Archiv der Kategorie: Philosophie und Religion und Spiritualität

Nancy Mujo Baker – Einssein

Worum geht’s?

Die Kernaussage des Buchs ist „Ganz Mensch sein, ohne dabei Anteile von sich selbst zu unterdrücken“. Dies bedeutet so viel wie, dass man nichts von sich verstecken sollte, sondern dass es der langfristig bessere Weg ist, seine Denk- und Lebensweise zu ändern bzw. der Ethik des Zens anzupassen.

Dieses Buch von Nancy Mujo Baker eignet sich sowohl für Buddhismus-Einsteiger, die die Zen-Gebote kennenlernen und empfangen möchten, als auch für Zen-Praktizierende, die ihr Verständnis dafür noch weiter vertiefen möchten.

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Carola Zeisbrich – Orakel der Leichtigkeit

Worum geht’s?

Unser Alltag ist oft von (Zeit-)Druck und Verpflichtungen geprägt. Manchmal hat man vielleicht sogar das Gefühl, der Lage nicht mehr Herr zu werden. Genau in diesen Momenten braucht es mehr Leichtigkeit. Das „Orakel der Leichtigkeit“ ist ein Set, bestehend aus 55 Karten, verschiedenster Themen, zu dem man jederzeit greifen und sich eine Auszeit schaffen kann.

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Beate Tschirch – Rituale für die Seele

Worum geht’s?

Zurück zur eigenen Seelenstärke. Dieses Buch ist ein immerwährender Jahresbegleiter, mit dessen Hilfe und der Energie von Ritualen es den Lesern leichter gelingen soll, sich mit den magischen Kraftquellen des Jahreszyklus zu verbinden.

Tauche auch Du ein in die spirituelle Welt der Rituale, Düfte, Heilpflanzen, Edelsteine und Mondphasen.

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Laura Malina Seiler – Love Codes

Worum geht’s?

Manchmal ist es einfacher Satz oder ein Denkanstoß, der unser Leben in eine neue, unbekannte Richtung lenkt. Manchmal jedoch benötigt man dazu jemanden von außen, der uns liebevoll an die Hand nimmt und uns an das Vertrauen ins Leben erinnert.

In diesem Buch stecken 21 spirituelle Botschaften für mehr Vertrauen ins Leben. Sie erinnern an das eigene Licht und die eigene Stärke.

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Laura Malina Seiler – Mögest du glücklich sein

Worum geht’s?

Laura Malina Seiler ist Life-Coach und gleichzeitig Beststellerautorin. In diesem Buch setzt sie ihr Knowhow gezielt ein und begleitet ihre Leser auf die wunderbare Reise zu sich selbst. Sie erklärt, wie es gelingt, sich mit seinem Higher Self zu verbinden und dadurch Blockaden zu lösen und altem emotionalen Schmerz zu heilen.

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Ronald Schweppe, Aljoscha Long – Füttere den weißen Wolf

Worum geht’s?

Wer kennt es nicht? Mal fühlt man sich belebt, beflügelt, gut gelaunt und rundum wohl. Da gibt es aber auch andere Tage, an denen emotional nicht alles so rosig aussieht und man sich einfach nicht gut fühlt. Mithilfe dieser Kartensets versteht man besser, warum beide Seiten eine Daseinsberechtigung haben. Es geht nicht darum, düstere Emotionen zu unterdrücken, weil sie gerade nicht so angenehm sind, sondern vielmehr darum, ihnen zwar Raum zu geben, sich aber gleichzeitig nicht von ihnen überrollen zu lassen.

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Rhonda Byrne – The Secret Manifestationskarten

Worum geht’s?

The Secret – so nennt die Autorin die schöpferische Gabe, die jedem Menschen in die Wiege gelegt wurde. Mithilfe dieser Kraft, können wir alles sein, alle das tun oder all das haben, was wir uns wünschen.

Die „The Secret Manifestationskarten“ dienen hierbei als spielerischer Wegweiser, Motivator und Inspiration beim Ausleben dieser schöpferischen Kräfte. Wendet man das Wissen dieser Karten auf sein eigenes Leben an, so hat es die Macht dieses signifikant zu verändern. Das Set beinhaltet 65 Karten mit den wichtigsten Lehren zum Manifestieren sowie praktische und wirkungsvolle Anwendungstechniken mit denen man all seine Wünsche und Träume verwirklichen kann.

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Kristina Keller – Human Design

Worum geht’s?

Human Design gehört wahrscheinlich nicht zu den Themen, auf die man täglich stößt, auch wenn dieses Tool immer mehr an Popularität gewinnt.

Es handelt sich hierbei um ein System, mit dem man herausfinden kann, welche Potentiale und energetischen Prägungen zum eigenen Geburtszeitpunkt angelegt wurden.

Dieses Buch bieten einen hilfreichen Leitfaden, seiner eigenen Freude zu folgen und im eigenen energetischen Einklang zu leben.

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Christine Dohler – Die weibliche Energie der Rauhnächte

Worum geht’s?

Die Zeit zwischen den Jahren ist immer etwas Besonderes. Um die Ruhe und Magie dieser Tage zu verstärken wurden vor vielen Jahren die sogenannten Rauhnächte ins Leben gerufen. Ziel ist es, alte, sorgenträchtige Geister zu vertreiben und Platz für neue, frische Energie zu schaffen.

In diesem Buch findet man zahlreiche Rituale, Impulse, Achtseimkeitspraktiken und Reflexionsfragen, die dabei helfen die weibliche Intuition zu stärken.

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Denise Linn – Energieschnüre

Worum geht’s?

Permanent stehen wir mit unserer Umwelt in energetischer Verbindung. Diese unsichtbaren Schnüre verbinden und mit allem – nicht nur mit Lebewesen, sondern auch mit Gegenständen, der Natur, bestimmten Orten und Ereignissen, die uns geprägt haben. Man unterscheidet belebende positive Verbindungen, die uns stärken  und blühen lassen und wiederum negative Verbindungen, die uns schwächen und aussaugen. Die Autorin des Buchs gibt Impulse und Übungen, wie wir richtig mit diesen Verbindungen umgehen.

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Thorsten Weiss – Weisheitskarten

Worum geht’s?

Mit diesen Weisheitskarten kannst du noch mehr in Deine emotionale Balance investieren. Ziehe täglich eine Karte aus dem Set und entdecke, welches Öl für dich im Vordergrund steht. Auf der Vorderseite der Karte steht jeweils ein Thema und die Affirmation des Öls. Danach liest du die tiefgehenden Weisheitsfragen auf der Rückseite der Karte und beantwortest diese in Deinem Journal. Dadurch lässt du diese besonders kraftvoll wirken. Du wirst die notwendigen Veränderungen für dich immer wieder nachlesen können und kannst in deiner emotionalen Stabilität und emotionalen Weisheit weiter wachsen. Auf diese Weise kannst du regelmäßig ein neues Thema angehen und dich weiterentwickeln. Für jedes Thema nehme vom entsprechenden Öl 1-2 Tropfen auf die Hände, verreibe es und atme den Duft ein paar Minuten intensiv ein. Verreibe deine Hände anschließend über Deinen Nacken, so dass dort das verbleibende ätherische Öl wirken kann. Parallel tagsüber kannst du das entsprechende Öl auch im Diffuser verwenden, um dich von den wirksamen Duftmolekülen in deinem Transformationsprozess begleiten zu lassen. Diese Weisheitskarten sind die perfekte Ergänzung zum Buch Bringe Deine Emotionen in Balance und führen dich noch näher zu dir selbst. Durch das regelmäßige Arbeiten mit dem Buch und die Karten unterstützt du deinen Wachstumsprozess – so dass du emotional und spirituell mehr Reife und Weisheit entwickelst. Dies wirkt sich auf alle Bereiche in deinem Leben aus und sorgt für glückliche Beziehungen, mehr Erfolg in deinem Beruf und ein viel freieres Leben. (Verlagsinfo)

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James Redfield – Die Prophezeiungen von Celestine. Mystischer Roman

Visionäres Kultbuch der Zeitenwende

Mit den Erkenntnissen von „Celestine“ hat James Redfield nicht nur eine Serie von Kultbüchern geschrieben, sondern damit den Weg geebnet für ein neues Weltbild im Wechsel zum dritten Jahrtausend. Für Esoterik-Abstinenzler schwer zu akzeptieren, gibt der erste Band leider auch als Abenteuerroman wenig her – man hat schon Spannenderes gelesen.

Der Autor

James Redfield (geb. 1950) ist Soziologe und war 15 Jahre lang als Therapeut in der Jugendarbeit tätig, bevor er mit „Celestine“ einen Weltbestseller schrieb, dem zahlreiche ähnliche Werke folgten.
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Veit Loers (Hrsg.) / Kunsthalle Schirn – Okkultismus und Avantgarde. Von Munch bis Mondrian 1900 – 1915

Was ist typisch für die historischen Avantgardebewegungen? Ihr politisches Engagement? Ihre Versuche, Kunst in den lebenspraktischen Raum zu überführen? Oder ihr radikales Programm und die auf Schockwirkung setzende Kunst?

Gewiss sind dies Forderungen, die Futurismus, Surrealismus, Dadaismus & Co. für sich beanspruchen, doch gibt es weitere Anknüpfungspunkte, die viele Avantgardisten mit den Vertretern jenes gesellschaftlichen Phänomens teilen, das Okkultismus genannt wird. Dabei erscheinen die pseudowissenschaftlichen und ersatzreligiösen Bestrebungen von Theosophie und Spiritismus innerhalb der Kulturwissenschaften keinesfalls nur als Kompensation auf den zunehmenden Materialismus, sondern können gerade als immanent für die Kunst der Moderne beschrieben werden.

Der umfassende Katalog der gleichlautenden Ausstellung „Okkultismus und Avantgarde“ der Frankfurter Kunsthalle Schirn 1995 ist Zeugnis für eine historische Analyse und Darstellung der bedeutenden Gemeinsamkeiten und gegenseitigen Inspirationen von Avantgardisten aller Couleur und Okkultisten des frühen 20. Jahrhunderts.

In keinem mir bekannten Werk wird derart deutlich an Text und Bild gezeigt, wie eng die okkulten Strömungen und Weisheitslehren Künstler und Okkultisten gleichermaßen beeinflussten. Diese wichtige Verbindung scheint mir für die historischen Betrachtungen der gesellschaftlichen Umbrüche (z. B. Beginn der Modernen Kunst, Lebensreform, Neue Mystik usw.) des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert bisweilen vergessen. „Okkultismus und Avantgarde“ besitzt den Umfang eines Werkes, welches diese Lücke im kulturwissenschaftlichen und kulturhistorischen Kanon zumindest anzudeuten im Stande ist. Die erwähnten Verbindungen von Okkultismus und künstlerischer Avantgarde sind allzu vielfältig und tief greifend, als dass sie nur ein Werk abdecken könnte. Der Katalog kann aber als wichtige Referenz für weiterführende Arbeiten und Forschungen auf diesem Gebiet dienen.

Auch wenn die postmoderne Kunst dem Reflex der klassischen Moderne, die Ursachen künstlerischer Potenziale entdecken zu wollen, nicht mehr in dem Maße zu folgen scheint, gibt es doch bis heute vereinzelte Überlegungen dieser „geistigen Haltung“, wie es Teio Meedendorp (in: Der Okkultismus als praktische Wissenschaft: Der Archeometer, in: „Okkultismus und Avantgarde“) bezeichnet, zuteil zu werden. Von Zeit zu Zeit schließen sich daher Künstler zusammen, die sich der Erforschung des künstlerischen Ausdrucks verschrieben haben (z.B. der Kunstorden O.T.R.D.).

Unterm Strich

„Okkultismus und Avantgarde“ beinhaltet neben Fachtexten und Essays auch zahlreiche Farbabbildungen der Kunstwerke, die in der Ausstellung gezeigt wurden. Verblüffend wirkte vor allem der Umstand auf mich, dass Künstler, deren Werke nie den Anschein zulassen würden, dass sie spirituelle oder okkulte Ideen inspiriert haben könnten, in einem Atemzug mit Vertretern der „spirituellen Kunst“ wie Rudolf Steiner oder August Strindberg genannt werden.

Die „Bibel“ des modernen Okkultismus!

Gebunden: 815 Seiten
ISBN-13: 9783930717149

Edition Tertium

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Don Webb – Uncle Setnakt`s Essential Guide To The Left Hand Path

Der profanen Öffentlichkeit ist der in Austin/Texas lebende Don Webb primär als Science-Fiction-Autor bekannt. Um einen kleinen Überblick seines schriftstellerischen Schaffens zu geben, seien hier exemplarisch „Spell for the Fullfillment of Desire“ (1996), „The Double. An Investigation“ (1998), „Essential Saltes. An Experiment“ (1999) und „Endless Honeymoon“ (2001) genannt. In deutscher Sprache ist von Don Webb bislang nur das seit geraumer Zeit vergriffene „Märchenland ist abgebrannt. Profane Mythen aus Milwaukee“ erschienen.

Weniger bekannt ist sein Status in der okkulten Welt als Vordenker des Setianismus – er bekleidete lange Zeit das Amt des High Priest im „Temple of Set“, bis er am 9.9.2002 von Zeena Schreck abgelöst wurde (inzwischen hat ToS-Gründer Michael Aquino das Amt wieder übernommen).

Setianismus ist eine religiöse Strömung des „Pfades zur Linken Hand“ bzw. „Left Hand Path“ (LHP) und versteht sich somit als strikte Abgrenzung zu den sog. „Weltreligionen“, welche eine Unterordnung oder sogar Auslöschung des menschlichen Individuums zugunsten eines metaphysischen Prinzips (Gott, Nirwana usw.) fordern. Die begriffliche Unterscheidung von linkshändigen und rechtshändigen Pfaden stammt ursprünglich aus dem Hindu-Tantra. Die linke Seite wird in Indien sowohl mit gesellschaftlichen Tabus als auch der dynamischen Energie des Shakti assoziiert. LHP steht im Gegensatz zum stärker verbreiteten „Right Hand Path“ (RHP) für die Bejahung der weltlichen Existenz und der Vergöttlichung des individuellen Ichs. Da die linke Hand ein interkulturell verständliches Symbol sein kann, ist der LHP gut als Universalbegriff geeignet, um westliche Strömungen wie etwa Saturngnosis oder eben Setianismus unter einer gemeinsamen Kategorie einzuordnen.

Im Zentrum des setianischen Interesses stehen persönliche Autonomie und willentliche Selbsterschaffung. Das mythologische Ideal dieses Prinzips ist der ägyptische Wüstengott Seth, welcher seine Geburt selbst einleitete und gegen kulturelle („städtische“) Normen opponiert, aber auch diejenigen Menschen, welche durch die Wüste reisen, beschützt. Seine Hauptkontrahenten sind die Dämonenschlange Apophis (das ungebändigte Chaos) und Osiris, der „sterbende Gott“ (mythologische Parallelen zwischen Osiris und Jesus Christus sind unverkennbar), welcher die Stasis repräsentiert. Ob Seth dabei als tatsächliche Entität oder als archetypisches Prinzip interpretiert wird, ist aus setianischer Sicht nebensächlich. Seth, der auch als „Fürst der Finsternis“ oder „Feind der Götter“ bezeichnet wird, sucht nicht nach Anbetung, sondern nach Individuen, die von „seiner Art“ sind. Der Logos Aionos von Seth ist „Xeper“, ein altägyptisches Verb, welches übersetzt in etwa „ich bin geworden“ bedeutet und rückwirkend die persönlichen Fortschritte eines Setianers bezeichnet. Dies nur als Erläuterung zu dem religiösen Umfeld, aus welchem Don Webb stammt (wer sich für diese Thematik interessiert, kann sich unter http://www.xeper.org näher informieren).

„Uncle Setnakt`s Essential Guide To The Left Hand Path“ ist jedoch mitnichten ein rein setianisches Buch. Don Webb gibt in dieser Abhandlung vielmehr – wie der Titel schon andeutet – einen Einblick in die allgemeine Praxis des (westlichen) Pfades zur Linken Hand. „Praxis“ ist hier der maßgebliche Begriff – das Buch soll weder umfassend über die kulturellen Hintergründe des LHP informieren, noch den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben. Diesen beiden Kriterien hat bereits Don Webbs Kollege Stephen Flowers in seiner theoretischen Abhandlung „Lords of the Left Hand Path“ erfüllt. Der „Essential Guide“ hingegen hat für den geneigten Leser nur dann einen echten Wert, wenn er nach der Lektüre die Ärmel hochkrempelt und die vorgestellten Praktiken konsequent realisiert. LHP ist keine Religion für die „schlecht weggekommenen“, sondern ein Pfad für Individualisten, die bereit sind, für ihr persönliches Glück hart zu arbeiten – dies macht Don Webb unmissverständlich klar.

Dennoch kommt auch der Humor nicht zu kurz, denn LHP soll in erster Linie Lebensfreude bereiten. „Uncle Setnakt“ ist ein Pseudonym, unter welchem Don Webb einst eine humoristische Kolumne namens „Uncle Setnakt says“ schrieb, da er es leid war, die Prinzipien des LHP ausschließlich in wissenschaftlicher (und somit häufig auch ziemlich trockener) Manier zu verdeutlichen. Im „Essential Guide“ setzt „Onkel“ Webb diese Tradition fort.

Das Buch gliedert sich in vier Hauptteile. Der erste Teil, „The Nature and Goals of the Left Hand Path“, liefert die theoretische Basis für die nachfolgenden Kapitel. Don Webb erläutert hier, was Initiation im Sinne des LHP ist und wie sie funktioniert. Er diskutiert u.a. das Prinzip individueller Souveränität, die Position des Ichs im Kosmos, die Psychologie der Initiation sowie ihre „Tugenden“ und „Laster“, das Wesen der Magie und eine inhaltliche Abgrenzung zum Pfad zur Rechten Hand (RHP).

Der zweite Teil, „Practise“, vermittelt einen Katalog von LHP-konformen Aktivitäten und persönlichen Charaktereigenschaften, welche die Initiation eines LHP-Adepten begünstigen oder sogar erst ermöglichen. Wer bereits auf diesem Pfade unterwegs ist, wird garantiert erkennen, dass er bereits einige der genannten Dinge in sein Leben integriert hat.

Der dritte Teil, „The Grand Initiation“, nimmt rund 40 Seiten ein. Es handelt sich dabei um eine Art Einweihungsritus, welchen Don Webb persönlich entwickelt hat. Er ist nicht obligatorisch, aber wer eine größere Herausforderung sucht, und Gefallen an Webbs Ritualen gefunden hat, wird hier sicherlich etwas für sich herausziehen können. Zusätzlich kann der Leser hier etwas über das Konzept von Xeper erfahren. Die „Grand Initiation“ richtet sich allerdings an Fortgeschrittene, weshalb es mir etwas unklar ist, weshalb Don Webb sie nicht als letztes Kapitel oder Anhang verwendet hat.
Der vierte und letzte Teil, „Resources“, vermittelt dem Leser ein paar nützliche Werkzeuge für seine persönliche Initiation.

„Onkel Setnakts Handorakel“ ist dabei noch eher als Gimmick zu sehen, denn der Initiand kann hiermit Lösungsansätze für seine Probleme erwürfeln. Wer dem mit einem ironischen Augenzwinkern begegnen kann, wird jedoch durchaus mit ein paar konstruktiven Ideen beglückt werden. Ferner vermittelt Don Webb ein paar wirklich gute Lesetipps und erklärt exemplarisch anhand einer kurzen Geschichte, wie der Weg einer oder eines Initiierten verlaufen kann. Ein paar FAQ zum LHP können Neuligen dabei helfen, ihre eigene Position präziser zu bestimmen. Fortgeschrittene werden schließlich in der Lage sein, eine für sie selbst passendere Literatur- oder FAQ-Liste zu erstellen – und somit die Komplexität des LHP erweitern.

Abschließend gibt Don Webb einen kurzen Einblick in die Lehren des Temple of Set. Er will damit jedoch keinesfalls missionieren, sondern ein gutes Beispiel für eine renommierte LHP-Institution geben. Man kann den LHP nur für sich selbst beschreiten, aber ab einem gewissen Punkt benötigt jeder Initiand eine professionelle Schulung durch andere, wenn er oder sie nicht stagnieren will.

Es scheint mir evident zu sein, dass ein solches Buch polarisieren muss – jeder muss selbst herausfinden, ob er oder sie dem LHP etwas abgewinnen kann. Don Webbs „Uncle Setnakt`s Essential Guide To The Left Hand Path“ ist neben Frank Lerchs „Nightworks“ jedenfalls definitiv das beste praxisorientierte Buch über den Pfad zur Linken Hand, welches mir bislang untergekommen ist. Wie Stephen Flowers treffend in seiner Einleitung bemerkt:

„[Don Webb] reiht nicht einfach nur Wörter aneinander, um seinen Lesern Vergnügen zu bereiten und sie zu unterhalten – obgleich er dieses auch tut – er bietet dir mit diesem Führer das größte Abenteuer an, welches das Leben zu bieten hat.“

Taschenbuch: 120 Seiten
ISBN-13: 9781885972101

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

John O’Donohue – Echo der Seele. Spiritueller Roman

Der Ire John O’Donohue lebte als Philosoph und Poet in Irland und in der Bretagne, studierte allerdings in Tübingen philosophische Theologie, worin er 1990 mit einer Arbeit über Hegel promovierte. Bekannt wurde O’Donohue mit seinen christlich-keltisch tradierten und dennoch in der Moderne wurzelnden Texten durch seinen Welterfolg „Anam Cara“. Der dtv hat von ihm in einer edel aufgemachten, großformatigen Premium-Edition das Werk „Echo der Seele“ herausgebracht, das ich einfach nur als spirituellen, poetischen wie auch intellektuellen Hochgenuss beschreiben kann.

Es sei vorweg angemerkt, dass der Autor sich fernab einer dogmatisch kirchlichen Weltsicht bewegt und ganz im Gegenteil in seinem Buch auch Kritik an institutionalisierter Religion und Amtskirchen – neben allgemeiner gesellschaftlicher Kritik – übt. Zudem handelt es sich hier durchaus nicht um eine theologisch moralisierende Schrift; der gedankliche Schwerpunkt ist in den Bereichen der Philosophie, Psychologie und Soziologie anzusiedeln.

Inhalt

Worum genau geht es nun in „Echo der Seele“? Der – etwas kuschelig-esoterisch anmutende – Untertitel „Von der Sehnsucht nach Geborgenheit“ umschreibt die Hauptthese und Grundthematik: Das menschliche Dasein gewinnt seine Dynamik durch das Streben und die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und prägt unser Fühlen und Handeln, die gesellschaftlichen und privaten Bestrebungen, Ängste und Wesenszüge, unsere Kreativität und die Erkenntnis der Möglichkeiten eines frei strebenden Willens, ist zugleich aber auch ein Quell unserer Ängste und Verzweiflung. Dies wird allerdings nicht im Sinne eines Reduktionismus als alleiniges Erklärungsprinzip verstanden oder verfochten, durchaus aber als eine der grundlegenden Triebkräfte und übergeordnete Metapher, die in wesentlichen Bereichen dessen, was das Wesen der Menschlichkeit ausmacht, greift.

In einer Vielzahl kleiner Unterkapitel führt O’Donohue uns – durchaus praxisnah und realitätsbezogen innerhalb seines sehr wahrhaftigen Theoriekonstruktes – durch die Gedankenwelt von Zugehörigkeit und Sehnsucht, menschlichem Streben und den Grenzen und Mauern, die diesen Bestrebungen den Weg verbauen. Unser Verlangen nach Zugehörigkeit zu unserem Ursprung, zur Erde, zur Liebe, zu Partnerschaft, Familie, Freunden, unserer eigenen Kindheit, uns selbst oder auch sozialer Sicherheit wird beleuchtet und beim Leser ein Prozess des Erkennens und Verständnisses für sich selbst und seine Mitwelt in Gang gesetzt, der mich erstaunte und mir viel zu geben wusste. Dabei bedient er sich einer lebendigen, poetischen, leicht verständlichen Sprache, die kaum merklich ein durchaus komplexes interdisziplinär argumentierendes Spezialwissen verbirgt, das höchst moderne wissenschaftliche Elemente aus Systemtheorie, Formgesetzen, Soziologie, praktischer Philosophie und Psychologie in einem kunstvollen Balanceakt zu verbinden weiß mit undogmatisch christlicher Theologie, keltischer Mythologie und Weltanschauung oder selbst Buddhismus.

Unterm Strich

„Echo der Seele“ führt uns in die innersten Landschaften unserer Psyche, Seele und Menschlichkeit und ist eine formvollendete, wohltuende Medizin für den suchenden, unruhigen, verunsicherten Geist, der die Moderne prägt wie nie zuvor. Daher kann ich die stille und genussvolle Lektüre dieses Werkes jedem ohne Unterschied nur ans Herz legen; selten hat ein Buch so viel in mir bewegt – und dabei einen Zustand inneren Friedens und Verstehens ausgelöst – und wusste, meine Sicht auf mich und die Welt ganz wesentlich neu zu formen.

Nachfolgend nur ein Überblick über die Hauptkapitel. Das Buch lässt sich dank seiner Kleingliederung sehr gut in portionierten Schritten lesen und lädt dazu ein, nach jedem Themenabsatz inne zu halten, um das Erfahrene wirken und reflektieren zu lassen.

• Kapitel 1 – Erwachen in der Welt: Die Schwelle der Zugehörigkeit
• Kapitel 2 – Präsenz: Die Flamme der Sehnsucht
• Kapitel 3 – Unsere frei gewählten Kerker
• Kapitel 4 – Leiden als das finstere Tal zerbrochener Zugehörigkeit
• Kapitel 5 – Das Gebet: Eine Brücke zwischen Sehnsucht und Zugehörigkeit
• Kapitel 6 – Die Abwesenheit: Wo die Sehnsucht noch verweilt

ISBN-13: 9783423241809

Augustinus von Hippo – Logik des Schreckens

Furcht und Zittern

Am Anfang stand eine alt-orientalische Geschichte, von der wohl viele schon einmal gehört haben, nämlich die von Jakob und Esau. Die beiden waren Zwillinge, doch erblickte Esau als erster das Licht der Welt und durfte so als Erstgeborener gelten. Wie es in traditionellen Gesellschaften üblich ist, hatte er damit Anspruch darauf, vor dem jüngeren Jakob bevorzugt zu werden. Doch Gott liebte Jakob und hasste Esau. Esau wurde sein Erstgeburtsrecht am Ende für ein Linsengericht abgelistet und durch eine Täuschung segnete der blinde Isaak Jakob, den er für Esau hielt. Dumm gelaufen für Esau. Wie aber konnte es sein, dass Gott ihn hasste? Warum hasste er ihn? Der wirkmächtigste der Apostel, Paulus, der dem Christentum ganz wesentlich sein Gepräge gab, hat im Brief an die Römer ausdrücklich klargestellt, dass Jakob nicht aufgrund etwaiger Vorzüge von Gott geliebt wurde, genauso wenig wie der Herr Esau nicht verwarf, weil dieser etwa mit einem besonderen Makel behaftet gewesen wäre.

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Gray, John – Von Menschen und anderen Tieren – Abschied vom Humanismus

Irgendwie neigt die Beschäftigung mit Philosophie dazu auszuufern. Nun muss ich gestehen, dass ich keinesfalls ein Philosophie-Experte bin. Genau genommen ist Grays Buch das erste philosophische Buch, das ich vollständig gelesen habe. Ich nehme deshalb an, dass ich nach Grays Ansicht zu der Gruppe „reflektierter Zeitgenossen“ …(wie kann man Menschen reflektieren?) …gehöre, deren „unreflektierte Überzeugungen“ er laut Vorwort angreifen möchte. Sollte das der Fall gewesen sein, kann der Autor zumindest von sich sagen, dass sein Buch mich zur Reflexion gebracht hat. Ob ihm das Ergebnis gefallen würde, werden wir sehen …

In „Von Menschen und anderen Tieren“ kritisiert Gray den Humanismus und vertritt dabei – unter anderem – folgende Standpunkte:

1. Der Mensch unterscheidet sich nicht wesentlich vom Tier.
2. Es gibt kein in sich geschlossenes, kontinuierliches, menschliches Selbst.
3. Der Mensch besitzt keinen freien Willen und ist deshalb auch nicht für seine Entscheidungen verantwortlich

Diese drei habe ich unter mehreren Punkten herausgegriffen, um den Umfang wenigstens ein klein wenig zu begrenzen.

1. Der Mensch unterscheidet sich nicht wesentlich vom Tier.

Zunächst als Beleg dafür, dass Gray diese These vertritt, hier eine kleine Auswahl an Zitaten:

Zitat S. 17 Absatz 2 Satz 1 und 2:
„Um zu erkennen, dass wir den Tieren zuzurechnen sind, müssen wir nicht Darwin bemühen. Ein Blick darauf, wie wir leben, führt zum selben Schluss.“

Zitat S. 42, Absatz 3, Satz 4:
„[…], den vor-darwinistischen Irrtum wieder aufleben zu lassen, die Menschen seien anders als alle anderen Tiere.“

Zitat S. 70, Absatz 4, Satz 2:
„Doch auch nach all der Denkarbeit, die [diverse Philosophen] geleistet haben, können wir uns nicht sicherer sein als andere Tiere, dass die Sonne morgen aufgehen wird.“

Nun, dieser Ansicht kann man sein. Zumindest, bis man die nächste Seite liest.

Zitat S. 71, Absatz 1, Satz 2:
„Das spezifisch Menschliche ist nicht das Sprachvermögen, sondern die Kristallisation der Sprache in der Schrift.“

Zitat S. 71, Absatz 3, Satz 1:
„Schrift erzeugt ein künstliches Gedächtnis, mit deren Hilfe der Mensch seinen Erfahrungshorizont […] ausweiten kann.“

Ein Philosoph, der seine eigene These selbst widerlegt, unmittelbar, nachdem er sie aufgestellt hat! Interessant!

Tatsache ist, dass der Mensch das einzige Tier ist, das vollkommen anders lebt als seine Mitgeschöpfe. Keine andere Spezies nutzt Werkzeuge und Feuer im selben Ausmaß; nichts lässt erkennen, dass andere Spezies sich Gedanken um die Zukunft machen, wie es zum Beispiel die Bestattungsriten der Menschen seit der Steinzeit erkennen lassen; und keine andere Spezies hat den Planeten so massiv beeinflusst und verändert wie der Mensch.

Ja, der Mensch ist ein Tier. Aber nicht, weil er lebt wie andere Tiere. Sondern weil am Beginn seines Stammbaumes dieselben Einzeller stehen wie bei Hummern, Libellen, Quallen und Rindviechern. Und dass der Mensch ein Tier ist, heißt das nicht, dass er sich nicht von allen anderen Tieren gravierend unterscheiden kann.

2. Es gibt kein in sich geschlossenes, kontinuierliches, menschliches Selbst.

Zitat Seite 88, Absatz 4, Satz 1:
„Dem Identitätserleben liegt kein kohärenter Wesenskern zugrunde.“

Zitat Seite 89, Absatz 4, Satz 3:
„Wahrnehmung und Verhalten vollziehen sich sowohl beim Menschen als auch in einer Insektenkolonie, als gäbe es ein lenkendes Selbst, das aber in Wirklichkeit nicht existiert.“

Diese These stützt sich vor allem auf Erkenntnisse der Neurologie. Das Bewusstsein des Menschen selektiert. Nur ein winziger Bruchteil – etwa ein Millionstel – aller Sinneseindrücke kommt dort an, und wir können nicht beeinflussen, welche. Auf die meisten Situationen reagieren wir unbewusst.

Nun wird die Identität, das „Selbst“ eines Menschen, in diesem Kontext definiert durch die Summe seiner Handlungen. Da das menschliche Handeln aber nur zu einem verschwindend geringen Anteil bewusst ablaufe, könne auch das „Selbst“ bestenfalls ein bruchstückhaftes, unvollständiges, sich stets wandelndes Etwas sein, ein Sammelsurium aus kurzen Momentaufnahmen.

Dass das Handeln des Menschen dennoch eine starke Strukturiertheit aufweist, erklärt Gray mit einem Phänomen, das im Zusammenhang mit Ameisen, Termiten oder Bienen als „Gruppenseele“ beschrieben wird, die allerdings eine Eigenschaft der Spezies sei, und nicht des Individuums. Die Handlung erfolgt demnach als Reaktion auf lokale Komponenten. Sprich: versetze eine Brutpflegetermite aus dem Stock nach draußen, und sie wird anfangen, Futter zu sammeln. Setze sie zurück, und sie wird wieder Maden füttern.

Demnach müsste ein Mongole, den man nach Polynesien versetzt, völlig selbstverständlich in ein Kanu steigen und zum Fischen fahren.
Ich denke nicht, dass es wirklich so einfach ist!
Nun gut, nehmen wir ein weniger krasses Beispiel:
Ein Systeminformatiker, der den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, wird auf eine Baustelle geschickt, um dort eine Ziegelmauer hochzuziehen.

Sieht so aus, als wäre das Vorbild der Insektenstaaten nicht so einfach auf den Menschen übertragbar. Jedenfalls nicht innerhalb der Bereiche der gesellschaftstragenden Arbeitsteilung. Bestenfalls funktioniert das auf der Ebene der unbewussten Tätigkeiten wie „in Hausschuhe schlüpfen“ oder „die Toilettenspülung betätigen“. Ich glaube aber nicht, dass das „Selbst“ irgendeines Menschen sich danach definiert, welche Hausschuhe er trägt, oder mit welcher Hand er die Spültaste betätigt! Selbst dann nicht, wenn Handlungen wie diese 999.999 Millionstel seiner Gesamttätigkeit ausmachten.

Da andere Tiere oft wesentlich leistungsfähigere Sinnesorgane haben als Menschen, dürfen wir wohl getrost davon ausgehen, dass auch sie ihre Eindrücke in irgendeiner Form selektieren, je nachdem, was für sie relevant ist.

Das menschliche Bewusstsein mag im Vergleich zum gesamten Sinneseindruck bruchstückhaft sein. Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass daraus kein „Selbst“ entstehen kann. Vielleicht setzt es sich nur vorwiegend aus den Eindrücken und Erfahrungen zusammen, die es als relevant erachtet. Wie Mosaike beweisen, kann auch eine Ansammlung vieler loser Steine ein sinnvolles Bild ergeben, wenn man sie richtig anordnet. dass es mehrere Möglichkeiten gibt, die Steine zu Bildern zu fügen, bedeutet lediglich, dass niemand vorher sagen kann, auf welche Weise ein Eindruck oder eine Erfahrung das „Selbst“ eines Menschen beeinflussen wird. Es bestreitet auch niemand, dass neue Erfahrungen Veränderungen bewirken. Das schließt die Existenz eines „Selbst“ aber nicht aus. Womöglich hat die Neurologie einfach bloß noch nicht herausgefunden, wie genau es entsteht.

3. Der Mensch besitzt keinen freien Willen.

Zitat Seite 81, Absatz 4, Satz 2:
„[…], dass der neurologische Impuls, der ein Verhalten initiiert, eine halbe Sekunde vor der bewussten Entscheidung zum Handeln auftritt.“

Gray zieht daraus den Schluss, dass wir

Zitat Seite 83, Absatz 2, Satz 1:
„In dem Augenblick, in dem wir zu einer Handlung ansetzen, noch gar kein Bewusstsein davon , wie wir handeln werden.“

dass Willensfreiheit folglich eine Illusion ist.

Gegen diese These zu argumentieren, fällt etwas schwer, weil Gray kein Wort darüber verliert, wie der neurologische Test aussah, der das obige Ergebnis erbracht hat. Dabei ist eine Bewertung des Ergebnisses ohne das Wissen über den Versuchsaufbau gar nicht möglich. Zum Beispiel spielt die Frage, welche Entscheidung das „Versuchskaninchen“ denn treffen sollte, eine ziemlich große Rolle, genauso wie die möglichen Konsequenzen der Entscheidung.

Um bei dem literarischen Beispiel zu bleiben, das Gray selbst zur Veranschaulichung herangezogen hat:

Der junge Seeoffizier, der – nachdem seine sämtlichen Vorgesetzten das sinkende Schiff bereits verlassen haben – nach kurzem Zögern ebenfalls noch ins Rettungsboot gesprungen ist, obwohl sämtliche Passagiere noch an Bord waren, musste damit rechnen, dass er die Entscheidung zu bleiben womöglich mit dem Leben bezahlen würde, und er musste seine Entscheidung schnell treffen, möglichst, bevor das Rettungsboot abgelegt hatte.

Eine solche Entscheidung ist nicht vergleichbar mit der Entscheidung darüber, ob man grundsätzlich lieber zur Miete oder lieber in einer Eigentumswohnung wohnen möchte. Zwischen Grundsatzentscheidungen und ihrer Durchführung liegen meist längere Zeiträume. Wäre also womöglich das Ergebnis des neurologischen Tests bei einer solch langfristigen Frage anders ausgefallen als bei der tatsächlich gestellten?

Tatsache ist, dass je größer der Druck, desto reflexartiger die Reaktion. Die Übergänge zwischen Reflex und bewusster Entscheidung sind deshalb fließend. Auch die Frage, ob jemand in seinem Leben bereits mit einer ähnlichen Situation konfrontiert war oder nicht, könnte eine Rolle spielen. Folglich dürften wohl mehrere Versuchsketten unterschiedlichen Aufbaus nötig sein, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen.

Unterm Strich:

Grays Absicht, den Humanismus zu demontieren, hat irgendwie nicht so richtig funktioniert. Das liegt nicht nur daran, dass er sich wie oben dargelegt selbst widerspricht oder die Beweise für seine Thesen einer kritischen Überprüfung nicht standhalten. Es kommt auch daher, dass er teilweise Aspekte angreift, die längst überholt sind.
Dass Descartes Tiere für nicht denkfähig hielt, ist kein Wunder, denn damals wusste die Forschung kaum etwas von dem, was sie heute über Tiere weiß. Dies dem Humanismus als Ganzem vorzuwerfen, klingt etwas kleinlich. Ähnliches gilt für Grays Kritik an Kant. Ich bin zwar kein Kenner zeitgenössischer Humanisten. Aber da nicht einmal meine vierzehnjährige Tochter daran glaubt, dass der Mensch das Maß aller Dinge ist oder sich irgendwann zu einem vollkommen guten und edlen Wesen entwickeln wird, können wir, denke ich, auch diesen Punkt als veraltet abhaken.

Grays Aussagen zur Drogenproblematik wiederum zeugen von genau der Ignoranz, die er anderen Zeitgenossen vorwirft. Seine Äußerung in Bezug auf China läßt den geschichtlichen Kontext völlig außer Acht, und wer über die Antidrogenbemühungen der USA von „puritanischem Krieg gegen den Genuss“ spricht, hat noch keinen Heroinsüchtigen elendiglich verrecken sehen. Dass Legalisierung zwar die Gewinne der Drogenbosse, aber nicht die Zahl der Drogentoten verringert, ist ihm offenbar ebenso entgangen wie die Tatsache, dass Legalisierung auch eine strafrechtliche Verfolgung verhindert.

Für besonders destruktiv halte ich jedoch seine These über die Verantwortlichkeit des Menschen. Die Diskussion darüber, wie viel Einfluss Gene, Kultur und soziales Umfeld auf das Leben eines Menschen haben, ist ja nicht neu. Wozu wird es wohl führen, wenn wir das Argument der „schlimmen Kindheit“ auch noch mit einem mauen neurologischen „Beweis nicht-bewusster Entscheidung“ unterstützen? Müssen dann die Eltern in den Knast, weil sie mit der Geburt ihres Kindes einen Menschen in die Welt gesetzt haben, dessen Gene ihn zum Mörder programmierten? Zahlt dann der Staat Entschädigung an die Opfer, weil er nicht in der Lage war, den sozialen Brennpunkt auszumerzen, in dem der spätere Täter gezwungen war aufzuwachsen? Oder schaffen wir die Justiz gleich ganz ab, weil ja eh keiner was für irgendwas kann, und es deshalb keinen Schuldigen zu bestrafen gibt? Eigentlich können wir die Ethik dann auch gleich mit abschaffen. Denn wenn wir eh nichts von dem vermeiden können, was wir tun, brauchen wir auch nicht darüber nachzudenken, ob es gut oder schlecht ist.

Das wäre offenbar tatsächlich Grays Ideal für menschliche Lebensführung: überhaupt nicht nachzudenken, sondern stets rein instinktiv zu handeln. Der Autor selbst stellt allerdings fest, dass dies dem Mensch nicht mehr möglich ist, weil er sich bereits zu weit davon entfernt hat. Mit der durchaus versöhnlich klingenden „Notlösung“, die er aufgrund der Unerreichbarkeit des Ideals vorschlägt – und die mich, nach all dem, was ich zuvor gelesen hatte, ehrlich überrascht hat – könnte ich dagegen gut leben. Dumm nur, dass wir uns nach Meinung des Autors gar nicht dafür entscheiden können, so zu leben, weil wir ja keine Willensfreiheit besitzen. Insofern war das ganze Buch eigentlich völlig für die Katz! Fast könnte Gray mir leidtun.

Taschenbuch 245 Seiten
Orininaltitel: Straw Dogs – Thoughts of Humans and Other Animals
Aus dem Englischen von Alain Kleinschmied
ISBN-13: 978-3423347266

www.dtv.de

Der Autor vergibt: (2.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Nehls, Michael – Methusalem-Strategie, Die

Die Frage nach dem Warum ist in der Gesundheitsbranche das täglich Brot, schlägt sich dort allerdings auch nur insoweit nieder, dass anhand präziser Ursachenforschung auf wissenschaftlichem Wege versucht wird, die aktuell immer weiter gehäufte Zahl von typischen Krankheiten und vor allem modernen Verstimmungen zu erforschen. Doch die Frage lautet: Ist es überhaupt vorbestimmt, dass der Normalsterbliche die klassischen Zivilisationskrankheiten durchlebt? Ist es notwendig, Krankheiten medikamentös zu therapieren, die man auch auf viel banalere Art und Weise abwenden kann? Und wie weit kann der Mensch selber sein ‚Glück‘ beeinflussen, seinen Lebensweg körperlich und mental optimieren und schließlich gegen den wachsenden Druck der Konsumgesellschaft bestehen?

Dr. Michael Nehls hat sich eingehend mit diesem Thema beschäftigt und nicht bloß anhand einer Selbstanalyse herausgefunden, an welchen brisanten Eckpunkten des eigenen Lebens fremde Einflüsse auf das eigene Dasein einwirken und die persönliche, ganz individuelle Prioritätenskala fremdbestimmt wird. Als Leiter eines Biotechnologie-Unternehmens hat er nicht nur jahrelang am eigentlichen Kern der Materie gearbeitet, sondern auch in vielen Selbstversuchen veranschaulicht, wie man die eigene Gesundheit nach fast schon urzeitlich anmutenden Prinzipien in die richtige Bahn lenken kann und was genau geschieht, wenn man Stereotypen und Konventionen bricht, die immer wieder dazu verleiten, mit der Masse zu schwimmen und sich vor allem die unangenehmen, aber eben nicht als solche erkennbaren Verhaltensweisen anzunehmen. Zweimal hat er am Race Across America teilgenommen, einem zwölftägigen Radfahr-Marathon, der seine Teilnehmer über 4800 Kilometer von der einen Küste des Landes zur anderen führt. Und viele völlig untypische Muster, die er in seine Planungen einbezogen hat, haben ihm geholfen, das Ziel ohne bleibende körperliche Hinterlassenschaften zu erreichen. Und es sind genau diese Denkmuster, die Nehls seinem Publikum in „Die Methusalem-Strategie“ nahebringen will, dies zwar sehr theoretisch, aber selbst im kleinsten Rahmen problemlos umsetzbar.

Der Biotechnologe erklärt hierbei zunächst die Evolution der Menschheit und den natürlichen Wandel ins Informationszeitalter der heutigen Zeit. Die Ansprüche haben sich verändert, der menschliche Körper jedoch nicht, und genau diesen Kontrast verwendet Nehls immer wieder, um zu verdeutlichen, wie weit man sich immer mehr von seinem persönlichen Selbst entfremdet, wie man Raubbau betreibt, sich Stress aussetzt, Prozesse startet, die einem unerhörten Druck unterliegen, letzten Endes aber in keiner Weise produktiv an sein Ziel kommt, weil der entscheidende Faktor Zeit so häufig missinterpretiert wird. Der Autor belegt dies an vielen kleinen, alltäglich nachvollziehbaren Beispielen, aber auch an individuellen Erfahrungswerten, die sich im Laufe der Jahre angestaut haben.

Die These, dass Termindruck sich auf das Einhalten einer Problemlösung negativ und letzten Endes fristverlängernd auswirkt, kann er dabei sehr leicht untermauern. Physische Prozesse und das Zusammenspiel des seelischen Gedankenerlebens sind die Waffen, die der Mensch immer wieder zu beeinträchtigen versucht – und dennoch lässt sich spielerisch nachweisen, dass ein schädlicher Einfluss auf diese Verhaltensmuster der Produktivität schadet, es unterdessen einfacher wäre, frei heraus zu handeln, sich von keinem äußeren Einfluss (vor allem nicht von Zeit) steuern zu lassen und stattdessen das eigentliche Ziel vor Augen zu haben. Und eben nicht jenes, das der Kalender einem gezwungenermaßen aufzuerlegen gedenkt.

Natürlich sind viele der von Nehls angesprochenen Theorien erst einmal tatsächlich nur theoretisch. Doch der Autor markiert schnell den Unterschied, indem er empirisch vorgeht, logisch durchdachte Eventualitäten vollzieht und somit vor allem eine These mit vielen greifbaren Argumenten verdeutlichen kann: Nämlich dass der gesunde Mensch, sofern er sein Leben wirklich nur nach den natürlichen Mechanismen führt und sich gleichzeitig nicht der Erwartungshaltung beugt, die von außen an ihn herangetragen wird, sein Lebensalter problemlos erhöhen kann. Es sei denn, er ist nicht bereit, den Dingen aus dem Weg zu gehen, die im Zeitalter der Information und damit auch der erheblichen medialen Kontrolle vorgeben wollen, wie das Menschsein zu funktionieren hat.

Als lebenden Vergleich zieht er dabei das Urvolk der Okinawa heran, das den weltweit mit Abstand höchsten Anteil der Bevölkerung jenseits des 100. Lebensjahres stellt, und dies lediglich, weil man die Pfade der modernen Evolution zu beschreiten nicht bereit ist. Es ist sicherlich ein sehr philosophischer Ansatz, den Nehls hier verfolgt, indem er die bewusst natürliche, völlig simple Lebensweise dieser Menschen beschreibt, allerdings verbergen sich darin keine Widersprüche, sondern lediglich logische Konsequenzen, die auch unsereiner ereilen könnten, würde er bewusst einfach nur das tun, was die gesundheitliche Vernunft ihm vorgibt.

Insofern ist „Die Methusalem-Strategie“ eigentlich eine Anleitung zum systematischen Altwerden, sehr eindringlich und gewagt verpackt, aber aus dieser Überzeugung heraus erst wirklich lesenswert, weil es im Grunde genommen so einfach ist, dieser idealen Strategie zu folgen – nicht zuletzt, weil die beschriebenen weiterführenden Ziele absolut erstrebenswert und immer noch erreichbar sind. Mit diesem Buch hat Michael Nehls zweifelsohne eine Art Masterplan verfasst, der sich voll und ganz damit beschäftigt, das Leben zu meistern, es leicht und einfach zu halten, bewusst einmal nein zu sagen, dafür aber den größtmöglichen Nutzen davonzutragen. Die zwanghafte Methodik, die das eigene Leben bestimmt, mag zwar zunächst kaum zu durchbrechen sein – doch mit einer Hilfestellung wie diesem tollen Buch sollte dies zumindest vereinfacht werden!

|176 Seiten
ISBN-13: 978-3981404838|
http://www.michael-nehls.de/verlag-mental-enterprises.htm

Eschner, Michael D. – Leben wie der Phönix – Der Weg zur Unsterblichkeit

Es war vor etwa 10 Jahren, als ich auf einem Sommerfest der damaligen ‚Ethos Gemeinschaft Thelema‘, die auch die Internetcommunity ‚New Äon‘ betrieb, ein kleines Büchlein erstand, welches, wie ich heute wohlwissend feststellen kann, mein Leben grundlegend änderte. Meine Leidenschaft waren seit jeher neben Phantastischer Literatur auch Mythen, Magie und alles Okkulte und Paranormale.

„Der magische Weg zu Wissen, Liebe, Leben, Freiheit“ war der damalige Untertitel zu „Leben wie der Phönix“, damals erschienen bei Peyn und Schulze.
Die Neuauflage in einem anderen Format sprach mich gleich an. Das Motiv des ‚Rising Phoenix‘ auf schwarzem Grund kommt sehr wirkungsvoll zur Geltung. Ebenso die durchgängig farbigen Bildmotive, die jedes Kapitel stilvoll einleiten, im Gegensatz zu den damaligen s/w-Zeichnungen.

Neben dem damaligen Vorwort von Michael Eschner ist die Neuausgabe um ein zweites Vorwort erweitert, welches Knut Gierdahl verfasste und einen Einblick in das Werk, seinen Stil und Thematik gibt, die auch die neuäonische Bewegung „Thelema“ einschließt. Das Vorwort ist sehr pragmatisch und verständlich für solch eine ‚abgehobene‘ Thematik wie Unsterblichkeit.

Die folgenden zehn Kapitel sind sehr detailliert untergliedert und die Aufmachung gleicht einem ‚Lehrbuch‘. Neben kurzen, sinnvollen und prägnanten Kernaussagen, die am Seitenrand platziert sind, gibt es immer wieder grau unterlegte Textkästchen mit praktischen Anweisungen u. ä. Dabei wendet sich der Autor stets selbstbewusst an den Leser, redet von Unsterblichkeit, als sei es das selbstverständlichste der Welt. Es wird in den ersten Kapiteln auf die Situation von Unsterblichen, ihre Herkunft und ihr Leben als Unsterbliche eingegangen. Es werden ausreichend Argumente genannt den Weg des Immortalisten (so werde Menschen genannt, die eine ‚Selbstvergottung‘ anstreben) zu gehen. Sowohl Ernährung, Energie wie Weltbild spielen dabei eine Rolle. Es wird klar der Unterschied aufgezeigt, warum es dem Immortalisten geht, der nicht ‚langlebig‘ ist und dessen ‚Seele‘ nicht wandert. Und die Praxis der Unsterblichkeit ist älter als viele schamanische Traditionen.

Wichtige Bedingungen und die Komponenten werden in Kapitel acht aufgezeigt, wo die sogenannte KLEE-Methode dargestellt wird. Dabei geht es um die Entwicklung bestimmter Kenntnisse, Fertig- und Fähigkeiten, wie Erlangung von Komplexität, Einpunktigkeit und Extase, sowie die Lösung des Astralleibes vom materiellen Körper. Es wird verdeutlicht, warum Selbsterkenntnis letztendlich nur dem Immortalisten möglich. Kritisieren muss ich aber, dass bei diesem Kapitel die unter KLEE genannten Komponenten nicht in dieser Reihenfolge abgehandelt werden, wo ansonsten das Werk durch eine gut durchdachte Struktur glänzt.

Hervorheben möchte ich auch einen anschaulichen Prosatext mit Kapitel neun „Ein Stern geht auf“, der in einer illustren Geschichte verdeutlicht, wie verankert doch der Tod in unser aller Leben ist und klarmacht, dass die meisten Menschen nur ‚funktionieren‘ und nicht leben.

Das zehnte Kapitel beschreibt in einigen kurzen Beiträgen metaphysische Begriffe wie Aura, Seele oder Astralleib oder auch Intuition, Identität, Wahrer Wille, das Ich etc. Eschners Gedanken sind nicht neu und er verweist auch auf viele philosophische und soziologische Denker wie Karl O. Apel, Charles S. Peirce oder Niklas Luhman. Dem kundigen Leser werden auch Bezüge zur Kabbala und anderen Systemen wie des OTO auffallen.

Gänzlich neu in diesem Buch ist ein Leserbrief, der einst in dem damaligen AHA – Magazin, einem Fachblatt für magische und spirituelle Entwicklung, Kritik an Eschners Aufsatz „Reinkarnation – wie geht das?“ übte. An diesem Beispiel erläutert Eschner z. B. Unterschiede zwischen Inkarnation und Weckung der Kundalini, deren es zur Unsterblichkeit bedarf. Interessant auch die Ausführungen in diesem Zusammenhang bei Tieren, Astralen oder Dämonen.

Letztendlich werden mit diesem Buch dem Leser nicht nur Hintergründe, Bedingungen und Methoden zur Erlangung der Unsterblichkeit an die Hand gegeben, sondern auch auf eine praktische Gruppe hingewiesen, wo diese erlernt werden kann, und der Michael Eschner viele Jahre als Berater zur Verfügung stand, bis er 2007 seinen materiellen Leib verließ, um unter Göttern zu weilen.

|Taschenbuch: 116 Seiten
ISBN: 978-3-942736-00-8|
[www.multiwelt-verlag.de]http://www.multiwelt-verlag.de

_Martin Dembowsky_

Musashi, Miyamoto – Buch der fünf Ringe, Das

_Kampfkunst ist Lebenskunst: Musashis berühmte Lehren_

Er war und ist wohl der berühmteste Schwertkämpfer und Samurai aller Zeiten: Miyamoto Musashi. Berühmt gemacht hat ihn Eiji Yoshikawa mit seinem Roman „Musashi“. Etliche japanische Filme gründen auf Musashis Leben. Sein „Buch der fünf Ringe“, in welchem er seinen außerordentlichen Stil präsentiert, findet man hier mit seiner kurzen Biografie. Esgibt ausführlichere Ausgaben, so etwa von RaBaKa-Publishing.

Das „Buch der fünf Ringe“ diktierte Musashi 1643-1645 am Ende seines aufregenden Lebens an seinen Schüler, dem er es widmete. Hierin befasst er sich vor allem mit der Neuartigkeit seines Stils der Schwertkampfkunst (kendo), der im wesentlichen so beschrieben werden kann, dass Musashi jede Art von Stil deshalb ablehnt, weil Stile die Freiheit des Kämpfers und der Kunst des Schwertkampfes einschränken. Das „Gorin no Sho“ gilt auch heute noch unter Schülern der Kampfkunst als Lehrbuch der Geistes- und Körperhaltung und der Anwendung der verschiedenen Waffen. (Quelle: Amazon.de)

_Der Autor_

Miyamoto Musashi (geboren 1584 in Miyamoto; gestorben 13. Juni 1645 in der Höhle Reigand?, in Kumamoto), war ein japanischer Samurai und Begründer der Niten Ichiry?-Schule des Schwertkampfes.

Miyamoto Musashi wurde im Jahre 1584 in einem Dorf namens Miyamoto in der Provinz Mimasaka als Shinmen Musashi No Kami Fujiwara No Genshin (kurz Shinmen Musashi) geboren. Während seiner Jugendzeit trug er den Spitznamen Bennosuke. Sein Vater war der Samurai Hirata Munisai, der in erster Ehe mit Omasa verheiratet war, einer Frau aus dem Clan der Shinmen; ihm wurde erlaubt, den Clansnamen zu führen, so dass sich sein Name von Hirata Munisai in Shinmen Munisai änderte. Er tötete seinen ersten Gegner, als er (je nach Quelle) zwölf oder 13 Jahre alt war, den Zweiten mit 16 Jahren.

Im Alter von etwa sechzehn Jahren verließ er seine Heimat, um sich auf „Kriegerwallfahrt“ zu begeben – eine Reise, die ihn quer durch das alte Japan führte. Er nannte sich von jetzt an Musashi Miyamoto. Nachdem er an sechs Kriegen teilgenommen (u. a. in der berühmten Schlacht von Sekigahara am 21. Oktober 1600), etliche Kämpfe ausgetragen, und angeblich 60 Duelle für sich entschieden hatte, legte er mit Ende 20 seine Schwerter nieder und widmete sich der Suche nach einer tieferen Bedeutung seiner Schwertkampfkunst. Unter anderem wendete er sich nun vermehrt der Religion zu, aus der er schon früher Kraft geschöpft hatte.

In den meisten Erzählungen und Berichten über Musashi findet sein für die damalige Zeit unorthodoxer Kampfstil besondere Erwähnung: Im Gegensatz zu seinen Gegnern kämpfte Musashi häufig mit zwei Schwertern. „Niten Ichiry“ bedeutet Schule der zwei Himmel, d. h. der zwei Schwerter, die über den Kopf gehoben werden.

Später betätigte Musashi sich auch als Künstler und Handwerker. Seine Arbeiten werden in Japan als Meisterwerke eingeschätzt. Er bemalte Wandschirme und war ein Meister der Schreibkunst (Kalligraphie), er stellte Metallarbeiten her und begründete eine Schule der Stichblatthersteller (jap. Tsuba), die ihre Stücke nach ihm mit „Niten“ signieren.

Musashis Leben endete am 13. Juni 1645 in der Höhle Reigand?. Er hatte sich dorthin zurückgezogen, um sein „Gorin no Sho“ zu schreiben, welches er einige Wochen vor seinem Tode seinem Schüler Terao Magonojo übergab. Das „Gorin no Sho“ erreicht auch heute noch viele Leser in aller Welt. (Quelle: Wikipedia)

_Inhalte_

Um das „Buch der fünf Ringe“ verstehen zu können, muss man den Autor in seiner jeweiligen Epoche kennen und verstehen. Deshalb führen mehrere kurze Texte in diese Themen ein. Musashi lebte in der turbulentesten Zeit Japans, nämlich zwischen dem Ende der Herrschaft der Fürsten (Daimyos) und dem Beginn des Shogunats (von 1623 bis 1865), das eine Abschottung Japans einleitete. Tatsächlich stand er in der Schlacht von Sekigahara auf der Seite der Verlierer und konnte von Glück sagen, dass er das Massaker an 70.000 Soldaten üb erlebte!

Für einen Soldaten und Samurai ist Kendo, der Schwertkampf, von elementarer Bedeutung, und Musashi brachte es darin zu überragender Meisterschaft: Er schlug alle, die sich ihm stellten, bis er 30 war. Dann überlegte er, was er tun sollte. Er war zu unabhängig, um sich in den Dienst eines Fürsten zu stellen, und wurde Ronin, ein wandernder Samurai. Doch die Fürsten fühlten sich geehrt, ihn zum Lehrer zu haben. So hatte er Gelegenheit, sein Leben zu vervollkommnen, was im Hinblick auf die Lehren im „Buch der 5 Ringe“ bedeutsam wurde.

Ein weiterer Vorspann widmet sich dem Zusammenhang zwischen Kendo und Zen. Ein zentraler Bestandteil von Musashis Weg fußt, neben der Shinto-Religion und Konfuzianismus, auf dem Zen-Buddhismus. Dieser kennt weder Priester noch Kirche noch zentrale Lehre. Das spiegelt sich in Musashis Weg wider, so etwa im fünften Buch, dem „Buch der Leere“.

Der letzte Vorspann schildert in einem kurzen Abriss Musashis Leben – siehe oben. Sehr schön sind dabei die zahlreichen Abbildungen, die ihn selbst darstellen, aber auch seine Werke, so etwa Tuschezeichnungen und Skulpturen. Seine Lieder und Gedichte sind verschollen.

_DAS BUCH DER FÜNF RINGE_

Das Buch ist in fünf Teile gegliedert, die aufeinander aufbauen. Es gibt sehr lange Teile wie Teil 3 und sehr kurze Teile wie Teil 5, der nur 1,5 Seiten hat.

|Buch 1: Das Buch der Erde|

Die Erde ist das Fundament. Deshalb findet man hier lediglich grundlegende Aussagen zum Kriegerhandwerk (Heiho), zum Weg des Kriegers (Bushi-do) und zum Schwertkampf (Ken-do). Etwas verblüffend ist der Vergleich des Schwertkämpfers mit einem Baumeister / Zimmermann. So wie der Zimmermann mit optimalem Material, mit geeigneten Werkzeugen und nach einem Plan arbeitet, so sollte auch der Schwertkämpfer vorgehen. Allerdings darf man die Sache mit dem Plan nicht zu eng sehen. Musashi lehnt Pläne generell ab.

Er empfiehlt dringend, alle Waffen auszuprobieren und die geeignete zu wählen. Dabei sind auch Gewehre zu prüfen, die von den Portugiesen ins Land gebracht worden waren. Der Rhythmus ist beim Kampf wie im Leben und im Bauen von elementarer Bedeutung. Und wie stets mahnt der Autor: Wer nur studiert, wir nichts begreifen. Lernen und Beherrschung folgt nur aus der Anwendung seiner Lehren. Schon hier geht er auf seine Niten-Ichiryu-Schule ein, die der zwei Schwerter, die jeder Samurai tragen durfte: Lang- und Kurz- bzw. Seitschwert (Katana bzw. Tachi und Wakizashi; vgl. dazu die Wikipedia).

|Buch 2: Das Buch des Wassers|

Die Niten-Schule lehrt, dem Lauf des Wassers zu folgen, um mit dem Langschwert den Sieg zu erringen. Das heißt, man passe sich der jeweiligen Situation an. Der Kämpfer ist stets voll Gleichmut, ohne Anspannung, doch stets bereit zu sterben. Außerdem sollte der Kämpfer eins mit seinem Schwert sein, denn es ist seine Seele. Diese innere Haltung des Kriegers drückt sich in der körperlichen Haltung aus. Die Kampfhaltung entspricht der im Alltag und umgekehrt: Entspannt, aber nicht schlaff, sondern kampfbereit.

Dieses Buch lehrt die fünf Kampfhaltungen und fünf Angriffstaktiken, bevor die zahlreichen Hiebe, Streiche vorgestellt und beurteilt werden. Dieser Teil ist recht umfangreich, nur für Kämpfer interessant und wird wie stets von einem Epilog abgeschlossen.

|Buch 3: Das Buch des Feuers|

Musashi hält nichts von Banalitäten wie dem Ausbilden von Händen, der Fächerkampfkunst und dem Anlegen einer prächtigen Rüstung. Das Einzige, das für ihn am Erlernen des Schwertkampfes sinnvoll erscheint, ist die Ausübung dieser Kunst und der Wille, den Gegner zu besiegen und dies in die Tat umzusetzen. Um dies zu tun, gibt es zahlreiche Wege, die er alle aufführt.

Dabei macht er keinen Unterschied zwischen Einzelkampf und einer Schlacht. Wer einen Gegner bezwingt, kann auch zehn bezwingen, und mit zehn mann hundert bezwingen und so weiter. Man merkt, dass Musashi die große Schlacht von Sekigahara, die den Shogun Tokugawa für sich entschied, hautnah miterlebt hat.

Für Manager ist dieser Teil des Buches der nützlichste, denn darin werden die verschiedenen Vorgehensweisen konzis beschrieben, um bestimmte Ziele zu erreichen. Dies ist also die praktische Anwendung des in Buch 1 und 2 Gesagten.

|Buch 4: Das Buch des Windes|

Das Schriftzeichen für Wind entspricht dem für Stil. Dementsprechend vergleicht Musashi seinen Stil mit den zahlreichen anderen in Japan gelehrten Kampfstilen, angewendet auf Aspekte der Niten-Schule. Deren Tugenden sollen nämlich angesichts der Mängel der anderen Stile aufscheinen. Das ist also Marketing.

|Buch 5: Das Buch der Leere|

Die Leere ist nicht das Nichts im Sinne des Nihilismus, sondern konkret der Raum zwischen Himmel und Erde, ideal aber das Nicht-Existierende: „Die Leere ist das, in dem nichts existiert. Sie ist das, was dem Menschen zu wissen unmöglich ist.“ Allerdings grenzt Musashi die Leere von Täuschungen und Illusionen ab. Nur weil man zu dumm oder überheblich ist, heißt das nicht, dass etwas nicht existiert oder gemacht oder gedacht werden kann.

Der wahre Weg beinhaltet Offenheit und Wachsamkeit, Gleichmut und Ausgewogenheit. Schließlich werde man erkennen: „Die Leere, das ist der Weg und der Weg, das ist die Leere. Die Leere hat Gutes, nicht Böses. Es gibt Weisheit, Verstand und den Weg und es gibt die Leere.“

_Unterm Strich_

Man merkt also auch als Laie, dass hier ein Meister und Lehrer seine Erkenntnisse nicht bloß an die nächste Generationen (seinen Schüler) weitergibt, sondern sie auch zugleich bewirbt. Wer kein Schwertkämpfer ist oder einer werden will, aber dennoch als Manager dieses Buch empfohlen bekommen hat (beispielsweise Anfang der achtziger Jahre, als viele solcher Bücher erschienen), der kann sich auf den dritten und den fünften Teil beschränken.

Hier werden die Strategien für die Schlacht und den Einzelkampf geschildert und mit der Lehre von der Leere konterkariert. Wer nicht kapiert, was das Wesen der Leere ausmacht, der dürfte selbst mit angewandter Weisheit nicht weit kommen. Es geht also um die rechte Balance nach dem Motto: Ich weiß, dass ich nicht alles weiß, aber was ich ganz genau weiß, das ist der Weg. Jeder gehe also seinen eigenen Weg. Hauptsache, er geht ihn überhaupt und dann konsequent.

Außerdem lehrt Musashi den Weg des Wassers (Teil 2), so dass man seine Strategie und Kampftechnik nicht nur dem Gegner, den äußeren Bedingungen und den vorhandenen Waffen anpasst, sondern auch der eigenen Verfassung und Ausrüstung. Wer ein Dogma sucht, wird also bei Musashi keines finden.

Äußere Vervollkommnung bedingt innere und umgekehrt: Kendo und Kenjutsu erfordern Zen, also Meditation und (wie beim japanischen Adel) auch die Kunst, beispielsweise Kalligraphie, Teezeremonie, Malen, Dichten usw. Wer also nur mit dem Schwert rumfuchteln will, um seine Gegner einzuschüchtern, braucht dieses Buch nicht. Vielmehr sollte man um diesen Idioten Angst haben, dass er sich verletzen könnte.

|Diese Ausgabe|

Diese Taschenbuchausgabe des Knaur-Verlags aus dem Jahr 1984 folgt der Übersetzung des Econ-Verlags von Victor Harris‘ Übersetzung des Originals. Von Harris stammt die gesamte Einleitung. Geprüft und evtl. ergänzt wurde seine Übersetzung des japanischen Originals durch den Fachmann Siegfried Schaarschmidt.

Auch wenn der Musashi-Text vertrauenswürdig ist, so brauchte ich doch die Einleitungen und die ausführlichen Fußnoten, um ihn überhaupt verstehen zu können. Wer sich also eine andere Ausgabe zulegt, sollte darauf achten, dass die Einleitungen, die Musashi in seinen historischen Kontext stellen. Musashi darf die Kenntnis seiner Epoche ebenso voraussetzen wie Kenntnisse über Zen, Shinto, Konfuzius und vieles mehr.

Wer also bei ihm Erkenntnis sucht, muss sie eigentlich schon mitbringen. Der Schwertmeister kann einen bloß lehren, einen Gegner auf vielerlei Weise zu besiegen. Wie man richtig lebt, das kann er nur zu einem bestimmten Grad. Den Rest muss man, wie in jeder Kunst, selbst mit äußerster Entschlossenheit „und strengem Bemühen“ vollbringen.

So gesehen, ist die Lektüre dieses berühmten Buches nur ein erster Schritt. Man sollte seine Aussagen möglichst mit Fachleuten besprechen und mit dem ebenso berühmten Buch „Hagakure“ aus dem 18. Jahrhundert (deutsch bei Piper) sowie mit der Lehre von Sun Tzu ergänzen. Um ein Zen-Manhänger zu werden, braucht man das Buch nicht. Denn Zen kann man nur leben. Leonard Cohen weiß ein Lied davon zu singen.

|Taschenbuch: 140 Seiten
Originaltitel: A Book of Five Rings, von Victor Harris (1974)
Aus dem US-Englischen von Jürgen Bode und Siegfried Schaarschmidt
ISBN-13: 978-3426041291|
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