war für mich eine neue Erfahrung. Dass jede Rolle einzeln eingesprochen wird und erst nach den Aufnahmen alle Sprecher »zusammengemischt« werden, hat den Vorteil, dass man sich während der Aufnahme komplett auf die Arbeit an seiner eigenen Figur konzentrieren kann. Gleichzeitig tragen Sprecher und Regie eine große Verantwortung. Es muss sehr bewusst und nuanciert an der Rolle gearbeitet werden, damit es später beim Zusammenspiel »natürlich« klingt.

Sie sind dafür bekannt, sich akribisch auf Ihre Rollen vorzubereiten. Bestes Beispiel ist Ihr Film »Sein letztes Rennen«, für den Sie mit der Goldenen Lola als »Bester Schauspieler« ausgezeichnet wurden. Wie aufwändig war es im Vergleich, sich für die Hörspielrolle des Dr. Faust zu rüsten?

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TEST: Kobo Glo

kobo-gloVom Auspacken bis zum Lesen

Erste Inbetriebnahme:

Das mir von der deutschen Promo-Agentur des Herstellers leihweise zur Verfügung gestellte Testgerät bestätigte mein erstes Vorurteil direkt beim Auspacken: Feste Schmutzreste auf dem Display und Fettfingerabdrücke. Auf einem Smartfon oder Tablet-PC macht das nichts, die haben ein kratzfestes Glasdisplay … eInk-Reader nicht. Aber auch die der Mitbewerber, das ist halt der Preis fürs Entspiegeln.

Das Gerät ist nach dem Einschalten nicht sofort betriebsbereit, sondern lässt den Benutzer etwa so lange warten, wie ein modernes Smartfon das auch tut. Danach möchte der Kobo Glo per WLAN oder Anschluss an einen PC über das Internet eine 115 MB große Datei herunterladen, die man sich auf dem heimischen Rechner installieren muss.

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TEST: Kindle Touch

Vorwort

Nicht ganz so plötzlich, aber schon unerwartet präsentiert amazon seinen eBook-Reader Kindle Touch nun auch in Deutschland. Im letzten Jahr erschien nämlich der „normale“ Kindle mit dem Hinweis, dass die in den USA erhältlichen Modelle „Touch“ und „Touch 3G“ bei uns nicht erscheinen werden. Gehen wir also mal davon aus, dass in absehbarer Zeit auch der „Kindle Fire“ bei uns erhältlich sein wird … auch der ist bislang nicht für Deutschland angekündigt.

Vom Auspacken bis zum Lesen

Das mir vom Hersteller leihweise zur Verfügung gestellte Testgerät war nicht nur voller Fettfingerabdrücke und Staub, es war praktischerweise auch schon auf mich registriert. Einzuschalten brauchte ich es auch nicht, denn es war schon im Stand-by-Modus … der, das allerdings erwähne ich natürlich, verbraucht keinen Strom, da eInk-Reader nur Energie beim Aufbau der Anzeige benötigen, nicht für die Anzeige selbst.

Im Hauptmenü fand ich ein paar vorinstallierte Dokumente: Eine paar kurze Infos zu dem Gerät, ein „User’s Guide“ in englischer Sprache und ein paar Wörterbücher. Wer bereits einen Kindle besitzt und auf den Touch umgestiegen ist, der findet hier auch unter dem Punkt „Archiv“ seine bisherigen amazon-eBook-Käufe aufgelistet, die man sich so auch fix wieder auf das neue Gerät holen kann.

Haptik und Optik

Der Kindle Touch liegt gut in der Hand und kann nicht nur aufgrund seines geringen Gewichts problemlos in einer Hand gehalten werden … auch längere Zeit. Das Gefühl einer leichten Gummierung auf der Rückseite sorgt für einen guten Rutschschutz beim Festhalten. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl kann man es hinbekommen, dass man auch für das Umblättern keine zweite Hand benutzen muss. Auf das Display patschen muss man dafür aber in jedem Fall.

Dass Displays von eInk-Geräten die Texte in der Qualität einer Tageszeitung darstellen können, bestätigt sich auch beim Kindle Touch. Die Texte sind auch bei kleinen Schriftgrößen immer klar und deutlich erkennbar und sowohl bei hellem Sonnenlicht als auch bei künstlicher Beleuchtung reflexionsfrei und gut zu lesen.

Erstes Lesen

Obwohl dem Gerät keine Bedienungsanleitung beilag, war und ist die Benutzung recht intuitiv und selbsterklärend. Ich mag eh keine Anleitungen, ich finde gern selbst alles heraus … und beim Kindle Touch geht das auf jeden Fall, denn so komplex und kompliziert wie ein neuer AV-Receiver ist er nicht.

Nach einem Tipp auf einen Buchtitel in der Menüliste ist man auch schon im Dokument. Für die Auswahl eines Buches braucht man das Display nur leicht zu berühren, wie man das von kapazitiven Smartphones oder Tablet-PCs auch kennt. Auch wenn die Technik dahinter eine andere ist, angenehm zu bedienen ists bei beiden.

Wem die Schriftgröße nicht gefällt, der kann direkt mit einer Zwei-Finger-Geste auf dem Display das Schriftgrößen-Menü aufrufen und aus sieben verschiedenen Schriftgrößen seinen Favoriten auswählen. Eine Größe hoch- oder runterschalten funktioniert durch einfaches Auseinander- oder Zusammenziehen von zwei Fingern auf dem Display.

Das seitenweise Umblättern geschieht beim Kindle Touch auch durch Berühren des Displays, denn außer des HOME-Buttons unten in der Mitte des Gehäuses und dem Stand-by-Knopf am unteren Rand, gibts beim Kindle Touch keine Knöpfe. Das Display ist für diesen Vorgang in Zonen eingeteilt. Berührt man den rechten Rand des Display, gehts eine Seite vor, links gehts eine Seite zurück. Wer den oberen Rand berührt, der bekommt eine Menü-Zeile eingeblendet, in der er unter anderem mittels eines Suchfelds im Dokument suchen kann. Außerdem zeigt der Kindle Touch hier zusätzlich ein kleines MP3-Player-Menü an, wenn sich Audio-Dateien auf dem Gerät befinden.

Bei jedem sechsten Blättern initialisiert der Kindle Touch den Bildschirm neu, was ihn einmal aufflackern lässt. Bei den fünf vorherigen Seitenwechseln blendet er nur den alten Text aus und den neuen ein.

Buch-Shopping

Im HOME-Menü strahlt uns in der oberen Leiste schon ein Einkaufswagen-Symbol an, das uns bei aktiver Internet-Verbindung in den amazon-Buchladen bringt. Das Stöbern ist allerdings recht schwerfällig, auch wenn alles auf eine Benutzung über den Kindle abgestimmt ist. Auch die Scroll-Wisch-Gesten, die man vom Smartphone oder Tablet-PC her kennt, funktionieren hier … aber der Bildschirm scrollt nicht mit. Nachdem man „gewischt“ hat, wird die Seite komplett neu aufgebaut. Das Flackern und Ruckeln irritiert, macht wenig Spaß und verkürzt die Verweildauer im Shop. Wenn man aber weiß, was man sucht oder schnell gefunden hat, was man möchte, dann ist der Lesespaß nicht mehr weit.

Nach Auswahl eines Titels kann man sich entweder erstmal eine kostenlose Leseprobe auf das Gerät schicken lassen oder den Titel direkt kaufen. Und noch während man den anschließenden Einkaufshinweis durchliest, ist das Buch im Hintergrund schon auf den Kindle Touch geladen worden und steht im HOME-Menü zum direkten Loslesen zur Verfügung.

Noch Fragen?

Wie viele Bücher passen denn auf den Kindle Touch?

Der Hersteller wirft mit den Werten 4 GB und 3000 Bücher erstmal ein paar gewichtige Zahlen in den Raum, die nicht jedem etwas sagen. Natürlich habe ich keine 3000 Bücher da, mit denen ich diese Behauptung nachprüfen könnte, aber rein rechnerisch ist das durchaus möglich. Ich erspare jetzt jedem an dieser Stelle die Aufschlüsselung, aber, gehen Sie mal davon aus, dass Sie all Ihre Lieblingsbücher auf dem Kindle Touch mit sich rumtragen können … und ich meine wirklich alle Lieblingsbücher. Dass der Speicher nicht etwa durch Speicherkarten erweiterbar ist, macht mir persönlich wenig aus. Bis ich mal 3000 Bücher auf dem Gerät angesammelt hätte …

Außerdem bietet amazon mithilfe seiner Internet-Cloud (mit 5 GB Speicherplatz) die Möglichkeit, per WLAN auf jedes einmal bei amazon gekaufte eBook zuzugreifen und es sich auf den Kindle Touch zu laden.

Kann der Kindle Touch noch mehr, als Bücher anzeigen?

Kann er, auch wenn der Hersteller es explizit als „Beta-Funktion“ bezeichnet, wenn es hierbei um die Tonwiedergabe geht, wohl um jeglicher Beschwerde von Technik-Freaks aus dem Weg zu gehen. Der Kindle Touch kann (im Gegensatz zum normalen Kindle) also auch Audio-Inhalte wie MP3-Dateien abspielen. Auch kann er Bilder anzeigen und ermöglicht so z. B. das Lesen von Zeitschriften oder Comics. Ein Web-Browser ist auch als Beta-Extra enthalten. Das Surfen mit einem eInk-Display macht allerdings erwartungsgemäß nur bei sehr textlastigen Webseiten Spaß … News-Seiten hingegen lassen sich ganz ordentlich lesen. Beim Scrollen von Homepages ruckelt und flackert es gehörig, sodass der Browser wirklich nur für schnelle Recherchezwecke geeignet ist, nicht für längeres Surfen.

Die eingebauten Lautsprecher klingen erwartungsgemäß ein wenig blechern. Der MP3-Player lässt sich mangels Knöpfe am Gehäuse auch nur über das Menü des Geräts bedienen, läuft aber auch während man liest im Multitaskingmodus weiter. So kann man sich zusätzlich beim Lesen auch noch von sanfter Hintergrundmusik berieseln lassen.

Der Vergleich mit den anderen

Lesen bei Licht … und ohne

Es ist ja nicht so, als hätte amazon das Lesen erfunden, nur weil sie eine Menge Bücher verkaufen. So verhält es sich auch beim Thema „eBook-Reader“. Es gibt Mitbewerber und die sind für den einen oder anderen potenziellen Käufer durchaus in Erwägung zu ziehen.

Nicht von ungefähr weist amazon in der Kindle-Werbung gern darauf hin, dass man auch bei starkem Sonnenlicht noch angenehm mit dem Gerät lesen kann. Das geht nämlich zum Beispiel mit dem iPad (1, 2 oder 3) bedingt oder eher gar nicht. Je heller es ist, desto wunderbarer verwandelt sich der Tablet-PC in einen nützlichen Schminkspiegel. Lesen macht dann keinen Spaß mehr.

Allerdings darf man auch nicht verschweigen, dass die Hintergrundbeleuchtung des iPads (oder anderer LCD-Lesegeräte) absolut zu punkten weiß, wenn es langsam schummrig wird. Wer mit dem Kindle liest, der muss schon früher das Licht anschalten, als wenn er ein Buch in der Hand hält. Aber … im Dunkeln zu lesen, ist eh nicht gut für die Augen.

Leicht, leichter, Kindle

Beim Thema „Gewicht“ gewinnt der Kindle Touch gegen jeden von mir getesteten LCD-Reader und auch gegen fast jedes gedruckte Buch. So gern ich Hardcover im Regal stehen sehe, so schmerzhaft finde ich es, sie tatsächlich zu lesen. Auf dem Kindle Touch ist jedes Buch immer gleich schwer, nämlich 213 Gramm. Das schaffen sonst nur wirklich dünne Taschenbücher.

Im Vergleich dazu ist das aktuelle iPad dreimal so schwer und strengt beim Lesen das Handgelenk, so man das Gerät denn beim Lesen mit einer Hand halten kann oder mag, auch dreimal mehr an. Andere LCD-Reader, die nicht zeitgleich ein Tablet-PC sind, sind natürlich leichter … aber die Kindle-Familie ist noch leichter, weil die eInk-Technik einfach weniger wiegt.

Durchhaltevermögen

Auch wenn die iPads gute zehn Stunden unter Volllast durchhalten, bevor man sie aufladen muss und andere LCD-Reader gern auch mal ein paar Tage (maximal) des Lesens überstehen … eher früher als später müssen sie alle ans Netz. Sehr ärgerlich ist das, wenn es grad richtig spannend ist im Roman … oder … noch schlimmer … man grad im Urlaub ist und spontan feststellen muss, was zu Hause in der Schublade liegt … genau, das Netzkabel.

Ob der Akku des Kindle Touch tatsächlich die vom Hersteller versprochenen zwei Monate ohne Zusatzstrom durchhält, kann ich nicht bezeugen … ich musste das Gerät lange vorher wieder zurückgeben. Allerdings kann ich vom normalen Kindle her bestätigen, dass er wirklich verdammt lange hält, selbst man jeden Tag eine längere Leserunde einlegt. Auf Wochen lege ich mich da spontan fest, auch wenn ich es nie aufgeschrieben habe, wann ich ihn aufladen musste … es passiert einfach zu selten.

Die Auswahl der Bücher und das Formate-Wirrwarr

Für die, die sich nicht auskennen: Amazon benutzt für seine Lesegeräte ein hauseigenes Format, namens AZW. Bücher in diesem Format bekommt man nur bei amazon und kein anderer Reader kann damit umgehen. Der Rest der Welt benutzt aber das EPUB-Format. Das kann so gut wie jeder Reader, ob eInk oder LCD … nur die Kindles, die können mit diesem Format nichts anfangen. Das ist halt so eine Apple-Sache, man möchte eben, dass die Käufer im eigenen Haus shoppen und nicht bei den Mitbewerbern.

Als legitimen und auch völlig legalen Hinweis kann ich an dieser Stelle aber allen, die sich aus diesem Grund allein nun gegen einen Kindle Touch entscheiden würden aber sagen: Es gibt ein Programm, das nennt sich CALIBRE … das ist kostenlos herunterladbar und kann den Kindle mit jedem „Fremdformat“ versorgen, das sie eventuell schon bei einem anderen Händler erworben haben. Alles kein Problem und sollte daher auch kein wirklich entscheidendes Kaufkriterium darstellen, solange die Dateien keinen DRM-Kopierschutz haben, denn dann klappts leider nicht.

Ich möchte einen Kindle … aber welchen nur?

Wer sich für einen Kindle von amazon entschieden hat, der hat die Wahl zwischen derzeit drei Geräten: dem Kindle, dem Kindle Touch und dem Kindle Touch 3G.

Wer einfach nur Lesen möchte und keine weiteren Features braucht … den Reader also wirklich nur als Reader und Buchersatz benutzen möchte … dem reicht der KINDLE.

Wer es etwas komfortabler in der Bedienung mag und kein Freund von langen und oftmals nervigen Reisen mit der Steuerkreuztastatur ist, für den ist der KINDLE TOUCH zu empfehlen.

Wer viel unterwegs ist und nicht auf eine WLAN-Verbindung angewiesen sein und den Bedienungskomfort des KINDLE TOUCH möchte, der greift zum KINDLE TOUCH 3G, denn der bietet laut Hersteller in über 100 Ländern und Regionen einen drahtlosen Zugang zum amazon-Store.

Techno-Babble, der wirklich interessant ist, in der Übersicht

Display-Größe: 15 cm (6 Zoll)
Maße: 17,2 x 12 x 10,1 cm
Gewicht: 213 Gramm
Speicher: 4 GB (wovon 3 GB vom Käufer genutzt werden können) … der Speicher ist nicht erweiterbar
Preis: 129 Euro
Akku-Laufzeit|: Wer jeden Tag 30 Minuten liest, soll zwei Monate ohne Aufladen auskommen. Wer vergisst, das WLAN dabei abzuschalten oder ständig im amazon-Shop Nachschub bestellt, weils so einfach und bequem ist, der muss nach drei Wochen aufladen.
Verbindung mit der Welt|: Per WLAN gehts direkt ins Internet (in den Shop oder die Cloud) oder per USB an den PC. Beide Verbindungen können genutzt werden, um Bücher auf den Kindle Touch zu übertragen.
Dateiformate, die der Kindle Touch versteht: AZW, AZW3, TXT, PDF, AA, AAX, MP3, MOBI (ungeschützt), PRC, HTML, DOC, DICX, JPEG, GIF, PNG, BMP (nach Konvertierung)

Ausstattung

Der Vergleich zum Apfel-Konzern und seinen iGeräten passt auch an dieser Stelle. In der Verpackung fand ich den Kindle Touch und ein USB-2.0-Kabel. Ein Netzkabel muss separat gekauft werden, Gleiches gilt für eine Schutzhülle. Wer eine längere Anleitung (auf Deutsch) haben möchte, der kann sie sich von der Herstellerseite herunterladen und dabei auch gleich auf seinen Kindle Touch übertragen. So hat das Gerät seine eigene Bedienungsanleitung immer parat.

Mein Fazit:

Der Kindle Touch kann das am besten, wofür er eigentlich da ist: Bücher anzeigen. Er liegt super in der Hand und ist durch das Touchdisplay einfach und intuitiv zu bedienen. Es passen richtig viele eBooks auf das Gerät und das Online-Einkaufen neuer Bücher über den Kindle Touch geht schnell und problemlos.

Die zusätzlichen Features, die der Kindle Touch als Beta-Dreingabe anbietet, darf man nicht mit Smartphones oder Tablet-PCs vergleichen. Wenn man das nicht tut, dann kann man sich auch über den eingebauten MP3-Player und den WebBrowser durchaus freuen, auch wenn sie vielleicht nicht den gewohnten Komfort bieten.

Alles in allem ist der Kindle Touch  nicht nur aufgrund seines Preises ein von den eInk-Mitbewerbern ernst zu nehmender Konkurrent, der komfortablen Lesespaß bietet.

Interview mit Veronica Roth

_Nadine Warnke für Buchwurm.info:
Damit sich unsere Leser ein Bild von Ihnen machen können: Würden Sie uns kurz etwas über sich persönlich erzählen?_

Veronica Roth:
Mein Vater kommt aus Köln und ich habe als Kind in der Nähe von Frankfurt gelebt. Leider habe ich das meiste, das ich dort gelernt habe, vergessen. Aber ich kann immer noch bis 20 zählen!

_Welchen Interessen und Hobbies gehen Sie in Ihrer Freizeit nach?_

Das ist eine knifflige Frage – Schreiben war mein Hobby, aber jetzt ist es mein Beruf. Also muss ich mir ein neues Hobby suchen. Ich habe Gefallen am Kochen gefunden, aber ich bin noch nicht so gut darin. Ich lese außerdem und schaue mir Fernsehsendungen an – zurzeit sind es Naturdokus.

_Würden Sie sich zu den Bücherwürmern zählen? Welche Autoren und Genres bevorzugen Sie?_

Ich weiß nicht, ob ich bereits genug gelesen habe, um den Titel „Bücherwurm“ zu verdienen, aber ich lese viel. Ich mag Jugendliteratur, also versuche ich vor allem in diesem Genre einiges zu lesen. Ganz besonders gern lese ich Science Fiction und Fantasy. Wenn ich Bücher für Erwachsene lese, dann hauptsächlich Kurzgeschichten – Alice Munro, Flannery O’Connor und Tschechow sind ein paar meiner Lieblingsautoren. Und dann gibt es da ja noch die Sachbücher – die Welt ist ein faszinierender Ort.

_Sie haben Kreatives Schreiben studiert. Warum gerade dieses Fach?_

Weil es das Einzige ist, von dem ich mir vorstellen kann, das ich es mein ganzes Leben lang tun könnte.

_Wie und warum haben Sie angefangen, zu schreiben? Gab es einen besonderen Auslöser? Und was inspiriert Sie?_

Irgendwann habe ich beschlossen, dass ich für Kinderspiele zu alt bin, und fing mit dem Schreiben an. So fand ich heraus, dass ich meine Fantasiewelten auch auf Buchseiten entwerfen kann. Ich glaube, ich war damals in der fünften oder sechsten Klasse.

Was inspiriert mich heute … tja, das ist auch eine schwere Frage! Ich versuche, meiner Neugier zu folgen. Das habe ich mit „Die Bestimmung“ getan – ich war interessiert an Phobien und wie man sie behandeln kann. Und mich damit zu beschäftigen, hat mir geholfen, die Initiation der Ferox zu entwerfen.
Momentan interessiere ich mich für Polarlichter und die Sozialstruktur von Ameisen. Ich habe keine Ahnung, ob und wie diese Dinge einen Roman ergeben könnten, aber darüber mache ich mir keine Gedanken – ich beschäftige mich einfach mit den Dingen, die mich interessieren, und schreibe über das, was mir am meisten durch den Kopf geht, und schaue dann, was passiert.

_Wie teilen Sie sich Ihre Zeit zum Schreiben ein? Bevorzugen Sie eine bestimmte Umgebung oder eine bestimmte Tageszeit?_

Ich schreibe gern morgens, aber das klappt nicht immer. Also versuche ich einfach zu schreiben, wann immer ich kann und so lange ich kann. Außerdem muss ich beim Schreiben entweder allein sein oder mit dem Rücken zur Wand sitzen, weil ich es sehr unangenehm finde, wenn jemand auf meinen Bildschirm schaut … Ich möchte nicht, dass jemand sieht, was ich gerade schreibe. Das macht es schwer, in Flugzeugen oder Zügen zu schreiben, wo die Leute meistens nebeneinander sitzen.

_Wie kamen Sie auf die Idee zu „Die Bestimmung“?_

Zu der Zeit, als ich auf die Idee für den Roman kam (etwa vor fünf Jahren), habe ich mich mit Konfrontationstherapie, einer Behandlungsstrategie für Phobien, befasst. Konfrontationstherapie bedeutet, dass eine Person wiederholt mit dem Auslöser ihrer Angst (Spinne, Höhen usw.) konfrontiert wird, solange bis das Gehirn sich neu verdrahtet und die Phobie verschwindet. So entstand die Initiation der Ferox – ich wollte über eine Subkultur von Menschen schreiben, die Ängste ausmerzen will. Und die Konfrontationstherapie ist ihr Mittel, dies zu erreichen.

Ich habe außerdem begonnen, mich mit Sozialpsychologie und dem Milgram-Experiment über Gehorsam und Autorität zu beschäftigen. Das brachte mich zum Nachdenken darüber, wie dehnbar unsere angeblich strikten moralischen Gesetze unter bestimmen Umständen werden können. Mit diesem Thema setzt sich auch „Die Bestimmung“ auseinander.

Aber was mich wirklich dazu gebracht hat, die Geschichte aufzuschreiben, war ein Song. Ich fuhr mit dem Auto und hörte Musik. Da habe ich mir vorgestellt, wie jemand von einem Gebäude springt, aber nicht aus selbstzerstörerischen Gründen. Und ich habe mich gefragt, warum jemand so etwas tun würde. Und die Sache mit der Konfrontationstherapie war die Antwort. Da waren die Ferox geboren.

_Was finden Sie an Endzeit-Literatur am spannendsten?_

Ich finde es toll, dass die meisten Charaktere in dystopischer und post-apokalyptischer Literatur so viel Kraft haben – sie nehmen ihr Leben in die eigenen Hände; und dies in einer Umwelt, die ihnen genau das sehr schwer macht. Ich liebe es auch, Geschichten über solche starke Figuren zu lesen, und finde es spannend zu sehen, wie die Welt sich entwickeln könnte, wenn bestimmte Umstände eintreten würden. Es ist ein Gedankenspiel, das dennoch in der realen Welt fußt.

_Gibt es in „Die Bestimmung“ einen Charakter, den Sie besonders mögen? Und wenn ja, warum?_

Ich mag viele der Charaktere, aber eine meiner Lieblingsfiguren ist Tobias. Für mich besitzt er ein reiches Leben auch jenseits der geschilderten Romanszenen. Ich kann mir jederzeit vorstellen, was er in einem bestimmten Moment tut, selbst wenn er gerade nicht mit Tris zusammen ist. Ich versuche das mit all meinen Charakteren so zu machen, aber bei Tobias kam das wie von selbst. Ich denke auch, dass er Stärke und Verletzlichkeit sehr gut in sich vereint.

_Wenn Sie eine der Fraktionen wählen müssten, welche wäre es?_

Ich würde mich für die Ferox entscheiden. Ich muss mich im täglichen Leben ständig mit meinen Ängsten auseinandersetzen, also tue ich in kleinerem Ausmaß das, was die Ferox tun: sich seiner Ängste bewusst werden und stetig versuchen, sie zu überwinden. Natürlich sind meine Ängste viel weniger gefährlich als die der Ferox, aber ich bewundere ihre Lebensart – zumindest deren positiven Seiten und nicht die gewalttätigen und bösartigen Aspekte.

_“Die Bestimmung“ soll verfilmt werden. Können Sie uns etwas über den Produzenten und die Schauspieler verraten?“_

Nun, das Ganze ist in jedem Fall auf einem guten Weg, aber im Filmgeschäft ist nichts sicher. Die Rechte wurden an „Summit Entertainment“ verkauft und an die Produktionsfirma „Red Wagon“. Außerdem ist der Drehbuchautor Evan Daugherty mit dabei. Ich hatte das Glück, alle beteiligten Personen zu treffen, und denke, dass mein Roman in sehr guten Händen ist. Ich kann gar nicht erwarten, zu erfahren, was als nächstes passiert.

_Wann kommt „Die Bestimmung“ in die Kinos? Gibt es schon einen Termin?_

Nein! Dafür ist es noch zu früh. Das Drehbuch ist noch nicht einmal geschrieben.

_Und abschließend: Wenn Sie drei Wünsche für die Zukunft freihätten, welche wären das?_

Ich wünsche mir … dass die deutschen Leser „Die Bestimmung“ lieben werden, dass meine Familie, meine Freunde und ich glücklich und gesund bleiben und dass eines Tages mein Traum in Erfüllung geht, in ein Schwimmbecken voller Marshmallows zu springen.
Okay, der letzte Wunsch ist ein Witz, aber das wäre schon cool, oder?

|Das © des Fotos liegt bei Nelson Fitch
Übersetzt von Katharina Göring (cbt)|

Interview mit Rebecca Gablé

_“Der dunkle Thron“ ist gerade im Buchhandel erschienen. Wie waren dort Ihre Eindrücke?_

Ich habe den Eindruck, dass „Der dunkle Thron“ vom Buchhandel mit großer Euphorie und viel Engagement aufgenommen wurde. Von der Buchhandelskrise, die derzeit in aller Munde ist, habe ich diesen Herbst noch nichts gemerkt.

_Sie haben nun die Waringhams in einigen Generationen und das über vier Bände viel erzählen lassen, was England geprägt hat. Wäre es denn nicht mal interessant einen Roman zu schreiben, aus der Perspektive Heinrich VIII. oder einer seiner engsten Vertrauten?_

Nein, das würde mich derzeit nicht sonderlich reizen, weil ich ja gerade einen Roman über diese Epoche geschrieben habe. Es gibt so viele spannende historische Themen, dass es wirklich nicht nötig ist, eines zweimal zu behandeln 😉

_Beim Lesen von „Der dunkle Thron“ fiel mir auf, dass Sie den historischen Figuren bzw. deren Charakteren ein äußerst negatives Bild gegeben haben! Gerade Anne Boylen und König Heinrich VIII., waren diese denn nicht auch „Opfer“ ihrer eigenen Zeit? Schließlich wurden die beiden wie auch andere immer wieder von Politikern oder auch Verwandten manipuliert!_

Das kann man so generell nicht sagen, meine ich, denn viele historische Figuren – Thomas More, Katharina „Catalina“ von Aragon, Mary Tudor etc. – kommen in meinem Roman besser weg als bei manchen Kolleginnen und Kollegen. Was ich über König Henry VIII. geschrieben habe, spiegelt den aktuellen historischen Forschungsstand wieder. Alle Menschen sind „Opfer ihrer eigenen Zeit“, aber nicht alle werden deswegen zu psychopathischen Egomanen wie Henry. Im Gegensatz zu ihm werden viele der anderen Figuren von den Historikern sehr unterschiedlich beurteilt, das gilt z. B. auch für Anne Boleyn. Meine Schilderung gibt wieder, wie ich Anne nach Abwägung der bekannten Fakten beurteile. Die Darstellungen von Persönlichkeiten im historischen Roman sind aber immer subjektiv. Ein Romanautor, der versucht, objektiv zu bleiben, kann sein Manuskript gleich in die Tonne stopfen, denn objektiv ist langweilig.

_In Ihren Romanen waren die Rosenkriege und die Geburt der Tudor-Dynastie Thema. Wenn es einen fünften Band geben sollte, wird es hier um die jungfräuliche Königin Elisabeth gehen?_

Das weiß ich noch nicht.

_Entwickeln sich Ihre Charaktere immer genauso wie sie es geplant haben oder entwickeln diese ungewollt dann doch ein buntes Eigenleben?_

Ich plane meine Figuren immer sehr genau, bevor ich mit dem Schreiben beginne, darum gibt es bei ihrer Entwicklung während der Entstehung des Romans keine Überraschungen. Weniger exakt plane ich den Handlungsverlauf im Einzelnen, also die Ereignisse im Privatleben meiner Figuren, und da kann es dann vorkommen, dass beim Schreiben unerwartete Dinge passieren.

_Sie gelten als Königin des historischen Romans, liegt es dann nicht auf der Hand, ggf. einen Roman zu schreiben, der das deutsche Mittelalter interpretiert?_

Mein nächster Roman wird ins deutsche Mittelalter führen.

_Seit einigen Jahren haben die historischen Romane eine große Leserschaft erreichen können! Wie erklären Sie sich das Interesse an dem „dunklen“ Mittelalter, das ja gar nicht so dunkel gewesen sein mag?_

Ich denke, dass die Leserinnen und Leser neugierig auf die Vergangenheit sind, weil dort unsere Wurzeln liegen. Das gilt für das Mittelalter ganz besonders. Wer etwas über das Mittelalter lernt, kann vielleicht besser verstehen, welche Entwicklungen unsere Zivilisation genommen hat und wie wir wurden, was wir sind.

_Welcher Roman aus der Waringham-Reihe gefällt Ihnen ganz besonders und welchen würden Sie am liebsten noch einmal überarbeiten?_

Ich habe keine Präferenzen und ich beschäftige mich wenig mit meinen alten Romanen. Sicher würde ich „Das Lächeln der Fortuna“ heute ganz anders schreiben, denn der Roman ist alt und ich habe mich seit seiner Entstehung schriftstellerisch verändert, aber deswegen habe ich nicht den Wunsch, ihn zu überarbeiten. Da schreibe ich doch lieber etwas Neues.

_Welche Überraschungen haben Sie bei der Recherche zu dem Buch „Der dunkle Thron“ erlebt?_

Die größte Überraschung war wohl die große Flut an zeitgenössischen Quellen. Im Mittelalter, als noch alles von Hand aufgeschrieben werden musste, haben die Leute sich dreimal überlegt, ob es sich lohnt, einen Text zu verfassen. Nach der Erfindung des Buchdrucks hat auf einmal jeder, der meinte, er hätte der Welt etwas mitzuteilen, seine Gedanken oder Taten drucken lassen. Das Ergebnis war eine allgemeine Geschwätzigkeit, die mich manchmal an das Internet erinnert hat.

_Gab oder gibt es schon konkrete Anfragen eines Ihrer Bücher zu verfilmen?_

Ja, aber bisher ist noch nie etwas daraus geworden. Das Problem ist, dass historische Stoffe sehr teuer in der Umsetzung sind. Die Konzepte für Drehbuch und Produktion, die mir bisher angetragen wurden, waren meistens zu „knauserig“, um ein befriedigendes Ergebnis liefern zu können.

_Wie sieht Ihr Tagesablauf aus, schreiben und recherchieren Sie jeden Tag oder können Sie sich auch einmal (mehrmals) fallenlassen?_

Meine Tagesabläufe sind sehr unterschiedlich, je nachdem, ob ich gerade recherchiere oder schreibe oder beides tue, aber ich arbeite eigentlich jeden Tag, meistens länger als die üblichen Bürozeiten anderer Menschen. Das macht mir aber nichts aus, denn ich liebe meine Arbeit.

_Wenn Sie in ihrer Freizeit lesen, zu welchem Genre greifen Sie dann als Erstes?_

Das ist ganz unterschiedlich. Ich lese gerne Kriminalromane oder Thriller. Momentan habe ich aber nach langer Abstinenz wieder mal eine Fantasy-Phase (George R. R. Martin). Gelegentlich lese ich auch mal Klassiker – meist englische – oder etwas Ernstes, aber das ist eher die Ausnahme.

_Als Medium gibt es ja nun unzählige eBookreader, haben Sie selbst eines oder gleich mehrere? Werden diese das herkömmliche Buch ersetzen können oder müssen?_

Nein, ich habe noch keinen eBook-Reader, will mir aber bald einen zulegen, weil ich neugierig bin. Ich glaube, dass das eBook großartige Möglichkeiten für eine vielfältige Darstellung von Inhalten bietet, die weit über das geschriebene Wort hinausgehen. Aber ich bin sicher, dass das klassische Buch deswegen nicht aussterben wird, dafür ist es als Medium einfach zu beliebt und ein zu zentraler Bestandteil unserer Kultur.

_In welcher mittelalterlichen Zeitzone würden sie gerne leben wollen? Zur Zeit der Rosenkriege oder eher in den wirren politischen Zeiten der Tudors? _

Weder noch. Ich möchte überhaupt nicht in der Vergangenheit leben, sondern bin im 21. Jahrhundert ausgesprochen zufrieden.

_Welche Persönlichkeit würden Sie gerne auf ein Glas Wein oder Bier einladen und evtl. eine Menge an (un)angenehmen Fragen stellen wollen?_

Sehr vielen – eigentlich allen, über die ich geschrieben habe. Angefangen mit William the Conqueror bis hin zu Bloody Mary.

_Was ist Ihr nächstes Buchprojekt?_

Ein Roman über das deutsche Mittelalter. Näheres möchte ich aber noch nicht verraten 😉

_Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben._

|Das Copyright für das Foto liegt bei Oliver Favre|

Interview mit Tanja Heitmann

_Um Sie den Lesern vorzustellen, würden Sie uns etwas über sich persönlich erzählen?_

Gern! Ich bin ein Mensch, der die Kunst beherrscht, Teetasse und Buch gleichzeitig in den Händen zu halten, und dabei pädagogisch wertvolle Kommentare zu Lego-Bauwerken von mir zu geben. Womit meine wichtigsten Persönlichkeits-Bausteine genannt wären: Kind – Buch – Multitaskingfähig. Na ja, und dann ist da auch noch die Sache mit meinem Hang zur Fantastik … über die lese ich nicht nur wahnsinnig gern, sondern lasse sie auch in meine Bücher einfließen.

_Zählen Sie sich selber zu den Bücherwürmern? Welche Autoren und Genre bevorzugen Sie?_

Ich gehöre zu der Sorte Mensch, deren Motto lautet: Ich lese, also bin ich. Dabei greife ich überwiegend zu fantastischer Literatur, gern auch Kinder- oder Jugendbuch, da bin ich ganz offen, solange ich von der Geschichte nur verzaubert werde.

_Ihr aktueller Buchtipp für unsere Leser?_

Gerade verschlinge ich alles von Kevin Brooks, dessen Bücher zwar fantastisch, die Geschichten jedoch realistisch sind. Außerdem liegt gerade „Der magische Dieb“ von Sarah Prineas auf dem Nachttisch und begeistert nicht nur meinen Sohn.

_Welche Interessen und Hobbys haben Sie außer dem Lesen?_

Hobbys keine, aber Leidenschaften: Ich liebe Malerei und finde alles wunderbar, was mit Gärten oder Parks zu tun hat. Außerdem bin ich eine echte Spaziergängerin, vor allem am Meer. Oh, und alles, was mit Essen zu tun hat – ob nun selber kochen oder verspeisen.

_Wie kamen sie zum Schreiben, gab es da einen bestimmten Auslöser? Was hat Sie inspiriert?_

Der Held meines ersten Romans – der Vampir Adam aus „Morgenrot“ – war auf seine Weise so eindringlich, dass ich mich an meinen Laptop gesetzt und seine Geschichte aufgeschrieben habe, anstatt sie als Tagtraum vorbeiziehen zu lassen.

_Wie teilen Sie sich Ihre Zeit zum Schreiben ein, und haben Sie dabei bestimmte Vorlieben, was die Umgebung oder die Tageszeit betrifft?_

Da das Schreiben mit meinem sechsjährigen Sohn und dem Brotjob als Literaturagentin konkurriert, bekommt es immer die Zeit, die irgendwie übrig bleibt. Dafür habe ich einen festen Platz, an dem meine Romane entstehen: am Küchentisch, in der Nähe zum Kühlschrank … womit wohl so ziemlich alles über meine Vorliebe beim Schreiben gesagt ist.

_In ein paar Tagen erscheint Ihr neuer Roman „Traumsplitter“. Wie schon in „Morgenrot“ und „Wintermond“ spielt hier ein Dämon, diesmal ein Inkubus (Anm.: männlicher Traumdämon), eine Rolle. Was fasziniert Sie an diesen Geschöpfen?_

Mich fasziniert ihre innere Zerrissenheit, das Pendeln zwischen Unmenschlichkeit (nicht im Sinne von Grausamkeit, sondern Fremdheit, Andersartigkeit) und den Resten ihrer Menschlichkeit. Es ist spannend, an der Seite meiner Helden zu sein, wenn sie nach dem richtigen Weg suchen. Und es ist genau so spannend meinen Heldinnen dabei zuzusehen, wie sie mit dieser ungewöhnlichen Herausforderung zurechtkommen.

_Welche Bedeutung haben Träume für Sie persönlich?_

Wenn ich aufwache, bleibe ich noch eine Weile mit geschlossenen Augen liegen und versuche mich an meine Träume zu erinnern. Ob sie gut oder schlecht waren, ist dabei gleichgültig, ich möchte sie gern halten. Unsere Träume verraten viel von uns, allerdings in Form von Geschichten, die wir nicht immer gleich verstehen. Sie sind ein Teil von uns, den wir nicht kontrollieren können und der sich uns oftmals entzieht. Wer ist noch nie mit diesem bittersüßen Empfinden aufgewacht, im Traum jemandem Einzigartigen begegnet zu sein und am Morgen blieb davon nicht mehr als eine Ahnung? Träume sind ganze Welten in uns, die wir nur im Schlaf betreten können … mit Ausnahme von Gabriel.

_In „Traumsplitter“ spielt unter anderem ein märchenhafter Garten eine wichtige Rolle, gibt es diesen wirklich?_

Ich liebe die Natur und noch mehr liebe ich verwilderte Gärten. Für den „Traumsplitter“-Garten gibt es entsprechend nicht nur ein Vorbild, sondern er ist eine wilde Mischung aus all den Zaubergärten, die ich in meinem Leben besucht habe. Ich mag sie alt und am besten nicht sonderlich gepflegt, also wenn der menschliche Gestaltungswille nur noch zu erahnen ist. Mir Ellas Garten bis ins kleinste Detail auszumalen, war ein wichtiger Part beim Schreiben, denn je besser ich mich dort auskannte, desto besser verstand ich auch meine Heldin.

_Haben Sie selber einen Lieblingscharakter in „Traumsplitter“ und hat dieser Ähnlichkeiten zu einer lebenden Person?_

Den Helden der eigenen Geschichte steht man ja automatisch sehr nah, weil man viel Zeit mit ihnen verbringe. Oftmals schleicht sich jedoch eine Nebenfigur ins Autorenherz … in „Traumsplitter“ ist das definitiv Kimi, Ellas ziemlich eigensinniger 15-jähriger Neffe, über dessen schrille Outfits und Empfindsamkeit, die er hinter krassen Sprüchen verbirgt, ich unheimlich gern geschrieben habe. Aber so wie alle meine Figuren ist Kimi erdacht und stolz darauf!

_Anders als in den bisherigen „Dämonen“-Büchern ist die Ambiente in „Traumsplitter“ auffallend sommerlich und schon fast leuchtend, wie kam es zu diesem Stilwechsel?_

Dass „Traumsplitter“ sich abheben würde, stand von Anfang an fest, als ich die „Dämonen“-Reihe entwickelt habe, nicht umsonst hieß er lange Zeit „Sommerroman“. Die meisten Geschichten um innerlich zerrissene Helden sind ihrer Natur entsprechend eher düster, aber in Gabriels Fall war das schlichtweg unmöglich. Sicherlich hat es mit dem Thema Träume zu tun, das ja niemals schlicht schwarz-weiß ist, aber eben auch mit meinem Paar: Ella und Gabriel sind trotz der Abgründe, die sich vor ihnen auftun, nicht unterzukriegen, sie sind „Sommernaturen“.

_Wie gefällt Ihnen das Cover zu „Traumsplitter“? Es ist ja doch ganz anders wie die Cover zu Ihren anderen Dämonenromanen._

Der Wechsel war in diesem Fall wichtig, weil „Traumsplitter“ halt aus der Reihe herausfällt und dass auch gezeigt werden sollte. Die Geschichte ist jünger, lichter und verspielter als „Morgenrot“ oder „Wintermond“. Ich bin ganz begeistert, weil die Coverillustration wichtige Elemente aus dem Roman aufgreift: Spiegel, Ranken, eine alte Villa …

_Für das Hörbuch zu „Traumsplitter“ wurde Annina Braunmiller, die deutsche Synchronstimme von Bella Swan (Biss-Reihe) arrangiert. Was sagen Sie zu dieser Wahl?_

„Schall & Wahn“ hatte Annina gebeten, „Traumsplitter“ einzulesen, weil sie zum einen eine wunderbare Sprecherin ist, die vielschichtig liest, und zum anderen, weil ihre Stimme schlicht zu Ella Johansen passt. Diese Leichtigkeit, mit der Aninna liest, das stimmt einfach.

_Was erwartet uns Leser künftig aus Ihrer Feder?_

Im Augenblick steckte ich in der Zwickmühle: Soll ich die seit Langem geplante Fortsetzung von „Morgenrot“ schreiben, die „Traumsplitter“-Geschichte weiterspinnen oder etwas ganz anderes machen? Eins steht zumindest fest: Dem fantastischen Jugendbuch bleibe ich treu, ich arbeite gerade am Abschlussband meiner „Schattenschwingen“-Trilogie.

_Und abschließend: Wenn Sie drei Wünsche für die Zukunft freihätten, welche wären das?_

Oh, Wünsche! Meine absolute Lieblingsfrage, die ich ganz persönlich beantworte, okay?

Das Erlernen der Kunst, nicht schlafen zu müssen, um mehr mit offenen Augen zu träumen.

Ein „In-der-Zeit-Zurückhopser“, damit ich einen gewissen jungen Herrn immer wieder in seinem sechsten Lebensjahr besuchen kann.

Einen Apparat, der meine Romanideen sofort in eine anständige, rechtschreibfehlerbehobene Fassung bringt, sodass ich ohne die elende Tipperei zur nächsten Idee übergehen kann.

_Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Gespräch genommen haben._

Interview mit Andrea Schacht

Auf der Frankfurter Buchmesse stellte die bekannte Autorin Andrea Schacht sich meinen Fragen.

_Um Sie den Lesern vorzustellen, würden Sie etwas über sich erzählen?_

Ich lebe in der Nähe von Bonn. Ich habe zwei Katzen, eine davon ist rot-braun-schwarz mit einem weißen Pfötchen und einem weißen Ring um den Hals. Sie lüftet gerne ihren Bauch. Sie inspiriert mich sehr stark. Die andere ist klein, schwarz und gemein (lacht). Sie hat es noch nicht so ganz drauf, beim Schmusen die Krallen einzuziehen. Sie ist einfach sehr verspielt. Ich bin verheiratet, mein Mann ist derzeit in Berlin, das gibt mir viel Zeit zum Schreiben. In meinem früherem Leben war ich Ingenieurin.

_Zählen Sie sich selber zu den Bücherwürmern? Welche Autoren und Genres bevorzugen Sie?_

Ich lese gerne, vor allem Sachbücher. Eigentlich sogar lieber als Romane, was daran liegt, dass ich gerne recherchiere. Derzeit lese ich die Biografie von Josefine Baker. Die hat mich fasziniert, da ich mal in die Zeit der Zwanziger Jahre einsteigen wollte. Ansonsten über alles, was mich auch nur im entferntesten interessiert, das können Philosophie, Psychologie, Medizin, Sozialwissenschaften oder auch Geschichtswissenschaften sein. Ich schieße da querbeet und das alles inspiriert mich.

_Welchen Interessen und Hobbys widmen Sie sich sonst in Ihrer Freizeit?_

Ich tanze ziemlich ambitioniert Standard und lateinische Tänze mit meinem Mann zusammen!

_Wie kamen Sie zum Schreiben, gab es da einen bestimmten Auslöser? Was hat Sie inspiriert?_

Eine Katze! Ich war in einem Urlaub, ich glaube es war Lanzarote. Wir waren in einem Hotel, das ganz lange, mit blauem Teppichboden ausgelegte Gänge hatte. Jeden Abend, pünktlich um sieben Uhr, stolzierte ein schwarzer Kater – Schwanz hoch – diesen langen Gang entlang. Ich dachte irgendwas hat dieser Kater, ich würde zu gerne wissen: Was geht dem jetzt durch den Kopf? Was erlebt der hier im Hotel? Da müsste man doch eine Geschichte draus machen. So kam ich auf die Idee, einen Roman zu schreiben. Mein Gedanke: „Schreib doch mal eine Geschichte über diesen Kater“. Also habe mich hingesetzt und eine Geschichte über eine Katze geschrieben, wobei ich mich dann selber in eine Katze verwandelt habe. Dieses Buch „Der Tag mit Tiger“ hat auch sofort einen Verleger gefunden. Einen ganz kleinen Verlag, der das Buch dann auch gleich genommen hat und gesagt hat: „Das machen wir“! Das war dann zwar nur eine kleine Auflage, aber das hat mir Mut gemacht, weiter zu schreiben. Irgendwann bin ich dann bei Blanvalet gelandet und vor vier Jahren hat mich der Aufbau Verlag gefragt, ob ich noch weitere Bücher über Katzen hätte. Für Aufbau schreibe ich immer die Weihnachtskatzengeschichten. Ich habe Aufbau dann „Der Tag mit Tiger“ angeboten und seitdem gibt es dort die Serie um „Tiger“.

_Wie teilen Sie sich Ihre Zeit zum Schreiben ein, haben Sie dabei bestimmte Vorlieben, was die Umgebung oder die Tageszeit betrifft?_

Ich habe ein Arbeitszimmer, das betrete ich meistens morgens gegen 10 Uhr und verlasse es dann abends gegen 21 Uhr. Zwischendurch nehme ich mir dann eine, oder auch mal zwei Stunden, um in den Wald zu gehen. Einfach mal den Kopf freilaufen, Weite sehen und nicht immer nur den Bildschirm.

Bei meiner Arbeit gibt es drei verschiedenen Phasen. Da gibt es Phasen da schreibe ich ausschließlich oder ich recherchiere und es gibt Phasen, da plotte ich. Das Ganze mache ich im Wechsel, damit ich nicht alles zeitgleich mache.
Aber wenn ich schreibe, dann schreibe ich. Von morgens bis abends und das an jedem Tag der Woche.

_Haben Sie dabei nicht auch mal mit einer Schreibblockade zu kämpfen?_

Das ist mir noch nie passiert. Ich bin von der Muse geküsst. Von anderen habe ich so was schon gehört, aber ich habe das Glück, dass es mir bisher noch nie passiert ist. Das könnte aber auch daran liegen, dass ich einen fertigen Plot habe, ich habe mir, bevor ich schreibe, die Geschichte ja schon einmal erzählt. Ich mache das sehr gründlich und dann ist die Geschichte und der Szenenbau schon da.

_Was verbindet Sie generell mit den Samtpfoten, die in „Jägermond“ neben Feli und Finn, wichtige Rollen besetzen?_

Ich habe selber zwei Katzen, von denen eine sogar als echtes Vorbild für einen wichtigen Charakter in Jägermond Pate gestanden hat.

_Wie ist Ihnen die Idee zu „Jägermond – Im Reich der Katzenkönigin“ gekommen? Woher kamen die Ideen für Schauplätze und zu dem Thema?_

Die Idee zu Jägermond existiert bereits seit 20 Jahren und nahm ganz allmählich Gestalt an. Das fing damit an, dass mein Kater starb, das hat mich natürlich sehr, sehr unglücklich gemacht. Die Vorstellung, dass Katzen mehrere Leben haben, ist ja bekannt und ich habe mich dann gefragt: „Wo verbringen die Katzen die Zeit zwischen ihren Leben?“ Mir ist dazu die Idee der goldenen Steppen gekommen. Von diesem Gedanken aus spinnend bin ich immer weiter gekommen und irgendwann stand dann eine Katze mit einem Ohrring vor meiner Tür und sprach mit mir. Sie sprach rückwärts. So entstand das Buch „Red Gnirrho“, dies ist unveröffentlicht, aber dies ist die Wurzel der ganzen Jägermondwelt. Eben die Idee, dass es Ohrringe gibt, die es möglich machen, dass Menschen und Katzen sich verständigen können.

_Ist das Schreiben eines Jugendromans für Sie leichter oder schwieriger als für die Zielgruppe der Erwachsenen?_

Es ist anders. Dadurch, dass ich ja schon sehr viele historische Romane geschrieben habe, habe ich mich in diese Sprache sehr reingearbeitet – mit Ihr und Euch und so weiter – das ist eine Umstellung. Da musste ich mir anfangs auch mal sehr bewusst sagen: „Nimm jetzt mal die alten Wörter raus und verwende Gegenwärtige“. Das ist auch direkt meinen Testlesern aufgefallen, die dann gesagt haben: „Muss denn das schon wieder so ein mittelalterliches Wort sein?“(lacht). Das hat sich dann aber auch relativ schnell gegeben, denn wenn ich in dieser Sprache erst einmal drin bin, klappt das dann auch. Das ist etwas, woran ich wirklich gearbeitet habe und mich umgestellt habe.

Ich habe allerdings auch schon mal einen historischen Roman für Jugendliche geschrieben, „Die Blumen der Zeit“. Da haben die Jugendlichen es sehr geschätzt, dass die Sprache in dem Roman etwas altertümlich ist.

„Jägermond“ ist tatsächlich ziemlich anders, da ich die Katzenromane aber eh in der Gegenwart schreibe, war es wiederum keine so große Umstellung.

_Wie hat Ihnen der Ausflug in das Genre „Fantasy“ gefallen?_

Wunderbar! Es ist eben etwas komplett anderes, wenn man sich selber die Grenzen setzen kann. Klar, das Historische ist auch immer eine Fantasiewelt, man hat da ja nie gelebt, aber es gibt harte Fakten. Und in der Fantasy gibt es nur die Grenzen, die man sich selber setzt. Man muss es zwar so strukturieren, dass es eine glaubhafte Welt ist, aber das hat mir richtig Spaß gemacht.

_Bekannt sind Sie ja vor allem durch Ihre historischen Romane geworden, was fasziniert Sie an dieser Zeit?_

Eben auch, dass ich die Möglichkeit habe eine eigene Welt zu erschaffen, wenn auch unter anderen Bedingungen. Sehr interessant finde ich immer wieder auch die Überlegung: Wie anders waren die Menschen zu dieser Zeit? Das waren sie aber gar nicht, also musste ich herausfinden: Wenn die Menschen genau die gleichen Reaktionen haben wie heute, die gleichen Gefühle, wie reagieren sie dann, wenn die Umstände anders sind? Wenn man beispielsweise eine starre Kirche hat, die Vorgaben macht und Grenzen setzt, wie kann jemand, der eine Kodderschnauze hat, damit zurechtkommen? So ist meine Begine entstanden, die dann ja auch prompt auf die Nase fiel. Das sind so Sachen, die sich sehr positiv auf meine Kreativität auswirken.

_Wie sieht Ihre Recherche aus?_

Köln habe ich sehr intensiv abgearbeitet, unter anderem habe ich einen Stadtplan von Köln aus dem Mittelalter. Ich kenne mich ganz wunderbar in Köln aus … nur zu heutiger Zeit leider nicht mehr (lacht).

_Im November erscheint Ihr neuer Roman „Die Gefährtin des Vaganten“, können Sie uns hierzu schon etwas verraten?_

Er spielt in der Nähe von Köln (lacht), aber diesmal auf der Scheel Siek in Brück. In Brück haben sich die zwei ganz großen Handelsstraßen gekreuzt, die von Norden nach Süden und die von Westen nach Osten. An solchen Kreuzungen hat es natürlich immer Gasthäuser gegeben. Dies versprach, ein ausgesprochen spannendes Setting zu sein: Was passiert in so einem Gasthaus an einer großen Handelsstraße in der Nähe einer großen Handelsstadt? Es passiert einiges! Unter anderem geht es um eine sehr fragwürdige Reliquie und einen Bischof, der keiner ist.

_Was erwartet uns Leser künftig aus Ihrer Feder. Wird es mit den Abenteuern um Alyss van Doorne noch weitergehen?_

Von Alyss wird es nächstes Jahr den vierten Band geben. Außerdem ist ein weiterer Katzenroman („Der Spion im Kurbad“) geplant, der einmal völlig anders ist. Der Spion im Kurbad spielt 1871 in Bad Ems. Eine Katze, die dort einen Kriminalfall aufdeckt, ähnlich wie die Katze im Beichtstuhl. Auch mit „Jägermond“ wird es weitergehen.

_Und abschließend: Wenn Sie drei Wünsche für die Zukunft freihätten, welche wären das?_

Gesundheit, damit ich weiter schreiben kann, das wäre mir sehr wichtig.
Weiterhin so viele Ideen, wie ich sie jetzt habe.
Dass es meinen Katzen weiterhin gut geht.

_Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Gespräch genommen haben._

Das Copyright für das Foto liegt bei Barbara Frommann-Czernik

Interview mit Mira Keiner

|Nadine Warnke für Buchwurm.info|: _Hallo Mira, vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst.

Würdest du, um dich unseren Lesern bekannt zu machen, etwas über dich verraten?_

Ich bin 16 Jahre alt, lebe mit meinen Eltern und Geschwistern in Wetzlar und besuche die 12. Klasse der Oberstufe.

_Welchen Hobbys widmest du dich in deiner Freizeit?_

Zu meinen Hobbys gehört (neben Lesen und Schreiben) Klavierspielen, außerdem fechte ich und spiele Tennis.

_Du liest ja selber gerne Fantasy Romane, welches Buch liest du jetzt im Moment und hast du einen Lieblingstitel oder auch Autor?_

Zu meinen Lieblingsbüchern gehören die Titel Cornelia Funkes, aber ich lese auch begeistert andere Literatur. So gehören zum Beispiel auch Jane Austens und Carlos Ruiz Zafons Bücher zu meinen Favoriten. Zurzeit lese ich wieder einmal „Die Stadt der Träumenden Bücher“ von Walter Moers, was ebenfalls ein wunderbares Buch ist.

_Dein aktueller Buchtipp?_

Ich war begeistert, als ich die „Percy Jackson“-Reihe gelesen habe. Man lernt viel über die griechische Mythologie und kann gleichzeitig lachen. Wer dunkel angehauchte Fantasy mit jeder Menge schwarzem Humor mag, dem empfehle ich „Seelenfänger“ von Jonathan L. Howard.

_In deinem Alter ist es ja recht ungewöhnlich, dass man ein Buch schreibt, das dann sogar veröffentlicht wird. Wie bist du zum Schreiben gekommen?_

Ich habe immer gerne gelesen und sehr früh angefangen Geschichten zu schreiben, weil mir die Ausgänge mancher Bücher nicht gefielen. Wenn ich meinen Eltern auf die Nerven ging, sagten sie zu mir: „Geh und schreib ein Buch!“, und irgendwann habe ich das dann tatsächlich getan.

_Was war es für ein Gefühl, als du erfahren hast, dass dein Buch einen Verlag gefunden hat?_

Ein unbeschreiblich Schönes. Am liebsten hätte ich den ganzen Tag nur noch gelächelt und alle umarmt (was meinem Bruder gar nicht recht war …). Es ist toll, zu sehen und in der Hand zu halten, was man erreicht hat. Und auch die Zusammenarbeit mit dem Verlag macht Spaß.

_Gibt es Autoren oder Bücher, die dich inspiriert haben? Gibt es ein literarisches Vorbild?_

Ich habe einige Bücher genannt, die ich liebe. Vor allem Cornelia Funkes Schreibstil finde ich wunderschön, aber ich versuche, meinen eigenen Weg zu gehen.

_Wie ist die Idee zu deinem Roman um die Nescéa Nayar entstanden?_

Aus jeder Idee haben sich zwei weitere entwickelt, sodass ich heute nicht mehr sagen kann, wie es zur ersten Idee kam. Ich wollte ein Buch über einen Zauberlehrling schreiben, der über sich selbst hinauswachsen muss, um sein Land zu retten. Alles andere kam nach und nach hinzu.

_Hattest du „Testleser“ die deinen Roman beeinflusst haben?_

Meine Mutter. Sie hat alles gelesen und einiges kritisiert. Manchmal erschien mir diese Kritik unangebracht, aber wir haben uns immer geeinigt. Zu meinem Glück liest sie gern historische Romane und weiß viel über das Mittelalter, wodurch sie mir einiges an Recherchen erspart hat. Ich bin ihr wirklich dankbar, genauso wie dem Rest meiner Familie.

_Wann können die Leser mit dem nächsten Teil der Nescéa Nayar rechnen?_

Ich bin noch am Schreiben, hoffe aber, ihn demnächst abschließen zu können. Mehr kann ich nicht sagen, nur so viel: Es geht spannend weiter!

_Vielen Dank, dass du dir die Zeit für unsere Fragen genommen hast!_

Interview mit Norbert Sternmut

_Buchwurm.info:_ Wie geht es Ihnen? Wo sind Sie? Was machen Sie gerade?

_Norbert Sternmut:_ Es geht mir gut, zumal ich mit meinen Projekten weiterhin gut vorankomme und aktuell mit [„Wildwechselzeit“]http://www.amazon.de/Wildwechselzeit-Tagebuch-Beziehung-Norbert-Sternmut/dp/3942063255 und
[„Spiegelschrift“]http://www.amazon.de/Spiegelschrift-Norbert-Sternmut/dp/3863560078/ref=sr__1__2?s=books&ie=UTF8&qid=1305194653&sr=1-2 zwei neue Bücher vorstellen kann.

Also bin ich weiterhin vor Ort im äußerlich idyllischen Pflugfelden, schreibe vor mich hin, versuche in meinen Projekten auch Kunst und soziale Arbeit zu verbinden, wie ich seit 2009 die monatliche Veranstaltungsreihe „Sternmut-Literatur-Bunt“ betreue, moderiere, gestalte.

Gerade war in diesem Zusammenhang am 05.05.2011 die Vorstellung der zwei genannten Bücher, des Prosabandes „Wildwechselzeit“, [Wiesenburg-Verlag]http://www.wiesenburgverlag.de, Schweinfurt, und des Lyrikbandes „Spiegelschrift“,
[Pop-Verlag]http://www.pop-verlag.com , Ludwigsburg.

Momentan verschicke ich Rezensionsexemplare, werde beide Bücher auf weiteren Lesungen vorstellen, wie sie bereits auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurden, arbeite darüber hinaus am Buchprojekt für 2012, einem Lyrikband und an einem nun „wirklich“ autobiographischen Buch, das für 2013 geplant ist.

_Buchwurm.info:_ Ich habe die ersten Seiten Ihres neuen Romans „Wildwechselzeit“ gelesen und muss gestehen, verwirrt zu sein. Ständig wird [Christoph Schlingensief]http://www.schlingensief.com/start.php zitiert, als gehöre er zur Geschichte des Ich-Erzählers – der möglicher-, aber nicht notwendigerweise Sie sind. Was hatten Sie mit diesem Roman vor?

_Sternmut:_ Erstens, ich würde das Buch nicht „Roman“ nennen. Es ist ein Prosaband, der in Form eines Tagebuchs strukturiert ist, der weiterhin eine innere Struktur über den Zusammenhang einer psychoanalytischen Therapie erhält, in der sich der Protagonist scheinbar befindet.

Inspiriert wurde das Buch tatsächlich vom Buch [„So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!“]http://www.schlingensief.com/projekt.php?id=b001 von Christoph Schlingensief, der darin seine Krebserkrankung schildert, ebenfalls in Form eines Tagebuchs. Bekannt ist, dass ich selbst meine Krebserkrankung bereits im Alter von 20 Jahren hatte.

Die Art und Weise, wie Schlingensief das Thema Tod und Krankheit behandelte, hat mich inspiriert, hat mich persönlich beschäftigt, wie er auf Joseph Beuys zurückgehend den Weg zu einer absoluten Offenheit und Transparenz ging oder gehen wollte. Dass auch bei Sternmut stets die Thematik der Krankheit, des Todes, der Vergänglichkeit im Vordergrund steht, ist nun nicht neu.

Auch „Wildwechselzeit“ handelt davon, eine Art Transparenz zu fordern, eine Ehrlichkeit auch sich selbst gegenüber, bei allen Zweifeln, Disharmonien, die uns das Dasein bringt, gehört doch der Zweifel dazu, bis hin zur Verzweiflung, die Krankheit – dies wollte ich in diesem Prosaband aufzeigen.

_Buchwurm.info:_ Sind andere Leser ebenso verwirrt wie ich? Wie erklären Sie sich das?

_Sternmut:_ Jeder der das Buch liest oder gelesen hat, ist scheinbar „verwirrt“. Die Reaktionen sind stark emotional, sehr polarisierend, von „genial“ und der Aussage „Das Beste, das Sternmut jemals schrieb“ (Daniela Wegert) bis zu gefühltem Entsetzen und entsprechenden Aussagen, die das Buch „peinlich, verstörend, frauenfeindlich“ usw. finden. Die Reaktionen kommen von absoluter Ablehnung bis zu großer Zustimmung. Keiner gab bisher an, dass das Buch nichts mit ihm gemacht habe. Es wird von „Tabubruch“ gesprochen, auch von der Verwirrung, von der Sie sprechen.

Ist das Buch nun autobiographisch oder nicht? Ist „Norbert“, der Protagonist nun der Autor Norbert Sternmut oder ist er es nicht; wird hier eine Geschichte aus der Distanz beschrieben, die wir auch distanziert konsumieren können, oder ist es „Wirklichkeit“, was hier beschrieben wird? Im einführenden Text wird davon gesprochen, dass es keine Autobiographie ist, wobei auch hier das alte Sternmut-Thema, was „wirklich“ oder „unwirklich“ ist, aufgegriffen wird, wie in anderen Sternmut-Büchern auch, wobei hier die Grenzen scheinbar vollkommen unklar werden, unklar sind, weil der Protagonist nicht mehr „Norman“ heißt, wie im Roman „Norman“, sondern „Norbert“. Ich denke, daher die grundsätzliche Verwirrung.

Darüber hinaus kommt die Verwirrung natürlich aus den beschriebenen Inhalten. Der Mensch als rein egoistisches Wesen, die Peitsche in der Küche der Mutter.

Jeder Leser hat sich bisher am „Mutterbild“ des Buches abgearbeitet, einmal, wie gesagt, mit Zustimmung, dann aber in einer Art Verteidigungshaltung des Mutterbildes überhaupt, während hier, wie immer, eine individuelle Mutter beschrieben wird und es nicht die Absicht des Autors war, ein „Mutterbild“ zu zerstören. Überhaupt war es nicht die Absicht zu provozieren, wie vermutet wurde, war es nicht die Absicht, sozusagen strategisch für Unruhe zu sorgen, damit sich die Verkaufszahlen des Buches erhöhen.

Dass sich die Verkaufszahlen des Buches erhöhen, gut, das ist für mich der positive Aspekt der Auseinandersetzung. [„Norman“]http://www.wiesenburgverlag.de/hauptseite.php?category=books&subcat=gesamtprogramm&book__id=89 , der Roman von 2008, wo der Protagonist „wirklich“ ein Frauenfeind und dazu ein Mörder war, dieser Roman hat sich schlecht verkauft.

„Wildwechselzeit“ wird sich gut verkaufen und wenn sich jeder darüber aufregt und das Buch „peinlich“ findet. Immerhin, an die Verkaufszahlen von „Feuchtgebiete“ kommt es nicht heran. Aber es zeigen sich die Zusammenhänge von Verkauf und Empörung. Mein Verleger kann zufrieden sein.

_Buchwurm.info:_ Die Verwirrung beruht auf der Uneindeutigkeit der Erzählsituation: Ist der Erzähler identisch mit dem Autor oder nur eine Art lyrisches Ich?

_Sternmut:_ Ja, darauf beruht scheinbar die Grundverwirrung. Als würde der Autor bzw. der Protagonist eine unausgesprochene Regel verletzen. Als würde er ein Tabu brechen, würde er etwas tun, was nicht sein darf. Ist der „Norbert“, der in den Zitaten von Schlingensief auftaucht, nun der Autor, ist es der Autor, der damals von seiner Mutter ausgepeitscht wurde, gab es „wirklich“ eine Therapie, ist alles nur erfunden, spielt der Autor möglicherweise mit sich selbst und dem Leser?

Und wenn er es macht, dann darf er das scheinbar nicht auf dieser Ebene!

Und wenn nun gesagt wird, der Protagonist ist „frauenfeindlich“ und damit wahrscheinlich der Autor, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie ich als Autor (was immerhin sicher ist) dazu sagen soll.

Ich vermute, der Band enthält einige Ehrlichkeit, die selten „leicht verdaulich“ ist. Also regt der Band scheinbar auf, aber vielleicht auch an. Übrigens sehe ich hier einen Zusammenhang mit Schlingensief, der auch mit einer großen Ehrlichkeit und fast kindlicher Aufrichtigkeit in seine Projekte gegangen ist.

Aktuell wurde ich mit [Michel Houellebecq]http://de.wikipedia.org/wiki/Michel__Houellebecq verglichen, ehrlich gesagt, ich kenne den Mann nicht, mein Verleger kennt ihn, hat mit ihm gesprochen, sagt, dass es wohl Übereinstimmungen gibt, während ich daneben stehe und „wirklich“ keine Ahnung habe.

Eine Zeitschrift schrieb, ich sollte einmal einen Roman vorlegen, der dadurch provoziert, dass er nicht in gewohnter Manier provoziert. Ich sage, ich verstehe das nicht, erinnere an Schlingensief, der stets davon sprach, dass er nicht provozieren wollte. Ich denke, wie auch immer: „Wildwechselzeit“ bewegt die Gemüter bis zur Falschaussage, bis zur Verdrängung, Empörung, Ablehnung. Es war jedenfalls nicht strategisch geplant, dass wir „Wildwechselzeit“ in die Welt setzen, um Verkaufszahlen zu erreichen.

_Buchwurm.info:_ Sie haben auch den Gedichtband [„Spiegelschrift“]http://www.amazon.de/Spiegelschrift-Norbert-Sternmut/dp/3863560078/ref=sr__1__2?s=books&ie=UTF8&qid=1305194653&sr=1-2 „Spiegelschrift“ veröffentlicht. Was ist dessen Grundthema?

_Sternmut:_ Auch hier ist das wiederkehrende Thema (seit [„Sprachschatten“]http://www.sternmut.de/old/assets/images/db__images/db__sprachschatten1.jpg , 1989) die „Sprache hinter der Sprache“, weiter auch hier das leidende, liebende Individuum bis zur weiteren Zerrüttung der Außenwelt und der Innenwelt, der Sprache als einziger Heimat, um die Heimatlosigkeit in anderen Zusammenhängen, wie auch hier die weitere Beschäftigung mit der Psychoanalyse, der Existenzphilosophie.

„Spiegelschrift“, denke ich, es ist ein typischer Sternmut-Lyrikband.

Natürlich geht es um „Sisyphos“, „Elfriede auf Erden“, aber eben auch um den „Schriftsetzer“, der ich ehemals werden wollte. Allerdings waren damals bereits zwei meiner Brüder Schriftsetzer, sodass es nicht einen weiteren in der Familie geben sollte. So lernte ich damals Werkzeugmacher vor dem zweiten Bildungsweg, erkrankte, wie bekannt und wurde Künstler und Schriftsteller und Sozialpädagoge.

Jedenfalls stecken in „Spiegelschrift“ auch einige Anfänge meiner Sozialisation, im Grundthema der Sprache, der Schrift, der Spiegelschrift, in den Zeiten des Bleisatzes, wo jeder Satz in „Spiegelschrift“ gesetzt wurde.

Dann natürlich das Thema des eigenen Spiegelbildes: was sehen wir, wenn wir uns betrachten, was denken wir von uns, welches Bild haben wir, wenn wir uns im Spiegel sehen?

Und das Scheitern, wenn wir uns „wirklich“ erkennen wollen, wie „Das Sagbare und das Unsagbare“, das uns die Wirklichkeit begrenzt. Im Grunde haben sich die Themen nicht verändert.

_Buchwurm.info:_ Wie sehen ihre weiteren Planungen aus?

_Sternmut:_ Ich werde arbeiten, schreiben, malen, bis ich es endlich nicht mehr machen werde. Der Inhalt wird stets wie bei Schlingensief weithin der eigene und der Tod der anderen sein. Wieviel Zeit ich noch habe, Planungen zu entwerfen, Worte zu schreiben, Interviews zu geben, das weiß ich nicht, arbeite aber im Bewusstsein meiner eigenen Krebserkrankung, als ich 20 Jahre alt war und erstmals im Bewusstsein starb. Ich denke, das wird mein Thema bleiben.

Grade starb ein guter Kollege, mit dem ich vor nicht langer Zeit noch einen regen Austausch über den Umgang mit der Erkrankung hatte, an Krebs: [Wolfgang Fienhold]http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang__Fienhold („Die flambierte Frau“). Er ging im Vergleich zu Schlingensief ganz anders mit dem Sterben um, erkrankte fast zeitgleich, gab sich aber ganz anders. Das beschäftigt mich, hier will ich wissen, wie ist es, wenn ich endlich selbst auf dem Sterbebett liege und woran ich denke. Wie fühlt sich die Angst an, nachdem ich bereits gestorben bin, damals, im Grunde, im Kopf, als junger Mann? Wie sterbe ich als älterer Mann, alter Mann? Wer weiß?

Wie ich seit langer Zeit vorgebe, werde ich keinen Suizid begehen, bin nicht Gunter Sachs, halte mich an [Albert Camus]http://de.wikipedia.org/wiki/Albert__Camus , theoretisch, selbst wenn der Gedächtnisschwund wuchern sollte, und sich kaum noch ein Wort auf dem weißen Blatt einfinden will. Ich sage, dass wir uns nicht töten sollen, weil es absurd ist. Verstehe das, wer kann.
Hier bin ich weder [Arthur Schopenhauer]http://de.wikipedia.org/wiki/Arthur__Schopenhauer noch
[Walter Jens]http://de.wikipedia.org/wiki/Walter__Jens . Wenn, dann werde ich ein hirnloses Etwas, was ich jetzt auch bin, meinetwegen, weil ich es selbst so bestimme, weil ich es nicht anders will, also gilt bei mir weiterhin der Grundsatz: „Aufgeben gilt nicht!“

Weil wir es bestimmen können, weil wir sehen, wie es kommt.

Darüber werde ich weiter schreiben, malen, plane endlich mal wieder für den Herbst 2011 eine Ausstellung mit Radierungen, Ölbildern, Zeichnungen.

Es wird eine besondere Freude für mich sein, wenn ich mich mal wieder als Maler zeigen darf, zeigen kann, nachdem ich in den vergangenen Jahren von einem literarischen Projekt zum andern wechselte. Die soziale Arbeit gehört immer mit dazu, immerhin bin ich Künstler und Sozialarbeiter. Ich will sehen, wie ich mich über die soziale Brotarbeit noch mehr einbringen kann, um, wie auch immer, Mut zu machen, womöglich. Wohin auch immer.

_Norbert Sternmut bei |Buchwurm.info|:_
[„Triebwerk. Gedichte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3752
[„Marlies“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1935
[„Der Tote im Park“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3751
[„Photofinish“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7067
[„Absolut, Du“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7068
[„88 Rätsel zur Unendlichkeit“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7069

Interview mit Alexander Besher

Buchwurm.info führte ein Interview mit dem amerikanischen Autor Alexander Besher, von dem der Goldmann Verlag (jetzt ein Imprint von Random House) drei phantastische Romane veröffentlichte – die RIM-Trilogie.

_Hallo, Alex, wo bist du und was machst du gerade?_

_Alexander Besher:_ Ich sitze gerade an meinem Schreibtisch in meinem Haus im Herzen des Mission Districts von San Francicso, nur einen halben Block östlich von Central America (dort wohnen nur Latinos), einen halben Block westlich von Wi-Filandia (WiFi: WLAN). Dort gibt es angesagte Restaurants, Boutiquen, Buchläden, Bars, WLAN-Cafés, junge Websurfers, deren Ohren an den iPods und deren Augen an den Handybildschirmen kleben … Ich lebe in einer ruhigen Gasse, sitze am meinem Schreibtisch, vor mir einen blühenden Pflaumenbaum mit einem Fries aus pinkfarbenen Blütenblättern.

_In Deutschland wurden drei deiner Romane veröffentlicht, die RIM-Trilogie._

_Besher:_ Der Goldmann Verlag veröffentlichte meine Rim-Trilogie: „Rim“, „Mir“ und „Chi“. Nur dass sie den Titel von „Rim“ in „Satori City 2.0“ änderten. Wenn ich mich nicht täusche, veröffentlichte der Verlag jeden Titel individuell, ohne die Tatsache zu erwähnen, dass sie zu einer Trilogie gehören. Mir gefällt jedoch der Titel „Satori City 2.0“. (Die anderen Titel lauten „Virtual Tattoo“ und „Cyber Blues“ – die Red.)

_Bitte erzähle deinen deutschen Lesern von dir und wie du ein Schriftsteller wurdest._

_Besher:_ Ich begann mit dem Schreiben, bevor ich schreiben konnte. Wir mir meine Eltern sagten, war ich ein „Großer Diktator“.

_Warum und wozu schreibst du Geschichten? Oder betrachtest du dich mehr als Multimedia-Künstler? Auf deiner Homepage zeigst du ungewöhnliche Videos …_

_Besher:_ Die Geschichten schreiben vielmehr mich. Zunehmend. Ich habe den Keim einer Geschichte, doch der Zauber wirkt erst, sobald ich zur Seite trete. In den letzten Jahren habe ich jedoch einen Abstecher ins Schreiben von Filmdrehbucher gemacht bevor ich bin mit meiner Kabbala-Trilogie zur Prosa zurückgekehrt bin.

Deren erster Titel „The Clinging“ wurde ursprünglich als Drehbuch verfasst. Der Kurzroman folgte kurz danach, so dass ich den Spannungsbogen der Story schon ziemlich gut festgelegt hatte (obwohl es nahezu die üblichen unzähligen Überarbeitungen gab). Jahre der Recherche flossen in die Trilogie ein. Das Drehbuch erforderte zwei Jahre, der Roman aber nur zwei Wochen.

Die Fortsetzung „The Night of the Golem“ ist ein ganz anderes Tierchen. Ich schrieb die 450 Seiten in nur zwei Monaten, mehr im Geiste von „Rim“. Dann lasse ich das Ergebnis wie einen hoffentlich guten Wein erst einmal „atmen“, bevor ich den Text überarbeite und kürze. Der Roman war am schwierigsten zu schreiben, denn es handelt sich um einen Schauplatz im Berlin der Nazijahre. Unmengen an Recherche.

Die Trilogie fällt ins Genre des Supernatural Horror, mit viel Suspense und Exorzismus – eine Art spirituelles Abenteuer, das so tiefgründig und düster wird wie mein jüngster Roman „The Manga Man“.

Dieser Roman erschien nicht in Buchform, sondern auf der Plattform eines intelligenten T-Shirts. Der Betrachter macht mit seinem Handy einen Schnappschuss vom QR-Code auf dem T-Shirt. Dieser Code wurde vom italienischen Comickünstler Daniele Serra (nominiert für den British Fantasy Award 2009 und 2010, siehe [www.multigrade.it]http://www.multigrade.it .

Nach diesem Schnappschuss werden sie ins Universum von Managa Man expediert, das folgendes anbietet: einen fürs Handy-Display formatierten Roman, einen unabhängigen Kurzfilm, den Original Soundtrack, einen Graphic Novel Trailer (weil Daniele an einer Comicbook-Version von „Manga Man“ arbeitet) und STUNDEN von Videos, die japanische Avantgarde-Butoh-Tanzaufführungen zeigen.

Der Grund für diese Videos ist der, dass der Protagonist von „Manga Man“ ein japanischer Butoh-Tänzer-Assassine der Zukunft ist. Seien Mission besteht darin, die „Kriegsherren aufzuhalten, die das Universum klonen wollen“. Es handelt sich um den ersten Transmedia-Roman der Nach-Gutenberg-Ära – alles auf einem T-Shirt.

_Wie bist du auf diese Idee gekommen?_

_Besher:_ Ich kam auf die Idee, ein paar der Vorstellungen aus meinem zweiten RIM-Roman „Mir“ (dt. Titel: „Virtual Tattoo“) aus dem Jahr 1998 in die Tat umzusetzen. Darin kommen „intelligente Tattoos“ vor, die von einem Menschenkörper zum nächsten wandern können. Das erfolgt während techno-heidnischen Ritualen, und sie wandern sowohl off- als auch online. Natürlich birgt eines der tattoos einen teuflischen Computer-Virus in sich …

Inzwischen hat die technische Entwicklung zu diesem Traum Anschluss gefunden, und zwar mit den QR-Codes. Deshalb entwarf ich das Naheliegende, nämlich intelligente Tattoos, die man auf dem Körper tragen kann, die aber die Schnittstelle zwischen dem Selbst und der Welt ringsum überschreiten.

Aus meiner Sicht ist dies die Richtung, in die sich der Mensch entwickelt. Die Verständigungstechnik evolviert vom Gebrauch der Werkzeuge zu einer neuen Spezies, die ich „omni sapiens“ getauft habe. Sie wird in der Lage sein, auf mehrdimensionaler Ebene zu kommunizieren. Hey, willst du mit den belebten und unbelebten Wesen auf den Planeten von Arktur oder in einem Paralleluniversum twittern? Na los, erzähl ihnen, was du zum Frühstück gehabt hast.

In der Zukunft werden wir keine Technologie mehr brauchen. Klar, bis dahin sind erst noch ein paar Zwischenschritte zu bewältigen. Ich denke, dass wir uns der Vollendung des Kreises nähern, der in den Tagen vor der Zivilisation mit dem Zwei-Kammern-Bewusstsein begann, als wir uns alle noch mit archetypischen Vorstellungen verständigten, bevor wir dann in linearer Sprache steckenblieben. Doch endlich, endlich sehen wir am fernen Horizont ein neues Portal aus Kommunikation und Sprache, mit dessen Hilfe wir innere „synästhetische“ Kanäle entdecken und so schließlich mit dem gesamten Universum in transmedialen Formen kommunizieren können – Formen, die wir uns gegenwärtig noch nicht vorstellen können.

_Was hat es mit diesen Portalen auf sich?_

_Besher:_ Im dritten Roman „Chi“ (1999) meiner RIM-Trilogie beschreibe ich die Entdeckung eines Portals, das zum organischen Cyberspace der Natur führt (mit Servern in Gestalt von Bäumen, die im Dschungel von Borneo wachsen). Vor ein paar Jahren gab es eine wissenschaftliche Entdeckung, die besagt, dass die Natur tatsächlich eine Art Internet besitzt. Der Beweis in der Fallstudie: Schwarzulmen, die in Gefahr sind, von Raupen angegriffen zu werden, senden „chemische E-Mails aus, um Insekten zu einem kostenlosen Abendessen einzuladen, nämlich Raupen. Und diese Insekten nahmen die Einladung prompt an und vertilgten die Raupen.

_Worum geht es in „Manga Man 2.0“?_

_Besher:_ Siehe dazu [die Pressemitteilung]http://delivr.com/1489m zu „Manga Man 2.0“, die im Februar 2011 herausgegeben wurde. (Daher auch „2.0;“ weil der ursprüngliche „Manga Man“-Roman zuerst anno 2008 erschien, wie üblich vorzeitig, denn die USA hinken in puncto Mobilfunktechnik hinter Afrika her und mühen sich aufzuholen.)

Die „Manga Man“ Site ist: [www.mangaman.mobi]http://www.mangaman.mobi.
Andere Verweise: [trendmobi.de]http://trendmobi.de/index.php/2009/02/alexander-besher-–-the-manga-man-die-rezension-zum-handy-roman/
und [conversations.nokia.com]http://conversations.nokia.com/2008/11/04/manga-man-creator-talks-mobile-t-shirt-publishing-sentient-tattoos-and-the-physical-social-networks/
und [ebay]http://cgi.ebay.com/Worlds-First-Multimedia-SF-Novel-on-a-QR-Code-T-shirt__W0QQitemZ270509369715QQcmdZViewItemQQptZLH__DefaultDomain__0?hash=item3efb9d6973#ht__1716wt__1046

_Bist du ein Multimedia-Künstler?_

_Besher:_ „Multimedia“ ist ein geradezu archaischer Ausdruck (ebenso wie „Transmedia“, der wenigstens den allgemeinen Sinn vermittelt). Ich glaube, wir werden die „Demokratisierung der Synästhesie“ auf Gebieten wie Kunst, Kultur und Technologie erleben. Als Zwischenstufe, denke ich, entwickelt künstliche Intelligenz synästhetische Fähigkeiten, bevor wir die organische und gesteuerte Fähigkeit erlangen, Geschichten, Bilder, „Film“ und andere Medienformen durch „morphische Synästhesie“ zu kommunizieren.

Der Romanautor Vladimir Nabokov („Lolita“) war bekanntermaßen ein synästhetischer Schriftsteller. Und dann gibt es noch den Fall des Malers Kandinsky. Wie malte er sein Thema? Er legte eine Phonograph-Musikaufnahme auf und malte einfach die Farben und Formen, die er als Emanationen der Musik wahrnahm.

Gegenwärtig wird Synästhesie entweder als neurologische Störung oder als Einzelfall betrachtet. In der Zukunft wird Synästhesie jedoch die Grundlage einer universellen Sprache bilden, die von der Mehrzahl der Menschen verstanden (und zwecks Ausdruck genutzt) werden kann. Stellen Sie sich das als eine Art „Esperanto der neuen Medien“ vor. Bis jetzt ist Synästhesie eine zufällige und unvorhersagbare Erfahrung. Doch eines tages wird sie programmierbar sein und von allen genutzt werden können.

_Wie bist du auf diese Idee gekommen?_

_Besher:_ Als ich seinerzeit (vor 1999) an „Chi“ schrieb, lebte ich auf der thailändischen Insel Koh Samui. Mein Bungalow, der nur Minuten vom Strand entfernt lag, stand direkt neben einem absichtlich unberührten Stück Urwald, in dem einst ein alter Stamm geliebt hatte. In manchen Nächsten wiegte mich ein ätherisches Konzert von Trommeln, Gesang und seltsamer elektronischer Musik in den Schlaf! Mensch, wenn ich bloß diese Musik aufgenommen hätte, während ich schon längst an den Tantiemen reich geworden. Diese Musik hätte Musikgruppen wie „Enigma“ arbeitslos gemacht. Leider war dies das letzte Mal, dass ich dieses Konzerterlebnis in der ersten Reihe erfahren durfte.

_Wenn du kreativ bist, willst du dann deine eigene Welt-Anschauung ausdrücken?_

_Besher:_ Wahrscheinlich schon. Aber ich folge einem inneren Drang, das ist keine kalkulierte Wahl. Um jene Zone des Wohlfühlens des Selbstausdrucks zu erreichen, muss ich mein Selbst erst einmal beiseitestellen und einfach in diese Zone eintreten, die die Quelle meiner Kreativität ist. Dann schau ich einfach, was passiert und von dort kommt. Aus diesem Grund lerne ich so viel von der Quelle meines Werks, wie ich hoffentlich meinen Lesern mitteilen kann. Diese reinterpretieren den text dann mit ihrem eigenen Bewusstsein. Kreativität kennt weder Ideologien noch Landkarten. Wir sind schon da und müssen uns nur noch zurechtfinden.

Ich erinnere mich daran, dass ich mich mit meinem ersten Roman „Rim“ echt abrackerte. Ich schleppte einfach zuviel Ballast mit mir herum. Das Ergebnis war deshalb missraten, so dass ich frustriert war.

Zu der Zeit schrieb ich in Südfrankreich an der Cote d’Azur. Ich war derart verzweifelt, dass ich einem Reiseführerhinweis folgte und exakt jenem Pfad bei Nizza folgte, auf dem Friedrich Nietzsche die Epiphanie empfing, die dazu führte, dass er „Also sprach Zarathustra“ schrieb. Allerdings folgte ich einer einfacheren Route, als ich auf eine solche Erleuchtung hoffte, Ich bereue es nicht, doch alles, was ich fand, waren leere Coladosen, und ich begegnete niemandem auf dem Pfad. Das hätte mir einiges sagen sollen. Erst drei völlig veränderte Fassungen später stellte ich „Rim“ fertig, nachdem ich es 1994 an HarperCollins verkauft hatte. Kaum war der Vertrag unterzeichnet, als ich den kompletten Roman in nur drei Wochen schrieb. Die Bruchstücke, die ich gesucht hatte, fielen alle an den richtigen Platz. Und wenn Sie mich nach meiner Weltanschauung fragen, antworte ich nur kurz: „Have a nice day.“

_Hilft dir das Internet mit seinen Nebenzweigen, dass du dich auf bestimmte Weise besser ausdrücken kannst? Falls ja, auf welche Weise? Wie sieht deine Homepage [www.alexanderbesher.tv]http://www.alexanderbesher.tv aus?_

_Besher:_ Was Technologie anbelangt, bin ich ein moderner Primitiver. Das Internet benutze ich für die Recherche, E-Mail und erst seit Kurzem nutze ich auch ein wenig Twitter und Facebook. In dieser Anfängerphase kapiere ich einfach nicht, wie Twitter zu solchen Revolutionen wie in Ägypten beitragen konnte. Manchmal scheint es so, als könnte ich meine „Message“ schneller rüberbringen, indem ich sie mit einem Ochsenkarren ausliefere. Wenigstens wäre ich dann nicht so überladen mit all diesem Datenmüll. Der Turm von Ge-Babbel ist heutzutage dieses Smartphone in deiner Hand.

_Bitte nenne deine jüngsten Produktionen._

_Besher:_ Ich habe einige Sachen am Laufen. Eine davon ist meine „Manga-Man“-Trilogie „Dance of Darkness“. Ich habe die Fortsetzung von „Manga Man“ mit dem Titel the Black Tao“ fertiggestellt. Ich freue mich sehr über meine neue „Kabbalah noir“-Trilogie. Sie ist in einem anderen Stil geschrieben: einfach, fast schon auf Trashniveau (zumindest der erste Titel „The Clinging“). Aber ich will verdammt sein, ich hab doch tatsächlich ein Cover-Zitat von keinem geringeren als William Blatty bekommen, dem Autor von „Der Exorzist“ und Drehbuchautor des gleichnamigen Films.

Bislang verfolgte er eine strenge Politik, niemals anderen Autoren solche Cover-Zitate zu liefern. Daran hat er sich über 40 Jahre lang gehalten. Und jetzt dieses Lob!

Während ich „The Clinging“ (ursprünglich „Dybbuk“ betitelt) schrieb, wurde ich unter anderem von den übernatürlichen, aber humanistischen Themen der chassidischen Geschichten (insbesondere von Martin Bubers Buch „Erzählungen der Chassidim“) beeinflusst. So sprachen mich an, weil ich in Japan aufwuchs und lebte, so dass mich die Ähnlichkeit zwischen der psycho-spirituellen Tradition des Zen (-Buddhismus) und der existentiellen Euphorie der frühen Chassidim à la „Sorbas der Grieche“ beeindruckte. Man könnte meinen Ansatz von „Kabbalah noir“ also „Sorbas trifft den Buddha“ taufen.

In „Manga Man“, das im Jahr 2062 spielt, habe ich mich der sogenannten Absurdität der menschlichen Natur genähert. Aber darin erforschte ich die göttliche Dunkelheit. Zen ist oder war in Ordnung, als wir noch in einer weitaus einfacheren Welt lebten. Doch die andere Seite der Medaille namens „Aufklärung“ ist ein dunkler Stand der Gnade namens „Verdunklung“. In meinen Augen wird dies vollkommen durch die Philosophie des „Butoh“ widergespiegelt, jener japanischen Form des Tanzes, die von dem großartigen Tänzer Hijikata in den Nachwehen des Atombombenabwurfs auf Hiroshima kreiert wurde. Butoh ist post Zen.

Wir können nicht wie der Vogel Strauß unseren Kopf in den Sand stecken und uns weigern, all den Schrecken unserer Zeit einen Sinn abzugewinnen. Hast du den Witz über die Sträuße gehört, die in einem Haus lebten und sich entschlossen, nach draußen zu laufen? Sie taten es, und als der letzte Straß rauskam, hatten alle anderen ihre Köpfe in den Sand gesteckt. Er fragte sich verwundert: „Wo sind denn alle hin?“ Wenn man daran denkt, wieviele Satelliten und Kameras jeden auf dem Planeten beobachten, könnte man sagen, dass alles, was sie aufnehmen, „Blindheit“ ist. Aber wer beobachtet „Big Brother“?
Hier ist eine meiner Lieblingsstellen aus „Managa Man“:

>>Der alte Nijima schloss seine Butoh-Tanzübungsstunde für diesen Morgen ab, indem er Johnny und Rizzako einen Vortrag im Hof des tempels hielt. „In der alten Zeit“, erzählte er ihnen, „gab es eine berühmte Redensart: Jeder kann für wenigstens fünfzehn Sekunden in seinem Leben anonym werden.“<< In meinem "Manga Man Manifesto" (einem der vielen merkmale dieses transmedialen Werks) stelle ich fest: >> In einem Zeitalter der Google-Landkarten und Satelliten verfügt selbst der einsame Betrunkene, der auf der Straße tanzt, über ein Milliardenpublikum. Manchmal scheint es, als gäbe es nichts mehr zu verbergen außer der Unsichtbarkeit. Vielleicht wird unser neues Paradigma lauten: „Wir sind unsichtbar, daher kann man uns sehen.“ Käufer und Voyeur sollten gleichermaßen auf der Hut sein! Dies wird übersetzt als: „Wie wissen, wo du dich versteckst, denn wir haben den Code dafür geschrieben.“ Es wird nicht darum gehen, dass das Unsichtbare zum Zwecke der Offenbarung sichtbar wird, sondern dass es ein todsicheres Rezept für Blindheit ist. Nur ein weiteres Symptom der pathologischen „Mad-Now“-Krankheit, die unsere total vernetzte Welt in ihrem Griff hält.<< Ich sollte natürlich erwähnen, dass mein Protagonist in "Manga Man" selbst halb digital, halb physisch existiert. Ansonsten beschäftige ich mich gerade mit zwei Projekten - erstens mit meiner "Kabbalah noir"-Trilogie, wobei ich gerade die Fortsetzung zu "The Clinging" mit dem Titel "Night of the Golem" überarbeite. Dieser Roman spielt im Berlin des Nationalsozialismus, also in den Dreißigern und frühen Vierzigern des vorigen Jahrhunderts. Es gibt Interesse, dieses Buch zu verfilmen. (Wahrscheinlich wird auch die RIM-Trilogie für die aktuelle Lesergeneration neu aufgelegt. Sie haben einen besseren Bezug zum Inhalt. Als ich RIM erstmals veröffentlichte, war das noch vor dem Boom des Internets.) Mein zweites aktuelles Projekt ist ein transmediales Start-up namens cloudzero. Es hatte sein geheimes Debüt auf dem Sundance Film Festival 2010, wo ich das Konzept eines Filmfestivals in der Hosentasche" vorstellte. Vergleiche dazu: [www.wired.com]http://www.wired.com/underwire/2010/01/showwx-sundance Ich darf nicht mehr über unsere Pläne verraten, weil wir gerade Investorenkapital aufzutreiben versuchen. Dieses kommt garantiert nicht von den üblichen VC-Quellen im Silicon Valley. Alles, woran die nämlich interessiert sind, ist die Entwicklung neuer Apps oder Gadgets oder Social Media Sites. Keinerlei Vorstellungskraft. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir bald starten können, und dann kriegen wir Kaufangebote von den üblichen Verdächtigen wie Google etc. (Ich kanns immer noch nicht fassen, dass AOL die "The Huffington Post" für schlappe 145 Mio. $ gekauft hat. Das ist ein stattlicher Preis für einen weiteren Nagel zu AOLs Sarg.) Sogenannte Analysten und Marktbeobachter glauben, dass die durchschnittliche Lebensdauer eines reichen Unternehmens wie Google rund 20 Jahre beträgt. Heutzutage sind 20 Jahre doch schon in 20 Minuten rum. Deshalb ist Google ebenso besorgt wie Nokia. _Was sind deine bevorzugten Hobbys, wenn du nicht schreibst?_ _Besher:_ Nach Liebe, Frieden und Verständnis suchen - stets an den falschen Orten. _Engagierst du dich für soziale oder wohltätige Projekte?_ _Besher:_ Die Welt befindet sich in solch desolatem Zustand, dass es schwierig ist, die wirkungsvollste Wohltätigkeitsorganisation zu finden, die nicht 80% all ihrer Spenden für ihre "Verwaltungskosten" ausgibt. Persönlich favorisiere ich Medecins San Frontieres und den Cambodia Children’s Fund. Aber das ist nur ein Tropfen auf den globalen heißen Stein. Wir müssen alle die globale Klimaerwärmung in den Griff bekommen. Ich habe kürzlich eine öko-apokalyptische Erzählung geschrieben, die in Sri Lanka auf einer "para-klimatologischen Konferenz" spielt. Die Story ist in der Februar-2011-Ausgabe des [www.thehorrorzine.com]http://www.thehorrorzine.com "Horror-Zines" erschienen. Siehe [www.thehorrorzine.com/Fiction/February2011]http://www.thehorrorzine.com/Fiction/February2011/AlexanderBesher/AlexanderBesher.html _Wer sind deine bevorzugten Schriftsteller (nicht unbedingt aus der SF) und Lieblingsbücher?_ _Besher:_ Ganz ehrlich - ich lese nicht viel SF, wenn überhaupt. Es gibt einfach zu viele Klone von "Star Wars". Das Gleiche gilt für Fantasy: Zu viele Klone vom "Herrn der Ringe". Davon mal ganz abgesehen: Die Zukunft ändert sich dermaßen schnell, dass sie bereits Schnee von gestern ist. Schau dir an, was mit William Gibson passiert ist (ich hab "Neuromancer" von 1983 gelesen, und es hat mich praktisch umgehauen) - der schreibt heute über die Gegenwart. Und Neal Stephenson schreibt historische Romane ("Quicksilver-Zyklus", d. Red.). Der sogenannte "magische Realismus hat sich in etwas verwandelt, was ich "weltlichen Fabulismus" nennen würde. Vielmehr lese ich Sachbücher, die etwas mit meiner Buchrecherche zu tun haben. Das Gleiche gilt für Belletristik. Kürzlich hab ich Alfred Döblins Meisterwerk "Berlin Alexanderplatz" gelesen, sowie eine Menge von Isaac Babels Kurzgeschichten, besonders seine Erzählungen aus Odessa. Ansonsten lausche ich dem Radiosender BBC World Service und sehe mir auf meinem Laptop ausgewählte DVDs an. Außerdem schaue ich mir eine Menge Träume an, die zum Glück alle in epischer Länge vorliegen und in der Zukunft spielen. Habe ich schon erwähnt, dass "Manga Man" in einer Welt spielt, in der alle kollektiven Träume privatisiert worden sind? Und dass es eine neuartige Unterhaltungsindustrie gibt, die aus professionellen Traumerzählern besteht, deren Träume (Action, Seifenoper usw.) von einem Publikum aus Schläfern abonniert werden? Faszinierende Traumgeschichten, die man herunterladen kann. Jedenfalls nimmt man das an. _Was muss ein Autor wie du tun, um ein breiteres Publikum zu erreichen, etwa in Deutschland?_ _Besher:_ Keine Ahnung. Ich hab vor Kurzem einen Vertrag mit einem Hollywood-Manager namens Barry Krost unterschrieben. Der stellte den Kontakt zu dem Literaturagenten Steve Troha von Folio Literary Management in New York City her. Ich lehne mich zufrieden zurück und schaue zu, was sie mit all meinem Kram anfangen können. Ich mag Barry, weil er ein charmanter Brite ist und Cat "Yusuf" Stevens ebenso vertritt wie Jackie und Joan Collins. _Lass uns einen Blick in die nahe Zukunft werfen. Was ist das nächste Projekt, das du im Sinn hast? Werden deine Bücher verfilmt werden?_ _Besher:_ Siehe oben. Ja zu Verfilmungen, mehrsprachigen Lunch-Boxen, Spielewelten und Windeln mit Doktortiteln. Als ich die erste Filmoption für "RIM" anno 1995 an Robin Williams (den falschen Typ) verkaufte, wurde der Film n ie gemacht, denn das Budget für die Spezialeffekte hätte alleine schon 100 Mio. Dollar ausgemacht. Heutzutage könnte man sie hingegen ebenso effektiv auf einem Desktop-PC erstellen. Meine andere Hauptbeschäftigung ist das Transmedia-Startup cloudzone. _Würdest du gerne in Europa bekannter sein?_ _Besher:_ Popularität war noch nie meine persönliche Top-Priorität. Sie ist einfach zu abhängig vom täglichen Modegeschmack und den Vorlieben sogenannter Strippenzieher. Scheiß drauf! Die Leute klüger oder sollten klüger sein, als sich vom Löffel der Medien zwangsernähren zu lassen. Sie sollten mehr an ihren eigenen Geschmack glauben. Denn sonst werden sie von dem verschlungen werden, was man ihnen verabreicht. Ganz nebenbei: Ich LIEBE Berlin. Es gehört zu meinen Lieblingsstädten auf der Welt. _Alexander Besher bei |Buchwurm.info|:_ ["Satori City 2.0" (Rim-Trilogie 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7076 ["Virtual Tattoo" (Rim-Trilogie 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7075

Interview mit Sabine Ebert

_Um Sie den Lesern vorzustellen, würden Sie etwas über sich erzählen?_

Ich bin in Berlin aufgewachsen, habe dann in Magdeburg mein journalistisches Volontariat gemacht und in Rostock Sprachwissenschaften studiert. Dann hat es mich ins sächsische Freiberg verschlagen, dort arbeitete ich viele Jahre als freie Journalistin und habe mehrere Sachbücher zur Freiberger Geschichte geschrieben. Bis dann irgendwann dann der Wunsch immer stärker mich an einem Roman zu versuchen.

An meinem ersten Roman habe ich dann, neben meiner eigentlichen Arbeit, fünf Jahre geschrieben. Da wusste ich auch noch nicht, ob mir das gelingen wird, ob ich das kann. Ob ich überhaupt einen Verlag finden werde, ob ich Leser finden werde, aber ich wollte es einfach mal versuchen … und das ist dabei rausgekommen.

_Lesen Sie gerne selbst? Wenn ja, welche Genres faszinieren Sie am meisten? Auch etwas Historisches?_

Früher habe ich historische Romane gelesen, jetzt gar nicht mehr. Da ich selber welche schreibe, lese ich lieber Fantasy, Science-Fiction oder einen Krimi als Kontrastprogramm.

_In einem Ihrer Nachworte erzählen sie davon, dass Sie sich der Interessengruppe „Mark Meißen 1200“ angeschlossen haben, welches Erlebnis in dieser Gruppe hat sie am meisten beeindruckt?_

Überhaupt erst einmal dieses Zusammenkommen mit dieser Gruppe, ich hatte bis zum Erscheinen meines Buches überhaupt keinen Kontakt zu der mittelalterlichen Szene. Bis dahin hatte ich mein Wissen nur aus Büchern und aus Gesprächen mit Fachleuten.

Nachdem das erste Buch erschienen war, kam eine Fanmail und der Verfasser hat geschrieben, er würde einer mittelalter Gruppe in Dresden angehören, diese würde sich [Mark Meißen 1200]http://www.mark-meissen-1200.de nennen. Da dachte ich, wow, „Mark Meißen 1200“, da leben wir ja am gleichen Ort und zur gleichen Zeit. Diese Gruppe würde ich gerne kennenlernen.

Die Gruppe hat mich dann zu einem Historienspiel eingeladen und da ist mir erst einmal bewusst geworden, wie akribisch es dort zu geht. Da ist alles selbst gemacht, die Kleider individuell genäht, die Borten von Hand gewebt, die Tische selbst getischlert, auch die Bänke, Truhen und so weiter. Außerdem beschäftigen sich die Mitglieder dort sehr intensiv mit dem höfischen Zeremoniell. Oder sie kochen am offenen Feuer nach mittelalterlichen Rezepten und lassen die Zeit dadurch sehr realistisch werden. Das hat mich sehr beeindruckt.

Ich habe mich auch auf Anhieb sehr gut mit der Gruppe verstanden und habe mich dann der Gruppe „Mark Meißen 1200“ angeschlossen. Ich stehe mittlerweile auch mit etlichen anderen aus der Szene, wie „Hochmuot“ und den [„Freien von der Karlshöhe“]http://www.die-freien-von-der-karlshoehe.de in Verbindung und habe da nicht nur wirklich gute Freunde gefunden und genieße das, sondern ich muss auch sagen, ich lerne von denen ungeheuer viel.

Klar, man muss recherchieren, in Büchern, man braucht zwingend die Fachliteratur, die Meinung von Experten. Das Ganze dann aber auch mal praktisch zu erleben, ist noch einmal ein ganz anderer Zugang. Es ist sehr wichtig, um ein reales Gefühl für diese Zeit zu bekommen.

Das Bild, was die meisten im kollektiven Bewusstsein vom Mittelalter haben, ist total verklärt, durch Märchen, aber auch durch alte Hollywood Schinken. Dieses „edeler Ritter“, „liebreizendes Burgfräulein“ und alles ist chic. Das hat aber mit dem wirklichen Mittelalter nichts zu tun. Realistisch war eine Burg kalt und rauchig, die Ritter plagte die Gicht. Es war einfach nur schmutzig, es stank. Aber trotzdem kann man es nicht als „das finstere Mittelalter“ abtun, wie es die Nachfahren in der Neuzeit getan haben. Es war auch eine Zeit großer Umwälzungen, großer Entdeckungen und großer Bewegung. Aber es gab dort keine Individualität, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, die romantische Liebe, das war alles noch nicht erfunden.

_Wie teilen Sie sich Ihre Zeit zum Schreiben ein, haben Sie bestimmte Vorlieben?_

Mein Arbeitstag beginnt in der Regel morgens um 9 Uhr und geht dann bis Open End. Wenn ich wirklich intensive Schreibphasen habe, sorge ich auch dafür, dass ich absolute Ruhe habe, kein Telefon, keine Termine, um richtig in der Geschichte versinken zu können. Nach ein bis zwei Wochen intensiver Schreibphase ist der Kopf erst mal leer, dann heißt es erstmal alles Ausdrucken, mal einen Tag liegen lassen, derweil alles liegen gebliebene erledigen, was in der Zeit angefallen ist wie Fanpost, die Steuer, Quellen noch mal nachlesen und so weiter.

Dann wird am Blatt gearbeitet, alles umgearbeitet, revidiert und dabei reifen dann schon die nächsten Szenen im Kopf und dann geht es mit dem Schreiben weiter.
Selbstverständlich braucht man eine große Disziplin, man kann nich einfach sagen: „Es klemmt gerade, jetzt mache ich mal drei Wochen nix“ oder etwas in dieser Art. Dies kommt natürlich auch darauf an, wie weit der Abgabetermin noch in der Zukunft liegt.

Manchmal ist es selbstverständlich gut, das alles mal einen Tag hinzulegen und etwas ganz anderes zu machen. Ich besticke dann zum Beispiel mein Premierenkleid für die Lesungen oder so etwas. Meine Leser mögen es ja sehr, dass Ich bei den Lesungen mittelalterlich gewandet bin und dafür kann man nichts fertig kaufen, das muss man schon alles selber machen. Und dann mal einen Tag zu nähen oder zu sticken und zu sehen wie etwas unter den Händen wächst ist für mich eine richtig tolle Erholung, Befreiung und Ablenkung sein.

Wenn gar nichts mehr hilft, gehe ich noch mal zurück zu den Quellen oder arbeite an dem schon vorhandenen Text. Dann funktioniert das schreiben wieder.

_Sie haben sich ja für das Genre „Historischer Roman“ entschieden, gerade hier liegt ja viel Recherchearbeit vor Ihnen. Wie sieht diese für sie aus?_

Bevor ich den ersten Satz überhaupt geschrieben habe, habe ich mich ein Jahr lang in die Materie eingelesen, um überhaupt ein Gefühl für die Zeit zu bekommen. Ich habe aus Universitätsbibliotheken viel Fachliteratur gelesen und sehr viel mit Historikern gesprochen. Die Leute liefern mir dann auch viel, und das alles setze ich um, und wenn es nur in einem kleinen Nebensatz ist.

Die Fachleute sind dabei sehr wichtig, gerade bei der Fachliteratur kommt man schnell an den Punkt, wo man mehr Fragen wie Antworten hat. Ich habe da das große Glück, Historiker zu kennen, die dem Ganzen gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Zu denen kann ich kommen und meine Fragen stellen. Wenn es keine Belege gibt, kann ich mit diesen darüber diskutieren, welche die wahrscheinlichste Variante ist und jenseits der akademischen Gelehrsamkeit machen die das dann mit mir. Wir sagen dann wirklich mal, „Ok, das wäre logisch. Das und das ist eigentlich nicht logisch“, dann diskutieren wir das aus sozusagen.

Dann braucht man die Experten für Geologie, für historischen Bergbau, für Münzwesen und Schwertkampf. Ich habe auch gezielt Leute gesucht, die historischen Schwertkampf nach alten Quellen rekonstruieren. Die choreografieren mir die Zweikämpfe und bei diesen Truppen bin ich auch mit einer zusammengekommen, die den Kampf zu Pferd trainieren. Da habe ich sehr viel gelernt, was die Reiter Formation angeht oder die Schlacht aus der Sicht des Reiters und wie die mittelalterliche Panzerreiterei funktionierte.

Bevor ich mit der Recherche angefangen habe, wusste ich fast nichts über das Mittelalter und jetzt führen die Recherchen mich immer tiefer in diese Zeit, eine wirklich spannende Entdeckungsreise, an der ich viel Freude habe.

_Es gibt ja viele historische Romane, die gerade Frauen als starke Persönlichkeiten beschreiben, was macht diese Frauen so interessant für Autoren?_

Das ist so ein bisschen Trend geworden, keine Ahnung. Ob die Verlage dabei an die weibliche Leserschaft denken? Ich habe da einen anderen Ansatz, ich möchte ja auch gerne die Männer als Leser haben.

Das mit der starken Frau muss man sowieso vorsichtig genießen, die starke Frau im Mittelalter, da gab es vielleicht eine Handvoll. Auch eine Fürstin hatte in der Regel den Mund zu halten und Söhne zu gebären. Sie durfte sich nicht öffentlich in die Belange ihres Mannes einmischen, sonst hätte sie ihren Mann auch in Verruf gebracht. Seine Gefolgsleute hätten gesagt: „Ws ist denn das für ein Weichei der sich von einem Weib etwas sagen lässt?“

Es gab starke Frauen. Es gab auch Fürstinnen, die ihren minderjährigen Söhnen über viele Jahre das Erbe erhalten haben. Oder, die sich sogar angelegt haben mit anderen Fürsten, mit Geistlichen. Sicherlich das hat es gegeben, aber dies waren ganz seltene Ausnahmen. Frauen waren noch nicht einmal rechtsfähig. Sie durften keine Verträge machen, sie waren nicht mündig, sondern das Eigentum ihres Ehemannes in jeglicher Hinsicht. Frauen duften auch vor Gericht nicht sprechen, wenn eine Frau Klage erhob, muss sie einen Mann schicken, der an ihrer Stelle spricht, da man eine Frau per se schon mal nicht für fähig hielt, einen vernünftigen Gedanken zu fassen.

_Fakten und Fiktion sind ja oftmals fließend zu sehen. Ist es vorstellbar, dass die eine oder andere fiktive Figur wirklich so gelebt und gehandelt hätte?
Gibt es in Ihren Romanen Figuren, die ein lebendiges Vorbild haben?_

Ich glaube nicht, dass man Leute aus unserer Zeit so in das Mittelalter transferieren kann. Man mus sich immer in die Mentalität dieser Zeit reinversetzen. Solche Sachen, die heute selbstverständlich sind, dass eine Frau einen Mann anschaut, ihn anspricht, gab es da nicht. Die historischen Persönlichkeiten habe ich natürlich so genau wie möglich gestaltet, nach dem was wir heute über sie wissen, da habe ich mich sehr akribisch dran gehalten und die fiktiven Figuren müssen im Kontext der Zeit stimmen. Von den fiktiven Personen muss man von jeder sagen können: „Könnte es diese gegeben haben?“, das ist mein Anspruch.

_Warum lebt Ihrer Meinung nach, das Genre „historischer Roman“ so auf?_

Da gibt es denke ich mehrere Beweggründe. Für manche ist es bestimmt noch dieses romantisch verklärte Bild, aber ich merke es bei der Fanpost und den Begegnungen mit Lesern, dass diese wirklich ein Stück deutscher Geschichte erleben wollen. Dass die Menschen jetzt auch wissen wollen, was früher passiert ist und dadurch ein Stück Identität finden. Ich habe ja jetzt gerade dort, wo meine Romane spielen, in Sachsen-Anhalt, in Braunschweig, in Thüringen riesige Fangemeinden und die sind so froh, dass da ein Stück ihrer Geschichte lebendig wird. Ich bekomme aber auch Fanpost aus Gegenden, wo meine Romanfiguren überhaupt nie gewesen sind und die sagen nur: „So hätten wir es mal im Geschichtsunterricht hören müssen, dann hätten wir es uns auch gemerkt.“ Das Interesse der Deutschen an der eigenen Geschichte ist sehr wachsend.

_Welche Überraschungen haben Sie schon bei der Recherche erlebt?_

Ach, jede Menge, ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass Sachsen zu der Zeit gar nicht das Gebiet war, das es heute ist. Ich finde dann auch viele Kleinigkeiten über zum Beispiel höfisches Benimm oder Details über Essgewohnheiten und so, die man dann einfach mal mit einem Halbsatz einbauen kann. Das freut die Leser ungemein, da etwas ganz Originelles zu erfahren.

_Tauschen Sie sich mit anderen Autoren historischer Romane aus?_

Nein, das nicht, ich bin zwar mit einigen Autoren im freundschaftlichen Kontakt, aber wir schreiben jeder für sich alleine.

_Welcher Teil der „Hebammen“-Reihe gefällt Ihnen persönlich bisher am besten?_

Der Vierte. Den finde ich bis jetzt den Stärksten, also ich arbeite hart, um den jetzt mit dem fünften, dem großen Finale, noch zu toppen.

_Im Herbst erscheint der fünfte und letzte Teil der „Hebammen“-Reihe, für Ihr nächstes Buch haben Sie sich für eine ganz andere Epoche entschieden. Wie kam es dazu und dürfen Sie uns schon etwas darüber verraten?_

Da werden wir in die Zeit der napoleonischen Befreiungskriege gehen, die Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Die Leipziger selbst haben mich eingeladen, mit Blick auf die 200. Wiederkehr dieses Ereignisses im Jahr 2013 einen Roman über die Völkerschlacht zu schreiben. Hintergrundwissen sauge ich jetzt schon wie ein Schwamm auf, das Schlachtfeld habe ich schon besucht und auch an einem Biwak teilgenommen.

_Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Gespräch genommen haben_

_Nadine Warnke_

_Sabine Ebert bei |buchwurm.info|:_

[„Das Geheimnis der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6864
[„Die Spur der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6871
[„Die Entscheidung der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6878
[„Der Fluch der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6883
[„Blut und Silber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6068

Interview mit Anne Hertz

Mit Anne Hertz alias Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz im Gespräch über das gemeinsame Schreiben, das Talent zu kochen und Vieles mehr

_Um euch den Lesern vorzustellen, würdet ihr etwas über euch erzählen?_

_Frauke Scheunemann:_ Wir sind zwei Schwestern Wiebke und Frauke und zusammen sind wie „Anne“.

Ich bin 41 Jahre alt und lebe mit meinem Mann und meinen vier Kindern (drei Mädchen und ein Junge im Alter zwischen neun Jahren und einem Jahr) in Hamburg. Studiert habe ich Jura und habe früher als Journalistin gearbeitet.

_Wiebke Lorenz:_ Ich bin 39 Jahre alt, nicht mehr verheiratet, keine Kinder, vom Leben gebeutelt, vergrämt und verzweifelt.|(lacht)|

_Welchen Interessen und Hobbys widmet ihr euch in eurer Freizeit?_

_Wiebke:_ Bei mir ist es auf natürlich Musik ganz ausgeprägt (Anm: Wiebke singt auf den Lesungen), ich wollte eigentlich auch Musik studieren. So kam ich auch zum Schreiben, ich habe Musikkritiken geschrieben. Dazu kommen Windsurfen, Ski fahren und natürlich Lesen. Frauke hat natürlich keine Hobbys, sie hat vier Kinder |(lacht)|

_Frauke_ |(lacht)|_:_ Auch ich lese gerne und ein weiteres Hobby ist das Reiten.

_Lest ihr selbst gerne und welche Genres sprechen euch da an?_

_Wiebke:_ Ich lese sehr, sehr gerne richtig düstere Thriller. Unterhaltungsromane und sowieso alles, was mir zwischen die Finger kommt.

_Frauke:_ Ich lese auch sehr gerne und tatsächlich sogar in dem Genre, in dem wir auch schreiben, romantische Komödien. Da lese ich alles, was die Kolleginnen so schreiben. Gerne lese ich auch klassischen Krimis in Richtung Agatha Christie. Ich habe auch jahrelang gerne Dick Francis gelesen, weil da Pferde vorkamen, Pferde und Krimi das war genau mein Fall. Leider ist Dick Francis ja mittlerweile verstorben.

_Wiebke:_ Bei mir muss es da schon eher sehr viel Blut und einen Serienkiller geben.

_Wie seid ihr dazu gekommen, zusammen Romane zu schreiben? Wie sah die Geburtsstunde von „Anne Hertz“ aus?_

_Frauke:_ Irgendwann hat Wiebke mich gefragt ob ich Lust habe mit ihr zusammen ein Kochbuch zu schreiben. Für Tim (Timothy Sonderhüsken), unseren Lektor bei Knaur. Er wollte ein lustiges Kochbuch geschrieben haben.

_Wiebke:_ ich sagte ihm „Ich kann gar nicht kochen“, worauf er meinte, ich solle doch meine Schwester fragen.

_Frauke:_ Ich kann auch nicht kochen, aber umso lustiger wurde es. Ja, und so haben wir angefangen, gemeinsam zu schreiben, aber keine Kochbücher sondern Romane. Kochbücher funktionieren einfach nicht, wenn man nicht kochen kann, das ist dann nicht so einträglich.

Zuhause bin ich für die Fraktion „quick and dirty“ à la „Fischstäbchen und Kartoffelbrei“ zuständig. Die Haute Cuisine, für die man sich zwei Tage in der Küche einsperren muss, weil sonst das Soufflé zusammenstürzt, ist die Aufgabe meines Gattens, der da völlig aufgeht. Ich stelle die Grundversorgung sicher.

_Wie genau kann der Leser sich das gemeinsame Schreiben vorstellen, sitzt ihr beim Schreiben zusammen oder schreibt jede von euch einen Teil und die Nächste setzt den Roman fort? _

_Wiebke:_ Manchmal ja und manchmal nein, wir entwickeln die komplette Geschichte zusammen und schreiben dann das Exposé, das hat so ca. 15-20 Seiten und unterteilen dies in Kapitel. Diese teilen wir dann untereinander auf. Zu Beginn jeden Romans gehen wir erst einmal für 14 Tage in Schreiklausur, da Frauke wie gesagt vier Kinder hat und da braucht man einfach auch viel Ruhe. Gerne fahren wir dann an die Ostsee (Meck-Pom.) in ein schönes Wellness Hotel. Gucken dann liebend gern tagelang US-Serien wie „Grey’s Anatomy“ bis das schlechte Gewissen, das so groß wird und uns wieder einfällt, wir sind gar nicht hier, um zu entspannen, sondern um zu arbeiten.

_Frauke:_ Es schreibt dann schon jede für sich, wir tauschen uns schon aus, aber generell schreibt jede für sich. Zwischendurch wird das Ganze zusammengefügt und wir überarbeiten das gegenseitig.

Das Praktische, wenn man zusammen schreibt, ist ja, auch wenn es wirklich zu einem Hänger kommt und eine von uns in einer Szene nicht mehr weiterkommt, kann man das Ganze abgeben und sagen: „Irgendwie komme ich hier gerade nicht raus. Da muss jetzt das und das passieren, aber ich komm da gerade einfach nicht drauf.“

_Wiebke:_ An den Stellen, wo wir nicht harmonieren, streiten wir uns gründlich, dann reden wir eine Woche nicht miteinander |(lacht)|

Ich glaube, das gemeinsame Schreiben würde nicht so gut funktionieren, wenn wir keine Schwestern wären, so sind wir gleich sozialisiert, haben die gleiche Sprache, wir haben den gleichen Background …

_Wer sind eure Testleser? Dein Mann Frauke, eure Freunde, Familie? Gibt es da auch Kritik?_

_Frauke:_ Mein Mann liest schon meistens mit …

_Wiebke:_ Ich habe keine Freunde |(lacht)|

_Frauke:_ Nein, richtige Testleser haben wir nicht, wir sind ja schon zu zweit und mit unserem Lektor Tim sind es drei … das reicht.

_Wiebke:_ Mutti gerne mal …

_Frauke:_ Wobei, ihr geben wir es aber lieber am Ende.
Kritik gibt es dann schon von meiner Mutter, sie ist Hauptschullehrerin, die ist so vom alten Schlag …

_Wiebke:_ Unserer Mutter!

_Frauke:_ Also unsere Mutter ist gestandene Volksschullehrerin, wenn sie meint, das passt so nicht, hat sie auch wenig Scheu, das deutlich zu formulieren. Sie hat dann auch schnell den Bleistift am Wickel.

_Zusammen schreibt ihr ja sogenannte „Frauenromane“, was reizt euch besonders an diesem Genre und wo liegen die Schwierigkeiten?_

_Frauke:_ Also ich persönlich lese ja auch gerne romantische Liebeskomödien, insofern macht es mir auch sehr viel Spaß, diese zu schreiben. |(guckt zu Wiebke)| liest du die eigentlich auch so gerne wie ich?

_Wiebke:_ Nein. Ich bin ja nicht so romantisch, ich bin ja auch schließlich nicht seit 15 Jahren verheiratet, deswegen bin ich wohl nicht romantisch veranlagt |(lacht)|. Aber müsste es nicht genau anders herum sein?

_Frauke_ |(lacht)|_:_Du hast noch genug eigene Romantik in deinem eigenen Leben, ich muss mir diese anlesen.

Nein, es ist einfach immer wieder spannend, über die Liebe zu erzählen, sie hat ja so viele Facetten. Es ist immer wieder sehr reizvoll, sich damit auseinanderzusetzen. Dazu sind unsere Heldinnen ja nicht nur auf der Suche nach dem richtigen Mann, sondern haben in der Regel noch ein anderes handfestes Problem. Davon handelt eigentlich die Geschichte, wie die Protagonistin sich verändert und nicht so sehr, wie sie den richtigen Mann findet.

Natürlich ist auch ein Happy End dabei, in der romantischen Komödie ist dies ja klar. Aber wir finden so „Girl meets Boy“-Happy-Ends, also da sind wir zu einfallslos. Da würden wir so auf 43 Seiten kommen und unser Lektor würde sagen: „Bitte? Das reicht so nicht!“

_Kommen in euren Romanen auch Anekdoten eurer Freunde vor, lasst ihr euch von Erlebnissen aus eurer Umwelt inspirieren?_

Also Anekdoten kommen schon mal vor, aber ansonsten sind die Plots komplett unserer Fantasie entsprungen. Sonst hat man ja irgendwann keine Freunde mehr. Jetzt im sechsten Band würde es dann langsam wirklich dünne.

_Was inspiriert euch zu euren Handlungen? Zum Beispiel „Goldstück“, wo es ja um Coaching und die höhere Macht des Wünschens/Bestellungen ans Universum geht._

_Wiebke:_ Das war ein Thema, das mich sehr umgetrieben hat.

_Frauke:_ Wiebke hat eine Eso-Macke |(lacht)|

_Wiebke:_ Frauke fand das Thema total schwachsinnig und dann sind wir in die Schreibklausur gefahren und ich hatte einen ganzen Wäschekorb mit Material zu diesem Thema dabei. Und dann hat Frauke angefangen sich da einzulesen und dann fand sie es auf einmal auch ganz faszinierend.

_Frauke:_ Insofern, Eso-Macke klingt so despektierlich, aber ich habe festgestellt, da ist wirklich etwas dran. Wenn man sich mehr damit beschäftigt, wie das klappt und wie das dann wird, wenn es klappt, ich bin ja wirklich mehr ein „Down to Earth“-Mensch, aber es funktioniert!

_Wiebke:_ Unsere Inspiration kann aber auch durch einen Zeitungsartikel kommen, bei „Trostpflaster“ war es so, dass Ich einen Artikel in der „Welt“ gelesen habe, wo es um eine Trennungsagentur ging, die gerade in Berlin eröffnet hat. Wir fanden, dies sei ein völlig schräges Thema, das wir aber sofort aufgreifen mussten.

Jetzt bei „Sahnehäubchen“ kam die Inspiration durch ein Interview, das ich für eine Frauenzeitschrift mit einem sogenannten Pick-Up-Artist, einem Verführungskünstler, geführt habe. Die Inspiration kann folglich überall herkommen, ein Zeitungsartikel, etwas was eine Freundin aufgeschnappt hat, ein Traum … überall her.

_Würdet ihr etwas über euren aktuellen Roman „Sahnehäubchen“ erzählen und warum man diesen unbedingt lesen sollte?_

_Wiebke:_ Weil wir Geld damit verdienen und weil wir gerne ein schönes Leben haben. |(lacht)|

_Frauke:_ Es ist einfach eine lustige Geschichte, in der auch die Wahrheit über die Männer steht.

_Wiebke:_ Und man kann es hervorragend in der Badewanne lesen.

_Frauke:_ Wiebke ist ja wirklich mit diesem Pick-up-Artist mal losgezogen und ich persönlich fand, dass dies so eine abstruse Sache ist, dass ich sagte, lass uns da doch einmal einen richtigen Roman draus machen. Es ist auch wirklich lustig geworden, wie die beiden Charaktere Nina und Dwaine so im Wettstreit miteinander stehen. Wer auf solche Kabbeleien steht, ist da wirklich gut bedient.

_Neben Anne Hertz schreibt ihr beide auch erfolgreich Soloprojekte, Frauke „Dackelblick“ und Wiebke „Allerliebste Schwester“. Vermisst ihr da beim Schreiben das Miteinander?_

_Wiebke:_ Nein, weil, die schreiben wir immer, wenn wir gerade einen Anne-Hertz-Roman fertig haben und so genervt voneinander sind, dass wir erst einmal Abstand brauchen. Und wenn man dann so alleine geschrieben hat, dann fehlt einem die andere doch wieder. Dann kommt wieder ein Anne-Hertz-Roman, also immer im Wechsel.

_Frauke:_ Na ja und Wiebke liest ja auch gerne diese düsteren Thriller, das ist ja nichts für mich …

_Wiebke:_ Gut, dass du „Allerliebste Schwester“ nicht gelesen hast |(lacht)|.

_Frauke:_ Das habe ich gelesen und es ist wirklich gut, ein sehr, sehr gutes Buch, sehr spannend. Ich war auch einfach neugierig. Ich habe verfolgt, wie der Roman entstanden ist, und wollte wissen, wie der Roman geworden ist. Aber es ist nicht mein Home-Genre. Diese Bücher zusammen zu schreiben ginge daher wirklich nicht.

_Was dürfen wir zukünftig von Anne Hertz erwarten? Dürft ihr hier schon etwas verraten?_

_Wiebke:_ Ja, wir werden jetzt von dem Frühjahrsprogramm auf das Herbstprogramm wechseln. Daher kommt im Oktober oder November der nächste „Anne Hertz“ raus. Dieser wird „Wunschkonzert“ heißen. „Wunschkonzert“ wird in der Musikbranche spielen und es geht um eine Art Teambuilding-Seminar, das in einem Hotel in der Lüneburger Heide stattfindet. Natürlich geht es auch um die Liebe, Irrungen und Wirrungen und Musik, da werden meine musikalischen Passionen mit einfließen.

_Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview genommen habt!_

Nadine Warnke und Michael Sterzik (März 2011)

Mehr zu Anne Hertz: www.anne-hertz.de

Interview mit Karsten Kruschel

_Buchwurm.info:_ Wie geht es Ihnen? Wo sind Sie? Was machen Sie gerade?

_Karsten Kruschel:_ Abgesehen von einer Bandscheibe unter Fluchtverdacht geht es mir gut. Ich sitze in meinem Arbeitszimmer zu Hause vor dem iMac und will grade die Ideen ins neue Buchmanuskript einarbeiten, die mir im Wartezimmer der Röntgenabteilung gekommen sind.

_Buchwurm.info:_ Aus Ihrer Biografie (s. u.) ist zu erfahren, dass Sie schon früh zum Schreiben kamen, aber auch im Kabarett mitwirkten. Hing das eine mit dem anderen zusammen? Tut es das heute noch?

_Karsten Kruschel:_ Das Kabarett hatte mit dem Schreiben nichts zu tun. Allerdings ertappe ich mich beim Überarbeiten manchmal dabei, dass ich dem einen oder anderen wirklich dusseligen Witz beim Schreiben nicht widerstehen konnte. Das wird dann meist gestrichen. Spätestens beim Lektorat.

_Buchwurm.info:_ Was macht Ihnen am Erzählen den meisten Spaß?

_Karsten Kruschel:_ Das wunderbare Gefühl, wenn „es schreibt“: Wenn die Geschichte begonnen hat, sich selbst nach ihren eigenen, inneren Gesetzen weiterzuentwickeln, und ich als Autor staunend vor dem Ergebnis sitze. Natürlich hab ich anfangs einen Plan, aber an den halten sich die Figuren oft nicht. Es ist schon vorgekommen, dass ich einen Abschnitt schrieb und am nächsten Tag überrascht war, dass eine meiner Lieblingsfiguren dabei ins Gras beißen musste. Wenn ich feststelle, dass das für die Geschichte gut ist, bleibt es auch dabei.

_Buchwurm.info:_ Sie sind durch Ihre Doktorarbeit und Rezensionen ein Kenner der ost- wie auch westdeutschen Sciencefiction geworden. Ist Ihnen der literaturhistorische Hintergrund bewusst, wenn Sie schreiben oder ein Buch veröffentlichen?

_Karsten Kruschel:_ Das muss man trennen. Wenn ich schreibe (wenn „es schreibt“), ist mir die ganze Literaturgeschichte piepegal, und auch, ob jemand schon mal dieselbe Idee hatte. Was unbewusst alles mitspielt, kann ich nicht sagen.

Wenn ich überarbeite – und das ist der weitaus größte Teil des Schreibens -, ist das alles natürlich da. Da werden Sachen, die als unbewusstes Echo von Gelesenem in den Text gerutscht sind, rigoros gestrichen, oder sie werden in etwas Eigenes umgeformt, adaptiert, eingehegt.

Bei meinem Beitrag zur David-Bowie-Anthologie „Hinterland“ beispielsweise war mir schon klar, dass das Thema bereits bei Harrison vorkam, aber die Art, wie ich es verarbeitet habe, macht es zu etwas Eigenem. Das haben die Leser dann auch so gesehen.

_Buchwurm.info:_ Wer sind Ihre Lieblingsautoren und welche Ihre Lieblingsbücher in SF und Phantastik?

_Karsten Kruschel:_ Unter den Autoren natürlich Bradbury, außerdem Lem und die Strugazkis, Cordwainer Smith und James Tiptree jr., Wolfgang Jeschke und Iain Banks, J.G. Ballard, Jonathan Carroll und David R. Bunch, die Steinmüllers und die Brauns.

Bücher: Alle paar Jahre lese ich im Sommer hintereinanderweg erst den „Hobbit“ und dann den „Herrn der Ringe“. Dann fallen mir spontan ein (obengenannte Autoren ausgeschlossen): „Helliconia“ (von Brian W. Aldiss), „Die Jahre des schwarzen Todes“ (von Connie Willis), „Darwinia“ (von Robert Charles Wilson), „Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest“ (von John D. MacDonald), „Ein Feuer auf der Tiefe“ (von Vernor Vinge), „Drachenpiloten“ (von Keith Roberts)…

_Buchwurm.info:_ Ihr in zwei Teile aufgespaltener Roman VILM hat Auszeichnungen und viel Anerkennung erfahren. Freut Sie das? Und was an dieser Anerkennung am meisten?

_Karsten Kruschel:_ Nicht übertreiben. EINE Auszeichnung hat er bekommen: Den Deutschen Science Fiction Preis.

Und natürlich freut mich das. Ich habe mich auch über den dritten Platz beim Kurd-Laßwitz-Preis gefreut – da landet ein Debütroman selten so weit vorne.

Beim DSFP finde ich gut, dass dieser Preis von einer Jury vergeben wird, in der wirklich jeder Juror jedes nominierte Buch liest und in der über die Kandidaten diskutiert wird.

_Buchwurm.info:_ Wollten Sie mit VILM die Evolution einer neuen Gesellschaft schildern, einer Gesellschaft, die von ihrer Umwelt und ihrer Geschichte determiniert wird?

_Karsten Kruschel:_ Die ersten Kapitel entstanden u. a. aus dem Versuch,
a) einer als erstarrt und verkrustet empfundenen Gesellschaft eine vorzuhalten, in der ganz im Gegenteil sich ständig was bewegt und entwickelt; und
b) einer obrigkeitshörigen und obrigkeitsbestimmten Gesellschaft eine vorzuhalten, die prima ohne Obrigkeit auskommt.
Danach hat „es sich geschrieben“…

_Buchwurm.info:_ Wie wichtig sind Ihnen Ihre Figuren? Warum?

_Karsten Kruschel:_ Sehr. Die Figuren sind es, die den Leser in die Geschichte ziehen. Wenn ich einer Figur Leben einhauchen konnte, dann funktionert das auch. Übers Internet haben mir Leser geschrieben, dass sie immer noch mit Eliza mitleiden, weil das mit ihrer Pflaumenpflanzung nichts geworden ist (im letzten Kapitel von „Vilm. Der Regenplanet“) und dass sie immer noch Lafayette hinterhertrauert. Oder dass Leser auch beim zweiten Lesen vor Zorn beben, wenn sie das siebente Kapitel von „Vilm. Die Eingeborenen“ durchhaben. Ja, ich war beim Schreiben auch überrascht, dass Tom die Sache nicht überlebt.

_Buchwurm.info:_ Holen Sie auch andere Meinungen ein, bevor Sie ein Manuskript abgeben? Wie wichtig ist das?

_Karsten Kruschel:_ Gelegentlich liest meine Frau einen unveröffentlichten Text, oder jemand aus meinem Freundeskreis. Wichtig ist, dass ich den Text so lange liegenlasse, bis ich ihn als Fremder lesen kann. Dann geht das Überarbeiten los… Und dann ist da ja noch Heidrun Jänchen, die als Lektorin sehr genau hinschaut und mir schon mal vorrechnet, warum dies oder das nicht stimmen kann.

_Buchwurm.info:_ Recherchieren Sie für bestimmte Bücher? Nutzen Sie dazu Bibliotheken, das Internet oder gar Profis (so wie Peter Prange)?

Wer ist Peter Prange? Hab ich was verpaßt? Firefox an … Kurze Parallel-Recherche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek und bei Wikipedia. Aha, „Das Bernstein-Amulett“… So mach ich das; sitze aber auch oft im Lesesaal der Deutschen Bücherei von Leipzig.

_Buchwurm.info:_ Würden Sie gerne mehr Bücher verkaufen? Sie haben ja schon die 4. Auflage von VILM verkauft.

_Karsten Kruschel:_ Um ausschließlich von der Belletristik leben zu können, müssten es schon noch ein paar mehr sein.

_Buchwurm.info:_ Welche Bedeutung kommt dabei dem jeweiligen Verlag zu, in Ihrem Fall Wurdack?

_Karsten Kruschel:_ Große Bedeutung. Ernst Wurdack sorgt dafür, dass die Texte ordentlich lektoriert werden; sie werden deutlich besser dadurch. Das Manuskript von Vilm ist z. B. um fast hundert Druckseiten erleichtert worden.

Der Wurdack-Verlag sorgt letzten Endes auch dafür, dass Leser überhaupt an ein Buch kommen, listet es bei Amazon und bei Libri und bei buch.de und so weiter. Außerdem ist Ernst Wurdack Grafiker und setzt den Text in einem ordentlichen, gut lesbaren Layout, in dem die Buchstaben Platz zum Atmen haben (andere kleine Verlage füllen dagegen Seiten mit Ameisengewimmel). Und Ernst Wurdack läßt mich beim Cover mitreden. Beim neuen Roman („Galdäa“) hat er sogar die Abdruckrechte für mein Wunschmotiv aus Polen herbeigeschafft.

_Buchwurm.info:_ Sie werden im April VILM 3 veröffentlichen, das den Titel „Galdäa. Der ungeschlagene Krieg“ trägt. Bitte sagen Sie uns, worum es darin geht. Werden wir bekannten Figuren aus VILM 1+2 wiederbegegnen?

_Karsten Kruschel:_ Der neue Roman ist keine direkte Fortsetzung von Vilm, deswegen kommen keine bereits bekannten Figuren vor. Er handelt allerdings im selben Universum und bietet, eingepackt in eine Thriller-Handlung, Besuche auf Atibon Legba und einer Weltenkreuzerwerft sowie noch mehr Goldene und Karnesen. Insofern beantwortet er einige Fragen, die bisher offen geblieben waren.

Den Klappentext kann man bei Amazon nachlesen:
„Wir wollen diesen Krieg beenden. Das kann nur auf zwei Weisen geschehen. Entweder durch die völlige Harmonie der Beteiligten oder die totale Vernichtung einer der Parteien.“ – Tara SKhanayilhkdha Vuvlel TArastoydt, galdäische Konsulin auf Penta V.

Dabei behauptet die offizielle Geschichtsschreibung, die Sicherheit sei schon vor Jahrzehnten wieder hergestellt worden. Allerdings geraten die Dinge in Bewegung, als ein Datenchaos die offiziellen Stellen lahmlegt und Michael Sanderstorm einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur kommt.

„Vielleicht ist die Einmischung der Goldenen Bruderschaft ein Akt der Verzweiflung und die die Maden wollen damit nur ihre Pfründe erhalten? Wie gewaltig ist eigentlich das Wespennest, in das wir da gestochen haben?“

Eine schwielige Hand packte seinen Nacken und schob ihn zu seinen Instrumenten und Rechnern hinüber. Eine leidenschaftslose, unbarmherzige Melodie, Verzweiflung und Sehnsucht, süß und scharf, unwiderstehlich, wenn jemand sie spielt, der am Rand eines glassplittergespickten Abgrunds steht.“

Kleine Abschweifung: Die Numerierung ist leider ein bißchen verwirrend geworden. Bei den ersten Galdäa-Ankündigungen stand „Dritter Roman aus dem Vilm-Kosmos“. Daraus wurde dann irgendwo als jetzige Bezeichnung „Vilm 03“ gebastelt, die sich im Internet, bei Distributoren und in Bibliothekskatalogen blitzartig ausgebreitet hat wie Tinte auf Löschpapier. Deswegen lasse ich es jetzt auch so. Viel zu aufwendig, diese Explosionswolke wieder in ihre Dynamitstange zurückzukriegen.

_Buchwurm.info:_ Woran arbeiten Sie gerade? Welche Pläne haben Sie?

_Karsten Kruschel:_ Ich schreibe gerade an dem tatsächlichen dritten Band über den Planeten des ewigen Regens – „Vilm. Das Dickicht“ (so der Arbeitstitel). Bis jetzt kommen Will, Eliza, Pak-46-erg und einige andere alte Bekannte vor …

„Emotio“ ist der Titel der nächsten Wurdack-Anthologie, die im Herbst 2011 erscheinen soll. Sie wird, wenn alles gutgeht, meine Geschichte „Violets Verlies“ enthalten.

Zu den Plänen: Eine Hörbuch-Version von Vilm, weitere Romane aus demselben Kosmos, ein in der Gegenwart handelnder Thriller phantastischer Natur, mehrere längere Erzählungen – und ein unveröffentlichtes Kinderbuch, das gerne zwischen zwei Buchdeckel möchte.

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_Biografie_

Karsten Kruschel wuchs in Magdeburg auf, wo er auch Bühnenerfahrung als Kabarettist sammelte – erst mit den Kritiküßchen des legendären Erich Hengstmann, dann mit den Pfeffis des nicht minder legendären Günter Kulbe. Größter Erfolg: Der Titel „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“. Erste Veröffentlichungen mit dreizehn (oder so) in der Pionierzeitung „Trommel“, die heute glücklicherweise kaum mehr auffindbar sind. Mitglied im „Zirkel schreibender Arbeiter“ und aktiv in der FDJ-Poetenbewegung; mehrfach Teilnehmer beim Poetenseminar in Schwerin.

In Klein Wanzleben machte Kruschel eine Facharbeiterlehre und begann 1979 ein Studium der Pflanzenproduktion in Halle/Saale, das er nach einem Semester abbrach. Er arbeitete danach als Hilfspfleger in einer Magdeburger Nervenklinik, erste Erzählungen erschienen im Magazin „Neues Leben“. 1980 bis 1984 studierte er in Magdeburg Pädagogik mit der Fachrichtung Deutsch und Geschichte. Während dieser Zeit begann er damit, Rezensionen zu verfassen, die zuerst in der Volksstimme Magdeburg, später auch in anderen Publikationen erschienen. Studienabschluss mit einer Diplomarbeit über die Science-Fiction-Literatur in der DDR.

Kruschel arbeitete ab 1984 als Lehrer in Leipzig-Grünau und absolvierte – kurz ehe er aus Altersgründen dem Wehrkreiskommando entgleiten konnte – den Grundwehrdienst in Eilenburg und Dresden (als Stabssoldat, Lazarettinsasse, Funker, Kfz-Lagerist, Wachsoldat, Küchenlagerist, Pförtner). Die übliche Beförderung zum Gefreiten gegen Ende dieser bewegten Zeit fand wegen fortgesetzter Renitenz nicht statt. 1985 war das erste eigene Werk erschienen, eine Erzählung.

1987 ging Kruschel nach einem kurzen Lehrer-Zwischenspiel (wieder Grünau) als wissenschaftlicher Assistent an die Pädagogische Hochschule Leipzig, wo er mit einer Arbeit über die Science-Fiction-Literatur der DDR promovierte.

Nach dem „Wende“ genannten Ereignis – vermutlich nicht durch seinen 1989 veröffentlichten Band mit Erzählungen verursacht – kam ihm zusammen mit der DDR auch die Hochschule abhanden. Er arbeitete als Projektleiter am „Institut für Bildungsreform und Medienerziehung“ und mehr als ein Jahrzehnt als Chefredakteur einer Baufachzeitschrift in Leipzig. Er hatte eine Zeitlang eine Wohnung in der Berliner Eilenburger Straße und einen Job als Public-Relations-Berater, dann schlug er sich einige Jahre in verschiedenen Call-Centern durch, ehe er sich 2010 als Redakteur und Autor selbständig machte.

Seit seiner Kindheit schreibt Kruschel Prosa und Lyrik, später auch Essays und Literaturkritiken (Volksstimme, Leipziger Volkszeitung, Science Fiction Times, Das Heyne Science Fiction Jahr) sowie Beiträge für Nachschlagewerke und Lexika.
2009 erschienen die beiden Romane „Vilm. Der Regenplanet“ und „Vilm. Die Eingeborenen“ im Wurdack-Verlag. Das Buch wurde vom Internetportal phantastik-couch.de zum „Buch des Monats“ erklärt, für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert und 2010 mit dem Deutschen Science Fiction Preis als bester Roman des Jahres ausgezeichnet; eine Leseprobe ist als Lesung von Rena Larf (mp3, 28 Min., 40 MB) und als PDF-Download verfügbar.

Ein neuer Roman „Galdäa. Der ungeschlagene Krieg“ ist für das 1. Quartal 2011 angekündigt.

_Bibliographie (aus der Wikipedia)_

|Eigenständige Publikationen |

* Raumsprünge, Erzählung (illustriert von Karl Fischer), Neues Leben, Berlin 1985
* Das kleinere Weltall, Science-Fiction-Erzählungen (illustriert von Dieter Heidenreich), Das Neue Berlin, Berlin 1989, ISBN 978-3-360-00245-7
* Bildschirm im Gegenlicht, Texte zur Medienerziehung, 1992 (mit Ralf Hickethier).
* Spielwelten zwischen Wunschbild und Warnbild. Utopisches und Dystopisches in der SF-Literatur der DDR in den achtziger Jahren, Sachbuch, edfc, 1995, ISBN 3-924443-77-7
* Vilm. Der Regenplanet, Roman, Wurdack, Juni 2009, ISBN 978-3938065-36-5
* Vilm. Die Eingeborenen, Roman, Wurdack, 2009, ISBN 978-3-938065-54-9

|Kurzgeschichten und Erzählungen (Auswahl)|

* Aussage des Assistenten, Neues Leben, 1979.
* Theorie der Kugelblitze, Neues Leben, 1979.
* Schach mit Otto, in „Aus dem Tagebuch einer Ameise“, hrsg. von Michael Szameit, 1985.
* … und stets das Vernünftigste tun, in „Lichtjahr 5“, hrsg. von Erik Simon, 1988. ISBN 3-360-00052-8
* Ein Fall von nächtlicher Lebensweise, in „Der lange Weg zum blauen Stern“, hrsg. von Michael Szameit, 1990. ISBN 3-355-01019-7
* Großartige Party, wirklich großartig, in „Johann Sebastian Bach Memorial Barbecue“, hrsg. von Wolfgang Jeschke. 1990. ISBN 3-453-04279-4
* Herrliche Zeiten, in „Alexanders langes Leben, Stalins früher Tod“, hrsg. von Erik Simon, 1999. ISBN 3-453-14912-2
* Regendrachen sterben, wenn die Sonne scheint, in „Lichtjahr 7“, hrsg. von Erik Simon, 1999. ISBN 3-00-005005-1
* Barnabas oder Die Vorzüge kleiner Welten, in „Lotus Effekt“, hrsg. von Heidrun Jänchen und Armin Rößler, 2009. ISBN 3-938065-32-X
* Ende der Jagdsaison auf Orange, in „Die Audienz“, hrsg. von Heidrun Jänchen und Armin Rößler, 2010. ISBN 978-3-938065-62-4
* Vierte und Erste Sinfonie, oder: Müllerbrot, in „Hinterland. 20 Erzählungen, inspiriert von der Musik David Bowies“, hrsg. von Karla Schmidt, 2010. ISBN 978-3-938065-69-3

Copyright des Fotos: Thomas Schreiter