Archiv der Kategorie: Comics / Graphic Novels

Diverse – Simpsons Comics 121

_Story_

Nachdem Bart im Lehrerzimmer seiner Schule den entkoffeinierten Kaffee mit dem koffeinhaltigen vertauscht hat und seine Lehrerin daraufhin im Stehen eingeschlafen ist, wird der junge Simpson mal wieder zu Rektor Skinner bestellt. Der jedoch ist gänzlich desillusioniert, weil seine große Liebe Edna ihn verlassen hat, und bittet Bart darum, sich selbst zu bestrafen. Aus Sorge um seinen eigentlich ärgsten Feind unterstützt Bart Skinner bei der Suche nach einer Selbsthilfegruppe, in der sich weitere ‚gebrochene Herzen‘ regelmäßig treffen. Dort wird verschiedenen illustren Personen aus Springfield vor Augen geführt, dass sie in ihrer Lethargie wahrscheinlich auf ewig ohne Partner bleiben werden und daher dringend ihren Lebensstil ändern müssen. Als sie schließlich bei der Rettung es verunglückten Busfahrers Otto ihre wahren Lebenskräfte entdecken, schöpfen sie neuen Mut und sind plötzlich zu allerhand Action bereit. Allerdings ist ihr tollkühnes neues Erscheinungsbild nur von kurzer Dauer …

_Meine Meinung_

In „Die Gruppe ‚Ex'“, der Hauptgeschichte des neuesten Exemplars der „Simpsons Comics“, wird der Leser mal wieder mit einer herrlich überdrehten, letztendlich fast völlig sinnentleerten Handlung konfrontiert, in der sich diesmal einige Charaktere besonders in den Vordergrund spielen können, die ansonsten eher Teil der Rahmenhandlung sind. Neben Rektor Skinner, der merklich gefrustet von seinem Liebeskummer nach Hilfe ruft, kommt hier vor allem dem unscheinbaren Comic-Händler eine spezielle Rolle zu, die er fast ausschließlich dazu nutzt, die Geschichte mit einigen berühmten Zitaten aus „Star Trek“ oder „Star Wars“ zu füllen. Kult ist vor allem die Darstellung seiner Annäherungsversuche, die immer deswegen scheitern, weil die Damen in seinen Dates nicht denselben Fanatismus für den cineastischen Bereich aufbringen wie er.

Dennoch können diese tollen Begleiterscheinungen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte in der 121. Ausgabe nicht ganz so toll ist. Hier und dort wurden sicher ein paar gute Gags platziert, aber weil die Story zum Ende hin einen immer merkwürdigeren Verlauf annimmt, wird sie irgendwie nicht ‚rund‘ und kann sich in den letzten Abschnitten nur noch durch eine aus dem Zusammenhang gerissene Schlusssequenz retten.

Vielleicht hätte man gerade deswegen, weil hier einmal ganz andere Helden die Hauptrollen übernehmen, mal etwas tiefer hinter die Menschen blicken können, statt mit handlungstechnischen Extremen einen nicht ganz so glücklichen Effekt zu erzielen. Aber das ist im Falle der Simpsons sicher auch immer noch Geschmackssache. Mir hingegen hätte es besser gefallen, wären die Gags noch ein wenig besser ausstaffiert und besser in die eigentliche Geschichte eingebunden worden. Aber gelacht habe ich natürlich trotzdem …

Dafür ist diesmal die Sektion mit den Extra-Rubriken umso lohnenswerter. Neben den üblichen Infos und Hintergründen zu Ereignissen aus der vorherigen Story kann man nämlich hier den zweiten und letzten Teil der Simpsons-History mit dem Titel „Tot, aber nicht vergessen“ sehen. In dieser Rubrik gibt es aufschlussreiche, manchmal auch merkwürdige Begründungen für das plötzliche Verschwinden solcher Leute wie Troy McClure und Lionel Hutz, die zum Beispiel schon 1998 weichen mussten, weil ihr Sprecher Phil Hartman von seiner Frau erschossen wurde. Maude Flanders, das wohl prominenteste Serienopfer, hingegen wurde wegen zu hoher Gagenforderungen hinausbefördert. Und so gibt es hier noch einige weitere Storys zu lesen, in denen der unerwartete Abgang diverser Charaktere beleuchtet wird. Sehr interessant! Abgerundet wird das Ganze mit den üblichen Sparten (Leserbriefe, TV-Guide und Bildergalerie).

_Fazit_

Wo die Geschichte gerade zum Ende hin leicht schwächelt, machen die Extras auf Anhieb wieder verlorenen Boden gut. Die Nr. 121 ist sicherlich nicht die beste Episode der „Simpsons Comics“, aber immer noch eine lesenswerte und später auch sehr aufschlussreiche. Für Fans geht trotz der genannten Abstriche also auch hieran kein Weg vorbei.

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Yoshida, Sunao / Kyujyo, Kiyo / Shibamoto, Thores – Trinity Blood 2

[Band 1 2888

_Story_

Nachdem die beiden Patres Iqus und Nightroad ihre Mission in Istvan abgeschlossen haben, bereiten sie ihre Rückkehr in den Vatikan vor. Begleitet werden sie dabei von Schwester Esther Blanchett, die in Rom mehr über das mysteriöse Verhältnis zwischen Vampiren und Menschen erfahren möchte. Weiterhin erhofft sie sich mehr Informationen über ihren ehemaligen Kameraden Dietrich, der sie betrogen und verraten hat.

Der Weg in die ewige Stadt wird jedoch zum gefährlichen Abenteuer für Tres, Abel und Esther. Stets lauern neue unerwartete Gegner ihnen auf und zwingen sie gleich mehrfach, ihre Kampfkünste zu demonstrieren. Und dabei ist die lebensgefährliche Bedrohung bei weitem nicht die einzige Sorge der Gefährten …

_Meine Meinung_

Band 2 der jüngst gestarteten Manga-Reihe „Trinity Blood“ (die Geschichte gibt es übrigens auch im digitalen Format, sprich auf DVD) setzt genau dort an, wo der erste Teil gut einen Monat zuvor aufgehört hat. Nach dem Kampf gegen den vampiresken Grafen Gyula ist die Mission von Abel Nightroasd vorerst beendet, so dass der Rückkehr in die Heimat nichts im Wege steht. Er erhofft sich dabei die Gesellschaft von Esther Blanchett, die bereitwillig zusagt, zumal sie sich selber auch großen Nutzen von der bevorstehenden Reise erhofft.

Doch schon an der ersten Station kommt es zu handfesten Auseinandersetzungen im Abteil einer Eisenbahn, fortgesetzt durch Übergriffe auf Esther und gefährliche Konflikte zwischen Nightroad und einigen Vampiren, die ihr wahres Ich hinter dem Schein einer menschlichen Maske versteckt haben. Doch das Gespann um die ausschließlich rational denkende Maschine Tres, den verwegenen Pater Nightroad und die schüchterne Esther (eigentlich drei atypische Figuren für eine derartige Serie) geht seinen Weg trotz aller Gefahren und ist Rom bereits sehr nahe, als Nightroad in höchster Gefahr seine zweite Identität preisgeben muss und die von ihm begeisterte Esther mit einem Mal völlig verblüfft.

Auf inhaltlicher Ebene wird die Geschichte konsequent fortgesetzt, wobei der zweite Teil im Prinzip einen gänzlich neuen Handlungsabschnitt eröffnet, der mit der vorangegangenen Episode erst mal nur lose in Zusammenhang steht. Die Figuren und ihre merkwürdigen Eigenschaften sind hinlänglich bekannt, und nun dürfen sie auch in ihr erstes nennenswertes Abenteuer ziehen – nennenswert deshalb, weil der Kampf gegen den Grafen und seine Schergen im Vergleich zu der Vielzahl an neuen Auseinandersetzungen kaum noch ins Gewicht fällt.

Anders gesagt, geht die Story im zweiten Buch erst richtig los und entwickelt sich auch binnen kürzester Zeit zu einem wahren Action-Reißer, der sowohl von den Eigenheiten seiner Charaktere als auch von den gut getarnten Mysterien zehrt. Noch ist nicht wirklich klar, welche Ziele Abel Nightroad langfristig verfolgt, und auch das zukünftige Handeln von Esther und Tres kann nur vage erahnt werden, weil Autor Sunao Yoshida seine Erzählung immer nur um den aktuellen Moment aufbaut und sich somit auch jegliches Überraschungsmoment bewahrt. Zu komplex wird das Ganze dabei nicht, denn auch, wenn sich die Szenen im Eiltempo einer gravierenden Veränderung unterziehen, ist immer klar nachzuvollziehen, was wo warum geschehen ist bzw. geschieht.

„Trinity Blood“ bleibt somit auch spürbar spannend: zum einen, weil man wirklich noch nicht genau erahnen kann, in welche Richtung der Manga zukünftig führen wird, zum anderen eben, weil die vielseitige Action immer wieder mit Überraschungen aufwartet, die einen sehr neugierig auf mehr machen. Teil 3 dieser frisch gedruckten Serie wird aus diesem Grund bereits sehnlichst erwartet und wird hoffentlich mehr Aufschlüsse über die versteckten wesentlichen Inhalte liefern. Ich freue mich schon darauf!

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Beck – Am Strand bei Windstärke 12

Über den Namen Beck sollte eigentlich jeder schon einmal gestolpert sein. Der Mann ist in den deutschlandweit größten Printmedien seit mehreren Jahren eine feste Größe und hat sich in Publikationen wie ‚Eulenspiegel‘, ‚taz‘, ‚Brigitte‘ und ‚Die Zeit‘ als Cartoonzeichner einen tadellosen Ruf erarbeitet. Innerhalb all dieser Zeit hat sich dabei eine wahre Masse an witzigen Geschichten und Cartoons angesammelt, von der Beck nun eine recht anschauliche und zudem sehr große Auswahl in einem Sammelband veröffentlicht.

Unter dem verheißungsvollen Titel „Am Strand bei Windstärke 12“ erscheinen nun via |Carlsen Comics| mehr als 200 seiner beliebten Panels und reflektieren den wohl wichtigsten Bestandteil seines Gesamtwerks in teils bunten, teils zweifarbigen Karikaturen. Allerdings, und das sollte man bei Beck wissen, ist es bei diesem Zeichner manchmal gar nicht leicht, hinter den tieferen Sinn seiner Bilder zu schauen. Beck zeichnet auf den ersten Blick recht oberflächlich, bisweilen auch provokant, versteckt dabei aber die grundlegenden Details oft außerhalb des eigentlichen Blickfangs und kann somit gleich auf zweierlei Arten für entspannte Lachmuskeln sorgen.

Davon mal ganz abgesehen, ist es sowieso eine Kunst für sich, mit nur einem Bild eine Geschichte zu erzählen, also prompt auf den Punkt zu kommen, zusätzlich noch eine (unterschwellige) Kritik zu äußern, außerdem lustig zu sein und natürlich davon abzusehen, ausgelatschten Klischees weiteren Nährboden zu verschaffen. Wie genau dies funktioniert, demonstriert der populäre Karikaturist hier auf vielfältige Art und Weise, wobei er natürlich zum größten Teil aktuelle (politische) Themen und Missstände durch den Kakao zieht. Munter wird über Emanzipation, das Schicksal von Arbeitslosen, Korruption hergezogen, also im Großen und Ganzen doch Klischees, dies allerdings auf eine munterere, frischere und insgesamt auch intelligente Weise und auf einem Niveau, das sich nicht auf Regionen unterhalb der Gürtelschnalle herablässt.

Kurz gefasst, ist der Stoff in „Am Strand bei Windstärke 12“ Futter für all diejenigen, die von Trash-Humor der Marke „Titanic“ gerne absehen und sich lieber mittels visueller Reize und intellektuellerem Witz zu Lachanfällen hinreißen lassen. Beck schafft es in diesem überaus kurzweiligen Sammelband dementsprechend mit einfachsten Mittel zu unterhalten und entschädigt vor allem diejenigen, die nicht zur Stammleserschaft besagter Medien zu zählen sind, mit einem umfassenden Überblick über sein Gesamtwerk. So, ja genau so stelle ich mir gehaltvolle Comic-Satire vor!

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Hyung, Min-Woo – Priest – Band 14

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707
[Band 4 1709
[Band 5 1720
[Band 6 2515
[Band 7 2516
[Band 8 2575
[Band 9 2618
[Band 10 2701
[Band 11 2854
[Band 12 3002
[Band 13 3004

_Story_

Ivan Isaacs ist endlich in Windtale angekommen und bereit für das Gefecht mit Temozarela. Allerdings lässt dieser sich von seinem Diener Armand vertreten, und dies äußerst erfolgreich. Armand bringt Isaacs zu einer schmerzlichen Niederlage, die er jedoch nicht mit dem Todesstoß besiegelt. Völlig entkräftet wird Ivan an Netraphim weitergereicht, der seine Wunden heilt und dabei auch dessen Rachepläne in Frage stellt. Plötzlich ist sich Belials rechte Hand gar nicht mehr so sicher, ob er seinen Weg weiterverfolgen möchte.

Währenddessen will der Bürgermeister die drohende Gefahr über Windtale nicht wahrhaben. Er erzählt voller Stolz, wie er damals an die Macht gekommen ist und weshalb er niemals dazu bereit wäre, sein Herrschaftsgebiet freiwillig zu räumen. Auch Nera hält tapfer ihre Stellung, obwohl sie scheinbar viel mehr weiß, als sie bislang zugegeben hat. Doch dann kommen die Gesandten des Vatikans, und mit denen kann keiner mehr gedankenlos sein Spiel treiben …

_Meine Meinung_

Willkommen zum großen Showdown … oder auch nicht. Denn der große Kampf zwischen Temozarela und Ivan Isaacs findet nicht wie zunächst erwartet und erhofft statt, sondern wird von einem auf den ersten Blick unspektakulären Gefecht des hasserfüllten Rächers und Armand abgelöst. Und erstaunlicherweise legt Isaacs hierbei all seinen Antrieb ab und muss sich ohne jegliche Möglichkeit zur Gegenwehr seinem neuen Feind beugen. Eigentlich hätte Ivan sogar einen weiteren Tod sterben müssen, wäre ihm nicht das Glück beschert, dass Netraphim ihn vor dem sicheren Ende bewahrt. Doch was nun? Isaacs kommen Zweifel an seiner Mission und er denkt insgeheim darüber nach, die Seiten zu wechseln. Er ist nicht mehr von Belials Worten überzeugt und zeigt vereinzelt Bereitschaft, seiner Knechtschaft zu entfliehen. Doch kann er dies tatsächlich?

Auf der anderen Seite schürt die Niederlage gegen Armand seinen Hass nur noch umso mehr. Und dabei ist es nicht nur die Schmach als solche, sondern vor allem die Art und Weise, wie Armand den schier hilflosen Isaacs niedergestreckt hat, die dessen Rachegelüste ins Unermessliche steigen lassen. Doch nun weiß er, welche Fähigkeiten erforderlich sind, um sich mit Temozarela und seiner rechten Hand zu messen, und nach einer ewig langen, von blutigen Gefechten gezeichneten Reise ist Belials Untertan am Ende seiner Kräfte und muss den vergangenen Ereignissen nach allen souveränen Auseinandersetzungen nunmehr Tribut zollen.

Im zweiten Teil der Handlung bahnt sich auch langsam so etwas wie eine Entscheidung an. Der anfangs erwähnte Showdown wird stattfinden, nur ist auf einmal nicht mehr klar, wer alles daran beteiligt sein wird. Jedoch steuert die Geschichte unverkennbar auf ein kolossales Aufeinandertreffen in der Region von Windtale zu, in der sich bereits im 14. Band das Gros der tragenden Figuren befindet. Die Inquisitoren des Vatikans treten auf, die verwaisten Indianer, dann der Marshall und seine Gesellen, die mysteriöse Nera, der korrupte Bürgermeister und natürlich Ivan selber. Alle verfolgen sie unterschiedliche Ziele, und alle streben sie eiligst nach Erfolg, dies aber bis hierhin noch ohne klares Resultat, was natürlich schön ist, denn so steigt die Spannung auf ein Level, auf welchem man es kaum noch aushalten kann, auf die Fortsetzung bzw. die Auflösung all dessen zu warten.

Episode 14 ist meines Erachtens die am klarsten strukturierte Ausgabe der gesamten Serie. Einige wichtige Puzzlestücke fügen sich zusammen und scheinen sehr bald miteinander zu verwachsen, doch noch immer lässt sich der Autor nicht in die Karten schauen. Im Gegenteil; manche bereits offengelegte Hintergründe dürfen plötzlich wieder in Frage gestellt werden, wobei die Frage nach Isaacs weiterem Handeln diesbezüglich die alles bestimmende ist. Temozarelas Ankunft in Windtale steht unmittelbar bevor, und doch kann man nur schwerlich erahnen, welche Folgen dies für die hier versammelten Beteiligten haben wird. Es wird auf jeden Fall ein actionreiches Finale, so viel steht bereits fest, und mitunter liegt auch die Vermutung nahe, dass ein finsteres, wahrscheinlich auch blutiges Ende das Erscheinen des gefallenen Engels begleiten wird, doch dies ist Zukunftsmusik. Und außerdem möchte ich mich mit solchen Dingen jetzt auch nicht wieder zu weit aus dem Fenster lehnen, denn wie Min-Woo Hyung in dieser Folge einmal mehr bewiesen hat, ist im Bezug auf die Entwicklung von „Priest“ nichts wirklich transparent oder gar durchschaubar.

Harren wir also der Dinge, die da noch kommen werden, und harren wir besonders der Entscheidung des Protagonisten, die sich hoffentlich schon im nächsten Buch ereignen wird. Dann nämlich wird man auch wissen, ob es dem Autor tatsächlich noch ein weiteres Mal gelingen wird, den gesamten Plot auf den Kopf zu stellen und den Leser völlig zu überraschen.

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Hyung, Min-Woo – Priest – Band 13

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707
[Band 4 1709
[Band 5 1720
[Band 6 2515
[Band 7 2516
[Band 8 2575
[Band 9 2618
[Band 10 2701
[Band 11 2854
[Band 12 3002

_Story_

Nera und die Kreaturen ihres Wanderzirkus‘ sind gerade noch einmal unbeschadet aus der Stadt entkommen, lassen aber weiterhin in der Umgebung von Windtale ihre Zelte stehen. Und wie die verunstalteten Wesen auch bald erkennen müssen, stecken hinter dem trügerischen Auftreten ihrer Herrin einige finstere Pläne, die Nera selbst durch ihre unbeholfenen Lügen verrät.

Währenddessen entbrennt zwischen Temozarela und Netraphim, dem Wächter des Tores zum Himmel, ein gnadenloser Kampf, an dessen Ende sich beide Engel eingestehen müssen, zu welch erbärmlichen Geschöpfen sie in ihrem sturen Glauben geworden sind.

Und auch Ivan Isaacs ist nicht untätig; er alleine ist ausersehen, die gefallenen Seraphim aufzustöbern und auszulöschen, denn nur über sie führt der Weg zu ihrem Anführer Temozarela.

_Meine Meinung_

Erst kürzlich stellte ich mir die Frage, wann der Autor von „Priest“ den geplanten Abschluss der Serie einleiten möchte, und nachdem ich in Band 12 noch erhebliche Zweifel hatte, dass ihm dies in unmittelbarer Zukunft gelingen wird, werden die Karten nur eine Episode später wieder neu gemischt, denn die 13. Ausgabe des wunderbaren Action/Horror-Manhwas steuert kompromisslos auf den lang ersehnten Showdown zwischen Temozarela und Ivan Isaacs und damit auch auf das große Finale von „Priest“ zu.

Autor Min-Woo Hyung zeigt sich mal wieder so unberechenbar wie eh und je, löst sein zuletzt noch kreiertes Trugbild um die mütterliche Figur Nera wieder auf und zeigt zumindest schon einmal in Ansätzen ihr wahres Ich. Ihre Motivation, den Standort Windtale nicht zu verlassen, hat einen bestimmten, bereits erahnbaren Grund. Der Ort steht nämlich in einer gewissen Beziehung zu den sich nähernden Seraphim, und obwohl es anfangs noch unglaublich scheint, so gibt es anscheinend doch eine Verbindung zwischen Nera und Temozarela. Doch welche?

Der Erzengel jedoch muss erst einmal einen aussichtslosen Kampf bestehen, doch es gelingt ihm schließlich, den Wächter des Himmelstores zu überlisten, der nun nur noch auf die Hilfe des verdorbenen Priesters Ivan Isaacs hoffen kann, um die Welt vorm bevorstehenden Chaos zu bewahren.
Und während all dies geschieht, nehmen die Stammesbrüder Cairos unbarmherzige Rache an den Glaubensbrüdern, die ihren verstoßenen Gefährten durch den Märtyrertod zur Legende gemacht und die grausamen Rachegelüste der Rothäute erst geschürt haben.

„Priest – Band 13“ ist definitiv wieder actionreicher als die vorangegangenen Folgen, dabei aber auch wieder unheimlich brutal. Sowohl Ivan Isaacs als auch besagte Indianer metzeln in der Mitte des Buches, was das Zeug hält, und steigern sich in einen wahren Blutrausch, der etwas gezügelter auch beim Aufeinandertreffen von Netraphim und Temozarela inszeniert wird. Min-Woo Hyung nimmt alle Scheuklappen ab und lässt dem Hass der beteiligten Charaktere in diesen Szenen freien Lauf, übertreibt es meines Erachtens dabei aber auch wieder ein wenig. Schließlich hat es der Autor und Zeichner eigentlich gar nicht nötig, mit überzogenen Gewaltdarstellungen Effekte zu bewirken, die er eigentlich schon durch die Handlung erzielt hat. Für meinen Teil wird dies auch weiterhin die einzige Schwäche dieser Serie bleiben.

Ansonsten breitet sich in diesem Comicroman wieder eine kaum noch zu unterdrückende Euphorie aus; der große Kampf zwischen Temozarela und Ivan steht unmittelbar bevor, und mit der Gewissheit im Hinterkopf, dass es bereits im nächsten Band zu diesem unvermeidlichen Gefecht kommen könnte, neigt sich die Begeisterung über diese Serie ihrem bisherigen Höhepunkt zu. Hier wird das eingeleitet, worauf alle gewartet haben, und damit kommt der 13. Folge wohl auch eine Schlüsselposition in dieser Serie zu.

Als Fazit daher auch nur so viel: Die Spannung steigt …

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Reinhard Kleist – Cash – I see a darkness

Spätestens seit »Walk the Line« im Kino lief, kann man guten Gewissens von »Cashmania« reden. Franz Dobler verwendet diese Vokabel in seinem Vorwort zu Reinhard Kleists Comicbiographie »Cash – I see a darkness«. Cashmania. Ein Ausdruck für die allgemeine Begeisterung, die Johnny Cash posthum zuteil wird. Der schwarze Highwayman, Mister Ring-of-Fire, hat es in die Popkultur geschafft. Fast möchte man von Kult sprechen, wäre das Wort nicht so abgegriffen.

Reinhard Kleist – Cash – I see a darkness weiterlesen

Abuli, Enrique Sánchez / Bernet, Jordi – Torpedo 1

Wer nur für fünf Cent Ahnung hat, was in den Regalen hiesiger Comicdealer steht, der weiß, dass auch Erwachsene gerne Comics lesen. Völljährig zu sein und Bildergeschichten zu mögen, wurde in den Fünfzigern vielleicht noch als eine Charakterschwäche getadelt. Heute ist es alltäglich. Trotzdem hat man es als erwachsener Comicleser manchmal nicht leicht, Material zu finden, das dem eigenen Gusto entspricht. Zum Glück gibt es |Cross Cult|. Das kleine, aber feine Label aus Asperg nimmt die Wünsche des älteren Lesepublikums aufs Korn. Die Verleger scheinen es sich auf die Fahne geschrieben zu haben, gleichsam gute Unterhaltung, anspruchsvolle Geschichten und tolles Artwork zu bringen. Mit der Veröffentlichung des ersten Bandes von »Torpedo« – pünktlich zur Frankfurter Buchmesse 2006 – bleiben sie ihrer Linie treu.

Dabei sind die Geschichten um den Mafiakiller Luca Torelli, genannt »Der Torpedo«, keine Neuheit mehr, sondern schon über fünfundzwanzig Jahre alt. 1980 erschien die erste Episode in dem spanischen Magazin »Creepy«. Daraus entwickelte sich in den Folgejahren eine Serie, die 1986 zu höchsten Ehren gelangte und in Angoulême den Preis für das Beste Album abräumte. Auf Deutsch erschien »Torpedo« zuletzt 1988 bis 1991 bei |Carlsen|, zunächst als Album, dann als Taschenbuch. Die Reihe blieb unvollendet und geriet allmählich in Vergessenheit. Inzwischen sind einzelne Ausgaben kaum noch zu bekommen. Freunde des brutalen Mafiakillers dürfen nun aufatmen. Bei |Cross Cult| erscheint in fünf Bänden das Gesamtwerk. Der erste Band enthält fünfzehn »Torpedo«-Episoden in Schwarzweiß, die jeweils zwischen sechs und zehn Seiten lang sind.

Schauplatz der Handlung ist New York im Jahr 1936. Hauptfigur Luca Torelli ist ein eleganter Killer der Mafia, gerade kultiviert genug, um zu wissen, dass in Spanien Bürgerkrieg herrscht. Er ist ein vornehmer Schlächter im Nadelstreifenanzug, ein hartgesottener Killer, wie er im Buche steht. An seiner Seite wird dem Leser von Episode zu Episode das ganze bestehende Repertoire an Mafia-Stereotypen vorgeführt. Die Anziehungskraft der »Torpedo«-Storys geht dabei nicht so sehr von den einzelnen Plots aus. Sie sind ein wenig absehbar, wie zu erwarten bei Kompositionen aus Stereotypen. Der Leser erlebt, wie Torpedo gut bezahlte Aufträge erledigt. Manchmal macht er sich selbst zum Auftraggeber, hin und wieder gibt es Rückblenden in seine Vergangenheit. Immer geht es hart zur Sache, blutig und gnadenlos.

Vielleicht rührt die Anziehungskraft dieser Serie von dem non-charmanten Charakter Luca Torelli selbst her. Torpedo ist alles andere als der perfekte Schwiegersohn. Kein Saubermann, kein aalglatter Held, sondern ein Mistkerl. Er zögert nicht, seinen besten Freund oder seine Lieblingshure zu ermorden. Er schießt einem Mann in den Rücken, tötet einen Polizisten und vergreift sich an einer verheirateten Frau, weil sie ihn nicht bezahlen kann. Als Leser fühlt man sich merkwürdig angezogen und abgestoßen zugleich. Damit reiht sich Torpedo ein in die Reihe schräger Hauptfiguren bei |Cross Cult|, die nicht im Mainstream liegen, sondern Ecken und Kanten haben. Gut so, denn als erwachsener Leser wünscht man sich erwachsene Charaktere. Und man muss ja nicht jeden sympathisch finden.

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Hyung, Min-Woo – Priest – Band 12

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707
[Band 4 1709
[Band 5 1720
[Band 6 2515
[Band 7 2516
[Band 8 2575
[Band 9 2618
[Band 10 2701
[Band 11 2854

_Story_

Enttäuscht von der ablehnenden Haltung Ivan Isaacs, der sie nicht als Ersatz für die dahingeschiedene Gena akzeptieren will, begibt sich Lizzie auf die Suche nach einer neuen Bande, um eine Lösung für ihren Virus zu finden. Auch die Stammesbrüder des verstorbenen Cairo sind nicht untätig und arrangieren ein Treffen mit den Marshalls. Allerdings besteht noch keine Einigkeit darin, ob sie sich an den grausamen Priestern rächen werden, deren eiskaltern Händen Cairo zum Opfer gefallen ist.

Ivan Isaacs hingegen landet auf seiner Reise in Windtale, einem Ort der Verstoßenen, an dem die mütterliche Nera einige entstellte Wesen vor der drohenden Folterung durch die Menschheit bewahrt. Doch die Zigeunergruppe braucht dringend neue Nahrung und Unterstützung seitens der Stadtbewohner, so dass eine Fahrt ins Zentrum unvermeidlich ist. Dort kommt es dann zum Eklat: Nera trifft auf ihren neuen Widersacher Isaacs, und die mitgereisten Kinder werden von einigen ortsansässigen Fieslingen an den Pranger gestellt.

_Meine Meinung_

Meines Wissens war diese Serie zunächst auf insgesamt 15 Bände angesetzt, doch mittlerweile erscheint es mir utopisch, dass Autor Min-Woo Hyung innerhalb dieses Rahmens zu einem runden Abschluss kommen wird. Ein 16. Band ist daher bereits für die deutsche Ausgabe bei |Tokyopop| angekündigt. Auch im zwölften Band von „Priest“ ergeben sich durch die Einbeziehung neuer Charaktere wieder neue Ideenkomplexe, die mit dem bereits Geschehenen erst einmal in Einklang gebracht werden müssen.

Der Autor beschreitet zudem auch wieder einen gänzlich neuen Weg und lässt die Ereignisse der vorangegangenen Episoden bis auf Weiteres ruhen. Sowohl das weitere Fortschreiten Lizzies als auch die Rachegelüste von Cairos Gefährten werden nur losgelöst am Rande erwähnt, während die Geschichte von Nera und ihren verrufenen Schützlingen das Geschehen bestimmt. Einerseits gar nicht schlecht, andererseits aber auch wieder ärgerlich, weil der Autor zum wiederholten Mal einen eröffneten Komplex nicht zu Ende denkt und statt einer Übergangslösung wieder Gedanken streut, die große Teile der Handlung über den Haufen werfen.

Die Art und Weise, wie Hyung dies macht, ist allerdings wieder beeindruckend. Verschiedene bewährte Charaktere, darunter auch Ivan Isaacs selber, nehmen mit einem Mal eine vollkommen andere Position ein. Plötzlich sind es die einst bösartigen Engel, die positiv besetzt werden, wohingegen der wiederauferstandene Rächer sich gegen die mit Sympathien behaftete Nera stellt, sogar droht, ihr den Garaus zu machen. Vom moralischen Aspekt betrachtet geschehen hier Dinge, die bewirken, dass man sich von der Identifikationsfigur Isaacs löst und ihr Handeln in Frage stellt. Bereits die Auseinandersetzung mit Lizzie verhieß nichts Gutes, und jetzt scheint es geradezu so, als hätte Belials Handlanger die Seiten gewechselt und würde nun das Böse verkörpern.

Unterschwellig wird dem Leser jedoch schon eröffnet, dass Nera und ihre hässlichen Gestalten lediglich Teil einer Scheinwelt sind und ihr sympathisches, fast schon mitleiderregendes Auftreten nicht ihrer wirklichen Natur entsprechen. Jedoch handelt es sich hierbei nur um Andeutungen, die den Leser zum Nachdenken und Weiterspinnen anregen. Eben wie bei all den anderen versteckten Hinweisen, die der Autor im Laufe der Reihe in seinen Büchern platziert hat.

Es bleibt also weiterhin spannend im Kampf zwischen Ivan Isaacs und all den feindlichen Engeln und Dämonen. Min-Woo Hyung hat die Facetten seiner Manwha-Serie noch weitreichender gestaltet und dafür gesorgt, dass „Priest“ nach einem sich zwischenzeitlich anbahnenden Endspurt wieder so undurchschaubar ist wie nach der Wiederbelebung des Hauptcharakters. Angenehm beim zwölften Band der bald in Hollywood visualisierten Serie ist dabei übrigens noch der Verzicht auf überzogene Gewaltdarstellung; zwar sind manche Szenen recht brutal, dies aber mehr auf mentaler Ebene.

Und so fällt das Resümee nach anfänglichen Bedenken dann auch wieder ausgesprochen positiv aus. Die aktuelle Fortsetzung bringt die Geschichte voran, offenbart dabei aber auch, dass die Erzählung noch Potenzial für mindestens zehn weitere Episoden hat. Man darf jedenfalls gespannt sein, was Min-Woo Hyung daraus machen wird. Meinetwegen darf „Priest“ aber gerne so komplex und undurchdringlich bleiben wie in der hier rezensierten Folge.

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Ross, Alex & Krueger, Jim (Autoren) / Ross, Alex & Braithwaite Doug (Zeichner) – Justice (2 von 6)

Story

Der Traum der Superhelden hat weiterhin Bestand; die Erde wird von mehreren parallel eingetretenen Katastrophen heimgesucht, und die Mitglieder der Justice League stehen dem Geschehen ohnmächtig gegenüber. Doch was Superman, Batman und Co. noch viel stutziger macht, ist das seltsame Vorgehen der Schurken, die sich plötzlich als Weltretter aufspielen und die Bevölkerung im Glauben lassen, dass sie ihre Vorgänger nun ablösen werden. Im Hintergrund schmiedet Lex Luthor allerdings wieder einige hinterlistige Pläne; er versammelt die ‚ehemaligen‘ Schurken um sich, sorgt dafür, dass die alten Verfechter der Gerechtigkeit endgültig ausgeschaltet werden und scheut dabei auch nicht davor zurück, bei manchen von ihnen das endgültige Ende anzustreben. Doch wird es ihm auch gelingen, den bösen Traum in die Realität zu transferieren?

Meine Meinung

Nachdem ich vom ersten Teil der neuen „Justice“-Reihe noch recht angetan war, hat mich die Fortsetzung des zweiten derzeit laufenden DC-Crossovers ein wenig verwirt. Im Groben ist zwar klar, wie es um den Inhalt bestellt ist, doch irgendwie hat sich Autor Alex Ross ein wenig zu sehr in die Komplexität seiner Handlung hineingesteigert und dabei manchmal einzelne Schritte übersprungen, die das Gesamtkonstrukt „Justice“ etwas klarer darstellen würden. Weiterhin bemüht sich Ross darum, möglichst viele Helden und Bösewichte in seiner Geschichte unterzubringen, vergisst dabei aber zwischenzeitlich, dass die Story davon nicht dringend profitieren muss. Und das tut sie in diesem Fall nun wirklich nicht. Die Geschichte wird definitiv von den überladenen Gedankensprüngen beeinträchtigt und kommt nicht richtig voran, was jedoch leider ignoriert wird. Ross zieht nämlich stringent sein Ding durch, kümmert sich nicht um eventuell aufkeimende Fragen und denkt dabei meines Erachtens ein wenig zu sehr an seine persönlichen Vorlieben. Was ich sagen will: Der Mann hat klare Vorstellungen davon, was alles in die Story mit hineingehört, beachtet aber nicht, dass dies nicht alles auf so kleinem Raum unterzubringen ist. Luthors Pläne, seine Fehde mit dem Joker, Supermans hoffnungsloser Kampf, Aquamans Schwierigkeiten in der Unterwasserwelt, die Misere des Martian Manhunters, Flashs vergeblicher Einsatz, und, und, und … Irgendwann ist das Heft voll, ohne dass die Story die erforderlichen Fortschritte erzielt hat, zumindest keine nennenswerten.

Andererseits sind die Ideen des Autors sicher nicht schlecht und können sich von außen betrachtet ganz klar mit denen der „Infinite Crisis“ messen. „Justice“ ist reich an Action, hat ein reichhaltiges Repertoire an bekannten Persönlichkeiten, hat aber die Schwierigkeit, dass es sich bezüglich der Umsetzung nicht ganz mit dem großen Bruder messen kann, bei dem die vielen Elemente einfach ausgewogener verteilt sind. Beim zweiten Teil von „Justice“ hingegen fühlt man sich ein wenig erschlagen von den vielen Subplots, was sicherlich damit zu tun hat, dass die einzelnen Einheiten hier noch nicht zusammengefügt werden (können). Aber ich möchte die Serie jetzt nicht zu schnell aburteilen, denn immerhin ist sie gerade erst zu einem Drittel fortgeschritten und hat auf jeden Fall noch Gelegenheit, sich zu bewähren. Bis hierhin bin ich allerdings ein wenig enttäuscht, dass die gute Basis des Debüts nicht aufrechterhalten wurde. Machen wie es also kurz und schmerzlos: In „Justice 2“ hat Alex Ross nicht sein ganzes Potenzial abgerufen und die komplexe Handlung nicht wirklich vorangebracht. Ergo werden die Erwartungen erst einmal gedämpft – hoffentlich nur bis zur Fortsetzung!

Comic : 68 Seiten
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Way, Daniel (Autor); Dillon, Steve (Zeichner) – Supreme Power: Nighthawk

_Story_

Kyle Richmond setzt sich enorm für die Rechte der schwarzen Bevölkerung und ihre Gleichberechtigung ein. Deshalb reagiert er hinter der Maske seines Alter Egos Nighthawk auch allergisch auf jedwede Äußerung gegen dunkelhäutige Menschen und straft sie mit äußerster Brutalität und deutlichen Maßnahmen.

Einer, der ihm dabei besonders ins Auge gefallen ist, hört auf den Namen Steven Binst, ist vor etlichen Jahren wegen des Massenmords an einer schwarzen Familie und Plänen zur kompletten Ausrottung des Volks von Chicago angeklagt worden und durch eine geschickte Intrige nach jahrelanger Haft wieder aus dem Gefängnis ausgebrochen. Nun macht er sich daran, seinen Plan zu vollenden, indem er in seinem Geheimlabor neue giftige Mischungen braut und damit die gesamte Drogenszene aufmischt. Über Nacht sterben tausende Menschen an einem tödlichen Crack-Cocktail, und dies soll erst der Anfang sein.

Doch Nighthawk hat den als Clown getarnten Psychopathen bereits ins Visier genommen und mischt ihn inmitten des blutigen Schauplatzes auf, den er in nur wenigen Stunden hinterlassen hat. Allerdings endet das erste Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten nicht besonders glücklich für den kompromisslosen maskierten Rächer. Schwer verletzt kann er sich ins Hospital retten, wo er die Leiche seiner neuen Geliebten, Doktor Arredondo, auffindet. Erfüllt von tiefstem Hass, stürzt sich Nighthawk erneut auf die Straße, um den blutrünstigen Massenmörder endlich zu vernichten.

_Meine Meinung_

Daniel Way wird derzeit schon als neuer Stern am |Marvel|-Comic-Himmel gefeiert und hat hierzu auch einige viel versprechende Projekte wie beispielsweise „Wolverine: Origins“ zugesprochen bekommen. Außerdem hat der Mann schon Erfahrungen in Serien wie „Bullseye“ und „Punisher“ gesammelt, die ihm diesen aktuellen Status auch erst ermöglicht haben. Nun präsentiert uns Way auch den neuen „Supreme Power: Nighthawk“-Comic, kann aber, zumindest was die Storyline anbelangt, nicht die hohen Ansprüche an seinen Namen erfüllen. Der Inhalt ist einfach zu schlicht, zwar schon actionreich und lebendig, bisweilen sogar echt brutal, aber hinsichtlich der Spannung nicht wirklich ganzheitlich überzeugend.

Zu Beginn ist hiervon noch nichts zu spüren; der Autor erzählt in kurzen Abrissen die Geschichte des Massenmörders Steven Binst und berichtet von seiner spektakulären, doch anscheinend unbemerkten Flucht (zumindest kommt darauf im weiteren Verlauf nicht einmal die Rede). Gleichzeitig wird die korrupte Innenpolitik Chicagos durch einzelne Darstellungen der Gedankengänge des Bürgermeisters und eines schwarzen Richters dargestellt und in Wechselwirkung mit einigen diesbezüglichen Eingriffen Nighthawks analysiert. Und schon hier gibt es einiges zu bemängeln, denn obwohl man dem Autor ja gestatten kann, dass er die einzelnen losen Zusammenhänge zum Schluss zusammenführt, wirken manche Geschehnisse derart unabhängig voneinander, dass die Vorstellung, dass der Inhalt irgendwann einmal zu einem homogenen Konstrukt zusammenwachsen soll, schon völlig unrealistisch erscheint.

Auch durch die Schritt für Schritt gesteigerte Action kann man dieses Problem nicht beheben, auch wenn hier endlich mal die Spannungskurve nach oben zeigt. Die rasante Verfolgungsjagd kurz vor Schluss ist sogar echt stark und offenbart wenigstens in kurzen Etappen die Qualitäten des Autors, aber eben nicht in vollen Zügen. Das Ganze wirkt zu abgeklärt und irgendwie auch kalkuliert. Natürlich, dass es zum Showdown zwischen den Protagonisten der guten und bösen Seite kommen wird, liegt in der Natur eines solchen Comics und ist auch legitim, doch dass Daniel Way nur mittels überladener Action, ziemlich brutaler Inhalte und einer schwerpunktmäßigen Betonung solcher Effekte auf dieses ‚Ziel‘ hinarbeitet, spricht nicht gerade für die Souveränität dieses Mannes. Zumindest nicht in diesem Fall.

Andererseits: Action-Fans werden im vierten Band der „Supreme Power“-Reihe definitiv auf ihre Kosten kommen. Der Comic ist gezeichnet von ständigen (nicht selten heftigen) Auseinandersetzungen, straighten Fortschritten und kompromisslosen Handlungsabschnitten, und das wird demjenigen Leser, der nicht dringend nach Anspruch und komplexeren Inhalten sucht, ganz bestimmt auf Anhieb gefallen. Ich für meinen Teil hätte mir aber von einem renommierten Jungstar wie Daniel Way ein kleines bisschen mehr erwartet. Der Comic ist rasant, das sagte ich bereits, aber es fehlt eine gewisse Spritzigkeit und auch etwas mehr Einfallsreichtum. Meiner Meinung nach ist es nämlich nicht bloß damit getan, eine simple Actiongeschichte abzureißen, die zudem noch ziemlich vorhersehbar ausgefallen ist. Selbst die krassen Gewaltdarstellungen können einen nicht so recht aus der Reserve locken, denn genau dort stecken die konstruierten Effekte, die der Autor hier manchmal sehr bewusst einfügt.

Vom zeichnerischen Aspekt betrachtet ist „Supreme Power: Nighhawk“ ebenfalls nicht restlos überzeugend. Lediglich wenn das Szenario etwas blutiger wird, spielt Steve Dillon seine durchaus präsenten Fähigkeiten vollends aus, wohingegen die ’normalen‘ Charakterzeichnungen nicht mehr als guter Durchschnitt sind, bei dem man manchmal den Eindruck bekommt, als hätte der Zeichner nicht all sein Herzblut in diese Arbeit gesteckt.

Insgesamt komme ich so zu einem Resümee, bei dem sich positive und negative Eindrücke die Waage halten. „Supreme Power: Nighthawk“ ist ein arg zwiespältiges Unterfangen, ein Comic, den man sich zwischendurch mal gut und gerne einfahren kann. Aber da derartige Sammelbände ja auch ihren Preis haben, halte ich es für sinnvoller, den stolzen Betrag von immerhin 16,95 € besser für ein qualitativ hochwertigeres Produkt aus dem Hause |Marvel| zu investieren.

Softcover: 148 Seiten
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Johns, Geoff / Jimenez, Phil / Pérez, George – Infinite Crisis 4 (von 7)

_Story_

Blüdhaven, jahrelang Wirkungsstätte von Nighthawk alias Richard Graysson, fällt. Mit spielerischer Leichtigkeit vernichtet der lebende Giftmüllbehälter Chemo das Leben in der gesamten Stadt und lässt nur einige wenige Superhelden am Leben, die der gefährlichen Strahlung widerstehen können. Nighthawk ist fassungslos und trifft zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder mit seinem ehemaligen Mentor Batman zusammen, der ihm von den Geschehnissen der letzten Tage berichtet. Nighthawk erfährt von den Plänen des seltsamen Superman von Erde-2 und schließt sich zur Bekämpfung dieser Aktivitäten wieder mit Batman zusammen.

Beide wissen aber noch nicht, wer genau hinter den aktuellen Katastrophen steckt. Doch schon bald bekommen sie Gewissheit, als Superboy-2 sich auf der Erde seinem Spiegelbild stellt und im Beisein vieler Superhelden ein brutales Gefecht austrägt. Zusammen mit Alexander Luthor hat der Superboy aus dem Paralleluniversum die Krise eingeläutet. Alex Luthor selber führt nämlich in Wahrheit die Society an, ist damit auch mitverantwortlich für die Verwüstung durch das führerlose Spectre und steht gerade erst am Anfang seiner herrischen Pläne. Und während er das völlig verblüffte Supergirl über seine Pläne informiert, tobt auf de Erde ein erbitterter Kampf zwischen Superboy und seinem Klon – der für den echten Superboy kein gutes Ende bereithält. Trotz der Hilfe der befreundeten Teen Titans ist ihm sein mächtiges Spiegelbild überlegen und tötet im Kampf gleich mehrere seiner Freunde. Erst als die Speed Force einschreitet, kehrt Ruhe ein – aber es ist die Ruhe vor dem schon drohenden, nächsten Sturm dieser Krise.

_Meine Meinung_

Der mittlere Part der „Infinite Crisis“ stellt ganz klar einen Wendepunkt der Handlung dar, weil die Karten mit einem Mal gänzlich neu gemischt werden müssen. Die ehemaligen Hoffnungsträger entpuppen sich nämlich plötzlich als fiese Schurken, deren Pläne weit über das hinausgehen, was man am Anfang noch für denkbar hielt. Die Zerstörung wird immer unüberschaubarer, und dies, obwohl sich Ausgabe 4 fast ausschließlich dem brutalen Gefecht der beiden Superboys widmet. Alleine deswegen ist dieser Band auch die bislang actionreichste Vertretung der Serie, gezeichnet vom ungleichen Kampf und den vielen unschuldigen Opfern, darunter auch einige der besagten Teen Titans. Zwar handelt es sich hierbei noch nicht um die Elite dieser Gruppe, doch alleine schon die Tatsache, dass ein Superboy einer anderen Dimension sich gegen die Vertreter des ‚Guten‘ auf der richtigen Erde stellt, ist erschreckend genug und dokumentiert ein weiteres Mal, wie unberechenbar |DC Comics| mit dieser Serie geworden sind. Die Maxime ‚Alles ist möglich‘ wird nicht nur propagiert, sondern auch ausgelebt, und allein diese Tatsache zeugt vom fortschrittlichen Denken, das sich im routinierten DC-Universum eingeschlichen hat. Gut so.

Allerdings ist Heft 4 inhaltlich nicht ganz so stark wie die vorangegangene Ausgabe. Durch die heftige Action flacht die komplexere Rahmenhandlung ein wenig ab, wenngleich es sich Geoff Johns ein weiteres Mal nicht nehmen lässt, weitere Tücken einzufügen und somit jeder Limitation vorzubeugen. Dennoch: Wichtige Aspekte der Handlung müssen hier erst einmal zurückstecken, so zum Beispiel das Verschwinden von Wonder Woman oder der Konflikt zwischen dem Superman von Erde-2 und dem hiesigen Batman, der durch die neue Gemeinschaft zwischen Richard Grayson und Bruce Wayne aufgefangen wird.

Lediglich das Chaos bleibt in derselben Dimension bestehen, in diesem Fall symbolisiert durch den Untergang von Blüdhaven und den radikalen mentalen Umschwung einiger tragender Persönlichkeiten, womit natürlich in erster Linie der undurchschaubare Alexander Luthor gemeint ist. Solche Ereignisse halten die Geschichte nicht nur spannend, sondern untermauern die non-transparente Herangehensweise des Autors samt seines Zeichnerteams Jimenez/Pérez/Reis. Gleiches gilt für das recht merkwürdige Ende, inszeniert als aussichtsreicher, ungeduldig stimmender Cliffhanger, der zwar schon durch die Vorschau auf das neue Heft (erscheint am 16. November) ein wenig entkräftet wird, aber immer noch unheimlich neugierig auf das nachfolgende Geschehen macht. Schließlich sind die hier entworfenen Umstände zum Ende des Magazins bei weitem noch nicht aufgelöst oder geklärt, sondern werden nur noch zusätzlich in den großen Wust an Verzwickungen gestreut, um das totale Chaos auf Erde-1 zu bestärken. Man darf also weiter gespannt sein, ob und wie Johns diese Krise auflösen wird – oder aber ob sie wirklich endgültig und von ‚unbegrenzter‘ Wirkung bleiben wird.

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Smith, Kevin (Autor) / Dodson, Terry (Zeichner) – Spider-Man/Black Cat (100 % Marvel 24)

Bereits 2002 begann der als Kultfilm-Regisseur innig geliebte Kevin Smith eine Miniserie zu verfassen, die in den Vereinigten Staaten direkt für Aufruhr sorgte. Der Titel: „The Evil that Men do“; in der Hauptrolle: Spider-Man und seine alte Gespielin Black Cat, mit der er in der Vergangenheit bereits eine heiße Affäre hatte. Leider aber wurde die Serie in der Mitte unterbrochen. Smith zog es nach der dritten der fünf geplanten Episoden vor, seine Filmprojekte zu verwirklichen, so dass „The Evil that Men do“ vorerst aus Eis lag. Erst drei Jahre später – viele hatte das Spektakel längst wieder aus den Augen verloren – nahm sich der Autor wieder ein Herz und brachte die Reihe mit drei weiteren Ausgaben zu Ende. In Deutschland erscheint „Spider-Man/Black Cat“ nun auch endlich, und dies direkt als Sammelband in der bekannten Reihe „100 % Marvel“. Und ehrlich gesagt: Auf dieses geniale Happening sollten Comic-Liebhaber auch nicht verzichten.

_Story_

Felicia Hardy ist nach jahrelanger Auszeit wieder zurück. Ihre beste Freundin Tricia ist spurlos verschwunden, und ihre einzige Spur führt zu einem mysteriösen Drogendealer namens Mr. Brownstone. Hinter diesem ist auch Spider-Man her, als er nach dem Mörder eines jungen Highschool-Schülers sucht. Der Jugendliche starb an den Folgen einer Heroin-Überdosis, obwohl weder direkte Spuren im Blut noch Einstiche bei der Obduktion entdeckt werden konnten. Bereits vor den eigentlichen Ermittlungen trifft das ehemalige Pärchen wieder aufeinander und hat auch direkt wieder Augen für das jeweilige Gegenüber. Spider-Man ist jedoch mittlerweile verheiratet, so dass Black Cat bei ihren erneuten Annäherungsversuchen keine freie Bahn mehr hat – dabei ist sie verliebter denn je und akzeptiert endlich auch Spider-Mans Alter Ego Peter Parker.

Gemeinsam machen sie Jagd auf den Drogendealer-Ring und geraten dabei in das Umfeld des Multimillionärs Garrison Klum. Spider-Man ist sofort davon überzeugt, dass es sich bei ihm auch um den gesuchten Brownstone handelt, kann aber erst einmal nichts gegen ihn ausrichten. Und als er feste Beweise in den Händen hat, ist es bereits zu spät. Brownstone hat sich an Black Cat vergriffen, und bevor Spider-Man eingreifen kann, ist es bereits zu einem handfesten Skandal gekommen: Klum wurde ermordet und Felicia war beim Auffinden der Leiche in seiner Nähe. Nun liegt es an Peter Parker und seinem Freund Matt Murdock alias Daredevil, die Unschuld der schwarzen Katze zu beweisen.

_Meine Meinung_

Dass Kevin Smith ein erstklassiger Regisseur ist, hat er bereits des Öfteren bewiesen. Streifen wie „Dogma“, „Mallrats“ und auch „Jay & Silent Bob Strike Back“ sind bereits jetzt Kult und haben trotz ihres jungen Alters Klassikerstatus. Ähnliches könnte dem Mann nun auch mit seiner ersten echten Comicserie passieren, denn Smith weiß ganz genau, wie er den in der Hauptrolle stehenden Spinnenmenschen am besten in Szene setzen kann.

„The Evil that Men do“ ist eine enorm temporeiche Story, die sowohl große Action als auch tief greifende Emotionen bereithält und sich dabei stets Freiräume für einzelne Überraschungsmomente belässt. Smith beschreibt die bis dato unbekannten Charaktere nur sehr vage und lässt sich absolut nicht in die Karten schauen. Black Cat/Felicia Hardy zum Beispiel ist ein echtes Chamäleon, was ihr Verhalten anbelangt. Einerseits sympathisch, sexy und liebevoll, andererseits eine echte Hexe mit klarem Ziel vor Augen und nicht bereit, irgendwelche Kompromisse einzugehen. Eine gefährliche Mischung, die immer im Kontrast zum souverän auftretenden Spider-Man steht, der sich aber auch durch ihr bloßes Dasein immer mehr verunsichern lässt und schließlich ohne die Hilfe eines alten Kumpels handlungsunfähig wäre. Dies alles steht außerdem noch in Wechselwirkung mit dem undefinierten Verhältnis zwischen den beiden Hauptakteuren. Schlägt Spider-Mans Herz noch immer für seine ehemalige Geliebte? Oder steht der in der Bevölkerung ungeliebte Superheld mittlerweile solide im Leben und bleibt seiner Frau treu? Und wie geht er mit den erneuten Flirts seitens Felicia um?

Bevor aber hier ein falscher Eindruck entsteht: Die 24. Ausgabe ist prall gefüllt mir ziemlich harter, teils sogar blutiger Action, die das zwischenzeitliche Techtelmechtel wieder stark ausgleicht, eigentlich sogar ein Übergewicht erzielt, welches man nach den ‚romantischen‘ Anfangssequenzen so gar nicht erwartet hätte. Die Jagd nach dem geheimnisvollen Heroin-Schmuggler und die Frage nach dem Wie und Warum der ungeklärten Mordfälle treiben die Geschichte vorrangig an und werden dabei von der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten lediglich unterstützt. So entwickelt sich auch die Handlung primär entlang der gemeinsamen Suche nach Mr. Brownstone und wird ausgerechnet dann noch spannender, als dieser entlarvt wird. Und was danach passiert, gezeichnet von mehreren Flashbacks, gehört zur Crème de la Crème der |Marvel|-Historie, präsentiert von einem bis dato unbedeutenden Comic-Autoren, und wirklich stark inszeniert vom langjährigen |Marvel|-Zeichner Terry Dodson, der hier eine seiner besten Arbeiten abgeliefert hat.

_Fazit_

Das zweite Aufeinandertreffen von Spider-Man und Black Cat ist ein echtes Schmankerl, welches nicht nur von seiner flott vorangetriebenen Handlung, sondern vor allem auch von seiner Unberechenbarkeit lebt. Zwei der wohl coolsten Superhelden aus dem |Marvel|-Universum erleben hier gemeinsam ein absolut lesenswertes Abenteuer, ohne Kapriolen, dafür aber mit reichlich spannender Action. Kurzum: ein angehender Klassiker in der Comicgeschichte des berühmten Spinnenmenschen.

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Johns, Geoff / Jimenez, Phil – Infinite Crisis 3 (von 7)

„Ein Heft voller Enthüllungen, voller Schlachtengetümmel, voller dramatischer Momente und Überraschungen“ – so steht es im Nachwort der dritten Ausgabe der „Infinite Crisis“, und so ist es auch tatsächlich. Endlich kommt ein wenig mehr Licht in die komplexen Verstrickungen im Multiversum, und endlich werden auch die etwas verwobenen Zusammenhänge klar. Mit anderen Worten: Jetzt kann’s richtig losgehen beim selbsternannten DC-Event des Jahres.

_Story_

In Sub Diego und Atlantis bricht die Hölle los, als ein Kontingent Society-Schurken plötzlich die Stadt und nachfolgend Atlantis angreift. Aquaman und seine Gefährten scheinen hilflos gegen die Armada der Bösewichte, die ihre Welt bedrohen, und können nur noch darauf hoffen, schnellstmöglich Hilfe von außen zu bekommen.

Währenddessen hadert Batman weiter mit dem Brother-Eye-Satelliten. Er versucht ihn davon zu überzeugen, das Geschehene rückgängig zu machen, ist aber gegen die Macht der Maschine ohne Chance. Als der Superman der Erde-2 ihn bittet, mit ihm in seiner Welt eine neue Erde aufzubauen und die fehlgeleiteten Dinge auf Erde-2 zu verbessern, widersetzt Batman sich ihm aber. Dies hieße nämlich, sein Leben auf der ‚richtigen‘ Erde zu opfern – und auch all die Personen, die dann ‚ersetzt‘ werden müssten. Doch als Batman sieht, welch verheerenden Dinge sich im Multiversum ereignen, gerät er ins Grübeln, ob seine Entscheidung die richtige war.

Auch Wonder Woman befindet sich in einer empfindlichen Schlacht. Die OMACs bedrohen das Volk der Amazonen und mit ihnen auch die Superheldin. Und Hilfe können sie nicht erwarten, denn nach außen hin wird der Krieg dargestellt, als hätte Wonder Woman ihn angezettelt. Es gibt nur eine Lösung: Die Flucht von der geliebten Paradiesinsel. Aber nicht nur hier tobt eine aussichtlose Schlacht; auch auf Erde-1 steigt eine neue Bedrohung auf: der Shadowpact, eine weitere Vereinigung von Bösewichten, die in den Vereinigten Staaten für jede Menge Unruhe sorgt. Und als wäre dies nicht schon genug, kämpft auch der Oberschurke Lex Luthor wieder – dieses Mal gegen sein eigenes Spiegelbild einer anderen Erde …

_Meine Meinung_

Ich möchte in meiner Kritik direkt noch einmal auf das oben angeführte Zitat eingehen und dabei vor allem die vielen Enthüllungen betonen, die in diesem Heft für ein gesteigertes Erzähltempo sorgen. Dies wird zwar weiterhin von den vielen Dimensionssprüngen zwischen all den handlungsbezogenen Schauplätzen bestimmt, nimmt aber gerade deswegen noch einmal Fahrt auf, weil die Hintergründe immer klarer werden. Endgültig scheinen die Rollen verteilt, und abgesehen vom ‚wahren‘ Batman, der noch immer vor einer ungewissen, persönlichen Zukunft steht, hat jeder Superheld seinen Part eingenommen. Verwirrung stiften lediglich die beiden Luthors, die hier ziemlich hart gegeneinander angehen und ihre individuellen Genies miteinander messen. Zu welchem Zweck, das muss sich erst noch zeigen.

Doch zurück zur verrufenen Erde-1, dort, wo ein monströses Inferno tobt und nach und nach auch große Teile der Zivilbevölkerung bedroht. Die dortige Welt wird immer deutlicher zum Schauplatz eines unaufhaltbaren Krieges, dessen Schlachtfelder vor allem in den großen Städten liegen. Noch können Superman und seine Gefährten sich der vielen Bösewichten erwehren, doch es ist allzu deutlich, dass ihr starker Wille nicht auf ewig die große Krise verhindern kann. Die einzige logische Lösung wäre, diese Erde sich selbst zu überlassen und an anderer Stelle ein neues Leben anzufangen, denn im Paralleluniversum scheint bereits Erde-2 ein sicherer Ort zu sein. Allerdings trügt auch hier der Schein, denn auch in dieser Welt herrscht eine bestimmte Hoffungslosigkeit, unter anderem geprägt durch die im Sterben liegende Lois Lane, deren hier lebendes Alter Ego zudem stark gealtert ist.

Zwischenzeitlich hat es den Eindruck, als hätte alleine Batman, der für die überdimensionale Krise ja mitverantwortlich ist, das Schicksal der Welt in der Hand, doch andererseits ist er absolut hilflos gegen die vielen Krisenherde, die sich um ihn herum und auf seinem Bildschirm in der Bathöhle breitmachen. Was kann er tun? Wird er dem ‚zweiten‘ Superman folgen und seinen Ratschlag beherzigen? Oder ist er ebenso wie die schon zur Hälfte zugrunde gerichtete Erde-1 dem Untergang geweiht?

Und was geschieht mit Wonder Woman? Ihre Geschichte wird mitunter zur Nebenhandlung, ist aber nichtsdestotrotz von großem Wert, denn auch sie kann und muss noch aktiv ins Geschehen eingreifen, damit das drohende Unheil abgewendet werden kann. Doch welche Möglichkeiten stehen ihr zu? Wird man ihr überhaupt noch Vertrauen schenken, wo doch die ganze Welt von dem OMACs geblendet und die Position der Superheldin somit verfälscht wurde?

Es ergeben sich weiterhin viele Fragen, unter anderem auch resultierend aus den verschiedenen Enthüllungen, die man in Ausgabe 3 antrifft. Zumindest bekommt man schon einmal in Ansätzen Klarheit über die Tragweite der „Infinite Crisis“, und das ist doch sehr angenehm, denn kurz vor Halbzeit der Serie erwartet man doch schon so etwas wie einen ungefähren Durchblick. Dieser ist nun gegeben, jedoch nicht ohne dass Autor Geoff Johns bereits neue Verstrickungen eingeführt hätte, mit denen er die Spannung weiter am Siedepunkt hält. Die Frage ist nur, wie lange ihm dies noch gelingen wird, denn der Umfang der Handlung ist bereits so immens groß, dass es schwierig sein wird, rechtzeitig die Kurve zu bekommen und auf ein homogenes Ende zuzusteuern.

Ich bin schon sehr gespannt, was er in den noch folgenden vier Ausgaben daraus machen wird, und ob es ihm gelingt, die Sache ‚rund‘ zu bekommen. Zwar habe ich daran an dieser Stelle noch absolut keine Zweifel, doch ist mir wohl bewusst, dass es keine einfache Aufgabe ist, ein derart gewaltiges Comic-Epos wieder in die rechten Bahnen zu lenken. Mit Band 3 hat er zumindest schon einmal einen wichtigen Anfang gemacht und für vorübergehende Klarheit gesorgt. Hoffentlich baut er in Zukunft darauf auf und löst die Geschichte weiterhin etappenweise auf. Bis dato ist die „Infinite Crisis“ trotz der anfänglichen Verworrenheit nämlich ein echter Erfolg.

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Haberlin, Brian (Autor) / Anacleto, Jay (Zeichner) – Athena Inc. 1

_Story_

Gwen ist ein glückliches, verwöhntes Mädchen, welches in seinem Alltag bislang selten über Hindernisse gestolpert ist. Doch bis heute hat Gwen auch noch nie etwas von ihrer Vergangenheit erfahren. Mary hingegen ist eine brutale Auftragskillerin, eine Agentin, die nicht lange fackelt und dafür auch innerhalb ihrer geheimen Organisation sehr geschätzt wird. Ihr Geheimnis: Sie teilt ihren Körper mit einer zweiten Person, einem Menschen, der von seinem Schicksal noch nichts ahnt, bis plötzlich die Athena Inc., Marys Ausbildungsstätte, beide Frauen verfolgt.

Langsam aber sicher wird sich Gwen bewusst, welch grauenvolles Geheimnis ihre Person umgibt. Sie ist der zweite Teil, nicht nur psychisch sondern auch physisch, und soll nun für die Taten ihres Schattens mitbestraft werden. Den anderen Teil ereilt nämlich der Ruf des ‚Manhunters‘, und als solcher hat sich Mary im Laufe der letzten Jahre zahlreiche Feinde gemacht, was ihr und auch Gwen nun zum Verhängnis werden soll.

_Meine Meinung_

Brian Haberlin verfolgt im ersten Teil seiner „Athena Inc.“-Reihe einen unheimlich interessanten Ansatz, sowohl strukturell als auch inhaltlich. „The Manhunter Project“ ist nämlich in keiner Weise das, was man unter einem gewöhnlichen Comic versteht, sondern schon ein sehr eigenwilliger Thriller, der alleine bezüglich des Aufbaus sämtliche Grenzen sprengt – was ja beim |Infinity|-Verlag mittlerweile kein Novum mehr ist.

ALl dies beginnt schon damit, dass es in „Athena Inc.“ keine handelsüblichen Sprechblasen gibt. Die düsteren, futuristischen Zeichnungen werden stattdessen mit längeren Textfeldern belegt, deren Anordnung zunächst einmal sehr konfus erscheint. Es ist nämlich nicht so, dass jeder geschriebene Abschnitt auch gleich einem entsprechenden Bild zuzuordnen ist. Vielmehr bekommt man, jedenfalls zu Beginn, den Eindruck, als würden Zeichnungen und Dialoge unabhängig voneinander agieren, so dass man sich schon sehr genau konzentrieren muss, um den Überblick zu behalten – zumal es ja auch hinsichtlich des Inhalts gar nicht mal so einfach ist, der Entwicklung der beiden Protagonistinnen und ihrer Zusammenhänge zu folgen.

Aus diesem Grunde wollte ich mich nach den ersten gelesenen Seiten auch schon zu der Aussage hinreißen lassen, dass diese neue Reihe ausschließlich für absolute Freaks geeignet ist, allerdings konnte dieser Eindruck nach und nach relativiert werden, weil sich die Ereignisse immer deutlicher zusammenfügen lassen und man nach gut der Hälfte dieses ersten Bandes den Blick fürs Wesentliche bekommen hat. Bis dorthin ist „The Manhunter Project“ aber eine verdammt harte Nuss, von der man ständig in die Irre geführt wird, und deren unkonventionelles Erscheinungsbild die gesamte Dauer über gewöhnungsbedrüftig bleibt.

Nachdem man diese Hindernisse allerdings übersprungen hat, wird man Zeuge einer wahrhaft rasanten Action-Handlung, deren schizophren anmutende Charaktere ebenso wie der Comic an sich absolut einzigartig sind. Man weiß irgendwie alles und nichts über Mary und Gwen, glaubt vor allem, das Handeln der Erstgenannten zu durchschauen, fällt aber wieder in ein Loch, während ihr Kontrapart noch hart mit sich kämpfen muss, ihre ‚böse‘ Seite zu erfahren, kennen zu lernen und zu akzeptieren bzw. zu tolerieren. Für sie scheint mit einem Mal alles so sinnlos zu sein; ihr Leben, ihre falsche Vergangenheit und ihre manipulierte Identität, von der sie tagein, tagaus durch ihre Scheinwelt geführt wurde.

Dieser Zwiespalt wurde auch von Zeichner Jay Anacleto sehr gut eingefangen, dessen finstere Charakterprofile in „Athena Inc.“ zum besten gehören, was der Comicmarkt dieser Tage zu bieten hat. Mit seinen düsteren Illustrationen verschärft er von Seite zu Seite die dichte Atmosphäre dieses spannenden Agenten-Thrillers und erlaubt sich bei all seiner unterschwelligen Detailverliebtheit nicht einen Patzer. Mit einem Wort: Stark!

Überhaupt funktionieren Anacleto und Haberlin als Team sehr gut und ergänzen sich an den erforderlichen Stellen nahezu perfekt. Für den Zeichner muss diese Arbeit aber auch eine sehr schwere Aufgabe gewesen sein, denn sein Kollege hat ihm auf manchen Seiten derart umfangreiche Texte zur Verfügung stellt, deren Dramatik Anacleto wiederum in nur ein oder zwei Darstellungen aufarbeiten musste. Aber wie gesagt, seine Zeichnungen sind über alle Zweifel erhaben!

Dies ist im Grunde genommen auch der gesamte Comic, wenngleich die anfangs leicht kritisierte Aufmachung zu einem echten Stolperstein werden könnte. Die komplexe Geschichte ist die eine Sache, die schwer überschaubare Darstellung die andere. Wer „Athena Inc.“ verstehen und genießen möchte, muss daher auch ein wenig Zeit investieren, um die Kombination aus Bild un Text auf sich wirken zu lassen, denn andernfalls wird man hier schnell den Faden verlieren. Dass es sich aber lohnt, seinen Horizont mit diesem ersten Band zu erweitern, steht außer Frage. So ambitioniert und fortschrittlich, aber auch derart wagemutig wie Haberlin gehen heute nur wenige Autoren an ihre Arbeit heran, und genau das gilt es auch reichlich zu honorieren.

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Yoshida, Sunao / Kyujo, Kiyo – Trinity Blood 1

_Story_

In einer fernen Zukunft: eine feindliche Lebensform, eine moderne Variante des klassischen Vampirs, deren Ziele jedoch noch unklar sind. Der Vatikan ist die erste Instanz, die sich gegen diese neue Bedrohung aufzulehnen vermag und sie überhaupt erst erkennt. Und so wird von Rom aus der geheimnisvolle Pater Abel Nightroad entsandt, um die Gefahr zu analysieren und schließlich auch abzuwenden. Als Agent der Spezialeinheit Ax ermittelt er verdeckt gegen den zwielichtigen Graf Gyula Kádár, der in der Stadt Istvan sein Unwesen treibt und als Vorhut dieser Vampir-Spezies gilt.

Bei diesem Auftrag lernt Nightroad auch bei einem zufälligen Zusammenstoß die gläubige Schwester Esther und ihren Gefährten Dietrich kennen, die wegen ihrer grausamen Vergangenheit beide Rache an den Vampiren geschworen haben. In ihnen findet der Pater willkommene Verstärkung gegen den undurchschaubaren Grafen, ist aber schließlich doch auf sich alleine gestellt. Während Esther sich nämlich als zu schwach erweist, um sich gegen die ungerechten Begleiterscheinungen dieses Kampfes zu behaupten, entwickelt sich der verräterische Dietrich zu einem gefürchteten Gegner, dessen Motive ebenso rätselhaft sind wie die des Grafen. Und das macht das ungleiche Gefecht zwischen dem Vatikan und den befeindeten Vampiren nicht gerade leichter.

_Meine Meinung_

Mit „Trinity Blood“ beginnt dieser Tage eine neue Manga-Serie auf dem |Panini|-Sublabel |Planet Manga|, und dazu eine von Beginn an äußerst vielversprechende. Autor Sunao Yoshida hat mit dieser Serie eine etwas eigenwillige, teils auch humorvolle Vampirstory entworfen, bei der es direkt zum Auftakt schon ordentlich zur Sache geht und der Leser auch sofort mitten ins actionreiche Geschehen hineinbefördert wird, noch bevor er sich überhaupt mal ein Bild über die Rahmenbedingungen machen kann – und das ohne jegliche Hektik. Nicht schlecht, wird man denken, allerdings ist „Trinity Blood“ aufgrund ihrer vielfältigen Charaktere keine herkömmliche Vampir-Serie, sondern schon eine etwas verzwicktere Sache, die auf den ersten Blick leicht überschaubar scheint, im Nachhinein aber dann doch komplexer ist, als der Fortschritt der Handlung dies vermuten lässt.

Feststeht am Beginn lediglich, wie einzelne Rollen verteilt sind, und in diesem Sinne weiß der Leser erstmal nur, dass sich Nightroad als menschlicher Vertreter des Vatikans und Gyula als unbekannte, vampirische Macht gegenüberstehen. Doch was bezweckt der vermeintliche Schwächling Dietrich? Was steckt hinter der schüchternen Esther? Und wie ist ihre leidenschaftliche Hingabe zur Bischöfin zu verstehen, deren Tod sie völlig aus der Bahn wirft?

Ungeklärte Fragen gibt es bereits im ersten Band von „Trinity Blood“ genügend und ihre zwischenzeitlichen Lösungen sind auch durchaus befriedigend, lassen einen nicht schon am Anfang verwirrt und grübelnd zurück, obwohl sie eigentlich auch weiter offen bleiben. Der Autor macht dies äußerst geschickt, indem er Spannung kreiert, diese ausbaut, ihre Hintergründe kurzzeitig aufdeckt, aber auch weiterhin noch Hintertürchen offen lässt, die das Ganze nicht endgültig erscheinen lassen, was es ja dann auch nicht ist.

Lediglich ein Problem ergibt sich hieraus, und das sind die manchmal überzogenen Ausschmückungen der Szenarien. Aus dem stetigen Hin und Her ergeben sich vor allem im direkten Aufeinandertreffen von Gyula und dem Pater einige Längen, welche die Konfliktlösung nur sinnlos aufschieben, aber keine Gründe liefern, warum dies jetzt noch nötig ist. Jeder kündigt x-mal an, dass er sich des jeweils anderen jetzt entledigen wird, es kommt zu mehrfachen Kampfhandlungen, aber es passiert nichts Konkretes. Und das hemmt die Entwicklung des Plots doch ganz ordentlich. Erst zum Schluss hin, eigentlich erst mit dem sich langsam andeutenden Cliffhanger, erlangt Yoshida die vorab erzielte Spannung wieder zurück, kommt wieder deutlicher auf den Punkt und bringt der gesamten Geschichte auch das Potenzial zurück, das zwischenzeitlich ein wenig auf der Kippe stand.

Ganz zufrieden sein darf man wegen dieser etwas zu ausgiebig gestreckten Abläufe im dritten von insgesamt vier Kapiteln daher auch noch nicht mit „Trinity Blood“. Die Story ist interessant, ebenso die Charaktere, und man hat auch sofort den Eindruck, als würde der Autor von der ersten Seite an ziemlich zielgerichtet auf eine Entwicklung hinarbeiten. Doch er verliert für eine kurze Zeit die ansonsten sehr stringente Spur, zerrt so ein wenig an der Geduld und rettet sich durch einen dennoch befriedigenden Übergang geschickt über die Zeit, um zum Schluss dann wieder das Tempo zu steigern.

Keine schlechte Sache, klarer Fall, aber (zumindest gilt dies für den ersten Band) auch noch nicht das, was man einen überragenden Auftakt nennen darf. Dank der starken Zeichnungen, die besonders die Hauptfiguren sehr vielseitig und individuell erfassen, ist „Trinity Blood“ aber dennoch sehr zu empfehlen, nicht zuletzt, weil man innerlich weiß, dass in dieser Serie noch jede Menge Potenzial schlummert, das erst noch ausgereizt werden muss. Gerade erschien auch Teil zwei, dann wird man hierzu mehr sagen können.

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Arakawa, Hiromu – Fullmetal Alchemist 1

_Story_

Die beiden Brüder Alphonse und Edward Elric ziehen durch die Welt, um ihr alchemistisches Grundwissen noch weiter auszubauen. Während der eine unter dem Makel eines verlorenen Beins leidet, steckt der zweite in einer riesigen Stahlrüstung – beides Konsequenzen von Grenzübertretungen in ihrem Job als Alchemisten. Doch die jungen Männer haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, an ihrem Zustand etwas ändern zu können.

Zumindest Alphonse glaubt immer noch daran, dass er eines Tages wieder seine Rüstung ablegen kann, auch wenn er gemeinsam mit Edward schon nicht mehr ihre Mutter wiederbeleben konnte. Ein Problem haben die beiden jedoch: Wirklich überall, wo sie auftauchen, ist Ärger garantiert.

Vor allem Edwards Stellung als Staatsalchemist sorgt immer wieder für Unruhe, weil die Ganoven, die den ungleichen Brüdern begegnen, genau wissen, dass sie ihnen kaum gewachsen sind. Und so ist die Reise der beiden Alchemisten geprägt von Rangeleien, Hinterlisten und Schmierereien. Edward und Alphonse machen sich aber deswegen keinen Stress, denn wo ihre vermeintlichen Gegner ziemlich cool auftreten, sind die zwei Alchemisten noch einen ganzen Tick abgezockter …

_Meine Meinung_

Der Auftakt der neuen Manga-Serie „Fullmetal Alchemist“ ist recht ungewöhnlich ausgefallen. Zwei völlig obskure Typen ziehen umher, kämpfen in gewissem Sinne für Gerechtigkeit (oder besser gesagt gegen Ungerechtigkeit) und kümmern sich dann doch wieder um kaum etwas anderes als sich selbst.

Der erste Band ist in mehrere Kapitel unterteilt, die grundsätzlich für sich selber stehen könnten, aber auch in einem gewissen Zusammenhang zueinander stehen. Anders gesagt: Es gibt einen roten Faden, der die einzelnen Episoden zusammenhält, aber nicht notwendig verfolgt werden muss. Zu Beginn werden auch direkt die gesamten Eigenheiten der Handlung bzw. ihrer Charaktere offenbar. Große Klappe vs. große Klappe, sprich ständige Wortgefechte sind an der Tagesordnung, meist geführt vom Staatsalchemisten und Unruhestifter Nummer eins, Elric, der sich hier als Moralapostel aufspielt und einen betrügerischen Pater entlarven will – aber nicht mit aller Konsequenz.

Dieser Schein-Geistliche gibt vor, er könne Menschen wiederbeleben, allerdings wissen die beiden aus eigener Erfahrung, dass dies nicht möglich ist. Mit dem Grundwissen der Alchemie ausgestattet, bekämpfen sie seine Theorien, leisten permanent Widerstand, rufen den Zorn des Paters und seiner verbrecherischer Helfershelfer auf sich herab. Und urplötzlich bekommen die beiden auch Anerkennung bei den Bürgern der Stadt, doch bevor ihnen dies nahe gehen kann, lassen sie die Leute dort wieder mit ihren Problemen links liegen, selbst ein Mädchen, das sehr großes Vertrauen in den Pater gesetzt hat und nun dringende Unterstützung braucht.

Im nächsten Abschnitt wollen Alphonse und Edward eigentlich nur einen Zwischenstopp in einem Gasthaus machen, bekommen sich aber – wieder mal wegen der Position des Staatsalchemisten – mit den Eignern in die Wolle. Dann aber lernen die beiden den Grund für den dortigen Unmut kennen. Der korrupte Leutnant presst haufenweise Steuergelder aus den unschuldigen Bürgern heraus, muss aber einlenken, als er die beiden Elric-Brüder antrifft. Diese nämlich haben sich schon einen Plan zurechtgelegt, wie sie in der Ortschaft wieder für Gerechtigkeit sorgen und den falschen Politiker überlisten können.

Im letzten Kapitel kämpfen die Elric-Brüder gegen eine Bande von Geiselnehmern an, die zudem einen ganzen Zug in Beschlag genommen haben. Gewieft wie immer setzen sie sich zur Wehr und sprengen die Situation mit taktischer Raffinesse und einer guten Spürnase.

Insgesamt sind alle drei Geschichten ziemlich stark und bieten kurzweilige, teils auch sehr humorvolle Unterhaltung. Lediglich im letzten Teil namens „Kampf im Zug“ gerät die Action zu Ungunsten der Spannung ein wenig außer Kontrolle, was aber ebenfalls durch viele lustige Szenen und Dialoge wieder locker ausgemerzt werden kann. Dies ist auch der mitunter wichtigste Aspekt dieser frischen Serie: Es ist leichte Kost, hat aber trotzdem von allem etwas und ist überdies auch sehr ausgewogen. Und noch viel wichtiger: Die Charaktere sind echt sympathisch, cool und fördern den Spaß umso mehr.

„Fullmetal Alchemist“ ist sicherlich kein innovativer Überflieger in seinem Genre, aber eine echte Bereicherung. Das kann ich zumindest für den ersten Band unterschreiben. Die beiden Elric-Brüder haben Witz und sind super illustriert, soll heißen, auch die Rahmenbedingungen stimmen. Auf den Punkt gebracht, heißt dies, dass der Einstand absolut gelungen ist und man auf jeden Fall noch einiges von dieser Serie erwarten darf. Die Fortsetzung folgt im November 2006. Hoffentlich dann auch wieder mit so lässigem Manga-Entertainment.

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Miller, Frank (Autor) / Mazzucchelli, David (Zeichner) – Batman (Das erste Jahr)

_Story_

Bruce Wayne ist seit dem Mord an seinen Eltern Vollwaise. Gleichzeitig ist er aber auch der reichste Mann der Stadt, was ihm sowohl zahlreiche Freunde als auch Feinde beschert. Bei seiner Rückkehr in die Verbrechermetropole Gotham City schwört er eines Tages Vergeltung für das Attentat auf seine Familie. Verkleidet als Dunkler Ritter Batman macht er schon bald Schlagzeilen, wird aber ebenfalls zum größten Feind des Police Departments, denn Batmans rätselhaftes Auftreten ist nicht zwingend der guten Seite zuzuordnen. Vor allem der neue Lieutenant Gordon beschäftigt sich ausführlich mit dem Phänomen Batman; er macht Jagd auf den Mann im Fledermauskostüm und versucht, mehr über seine Motivation in Erfahrung zu bringen. Erfolglos. Sowohl die Cops als auch die höherrangigen Beamten sind machtlos gegen Waynes zweites Gesicht, und obwohl sie einen dringenden Verdacht haben, wer hinter der Maske steckt, können sie dem Millionär nichts nachweisen.

Währenddessen hat Gordon aber auch noch mit seinen familiären Problemen zu kämpfen; seine Frau Barbara liegt von Depressionen gequält kurz vor der Entbindung schwanger im Hospital und gerät andauernd mit ihrem Mann aneinander. Der wiederum kann der Versuchung einer Affäre kaum noch widerstehen und gerät in einen moralischen Zwiespalt. Sein Leben scheint ihn zu überfordern, doch Gordon wehrt sich vehement dagegen. Schließlich gilt es, Batman dingfest zu machen und die korrupten Elemente innerhalb der Polizei zu entlarven …

_Meine Meinung_

Vor genau 20 Jahren, 1986, hatte Comic-Legende Frank Miller die Idee, Batmans Ursprungsgeschichte neu zu verfassen, und schrieb in Kooperation mit Zeichner David Mazzucchelli eine Art Tagebuch des Dunklen Ritters mit dem Titel „Das erste Jahr“. Im Original entstand dabei ein Vierteiler, der nun, wo eben jene Geschichte wieder mehrfach in den Fokus der aktuellen Ereignisse im DC-Universum gerät, nach etlichen Jahren neu aufgelegt wurde. In Deutschland erscheint die Serie sogar direkt als Sammelband und bildet als solcher eines der Highlights der diesjährigen Verlagssaison.

Miller konzentriert sich in seiner Fassung der Erzählung zugleich auf zwei verschiedene Charaktere, die sich in ihrer Zerrissenheit allerdings sehr ähnlich sind. Zum einen ist da natürlich Bruce Wayne, millionenschwerer Erbe mit unheimlich großen, bislang versteckten Kräften und einem arg zweifelhaften Ruf. Sein Geld ist beliebt, hält für den reichen Waisen aber auch alle Nebenerscheinungen bereit, die ein solch schweres Vermögen im ungünstigsten Fall mit sich bringt. Wayne ist ein arroganter Schnösel, hält sich für unantastbar und glaubt auch in seiner zweiten Haut als Batman, vollkommene Freiheit zu genießen. Er ist seinen Verfolgern zwar auch immer einen Schritt voraus und kann ihnen im direkten Kräftemessen auch immer Paroli bieten, lernt aber in seiner anderen Verkörperung auch seine Grenzen kennen und muss akzeptieren, dass er trotz seines Reichtums vor der Bedrohung der Unterwelt nicht sicher ist.

Fehlende Sicherheit ist auch eine Misere, von der Lieutenant Gordon befallen wird, sobald er seinen Job in Gotham City angetreten hat. Er ist ein Workaholic und als solcher von seinen Kollegen auch gefürchtet. Seine übergenauen Ermittlungen und der Erfolg im Kampf gegen das Verbrechen machen ihn auch in den Medien zum gefeierten Helden, senken seinen Status bei der Chefetage aber in gleicher Weise. Dort sind nämlich korrupte Persönlichkeiten an der Macht und decken die schmierigen Geschäfte ihrer Untergebenen, so dass Gordon trotz mehrfacher Beweise gegen Windmühlen ankämpft. Außerdem leistet er sich einen groben Fehler, als er seine Frau mit einer Kollegin betrügt, was natürlich nicht unbeobachtet bleibt und fortan als Druckmittel gegen ihn benutzt wird.

Das Leben dieser beider Männer wird in chronologischer Folge innerhalb eines Jahres beschrieben, und damit sowohl ihr Aufstieg als auch ihr Schicksal. Miller nimmt dabei jeweils die Perspektive der Protagonisten ein, schildert ihr Handeln und beschreibt ihre meist sehr persönlichen Gedanken, angefangen bei der stetigen Skepsis des Beamten bis hin zum immer kompromissloseren Erscheinungsbild Batmans. Dabei dringt er sehr tief in ihr Innerstes ein und entwickelt eine sehr dramatische Geschichte mit unsicherem, spannendem Verlauf und vielen genialen Ideen. Im Gegensatz zu Millers neueren Werken ist der Plot auch relativ simpel gestrickt und basiert auf einem temporeichen, stringenten Aufbau.

Unnötige Komplexität weicht einem Mehr an Action, die in diesem Fall sogar teilweise recht brutal ist, allerdings nie übertrieben dargestellt wird. Mazzucchelli konzentriert sich in den Zeichnungen nämlich auch auf das Wesentliche und erweist sich dabei als die perfekte Ergänzung zu Millers basischem Stil. Das düstere Gesamtbild, Millers Charakteristikum Nummer eins, prägt die Geschichte unheimlich und zehrt sehr stark von den oftmals enorm finsteren Zeichnungen. Diese sind ein perfekter Spiegel der Atmosphäre des Inhalts; bedrückt, düster, pessimistisch, aber doch sehr lebendig, oder um es auf den Punkt zu bringen: Hier ist alles miteinander im Einklang, weshalb man auch mit Fug und Recht von einem Klassiker reden darf.

Einer von vielen aus Millers reichhaltig bestückter Biografie, der nun endlich auch als gesammeltes Werk in Deutschland erhältlich ist. Fans des Autors erzähle ich sicher nichts Neues mehr, wenn ich sage, dass seine Geschichten durchweg genial sind. Wer den Autor solcher Serien wie „Sin City“ und „300“ indes noch immer nicht kennen und lieben gelernt hat, bekommt mit diesem Comic eine optimale Chance, Verpasstes nachzuholen und sich von Millers eigenwilliger Eleganz vereinnahmen zu lassen. Eine Chance, die man sich meines Erachtens keinesfalls entgehen lassen sollte!

http://www.paninicomics.de

Miller, Frank / Varley, Lynn – 300

_Story_

Leonidas war nie ein Mann der großen Worte; bereits seit Kindestagen ließ er stattdessen Taten sprechen, so zum Beispiel als er vollkommen ausgemergelt siegreich gegen eine überlegene Bestie focht und bereits dadurch zur Legende wurde. Dies ist nun vierzig Jahre her, und Leonidas ist inzwischen zum König Spartas aufgestiegen. Eine unglückliche Rolle, denn das Land wird bedroht und scheint dem Untergang geweiht.

Zu groß sind die persischen Truppen um den göttlichen Xerxes, die schnurstracks auf Griechenland zusteuern, um das Land zu erobern und sein Volk zu unterwerfen. Doch noch ist Sparta frei. Noch steht zwischen dem Überfall der Perser eine Armee von 300 tapferen Spartanern, angeführt von niemand Geringerem als Leonidas selber, einem Motivationskünstler sondergleichen, der seine Soldaten wider die Ermahnung durch das Orakel in den Krieg schickt. In einen Krieg, in dem es nicht nur um Ehre, Ruhm und Macht geht, sondern vor allem um Stolz. Lieber nämlich würde Leonidas sterben, als Xerxes den Frieden durch einen symbolischen Kniefall zu bescheren. Und so ziehen die Spartaner in den Krieg; 300 Mann, stolz und kampferprobt, aber gleichzeitig auch dem Tode geweiht.

_Meine Meinung_

Frank Miller ist derzeit wohl der meistgefragte und vielleicht auch beste Autor, den die amerikanische Comic-Szene ihr Eigen nennen darf. Spätestens mit der cineastischen Adaption der von ihm geschaffenen Serie „Sin City“ hat sich der Mann unsterblich gemacht, behält seinen arbeitsreichen Kurs aber weiterhin strikt bei. So folgt bereits kurze Zeit nach dem durchschlagenden Erfolg des Kinofilms ein weiterer Höhepunkt in Millers Karriere, nämlich die Geschichte der 300 Männer, die mit letzter Kraft ihr Heimatland Sparta verteidigten.

Und wie es sich für Miller gehört, wird das Ganze auch wieder in einer sehr edlen Fassung veröffentlicht, deren Aufmachung wohl zum Opulentesten gehört, was der gesamte Bereich aufzubieten hat. „300“ erscheint als DIN-A4-Hardcover mit luxuriösem Einband und der mittlerweile schon berüchtigten hochwertigen Papierqualität im |Cross Cult|-Verlag und stellt wohl auch für das junge Label das bisherige Highlight des eigenen Katalogs da. Der Haken: „300“ kostet in dieser Form knapp 30 €, ist also nicht wirklich erschwinglich, aber auf inhaltlicher Basis absolut jeden einzelnen Cent wert.

Bei Leonidas’ Kampf gegen die Perser greift Miller auf sein gesamtes stilistisches Repertoire zurück und überzeugt einmal mehr mit einer atmosphärisch enorm dicht illustrierten Geschichte, die zudem von der Eindringlichkeit des übergeordneten Erzählers geprägt wird. Seine Worte wirken zunächst wie Metaphern, ihre ständigen Wiederholungen gar heroisch, doch ihre Wirkung ist schlichtweg atemberaubend. Man wächst als Leser selber in die Rolle des griechischen Anführers hinein, fühlt seinen Stolz (der auch von den Zeichnungen spitzenmäßig eingefangen wurde), spürt seinen eisernen Willen und fühlt sich seinen Zielen verbunden. Seine Worte sind Gesetz und werden trotz ihrer bedenklichen Folgen als solches akzeptiert und verinnerlicht. Er leitet die Geschichte, er bestimmt den Verlauf, und in ihm alleine lebt Miller auf.

Obwohl der Autor die Handlung in die Hände von Leonidas’ Sprachrohr Dilios legt, wächst der Autor immer stärker in die Rolle des heldenhaften Kriegsherrn hinein und entwickelt ihn zu seinem Alter Ego, zum unnahbaren Helden und sicherlich auch zu einem ideologischen Vorbild, dessen Grundzüge rückblickend auch in manchen von Millers anderen Geschichten zu finden sind. Auch er ist ein stolzer Vertreter seiner Zunft, dabei ein echter Eigenbrödler und in seinem Handeln erfolgreich – hier bestehen tatsächlich massive Ähnlichkeiten zwischen Autor und Protagonist, vielleicht auch gewollt, aber auf jeden Fall sehr auffällig.

Doch im Mittelpunkt stehen natürlich nicht diese Vergleiche, sondern die exzellente Story, und diese fesselt einen von Beginn an. Obwohl der Leser ganz genau weiß, wohin sich die Sache entwickeln wird, und auch schon gezielt erahnen kann, welches Ende Miller in Betracht zieht, bleibt die Story spannend bis zum Schluss, weil sie eben nicht nur auf die kriegerischen Akte zielt, sondern auch einen sehr dominanten Fokus auf die einzelnen Hauptakteure wirft. Zwischenzeitlich gerät die Verteidigung Spartas sogar ins Hintertreffen, weil vorrangig wichtig ist, was mit den führenden Personen, aber auch mit den einprägsamen Charakteren in ihrer Umgebung geschieht. Aber trotzdem ist diese Spannung nicht vergleichbar mit den herkömmlichen Erklärungen dieses Begriffes. Vielmehr ist es die Spannung, die nur auf eine endgültige Explosion wartet, quasi auf den vorbestimmten und nur zeitmäßig nicht festgelegten Knall, der – wie soll es anders sein – erst zum Schluss eintritt. Dafür aber umso majestätischer!

„300“ ist zweifelsohne ein echter Glanzakt und mit Abstand Millers elegantestes Werk. Nichts wurde dem Zufall überlassen, denn alles scheint strikt durchgeplant. Das gibt der Handlung Sicherheit und den Aktionen Bestimmung und Richtung. Eigenschaften, die der Autor auch auf die tragenden Figuren übertragen hat, um ihnen so ein vergleichbares Profil zwischen den individuell so unterschiedlichen Eigenheiten zu schaffen. Und das wäre dann schon wieder eine weitere von vielen, noch ungenannten Besonderheiten, die dieses edle Stück (wenn auch nicht auf den ersten Blick) auszeichnen.

Wie bereits erwähnt, das noble Comic-Paket ist mit 30 € ein sehr kostspieliges Unterfangen und prinzipiell auch nur dann zu empfehlen, wenn man Stil und Stärken des Autors bereits anderweitig kennen gelernt hat. Denn auch wenn „300“ ohne Wenn und Aber ein echtes Meisterwerk der illustrierten Buchkunst geworden ist, so ist es noch immer Voraussetzung, dass man den bizarren, finsteren Stil des Urhebers mag. Sollte dies der Fall sein, und davon ist prinzipiell auch auszugehen, ist das Geld für diesen Comic echt gut angelegt. Sehr gut sogar!

http://www.crosscult.de/
[Offizielle Website zum Film]http://300themovie.warnerbros.com/

Hyung, Min-Woo – Priest – Band 11

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707
[Band 4 1709
[Band 5 1720
[Band 6 2515
[Band 7 2516
[Band 8 2575
[Band 9 2618
[Band 10 2701

_Story_

Mit letzter Kraft und großer Mühe hat Ivan Isaacs den Kampf gegen Acmode überlebt, ist jedoch noch immer schwer von dem ungleichen Gefecht angeschlagen. Dennoch begibt er sich auf die Flucht vor den Marshalls, die weiterhin nach seinem Leben trachten. Obwohl sich Isaacs seiner Überlegenheit bewusst ist, weicht er ihnen aus und stößt dabei auf die junge Lizzy, die ebenfalls vom grauenvollen Zombie-Virus befallen ist. Doch diese Begegnung nimmt für die Dame kein glückliches Ende; Ivan will sich ihrer nicht annehmen und gerät außer sich, als sie einen Vergleich mit seiner geopferten Gefährtin Gena bemüht. Erschüttert von der Reaktion ihrer Ikone entzieht sich Lizzy der scheinbaren Obhut des kompromisslosen Rächers und gerät dabei in den Einfluss einer Bande von Banditen, die ebenfalls schon reichlich Erfahrung mit dem Virus hat.

Währenddessen sendet der Vatikan einen Geheimbund aus, der alsbald mit den Marshalls aufeinander trifft. Es ist der St.-Vertinez-Orden, eine mächtige Gemeinschaft, die einzig und allein für Temozarelas Rückkehr verantwortlich zeichnet. Schon bald müssen Coburn und seine Mannen schmerzlich erfahren, mit welch grauenvollen Gegnern sie es hierbei zu tun haben …

_Meine Meinung_

Die „Priest“-Reihe geht in die finale Phase, jedoch nicht ohne kurz vor Ende noch einmal mächtig Verwirrung zu stiften. Zum einen werden wieder einige bedeutsame Charaktere in die Story integriert, und zum anderen überraschen die bekannten Personen durch unerwartete, überraschende Handlungen, die den Plot mit einem Mal wieder völlig umkrempeln.

Die mysteriöseste Tat ist dabei sicherlich das Einschreiten von Temozarela und seiner Gefolgschaft, denen allein Ivan sein Leben und seine Freiheit zu verdanken hat. Sie haben ihn vor der Sklavschaft des Belial und dem Tod im Kampf gegen Acmode bewahrt und so ihre grundsätzlichen Motive scheinbar verworfen. Aber auf wessen Seite stehen sie nun?

Die Transparenz der Motivationen der einzelnen Charaktere ist im elften Band quasi nicht gegeben, was dazu führt, dass man zwischenzeitlich gar nicht mehr weiß, was nun tatsächlich Realität, Vergangenheit, Zukunft oder was auch immer ist. Selbst der Einzelkämpfer Isaacs bleibt ein Mysterium, begründet durch seine seltsame Zusammenkunft mit Lizzy, welche wiederum hasserfüllt aus dieser Begnegung hervorgeht und Rache für all die unschuldigen Opfer dieses diabolischen Glaubenskrieges schwört. Und dabei muss sie auch noch gegen das brutale Virus ankämpfen, das sich langsam aber sicher in ihrem Organismus breit macht. Isaacs hätte hier auch eine Chance zu einem Bündnis ergreifen können, um sich ihrer Rache anzuschließen, doch er wählt den einsamen Weg, weil er nach all den Enttäuschungen keine Nähe mehr ertragen kann – besonders nicht, wenn Gena mit ins Spiel kommt.

Nehmen wir als anderes Beispiel die Marshalls; sie sind grob gesehen gar nicht an der Geschichte beteiligt, sieht man mal von ihren Gefechten mit den Zombies ab; erst als einer von ihnen die harten Methoden der Kirche von St. Vertinez kennen lernt, werden sie in die Sache mit hineingezogen, sind sich der Tragweite all dessen aber gar nicht bewusst. Auch ihnen wird demnächst noch eine ganz andere Rolle zukommen, doch bleibt die Motivation hinter ihrem Handeln erst einmal völlig unklar.

Und so kann man trotz des vergleichsweise knappen Umfangs noch zahlreiche weitere Unklarheiten nennen, die das eh schon komplexe Gerüst noch einmal gewaltig sprengen und daher auch nicht gerade zum besseren Verständnis beitragen. Nach Abschluss der Nr. 11 herrscht so etwas wie eine „Alles ist möglich“-Stimmung vor, die ja grundsätzlich gar nicht verkehrt ist, würde es einen deutlichen roten Faden geben, der die Sache zusammenhält. Aber alleine schon durch die vielen Sprünge und Neuvorstellungen ist es kaum möglich, diesen auch als solchen zu erkennen, selbst wenn er in groben Zügen vorhanden sein mag.

Konstant geblieben ist lediglich die Action, denn davon gibt es auch in diesem Comic mehr als ausreichend. Vom blutigen Pfad ist Autor Min-Woo Hyung indes ein wenig abgekommen, so dass „Priest 11“ nicht ganz so brutal wie seine beiden Vorgänger ausgefallen ist. Eine begrüßenswerte Entwicklung, denn irgendwie drohte die rohe Gewalt ein wenig zu entgleisen.

Ansonsten ist der Gesamteindruck dieses Mal ein wenig zwiegespalten, weil der Aufbau des Buches arg konfus ist und es dem Leser kaum ermöglicht, sich adäquat am Geschehen zu orientieren. Dies kann zwar von der nach wie vor erstklassigen Erzähl-Atmosphäre (erschaffen durch den eigenwilligen Zeichenstil des Autors) weitestgehend gerade gebügelt werden, ist aber trotzdem ein elementarer Kritikpunkt. Beim nächsten Mal bitte wieder etwas stringenter, Mr. Hyung!

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Salvatore, R. A. (Exzerpt) / Dabb, Andrew (Autor) / Seeley, Tim (Zeichner) – Exil (Forgotten Realms – Die Saga vom Dunkelelf 2)

Band 1: [„Heimatland“ 2498

_Story_

Zehn Jahre sind ins Land gezogen, seit Drizzt Do’Urden seiner Heimat Menzobarranzan den Rücken gekehrt hat. Zehn Jahre, in denen er an der Seite seiner befreundeten Pantherin zum gefährlichsten Kämpfer des Unterreichs aufgestiegen ist und als die größte Bedrohung seines alten Hauses empfunden wird.

Herrin Malice lässt daher auch weiterhin keine Ruhe, bis ihr Sohn endgültig getötet und der Fortbestand des Hauses Do’urden gesichert wurde, doch ihre Suche nach dem gewieften Drizzt scheint aussichtslos. Mit Hilfe der Spinnenkönigin, um deren Gunst sie nach wie vor buhlt, kreiert sie in einem teuflischen Zauber die Reinkarnation von Drizzt’s Vater, dem ermordeten Waffenmeister Zaknafein, und entsendet diesen auf die tödliche Jagd nach seinem abtrünnigen Sohn.

Doch Drizzt ist seinen Häschern stets eine Spur voraus und findet vorzeitig Unterschlupf beim Volk der Gnome, das ihn trotz einer alten Fehde bereitwillig empfängt. Aber auch dort findet er nur kurze Zeit Ruhe, denn als die Kunde von der Bedrohung durch die Dunkelelfen in die Stadt gelangt, muss der dritte Sohn des Hauses Do’Urden erneut fliehen. Zusammen mit seinem neuen Verbündeten Belwar sucht er nach Schutz in den Höhlen des Unterreiches, wo die neue Gemeinschaft auf den verzauberten Peck stößt, der in die Gestalt eines Hakenschrecken verwandelt wurde und sich den Gefährten anschließt.

Obwohl sich Drizzt unter seinen neuen Freunden so wohl wie nie zuvor fühlt, ist er sich bewusst, dass er der Rache seiner ehemaligen Herrin und Mutter nicht entfliehen kann und sich früher oder später der von ihr ausgehenden Bedrohung stellen muss. Allerdings wusste der junge Dunkelelf bis dahin nicht, was genau ihn die ganze Zeit über verfolgt hat …

_Meine Meinung_

Diese Graphic Novel kurz und bündig mit einem Wort zusammenzufassen, würde wohl auf Superlative wie ‚atemberaubend‘ oder ‚umwerfend‘ hinauslaufen.

Ähnlich wie schon im ersten Teil der illustrierten Adaption von R. A. Salvatores legendärer Saga um die Völker der Dunkelelfen, ist auch der mittlere Part der Trilogie ein echter Festschmaus in Sachen bebilderter Fantasy und besticht einmal mehr durch eine mitreißende, wahrlich sagenhafte Atmosphäre.
Dabei geht Salvatore in seinem zweiten Band sogar noch einen Schritt weiter, was die Kompromisslosigkeit seiner Protagonisten betrifft, und hat in „Exil“ eine ziemlich brutale, mitunter auch schwer verdauliche Handlung entworfen, die an Spannung jedoch kaum noch übertreffbar scheint.

Buch- und Filmadaptionen sind im Comic-Bereich ja bekanntermaßen meist schwierige Fälle, weil es einfach nicht gelingen will, die Stimmung der jeweiligen Vorlage in den Zeichnungen und vergleichsweise kürzeren Texten einzufangen. Bei „Die Saga vom Dunkelelf“ aus der Welt “Vergessene Reiche“ ist jedoch das genaue Gegenteil der Fall. Die düstere Stimmung ist teils noch bedrohlicher als das Original und jagt einem gleich mehrfach wohlige Schauer über den Rücken. Auch die Charaktere werden von Zeichner Tim Seeley sehr eigenständig in Szene gesetzt und lassen eine deutlich eigene Note erkennen, die sich zwar an Salvatores Skript hält, vom Stempel des Zeichners aber deutlich mitgeprägt wird. Eine wichtige Angelegenheit, die als eines von vielen Puzzleteilen beweist, dass die Comic-Variante weit mehr ist als eine zeichnerische Nacherzählung des Fantasy-Klassikers.

Doch zum Inhalt des zweiten Buches: Im Mittelpunkt steht noch deutlicher als zuvor der Konflikt zwischen Drizzt und seiner Familie, oder besser gesagt der fürchterlichen Inkarnation, die den Jungen einst verbittert aufgezogen, dann aber die Kontrolle über seine Emotionen verloren hat. Nach mehr als zehn Jahren im Exil hat der immer noch junge Dunkelelf mit seiner Vergangenheit abgeschlossen und sucht nach einem Leben in Frieden. Die Angst vor der Verfolgung durch seine verhassten Angehörigen lastet jedoch immer noch sehr stark auf seinen Schultern, weshalb er sein Schicksal in die Hände des damals noch gegnerischen Volks der Gnome in Blindgenstein legt.

Dort findet er Zuflucht, Unterstützung und Bestätigung, erfährt jedoch auch dieselben biederen Hindernisse, die ihm zum ewig Flüchtigen haben werden lassen. Er gehört einem miserablen, bösen Volk an, einer Sippe, der man nicht über den Weg trauen kann, und die für ihre Ziele über die Leichen eines jeden Einzelnen gehen würde, und genau dies kann man in Blindgenstein nicht akzeptieren. Schon wieder ist sein Leben geprägt vom ständigen Weglaufen, von der Flucht vor einem häufig unsichtbaren, doch nur allzu bekannten Feind, der dazu noch aus demselben Fleisch und Blut wie er selber ist.

Die Tragödie setzt sich fort, über bittere Kämpfe, gefährliche Pfade und unsichere Abenteuer bis hin zur gefürchteten Konfrontation, der Drizzt schließlich nicht mehr ausweichen kann. Doch der bevorstehende Kampf richtet sich gegen einen Geliebten, den einzigen Dunkelelfen, der Drizzt je seine Gunst erwiesen hat, und letztendlich auch die einzige Figur, gegen die er das Schwert nicht erheben möchte – obwohl er dies zum Überleben einfach tun muss.

R. A. Salvatore hat mit dieser Serie sein Meisterstück abgeliefert und dementsprechend auch reichlich Anerkennung für „Die Saga vom Dunkelelf“ bekommen. Gleiches wäre den Machern des gleichnamigen Comics auch zu wünschen, denn ein sphärisch so dichtes, gleichzeitig böses und euphorisches und bis zum Schluss unberechenbares Epos hat die Comic-Welt selten erlebt. Die Geschichte von Drizzt Do’urden und seinem bösartigen Volk ist an Dramaturgie kaum noch zu übertreffen, bietet aber zur gleichen Zeit auch genügend Action-Kost, um genreübergreifend das berechtigte Interesse zu wecken. Für mich persönlich ist „Exil“ als zweiter Teil dieser Reihe die beste und wohl kaum noch zu übertreffende Episode aus der übergeordneten Reihe „Vergessene Reiche“. Meine Empfehlung daher: Sofort zuschlagen, am besten im Paket mit der ab Oktober veröffentlichten Hörspiel-Trilogie aus dem Hause |Lausch|, die fast exakt an die Comic-Vorlage angelehnt ist.

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