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Moers, Walter – Stadt der Träumenden Bücher, Die

Zugegeben, der Aufmacher des Klappentextes zu Walter Moers‘ Roman „Die Stadt der Träumenden Bücher“ wirkt etwas reißerisch: |“Bücher können alles – sogar töten!“| Dabei ist das in Anbetracht des Inhalts gar nicht mal übertrieben. Wer zuvor schon „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ gelesen hat, der weiß natürlich, dass man bei Walter Moers mit allem rechnen muss. Moers‘ Zamonien-Romane haben nicht von ungefähr einen gewissen Kultstatus. Dafür ist auch „Die Stadt der Träumenden Bücher“ ein erstklassiger Beleg – und ein schöner Trost, nachdem mich „Ensel und Krete“ ein wenig am Moers’schen Genie hat zweifeln lassen.

Zamonien also wieder einmal. Hat man davon nicht eigentlich schon genug? Ich würde sagen, solange Walter Moers seine Leserschaft weiterhin mit so absurd-genialen Einfällen belustigt, ist zumindest mein persönlicher Bedarf noch lange nicht gedeckt. Wie schon „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“, ist auch „Die Stadt der Träumenden Bücher“ ein grandioses Feuerwerk an Ideen. Ein Roman, der unterstreicht, dass Moers ein absoluter Ausnahmeautor ist.

„Die Stadt der Träumenden Bücher“ ist ein astreiner Abenteuerroman, dessen Hauptfigur den Zamonien-erprobten Leser zunächst einmal die Stirn runzeln lässt: Hildegunst von Mythenmetz, war das nicht dieser sonderbare Dichter? Der soll sich als Held eines Abenteuerromans eignen? So viel sei vorweggenommen: Hildegunst von Mythenmetz ist eine hervorragende Hauptfigur, die unverhofft von einem haarsträubenden Abenteuer ins nächste schlittert.

Die Geschichte beginnt auf der Lindwurmfeste, auf der Hildegunst zu Hause ist und zu einem großen Schriftsteller heranreifen soll. Als Dichtpate hat ihn Danzelot von Silbendrechsler unter seine Fittiche genommen, der allerdings gleich im ersten Kapitel das Zeitliche segnet. Im Nachlass seines Dichtpaten findet Hildegunst ein Manuskript, das einst ein junger Dichter an Danzelot geschickt hatte, um seinen Rat einzuholen. Dieses Manuskript ist so makellos und von so überragender schriftstellerischer Qualität, dass es Hildegunst nicht mehr loslässt. Er will das Geheimnis des Textes ergründen und seinen Verfasser ausfindig machen.

Eine erste Spur führt Hildegunst nach Buchhaim, in die Stadt der Träumenden Bücher. In Buchhaim dreht sich erwartungsgemäß alles nur um Bücher. Hier tummeln sich Verleger, Autoren und Antiquare. Ganz Buchhaim mutete wie ein überdimensionaler Buchladen an. Hildegunst ist gleich hin und weg von der Stadt, die auch seine ganz eigenen Hoffnungen auf ein Leben als großer Schriftsteller nährt.

Doch die Stadt birgt auch viele Geheimnisse, die in den dunklen Katakomben unterhalb der Straßen Buchhaims verborgen liegen. Ehe Hildegunst sich versieht, steckt er selbst auch schon mittendrin, in der labyrinthischen Welt Buchhaims, mit all ihren Merkwürdigkeiten und Gefahren. Er trifft Bücherjäger, die längst verschollen geglaubten Büchern nachjagen, die merkwürdigen Buchlinge, die ihren eigenwilligen Schabernack treiben, und er kommt dem Geheimnis um den mysteriösen Schattenkönig auf die Spur, der tief in den Katakomben Buchhaims regieren soll. Hildegunst stolpert von einem Abenteuer in das andere und riskiert dabei mehr als nur einmal sein Leben …

Wie vielgestaltig die Welt Zamoniens ist, weiß man seit „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“. „Die Stadt der Träumenden Bücher“ greift sich aus diesem Universum einen Ort heraus, der dem Leser bislang noch unbekannt ist: Buchhaim. Eine Stadt in der sich alles nur um Bücher dreht, dürfte der Traum einer jeden Leseratte sein. In jeder Gasse reiht sich Buchhandlung an Buchhandlung, überall werden Lesungen abgehalten, an jeder Ecke warten Verleger darauf, den nächsten großen Autor zu entdecken.

Moers stattet diese Welt mit so ziemlich allem aus, was das Leserattenherz begehrt. Es gibt den Friedhof der vergessenen Dichter, auf dem abgehalfterte Dichter auf Zuruf Verse reimen. Es gibt die „Giftige Gasse“, die berüchtigte Straße der gedungenen Kritiker, wo selbsternannte Literaturkritiker gegen Geld vernichtende Verrisse schreiben. Kurzum, jede Facette der literarischen Welt findet in Moers‘ Buchhaim ihre Entsprechung und genau deswegen werden wohl alle, die Bücher lieben, auch „Die Stadt der Träumenden Bücher“ lieben.

Doch es ist nicht nur die Grundidee Buchhaims, die zu überzeugen weiß. Moers glänzt wie schon in vorangegangen Werken auch hier wieder mit einer unbeschreiblichen Liebe zum Detail und mit einer schier unerschöpflichen Phantasie in der Namensgebung. Absurde Romantitel, ulkige Autorennamen – für Moers alles kein Problem. Und so schmunzelt man immer wieder über Namen wie Dölerich Hirnfidler, Sanotthe von Rhüffel-Ostend oder T.T. Kreischwurst.

Auch der Einfallsreichtum, mit dem Moers die verschiedenen Epochen der zamonischen Literaturgeschichte entwirft, ist äußerst faszinierend und hochgradig unterhaltsam. Da gibt es beispielsweise den so genannten Gagaismus, eine Bewegung der zamonischen Literatur, in der man Sprachfehler als besonderes Stilmittel verwendete. Für Moers ist keine Idee zu absurd. Alles fügt sich zu einem liebenswert-ulkigen Gesamtbild zusammen und man möchte am liebsten noch Dutzende von Seiten damit füllen, indem man seine Lieblingseinfälle des Buches zum Besten gibt. Aber wir wollen hier ja nicht alles vorwegnehmen.

Auch im Erschaffen neuer Lebensformen beweist Moers Einfallsreichtum. Der Schattenkönig ist ein wahrhaft beeindruckende Gestalt, aber besonders die Schrecklichen Buchlinge bleiben im Gedächtnis haften. Sie sind buchbesessene Gestalten der Unterwelt Buchhaims, die eine nicht zu leugnende Ähnlichkeit mit Mike Glotzkowski von Pixars „Monster AG“ haben. Sie mauserten sich im Verlauf des Romans zu meinen absoluten Lieblingsfiguren.

Positiv bleibt auch wieder einmal Walter Moers‘ Erzählstil im Gedächtnis, der aber eigentlich gar nicht sein Erzählstil ist, da er laut eigenem Bekunden nicht der Autor des Romans ist, sondern nur derjenige, der dieses Werk der Mythenmetzschen Biographie aus dem Zamonischen ins Deutsche übersetzt hat. Wir wollen aber nicht verschweigen, dass auch die Übersetzung des Textes absolut herausragend ist. Walter Moers dürfte damit als der bedeutendste Übersetzer des Zamonischen in die Geschichte der deutschsprachigen Literatur eingehen. Erst er hat die herausragenden Werke der zamonischen Literatur schließlich überhaupt einem größeren Publikum zugänglich gemacht, und dafür sei ihm an dieser Stelle ausdrücklich und von ganzem Herzen gedankt.

Mythenmetz (der mir bis zur Lektüre dieses Buches immer eher als etwas steifer und gekünstelter Kerl im Gedächtnis war) erzählt locker und packend zu gleich. Er spricht den Leser immer wieder direkt an und sorgt so für eine enge Bindung zwischen Leser und Autor. Die Geschichte bekommt dadurch etwas Unmittelbares und der Leser hat das Gefühl, ganz dicht am Geschehen dabei zu sein.

Immer wieder gerät Mythenmetz in brenzlige Situationen, die Leib und Leben des dichtenden Lindwurms in höchstem Maße gefährden. Das erhöht die Spannung und lässt den Leser von der Lektüre kaum noch loskommen, wenngleich der Faktor Zufall oft eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Über eventuell dadurch bedingte Spannungsabfälle kann Mythenmetz aber dank seiner augenzwinkernden und absolut lässigen Erzählweise hinwegtrösten.

Moers leistet über die Übersetzung hinaus noch einen weiteren Beitrag zum positiven Gesamteindruck des Romans. Immer wieder streut er Illustrationen ein, die die Geschehnisse begleiten und einen plastischeren Eindruck von den Figuren vermitteln. Das ist nicht nur anschaulich, sondern teils gar in höchstem Maße erheiternd und unterstreicht damit den Lesegenuss.

Kurzum: „Die Stadt der Träumenden Bücher“ ist wieder einmal ein Prachtexemplar eines Walter-Moers-Romans und Zamonienfreunden ohnehin schon ausdrücklich ans Herz zu legen, aber auch für Quereinsteiger in die zamonische Literatur durchaus geeignet. Nachdem „Ensel und Krete“ mich nicht so sehr vom Hocker gehauen hat, kann Moers mit diesem Werk wieder an die Hochform, die er mit „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ erreicht hat, anknüpfen. Hochgradig phantasievoll, hochgradig unterhaltsam, trotz seines Umfang nicht eine Sekunde langatmig und ganz nebenbei auch noch eine liebenswerte Huldigung an das Lesen. Fazit: Dringend zur Lektüre empfohlen!

http://www.piper.de

Rainer M. Schröder – Die Bruderschaft vom Heiligen Gral (Der Fall von Akkon)

Um den Heiligen Gral, das Gefäß, das angeblich ewige Junge und Stärke verleiht, rankt sich eine Vielzahl von Legenden, die Künstler zu allen Zeiten beflügelt haben. Im Jahr 2004 sendete |Pro Sieben| zum Beispiel den aufwändigen Hohlbein-Zweiteiler „Das Blut der Templer“, der die Sage um den Kelch ins heutige Zeitalter versetzte.

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Schröder, Rainer M. – Fall von Akkon, Der (Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 1)

Die Hafenstadt Akkon im Jahr 1291: Die letzte Bastion der christlichen Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land steht vor dem Fall. Jerusalem ging bereits im Jahr 1244 unwiderruflich an die Mamelucken verloren, die Belagerung Akkons stellt nur noch das letzte Kapitel der unvermeidbaren Vertreibung der Kreuzfahrer aus Outremer dar.

Doch Templergroßmeister Guillaume de Beaujeu hält eisern die Stellung, obwohl er weiß, dass kein nennenswerter Entsatz aus Europa zu erwarten ist. Man hat das Heilige Land bereits aufgegeben. Bei einem der letzten trotzigen und vergeblichen Ausfälle der Templer werden Gerolt von Weißenfels und drei weitere Ordensbrüder im Chaos der hastigen Flucht von ihren Abteilungen getrennt und drohen den wütenden Sarazenen in die Hände zu fallen. Ein geheimnisvoller, uralter Mann im Habit der Templer rettet sie auf wundersame Weise: Staubböen blasen den Verfolgern ins Gesicht, die Erde tut sich vor ihnen auf und lässt sie stürzen.

Der alte Mann offenbart den vier verblüfften Templern ihre Bestimmung: Er gehört zur geheimen Bruderschaft der Arimathäer, deren Existenz sonst nur noch dem Großmeister der Templer bekannt ist. Sie sollen das größte Geheimnis der Christenheit vor den Ungläubigen bewahren: den Heiligen Gral.

Während Akkon untergeht, erhalten die Vier ihre Weihe zu Gralsrittern. Doch die Schergen des Bösen sind bereits in Akkon eingedrungen und keineswegs mit den Moslems identisch …

_Der Autor_

Rainer M. Schröder (* 1951) beschreibt sich selbst als Mann mit vielen Neigungen und Talenten. Bevor er im Jahr 1977 zum Schriftsteller wurde, studierte er Gesang, später Jura und Theaterwissenschaften, arbeitete als Lokalreporter für rheinische Lokalzeitungen und den Rundfunk. Beeinflusst von Autoren wie Jack London und Joseph Conrad, unternahm er zusammen mit seiner Frau abenteuerliche Reisen, von den Everglades über den stürmischen Nordatlantik bis in die australische Wildnis. Zusammen mit dem berühmten Schatztaucher Mel Fisher tauchte er nach der spanischen Schatzgaleone Atocha, diese Erlebnisse verarbeitete er in seinem Abenteuerroman „Das Goldriff“. Heute lebt er in Palm Coast, Florida.

Während Rainer M. Schröder in Deutschland vor allem als Jugendbuchautor mit Schwerpunkt auf historischen Themen bekannt ist, veröffentlichte er unter dem Pseudonym Ashley Carrington umfangreiche historische Gesellschaftsromane für ein erwachsenes Publikum. „Der Fall von Akkon“ stellt den ersten Band der Trilogie „Die Bruderschaft vom Heiligen Gral“ dar, mit der Rainer M. Schröder sowohl jugendliches als auch erwachsenes Publikum erreichen will.

_Historie mit Indiana-Jones-Einschlag_

Geballtes Recherchewissen und Detailreichtum erwarten den Leser von der ersten Seite an: Von Organisation und Tagesablauf der Templer, dem Verhältnis der Ritterorden untereinander und der politischen Situation zu dieser Zeit bis hin zur Bauweise von Belagerungsmaschinen sowie der Befestigungsanlagen Akkons trumpft Schröder auf. Dabei geizt er nicht mit hilfreichen Fußnoten und Erklärungen: So ist zum Beispiel „Outremer“ nichts anderes als eine altfranzösische Bezeichnung für das Heilige Land, die ganz einfach und nachvollziehbar als „Übersee“ übersetzt werden kann. Ebenso wird erklärt, warum die Tore Akkons in einem rechten Winkel hinter den Mauern liegen: So wird der Einsatz schwerer Rammböcke durch den Knick und Platzmangel verhindert, die Schwachstelle Tor lässt sich so auch besser verteidigen.

Am Beispiel der vier zu Gralsrittern aufsteigenden Templer wird auch plastisch dargestellt, wer damals in der Regel dem Orden angehörte: Sehr viele Templer stammten wie Gerolts übermäßig stolzer und spöttelnder Freund Maurice von Montfontaine und der Gründer Hugo von Payens aus Frankreich, nachgeborene Söhne aus Adelsfamilien wie Gerolt von Weißenfels wählten oft den militärisch organisierten Orden anstelle des Klosterlebens. Ein armer Ritter Christi war gewiss keiner der Ritter des Ordens, denn man musste mindestens das Vermögen haben, um drei Pferde und seine Ausrüstung selbst zu stellen. Als „Sergeanten“ wurden dienende Brüder ohne den nötigen Stand oder materielle Güter bezeichnet, sie trugen einen schwarzen oder braunen Mantel anstelle des weißen Habits mit dem Beausant (rotes Templerkreuz). Woher der Ausdruck „Saufen wie ein Templer“ stammt, demonstriert vor allem der Schotte McIvor von Conneleagh. Ungewöhnlich, wenn auch nicht unmöglich, ist Schröders vierter Templer, Tarik el-Kharim, ein Nachfahre christlicher Beduinen.

Die Schilderung der Belagerung und der Zustände in der Stadt ist sehr überzeugend gelungen, das fantastische Element stellt der vorerst namenlose uralte Gralshüter dar, der die Vier zu Gralsrittern weiht und ihnen die Segnungen des Grals demonstriert – langes Leben, die Fähigkeit in allen Zungen (Sprachen) zu sprechen und für jeden der vier Ritter eine besondere individuelle Gabe …

Hier zeigt sich ein anfangs netter Indiana-Jones-Einschlag; der alte Gralshüter erinnert von seiner Erscheinung und seiner Geschichte frappierend an Steven Spielbergs „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“. Dieses Mal sind die bösen Feinde des Grals jedoch keine Nazis, sondern so genannte „Iskaris“; Menschen, die sich unter ihrem Anführer Sjadú (Judas-Anagramm) dem Fürsten der Hölle verschworen und sich nach dem Gottesverräter Judas Ischariot benannt haben. Ihr Ziel ist es, den Gral zu stehlen und zu entweihen; wie die Gralshüter besitzen sie übermenschliche Fähigkeiten. So sind sie fast nur durch Enthaupten, In-Stücke-schlagen oder einen Stich ins Herz zu töten. In Gegensatz zu den Gralsrittern riechen die Bösewichter aber lustigerweise leicht mufflig und verrottet; insbesondere für die geschärften Sinne eines Gralshütern sind sie so relativ leicht zu erkennen.

Bedenken habe ich hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung der Trilogie; zwar wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Fähigkeiten, die der Gral verleiht, sich nur langsam entfalten, aber wenn die Vier bereits in diesem Band Macht über Feuer, Wasser, Luft und Erde besitzen und Maurice bereits jetzt mit der Hand in einen Marmorblock eindringen kann, befürchte ich eine Mutation der vier Gralshüter zu |Marvel|-Superhelden nach Art der „Fantastischen Vier“. In diesem Band halten sie sich jedoch glücklicherweise noch zurück.

Dieser Fakt, der bei Indiana Jones mit einem Augenzwinkern und Humor übergangen werden kann, passt hier leider nicht so Recht zur Geschichte, die zwar humorvoll geschrieben wurde, aber ernster und realistischer ist, sich an historischen Fakten stärker orientiert und besonders auf diesem Gebiet auch auftrumpfen kann. Der Schreibstil und die Sprache Rainer M. Schröders sind zwar relativ neutral und gehoben, dennoch dringt der Jugendbuchautor des Öfteren durch. Das zeigt sich auch in der Charakterisierung der vier sympathischen Helden: Gerolt ist ein ernster und pflichtbewusster Templer, der es mit Ehre und Pflicht oft etwas zu genau nimmt. Der Franzose Maurice ist dagegen eitel, standesbewusst und oft etwas vorlaut. Der schottische Hüne McIvor sowie Tarik, der die Weisheit der Wüste scheinbar mit Löffeln gefressen hat, runden so die recht stereotype Heldentruppe ab, was nicht heißt, dass sie nicht überzeugen könnte, ganz im Gegenteil. Die Abenteuer dürften auch abenteuerlustige Erwachsene mehr als zufrieden stellen; wer Jack London und Joseph Conrad liebt, wird Rainer M. Schröders Romane ebenso verschlingen. Die abenteuerliche Flucht der Templer aus Akkon quer über das Mittelmeer verschlägt sie schließlich bis nach Kairo und in höchste Gefahr für Leben und Gral …

_Spannende Abenteuerliteratur in glänzender Aufmachung_

Rainer M. Schröder hat den Bogen raus: Sein Roman ist nicht nur spannend und unterhaltsam, er ist auch exzellent recherchiert, sein Literaturverzeichnis im Anhang des Romans füllt sechs Seiten. So ist der Roman weitaus lehrreicher und gehaltvoller als gewöhnliche Abenteuerliteratur. Auch hebt er sich in seiner hochwertigen Aufmachung weit von der Masse ab: Bereits der Schutzumschlag mit dem silber glänzenden Schwertheft, dessen Hintergrund rautenförmig ausgestanzt ist und einen Blick auf drei Templer in typischer Ordenstracht zeigt, ist ungewöhnlich wertig und ansprechend. Ein silbernes Lesebändchen sowie der vorzügliche Druck und der mit schwarzen Ornamenten auf roten Grund verzierte Qualitätseinband laden geradezu ein, dieses hochdekorative Buch ins Bücherregal zu stellen. Hochwertiges Kartenmaterial rundet die positive Erscheinung noch weiter ab. Der Inhalt muss sich ebenfalls nicht verstecken und macht Lust auf mehr: Von 1291 bis zum Untergang des Templerordens im Jahr 1314 könnte sich die Trilogie erstrecken, mehr als genug Stoff für weitere packende Abenteuer der vier Gralshüter.

Der nächste Band der Trilogie scheint in Ägypten zu spielen, er trägt den Titel |“Das Amulett der Wüstenkrieger“| und wird voraussichtlich im Juni 2006 erscheinen.

Offizielle Homepage von Rainer M. Schröder:
http://www.rainermschroeder.com/

Homepage des Arena Verlags:
http://www.arena-verlag.de/

|Siehe ergänzend dazu auch die [Rezension 2344 von Maren Strauß.|

Gene Hackman/David Lenihan – Jacks Rache. Eine abenteuerliche Reise nach Havanna

Jüngling Jack muss als gemeiner Matrose vor dem Mörder seiner Eltern flüchten. Auf hoher See reift er zum Mann, erlebt unzählige Abenteuer und kehrt schließlich heim, um den Strolch zur Rechenschaft zu ziehen und seine wahre Liebe zu befreien … – Was klingt wie eine Sammlung einschlägiger Klischees, ist auch eine, wobei die unbekümmerte Fabulierkunst des Autorenpaares trotzdem für Unterhaltung sorgt: kunterbuntes, nur bedingt die historischen Tatsachen streifendes Seemannsgarn.
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Allende, Isabel – Zorro

Eigentlich war ich bisher der Meinung, Zorro habe es schon immer gegeben. So wie Robin Hood beispielsweise. Stattdessen ist der Rächer mit der Maske noch nicht einmal hundert Jahre alt und stammt aus der Feder des findigen Amerikaners Johnston McCulley, der seiner Figur in einer stattlichen Anzahl |Dime Novels| zu erstem Ruhm verhalf. Ältere Semester erinnern sich vielleicht an diverse Filme und Serien, doch für mich beginnt der Kult um Zorro mit George Hamilton und seinen quietschbunten Zorro-Kostümen. Und auch Antonio Banderas‘ Darstellung des Rächers kann diesen ersten Eindruck nicht wirklich überschatten.

Wie gerade Isabel Allende an einen Stoff wie Zorro gelangt ist, wird wohl bei vielen ihrer Fans für Verwunderung gesorgt haben. Doch natürlich gibt es dazu eine Legende: Man erzählt sich, dass eines Tages fünf Leute vor ihrer Tür standen, die die Rechte an der Figur des [Zorro]http://de.wikipedia.org/wiki/Zorro besaßen und Allende anboten, doch einen Roman über ihn zu schreiben. Allende lehnte ab, schließlich ist sie eine ernsthafte Autorin. Doch die fünf Leute ließen eine Kiste mit Material zurück, das schließlich das Interesse der Autorin weckte. Ganz passend dazu gibt es ab November auch einen neuen Zorro-Film mit oben erwähntem Antonio Banderas („Das Geisterhaus“ und „Von Liebe und Schatten“ wurden beide mit Antonio Banderas verfilmt) und da war es wohl um sie geschehen. In nur drei Monaten hat sie, während neben ihrem Computer zur Inspiration ein gerahmtes Bild von Antonio stand, „Zorro“ heruntergeschrieben. „Es ist sehr einfach zu schreiben, wenn man sich dabei Antonio Banderas vorstellt“, meint Allende. Scheinbar sollten sich viel mehr Autoren dessen Bild auf den Schreibtisch stellen …

Das befremdliche Gefühl beim Aufschlagen des Romans bleibt trotzdem und ich bin ziemlich überzeugt, dass ich an dem Buch etwas auszusetzen haben werde. Umso überraschender, dass ich die Lektüre durchaus genossen habe. Es muss meine heimliche Leidenschaft für wilde Plottwists, überlebensgroße Leidenschaften, bunte Panoramen und schillernde, plakative Charaktere sein, die sich beim Lesen breit machte. Darum sei vorneweg gesagt: „Zorro“ ist lange kein perfektes Buch und erst recht keine „echte“ Isabel Allende. Magischen Realismus sucht man vergebens, auch das zeitliche Panorama ist für ihre Verhältnisse stark zurückgenommen. Und doch macht der Roman Spaß. Wie könnte er auch nicht: Es gibt Männer mit schwarzen Umhängen, unglückliche Liebschaften, Piraten, wilde Duelle und das alles eingepackt in Allendes überbordende Erzähllust.

Doch fangen wir von vorn an, so macht das auch Isabel Allende. Ihr „Zorro“ ist eine Chronik der frühen Jahre. Wir erfahren einiges über seine Eltern, über die politische Situation in Kalifornien (da gab es nichts außer Indianern, Kühen und Missionaren, meint die Autorin in einem Interview), über seine Geburt und seine Erziehung. Wir könnten das überspringen, wäre es nicht gerade der Kernpunkt der Erzählung. Irgendwann während der Lektüre muss man akzeptieren, dass das Buch den Weg von Diega de la Vega, einem spanischen Adligen, zu Zorro dem Rächer beschreibt. Wir sehen also viel von Diego, aber viel weniger von Zorro.

Klein Diego wächst in Kalifornien im kultururellen Mischmasch von spanischen Einwanderern, Indianern und Missionaren auf. Zusammen mit seinem Milchbruder Bernardo, der verstummt ist, seit er den Mord an seiner Mutter mit ansehen musste, wird er als Jugendlicher nach Spanien an die Universität geschickt. Und dort geht die Geschichte dann so richtig los. Natürlich verliebt sich Diego prompt unsterblich in die unerreichbare Juliana, er lernt Fechten beim genialen Manuel Escalante, durch den er auch Kontakt zu einem Geheimbund bekommt, der (was auch sonst) für Gerechtigkeit eintritt. Und da ein würdiger Gegenspieler ebenfalls nicht fehlen darf, heftet sich der Spanier Rafael Moncada fortan an Diegos/Zorrors Fersen, da er dieselbe Frau begehrt. Im Übrigen erfährt man auch (falls man es noch nicht wusste), was „Zorro“ eigentlich bedeutet und wie Diego zu diesem Namen gekommen ist.

Kurzum: Die Handlung schreitet flott voran und ist reichlich actiongeladen. Es gibt Gefängnisausbrüche und Schwertkämpfe, Überfälle und wilde Fluchten durch ganz Spanien. Isabel Allende legt in ihrem Roman ein stolzes Tempo vor und das heißt für den Leser: Dranbleiben! Ein Manko hat der Roman allerdings: Seine Nebencharaktere sind fast durchweg sympathischer als seine Protagonisten. Da wäre zum Beispiel Don Diego (Zorro) selbst. Er sieht gut aus und hat perfekte Zähne (das erläutert uns Allende gleich mehrmals), dafür hat er abstehende Ohren (daher die Maske, die unbedingt die Ohren verdecken muss). Er ist eitel, bis zu einem gewissen Grade arrogant und etwas arg von sich eingenommen. Aus irgendeinem Grunde ist er in die langweilige und oberflächliche Juliana verliebt, an der ein durchschnittlicher Leser so überhaupt nichts Anziehendes finden kann. Ihre kauzige kleine Schwester Isabel allerdings, von Diego ständig übersehen, bleibt da schon eher im Gedächtnis: Sie schielt, hat eine wilde Mähne und lernt mit Diego fechten. Auch Bernardo, Diegos stummer Bruder, ist eine Figur, die beim Leser hängen bleibt. Das Gleiche gilt für Diegos Mutter Regina, eine zur westlichen Kultur bekehrte Indianerin. Warum Allendes Nebencharaktere solche prägnanten Persönlichkeiten sind, während Diego von Zeit zu Zeit einfach schrecklich unleidlich daherkommt, wird wohl das Geheimnis der Autorin bleiben. Vielleicht liegt es auch einfach am Kultstatus der Hauptfigur …

Allendes „Zorro“ ist also ein seltsames Werk. Auf der einen Seite lässt es einen großen Teil dessen vermissen, was ihre Bücher so speziell macht; nämlich den magischen Realismus. Auf der anderen Seite tobt sich Allende in gewohnter Manier in ihrer Geschichte aus: Sie schmückt ihre Schauplätze bunt aus und malt farbenfrohe Charaktere. Somit werden sowohl Neueinsteiger als auch Langzeitfans ihrer Romane gut mit „Zorro“ klarkommen. Und mal ehrlich, wer kann einem Mann ganz in Schwarz schon widerstehen?

Website zum Buch: http://www.allende-zorro.de/
Homepage der Autorin: http://www.isabelallende.com/

Thomas Thiemeyer – Reptilia

Als der junge Genetiker David Astbury von Emilys verzweifelter Mutter um Hilfe gebeten wird, fliegt er mit einem Expeditionsteam in den undurchdringlichen Dschungel des Kongo. Bald stößt er auf Spuren grausamer Kämpfe und erkennt, dass die entscheidende Konfrontation mit dem monströsen Reptil nahe ist. Und schaudernd beginnt er Emilys Motive zu begreifen: Das Tier besitzt Fähigkeiten, die von unschätzbarem Wert für die Menschheit sind – gespeichert in seinem Erbgut. David muss es um jeden Preis vor seinem rachedurstigen Team schützen. Er wird dabei der Verlierer sein. Wenn nicht ein Wunder geschieht … (Verlagsinfo)
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Joseph Conrad – Herz der Finsternis

Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ lässt sich sicherlich zu den Literaturklassikern zählen. Geschrieben 1899, wird das Werk auch heute immer wieder neu verlegt, gelesen, adaptiert, neuinterpretiert und verfilmt. Mit der Ausgabe vom Juni 2005 legt der |dtv| nun eine komplette Neuübersetzung von Conrads bekanntestem Werk vor.

„Herz der Finsternis“ ist eine klassische Rahmenerzählung. Kapitän Marlow ist mit ein paar anderen Männern an Bord einer Hochseeyacht auf der Themse unterwegs. Sie warten auf die einsetzende Flut und während sie warten, beginnt Kapitän Marlow eine Geschichte zu erzählen, die vor Jahren passierte und die er seitdem im Stillen mit sich herumgetragen hat.

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Petru Popescu – Die Vergessenen von Eden

In einem abgelegenen Teil Afrikas haben waschechte Urmenschen überlebt. Die Sensation lockt mediengeile Glücksritter an, während Wissenschaftler mit reinen Forscherherzen in Lebensgefahr geraten, weil eine Rebellion ausbricht … – Schon der Titel weist darauf hin, dass hier das Loblied des ‚unverdorbenen‘ Alt-Menschen gesungen wird, der von verdorbenen Nachfahren ausgelöscht zu werden droht; die Story liest sich trotz des zeitweiligen Klischee-Dauerfeuers spannend. Petru Popescu – Die Vergessenen von Eden weiterlesen

Hohlbein, Wolfgang – Siegel, Das

„Das Siegel“ behandelt die Geschichte des vierzehnjährigen Ulrich von Wolfenstein, letzter Nachfahre aus einem verarmten Adelsgeschlecht, der sich den Kreuzfahrern anschließt, das heilige Land dann jedoch als Sklave betritt. Er wird verkauft an die Haschischin, die Anhänger des Hasan as-Sabbah, und zum Spielball der Intrigen zwischen diesen, den Tempelrittern und Saladin. Schließlich wird er zum Zeugen der Niederlage des christlichen Heeres bei Hattin, wo ihm der höchste Tempelherr das machtverleihende Siegel der Tempelritter anvertraut, auf dass er es in Sicherheit bringen möge. Stets scheint das Schicksal ihm trotz seiner unbedeutenden Geburt und seines unreifen Alters in Positionen zu zwingen, in denen das Schicksal vieler allein von seiner Entscheidung abhängt. Und letztlich fällt ihm die schwerste aller Entscheidungen zu: die Wahl zwischen dem Siegel und dem Freund, zwischen Verantwortung und Treue.

Das klang so weit für mich noch ganz spannend, doch bereits auf den ersten Seiten hat mich die Hohlbeinsche Wirklichkeit eingeholt und ich musste angesichts des extrem einfachen, dabei aber mit einem geradezu pubertären Pathos angefüllten Schreibstils bei zeitgleichem Agieren eines Vierzehnjährigen doch nochmals einen zweiten Blick auf die bibliographischen Angaben werfen. Nein, dies war kein Kinder- oder Jugendbuch. Das Buch ist erschienen als Möchtegern-historischer-Roman in der |Allgemeinen Reihe| des |Heyne|-Verlags. Schade eigentlich, denn als Jugendbuch hätte man hier doch einiges vergeben können, so aber wetze ich jetzt ungeniert meine kritischen Seziermesser. Dabei hat Hohlbein eine fast identische Geschichte auch als Jugendbuch unter dem Titel „Der Ritter von Alexandria“ veröffentlicht.

Wolfgang Hohlbein, 1953 in Weimar geboren, ist seit 1982 hauptberuflicher Schriftsteller. Seitdem hat er 256 Bücher entweder selbst geschrieben, veröffentlicht oder sonstwie an ihnen mitgewirkt. Er gehört heute zu Deutschlands erfolgreichsten und meistgelesenen Autoren – dennoch sind ihm bisher maximal eine Handvoll Bücher gelungen, die von den Kritikern nicht komplett zerrissen wurden. Und man merkt auch sofort, warum das der Fall ist: Der Stil ist einfach so grauenvoll, dass mir manche Formulierungen regelrechtes literarisches Sodbrennen verursachen. Dermaßen schlecht kenne ich die handwerkliche Umsetzung sonst eigentlich nur noch von Barbara Cartland. Hohlbein spaltet die Nation eindeutig in ihre Lesestoff-Geschmäcker.

Dazu handeln die Protagonisten nicht in einem Rahmen, den ein Erwachsener nachvollziehen kann. Selbst die älteren Männer in Hohlbeins Büchern wie diesem scheinen sich geistig noch im Stimmbruch zu befinden. Die Charaktere sind flach gezeichnet und nicht im Geringsten glaubhaft.
Dabei hätte alles so schön sein können, denn im Grunde hat Hohlbein ein Gespür für Geschichten, die sich zu erzählen lohnen. So ist denn auch der historische Hintergrund, wenn schon nicht detailgetreu gezeichnet, so doch grundsätzlich interessant, und aus den Grundzügen der Geschichte hätte ein anderer Autor einen spannenden Abenteuerroman vor faszinierendem historischem Hintergrund machen können. Nun will ich gar nicht mal besonders auf historischer Korrektheit herumreiten, denn Hohlbein selbst warnt uns schon vor Buchbeginn, dass er sich „einige geschichtliche Freiheiten erlaubt“. Im Grunde erscheint das ganze Buch als eine geschichtliche Freiheit, wenn nicht gar eine Frechheit, wenn man dies wirklich als historischen Roman bezeichnen möchte. Selbst einige Fantasy-Elemente wie Zauberei, Auferstehung von den Toten etc. finden sich hier wieder und werden munter mit historischen Persönlichkeiten und Fakten vermischt. Doch dies nur nebenbei, schwerer wiegen für mich die beinahe fehlende Spannung und die flachen, absurd erscheinenden, klischeebeladenen Charakterisierungen.

Denn da wäre zunächst mal Ulrich: reinen Herzens, 14, nach zwei Wochen Ausbildung bereits in der Lage, erfahrene Ritter im Schwertkampf zu schlagen, doch seine Texte stottert er mit kindlicher Unsicherheit runter. Und … seine wörtliche Rede … ist häufig von … ermüdenden … Sprechpausen aus … drei Punkten … unterbrochen.
Hasan as-Sabbah, der verschlagene, alte Mann, dem jedes Mittel recht ist und der sich auch der finsteren Mächte des Bösen bedient, um an sein Ziel zu gelangen.
Sultan Saladin, der edle Heide. Ein ehrenvoller Feind.
Sarim de Laurec, der treue Freund, der noch in der größten Not zu ihm hält. Und so weiter …

Und dann, wie gesagt, die fehlende Spannung. Die gesamte Story ist von vorn bis hinten entweder vorhersehbar oder zusammenhanglos und wirr. Selbst mitten im Schlachtgetümmel und kurz vor Ende fiel es mir nicht schwer, eine Lesepause einzulegen. Das mitreißende Element fehlt völlig. Die Charaktere folgen keiner durchgezeichneten Handlungslinie, sondern scheinen von einem trüben Geschichtsstrom dahingeschwemmt zu werden. Erst im letzten Viertel des Buchs taucht plötzlich das titelgebende Siegel auf und die eigentliche Geschichte (oder eine weitere) beginnt, hat aber mit der langen, für diesen Plot nicht relevanten Vorgeschichte so gut wie nichts zu tun. Das Ende ist ebenso vorhersehbar und dabei doch planlos und trieft nur so von pubertären Hormonen und übertriebenem Pathos.
Das Allerschlimmste aber war, dass mir „Das Siegel“ als eines von Hohlbeins besseren Büchern empfohlen worden war. Eine Empfehlung, die ich garantiert nicht weitergeben werde. Es gibt wirklich bessere historische Romane zum Thema Tempelritter – selbst von Wolfgang Hohlbein.

http://www.hohlbein.de/

Göpel, Felix – Mit dem Fahrrad zur WM. Von Kreuzberg nach Korea 2002

Schuld waren eigentlich nur Göran Kropp und Felix Göpels Mutter, die ihrem Sohn zu Weihnachten das Buch des berühmten schwedischen Weltenbummlers schenkte, der mit dem Fahrrad nach Nepal aufbrach, um dort alleine den Mount Everest zu besteigen. Die Fahrrad-Expedition begeisterte den passionierten Hobbyradfahrer Felix so sehr, dass er beschloss, ein Semester lang in Indien zu studieren und den Weg dorthin mit dem Rad zu meistern. Nach zweijähriger Vorbereitungszeit starten Felix Göpel und sein langjähriger Freund aus Kindestagen Kevin Meisel am 5. August 2001 mit ihren Rädern, um getreu dem Motto „mit dem Fahrrad in die Uni“ von Berlin nach Indien zu fahren.

Schon in Meißen werden die beiden abenteuerlustigen Radfahrer durch eine Sehnenscheidenentzündung in Kevins Ferse ausgebremst und müssen noch relativ nah der Heimat die erste Zwangspause einlegen. Doch Kevins Wille ist ungebrochen, nach kurzer Verschnaufpause geht die Fahrt weiter gen Osten durch fremde Länder. Zwischendurch wird immer wieder der „Lance der Woche“ als Auszeichnung für besondere Hilfe während der Tour verteilt, höchstwahrscheinlich steht jedoch der allererste „Lance“ noch aus, der demjenigen gebührt, der im Berliner Fahrradladen Klinkert einem beliebigen Mitarbeiter die Meinung geigt.

Im verregneten Prag denken sich Felix und Kevin eine recht schicke Taktik aus, um zu einer kostenlosen Übernachtung zu gelangen, doch eine unscheinbare Cloppenburgerin scheint den beiden dann doch nicht spektakulär genug zu sein, um bei ihr die Nacht zu verbringen, so muss schnell eine neue Idee her. Die Grenzüberquerung zwischen Tschechien und Österreich artet schließlich zu einer fast hollywoodreifen Episode aus, die nur mit Hilfe der Volksbank noch ein glückliches Ende nehmen kann.

Besonders Kevin scheint auf der Tour das Pech magisch anzuziehen, so ist es immer wieder die Ferse, die ihn am Weiterfahren hindert, später gesellt sich noch ein schmerzendes Knie hinzu, in Ungarn bricht ihm ein Zahn ab, im Iran hätte ihm ein plötzlich abbremsender Peykan fast das Leben gekostet und später wird sogar ein Tumor in seiner Brust festgestellt. Kevin sorgt für die Geschichten und Felix schreibt sie auf. Aber auch Felix Göpel bleibt nicht völlig verschont; in der Türkei verleitet ihn eine verspannte Schulter zu einem Besuch im Hammam, in dem er sogar noch kränker massiert wird. So erleben die beiden jungen Männer ihre ganz eigene Tour der Leiden, verfolgt von wild gewordenen Hunden, immer wieder im krassen Gegensatz zu den Kulturen, durch die sie pedalieren, und ab dem Iran erstmals mit dem Gedanken, hinter Indien noch weiterzufahren bis Korea, wo im Jahr 2002 die Fußball-Weltmeisterschaft stattfindet.

Zwischendurch erlebt der Leser nicht nur mit, wie Felix Göpel und Kevin Meisel in der Türkei von den Anschlägen des 11. September auf das New Yorker World Trade Center erfahren und Felix um seine ältere Schwester „Friedi“ fürchten muss, sondern auch wie die beiden als Folge auf die Terroranschläge und den darauf folgenden Krieg in Afghanistan ihre Fahrpläne durch Pakistan umschmeißen müssen, um nicht „John Rambo“-gleich todesmutig durch die Gefahrenzone zu radeln. Insgesamt fast 11000 Kilometer und 10 Monate später stehen Felix und Kevin schließlich in Korea im Fußballstadion …

Reiseliteratur ist langweilig, selbst verreisen und Urlaub machen ist viel besser. Das ist in den meisten Fällen sicherlich richtig, doch die Erlebnisse der hier geschilderten Leidenstour auf dem Rad von Berlin nach Korea zur Fußball-WM fernab der Zivilisation werden wohl nur die wenigsten Urlauber selbst am eigenen Leibe erfahren können. Somit wird der Leser bei der Lektüre dieses Buches in fremde Länder entführt und erlebt eine Geschichte mit, wie sie unglaublicher kaum sein könnte. Die zehnmonatige Radtour lebt von den kleinen Episoden zwischen Kevin, Felix und den Menschen, denen sie auf ihrem Weg nach Korea begegnen. Hier prallen Gegensätze aufeinander, aber auch auf die Hilfsbereitschaft der einheimischen Bevölkerung können die beiden oft zählen. Der längste Abschnitt des Buches ist dem Iran gewidmet, in welchem Kevin und Felix schließlich auch Weihnachten und Silvester feiern.

Mit Wortwitz und spritziger Sprache erzählt Felix Göpel von all den Dingen, die zwischen Kreuzberg und Korea geschehen sind, und bringt seine Leser dadurch oftmals zum Lachen oder zumindest doch zum Schmunzeln. Die Episoden sind dabei so kurzweilig geschrieben, dass man problemlos in eine fremde Welt eintauchen und die Radtour nachlesen und fast sogar miterleben kann. Das verschneite Mistwetter vor dem eigenen Fenster bemerkt man eigentlich erst dann, wenn es im Iran so kalt wird, dass des nachts das Wasser in den Trinkflaschen gefriert. An vielen Stellen bedient sich Felix Göpel der Umgangssprache, was aber durchaus zu den wahnwitzigen Geschichten der beiden Abenteurer passt. Nicht alle Kapitel sind in handelsüblichen Kapiteln im Tagebuchstil geschrieben, einige Geschichten werden in Form von Briefen erzählt, die Felix an seine Familie gerichtet hat. Das Abenteuer an der Grenze zwischen Österreich und Tschechien reicht gar aus für ein kurzes Theaterstück in vier Akten und auch ein Chatprotokoll ist zu finden.

Besonders nett zu lesen sind die kleinen Seitenhiebe, die nur am Rande auffallen, oder auch die gelungenen und witzigen Metaphern, die die Erzählung beleben. Beim Lesen habe ich mich königlich amüsiert über die zahlreichen verrückten Geschichten, auch wenn sie in der Situation sicherlich nicht so lustig waren, wie sie beim Lesen klangen. Ich erinnere mich da an den durchgedrehten Hund, der zu einer akuten Bedrohung wird und sich von Felix’ Trinkflasche nicht recht abschütteln lassen will. Die Situationen sind dabei so lebhaft und plastisch geschildert, dass der Leser sich ein gutes Bild davon machen kann und die Szenen regelrecht vor Augen hat. Zur besseren Vorstellung tragen hier unter anderem die zahlreichen Bilder von der Tour auf den Seiten 353 bis 368 bei.

Die Reiseeindrücke sind dabei sehr subjektiv und persönlich, und der Leser darf sogar an privaten Sorgen teilhaben wie derjenigen um die Familie zu Hause und um die Schwester, die am 11. September in Manhattan arbeitet. So wachsen einem das Buch und seine beiden Helden einfach ans Herz, beim Lesen leidet man immer mit und bangt um Kevins Ferse, die ab dem Iran kaum noch mitradeln mag. Auch wenn die beiden sich dem iranischen Sicherheitsapparat gegenübersehen, als sie sich zu oft mit zwei jungen Mädchen in der Öffentlichkeit haben blicken lassen, ist der Leser hautnah dabei und fiebert mit. Am spannendsten und interessantesten wird es eigentlich immer dann, wenn Felix und Kevin eine Pause einlegen wollen, um sich auszuruhen und die Gegend zu erkunden. Hierbei finden sie sich später sogar in einem Ashram wieder, wo sie feststellen müssen, dass sie einfach nicht die Pause zwischen zwei Gedanken finden und schon gar nicht auf eineinhalb Stunden ausdehnen können.

Felix Göpel zeigt uns die östliche Welt, wie er sie auf seiner Tour der Leiden kennen gelernt hat, er schildert seine persönlichen Eindrücke und scheut sich auch nicht vor einer nur teilweise versteckten Gesellschaftskritik. In meist lustigen Worten bringt er hierbei seine eigene Meinung unter, die nicht immer mit der Meinung am jeweiligen Reiseort konform geht. Hierbei bleiben beispielsweise auch die Gepflogenheiten des Islam nicht verschont, wenn Felix in der Türkei verschleierte Frauen bei der Feldarbeit beobachtet, während die Ehemänner ihren Tag im Teehaus verbringen und ihre Frauen erst abends vom Feld an den Herd holen (S. 149).

Gerade die kleinen Erlebnisse zwischen den beiden Radfahrern und der einheimischen Bevölkerung sorgen dafür, dass der Leser einen recht guten Einblick in fremde Traditionen erhält und mehr über Land und Leute erfährt, obwohl die meisten Geschichten eine persönliche Wertung erhalten. Der Schwerpunkt des Buches liegt hierbei nicht so sehr auf den Radsporterlebnissen, auch wenn die häufig auftauchenden Platten in Tibet genauso angesprochen werden wie die schwierige Ersatzteilsuche in der Türkei, doch auch radsportdesinteressierte Leser werden bei dieser Reiseschilderung ihre helle Freude haben und müssen keine langatmigen Radbeschreibungen be fürchten. Die Probleme mit den Fahrrädern werden eher am Rande abgehandelt, Mittelpunkt des Buches sind die persönlichen Eindrücke des Autors.

„Mit dem Fahrrad zur WM“ sorgt für kurzweiliges Lesevergnügen, das seinen Leser schnell in fremde Welten entführt und ihm unbekannte Kulturen vorstellt. Seinen Reiz gewinnt das Buch durch seinen Wortwitz und die vielen amüsanten Episoden zwischen Kreuzberg und Korea. Der Leser leidet auf jeder Seite mit den beiden Radsporthelden mit, die ihre ganz eigene Tour der Leiden erleben auf ihrem Weg nach Korea, und wird hierbei exzellent unterhalten. Auch für Reiseliteraturmuffel wie mich ist dieses Buch einfach nur empfehlenswert. Man kann in die Geschichte besser eintauchen als in so manchen Krimi und so bleibt am Ende eigentlich nur zu hoffen, dass sich Kevins Ferse wieder erholt und die beiden 2010 nach Südafrika aufbrechen, um dort erneut mit dem Rad bis vor die Fußballstadien vorzufahren.

Wer nach dem Buch noch etwas mehr über Felix Göpel, Kevin Meisel und ihre gemeinsame Fahrradtour zur Fußball-Weltmeisterschaft erfahren möchte, kann sich auf ihrer Homepage http://www.mitdemfahrradindieuni.de schlauer machen und sich dort noch viele weitere Fotos ansehen.

Hohlbein, Wolfgang – Gejagte, Der (Die Chronik der Unsterblichen 7)

Im Frühjahr 1565 droht dem kleinen Mittelmeerstaat Malta ein apokalyptischer Untergang. Nach Jahren der stillen Auseinandersetzung mit dem Osmanischen Reich kommt es nun zum offenen, unverhohlenen Krieg. Dem letzten Herrschaftsgebiet der Johanniter mit seinen spartanischen Waffenarsenalen und Munitionslagern steht nahezu die gesamte türkische Armee gegenüber. Inmitten dieser angespannten Situation finden sich die Protagonisten der Chronik der Unsterblichen, Andrej Delany und Abu Dun, wieder.

Auf der Suche nach einem Ort, der sie als Fremde wohl aber nicht als Verfluchte akzeptiert, haben sie ihre Oase der Stille in Malta gefunden. Allen voran haben die beiden Krieger und Söldner ihre Ruhe dem Großmeister des Johanniter-Ordens, La Valette, zu verdanken, der schützend seine Hand über sie hält. Aus Dankbarkeit oder der unbestimmten Gewissheit, später einen Nutzen daraus zu ziehen, hat sich Andrej infolgedessen dem Orden angeschlossen und seine Dienste den Befehlen des Großmeisters unterstellt. Diese Option hat sich dem nubischen Riesen nicht eröffnet.

Angesichts der übermächtigen türkischen Bedrohung hat es sich für Abu Dun empfohlen, das Leben abseits der Ordensfestung vorzuziehen. Drei friedvolle Jahre hat ihnen diese Insel geschenkt, drei Jahre ohne Verfolgung durch andere Unsterbliche und ohne den Zorn der Inquisition, drei Jahre, in denen Abu Dun eine Familie gegründet hat und Andrej zu einem hochrangigen Ritter des Ordens emporgestiegen ist. Doch mit den ersten Gerüchten um einen Angriff der Osmanen unter Suleiman zerfällt das Paradies in eine Wüste der Gefahren und Bedrohungen. Ihr erster Auftrag führt sie in die Höhle des Löwen. Als Spione im Auftrag der Johanniter ist ihr Ziel das Waffenlager in Konstantinopel. Dieses Unterfangen hätte mit absehbarer Gewissheit jeden gewöhnlichen Mann in den sicheren Tod geführt, doch allein ihrer Freundschaft und ihren übermenschlichen Kräften haben sie es zu verdanken, dass sie nach einer schier endlosen Reise die weiß leuchtenden Klippen Maltas wohlbehalten wiedersehen.

Doch vielleicht wären sie bei ihrer Flucht aus dem Herzstück des östlichen Reiches besser von einer der zahlreichen Kanonenkugeln auf ewig in die Tiefen des Meeres versenkt worden. Denn ohne die Erlebnisse und Erkenntnisse, die sie mitbringen, wären ihnen die quälende Gewissheit einer totalen Niederlage und das Warten auf die erste Salve der zu Hunderten erwarteten Galeeren erspart geblieben. Doch mit dem Mut der Verzweiflung beginnt die Aufrüstung und Befestigung der Insel.

Was Andrej und Abu Dun jedoch nicht preisgeben, ist ebenso beängstigend. Ein Unsterblicher, so mächtig, dass seine Präsenz ihnen den Atem zu rauben vermag, ist ihnen begegnet und scheint offenbar in den Diensten der Osmanen zu stehen. Allzu früh offenbart sich ihnen der Fremde. Einem Schatten gleich überfällt er die beiden Gefährten und erweist sich als der einzig wahre Unsterbliche unter ihnen dreien. Doch nie bringt er zu Ende, was er beginnt, jedes Mal lässt er den beiden ihr Leben, aber nimmt ihnen ein Stück ihres Glücks indem er jene leiden lässt, die ihnen etwas bedeuten. Das Kriegsgeschehen gerät im Verlauf der Geschichte in den Hintergrund, ist jedoch allgegenwärtig, muss dem Handlungsstrang um den unbesiegbaren Vampyr aber weichen. Die Ereignisse spitzen sich zu und ziehen immer weitere Kreise.

Abu Duns Familie wird durch den Fremden zerstört, der Orden durch Zwietracht zerrüttet und selbst Abu Dun und Andrej, Freunde seit mehr als einem Menschenleben, haben miteinander zu kämpfen. Zu allem Überfluss erweisen sich darüber hinaus der Großmeister La Valette und sein englischer Sekretär Sir Starkey als undurchsichtige Figuren, die nie mehr preisgeben, als ihnen gut zu Gesichte steht. Das Schicksal bindet sie jedoch aneinander. Als Sir Starkey Andrej offenbart, von seiner Existenz als Vampyr zu wissen, unterbreitet er ihm ein Angebot. Im Tausch für den Kopf des Kommandierenden des türkischen Heeres und die Leiche des unbesiegbaren Vampyrs erhält Andrej die Möglichkeit, Einsicht in die geheimen Aufzeichnungen des Ordens zu bekommen, die seine Suche nach der Erklärung für sein Dasein als Vampyr beenden sollen. Doch dies erweist sich weder als Fluch noch Segen, es ist vielmehr eine Bestätigung dessen, was Andrej schon immer gefürchtet und nie zu glauben gewagt hatte. Schließlich müssen Andrej und Abu Dun ihren Teil der Vereinbarung erfüllen, was sich als äußerst schwierig erweist …

Sechs weitere Bücher liegen diesem siebten Band der Chroniken der Unsterblichen zu Grunde und erweisen sich als wichtige Grundlage. Wolfgang Hohlbein bezieht sich oft auf Ereignisse, die weit zurück liegen und aus verschiedenen Abschnitten der Lebensgeschichte der beiden Protagonisten stammen. So entsteht allmählich ein abgerundetes Bild der Handlung, deren Rahmen die Suche nach einer Erklärung für die Existenz von Vampyren darstellt. Die Ereignisse verdichten sich mit diesem Band und werden miteinander verwoben und doch weiß der Leser nach der Lektüre dieses Buches nicht mehr als zuvor.

Nach dem hervorragenden sechsten Band enttäuscht sein Nachfolger. Die Handlung beginnt zunächst rasant, doch der Spannungsbogen bricht sehr schnell ab. Das Kriegsgeschehen und die Ereignisse auf der Insel mit dem mysteriösen und scheinbar unbesiegbaren Vampyr kitzeln die Nerven des Lesers nur wenig, vielleicht weil das Motiv des unbekannten, starken Fremden mittlerweile überstrapaziert ist.

Wer die Chroniken so weit verfolgt hat, vermag den Ausgang der Handlung abzuschätzen, da sie immer wieder einem ähnlichen Schema folgt. Dieser Fakt ist aufgrund überraschender Wendungen und brilliant ausgearbeiteter Charaktere bisher nie sonderlich störend aufgefallen. Doch hier bleiben vermeintlich wichtige Charaktere wie der Großmeister La Valette blass, und Sir Starkey erscheint zwar durchaus interessant, bringt der Handlung dennoch nicht das gewünschte Prickeln. Als weitaus störender erweisen sich allerdings inhaltliche Schwächen. Abu Duns Familie existiert plötzlich und wird nur mit wenigen Worten beleuchtet, ebenso zweidimensional sind die Erklärungen für mancherlei Entscheidungen Andrejs oder Abu Duns.

Gleichzeitig sind eben diese beiden Charaktere und ihre Entwicklung der Glanzpunkt der Geschichte. Sowohl ihre Freundschaft als auch Abu Dun als einzelner Charakter erhalten eine immense Tiefe, und jene Stellen im Buch, die dies Thema ansprechen, fesseln den Leser, der zweifelsohne beide bereits in sein Herz geschlossen hat, doch noch bis zum Ende (das zugleich Höhepunkt der Entwicklung ist).

Als Anhänger dieser Reihe möchte ich nur ungern davon sprechen, dass dieses Buch summa summarum nicht gut ist, aber es steht weit hinter den anderen zurück und besticht mehr durch einen historisch trockenen Stil und appelliert weniger an die Emotionen der Leser.

Dennoch: Wer einmal begonnen hat, die Chroniken zu lesen, wird sich aus diesem Buch die besten Körner picken und auf baldige Fortsetzung hoffen! Band 8, [„Die Verfluchten“,]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/380253459X/powermetalde-21 erscheint im Mai 2005.

_Stefanie Borgmann_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de veröffentlicht.|

Matthew Reilly – Der Tempel

Granitkinn-Weltenretter raufen im südamerikanischen Dschungel mit Nazi-Schuften um eine außerirdische Statuette mit ungewöhnlichen Eigenschaften zu bergen … – Action-Spektakel, das nach leidlich verheißungsvollem Auftakt nulldimensionale Pappkameraden in einen Amoklauf dümmlicher Nicht-Ideen stürzt: selbst als reines Lesefutter nur eine freche Zumutung.
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Stephenson, Neal – Quicksilver (Barock 1)

_Vorspann_

Das ausgehende 17. Jahrhundert war besonders für Europa eine erbauende Zeit – auch wenn die richtig großen Fortschritts-Schübe noch eine Weile auf sich warten lassen sollten. Die Nachwehen des 30jährigen Kriegs wurden allmählich überwunden. Wirkliche Demokratie war noch ein ganzes Stück entfernt, dazu verbrauchten sich die untereinander eng verwandten europäischen Monarchen in endlosen Kleinkriegen. Aber dennoch begann die Aufklärung durch die Lande zu leuchten. Das, was die Heutigen als „Wissenschaft“ („Science“) wahrnehmen, das nahm ganz allmählich heute noch vertraute Formen an. Und deswegen sollten Erzählungen vor diesem historischen Hintergrund auch für die Heutigen durchaus verständlich und spannend sein. Besonders für Leute aus dem angelsächsischen Sprachraum, denn vor gut 300 Jahren lebte in England mit Isaac Newton eine der wichtigsten Gründungsfiguren moderner Wissenschaft. Und dazu erhob sich ganz allmählich eine ernst zu nehmende englische Seemacht. Und in dieses Umfeld begibt sich Neal Stephenson mit seinem monumentalen Roman „Quicksilver“.

_Neal Stephenson_

… gilt seinen zahlreichen Verehrern als herausragender Science-Fiction–Autor. Er wurde 1959 geboren und lebt in der Nähe von Seattle. „Science““hat er sicher schon als Kind mitbekommen, entstammt er doch einer Familie, die bereits seit Generationen allerlei naturwissenschaftliche Professoren hervorgebracht hat. Er selbst studierte zuerst Physik, dann Geografie. Beides sollte sich für dieses Buch als hilfreich erweisen. Bereits mit Ende zwanzig konnte er erste Erfolge im Feld der „Fiction“ aufweisen. Auf sein Konto gehen vergnügt verschrobene Abenteuer-Erzählungen wie der Erstling „Zodiac“ (1988) oder „The Diamond Age“ (1995). Dazu das bahnbrechend visionäre „Snow Crash“ (1992) und der erstaunliche Bestseller „Cryptonomicon“ (1999).
„Quicksilver“ ist der erste Teil seiner etwa zwischen 1670 und 1720 spielenden „Barock“-Trilogie. Er behauptet dazu weiterhin, nichts anderes als eben „Science Fiction“ zu schreiben. So mancher Leser mag sich allerdings eher im historischen Roman oder einem schön altmodischen Mantel- und Degen-Epos wähnen. Keine Raumschiffe hier, auch keine Computer (nur frühe Ideen dazu).

_Das Buch_

„Quicksilver“ ist zunächst einmal rein haptisch ein überaus beeindruckendes Werk. Der im September 2004 als |Manhattan|-Buch im |Goldmann|-Verlag erschienene Schmöker wiegt 1,3 Kilogramm und hat (ohne Personenverzeichnis) satte 1130 Seiten Text, eng bedruckt. Wohl wegen des außerordentlichen Umfangs leistete sich der Verlag gleich zwei Übersetzer (Juliane Gräbener-Müller und Nikolaus Stingl). Die Ausstattung orientiert sich sehr eng am amerikanischen Original (habe mittlerweile die beiden Fortsetzungen gelesen). Sie ist hochwertig, den Preis von 29 Euro durchaus rechtfertigend. Aber warum wurde eigentlich der Titel (auf Deutsch „Quecksilber“) nicht übersetzt? Wird der nächste Teil dann auch „The Confusion“ heißen?

_Was passiert?_

Der Riesenwälzer besteht aus drei zeitlich und in der Handlung miteinander verwobenen „Büchern“, mit zahllosen Handlungssträngen und kurzen Gastauftritten allerlei bekannter Figuren der Zeit. Die Namen der Hauptfiguren jedoch dürften dem geneigten Fan schon aus „Cryptonomicon“ bekannt vorkommen.
Auftritt Daniel Waterhouse, Querdenker, Puritaner und Verächter der überkommenen Alchemie. Er teilt sich das College-Zimmer mit – Isaac Newton! – und befreundet sich nebenbei mit allen verfügbaren realen Geistesgrößen, von Hooke über Wren zu Pepys und Leibniz. Na ja.
Gleichzeitig: Jack Shaftoe wird vom Londoner Henkersgehilfen zum legendären König der Vagabunden. Er reitet und schwingt das Schwert, riskiert Leib und Leben für sein Glück und seine Liebe – und verliert durch die Syphilis schleichend den Verstand.
Gleichzeitig: Eliza, als Sklavin von einem finsteren, verdorbenen Fisch futternden französischen Admiral einst aus dem fiktiven Land ihrer Herkunft (irgendwo in Großbritannien) geraubt, hat es zur türkischen Haremsdame gebracht. Dabei ist sie noch nicht mal volljährig! Der Obertürke nimmt sie mit nach Wien, dort befreit Vagabundenkönig Jack die Holde. Auf geht es durch manches Abenteuer in deutschen Fürstentümern, bis nach Amsterdam. Dort erweist sich die Dame als Finanzgenie, sie bringt es schließlich an den Hof Ludwigs XIV, sie wird Mätresse, Spionin und Schachfigur in den Händen diverser königlicher Staatsoberhäupter.
Munter geht es hin und her, kurze Abstecher in das Massachusetts des Jahres 1714 eingeschlossen. Und immer, wenn eine der Hauptfiguren nicht mehr weiter weiß – hurra! da kommt ein gewisser Enoch Root um die Ecke. Und er hat natürlich immer die richtige Idee, kein Wunder, bei seiner Erfahrung …

Es wäre schlichtweg vermessen, alle Handlungsstränge hier nacherzählen zu wollen. Es sind zu viele. Schon ein wenig störend wirkt, dass keine der Plotlinien wirklich zu einem klaren Ende geführt wird. Der Kauf der Fortsetzungs-Romane des großen Zyklus wird da fast unvermeidbar. Immerhin bleibt es zumeist sehr unterhaltsam, und immer recht abenteuerlich.

_Worum geht es denn?_

Ja, bei Bedarf lässt sich hier eine Menge über Wissenschaftsgeschichte erfahren, über Sittengeschichte, Staatenwerdung, etc. Aber zum Stillen übermächtigen Wissensdurstes ist „Quicksilver“ dann doch nur bedingt geeignet. Auch wenn all die in umfassender Detaillierung geschilderten Alltagssorgen und –verrichtungen der Figuren weitgehend authentisch sein dürften – da gibt es Besseres (wie zum Beispiel das echte Tagebuch des echten Samuel Pepys). Obwohl der historische Rahmen weitgehend korrekt beschrieben scheint, dominieren doch die fiktiven Figuren. Und deren philosophische Tiefe scheint mir trotz allen Diskurses der edlen Herren von der „Royal Society“ dann doch arg begrenzt. Dies ist ein extra langer Abenteuer-Schmöker in Cinemascope, nicht weniger, aber auch nicht mehr.

_Und wie lässt es sich schmökern?_

Überaus vergnüglich. Stephenson hält eine mild ironische Tonlage locker durch. Die oft leicht antiquierte Schreibweise des Originals (uralte Verben, obsolete Rechtschreibung etc.) wurde durch die Übersetzer leider weitgehend getilgt. Schade eigentlich, steigert sie doch den Charme des Barock-Zyklus erheblich. Und barock, ja, barock geht es hier zu. Spielszenen werden eingeflochten, Spottgedichte, gelegentlich wandelt sich das Buch zum Briefroman. Immer aber gibt es flotte Action, Ehre und große Gefühle, erbauliche Details, manchmal etwas konstruiert anmutende Begegnungen – aber was soll’s. „Quicksilver“ ist mächtig unterhaltsam, und sehr schwer zur Seite zu legen. Auch wenn die Lektüre sicher einige Wochen Zeit beansprucht.

_Zum Abschluss_

In diesem Buch gibt es „Science Fiction“ nur im wörtlichen Sinne. Großzügig ausgeteilte Brocken Wissenschaftsgeschichte in einem herrlich dahinsprudelnen Abenteuerroman mit historischer Kulisse. „Quicksilver“ ist angenehmer Eskapismus. Die Helden sind nur selten eindimensional, meist liebevoll gezeichnet. Wärme und Humor durchströmen das Buch. Schön für lange Winterabende, schön als Urlaubslektüre.
Nur etwas schwer zu transportieren.

Homepage des Autors: http://www.nealstephenson.com

Metaweb des Autors: http://www.metaweb.com

Marco Buticchi – Die Jagd nach den Mondsteinen

Das geschieht:

Die „Mondsteine“: drei Stelen, gegossen aus purem Gold in menschenähnliche Gestalt, doch mit ‚Köpfen‘, die wie der zunehmende, der volle und der abnehmende Mond geformt sind. Die Entstehungsgeschichte der wertvollen Stücke ist ungeklärt; schon als sie im 1. Jahrhundert nach Christus erstmals schriftlich erwähnt werden, gelten sie als uralt. Entstanden sein sollen sie einst in der kleinen römischen Stadt Luna anlässlich des Todes eines Hohen Priesters, den die Göttin Minerva höchstpersönlich ins Jenseits entrückt haben soll. Als Erinnerung an diese Himmelfahrt blieben die Mondstelen zurück. Sie wurden von der Familie besagten Priesters geborgen und seither vom Vater an den ältesten Sohn weitergegeben.

So lautet jedenfalls die Geschichte, die Iunius von Luna seinem General und Freund Marcius erzählt, nachdem es im Jahre 77 n. Chr. an ihm ist, die goldenen Statuen zu hüten. Iunius hat sich auf zahlreichen Feldzügen ausgezeichnet, die das mächtige Römische Imperium unter Imperator Vespasian gegen die Germanen führte. Bis zum Tribun hat es Iunius gebracht, der nun er seinen General in die Hauptstadt Rom begleitet, wo dieser ein hohes politisches Amt anstrebt. Marco Buticchi – Die Jagd nach den Mondsteinen weiterlesen

Henry Rider Haggard – König Salomons Diamanten

haggard-salomon-cover-heyne-1985-kleinEnde des 19. Jahrhunderts gerät eine britische Expedition in ein versunkenes Reich, in dem archaische Krieger über die Diamantenminen des sagenhaften Königs Salomon wachen. Die Rückkehr ist schwierig, denn der grausame Herrscher will seine Besucher nicht mehr ziehen lassen … – Einer der ganz großer Klassiker der Abenteuerliteratur mischt Elemente des Reiseromans mit denen der (späteren) Fantasy. Aus heutiger Sicht sicherlich gemächlich, mit ausführlichen Landschaftsbeschreibungen, teils angestaubt, teils unbehaglich chauvinistisch im zeitgenössisch selbstverständlichen Dünkel gegenüber den „schwarzen Wilden“ aber immer noch fesselnd.
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Thomas Thiemeyer – Medusa

Wie kam das Leben auf die Erde, wie die menschliche Kultur ins Dasein? Und sind wir die Ausnahme in den Weiten des Kosmos? Welche Spuren lassen sich zur Beantwortung dieser brennenden Fragen in Geologie, Anthropologie, Weltraumforschung und Geschichte finden? Welche sprunghaften Ungereimtheiten stellen sich dabei den Forschern in den Weg?

Diese Fragen spielen für Dr. Hannah Peters und ihren Assistenten Abdu Kader zunächst noch keine Rolle, während sie in der algerischen Sahara auf der Suche nach Felsbildkunst sind, wozu Ritzungen oder Malereien zählen, die bis zu 13.000 Jahren alt sein können. Mit einer ausgewachsenen Skulptur in abstrakter und unheimlicher Medusengestalt, die zudem noch älter als diese anerkannten Datierungen ist, aus einem unbekannten Material besteht und mehr neue Fragen aufwirft, als ihre Entdeckung zu beantworten scheint, hätten die beiden allerdings nicht gerechnet. Und wie wichtig die eingänglichen Überlegungen dabei tatsächlich sind, wird sich erst noch herausstellen.

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Jules Verne – Reise zum Mittelpunkt der Erde

Das Manuskript eines kühnen Forschers weist dem Hamburger Geologen Otto Lidenbrock, seinem Neffen Axel und dem Isländer Hans den Weg zum Mittelpunkt der Erde. Er beginnt im Krater eines erloschenen Vulkans auf Island und führt steil hinab in eine bizarre, keineswegs tote, sondern von durchaus gefährlichen Kreaturen bewohnte Unterwelt, die unseren Reisenden stets neue, aufregende Abenteuer beschert – Nostalgischer Klassiker der Phantastik von einem der Urväter des Genres; nach mehr als einem Jahrhundert frisch und faszinierend: Lesefutter für alle Fans verlorener Welten.
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Meyer, Kai – Alchimistin, Die

Der Traum von der Unsterblichkeit gehört wohl zu den ältesten Mythen der Menschheit, und in unserem Kulturkreis ist keine andere Gruppierung mehr damit verknüpft als die der Alchimisten – beständig auf der Suche nach dem Stein der Weisen, dem Großen Werk, dem aurum potabile. Kai Meyer hat sich dieses Themenbereiches mit besonnen geführter Feder angenommen und ein atemberaubendes Abenteuer erschaffen, das um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert, größtenteils in deutschsprachigen Landen, angesiedelt ist. Meyer studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Philosophie und Germanistik – und all diese Bereiche kamen ihm bei der Erschaffung der „Alchimistin“ zugute. Er hat inzwischen eine sehr große Zahl von Romanen in verschiedensten Bereichen veröffentlicht, von gefälliger Fantasykost bis zu anspruchsvoller Lektüre wie diesem Werk; das phantastische Element ist dabei jedoch ein beständiges Merkmal. Und so ist auch „Die Alchimistin“ trotz der historischen Einordnung und der lebendigen und sorgfältig recherchierten Darstellung der entsprechenden Epoche nur schwerlich als reiner Historienroman einzuordnen, weist das Buch doch breit gefächerte Bezüge zur Phantastik, Mystik, Philosophie und Esoterik auf und ist zugleich Okkult-Thriller wie Fantasy-Abenteuer.

Die jugendliche Waise Christopher findet bei der steinreichen Familie Institoris auf einer Schlossinsel in der Ostsee ein neues Zuhause. Christopher ist ein Sonderling, ein höchst belesener Studiosus – mit einer Buchbindeleim-Allergie. Bis auf die kleine Sylvette, die ein Geheimnis zu umgeben scheint, und seine Ersatzmutter, die auch so einige dunkle Flecken auf ihrer Lebensgeschichte zu verbergen trachtet, stößt er bei der Familie nicht gerade auf freudige Nächstenliebe. Eine besondere Bedeutung kommt Aura Institoris zu, seiner etwa gleichaltrigen neuen Schwester, die nicht nur einen für ihr Geschlecht und jene Zeit ungewöhnlichen Bildungseifer an den Tag legt und ein ungeziemendes Verhältnis zu ihrem ebenfalls adoptierten Bruder Daniel pflegt, sondern – der Buchtitel lässt es vermuten – eine zentrale Bedeutung für den Fortgang der Geschichte hat. Da verwundert es kaum noch, dass der eigenbrötlerische, zurückgezogene und menschenfeindlich auftretende Vater der Sippe, Nestor Nepomuk Institoris, sich in seinem Dachgarten seit Jahrzehnten als Alchimist versucht, auch wenn nicht einmal die Familie genau weiß, was er da eigentlich im Einzelnen hinter verschlossener Türe tut. Aus der vermeintlichen Geborgenheit eines neuen Zuhauses entwickelt sich so für Christopher ein Chaos aus unvorhersehbaren Ereignissen, Beziehungen und Geheimnissen, doch diese Entwicklung ist ihm zum Teil gar nicht so zuwider wie es den anfänglichen Anschein hat – nicht grundlos ist er von nimmersattem Wissensdurst geplagt. Und als der alte Widersacher Nestors, Lysander, von Wien aus einen hermaphroditen (androgynen) Attentäter auf diesen ansetzt, beginnen die Ereignisse sich zu überschlagen, und eine abenteuerliche Hetzjagd nach dunklem Wissen und den für all die Schicksalsschläge Verantwortlichen beginnt ebenso wie eine zeitgleiche beständige Flucht der Protagonisten vor vielfältigen Gefahren. Schlag und Rückschlag folgen aufeinander in einem wahrhaft Atem beraubenden Kaleidoskop überraschender Ereignisse, skuriler Persönlichkeiten, wagemutigen Draufgängertums, gefährlicher Begegnungen und erotischer Abenteuer, durchsetzt und gewürzt mit faszinierendem Geheimwissen der Alchimisten und Templer. Und über allem steht die verzweifelte Suche nach dem Großen Werk – der Unsterblichkeit durch den Stein der Weisen.

Kai Meyer ist ein erstaunlicher Roman gelungen, der durch sorgfältige historische Darstellung, Detailtreue sowie Inszenierung und Dramaturgie besticht. Die Charaktere sind faszinierend ausgeformt, lebensecht und zugleich wiederum gelegentlich so überdimensionale Persönlichkeiten mit markanten Eigenheiten, dass es theatralisch genug wirkt, um der Verfilmung von „Der Name der Rose“ Konkurrenz zu machen. Die faktischen Darstellungen zu Templern und Alchimisten sowie die historischen Beschreibungen gehen zwar nicht zu sehr in die Tiefe, um auf weniger fachlich Interessierten langweilig zu wirken, sind aber immer in exakt bemessenem Umfang ausreichend und interessant genug, um auch unter einem gewissen Bildungsaspekt ein Leseerlebnis zu bieten. Der gesamte Aufbau der Geschichte und der Handlungsstränge, die erzählerische Präsentation und die im Vergleich zu anderen Veröffentlichungen dieses Genres ausgezeichnete Prosa sind durchweg überzeugend und liebevoll ausgefeilt. In der Summe ist „Die Alchimistin“ also ein wirkliches Meisterstück geworden, das durchweg spannend, überraschend und auch in literarischer Hinsicht gelungen ist. Ein klarer Fall für meine persönliche Favoritenliste.

Homepage des Autors: http://www.kai-meyer.de