Archiv der Kategorie: Kinder- und Jugendliteratur

Parker, Robert B. – Chasing the Bear – A Young Spenser Novel

_Der junge Mörder? Die Abenteuer des jungen Spenser_

Woher kam Spenser und wie wurde er zu dem Privatdetektiv, den wir kennen und den Susan Silverman liebt? Hier erzählt sein Schöpfer diese Geschichte und ein einschneidendes Erlebnis: Wie der 14-jährige Spenser seine Freundin Jeannie vor ihrem betrunkenen Vater Luke rettete? Aber warum tat er das?

Dieser Roman wurde noch nicht übersetzt.

_Der Autor_

Der US-Autor Robert B. Parker, 1932-2010, gehörte zu den Topverdienern im Krimigeschäft, aber auch zu den fleißigsten Autoren – er hat bis zum seinem unerwarteten Tod im Januar 2010 über 50 Romane veröffentlicht. Am bekanntesten sind neben der „Spenser“-Reihe wohl seine neun „Jesse Stone“-Krimis, denn deren Verfilmung mit Tom Selleck in der Titelrolle wird gerade vom ZDF gezeigt. Parker lebte in Boston, Massachusetts, und dort oder in der Nähe spielen fast alle seine Krimis.

„Jesse Stone“-Krimis:

1) [„Night Passage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6811
2) [„Trouble in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6816
3) [„Death in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6815
4) [„Stone Cold“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6810
5) [„Sea Change“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6812
6) [„High Profile“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6813
7) [„Stranger in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6814
8) „Night and Day“
9) „Split Image“

Die „Sunny Randall“-Reihe:

1) [„Family Honor“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6831
2) [„Perish Twice“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6832
3) [„Shrink Rap“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6833
4) [„Melancholy Baby“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6834
5) [„Blue Screen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6835
6) „Spare Change“

Unter anderem in der „Spenser“-Reihe, die derzeit 39 Romane umfasst, erschienen:

[„Paper Doll“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6818
[„Stardust“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6819
[„Potshot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6821
[„Walking Shadow“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6820
[„Widow’s Walk“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6826
„Hugger Mugger“, „Small Vices“, „Bad Business“, „Back Story“ …

Und viele Weitere.

Außerdem schrieb Parker ein Sequel zu Raymond Chandlers verfilmtem Klassiker „The Big Sleep“ (mit Bogart und Bacall) „und mit „Poodle Springs“ einen unvollendeten „Chandler“-Krimi zu Ende. „Gunman’s Rhapsody“ ist seine Nacherzählung der Schießerei am O.K. Corral mit Wyatt Earp und Doc Holliday, ein klassischer Western.

_Handlung_

Spenser hat seine Mutter bei seiner Geburt verloren und wird deshalb von seinem Vater (der natürlich ebenfalls Spenser heißt) und seinen beiden Onkeln Patrick und Cash (den Brüdern seiner Mutter) aufgezogen. Das einzige weibliche Wesen im Haus ist Pearl, die kluge Vorstehhündin. Sie leben im Westen, wo er am ländlichsten ist. Das bedeutet, Spenser lernt bald, wie man Vögel jagt und mit Waffen umgeht.

Außerdem trainieren die drei Männer mit ihm Boxen, denn er soll sich auch mal selbst zur Wehr setzen können. Sie können ihn nicht immer wie ein kleines Kind herauspauken, wenn er mal in Schwierigkeiten steckt. Der Sheriff hat schließlich noch was anderes zu tun, als zusammengeschlagene Männer wieder aufzuwecken …

Und alle drei lesen ihm nach dem Zubettgehen aus der westlichen Weltliteratur vor. Dabei unterscheiden sie nicht zwischen gut und schlecht. Und so kommt es, dass Spenser später stets ein passendes literarisches Zitat auf der Zunge hat. Für wen auch immer.

|Rahmenhandlung|

Der erwachsene Spenser sitzt mit dem Mädchen seiner Träume im Park von Boston. Susan Silvermann, die schöne Psychiaterin, möchte gerne wissen, wie er geworden ist, wer er heute ist. Er antwortet mit seiner Lebensgeschichte und mit der Erzählung von einem seiner einschneidendsten Erlebnisse.

|Jeannie Haden und der Fluss|

Die Schulfreundin Jeannie hat ihm erzählt, wie schlimm ihr Vater Luke Haden ist. Er ist nicht nur die meiste Zeit besoffen und wird dann gewalttätig, sondern er hat auch noch überall am Mississippi kleine Hütten und Verschläge auf fremdem Land errichtet. Verstecke. Dorthin nimmt er gewisse Frauen mit. Vielleicht versteckt er dort auch wirklich etwas, etwa Schmuggelgut oder gewildertes Fleisch. Jeannie weiß es nicht. Nur dass es dort stets dreckig ist und stinkt. Sie fragt sich, wie es ihre Mutter bloß mit so einem Kerl aushält. Und was dieser mit ihr, Jeannie, tun wird …

Eines Tages ist Spenser mit Pearl in der Hafenstadt, als er Jeannie im Wagen ihres Vaters sitzen sieht: Sie ruft lautlos „Hilfe!“ Klar, dass er ihr folgt. Erst mit dem Müllwagen, dann mit einem der Ruderboote am Ufer. Pearl begleitet ihn. Bis zu einer Insel im Fluss, die sie am Abend erreichen. Der Gesuchte ist dabei, sich zu betrinken. Haden entdeckt ihn allerdings sofort und fragt, was Spenser hier will. Der Junge reißt sich los und schleicht sich nachts von der anderen Seite der Insel an. Diesmal gelingt Jeannies Befreiung. Zusammen lassen sie sich den breiten Fluss hinuntertreiben.

Als Spenser am nächsten Morgen an einer Brücke den Warnhinweis auf Wasserfälle entdeckt, kommt ihm ein brillanter Einfall. Er bringt Jeannie unter der Brücke vor dem Regen in Sicherheit und macht sich auf den Weg. Er demontiert das Warnschild und wartet auf das Motorboot Luke Hadens. Wie erwartet, wird Haden nicht vor den Wasserfällen gewarnt – 20 Meilen von der Heimat entfernt scheint er den Fluss nicht zu kennen – und stürzt den Abgrund hinab, um zu ertrinken.

Das hat er jetzt von seiner Heldentat: Jeannie will seine einzige Freundin sein. Und irgendwie fühlt er sich eines Mordes schuldig. Was soll er bloß tun? Vielleicht wissen seine drei Väter einen guten Rat …

_Mein Eindruck_

Neben diesem einschneidenden und lehrreichen Abenteuer sowie der Begegnung mit einem Schwarzbären erlebt Spenser noch einiges andere. Aber er ist beileibe kein Huckleberry Finn, der sich mit Geistern, Indianern und Schwarzen herumtreibt. Vielmehr möchte der Autor mit dieser Erzählung etwas ganz anderes aussagen, als nur die Unterhaltung von Jugendlichen zu fördern. Spenser erzählt dies alles ja seiner Lebensgefährtin Susan, eine Psychologin, und die hat ein tiefes Verständnis für Menschen. Aber als Frau möchte sie auch gewisse Dinge erfahren, die Spenser über sie denkt. So wird aus dem Ganzen eine spannende, aber auch recht unterschiedliche Mischung.

|Haden: Das Urteil der Moral|

Die oben wiedergegebene Episode lehrt den jungen Spenser zwei Dinge: nämlich erstens, was Recht und Unrecht ist. Gar nicht so leicht zu beantworten. Er fühlt sich immerhin eines Mordes schuldig. Eine Antwort muss unbedingt her. Das Gesetz, verkörpert durch Sheriff Cecil, besagt, dass Spenser den Tod von Luke Haden nicht verursacht hat, also unschuldig ist. Die Moral sagt ihm jedoch, dass er mitschuldig sei. Es war richtig, Luke Haden umkommen zu lassen, um so Jeannie vor ihm zu schützen. Aber war es auch richtig, Haden irrezuführen und seinen Tod in Kauf zu nehmen? Alle sagen ihm, es war okay, also muss es wohl okay sein.

Merke: Was richtig und falsch ist, muss keineswegs mit dem Gesetz übereinstimmen. Diese Erkenntnis hat weitreichende Folgen. So etwa weigert sich Spenser, im „Rassenstreit“ zwischen „Amerikanern“ und „Anglo-Mexikanern“ eine Seite zu bevorzugen. Er entscheidet sich nur ganz individuell für den Schutz von Aurelio, einem „Mexikaner“ (der allerdings hier aufwuchs und noch nie in Mexiko war).

Für seine Neutralität muss Spenser einen Preis bezahlen: Er wird zwar vor einer finalen Schlacht seitens der „Mexikaner“ gewarnt, aber später von den „Arglos dafür zur Rechenschaft gezogen, dass er sie nicht unterstützte. Zwölf gegen einen? Das erscheint ihm nicht fair, aber ist bereit, mit dem Anführer Leo Roemer einen Faustkampf auszutragen. Als Jeannie Spensers drei „Väter“ holt und diese für Fairness sorgen, kann der Kampf beginnen. Im Handumdrehen hat Spenser den zwei oder drei Jahre älteren Leo K.O. geschlagen. Fortan ist Spensers Neutralität gesichert.

|Jeannie: Das Urteil der Liebe|

Jeannie ist die zweite Folge aus dem Flussabenteuer. Sie will zunächst unbedingt seine Freundin sein. Aber Spenser hat diese Vorstellung (vielleicht aus der „Weltliteratur“), dass er auf die Eine warten sollte. Als er Jeannie sagt, dass sie nicht die ewige Flamme seines Herzens sei, weint sie ersdt einmal kräftig, findet sich aber damit ab und bleibt eine Freundin – wie man an ihrer Unterstützung gegen Leo Roemer ablesen kann.

Aber woher weiß dann Spenser, wenn er die Eine endlich gefunden hat, will Susan Silverman neugierig (und neckisch) wissen. Die Parallele zur Erkenntnis, was richtig und was falsch ist, bietet sich an. Die Wahrheit steckt im Empfinden des Einzelnen und ist nicht verallgemeinerbar, etwa als Gesetz oder Regel. Die Antwort lautet: Spenser fand seine Eine, als er Susan zum ersten Mal begegnete. Woher er das wusste? Er wusste es einfach. Dummerweise war sie mit dem falschen Mann verheiratet. Aber das ist eine andere Geschichte.

_Unterm Strich_

Dieses Buch wurde offensichtlich für Fans von Parkers berühmtem Privatdetektiv Spenser geschrieben. Aber man braucht Spenser, den Erwachsenen, nicht zu kennen, um Spenser, den Jungen interessant finden zu können. Spenser junior erinnert ein wenig an „Huckleberry Finn“, so etwa beim Flussabenteuer, aber die Figuren sind weitaus weniger bizarr als bei Mark Twain.

Dennoch ist die obige Episode ebenso spannend durch ihre Action, wie Spensers Umgang mit den Frauen, etwa Jeannie und ihrer Mutter, sinnlich und prickelnd ist. In beiden Fällen muss Spenser jr. sich auf sein eigenes Urteils- und Handlungsvermögen verlassen. Die drei „Väter“ spielen keine Rolle, nur ihre Lehren. Und deren Gültigkeit wird stets auf die Probe gestellt.

Die dritte Episode betrifft die Auseinandersetzung zwischen Anglos und „Mexikaner“ (Spics, wie in „West Side Story“). Spenser soll sich entscheiden, welche Seite im Recht ist und sich dafür entscheiden. Da er jedoch vielfach gelernt hat, dass Regeln nur individuell gelten und nur im Kontext, erklärt er sich für neutral – und schützt einen Mexikanerjungen.

Ich habe dieses Büchlein, das in einer großen Schrifttype gedruckt ist, in nur wenigen Stunden gelesen. Für Jungs hält es einige Actionszenen bereit, für Leser jeden Alters etliche lehren über Urteilsvermögen in kniffligen Situationen. Wer will, kann mit Schülern darüber diskutieren, ob sich Spenser des Mordes an Luke Haden schuldig gemacht hat oder nicht.

|Taschenbuch: 170 Seiten
ISBN-13: 978-0425187067|
[www.penguin.co.uk]http://www.penguin.co.uk

_Robert B. Parker bei |Buchwurm.info|:_
[„Der stille Schüler“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4066

Lasky, Kathryn – Entführung, Die (Die Legende der Wächter 1)

_|Die Legende der Wächter|:_

Band 1: _“Die Entführung“_
Band 2: „Die Wanderschaft“
Band 3: „Die Rettung“
Band 4: „Die Belagerung“ (erscheint am 26.05.2011)
Band 5: „The Shattering“ (noch ohne dt. Titel)
Band 6: „The Burning“ (noch ohne dt. Titel)
Band 7: „The Hatchling“ (noch ohne dt. Titel)
Band 8: „The Outcast“ (noch ohne dt. Titel)
Band 9: „The First Collier“ (noch ohne dt. Titel)
Band 10: „The Coming of Hoole“ (noch ohne dt. Titel)
Band 11: „To Be a King“ (noch ohne dt. Titel)
Band 12: „The Golden Tree“ (noch ohne dt. Titel)
Band 13: „The River of Wind“ (noch ohne dt. Titel)
Band 14: „Exile“ (noch ohne dt. Titel)
Band 15: „The War of the Ember“ (noch ohne dt. Titel)

außerdem erschienen:

„A Guide Book to the Great Tree“
„Lost Tales of Ga’Hoole“

Die kleine Schleiereule Soren lebt mit seinen Eltern, dem älteren Bruder Kludd und der frisch geschlüpften Schwester Eglantine im Reich Tyto. Abgesehen davon, dass Bruder Kludd immer recht hinterhältig ist, fühlt sich Soren hier glücklich. Noch ist er flugunfähig, stark auf seine Eltern angewiesen und darf das Nest nicht verlassen.

Eines Nachts fällt er aus dem Nest, während die Eltern ausgeflogen sind. Ehe er gerettet wird, greift ihn eine riesige Eule und bringt ihn weit fort, ins Eulenwaisenhaus Sankt Ägolius. Hier trifft Soren zahlreiche andere Eulenkinder, die wie er entführt wurden. Den kleinen Eulen stehen harte Arbeit und eine Ausbildung zu düsteren Zwecken bevor: Sie sollen willenlos gemacht werden, um sich dem Regime kampflos unterzuordnen.

Soren und seine neue Freundin, die Elfenkäuzin Gylfie, wollen aber nicht aufgeben. Gemeinsam gelingt es ihnen, sich der Kraft der wirr machenden Mondstrahlen zu unterziehen und sich einen wachen Geist zu bewahren. Auch die Legenden über die Eulenritter vom Königreich Ga’Hoole, die sie von ihren Eltern kennen, machen ihnen Mut. Sie hoffen auf eine günstige Gelegenheit, um zu fliehen …

_Eulen als Hauptfiguren_ in einer Fantasyreihe – warum nicht, wenn die Helden so liebenswerte Charaktere wie Soren und Gylfie sind. Der erste Band der Reihe, die es mittlerweile auch auf die Kinoleinwand geschafft hat, versteht es, kleine und große Leser ab etwa zehn Jahren zu verzaubern und sich von dem Abenteuer der kleinen Eulen fesseln zu lassen.

Protagonist Soren ist wenige Wochen alt, als er entführt und in ein spektakuläres Schicksal getaucht wird. Der winzige Schleiereulerich mausert sich in den nächsten Wochen und Monaten zu einem tapferen Eulenkind, das nichts unversucht lässt, um sich dem Regime zu entziehen. Zusammen mit der ein wenig älteren, aber dafür kleineren Elfenkäuzin Gylfie bildet er ein mutiges Gespann, dem man als Leser gerne das Beste wünscht. Soren ist vor allem zu Anfang ein bisschen naiv, sehr gutgläubig, etwas schüchtern und neigt dazu, leicht zu verzagen. Dagegen ist Gylfie ein energisches Eulenmädchen, das wilde Entschlossenheit zeigt und gerne die Führung übernimmt. Die beiden ergänzen sich gut und jeder für sich ist heilfroh, wenigstens einen Verbündeten gefunden zu haben. Weitere gelungene Charaktere sind das emsige Fleckenkauzmädchen Hortense, das die beiden Freunde zunächst nicht recht einschätzen können, die liebevolle Blindschlange Mrs. Plithiver, die bei Sorens Familie als Nesthälterin für Sauberkeit sorgte, der undurchschaubare Aufseher Grimbel, der möglicherweise auf ihrer Seite sein könnte und später noch der draufgängerische Bartkauz Morgengrau.

Auch wenn hier niedliche Eulenkinder die Hauptrolle spielen, ist der Roman keineswegs ein harmloses Märchen. Die Handlung entpuppt sich als wechselhaftes Fantasy-Abenteuer, in dem Gut und Böse einen heftigen Kampf ausfechten. Einige liebgewonnene Charaktere müssen im Laufe der Geschichte ihr Leben lassen, was bereits zeigt, dass man hier mit vielem rechnen muss, auch wenn sich natürlich alle Schilderungen im kindgerechten Rahmen bewegen. Das Eulenwaisenhaus Sankt Ägolius sammelte hunderte von vermeintlichen Waisenkindern, die zu willenlosen Sklaven herangezogen werden sollen. Die Strahlen des Mondes, das Ansprechen mit einer Nummer statt mit Namen und stundenlange Märsche sollen sie „mondwirr“ machen und ihren Verstand brechen, jegliche Fragen sind verboten und werden hart bestraft und vor den ersten Flugversuchen sorgen Fledermäuse dafür, dass die Kleinen dank Blutarmut zu schwach sind, um einen solchen Kraftakt zu vollbringen. Soren und Gylfie finden heraus, dass der Gedanke an die Legenden von Ga’Hoole und dem Eulenbund Glaux sie davon abhalten, mondwirr zu werden und sie geistig wach halten. Gegenüber den Aufseher müssen sie sich rund um die Uhr wie all die anderen Eulenkinder verhalten, die mechanisch sprechen, Befehle ausführen, ohne zu fragen und wie Schlafwandler durch die Gegend laufen. Insgeheim aber planen die beiden Rebellen ihre Flucht. Dafür müssen sie vor dem ersten Blutsaugen davonfliegen, denn danach werden sie zu schwach dafür sein. Immer wieder geraten sie in brenzlige Situationen und die Handlung bleibt bis zur letzten Seite spannend. Das düstere Waisenhaus, die dramatische Flucht und die langen Mondnächte verbreiten eine magische Atmosphäre und das Ende ist zwar gezwungenermaßen offen, da der zweite Teil direkt anschließt, aber ohne Cliffhanger, sodass man den ersten Teil des Abenteuers erst einmal sacken lassen kann – und sich auf den nächsten Band zu freuen, der die Legende um Ga’Hoole vertiefen wird.

Die Eulen werden in der Geschichte natürlich erheblich vermenschlicht, sowohl was Mimik als auch Gefühle betrifft. Trotzdem werden immer wieder Informationen über ihre Spezies eingeflochten. Kinder lernen beim Lesen ein wenig über die Aufzucht und das Heranwachsen von Eulenküken, über die verschiedenen Arten von Schleiereule über Raufußkauz bis hin zur Schneeeule, über ihr verschiedenes Aussehen oder die Nahrungsgewohnheiten. Das alles geschieht immer wie nebenbei, ohne dass man je das Gefühl hätte, belehrt zu werden, zeitweise ist es auch sehr lustig, wenn etwa von den ersten Stationen „Erste-Knochen“, „Erstes Fleisch“ und „Erstes-Fell“ eines Kükens oder von typischen Eulenschimpfwörter wie „Waschbärkacke!“ die Rede ist. Die Vermenschlichung wurde vielleicht an manchen Stellen übertrieben, etwas nervig ist außerdem die öfter auftauchende Formulierung „Bist du gaga?“, die zu salopp für den restlichen Stil des Buches ist. Zudem ist es bei einer Figur etwas zu unlogisch, wie schnell Gylfie merkt, dass sie hier einen Verbündeten vor sich haben, ein paar mehr Hinweise wären schön gewesen, um es realistischer zu machen, dass sie es riskiert, denjenigen direkt anzusprechen. Davon abgesehen gibt es aber so gut wie nichts zu bemängeln. Sehr schön ist auch das Personenverzeichnis am Schluss, das die wichtigsten Charaktere nochmal aufführt.

_Unterm Strich_ ist es der spannende und sehr unterhaltsame erste Teil einer Fantasy-Trilogie für Kinder ab etwa zehn Jahren. Eulen als Charaktere sind originell gewählt, der Leser erfährt einiges über ihre Lebensweise und die Handlung besticht durch Atmosphäre. Ein sehr lesenswertes Abenteuer für alle, die märchenhafte Gut-gegen-Böse-Geschichten im Stil von Harry Potter und Co. mögen.

_Die Autorin_ Kathryn Lasky, Jahrgang 1944 und aufgewachsen in Indianapolis, arbeitete zunächst als Lehrerin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Sie verfasste eine Reihe von Sachbüchern für Kinder, Bilderbüchern, „The Royal Diaries“ und die fünfzehnbändige Eulen-Reihe, deren ersten drei Teile auf Deutsch erschienen.

|Hardcover: 288 Seiten
Originaltitel: Guardians of Ga’Hoole: The Capture
ISBN-13: 978-3473368075|
[www.ravensburger.de]http://www.ravensburger.de
[www.kathrynlasky.com]http://www.kathrynlasky.com

RICHELLE MEAD – Seelenruf (Vampire Academy 05)

Rose Hathaway, der Heldin aus Richelle Meads Reihe „Vampire Academy“, ist einfach keine Ruhe vergönnt. In Band 5, „Seelenruf“, wird erneut ihr komplettes Leben auf den Kopf gestellt.

Nachdem es Rose nicht gelungen ist, ihren ehemaligen Geliebten, der sich in einen bösartigen Strigoi verwandelt hat, in Russland zu töten, kehrt sie frustriert nach Amerika zurück. An der St. Vladimir’s Academy macht sie mit Bestnote ihren Abschluss als Wächterin, das bedeutet, dass es danach ihre Aufgabe sein wird, die gutartigen Vampire, die Moroi, zu beschützen. Sie und ihre beste Freundin Lissa, die Letzte eines uralten Moroi-Geschlechts, hoffen, dass Rose Lissas Wächterin wird, doch ihre Chancen sinken rapide, als die beiden den Königshof der Moroi gehörig durcheinander wirbeln.

Rose erfährt, dass Victor Dashkov jemanden kennt, der einen Strigoi zurück in einen Menschen verwandelt hat. Dummerweise sitzt Victor aber hinter Gittern – weil er Lissa einmal entführt hat. Doch das ist kein Hindernis für Rose, die aufgrund ihres Temperaments einen gewissen Ruf hat. Gemeinsam mit ihren Freunden heckt sie einen Plan aus, um Victor aus dem Gefängnis zu befreien, doch natürlich läuft nicht alles glatt. Plötzlich steht Rose Dimitri gegenüber – und steht erneut vor der Frage, ob sie ihren Geliebten töten oder leben lassen soll …

„Seelenruf“ macht da weiter, wo „Blutschwur“ aufgehört hat. Anstatt ihre Bücher auf bloße Schulquerelen zu beschränken, entführt Mead den Leser auch dieses Mal zu fernen Schauplätzen. Alaska, Las Vegas, den Königshof der Moroi – leider gelingt es der Autorin nicht wirklich, diese Orte anschaulich zu schildern, doch es reicht, um die Handlung zu unterstützen. Die Geschichte selber ist randvoll mit Action, Gefühl und Intrigen, die Rose zu schaffen machen. Ihr schlechter Stand am Königshof sowie ihr hitziges Temperament sorgen für einige brenzlige Situationen, ihr Kampf um Dimitri ist etwas fürs Herz. Dabei bleibt dessen Schicksal lange unklar. Es wird allerdings zu schnell aufgelöst, nämlich ungefähr in die Mitte des Buches. Auch wenn das Ende einen wirklich mitreißenden Cliffhanger bereithält, liegt dazwischen eine kurze Durststrecke, während der nicht viel passiert.

Nachdem Rose in den vorherigen Bänden von der Schulrebellin zu einer erwachsenen, jungen Frau herangereift ist, zeigt sie sich in „Seelenruf“ wieder von ihrer kratzbürstigeren Seite. Am auf Etikette bedachten Hof eckt sie mit ihrer widerspenstigen Art immer wieder an und ihre Vorliebe für waghalsige Aktionen beschädigt ihren ohnehin schlechten Ruf noch mehr. Umso mehr begeistert sie den Leser mit ihren Aktionen gegen das Establishment. Ihr ohnehin schon runder Charakter bekommt dadurch noch eine zusätzliche Facette. So wie es in einer guten Buchreihe sein soll, entwickelt Mead ihre Hauptfigur in jedem Band weiter.

Geschrieben ist „Seelenruf“ gewohnt souverän. Die Autorin schafft es, die Geschichte in packende Worte zu fassen, ohne dabei die emotionale Seite zu kurz kommen zu lassen. Sie fasst sich kurz, aber präzise. Ihre Beschreibungen bieten einen guten Rahmen, lassen aber auch genug Spielraum für die Fantasie des Lesers. Roses Persönlichkeit spiegelt sie dabei sehr gut wider. Die Stimmung ist ernst und erwachsen, manchmal auch sarkastisch, aber selten so beschwingt humorvoll wie zum Beispiel die Bücher von Kim Harrison. Dies wäre an dieser Stelle allerdings auch deplatziert gewesen, da das Buch nun mal eine eher düstere Atmosphäre hat.

Auch im fünften Band der „Vampire Academy“-Reihe enttäuscht Autorin Richelle Mead nicht. Die Hauptperson Rose und ihr verzwicktes Privatleben, ihr gefährlicher Job und ein toller Erzählstil lassen „Seelenruf“ zu einer fesselnden Geschichte werden. Einziges Manko: Die Längen in der Handlung. Für diese entschädigt die Autorin aber mit einer unerwarteten Wendung und einem spannenden Cliffhanger, der Lust auf den nächsten Band in der Serie macht.

Broschiert: 432 Seiten
Originaltitel: Spirit Bound
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3802583469

http://www.egmont-lyx.de
http://www.richellemead.com

Curtis Klause, Annette – Blood and Chocolate

_Die 16 Jahre alte Viviane_ musste zusammen mit ihrem Rudel nach einem verheerenden Brand, bei dem sie ihren Vater verlor, umziehen. In ihrer alten Heimat war man dem Rudel auf die Schliche gekommen: Viviane und das Rudel sind keine Menschen, sondern „loup-garous“, Werwölfe.

Vivianes Vater war der Anführer des Rudels, und seit seinem Tod gibt es im Rudel einige Unruhen. Ein neuer Anführer muss dringend her, auch, um die Jugendlichen in den Griff zu kriegen. Da ein Anführer, mit dem alle Rudelmitglieder einverstanden sind, nicht gefunden wird, muss dieser nun durch einen Kampf bestimmt werden. Wird dies Einfluss auf Vivianes Leben nehmen?

Neben Viviane gibt es noch fünf weitere Jugendliche, alles Jungs, die schon vor dem Brand für einige Unruhe gesorgt haben und nun völlig außer Kontrolle geraten. Die „Fünf“ würden gerne Vivianes Herz erobern. Nicht nur, dass sie wunderschön ist, auch, dass ihr Vater Anführer war, zieht die Jungs an. Doch Viviane verliebt sich in einen Menschen names Aiden.

Dies wird vom Rudel nicht gerne gesehen, denn immerhin läuft Viviane so Gefahr, das ganze Rudel zu verraten. Eine unproblematische Beziehung ist auch nicht möglich, da Viviane sich zumindest bei Vollmond verwandeln muss. Wie soll sie Aiden ihr wahres Wesen begreiflich machen und wie wird Aiden reagieren?

_Kritik_

Bereits 1997 hat Annette Curtis Klause den Roman „Blood and Chocolate“ geschrieben. Dieser wurde 2007 verfilmt und nun vom |Heyne|-Verlag auf Deutsch veröffentlicht.

Erwartet wird nach dem Klappentext eine romantische Liebesgeschichte, doch diesem Anspruch kann der Roman leider nicht gerecht werden. Die Beziehung zwischen Aiden und Viviane entwickelt sich schnell, und Platz für viel Romantik bleibt da nicht, auch wenn Ansätze durchaus erkennbar sind. Leider fehlt es dabei an Tiefe. Die Bemühungen der Werwölfe, Viviane für sich zu gewinnen, bleiben dagegen unerkennbar, jedoch bleiben echte Bemühungen, Vivianes Herz zu erobern, völlig aus.

Die Autorin beschreibt die Beziehung zwischen Werwolf und Menschen sehr ‚realistisch‘, wobei allerdings die Aussage „Fleischjunges“ oft fällt, was auf den Leser durchaus befremdlich wirken kann. Positiv fällt auf, dass die Werwölfe nicht romantisch verklärt, sondern „artgerecht“ und damit wild und animalisch beschrieben werden. Dem Schreibstil der Autorin kann der Leser leicht folgen. Auf detaillierte Beschreibungen verzichtet die Autorin dabei fast völlig. Das Geschehen und auch die Umgebung wirken daher recht oberflächlich und blass konzipiert.

Lobenswert ist, dass die Autorin es schafft, eine abschließende Geschichte zu erzählen, und auch die Zielgruppe jugendlicher Leser dürfte erreicht werden. Die Geschichte wird aus der Perspektive eines Beobachters erzählt, der sich auf Viviane konzentriert. Die widerstrebenden Gefühle gegenüber dem Rudel und auch auf die Beziehung zu den Menschen werden dabei sehr gut erkennbar und verständlich hervorgehoben. Einerseits ist sie auf ihre Gestalt als Wolf sehr stolz, eine Beziehung zu einem Menschen scheint dabei aber so gut wie unmöglich. Da sie sehr in Aiden verliebt ist, fühlt sie sich teilweise sehr zerrissen.

Am Tod ihres Vaters fühlt sie sich mitverantwortlich und leidet unter ihren Schuldgefühlen. Ihre Mutter ist ihr da keine große Hilfe. Vielmehr gibt diese sich ihren Instinkten hin, die Tochter scheint ihr da egal zu sein.

Die Figurenentwicklung macht sich ansonsten kaum bemerkbar. Zudem sind die Protagonisten wenig einzigartig konzipiert, und das Unterscheiden funktioniert fast nur über die Namen. Gerade bei den Werwölfen des Rudels fehlen die charakterlichen Eigenheiten, die jedes Wesen einzigartig machen. Trotzdem wirken die Werwölfe an sich sehr lebensecht, das Tierische überwiegt dabei und die Mitglieder folgen eher den tierischen Instinkten, als dass sie menschlich wirken. Viviane ist schon aufgrund der Erzählperspektive der lebendigste Charakter unter ihnen, und die Geschichte stützt sich auf sie. Der Charakter von Aiden ist bemerkenswert überzeugend, wenn auch recht eindimensional entwickelt.

Das Buch erweist sich als absoluter Hingucker, denn das Cover ist sehr interessant gestaltet. Eine dunkelhaarige junge Frau ist zu sehen, und farblich ist das Cover in Brauntönen gehalten. Passend dazu sind der Titel und der Name der Autorin eingefügt. Der Klappentext ist allerdings verwirrend: „Eine magische Liebesgeschichte, die Millionen begeistert“ wird dort versprochen. Leider kann das Buch dies nur bedingt erfüllen.

_Fazit_

„Blood and Chocolate“ von Annette Curtis Klause ist eine nette und im Genre Fantasy angesiedelte, realistisch angehauchte Geschichte, die die Erwartungen jedoch nur bedingt erfüllen wird. Aufgrund des Klappentextes erwartet der Leser eventuell zu viel von diesem Buch.

Schön fand ich, dass die Werwölfe so beschrieben waren, wie man sich diese Rasse vorzustellen hat, ohne zu sehr menschlich zu wirken. Auf romantische Verklärung wird hier verzichtet, was durchaus eine Abwechslung darstellt.

Einige der dort getroffenen Aussagen fand ich sehr oberflächlich, insbesondere „Du musst mich doch lieben, ich bin doch schön“, die des Öfteren fällt, fand ich grenzwertig. Gerade bei Jugendbüchern finde ich wichtig, dass andere Werte hervorgehoben und vermittelt werden.

„Blood and Chocolate“ ist eine Geschichte, die die paranormalen Wesen einmal von einer anderen Seite beleuchtet, was interessant zu lesen ist und sich so deutlich von der Masse abhebt. Vergisst man bei dem Ganzen den Klappentext und geht nicht mit zu großen Erwartungen an dieses Buch heran, dürfte es durchaus lesenswert und erfrischend anders sein.

_Autorin_

Annette Curtis Klause wurde in Bristol, England geboren und kam als Teenager in die USA. Mit fünfzehn Jahren schrieb sie Vampir-Gedichte, die sie dann auch zu ihrem ersten Roman inspirierten. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Katzen in Hyattsville, Maryland und leitet als Bibliothekarin die Kinderbuchabteilung der Aspen Hill Community Library in Montgomery County. (Verlagsinfo)

|Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Originaltitel: Blood and Chocolate
ISBN-13: 978-3453266919|
http://www.heyne.de

Cast,, P.C. & Kristin – Ungezähmt (House of Night 4)

_|House of Night|:_

Band 1: [„Gezeichnet“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6374
Band 2: [„Betrogen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6277
Band 3: [„Erwählt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6550
Band 4: _“Ungezähmt“_
Band 5: „Gejagt“ (erscheint am 01.02.2011)
Band 6: „Versucht“ (erscheint am 01.05.2011)
Band 7: „Verbrannt“ (erscheint am 01.08.2011)

_Zwei Tage ist es nun her_, dass Zoey Redbird durch ihre Geheimniss, alle ihre Freunde vor den Kopf gestoßen hat, nun redet keiner mehr mit ihr.

Nur Aphrodite und Stevie Rae sind ihr geblieben und die beiden sind nach der Wandlung Stevie Raes verschwunden. So ist Zoey ganz auf sich allein gestellt. Sie kommt gerade von ihrer Stute Persephone, als sie von einer kaum zu benennende Angst überfallen wird. Die Luft scheint anders geworden zu sein und Zoey meint Flügelschlagen zu hören, als sie plötzlich von etwas Schattenhaftem angegriffen wird.

Panisch läuft sie zurück in die Schule und auf ihrer Hand erscheinen rote Striemen. Da sie nichts zu verlieren hat, setzt sie sich dann zum Essen an den Tisch ihrer Clique, wo sie erst einmal völlig ignoriert wird. Sie versucht mit den anderen ins Gespräch zu kommen, wird aber abgelehnt.

Dann endlich taucht Aphrodite wieder auf, allerdings mit schlimmen Nachrichten. Sie hatte wieder Visionen, dieses Mal sah sie Zoey tot und den Krieg, den Neferet den Menschen erklärt hat. Jedes Mal wenn Zoey in ihren Visionen starb, war sie allein, ohne Hilfe und Freunde. Um Zoes Leben zu schützen, redet sie mit den „Zwillingen“ Shaunee und Erin, Damian und Jack, um sie davon zu überzeugen, dass Zoey teilweise keine andere Chance hatte, als ihnen einiges zu verheimlichen.

Dass Zoey stirbt, will selbstverständlich niemand und so wird Zoey wieder in die Mitte ihrer Freunde aufgenommen. In den Visionen Aphrodites taucht außerdem eine alte Legende der Cherokee auf. Ein Anruf bei Zoeys Großmutter klärt es auf und Grandma Redbird steht den Jugendlichen bei und macht sich auf den Weg ins House of Night, um aus der Nähe helfen zu können.

Eine Überraschung gibt es an diesem Abend auch noch, die Anführerin aller Hohepriesterinnen, Shekinah, kommt das Internat besuchen, und nachdem sie feststellt, dass dort einiges im Unreinen ist, beschließt sie eine Weile zu bleiben.

Durch die Visionen Aphrodites steht fest, dass ein Kampf zwischen Gut und Böse immer unausweichlicher wird, sind die Jungvampyre diesem schon gewachsen?

_Kritik_

Mit |Ungezähmt|, dem vierten Teil der „House of Night“-Reihe hat das Mutter-Tochter Gespann P.C. und Kristin Cast den bisher stärksten Band geschrieben und damit ist ihnen eine große Steigerung zu den vorangegangenen Romanen gelungen.

|Ungezähmt| schließt direkt an seinen Vorgänger |Erwählt| an, die Geschichte geht zwei Tage nach den letzten Ereignissen weiter und erzählt auch diesmal nur von wenigen Tagen an dem Vampyr-Internat, die aber sehr ereignisreich verlaufen.

Der Sprachstil bleibt gewohnt jugendlich, reift aber mit den Charakteren. Dem Stil der Autorinnen kann der Leser gut folgen, er ist flüssig zu lesen und leicht zu verstehen. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz, von der ersten Seite an wird ein Spannungsbogen erzeugt, der sich steigend durch den Roman zieht und sich erst in einem packenden Showdown entlädt.

Eine große Rolle spielt diesmal eine Legende der Cherokee-Indianer, diese wird geschickt in das Geschehen eingewoben und bringt einen sehr interessanten und geheimnisvollen Aspekt in die Geschichte ein. Dadurch bekommt der Leser auch ein paar interessante Hintergrundinformationen zu Zoey selbst und ihrer Großmutter. Erzählt wird die Geschichte weiterhin aus der Zoey-Perspektive.

Auch eine Organisation, die „Street Cats“ bekommt hier einen wichtigen Auftritt und bereichert die Geschichte ernorm, auf menschlicher sowie auf tierischer Ebene. Die Protagonisten entwickeln sich in diesem Roman deutlich weiter. Lebensnah und glaubwürdig konzipiert, reifen diese mit den Ereignissen, denen die Charaktere ausgesetzt sind.

Über Zoey lässt sich erst einmal sagen, dass sie ohne verschiedene Liebhaber und ihre wirren Gefühle, gleich um einiges liebenswerter und interessanter wird. Der Leser erfährt so mehr von dieser außergewöhnlichen Protagonistin und auch ihr indianischer Hintergrund kommt mehr zum Tragen. Zoey ist durch die Ereignisse der letzten Wochen sehr gereift, wirkt verantwortungsbewusster und kümmert sich wieder mehr um das Wesentliche.

Eine Drehung um 180° hat ihre einstige Konkurrentin Aphrodite gemacht. Von der fiesen Zicke wandelt sich diese zu einer treuen Freundin, die ihr Inneres zwar noch gerne unter einer harten Schale versteckt, ihre positiven Seiten aber mehr und mehr zum Vorscheinen kommen lässt.

Außergewöhnlich ist der Charakter der Anführerin aller Hohepriesterinnen, Shekinah. Recht geheimnisvoll, aber dabei doch sehr vertrauenswürdig, steht sie sowohl Neferet, aber auch Zoey zur Seite.

Auch bekommen die jugendlichen Vampyre wertvolle Unterstützung aus ungewohnter Richtung. Die Nonne Schwester Angela steht Zoey bei einem schlimmen Ereignis zur Seite und bietet Hilfe, wo die Jungvampyre sie niemals vermutet hätten.

Auch die weiteren Charaktere sind vielschichtig und sehr interessant aufgebaut worden. Auch ein Charakter, von dem der Leser eine Wiederkehr erst einmal kaum erwartet hat, ist wieder dabei.

Das Cover ist passend zur Reihe gestaltet, auf dunklem Hintergrund wird eine junge Frau mit einem außergewöhnlichen Tattoo angestrahlt. Verschnörkelte Verzierungen, hervorgehoben durch Spotlack, machen das Cover zu etwas Besonderem. Lediglich der grün gehaltene Titel wirkt nicht besonders passend.

_Fazit_

Mit dem vierten Teil der „House of Night“-Reihe |Ungezähmt| hat das Autoren Gespann P.C. und Kristin Cast eine deutliche Steigerung zu de vorangegangenen Teilen geschaffen.

|Ungezähmt| ist der bisher beste Band der erfolgreichen Reihe und bietet Lesespaß bis zur letzten Seite.

Auch wer von dem dritten Teil |Erwählt| etwas enttäuscht war, sollte hier wieder zugreifen, die Autorinnen bieten eine spannende Geschichte mit unerwarteten Wendungen.

Der fünfte Teil |Gejagt| wird am 01.02.2011 erscheinen.

_Autor_

P.C. Cast und Kristin Cast sind das erfolgreichste Mutter-Tochter-Autorengespann weltweit. Sie leben beide in Oklahoma, USA. „House of Night“ erscheint in über 40 Ländern und hat weltweit Millionen von Fans.

|Gebundene Ausgabe: 538 Seiten
Originaltitel: Untamed. A House of Night Novel
Übersetzerin: Christine Blum
ISBN-13: 978-3841420046|
[www.fischerverlage.de]http://www.fischerverlage.de

_Nadine Warnke_

Marzi, Christoph – Grimm

_Was wäre wenn … _die alten Mythen und Märchen Wirklichkeit wären?

„Es war einmal …“, so begannen die Märchen stets, die Vesper Gold und ihre Schwester immer von ihrem Vater erzählt bekamen. Zum Abschluss immer die Worte „Mädchen, weicht vom Wege nicht!“. Mittlerweile ist die große Schwester tot und nach der Scheidung der Eltern ist die 17-jährige Vesper mit ihrer Mutter von Berlin nach Hamburg gezogen.

An einem düsteren Herbsttag erfährt Vesper in den Nachrichten von dem Tod ihres Vaters, einem berühmten Regisseur. Wäre das nicht genug, steht Vesper am nächsten Tag als Vollwaise da, auch ihre Mutter kommt auf rätselhafte Weise plötzlich ums Leben.

Es geschehen merkwürdige Dinge in Hamburg und ganz Europa. Alle Kinder fallen zeitgleich in einen fünfminütigen, tiefen Schlaf, die Ärzte sind ratlos. In der folgenden Nacht haben alle Eltern dann einen gemeinsamen, schrecklichen Albtraum.

An diesem grauen Herbsttag melden sich die Vesper bekannten Märchen mit ganzer Kraft zurück. Wölfe und andere märchenhafte Wesen tauchen auf und verfolgen sie. Für Vesper die einen geheimen Schlüssel von ihrem Vater bekam beginnt ein düsteres und geheimnisvolles Abenteuer. Ihr zur Seite stehen der geheimnisvolle Jonathan Andersen und der junge Leander Nachtsheim.

_Kritik_

Mit |Grimm| erzählt Christoph Marzi Märchen einmal anders. Nicht romantisch verklärt, sondern eher düster und unheimlich, werden die einzelnen Figuren der Märchen und Mythen hier beschrieben.

Dem facettenreichen Schreibstil des Autors kann der Leser gut folgen. Christoph Marzi beschreibt die Orte der Handlung sehr genau und ausführlich. Einerseits fällt dem Leser die bildliche Vorstellung dadurch sehr leicht, allerdings kommt es dadurch teilweise zu Längen und die Handlung lässt auf sich warten. Dies stoppt den Lesefluss aber kaum. Der Spannungsbogen ist sehr intelligent und präzise eingebaut und aufgrund dessen bleibt der Leser bei der Stange.

Eine wichtige Rolle in |Grimm| spielen die Märchen der Gebrüder Grimm und eine interessante Idee, wie es zu diesen Geschichten gekommen sein könnte. Die liebenswürdigen Figuren der Märchen stellen sich hier dann mal ganz anders dar, und wie es dazu gekommen ist, diese zu „erfinden“ und aufzuschreiben, ist ein interessanter Gedanke. Auch kombiniert der Autor wieder einmal geschickt Fakten mit Fiktion. Dem Leser, der auch mal hinter die Kulissen schaut, wird so manche Überraschungen geboten.

Einmal spielt der Roman im bekannten Hamburg, die Protagonisten kommen rätselhaften Todesfällen auf die Spur und in ganz Europa kommt es zu merkwürdigen Vorfällen. Mit Fortschreiten der Geschichte wird erst einmal alles noch viel undurchsichtiger und mysteriöser. Erst in der Welt der Märchen und der Schneekönigin schlüsselt sich dann alles auf.

Befremdlich mag dabei wirken, dass die Bevölkerung trotz der seltsamen Vorgänge, gerade bei den schlafenden Kindern, so ruhig bleibt. Etwas mehr Aufregung, Verzweiflung oder gar Panik seitens der Bevölkerung wäre realistischer gewesen.

|Grimm| wird aus der Perspektive eines Beobachters erzählt, der sich vor allem auf Vesper Gold konzentriert. Allerdings lässt er andere wichtige Figuren wie Jonathan Andersen und Leander Nachtsheim durchaus zu Wort kommen, sodass man diese auch kennen lernt, selbst wenn Jonathan Andersen sehr rätselhaft bleibt.

Auch die Protagonisten sind sehr facettenreich und detailliert dargestellt, manche bleiben trotzdem zwar erst einmal sehr rätselhaft, dieses tut dem Spannungsbogen allerding sehr gut, möchte der Leser doch wissen, wie diese Protagonisten zu all dem stehen. Vesper Gold ist klar gezeichnet und wirkt sehr sympathisch, sie hat eine Menge Eigenschaften, die sehr positiv sind. Sie kümmert sich um andere, ist mutig und gibt nicht so leicht auf. Diese Eigenschaften teilt auch Leander Nachtsheim, der auf seine Art punkten kann. Geheimnisvoll kommt Jonathan Andersen daher, gehört dieser Charakter zu den wirklich Guten oder führt er etwas im Schilde? Dies bleibt lange schleierhaft und somit ist er ein sehr interessant konzipierter Charakter. Die weiteren Figuren sind sehr blass dargestellt, erst zum Ende hin erfährt der Leser, was diese wirklich wollen und warum einige Ereignisse passiert sind.

Die Covergestaltung von |Grimm| kann man nur als gelungen bezeichnet. In goldenen Käfigen sind die Märchen gefangen. Vor blauem Hintergrund sind Titel und der Autor genannt, der Titel ist dabei mit Spotlack hervorgehoben. Der Buchrücken ist in Rot gehalten und passend zum Cover sind auch hier Autor und Titel genannt. Mit 560 Seiten ist das Buch recht dick und zusammen mit der Ausstattung seinen Preis wert.

_Fazit_

Mit |Grimm| hat der Autor Christoph Marzi mal wieder einen wunderbaren Fantasyroman geschrieben, der durch interessante Ideen und liebenswürdige Charaktere sowie einer einzigartigen Atmosphäre überzeugt.

Das Buch liest sich sehr flüssig und kann mit einer Menge Spannung aufwarten. Lediglich das Ende ist etwas kurz gehalten.

|Grimm| von Christoph Marzi bekommt von mir trotz winziger Schwächen eine klare Leseempfehlung für alle, die durch Märchen, Mythen und Fantasy zu begeistern sind.

_Autor_

Christoph Marzi, Jahrgang 1970, wuchs in Obermending nahe der Eifel auf, studierte in Mainz und lebt heute mit seiner Familie im Saarland. Mit dem sensationellen Erfolg seiner Trilogie um die |Uralte Metropole| („Lycidas“, „Lilith“ und „Lumen“) hat er sich einen festen Platz als deutscher Fantasy-Autor erobert.

|Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
ISBN-13: 978-3453266612|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

_Nadine Warnke_

_Christoph Marzi bei |Buchwurm.info|:_
[„Lycidas“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1081
[„Lilith“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2070
[„Lumen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3036
[„Malfuria“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3398
[„Malfuria – Die Hüterin der Nebelsteine“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4167
[„Fabula“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4503
[„Somnia“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5446

Isau, Ralf – verbotene Schlüssel, Der

Innerhalb kürzester Zeit hat Sophia sowohl ihre Eltern als auch ihren Großvater verloren. Ihren Großvater hat sie zwar nicht gekannt, aber das macht es nicht wirklich leichter, zumal ihr Großvater ihr seine gesamte Habe vermacht hat. Darunter sind auch ein handgeschriebenes Buch sowie ein rotes Samtkästchen. In Letzterem befindet sich ein überaus kostbares Fabergé-Ei.

Der alte Mann, mit dem Blindenstock allerdings ist ganz offensichtlich nicht hinter dem Schmuckstück her, sondern hinter seinem Inhalt! Und plötzlich ist Sophia auf der Flucht …

Ralf Isau hat seine Geschichte über mehrere Jahrtausende und zwei Welten verteilt.

Die eine Welt ist die Realität, in der Sophia lebt. Sophia ist zwar intelligent, aber auch neugierig. Und da sie natürlich kein Wort von dem glaubt, was ihr Opa in seinem Buch geschrieben hat, tut sie einiges, was sie besser hätte bleiben lassen.

Die andere Welt heißt Mekanis. Mekanis ist das Reich von Oros, dem Herrn der Zeit, und alle seine Untertanen sind Maschinen. Oros arbeitet seit Jahrhunderten daran, seine Welt mit der Realität zu verbinden, mit dem endgültigen Ziel, beide gegeneinander auszutauschen. Da er auf die Realität nicht direkt einwirken kann, ist er darauf angewiesen, Menschen zu beeinflussen.

Einer, der fast von Anfang an dabei war, ist Theo. Theo stammt aus Cäsars Zeiten und ist damit weit über tausend Jahre alt. Weil er den weitaus größten Teil davon in Mekanis verbracht hat, hat er sich sozusagen sein kindliches Wesen bewahrt: Er ist unschuldig und vertrauensvoll. Was nicht heißen soll, dass er naiv wäre. Oros kennt er inzwischen gut genug, um ihm nicht zu trauen.

Die Charakterzeichnung ist durchaus detailliert. Keine der Figuren ist nur auf ihre Funktion in der Geschichte beschränkt. Dennoch will echte Tiefe nicht aufkommen, nicht einmal im Zusammenhang mit der zarten Romanze zwischen Sophia und Theo.

Das liegt zu einem Großteil daran, dass die Handlung – vor allem zu Beginn – so überstürzt und hektisch verläuft. Kaum hat Sophia die Wohnung ihres Großvaters verlassen, wird sie von Oros verfolgt, und es scheint, dass es nirgendwo auf der Welt einen Ort gibt, wo ihr Verfolger sie nicht aufspüren kann. Außerdem gerät Sophia auch nach Mekanis, wo sie wiederum von Oros Schergen verfolgt wird. In Mekanis trifft sie auch Theo, der ihr in den wenigen kurzen Atempausen aus der Vergangenheit erzählt.

Insgesamt ist die Handlung durch die häufigen Wechsel zwischen den vielen Orts- und Zeitebenen ziemlich sprunghaft geraten. Zwar hat der Autor das Ganze sauber aufgebaut, sodass der rote Faden jederzeit problemlos verfolgt werden kann. Allerdings wirkt der Verlauf dadurch doch etwas abgehackt, so ruckelnd wie die Bewegungen von Oros‘ Maschinen.

Flair erhält die Geschichte durch die Verarbeitung verschiedener Mythen, darunter Ys und Atlantis sowie die Umdeutung einiger geschichtlicher Fakten wie die Kalenderreform von Papst Gregor XIII. Im Mittelpunkt steht dabei die Weltenmaschine, eine Art Uhr, die das Funktionsprinzip des gesamten Kosmos abbildet und dadurch Macht über die Zeit verleiht. Pate für diese Weltenuhr stand der Mechanismus von Antikythera, ein komplexes Instrument aus Zahnrädern und Zeigern, das im Jahr 1900 in einem Schiffswrack entdeckt wurde und wohl hauptsächlich astronomischen Zwecken diente.

Mit Hilfe dieser Weltenuhr will Oros sein Ziel erreichen, doch kann die Uhr nur von jemandem bedient werden, der unschuldig ist wie ein Kind. Theo kann die Uhr bedienen, und Sophia. An dieser Stelle wird es philosophisch. Denn diese beiden können nicht nur die Uhr bedienen, ihre Berührung beseelt auch Oros‘ Maschinen, gibt ihnen Gefühle und einen freien Willen. Unwillkürlich fragt sich der Leser, wie groß die Macht der Unschuld wohl tatsächlich ist. Dazu kommen Gedanken über das Wesen und die Auswirkungen von Ideen oder über die Technisierung unserer Welt, die der Autor gewohnt dezent und leise nebenbei einfließen lässt.

Diese Mischung aus Mythen, historischer Recherche und Philosophie verleiht dem Buch das gewisse Etwas, trotz des ausgesprochen unruhigen und gehetzten Handlungsverlaufs. Die Protagonisten sind zwar nicht allzu intensiv gezeichnet, aber sympathisch und gute Identifikationsfiguren für Jugendliche. Die Grundidee ist ungewöhnlich und daher eine angenehme Abwechslung zum üblichen Fantasy-Einerlei, und bis auf ein paar kleine, unbedeutende Details ist die Ausarbeitung frei von logischen Brüchen. Ein interessantes und lesenswertes Buch für Zwölf- bis Vierzehnjährige.

Ralf Isau war ursprünglich in der Informatik tätig und schrieb seine Bücher nebenher. Sein erster großer Erfolg war die Neschan-Trilogie, seither hat er eine ganze Reihe von Romanen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene veröffentlicht. Inzwischen ist er hauptberuflicher Schriftsteller und mit bis zu vier Romanen pro Jahr enorm produktiv. Sein nächstes Buch unter dem Arbeitstitel „Der Nebelwächter“ soll im Frühjahr nächsten Jahres erscheinen.

Gebundene Ausgabe: 505 Seiten
ISBN-13: 978-3570138342

http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/index.jsp
http://www.isau.de/index.html

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Lo, Malinda – Ash

_Aisling, genannt Ash,_ lebt mit ihrer Familie dicht an einen großen Wald und wird behütet mit den alten Sagen und Märchen ihrer Heimat groß. Mit zwölf Jahren wird sie dann zur Halbwaise, denn ihre Mutter stirbt nach einer kurzen, aber umso heftigeren Krankheit. Ash vermisst ihre Mutter sehr und ist in ihrer tiefen Trauer um sie gefangen. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als ihre Mutter zurückzubekommen, und meint auch so manches Mal, diese wäre nicht wirklich tot, sondern in der Gewalt der Feen.

Ihr Vater, der im weit entfernten königlichen Palast arbeitet, kommt nach einer längeren Reise nicht alleine zurück: Ihn begleiten seine neue Frau Lady Isobel und deren Töchter Ana und Clara. Noch nicht einmal den Tod der Mutter verwunden, und schon muss Ash sich an die neue Familie gewöhnen, die ihr nur wenig Herzlichkeit entgegenbringt!

Nur kurz darauf erkrankt auch Ashs Vater schwer, und entgegen der Warnung der Kräuterhexe des Ortes mutet Lady Isobel dem schwerkranken Mann eine lange und beschwerliche Reise in ihre Heimat nahe der Königsstadt zu, um ihn dort zu den Ärzten zu bringen. Maire Solanya, die Kräuterhexe, warnt sie noch, dass der typische Aderlass Ashs Vater umbringen würde. Die stolze Lady Isobel schlägt alle Warnungen in den Wind, und so passiert das Schreckliche: Ash, die gerade erst ihre geliebte Mutter verloren hat, muss nun auch noch den Tod des Vaters ertragen.

Kurz nach dem Tod ihres Vaters, muss Ash einsehen, dass das Schlimmste noch nicht vorbei ist. Zeit zum Trauern wird dem jungen Mädchen nicht gelassen: Lady Isobel schützt schwere Schulden des toten Ehemannes vor, um Ash ohne schlechtes Gewissen zur Dienstmagd zu degradieren. Ash muss nun ihre Stiefmutter und die Stiefschwestern bedienen und sich demütigen lassen.

Wann immer Ash kann, flüchtet sie in die nahen Wälder, in der Hoffnung, von Feenmännern entführt zu werden. Auch dass dies ihren Tod bedeuten würde, nimmt Ash gerne in Kauf. Eine neue Bekanntschaft ändert dann aber alles in Ashs Leben, als der Königssohn mit seiner Jägerin und dem Hofstaat in das Dorf kommt, in dem Ash lebt …

_Kritik_

Mit dem zauberhaften Roman „Ash“ hat Malinda Lo ihren ersten Titel veröffentlicht. Die Autorin beschreibt die Orte der Handlung sehr detailliert und entführt den Leser so in ihre phantastische und verträumte Welt. Malinda Lo hat eine Welt konzipiert, in die der Leser perfekt eintauchen kann, eine bildliche Vorstellung fällt dabei auch aufgrund des facettenreichen Stils sehr leicht.

Das Grundgerüst, auf das sich dieser Roman stützt, ist das bekannte Märchen „Aschenputtel“, aber der Leser sollte sich dabei nicht täuschen lassen, denn dieses Buch ist trotzdem etwas ganz Eigenes. Viele Gemeinsamkeiten mit der Vorlage und trotzdem ganz eigene Ideen erschaffen eine märchenhafte Geschichte. Die Autorin verfügt über eine große Anzahl eigener Ideen, die in diesen Roman einfließen. Bereits die Märchen, die in diesen Roman eingeflochten werden, beweisen, dass die Autorin über jede Menge erzählerisches Potenzial verfügt. Dabei bedient sie sich eines einfach zu lesenden Stils, dem der Leser leicht folgen kann. Die Nebengeschichten über die Feenwelt, die die Autorin geschickt einfließen lässt, passen sich stilvoll dem Plot an.

Aufgeteilt ist der Roman in zwei Teile. Der erste Teil, |Der Feenmann|, beschreibt Ashs Trauer und die ersten Kontakte mit der Welt der Feen sowie dem alten Glauben. Im zweiten Teil, |Die Jägerin|, verbindet sich dann der traditionelle Glaube mit der Welt, die sich im Wandel der Zeit befindet.

Erzählt wird „Ash“ aus der Perspektive eines Beobachters, der sich auf Ash konzentriert und den Leser aus ihrer Sicht an dem Geschehen teilhaben lässt. Dies ist sehr interessant und abwechslungsreich gestaltet. Was genau Ash dann zum Ende des Buches wirklich will, bleibt, obwohl man diese Protagonistin gut kennenlernt, vorerst schleierhaft.

Nachdem die Autorin eine wirklich bildlich vorstellbare Welt geschaffen hat, lässt sie ihre Protagonisten recht eindimensional erscheinen. Lediglich Ash lernt man etwas genauer kennen, die weiteren Figuren sind eher blass konzipiert und erhalten kaum ein eigenes Gesicht. Eine lebendige Vorstellung gelingt daher nur sehr schwer.

Das Cover des handlichen Buches ist in grauen Tönen gehalten, lediglich durch das weiße Kleid von Ash und den helllila Schriftzug aufgehellt. Das Buch wirkt etwas traurig, was aber perfekt zu der Geschichte des mittellosen Waisenmädchens passt. Was auch erwähnenswert ist, ist der Kaufpreis. Trotzdem es sich um ein – wenn auch recht schmales – gebundenes Buch handelt, ist der Preis nicht überzogen, sondern passt zum Format.

_Fazit_

Malinda Lo hat mit ihrem Debütroman „Ash“ einen mutigen, märchenhaften Roman geschrieben, der trotz des bekannten Plots mit einem überraschenden Ende punkten kann. Wer Märchen, Mythen und Romane um die Kraft der Liebe mag, sollte sich „Ash“ auf keinen Fall entgehen lassen. Ich hoffe, von Malinda Lo noch einiges zu lesen. Traditionelle Märchen, in diesem Fall mit einigen überraschenden Wendungen, faszinieren die Leser immer wieder aufs Neue.

_Autor_

Malinda Lo wurde 1974 in China geboren und wuchs in Amerika auf. Sie war gerade zwölf Jahre alt, als sie ihr erstes Gedicht an eine Zeitschrift verkaufte. Malinda Lo studierte am renommierten Wellesley College, in Harvard und Stanford. Später arbeitete sie als Lektoratsassistentin bei einem großen amerikanischen Verlag und als Journalistin. Malinda Lo hat in Boston, New York, London, Peking, Los Angeles und San Francisco gelebt, bevor sie sich mit ihrer Lebensgefährtin in einem kleinen Ort im nördlichen Kalifornien niederließ. „Ash“ ist ihr erster Roman. (Verlagsinfo)

|Gebundene Ausgabe: 268 Seiten
Originaltitel: Ash
ISBN-13: 978-3426283448|
[www.pan-verlag.de]http://www.pan-verlag.de

_Nadine Warnke_

Pearce, Jackson – Drei Wünsche hast du frei

_Lange Zeit waren sie_ ein Paar, Viola und Lawrence – bis Lawrence sein Coming-out hat und für Viola eine Welt zusammenbricht. Viola ist tieftraurig, sehr verletzt und fühlt sich unendlich einsam und zu niemandem gehörig. Da war sie über Jahre die Freundin eines der coolsten Typen, und nun steht sie alleine da. Viola hat das Gefühl, nicht mehr vollständig zu sein, als fehlte ein wichtiges Stück ihrer selbst.

Lediglich ihr Hobby, das Malen, scheint ihr geblieben. Aber auch da macht sich Unzufriedenheit breit, sehen doch die Bilder der anderen so viel besser und einzigartiger aus. Ihre Eigenen dagegen empfindet Viola als gewöhnlich und unbedeutend.

In dem tiefen Wunsch, wieder „ganz“ zu sein und dazuzugehören, beschwört Viola dann versehentlich einen Dschinn. In der Shakespeare-Stunde traut sie ihren Augen kaum, denn auf dem Tisch neben ihr sitzt plötzlich ein wunderschöner Junge mit golden schimmernder Haut. Niemand außer ihr scheint ihn zu bemerken, und nachdem der Fremde sie lange angeschaut hat, verschwindet er ebenso plötzlich.

Nachdem sich der Junge noch mehrmals zeigt, offenbart er sich ihr, reichlich genervt von den Menschen, Frauen/Mädchen insbesondere, und bittet sie, die drei Wünsche doch möglichst schnell zu äußern. Doch da ist er bei Viola an die Falsche geraten, denn ihrem Kummer durch Wünsche zu entkommen, erscheint ihr mehr als nur falsch. Wie soll sie dann noch wissen, was wahr ist? Ihr Leben will sie so nicht gestalten und dem Kummer lieber durch eigene Kraft entkommen.

Dschinn ist darüber nicht sehr glücklich. In dieser Welt altert er und will daher so schnell wie nur irgend möglich zurück in seine Heimat Caliban. Viola wird ihn dann vergessen und er kann sein gewohntes Leben weiterführen. Dazu gezwungen, nun Zeit mit Viola zu verbringen, bricht Dschinn alle Gesetze der Ältesten im Umgang mit den Menschen. Langsam entsteht eine tiefe Freundschaft, die Grenzen zwischen Dschinn und Herrin lösen sich zunehmend auf und zarte Bande der Freundschaft und Liebe binden Dschinn mehr und mehr an Viola.

Dies ruft einen Ifrit, einen Gesetzeshüter der Dschinn, auf den Plan, der Dschinn an seine Aufgabe erinnert. Dschinn, der sich von Viola noch nicht trennen mag, kann den Ifrit beschwichtigen und schindet noch mehr Zeit, bevor Viola gezwungen wird, ihre Wünsche zu äußern.

_Kritik_

Mit „Drei Wünsche hast du frei“ hat die junge Autorin Jackson Pearce ihren geschmackvoll romantischen Debütroman geschrieben. Dieser besticht durch eine wunderschön zarte Liebesgeschichte, die sich den jugendlichen Protagonisten authentisch anpasst.

Die Autorin bedient sich eines jugendlichen Schreibstils, der nichts an Lebendigkeit vermissen lässt. Auch ihre Art, sich in Metaphern auszudrücken, wirkt vorwiegend sehr romantisch und lässt wunderbare Bilder im Kopf des Lesers entstehen. Die Umgebung beschreibt die Autorin sehr detailreich. Flüssig zu lesen, macht der Roman so schon jede Menge Spaß und eignet sich hervorragend für einen verregneten Sonntagnachmittag. Lediglich das bei der Übersetzung ausgelassene „Yeah“ passt nicht in den sonstigen Stil und nervt nach einiger Zeit.

Mit ihrer fein konzipierten Liebesgeschichte fesselt Jackson Pearce den Leser förmlich an das Geschehen und die Atmosphäre tut ihr Übrigens dazu. Zeitweise liest sich der Roman zwar etwas langatmig, aber dies nie lange, und die Geschichte entwickelt sich sogleich interessant weiter. Auch die Idee der Autorin, wie sie Dschinn und seine magische Welt darstellt, ist außergewöhnlich und hebt sich von der breiten Masse deutlich ab.

Besonders gut transportiert die Autorin auch die wahren Werte, die nicht durch Geld, Beliebtheit und eine künstlich erzeugte Liebe ersetzt werden können, sondern selber erarbeitet erden müssen. Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Viola und Dschinn, was dazu beiträgt, dass der Leser beide Charaktere kennenlernt und ihre Entscheidungen nachvollziehen und verstehen kann.

Die Protagonisten sind allesamt sympathisch und glaubwürdig entwickelt. Dabei hat die Autorin ihr Hauptaugenmerk auf die Hauptfiguren gelegt, die über eine Fülle von Charaktereigenschaften verfügen. Viola wird anfangs zerrissen dargestellt, besitzt trotzdem aber hohe Werte, die sie nicht durch pures Wünschen erreichen will, sondern sich nicht scheut, für ihre Wünsche einiges zu tun. Da verzeiht man ihr fast ihren ab und an auftauchenden Egoismus und das Selbstmitleid, in dem sie gelegentlich versinkt. Dschinn, anfangs mehr als genervt, hat sie mit Sprüchen ausstaffiert, die den Leser zum Schmunzeln bringen. Er entwickelt sich durch Viola weiter und merkt bald, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Auch Lawrence ist facettenreich dargestellt. Lediglich die Nebendarsteller lassen Detailreichtum vermissen und wirken recht blass und oberflächlich neben den Handlungsträgern.

Die Gestaltung des Covers lädt zum Träumen ein, in hellen Blau-Weiß-Tönen gehalten und mit wunderschönen Ranken, die teilweise durch Spotlack in Szene gesetzt werden. Diese Ranken finden sich zu Beginn jedes Kapitels wieder. Auch das Softcover, das an ein gebundenes Buch erinnert und trotzdem die Leichtigkeit eines Taschenbuchs aufweist, ist eine gelungene Idee des Verlages.

_Fazit_

Mit „Drei Wünsche hast du frei“ hat Jackson Pearce einen zauberhaften, zum Träumen einladenden Roman vorgelegt. Ein wundervolles Märchen, das Jung und Alt gleichermaßen zu bezaubern weiß. Ich hoffe, von dieser Autorin noch viel zu lesen.

_Autorin_

Jackson Pearce wurde 1984 in North Carolina geboren. Sie liebt süßen Eistee, Popmusik und die Vormittagsvorstellung im Kino, wenn sie den Saal fast für sich alleine hat. Jackson Pearce lebt mit einer schielenden Katze und einem leicht außerirdisch aussehenden Hund in Atlanta, Bundesstaat Georgia. (Verlagsinfo)

|Gebundene Ausgabe: 285 Seiten
ISBN-13: 978-3426283363
Originaltitel: As You Wish|
[www.jacksonpearce.com]http://www.jacksonpearce.com
[www.pan-verlag.de]http://www.pan-verlag.de

_Nadine Warnke_

Rick Yancey – Der Monstrumologe

Die Handlung:

New Jerusalem, 1888: Der Waisenjunge Will Henry arbeitet als Assistent des kauzigen Dr. Warthrop, der sich auf ein ganz besonderes Gebiet spezialisiert hat: Er ist Monstrumologe, das heißt, er studiert Monster und macht notfalls Jagd auf sie. Eines Tages macht ein Grabräuber einen schrecklichen Fund: eine Leiche, in die sich ein zahnbewehrtes Monster verbissen hat. Der Doktor weiß, diese Monsterart ist äußerst gefährlich, da sie Menschen tötet und sich rasend schnell vermehrt … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Beim Thema „Jugend-Horror“ bin ich immer sehr vorsichtig. Darren Shan hat mit seiner gleichnamigen Vampir-Reihe bewiesen, dass es durchaus gruselige Jugendbücher geben kann, die nicht zu brutal sind. Mit seiner „Demonata“-Serie allerdings griff er für meinen Geschmack zu sehr in den Splatter-Topf. Und das, obwohl auch diese Bücher auf Kinder und Jugendliche abzielen.

Wie hoch ist also der „Splatter-Faktor“ im „Monstrumologen“? Sehr hoch! Zu hoch! Auch wenn der Roman den „Michael L. Printz Award“ für „Excellence in young adult literature“ gewonnen hat, würde ich diese Geschichte keinem angehenden Teenager guten Gewissens empfehlen. Vielleicht bin ich aber auch nicht abgestumpft genug, weil ich die „Saw“-Filme widerlich finde. Der Verlag empfiehlt das Buch Lesern ab 14 Jahren, ich würde noch ein paar Jahre draufpacken, auch wenn einer der Protagonisten noch ein Junge ist.

Die Monster, auf die hier Jagd gemacht wird, sind kopflos, haben jede Menge Zähne (auf Bauchhöhe) und Augen in den Schultern. Diese „Anthropophagen“ stammen ursprünglich aus Afrika und sind keineswegs Zombies, sondern ziehen sogar ihre eigenen Kinder groß. Und wenn sie nicht die Bewohner der näheren Umgebung abschlachten würden, dann würde der Hörer direkt Mitleid für diese Kreaturen empfinden, die hier gejagt und getötet werden. Denn eigentlich wollen sie auch nur leben, genau wie die Menschen, die auf sie Jagd machen.

Schade ist, dass sich die gesamte Geschichte auch mehr oder weniger nur um die Jagd auf eine einzige Monsterart dreht, aber vielleicht gibt es pro Band der Serie jeweils eine neue Gattung, die es zu töten gilt.

Am bedauerlichsten ist allerdings, dass der Autor oftmals zu sehr auf Schock setzt, anstatt dem Hörer eine spannende Geschichte zu servieren. So beschreibt er immer wieder viel zu detailliert, wo ein Hinweis ausgereicht hätte, um das Kopfkino des Publikums in Gang zu setzen. Das wird schon am Anfang deutlich, als der Monstrumologe die Autopsie an einer jungen Frau durchführt, in die sich ein Monster verbissen hat. Absolut kein Stoff für ein Jugendbuch.

Das Hörerlebnis:

Außer der Einführungsmusik, während welcher der Sprecher vorgestellt wird, gibt es keinerlei Hintergrunduntermalung. Relativ zügig fängt der Sprecher an, die widerliche Autopsie an der jungen Frau zu beschreiben. Und als wäre die Szene noch nicht abstoßend genug, liest Christoph Wortberg immer abwechselnd in furiosem Stakkato und leiser Zurückhaltung, sodass es beim Hörer ein zusätzlich unangenehmes Gefühl hinterlässt.

Die Charaktere des Buches sind nicht einnehmend beschreiben. Es baut sich keine Beziehung zu ihnen auf, nicht einmal zu dem bedauernswerten Will Henry, der einfach nur ein armes Kind ist. Diesen liest Wortberg zwar passend, sehr schüchtern und leise, um dann im nächsten Moment dem Hörer aber als Monstrumologe ins Ohr zu brüllen. Teilweise überträgt er die Manie des Monstrumologen auch auf die Stellen, in denen nicht gesprochen wird, sodass die Trennung zwischen wörtlicher Rede und Szenenbeschreibung nicht immer leichtfällt.

Außerdem stellt der Sprecher die einzelnen Charaktere fast ausschließlich durch verschiedene Lautstärken dar, weniger durch das Verstellen der Stimme. Das macht die Unterscheidung der verschiedenen Charaktere nicht so leicht wie bei anderen Sprechern.

Der Sprecher:

Christoph Wortberg erlangte erste Bekanntheit in der Rolle des Frank Dressler in der ARD-Serie „Lindenstraße“. Seither wirkte er in zahlreichen Theater- und TV-Produktionen mit. Er lebt als Schauspieler und Autor in Köln und schreibt Drehbücher und Romane.(Verlagsinfo)

Die Ausstattung:

Die Aufmachung dieser Lesung ist |Lübbe|-typisch ansprechend gestaltet: eine aufklappbare Pappbox mit Einschüben, in denen die sechs CDs stecken, alles komplett in schwarz gehalten.

Auf den Einschubtaschen gibt es Informationen zu Autor und Sprecher sowie eine weiße Zeichnung einer halben Wirbelsäule. Auch auf den CDs sind unterschiedliche gezeichnete Motive in weißer Farbe zu finden. Eine Knochenschere, ein Stethoskop, eine Knochensäge und weitere medizinische Werkzeuge sind hier zu sehen.

Das Cover ziert das gezeichnete Motiv, das auch auf dem Buch zu finden ist. Der einzige Farbklecks befindet sich auf einem Tisch … es ist ein Blutfleck, was nicht verwundert. Sowohl das Titelmotiv als auch der Klappentext suggerieren, dass es sich hier zwar um eine gruselige Geschichte handelt, die aber doch für angehende Jugendliche passend ist.

Aufgrund der aufgedruckten Infos vermisst man hier auch das Booklet nicht. Die Tracks auf den CDs sind zwischen drei und sieben Minuten lang, was eine angenehme Dauer ist, wenn man mal zwischendurch aufhören möchte oder muss. So findet der Hörer wieder schnell an die verlassene Stelle zurück.

Die Serie:

Der zweite Teil der „Monstrumologist“-Serie erschien am 12. Oktober 2010 unter dem Titel „The Curse of the Wendigo“ als englische Originalausgabe. Wann und ob dieser Teil auch auf Deutsch veröffentlicht wird, hängt wohl vom Erfolg und den Verkaufszahlen des „Monstrumologen“ ab. (Nachtrag vom 24.06.2015: Die Folgebände sind tatsächlich auf Deutsch als Buch erschienen, ein weiteres Hörbuch gabs allerdings nicht.)

Mein Fazit:

Nichts für schwache Nerven und nichts für Kinder! Wer das Risiko von Alpträumen nicht scheut, der kann mit dem Monstrumologen auf Monsterjagd gehen. Wer aber wenig für Splatter übrig hat, der sollte diese Geschichte besser meiden. Der Sprecher passt mit seiner Interpretation der Charaktere zum Buch, was nicht wirklich ein Kompliment ist, sondern eine konstante Unruhe bei mir auslöste, die nichts mit der Geschichte selber zu tun hatte.

Gekürzte Lesung auf 6 Audio-CDs
Gesamtspielzeit: 457 Minuten, aufgeteilt auf 81 Tracks
Originaltitel: The Monstrumologist (2009)
ISBN-13: 978-3785743980
www.luebbe-audio.de

Der Autor vergibt: (3/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Scott Westerfeld – Die geheime Mission (Leviathan 1)

Die Handlung:

Europa am Vorabend des Ersten Weltkriegs auf einer alternativen Erde. Prinz Aleksandar, der Sohn des gerade in Sarajevo ermordeten Erzherzogs Franz Ferdinand, wird von seinen eigenen Leuten gejagt. Er flieht in einem „Stormwalker“. Das ist eine Art Jules-Verne-Ausgabe eines Kampfläufers aus „Star Wars“.

In den Schweizer Alpen trifft Alek auf das lebende britische Luftschiff „Leviathan“, das eigens für die britische Armee erbaut und gezüchtet wurde. Die „Leviathan“ befindet sich auf geheimer Mission ins Osmanische Reich. Mit an Bord ist Deryn, die sich als Junge verkleidet in die Armee der britischen Darwinisten eingeschmuggelt hat. Alek rettet sich an Bord der „Leviathan“ und muss mit Deryn gemeinsame Sache machen … (stark abgeänderte Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ich mag Steampunk. Ich mag Jules Verne. Und ich mag Jugendbücher, weil sie meist nicht so düster und gewaltverherrlichend sind wie Romane für abgestumpfte Erwachsene, denen „Saw“ nicht blutig und menschenverachtend genug ist.

Scott Westerfeld – Die geheime Mission (Leviathan 1) weiterlesen

Millar, Martin – Kalix – Fluch der Werwölfe (Kalix 2)

_|Kalix|:_

Band 1: Kalix – Werwölfin von London
Band 2: _Kalix – Fluch der Werwölfe_

Nachdem die junge Werwölfin Kalix MacRinnalch es in „Kalix – Werwölfin von London“, dem ersten Band der Reihe, geschafft hat, fast ihre gesamte Familie gegen sich aufzubringen und vom schottischen Familiengut vertrieben zu werden, lebt sie ein beschaulich anmutendes Leben in London. Sie wohnt mit Freunden in einer WG, geht aufs College, doch so wirklich kann sie ihrer wilden Vergangenheit und auch ihrem wilden Wesen trotzdem nicht entfliehen.

Obwohl sie eigentlich glücklich sein müsste, fühlt sie sich einsam und ist depressiv. Sie wird immer noch für ihren Mord am Werwolfanführer Sarapen verfolgt und ist nur durch die Zauber ihrer Schwester Thrix vor anderen Wölfen und den Werwolfjägern geschützt. Ihre Sucht nach Laudanum, Whiskey und Selbstverletzung sowie ihre Appetitlosigkeit nagen an ihr. Als sie einen Brief von ihrem ehemaligen Geliebten Gawain erhält, der sie zuvor mit ihrer Schwester betrogen hat, ist sie hin und her gerissen, ob sie ihm vergeben soll oder nicht.

Als sie sich zu einer Aussprache mit ihm treffen will, macht sie eine grausige Entdeckung. Gawain wurde mit einem Stich ins Herz ermordet. Für die impulsive, unberechenbare Kalix ein rotes Tuch – sie will Rache an seinem Mörder nehmen. Dafür muss sie diesen aber erstmal finden, doch dies gestaltet sich schwierig, denn Werwolfjäger und verfeindete Werwölfe sind ihr auf der Spur. Einzig der undurchsichtige Decembrius scheint ihr helfen zu wollen …

_Mit über 744 Seiten_ ist „Kalix – Fluch der Werwölfe“ nicht gerade dünn, doch dem Autor Martin Millar gelingt es nach Startschwierigkeiten, diese überzeugend mit Leben zu füllen. Da die Geschichte aus der Perspektive mehrerer Personen erzählt wird, die jeweils abwechselnd in kurzen Kapiteln auftreten, ist der Anfang etwas unübersichtlich. Millar führt die einzelnen Charaktere so ein, dass sie trotz ihrer Vielzahl gut voneinander zu unterscheiden sind. Mit dem Fortschreiten der Geschichte werden die einzelnen Handlungsstränge immer enger miteinander verwoben. Dadurch baut sich mehr Spannung auf, auch wenn der Spannungsbogen insgesamt eher flach bleibt.

Allerdings sind es in diesem Buch auch weniger die Ereignisse, die überzeugen und das Buch so wunderbar machen, als vielmehr die Charaktere. Allen voran Kalix, die für ein Jugendbuch sehr gut ausgearbeit, kreativ und vor allem überraschend ist. Sie wird als zerrissenes Mädchen dargestellt, das nicht immer fair und mutig ist. Viele ihrer Handlungen sind durch Angst oder Hass motiviert. Sie handelt unüberlegt, ist drogenabhängig, psychisch labil. Sie ist sicherlich nicht die pädagogisch wertvollste Protagonistin, aber eine, mit der man mitfiebert. Jedes Mal, wenn sie wieder ihrer Laudanumsucht nachgibt, wünscht man sich, sie würde damit aufhören. Wenn sie wieder etwas tut, was dem gesunden Menschenverstand widerspricht, wünscht man sich, sie würde nur einen Moment weniger auf Instinkte hören. Viel Spannung bezieht die Geschichte daher auch aus ihrer unberechenbaren Hauptperson.

Die übrigen Charaktere sind nicht weniger interessant und lebendig. Millar stattet jeden von ihnen mit ganz besonderen Eigenheiten aus, die nicht immer ganz ernst gemeint sind. Die weiblichen Feuergeister beispielsweise fechten ihre internen Machtkämpfe mithilfe von Designerkleidung und Schuhen aus. Wer den angesagtesten Auftritt hinlegt, gewinnt. Obwohl die Geister in einer anderen Sphäre leben, werden sie überspitzt menschlich dargestellt, was überaus amüsant ist. Auch andere Figuren werden zumeist auf ihre prägnantesten Charakterzüge reduziert, was sie einfach verständlich und auch ziemlich witzig macht. Vex‘ Naivität beispielsweise sorgt immer wieder für humorvolle Momente, vor allem, wenn sie auf die gar nicht naive Kalix trifft.

Millar pflegt einen ganz eigenen Schreibstil. Auf der einen Seite schreibt er leicht verständlich, locker, wie es sich für einen Jugendroman gehört, auf der anderen benutzt er einen ihm ganz eigenen Humor. Dieser ist manchmal sehr eindeutig, manchmal eher versteckt, doch da ist er immer. Er zaubert dem Leser ein Lächeln ins Gesicht und hilft charmant über die handlungstechnisch weniger spannenden Stellen hinweg.

_Es ist vor allem_ dieser einmalige Schreibstil mit dem Humor, der „Kalix – Fluch der Werwölfe“ aus der Masse herausstechen lässt. Hinzu kommt ein herrlich funkensprühendes Personenensemble voller unterschiedlicher, lustiger, aber auch trauriger Charaktere, die den Leser mitreißen. Die Handlung hat zwar die eine oder andere Länge, was jedoch durch die genannten Pluspunkte kompensiert wird.

|Broschiert: 744 Seiten
Originaltitel: |Curse of the Wolf Girl|
Deutsch von Eva Kemper
ISBN-13: 978-3841421029|
http://www.fischerverlage.de

Chattam, Maxime – Alterra: Im Reich der Königin (Band 2)

_Die |Alterra|-Romane:_

Band 1: [„Die Gemeinschaft der Drei“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5929
Band 2: _“Im Reich der Königin“_
Band 3: „Le Coeur de la Terre“ (noch ohne dt. Titel)

Nun liegt sie also endlich vor, die Fortsetzung von Maxime Chattams Roman „Alterra“. Es war schon recht überraschend, wie sich „Alterra“ im Laufe der Lektüre als unvermuteter Mehrteiler entpuppte und so abrupt man vor einem Jahr aus der Handlung herausgerissen wurde, so leicht und schnell ist man am Beginn des Nachfolgebandes „Alterra: Im Reich der Königin“ wieder in die Handlung eingestiegen. Chattams düstere Endzeitvision geht damit in die nächste Runde und entwickelt sich dabei sogar noch ein Stück düsterer und ganz bestimmt nicht weniger fantasievoll als im ersten Teil der Reihe.

_Doch zunächst ein paar Worte zum Inhalt._ Matt, Amber und Tobias – die Gemeinschaft der Drei – haben die Carmichael-Insel und damit die Gemeinschaft der Pans schon vor einer Weile hinter sich gelassen. Sie sind auf dem Weg nach Süden, einerseits, um Gefahr für die anderer Pans auf der Insel abzuwenden, zum anderen um herauszufinden, warum der Torvaderon Jagd auf Matt macht. Warum suchen die Zyniks überall nach ihm? Matt will es selbst herausfinden und begibt sich dafür auf eine lange und beschwerliche Reise gen Süden, in das Reich der Königin.

Seine beiden Freunde Tobias und Amber stehen ihm dabei zur Seite. Auf dem Weg durch die Wildnis lauern viele Gefahren. Der Torvaderon ist immer noch hinter Matt her und Matt und seine Freunde geraten dadurch mehr als einmal in brenzlige Situationen. Doch das ist nicht das einzige Mal, dass der Mut der Drei auf eine harte Probe gestellt wird. Auf ihrer Reise stehen sie plötzlich vor dem undurchdringlichen Blinden Wald. Bevölkert von riesigen, unheimlichen Tieren und bewachsen mit schier endlos in die Höhe ragenden Bäumen, die den Grund des Waldes in Dunkelheit tauchen, muss die Gemeinschaft der Drei hier all ihren Mut zusammen nehmen, um nicht umzukehren.

Kaum dass sie den Wald betreten haben, scheint die Reise auch schon ein jähes Ende zu nehmen: Wie aus dem Nichts werden Matt, Amber und Tobias vom Waldboden in die Höhe gerissen und auf ein seltsames Luftschiff entführt, das von ameisenartigen Wesen gesteuert wird und auf dem sie wie Gefangene gehalten werden. Ist dies das Ende ihrer Reise?

_Chattam knüpft mit dem zweiten Teil_ seiner Reihe mehr oder weniger nahtlos an den ersten Teil an. Auch wenn seit der Lektüre des ersten Teils schon einige Zeit ins Land gezogen ist, fällt der Wiedereinstieg in die Geschichte leicht. Man taucht sofort wieder in die Welt von „Alterra“ ein und hat die drei Freunde Matt, Amber und Tobias lebhaft vor Augen.

Die Spannungskurve strebt von Anfang an stetig aufwärts. Immer wieder geraten die drei Freunde in brenzlige Situationen. An jeder Ecke lauern Gefahren, und obwohl sich diese Dauerspannung natürlich im Laufe der Zeit auch ein wenig abnutzt – zumal man sich mit der Zeit immer sicherer ist, dass die Drei die Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen, schon irgendwie meistern, bleibt die Geschichte auf einem spannenden Niveau.

Die drei Freunde schaffen es, so ziemlich jede brenzlige Situation zu meistern, was mit der Zeit einen kleinen Kratzer an der Glaubwürdigkeit der Figurenskizzierung hinterlässt – Stärke und Mut lassen sich eben dann doch nicht immer befriedigend durch die Alteration, die speziellen Fähigkeiten, die die Pans in der neuen Welt entwickelt haben, erklären. Man glaubt irgendwann nicht mehr so hundertprozentig, dass sie jemals in wirkliche Gefahr geraten können. Irgendwie kommen sie schon aus jeder Situation heraus.

Und so muss Chattam stets neue unlösbare Probleme aus dem Hut zaubern, damit die Spannungskurve nicht abfällt. Das gelingt ihm im Großen und Ganzen wirklich gut, und obwohl er kurz davor zu stehen scheint, schafft er es, den Bogen nicht zu überspannen. Mit „Alterra“ hat der Autor eine ungemein vielfältige Welt geschaffen, in der er seine Fantasie austoben kann. Und so gibt es für den Leser reichlich Stoff zum Staunen: die Welt des Blinden Waldes mit den ameisenartigen Kreaturen in ihren Luftschiffen, z. B. oder die Stadt in der Höhle mit dem riesigen Wasserfall. Chattam skizziert eine fantastische Welt, teilweise bis ins Detail und beweist dabei einen wunderbaren Einfallsreichtum.

Vor diesem Hintergrund wird man ihm auch wohl verzeihen müssen, dass die Figurenskizzierung der drei Helden nicht sonderlich vertieft wird. Die Figuren bleiben bei all dem Einfallsreichtum und all den fantastischen Spielereien ein wenig blass. In Anbetracht der Tatsache, dass „Alterra“ auf eine jugendliche Leserschaft zugeschnitten ist, sicherlich ein verzeihliches Manko.

Der Aufbau der Geschichte ist wie schon im ersten Teil so angelegt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Auch wenn sich der Spannungsbogen aus den oben genannten Gründen mit der Zeit ein wenig abnutzt, bringt Chattam immer wieder neue Entwicklungen ins Spiel und splittet die Handlung in einzelne Stränge auf, zwischen denen er hin und her springt, so dass er die Spannung im Großen und Ganzen bis zum Ende gut halten kann.

_Bleibt unterm Strich_ also ein positiver Gesamteindruck. Zwar offenbart Chattam einzelne Schwächen in der Figurenskizzierung und er steht hier und da mal kurz davor, den Bogen ein wenig zu überspannen, kratzt aber dann doch noch die Kurve und bringt den Roman gut zu Ende. Zwar warte zumindest ich nach dem zweiten Teil nicht so sehnsüchtig auf den dritten Band, wie ich seinerzeit auf den zweiten gewartet habe, aber gespannt darauf, wie es weitergeht, bin ich dennoch. „Alterra“ ist und bleibt eine düstere, außerordentlich fantasievoll erzählte und spannende Geschichte, die nach allem was sich andeutet, in einem nicht minder düsteren und spannenden dritten Teil gipfeln dürfte.

|Hardcover: 400 Seiten
Originaltitel: Autre Monde: Malronce (2009)
ISBN-13: 978-3426283066|
[www.pan-verlag.de]http://www.pan-verlag.de
[www.maximechattam.com]http://www.maximechattam.com

García-Clairac, Santiago – unsichtbare Buch, Das

_Kein Märchen: das Entstehen des Buches beim Lesen_

Der zehnjährige César ist schlecht gelaunt – schon wieder hat er mit seiner Familie umziehen müssen. Bloß weil sein Vater Kinderbuchautor ist und nicht zwei Bücher in einer Stadt schreiben kann. In der neuen Schule setzt sich ausgerechnet Lucía neben ihn, die selbst Schriftstellerin werden will. Schlimmer hätte es ja wohl nicht kommen können, oder? Doch Lucía entpuppt sich als mutige Helferin, als César vom Schulrowdy Lorenzo getriezt und verprügelt wird.

Zum Dank gibt er Seiten von Papas neuestem Manuskript, das den Titel „Das unsichtbare Buch“ trägt und noch gar nicht gezeigt werden darf – niemandem! Lucía ist davon überaus begeistert. Und im Verlauf dieser verwickelten Diebstahl-und-Lese-Aktion beginnt sich Césars ablehnende Haltung gegen Bücher allmählich zu ändern – mit ungeahnten Folgen …

_Der Autor_

Vom spanischen Autor Santiago García-Clairac erschienen im Baumhaus-Verlag:

1) Die Schwarze Armee: „Das Reich der Träume“
2) Die Schwarze Armee: „Das Reich der Dunkelheit“
3) Die Schwarze Armee: „Das Reich des Lichts“

_Handlung_

Von der neuen Schule erwartet César Durango auch nichts Gutes. Er ist gerade mal eine Woche mit seiner Familie in der Stadt und kennt niemanden – und niemand kennt ihn. Es stinkt ihm inzwischen gewaltig, dass sein Vater, der Kinderbuchautor, sofort in eine andere Stadt umzieht, sobald er ein Buch fertiggestellt und veröffentlicht hat. Das brauche er für seine Inspiration, behauptet Papa. Und keiner in der vierköpfigen Familie wagt dagegen aufzumucken. Nur dass César dabei jedes Mal seine Freunde verliert. Er fühlt sich entwurzelt, wie ein Stück Treibholz. Inzwischen hasst César Bücher und alles, was damit zu tun hat. Aber das soll sich radikal ändern.

Da setzt sich eine neue Mitschülerin neben ihn, und mein Gott, ist die hässlich! Die riesige Brille auf ihrer Nase wirkt wie eine Maske, hinter der sie sich versteckt. Aber sie kriegt den Mund nicht zu, fragt ihm Löcher in den Bauch und stellt sich sogar selbst vor. Sie nennt sich Lucía und will Schriftstellerin werden. Ausgerechnet! Nach einer Weile seines mürrischen Schweigens merkt selbst diese Quasselstrippe, dass sie gefälligst verduften soll.

In der Pause geht César raus auf den Schulhof, um seine Ruhe zu haben. Doch die bleibt ihm verwehrt, denn der Schulrowdy Lorenzo hat es mit seinen Kumpanen auf den Neuen abgesehen. Wird der Neue aufmucken oder sich unterbuttern lassen und ihnen sein Taschengeld überlassen? Aber zu einem Kampf kommt es gar nicht, denn auf einmal stellt sich Lucía vor den friedfertigen César und keift die Rowdies an, bis diese Leine ziehen. Auf ein andermal, drohen sie. Der ältere Javier bringt César nach Hause; auch er hat sich geprügelt.

Um sich erkenntlich zu zeigen, bringt César die ersten Seiten von Papas neuem Manuskript mit und gibt sie Lucía zu lesen. Er hat ihr verraten, dass sein Vater Bücher schreibt. Und als er in einem unbeobachteten Moment den Drucker das Manuskript ausspucken sah, hat er einfach zugegriffen. Lucía ist hingerissen, denn die Geschichte handelt von einer Prinzessin Hanna, die ein unsichtbares Buch findet. Sie will unbedingt herausfinden, was in dem Buch steht und setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um den Ort zu finden, wo das geht: Dieser Ort, so stellt sich heraus, hat sehr viel Ähnlichkeit mit der Hölle …

Lucía will unbedingt erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Doch Lorenzo macht ihnen immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Sie mögen sich selbst in den Heizungskeller der Schule zurückziehen – was streng verboten ist – er findet sie dennoch und verpetzt sie. Eine ernste Verwarnung vom Direx ist die Folge, der von der Geschichte kein Wort versteht. Was soll sie denn bedeuten, um Himmels willen? Hat man so etwas schon gehört? Ein Buch, das unsichtbar ist – welchen Sinn hat es denn?

Auch César war bisher der Meinung, dass nur Dinge, die man sehen kann, existieren. Aber Javier und Lucía belehren ihn eines Besseren. Denn Luciás Mut und ihre Neugier sind unübersehbar. Und deshalb will auch er jetzt den Rest der Geschichte erfahren. Bis sein Vater sie beide vor seinem Computer ertappt, wie sie sein Manuskript lesen …

_Mein Eindruck_

Der junge Leser mag sich fragen, ob Senor Durango wirklich Märchen erzählt. Unsichtbare Bücher – wie kann es die denn geben? Doch der Leser wird unerwartet mit einer tiefen Einsicht überrascht: Unsichtbare Bücher gibt es wirklich – überall! Und warum? Ganz einfach, weil ihr Inhalt erst dann sichtbar wird, wenn sie gelesen werden. Erst dann erwacht ein Buch quasi zum Leben: im Geist des Lesers.

Das sieht sogar ein Materialist wie César ein. Bis er zu dieser Erkenntnis gelangt, muss er allerdings einen weiten Weg der inneren Reifung zurücklegen. Denn am Anfang seines Weges sind Bücher ja seine Feinde, und er tut alles, um ihnen fernzubleiben. Als Lucía sagt, sie wolle Bücher schreiben, ist sie deshalb sofort bei ihm unten durch.

Doch Lucías Begeisterung wendet das Blatt ebenso wie ihr Mut im Kampf gegen Lorenzo. Nach einigem hin und her nimmt sie ihn mit auf das Abenteuer, das jedes Buch bereithält: die Entdeckungsreise. Und da Vaters Buch erst im Entstehen ist, gestaltet sich die Entdeckung mindestens so abenteuerlich und spannend wie jene Reise, auf die sich Prinzessin Hanna mit ihrem getreuen Sigfrido begibt. Wie Hanna wollen auch César und Lucía ein Geheimnis entdecken. Und dass das Spicken in ein Buch, das erst geschrieben wird, streng VERBOTEN ist, macht die ganze Sache des Entdeckens umso reizvoller.

Lucías Auftauchen in Césars Familie ändert vieles. Nicht nur César erscheint nicht mehr als Störenfried, sondern sie hat auch einen Draht zu seinem Vater – Schriftsteller quasi unter sich. Deshalb ist sie diejenige, die die Haltung von Senor Durango ändert, als er ihre „Untat“ entdeckt. Wie kann er ihnen böse sein, wenn sie neugierig auf den Schluss seines Buches sein? Na, bitte. Und (ganz) vielleicht wird Senor Durango fortan nicht mehr wegziehen, wenn er ein neues Buch schreiben will. Hoffen darf man ja. Aber dann ist da ja noch Lorenzo …

|Die Illustrationen|

Die Schrift ist so groß gedruckt (etwa 12 Punkt), dass sie sich selbst für Omas bestens zum Vorlesen eignet. Auch die Illustrationen, die Katherina Lindenblatt beigesteuert hat, sind kindgerecht: sehr einfache Motive, stets mit einem Kind oder zweien darauf. So ist die Zeichnung auf das Wesentliche reduziert, und es kann zu keinen Missverständnissen kommen. Das Niveau ist insgesamt selbst für Acht- oder Neunjährige kein Problem.

_Unterm Strich_

Das schmale Büchlein mit der großen Schrift nimmt den jungen Leser ab neun oder zehn Jahren mit auf das, was man beim Lesen am liebsten unternimmt: auf eine Entdeckungsreise. Die Reise setzt sowohl für die Figuren der Binnengeschichte als auch für die beiden Leser und Entdecker César und Lucía eine Entwicklung in Gang, die zur Reifung führt – und zu einer wichtigen Einsicht über die wahre Natur eines Buches: Es ist solange unsichtbar, wie es sich nicht im Geist eines Lesers befindet.

Das leuchtet mir völlig ein. Denn man kann nicht aufrichtig über ein Buch sprechen, solange man es nicht gelesen und erlebt hat. Erst dann erwacht es zum Leben. Ganz nebenbei erzählt der Autor eine Geschichte über das Verhältnis des Unsichtbaren zum Sichtbaren in der Welt und unserem Leben – und was für uns eigentlich wichtiger ist.

Solch ein lehrreiches Büchlein sollte man auch mehr Menschen in die Hand drücken. Oder es einfach zu Weihnachten an die Lieben verschenken. Oder solche, die es noch werden sollen.

|Taschenbuch: 143 Seiten
Originaltitel: El libro invisibile (1999)
Aus dem Spanischen von Hans-Joachim Hartstein
Iillustriert von Katherina Lindenblatt
ISBN-13: 978-3833935985|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

Stiefvater, Maggie – Nach dem Sommer

_|The Wolves of Mercy Falls|:_

01 _“Nach dem Sommer“_
02 „Ruht das Licht“ (2011)
03 „In deinen Augen“ (nur angekündigt)

_Die 17-jährige Grace_ wurde als 11-Jährige im Winter von Wölfen von ihrer Schaukel gezerrt, in den Wald verschleppt und blutig gebissen. Ein Wolf mit goldenen Augen hat sie damals gerettet. Seit diesem Winter wartet Grace jedes Jahr ab dem Herbst auf ihren Wolf und freut sich, wenn dieser wieder am Waldrand auftaucht und sie ihn beobachten kann.

Die Sommer über vermisst sie ihn, und erst wenn es kühler wird, kann sie ihn weiter beobachten. Was sie nicht weiß, dieser Wolf ist ihr auch im Sommer nah, in dieser Zeit allerdings in Gestalt eines Jungen, Sam. Erst wenn es kälter wird, verwandelt er sich wieder in einen Wolf.

Als in Mercy Falls im September ein Schulkamerad von Grace, Jack, von den Wölfen getötet wird, beginnt eine Jagd auf die Wölfe. Grace, die davon erfährt, versucht die Jäger zu stoppen und sucht ihren Wolf im Wald, um ihn zu retten. Nachdem sie viele Schüsse gehört hat und ihren Wolf nicht finden kann, geht sie völlig verzweifelt nach Hause und findet auf der Veranda einen Jungen, der aus einer Wunde am Hals blutet. Panisch bringt sie ihn ins Haus, um ihn zu versorgen. Als der Junge sie dann aus goldenen Augen anschaut, kann sie es kaum fassen, sollte dies ihr Wolf sein?

Sie bringt Sam in ein Krankenhaus, wo seine Wunde versorgt wird und weicht ihm nicht von der Seite. Als er aus seiner Narkose erwacht, ist von seiner Wunde schon nicht mehr viel zu sehen. Da er ein Werwolf ist, heilen Wunden sehr viel schneller als normal und um nicht aufzufallen, fliehen Sam und Grace aus dem Krankenhaus.

Grace nimmt Sam mit zu sich nach Hause und beide spüren eine tiefe Zuneigung füreinander. Sam erzählt Grace von seinem Leben, und da er instinktiv spürt, dass die letzten Tage seines Menschseins angebrochen sind, erzählt er ihr auch davon, dass er sich nach diesem Winter vermutlich nie wider in einen Menschen verwandeln wird. Grace verzweifelt daran fast und will versuchen ein Heilmittel zu finden. Die Beziehung zwischen Sam und Grace festigt sich schnell und beide kämpfen gegen die Kälte, die Sam seine Menschlichkeit rauben wird an.

_Kritik_

Mit |Nach dem Sommer| hat Maggie Stiefvater den Auftakt zu einer wunderbar romantischen, bewegenden und geheimnisvollen Trilogie rund um Sam, Grace und die Wölfe von Mercy Falls geschrieben.

Mit einem detailreichen und sehr lebendigen und ausdrucksstarken Schreibstil, fesselt die Autorin den Leser direkt an das Geschehen. Der Spannungsbogen ist ab der ersten Seite vorhanden und zieht sich dabei, zu der Geschichte passend, gleichmäßig durch den Roman. Die Umgebung und besonders der Wald, wurde bildreich und ausdrucksvoll beschrieben, sodass der Leser in der Lage ist, die Umgebung sehr bildlich wahrzunehmen.

Einzigartig ist die Idee, die Wandlung der Wölfe Jahreszeiten abhängig zu gestalten und ihr letztendlich auch etwas endgültiges zu geben, da jedem infizierten Menschen nur begrenzte Zeit bleibt, bevor die Wandlung vollständig wird. Glaubwürdig wurde auch der Wandel selber beschieben, der sich als äußerst schmerzhaft und keineswegs romantisch verklärt dargestellt wird.

Kleinere Unstimmigkeiten, die allerdings kaum zu benennen sind und sich in den weiteren Romanen aufklären können, fallen kaum ins Gewicht und beeinträchtigen den Plot im Ganzen kaum. Maggie Stiefvater hat die Geschichte in den verschiedenen Kapiteln mal aus der Perspektive von Grace und mal aus der Sicht von Sam erzählt, was dem Leser beide Charaktere sehr nahe bringt. Viel Gefühl ist in beiden Perspektiven untergebracht, sodass man sie einzeln fast zu spüren vermag und auf jeden Fall berührt wird.

Der Erzählstil ist überzeugend jugendlich, aber mit einer besonderen Tiefe, die besonders in Sams Kapiteln zum Tragen kommt. Die Protagonisten sind jeder für sich glaubwürdig und sehr reell konzipiert. Die eher nüchterne und sachliche Grace, bekommt mit Sam einen gefühlvollen und poetischen Charakter an die Seite gestellt und so entsteht ein sich perfekt ergänzendes Paar. Beide sind lebendig und authentisch dargestellt, wobei Sams Charakter der eindruckvollste ist. Mit seiner Leidenschaft zur Musik, die besonders durch in seinen Gedanken entstehenden Songtexten dargestellt wird, sowie der Liebe zur Literatur, zeigt dieser Charakter, dass es nicht nur düstere Geheimnisse und stattliche Muskeln braucht, um im Leben bestehen zu können. Gerade seine feinfühlige Art macht ihn zu etwas Besonderem und Liebenswertem. Beide, Sam und Grace, wirken einerseits sehr verletzlich, aber dabei auch stark genug, um es mit ihrem Schicksal aufzunehmen.
Auch die übrigen Charaktere sind keinesfalls eindimensional, sondern haben ebenfalls eine Fülle an Charaktereigenschaften vorzuweisen. Jeder hat eine eigene Kraft, die ihn vorwärts treibt.

Die Gestaltung des Covers wirkt nachhaltig und sanft schimmernd. In hellen Farben wird dort mit herbstlichen Tönen gearbeitet und dies passt sich dem Titel „Nach dem Sommer“ somit perfekt an. Die Titel der Trilogie ergeben nacheinander gelesen |’Nach dem Sommer ruht das Licht in deinen Augen’| was direkt zum Träumen einlädt.

_Fazit_

Mit |Nach dem Sommer| hat Maggie Stiefvater den Beginn einer einzigartigen Trilogie geschafften, die durch viel Gefühl besticht. Mit ihren einzigartigen Charakteren und dem außergewöhnlichen und intensiven Plot, hat die Autorin eine Geschichte geschaffen, die zum Träumen einlädt und Lust auf mehr macht.

Ich freue mich schon auf |Ruht das Licht| den zweiten Teil der Trilogie der Trilogie rund um Sam und Grace.

_Autorin_

Maggie Stiefvater, geboren im November 1981 in Virginia, verlebte eine nach eigenen Worten sehr chaotische, aber sehr kreative und musisch geprägte Kindheit und Jugend. Nach dem College versuchte sie u. a. als Kellnerin, Zeichenlehrerin beruflich Fuß zu fassen. Doch sehr bald schon meldeten sich ihre kreativen Talente und verlangten, ausgelebt zu werden – zunächst als Musikerin und Songwriterin, dann zunehmend als bildende Künstlerin.

Für ihre künstlerischen Arbeiten wurde sie inzwischen mit einigen wichtigen Preisen ausgezeichnet. Seit 2007 hat sich Stiefvater aufs Schreiben konzentriert und zählt inzwischen zu den erfolgreichsten Autorinnen der Dark-Fantasy.

Ihr aktueller Roman, „Nach dem Sommer“, steht seit seinem Erscheinen ununterbrochen unter den besten Zehn der New-York-Times-Bestseller (Jugendbuch). Wenige Wochen nach Veröffentlichung wurden die Filmrechte an die Produzenten von „Der Herr der Ringe“ und „Der goldene Kompass“ verkauft. „Nach dem Sommer“ wird als „the next big thing“ nach Stephenie Meyer gehandelt.

|Gebundene Ausgabe: 423 Seiten
Originaltitel: Shiver (2009)
ISBN-13: 978-3839001080|
[www.script5.de]http://www.script5.de
[www.maggiestiefvater.de]http://www.maggiestiefvater.de

_Nadine Warnke_

Schweikert, Ulrike – Dracas (Die Erben der Nacht 4)

_|Die Erben der Nacht|:_

01 – [„Nosferas“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5084
02 – [„Lycana“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5359
03 – „Pyras“
04 – _“Dracas“_

_Das vierte Jahr der Akadermie_ der Vampire hat für Alisa vom Clan der Vamila, Leo vom Clan der Dracas, Ivy vom Clan der Lycaner und Luciano vom Clan der Nosferas begonnen. Diesmal geht es für die jungen Vampire nach Wien, zum Clan der Dracas. Hier sollen sie die Kunst des Gedankenlesens lernen, die die Dracas perfektioniert haben.

Vorerst stehen aber mehr Tanzen und Fechten auf dem Lehrplan, was die Jungvampire nicht besonders aufregend finden. Der Clan der Dracas setzt alles daran, die Jungvampire in das öffentliche Leben in Wien einzuführen. Neben dem Tanzen und Fechten stehen auch Theater und Opernbesuche sowie Bälle und andere Abendveranstaltungen auf dem Programm. Während eines Besuchs im Burgtheater lernt Luciano die menschliche Clarissa von Todesco kennen und verliebt sich. Dies ist nicht unproblematisch, da Luciano sich kaum mehr im Griff hat und nicht selten den Unterricht schwänzt, um sich heimlich mit Clarissa zu treffen. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis diese verbotene Beziehung auffliegt.

Als sich auch nach einiger Zeit am Unterrichtsplan der Dracas nichts verändert, macht sich Ungeduld breit. Alisa kann Leo überreden, zumindest ihr und Luciano diese Kunst näherzubringen. Einzig Ivy braucht diese Unterrichtsstunden nicht, da sie das Gedankenlesen mindestens genauso gut beherrscht wie die Dracas. Ivy macht sich immer mehr Sorgen darum, dass ihr Geheimnis bald auffliegen könnte, da sie als Einzige nicht zu altern scheint und immer noch blutjung aussieht. Zusätzlich macht sie sich Sorgen, da ihr immer öfter Raben auffallen, die die Erben zu verfolgen scheinen. Mit diesem Verdacht steht sie allerdings alleine da, weil ihre Freunde dies als Spinnerei ab tun.

Ein dunkler Schatten kommt immer näher, und als Ivy dann entführt wird, machen ihre Freunde sich auf nach Siebenbürgen, um sie zu retten.

Sind sie den dort lauernden Gefahren schon gewachsen?

_Kritik_

Mit „Dracas“ hat Ulrike Schweikert den vierten Teil der |Erben der Nacht|-Serie geschrieben. Wie schon in den drei vorangegangenen Bänden „Nosferas“, „Lycana“ und „Pyras“ versteht es die Autorin, ihre Geschichte in die historischen Ereignisse des 19. Jahrhunderts einzubauen und so Abenteuer und Fantasy mit der Geschichte und Kultur der jeweiligen Schauplätze zu verbinden. Der Schreibstil von Ulrike Schweikert ist einem Jugendbuch angemessen und daher leicht zu lesen. Sie schafft es dabei, auch die Sprache der Zeit des endenden 19. Jahrhunderts anzupassen.

Ein sich aufbauender und in einem dramatischen Finale endender Spannungsbogen macht es dem Leser schwer, das Buch zur Seite zu legen. Durch das stetige Tempo gelingt es der Autorin, den Leser zu fesseln und in die Geschichte eintauchen zu lassen.

Dem originellen Plot, den Ulrike Schweikert seit dem ersten Band gesponnen hat, bleibt sie treu, und dieser zieht sich wie ein roter Faden auch durch diesen Roman. Langsam scheint sich zu klären, wer der dunkle Schatten ist, der seit dem ersten Akademiejahr Jagd auf die Jungvampire macht, und auch die Gründe dafür sind stimmig und nachvollziehbar. Das Ende ist für diesen Roman abschließend, hält dabei aber die Spannung auf den nächsten Teil der Reihe aufrecht.

Die Umgebung beschreibt die Autorin detailliert und schafft eine passende, in Wien prunkvolle und in Transsylvanien düstere Grundstimmung. Erzählt wird die Geschichte um die Jungvampire aus der Perspektive eines Beobachters, der sich zwar hauptsächlich auf die vier Freunde Alisa, Leo, Ivy und Luciano konzentriert, dabei weitere Charaktere aber keinesfalls aus den Augen verliert und auch die tragenden Charaktereigenschaften betont.

Die Protagonisten entwickeln sich realistisch weiter. Mit ihren typischen Charaktereigenschaften werden die Jungvampire langsam erwachsen, und neben der Freundschaft kommt bei manchen auch die erste Verliebtheit zum Tragen. Die vier Freunde Alisa, Ivy, Leo und Luciano tragen in dieser Reihe die Hauptrollen, dennoch haucht die Autorin auch den Nebenfiguren Leben ein und beschreibt sie detailliert, sodass der Leser jede Einzelne vermissen würde, sollte diese die Bühne verlassen. Jeder Protagonist ist für sich einzigartig und lebensnah konzipiert und hält sich über Jahre der Erzählzeit selbst die Treue, ohne dabei in der Entwicklung stehen zu bleiben. Historische Personen wie Bram Stoker oder Oscar Wilde sowie literarische wie van Helsing oder Dracula höchstpersönlich, aber auch solche Besonderheiten wie die Fledermäuse der Peterskirche sind Teil dieser Geschichte und tragen zur Einzigartigkeit bei.

Die Aufmachung des Buches passt sich in der Gestaltung der Reihe perfekt an, ohne gleich zu wirken. Im Innenteil ist eine Karte von Wien abgedruckt und am Ende des Buches eine Übersicht von Transsilvanien. Ein Glossar erklärt historische Begriffe, und auch die neuen Gaststars werden vorgestellt und deren Leben kurz beschrieben.

_Die Autorin_

Ulrike Schweikert wurde am 28. November 1966 in Schwäbisch Hall geboren. Sie hat eine jüngere und eine ältere Schwester. Bereits als Kind liebte sie es zu tanzen und betreibt immer noch aktiv Ballett- und Tangounterricht. Nach ihrer Schulzeit, die sie auch in Schwäbisch Hall verbrachte, machte sie einen Banklehre in Stuttgart. Nachdem sie sechs Jahre lang als Wertpapierhändlerin gearbeitet hatte, studierte sie Geologie und Journalismus. Zu dieser Zeit entstanden erste Manuskripte.

Während ihres Studiums recherchierte sie viel über ihre Stadt, was die Grundlage für ihren ersten Roman war: 2000 veröffentlichte sie „Die Tochter des Salzsiedlers“. Allerdings gelang ihr der Durchbruch erst mit ihrem zweiten Roman „Die Hexe und die Heilige“, der es ihr ermöglichte, das Schreiben zu ihrem Beruf zu machen. Für „Das Jahr der Verschwörer“ erhielt sie 2004 von der „Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur – Das Syndikat“ den Hansjörg-Martin-Preis.

Heute lebt sie in Pforzheim. Sie liebt Vulkane, vor allem Island und Hawaii haben es ihr angetan, und sie ist eine begeisterte Taucherin. Unter dem Namen Rike Speemann schrieb sie zwei Fantasyromane. Sie schrieb unter einem Pseudonym, um nicht in eine Schublade für historische Romane gesteckt zu werden. (Verlagsinfo)

_Fazit_

Mit „Die Erben der Nacht – Dracas“ hat Ulrike Schweikert wieder einmal bewiesen, dass sie es schafft, Fantasy großartig und glaubwürdig mit der Historie zu verbinden und ein spannendes und einfach zu verstehendes Werk zu schaffen, das durch absoluten Lesespaß überzeugt. Die jugendliche Zielgruppe wird dabei ebenso erreicht wie auch der erwachsene Leser fantastischer Literatur.

|Taschenbuch: 512 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3570306567|
[www.randomhouse.de/cbt]http://www.randomhouse.de/cbt
[www.ulrike-schweikert.de]http://www.ulrike-schweikert.de

_Nadine Warnke_

_Ulrike Schweikert bei |Buchwurm.info|:_
Interview: [»Die Abwechslung ist das Reizvolle«]http://buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=93
[„Der Duft des Blutes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4858
[„Das Herz der Nacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6020
[„Die Dirne und der Bischof“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5548
[„Die Seele der Nacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1232

Langreuter, Jutta – Käpt’n Sharky und der Riesenkrake

Jutta Langreuter bringt ans Tageslicht, was ihren Kindern als Gute-Nacht-Geschichten gefällt: Käpt’n Sharky, „der Schrecken der Meere“, zieht mittlerweile in sein fünftes Abenteuer bei |Coppenrath|. Dass nebenher eine überbordende Vermarktung Sharkys als Produkt in allen Bereichen des kindlichen Lebens stattfindet, muss da nicht erstaunen. Neben Fahrrädern, Essgeschirr und Badetüchern werden die Figuren auch vertont und auf CD gepresst, und mit Dirk Bach hat Sharky selbst einen prominenten (Für-)Sprecher gefunden.

_Durch ein Gewitter_ kämpft sich Sharkys kleines Piratenschiff. Ein Blitz erhellt nicht allzu weit entfernt die bleichen Konturen eines Geisterschiffes, das halb gesunken auf einem Riff zu liegen scheint. Während die Ratte vor Angst fast erstickt, erkennt Sharky das Schiff als uraltes, sagenumwobenes Schiff, das schon viele Piraten zu bergen und plündern versuchten – ohne Erfolg.

Im Morgengrauen hat sich das Gewitter gelegt und die kleinen Piraten erblicken das Wrack bei Tageslicht – eine Chance, die sich Sharky nicht entgehen lassen will: Mit Taucherbrillen bewaffnet, dringen er und sein Freund Michi in das Schiff vor. Dort stoßen sie wirklich auf einen unglaublichen Schatz – und auf eine übermenschliche Gefahr …

_Schon der Anfang_ ist düsterer als bisher üblich, denn wo sonst ein strahlend blauer Himmel und Urlaubsstimmung dominierten, dräut jetzt ein Unwetter. Mit dem Auftauchen des Geisterschiffes geht es allerdings wieder ruhiger zu. Die Gefahren, denen Michi und Sharky ausgesetzt sind, machen bei der Lektüre einen eher harmlosen Eindruck, obwohl Kinder natürlich vor dem drohenden gigantischen Kraken mit seinen Fangarmen bibbern. Doch mit Sharkys Dreistigkeit wird auch hier eine friedliche Lösung gefunden, diesmal sogar ohne Konfrontation mit dem Erzrivalen, dem Alten Bill, oder seinem ewig unterlegenen Verfolger, dem königlichen Admiral. Was dem Buch etwas an Humor nimmt, zumindest aus erwachsener Sicht.

Beim Vorlesen ist jetzt der Erwachsene gefragt, der Geschichte Charakter zu verleihen. Wer bisher nur die Hörspiele kannte, wird hier Schwierigkeiten haben, die verwöhnten Kinder zu fesseln und zufriedenzustellen. Auch machen das Buch und der Text den Eindruck, dass für die Vertonung zusätzliche Textelemente eingefügt werden, denn insgesamt macht das Buch doche einen sehr einfachen Eindruck.

Möglicherweise gewinnt die Geschichte jedoch durch die hervorragenden Leistungen der Sprecher im Hörspiel an Qualität. Diese Doppelvermarktung bietet dem Vorleser zum einen einen Anhaltspunkt, wie die Geschichte vorgetragen werden will, andererseits macht sie es sowohl den Eltern als auch den Kindern nicht leicht, mit dem Buch und der Vorlesequalität zufrieden zu sein.

_Das Besondere an Käpt’n Sharky_ kommt in diesem Buch nicht heraus. Man sollte dafür eher zur Hörspielfassung greifen.

|Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
Illustrationen: Silvio Neuendorf
ISBN-13: 978-3815798416|
[www.coppenrath.de]http://www.coppenrath.de

_|Käpt’n Sharky| bei |Buchwurm.info|:_
[„Abenteuer in der Felsenhöhle (Käpt’n Sharky 4) (Hörspiel)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6280

Banscherus, Jürgen – Geheimnis von Nr. 7, Das (Jimmi Nightwalker 3)

_Die „Jimmi Nightwalker“-Serie:_

01 – [„Das Rätsel der schwarzen Herren“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6214
02 – „Der Verrat“
03 – _“Das Geheimnis von Nr. 7″_
04 – „Das unheimliche Schiff“

_Astronomische Rätsel an Bord geheimnisvoller Schiffe_

Als JoJo und seine Freunde Murat und Mai Lyn einen merkwürdigen Jungen namens Jimmi kennenlernen, steht ihr Leben plötzlich Kopf. Der grauhaarige Junge weiß weder, wer er ist, noch woher er kommt. Woher stammt er bloß? Eine Spur führt die Freunde nach Hamburg, wo sie auf alte Bekannte treffen: die Kakamura-Brüder (aus Band 1)! Nur mit einem Trick gelingt es ihnen, ihre geheimnisvollen Verfolger abzuhängen, um weiter nach dem roten Schiff zu suchen, das auf Jimmis Karte verzeichnet ist. Doch kaum haben sie es entdeckt und sind an Bord gegangen, schnappt die Falle zu … (Verlagsinfo)

Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 – 9 Jahre.

_Der Autor_

Jürgen Banscherus, geb. 1949, arbeitete nach geistes- und sozialwissenschaftlichem Studium als Journalist, Lektor und Dozent in der Erwachsenenbildung. Er ist Mitglied im PEN und Vorsitzender der Jury beim Bundesentscheid des Vorlesewettbewerbs. Seit mehr als 20 Jahren schreibt er erfolgreich für Kinder und Jugendliche. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und sind in 19 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Frau und seiner Familie im Ruhrgebiet.

_Handlung_

JoJo, Murat und Mai Lyn vom Geheimen Buchklub haben in Jimmi einen neuen Freund gefunden. Er ist grauhaarig und hat das Gedächtnis verloren, und das findet auch JoJos 90-jährige Uroma etwas merkwürdig. Noch seltsamer, weiß JoJo, sind jedoch die Brüder Kakamura, die ganz in Schwarz gekleidet sind und sie verfolgen. Was wollen sie bloß von Jimmi, fragt sich JoJo. Schon einmal haben er und seine Freunde den Finsterlingen ein Schnippchen geschlagen. Danach mussten sie Jimmi gegen die Hammer-Boys verteidigen.

Diesmal hat Jimmi eine Zeichnung angefertigt, auf der ein rotes Schiff zu sehen ist. Aber wo ist es zu finden? Als sie genauer hinsehen, entdecken sie das Autokennzeichen HH darauf: Hamburg. Dort sollen sie hin? OK, aber erst nachdem sie Uromas köstliche Brathühnchen gefuttert haben. Köstlich!

Es ist vor allem Murats türkischem Onkel und seinen Taschengeldspenden zu verdanken, dass sie sich die Fahrkarten nach Hamburg leisten können. Doch auch im ICE sind die Kakamuras sehr sonderbar. Im Hafen von Hamburg-Harburg finden sie kein rotes Schiff, sondern bloß Containerschiffe. Ein alter Seebär mit Zöpfen fragt sie, was sie suchen. Er nennt sich Winnetou und ist schon 82 Jahre alt. Sie zeigen ihm die Zeichnung mit dem roten Schiff darauf. Das müsse im Alten Hafen sein, meint er – und ist so freundlich, sie hinzuführen.

Da springt Jimmi auf einmal ins dreckige Hafenwasser! Er hat das Schiff erspäht! Mit einem geliehenen Motorbott fischen sie ihn wieder aus dem schmutzigen Nass und fahren ihn hin. Das rote Schiff heißt WEGA und scheint völlig verlassen zu. Niemand antwortet auf ihre Rufe. Sie gehen einfach an Bord, was den alten Seebären maßlos empört. „Das ist ja wie Hausfriedensbruch!“ schimpft er.

Aber das ist noch gar nichts gegen den Fund, den sie an Bord machen. Das Schiff hat keinen Motor, aber dafür in jeder Kajüte einen schwarzen Klotz. Was hat es damit wohl auf sich, fragt sich JoJo und fasst den Klotz in Kabine Nr. 7 an. Ein Gefühl unendlicher Traurigkeit überkommt ihn, genauso Murat, der den Klotz ebenfalls berührt. In jeder Kajüte ist ein Bild vom Sternbild Leier aufgehängt, dessen Hauptstern bekanntlich die WEGA ist. Aber wie heißt der Nachbarstern, der der durch eine Linie mit der WEGA verbunden ist?

Murat begibt sich in den Laderaum, und da liegt auch so ein schwarzer Klotz. Seltsamerweise ist nur der geheimnisvolle Jimmi in der Lage, den Klotz emporzuheben. Und dabei war doch Winnetou mal Meister im Schwergewichtheben! Plötzlich wird die Leiter aus dem Laderaum emporgezogen und die Luke geschlossen. Warum funktionieren ihre Handys auf einmal nicht?! Kurze Zeit später legt das Schiff ab – mit unbekanntem Ziel!

_Mein Eindruck_

Ich habe das Buch in nur einer Stunde gelesen. Nicht nur, weil es flott erzählt und spannend geschrieben ist, sondern auch, weil die Schrifttype wirklich groß ist und so nur wenig Text auf die Seite passt. Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Zeichnungen Thilo Krapps, die unsere Helden zeigen. Die Seiten können also nur so vorüberrauschen. Bevor es zum Finale kommt, kann man praktisch keine Pause einlegen.

Die Geschichte ist für acht- bis neunjährige Jungs und Mädchen geschrieben, und zwar so, dass diese alles verstehen. Ein wenig erinnert der Plot auch an „Momo“, und zwar ähneln die Herren in Schwarz ein wenig den grauen Männern von der Zeitkontrolle. Vor solchen Finsterlingen ist die alsbaldige Verdünnisierung angesagt, das versteht sich von selbst.

Das größte Rätsel ist allerdings Jimmi selbst. Er scheint unter Gedächtnisverlust zu leiden, denn er weiß nicht, wie er auf die Erde kam. Von wo? Das ist die Preisfrage. Und er kam obendrein nackt! Kein Wunder, dass er nicht dran denken will … So viele Rätsel, die es zu lösen gilt, sorgen, das ist klar, für jede Menge Folgebände in dieser neuen Serie. Die Nähe zu den „Drei ???“ und der „Ferienbande“ liegt nahe.

Gut finde ich allerdings, dass diese brandneue Reihe ganz im 21. Jahrhundert spielt und nicht auf Ursprüngen aus den sechziger und siebziger Jahren basiert. Ein durchschnittlicher Jugendlicher wie JoJo ist also standardmäßig mit Mobiltelefon, MP3-Player und Kaugummis ausgerüstet. Jimmi weist nichts davon auf, was ihn schon mal bemitleidenswert macht. Genau deshalb muss man ihm helfen.

Zur Aktualität gehört auch der Multikulti-Hintergrund, vor dem der Geheime Buchclub existiert: Murats Vater ist offenbar Türke, wenn auch ziemlich wohlhabend, und Mai Lyns Eltern sind Boat People: Vietnamesen, die mit einem Boot aus ihrer Heimat flüchteten. Inzwischen sind sie in Deutschland erfolgreiche Leiter einer Großwäscherei. Hartz IV ist demnach also kein Thema. Daraus ergeben sich einige Unterschiede auch zu Amelie Frieds Kinderbuchserie „Taco & Kaninchen“ (siehe meinen Bericht dazu), die in einer Stadt in einem Problem-Viertel spielt.

JoJos Umgebung ist etwas idyllischer, denn er wohnt in einem schönen Haus mit Garten. Und seine Uroma bemuttert ihn, was die Frage aufwirft, wo eigentlich Oma und seine Eltern abgeblieben sind. Diese Frage wurde vielleicht im zweiten Band beantwortet, den ich nicht gelesen habe.

_Unterm Strich_

Auch wenn sich der Plot dieser neuen Serie wohlbekannter Kniffe wie Amnesie, astronomischer Rätsel und anonymer Finsterlinge bedient, so halten die Geheimnisse doch das Interesse an der Geschichte wach. Diesmal tritt ein Rätsel auf, das eher an Sciencefiction denken lässt: die schwarzen Klötze an Bord des roten Schiffes WEGA. Sie haben sonderbare Eigenschaften. Kommen sie nicht von unserer Welt, sondern wie der Meteorit, der in Band 2 gefunden wurde, von einer anderen? Wer weiß schon, wohin die WEGA fährt – oder fliegt?

Keine Frage gibt diese Geschichte Stoff für viele weitere Bände her, wie man hoffen darf. Jedes Buch lässt sich von erfahrenen Lesern wie mir in etwa einer Stunde lesen, eignet sich aber auch gut zum Lesenlernen – dank der großen Schrift. Druckfehler fand ich keine.

|Hardcover: 112 Seiten
Illustriert von Thilo Krapp
ISBN-13: 978-3570135785|
[www.randomhouse.de/cbjugendbuch]http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch
[www.juergen-banscherus.de]http://www.juergen-banscherus.de

Kate, Lauren – Engelsnacht

Genug der Vampire, jetzt gehen die Engel an den Start! Die junge Autorin Lauren Kate beginnt mit „Engelsnacht“ eine Fantasyreihe, die vor allem Fans der „Bis(s)“-Reihe ansprechen wird.

_Die siebzehnjährige Luce_ muss nach einem merkwürdigen Vorfall, bei dem ihr Freund Trevor ums Leben gekommen ist, auf das Internat Sword & Cross, das sich als Besserungsanstalt für psychisch Kranke und Vorbestrafte entpuppt. Die meisten ihrer Mitschüler sind ziemlich schräg, aber Luce ist auch nicht gerade ohne. Seit ihrer Kindheit sieht sie ständig Schatten um sich herum, die andere nicht wahrnehmen.

Sie lebt sich recht schnell ein und findet in der verrückten Arriane und der strebsamen Penn gute Freundinnen, in dem Punkmädchen Molly aber auch eine Feindin. Außerdem sind da noch zwei Jungen, Cam und Daniel. Beide sind attraktiv und machen Eindruck auf Luce, doch während Cam sich ihr gerade aufdrängt, weicht Daniel ihr aus und weist sie ab. Er ist unglaublich unfreundlich zu ihr, was ihn in ihren Augen aber noch attraktiver macht. Sie beginnt damit, über ihn zu recherchieren, weil sie mehr über ihn herausfinden möchte, doch keine der Informationen bringt sie wirklich weiter. Gleichzeitig wird Cam immer aufdringlicher. Fast schon zu aufdringlich, doch Daniel rettet sie aus einigen brenzligen Situationen – und offenbart dabei, dass sie mehr verbindet als Luce jemals gedacht hat …

_Der Schwerpunkt in_ Kates Roman liegt eindeutig auf der Romantik. Es gibt zwar einige Spannungselemente – das Geheimnis um Daniel und Cam, ein actionreiches Finale -, doch diese sind nur schwach ausgeprägt und werden auch nicht richtig ausgebaut. Ansonsten dreht sich das Buch, das aus Luces Perspektive erzählt wird, aber hauptsächlich um ihre Gefühle und Gedanken. Von diesen gibt es viele. Luce muss den Unfall mit ihrem Freund verarbeiten, sich an die neue Schule gewöhnen, neue Freunde finden und das erste Zusammentreffen mit Daniel stürzt sie in ein schreckliches Gefühlschaos. Ausgewalzt auf über 400 Seiten kann es da schon zu der einen oder anderen Länge kommen. Insgesamt fehlt es dem Aufbau noch etwas an klarer Linie und vielleicht auch etwas mehr Ausgewogenheit zwischen Romantik und Spannung.

Kate greift in ihrem Roman ein hinreichend bekanntes Thema auf: gefallene Engel. Dabei verzichtet sie weitgehend auf religiösen Ballast. Das bedeutet auf der einen Seite ein paar Längen weniger, auf der anderen wirkt das Buch an einigen Stellen allerdings etwas oberflächlich. Hinsichtlich des jungen Publikums ist dieses Vorgehen allerdings sicherlich das bessere.

Luce ist eine Figur, die, ähnlich wie Bella aus der „Bis(s)“-Reihe, viele junge Mädchen ansprechen wird. Sie ist auf der Suche nach sich selbst, muss Ereignisse aus ihrer Vergangenheit verarbeiten und muss sich mit der Liebe auseinandersetzen. Die inneren Konflikte, die dabei entstehen, beschreibt die Autorin sehr anschaulich in einer mitreißenden, leicht verständlichen Sprache. Bereits nach den ersten Kapiteln hat man sich ein gutes Bild von der Protagonistin gemacht, das auch bis zum Ende konsistent bleibt. Sie ist damit sicherlich nicht der originellste Charakter, aber sie ist interessant und lebendig und besitzt Potenzial.

_Ob sich dieses_ Potenzial auch in der von Lauren Kate geplanten Reihe fortsetzen wird, wird sich zeigen. „Engelsnacht“ hat hinsichtlich der Protagonistin und des verständlichen Schreibstils jedenfalls die richtigen Tendenzen. Die Handlung überzeugt allerdings noch nicht ganz. Etwas mehr Spannung und weniger Längen wären wünschenswert.

|Gebunden: 448 Seiten
Originaltitel: Fallen
Deutsch von Doreen Bär
ISBN-13: 978-3570160633|
http://www.cbt-jugendbuch.de

Todd Strasser – Wish u were dead

In Deutschland ist Todd Strasser vor allem unter dem Pseudonym Morton Rhue und für sein Buch „Die Welle“ bekannt. 2008 drehte Dennis Gansel sogar eine deutsche Filmadaption der Geschichte. Neben diesem Roman hat Strasser zahlreiche weitere Bücher geschrieben. Eines davon ist „Wish u were dead“, das sich, wie vom Autor gewohnt, mit für Jugendliche relevanten Themen beschäftigt.

Madison wohnt im beschaulichen Soundview, einem Örtchen, in dem vor allem reiche Leute leben. Doch obwohl sie in diesen Lebensstil hinein geboren wurde, ist sie kein typisches blondes Highschoolpüppchen. Ihr gehen die Cliquen in ihrer Schule auf die Nerven, auch wenn sie und ihre beste Freundin Courtney ein Teil davon sind. Ihr gefallen eher Menschen, die aus der Reihe tanzen, zum Beispiel Tyler, der Neue an ihrer Schule. Er ist verschlossen und wirkt wesentlich erwachsener als die anderen Typen in Soundview.

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