Archiv der Kategorie: Comics / Graphic Novels

Jenkins, Paul & Ramos, Humberto – Offenbarung, Die

Nach dem grauenvollen Tod seiner Eltern hat Charlie Northern jeglichen Glauben verloren. Der folgenschwere Mord hat den damals erst jugendlichen Northern mit Hass gefüllt; einen Hass, der sich vor allem gegen Dogmen, Religionen und den sturen vom Vatikan propagierten Glauben richtet. Rund 30 Jahre später sucht Charlie insgeheim noch immer nach dem Mörder seiner Eltern. Jedoch ist der Detective von Scotland Yard mittlerweile nicht mehr ganz so verbissen wie einst. Seine Karriere ist in den letzten Jahren steil bergab verlaufen, und auch sein damals noch so guter Ruf ist nur noch ein lästiger Schatten, gegen den Charlie heuer nur noch vergeblich ankämpfen kann.

Sein alter Freund Marcel LeClair glaubt aber noch an den Detective. Der vor kurzem selber zum Vatikan übergetretene Neu-Kardinal bittet Northern, einen seltsamen Mord an seinen Kollegen Richleau aufzudecken und ihn ins Zentrum der katholischen Kirche zu begleiten. Ohne weitere Bedenken stimmt Charlie zu, stellt aber schon direkt nach seiner Ankunft fest, dass er es im Vatikan tatsächlich mit höheren Mächten zu tun hat. Doch um überhaupt hinter das gewaltige Komplott und die finsteren Machenschaften zu blicken, muss Detective Northern erst einmal eine enorme persönliche Hürde überwinden: Ohne den Glauben kann er nämlich weder den Mordfall aufdecken noch überhaupt verstehen und realisieren, was sich um ihn herum abspielt. Und dies ist wahrlich umfassender, als Northern es sich je hätte vorstellen können …

_Meine Meinung_

Nun haben die Verschwörungstheorien also auch im Comic-Bereich Einzug gehalten und dem Trend der momentan angesagten Literatur endlich auch mal nachgegeben. ‚Endlich‘ in diesem Fall vor allem deswegen, weil „Die Offenbarung“ ein echter Glücksfall von einem Comic ist. Unheimlich geschickt verbindet Autor Paul Jenkins hier die grundlegende Elemente eines religiösen Psycho-Thrillers mit übersinnlicher Fiktion und bettet das Ganze schließlich in eine wendungsreiche Action-Geschichte ein, deren rasantes Tempo wirklich sehr beeindruckend ist. Mit dem Hauptakteur führt der Autor zudem eine derart lässige und coole Figur ein, dass man sich bisweilen an Filmhelden wie James Bond und dergleichen erinnert fühlt. Flotte Sprüche, großes Mundwerk und völlige Distanzlosigkeit sind die manchmal auch zweifelhaften Eigenschaften von Charlie Northern, der uns aber nichtsdestotrotz sympathisch ist, denn schließlich sind seine Aussagen bei aller verbalen Härte nicht plump. Er spricht in den Dialogen mit den geheimnisvoll agierenden Obersten des Vatikans genau das aus, was viele in der individuellen Situation denken würden, oder anders gesagt: er macht keine Unterschiede zwischen seinen verschiedenen Gesprächspartner und zeigt sich ihnen gegenüber gleichermaßen respektvoll – oder respektlos, je nachdem, wie man es jetzt sehen möchte.

Tief im Inneren ist Northern aber, mit Verlaub, ein armes Schwein, dessen traumatisierende Jugend ihn im Nachhinein zu einem Wrack hat verkommen lassen. Dabei hatte er die größten Möglichkeiten, hat sich bei Scotland Yard sogar international einen Namen gemacht, ist aber schlussendlich untergetaucht, um verspätet seine Vergangenheit zu bewältigen. Aber er ist ein Profi und in den entscheidenden Momenten zur Stelle. Ein solcher ist sein Einsatz im Vatikan, mit dem sich letzten Endes ein Kreis schließt, der vor 30 Jahren geöffnet wurde – allerdings nicht in dem Maße, wie sich Northern dies vorgestellt hätte.

All diese Eigenschaften des Hauptdarstellers macht sich Jenkins zunutze, um drumherum eine superspannende, mit vielen Überraschungen gespickte Geschichte aufzubauen, bei der es definitiv lohnt, sehr konzentriert zu lesen und den wunderbaren Zeichnungen etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. In diesen finden sich nämlich beinahe genauso viele versteckte Andeutungen wie in den recht langen Sprechblasen (unter anderem auch aus der Perspektive von Northern), die später dann den Aha-Effekt auslösen und das verzwickte Puzzle zusammenfügen. „Die Offenbarung“ ist nämlich im Grunde genommen gar nicht so komplex, wie dies auf den ersten Eindruck zu sein scheint, erfordert allerdings zum direkten Verständnis etwas mehr Zuwendung als der ’normale‘ Comic. Doch dies sollte ja eigentlich kein Problem sein. Selbst die ziemlich gut ausgearbeiteten Hintergründe zur im Mittelpunkt stehenden Verschwörungstheorie sind eigentlich sehr leicht verständlich und (das darf sehr positiv bewertet werden) keinesfalls bei Dan Brown oder sonstigen bekannten Vorlagen abgekupfert. Schade ist lediglich, dass die Geschichte nach dem stetig aufgebauten Spannungsbogen ein recht schnelles, für meinen Geschmack nicht so ganz befriedigendes Ende findet und auch noch einige Fragen im Raume stehen lässt. Aber womöglich ist dies ja auch beabsichtigt, um die Geschichte in einem weiteren Buch endgültig abzuschließen.

Dennoch: „Die Offenbarung“ ist nicht nur eine absolute Augenweide, sondern auch im Bezug auf die Story ein echter Festschmaus. Viel besser hätte das Duo Jenkins & Ramos jedenfalls kaum in die zeichnerische Bearbeitung dieser Materie einsteigen können.

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Bocquet, Jóse-Louis / Gefe, Andreas – Gesang der Generäle, Der

Der griechische Filmemacher Vassili, bekannt durch einige poltische Dokumentarfilme, mit denen er vor allem die rechte Opposition in seinem Lande anprangert, wird 1967 von der bitteren Realität eingeholt. Ein Militärputsch hat einen Machtwechsel in seiner hellenischen Heimat hervorgerufen und bewirkt, dass sich Menschen wie der kritische Regisseur in ihrem Land nicht mehr sicher fühlen können. Vassili lässt sich in Paris nieder und plant im Exil einen Spielfilm über die Missstände in Griechenland zu produzieren. Für die Rolle der Hauptdarstellerin hat er schnell die Sängerin und Schauspielerin Melina Mercouri gewonnen, eine Landsfrau Vassilis. Nun geht es gemeinsam mit seinem neuen Kollegen Jules an die Arbeit für das Projekt „Helikopter“. Doch gleichnamiger Film stürzt schon vor den Dreharbeiten ab – nicht etwa alleine wegen des brisanten politischen Inhalts, sondern wegen fehlender Antiamerikanismen. In kurzen Rückblicken erzählt der in Frankreich seither gefangene Filmemacher von seinem Schicksal im Exil und dem fehlgeschlagenen Filmprojekt.

_Meine Meinung_

„Der Gesang der Generäle“ ist mal ein gänzlich anderer Comic. Einmal ganz davon abgesehen, dass politische Themen in Comics (wenn überhaupt) zumeist recht oberflächlich am Rande behandelt wurden, ist die beklemmende Atmosphäre, die hier in der Luft liegt, ein absolutes Novum, gerade deshalb aber auch sehr interessant. Action-Fans sollten sich daher bereits im Vorfeld Gedanken machen, ob sich „Der Gesang der Generäle“ für sie lohnt, denn die dramatische Geschichte um den ausgewanderten Filmemacher Vassili erfordert eine weitaus gründlichere Auseinandersetzung als der normale Standard-Comic – wobei dies für beide Seiten bitte nicht als Vorwurf verstanden werden soll!

Wichtig für all dies ist jedoch auch eine kurze Aufarbeitung des geschichtlichen Hintergrunds, der jedoch schon relativ ausführlich im Anschluss an den Epilog dieses Comic-Romans beleuchtet wird. Seit Ende des zweiten Weltkriegs war die Lage auf der Halbinsel mehr als kritisch, so dass mehrere kleine Bürgerkriege das Land erschütterten. Und mit dem Tod des Königs nahmen die Dinge schließlich ihren Lauf, der Kommunismus konnte kaum noch gestoppt werden und schließlich, im Jahre 1967, folgte der erste Militärputsch, dessen Folgen noch jahrelang in Griechenland zu spüren waren.

Nun, dies alles auf knapp 70 Seiten Comic aufzuarbeiten, ist natürlich ein schier unmögliches Unterfangen; ein gewisses Hintergrundwissen ist also dringend vonnöten, um die Zusammenhänge besser zu verstehen. Doch sollte ein Comic nicht eigentlich nur unterhaltsam sein? Ja, richtig, das sollte es, und zweifelsohne bietet „Der Gesang der Generäle“ auch echt gute Unterhaltung, nur eben auf einem etwas anspruchsvolleren, intellektuellen Niveau.

Im Vordergrund der Story steht der alternativ eingestellte Vassili, ein Visionär sondergleichen, der in seinen bisherigen Werken noch nie ein Blatt vor den Mund genommen hat. Als treibende intellektuelle Kraft einer politischen Gegenbewegung hat er in den vergangenen Monaten und vor allem mit seinem letzten Film große Wellen losgetreten und sogar eine bekennende Anhängerschaft gewonnen, die seinen Mut und seinen Idealismus mit höchstem Respekt belohnte. Doch nun ist er selber machtlos und muss außerhalb der Heimat im Exil gegen Hürden kämpfen, die er alleine nicht besiegen kann. Alles würde er für die Kunst geben, doch es ist ihm nicht gegeben, sein wohl gewaltigstes Projekt, den Film „Helikopter“, zu produzieren, und dies wegen vergleichsweise lächerlicher Gründe.

In den Rückblicken erzählt Vassili von den Gräueln der Militärjunta, den wahnsinnigen Foltermethoden der Griechen (der Name „Helikopter“ hat zum Beispiel auch einen sehr grausamen Hintergrund) und den verbitterten Gefühlen der griechischen Menschen, die im Exil gefangen sind und in ihrer Heimat kein echtes Zuhause mehr haben. Dabei kommen Geschichten zutage, die absolut abschreckend sind, von Bocquet aber derart authentisch wiedergegeben werden, dass eine Aufarbeitung realistischer Begebenheiten gar nicht mal so unwahrscheinlich erscheint. Gerade die Geschichte einer jungen Frau, die für ihren Idealismus mit einem Leben im Rollstuhl bezahlen musste, geht einem unter die Haut, zeigt aber auf der anderen Seite auch das immer wieder durchblitzende Genie des Comicautors Jóse-Louis Bocquet. Er erweckt in diesem Buch eines der finstersten Kapitel der jüngeren europäischen Historie erneut zum Leben und versetzt einen tatsächlich in die Zeit der späten Sechziger, in der die ganze Welt von politischen Spannungen durchzogen war.

Unterstützt durch die fantastischen, der Atmosphäre vollkommen angepassten, dennoch aber gewöhnungsbedürftigen Zeichnungen ist so ein wahrhaft fabelhafter Comic entstanden, der trotz des unkonventionellen Materials eine vorbildiche Spannungskurven mit mehrfachen sehr überraschenden Wendungen aufweisen kann. Wer sich also schon vorher fragt, ob politische Geschichte und Comic fernab der zweifelhaften ‚Großereignisse‘ der Weltgeschichte miteinander harmonieren können, sollte sich hier schnellstens bedienen. Bocquet und sein Sidekick Andreas Gefe haben in „Der Gesang der Generäle“ astreine Arbeit geleistet, und dies in der Konstellation hoffentlich nicht zum letzten Mal!

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Kawahara, Tsubasa & Oki, Mamiya – Ja-Dou 01. Empire Of Whispers

Der Ansatz dieser vierteiligen Serie war selbst für die stetig populärer werdende Zeichnerin Mamiya Oki neu. Zum ersten Mal hat sie einen Manga basierend auf einem echten Roman verfasst, und umgekehrt gilt selbiges auch für Roman-Autor Tsubasa Kawahara. Aus diesem Grunde steckte auch verdammt viel Arbeit in „Ja-Dou“, denn immer wieder galt es für das Gespann, Passagen auszugleichen und komplexere Stellen mittels der graphischen Gegebenheiten auch adäquat umzusetzen. Leider ist ihnen dies – zumindest im ersten Band – noch nicht so gut gelungen. Denn wie man auch an die Sache herangeht; „Ja-Dou 01. Empire Of Whispers“ will sich nicht so recht erschließen und bleibt in vielen Teilen der Handlung auch nach Abschluss des ersten Viertels ein Buch mit sieben Siegeln.

_Story_

Drei Regionen umfasst die große Welt – das Himmelsreich, die Hölle und die Welt der Menschen. Und genau diese Dreiteilung bewirkt auch, dass man nicht in Frieden miteinander leben kann. Zu jener Zeit nämlich herrscht Krieg zwischen den Bewohnern des Himmels und den finsteren Dämonen.

Der angehende König des südlichen Himmelsreich, Prinz Ashray, ist von diesem Unfrieden schon sehr stark erschüttert worden. Ganze sechs Adjutanten sind den Dämonen bereits zum Opfer gefallen, und nichts wäre ihm lieber, als eines Tages Rache zu nehmen. Doch Ashrays Weg ist schon vorbestimmt; er soll in naher Zukunft seinen Vater auf dem Thron beerben und bekommt zu seiner Sicherheit einen neuen Atjutanten zur Seite gestellt, nämlich den jungen Alan Soul.

Ashray ist hiervon gar nicht begeistert und lehnt seinen neuen Gefolgsmann strikt ab. Lediglich für die niederen Drecksarbeiten ist ihm Alan gut genug. Während Ashray aber mit seinem Dickkopf einen eigenen Weg gehen möchte, um endlich herauszufinden, was sich im Ostreich abspielt, baut er eine immer innigere Beziehung auf, die just in dem Moment ein Ende findet, in dem auch sein siebter Adjutant den Kampf gegen die Dämonen mit seinem Leben bezahlen muss.

Ähnlich wie Ashray klagt auch Tia, das oberste Wesen im Himmelreich, über seelische Überbelastung. Mit 17 Jahren soll er bereits die Geschicke seiner Welt führen, ist damit aber völlig überfordert. Weil darunter auch die Beziehung zu seinen Freunden leidet, sind diese ihm nicht mehr so wohl gesonnen, gerade wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt werden. Tia bekommt diese ablehnende Haltung besonders heftig zu spüren, als Ashray sich im Streit von ihm abwendet und eigene Wege beschreitet.

Teiou, den anderen verbliebenen Schulfreund Ashrays, quälen wiederum ganz andere Probleme: Er hat sich in den Dämon Keika verliebt, wird deswegen aber von seinem Volk verstoßen. Sein Vater hegt allerdings immer noch den Wunsch, dass sein Sohn zum Generalfeldmarschall ausgebildet wird. Doch dies ist in diesen schwierigen Tagen eher unwahrscheinlich, schließlich reden auch Teious Verwandte noch ein Wörtchen mit …

_Meine Meinung_

Ich schreibe nicht gern lange Inhaltsangaben, denn letztendlich verrät man mit eben solchen schon zu viel über den Verlauf der Handlung und die Besonderheiten des Inhalts. Beim ersten Band von „Ja-Dou“ war dies aber einfach nicht zu vermeiden. Das in Schwarzweiß gehaltene Taschenbuch besitzt ein derart umfassendes Storyboard, dass am Ende nur noch die wenigsten einen echten Durchblick haben werden – zumal die verschiedenen Hauptfiguren von Mamiya Oki auch noch sehr ähnlich gezeichnet wurden. Im Groben bekommt man zwar mit, worum es in der Geschichte geht und welche Motive die einzelnen Protagonisten (allen voran Ashray) in ihrem Handeln haben, doch alles in allem ist dies auch noch so verzwickt miteinander verbunden und steht partiell so lose im Raum, dass man kaum etwas findet, an das man sich klammern kann.

Lediglich über den sturköpfigen Ashray wird ein wenig mehr verraten, dies jedoch zumeist auf der Gefühlsebene, wo er sich einerseits ziemlich cholerisch zeigt, andererseits aber auch im Verborgenen sehr viel Liebe versteckt hält, die er jedoch nicht auszuleben imstande ist.

In dieser Hinsicht gleichen sich dann auch fast alle Hauptakteure; die Beziehungen zum jeweils anderen sind auf irgendeine Weise immer gestört, sei es nun durch unerlaubte Bündnisse oder wegen verletzter Eitelkeiten. So viel erfährt man in diesem Band schon. Aber wie der Grundstock des Plots ausschaut, geschweige denn in welche Richtung sich diese überaus konfuse, deutlich zu verworrene Geschichte noch entwickeln könnte, das kann man nicht einmal im Ansatz erahnen. Es läuft wohl auf weitere Duelle zwischen Menschen und Dämonen hinaus, aber wieso, weshalb, warum, das erfährt man noch nicht.

Zu guter Letzt sind auch die Figuren dieses Mangas nicht sonderlich sympathisch. Wiederum ist es Ashray, der negativ aus der Reihe tanzt und mit seiner egoistischen Art kaum auf Gegenliebe stößt. Auch der etwas arrogante Tia ist keine Person, die einem auf Anhieb gefallen könnte, wohingegen der schleimige Alan Soul, der dieses Buch ja auch nicht überlebt, das krasse Gegenteil zu diesen beiden unsympathischen Männern ist. Am Ende sind einem nur Teiou und sein finsterer Freund sympathisch, und auch nur in ihrer unerlaubten Verbindung kann man Potenzial für die noch anstehenden drei Bände erkennen. Dies aber auch nur dann, wenn sich das Chaos schon sehr bald reguliert und eine klare Linie zu erkennen ist. Bei einer gerade mal vierteiligen Reihe und so vielen offenen Spielräumen ist dies nämlich gar nicht so einfach hinzubekommen!

Unterm Strich darf man also schon ein wenig enttäuscht sein; schließlich eilten sowohl der Zeichnerin als auch der Geschichte einige Vorschusslorbeeren voraus, denen der komplexe Plot bislang nicht gerecht werden kann. Es mag sicherlich viel Interessantes hinter „Ja-Dou“ stecken, aber solange dies nicht in geordnete Bahne gelenkt wird, stehen ‚interessant‘ und ‚Interesse weckend‘ in keiner Relation zueinander.

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Simone, Gail / Johns , G. / Eaglesham , D. / Conner, A. – Infinite Crisis Monster Edition 2

Die Identity Crisis hat das Universum der DC-Bösewichter mächtig aufgewirbelt. Man hat von der Manipulation unter den Mitglieder der JLA erfahren und ist von nun an nicht mehr bereit, sich den Helden kampflos zu ergeben. Unter der Führung von Lex Luthor organisert sich eine ganze Armada von Bösewichtern, um als „Society“ der JLA den Kampf anzusagen – nur sechs von ihnen halten unter dem Kommando von Mockingbird dagegen, weil sie sonst um das Leben ihrer Angehörigen oder sogar um ihr eigenes fürchten müssen …

Power Girl ist zwar als Mitglied der Justice Society weiterhin umstritten; noch immer verschieben sich bei ihr die Kräfte in unverhältnismäßigem Rahmen und machen sie zu einer unberechenbaren Gefährdung für ihre Gegner, aber auch für sich selber. Um endlich Klarheit über ihre Herkunft zu erlangen, stellt sich Power Girl ihrer Vergangenheit, wird aber schneller von dieser heimgesucht, als ihr dies lieb ist. Noch während sie zweifelt, ob sie nun aus Atlantis, der Zukunft oder doch einem ganz anderen Ort stammt, wird sie mit der schockierenden Realität konfrontiert.

_Kritik_

Der zweite Band der „Infinite Crisis Monster Edition“ enthält die beiden Geschichten „Villains United“ und „Powertrip“, die beide noch als Einleitung zur demnächst erscheinenden Miniserie „Infinite Crisis“ gelten. Besonders spannend ist hierbei die etwas längere erste Story, die vor Bösewichten nur so strotzt. Im Zentrum des Geschehens stehen Catman, Cheshire, Ragdoll, Scandal, Paradämon und Headshot, die unter verschiedenartigen Androhungen von Mockingbird beauftragt wurden, gegen Lex Luthor und dessen Society vorzugehen, dabei aber gar nicht wissen, auf welch verzwicktes Spiel sie sich in Wirklichkeit einlassen.

Ganze Heerscharen von finsteren Kräften und heimtückischen Monstern stellen sich der Sechserbande in den Weg, die währenddessen eigentlich noch lernen muss, als Team überhaupt zu funktionieren. Besonders Catman ist von Selbstzweifeln geplagt und sich seiner Sache nicht sonderlich sicher, dabei aber die stärkste Kraft im Team der verbündeten Widersacher Luthors. Ohne seine Durchsetzungskraft hätten die sechs Mutanten schon den ersten Angriff der Society kaum überlebt, und so wachsen sie erst nach und nach als Mannschaft zusammen – und auch wieder auseinander.

Autorin Gian Simone hat hier eine sehr verworrenes, komplexes Storyboard entworfen, dessen Geheimnisse erst relativ spät enthüllt werden. Und auch erst dann erahnt man, welche Dimensionen die bald anstehende Serie einehmen wird bzw. welche Auswirkungen sie auf das gesamte DC-Universum haben könnte. Auf jeden Fall ist „Villains United“ ein wirklich sehr umfangreicher Comic, mit sehr vielen überraschenden Wendungen und einem wunderbaren Finale, weshalb sich der Kauf dieses Softcovers alleine schon wegen dieser exzellenten Erzählung lohnt.

Im Gegensatz dazu bleibt die zweite Geschichte ein wenig blass. Power Girl ist auf der Suche nach ihrer wahren Identität und wird dabei von einigen Dämonen aus ihrer anscheinend in der Zukunft liegenden Herkunft heimgesucht. Zu gerne würde die barbusige Heldin eines Tages auch das Wappen eines Superhelden über ihrem üppigen Dekolleté tragen, doch hierzu muss sie erst einmal ihre übermenschlichen Kräfte in den Griff bekommen.

Irgendwann kann sie kaum noch zwischen Realität und Halluzination unterscheiden und wird noch stärker in ihr Dilemma hineingerissen. Verschiedene Möglichkeiten ergeben sich, doch keine davon scheint die richtige zu sein. Als sich dann doch eine Richtung ergibt, ist dies jedoch nicht diejenige, die Power Girl sich gewünscht hatte.

Über ganze vier Teilfolgen erstreckt sich hier die Frage nach der wahren Identität der Superheldin, und nachdem sich unzählige Alternativen ergeben haben, keine aber so richtig greifen will, wünscht man sich irgendwann dann doch eine Lösung. Für meinen Geschmack wird die Entscheidung etwas zu sehr hinausgezögert und so ein wirklichr Höhepunkt verpasst. Das abrupte Ende macht dann zwar wieder Lust auf mehr, doch der Weg dahin ist mitunter etwas mühselig und bei weitem nicht so spannungsgeladen wie die vorangegangene Story. Es bleibt abzuwarten, was Gail Simone in der künftigen Serie aus dieser Vorlage machen wird; auf jeden Fall steht der Wunsch nach mehr Action im Raume, denn der wird im zweiten Teil dieser Monster Edition nicht erfüllt.

Trotzdem: Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und der ist im Falle der „Infinite Crisis“ schon ziemlich groß. Neben „House Of M“ steht hier das nächste ganz große Happening bevor, und glaubt man den ersten Vorzeichen (zumindest denen von „Villains United“), kann die Sache auch allen Ansprüchen gerecht werden. Man sollte allerdings nicht vorschnell urteilen und so die Erwartungen ins Unermessliche steigern. Die letzte Einleitung hat auf jeden Fall schon mal überzeugt, und mit diesem positiven Eindruck im Hinterkopf darf man auf die Dinge vorausschauen, die da schon sehr bald folgen werden.

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Riveros Silva, Migul E. / Fechner, Alex – Unheimlich 1

Mit ihrer neuen Horror-Reihe „Unheimlich“ begeben sich die beiden Comic-Autoren Alexander Fechner und Miguel E. Riveros Silva auf die Spuren des legendären H. P. Lovecraft und leiten dabei eine weitere recht interessante Serie auf dem deutschen Independent-Markt ein. Im ersten Band werden zwei Kurzgeschichten erzählt, von denen die erste, „Das Loch“, nach Angaben des südländischen Verfassers auf einer wahren Begebenheit beruht. Wirklich beängstigend ist die Story allerdings nicht. Und auch die zweite Geschichte ist alles, nur nicht wirklich spannend. Noch nicht …

_Storys_

|“Das Loch“|

Michael ist ein außergewöhnliches Kind. Statt draußen mit Gleichgesinnten herumzutoben, widmet sich der belesene Junge lieber Büchern über Geister und Dämonen. Eines Tages entdeckt er dabei einen seltsamen Fall; mitten in der Schneelandschaft Sibiriens haben Wissenschaftler bei einem Experiment ein Loch entdeckt, in dem sich ein seltsames Wesen befinden soll. Michael kann sich vor Neugierde kaum noch halten; gemeinsam mit einem Freund reist er in die russische Eiswüste und lässt sich zu der geheimnisvollen Öffnung im Boden führen. Und tatsächlich trifft er dort auf eine Gestalt, deren furchterregendes Antlitz er nie wieder vergessen wird.

|“Zwischen den Sternen“|

Ein Astronaut ist gerade dabei, seine Raumstation zu reparieren, als ein merkwürdiger Meteoritenschwarm ihn umzingelt. Neuigierig tastet er sich an die Flugkörper heran und begibt sich dabei in äußerste Gefahr. Die Meteoriten sind nämlich durchaus lebendig und reißen ihn aus seiner hilflosen Umgebung heraus, um ihn vollkommen zu vereinnahmen. Und bevor sich der Raufahrer noch überrascht abwenden kann, haben die Meteoriten bereits einen Zugang zu seinem Körper entdeckt …

_Meine Meinung_

Wirkliche Horror-Stimmung will bei den beiden kurzen Geschichten noch nicht auftreten, denn irgendwie handelt es sich sowohl bei „Das Loch“, als auch bei „Zwischen den Welten“ um Tatsachenberichte, bei denen trotz dichter Atmosphäre nie so richtig Spannung aufkommen will. Zwar gelingt es beiden Autoren, in ihren Erzählungen mit einigen sehr plötzlichen Wendungen (jeweils zum Schluss) aufzutrumpfen, aber da hier keine richtige Spannungskurve aufgebaut wurde, kann man bei diesen beklemmenden Passagen auch nicht von echten Höhepunkten reden.

Der abschließenden Info zufolge handelt es sich bei diesem Band jedoch nur um das Auftaktheft einer Serie, deren verschiedene Geschichten allesamt miteinander verknüpft sind und sich um die Person des Michael drehen – auch wenn Michael nicht in jeden Plot mit eingebunden wird. Nun, inwieweit hier Zusammenhänge bestehen, kann man bis hierher noch nicht sagen, aber das wird sich schon zeigen.
Bis dato hat mich der Lovecraftian Horror – so der Untertitel des Heftchens – aber noch nicht sonderlich gepackt; die Geschichten sind ein wenig zu einfach strukturiert und aufgebaut, die Dialoge und Texte noch recht plump und das Spannunsbarometer nicht mal in der Nähe eines Ausschlags.

Wenigstens die Zeichnr leisten gute Arbeit und entwickeln einen ziemlich eigensinnigen Stil, der die Simplitizizät der Handlung zwar bildlich widerspiegelt, aber auch die intensive Austrahlung der teils erschreckenden Sinneinheiten des Comics nachhaltig betont. Ansonsten warte ich jetzt lieber mal ab, bevor ich mir ein endgültiges Urteil erlaube. Feststeht lediglich, dass sich bis zum zweiten Band noch einiges tun muss, damit es den Leser auch wirklich an die Geschichten fesselt und er sich von der Handlung weiterhin ergriffen fühlt. Und bis dahin gilt es auch, einige peinliche Grammatikfehler auszumerzen, die hier leider ziemlich penetrant ins Auge stechen. Insgeheim bin ich mir aber wiederum sicher, dass die beiden Autoren und der Verlag dies schon irgendwie hinkriegen werden.

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Hyung, Min-Woo – Priest – Band 7

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707
[Band 4 1709
[Band 5 1720
[Band 6 2515

Ivan Isaacs hat in einem Akt des blinden Hasses die Domas Porada geöffnet und das personifizierte Böse, den abtrünnigen Engel Temozarela, aus seiner Gefangenschaft befreit. Belial, der den gefallenen Engel einst in die Festung bannte, versucht mit aller Macht, das Geschehene rückgängig zu machen, ist aber gegen die Vertreter Temozarelas machtlos. Seine einzige Chance, dem Engel Paroli zu bieten, besteht darin, den verschonten Ivan Isaacs für seine Zwecke zu gewinnen. Der jedoch hat mit seinem Leben abgeschlossen, nachdem er seine geliebte Halbschwester hat sterben sehen. Mit der Leiche von Gena in seinen Armen kehrt Ivan zurück zu seinem Anwesen zurück, muss dabei aber unablässig an seine Vergangenheit in der Obhut von Genas Vater denken. Und dies schürt Hass in dem auferstandenen Isaacs; er hasst die Schergen Raul Priestos, er hasst Temozarela, er hasst auch Belial, der sich Isaacs‘ Schwäche zunutze machen möchte. Der jedoch möchte von Belial und seinen Versprechen nichts wissen. Doch der düstere Teufel lässt ihm keine Wahl und entfesselt in Ivan auch das letzte Fünkchen Hass – bis Ivan sich endlich seiner Führung unterwirft …

_Meine Meinung_

Das siebte Buch der „Priest“-Reihe bietet einen überraschend gradlinigen Plot, der direkt an die Ereignisse aus dem letzten Band anknüpft und die Rückkehr Temozarelas auf Erden beschreibt. Der gefallene Erzengel widersetzt sich dabei allen Versuchen, in die Gefangenschaft zurückgetrieben zu werden und ist mittlerweile viel mächtiger als sein Widersacher Belial. Er trachtet danach, sein düsteres Werk zu beenden, und Belial alleine kann ihn daran kaum noch hindern, dafür sind Temozarela und seine finsteren Gefähten viel zu mächtig. Nur eine Hoffnung hat Belial noch, und dafür spielt er all seine verborgenen Trümpfe aus, lässt Ivan Isaacs gegen eine ganze Armee von Untoten antreten und holt durch deren penetrantes Auftreten aus dem stark geschwächten Isaacs die letzten Reserven heraus, die nötig sind, um den auferstandenen Schicksalsträger gegen Temozarela aufzuhetzen.

Im Grunde genommen konnte man diese Entwicklung allerdings auch schon im Vorfeld erahnen, denn nach der Ankunft des Engels stand Belial unter Zugzwang, und bis auf Ivan Isaacs, von dessen Pakt mit dem Teufel man ja bereits vorher wusste, blieb am Ende auch niemand mehr, der sich gegen den gefährlichen Rückkehrer wenden könnte. Und außerdem ist dies ja auch schon aus den ersten beiden Bänden mehr oder weniger klar geworden, bevor dann die große Aufarbeitung der Historie gestartet wurde.

Spannend ist die Fortsetzung allerdings trotzdem, schließlich ist es zunächst schwer vorstellbar, dass sich Ivan dem Teufel anschließt. Außerdem weiß man aufgrund der vielfältigen Ereignisse noch immer nicht, welche Mittel dieser einsetzen wird, um Ivan zu überzeugen, an seiner Seite zu kämpfen, denn zum einen ist Isaacs eigentlich zu intelligent, um sich auf einen unehrenhaften Deal einzulassen, und zum anderen ist Belial derart unberechenbar, dass man kaum durchschauen kann, wie sich seine Einstellung entwickeln wird. Aber natürlich ist die grundlegende Richtung vorbestimmt, und diese lässt ausnahmsweise mal keine Überraschungen zu.

Selbst eine starke Reihe wie „Priest“ braucht mal Bände, die nicht ganz so spektakulär sind, die Geschichte aber dennoch mit gleichem Tempo voranbringen. Weil sich die inhaltlichen Geschehnisse nach wie vor in der Vergangenheit abspielen und man demzufolge schon eine etwaige Vorstellung hat, was passieren muss, lässt es sich eben nicht vermeiden, dass der Überraschungseffekt mal ausbleibt, aber das ist wirklich vollkommen legitim. Die Spannung flaut jedenfalls nicht ab, und das ist doch im Endeffekt die Hauptsache. Für mich ist „Priest“ jedenfalls immer noch die beste aktuelle Manhwa-Serie, und jetzt, wo ich weiß, dass der Stoff schon sehr bald verfilmt werden wird, ist meine Begeisterung direkt noch mal gestiegen. Und für euch gibt’s noch einen weiteren Grund, bei dieser Serie dringend am Ball zu bleiben …

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Azzarello, Brian / Lee, Jim / Williams, Scott – Superman – Die Rückkehr 1

„Superman – Die Rückkehr“ ist eine neue Kurzserie aus dem Marvel-Universum, in der die Reihe „Für das Morgen“ (aus „Die Rückkehr von Superman 1-3“) aufgearbeitet wird. Die eher nachdenkliche und weniger actionbeladene Serie wurde von niemand Geringerem als Kult-Autor Brian Azzarello erschaffen, der sich mit Jim Lee und Scott Williams zudem prominente Unterstützung hinzuholte. |Panini Comics| veröffentlicht das Ganze nun in zwei Sammelbänden; der erste ist frisch auf dem Markt.

_Story_

Superman geht hart mit sich ins Gericht; auf der ganzen Welt sind Millionen Menschen verschwunden, und der Superhald gibt sich selber für dieses fürchterliche Ereignis die Schuld. Der beliebte Mann mit den überirdischen Kräften zieht sich daraufhin vollkommen zurück und bemüht sogar die Hilfe eines Priesters, mit dem er über eine verheerende Sünde spricht. Ein Jahr ist es nun her, seit eine ganze Bevölkerungsschicht wie vom Erdboden verschluckt ins Jenseits befördert wurde, und immer noch stellen sich für den stählernen Helden viele Fragen, primär die Frage nach dem Warum.

In mehreren Rückblicken erinnert er sich an kriegerische Auseinandersetzungen und Kämpfe mit einem seltsamen Wesen namens Equus, einem Monster, dessen wahre Identität selbst den furchtlosen Superman in Schock versetzt. Gleichzeitig erzählt er dem Pater von seinen Bedenken und den daraus resultierenden Selbstzweifeln, bis sich die Lage dann für beide Parteien immer mehr zuspitzt. Ist Superman tatsächlich für das Verschwinden von Millionen Menschen verantwortlich? Was ist in der Vergangenheit wirklich geschehen? Und welche Rolle spielt die Justice League, die sich in dieser kritischen Zeit gegen den blau-roten Helden stellt? Superman steht vor seinem vielleicht schwerwiegendsten Kampf überhaupt.

_Meine Meinung_

Der erste Band von „Die Rückkehr“ beginnt bereits relativ vielversprechend. Nachdem Autor und Zeichner in einem Vorwort ihre Ambitionen verdeutlicht haben, steigt die Geschichte mit sehr schönen Hochglanz-Illustrationen ziemlich rasant ein und zeigt den bekannten Actionhelden von einer überraschend nachdenklichen Seite. Superman hat viel von seiner heroischen Ausstrahlung einbüßen müssen und wirkt fast zerbrechlich, wenn er mit dem sehr ruhigen Priester kommuniziert. Ihm liegt eine Last im Genick, der er alleine nicht mehr Herr werden kann, und so holt sich ausgerechnet der unbesiegbare Superman Unterstützung bei einem Geistlichen.

Doch die Angelegenheiten, die in diesem Gespräch erörtert werden, bringen das Gemüt des Superhelden kaum wieder in Wallung; man blickt gemeinsam zurück auf die Zeit des Krieges, der durch Manipulation ein vorläufiges Ende genommen hat. Erste Zweifel werden wach, und je mehr sich Superman an die Details erinnert, desto deutlicher wird auch wieder die Erinnerung an eine bestimmte Maschine, die er mit den rätselhaften Ereignissen in Verbindung bringt – bis ihm dann das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe ein weiteres Mal vor Augen geführt wird.

Ich will nun gar nicht an den Qualitäten eines Brian Azzarello zweifeln, aber die Storyline für diesen Comic ist jetzt nicht gerade berauschend. Erst einmal wird der Autor dem Heldencharakter des Superman in keiner Weise gerecht. Die zurückgezogene Darstellung des Hauptdarstellers will auch gar nicht so richtig zu ihm passen und schadet auch dem Wert der Identifikationsfigur, die Superman ausgehend von diesem Comic auch nicht sein kann. Er ist ein schwacher Held, überall unbeliebt und sehr stark mit sich selbst, nicht aber mit dem Leid anderer Leute beschäftigt.

Damit einher geht, dass die Geschichte nur eher schleppend voranschreitet. Ob es nun am Mangel an Action oder am komplexeren Aufbau der Serie liegt, irgendwie kommt Azzarello nicht so richtig in die Gänge und verkompliziert den Plot zusätzlich auch noch durch zahlreiche Einsprengsel aus der storybezogenen Vergangenheit. „Die Rückkehr 1“ hat bisweilen mehr von einer melancholischen Erzählung als von der Story eines Actionstars an sich und lässt somit auch die meisten Versuche, einen annehmbaren Spannungsbogen zu kreieren, im Sande verlaufen.

Natürlich will man zum Schluss wissen, welche Pläne Superman hat und wie weit er „Für das Morgen“ gehen wird, aber weil sich innerhalb des Buchs so viele unzureichend beantwortete Fragen auftun und man sich über die einzelnen Flashbacks an zu vielen Nebenschauplätzen aufhält, statt die Handlung mal adäquat voranzutreiben, ist das Interesse an der Geschichte nur noch der Vollständigkeit halber geblieben. Eine wirklich innovative Idee, geschweige denn eine allzu fortschrittliche Story bietet dieser neue Superman-Sammelband jedenfalls nicht. Und auch wenn der zweite Band logisch betrachtet mehr Action aufbieten müsste als der behäbige erste Comic, kann ich mir schwer vorstellen, dass die Handlung noch mal richtig Fahrt aufnehmen wird.

Superman funktioniert also doch nur, wenn er seine Körperkräfte gegen einige widrige Monster einsetzen darf; ist seine Rolle aber nicht die einer Identifikationsfigur, so wie in diesem Band, fällt es unheimlich schwer, mit dem von Lee sehr detailgetreu gezeichneten Helden zu sympathisieren und ihn auch als gebeuteltes Vorbild zu akzeptieren. Klar, es ist sicherlich einen Versuch wert gewesen, mal näher in die Psyche des Protagonisten zu schauen und ihn in Phasen zu betrachten, in denen sein Seelenleben stark angeschlagen ist, aber dann wäre es auch wünschenswert gewesen, wenn die Story dann doch irgendwann mal Fahrt aufgenommen hätte. So hingegen ist es ein interessantes Projekt, dessen magere Umsetzung weder dem Charakter des (Anti?-)Helden noch dem Ruf des Autors gerecht wird. Lediglich die beiden Zeichner agieren in „Superman – Die Rückkehr 1“ auf gewohnt hohem Niveau.

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Verdini, Tony / Mutti, Luigi / Quesada J. / Middleton, J. / Teranishi, R. – NYX (100 % Marvel 22)

Kiden Nixon ist ein ziemlich schwieriger Teenager. Das junge Mädchen ist mangels richtiger Erziehung schon relativ früh auf die schiefe Bahn geraten und experimentiert auch schon seit einiger Zeit mit Drogen herum. Vor allem der Tod ihres Vaters, der in einem Kugelhagel von Gangstern ermordet wurde, hat ihr zu Schaffen gemacht und diese Entwicklung begünstigt. Andererseits ist der frechen Göre so ziemlich alles gleichgültig. So hat sie nicht nur eine lockere Zunge, sondern ist auch nie abgeneigt, wenn es darum geht, Mitschüler zu provozieren.

In einer der jüngsten Fehden kommt es dabei zu einer wüsten Prügelei mit dem Ghetto-Jungen Hector, der bei nächster Gelegenheit eine Waffe zieht und damit auf Kiden zielt. Wie durch ein Wunder kann Kiden noch ausweichen, und die Kugel trifft ihre Lehrerin. Doch das Mädchen begreift, dass dieses Wunder eigentlich eine ganz andere Ursache hat; Kiden wird sich bewusst, dass sie über ganz besondere Kräfte verfügen muss und taucht auch sofort nach dieser beinahe tödlichen Auseinandersetzung unter, um diese ungeahnten Mächte in sich selber zu erforschen.

Ruhe findet Kiden aber nicht, denn plötzlich taucht der Geist ihres verstorbenen Vaters auf und fordert sie dazu auf, ihre Lehrerin aufzusuchen und zu ihm zu bringen. Diese wiederum ist nicht begeistert, das geflohene Mädchen wiederzusehen, lässt sich aber dennoch auf ein erstes Friedensangebot ein. Kiden erzählt ihr daraufhin von ihren verborgenen Kräften und der Vermutung, eine Mutantin zu sein. Doch ihre mittlerweile sehr melancholische Lehrerin glaubt ihr nicht, zumal die Vorstellung auch recht merkwürdig ist. Dann aber gerät das Leben der beiden ein weiteres Mal aus den Fugen, und bevor sie sich versehen, zeigt ihnen die Realität ein Bild ihrer selbst, von dem sie vor wenigen Tagen noch nicht mal zu träumen gewagt hätten …

_Meine Meinung_

Teil 22 der „100% Marvel“-Reihe spielt ein wenig abseits des gewöhnlichen Marvel-Universums und präsentiert auch keine der bekannten Charaktere innerhalb der Handlung. „NYX“, eine abgeschlossene Serie, die hier mit allen sieben Episoden komplett aufgefahren wird, wirft stattdessen einige sozialkritische Themen auf und beschäftigt sich mit dem Leben in den New Yorker Ghettos und dem Umfeld in dieser Region. Natürlich treiben sich hier allerhand finstere Gestalten herum, allerdings ist auch die eigentliche (Anti-)Heldin in dieser Umgebung aufgewachsen und mitten in das Zwielicht aus Drogen und High-School-Bandenkriegen geraten, das ihre Entwicklung maßgeblich geprägt hat. Der Mord an ihrem Vater hat ihr schließlich den Rest gegeben und ihr gleichzeitig jegliche Hoffnung auf eine friedliche Zukunft genommen.

Kiden ist immer mehr vom rechten Kurs abgekommen, legt sich grundsätzlich mit jedem an und wird wegen ihres rebellischen Charakters zum gemiedenen Außenseiter. Selbst in ihrer Familie findet sie keinen richtigen Anschluss mehr, nicht zuletzt weil sie den neuen Freund ihrer Mutter nicht respektiert und akzeptiert. Ihr Leben steht auf der Kippe und scheint auch plötzlich ausgelöscht, als Kiden einer tödlichen Kugel ausweichen kann und diesen Moment wie in Zeitlupe an sich vorbeiziehen sieht.

Da entdeckt sie ihre geheimen Kräfte, entdeckt, dass Dinge in ihr stecken, mit denen sie ihr
Schicksal positiv beeinflussen und vielleicht doch noch auf ihrem tristen, vorbestimmten Lebensweg etwas bewegen kann. Doch Kiden gerät auch weiterhin von einer Verlegenheit in die nächste, zieht Probleme magisch an und stürzt auch ihre bereits gebeutelte Lehrerin in das nächste Chaos – und das ist dieses Mal tatsächlich tödlich.

Eins vorweg: Keiner der hier vorgestellten Charaktere kann auch nur im Geringsten mit den ‚richtigen‘ Helden des Marvel-Universums mithalten, und deswegen finde ich es auch ziemlich unglücklich, die Serie innerhalb der „100 % Marvel“-Reihe zu bringen, denn an diese hat der geneigte Leser doch ganz andere Erwartungen. Dabei ist der Comic gar nicht mal so schlecht und aufgrund der vielen Szenenwechsel partiell auch ziemlich komplex, lässt es andererseits aber auch ein wenig an Flair vermissen. Die Atmosphäre ist nämlich weder richtig düster noch wirklich beklemmend, zur gleichen Zeit aber auch weit davon entfernt, euphorisch zu werden. „NYX“ liegt stimmungstechnisch irgendwo dazwischen und kommt deswegen auch irgendwie nie so richtig in Fahrt. Zudem sind die Sub-Plots auch nicht wirklich gut ausgereift und wirken streckenweise wie ein Klotz am Bein der Geschichte. Zar fügt sich zum Ende hin alles logisch zusammen, aber da die Spannung eigentlich immer nur in der direkten Nähe der Hauptfigur Kiden präsent ist, wären Nebenschauplätze wie die Geschichte von Bobby Soul und seinem kranken kleinen Bruder nicht wirklich nötig gewesen – es sei denn, dem Autor ist es ausschließlich darum gegangen, das miese Leben im Ghetto näher zu beleuchten.

Schade finde ich auch, dass Kiden als Mutantin nie so richtig ins Spiel kommt. Ihre Kräfte werden offenbar, aber sie setzt sie nicht immer in den richtigen Momenten (wenn denn überhaupt mal) ein. Zusammenhänge zu den „X-Men“ erfordern aus diesem Grunde auch eine größere Fantasie, selbst wenn der Name der beliebten Mutantentruppe auf dem Cover prangt. Verwandtschaften sind jedenfalls ausgeschlossen …

Nun, schlecht ist „NYX“ nun auch nicht, immerhin ist die Handlung zu keiner Zeit vorhersehbar, und auch das Mindestmaß an Spannung wird erreicht. Aber mit dem Hintergrund, in dieser Reihe schon weitaus bessere Comics gelesen zu haben, kann ich Band 22 trotzdem nur bedingt weiterempfehlen.

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Turner, Michael / Loeb, Jeph – Soulfire 0

Bei „Soulfire“ haben sich zwei der bekanntesten amerikanischen Comic-Autoren, nämlich Jeph Loeb und Michel Turner, zusammengetan. Die Serie ist eine der ersten Projekte auf Turners hauseigenem Verlang |Aspen MLT Inc.|, den er einige Zeit nach seiner schweren Erkrankung zur Jahrtausendwende gegründet hat. In Deutschland erscheint die Reihe nun über den |Infinity|-Verlag. Und dort scheint sie auch sehr gut aufgehoben, denn in Sachen Hochglanz-Comics ist man von diesem Hause ja schon Herausragendes gewöhnt, so zum Beispiel die legendäre „Spawn“-Serie. Ob „Soulfire“ jedoch auch diesen Stellenwert erreichen wrd, bleibt abzuwarten. Das Potenzial ist jedenfalls schonmal vorhanden.

_Story_

Einst war die Welt ein gewaltiges Paradies, in dem Menschen und Drachen zusammenlebten. Es herrschte Friede zwischen den Völkern, und die Magie ruhte in Harmonie. Dann jedoch trat der machtbesessene Rainier auf den Plan, korrumpierte die Drachen, zerstörte den Frieden und leitete durch seine bösartigen Eingriffe das Ende der paradiesischen Welt ein. Gut und Böse existierten wieder, und in einer großen Schlacht wurde all das zerstört, wofür Menschen und Drachen jahrhundertelang gekämpft hatten. Nur wegen eines Mannes …

Das erste Heft der Reihe ist, wie eigentlich üblich, nur eine kurze Einleitung zur später folgenden Story und bekommt innerhalb der knappen 28 Seiten auch nicht viel Freiräume zur Entwicklung. Es ist die Ausgabe 0 und somit auch ein knapper Abriss der Vorgeschichte, deren Konsequenzen die Hauptakteure in den folgenden Magazinen noch zu spüren bekommen werden.

Beschrieben werden das Ende des Friedens und der Aufstieg des kompromisslosen Schwertkämpfers Rainier, der sich aus reiner Gier gegen die alten Gefährten auflehnt und selbst Instanzen besiegt, die noch nie jemand vor ihm im Kampf überlebt hat. Es ist die Stunde des Bösen und der Anbeginn einer düsteren Zeit, jedoch auch nur eine leise Andeutung dessen, was möglicherweise noch folgen wird. Denn so schnell man in die Story hineingefunden hat, wird man auch wieder abrupt mit der letzten Seite konfrontiert und somit mit dem vorläufigen Abschluss. Und dabei hat die Geschichte noch nicht einmal richtig begonnen …

Es sieht schon sehr viel versprechend aus, was Michael Turner und Jeph Loeb hier kreiert haben, auch wenn ich noch keine Bewertung für die gesamte Serie abgeben will. Dafür bewegt sich in diesem ersten Comic nämlich noch zu wenig. Lediglich zu den gigantischen Zeichnungen möchte ich mich äußern, denn diese haben einen sehr starken Eindruck hinterlassen. Turner selber hat zum Pinsel gegriffen und vor allem die tollen, seitengroßen Riesenausschnitte, von denen Band 0 beherrscht wird, mit herrlichen Illustrationen gefüllt.

Sprechblasen sind daher auch erstmal Mangelware; Tuner lässt die Kraft der Bilder sprechen und füllt die Texte nur selten mit viel Inhalt. Persönlich finde ich das auch eine gute Idee, denn wo die tollen Hochglanzzeichnungen an anderer Stelle schon mal gerne von überdimensionalen Sprechblasen verdeckt werden, sind in „Soulfire“ alle Details erkennbar und der Wert der Zeichnungen auch so hoch, wie es eigentlich in jedem Comic sein sollte. Sehr schön!

Warten wir also ab, wie sich die Geschichte weiterentwickelt; nach den tollen Zeichnungen im einleitenden Heft freue ich mich schon auf eine Menge Action und weitere starke Helden wie den hier eingeführten Rainier. Fantasy-Freunde sollten sich auf jeden Fall mal mit dieser andernorts ebenfalls hochgepriesenen Serie beschäftigen.

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Hyung, Min-Woo – Priest – Band 6

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707
[Band 4 1709
[Band 5 1720

Der junge Ivan trachtet weiter nach dem Geheimnis der Domas Porada und ist dem Mysterium auch schon dicht auf der Spur. Jedoch bringt er bei seinen Forschungen mit den nebulösen Kollegen aus Klerus und Wissenschaft seine Halbschwester und Geliebte Geena in tödliche Gefahr, denn Raul Priesto und seine Untertanen planen, das junge Mädchen als Opfer für die Entschlüsselung der Domas Porada darzubringen. Erst als die Forschungen ins Schwanken geraten und Priesto anordnet, die Untersuchungen für kurze Zeit zu unterbrechen, um im Vatikan weitere Informationen einzuholen, wird Ivan skeptisch.

Die Erinnerung an eine Aussage Professor Martins ist ihm noch zu deutlich im Gedächtnis, denn bereits er deutete sein Misstrauen Priesto gegenüber an. Als der Wissenschaftler dann just in dem Moment verschwindet, in dem Ivan glaubt, das Geheimnis der Domas Porada geknackt zu haben, stellt er den mysteriösen Priester zur Rede und erfährt dabei von seinen wahren Motive. Doch zu diesem Zeitpunkt ist es bereits zu spät. Gena ist bereits in den Händen der gottgläubigen Anhänger Priestos, und durch die Entschlüsselung der Domas Porada droht das Böse in diese Welt zu gelangen …

_Meine Meinung_

Die Geschichte des jungen Ivan Isaacs setzt sich fort, und sein Bündnis mit dem teuflischen Belial steht unmittelbar bevor. Doch der Junge selber weiß noch nichts von seinem zukünftigen Schicksal. Getrieben von seinem unbändigen Willen, dem Geheimnis der Domas Porada auf die Schliche zu kommen, verschleiert er die Geschehnisse in seiner unmittelbaren Umgebung und bemerkt dabei nichts von der Verschwörung, die sich selbst in seinem Beisein zügig entwickelt. Und erst als Isaacs klar sieht und die Intrigen nicht mehr zurückschlagen kann, wird er sich der nach wie vor aktuellen, enormen Tragweite der Ereignisse bewusst, kann aber nichts mehr gegen die naiven Pläne des fiesen Priesto, des neuen Mediums des gefallenen Erzengels Temozzarela, unternehmen.

Im sechsten Band endet die vorläufige Vergangenheitsbewältigung von Ian Isaacs; seine Verbindung mit der Unterwelt und seine Rache stehen bevor, und genau hier werden die Gründe für sein späteres unbarmherziges Handeln erklärt. Damit endet auch eine sehr komplexe Rahmenhandlung, die nun das letzte Puzzlestück in der Geschichte von Ivan Isaacs und seinem Gegenspieler, dem in anderen Personen weiterlebenden Geist des Erzengels, einfügt.

Was in der nächsten Episode passieren wird, lässt sich daher auch schon erahnen. Belial hat nun endlich einen Anstoßpunkt, um Ivan für seine Zwecke zu gewinnen, der wiederum wird seine Rache kaltblütig ausleben und Priesto wiederum, der die Auswirkungen der Eröffnung der Domas Porada etwas leichtsinnig und falsch eingeschätzt hat, wird mit den Folgen zu kämpfen haben und sein Gottesbild neu ordnen müssen. Es ergeben sich also mal wieder massig neue Schauplätze mitsamt der altbekannten, gefährlichen Kontrahenten, so dass für künftige Showdowns bereits jetzt gesorgt ist. Somit bewahrt sich diese Serie auch ihren Extrastatus als Ausnahmereihe und lässt den erst kürzlich heraufbeschworenen Mythos weiterleben – sowohl in der extrem stark aufgebauten Handlung als auch in den tollen düsteren Zeichnungen.

_Fazit_

Einmal mehr sorgt „Priest“ – dessen Hollywood-Verfilmung als Trilogie bereits in Arbeit ist – für Manhwa-Unterhaltung auf oberstem Niveau. Die Würfel sind gefallen, die Vergangenheit bewältigt, von nun an geht es zurück in die Gegenwart, und die verspricht in den kommenden Bänden noch erbarmungsloser und härter als schon zuvor zu werden. Wer bis jetzt noch immer nicht die Chance ergriffen hat, sich dieser faszinierenden Serie zu widmen, sollte es spätestens jetzt tun. So definiert sich Spitzenklasse beim aufstrebenden Verlag |Tokyopop|!

http://www.tokyopop.de/

Arleston, Christophe / Varanda – Loxullios Formel (Elixier 1)

Christophe Arleston ist in den Reihen von |Carlsen Comics| kein Unbekannter mehr, schließlich hat er schon mehrere Sammelbände und Serien für den deutschen Verlag lizenzieren lassen. Unter anderen zeichnet er für verschiedene Geschichte um Troy verantwortlich und hat auch die Texte zu „Die Feuer von Askell“ und „Excalibur“ beigesteuert. Gemeinsam mit Zeichner Varanda hat er unlängst eine neue Reihe begonnen, nämlich das viel versprechende „Elixier“, das nun ebenfalls über das Hamburger Verlagshaus für den deutschen Markt zugänglich gemacht wurde.

_Story_

Tolriq ist ein echter Taugenichts. Bereits zum dritten Mal wiederholt er die erste Klasse der Universität der Magie in Amporch, doch auch im erneuten Anlauf stehen die Karten schlecht für den verwegenen Charmeur. Statt nämlich Formeln zu lernen und sein Studium voranzutreiben, hüpft der junge Schüler lieber durch die Betten der holden Meiden aus Amporch, fällt aber auch damit nicht selten auf die Nase. Als dann die Prinzessin Murmillia in der Universität auftaucht, um sich selber auch weiterzubilden, sind die übrigen Kursteilnehmer nicht sonderlich angetan von ihrem neuen Gast. Lediglich Schürzenjäger Tolriq, selber mal wieder zu spät zum Unterricht erschienen, findet die hysterische Prinzessin auf Anhieb sympathisch, wird aber von der Tochter des Botschafters von Lorunde ebenso abgewiesen wie all seine Vorgänger, die ihr Glück bei der jungen Majestät versuchten.

Doch die beiden finden doch noch unfreiwillig zusammen, als die Stadt von einigen Monstern aus heiterem Himmel angegriffen und dem Erdboden gleich gemacht wird. Ausgerechnet Tolriq soll nun die Prinzessin in Sicherheit bringen, doch weder die Beschützte noch ihre Leibwächterin sind von diesem Gedanken angetan. Doch Tolriq hat auch noch eine zweite Aufgabe: Kurz vor dem Angriff der feindlichen Wesen ist ihm eine Formel für ein Elixier ungeahnter Stärke überreicht worden. Und jetzt, wo er es nicht an den Mann bringen kann, ist er alleine für das wichtige Dokument verantwortlich, ist sich dessen aber bei all seiner Schwärmerei für die widerspenstige Prinzessin gar nicht bewusst …

_Meine Meinung_

Franzosen haben einen ureigenen, sympathischen Humor bei ihren Comics, das weiß man eigentlich schon seit dem ersten „Asterix“-Band. Und genau dessen bemächtigt sich auch Christophe Arleston bei seiner neuen Reihe wieder, indem er einige sehr eigenwillige Zeichentrick-Geschöpfe kreiert, die sowohl wegen ihres Charakters als auch durch ihre Ausdrucksweise auf Anhieb charmant erscheinen. Dass dem Autor von „Elixier“ gewisse Klischees nicht fremd sind, gehört dabei mit dazu, und so sind besonders die beiden Hauptfiguren Murmillia und Tolriq mit bekannten Eigenschaften fast schon überladen worden.

Die Prinzessin zum Beispiel ist eine Zicke, wie sie im Buche steht: faul, nie zufrieden, immer forsch und niemals ohne Befehlston, dazu nicht in der Lage, sich ohne fremde Hilfe durch die Welt zu bewegen. Ohne ihre ebenso barsche Begleiterin Fauda wäre sie auf der Flucht vor den finsteren Monstern, die Amporch plötzlich heimsuchen, jedenfalls völlig aufgeschmissen. Tolriq indes ist zwar nicht grundsätzlich dumm, tritt aber in jedes sich bietende Fettnäpfchen. Er ist der Held in „Elixier“, denn auf ihm ruht eine enorme Verantwortung, vom der eventuell sogar das Schicksal der gesamten Welt abhängt. Nur weiß er davon noch wenig … noch!

Neben diesen beiden Figuren gefallen auch die detailreich vorgestellten anderen Charaktere, allen voran das kleine Glupion, das den neu zusammengefundenen Gefährten mehrmals aus der Patsche hilft, anscheinend aber auch ein ziemlich großes Geheimnis verbirgt. Zu dieser Auswahl gehören allerdings auch die vielen verschiedenen Monster, mit denen sich der unfähige Kämpfer Tolriq, die beiden Damen und ihre Begleiter aus der zwischenzeitlich aufgesuchten Herberge herumschlagen müssen, und die auch sehr schön gezeichnet wurden. Varanda hat sich nicht auf eine Spezies konzentriert, sondern eine ganze Reihe finsterer Gestalten entworfen, und das mit viel Liebe zum Detail. Gerade in den prall gefüllten Bildern, in denen die gesamte Szenerie von gegeneinander kämpfenden Horden gezeichnet ist, fällt dies sehr positiv auf.

Die Entwicklung der Handlung kann mit diesem sehr positiven Eindruck auch Schritt halten. Arleston hat einige tolle Ideen eingefügt, um diese humorvolle Fantasy-Geschichte weiterzuführen, so zum Beispiel den Allgegenwartspalast oder die Hydra, der sich die Gefährten in einem spannenden Kampf stellen müssen. Nicht zu vergessen natürlich die hier nur kurz angeschnittenen magischen Formeln und die Elixiere, mit denen man in Amporch dem Bösen gegenübertreten wollte, welche aber bislang noch nicht so zum Zuge gekommen sind. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass wir für die nachfolgenden Hefte noch einiges erwarten dürfen, denn trotz eines rasant voranschreitenden Plots scheint Teil 1 „Loxullios Formel“ nur der Anfang einer umfangreicheren, gelungenen neuen Reihe zu sein.

„Elixier“ bietet schließlich für beide Gruppen etwas: Die einen werden sich an den vielen Action-Szenen und den Fantasy-Elementen ergötzen, die anderen werden über den sympathischen Humor des Autors lachen, der sich aber auch in den witzigen Illustrationen von Zeichner Varanda zeigt. Weder am Inhalt noch an den Zeichnungen gibt es hier etwas auszusetzen! Und da Fans beider Sparten in diesem eröffnenden Band schon voll und ganz auf ihre Kosten kommen, verdient diese Serien auch eure Aufmerksamkeit.

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Salvatore, R. A. / Dabb, Andrew / Seeley, Tim – Heimatland (Forgotten Realms – Die Saga vom Dunkelelf 1)

Neben der vor kurzem veröffentlichten [Comic-Adaption 2417 der „Dragonlance“-Reihe von Richard A. Knaak haben |Panini| nun eine weitere Reihe aus der Welt von „Dungeons & Dragons“ übernommen, nämlich „Die Saga vom Dunkelelf“ aus der Reihe „Vergessene Reiche“.

Verantwortlich für diese populäre Geschichte ist niemand Geringerer als R.A. Salvatore, der sich wie kaum ein zweiter Autor aus dem „Dungeons & Dragons“-Universum in diesem Genre verdient gemacht hat. Allerdings hatte Salvatore bei der Comic-Umsetzung einige Bedenken. Er selber ist schließlich bekannt dafür, seine Romane ziemlich breit auszuschmücken, und so konnte er sich nur bedingt vorstellen, ein ganzes Buch in einer knapp 150 Seiten starken Graphic Novel unterzubringen.

Die radikalen Kürzungen behagten Salvatore jedenfalls nicht, doch nachdem der Autor nun das finale Produkt begutachtete, konnte er alle Zweifel beiseite räumen. Gemeinsam mit Zeichner Tim Seeley und Skript-Autor Andrew Dabb ist es ihm tatsächlich gelungen, sein düsteres Epos in umwerfender Form zu adaptieren. Das Ergebnis, die erste Geschichte mit dem Titel „Heimatland“, ist nämlich absolut überwältigend!

_Story_

In der ewigen Dunkelheit der Höhlen von Menzoberranzan lebt das in viele Familien und Häuser gespaltene Volk der Dunkelelfen. Unterwürfig geben sie sich dem Willen ihrer Spinnegöttin Lolth hin, deren Gunst für die weiblichen Anführer der jeweiligen Völker das maßgebliche Lebenselixier darstellt. Mitten in diese Welt hinein wird der junge Drizzt als Prinz des Hauses Do’Urden geboren – und dies zu einer Zeit, in der sich der Stamm der Do’Urden im Krieg befindet. Mit einem Schlag haben seine Vorfahren das Haus Devir ausgelöscht und so ihre Position in der Rangfolge weiter verbessern können. Doch abseits des Geschehens hat ein Mann aus Devir überlebt, der nun gesichtslos durch die Höhlen von Menzoberranzan wandelt und sich geschworen hat, eines Tages Rache an denjenigen zu nehmen, die seine Familie vernichtet haben.

Während Alton Devir nach Antworten bei seinem geheimen Rachefeldzug sucht, entwickelt sich der junge Drizzt an einer Akademie zum stärksten und am meisten gefürchteten Kämpfer der Höhlenwelt. Neun Jahre harter Drill und die Einführung in die Magie haben bei dem Prinzen von Do’Urden Wirkung gezeigt, konnten ihn aber dennoch nicht einschüchtern. Drizzt steht nämlich nicht hinter den Idealen seines Volkes und akzeptiert die Morde an unschuldigen Dunkelelfen und anderen Lebewesen an der Oberfläche von Menzoberranzan nicht. Er geht seinen eigenen Weg, und das erfolgreich, jedoch nicht zum Gefallen seiner Herrin Malice, die über ein Medium erfährt, dass ein anderer Stamm die Do’Urden angreifen wird. Als sie herausbekommt, dass Drizzt bei einem Feldzug an der Oberfläche den Mord an einem Elfenkind nur angedeutet, aber nicht vollzogen hat, hält sie ihn für einen Verräter am eigenen Volk und spricht die Todesstrafe für ihn aus.

Drizzt realisiert die Bedrohung allerdings gar nicht. Er ist selber damit beschäftigt, die Widersacher aus den eigenen Reihen in die Schranken zu weisen und zu akzeptieren, dass sein Ausbilder Zaknafein gleichermaßen sein Vater ist. Erst als er erneut bei der erzürnten, jederzeit um die Gunst der Spinnengöttin buhlenden Malice vorstellig wird und mit ansehen muss, welch grausames Opfer die mörderische Anführerin der Do’Urden ihrem Volk gebracht hat, ist sich Drizzt sicher, dass er sich von der verräterischen, intriganten Sippe der Dunkelelfen lösen muss. Doch zu diesem Zeitpunkt ist es für manche bereits zu spät …

_Meine Meinung_

Nach intensiver Auseinandersetzung mit der graphischen Umsetzung dieses erfolgreichen Romans kann ich die Bedenken, die R. A. Salvatore in seinem Vorwort äußert, gut nachvollziehen. Es ist nämlich wirklich so, dass einem die 144 Seiten, die „Heimatland“ umfasst, für den sehr umfangreichen Inhalt sehr knapp erscheinen. Immerhin wird dem Leser hier die komplette Entwicklung des Hauptcharakters Drizzt von der Geburt über die erfolgreiche Ausbildung bis hin zur schicksalhaften Lösung von seinem Volke erzählt, und dies samt all der vielen Ränke und Intrigen, die über Jahre verteilt im Hintergrund ablaufen. Alleine die Vorstellung der ganzen Gruppierungen unter den Dunkelelfen erfordert schon einen gewissen umfassenden Rahmen und kann nicht mal eben so nebenbei abgehandelt werden. Ebenso muss dem Leser die Chance gegeben werden, sich ein Bild von den recht komplexen Verstrickungen in der Höhlenwelt Menzoberranzan zu machen, was gar nicht so einfach ist, wenn man mal bedenkt, über welchen vergleichsweise langen Zeitraum sich der hier vorgestellte Plot erstreckt.

Es galt also bereits im Vorfeld, Prioritäten abzustecken und Schwerpunkte zu setzen, und genau hier haben die Macher des Comics dann auch ein sehr gutes Gespür bewiesen. Trotzdem ist es aber gerade für die Fraktion, die sich noch nicht so ausführlich mit dem Thema „Dungeons & Dragons“ beschäftigt hat, mitunter sehr schwierig, anfangs Zugang zur Story zu finden, denn man ist bereits auf Seite 1 mitten im Geschehen drin und braucht fortan einige Zeit, um die einzelnen Charaktere kennen zu lernen. In rasanten Sprüngen wird so zu Beginn die Fehde zwischen den Häusern Devir und Do’Urdan nacherzählt, die als Basis für die spätere Entwicklung der guten und bösen Helden dient. Über diesen Zwist und die ersichtlichen Konsequenzen gelangt man jedoch sehr gut in die Welt der Dunkelelfen hinein und kann sich schon relativ früh mit der weiteren Entwicklung von Drizzt beschäftigen, die allerdings partiell auch in sehr großen Sprüngen dargestellt wird, bei denen manchmal mehrere Jahre überschlagen werden. Beim Erkunden der Hintergründe kann der Comic folgerichtig auch nicht ganz mit dem Roman mithalten, muss er aber auch nicht.

Dafür hat die Adaption der „Sage vom Dunkelelf“ aber ganz andere Qualitäten, zum Beispiel die spitzenmäßigen Zeichnungen von Tim Seeley sowie die durchweg düstere Atmosphäre, die vor allem durch die schwarzhäutigen Unterweltelfen ausgestrahlt wird. Das gesamte Buch ist ein einziger Schatten, sowohl auf der Handlungs- als auch auf der visuellen Ebene – wobei Schatten in diesem Falle ein positiver Begriff ist! Im Vergleich zur vorangegangenen Graphic Novel von Richard A. Knaak hat „Die Saga vom Dunkelelf“ sogar die Nase leicht vorn, weil hier die beklemmende Stimmung in der Welt der Hauptfiguren unheimlich intensive Züge annimmt und den Leser sehr eindringlich an dieses Buch fesselt. Und das kann ja auch nur dann gelingen, wenn die Umsetzung stark ist.

Allen Befürchtungen des Original-Autors zum Trotz, ist der Beginn dieser neuen Fantasy-Comic-Reihe ein echtes Schmankerl geworden, das Fans des sehr beliebten R. A. Salvatore möglicherweise zum Comic führen wird, umgekehrt aber auch die Anhängerschaft der graphisch unterlegten Literatur für die Welt von Salvatore und „Dungeons & Dragons“ begeistern sollte. Beide Seiten üben – hier erneut bewiesen – eine ungeheure Faszination aus und gehören somit auch zur Pflichtlektüre für Freunde beider Genres!

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Cheung, Jim / Heinberg, Allan – Young Avengers: Sidekicks

Die „Young Avengers“ sind ein weiteres Konstrukt der |New Line|, einer frischen Serie aus dem Marvel-Universum, die sich mit gänzlich neuen Helden und Charakteren beschäftigt. Unter anderem sind in dieser Reihe schon Sachen wie „X-23“ und „Runaways“ auf den Markt gekommen und auch sehr wohlwollend aufgenommen worden. Und trotzdem: Neue Figuren haben es stets sehr schwer, schließlich stellen sie eine Art Konkurrenz zu den bekannten und beliebten Helden der Comic-Szene dar, und die Erwartungen sind daher auch immer besonders groß.

Allan Heinberg, seines Zeichens Verantwortlicher für die populäre TV-Sitcom „O.C., California“ und zudem beteiligt an Produktionen wie „Sex and the City“ und „Gilmore Girls“, hatte also keine leichte Aufgabe bei der Gestaltung seiner ersten größeren Comicreihe. Hilfe bekam er hierbei allerdings von einem sehr erfahrenen Zeichner. Jim Cheung, der bereits an legendären Arbeiten wir „Maverick“, „Iron Ma“ und „Wolverine“ mitwirkte, wurde im Jahre 2004 exklusiv für |Marvel Comics| verpflichtet und geht dem Autor bei der Entwicklung seiner frischen Ideen an dieser Stelle zur Hand. Und als Team haben sie wirklich eine sehr viel versprechende neue Episodenreihe zusammengestellt – zumindest ist dies der Eindruck, den der erste nun in Deutschland erhältliche Sammelband hinterlassen hat.

_Story_

Noch immer hat die Welt den Untergang der Rächer nicht ganz verdaut, da taucht auch schon eine neue Truppe seltsamer Mutanten auf, um sich im Kampf gegen das Böse zu profilieren. Die Zeitungen titeln bereits von den „Neuen Rächern“ und wollen in den jüngsten Ereignissen die Nachfolger solch bekannter Helden wie Bucky und Iron Man gesehen haben – zumal die merkwürdigen Figuren ähnliche Kostüme getragen haben. Dies ruft die schon seit längerem Vermissten Captain America und den tatsächlichen Iron Man auf den Plan, die ihre Rolle durch diese frechen Gestalten gefährdet sehen.

Tatsächlich stoßen sie auf das junge Quartett und stellen klar, dass ihr Auftreten nicht geduldet wird. Doch die beiden haben keine Ahnung, mit welch großer Bedrohung ihr Auftauchen verknüpft ist. Bei Iron Lad, dem Pendant zum echten Helden, handelt es sich nämlich um einen Zeitreisenden, der von einem Mutanten namens Kang der Eroberer gejagt wird. Er selber soll nämlich eines Tages zu Kang werden und kann dies nur verhindern, wenn er den aus dem 30. Jahrhundert herbeigereisten Kang in der Jetztzeit vernichtet. Es kommt zu einem gewaltigen Showdown, in dem die neuen Rächer nicht nur gegen den bedrohlichen Feind aus der Zukunft, sondern auch für ihre eigene Daseinsberechtigung kämpfen müssen. Wird der erste Kampf der Young Avengers, zu denen sich auch Jessica Jones alias Jewel gesellt, gleichzeitig ihr letzter sein?

_Meine Meinung_

Es ist echt merkwürdig, aber tatsächlich wahr. Man muss sich eine ganze Weile durchringen, bis man sich mit den neuen Helden aus der Welt der Marvel-Comics anfreundet, denn noch hat keiner von ihnen die souveräne Ausstrahlung eines Wolverine oder die Coolness der übrigen X-Men. Insofern ist hier wirklich aller Anfang schwer, was sich jedoch mit fortschreitender Entwicklung der rasant voranschreitenden Handlung immer deutlicher zum Positiven hinwendet.

Besonders die beiden neuen Rächer Patriot und Iron Lad sind wegen ihres teils sehr kompromisslosen Auftretens gerne gesehene Gäste, die bereits in diesem ersten Comic wahnsinnig schnell an Sympathie gewinnen. Der etwas zurückhaltende Asgardian sowie der Hulk-meets-Changeling-Clone Hulkling haben es da schon ungleich schwerer; Ersterer, weil er kaum bedeutend in die Geschichte eingreift, und Letzterer, weil sein Charakter noch nicht eigenständig genug ausgeprägt ist. Dies ist im Prinzip auch bei Iron lad der Fall, schließlich orientieren sich seine Wesenszüge sehr stark an seinem noch lebenden Vorgänger Iron Man (was wohl besonders Jim Cheung sehr recht gewesen ist). Doch weil er unter den neuen Rächern die Hauptrolle einnimmt und sich als Held über die gesamte Distanz auch immer wieder mit klugen Entscheidungen und gefestigten Wesenszügen profilieren kann, gibt es an seiner Rolle keine Zweifel.

Die Erzählung in diesem recht opulenten Sammelband ist ebenfalls sehr gut; kaum sind die vier Helden aufgetaucht, müssen sie in einem Zug zwei ihrer härtesten Schlachten schlagen; die eine für sich selbst, die andere gegen einen schier übermächtigen, von seinen Anlagen her klar überlegenen Feind. So ist auch der gesamte Mittelteil geprägt von zahlreichen Kämpfen und durchgängiger Action, die schließlich in den neuen, allerdings ziemlich ausgiebig vorgestellten Rahmenbedingungen für den hoffentlich schon in Kürze erscheinenden Folgeband münden. Freunde von echter Marvel-Action sollten diesen Comic (und besonders die beiden neuen Superhelden Patriot und Iron Lad) also trotz vorangegangener Skepsis lieben.

_Fazit_

Die New Line überzeugt auch in diesem Buch auf ganzer Linie. Getreu dem Motto ‚Neue Helden braucht das Land‘ entwickelt sich auch die Welt der Mutanten weiter und legt mit den „Young Avengers“ einen weiteren Grundstein für eine noch vielseitigere Zukunft beim legendären Comic-Verlag. Da auch die Zeichnungen vom Feinsten sind, kann ich diese neue Reihe nur weiterempfehlen!

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Bendis, Brian / Coipel, Olivier – House Of M 2 (von 4)

Die Welt, in der Wolverine umherwandelt, hat sich komplett verändert. Nur noch Mutanten machen die Runde, und die wenigen menschlichen Überlebenden halten sich in der Gosse des New Yorker Stadtteils Hell’s Kitchen auf und müssen in ihrem Dasein als letzte Verbliebene der Gattung Homo sapiens sapiens in größter Furcht leben. Wolverine begibt sich alsbald auf die Suche nach seinen alten Kumpanen und erfährt über die aktuelle Tageszeitung, dass sich die Welt in ihren Grundfesten komplett verändert hat. Die Mutanten sind an der Macht und werden von einem gewissen Lord Magnus, früher bekannt unter dem Pseudonym Magneto, angeführt.

Bereits 30 Jahre sind vergangen, nachdem die Mutanten unter seiner Führung die Welt von der Unterdrückung durch die Homo sapiens sapiens befreit wurden, und dies kann Wolverine nicht einfach so hinnehmen. Er hofft, an alter Wirkungsstätte auf Bekannte und zumindest auf Charles Xavier zu stoßen, wird aber bei seinem Inkognito-Aufenthalt im Stark Tower nicht gerade freundlich begrüßt. Mit letzter Kraft gelingt es ihm, aus der drohenden Gefangenschaft zu entfliehen, und so gelangt er nach Hell’s Kitchen, wo er ebenfalls zunächst auf wenig Gegenliebe stößt.

Weil er einen Counter bei sich trägt, können ihn die Mutanten dort jedoch schnell entdecken, doch ihm gelingt es ein weiteres Mal zu fliehen. Schließlich trifft er tatsächlich auf alte Verbündete und versucht auch in ihnen die Erinnerung an die Vergangenheit hervorzurufen. Ein wenig Überzeugungskraft reicht schließlich aus, um einige alte Freunde wieder zu bekehren und in ihnen die verlorene Besinnung zu wecken. Nun ist Wolverine nicht mehr alleine …

_Meine Meinung_

Nachdem sich die Handlung im ersten Teil noch nicht konkret auf einen Schauplatz konzentrierte, macht sich die Entwicklung des Comics bzw. des eigentlichen Helden hier schon deutlicher bemerkbar. Es liegt tatsächlich an Wolverine, die Hintergründe zu erforschen und die fehlgeleiteten Mutanten wieder auf die rechte Bahn zu geleiten. Doch dazu muss er erst einmal herausfinden, wo sich seine ehemaligen Heldenfreunde derzeit befinden – was gar nicht so einfach ist, weil die Mutanten von Lord Magnus und dem House of M ihm dicht auf den Fersen sind. Doch Wolverine wäre nicht Wolverine, wenn er nicht selbst solch außergewöhnlichen Extremsituationen gewachsen wäre …

Spannend geht die Geschichte weiter, diesmal aber auch ein ganzes Stück linearer. Die Autoren konzentrieren sich in Band zwei hauptsächlich auf den Plot um Wolverine, der hier durchgängig beschrieben wird. Was indes mit den übrigen Mutanten geschehen ist, bleibt noch unklar. Lediglich einige Schnipsel in einer Zeitung lassen auf den Verbleib von Peter Parker schließen, der anscheinend noch lebt. Auch Emma Frost taucht zum Ende wieder auf, doch wo Charles Xavier und die übrigen Figuren abgeblieben sind bzw. wie ihr derzeitiger Zustand ist, dies kann man nicht einmal erahnen. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass Lord Magnus, der Vater von Scarlet Witch, hier seine Hände im Spiel hat und (vielleicht auch unbewusst) das Schicksal der übrigen X-Men und des Bundes der Neuen Rächer in der Hand hat. Und wieder steigt die Spannung, schließlich will man ja mehr wissen.

Bis zur nächsten Fortsetzung wird es nun allerdings noch einen Monat dauern; der dritte Teil von „House Of M“ wird nämlich am 8. Juni erscheinen. Bis dahin sind jedoch in „Wolverine 29“ und „X-Men 65“ noch kurze Tie-ins geplant. Das wird zwar für den echten Fan ziemlich teuer, ist aber äußerst lohnenswert. So viel Action auf einmal ist nämlich selbst bei |Marvel| nicht Standard …

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Moore, Alan / Lloyd, David – V wie Vendetta

Vor gut zwei Monaten kam ein Film namens „V For Vendetta“ in die deutschen Kinos. Dieser basiert auf der Comicserie „V For Vendetta“ von Alan Moore (Autor) und David Lloyd (Zeichner), welche später als vollständige Graphic Novel wiederveröffentlicht wurde. Allerdings wurde der Film vom Autor jedoch nicht als werkgetreue Buchverfilmung abgesegnet.

Ich finde den Film als solchen zwar gelungen, doch stellt er in der Tat einiges anders dar als das Buch, und auch die Charakterzeichnungen sowohl der Hauptfigur als auch ihres obersten Widersachers wurden für den Film geändert und durch eine weniger profilierte Darstellung entschärft. Vor allem die Hintergrundgeschichte der Hauptperson „V“ tritt in der Literaturvorlage stärker hervor, obgleich seine Herkunft offen bleibt. Denn „V For Vendetta“ ist die Geschichte eines anonymen Mannes, der an der Gerechtigkeit bzw. deren Abwesenheit verzweifelt ist und sich nun selbst Rache für ein ihm angetanes Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verschaffen trachtet.

Diese Geschichte spielt in einem faschistischen England der (bei erscheinen der Serie ab 1982) Zukunft, sie beginnt nämlich im Jahre 1997. Wir haben es mit einer Welt zu tun, in der Faschisten nach dem dritten, nuklear ausgetragenen Weltkrieg und der katastrophalen Lage danach „wieder für Ordnung gesorgt“ haben und so an die Macht gekommen sind, dabei allerdings auch mit der Kirche kooperieren.

Im Vergleich mit dem stellenweise satirisch überspitzten und dadurch aufgelockerten Film erscheint „V For Vendetta“ im Original düsterer und grausamer, was unter anderem sowohl die Rücksichtslosigkeit der Regierung als auch die Kaltblütigkeit von „V“ betrifft, der den Sturz des Regimes plant. Da er den Wandel von der Demokratie zum Faschismus selbst miterleben musste, somit auch, wie Gerechtigkeit und Menschenwürde korrumpiert und schließlich mit Füßen getreten wurden, nimmt seine Desillusionierung kaum Wunder. Als Mann von Bildung, der am eigenen Leib Zeuge wurde, wie schwach die Demokratie in entscheidender Stunde gewesen war, flüchtet er sich in die Theaterwelt einer kulturellen Enklave, die er sich irgendwo im Untergrund angelegt hat, die „Schattengalerie“. Von dort aus plant er sein Vorgehen gegen den Staat. Und zwar gegen den Staat als solchen, denn ständig zwischen den beiden Polen Phantasie und Politik sowie zwischen ganz unten und ganz oben, zwischen musealer Bewahrung und gewaltsamer Zerstörung pendelnd, findet er Trost im utopischen Ideal der Anarchie, welcher er sich in einem eindrucksvollen, symbolischen und theatralischen Akt verschreibt.

Symbolik und Theatralik ziehen sich denn auch als roter Faden durch die gesamte Geschichte, ebenso wie Zitate aus Literatur und Musik (durch „V“ immerzu aufs Neue theatralisch inszeniert). Diese Theatralik wertet den Comic ungemein auf, was sowohl Stil als auch Spannung der Geschichte anbelangt. Von der Düsternis nimmt sie ihm indes nur wenig.

Zweifellos ist „V“ nicht ganz normal, das wäre von einem Folteropfer auch nicht zu erwarten. Alleine die Idee, im Alleingang einen Rachefeldzug von dieser Größenordnung zu starten (es wird einige hohe Tiere erwischen – dieser Begriff passt hier ausgezeichnet) ist nahezu verrückt; aber „V“ will mehr: die gesamte Gesellschaftsordnung zum Teufel jagen. Und dabei geht er äußerst geschickt vor …
Wie weit sein Wahnsinn und sein Genie jedoch fortgeschritten sind, bleibt in der Schwebe; lange Zeit übrigens auch, inwieweit sich Rache- und politisches Motiv bedingen, bzw. welches der beiden überwiegt.
Immer wieder verschanzt sich „V“ hinter seiner starren Maske. Als Gewandung hat er die Bürgertracht aus der Zeit des „Gunpowder Plot“ gewählt, als Auftakt seiner terroristischen Aktionen den Guy Fawkes Day und als Waffe, neben dem unumgänglichen Sprengstoff, das Wort, die Folter sowie eine Anzahl von Dolchen und einmal sogar eine Giftspritze. Es handelt sich also um einen Mann, der durchaus mit Hinterlist und Tücke vorgeht.

Im gleichen Maße, indem man als Leser die idealistischere Seite des Protagonisten kennen lernt, begibt man sich auch tiefer in den Abgrund der Grausamkeit „V“s. Diese Ambivalenz wird in der Graphic Novel noch deutlicher als im Film. Wo dort etwa der Diktator kaum mehr als eine sinistre Folie des Faschismus in Person ist, vor der „V“ seinen gewalttätig-aufklärerischen Ein-Mann-Feldzug entwickelt, fällt sein Porträt im Buch deutlich stärker aus und lässt sich auch gut als Kritik an der funktionshörigen Maschinenvergötzung des modernen Menschen lesen. „V“ dagegen fordert ohne jegliches Maß die Emporhebung des Menschen als freies Individuum ein, das einzig und allein seinem Willen unterworfen sei. Dies erfordert Mut, und – wie „V“ selbst es einmal indirekt eingesteht – die Erkenntnis, dass wahre Freiheit immer erkämpft werden muss, auch und vor allem der eigenen Behaglichkeit zum Trotz.

Die von „V“ angestrebte Welt wird folglich alles andere als eine Verwahrstation für Mitläufer sein, und so hat er keinerlei Skrupel, Menschen dieses Schlages zu töten, wenn sie sich seiner Idee in den Weg stellen, oder sie als Spielfiguren zu gebrauchen; wem es an eigenem Willen gebricht, der hat schon verloren. Auch manipuliert er Menschen mit verabscheuungswürdigen Methoden. Aber anders als die Faschisten will er ihnen keine falsche Sicherheit suggerieren.
Doch dies wird im Buch lediglich angedeutet.

Beleuchtet wird am Charakter „V“s vor allem das Rachemotiv, der einzige Teil seiner Persönlichkeit, der sich aus der (hier im Gegensatz zum Film mehr als nur angedeuteten) Gefangenschaft und Flucht herleitet. Dass dies nicht alles gewesen sein kann, was eine solche Entschlossenheit möglicherweise erklärt, macht die Figur mysteriöser, als sie ohnehin schon ist. Einen Innenkampf des Protagonisten bekommen wir nie zu sehen, und einmal bezeichnet er sich sogar selbst als Idee.

Neben der dichteren Atmosphäre ist der Comic dem Film auch darin überlegen, dass er eine weibliche Perspektive miteinbringt; und zwar nicht nur in der Figur von Evey, einer Waise, die durch die faschistischen Verfolgungen erst zu einer solchen geworden ist, und derer sich „V“ animmt, ihr Asyl in seiner Schattengalerie bietet und sie schließlich (oder bereits von Anfang an?) auch zum Teil seines Planes macht. Ebenso die Frauen der Nebenfiguren – nein, das ist falsch; es muss heißen: die Frauen als Nebenfiguren – bekommen hier einen der vorgezeichneten Welt angemessen Part, müssen sehen, wo sie in einer von Männern dominierten Welt bleiben, und wie sie sich in unschönen Zeiten am besten durchschlagen: Die zweifelbehaftete Heldin, die schwache Mitläuferin, die starke Intrigantin – alles vertreten.

Im Film ebenfalls zensiert: Drogen. LSD spielt dagegen im Comic eine zentrale Rolle, um das Unvorstellbare vorstellbar zu machen. Dem Polizisten Finch, der dem Terroristen „V“ auf der Spur ist und der ihn schließlich für seine Untaten aus persönlichen Gründen nur noch töten will, gerät im Verlaufe der Handlung immer mehr in Zweifel an der Richtigkeit – nicht seiner Arbeit, wohl aber des Staates, der ihn beschäftigt. Ironischerweise sind in einer zutiefst pervertierten Gesellschaft Drogen für ihn die einzige Möglichkeit, sich seiner inneren Stimme zu stellen, alle Propaganda- und Lebenslügen abzuschütteln, und in einer Art Vision der Wahrheit immerhin ein Stück näher zu kommen. Eine abschließende Deutung von „V For Vendetta“ zur Frage „Verherrlichung der Anarchie – ja oder nein?“ lässt sich nicht geben. So bleibt denn auch am Ende der Geschichte vor allem der Zweifel. Aber der ist ja bekanntlich hin und wieder auch ein Neubeginn.

Man muss schon ein unrettbarer Zyniker sein, um von „V For Vendetta“ gänzlich kalt gelassen zu werden. Die Lektüre empfiehlt sich schon alleine aufgrund der spannenden und nachdenklich stimmenden Geschichte Lesern aller Sprachen und politischen Standpunkte. Hinzu kommen die stimmungsvollen Zeichnungen von David Lloyd, die wie von alten Filmpostern und Roman-Illustrationen, vor allem aber von klassischen Noir-Comics und Film-Storyboards inspiriert wirken, und die das Betrachten ebenfalls zum Genuss machen. Aufgrund der zahlreichen Wortspiele rund um den Buchstaben V sollte man das Werk jedoch nach Möglichkeit auch im englischen Original lesen.

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Bendis, Brian / Coipel, Olivier – House Of M 1 (von 4)

Nach längerer Zeit hat man sich Hause Marvel wieder an eine Crossover-Serie herangewagt, und dabei – so versprechen die Macher von „House Of M“ – eines der gewaltigsten Unterfangen der Comic-Geschichte kreiert. Die Story knüpft jedoch nahtlos an die aktuellen Geschehnisse im Marvel-Universum an, genauer gesagt an die „Heldenfall“-Saga, in der Scarlet Witch, die Tochter von Magneto, bereits einmal die Kontrolle über ihre die Realität verändernden Kräfte verloren hat. Und genau dies passiert der eigentlich unter scharfer Bewachung von Charles Xavier, dem mysteriösen Dr. Strange und Magneto stehenden Dame nun ein weiteres Mal. Nur dass das Ausmaß der Katastrophe diesmal weitaus verheerender ist …

_Story_

Wanda erwacht im Krankenhaus und hält ihren Neugeborenen in den Händen. Dabei ist ihr die Zeugung von Nachwuchs strengstens untersagt, schließlich hat sie durch den Missbrauch ihrer Mutantenkräfte schon zu viel Unheil angerichtet. Magneto und Charles Xavier gelingt es ein weiteres Mal, sie durch den Gebrauch von Drogen zu beruhigen, jedoch ist beiden bewusst, dass dies keine dauerhafte Lösung sein kann. Um der drohenden Gefahr vorzubeugen, beruft Xavier eine große Versammlung ein, an der die bekanntesten Helden und Mutanten zusammentreffen und beratschlagen, wie sie Wanda alias Scarlet Witch das Handwerk legen können. Man diskutiert, ob der fehlgeleitete Mutant besser sterben oder mit neuen, bisher noch unbekannten Methoden geheilt werden soll, und die Diskussionen verschärfen sich. Doch das Meeting in Genosha bleibt ohne Ergebnis. Ein gleißender Lichtblitz überdeckt die Welt und verändert mit einem Schlag die gesamte Realität. Wanda hat wieder zugeschlagen …

_Meine Meinung_

Es erfordert schon eine gewisse Vorkenntnis, wenn man die weit reichenden Hintergründe dieser ziemlich umfassenden Story auf Anhieb verstehen möchte, und so fiel es mir anfangs auch schwer, tiefer in die Materie einzudringen. Allerdings haben sich die Macher dieses Comics alle Mühe gegeben, selbst Neulingen den nötigen Input durch eine ziemlich lange Einleitung zu verschaffen, so dass man auch als Laie sofort in der Welt von „House Of M“ zu Hause ist. Und da die Action hier ebenfalls sehr zügig voranschreitet, bekommt man sowieso nicht sonderlich viel Raum, um mal Luft zu schnappen, denn die Bedrohung für das Universum beginnt bereits mit der ersten Seite.

In der ersten Ausgabe wird der Crossover der verschiedenen Serien allerdings noch nicht so deutlich offenbar. Bis auf die Einberufung der vielen Helden in Genosha handelt es sich beim ersten Teil lediglich um eine größere Einleitung, bei der die drohende Katastrophe in ihrem gesamten Ausmaß geschildert wird, aber auch noch sehr, sehr viele Fragen offen bleiben. In der zweiten Hälfte (es handelt sich bei der deutschen Version um Sammelbände, die jeweils zwei Episoden der achtteiligen Originalreihe enthalten) zeigen sich dann die Folgen, die der erneute Energieschub von Scarlet Witch ausgelöst hat.

In allen Teilen der Welt hat sich Grundlegendes geändert, und auch die Helden aus der Vergangenheit sind in dieser zukünftigen Welt nicht mehr von Belang – sofern sie überhaupt noch existieren. Denn dies wird hier auch noch nicht so ganz deutlich. Lediglich einer ist noch geblieben und erinnert sich zum ersten Mal überhaupt an seine Vergangenheit zurück: Wolverine. Anscheinend ist er auch die einzige Figur, die nicht von den unkontrollierbaren Kräften Wandas betroffen ist. Und so liegt es an ihm, die alten Helden aufzusuchen, sie zu retten und mit ihnen gemeinsam wieder das verloren gegangene Gleichgewicht herzustellen.

Teil 1 (von 4) ist auf jeden Fall ein sehr gelungener Einstieg in die Serie und bietet Comic-Action auf höchstem Niveau. Leichte Kost ist „House Of M“ allerdings nicht, denn die Handlung findet an sehr vielen Schauplätzen zur gleichen Zeit statt, und es dauert eigentlich bis zum Ende, bis man all das, was sich hier prinzipiell in wenigen Momenten abgespielt hat, durchblickt. Dabei ergeben sich recht viele Mysterien und Unklarheiten. So ist die Rolle von Magneto ebenso unsicher wie die von Wolverine. Und auch die Frage nach den Auswirkungen auf Spiderman, die X-Men und all die übrigen Neuen Rächer bleibt weiter offen und wird erst in den nächsten Ausgaben bzw. in den verschiedenen Tie-ins in den folgenden „X-Men“- und „Spiderman“-Comics geklärt. Doch das macht die Sache auch so spannend; sie spielt sich auf mehreren Ebenen gleichzeitig ab, bringt einem dabei alle Lieblinge aus dem Marvel-Universums nahe und ist doch so verzwickt, dass man schon genau hinschauen muss, um die vielen Details aufzufassen. Oder mit anderen Worten: Marvel-Action wie Fans sie sofort lieben werden. Ich freue mich riesig auf die Fortsetzung!

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Chrono, Nanae – Peace Maker Kurogane 05

Leider hat die Freude über den fünften Band der „Peace Maker Kurogane“-Serie auch einen negativen Beigeschmack, der sich auf die Zukunftspläne von Nanae Chrono bezieht. Die Autorin möchte nämlich zunächst mal eine längere Pause einlegen und die Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen – und dies ausgerechnet an einem Punkt, an dem die Spannung nicht größer sein könte. Aaaarrrgghhh …!
Nun, freuen wir uns aber jetzt erst einmal über diesen fünften Band, denn der hat es, was die Action anbelangt, wirklich in sich!

_Story_

Die politischen Zustände haben sich in letzter Zeit deutlich zugespitzt, besonders nach dem Tod von Ryoma Sakamoto, für den verfeindete Gruppen Tetsu verantwortlich machen. Weiterhin scheint die Organisation des verräterischen Ito, die „Kaiserliche Grabwache“, nach dem Einstieg der beiden geheimnisvollen Shinsengumi-Persönlichkeiten Heisuke Todo und Hajime Saito immer mehr an Macht zu gewinnen und ihren alten Auftraggeber langsam zu untergraben. Der Kampf scheint vorprogrammiert, und nach einem weiteren Aufeinandertreffen zwischen Ito und den Shinsengumi kommt es zu einem Überfall, bei dem der stark angetrunkene Führer der „Kaiserlichen Grabwache“ hinterhältig ermordet wird.

Dessen Handlanger, darunter eine beträchtliche Zahl Ronin-Söldner, lassen sich nicht lange bitten, rücken in voller Kampfmontur und Heerstärke gegen die Shinsengumi vor und umzingelt die zahlenmäßig unterlegene Organisation. Es kommt zu einer brutalen, blutigen Schlacht, in deren Mittelpunkt einmal mehr Tetsu steckt, der aufgrund des Mordverdachts zum Tode verurteilt wurde. Der wahre Mörder Sakamotos hingegen spinnt eine Intrige nach der anderen und freut sich über jeden weiteren Shinsengumi, der ohne besondere Anzeichen Hochverrat begeht.

In einem Rückblick wird die Geschichte von Soji Okita erzählt, der wegen seines mädchenhaften Äußeren in seiner Kindheit eines Samuraikämpfers für nicht würdig befunden wurde. Katsuta Kondo und Toshiza Hijikata, gerade mal 18 bzw. 17 Jahre alt, finden jedoch schnell heraus, dass sich hinter dem kleinen unscheinbaren Jungen ein furchtbares Geheimnis verbirgt, das unmittelbar mit einem verschollenen Schwert in Verbindung steht …

_Meine Meinung_

Der fünfte Teil der Serie ist auf jeden Fall der gradlinigste bislang. Es ist zwar weiterhin nicht gerade einfach, die vielen gemeinen Intrigen zu durchschauen, doch da sich die Verräter dieses Mal nicht mehr so sehr im Verborgenen aufhalten und durch die Vorgeschichte langsam Licht ins Dunkel gekommen ist, bekommt man hier relativ schnell den Durchblick.

Und sobald man sich hier (in meinem Fall nach längerer PMK-Abstinenz) wieder zurecht gefunden hat, steckt man auch schon mitten drin in der Action. Band 5 ist gefüllt von weiteren hinterhältigen Mordplänen, vielen Schwertkämpfen, verräterischen Hinterlisten und Ungerechtigkeiten, in deren Mittelpunkt wiederum Tetsunosuke Ichimara steht, der diesmal das Opfer eines feigen Komplotts werden soll. Hintergründige Gefühle und Emotionen spielen kaum noch eine Rolle, und auch die politischen Schachzüge finden hier in den rasanten Kampfhandlungen ein jähes Ende.

Leider aber gilt dieser Schlussstrich fürs Erste auch für die gesamte Handlung; etwa zur Mitte des Buches – der Kampf zwischen den Ronin und der Shinsengumi ist gerade beendet, die Spätfolgen sind aber noch nicht geklärt – stoppt Nanae Chrono den Hauptplot und führt den Leser über einen größer angelegten Flashback zurück in die Kindheit des zart wirkenden Sojimoro Okita, hinter dem sich insgeheim aber ein brutaler Kämpfer und offenkundiger Mörder verbirgt. Mehr dazu möchte ich an dieser Stelle nicht sagen, aber mit dem Beginn der so genannten Hino-Kapitel startet die Autorin eine weitere sehr interessante Facette, die den gesamten Storyverlauf sicherlich noch ein weiteres Mal umkrempeln wird und das Hintergrundwissen um einen weiteren wichtigen Charakter aufwertet. Hinter dem heutigen Shinsengumi Soji steckt viel mehr als das, was die kindliche Seele nach außen hin ausstrahlt, und diesen Kontrast hat Chono auch wieder sehr gut in die Zeichnungen mit aufgenommen.

Zu Letztgenannten möchte ich abschließend auch noch ein paar Worte loswerden; was mir nämlich sehr positiv aufgefallen ist, sind die weniger hektischen Bildfolgen in den Action-Szenen. Die Kampfhandlungen verschwimmen nicht im Wust an überladenen Skizzen, sondern sind in ihren Details sehr gut zu differenzieren. Selbst die Passagen, in denen die Ronin mit ihrer geballten Masse gegen die Shinsengumi vorgehen, entbehren der vorher schon mal öfter aufgetreten, illustrierten Hektik und zeugen von einer optimalen Weiterentwicklung seitens der Zeichnerin. Kompliment an Nanae Chrono, die sich jetzt leider erst einmal für unbestimmte Zeit zu Ruhe setzen möchte. Angesichts des prima Spannungsaufbaus und der toll inszenierten Action wäre es jedoch wünschenswert, wenn die Dame auf schnellstem Weg mit einem weiteren „Peace Maker Kurogane“-Band aus dem Handgelenk käme – auch wenn man landläufiger Meinung nach eigentlich auf dem Höhepunkt aufhören sollte! Band 5 ist ein – man verzeihe mir die ungezügelte Ausdrucksweise – endgeiles Manga-Erlebnis!

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Moore, Alan / Lloyd, David – V wie Vendetta

|Eigentlich schreibt Alan Moore gar keine Comic-Szenarios. Seine in den Achtzigerjahren entstandene Geschichte »V wie Vendetta« ist vielmehr eine Studie über den Faschismus. Sie gilt bis heute als ein Meilenstein der Comic-Literatur. Darin ist es einer kleinen Gruppe machthungriger Männer gelungen, die Kontrolle über England zu erringen.|

»V wie Vendetta« spielt in einem fiktiven England Ende der Neunzigerjahre. Ein begrenzter Atomkrieg hat dazu geführt, dass das Land im Chaos versank. Im Zuge der allgemeinen Misere wurde der Ruf nach einer starken Hand laut, um die Probleme in den Griff zu bekommen und die englische Nation zurück zu alter Größe zu führen. So gerieten die Faschisten auf den Plan.

Das alles ist inzwischen Vergangenheit. Die Gegenwart, in die Moore den Leser versetzt, spielt diverse Jahre nach der Krise und der Zeit der Neuordnung. Die Verhältnisse haben sich beruhigt. Viele Details der Handlung lassen vermuten, dass sich Moore beim Schreiben am Nationalsozialismus und dem Dritten Reich orientiert hat. Er möchte zeigen, dass Faschismus und Totalitarismus auch in anderen Ländern als in Deutschland entstehen können, sie also ein allgemeines Problem sind.

Dabei sieht zunächst alles nach einem gewohnten Superhelden-Szenario aus. Ein ominöser Mann mit Maske tritt auf und tötet Männer der Geheimpolizei, als diese sich an einem Mädchen vergreifen wollen. Wenige Minuten später explodiert das Parlamentsgebäude. Die Machthaber und das Volk erfahren: »V« war hier und hat dem Regime den Krieg angekündigt.

Der Held, dessen Identität lange im Dunkeln bleibt, hat politische Absichten. Diese Motivation ist ungewöhnlich, wenn man im Schema üblicher Superhelden-Szenarios bleibt. Ungewöhnlich ist ebenfalls, dass der Held nicht gegen einen Schurken kämpft, sondern gegen ein System. Er möchte England die Freiheit zurückgeben und steht anarchistischen Staatsvorstellungen nahe. In diesem Zusammenhang gehört Vs Selbstgespräch mit der Statue der Justitia zu den eindrucksvollsten Szenen der Geschichte. Er kündigt ihr seine Liebe, kritisiert ihre Blindheit und Sprunghaftigkeit, um schließlich zu gestehen: Es gibt eine andere Frau in meinem Leben – und ihr Name lautet »Anarchie«.

Die Atmosphäre der Zeichnungen wird ihrem Inhalt gerecht. David Lloyd zeigt uns keine überstilisierte Welt der »Guten und Bösen«, in der physikalische Gesetze bloß ungefähre Richtwerte sind, sondern er wählt eine realistische Darstellung in ruhigen Panels. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Figuren. Bei der Umwelt operiert er mutig mit Schatten und schwarzen Flächen.

Alan Moores Hauptaugenmerk liegt auf den einzelnen Figuren, ihren persönlichen Absichten und Abgründen. Er fragt nach der Verantwortung jedes Einzelnen. Obwohl der Leser hin und wieder wittert, dass er es mit einer konstruierten Kopfgeburt zu tun hat, gelingt es Moore jedoch immer wieder, diesen Eindruck zu zerstreuen. Er traut seinen Figuren etwas zu und lässt sie die Handlung tragen. Was eine besondere Qualität von »V wie Vendetta« ausmacht, ist der Umstand, dass Moore nicht in Kategorien von »Gut und Böse« denkt, sondern stets durchaus beide Seiten der Medaille im Blick hat. Sicherlich keine leichte Unterhaltung, aber ein außergewöhnlich anspruchsvoller Comic.

Seit dem 16. März läuft die Verfilmung der Wachowski-Brüder (»Matrix«) mit Natalie Portman und Hugo Weaving in den deutschen Kinos.

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Knaak, Richard A. – Legende von Huma, Die (DragonLance 1)

_Der Autor_

Richard A. Knaak wurde in den USA in Chicago geboren. Dort verbringt er noch immer einen großen Teil seines Lebens und Schaffens, ist aber inzwischen auch in Arkansas zu Hause.
Ursprünglich galt sein Interesse weniger der Schriftstellerei als der Chemie, und so beschäftigte er sich an der Universität von Illinois ausgiebig mit den Elementen. Dann erkannte er jedoch seine Liebe zur Sprache und zum Schreiben und wechselte zur Rhetorik, worin er auch seinen Abschluss machte, bevor er seine Autoren-Karriere startete. Seine Liebe als Schriftsteller gehört dem Fantasy-Genre. Bestens bekannt und ein weltweiter Topseller ist seine „DragonLance“-Saga, auf der auch der hier vorliegende Band basiert. Seine Affinität zum Comic-Genre hat Knaak auch noch als Autor der inzwischen sehr angesagten Manga-Serie „Ragnarok“ unter Beweis gestellt, die jüngst auch in Amerika erfolgreich publiziert wurde. Zudem machte er sich einen Namen mit Adaptionen zu weltberühmten PC- und Konsolen-Games wie „Warcraft“ oder „Diablo“ (auch diese Romane sind auf Deutsch bei Panini erschienen), die mehrfach ausgezeichnet und in vielen Ländern zu absoluten Verkaufsschlagern wurden. Werke von Richard A. Knaak werden seit 1987 veröffentlicht und die meisten davon wurden inzwischen auf Deutsch, Italienisch, Tschechisch, Polnisch, Finnisch, Ungarisch, Japanisch, Chinesisch, Türkisch, Russisch und viele weitere Sprachen übersetzt. Seine Bücher werden auf der ganzen Welt gelesen.

_Story_

Schlimme Zeiten herrschen auf Krynn: Die hinterhältige Königin Takhisis möchte das gesamte Land unterjochen und schickt hierzu die große Schar ihrer fiesen Handlanger ins Geschehen. Ihnen gegenüber stehen die Anhänger des ehrenwerten Gottes Paladin, zu denen auch die Ritter von Solamnia gehören. Einer von ihnen ist Huma, ein recht unauffälliger Zeitgenosse, dem erst vor kurzem die Ritterehre zuteil geworden ist. Bei einer ganz normalen Routine-Patrouille schlägt seine Stunde, als er die feindlichen Goblins besiegt und den gefangenen Minotaurus Kaz befreit. Dieser ist ihm unheimlich dankbar und verbrüdert sich mit dem tapferen Ritter, als dieser ihn ein weiteres Mal vor dem Tod durch einen Drachen bewahrt. Doch Kaz kann sich auch nur schwerlich durch das Land bewegen, denn die Minotauren zählen als Verbündete der Oger ebenfalls zu den Untergebenen von Takhisis.

Obwohl es um die Ritter von Solamnia gar nicht gut bestellt ist und der Krieg schon entschieden scheint, kämpfen Huma und Kaz erfolgreich gegen ihre Feinde; so gelingt es ihnen unter anderem, die Abgesandten der Schwarzen Garde unter der Führung von Galan Dracos in die Flucht zu schlagen, als sie mit diesen in einen Kampf verwickelt werden. Huma wird jedoch selbst verwundet, woraufhin sich der Minotaurus zum ersten Mal revanchieren kann und ihn vor dem sicheren Tod bewahrt. Wieder genesen, wird Huma als Wachtposten eingesetzt, verfolgt während seiner ersten Schicht einen weiteren Anhänger Dracos‘ und stößt dabei auf seinen alten Kumpel Magus, mit dem er einen großen Teil seiner Jugend verbracht hat.

Allerdings erkennt er in ihm nicht mehr den vertrauten Freund von einst wieder. Magus hat sich über die Jahre durch verschiedene Magierschulen ausbilden lassen, bleib aber weiterhin unabhängig. Daher sind seine Motive auch nicht klar. Weil Huma aber weiterhin an die Ehre seines alten Freundes appelliert, schenkt er ihm Glauben und schließt sich ihm an – ganz zum Widerwillen von Kaz, der mit Magus überhaupt nicht gut zurecht kommt. Magus versteckt den Vertreter Solamnias und den Minotaurus in seinem Turm, angeblich, um ihn vor Dracos und dem rachedürstigen Crynus zu beschützen. Doch ist der Magier tatsächlich so ehrenwert, wie er fortwährend vorgibt?

_Meine Meinung_

|Panini| haben die Zeichen der Zeit erkannt und mit dieser Graphic Novel eine gänzlich neue Reihe begonnen, die sich in mehreren bereits gesicherten Nachfolgewerken ausschließlich mit dem Thema Fantasy beschäftigen soll. Unter anderem wird im Mai der erste Teil der Fantasy-Reihe „Die Saga vom Dunkelelf“ auf den Markt gebracht werden. Allerdings sind die hier im Comic-Format herausgebrachten Geschichten alte Bekannte; so basiert „Die Legende von Huma“ beispielsweise auf dem bekannten Rollenspiel „Dungeons & Dragons“ und wurde später in „Die Chroniken der Drachenlanze“ auch in Romanform bearbeitet. Und auf Letztere bezieht sich auch die hier vorliegende Graphic Novel.

Bereits die ersten Eindrücke der 144 prall gefüllten Seiten haben mich förmlich umgehauen; schnell wird klar, dass es den verschiedenen Zeichnern wunderbar gelungen ist, den breit gefächerten, mitunter komplexen Inhalt der zugrunde liegenden „Drachenlanze“-Bände „Das Ehrenwort“ und „Verrat unter Rittern“ adäquat wiederzugeben. „Die Legende von Huma“ ist kein bloßer Bilderband, über den man mal eben so drüberfliegt, dafür sind unter anderem die Sprech- und Gedankenblasen viel zu umfangreich. Man hat stattdessen eine ganze Menge von Richard A. Knaaks Romanvorlage übernommen, um so viel Story wie möglich in den Comic zu packen.

Dass die Erzählung aber dennoch nicht überladen wirkt, spricht für die äußerst gelungene Umsetzung von des Teams. Es gibt sowohl lyrisch als auch hinsichtlich der Zeichnungen so viele Eindrücke zu verarbeiten, dass man bei normalem Lesetempo locker mal zwei Stunden mit „Die Legende von Huma“ verbringen kann, ohne dabei jedoch die vielen versteckten Details erkannt zu haben. Damit hebt sich der erste Teil der Serie insofern von vergleichbarem Material ab, als man manchmal glaubt, einen umfangreich bebilderten Roman, jedoch keinen Comic zu lesen. Und das sollten Comic-Freunde jetzt nicht in den falschen Hals bekommen, es sollte nämlich vielmehr ein Lob wegen der wunderbaren Symbiose aus komplexer Erzählung und facettenreichen Zeichnungen sein.

Die Geschichte selber ist ebenfalls super; selten zuvor habe ich in einem Comic einen derart tollen Spannungsaufbau erlebt! Von der Darstellung der Charaktere über die sehr unterschiedlichen Stimmungen an den verschiedenen Handlungsschauplätzen bis hin zu den vielen Richtungsänderungen des Plots ist hier alles in bester Ordnung und wird von den teils düsteren, teils aber auch sehr farbenfrohen Illustrationen noch einmal prima unterstützt. Und noch einmal: Vergleichbar Tolles ist mir selten untergekommen.

Woran die Investition jetzt noch scheitern könnte, ist der Preis. Immerhin 16,95 € muss man für das aufwendig gestaltete Paperback berappen, und da muss selbst der Fanatiker erst einmal schlucken. Doch ist dies eine Summe, die sich im Nachhinein in vielerlei Hinsicht lohnt, denn „Die Legende von Huma“ ist absolute Referenzklasse und bietet im Gesamtüberblick nicht eine einzige Schwäche auf. Und außerdem: Warum nicht mal eine CD im Regal stehen lassen und sich dafür etwas phantasiereicher unterhalten (lassen)? Ich blicke jetzt schon mit großer Vorfreude auf die weiteren, bereits angekündigten Bände aus diesem Bereich voraus und lege sowohl Comic- als auch Fantasy-Fans dieses fabelhafte Buch wärmstens ans Herz – auch (oder gerade?) wenn man die Welt der Drachenlanze schon aus dem Effeff kennt.

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Rob-Vel / Jijé / Franquin u.a. – Fantasio und das Phantom

|Spirou und Fantasio sind papiergewordene Geschichte. Nach der Neuauflage der Gesamtausgabe präsentiert Carlsen nun das Sonderalbum „Fantasio und das Fantom“. Legendäre Kleinode und Wendepunkte aus knapp siebzig Jahren wurden hier zusammengefasst. Dabei erlebt der Leser weitaus mehr als eine Sammlung heiterer Detektiv- und Abenteuergeschichten. Diverse Zeichnergenerationen haben versucht, den französischen Comic-Helden ihren Stempel aufzudrücken.|

In Frankreich sind Spirou und Fantasio eine Institution. Sie sind älter als Asterix und Lucky Luke. Sie begründeten die Ecole Marcinelle (benannt nach dem Sitz des Verlages Dupuis) und prägten maßgeblich den europäischen Comic. Obwohl sich frankobelgische Comicalben seit einiger Zeit auf dem Rückzug befinden, hält der Hamburger Carlsen Verlag dem cleveren Pagen Spirou und seinem zerstreuten Kompagnon Fantasio die Treue. In den letzten Jahren legte man die 44-bändige Gesamtausgabe neu auf, so dass heute wieder alle Abenteuer in deutscher Sprache erhältlich sind. Zum Abschluss erschien das Sonderalbum Spirou und das Fantom, das eine Reihe amüsanter Kurzgeschichten enthält.

Der Leser erlebt auf der ersten Seite die „Geburt von Spirou“, in welcher der Direktor des Hotels Mücke einen Pagen sucht. Jung soll er sein, pfiffig und agil. Wegen Ermangelung eines geeigneten Bewerbers wendet sich der Direktor an einen Maler. Dieser zeichnet den gewünschten Pagen kurzerhand auf eine Leinwand und haucht ihm Leben ein. Spirou war geboren.

Weitere acht Kurzgeschichten folgen. Sie veranschaulichen die Entwicklung der Serie. Bald ist Spirou nicht mehr allein unterwegs. In der Detektivgeschichte „Fantasio und das Fantom“ ist das bekannte Team bereits ein Herz und eine Seele. Außerdem taucht erstmals das Eichhörnchen Pips auf, das heutzutage aus der Serie nicht mehr wegzudenken ist. Schließlich kommen der Bürgermeister und der Graf von Rummelsdorf hinzu.

Jenseits der Figuren erlebt die Serie auch eine inhaltliche Entwicklung. Die Boxergeschichte „Spirou und Floh“ ist angelehnt an die amerikanischen Vorbilder der Tramp-Storys. Bei „Fantasio und das Fantom“ handelt es sich um eine Detektivgeschichte, die hinführt zu den späteren Abenteuergeschichten. Der Leser kann beobachten, wie sich der charakteristische Charme und der Humor der Reihe entfalten.

Wer noch niemals etwas von Spirou und Fantasio gelesen hat, kann guten Gewissens mit dem Sonderband anfangen. Die neun Episoden veranschaulichen den Facettenreichtum der Serie und machen Lust auf mehr. Auch treue Fans der beiden französischen Abenteurer finden hier einen Leckerbissen. Die Sammlung halbvergessener Kleinode sorgt vor, denn Lesehungrige müssen sich fortan gedulden. Neue Bände werden nicht mehr im Zwei-Wochen-Takt erscheinen, sondern länger auf sich warten lassen. Mit „Flut über Paris“ (Band 45) ergreift eine neue Zeichnergeneration die Feder. Ob die Zeichner Jean David Morvan und José-Luis Manuera ihren berühmten Vorgängern Franquin und Fournier das Wasser reichen können, wird sich zeigen.

„Fantasio und das Phantom“ enthält:
Die Geburt von Spirou (Rob-Vel, 1938)
Spirou und Floh (Rob-Vel, 1942-43)
Fantasio und das Fantom (Jijé, 1946)
Weihnacht im Urwald (Franquin, 1949)
Fantasio und der Siphon (Franquin, 1957)
Fantasio und die ferngesteuerten Rollschuhe (Franquin, 1957)
Ferien in Broceliande (Fournier, 1973)
Der Solar-Fanta-Schrauber (Nic Broca, 1980)
Stählerne Herzen (Chaland, 1982)

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