Archiv der Kategorie: Fantasy / Science-Fiction

Roberson, Jennifer – Wolfssohn (Cheysuli 2)

Band 1: [„Dämonenkind“ 4409

Der zweite Teil der Neuveröffentlichung von Jennifer Robersons |Cheysuli|-Zyklus umfasst die Bände „Das Vermächtnis des Schwertes“ und „Die Spur des weißen Wolfs“.

Die erste Hälfte des Doppelbandes erzählt von Donal, dem Sohn von Alix und Duncan. Carillon hat ihn geschickt, um Aislinn von der Kristallinsel abzuholen. Zu seinem Schrecken muss Donal feststellen, dass Aislinn nicht unbeeinflusst geblieben ist. Und das ist es nicht allein. Schon kurze Zeit später erreicht die Nachricht von Electras Flucht den Palast in Muhjara. Das bedeutet erneut Krieg mit Solinde. Und als wäre das noch nicht genug, hält Osric von Atvia die Zeit für gekommen, den Tod seines Vaters zu sühnen …

Die zweite Hälfte ist wieder in der Ich-Form geschrieben, aus der Sicht von Donals Sohn Niall. Zusammen mit seinem Halbbruder Ian bricht er nach Atvia auf, um seine Cousine Gisella zu heiraten. Die Reise verläuft nicht ohne Hindernisse. Doch als Niall Atvia schließlich erreicht, muss er feststellen, dass seine bisherigen Schwierigkeiten nichts waren im Vergleich zu dem, was ihn nun erwartet!

_Die Fortsetzung ist damit in die nächste Generation weitergegangen. _Donal ist seinem Gefühl nach eigentlich Cheysuli, das eine Viertel homanischen Blutes zählt für ihn kaum. Umso schwerer ist es für ihn, sich in die homanische Welt einzufügen. Das fängt schon damit an, dass er um der Prophezeiung willen Carillons Tochter Aislinn heiraten muss, die für ihn eher wie eine Schwester ist, und das, obwohl sein Herz der jungen Sorcha gehört, die ihm bereits zwei Kinder geboren hat. Abgesehen davon, dass Donal mit einigen von Carillons Entscheidungen hadert, kommen auch massive Selbstzweifel dazu. Carillon ist bereits zu seinen Lebzeiten eine Legende, und Donal fürchtet, Carillons Fußstapfen könnten ihm viel zu groß sein. Es dauert eine ganze Weile, bis Donal bereit ist, tatsächlich Carillons Nachfolge anzutreten.

Aislinn ihrerseits hat schon als Kind gewusst, dass es in ihrem Leben niemals einen anderen Mann geben wird als Donal. Umso härter trifft sie die Erkenntnis, dass sie Donal mit Sorcha teilen soll. Doch Aislinn ist, obwohl nicht direkt mit Alix verwandt, mindestens genauso stur. Abgesehen davon ist sie eine starke und stolze junge Frau, und sie hat nicht die Absicht, eine Nebenbuhlerin zu dulden. Dies – zusammen mit der Tatsache, dass sie ihrer Mutter sehr ähnlich sieht und Electra sie massiv beeinflusst hat – wird zur schwerwiegenden Belastungsprobe für ihre Beziehung zu Donal, der sich davor fürchtet, ihr zu vertrauen.

Hatte Donal schon seine Probleme damit, Carillons Thron erben zu müssen, so hat Niall dieses Problem erst recht, denn im Gegensatz zu seinem Vater sieht er dem verstorbenen König auch noch ausgesprochen ähnlich! Und seine Mutter Aislinn lässt keine Gelegenheit aus, ihn an sein homanisches Erbe zu erinnern. Dabei wäre Niall viel lieber Cheysuli als Homaner, beneidet seinen Halbbruder Ian um dessen Aussehen und die unbewusste, wilde Anmut seiner Bewegungen. Vor allem aber leidet er darunter, dass er keinen Lir besitzt, obwohl er schon längst erwachsen ist, und dass ihm viele Cheysuli-Krieger deshalb die Anerkennung verweigern.

Doch das alles scheinen Kleinigkeiten im Hinblick auf die Ihlini. Denn auch hier hat es einen Generationenwechsel gegeben: Strahan ist Tynstars Sohn. Und obwohl er noch verhältnismäßig jung ist – für einen Ihlini! -, steht er seinem Vater in Grausamkeit und Intriganz in nichts nach. Lillith ist Tynstars Tochter und Strahans Halbschwester. Und sie kann ihrem Bruder locker das Wasser reichen.

Insgesamt ist die Charakterzeichnung genauso intensiv geraten wie die des Vorgängerbandes. Interessant fand ich außerdem einige Äußerungen von Tynstar und vor allem von Lillith in Bezug auf den Überlebenskampf der Ihlini. Zum ersten Mal wird hier eine Andeutung von Licht wahrnehmbar, das die andere Seite des Konflikts beleuchtet. Das macht Lillith nicht weniger gefährlich und weniger bösartig. Aber es leitet eine Entwicklung ein, die letztlich zwingend notwendig ist.

Denn die Prophezeiung verlangt ja nicht nur, dass vier Krieg führende Nationen sich vereinen müssen, sondern auch zwei verfeindete Völker. Und damit können nur Cheysuli und Ihlini gemeint sein. Vorerst scheint allerdings keines der beiden Völker an einer solchen Vereinigung auch nur annähernd interessiert. Kein Wunder bei den Vertretern, die die Ihlini bisher vorgeschickt haben. Aber das wird sich ändern. Und die Behutsamkeit, mit der die Autorin diese Veränderung einleitet, dürfte die Entwicklung realistisch halten.

_Was die Handlung betrifft_, so konzentriert sich die Autorin auch hier wieder hauptsächlich auf die inneren und zwischenmenschlichen Konflikte ihrer Figuren. Die Kriege mit Solinde und Atvia werden auch diesmal lediglich gestreift, Höhepunkte bilden da eher Donals Flucht von der Kristallinsel und Nialls Reisen nach Atvia und Valgaard. Die glaubwürdige Charakterzeichnung verhindert aber, dass es außerhalb der Actionszenen langweilig wird, zumal die Herausforderung, der Niall sich mit seiner Heirat stellt, einen ziemlich extravaganten Beigeschmack hat. Das Netz, in das er da hineingestolpert ist, ist schon ausgesprochen bösartig geknüpft!

Obwohl dieser zweite Band mit seinem Vorgänger problemlos mithalten kann, war ich zugegebenermaßen gelegentlich doch ziemlich ungehalten. Schon im ersten Band und noch weitaus mehr im zweiten empfand ich es als ziemlich unfair, dass die Cheysuli in Gegenwart eines Ihlini nicht auf ihre Magie zugreifen können, die Ihlini dagegen schon. Vor allem aber zwingt diese Prophezeiung Menschen derart rücksichtslos ihren Willen auf, dass es schon diktatorisch zu nennen ist, vor allem, da die Waffen so offensichtlich ungleich verteilt sind. Natürlich dient das dazu, die Leistung der Protagonisten nur umso heldenhafter erscheinen zu lassen. Ich find’s trotzdem unfair!

Dafür habe ich festgestellt, dass der von mir monierte Fehler in der Geographie gar keiner war. Denn Solinde liegt nicht südlich von Homana, sondern westlich davon, Solinde und Homana haben folglich beide Anteil am Gebirge im Norden. Tja, auch ein Rezensent ist nicht unfehlbar, und wer Karten lesen kann, ist klar im Vorteil!

_Bleibt zu sagen_, dass ich die Neuauflage dieses Zyklus durchaus begrüße. Er mag zwar nicht viel Neues bieten, wie kürzlich jemand dazu meinte, aber das muss ein Buch, das bereits zwanzig Jahre alt ist, auch nicht wirklich. Auf jeden Fall ist es einfallsreich und spannend erzählt und kann meiner Ansicht nach noch immer locker mit dem Gros an Neuerscheinungen mithalten. Angenehm ist auch, dass |Heyne| den nächsten Band bereits im Juni unter dem Titel „Die Tochter des Löwen“ in die Buchläden schickt, sodass der Leser bis zur Fortsetzung nicht schon wieder die Hälfte vergessen hat.

_Jennifer Roberson_ studierte englische Geschichte und war zunächst als Journalistin tätig, ehe sie Bücher zu schreiben begann. Der |Cheysuli|-Zyklus war ihr erstes Werk, seither hat sie eine ganze Reihe von Zyklen, Einzelromanen und Kurzgeschichten geschrieben, darunter die |Schwerttänzer|-Saga sowie die Historienromane „Lady of the Forest“ („Herrin der Wälder“, dt. 1996) und „Lady of Sherwood“ („Die Herrin von Sherwood“, dt. 2002). Die Autorin lebt mit einem Rudel Hunde und Katzen in Flagstaff/Arizona.

|Originaltitel: Chronicles of the Cheysuli: Legacy of the Sword; Track of the White Wolf, 1986/87
943 Seiten
Aus dem US-Englischen von Karin König|
http://www.cheysuli.com
http://www.heyne.de

Siehe ergänzend dazu auch die ausführliche [Rezension 4798 von Michael Matzer.

Shayne, Maggie – Fantasien der Nacht (Twilight, Band 1)

_Wer ist gefährlicher? Mensch oder Vampir?_

|Im Jahr 1739 in Frankreich:|

Dank seines Freundes Roland schafft es Eric Marquand gerade noch so, den Fängen des Gesetzes und damit denen des Todes zu entkommen. Allerdings muss er dafür einen hohen Preis zahlen: Er ist zu einem unendlichen Leben in Einsamkeit und Dunkelheit verdammt – sein Freund Roland macht ihn zu einem Vampir.

|250 Jahre später:|

Die junge Frau Tamara wird jede Nacht von schlimmen Alpträumen gequält und leidet unter permanenter Müdigkeit und Schlafmangel. Jede Nacht träumt sie, wie sie vor etwas davonrennt und irgendjemandes Namen ruft, an den sie sich aber am Morgen danach nie erinnern kann. Um auf andere Gedanken zu kommen, besucht sie eines Nachts eine Eislaufbahn, um ein bisschen Schlittschuh zu laufen. Dort trifft sie einen Mann, von dem sie sich angezogen fühlt und von dem sie überzeugt ist, ihn irgendwoher zu kennen. Bei diesem Mann handelt es sich um Eric Marquand, der ihr, als sie noch ein kleines Kind war, das Leben rettete, an den sie sich aber nicht erinnert. Sie und Eric besitzen seitdem eine enge mentale Bindung.

Doch ihr Zusammentreffen währt nicht lange: Der Arbeitskollege von Tamaras Adoptivvater, Curtis, greift ein. Denn bei dem „Fremden“ handelt es sich um keinen anderen als den angeblichen Vampir Eric Marquand, dem er und Tamaras Adoptivvater Daniel seit Jahren auf der Spur sind. Beide arbeiten beim DPI, das sich mit übersinnlichen Dingen befasst. Tamara wird daraufhin wütend, da sie glaubt, Eric hätte sie nur umgarnt, um an Daniel heranzukommen. Sie ist enttäuscht, da ihr Eric sofort sympathisch war und sie sich zu ihm hingezogen fühlte.

Trotz der Gefahr, Curtis und Daniel in die Arme zu laufen, will er Tamara nicht in Ruhe lassen. Er erzählt ihr, dass sie ihn in ihren Träumen gerufen hat, was sich als wahr herausstellt. Tamaras Alpträume hören auf, und schon bald verlieben sich die beiden ineinander – doch Daniel und Curtis versuchen weiterhin, Eric in die Finger zu bekommen, was fatale Folgen hat …

Bei „Fantasien der Nacht“ von Maggie Shayne handelt es sich um einen Vampirroman mit leichtem Erotikanteil. Das Buch ähnelt in seiner Konzeption anderen Vampir-Erotik-Romanen, erzählt aber dennoch eine eigenständige Geschichte, die prinzipiell jedem Vampir-Fan zusagen dürfte, jedoch den ein oder anderen Makel aufweist.

Einer dieser Schwachpunkte ist der Buchanfang. Tamara trifft Eric auf einer Eislaufbahn, und sofort sind beide hin und weg voneinander. Tamara stolpert, sodass Eric sie festhalten muss, und schon liegt Tamara in Erics Armen. Diese Passage ist ziemlich übertrieben beschrieben. Auch wenn man anschließend erfährt, dass beide eine starke Bindung zueinander haben und sich von früher kennen, wirkt die Szene, vor allem im ersten Moment, unglaubwürdig und übertrieben. Tamara erinnert sich nicht einmal an Eric, sie weiß nur, dass er ihr irgendwie bekannt vorkommt. Da finde ich die Tatsache, dass sie sich ihm sofort an den Hals schmeißt, ziemlich unwahrscheinlich, unglaubwürdig und schon ein wenig blöd. Man merkt, dass die Autorin offenbar irgendeine Idee gebraucht hat, damit die beiden sich kennenlernen und sich auch schon gleich näherkommen, damit der Leser nicht so viele Seiten damit vergeuden muss zu erfahren, wie sie sich einander allmählich annähern – was aber in diesem Fall vielleicht doch besser gewesen wäre …

Ein wenig schade ist auch die Oberflächlichkeit der Charaktere. Außer Eric und seinem Freund Roland waren alle Charaktere entweder ein wenig seltsam (wie der von Daniel, der nicht nur überbesorgt ist, sondern irgendwie ein wenig zu verweichlicht zu sein scheint) oder wirken einfach etwas zu blass, wie Tamara. Ich konnte Tamara nie richtig ins Herz schließen, was nicht daran lag, dass sie mir unsympathisch war, sondern eher einfach „austauschbar“. Es wäre letztlich völlig egal, ob die junge Frau in der Rolle der Protagonistin nun Tamara ist oder doch irgendjemand anderes. Sie ist zwar einer der zwei Hauptcharaktere, aber trotzdem füllt sie diese Rolle einfach nicht ganz aus. Eric Marquand ist dagegen genau so, wie man sich einen charmanten Vampir in einem Liebesroman dieser Art vorstellt. Auch sein Freund Roland, der gerade bei ihm zu Besuch ist, als die Geschichte spielt, macht etwas her, obwohl er nur einen Nebencharakter darstellt.

Der Schreibstil weist in der Formulierung einige Wiederholungen auf. So beginnt die Autorin, bzw. der Übersetzer, viele Sätze mit „Indes, …“. Ich empfand dies eigentlich nicht als besonders störend, aber es fällt eben einfach auf. Dennoch passt der Schreibstil insgesamt gut zur Geschichte und wechselt immer wieder die Sichtweise zwischen Tamara und Eric.

Der Erotikgehalt in diesem Roman ist gerade richtig gewichtet. Es gibt nicht mehr als halbes Dutzend Passagen, in denen die Autorin erotische Momente beschreibt. Diese sind dann meist ausführlich, aber ästhetisch dargestellt. Die meiste Zeit konzentriert sich Maggie Shayne aber eher auf die Romanze, die sich zwischen Eric und Tamara anbahnt. Beide kennen sich zwar kaum, kommen sich jedoch bald näher und verlieben sich erwartungsgemäß ineinander.

Doch nicht nur Liebe und Erotik sind in „Fantasien der Nacht“ zu finden. Gegen Ende des Buches spitzt sich die Situation zwischen dem DPI und Eric zu, sodass noch einmal richtig Spannung aufkommt. Teile des Finales sind zwar vorhersehbar, aber das macht nichts, da trotzdem nicht alles so kommt, wie man es erwartet.

_Fazit:_ Zwar offenbart der Roman auch einige negative Aspekte, beispielsweise einige Charaktere, die einfach zu blass sind, und der Anfang erscheint mir auch ein wenig holprig und unglaubwürdig. Dennoch weiß er insgesamt zu gefallen und vermag seinen Leser zu fesseln.

_Die Autorin:_

Maggie Shayne ist eine amerikanische Autorin von mehr als 40 romantischen und paranormalen Romanen. Shayne wuchs in einer ländlichen Gegend in der Nähe von Syracuse, New York, auf und verließ die Highschool mit sechzehn, um zu heiraten, nachdem sie schwanger wurde. Sie ist sehr an altsumerischer Religion und Kultur interessiert und ist mittlerweile |High Priestess| und |Elder| eines Wicca-Covens. Shayne und ihr Ehemann sind mittlerweile seit über 25 Jahren zusammen und haben gemeinsam fünf erwachsene Töchter. Sie leben auf einer Farm in der Nähe von New York.

Maggie Shayne gewann den |Romance Writers of America RITA Award| und war zwölfmal dafür nominiert, außerdem gewann sie zehnmal einen |Romantic Times Award|, den |New Jersey Romance Writers Golden Leaf Award for Best Long Contmeporary|, wurde als |Affaire de Coeur Magazine Favorite Paranormal Author of the Year| ausgezeichnet. Ihre |Twilight|-Serie umfasst im Original bereits vierzehn Bände, Band fünfzehn ist für Oktober 2008 angekündigt.

Die |Twilight|-Serie bei |Mira|:

1. Fantasien der Nacht
2. [Erinnerungen der Nacht 4883

|Originaltitel: Twilight Phantasies
Aus dem Amerikanischen von Daniela Brüggemann
316 Seiten|
ISBN 978-3-89941-449-3
MIRA Taschenbuch
http://www.maggieshayne.com

Adrian, Lara – Geschöpf der Finsternis (Midnight Breed 3)

Die hübsche Stammesgefährtin Elise, die im Krieg gegen die Rogues ihren Mann sowie ihren einzigen Sohn verloren hat, beschließt, sich von den Dunklen Häfen abzuwenden und wieder unter Menschen zu leben, um dort ihre Rache zu planen und zu vollstrecken. Durch ihre Gabe, alle schlechten Gedanken der Menschen hören zu können, fällt ihr das zunehmend schwer, da es sie große Anstrengungen kostet, sich in Menschenmengen aufzuhalten. Als sie nach einem ihrer Aufträge wieder nach Hause zurückkehren will, wird sie von einem Rogue angegriffen und kann nur ganz knapp entkommen, weil Tegan, der wohl tödlichste Stammesvampir des Ordens, zur Stelle ist und ihr zu Hilfe kommt.

Dadurch wird Tegan auf Elises Treiben und ihre Rachepläne aufmerksam. Obwohl er sich nicht erklären kann, wieso, versucht Tegan, ihr zu helfen und sie zu überreden, wieder in die Dunklen Häfen zurückzukehren, was Elise allerdings ganz und gar nicht passt. Doch als sie in den Besitz eines geheimnisvollen Tagebuchs kommt, welches für den Feind des Ordens von großem Wert zu sein scheint, bleibt Elise nichts anderes übrig, als sich in den Schutz des Ordens zu begeben.

Um das Rätsel des Tagebuches zu lösen, müssen Tegan und Elise nach Deutschland fliegen und einen Rogue namens Odolf treffen, der schon seit mehreren Jahren in einer Anstalt für Vampire untergebracht ist. Auf dem Weg dorthin kommen sich Elise und Tegan ungewollt näher, was zu ständigen Missverständnissen und Komplikationen zwischen ihnen führt. Aber das ist noch lange nicht ihr schlimmstes Problem: Viel schlimmer ist das Geheimnis, welches sie lüften und das den Untergang der gesamten Menschheit und des Ordens bedeuten könnte …

_Eindrücke:_

Mit „Geschöpf der Finsternis“ wird der Krieg zwischen dem Orden der Stammeskrieger und Lucans Bruder Marek, der eine beständig zunehmende Anzahl Rogues um sich schart, fortgeführt und gleichzeitig eine neue Liebesgeschichte zwischen einem Stammeskrieger und einer Stammesgefährtin begonnen. Der Krieg zwischen den Rogues und den Stammeskriegern spitzt sich immer mehr zu, und nun kommt endlich der Wendepunkt, an dem die Stammeskrieger einen wichtigen Hinweis erhalten, der sie zu Mareks wahrem Plan führen soll. Währenddessen kommen sich Elise und Tegan immer näher und durchleben schöne wie auch schreckliche Momente zusammen, bis sie endlich beide zugeben, dass sie sich ineinander verliebt haben.

Wer die ersten beiden Teile von Lara Adrians Midnight-Breed-Reihe kennt, der wird wohl wissen, dass sich die Story in beiden Büchern sehr ähnelt und viele Details auch ganz übernommen wurden. Dass das dann auch in „Geschöpf der Finsternis“ der Fall sein würde, stand dabei beinahe außer Frage. Die Grundstory läuft auch diesmal immer noch gleich ab: Ein Vampir und eine Stammesgefährtin lernen sich kennen und beginnen, sich gegenseitig zu begehren, kommen sich dann auch näher, aber zunächst weigern sich beide noch, sich einzugestehen, den jeweils anderen zu lieben. Zum Schluss kommt es dann dazu, dass einer der beiden in Gefahr gerät, und ist diese dann überstanden, gestehen sie sich gegenseitig ihre Liebe. Genau so lief es schon in den ersten beiden Büchern ab und so geht es auch in „Geschöpf der Finsternis“ weiter. Trotzdem ist die Ähnlichkeit bei „Geschöpf der Finsternis“ zu den anderen Büchern nicht mehr ganz so frappierend wie bei den ersten beiden Teilen, da Lara Adrian diesmal einige neue Einflüsse einbaut, die von der altbekannten Story ein wenig abweichen und der Geschichte eine ganz andere Würze verleihen.

Nachdem Lucan und Dante ihre Stammesgefährtinnen gefunden haben, ist nun auch Tegan an der Reihe, den wir in den ersten zwei Büchern als einen zurückgezogenen, eiskalten Killer kennen gelernt haben, dessen ganzer Lebenssinn darin besteht, Rogues zu bekämpfen. Im Gegensatz zu Lucan und Dante, die sich charakterlich beide doch ziemlich glichen, haben wir hier mal einen Stammeskrieger als Hauptperson, der andere Seiten von sich zeigt als die ersten beiden Kandidaten. Tegan ist einzelgängerisch, brutal und eiskalt. Schon in „Geliebte der Nacht“ und „Gefangene des Blutes“ wird er bedrohlich und mit leicht boshaften Zügen dargestellt, und das ist auch noch in „Geschöpf der Finsternis“ der Fall. Er scheut nicht davor zurück, Elise in aller Öffentlichkeit zu beleidigen und zu demütigen, und benimmt sich wie ein richtiges Ekel. Doch im Verlauf des Buches lernt der Leser Tegan besser kennen, und schon bald werden die Gründe von Tegans Gefühllosigkeit klarer. Und desto näher sich Elise und Tegan letztendlich doch noch kommen, desto weicher und sympathischer wird er.

Auch Elise unterscheidet sich von den Stammesgefährtinnen, welche in den ersten beiden Teilen der Reihe eine Rolle spielten. Trotz ihrer Gabe, welche sie sehr schwächt, ist sie dickköpfig und eine sehr starke Frau. Der Schmerz und die Rachepläne, die sie verwirklichen will, treiben sie in ihrem Tun an und machen sie stark. Dass Elise und Tegan sich sehr von den anderen Charakteren der ersten beiden Büchern abheben und einen ganz eigenen Charakter entwickeln, ist sicherlich auch einer der Gründe dafür, weshalb ich der Meinung bin, dass „Geschöpf der Finsternis“ das bisher beste Buch der Midnight-Breed-Reihe ist.

Auch in „Geschöpf der Finsternis“ dürfen natürlich einige Erotik-Szenen nicht fehlen. Das Verhältnis zwischen Erotik und der Hauptgeschichte hat mir hier durchaus auch besser gefallen als in den ersten zwei Büchern. Hier treten die erotischen Szenen nicht gleich am Anfang auf, wie es beispielsweise noch bei „Geliebte der Nacht“ der Fall war, sondern erst wesentlich später und dann auch nur Schritt für Schritt. Im Gegensatz zu anderen Vampir-Erotik-Büchern ist die Häufigkeit dieser Szenen gutes Mittelmaß, und sie wirken weder übertrieben noch kommen sie zu kurz. Diese Szenen werden von Lara Adrian auch sehr stimmungsvoll und passend beschrieben, so, wie die Leserin es sich von solch einem Buch wünscht.

Was mich aber auch hier wieder stört, sind die vielen Wortwiederholungen im Schreibstil. Wie auch schon in „Geliebte der Nacht“ und auch teilweise in „Gefangene des Blutes“ werden erneut sämtliche Ausrufe mit „Bei Gott …“, „Gott im Himmel …“ oder „Nur Gott weiß …“ angefangen, und das nicht zu knapp. Diese Satzanfänge sind beinahe auf jeder einzelnen Seite des Buches einmal zu finden, und nach einiger Zeit stört das ziemlich. Es gelingt dem Leser dadurch auch fast nicht mehr, diese Ausdrücke in irgendeiner Weise ernst zu nehmen, weil sie einfach zu oft vorkommen und manchmal nicht einmal wirklich in den Satz passen. Ansonsten ist der Schreibstil dem Genre angemessen und vollkommen in Ordnung.

Das Ende des Buches ist sehr spannend ausgefallen und macht neugierig auf den nächsten Teil. Die Stammeskrieger sind so weit, dass das Rätsel gelöst ist, und nun gilt es, sich vor einer ganz neuen, viel gewaltigeren Gefahr als Marek zu behaupten. Gleichzeitig kommt die Liebesgeschichte von Elise und Tegan zum Höhepunkt und damit zum Abschluss, der meiner Ansicht nach ein wenig kitschig, aber dennoch ganz befriedigend ausgefallen ist.

_Fazit:_

Im Großen und Ganzen hat mir „Geschöpf der Finsternis“ besser gefallen als seine Vorgänger, aber dennoch kann es noch nicht vollständig überzeugen. Die Wortwiederholungen im Schreibstil gehen sehr schnell auf die Nerven und die Grundstory ist selbst im dritten Band noch dieselbe. Dennoch gibt es einige positive Aspekte, wie beispielsweise die beiden Protagonisten, derentwegen sich das Lesen dieses Buches auf jeden Fall lohnt.

_Die Autorin:_

Zusammen mit ihrem Mann lebt Lara Adrian an der Küste Neuenglands, die von uralten Friedhöfen und dem Atlantik umgeben ist. Schon in ihrer Kindheit entwickelte sie ein Faible für Vampirromane und verschlang Bücher von Bram Stoker und Anne Rice. Der Auftaktband „Geliebte der Nacht“ war ihr erster eigener Vampirroman.

|Originaltitel: Midnight Awakening
Originalverlag: Bantam Dell
Ins Deutsche übertragen von Katrin Kremmler
Softcover, Klappbroschur, 413 Seiten
ISBN 978-3-8025-8132-8|
http://www.egmont-lyx.com

Die |Midnight Breed|-Reihe:

Band 1: [Geliebte der Nacht 4775
Band 2: [Gefangene des Blutes 4781
Band 3: Geschöpf der Finsternis

Frank Hebben – Prothesengötter

Dreizehn Erzählungen in einem Band, vom Autor zusammengestellt. Also die geballte schöpferische Kraft Frank Hebbens mit den Geschichten seiner persönlichen Wertschätzung. Für Hebben-Leser eine Goldgrube, aber in dieser Zusammenstellung für jeden interessierten Science Fiction-Leser ein Genuss. Hebben mischt unter die bewährten und teilweise preisnominierten Kurzgeschichten mehrere noch unveröffentlichte neue Stücke als Anreiz und erhöht dadurch den Verkaufswert des Buches.

Betrachten wir also zunächst diese frischen Geschichten etwas genauer:

»Gelée Royale« ist eine typisch ausweglose und bizarre Projektion in Hebbens Kosmos einer menschlichen Zukunft. Kontrolle durch Systeme und KI, weitaus dramatischer als Big Brother, wenn auch bei weitem nicht so brutal. Der Protagonist, ein einsam hausender und online arbeitender Mann, wird mit systemfremden künstlichen Organisationen in Form mechanischer Bienen konfrontiert. Allein ihre Existenz führt bei ihm zu rebellischen Gedanken, und ihre Fähigkeiten bringen ihn in direkten Kontakt mit den Rebellen. Ein heftiger Rückschlag durch die absolut scheinende Kontrolle des Systems macht seine Entwicklung rückgängig. Für ihn beginnt die »Bewusstwerdung« von Neuem.

Von den drei neuen Geschichten ist diese die typischste. In diesem Buch liest man ja nur Hebben. Man versinkt also in seinem Stil und seiner düsteren Vision; seine abgehackte Sprache, sonst unauffällig in Anthologien eingefügt, tritt deutlich zu Tage und erzeugt die typische Intensität seiner Geschichten, hier konzentriert in einem ganzen Buch. »Gelée Royale« erreicht nicht ganz die Klasse von »Der Wühler« oder »Marionettentheater«, beides hochtragische, entsetzlich eindringliche Storys. Dennoch vermittelt es wunderbar die trostlose Stimmung hebbenscher Weltentwicklung und würde in jeder gemischten Anthologie seinen Platz behaupten.

»Exodus 1906 AD« und »Imperium Germanicum« sind zwei unterschiedliche Geschichten mit mehreren Gemeinsamkeiten, die man eher als untypisch für Hebben bezeichnen könnte. Nichtsdestotrotz verdienen sie ihren Abdruck im vorliegenden Buch. »Exodus« wirft ein Schlaglicht auf das dramatische Ende des Konflikts »Men vs. Machine«, angesiedelt im alten deutschen Kaiserreich, in dem schon Zeppeline flogen. Hier hat die deutliche Kluft zwischen Anwendung und Verständnis die Entscheidung gefällt. »Imperium Germanicum« scheint eine Alternativgeschichte zum Ersten Weltkrieg zu sein und entpuppt sich dann doch als hochgradig punkige Zukunft. Das alternative Ende führt nicht zur Befriedigung.

Beide Geschichten, so unterschiedlich sie auch sind – die eine kurz, die andere lang, die eine Zukunft, die andere Vergangenheit, die eine Punk, die andere Alternativ, etc. … – kommen gut nebeneinander aus. Was Hebben in diesen Stücken an Stil, Wortgewalt, Intensität, Kreativität äußert, ist ein gutes Bildnis seines schriftstellerischen Wesens. Diese Erkenntnis lässt sich aufgrund der Sache problemlos auf das ganze Buch ausdehnen.

Alle anderen Geschichten des Buches sind jede für sich eindrucksvoll und höchst unterhaltsam. Fast alle versinken sie in Düsternis und endzeitlicher, teils offener, teils subtiler Brutalität. Einige (wie auch »Gelée Royale«) hinterlassen die Ahnung an eine bessere Zukunft oder an den späteren Erfolg durch die Handlungen der tragischen Figuren, die Hoffnung auf eine neue Epoche, die sich aus den Trümmern menschlichen Versagens entwickeln könnte. Am deutlichsten zeigt dies die letzte Geschichte »Ω« und führt dadurch aus dem Sumpf vergeudeter Anstrengung, öliger Konflikte, bizarrer Symbiosen/Prothesenmenschen, blutiger Cyberkriege in die doch noch nicht so abgründige reale Welt.

Sollte man ein Schlagwort prägen auf Frank Hebben und seine Visionen, es lautete »Intensität«. Seine Geschichten sind einfach intensiv!

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Oliver Plaschka – Fairwater oder die Spiegel des Herrn Bartholomew

Handlung

„Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Batholomew“ besitzt keine gewöhnliche Handlung, denn jedes Kapitel ist eine eigene Kurzgeschichte aus der Sicht einer jeweils anderen Person, die sich allerdings alle um Fairwater, das Venedig Marylands, drehen. Und dieses Fairwater ist keine normale Stadt, denn zum einen ist es auf keiner Landkarte verzeichnet und zum anderen geschehen dort sehr merkwürdige Dinge und nichts ist so wie es scheint …

_Der Autor_

Oliver Plaschka – Fairwater oder die Spiegel des Herrn Bartholomew weiterlesen

Trudi Canavan – Götter (Das Zeitalter der Fünf 3)

Das Zeitalter der Fünf

Band 1: Priester“
Band 2: Magier“
Band 3: „Götter“


Seit Auraya nach Si gegangen ist
, sind die Weißen nur noch zu viert. Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, müssen die Götter einen Nachfolger bestimmen. Ihre Wahl fällt auf die junge Ellareen, eine Heilerin aus dem Hospital, in dem Zirkler mit Traumwebern zusammenarbeiten.

Auraya macht derweil die Bekanntschaft einer Frau namens Jade, die anbietet, ihr einige Dinge beizubringen, zum Beispiel, wie man seinen Geist abschirmt. Eine Fähigkeit, die Auraya zunächst gar nicht lernen will, denn sie wurde von den Göttern verboten. Doch dann belauscht sie ein Gespräch …

Mirar ist inzwischen im südlichsten Teil Südithanias angelangt, in Dekkar. Und abgesehen von der Schwüle gefällt es ihm dort gar nicht so schlecht. Denn im Gegensatz zu Nordithania werden die Traumweber hier nicht unterdrückt. Als jedoch die Vierte Stimme der Pentadrianischen Götter nach Dekkar kommt, um den Ritus zur Ernennung eines neuen Häuptlings zu leiten, und darauf besteht, dass Mirar sie nach dem Ritus in die Hauptstadt Glymma begleitet, beginnt ein gefährliches Spiel …

Unter den Charakteren ist nur ein einziger Neuzugang zu verzeichnen. Ellareen, die neue Weiße, wird bei weitem nicht so intensiv dargestellt wie Auraya. Tatsächlich ist das Einzige, von dem der Leser direkt erfährt, ihr fragloser Gehorsam den Göttern gegenüber. Alles andere zeigt sich ausschließlich in den Beobachtungen Danjin Speers, Aurayas früherem Berater, der jetzt Ellareen berät. Allerdings bezieht Ellareen Danjin weit weniger ein, als Auraya das tat. Sie ist nicht direkt unsympathisch oder arrogant, aber sie ist kühler, mitleidloser, unbeirrbarer als Auraya, jemand, der seine Befehle ausführt, ohne irgendwelche größeren Zusammenhänge zu kennen oder sich auch nur annähernd dafür zu interessieren. Der beste Soldat, den man haben kann – zumindest aus der Sicht des Befehlshabers.

Nekaun ist zwar kein echter Neuzugang, rückt aber in diesem Teil massiv in den Mittelpunkt des Geschehens und bedeutet zumindest in dieser Hinsicht einen Zuwachs. Von Anfang an ein gewandter, biegsamer Mensch, wurde er in diesem dritten Band noch glatter. Und er wird in seiner Eigenschaft als Erste Stimme auch zunehmend eigenmächtig. Er behält seine Gedanken und Pläne für sich, übergeht bei Entscheidungen die Meinung seiner Mitstimmen, und schließlich fragt er sie nicht einmal mehr. Seine Pläne zur Eroberung Nordithanias enthielten einige sehr heimtückische Details, und wem das noch nicht genug der Warnung war, den belehren spätestens Reivans Erfahrungen eines Besseren.

Am gelungensten fand ich aber die Entwicklung Aurayas. Noch immer ist sie nicht bereit, den Erzählungen anderer in Bezug auf die negativen Aspekte ihrer Götter zu glauben. Doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr findet Auraya selbst heraus, und desto schwerer fällt es ihr, diese Dinge vor sich selbst zu entschuldigen. Die Erste, der sie die Treue aufkündigt, ist Huan, die Göttin der Siyee …

Trudi Canavan hat ihrer Hauptprotagonistin viel Zeit für diese Entwicklung gelassen, was der Glaubwürdigkeit sehr zugute kam. Aber auch die allmähliche Offenlegung von Nekauns Charakter war ausgesprochen gut gemacht, vor allem auch deshalb, weil die Autorin bei Nekauns Entwurf nicht übertrieben hat, sodass der Mann menschlich geblieben und nicht zum Klischee des bösartigen Unmenschen verkommen ist. Sehr gelungen.

Die Handlung bietet genau betrachtet nicht mehr Aufregung als die beiden anderen Bände. Zwar sind eine Menge Leute wieder viel unterwegs, die Reisen sind aber nicht unbedingt wirklich bedeutend. Ellareens Reise nach Dunwegen dient mehr ihrer Charakterzeichnung, als dass die Ereignisse dort von tiefgreifender Bedeutung gewesen wären. Und auch auf dem Weg Ellareens nach Diamyane passiert nichts wirklich Weltbewegendes.

Trotzdem zieht die Spannung während der gesamten Lektüre kontinuierlich an. Das beginnt schon mit Nekauns Bemühungen, Reivan zu umgarnen, und dem Gespräch der Götter, das Auraya belauscht. Das folgende Katz-und-Maus-Spiel in Glymma und Emerahls Suche nach der Schriftrolle der Götter münden schließlich in einen Showdown, dessen Ergebnis zwar nicht alle Leser überraschen mag, dessen Verlauf aber dennoch unvorhersehbar genug war, um selbst Schnellmerker bei der Stange zu halten.

Ganz nebenbei wurden Emerahls Bemühungen auch noch mit einem netten Rätsel gewürzt. Und selbst wenn der Verlauf der Lösung fast ein wenig unspektakulär anmutet, die Erkenntnisse, die dabei herausspringen, sind im wahrsten Sinne des Wortes weltbewegend!

Um es kurz zu machen: Trudi Canavan hat mit „Götter“ einen wirklich fesselnden Endspurt hingelegt. Nicht alles an der Geschichte mag neu oder unvorhersehbar sein, aber es war zunehmend interessant und spannend erzählt. Wer den ersten Band gelesen und mit Skepsis betrachtet hat, ist gut beraten, trotzdem weiterzulesen, ansonsten würde er nicht nur den Schluss, sondern den krönenden Höhepunkt der Trilogie verpassen.

Dass Das Zeitalter der Fünf mit diesem Band abgeschlossen ist, muss allerdings nichts heißen. Der Epilog lässt durchaus Spielraum für eine Weiterführung innerhalb derselben Welt. Ob die Autorin noch einmal darauf zurückgreifen wird, bleibt abzuwarten.

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der Schwarzen Magier. „The Magician’s Apprentice“, das Prequel zur Magiertrilogie, ist fertig, ein Veröffentlichungsdatum steht aber noch nicht fest.

Broschiert 800 Seiten
Originaltitel: Voice of the Gods
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3570304341

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/blanvalet/index.jsp

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Stecher, Rainer – Rückkehr nach Atragon (Atragon II)

Atragon I: [„Die Flamme von Atragon“ 4817

_Seit den Ereignissen_ in „Die Flamme von Atragon“ sind fünfzehn Jahre vergangen. Die Welt ist nur noch eine ausgedörrte Wüste unter einer dicken Nebeldecke, die dort lebenden Menschen sind nicht mehr als Jagdbeute für Sartos‘ Schergen. Nur oberhalb der dichten Nebeldecke, in den Hochlagen des Gebirges, sind die Menschen noch sicher vor den geflügelten Sammlern. Aber nicht mehr lange, denn die Beute in den Gebieten unter dem Nebel wird immer weniger …

Ensine, Anjas Tochter, lebt im Gebirge über dem Nebel. Schon seit längerem rufen nebelähnliche Wesen in ihren Träumen nach ihr, und eines Tages taucht eines von ihnen in ihrer Hütte auf. Es warnt sie vor den bevorstehenden Angriffen der Sammler. Die Menschen sollen sich in die Höhlen an der Spitze des höchsten Berges zurückziehen. Also machen Ensine und ihre Mutter sich auf den Weg.

Nicht weit davon entfernt holt der junge Cenotes mit einem Pfeil ein seltsames Wesen vom Himmel. Es stellt sich als Sammler heraus, ein junges, schwächliches Exemplar, das über den Nebel hinausgeflogen ist, weil es nicht wagte, ohne Beute zu seinem Herrn zurückzukehren. Sein Name ist Piecock. Die beiden freunden sich an, und als auch Cenotes und sein Bruder zum Gipfel aufbrechen, nehmen sie Piecock mit.

Sartos hat derweil mit ernsten Problemen zu kämpfen. Nicht nur geht ihm der Nahrungsnachschub aus, der besondere Schutz, der seine Wächter vor fünfzehn Jahren unverwundbar machte, verliert seine Wirkung, und zu allem Übel lassen auch seine magischen Kräfte nach. Notgedrungen tut er etwas, das er eigentlich viel lieber vermieden hätte: Er holt seine einstige Verbündete Dalia aus Moron heraus …

_Die Riege der Charaktere_ geht in die zweite Generation: Ensine ist ein aufgewecktes, wissbegieriges Mädchen, das es leid ist, von seiner Mutter beschützt zu werden. Als Tochter Anjas und Enkelin der Seherin Meriste besitzt Ensine selbstverständlich selbst die Gabe des Sehens, außerdem aber noch eine weitere, besondere Fähigkeit. Von Cenotes und seinem Bruder Hesaret lässt sich leider nicht viel mehr sagen, als dass Ersterer dazu bestimmt ist, Sartos zu stürzen, und der zweite hauptsächlich der Schatten des ersten zu sein scheint. Piecock dagegen scheint für eine Schöpfung Sartos‘ erstaunlich intelligent. Dass er den Weg ins Unbekannte wagt, liegt vor allem daran, dass er vor Sartos noch größere Angst hat. Aber er ist auch in der Lage, sich dem Neuen, das ihm begegnet, zu öffnen. Von den Charakteren des ersten Bandes tauchen vorerst nur Sartos und Dalia auf.

Leider ist die Darstellung der Figuren auch diesmal nicht tiefschürfender geraten als beim ersten Mal. Bestenfalls wird ein wenig deutlicher, wie tumb und grausam Sartos ist und wie kalt und rachsüchtig Dalia. Die Neuzugänge dagegen sind erstaunlich naiv, wenn man bedenkt, in welch einer Welt sie leben. Sie wissen so gut wie nichts darüber, warum auch immer. Und es scheint sie auch nicht wirklich zu interessieren. Lediglich Ensine stellt zu Beginn ein paar Fragen, aber auch das hört auf, nachdem sie Sol, dem Elementel des Lichts, begegnet ist.

Die Elementel sind die Schöpfer der Welt. Und immerhin erfährt der Leser mit ihrem Auftauchen auch ein klein wenig mehr darüber, wie es dazu kommen konnte, dass Sartos sich die Welt unterwarf. Diese Ausführungen bleiben aber genauso knapp und trocken wie der Erzählstil insgesamt und tragen somit zwar zum besseren Verständnis bei, bringen aber keinerlei zusätzliche Farbe in die Geschichte. Auch die Elementel selbst verbleiben so sehr am Rande, dass man sie nicht einmal als Charaktere bezeichnen kann, und ihre Erscheinungsform ist so vage, dass sie nicht einmal Aspekte des jeweiligen Elementes zeigen, für das die einzelnen Wesenheiten stehen.

_Unverändert bleibt auch_ die karge Ausführung der Welt und ihrer Magie. So fragte ich mich zum Beispiel, woher Ensine diese ungewöhnliche, zusätzliche Gabe hat. Von ihrem Vater? Nun, der wird nicht mal erwähnt, geschweige denn, dass er auftaucht. Es fehlen auch jegliche Hinweise darauf, was genau ein Sammler ist. Piecock jedenfalls scheint nicht so abscheulich zu stinken wie die Wächter, denn Cenotes reitet auf ihm. Ist Piecock also kein Untoter? Was aber ist er dann?

Zusätzlich zu all den unbeantworteten Fragen gesellten sich diesmal auch ein paar logische Knicke. Zum Beispiel nickt Cenotes zu Anja hinüber und fragt Adinofis, ob Anja wisse, dass Ensine in Sartos‘ Gemächern sei. Dabei kennt er Ensines Mutter gar nicht. Er kann weder wissen, wie sie heißt, noch, dass sie Adinofis und ihre Feen nach Trong begleitet hat. Erstaunlich fand ich auch, dass Cenotes, dessen Bestimmung der Kampf gegen Sartos sein sollte, letztlich so gut wie nichts dazu beigetragen hat. Er hat die gefrorenen Opfer aufgetaut, aber ob es ihm auch gelungen wäre, die vielen Menschen aus den Tunneln herauszuführen? Zum Glück kamen die Feen rechtzeitig, um ihm aus dieser Misere herauszuhelfen und dann auch gleich noch den Endkampf ohne ihn zu bestreiten. Überhaupt, wozu haben die Wächter die Menschen überhaupt eingefroren? Im ersten Band hieß es noch, die Vorräte reichten nur für zwei Tage. So lange hält sich lebendes Fleisch auch ohne Tiefkühlung frisch. Und nur eine einzige, kleine Schlachtkammer? In der sich die Wächter auch noch jede Menge Zeit lassen zum Spielen mit ihren Opfern? Da müssen Sartos‘ zweihunderttausend Schergen aber alle lange anstehen, ehe jeder was zu fressen bekommen hat.

_Um das Maß vollzumachen_, leidet diesmal auch die Handlung unter der knappen Erzählweise. Irgendwie hatte ich das Gefühl, diesmal ging alles ein wenig zu glatt, sowohl bei Anjas Wanderung nach Atragon als auch dem Angriff der Engel auf die Sammler oder der Freundschaft zwischen Cenotes und Piecock. Die Spannung, die den ersten Band gleich zu Anfang und dann nochmal gegen Ende durchzog, wollte hier einfach nicht aufkommen. Zwar kam es schließlich in den Tunneln von Trong doch noch zu ein paar Turbulenzen, der Endkampf selbst aber fiel ebenso knapp aus wie der Rest des Buches, und es fehlte ihm der überraschende Schluss, den der erste Band noch vorweisen konnte.

_Zu den inhaltlichen Schwächen_ gesellen sich sprachliche. Am auffallendsten ist die ungewöhnliche Zeichensetzung. Viele Kommata sind überflüssig, stehen mitten im Satz, an anderer Stelle wieder fehlen sie. Auch Zeitfehler finden sich, vor allem in den Passagen, in welchen Kursivschrift anzeigt, dass hier Gedanken wiedergegeben werden, so dass ich mich frage, ob der Verlag überhaupt Lektoren beschäftigt. Das gilt auch für den ersten Band. Immerhin gibt es an Druck und Bindung nichts zu bemängeln.

_Schade eigentlich._ Aus dieser Geschichte hätte man so viel machen können. Dalia hatte alle Anlagen eines wirklich ernstzunehmenden, fiesen Gegenspielers. Die Annäherung zwischen Cenotes und Piecock hätte eine Menge Konfliktpotenzial geboten. Und der Ring, den Dalia aus Moron mitgebracht hat, war ebenfalls eine hervorragende Idee. Aber anstatt diese Ideen auszubauen, hat Rainer Stecher sie lediglich gestreift. Das hat nicht nur eine ziemlich lineare, einfache Handlung zur Folge; es macht die Entwicklung der Ereignisse wie auch die der Charaktere unglaubwürdig. Das gilt vor allem für die beiden Liebesgeschichten und ganz besonders für die zweite. Sowohl der Handlung als auch den Personen fehlt die Zeit, sich zu entwickeln, alles wirkt hastig und überstürzt. Es stellt sich die Frage, warum der Autor seinen Ideen nicht mehr Raum zur Entfaltung gelassen hat. Und wie so viele andere bleibt auch sie unbeantwortet.

_Rainer Stecher_ ist gebürtiger Thüringer, lebt aber jetzt in Berlin. Mit dem Schreiben begann er auf Bitten seiner Kinder, zur Veröffentlichung des Manuskriptes überredete ihn sein Vater. Seither hat er nicht nur die |Atragon|-Trilogie geschrieben, sondern auch ein Kinderbuch mit dem Titel „Spindelfink – Wie ein Spatz fliegen lernte“ sowie Gedichte und eine Kurzgeschichte, die er zusammen mit anderen Autoren veröffentlicht hat.

http://www.atragon-online.de.vu
http://www.asaro-verlag.de

David Mack – Star Trek Vanguard 1: Der Vorbote

Das geschieht:

Der gescheiterte Versuch, die energetische Barriere am Rand der Galaxis zu durchbrechen, hat das Föderationsraumschiff „Enterprise“ schwer beschädigt. Das Angebot der Raumstation „Vanguard“, sein Schiff reparieren und überholen zu lassen, ist für Captain James T. Kirk verlockend aber verdächtig: „Vanguard“ sollte in diesem Jahr 2265 eigentlich noch im Bau sein. Die Grenznähe zu den Reichen der nicht eben friedfertigen Tholianer und der jederzeit kriegerischen Klingonen stimmt Kirk nachdenklich. Was stellt die „Vanguard“ wirklich dar?

In der Tat dient die Raumstation der Föderation als Basis für die eine forcierte Erforschung des Taurus-Sektors, der sich wie ein Puffer zwischen das Territorium der Tholianischen Gemeinschaft und das klingonische Imperium legt. Zwar erhoben beide Mächte nie einen Anspruch auf diesen abgelegenen Winkel, doch die hektischen Aktivitäten der Föderation und die offensichtliche Geheimhaltung erregen Misstrauen. David Mack – Star Trek Vanguard 1: Der Vorbote weiterlesen

Shayne, Maggie – Erinnerungen der Nacht (Twilight, Band 2)

Schon eine ganze Ewigkeit begehrt die Vampirin Rhiannon – einst eine ägyptische Prinzessin – den Vampir Roland de Courtemanche, den sie gerettet und in einen Vampir verwandelt hat. Doch egal, was Rhiannon unternimmt, weist Roland sie immer wieder aufs Neue ab. Das ist der Grund, weshalb sich Rhiannon eines Tages von Roland entfernt. Doch als sie erfährt, dass Roland und sein Schützling Jamey von den gefährlichen DPI-Agenten, welche sich auf die Erforschung von Vampiren spezialisiert haben, verfolgt werden, beschließt sie, noch ein letztes Mal zu Roland zurückzukehren, ihm zu helfen und einen letzten Versuch zu starten, Roland für sich zu gewinnen.

Doch Roland scheint ganz und gar nicht über Rhiannons Auftauchen erfreut zu sein. Durch ihr auffälliges Äußeres und ihre wahnwitzigen Unternehmungen befürchtet er, dass das DPI nun erst recht auf ihn und Jamey aufmerksam wird. Außerdem macht ihn Rhiannons Anwesenheit immer wieder nervös, weil sie in Roland einen Dämon erweckt, den er schon sein ganzes unsterbliches Leben lang zu verdrängen versucht, und er erinnert sich durch sie an eine längst vergangene Schuld, die ihn noch heute schwer belastet.

Vorübergehend verschanzen sich Roland, Rhiannon, Jamey und zwei weitere Vampire, Eric und Tamara, in Rolands Schloss, bis die Gefahr wieder vorüber ist und Jamey wieder in Sicherheit. Doch Jamey, der glaubt, auf sich selbst aufpassen zu können, verschwindet aus dem Schloss und gerät geradewegs in die Arme eines Mannes, der noch viel schlimmere Absichten hat als das DPI. Die Einzige, die Jamey jetzt noch helfen kann, ist Rhiannon, weil der Mann sich bei Verhandlungen nur auf sie einlässt. Das passt Roland wiederum ganz und gar nicht, weil er merkt, dass Rhiannon ihm doch mehr bedeutet, als er vorerst dachte …

_Eindrücke:_

„Erinnerungen der Nacht“ ist der zweite Teil von Maggie Shaynes „Twilight“-Serie, die Fortsetzung von „Fantasien der Nacht“. Diesmal stehen nicht wieder der Vampir Eric Marquand und seine geliebte Tamara im Mittelpunkt, sondern Roland, der auch schon in „Fantasien der Nacht“ einen kurzen Auftritt hatte und der Schöpfer von Eric ist. Zwar gehen auch die Charaktere aus dem ersten Teil in „Erinnerungen der Nacht“ nicht verloren und spielen im Verlauf der Geschichte noch eine wichtige Rolle, doch das Hauptaugenmerk fixiert sich nun auf Roland und natürlich auf Rhiannon, welche nun neu zu der Geschichte dazukommt und neben Roland die Protagonistin in „Erinnerungen der Nacht“ ist. Auch Jamey, der in „Fantasien der Nacht“ schon mitten im Geschehen war, spielt auch noch in „Erinnerungen der Nacht“ eine große Rolle und bleibt dem Leser und Fan vom ersten Teil der „Twilight“-Serie erhalten.

Obwohl der erste und der zweite Teil der Serie durch die Charaktere wie auch teilweise durch die Geschichte ganz klar zusammenhängen, lässt sich „Erinnerungen der Nacht“ theoretisch auch ohne die Vorkenntnisse in „Fantasien der Nacht“ lesen. Letztendlich ist „Erinnerungen der Nacht“ eine in sich abgeschlossene Geschichte, und wenn Ereignisse erwähnt werden, welche im ersten Teil der Reihe geschahen, dann werden diese meist kurz erläutert oder sie sind für die eigentliche Handlung nicht weiter von Belang, sodass man den Zusammenhang der Geschichte auch ohne Vorkenntnisse ganz gut nachvollziehen kann.

Doch nun erst einmal mehr zu den Charakteren. Rhiannon ist eine stürmische, äußerlich selbstsichere und wahnwitzige Frau, die keine Herausforderung oder Gefahr scheut, ganz im Gegenteil zu Roland, der eher in sich gekehrt wirkt, jede Gefahr so gut es geht vermeiden will und sich in Rhiannons Gegenwart stets unwohl fühlt, da sie in ihm Erinnerungen und Gefühle weckt, welche er am liebsten verdrängen würde. Rhiannon und Roland bilden so zwei völlige Gegensätze, was wohl auch Absicht der Autorin war und ihr auch absolut gelungen ist.

Was mir an den Charakteren, insbesondere an Rhiannon, sehr gut gefällt, sind die Tiefe, die Einzigartigkeit und die verstrickte Gefühlswelt, welche Maggie Shayne für ihre Protagonisten erstellt hat. Schon im Prolog, in dem Maggie Shayne Rhiannon selbst einmal zu Wort kommen und etwas über sich erzählen lässt, erfahren wir einiges über die Protagonistin. Viele Gefühle und Gedanken, die für den späteren Verlauf der Geschichte wichtig sind und dort auch noch einmal mehr zur Geltung kommen, werden hier bereits aufgegriffen, und man erhält einen ersten Einblick in Rhiannons Charakter. Wie schon angemerkt, wirkt diese nämlich äußerlich sehr selbstsicher, versucht aber dennoch ihr ganzes unsterbliches Leben lang, Roland und vor allem sich selbst zu beweisen, dass sie seiner würdig und es wert ist, auch geliebt zu werden. Mir hat Rhiannon besonders gut gefallen, da sie einen völlig einzigartigen Charakter besitzt, man sich mit ihrer Art sofort anfreundet und man vor allem durch sie an der ganzen Geschichte in „Erinnerungen der Nacht“ besonderen Anteil nimmt.

Auch Roland hat Probleme mit sich selbst, wenn diese sich auch anders äußern als bei Rhiannon. Durch einen Vorfall in seiner Vergangenheit trägt er schon seit einer Ewigkeit eine schwere Schuld mit sich herum und will sich einfach nicht verzeihen. Er glaubt, wenn er sich nicht im Zaum hält, tritt das Böse in ihm ans Tageslicht, und da Rhiannon diejenige ist, wegen der er immer wieder fast die Kontrolle über sich verliert, möchte er sie von sich fernhalten und verletzt sie, obwohl er eigentlich weiß, dass er sie liebt.

Bereits bei „Fantasien der Nacht“ handelte es sich zum Teil auch um eine Vampir-Geschichte, die zudem und wie derzeit angesagt ein wenig Erotik beinhaltet, und dies ist auch noch in „Erinnerungen der Nacht“ der Fall. Dennoch spielt die Erotik hier keine allzu große Rolle und sorgt lediglich für die richtige Würze der Liebesgeschichte zwischen Rhiannon und Roland. Die Passagen, die ein wenig erotisch angehaucht sind, und auch die eigentlichen Sexszenen sind sehr sparsam platziert, werden dafür aber sehr fantasievoll, malerisch und angenehm beschrieben.

Wesentlich wichtiger für die Handlung ist dagegen die Liebesgeschichte, welche sich während des Verlaufes der Geschichte zwischen Rhiannon und Roland anbahnt. Maggie Shayne gestaltet diese Romanze so mitreißend und spannend, dass man das Buch, wenn es sich langsam aber sicher seinem Ende zuneigt, beinahe nicht mehr aus der Hand legen kann und völlig in die Geschichte eintaucht. Je nachdem, wie sehr man an den Protagonisten hängt und wie einem die Geschichte gefallen hat, ist es auch denkbar, dass an der ein oder anderen Stelle des Buches auch mal eine Träne die Wange hinunterkullert, weil man so sehr mit den leidenden Protagonisten mitfühlt. Das Einzige, was ich am Ende etwas schade fand, war, dass das Happy-End zwischen Rhiannon und Roland etwas abgewürgt und auf die letzten vier Seiten gequetscht wurde. Zwar werden alle offenen Fragen noch beantwortet und auch das Ende selbst ist für den Leser zufriedenstellend, aber dennoch bin ich der Meinung, dass man die Schlusssequenz ein bisschen weiter hätte ausdehnen können.

„Erinnerungen der Nacht“ wird in der üblichen Form aus der Sicht des Erzählers erzählt, und nur im Prolog wendet Maggie Shayne einmal die Ich-Perspektive an, als Rhiannon von sich erzählt. Zwar passen beide Erzählarten sehr gut zur Erzählung, aber dennoch glaube ich, dass es noch besser gepasst hätte, wenn Maggie Shayne die Ich-Form auch während der restlichen Geschichte beibehalten hätte. Rhiannons Gedanken und Gefühle sind einfach sehr interessant und unterhaltend, und ich kann mir gut vorstellen, dass die Wirkung noch etwas direkter gewesen wäre, wenn man die ganze Geschichte aus Rhiannons Sicht erfahren hätte.

_Fazit:_

Mir hat der zweite Teil „Erinnerungen der Nacht“ noch besser gefallen als sein Vorgänger, und das ist eindeutig der Protagonistin Rhiannon zuzuschreiben. Die Geschichte an sich ist spannend, die Liebesgeschichte kommt sehr gut zur Geltung, auch ein Hauch Erotik ist vorhanden und die restlichen Charaktere sind ebenfalls sehr sympathisch, aber am besten gefallen hat mir einfach Rhiannon. Wirklich negative Aspekte sind mir keine aufgefallen, und deshalb kann ich „Erinnerungen der Nacht“ von Maggie Shayne nur weiterempfehlen.

_Die Autorin:_

Maggie Shayne ist eine amerikanische Autorin von mehr als 40 romantischen und paranormalen Romanen. Shayne wuchs in einer ländlichen Gegend in der Nähe von Syracuse, New York, auf und verließ die Highschool mit sechzehn, um zu heiraten, nachdem sie schwanger wurde. Sie ist sehr an altsumerischer Religion und Kultur interessiert und ist mittlerweile |High Priestess| und |Elder| eines Wicca-Covens. Shayne und ihr Ehemann sind mittlerweile seit über 25 Jahren zusammen und haben gemeinsam fünf erwachsene Töchter. Sie leben auf einer Farm in der Nähe von New York.

Maggie Shayne gewann den |Romance Writers of America RITA Award| und war zwölfmal dafür nominiert, außerdem gewann sie zehnmal einen |Romantic Times Award|, den |New Jersey Romance Writers Golden Leaf Award for Best Long Contmeporary|, wurde als |Affaire de Coeur Magazine Favorite Paranormal Author of the Year| ausgezeichnet. Ihre |Twilight|-Serie umfasst im Original bereits vierzehn Bände, Band fünfzehn ist für Oktober 2008 angekündigt.

Die |Twilight|-Serie bei |Mira|:

Band 1: Fantasien der Nacht
Band 2: Erinnerungen der Nacht

|304 Seiten|
MIRA Taschenbuch
http://www.maggieshayne.com

Hendee, Barb & J. C. – Dhampir 1: Halbblut

Die junge Magiere und der Halbelf Leesil verdienen ihr Geld auf eine sehr unehrliche Art und Weise: Sie ziehen von Dorf zu Dorf, gaukeln den abergläubischen Bauern vor, sie von bösen Geistern und Vampiren zu befreien, und kassieren dabei oft das ganze Gesparte ein, das die gutgläubigen Bauern noch besitzen. Das klappt eine Weile lang ganz gut, bis Magiere ein schlechtes Gewissen bekommt und sich entscheidet, sesshaft zu werden und mit Leesil eine eigene Taverne am Meer zu eröffnen. Doch auf dem Weg zu der Taverne geschieht etwas Unheimliches: Mitten in der Nacht wird Magiere von einem offenbar Irren angegriffen. Während des Angriffs macht Magiere eine seltsame Wandlung durch, die sie wie eine wütende Bestie handeln lässt, und bringt den Irren in ihrer Raserei um.

Was Magiere jedoch nicht weiß: Der Angreifer war in Wirklichkeit kein Wahnsinniger, sondern ein Vampir, und sein Tod bleibt nicht sehr lange unentdeckt. Parko, so sein Name, war ein Gefährte der Vampire Rashed, Teesha und Rattenjunge, die sich ausgerechnet in dem Dorf niedergelassen haben, welches Magiere und Leesil ansteuern. Die Vampire glauben nun, Magiere sei auf dem Weg in das Dorf, um sie zu vernichten, und rüsten sich für den Kampf gegen die berüchtigte Vampirjägerin. Magiere dagegen sieht in sich weder eine richtige Vampirjägerin noch glaubt sie daran, dass Vampire überhaupt existieren. Durch diese Missverständnisse auf beiden Seiten kommt es zu einem erbitterten Kampf, in dem Magiere bemerkt, dass sie selbst den Vampiren gar nicht so unähnlich ist …

Das Erste, was mancher sich bei dem Buchtitel denken wird, ist wohl: Wieso eigentlich „Dhampir“ und nicht „Vampir“? Das ist eigentlich ziemlich schnell erklärt. [Dhampire]http://de.wikipedia.org/wiki/Dhampir sind, ähnlich wie Vampire, Geschöpfe, die in den früheren Geschichten auftauchten und denen man die Fähigkeit nachsagt, Vampire auch dann sehen zu können, wenn diese unsichtbar sind. Sie sind eine Mischung aus Mensch und Vampir und sind dazu geboren, Vampire mit Hilfe ihrer Fähigkeiten zu jagen und zu töten. Die Legende der Dhampire stammt allerdings nicht aus Barb und J. C. Hendees Feder, da Dhampire bereits in einigen alten Sagen und Geschichten vorkommen. Nur sind sie eben heute lange nicht mehr so bekannt wie Vampire.

Das Buch beginnt schon einmal sehr vielversprechend. Der Leser wird Zeuge davon, wie Magiere und Leesil ihrem Geschäft nachgehen und in einem strawinischen Dorf gemeinsam ihre Show abziehen, um anschließend den Bauern das Geld abzunehmen. Dabei bauen die Autoren Barb und J. C. Hendee gleich von Beginn an eine passende Atmosphäre auf, welche die Angst und die Verzweiflung der Bauern gut rüberbringt. Gleichzeitig wird dem Leser eine unheimliche Stimmung im Dorf vermittelt, da man anfangs nicht weiß, dass Magiere keine richtige Vampirjägerin ist, und das Gefühl aufkommt, dass in dem Dorf wirklich etwas Unheimliches vor sich geht. In diesem Fall verrät das Cover des Buches schon einiges über die düstere und unheimliche Atmosphäre, welche vor allem anfangs in der Geschichte herrscht und den Leser neugierig macht.

Schon ziemlich bald lernen wir neben der jungen Magiere, die uns schon von Anfang an als gefühlskalte Kriegerin begegnet, ihren Partner, den Halbelf Leesil, kennen, der das genaue Gegenteil von Magiere zu sein scheint. Während Magiere wie die Dominantere der beiden rüberkommt und alles sehr ernst nimmt, ist Leesil ein purer Spaßvogel, der sein Leben leicht nimmt und es genießt. Neben Magiere erscheint er im ersten Moment wie ein Kindskopf, der das Geld, das er verdient, nicht spart, sondern alles für teuren Wein ausgibt oder beim Kartenspielen verliert. Eigentlich sollte man meinen, dass er derjenige ist, der irgendwann ein schlechtes Gewissen bekommt und die Bauern nicht weiter ausnehmen will. Doch Magiere ist es letztendlich, die dem ein Ende bereiten will und dadurch ihre anfängliche Gefühlskälte widerlegt. Während der ganzen Geschichte entwickeln sich Magiere und Leesil weiter und zeigen immer öfter Eigenschaften, mit denen man als Leser nicht gerechnet hätte.

Neben Magiere und Leesil gibt es dann auch noch die Vampire, die ebenfalls eine große Rolle spielen. Im Gegensatz zu vielen anderen Fantasybüchern werden in „Dhampir 1: Halbblut“ auch die ‚bösen‘ Hauptcharaktere näher in ihren Gedankengängen und Gefühlen durchleuchtet. Und obwohl Teesha, Rashed und Rattenjunge bösartige Vampire sind, erfährt der Leser einiges über deren Vergangenheit und über die Beweggründe, welche sie antreiben. So erscheinen die Vampire nicht mehr ganz so finster und sind teilweise sogar sympathisch.

Nachdem mir der Anfang des Buches sehr gut gefallen hat, ist der Rest der Geschichte zwar auch noch gut, aber ich hätte mir ein wenig mehr davon erhofft. Nach den ersten etwa hundert Seiten nimmt die Spannung der Geschichte steil ab und kommt später auch nicht mehr richtig zum Vorschein. Es hat den Anschein, als hätten Barb und J. C. Hendee am Anfang des Buches sehr viel Mühe in die Geschichte gesteckt, aber zum Schluss hin ein wenig das Interesse sowie wirklich gute Ideen verloren. Zwar kann die Geschichte noch gut unterhalten, aber der Leser wartet permanent darauf, dass irgendetwas Spannendes geschieht und die Geschichte zum Höhepunkt kommt, doch das ist über die gesamte Distanz kein einziges Mal der Fall.

Währenddessen ist die Geschichte voller Kampfszenen, die allesamt ein wenig zu ausführlich und zu langwierig sind, sodass auch da die Spannung wieder stark abnimmt und die Kampfszenen in ihrem Ablauf weder richtig nachvollziehbar sind noch irgendwie spannend. Diese Sequenzen nehmen im vorliegenden Roman einen wirklich großen Teil des Erzählumfangs ein, und nach einer Weile werden sie dann wirklich ein bisschen lästig. Hätte man die Kampfszenen ein wenig gekürzt und sich stattdessen ein wenig mehr auf die Geschichte selbst konzentriert, wäre dies sicherlich nur von Vorteil gewesen.

Auch das Ende hält nicht das, was man sich bei dem atmosphärischen und viel versprechenden Anfang der Geschichte erhofft. Das Finale setzt ziemlich abrupt ein, und man kommt nicht um hin sich anschließend zu fragen: War das jetzt alles? Eigentlich erwartet man als Leser noch etwas Aufregendes und Befriedigendes, aber plötzlich ist man auf der letzten Seite angekommen und es hat den Anschein, als hätten die Autoren keine allzu große Lust mehr gehabt, ein ausführliches Ende niederzuschreiben.

Zwar kommt beim Ende der Geschichte keine richtige Spannung mehr auf, aber dafür geht es im Epilog der Geschichte wieder aufwärts. Dort erfährt man im Nachhinein einiges über die Geschichte, was den eigenen Blickwinkel, unter dem man die Geschichte betrachtet hat, wieder ändert. Man erfährt einige Anhaltspunkte und Pläne einer Person, die in der Handlung zwar nur am Rande vorkam, aber doch eine wichtige Rolle darin übernommen hat. Durch die vielen offenen Fragen, die durch den Epilog entstehen, wird der Leser letztendlich doch wieder neugierig und möchte wissen, was es mit alldem auf sich hat und wie die Geschichte weitergeht.

_Fazit:_ „Dhampir 1: Halbblut“ ist eine nette, unterhaltsame Vampirgeschichte mit einer guten Grundidee, mehr aber auch nicht. Aus der Geschichte hätte man mehr machen können, und die vielen Kampfszenen sind einfach zu ausführlich geraten.

_Die Autoren:_ Barb und J. C. Hendee leben zusammen in Colorade, in der Nähe der Rockey Mountains. Beide sind hauptberuflich Englisch-Lehrer in Denver.

|384 Seiten Paperback
ISBN: 978-3-8025-8145-8|
http://www.egmont-lyx.com

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Abé, Shana – Feuermagie (Der träumende Diamant 1)

_Ein Feuerwerk aus funkelnden Diamanten_

Das Volk der Drákon – Menschen, die sich in Rauch und in Drachen verwandeln können – lebt abgeschieden von der Menschheit an einem Ort namens Darkfirth. Kein Mensch darf je von ihrer Existenz erfahren, und deshalb ist es jedem Mitglied des Stammes untersagt, aus Darkfirth fortzugehen und in der Welt der Menschen zu leben.

Doch der jungen Rue gelingt durch ihren vorgetäuschten Tod die Flucht, und sie beginnt ein Leben in der Welt der Menschen, weit weg von dem verhassten Darkfirth. Dort fängt sie an, als so genannter ‚Rauchdieb‘ Juwelen zu stehlen, die auf sie wie auch auf die restlichen Mitglieder ihres Volkes eine große Anziehungskraft ausüben.

Doch Rues Existenz bleibt durch ihre Diebstähle auch vor den Drákon nicht länger geheim, weshalb Christoff, der Alpha der Drákon, eingreifen und Rue zurück nach Darkfirth bringen will. Mit Hilfe des Diamanten „Herte“ stellt er Rue eine Falle, was aber nicht so funktioniert, wie er es gerne gehabt hätte: „Herte“ wird von einem weiteren Drákon gestohlen, und Rue ist die Einzige, die weiß, in wessen Händen sich der Diamant befindet.

So kommt es, dass Christoff und Rue untereinander einen Deal vereinbaren: Rue soll ihm helfen, „Herte“ zu finden und den Dieb dingfest zu machen. Sollte sie es schaffen, erlangt sie ihre Freiheit zurück, doch sollte sie versagen, muss sie in Darkfirth bleiben und Christoff heiraten. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach London und beginnen mit der Jagd auf den Dieb. Dabei versucht Christoff, Rues Herz für sich zu gewinnen, und obwohl Rue sich anfangs wehrt, vermag auch sie ihre Gefühle für ihn nicht lange zu verstecken.

_Eindrücke:_

Bevor die eigentliche Geschichte anfängt, wird der Leser erst einmal mit einem Prolog in die Geschichte und die Welt der Drákon eingeführt. Dort erzählt Shana Abé einiges über das Volk der Drákon, wie zum Beispiel über die Macht der Diamanten, die Kriege, welche die Drákon mit den Menschen geführt haben, und was sonst noch alles geschehen ist, was das Leben der Drákon stark beeinflusst hat. Dadurch erfährt man als Leser einige wichtige Informationen über die Drákon, welche für den späteren Verlauf der Geschichte wichtig sind und die man nur schwerlich in die eigentliche Geschichte hätte einbauen können. Dennoch hat mich der Prolog erst wenig überzeugt. Er ist etwas gewöhnungsbedürftig und klang für den Rest der zu erwartenden Geschichte nicht besonders vielversprechend. Er hinterließ bei mir die Vermutung, dass es sich bei „Feuermagie“ um eine typische und etwas langweilige Drachengeschichte handelt, die es dergestalt es schon zuhauf in den Bücherläden gibt und auf die man ganz gut verzichten kann.

Doch der erste Eindruck täuscht. Hat man nämlich den Prolog erst einmal hinter sich gelassen und ist bei der eigentlichen Geschichte angelangt, wird diese zunehmend interessant und klingt um einiges vielversprechender. Nach und nach lernen wir die Protagonistin Clarissa Rue kennen, die in Darkfirth eine schreckliche Kindheit hatte und sich durch die Vortäuschung ihres eigenen Todes aus diesem Ort davonmacht, um die Welt der Menschen kennenzulernen. Erst sind dem Leser die Beweggründe Rues unklar, aber je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr erfährt der Leser über die Gründe, welche Rue dazu trieben, Darkfirth zu verlassen. In London beginnt sie schließlich ein neues Leben und wird nicht nur zur Diebin, sondern entwickelt auch ein stärkeres Selbstvertrauen. Sie ist wild, frei, vorlaut und alles andere als eine feine Dame der Gesellschaft. Ich finde Rues Charakter mehr als gelungen und schloss sie bei der Lektüre sofort in mein Herz.

Auch Christoff bzw. Kit, den Alpha der Drákon, lernt der Leser kennen. Der zweite Hauptcharakter wird ebenso wie Rue nicht als perfekt dargestellt, sondern mit einigen Macken. Er wirkt anfangs auf den Leser wie ein egoistischer und eitler Herrscher, der immer nur seinen Willen durchsetzen möchte und nichts anderes kann als Befehle zu erteilen. Auch Rue gegenüber benimmt er sich erst wie ein Ekel und erst später, wenn Rue und Christoff alleine in London sind und den Dieb jagen, verändert sich sein Charakter; zunächst kaum merklich, dann aber zunehmend, bis man schließlich auch ihn ins Herz geschlossen hat. Die Tatsache, dass die Protagonisten nicht allzu perfekt und klischeelastig dargestellt werden, ist ein großer Pluspunkt in „Feuermagie“, da sie hierdurch einen völlig eigenen und außergewöhnlichen Charakter entwickeln können und gemeinsam, trotz der vielen Streitereien, einfach ein perfektes Team bilden.

„Feuermagie“ ist nicht nur eine Fantasygeschichte, wie man vermuten könnte, sondern vereint in sich noch einige andere Genres. Das Hauptaugenmerk liegt nämlich weniger auf dem Fantasygehalt, sondern mehr auf der sich anbahnenden Liebesgeschichte zwischen Rue und Christoff, welche auch mit einer dezenten Prise Erotik unterlegt wird. Gleichzeitig ist „Feuermagie“ aber auch eine historische Erzählung aus dem 18. Jahrhundert und überdies ein Abenteuerroman. Man sollte meinen, dass bei so einer Vielfalt von verschiedenen Genrerichtungen die eine oder andere darunter etwas zu kurz kommt, aber dem ist nicht so. Ob nun die Liebesgeschichte, die Fantasy- oder die Abenteuergeschichte, alles wird komplett ausgeschöpft und kein Bestandteil kommt in irgendeiner Weise zu kurz. Alles zusammen genommen, leigt eine wirklich gelungene Mischung aus verschiedenen Genretypen vor, und man wird von der ersten bis zur letzten Seite durchgehend und zudem spannungsreich unterhalten.

Anders als bei vielen Liebes- und Erotikgeschichten geht es Shana Abé hierbei ein wenig langsamer an. Während es in anderen Liebesromanen relativ zügig zur Sache geht und alles sehr genau beschrieben wird, dauert es bei „Feuermagie“ eine ganze Weile, bis Christoff und Rue sich näher kommen. Ab und zu kommt es dann auch zu erotischen Szenen, die aber gut portioniert auftreten und der Liebesgeschichte lediglich die rechte Würze verleihen. Wenn Shana Abé eine solche Szene beschreibt, hält sie sich nie lange mit irgendwelchen Details auf und beschreibt die Szenen kurz, aber sehr schön und malerisch.

„Feuermagie“ ist, wie es der Titel schon sagt, eine absolut magische Geschichte und in jeder Hinsicht einfach nur schön. Es ist eine Geschichte voller zauberhafter Drachen, Diamanten, Feuerwerken und anderen ästhetischen Dingen, sodass der Leser das Gefühl bekommt, die Geschichte wäre selbst ein funkelnder Diamant. Shana Abé beschreibt und erzählt ihre Story so wunderbar fantasievoll und malerisch, dass vor allem weibliche Leser ganz und gar in den Bann der Erzählung geschlagen wird. Zwar ist Abés Schreibstil im Prolog ein wenig gewöhnungsbedürftig, doch das ändert sich schon beim Beginn der eigentlichen Geschichte, und ab diesem Punkt ist klar, dass uns eine wundersam schillernde und spannende Sage erwartet, die durchaus das Potenzial für das nächste Lieblingsbuch mitbringt.

_Fazit:_ „Feuermagie“ ist eine wundervolle Geschichte, die funkelt wie ein Diamant und mehrere Genres perfekt in sich vereint. Auch die Charaktere, welche durch ihre Unvollkommenheit einzigartig wirken, sind gut gelungen und man schließt sie sofort in sein Herz. Ein wirklicher Lesegenuss, vor allem für weibliche Leser.

_Die Autorin:_ Shana Abé lebt mit ihrem Mann und einem ganzen Zoo von Tieren in Südkalifornien, verrät uns der Verlag (die Website der Autorin spricht eher von fünf Kaninchen und einem Hund). Die |Wikipedia| verrät noch ein bisschen mehr: Sie wurde in Texas geboren, wuchs in Colorado auf, verbrachte einen Teil ihres Studiums in Mexico sowie Los Angeles und arbeitete in Japan als Model. Abé erhielt den |Romantic Times Career Achievement Award| und war sechsmal für den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| nominiert, wovon sie zwei gewann.

http://www.shanaabe.com

|Der träumende Diamant:|

Band 1: Feuermagie
Band 2: Erdmagie (September 08)

|Originaltitel: Drákon 1. The Smoke Thief
Originalverlag: Bantam, New York 2005
Aus dem Englischen von Marianne Schmidt
384 Seiten|
http://www.blanvalet-verlag.de

Morgan, Dave T. – Schrei des Feuervogels, Der (Die Magierkriege I)

_Inhalt:_

In Abreanna, steht die Hochzeit des Thronfolgers Gidion mit der Prinzessin des Nachbarlandes unmittelbar bevor. Die Vereinigung soll den ewigen Kampf zweier kriegslüsterner Nachbarn endlich beenden. Doch durch einen feigen Mord wird der Frieden verhindert und sofort flammen alte Feindschaften wieder auf.

Während der mittlere Königssohn Tristan an der Seite seines Vaters in einen neuen Krieg zieht, wird der jüngste Sohn, Lion, in einen Strudel von Magie, Rätseln und Gefahren verwickelt. In Lions Fleisch formt sich allmählich das Bildnis eines Feuervogels und macht ihn zum Ausgestoßenen im eigenen Land, denn dort ist für die Herrschenden die Magie bei Todesstrafe verboten.

Lions einzige Hoffnung liegt darin, das Ränkespiel der geheimnisvollen Magierin Lynn-dath zu entwirren, das schon seit Jahrhunderten anzudauern scheint …

In „Der Schrei des Feuervogels“ kämpfen die drei Königssöhne Gidion, Tristan und Lion verzweifelt gegen einen übermächtigen Feind und finden über Liebe, Magie und Tod zu ihrem Schicksal, das enger miteinander verwoben ist, als es zunächst den Anschein hat.

_Meine Meinung:_

|“Für das Leben, den Frieden und die Liebe – den Tod.“|

Als ich von Seiten des |Arcanum|-Fantasy-Verlags wegen einer Rezension zu „Der Schrei des Feuervogels“ angefragt wurde, wollte ich eigentlich dankend ablehnen, da ich im Laufe der letzten Jahre der (klassischen) Fantasy ziemlich überdrüssig geworden bin. Und nun, nach Beendigung des Werkes, weiß ich, dass es sich gelohnt hat, einem bisher unbekannten Fantasyautor und seinem Debütroman Beachtung zu schenken, denn Dave T. Morgan ist es gelungen, klassische Fantasyelemente in ein neues Gewand zu kleiden. Der Autor hat einen schon erstaunlich gefestigten Stil und fabuliert auf eine sehr unterhaltsame Weise, ohne dabei sprachlich „abzuflachen“. Und genau so sollte gute Unterhaltungslektüre sein!

Dave T. Morgans Charaktere leben, sie lassen den Leser an ihren Gefühlen teilhaben und ziehen ihn so, auf beinahe freundschaftliche Weise von Zeile zu Zeile in ihre Welt. So lebt, leidet, liebt und kämpft man mit ihnen. Man spürt die Abneigung des König Rodriguez gegen Zauberer, die Liebe, die zwischen seinem ältesten Sohn und somit Thronfolger Gidion und dessen Braut Ehan entbrannt ist. |(Gidion:“ Sie ist so impulsiv. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann setzt sie es auch durch. Sie ist wirklich nicht leicht zu bändigen! Aber gerade diese Energie ist es, die ich neben ihrer Anmut und Zärtlichkeit so sehr liebe … Oh, ihr Götter, ein einziger Blick hatte genügt, und ich habe kein Wort mehr herausgebracht …“)|

Ebenso nimmt man die geschwisterlichen Bande zwischen den drei Königssöhnen wahr, die aber dennoch nicht frei von brüderlichen „Animositäten“ sind. Besonders der jüngste Königssohn Lion, gibt Rätsel auf – vor allem sich selbst. In ihm scheint mehr zu schlummern, als er und seine Familie ahnen. Und so bricht er schlussendlich nicht nur auf, um einen neuen Magierkrieg zu verhindern, sondern auch, um sich selbst zu finden. Denn da sind zu viele Fragen: Wer ist die Zauberin Sylva, der er im Wald begegnet? Was verbindet ihn mit dem Feuervogel? Warum wird er der Drachenkönig genannt? Und vor allem, welche magischen Kräfte schlummern in ihm?

Es sind nicht nur die Bösen, die in diesem Roman, der den Leser für Stunden den Alltag vergessen lässt, ihr Leben verlieren, nicht nur die Guten siegen – alles so, wie es das Leben schreibt: Es gibt keine wahre Gerechtigkeit, und dennoch zählen Werte und lohnt es, sich für diese einzusetzen, gar zu sterben. Auch das macht für mich die Stärke dieses Bandes aus, dem wohl noch zwei folgen sollen, worauf sich die Leserschaft freuen kann, denn das Ende des Bandes eins gipfelt in einem fulminanten Finale, das Raum für mehrere Fortsetzungen bietet!

Zur Aufmachung des Bandes bliebe zu sagen: Das große Buchformat spricht nicht so an, und auch der Satz und das Lektorat wissen nicht vollends zu überzeugen (auch wenn gerade das Lektorat dem Stil des Autors noch hätte zusätzlichen Schliff verleihen können und müssen) – dennoch: das Papier ist gut und auch das Covermotiv passt, besonders die schönen puderfarbenen Schattierungen finden Gefallen – kommen sie doch nicht so kitschig wie manch andere Fantasycover daher. Der Trailer auf dem Backcover weist dafür leider keinen Blocksatz auf und wirkt auf dem Großformat „zerfasert“.

Das ein oder andere kleine Manko kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Der Schrei des Feuervogels“ ein wirklich gutes und somit empfehlenswertes Buch ist, das im Regal keines Fantasyfans fehlen sollte – oder solcher, die es noch werden wollen. Aber auch für jene, die keine wahren Freunde der Fantasy sind, ist es ein Buch, das zu lesen sich lohnt, denn ein jeder wird sich darin wiederfinden. Ein weiterer Punkt, der sich auf Dave T. Morgans Autorenkonto verbuchen lässt.

_Fazit:_ „Der Schrei des Feuervogels“ ist ein beachtlicher fantastischer Debütroman, der nicht nur für Fantasyleser empfehlenswert ist und wieder einmal unter Beweis stellt, wie wichtig die Arbeit der Kleinverlagsszene ist!

|Arcanum Fantasy-Verlag, Dortmund, September 2007
Großformat, Fantasy, ISBN: 978-3-939139-03-4
Titelillustration von Frank-Martin Stahlberg, Titelgestaltung von Carsten Winkel
1 Karte von Robert Rocsnyai
Paperback, 349 Seiten|

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Parzzival, S.H.A. – Gefühlsjäger (Titan-Sternenabenteuer 24)

Während die Ökoterroristen den Wohnsitz von Michael Moses mit einem genmanipulierten Riesenkraken angreifen, gerät ein Prospektoren-Raumschiff mit drei Angehörigen der CRC (Carter Rocket Corporation) in die Fänge einer neuen Rasse von Außerirdischen. Die Cadschiden sind völlig emotionslos, also nicht in der Lage dazu, Gefühle zu empfinden. Dennoch warten sie auf einen Erlöser, der ihnen die Gefühle zurückbringen soll, den Lariod. Bei dieser Suche sollen ihnen die Menschen helfen. Emorebs (Emotionsrebellen), die von Natur aus in der Lage sind, in begrenztem Umfang Gefühle zu empfinden, werden jedoch von der Regierung erbarmungslos gejagt.

Während die Raumfahrer den Emorebs helfen wollen, unterstützt eine Einheit der Space-Police, die zur Rettung der Besatzung des Prospektoren-Schiffes auf Cadschid gelandet ist, die Regierung der Außerirdischen. Doch keiner der Terraner ahnt, was die Cadschiden wirklich planen. Als die Absichten der Außerirdischen offensichtlich werden, ist es bereits zu spät: Die Gefühlsjäger sind unterwegs …

_Eindrücke:_

Der dritte Band des neuen Zyklus gestaltet sich in vielerlei Hinsicht als Novum. Zum einen spielen Shalyn Shan und ihre Freunde Monja und Sir Klakkarakk in diesem Buch gar nicht mit, und zum anderen spielt sich fast die gesamte Handlung auf einem fremden Planeten ab. Lediglich die ersten 27 Seiten beschäftigen sich mit dem Krakenangriff auf Michael Moses‘ Wohnsitz.

Damit knüpft die Geschichte unmittelbar an die vorrangehenden Bücher an, bevor sich der Fokus auf die Heimatwelt der Cadschiden richtet. Der Autor hat mit diesem Volk eine hochinteressante Rasse und Kultur geschaffen, deren Vorstellung in dem vorliegenden Buch aufgrund der geringen Seitenzahl verständlicherweise nicht zufriedenstellend ausfallen konnte. Das erhöht natürlich im Umkehrschluss die Spannung auf die folgenden Bände, in denen dieses Volk eine größere Rolle spielen wird.

Die neuen Charaktere des Prospektoren-Raumschiffes |Wallenstein| wirken durch die lebendige und flotte Schreibe des Autors äußerst real. Die Situation, in welcher sich die Besatzung befindet, ist bestenfalls bizarr, und dem Autor gelingt es gekonnt, das Dilemma der Menschen, die sich inmitten einer vollkommen fremden Kultur aufhalten, herauszuarbeiten. Auch die charakterliche Entwicklung und das Beziehungsgefüge der Protagonisten untereinander wirken sehr realistisch.

Das „Gut-und-Böse-Schema“ entfällt dieses Mal völlig, allein aufgrund der Tatsache, dass ein Volk, welches nicht in der Lage ist, Emotionen zu empfinden, nicht „gut“ oder „böse“ handeln kann. Der Eingangs erwähnte Krakenangriff birgt einen Hauch „Monsterfilm-Flair“ und macht die Lektüre zu einem kultigen Genuss, so dass man als Leser ein wenig betrübt ist, als die Handlung sich nach wenigen Seiten einem komplett neuen Fokus zuwendet. Das ist allerdings eine sehr subjektive Einschätzung und mag von anderen Lesern genau entgegengesetzt empfunden werden.

Die Illustrationen von Marcel Barthel zeigen zum einen eine Wachstation vor dem Wohnsitz des Wirtschaftsmagnaten Moses und zum anderen eine Brut- und Aufzuchtsstation der Cadschiden. Der farbige Abdruck auf der Rückseite des Buches bringt dabei die Motive besser zur Geltung als die Schwarzweiß-Drucke im Inneren des Buches.

_Fazit:_ „Gefühlsjäger“ ist ein rasantes und sehr philosophisches Science-Fiction-Abenteuer, das beweist, dass nicht nur „Star Trek“ und Konsorten interessante außerirdische Kulturen zu kreieren vermögen.

http://www.blitz-verlag.de

_Florian Hilleberg_

Isau, Ralf – Dunklen, Die

Sarah d’Albis ist die Hauptfigur in Ralf Isaus letztem Phantastik-Roman „Die Dunklen“. Da sie über die Gabe der Synästhesie verfügt, ist sie in der Lage, Töne als Farben oder Formen wahrzunehmen. Bei der Premiere eines wiederentdeckten Stücks des Komponisten Franz Liszt in Weimar sieht Sarah eine versteckte Botschaft in der Komposition, welche sie auf die „Spur der Windrosen“ führt.

Als sie jedoch versucht, diese Botschaft zu entschlüsseln, bemerkt sie schnell, dass noch andere Menschen auf der Suche nach dem Geheimnis sind, welches nicht nur mit Franz Liszts Leben, sondern auch mit ihrem eigenen eng verwoben ist. Sie nennen sich selbst „Die Dunklen“, und ihr Ziel ist es, eine Partitur von Franz Liszt zu finden, die dem Besitzer unendliche Macht verleihen soll. Sarahs Gabe, ihre Suche nach den Botschaften in Liszts Kompositionen und die Erforschung seines Lebens stellen jedoch eine Gefahr für die Ziele der Dunklen dar.

Ralf Isau wurde 1956 in Berlin geboren und hat mittlerweile 23 Romane veröffentlicht. Zu seinen bekanntesten Phantastik-Romanen zählen die „Neschan“-Trilogie und die vier Bände aus dem „Kreis der Dämmerung“. Im Genre des phantastischen Thrillers sind vor allem seine Bestseller „Der silberne Sinn“ und „Die Galerie der Lügen“ bekannt geworden.

Ralf Isaus Roman „Die Dunklen“ besteht, wie schon viele seiner Werke zuvor, aus einer Mischung aus Fakten zu aktuellen weltpolitischen Ereignissen, biographischen Daten aus Franz Liszts und Sarah d’Albis Leben und phantastischen Elementen, die das Ganze zu einem sehr spannenden und unterhaltsamen Roman verbinden. Isau nimmt bei seinen Figuren jedoch nicht nur in der Geschichte Anleihen, dem Leser begegnet auch der eine oder andere alte Bekannte aus einem anderen Roman, wie etwa Karl Konrad Koreander aus Michael Endes „Die Unendliche Geschichte“.

Die Hauptfigur Sarah d’Albis ist wie üblich bei Ralf Isau keine typische übermenschliche Heldenfigur, sondern eine Frau auf der Suche nach der Geschichte ihrer Vorfahren, mit der sich der Leser leicht identifizieren kann. Sarah begeht im Kampf gegen die Dunklen viele Fehler und vertraut nicht nur einmal den falschen Menschen, doch sie bekommt auch Unterstützung von der guten Seite, den „Weißen“ Farbenlauschern, sie verliebt sich und schafft es schließlich mit Hilfe ihrer Freunde, die Machtergreifung durch die Dunklen zu verhindern.

Die Überlegungen der Hauptfigur führen an der einen oder anderen Stelle sehr schnell zur richtigen Lösung, doch überraschende Wendungen sorgen für einen spannenden Handlungsverlauf. Auch wenn der Kampf von Gut gegen Böse das altbekannte, grundlegende Motiv darstellt und auch die Gilde der Freimaurer und der Vatikan wie in so vielen Verschwörungsthrillern eine Rolle spielen, erschafft Ralf Isau durch das relativ unbekannte Phänomen der Synästhesie und das Medium der Partituren für die versteckten Botschaften einen neuen und spannenden Hintergrund für seinen Roman.

„Die Dunklen“ ist für alle Fans von phantastischen Thrillern sehr empfehlenswert und ein Muss für alle Fans von Ralf Isau.

|592 Seiten, gebunden|
http://www.isau.de
http://www.piper-verlag.de

_Ralf Isau auf |Buchwurm.info|:_

[„Das gespiegelte Herz“ 1807 (Die Chroniken von Mirad 1)
[„Der König im König“ 2399 (Die Chroniken von Mirad 2)
[„Das Wasser von Silmao“ 3014 (Die Chroniken von Mirad 3)
[„Das Jahrhundertkind“ 1357 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 1)
[„Der Wahrheitsfinder“ 1502 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 2)
[„Der weiße Wanderer“ 1506 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 3)
[„Der unsichtbare Freund“ 1535 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 4)
[„Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz“ 1095 (Die Legenden von Phantásien)
[„Die Galerie der Lügen“ 4208

Nix, Garth – Rauer Donnerstag (Die Schlüssel zum Königreich / Keys to the Kingdom 4)

Band 1: [„Schwarzer Montag“ 3719
Band 2: [„Grimmiger Dienstag“ 3725
Band 3: [„Kalter Mittwoch“ 4242

Arthur hat inzwischen eingesehen, dass er erst dann wieder seine Ruhe haben wird, wenn er sämtliche Vermächtnisteile befreit und sämtlichen Treuhändern ihre Schlüssel abgenommen hat. Bevor er den nächsten Kampf aufnimmt, will er nur mal kurz nach seiner Familie sehen, doch der Torhüter lässt ihn nicht durch. Denn es ist schon jemand mit Arthurs Aussehen durch das Tor gegangen: ein Geistfresser! Arthur kann nicht nach Hause zurück, ohne damit das Ende der Welt zu provozieren. Sein Glück, dass Blatt sich anbietet, den Doppelgänger für ihn unschädlich zu machen.

Doch die nächste Hiobsbotschaft lässt nicht lange auf sich warten: Arthur wird zur Armee eingezogen – die zufällig von Sir Donnerstag befehligt wird. Und wo ebenso zufällig gerade eine überdurchschnittlich große Menge an Nichtlingen, die sonst nur in geringer Zahl für die Feldübungen der Soldaten eingelassen werden, ins Haus strömt. Und das sind nicht irgendwelche Nichtlinge …

_Die meisten Charaktere_, die diesmal neu auftauchen, gehören zur Armee des Hauses und sind kaum von Belang – natürlich mit Ausnahme von Sir Donnerstag.

Der Treuhänder des vierten Vermächtnisteils ist wie alle seine Untergebenen durch und durch Soldat. Er bewacht seinen Teil des Vermächtnisses nur äußerst widerwillig, aber Befehl ist eben Befehl. Und da dieser besondere Teil im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern ungemein aktiv ist, was seine Ausbruchsversuche angeht, hat Sir Donnerstag keine einzige Sekunde Ruhe, was ihn ausgesprochen reizbar macht.

Kein Wunder, denn dieser Vermächtnisteil ist, auch von seinen unermüdlichen Ausbruchsversuchen abgesehen, ziemlich widerspenstig und eigenmächtig und neigt wie alle anderen seiner Art, die bisher aufgetaucht sind, dazu, Prioritäten falsch einzuschätzen. Wenn dieser Vermächtnisteil sich mit Dame Primus zusammentut, wird deren Penetranz wahrscheinlich unerträglich werden.

So sind die Charaktere zwar knapp, aber dafür äußerst treffend skizziert. Sie wirken fast wie Karrikaturen, entlarvend, aber nicht wirklich lächerlich, so dass die Spannung in der Konfrontation der Gegner erhalten bleibt.

_Und Spannung gibt es diesmal gleich an mehreren Stellen._ Die Anstrengungen, den Hemdfetzen, mit dessen Hilfe Arthurs Doppelgänger geschaffen wurde, zurück in Das Haus zu bringen, wirken wie eine Mischung aus Staffel- und Spießrutenlauf: Sowohl Blatt als auch Susi, die später übernimmt, haben alle Hände voll zu tun, all den Hindernissen und Widersachern auszuweichen, ohne das wichtige Stück Stoff zu verlieren.

Arthur gerät derweil zwischen alle Fronten. Denn wie sich herausstellt, muss er nicht nur von Sir Donnerstag den vierten Schlüssel erobern. Der Anführer der Nichtlinge ist eine ganz unerwartete Persönlichkeit und Arthur nicht unbedingt freundlich gesonnen. Am Ende muss Arthur feststellen, dass das Ergebnis seiner Bemühungen diesmal ein paar Schönheitsfehler aufweist: denn Susi Türkisblau ist in Gefangenschaft geraten, und Blatt ist auch nicht gerade in den besten Händen!

Garth Nix hat in diesem vierten Band das Tempo seines Zyklus spürbar beschleunigt. Nicht nur, dass Arthur jetzt im Anführer der Nichtlinge einen zusätzlichen Gegner hat, auch Dame Primus wird immer dominanter, der Umgang mit ihr schwieriger, und gelegentlich fragte ich mich, ob sie wirklich auf Arthurs Seite ist, oder nicht doch eher ihre eigenen Ziele verfolgt und Arthur nur benutzt. Abgesehen davon sind aber auch die morgigen Tage wesentlich aktiver. Zum ersten Mal ist es ihnen gelungen, Arthur nach einem geglückten Abenteuer von der Rückkehr in seine Welt abzuhalten. Und auch der Ring von Doctor Scamandros, der das Ausmaß von Arthurs magischer Kontaminierung anzeigt, die bereits unangenehm weit fortgeschritten ist, bringt zusätzlichen Zug in den Spannungsbogen.

Trotzdem hat Nix noch genug Zeit gefunden, im Laufe des Geschehens ein paar amüsante Seitenhiebe zu platzieren, vor allem gegen das Militär, wo sich Soldaten auch dann rasieren müssen, wenn ihnen gar kein Bart wächst, und wo der Rekrut als Allererstes lernt, wie man den Hemdkragen einer bestimmten Uniform auf die richtige Weise bügelt, aber auch wieder gegen die Bürokratie, so zum Beispiel in der Agenda, die Dame Primus für ihre Lagebesprechung aufgestellt hat.

An neuen Ideen im Hinblick auf die Magie war diesmal nicht so viel zu finden, was aber überhaupt nicht stört, denn mit der Bekämpfung des Geistfressers und Arthurs Soldatenkarriere ist die Handlung voll ausgelastet.

_So war auch der vierte Band des Zyklus_ nicht unbedingt anspruchsvoll, aber amüsant und unterhaltsam und niemals langweilig. Trotz aller ironischen Spitzen bleiben die auf die Schippe Genommenen immer menschlich, der Handlungsverlauf wirkt trotz manch verrückter Wendung niemals unlogisch, und das vertrackte Ende des Buches gibt einen vielversprechenden Vorgeschmack auf die Fortsetzung.

_Garth Nix_ ist gebürtiger Australier und war nach dem Studium in den verschiedensten Bereichen der Buchindustrie tätig, ehe er selbst zu schreiben begann. Aus seiner Feder stammen – außer dem Zyklus |Keys to the Kingdom|, der im englischen Original inzwischen bis Band sechs gediehen ist -, der Jugendbuchzyklus |Seventh Tower| sowie die Trilogie |Das alte Königreich|. Für die deutsche Übersetzung des fünften Bandes aus der Reihe |Keys to the Kingdom|, „Lady Friday“, steht leider noch kein Erscheinungstermin fest.

http://www.ehrenwirth.de/

|Siehe ergänzend dazu:|

[„Schwarzer Montag“ 3719 (Keys to the Kingdom 1)
[„Schwarzer Montag“ 3172 (Hörbuch)
[„Grimmiger Dienstag“ 3725 (Keys to the Kingdom 2)
[„Grimmiger Dienstag“ 4528 (Hörbuch)
[„Kalter Mittwoch“ 4242 (Keys to the Kingdom 3)
[„Sabriel“ 1109 (Das alte Königreich 1)
[„Lirael“ 1140 (Das alte Königreich 2)
[„Abhorsen“ 1157 (Das alte Königreich 3)

Stecher, Rainer – Flamme von Atragon, Die (Atragon I)

Vierzig Jahre ist es her, dass die Feen, die Hüter des Gleichgewichts zwischen Gut und Böse, unerwartet von den Horden des grausamen Sartos überrollt und die Flamme des Lebens gelöscht wurden. Seither herrschen in Atragon Agonie und kleinliche Intrigen, während die Welt immer mehr in Chaos und Elend versinkt.

Die Priostine Adinofis ist entschlossen, dem ein Ende zu machen. Doch die Hohepriostine Dalia ist nicht geneigt, sich gegen Sartos zu wenden. Und so hat Adinofis zu Maßnahmen gegriffen, die eigentlich gegen das Gesetz der Feen verstoßen.

Sartos ist derweil nicht untätig geblieben. Im Herzen seiner unterirdischen Festung Trong zieht er eine neue Generation Krieger heran. Krieger mit einer undurchdringlichen, unverwundbaren Haut. Mit ihnen will er nicht nur Tauron, die letzte existierende Stadt der Menschen, erobern, sondern auch die Feen vernichten …

_“Die Flamme von Atragon“ zählt nur hunderfünfunddreißig Seiten._ Entsprechend knapp ist die Charakterzeichnung ausgefallen. Adinofis ist eine sehr entschlossene und mutige Frau, gleichzeitig aber auch verletzlich und einsam. Ihr kleiner Gehilfe Gill dagegen scheint ein munterer Geselle zu sein, mit einem vorlauten Mundwerk und gelegentlich übermütig, aber treu und klug.

Als Waldfaune ist Thyra ein Geschöpf der Natur, außerdem ist sie eine Kriegerin und dementsprechend zäh und mutig. Die ungewöhnlichste Person ist die Hebamme Sidonis, die dem Thronfolger von Tauron auf die Welt geholfen hat, denn sie besitzt einen außergewöhnlichen Sinn für das Übernatürliche. Sartos dagegen ist lediglich ein hässliches, machthungriges, grausames Ungetüm, dessen einziges Ziel es ist, alles Leben zu zerstören.

Das ist bis dahin nicht gerade ergiebig, zumal der Leser nicht erfährt, wie und warum Sartos, der ebenso seit dem Beginn der Zeit existiert wie die Feen, auf einmal aus den Tiefen der Erde ausbricht, oder warum Sidonis so empfänglich für alles ist, was mit den Feen zu tun hat. Seine Figuren haben so gut wie keine Vergangenheit, keine Vorlieben, Zukunftsträume oder Aversionen gegen andere. Gefühle sind auf Teilbereiche reduziert wie Selinas Liebe zu Krygon und Adinofis Trauer um ihren Vater.

_Auch im Hinblick auf die Handlung verschwendet der Autor keine Zeit._ In weniger als einer Woche wirft Adinofis die Feen in eine Schlacht gegen Sartos. Trotz diverser Ortswechsel beschränkt Rainer Stecher sich auf das Wesentliche, in knappen, eher kargen Worten. So etwas wie Ausschmückung fehlt völlig, das betrifft nicht nur die Charaktere und den Handlungsverlauf, sondern auch den Hintergrund, den er dafür entworfen hat. Weder auf die magischen Fähigkeiten der Feen oder ihrer Gegner noch auf geographische oder historische Gegebenheiten seiner Welt geht er genauer ein. Nichts findet Platz, das nicht dem Fortführen der Handlung dient – mit einer einzigen Ausnahme, und das ist die Episode mit Adinofis Vater. Möglicherweise hat dieser kurze Handlungsfaden in den späteren Bänden noch irgendwelche Auswirkungen, aber bisher steht er völlig außerhalb des Kontexts.

_Der Gesamteindruck_, der am Ende des Buches zurückbleibt, ist fast schon der einer Kurzgeschichte – einer spannenden Kurzgeschichte. Der Leser hat einige rasante, atemlose Augenblicke eines dramatischen Geschehens miterlebt. Tatsächlich ist Spannung das Hauptelement, das die Geschichte trägt. Schon die Zuspitzung des Konflikts zwischen Adinofis und Dalia dreht die Schraube ein gutes Stück an, um dann vorübergehend etwas nachzulassen und gegen Ende erneut anzuziehen. Das Ende ist dann eher unerwartet – und vor allem unbefriedigend. Selbst jemand, der die Geschichte nicht wirklich toll fand, kann am Ende des Buches unmöglich aufhören zu lesen.

So richtig begeistern konnte mich das Buch aber auch nicht. Der knappe, strenge Erzählstil und der extrem straffe Handlungsverlauf verhinderten, dass man den Protagonisten nahe genug kam, um sich in sie hineinzuversetzen, mit ihnen mitzufühlen. Man bleibt die ganze Zeit über draußen vor der Tür, kein Teilnehmer, sondern nur ein Beobachter. Das Fehlen jeglicher Vorgeschichte, sowohl bezüglich der einzelnen Personen als auch der Welt als ganzer, bewirkt, dass dem Leser sämtliche Motive dafür fehlen, warum all das überhaupt passiert, was für eine weitere Distanzierung sorgt. Dazu kommt, dass das, was letztlich übrig bleibt – der Kampf zwischen einem Bösewicht, der die Welt beherrschen und alles Leben vernichten will, und den Guten, die ihn daran hindern wollen -, das Motiv der Fantasy schlechthin ist und deshalb nicht gerade neu. Folglich ist die Spannung, die der Autor so geschickt zu erzeugen wusste, das Einzige, was dem Leser geboten wird. Und das fand ich dann doch etwas wenig.

Wenn in den beiden Folgebänden nicht noch etwas passiert, das im Leser stärkere Emotionen weckt als nur Nervosität und Anspannung, dann wird der Zyklus unterm Strich nicht mehr sein als eine wilde Sturmböe: einmal kräftig durchgerüttelt und zerzaust und dann verweht, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

_Rainer Stecher_ ist gebürtiger Thüringer, lebt aber jetzt in Berlin. Mit dem Schreiben begann er auf Bitten seiner Kinder, zur Veröffentlichung des Manuskriptes überredete ihn sein Vater. Seither hat er nicht nur die |Atragon|-Trilogie geschrieben, sondern auch ein Kinderbuch mit dem Titel „Spindelfink – Wie ein Spatz fliegen lernte“ sowie Gedichte und eine Kurzgeschichte, die er zusammen mit anderen Autoren veröffentlicht hat.

http://www.atragon-online.de.vu
http://www.asaro-verlag.de

S.H.A. Parzzival – Germania (Titan-Sternenabenteuer 23)

Handlung

Gerade erreichen die Feierlichkeiten zur Eröffnung von „Germania“ ihren Höhepunkt, als die Ökoterroristen zu einem neuen Schlag ausholen und ein mörderischer Orkan losbricht. Shalyn Shan und die Crew der |Titan| sind mittendrin in dem Chaos, das durch die künstlich geschaffene Katastrophe ausgelöst wurde.

Darüber hinaus werden neue Mutationen in den Gebäudekomplex eingeschleust, eine bizarre Mischung aus Ratten und Fröschen, die hochaggressiv alles anfallen, was sich bewegt. Michael Moses, Besitzer und Erbauer von „Germania“, aktiviert seine eigene Privatarmee, um die Terroristen zu beseitigen und die Mutationen zu vernichten.

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Sara Douglass – Hüter der Macht (Das dunkle Jahrhundert 1)

_In einer düsteren Schlucht_ nördlich von Nürnberg stirbt ein Mönch namens Wynkyn de Worde einsam an der Pest. Ein tragischer Verlust, denn der alte Mann hat nicht nur keinen Nachfolger für sein finsteres Geheimnis hinterlassen, er hat auch seine Aufgabe nicht ganz zu Ende gebracht. Dunkle Zeiten brechen an …

Jahre später trifft der Mönch Thomas Neville in Sant‘ Angelo ein. Er wurde von Oxford nach Rom geschickt, um in dem für seine Bibliothek berühmten Kloster die Schriften zu studieren. Dabei stößt er auch auf den Namen Wynkyn de Worde, und ganz offensichtlich ist dieser Name von ungewöhnlichen Umständen umgeben. Schließlich offenbart ihm der Erzengel Michael persönlich, dass er, Thomas, künftig de Wordes Nachfolger sein soll.

Thomas ist Feuer und Flamme. Aber um diese Nachfolge antreten zu können, muss er zunächst einmal das geheimnisvolle Buch finden, das de Worde stets bei sich hatte. Er ahnt nicht, dass er eine lange, beschwerliche und gefahrvolle Reise durch halb Europa vor sich hat …

_Trotz einer Fülle von Charakteren_ steht lediglich ein einziger im Mittelpunkt: Thomas Neville war einst ein adliger Ritter und hat im Krieg auf Seiten Englands gegen Frankreich gekämpft. Das tragische Ende seines Verhältnisses mit einer verheirateten Lady hat ihn dazu getrieben, dem Orden der Dominikaner beizutreten, um für diese und viele andere Sünden zu büßen. Doch obwohl seine Reue diesbezüglich echt ist, scheint sich seine Wesensart mit dem, was einen guten Mönch ausmachen sollte, nicht ganz vereinbaren zu lassen. Thomas ist von geradezu fanatischer Frömmigkeit, aber gleichzeitig hochmütig und selbstgerecht. So etwas wie Mitgefühl scheint er nicht zu kennen.

Die übrigen Personen tauchen nur abschnittweise auf und sind lediglich skizziert, so der Prior von Sant‘ Angelo, Etienne Marcel und die junge Margaret. In den meisten Fällen stellt sich aber weniger die Frage, wer sie sind, als vielmehr, was sie sind. Die historischen Persönlichkeiten schließlich bleiben so sehr am Rand, dass sie überhaupt kein eigenes Profil haben außer demjenigen, das ihre Rolle innerhalb des historischen Rahmens ihnen verleiht.

Objektiv betrachtet hat Sara Douglass mit ihrer Hauptfigur eine Charakterzeichnung von gewohnter Qualität abgeliefert. Obwohl Thomas sich stellenweise anhört wie der „typische“ mittelalterlichen Mönch, der trotz aller offensichtlichen Fehler noch immer die bestehende Ordnung als Willen Gottes verteidigt, ist es der Autorin gelungen, ihn durch seine Unsicherheiten und Ängste lebendig und menschlich zu erhalten und vor dem Abrutschen ins Klischee zu bewahren. Subjektiv aber konnte ich trotzdem nicht recht damit warmwerden. Vielleicht lag es daran, dass mich Thomas‘ arrogante Selbstgerechtigkeit so sehr geärgert hat, vielleicht auch daran, dass er beim nichtigsten Anlass die Herrschaft über seine Triebe verliert. Ein entsetzlicher Kerl!

_Auch das Bühnenbild ist gewöhnungsbedürftig._ Karl IV. von Frankreich hat keine direkten Nachkommen hinterlassen, weshalb ihm sein Cousin Philipp aus dem Haus Valois auf den Thron folgte. Der englische König Eduard III., mütterlicherseits ein Neffe von Karl IV., ist damit nicht einverstanden und erhebt seinerseits Anspruch auf den französischen Thron. Das salische Recht jedoch schließt eine Erbfolge über die weibliche Linie aus. Eduard ist nicht bereit nachzugeben: Seit 1340 führt England immer wieder Krieg gegen Frankreich.

Ebenso wie die materielle Welt unter dem Krieg leidet, den man später den Hundertjährigen nennen wird, leidet die geistige Welt unter dem großen abendländischen Schisma. Seit Papst Clemens V. vor nahezu siebzig Jahren nach Avignon umgezogen ist, hat die Kurie massiv an Ansehen und auch an Macht eingebüßt. Und kaum ist Gregor XI. nach Rom zurückgekehrt, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, da stirbt er. Das Gerücht geht um, die Kardinäle, großteils Franzosen, wollten nach Avignon zurückkehren. Rom gerät in Aufruhr, erzwingt die Ernennung eines Italieners zum Papst. Doch unmittelbar nach dem Konklave flüchten die Franzosen zurück nach Avignon und wählen einen Gegenpapst!

Das klingt erst mal stark nach Historienroman, ist es aber nicht wirklich. Sara Douglass hat den historischen Hintergrund zum Schauplatz für einen Kampf zwischen Gut und Böse gemacht, der ebenso christliche wie fantastische Züge trägt. Zwar war Mystik im Mittelalter ein fester Bestandteil der christlichen Lehre, aber schon die Methode, nach der Wynkyn de Worde seine Aufgabe erfüllt, ähnelt weit mehr der Magie als dem Gebet, und die Szene, in der Odile Thomas verführt, geht endgültig über christliche Mystik hinaus.

Auch die Dämonen entsprechen nicht unbedingt dem, was man von den vielgeschmähten Dienern des Bösen erwarten würde. Sie sind keine grausamen, abscheulichen Monster, die eine Spur aus Blut und Verderben hinter sich herziehen. Natürlich ahnt der Leser schon ehe er das Buch aufgeschlagen hat, dass die Frage, wer die Guten und wer die Bösen sind, Gegenstand vieler Wendungen und Winkelzüge sein wird, nur um am Ende auf eine Weise beantwortet zu werden, die unsere überkommenen Denkweisen herausfordern wird. Oder zumindest, dass das die Absicht der Autorin ist – unter anderem.

Tatsache ist, dass Douglass diese Frage wirklich stellt – aber nicht klar und offen gleich zu Beginn; nein, die Frage schleicht sich stattdessen ein. Sie pirscht sich an eine Situation heran, in welcher der Leser sich noch sicher ist, wer die Guten und wer die Bösen sind – einigermaßen zumindest. Und nur ganz allmählich stellt sich Misstrauen ein: in der seltsamen Art und Weise, wie der Erzengel Michael mit Thomas spricht, in kleinen, beinahe nebensächlichen Bemerkungen und Gedanken Wynkyns, Marcels, Margarets. Und doch bleibt der Verdacht vage genug, um den Leser nicht sofort umkippen zu lassen. Diese Unsicherheit hält sich bis zur letzten Seite.

Insofern ist die tatsächliche Handlung, Thomas‘ Reise von Rom über Nürnberg nach Paris und letztlich nach Chauvigny, schon beinahe nebensächlich. Und tatsächlich passiert auch nicht wirklich viel auf dieser Reise, das für sich genommen erwähnenswert wäre. Alle Ereignisse von Bedeutung sind auf der geistigen Seite zu suchen. Der Kampf zwischen Gut und Böse spielt sich unmittelbar in und um Thomas herum ab. Er ist der entscheidende Schlüssel – er weiß es nur noch nicht. Oder besser: Er hat es noch nicht begriffen.

Was diesem abstrakten Ringen letztlich die wahre Würze verleiht, ist die Tatsache, dass diese ganze Geschichte eben doch in einen historischen Kontext gestellt wurde. Sozusagen eine phantastische Spekulation darüber, was der Weltgeschichte letztlich den Impuls gegeben hat, eben diejenige Wende zu nehmen, die sie genommen hat. Eine Komposition, die deshalb nicht dissonant klingt, weil es der Autorin gelungen ist, den Übergang zwischen tatsächlicher christlicher Weltanschauung zu jener Zeit und den von ihr eingebrachten Komponenten fließend zu halten, als hätte sie die christliche Mystik lediglich zur Phantastik weiterentwickelt und nicht zwei völlig voneinander unabhängige Elemente zusammengemischt.

_Das Ergebnis ist_, wie gesagt, gewöhnungsbedürftig. Ich brauchte einige Zeit, um mich einzulesen und herauszufinden, worauf die Autorin eigentlich hinauswill. Am Ende des Buches aber stellte ich fest, dass ich die Reise als solche zwar ein wenig fad und die übernatürlichen Ereignisse etwas ungewöhnlich fand, der Kern der Geschichte mich aber interessiert und ich jetzt schon auf die Fortsetzung gespannt bin.

_Sara Douglass_ arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres Weltenbaumzyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Außer dem Weltenbaumzyklus und dem Sternenzyklus schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Zurzeit schreibt die Autorin an ihrer neuen Trilogie |Darkglass Mountains|, deren zweiter Band „The Twisted Citadel“ im Mai dieses Jahres auf Englisch erscheint.

My Сreative


http://www.piper.de/

_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_

[Die Sternenbraut 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[Sternenströmers Lied 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
[Tanz der Sterne 585 (Unter dem Weltenbaum 3)
[Der Sternenhüter 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
[Das Vermächtnis der Sternenbraut 599 (Unter dem Weltenbaum 5)
[Die Göttin des Sternentanzes 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[Der Herr des Traumreichs 1037
[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
[Der Steinwandler 2639 (Die Macht der Pyramide 2)
[Die sterblichen Götter Tencendors 2653 (Im Zeichen der Sterne 1)
[Die Wächter der Zeiten 2947 (Im Zeichen der Sterne 2)
[Die letzte Schlacht um Tencendor 3608 (Im Zeichen der Sterne 3)

Bishop, Anne – Belladonna (Die dunklen Welten 2)

Band I: [„Sebastian“ 3671

_Oberflächlich gesehen_, ist Michael nicht mehr als ein schäbiger Vagabund, der sich sein Geld mit Flötespielen verdient. Das liegt daran, dass das, was unter dieser Oberfläche schlummert, bestenfalls mit Misstrauen, wenn nicht gar mit Ablehnung betrachtet wird. Doch nun scheint es, als müsse sich daran dringend etwas ändern! Grausame Dinge sind geschehen, die Menschen haben Angst, und die vernünftigeren unter ihnen sind eher dafür, dass Michael etwas dagegen unternimmt, anstatt ihn dafür verantwortlich zu machen.

Allerdings zieht Michael damit die Aufmerksamkeit des tatsächlichen Verursachers auf sich. Prompt wird er angegriffen, und die einzige Gegenwehr, die ihm einfällt, bringt ihn an einen Ort, der fremder und wundersamer kaum sein könnte: Ephemera …

_Unter den diversen neuen Charakteren_ dieses zweiten Bandes ist Michael der einzige wirklich wichtige. Erstaunlich dabei ist, dass es über ihn eine Menge zu sagen gäbe, allerdings kaum Eigenschaftswörter. Zumindest solche, die seinen Charakter beschreiben könnten. Bestenfalls könnte man sagen, er besäße Verantwortungsbewusstsein. Obwohl Bewusstsein hier auch schon übertrieben ist, denn tatsächlich ist Michael absolut ahnungslos, was seine wirkliche Tätigkeit betrifft. Seit zwölf Jahren ist er auf Wanderschaft, bereist regelmäßig dieselben Ortschaften, ohne zu wissen, warum das so ist und was es bedeutet. Inzwischen ist er seines Lebens als Außenseiter müde und sehnt er sich nach Zugehörigkeit, sowohl zu einem Ort als auch zu anderen Menschen, sprich: nach einem Zuhause.

Seine Schwester Caitlin besitzt ebenfalls eine besondere Gabe, für die sie misstrauisch beäugt und verspottet wird. Sie empfindet ähnlich wie Michael, nur noch viel stärker. Denn erstens ist sie ein Mädchen und deshalb einer zusätzlichen, besonders unangenehmen Art von Diskriminierung ausgesetzt. Zum zweiten ist sie im Gegensatz zu Michael nicht unterwegs. Wie ihr Bruder weiß auch sie nicht wirklich, was es mit ihrer Gabe auf sich hat, und da sie nicht fort kann, reagiert sie mit wachsendem Trotz und Zorn.

Brighid, die Tante, die die beiden aufgezogen hat, war ursprünglich die Oberste der Gemeinschaft auf der Insel des Lichts, ehe sie die Insel verließ, um die beiden verwaisten Kinder großzuziehen. Sie ist eine strenge, aufrechte Frau und kann die beiden Kinder, obwohl sie diese nach außen stets verteidigt hat, selbst nicht vorbehaltlos akzeptieren. So ist auch sie mit ihrer Situation nicht glücklich, nicht einmal, als sie wieder auf die Insel zurückkehrt.

_Im Vergleich zum ersten Band_ ist die Charakterzeichnung ein kleine wenig schwächer ausgefallen. Caitlin und Brighid sind nicht so stark ausgearbeitet wie Teaser oder Nadia, vielleicht auch, weil Brighid überhaupt eher wenig und Caitlin im letzten Drittel so gut wie gar nicht mehr vorkommt. Aber auch Michaels Darstellung ist nicht so intensiv ausgefallen wie Sebastians, was daran liegen mag, dass er sich den Mittelpunkt mit Glorianna Belladonna teilen muss. Gloriannas Charakter stand bereits, sodass die Autorin sich in diesem Fall mehr auf ihre Gefühlswelt konzentrieren konnte, was sie auch getan hat, allerdings ohne dabei die Balance zu verlieren. Insgesamt sind wir somit noch immer auf einem Niveau, das ein gutes Stück über dem Durchschnitt liegt.

Was „Belladonna“ weit mehr von „Sebastian“ unterscheidet, ist die Unwissenheit sämtlicher neuer Figuren in Bezug auf das wahre Wesen Ephemeras. Sie alle leben in dem Teil der Welt, der durch den Kampf gegen den Weltenfresser nahezu unversehrt geblieben ist. Offenbar waren dort keine Brückenbauer notwendig, die die einzelnen Bruchstücke miteinander verbanden. Trotzdem hat es mich doch ein klein wenig erstaunt, dass das Wissen um die Landschaffer und ihre Aufgaben dort so nahezu vollständig untergehen konnte. Zumindest Brighid, die ja immerhin noch wusste, was sie selber war, hätte erkennen müssen, was ihre Nichte und ihr Neffe waren!

Ein wenig verwirrt hat mich außerdem die Frage, wie sehr die beiden Gebiete – das unversehrte und das zersplitterte – nun eigentlich wirklich voneinander getrennt waren. Einerseits tauchten in den Orten auf Michaels Route gelegentlich Geschöpfe auf, die aus den dunklen Landschaften in der Nachbarschaft des Sündenpfuhls stammen, zum Beispiel Wasserpferde. Warum aber gab es dann keine weiteren Kontakte? Warum hat niemand aus Michaels Gegend daran gedacht, die Schule der Landschafferinnen zu besuchen, bevor das Wissen so weit verloren gehen konnte, dass niemand mehr eine Ahnung davon hatte? Warum hat niemand aus den anderen Landschaften je versucht, den unversehrten Teil der Welt zu erreichen? Schon eigenartig.

Andererseits fällt es im Hinblick auf die eigentliche Handlung nicht schwer, diese kleinen Unstimmigkeiten beiseite zu lassen. Nachdem die Autorin den Leser gleich im ersten Drittel beinahe in eine Katastrophe laufen lässt, die halb aus zwischenmenschlichen Konflikten, halb aus der Bedrohung durch den Antagonisten besteht, wird es eine Weile etwas ruhiger, nur um nach einem weiteren Drittel noch einmal massiv an Dramatik und Spannung zuzulegen. Auch der Schluss des Buches war nicht unbedingt vorherzusehen. Die Art und Weise, wie Belladonna den Weltenfresser bekämpft, ist wirklich erst ab dem Zeitpunkt klar, als Anne Bishop ihn verrät. Und das sagt noch gar nichts darüber aus, wie dieser Kampf endet.

Faszinierend finde ich auch stets aufs neue, wie die Autorin Licht und Schatten ausbalanciert. Immer wieder malt sie die düstersten Stimmungen und muss dabei nicht im Geringsten auf blutige Details zurückgreifen. Und ein paar Seiten weiter sprüht trockener Humor aus den Dialogen und bringt den Leser dazu, breit zu grinsen oder sogar zu lachen.

_Diese Mischung aus phantasievoller, interessanter Welt, menschlichen, lebendigen Charakteren, Spannung und Humor macht beinahe süchtig._ Zumindest gilt das für mich. Ephemera hat mir fast noch besser gefallen als der Juwelenzyklus. Der Zweiteiler ist nicht so brutal und auch stofflich noch nicht so sehr beansprucht wie sein großer Bruder, der immerhin schon fünf Bände umfasst. Und eigentlich gäbe es auch keinen Grund, aus Ephemera eine Trilogie zu machen, aber man weiß ja nie. Geschichten, die eigentlich abgeschlossen sind, noch einmal weiterzuspinnen, ist meistens keine gute Idee. Aber das muss ja nichts heißen, wie selbst Anne Bishop bereits bewiesen hat.

_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik, und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist. Dafür kommt im Oktober dieses Jahres unter dem Titel „Nacht“ noch mal ein weiterer Band aus dem Juwelenzyklus in die Buchläden.

|Originaltitel: Belladonna (Ephemera, Bd. 2)
Übersetzt von Kristina Euler
Mit Illustrationen von Animagic
Taschenbuch, 528 Seiten|
http://www.heyne.de
http://www.annebishop.com/

_Anne Bishop auf |Buchwurm.info|:_

|Die dunklen Welten|:

Band I: [„Sebastian“ 3671
Band II: [„Belladonna“ 4722 (zusätzliche Buchrezension)

|Die Schwarzen Juwelen|:

Band I: [„Dunkelheit“ 3375
Band II: [„Dämmerung“ 3437
Band III: [„Schatten“ 3446
Band IV: [„Zwielicht“ 3514
Band V: [„Finsternis“ 3526
Band VI: „Nacht“ (dt. im Oktober 2008)

McIntosh, Fiona – dunkle Gabe, Die (Der Feuerbund I)

Wyl Thirsk ist noch ein Junge, als sein Vater, der General der morgravianischen Arme, in einer der zahllosen Schlachten gegen das Nachbarreich Briavel fällt. Da er gemäß der Tradition einst das Amt seines Vaters als Heerführer der morgravianischen Armee übernehmen soll, muss er das Landgut seines Vaters verlassen und seine Ausbildung in der Hauptstadt Pearlis beenden.

Damit beginnen schwere Zeiten für den Jungen, denn der fast gleichaltrige Kronprinz Celimus hat es von Anfang an darauf abgesehen, Wyl zu demütigen. So nimmt ihn Celimus unter anderem zu einem Hexenprozess mit, dessen Grausamkeit Wyl schwer zusetzt. Nicht, dass das junge Mädchen namens Myrren wirklich eine Hexe wäre. Aber es ist doch etwas Besonderes an ihr. Denn kurz vor ihrem Tod macht sie Wyl ein ungeheuerliches und beängstigendes Geschenk, von dem der Junge zunächst keine Ahnung hat.

Dann stirbt Celimus‘ Vater König Magnus …

_Ein Großteil der Geschichte lebt von der Rivalität zwischen Wyl und Celimus._ Wyl ist ein Abbild seines Vaters, in jeder Hinsicht. Er ist rothaarig und untersetzt, also eher unansehnlich, davon abgesehen aber ist er ein hervorragender Kämpfer, intelligent, treu und von einer manchmal geradezu spröden Direktheit. Mit Celimus‘ Bosheiten kann er vor allem deshalb schlecht umgehen, weil ihm aufgrund seiner schwächeren Position die Möglichkeit verwehrt ist, diesem angemessen Paroli zu bieten. Dazu kommt, dass der Prinz auch noch wesentlich besser aussieht und im Kampf ein nahezu ebenbürtiger Gegner ist. Über die Jahre hinweg baut sich in Wyl ein Hass auf, der ihm schließlich selbst gefährlich zu werden droht.

Celimus dagegen braucht nicht eine einzige Minute, um Hassgefühle gegen den designierten Heerführer zu entwickeln. Schon dessen Vater war ihm verhasst, und nun hat er den gleichen Kerl in junger Ausgabe vor sich. Wie einst seinen Freund zieht der König nun den jungen Thirsk seinem eigenen Sohn vor, worauf Celimus sowohl mit Eifersucht als auch mit Hass auf seinen Vater reagiert. Abgesehen davon tyrannisiert Celimus auch den Rest seiner Umgebung: Pagen und Diener, später die Frauen, die er sich ins Bett nimmt. Er kann unerhört charmant sein, ist im Grunde aber kaltherzig und grausam, außerdem intrigant und hinterhältig, eitel und anfällig für Selbstüberschätzung.

Und wie’s das Drehbuch will, kommt zu dem ohnehin schon verbissen geführten Zweikampf auch noch die Rivalität um eine schöne Frau. Valentyna ist die Königin von Briavel, wunderschön, von erfrischender Natürlichkeit, intelligent und mutig. Leider ist ihr dünn besiedeltes Land vom letzten Krieg noch immer so geschwächt, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt keinen weiteren leisten kann. Sie hat genug von Celimus gehört, um einer Heirat mit diesem Mann eher ablehnend gegenüberzustehen, aber sie hat ebenfalls genug von ihm gehört um zu wissen, dass ihre Weigerung eben jenen Krieg bedeuten würde, den sie lieber vermeiden möchte. Außerdem ist sie bereits verliebt, muss aber über diesen Mann Dinge erfahren, die sie zutiefst erschrecken. Die Zwickmühle scheint ihr über den Kopf zu wachsen.

Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte: Im Gebirge nördlich der beiden verfeindeten Königreiche ist es einem jungen, charismatischen, aber jähzornigen Stammesführer namens Cailech gelungen, die von den südlichen Ländern als Barbaren verachteten Bergstämme zu einen. Jetzt bedroht er die nördlichen Grenzen sowohl Morgravias als auch Briavels. Vor allem durch Celimus‘ Verhalten fühlt er sich provoziert. Wenn es um das Abschlachten von Kindern geht, ist er empfindlich. Andererseits ist er selbst nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, Eindringlinge in sein Gebiet zu bestrafen. Sein treuester Freund und Weggefährte beobachtet diese Tatsache mit wachsender Besorgnis.

_Insgesamt_ ist die Charakterzeichnung für meinen Geschmack etwas zu stark einem Gut-Böse-Schema verhaftet. Aus diesem Rahmen scheinen allein Cailech und ein Söldner namens Romen Koreldy ein wenig herauszufallen. Ersterer ist allerdings noch zu grob skizziert, um zu einer wirklich lebendigen Figur zu werden, und Letzterer überlebt nur ein paar Seiten. Immerhin steht zu erwarten, dass Cailech im zweiten Band noch wichtig genug wird, um ihm etwas mehr Detail und Intensität zu verleihen.

Für den Hass zwischen Wyl und Celimus hat sich die Autorin dagegen viel Zeit gelassen. Trotz eines Zeitsprungs von sechs Jahren zieht sich der Aufbau dieser Feindschaft ziemlich hin. Einen vorläufigen Höhepunkt bildet der Zweikampf der beiden auf dem Turnier, doch richtig zur Sache geht es erst, als Celimus den Thron besteigt. Bis dahin ist nahezu ein Viertel des Buches gelesen.

Auch danach verfällt die Autorin gelegentlich in Weitschweifigkeiten. So hätte es die Szene zwischen Romen Koreldy und Arlyn nicht unbedingt gebraucht, und die Beschreibung des Weges zu Cailechs Festung hätte ebenfalls ein wenig Straffung vertragen können. Der Spannungsbogen hängt immer wieder mal durch.

Als besonders langatmig und noch dazu unlogisch empfand ich den Prolog. Da beschließen ein weiser, gütiger König und sein treuer und strategisch brillanter General, den Feind nach der gewonnenen Schlacht nicht völlig zu besiegen, sondern sich zurückzuziehen, um dem Gegner Zeit zu geben, sich für den nächsten Krieg angemessen zu erholen. Denn man hat ja große Achtung vor dem König des Nachbarlandes. Meine Güte, wenn dem so ist, warum bemüht sich dann keiner um einen Friedensschluss? Zumal alle ständig von der wachsenden Bedrohung aus dem Norden reden! Abgesehen davon halte ich es für strategischen Schwachsinn, den Gegner jetzt zu schonen, um ihn in ein paar Jahren unter schwierigeren Bedingungen doch wieder umzubringen!

Mag sein, dass die Grundsituation, die aus diesem seltsamen Anfang resultiert, Voraussetzung dafür war, dass die Handlung sich so entwickeln konnte, wie sie es tat. Man hätte diese Situation aber auf andere, glaubwürdigere Art aufbauen können. Das wäre dann vielleicht etwas komplizierter geworden, aber das hätte der Geschichte nur gutgetan. Denn die Grundidee, die Wanderung einer Seele durch verschiedene Körper, fand ich gar nicht schlecht. Sie eröffnet unendlich viele Möglichkeiten. Und dementsprechend viele Handlungsstränge sind am Ende des Buches auch offen. Insgesamt aber ist der Handlungsverlauf dadurch, dass das Augenmerk so stark auf Wyl liegt, ziemlich eingleisig gestrickt. Sämtliche Fäden, die sich durch die Trennung der Personen von Wyl entfernen, sind so lange auf Eis gelegt, bis sie Wyl wieder begegnen. Einzige Ausnahmen sind Celimus und Valentyna, die trotzdem gelegentlich kurz eingestreut werden. Durch diese Methode bleiben viele interessante Charaktere blasse Randfiguren, allen voran Cailech, wie oben bereits erwähnt, aber auch dessen Magier oder Celimus‘ neuer Berater Jessom.

_Mit anderen Worten_, die Autorin hat das Potenzial ihrer Idee bisher nicht voll ausgenutzt. Vielleicht war das Absicht, immerhin handelt es sich bei dem Buch um den Auftakt eines Zyklus. Trotzdem hoffe ich, dass die Folgebände etwas mehr Ausgewogenheit zeigen. Ein wenig mehr Vielschichtigkeit der Hauptfiguren, die in ihrer Aufgabe als Pro- beziehungsweise Antagonist ein wenig zu stereotyp ausgefallen sind, eine straffere Erzählweise und etwas mehr Leben für all die Nebenfäden, die im Wust der Haupthandlung so völlig untergegangen sind.

_Fiona McIntosh_ stammt ursprünglich aus England, ist aber bereits als Kind viel zwischen Afrika und England hin- und hergereist, hat eine Zeit lang in Paris gearbeitet und ist schließlich in Australien gelandet, wo sie mit ihrem Mann und zwei Kinder hängengeblieben ist. Der Herausgabe eines Reisemagazins folgte 2005 der Roman „Myrren’s Gift“, der erste Band ihrer |Quickening|-Trilogie und im Februar dieses Jahres unter dem Titel „Die dunkle Gabe“ auf Deutsch erschienen. Das Erscheinungsdatum des Folgebandes ist noch nicht bekannt. Seither hat die Autorin mit |Trinity| und |Percheron| zwei weitere Trilogien geschrieben, die allerdings bisher nur auf Englisch erhältlich sind.

|Originaltitel: Myrren’s Gift
Übersetzt von Beate Brammertz
Mit Illustrationen von Paul Young
Paperback, 800 Seiten|

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