Archiv der Kategorie: Fantasy / Science-Fiction

Dennis Foon – Die Rückkehr der Novakin (Das Vermächtnis von Longlight, Band 3)

Das Vermächtnis von Longlight:

Band 1: „Die Stunde des Sehers“
Band 2: „Die Stadt der vergessenen Kinder“

Roan hat sich endlich dafür entschieden, die Rettung seiner Schwester Stowe ihrem Lehrmeister Willum und Mabatan anzuvertrauen. Er selbst hat sich zu den Apsara aufgemacht, jenen Amazonen, zu denen auch Saints Gefährtin Kira gehört. Von dort aus will er die Bewohner des Flusslandes gegen Darius einen. Doch das ist leichter gesagt als getan: Die Hhroxhi oder Bluttrinker können sich nicht einigen, ob sie Roan unterstützen sollen oder nicht, der Streit droht das Volk zu spalten. Die Bewohner der Oase wollen zwar Darius stürzen, die Vernichtung des Staubs, die Roan anstrebt, aber unbedingt verhindern. Der größte Teil der Gouverneure, die die Metropolis mit Rohstoffen und Lebensmitteln versorgen, kann nicht für den Aufstand gewonnen werden, und Roans Sabotageakte werden durch eine geheimnisvolle neue Waffe sabotiert, die unbedingt ausgeschaltet werden muss, soll der Aufstand erfolg haben. Am schwersten jedoch fällt Roan die Zusammenarbeit mit den Brüdern …

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Carol Berg – Tor der Verwandlung (Rai-Kirah-Saga 1)

Seyonne ist seit sechzehn Jahren Sklave im derzhischen Kaiserreich. Nach all diesen Jahren des Elends und der Erniedrigung ist er ein gebrochener Mann, dessen einziges Ziel es ist, weitere Misshandlungen so gut wie möglich zu vermeiden. Doch dann wird er an den Kronprinzen verkauft, und schlagartig ändert sich alles! Nicht nur, dass dieser Fremdling das Feadnach in sich trägt, eine Art helles Licht und Zeichen dafür, dass er zu Großem bestimmt ist; Seyonne entdeckt, dass der Botschafter des benachbarten Volkes der Khelid von einem Dämon besessen ist. Und Seyonne ist der Einzige, der fähig ist, die Gefahr zu erkennen. Aber welcher adlige Derzhi hört schon auf einen Sklaven?

Die Handlungsträger

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Sapkowski, Andrzej – letzte Wunsch, Der (Geralt-Saga, Vorgeschichten 1)

_Die Geralt-Saga:_

Vorgeschichte: _1_ [Der letzte Wunsch 3939
Vorgeschichte: _2_ [Das Schwert der Vorsehung 5327

_Roman 1_: [Das Erbe der Elfen 5334
_Roman 2_: [Die Zeit der Verachtung 5751

Geralt von Riva ist ein Hexer. Einer jener mühsam herangezogenen Mutanten, die mittels ihrer Fähigkeiten in Kampf und Magie Jagd auf gefährliche Ungeheuer machen. Und als sei diese Jagd nicht schon anstrengend genug, muss er sich auch noch mit der äußerst mäßigen Begeisterung seiner Mitmenschen herumschlagen. Vielerorts werden nicht ganz menschlichen Leuten wie ihm Hass und Verachtung entgegengebracht, anderswo wiederum hat man sich mit den Monstern der Umgebung gewissermaßen arrangiert. Und die Mächtigen scheinen bei der Erteilung ihrer Aufträge regelmäßig zu vergessen, dass unliebsame Personen nicht automatisch zu den gefährlichen Monstern zählen …

_Andrzej Sapkowskis Protagonist_ ist ein ungewöhnlicher Kerl.

Geralt nimmt seinen Beruf sehr ernst. So ernst, dass er nicht nur die Menschen von der Bedrohung durch Ungeheuer befreit, sondern möglichst auch die Ungeheuer selbst, falls sich das machen lässt. Trotzdem hat er einen ziemlich schlechten Ruf, und das kommt nicht nur daher, dass er sich immer wieder mit den Mächtigen anlegt. Obwohl er noch relativ jung zu sein scheint, wirkt er leicht verbittert und müde, weniger im Kampf mit den Monstern als im Umgang mit den Menschen, denen er begegnet. Unterschwellig hat man den Eindruck, dass Geralt seine Arbeit und die damit verbundene Ablehnung zum Halse raushängt. Doch die Gelegenheit, etwas anderes zu werden, lässt er ungenutzt verstreichen.

Vielleicht resultiert diese Widersprüchlichkeit aus der knappen Erzählweise. Geralt hat so gut wie keine Vergangenheit. Über seine Ausbildung fallen ein paar vage Andeutungen, über die Zeit davor erfährt der Leser gar nichts. Möglicherweise sind diese Informationen im nicht übersetzten ersten Band enthalten. Andererseits verleiht dieser Mangel an Vorleben Geralt ein gewisse Etwas, eine Art geheimnisvolle Aura, die durch seine kühle, wortkarge Art noch unterstrichen wird. Und um das Maß voll zu machen, haftet ihm offenbar ein Schatten an, ein bedrohliches Schicksal, das auf ihn wartet.

Das klingt jetzt vielleicht alles ziemlich dick aufgetragen. Aber Sapkowski hat das gesamte Buch einzig und allein an der Figur des Geralt aufgehängt. Also muss diese auch einiges hergeben. Und das tut sie. Sie ist fähig genug, um als Held aufzutreten, aber nicht perfekt. Das ein düsteres Geheimnis mit ihr verbunden ist, macht sie interessant und außergewöhnlich, sie bleibt aber in ihrem Denken und Fühlen jederzeit menschlich.

Noch bemerkenswerter als die Hauptperson ist der _Handlungsverlauf_.

Die Geschichte besteht zum größten Teil aus Rückblenden. Der Teil der Ereignisse, der zum Zeitpunkt der eigentlichen Erzählung spielt, ist mit „die Stimme der Vernunft“ überschrieben und erstaunlich dünn. Dabei dient er durchaus nicht nur dazu, die einzelnen Kapitel der Rückblenden miteinander zu verbinden. Offenbar hat Geralt – abgesehen von diversen Herrschern und Fürsten, die er verärgert hat – auch ein paar ernst zu nehmende Feinde. Die Zusammenhänge zwischen dem dunklen Schatten seines Schicksals und diesen Feinden, und ob auch seine Vergangenheit damit zusammenhängt, ist bisher nicht klar. Was diese Dinge angeht, hält Sapkowski sich stark zurück. Offenbar soll dieser Erzählstrang den roten Faden für die folgenden Bände bilden, weshalb der Autor nicht zu viel verraten wollte.

Ungleich ausführlicher sind dafür die Rückblenden ausgefallen, und sie bilden eine recht bunte Mischung. Hier kommt so ziemlich alles vor: Inzest, Rache, Vertreibung, Verwünschung, Diebstahl und Dämonenbeschwörung. Die gelegentlichen Ähnlichkeiten mit der Märchenwelt der [Brüder Grimm 3456 ist gewollt. Im Gegensatz zu Cecilia Dart-Thornton (|Die Feenland-Chroniken|) begnügt Sapkowski sich jedoch nicht damit, sie einfach zu rezitieren, nein, er baut sie unmittelbar in seinen Kontext ein, und das auf eine saloppe Art und Weise, die ich sehr amüsant fand. Und das sind nicht die einzigen Anspielungen, die sich hier finden.

Gewürzt wurde dieser Cocktail mit einer Prise trockenen Humors und einer gehörigen Portion Action – schließlich wird hier gegen Monster gekämpft, da geht es ziemlich zur Sache, allerdings bei weitem nicht so blutig oder eklig, wie man bei dieser Thematik befürchten könnte.

_Insgesamt_ eine sehr abwechslungsreiche Sache. Viele überraschende Wendungen sorgen dafür, dass keine der diversen Monsterjagden gleich abläuft. Der knappe Erzählstil lässt weder detaillierte Beschreibungen der Umgebung noch intensive Charakterzeichnungen zu – Sapkowskis Charakterzeichnung bezieht ihre Faszination mehr aus dem interessanten Entwurf als aus der Intensität der Darstellung -, kommt dafür aber der Action zugute. Die Intelligenz und Anpassungsfähigkeit des Protagonisten verhindert, dass die ganze Sache in pures Hauen und Stechen abgleitet. Und die Grundhandlung bietet einige Geheimnisse und Rivalitäten und macht neugierig, sowohl auf den Rest der Serie. Wer also eine Vorliebe für ein schnelles Erzähltempo, Schwertkämpfe, Raufereien und dunkle Geheimnisse hat, ist hier richtig.

_Andrzej Sapkowski_ ist Literaturkritiker und Schriftsteller und nebenbei Polens bekanntester Fantasy-Autor. „Der letzte Wunsch“ ist der zweite Band seines Hexer-Zyklus, der trotz großen Erfolgs bisher nicht vollständig ins Deutsche übersetzt wurde. Sinnigerweise fehlt – wie oben bereits angedeutet – ausgerechnet der erste Band! Dafür diente der Zyklus als Grundlage für einen Kinofilm und eine Fernsehserie sowie für das polnische Rollenspiel |Wiedźmin|. Auch ein Computerspiel ist in Arbeit.

Nach der Trilogie um Geralt den Hexer hat Andrzej Sapkowski einen weiteren Fantasy-Zyklus geschrieben, der auf Deutsch überhaupt nicht erhältlich ist. Erst die |Narrenturm|-Trilogie um die Abenteuer des jungen Medicus Reinmar von Bielau scheint es komplett in die deutschen Buchläden zu schaffen. Der letzte Band „Lux Perpetua“ ist für Dezember dieses Jahres avisiert.

http://www.der-hexer.de
http://hexer.wikia.com
http://www.dtv.de
http://www.sapkowski.pl
http://www.thewitcher.com

_Andrzej Sapkowski auf |Buchwurm.info|:_

[„Das Schwert der Vorsehung“ 5327 (Geralt-Saga, Band 2)
[„Das Erbe der Elfen“ 5334 (Geralt-Saga, 1. Roman)
[„Narrenturm“ 1884
[„Gottesstreiter“ 3367
[„Lux perpetua“ 4568

Briggs, Patricia – Drachenzauber

Ein Unglück kommt selten allein, sagt man. Das scheint auch für Ereignisse zu gelten, die auf harmlosere Art bemerkenswert sind. Auf jeden Fall lässt sich nicht leugnen, dass Wardwicks jüngere Schwester Ciarra gerade an jenem Tag in den Abwasserkanal von Burg Hurog geflüchtet und Wardwick auf der Suche nach ihr auf die Höhle mit den Drachenknochen und den jungen Oreg gestoßen ist, an dem sein Vater Fenwick den tödlichen Reitunfall hatte.

Nun ist Wardwick also Hurogmeten, der Herr von Burg Hurog, das heißt, er wird es sein, sobald er volljährig ist. Aber er hat kaum Zeit, das Erbe seines Vaters anzutreten. Nur wenige Tage nach der Beerdigung taucht eine entflohene Sklavin in Hurog auf, und natürlich dauert es nicht lange, bis auch ihre Verfolger vor der Tür stehen und sie zurückfordern. Als Wardwick sich weigert, die Frau herauszugeben, kommt es zum Eklat …

Charaktere

Wardwick, genannt Ward, ist idealistisch, ehrenhaft, stur und eine ausgeprägte Beschützernatur. Das macht ihn für nahezu alle, die sich um ihn sorgen, geradezu unerträglich. Er ist aber auch einfühlsam und intelligent, was zu zeigen er bisher mit großem Erfolg vermieden hat, um nicht von seinem Vater als Rivale empfunden und umgebracht zu werden. Seine hervorragend vorgetäuschte Dummheit bringt ihn allerdings auch in gehörige Schwierigkeiten, denn der Hochkönig hat eine Neigung, unliebsame Personen ins Asyl, eine Art Irrenanstalt, sperren zu lassen, und Wards Scharade bietet den dafür denkbar besten Vorwand.

Vorerst ist allerdings nicht der Hochkönig Jakoven sein Problem, sondern Kariarn, der König von Volsag. Er sammelt magische Artefakte, um seine Macht zu vergrößern, und giert deshalb nach den Drachenknochen in der Höhle unter Burg Hurog. Kariarn ist nicht unbedingt größenwahnsinnig. Wenn man sich ihm nicht widersetzt, kann er geradezu kumpelhaft sein. Das ändert aber nichts daran, dass er absolut skrupellos ist.

Jakoven dagegen ist nicht nur skrupellos und machthungrig, er ist auch grausam und tückisch. Während Kariarns Anhänger ihm aus freiem Willen folgen, benutzt Jakoven Magie, Folter und Erpressung, um sich die Menschen gefügig zu machen, wobei seine Erpressung nicht die geradlinige Art Kariarns hat, der seine Gegenüber vor die einfache Wahl stellt: Gehorsam oder Tod. Jakovens Angriff kommt immer von hinten!

Angenehm an Patricia Briggs Charakterbeschreibung ist, dass alle ihre Figuren relativ durchschnittlich geblieben sind. Beide Bösewichte sind menschlichen Grenzen unterworfen. Sie können ihre Gegner nicht durch schiere Übermacht niederwalzen, wie es die bösen, machtgierigen Zauberer in der High Fantasy gerne tun, und sind deshalb gezwungen zu taktieren und sich gewissen politischen Gegebenheiten zu beugen.

Wardwick ist zwar der vollkommene Typus eines Helden, aber auch er ist ein gewöhnlicher Mensch und beschützt die Seinen nicht, weil ein Held prinzipiell die Welt vor dem Untergang rettet, sondern weil er an den Leuten hängt, eine persönliche Bindung zu ihnen hat. Dies und die Tatsache, dass die Autorin den Hinweis auf Wards Heldentum selbst immer wieder augenzwinkernd anbringt, schüttelt jeden Gedanken an Klischee ab.

Das gilt auch für die Handlung. Der Eindruck vom Tsunami-Effekt, von der nur durch ein Wunder aufzuhaltenden, absoluten, alles vernichtenden Katastrophe, die das Gros der Fantasy so gern bemüht, fehlt hier völlig. Es sind kleinere Widrigkeiten, mit denen Ward sich herumschlagen muss, aber deshalb nicht weniger folgenreich für die Bevölkerung. Auch hier werden zwei Tyrannen gestürzt, allerdings nicht durch einen Akt überbordender Selbstaufopferung. Zugegeben, Zähigkeit gehörte durchaus zu den Eigenschaften, die nötig waren, um mit den beiden Antagonisten fertig zu werden, doch es hielt sich innerhalb der Grenzen dessen, was ein Mensch leisten kann.

Die Handlung bleibt dadurch näher am Leser. Ward ist niemand, zu dem man mit offenem Munde aufsieht, seine Geschichte keine, der man mit weit aufgerissenen Augen folgt. Diese Geschichte könnte auch einem von uns passieren. Vorausgesetzt natürlich, es gäbe ein paar nette Zutaten in unserer Welt.

Eine davon sind Drachen. Zu meiner Überraschung hielten sich diese mythischen Wesen allerdings sehr im Hintergrund. Der hauptsächlich vorkommende Drache ist Oreg, Wards Zauberer. Da Oreg aber hauptsächlich in menschlicher Gestalt unterwegs ist, neigt der Leser dazu, in ihm weniger den Drachen als den Zauberer zu sehen. Was der Faszination dieser Figur allerdings keinen Abbruch tut.

Eine weitere sind die Zwerge, die allerdings auch eher selten auftauchen. Der Hauptvertreter dieses Volkes ist Axiel, der aber wie Oreg ein Mischling ist und deshalb so menschlich wirkt, dass man seine Herkunft die meiste Zeit über vergisst.

Und dann ist da natürlich noch die Magie als solche. Angenehm ist auch hier wieder, dass selbst Oreg, mit dem kaum ein anderer Zauberer mithalten kann, nicht über unbegrenzte Fähigkeiten verfügt, sowohl im Hinblick auf die Menge der magischen Kraft, die ihm zur Verfügung steht, als auch bezüglich dessen, was er damit bewirken kann.

Mit anderen Worten, Patricia Briggs hat hier einen Roman abgeliefert, dem zwar das bombastische Weltuntergangspanorama fehlt, der aber genug Geheimnisse, Ränke, Verrat, List und Gegenlist bietet, um zu keiner Zeit Langeweile aufkommen zu lassen, dessen Charakterzeichnung wohltuend frei von Übersteigerung und Klischee bleibt, und der trotz dieser vornehmen Zurückhaltung dennoch genug Ideen bietet, um den Hauch von märchenhaftem Zauber zu entfalten, der Fantasy auszeichnet. Es hat Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.

Noch eine positive Überraschung jenseits der Erzählkunst der Autorin bescherte dem Leser der Verlag. Zur Abwechslung wurde hier mal nicht zerstückelt – wobei man der Gerechtigkeit halber feststellen muss, dass |Heyne| nicht zu dieser Unart neigt -, sondern es wurden zwei Romane in einem Buch zusammengefasst. Die Leistungen des Lektorats waren dafür nicht ganz von der gewohnt hohen Qualität. Gelegentlich stolperte ich doch über Fehler, die nicht immer nur als einfache Tippfehler durchgehen.

Patricia Briggs schreibt bereits seit fünfzehn Jahren Bücher. Neben Einzelromanen wie „When Demons Walk“ oder „The Hob’s Bargain“ schrieb sie eine Reihe von Mehrteilern – wie die |Sianim|-Serie oder die |Raven|-Duologie – und wirkte in Anthologien mit, darunter „Silver Birch, Blood Moon“ und „On The Prowl“, das im August dieses Jahres auf Englisch erscheint. Einige ihrer Bücher sind bereits wieder |out of print|. Auf Deutsch ist bisher nur „Drachenzauber“, das die beiden Hurog-Bände beinhaltet, erhältlich. Der erste Band der Mercedes-Thompson-Serie „Ruf des Mondes“ soll im November dieses Jahres in die Buchläden kommen.

Taschenbuch 800 Seiten

Originaltitel: „Dragonblood“ und „Dragonbones“

Deutsch von Regina Winter

ISBN-13: 978-3453523098

http://www.heyne.de
http://www.hurog.com/

Stackpole, Michael A. – Zum Helden geboren

Unüberwindbar mutet die Bannmauer für jeden an, der zum ersten Mal vor ihr steht. Ein magischer Wall zum Schutz des Imperiums. Denn während das imperiale Reich die alles einnehmende Ordnung verkörpert, ein System, das nach strikt geordneten Bahnen und Regeln verläuft, für deren Einhaltung seine Bewahrer bis in den Tod gehen, fließt hinter der Mauer das ungezügelte Chaos. Wer die Mauer von der imperialen Seite betrachtet, kann nicht anders, als sie als ein Meisterwerk zu bezeichnen, das die Stärke und Einheit des Imperiums symbolisiert. Auf der anderen Seite jedoch, wo das Chaos herrscht, wirkt sie bedrohlich und einengend – als die Umzäunung eines Gefängnisses, dem es zu entkommen gilt.

Viele Dämonen sind an der Mauer gescheitert und umgekommen, als sie versucht haben, diese zu durchdringen. Doch die Chaosmächte geben nicht eher auf, bis sie die Wände der Ordnung eingerissen haben. Immerhin haben sie einen bedeutsamen Vorteil auf ihrer Seite: Ihre wilde, ungeordnete Taktik entspringt einem Geist, in den sich die imperialen Kräfte niemals hineindenken können.

Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Schwachstelle der Bannmauer überwunden ist. Vraska, ein Brutkind aus den Lenden eines legendären Dämonenfürsten, überlebt den Vorstoß eines Tages. Als erster Dämon betritt er die Welt der Menschen und will sie fürchten lehren für all die Jahre hinter der dem Wall.

_Zum Autor_

Michael A. Stackpole hatte sich mit Romanen für die |Star Wars|- und |Mechwarrior|-Buchreihen einen Namen gemacht, bevor er mit |Düsterer Ruhm| eine eigene Fantasysaga kreierte. Mit „Zum Helden geboren“ legt er ein Einzelwerk vor, das in keiner der früheren Welten spielt, durch die Verknüpfung von düsterer Endzeit mit klassischen |Sword and Sorcery|-Elementen jedoch wie ein Mix aus den bisher bekannten Settings daherkommt. „Zum Helden geboren“ erschien bereits 2002 im |Heyne|-Verlag, fünf Jahre nach der amerikanischen Ausgabe, und ist nun bei |Piper| mit neuem Cover wiederveröffentlicht worden.

_Inhalt_

Lachlan, ein junger Mann, der von allen nur Locke genannt wird, wächst in einem kleinen Ort namens Felsenschnell in der Provinz Garik auf. Zusammen mit seinen zwei Brüdern wird er von seinem Großvater Audin aufgezogen und zum Krieger ausgebildet. Sein Großvater ist hart, doch immer fair und handelt im besten Gewissen, seine Jungs zu starken Persönlichkeiten zu machen. Er soll eines Tages durch die Lande ziehen und die dämonischen Bedrohungen bekämpfen – so, wie es auch Lockes Vater Cardew einst getan hat. Bei einer Mission durch die Chaoslande kam dieser jedoch nie zurück und hinterließ seine Söhne in der Obhut des Großvaters. Obwohl das genaue Verbleiben Cardews bis zum heutigen Tag ungeklärt geblieben ist und niemand genau weiß, welch Schicksal ihm im Chaos zuteil wurde, gehen alle von seinem Tod aus. Bis auf Locke, den, obwohl er seinen Vater nie persönlich kennen gelernt hat, die Hoffnung antreibt, seinen Vater eines Tages doch noch lebend zu finden.

Die Hoffnung, nicht zuletzt aber auch seine List und sein Geschick sind es, die es Locke ermöglichen, einen Wettkampf gegen seine körperlich überlegenen Brüder zu gewinnen. Sein Großvater Audin hat den Wettbewerb veranstaltet, um den Besten von ihnen in seinem Namen in die Hauptstadt Herakopolis zu schicken. Dort veranstaltet der Imperator ein großes Fest, auf dem Locke seine Großmutter Evadne begleiten und Audin vertreten soll.

Der Abschied fällt Locke schwer, doch als er seine Heimat verlassen und sich einer vorbeiziehenden Karawane angeschlossen hat, beginnt er, aus dem Schatten seines Großvaters zu treten und sich all jene Fertigkeiten anzueignen, die ihn Audin nicht lehren konnte. Auf der Karawane lernt er den rauen, aber ehrlichen Roarke kennen, der ihm viel von der Welt und den Dämonen erzählen kann. Und das Chaos ist auf der Reise bereits viel gegenwärtiger, denn einige weitere Gefährten, die schon in den Chaoslanden gekämpft haben, weisen Entstellung auf, die sich in aus der Haut wachsenden Stacheln oder Fangzähnen manifestiert haben. Trotz der offensichtlichen Gefahren, die das Chaos birgt, treibt Locke immer mehr der Wunsch, selbst zur Bannmauer aufzubrechen und auf der anderen Seite nach seinem Vater zu suchen. Zu dem Zeitpunkt weiß er allerdings noch nicht, dass er diesem Wunsch bereits sehr viel näher ist.

Schließlich trifft Locke in der Hauptstadt ein, in der er seine Großmutter besucht und sich mit ihren Bediensteten, vor allem der lebensfrohen Marija, anfreundet. Während diese ihm Stadt zeigt, erfährt Locke, dass ein dem Chaos nahestehender Mann samt seiner Familie grauenvoll ermordet, ausgeweidet und anschließend verspeist worden ist. Zudem erfährt er, dass ein Dämon von einer Gruppe Krieger nach Herakopolis verfolgt worden ist, dort jedoch untertauchen konnte. Das Geflecht zieht sich allmählich zusammen. Doch noch immer ist nicht klar, ob es sich tatsächlich um einen Dämonen handelt, denn die Bannmauer gilt weiterhin für Dämonen als unpassierbar.

Als letztendlich auf dem großen Fest des Imperators mitten im Eröffnungstanz ein bösartiger Zauberer erscheint und das Chaos verbreitet, und kurze Zeit später auch der Dämon auftaucht, ist Locke sich seines Ziels gewiss: Er will in die Chaoslande gehen und dort das Übel an der Wurzel bekämpfen. Nicht nur für sich, nicht nur für seinen Vater, sondern für die ganze Menschheit. Denn er ist zum Helden geboren.

_Bewertung_

„Zum Helden geboren“ fängt verheißungsvoll an. Ein junger Mann, der sich unter seinen älteren Brüdern benachteiligt fühlt, bekommt durch den Sieg eines von seinem Großvater ausgerufenen Wettstreits die Chance, seine Familie auf dem Fest des Imperators zu vertreten und die Welt kennenzulernen. Ebenso wie Locke, jener besagte junge Mann, lernt auch der Leser die Welt Schritt für Schritt kennen. Zunächst nur das Dorf, dann auf der Reise in die Hauptstadt die Verstrickungen um das Chaos, die durch die Geschichten der Karawanen-Reisenden vor dem geistigen Auge Kontur gewinnen, und schließlich die Hauptstadt selbst, die sich als farbenfroher Gegensatz zur Einöde und tristen Kargheit des übrigen Landes präsentiert.

Doch während die Handlung weiter in der Hauptstadt verläuft und sich nur gemächlich, und zwar viel zu gemächlich entfaltet, beginnt die düstere, zunächst gelungen anmutende Fassade der Welt zu bröckeln, die letztendlich doch nur eine leicht abgewandelte Variante des ausgelutschten Gut-gegen-Böse-Schemas in Form von Imperium und Chaos darstellt. Stackpole gelingt es nicht mehr, den Leser mitzureißen, und kann die Erwartungen, die er durch die drohenden Konflikte der ersten Seiten aufbaut, nicht mehr einhalten. Die Geschichte flacht zu einem Einheitsplot ab, der jegliche überraschenden Wendungen verliert und ab dem Fest des Imperators in der Mitte des Romans zielgerichtet auf das bereits zu erahnende Finale zusteuert.

Anstatt die Spannung zu halten, die den Leser durch die Augen des Protagonisten Locke in Form von Geschichten über die Welt jenseits Felsenschnells und dem Chaos an den Roman zu fesseln beginnt, verliert sich der Autor in Nebensächlichkeiten und merkt erst viel zu spät, dass er wieder auf die Haupthandlung zusteuern muss. Während ihm dies nach 250 Seiten bewusst wird, mag der ein oder andere Leser schon abgesprungen sein. Derjenige, der weiterliest, erfährt tatsächlich eine Steigerung. Allerdings nur eine kleine, die keine bewegenden Plotwendungen mehr enthält und ein Ende abliefert, das den Roman entsprechend abschließt, aber nicht befriedigt.

„Zum Helden geboren“ hätte deutlich mehr Potenzial gehabt, denn Stackpole kann allein durch mitreißende Dialoge Stimmung aufbauen. Er braucht keine seitenlangen Landschaftsbeschreibungen, um die Welt entstehen zu lassen. Der schwache Plot lässt jedoch die guten Ansätze verblassen und den Roman im Mittelmaß versinken.

http://www.piper-verlag.de/boulevard/

_Michael A. Stackpole auf |Buchwurm.info|:_

[„Das verlorene Land“ 1036 (Saga der neuen Welt 1)
[„Der Kampf um die alte Welt“ 2238 (Saga der neuen Welt 2
[„Geisterkrieg“ 145 (Mechwarrior Dark Age 1)
[„Der große Kreuzzug“ 748 (Düsterer Ruhm 6)
[„Der Weg des Richters“ 1047
[„Es war einmal ein Held“ 1672
Star Wars Sonderband 34 – X-Wing Rogue Squadron: [„Die Thronerbin“ 3338

Irvine, Ian – Spiegel der Erinnerung, Der (Die drei Welten 1)

Llian steht kurz davor, das zu erreichen, wofür er die letzten fünfzehn Jahre gelernt und gearbeitet hat: ein Meisterchronist zu werden. Doch seine Variante der |Großen Geschichte der Düsternis| stößt nicht nur auf Begeisterung. Wistan, der Direktor des Kollegiums, zweifelt Llians Beweise zwar nicht öffentlich an, lässt sie aber auf schnellstem Weg in der Versenkung verschwinden und versucht, Llian mundtot zu machen. Als ihm das nicht gelingt, schickt er ihn kurzerhand mit einem halsbrecherischen Auftrag ins Gebirge. Er soll eine junge Frau namens Karan aufspüren und nach Thurkad bringen …

Karan ist zwar noch eine junge Frau, hat aber schon mehr erlebt als manch anderer. Da sie eine alte Schuld zu begleichen hat, lässt sie sich dazu überreden, einem Magister im fernen Süden ein magisches Artefakt, den |Spiegel von Aachan|, zu stehlen. Von diesem Augenblick an hetzen die Schergen des Magisters sie unablässig durch den halben Kontinent. Und nicht nur das: Karan plagt die Gewissheit, dass sie den Spiegel keinesfalls in die falschen Hände geben darf, wenn sie nicht entsetzliches Unheil auf die ganze Welt herabbeschwören will. Aber wem soll sie den Spiegel anvertrauen?

_Charaktere_

Karan ist erstaunlich zäh. Als Empfindsame, das heißt jemand, der alle Empfindungen – auch die anderer – um ein vielfaches stärker wahrnimmt als normale Menschen, scheint sie nicht besonders belastbar. Tatsächlich gab es in ihrer Familie genügend Beispiele für geistige Labilität und Wahnsinn. Andererseits wirkt die hartnäckige Verfolgungsjagd offenbar stabilisierend auf Karan, sie lernt Selbstbeherrschung, und auch ihr Körper wird gestählt. Ohne es zu ahnen oder zu wollen, schleift der Magister Yggur die junge Frau zu einer ernst zu nehmenden Waffe.

Llian ist von Karan so verschieden wie überhaupt nur denkbar. Mehr als die Hälfte seines Lebens hat er damit verbracht, seine Nase in Bücher zu stecken. All seine Begeisterung gilt Geschichten und Historien, ansonsten ist er nahezu völlig lebensuntauglich, ein schwärmerischer Träumer ohne nennenswerten Bezug zur Realität. Karan zumindest empfindet ihn eher als nutzlos und lästig. Allein seine Stimme scheint sie zu mögen. Die bedeutendste seiner Fähigkeiten dagegen geht nahezu völlig unter: Wenn Llian Karan im Arm hält, kann sie schlafen, ohne zu träumen!

Beide Hauptpersonen sind gut getroffen und angenehmerweise nicht statisch, sondern sie entwickeln sich. Das gilt vor allem für Karan. Überhaupt hat Irvines Charakterzeichnung den Vorzug, dass sie zum einen komplett auf Typen verzichtet – keine Elfen, keine Zwerge oder sonstige Wesen, die festen Definitionen unterliegen und daher nur wenig Variationsmöglichkeiten offen lassen – und zum anderen kein zementiertes Gut und Böse kennt. Selbst Karans Verfolgern, die durchaus ungewöhnlich aussehen und auch ungewöhnliche Fähigkeiten besitzen, hat der Autor menschliche Züge belassen.

_Handlung_

Das wirkt sich auch auf die Handlung aus. Schon im ersten Band, der sich hauptsächlich mit Llians Verbannung und Karans Flucht befasst, deutet sich eine hohe Komplexität an. Gleich der erste Gegner, mit dem die Heldin es zu tun bekommt, zeigt Schwächen wie Sorge, Angst und Schmerz. Da er nicht allein durch pure Machtgier, Bosheit oder irgendeinen Wahn definiert ist, ist der Leser in der Lage, seine Beweggründe zu verstehen und seine Argumentation nachzuvollziehen. Wie im wirklichen Leben ist es so, dass eben nicht immer nur einer Recht hat und alle anderen Unrecht. So sind Karan und Idlis nur deshalb Feinde, weil Karan sich einer Verpflichtung nicht entziehen konnte, die ursprünglich überhaupt nichts mit Yggul und den Seinen zu tun hatte.

Ygguls Beweggründe sind allerdings bisher als einzige etwas detaillierter dargestellt. Sein größter Gegner Mendark sowie die Auftraggeberin des Diebstahls Faelamor sind bisher noch nicht persönlich aufgetaucht. Und Wistan begründet die Verbannung Llians lediglich damit, seine Geschichte bringe das Kollegium in Gefahr. Warum dies der Fall sein sollte, darauf geht er leider noch nicht genauer ein.

Dasselbe gilt für die Ausarbeitung der Historie, die eine enorme Rolle spielt. Nur ein Ausschnitt dieser Vergangenheit wird genauer beleuchtet, in Llians Geschichte, mit der er den Unwillen Wistans auf sich zieht. Alles andere bleibt äußerst bruchstückhaft, angefangen bei dem Grund für die Ächtung der Zain, zu denen Llian gehört, über die verschiedenen Bündnisse und Gegnerschaften während des Krieges bis hin zu dem geheimnisvollen Spiegel, dessen Bewandtnis bisher keiner kennt. Das macht die ganze Sache stellenweise etwas verwirrend und auch ein klein wenig unbefriedigend.

Letztlich jedoch vergisst der Leser diese kleinen Unannehmlichkeiten recht schnell, denn nachdem die Hauptpersonen eingeführt sind, legt der Autor ein recht hohes Erzähltempo vor. Karan gönnt er kaum eine ruhige Minute, und nachdem Llian sie endlich gefunden hat, geht es ihm natürlich kein Deut besser. Jedes Mal, wenn der Leser glaubt, nun hätten sie ihre Verfolger endlich abgehängt, tauchen diese plötzlich wieder auf. Und jedes Mal entkommen die Flüchtlinge nur knapp. Das Kunststück dabei ist, dass kein einziges Mal der Eindruck von Wiederholung entsteht.

Mitten in Karans und Llians Überlebenskampf bricht das Buch dann auf einmal ab. So abrupt, dass ich mich schon fragte, ob hier ein Verlag wieder mal ein Buch einfach in zwei Teile gehackt hat. Ob das tatsächlich der Fall ist, wird sich zeigen.

_Das Lektorat_ hatte Rechtschreib- und Satzbaufehler diesmal ziemlich im Griff. Gestolpert bin ich dafür über die Szene im Wirtshaus von Tullin, wo Tee und Würzwein ein wenig durcheinandergeraten sind. Ansonsten las das Buch sich flüssig.

_Alles in allem_ ist „Der Spiegel der Erinnerung“ ein vielversprechender Einstieg in einen Zyklus ohne feste Schemata oder Schwarz-Weiß-Effekte, mit einer umfangreichen Vorgeschichte, die sich noch ein wenig mehr entfalten darf, und einer bewegten, temporeichen Handlung. Wer mal etwas anderes als die übliche High-Fantasy lesen will, hat hier die Chance auf ein wenig Abwechslung.

_Ian Irvine_ ist Doktor für Meeresbiologie und hat einen Großteil des südpazifischen Raums bereist. Die Idee zu seinem Drei-Welten-Zyklus entstand bereits während des Studiums. Die damals entstandenen Karten und Skizzen dienten später als Basis für die Ausarbeitung, die inzwischen zwei Tetralogien umfasst und noch weiter ausgebaut werden soll. Abgesehen davon hat Ian Irvine den Öko-Thriller „Human Rites“ geschrieben sowie den Zyklus |Runcible Jones|. „Der Spiegel der Erinnerung“ ist das erste seiner Bücher, das auf Deutsch erschienen ist. Der zweite Band mit dem Titel „Das magische Relikt“ ist ab August dieses Jahres erhältlich.

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Horst Hoffmann – Dorlog (Titan-Sternenabenteuer 28)

_Story_

Eine Flotte der Cadschiden hat kurz vor der Landung auf der Erde einen verheerenden Unfall. Das Schiff ihres Anführers Dorlog explodiert kilometerweit über der Oberfläche und fordert mehrere Opfer. Der verletzte cadschidische Emoreb schlägt sich indes zu einer gläubigen Farmer-Familie durch und erholt sich von den Folgen der Katastrophe. Doch Dorlog verliert sein Ziel nicht aus den Augen – und hinterlässt innerhalb der Familie, die ihn gepflegt hat, ein Bild des Grauens.

Unterdessen reist die Besatzung der |Titan| unter der Leitung von Vanessa Modesta nach Cadschid, um mehr über die neueste Technik des Volkes zu erfahren. Bei ihrer Ankunft bietet sich ihnen jedoch ein furchtbarer Anblick. Die Cadschiden stehen im Krieg, auf der einen Seite die ’normale‘ Unterzahl, auf der anderen Seite die Emotionsrebellen, die alles daransetzen, die verlorenen Gefühle wiederzuerlangen. Ihre Hoffnung beruht auf Dorlog, der vor kurzem zur Erde entsandt wurde, um die Menschheit mit der neuesten Technik völlig ihrer Gefühle zu berauben. Und während die Crew der |Titan| auf Cadschid noch ums nackte Überleben kämpft, droht der Erdbevölkerung ein Leben als seelenlose Zombies – es sei denn, es geschieht noch ein Wunder.

_Persönlicher Eindruck_

Innerhalb dieser Reihe muss man mal ganz deutlich eine Lanze für Horst Hoffmann brechen. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich gehören seine Beiträge zu den „Titan-Sternenabenteuern“ zu den Highlights der Serie, so auch die aktuelle Episode „Dorlog“, die sich ein ganzes Stück weit vom Social-Fiction-Background der letzten Romane löst und die |Titan| wieder dorthin führt, wo sie Science-Fiction-Fans seit beinahe zwei Jahren wieder gerne sehen würden, nämlich auf Abenteuerreisen durchs Weltall. Hoffmann setzt weder auf Pseudo-Erotik noch auf belanglose, überstrapazierte Liebschaften und schon gar nicht auf eigenartigen Humor, wie ihn Kollege Parzzival unlängst immer wieder überflüssigerweise bemühte. Stattdessen steht in seinem neuen Roman die Action wieder im Vordergrund, und dies auch sehr, sehr ausgeprägt.

Bereits auf den ersten Seiten macht der Autor unmissverständlich klar, dass es in „Dorlog“ nicht zimperlich zugehen wird. Der kompromisslose Überfall des obersten Emotionsrebellen und Titelgebers auf die unschuldigen Familienmitglieder ist ziemlich heftig und will erst mal verarbeitet werden. Brutal schlachtet sich Dorlog durch ein rückständiges Dorf streng religiöser Ländler und kreiert so ein erstes Bild von der bevorstehenden, neuen Bedrohung. Ähnlich verhält es sich auch auf dem von Krieg gezeichneten Heimatplaneten des auf Eroberungszug befindlichen Emorebs; Cadschid ist stark verwüstet, der Bürgerkrieg zeigt deutliche Spuren und entzweit das ursprüngliche Volk des Planeten. Das Warten auf den Lariod, den einzig wahren Beschützer und Heilsbringer, scheint den meisten überflüssig und zu distanziert. Die Cadschiden nehmen stattdessen selber das Heft in die Hand und hoffen auf ihre Eskorte auf der Erde, die ihnen einen Überschuss an Gefühlen auftreiben soll, koste es, was es wolle.

So spitzt sich die Lage an beiden Orten zu, bis einige völlig überraschende Wendungen den Plot völlig auf den Kopf stellen. Dorlog wird von der Familie, die er brutale dezimiert hat, aufgrund der religiösen Überzeugung verschont und erfährt somit die wahre Liebe. Er hat das Gefühl entdeckt, nach dem die Cadschiden seit Ewigkeiten gesucht haben, und ist überzeugt, dass er damit seinen Planeten retten und den Krieg beenden kann. Doch Dorlog wird von seinen Kollegen mittlerweile für tot erklärt, nachdem sein letztes Lebenszeichen in weiter Ferne liegt. Sein Stellvertreter Ormagor schwingt sich auf, das zu beenden, wofür die Abgesandten auf die Erde gekommen sind. Und da Ormagor ein regelrechter Fanatiker ist, sind ihm alle Mittel recht. Ohne dass die Welt es erahnt, ist sie in größter Gefahr.

Es ist auf jeden Fall mal angenehm, über die Dauer eines gesamten Romans von der Affäre zwischen Shalyn Shan und Monja sowie allen damit verbundenen Peinlichkeiten verschont zu bleiben. Zwar fragt man sich, warum der in „Krakentanz“ gesponnene Plot nun jäh unterbrochen wird und man plötzlich zwei völlig neue Stränge eröffnet, ohne den vorherigen abgeschlossen zu haben, doch nach den ständigen inhaltlichen Wiederholungen der letzten Ausgaben der „Titan-Sternenabenteuer“ sind diese erfrischenden Umschwünge überaus willkommen und führen die Serie endgültig aus der Misere heraus.

Hoffmann vollzieht einen gewagten, aber durchweg gelungenen ‚Back to the Roots‘-Schritt, der zwar hier und dort etwas weniger glaubwürdig erscheint (so kauft man der durch Dorlogs Attentate verwitweten Jessi keinesfalls ab, dass sie dem Cadschide seine Taten verzeiht), aufgrund der prima dargestellten Action und dem deutlich angehobenen Sprachniveau jedoch problemlos zum besten „Titan“-Gehversuch seit langer Zeit avanciert. „Dorlog“ bringt endlich wieder die |Titan| ins Spiel und führt das beliebte Schiff nach längerer Abstinenz wieder durch die Sternenreiche. Hoffen wir einfach mal, dass die hier getätigten Ansätze den alten, fast schon vergessenen Rahmen wieder kitten und auch künftig endlich wieder klassische Science-Fiction geboten wird. Nr. 28 ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung!

Taschenbuch ‏ : ‎ 158 Seiten
http://www.BLITZ-Verlag.de

Novik, Naomi – Drachenbrut (Die Feuerreiter Seiner Majestät 1)

Drachen gehören seit jeher zum Standardrepertoire der Fantasyliteratur. Uralt, weise, mächtig und tödlich, Hüter von Horten voller magischer Schätze, wohlwollend oder blutrünstig, und stets faszinierend. Die amerikanische Autorin Naomi Novik (* 1973) jedoch macht Drachen zu intelligenten, sprechenden und treuen Verbündeten der Menschen, und versetzt sie in die Zeit der Napoleonischen Kriege. Als „Die Feuerreiter Seiner Majestät“ sichert das Luftkorps gemeinsam mit der Royal Navy die englische Luft- und Seeüberlegenheit im Ärmelkanal und verhindert so die Invasion durch Napoleons Truppen.

Dem englischen Kapitän Will Laurence ist das Kriegsglück hold: Es gelingt ihm, eine französische Fregatte zu kapern, deren Besatzung sich trotz hoffnungsloser Lage verbissen zur Wehr setzt. Der Grund ist ihre seltene und wertvolle Fracht: ein Drachenei, das kurz vor dem Schlupf steht. Dies bringt Laurence in arge Nöte, denn ein Drache muss nach seiner Geburt sofort gebunden und angeschirrt werden. Doch das bedeutet, einen seiner Offiziere an das Luftkorps zu verlieren. So wichtig und unverzichtbar Drachen für die Sicherheit Englands auch sind, ist der Dienst im Luftkorps wenig geachtet und eine wahre Lebensaufgabe, weshalb kein Gentleman sich um diese zweifelhafte Ehre reißt. Doch der kleine Drache schlüpft noch auf dem Schiff, und er erwählt Laurence …

Dies bedeutet für Laurence den Verzicht auf eine glänzende Zukunft in der Marine, ebenso den Verlust seiner Verlobten. Sein Vater zeigt sich ebenfalls ungehalten. Doch findet er in dem von ihm |Temeraire| (die |HMS Temeraire| deckte Lord Nelsons |Victory| in der Schlacht von Trafalgar) getauften Drachen einen wundersamen und intelligenten Gefährten, weit mehr als ein nützliches Tier, zu dem er bald tiefe Zuneigung und Liebe empfindet. Gemeinsam mit Temeraire wird er vom britischen Luftkorps zum Drachenreiter ausgebildet, der viel zu früh seine ersten Luftkämpfe mit französischen Drachen bestehen muss. Auch wenn Temeraire nicht ganz das Kampfgewicht der größten britischen Drachen erreicht, ist er etwas ganz Besonderes, denn er ist ein chinesischer Drache vorerst unbestimmter Art – wie sich später herausstellt, ein Geschenk des chinesischen Kaiser an Napoleon persönlich. Temeraire kann seine Fähigkeiten bald eindrucksvoll zur Schau stellen, denn Verrat und Intrige führen zu einer gefährlichen Situation: Die Invasion Britanniens droht, und es ist an Lord Nelson und den Feuerreitern Seiner Majestät, diese Bedrohung abzuwenden.

_Ein Offizier und Gentleman und sein edler Drache_

Naomi Novik setzt zwei Schwerpunkte in „Drachenbrut“: Die Beziehung zwischen Temeraire und Will Laurence sowie die soziale Sonderstellung des Luftkorps in der konservativen britischen Gesellschaft nehmen den Großteil des Romans ein, Luftkämpfe in der Art früher Jagdflieger als „Helden der Lüfte“ finden sich erst gegen Ende des Romans. Trotz der oft heftigen Kämpfe wird die Brutalität des Krieges weitgehend ausgeblendet, Bodenangriffe feuerspeiender Drachen findet man nicht, stets kämpfen sie gegen andere Drachen, während ihre Besatzungen den anderen Drachen zu entern versuchen und ihn beziehungsweise seinen Kapitän mit vorgehaltener Pistole zur Aufgabe zwingen.

Will Laurence ist ein echtes Musterbeispiel eines britischen Offiziers. Treu und pflichtbewusst, mutig und tapfer sowie mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitsempfinden versehen, ist er der geborene Held. Sein Drachen steht ihm da kaum nach: Temeraire gehört zu den intelligentesten Drachen überhaupt, zudem zeichnet er sich durch grenzenlose, uneingeschränkte und rührende Liebe und Treue zu Laurence aus. Diese Beziehung ähnelt der zwischen Flipper, Lassie und ihren menschlichen Partnern, hat aber auch aufgrund der Sprachfähigkeit und Intelligenz Temeraires durchaus etwas von einer perfekten Ehe/Partnerschaft, welche den Reitern meist aufgrund des intensiven Pflege- und Zuwendungsbedarfs ihrer gigantischen Schützlinge verwehrt ist.

Diese Mischung erscheint merkwürdig, aber Temeraire und Laurence sind zweifellos eines der liebenswertesten und faszinierendsten Gespanne, über das ich je gelesen habe. Interessant ist auch die Stellung der Drachenreiter in der britischen Gesellschaft: Sie werden als Sonderlinge betrachtet, der enge Umgang mit einem Tier wird vom Adel sehr skeptisch gesehen, was des öfteren Laurence‘ Groll erregt. Untereinander pflegen die Drachenreiter einen lockereren Umgangston als in der Marine, dennoch gibt es auch bei ihnen – und bei ihren Drachen – feste Hierarchien und recht komplexe Umgangsformen und Etikette, die dem Roman einen Hauch von Stil und Klasse eines vergangenen Zeitalters verleiht.

_Große Drachen, kleine Drachen_

Eine ausführliche Drachenkunde darf in diesem ersten Band der Tetralogie um die Feuerreiter Seiner Majestät natürlich nicht fehlen. So haben die Briten mit den mächtigen Königskupfer-Drachen zwar die größten Drachen, mit entsprechender Tonnage (sie werden entsprechend in der Art von Linienschiffen im dichtesten Getümmel eingesetzt), aber es fehlt ihnen an feuerspeienden Drachen, wie sie die Franzosen oder Spanier zum Beispiel mit dem Flamme-de-Gloire besitzen. Das britische Luftkorps dagegen kann mit den Langflüglern auftrumpfen, schnellen und säurespeienden Drachen mittlerer Größe, die gewöhnlich auf weibliche Reiterinnen bestehen – der Grund, warum es im Luftkorps auch Pilotinnen gibt, was Laurence aufs Tiefste verwundert, denn das gefährliche Drachenreiten ist in seinen Augen alles andere als „Lady-like“.

Temeraire selbst ist ein nicht genau klassifizierbarer Sonderfall; er besitzt mehr Krallen an den Klauen als europäische Drachen und ist somit ein chinesischer Drache, dessen besondere Fähigkeiten vorerst verborgen bleiben. Neben ungewöhnlich hoher Intelligenz und Sprachbegabung ist er auch ein exzellenter Flieger und kann in der Luft auf der Stelle stehen, was sonst nur kleineren Sturzflüglern (eine Art Sturzkampfbomber) vorbehalten ist. Kleinere Graulinge und Winchester-Drachen werden meistens zu Kurierflügen eingesetzt; viele französische Drachen sind gewöhnlich nachtaktiv und deshalb gegenüber Lichtblitzen empfindlich.

_Die Helden der Lüfte_

Eine gehörige Suspension of Disbelief ist bei der etwas arg romantisierenden Kriegsführung mit Drachen nötig: Die Drachen fliegen in Formationen am Himmel, und obwohl es „Bomber“ gibt, liegt Naomi Noviks Augenmerk ausschließlich auf den Luftkämpfen zwischen Drachen und ihren Besatzungen. Die Drachen selbst sind recht empfindlich – ein Scharfschütze kann einen Drachen mit einem gezielten Schuss auf Entfernung töten, deshalb tragen sie eine Art Kettenpanzerung, aber einer Kanonenkugel kann kein Drache widerstehen. Auf direkte und wohl eher brutale Beschreibungen der Wirkung eines feuerspeienden Drachen auf Schiffe oder eines Säureregens auf ungeschützte Soldaten am Boden lässt sich Naomi Novik nicht ein; der Tod eines Drachen ist auch die absolute Ausnahme, mehr als schwer verwundet und unter Tränen wieder gesundgepflegt wird hier kein Drache. Sehr verwunderlich ist auch, warum diese oft hochintelligenten Geschöpfe so sehr die Nähe des Menschen suchen und in seinen Kriegen auf verschiedenen Seiten kämpfen. Die Treue eines Drachen zu seinem Reiter, und in den meisten Fällen umgekehrt ebenso, ist absolut.

_Fazit:_

Laurence und Temeraire sind einfach faszinierend. Ich hätte nicht erwartet, dass eine wie beschrieben etwas schwer zu verdauende Verbindung der Kriege des napoleonischen Zeitalters mit Drachen mich so fesseln könnte. Die Faszination des Romans entsteht aus der Verbindung von Stil und Klasse britischer Offiziere mit einem absolut faszinierenden gefährlichen und überaus fähigen Schoßtierchen, womit ich Temeraire keinesfalls gerecht werde. Meine einzigen Kritikpunkte sind die recht braven Verharmlosungen und Verniedlichungen kriegerischer Auseinandersetzungen sowie die Frage, ob die Faszination, einen Drachen als Freund und Gefährten zu haben, auf Dauer unterhalten kann. Naomi Novik bedient hier gezielt Träume nach einem faszinierenden (Tier-)Gefährten. Als historisch exakt würde ich diese Saga, wie so oft behauptet wird, auch nicht bezeichnen, bereits im ersten Band weicht Novik, abgesehen von den Drachen, erheblich von historischen Tatsachen ab, insbesondere bei der Schlacht von Trafalgar.

„Drachenbrut“ hat mir trotz dieser Kritikpunkte ausgezeichnet gefallen; das ungewöhnliche Szenario ist ungemein reizvoll, voller ungewöhnlicher und interessanter Charaktere, die mir oft ein wenig zu perfekt und liebenswert erschienen. Ein Subplot über einen Kapitän, der seinen Drachen nur aufgrund seiner Herkunft bekam und ihn schlecht behandelt, zielt in die andere Richtung und drückt auf die Tränendrüse des Lesers.

Auch Regisseur Peter Jackson („Der Herr der Ringe“, „King Kong“) ist bekennender Fan von Temeraire: Seine Produktionsfirma hat die Rechte erworben, er selbst bezeichnet die Verfilmung als groß angelegtes Projekt – „groß“ lässt aus seinem Munde einiges erwarten! Eine angemessene Darstellung der innigen Beziehung zwischen Temeraire und Laurence dürfte sich als große Herausforderung erweisen.

In der Folge wird sich die Serie schnell in Richtung eines noch exotischeren Handlungsorts bewegen: China. Der chinesische Kaiser ist nicht allzu glücklich darüber, dass sein wertvolles Geschenk in die Hände eines gewöhnlichen britischen Marineoffiziers gefallen ist …

Offizielle Homepage der Autorin:
http://www.temeraire.org/

Deutsche Fanseite:
http://www.temeraire.de/

Website des Verlags:
http://www.cbj-verlag.de

deWitt, Carl A. – Krone von Lytar, Die

Seit Jahrhunderten lebt das Dorf Lytara in Frieden. Die wenigen Schwerter, die die Menschen besitzen, sind eingemottet. Denn einst brachte das Volk der Lytarer Angst und Schrecken über die Welt, bis die Götter in ihrem Zorn die Stadt Lytar dem Erdboden gleichmachten und ihre Bewohner nahezu ausrotteten.

Doch eines Tages wird Lytara unerwartet von fremden Soldaten überfallen. Belior, der Herrscher eines fernen Reiches, giert nach der alten Macht und Magie Lytars, der die Nachfahren jenes Volkes längst abgeschworen haben: der Krone Lytars. Aber wie sollen sich die Lytarer gegen die feindliche Übermacht wehren, wenn nicht mit Hilfe der uralten magischen Artefakte, die noch immer im Wald verborgen liegen? Und wie sollen sie diese benutzen, ohne erneut all die Übel heraufzubeschwören, die sich um keinen Preis wiederholen dürfen?

Auf der Suche nach Antworten machen Garret, Tarlon, Elyra und und Argor sich auf den Weg in den Wald von Lytar. Ein gefährliches Unterfangen, denn ihnen droht nicht nur die Entdeckung durch die Soldaten Beliors, in dem verdorbenen Wald streifen auch unzählige Monster umher …

Ein wenig merkt man Carl deWitts Roman die Vorliebe des Autors für Rollenspiele an. Das zeigt sich bereits an der Zusammensetzung der Gruppe:

Garret ist ein hervorragender Bogenschütze. Wie könnte es auch anders sein, wo sein Vater doch der Bogenmacher des Dorfes ist. Abgesehen davon ist er ein begabter Fährtenleser und sehr gut im Verstecken und Davonlaufen. Was keineswegs heißen soll, dass er feige wäre, im Gegenteil. Sein angeborener Sturkopf lässt ihn auch noch im Weglaufen einen Weg finden, sein Ziel trotzdem zu erreichen. Und seine nahezu unentwegt gute Laune stützt massiv die Moral der anderen.

Denn vor allem Argor neigt gelegentlich zu Missmut und Schwarzseherei. Vielleicht liegt es daran, dass er ein Zwerg ist. Auf jeden Fall hat er eine unüberwindbare Abneigung gegen Magie, die ihn gelegentlich mit dem aufgeschlosseneren Garret in Konflikt bringt. Andererseits ist Argor vor allem eines: treu. Und so folgt er seinen Freunden, wenn auch mit wenig Begeisterung, auf einen Maultierrücken, durch die Luft, ja selbst ins Wasser!

Tarlon ist – sehr vereinfacht ausgedrückt – Holzfäller, und schwingt seine Axt mit bemerkenswerter Präzision, nicht nur gegen Bäume. Im Gegensatz zu Elyra ist er der Meinung, dass die Krone Lytars in Beliors Händen keinesfalls Frieden für Lytara bedeuten würde! Er ist der schweigsame Denker der Gruppe, der hauptsächlich mit Beobachten und Zuhören beschäftigt ist.

Elyra ist der widersprüchlichste Charakter. Sie ist eine Halbelfe und als Findelkind bei der Sera Tylane, der Heilerin des Dorfes aufgewachsen. Tod und Schmerzen, die so plötzlich über ihre stille Heimat hereingebrochen sind, haben sie zutiefst entsetzt, sodass sie am liebsten die Krone Lytars den Angreifern überlassen würde, um das alles schnellstmöglich zu beenden. Das hält sie aber nicht davon ab, mit stählerner Entschlossenheit eigenhändig einen Attentäter umzubringen. Elyra handelt ganz aus dem Bauch heraus und verlässt sich dabei völlig auf die Führung durch Mytral, die Göttin, der sie dienen möchte.

Im Großen und Ganzen also ein recht gängiger Charakterentwurf. Immerhin sind die Figuren nicht steif oder hölzern geraten, wenn auch die Szene, in der Elyra sich von Argor und Knorre verabschiedet, ehe sie in den Keller des Staudammes hinuntersteigen, vielleicht ein wenig übertrieben wirkt. Die Personen als solche sind recht sympatisch, nicht nur aufgrund ihrer Eigenheiten, sondern auch durch die Tatsache, dass es unter ihnen keinen echten Anführer gibt. Die Gruppe agiert als Ganzes und ergänzt sich.

Und auch die Nebenfiguren besitzen alle ein paar Eigenheiten, die sie sehr menschlich und damit echt wirken lassen.

Die Handlung dagegen würde ich nicht als typisch für Rollenspiele bezeichnen. Die Suche bedeutet in diesem Fall keine Reise durch die halbe Welt zu irgendeinem Orakel oder Weisen oder Zauberer. Hier bedeutet Suche das Graben in Ruinen, in der Vergangenheit. Die Protagonisten brechen also nicht auf und sind monatelang unterwegs, vielmehr handelt es sich um mehrere kurze Expeditionen in die nähere Umgebung, von denen sie immer wieder in ihr Dorf zurückkehren. Die Handlung bleibt also stets mit dem Ursprungsort verknüpft.

Die Antworten sind allerdings noch sehr bruchstückhaft. Und vorerst bleibt auch die Bedrohung durch die fremden Invasoren noch eher im Hintergrund. Trotz einiger Abenteuer im Verdorbenen Wald – wie dem Kampf mit wilden Hunden, gefräßigen Insekten und ähnlichem – bleibt die Spannung die meiste Zeit auf eher mittlerem Niveau. Die einzelnen Hindernisse werden ein wenig zu glatt und problemlos abgefertigt. Erst gegen Ende zieht der Autor den Spannungsbogen etwas straffer an.

Etwas mehr Ausarbeitung hätte auch die Überlieferung der Lytarer vertragen. Zweimal werden die jungen Leute in den Wald geschickt, um bestimmte Orte zu suchen: den schlafenden Mann und den Turm eines Magiers. Aber niemand erklärt den Freunden, woher das Wissen um diese Orte kommt, zumal die Bibliothek abgebrannt ist! Das Gleiche gilt für die geheime Kammer im Keller des Wirtshauses. Das ist alles noch ein wenig schwammig geraten.

Gut gefallen hat mir die Idee, alles von einem Geschichtenerzähler berichten zu lassen. Die gelegentlichen Einwürfe des Zuhörers waren so eingearbeitet, dass sie nicht störten, und ein paar zarte Andeutungen lassen vermuten, dass auch diese Rahmenhandlung noch von Bedeutung sein wird. Sie macht neugierig …

Überrascht hat mich der Schluss, wo Elyra vom Frieden singt, als wäre die endgültige Schlacht schon geschlagen. Dabei sitzt Belior noch immer in seinem Königreich, und es ist unwahrscheinlich, dass er nach den Ereignissen dieses Buches plötzlich von seiner Suche nach der Krone ablassen wird. Das Ende schreit geradezu nach einer Fortsetzung, wie auch die diversen Andeutungen und unbeantworteten Fragen! Und auch, wenn die Autoreninfo lediglich von einem „weiteren Titel in Arbeit“ spricht, dürfte es sich dabei ziemlich sicher um einen zweiten Band zur „Krone von Lytar“ handeln.

Der Leser kann also getrost davon ausgehen, dass dieses Buch erst der allmähliche Auftakt zu einer größeren Sache war. Immerhin sind der Bösewicht und seine Schergen bisher nur mäßig in Aktion getreten. Die Fortsetzung darf dann, was die Abenteuer angeht, gern noch ein wenig verwickelter werden, und was die Vergangenheit angeht, noch ein wenig fundierter.

Carl A. deWitt ist ein Pseudonym. Der Autor ist gelernter Flugzeugmechaniker mit einem nachfolgenden Studium der Elektrotechnik und Informatik. Tagsüber arbeitet er als Systemprogrammierer, abends restauriert er mit Begeisterung Autos und Motorräder, und nachts schreibt er. „Die Krone von Lytar“ ist sein erster Roman.

Taschenbuch 640 Seiten
ISBN-13: 978-3-939-67404-7

http://www.fredeboldundfischer.de/

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Okonnek, Evelyne – Rätsel der Drachen, Das

Evelyne Okonnek ist sicherlich dem einen oder anderen ein Begriff, da sie mit ihrem Roman [„Die Tochter der Schlange“ 2419 2006 den Wolfgang-Hohlbein-Preis gewann. Ein Jahr später legt sie mit dem eigenständigen „Das Rätsel der Drachen“ nach.

Der junge Pachiro ist der einzige Sohn des reichen Kaufmanns Khandir. Sein Vater würde ihn gerne als seinen Nachfolger sehen, doch Pachiro widmet sich lieber der Musik und der Dichterei. Außerdem hat er ein besonderes Verhältnis zu Sylat, der Adoptivtochter seines Vaters. Das schweigsame Mädchen macht sich mit seiner finsteren Art keine Freunde, doch Pachiro akzeptiert und liebt sie so, wie sie ist.

Eines Tages erfährt Pachiro von einem Hausangestellten, dass sich in den Elendsvierteln der Hafenstadt Yannah seit Jahren ein Feuerdämon herumtreibt, der Menschen tötet und Häuser anzündet. Die Tatsache, dass sein Vater einst vom Fürsten eingekerkert wurde, weil man ihn für den Feuerdämonen hielt, bringt Pachiro, der noch ein halbes Kind ist, durcheinander. Er beschließt, diesen Fleck aus der Vergangenheit von Khandir zu tilgen und zieht mit Sylat los, um den Feuerdämonen zu stellen.

Es dauert Jahre, bis sie dem mysteriösen Wesen endlich ein Stück näher kommen. Gleichzeitig offenbart sich, dass der Feuerdämon näher mit Pachiros eigenem Schicksal und dem seiner Familie verbunden ist, als er glaubt …

Evelyne Okonnek hat ein unheimlich dichtes, komplexes Buch verfasst, das vor allem durch seine Vielfalt und Erzähldichte verblüfft. Die Handlung, die sich über mehrere Jahre zieht und aus drei verschiedenen Perspektiven berichtet, ist unglaublich angefüllt mit Details, Nebengeschehen, dem Innenleben der Charaktere und der eigentlichen Handlung. Okonnek gelingt es, diese verschiedenen Dinge zu ordnen und in eine Reihe zu bringen. Man merkt, dass die Autorin weiß, wovon sie redet. Alles ist unglaublich durchdacht und zusammengerafft, so dass es kaum Längen gibt. Einzig in der Mitte des Buchs scheint sich die Geschichte ein wenig zu verlieren, da die Suche nach dem Feuerdämon kurz in den Hintergrund rückt. Außerdem fehlt an einigen Stellen ein stufenförmiger Handlungsaufbau, der die Spannung mit Sicherheit noch gesteigert hätte.

Als sehr geschickt erweist sich die Anordnung der drei Perspektiven, die in jedem Kapitel in einer festgelegten Reihenfolge auftauchen. Den Großteil nimmt Khandirs Familie an, vor allem natürlich der Held Pachiro. Außerdem lässt Okonnek noch einen zwielichtigen Matrosen, der eine Schar von geflohenen Sklaven um sich scharrt, und zwei Personen namens Myzlat und Tych zu Wort kommen. Myzlat und Tych tauchen allerdings nur sehr kurz und nur in Dialogform auf. Sie reden über ein bestimmtes Mädchen, das in Gefahr ist, ohne etwas Genaues zu sagen. Auch der Matrose streut immer wieder Wissen ein, das dem Leser fehlt. Dadurch merkt selbiger, dass etwas im Gange ist, was er nicht überblicken kann. Okonnek spinnt diese spannende Konstellation bis zum Ende durch und wartet dort mit einem überraschenden, magischen Finale auf.

Die Preisträgerin siedelt ihre Geschichte in einer Welt an, die mehr durch ihre Vielfalt und Originalität als durch besonders viel Magie überzeugt. Im Gegenteil stehen mehr die realistischen Charaktere im Vordergrund. Genau wie die Personen, ist auch die Kulisse im Buch unglaublich durchdacht und ausstaffiert. Ohne zu langweilen, schildert Okonnek detailliert Zimmereinrichtungen und Schauplätze in bunten Farben. Sie greift auf einen großen Wortschatz und viel Wissen zurück und schafft es dadurch, wunderbar ausgereifte Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen.

Ähnliches gilt für die Charaktere, die aufgrund des langen Zeitraumes der Geschichte viel Platz haben, um sich zu entwickeln. Ihre wohldurchdachten Vergangenheiten und spezifischen Charakterzüge lassen sie lebendig wirken. An dieser Stelle seien Pachiros drei kleine Schwestern erwähnt, die jede eine sehr eigene Note aufweisen. Beghild zum Beispiel ist ein dickes Kind mit einer Vorliebe für Gebäck und Kochrezepte, die sie in einem Buch sammelt, das voller Marmeladenflecke ist. Durch solche winzigen Details wirkt „Das Rätsel der Drachen“ an einigen Stellen mehr wie einer dieser großen Familienromane als wie ein Fantasybuch, und das ist durchaus nicht negativ gemeint. Die Liebe und Sorgfalt, die die Autorin in die Zeichnung ihrer Charaktere investiert, sorgt nämlich dafür, dass sie unglaublich menschlich wirken.

Mit der gleichen Durchdachtheit, mit der sie Plot, Charaktere und Kulisse des Buches kreiert hat, geht Evelynne Okonnek auch an die schriftliche Umsetzung heran. Ihr Schreibstil ist dicht, flüssig und gefällt durch seine märchenhafte, aber dennoch sehr erwachsene Stimmung. Der Wortschatz ist gehoben, ohne unnötig kompliziert zu sein, und die Satzkonstruktionen sind anspruchsvoll, ohne zu überfordern.

Die gut gesetzten Worte verweben die Geschehnisse mit den wunderbaren Persönlichkeiten und der prallen Fantasywelt von „Das Rätsel der Drachen“. Evelynne Okonnek beweist damit, dass sie würdig ist, in der Hohlbein-Reihe „Meister der Fantasy“ zu erscheinen. Die anspruchsvolle Arbeitsweise der Autorin hebt sie wohltuend von vergleichbaren Schriftkünstlern des Genres „Drachenfantasy“ ab.

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Krock, Jeanine – Venuspakt, Der

Nuriya und ihre Schwestern sind etwas Besonderes: sie stammen von Feen ab. Aber während Estelle und Selena mit ihrem Erbe keine Probleme haben, lehnt Nuriya ihre Magie ab und hat sie im hintersten Winkel ihres Selbst eingemauert. Bis sie auf Kieran trifft. Der gutaussehende Vampir mit der ausgeprägten Aura von Arroganz und Gefährlichkeit bringt einige ungeahnte Wesenszüge in ihr zum Vorschein. Selbstvertrauen gehört allerdings nicht so sehr dazu. Das liegt vor allem an seinem unmöglichen Benehmen, das mal von eisiger Distanz, mal von unterdrückter Leidenschaft geprägt ist.

Was Nuriya nicht weiß: Sie selbst ist eine Auserwählte, vom Feenvolk dazu bestimmt, den Pakt zwischen Feen und Vampiren zu erneuern und so den Frieden zwischen beiden Völkern zu garantieren. Nur dass da einige Feen und Vampire überhaupt keinen Wert auf die Erneuerung des so genannten Venuspaktes legen …

|Charaktere|

Nuriya ist ein etwas widersprüchlicher Charakter. Einerseits ist sie eher schüchtern und wenig selbstbewusst, unter anderem deshalb, weil sie sich zum einen hässlich findet und zum anderen ihre Magie nicht mag, die trotz aller Verweigerung einen Großteil ihres Wesens bestimmt. Andererseits faucht sie wie eine Wildkatze, wenn ihr etwas nicht passt, und liefert sich mit einer Meisterin fernöstlicher Kampfkunst ein ebenbürtiges Duell! Diese Mischung aus Mauerblümchen und trotzigem Kobold entwickelt einen ganz eigenen Charme.

Kieran dagegen fällt fast ein wenig ins Klischee ab. Er ist natürlich überaus sexy, überaus mächtig und überaus dominant. Und natürlich befindet sich unter dieser Machistoschale ein empfindsames und sehr einsames Herz. Was ihn vor dem endgültigen Abschied bewahrt, ist die frei von Kitsch und Pathos erzählte Rückblende auf seine gescheiterte Ehe. Und auch die Darstellung seiner inneren Zerrissenheit im Zusammenhang mit Nuriya ist der Autorin gut gelungen.

Der Bösewichte gibt es diesmal zwei, wobei die eine eher wie ein verzogenes Kind wirkt, obwohl sie die größere Macht von beiden besitzt. Der andere dagegen kann ebenso viel Arroganz und Machogehabe vorweisen wie Kieran, allerdings auf eine weit unangenehmere Art und Weise. Er gehört zu der Sorte Männer, für die die Zurückweisung durch eine Frau automatisch das Recht bedeutet, an allen weiblichen Wesen der Welt grausame Rache zu nehmen. Dabei liegt ihm natürlich in keiner Weise etwas an irgendeiner Frau, sondern lediglich daran, Macht über andere zu haben. Charaktere wie diesen findet man ziemlich häufig.

Die Charakterzeichnung insgesamt kann man durchaus als stimmig und gut bezeichnen, auch wenn Kieran und sein Gegenspieler doch ein wenig arg in derzeit gängigen Schablonen hängen geblieben sind. Durch Rückblicke in die Vergangenheit wurden Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen aller wichtigen Figuren nachvollziehbar, die einzelnen Personen haben durchaus ein eigenes Profil.

|Erzählwelt|

Der Hintergrund ist abwechslungsreicher geraten als der Personenentwurf. Jeanine Krock hat der Welt der Vampire eine regelrechte Organisation gegeben, die ein wenig an mafiöse Strukturen erinnert. Es gibt einen Rat, dem sowohl die Gesetzgebung als auch die Gerichtsbarkeit obliegen, für die schmutzige Vollstreckungsarbeit gibt es dann Leute, die man damit beauftragen kann. Die Mitglieder des Rates gehören diversen Clans und Familien an, die unterschiedlich mächtig sind. Was dieses System von der Mafia unterscheidet, ist, dass hier nicht persönliche Bereicherung im Vordergrund steht, sondern die Bewahrung der Existenz der – ja, man könnte sagen: Untergrundgesellschaft. Dazu gehören nicht nur Vampire und Feen, sondern zum Beispiel auch Werwölfe; wobei zu erwähnen ist, dass, obwohl die Feen hier als Vertreter des Lichts auftreten, sie deshalb durchaus nicht alle gut und freundlich sind. Vielmehr entspricht ihre Ausarbeitung eher dem keltischen Vorbild von Wesen, die keine echten Gefühle kennen und sich im Grunde nur um ihre eigenen Belange scheren.

Der geschichtliche Hintergrund dieser Gesellschaft wird nur kurz angerissen, was nicht weiter verwundert, denn die Autorin erzählt ihre Geschichte auf nur 230 Seiten, in denen Nuriya nicht nur erst einmal vom Venuspakt erfahren muss, sondern sich auch noch mit dessen Gegnern herumschlagen und den Kampf gewinnen muss. Trotzdem findet die Autorin Zeit, einige Verwicklungen anzulegen und Nuriya ein paar Dummheiten begehen zu lassen, wie ihre Bewacher an der Nase herumzuführen oder sich einfach heimlich davonzustehlen. Dass eine davon sie letztlich in eine höchst gefährliche Situation bringt, war abzusehen. Das hat nicht nur den Spannungsbogen gestrafft, sondern auch dazu geführt, dass ich mich über die Heldin ziemlich geärgert habe, aber meist ist es eben doch so, dass die Dramaturgie über die Vernunft siegt!

|Insgesamt|

Nun bin ich ja wahrhaftig nicht der Experte, was Vampirromane angeht. Genau genommen war „Der Venuspakt“ mein allererster, und ich habe keine Ahnung, was Liebhaber dieses Genres üblicherweise von ihrer Lektüre erwarten. Ich kann deshalb nur von mir selbst ausgehen und als Anhaltspunkt lediglich die Bücher von Anne Bishop heranziehen, die sich aufgrund ihres düsteren Weltentwurfs am ehesten mit Jeanine Krocks Geschichte vergleichen lassen. Das Ergebnis war, dass „Sebastian“ und der Zyklus der Schwarzen Juwelen mir noch ein bisschen besser gefallen haben. Obwohl ich den „Venuspakt“ wirklich nicht schlecht fand, empfand ich den Erzählstil von Anne Bishop intensiver und eindringlicher, ihre Charaktere lassen sich in keine Schubladen stecken, und ihre Welten sind noch ein gutes Stück ungewöhnlicher als im „Venuspakt“, der im Grunde in unserer Welt spielt, nur eben verborgen im Untergrund.

So ist „Der Venuspakt“ zwar vielleicht nicht der ultimativ geniale Vampirroman, aber er ist in sich stimmig, spannend und interessant zu lesen. Nicht mein absoluter Favorit, aber trotzdem ein sehr gutes Buch.

Was den Verlag angeht, so hat er ein wirklich wunderschönes Cover entworfen, das in diesem speziellen Fall nicht unerheblich zu meinem Interesse am Inhalt beigetragen hat. Das Innenleben war allerdings nicht so toll, was nicht an der erzählten Geschichte lag, sondern am schlechten Lektorat. Da standen Hauptwörter in der Einzahl, obwohl die dazugehörigen Eigenschaftswörter in der Mehrzahl standen, stellenweise fehlten Wörter, ja sogar ganze Teilsätze. Dabei musste das Buch nicht einmal übersetzt werden. Das muss besser gehen.

_Jeanine Krock_ stammt aus Braunschweig und war in den Achtzigern viel in der Punkszene unterwegs, schrieb für Gothic- und Vampir-Fanzines. Sie war viel auf Reisen, war als Kostümbildnerin und in der Modelbranche tätig. Ihre Vorliebe für Vampire, Schottland und verwinkelte Burgen haben sich ebenso wie ihre Kontakte zur Gothic-Szene in ihren Büchern bemerkbar gemacht. Außer „Der Venuspakt“ hat sie den Roman „Wege in die Dunkelheit“ verfasst sowie an diversen Anthologien mitgeschrieben.

Autorin


http://www.ubooks.de
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Guy Gavriel Kay – Die Fürsten des Nordens

Ein Wanderer durch die Kulturen

So könnte man Guy Gavriel Kay bezeichnen, der sich während seiner Schreibkarriere seit 1984 stets an anderen Kulturen angelehnt hat, um seinen Fantasy-Zyklen ein lebendiges Universum zu bieten. Wo sich sein „Sarantium“-Zyklus an der Spätantike orientierte, widmete er sich mit „Die Herren von Fionavar“ dem europäischen Mittelalter, um im „Tigana“-Zyklus die Renaissance zu behandeln. Nicht überraschend also, dass sich Kay mit dem abgeschlossenen Roman „Die Fürsten des Nordens“ wiederum einer anderen Kultur zuwandte, nämlich, wie der Name schon sagt, der des Nordens, um aus der Welt der Wikinger, der Angelsachsen und Kelten Spannendes zu erzählen.

Guy Gavriel Kay – Die Fürsten des Nordens weiterlesen

Fallon, Jennifer – Herrscher des Throns (Die Chroniken von Hythria 3)

Band 1: [„Erbin des Throns“ 2877
Band 2: [„Ritter des Throns“ 3327

Mahkas Strafexzess am Ende des zweiten Bandes hat tiefe Narben hinterlassen. Leila ist tot, und Starros‘ Leben konnte Damin nur deshalb retten, weil er Starros‘ Seele an Dacendaran verkauft hat, wovon Starros überhaupt nicht begeistert ist. Leilas Mutter Bylinda ist seit dem Tod ihrer Tochter nur ein Schatten ihrer selbst, und Mahkas kann nur noch leise krächzen, weil Damin ihm aus purem Zorn über Mahkas Tat den Kehlkopf eingedrückt hat, was selbst Rorin mithilfe der Magie nicht ganz heilen konnte. Jetzt vermutet der Regent von Krakandar hinter allem und jedem eine Verschwörung. Damins Vetter Xanda, der versprochen hat, während Damins Abwesenheit ein Auge auf Krakandar zu haben, absolviert täglich einen gefährlichen Balanceakt …

Marla hat derweil beschlossen, dass Alija Aarspeer mit der Vernichtung Elezaars endgültig eine Grenze überschritten hat! Doch um Alija endgültig zu vernichten, ist sie erneut auf die Dienste der Mördergilde angewiesen. Allerdings bedeutet die Tatsache, dass sie bereits ihren ersten Auftrag an den Raben nicht nur mit Geld bezahlt hat, sondern auch mit dem Versprechen, einen ihrer Söhne zur Ausbildung in die Mördergilde zu geben, eine ungünstige Verhandlungsposition. Denn bisher hat sie dieses Versprechen nicht erfüllt. Und derjenige, der über die Einlösung dieses Versprechens entscheidet, ist einer der gefährlichsten Männer in ganz Groenhaven, und das nicht nur, weil er Alija Aarspeers Liebhaber ist …

Um es gleich vorweg zu sagen: Jennifer Fallon hat mit „Herrscher des Throns“ einen furiosen Abschluss ihrer Chroniken von Hythria abgeliefert!

Der einzige neue Charakter von Bedeutung wird bereits im zweiten Band der Trilogie erwähnt, erhält aber erst jetzt einen Namen und ein eigenes Profil. Galon Miar, der zukünftige Rabe der Mördergilde, ist geheimnisvoll, gutaussehend, intelligent, brutal und unerträglich selbstsicher. Dazu hat er allen Grund, denn er versteht sich nicht nur auf das Geschäft des Tötens, sondern auch auf das der Politik! Nicht, dass er aus politischen Gründen bei den Plänen der beiden Rivalinnen Marla und Alija mitspielt, schließlich gehört es zu den Prinzipien der Gilde, sich aus der Politik streng herauszuhalten. Aber das Spiel um Lug, Trug und Verrat beherrscht er perfekt.

Die Autorin beschreibt ihren Neuzugang vor allem aus Sicht von Marla Wulfskling. Die Wirkung von Galons Ausstrahlung auf die sonst so harte und ungerührte Marla verstärkt die Intensität der Beschreibung zusätzlich und macht Galon dadurch zu einem der gelungensten Charaktere des ganzen Zyklus, obwohl er erst so spät auftaucht.

Nicht, dass dieser Neuzugang unbedingt nötig gewesen wäre. Bei ihrem letzten Duell ziehen Alija und die bisher eher defensive, zurückhaltende Marla alle Register. Außerdem beteiligt sich nun auch Kalan am Kampf gegen Alija, auf eine Weise, die nur zu deutlich zeigt, wessen Tochter sie ist. Galon ist bei diesem Schlagabtausch sozusagen ein exotisches Gewürz, das der Suppe zusätzliche Schärfe verleiht.

Auch der Handlungsstrang um Krakandar bringt deutlich mehr Spannung als im Vorgängerband. Mahkas‘ Wahn wurde durch die von Damins Zornausbruch ausgelöste Paranoia noch schlimmer, und auch Bylinda wandelt durch das Schloss wie ein Geist und redet unverständliches Zeug. Luciena, Xandas Frau, fürchtet um die Kinder, vor allem um ihre Tochter Emilie, die Mahkas immer öfter mit Leila verwechselt. Obwohl die Handlung in Krakandar sich im Grunde kaum bewegt, sorgen Mahkas unberechenbare Grausamkeit und die Angst der übrigen Schlossbewohner für regelrechte Beklemmung, die mit jeder Szene wächst und sich erst löst, als Damin nach Krakandar zurückkehrt. Und obwohl abzusehen war, dass Mahkas ein unangenehmes Ende finden würde, gelingt es der Autorin, den Leser zu guter Letzt doch noch zu überraschen.

Der dritte Handlungsstrang um den Krieg am Witwenmacherpass bietet die meiste Bewegung. Damin hat alle Hände voll zu tun. Nicht nur damit, einen Schlachtplan gegen die Fahrdonjer aufzustellen, denen er zahlenmäßig unterlegen ist. Er muss auch mit dem unfähigen Terin Löwenklau zurechtkommen, seinen Großonkel Lernen bei Laune halten, den ihm Alija auf den Hals gehetzt hat, und seinen Bruder Narvell an die Kandare nehmen, der zu diesem höchst ungünstigen Zeitpunkt mit einem von Terins Adligen einen Streit um dessen Frau vom Zaun gebrochen hat. Hier gibt es nicht nur die meisten Turbulenzen, sondern auch den größten Anteil an trockenem Humor, der aus Damins Charakter und seiner guten Beziehung zu Tejay Löwenklau resultiert.

Außerdem hat Jennifer Fallon den Zyklus gekonnt an die Vorläufertrilogie angeschlossen. Weil sie sich dabei auf Andeutungen beschränkt hat – vor allem in den Gesprächen mit dem Kriegsgott Zegarnald und den kurzen Sequenzen, in denen Adrina von Fahrdonja auftaucht -, wirkt die Anknüpfung leicht und unauffällig.

Ein gelungener Abschluss der Trilogie also. Die es außerdem geschafft hat, sich verglichen mit dem Debüt der Autorin noch zu steigern, und zwar beträchtlich. Das Sahnehäubchen bildet das hervorragende Lektorat, das so gut wie fehlerfrei war. Prädikat: Sehr lesenswert!

_Jennifer Fallon_ stammt aus einer großen Familie mit zwölf Geschwistern. Sie hat in den verschiedensten Jobs gearbeitet, unter anderem als Kaufhausdetektivin, Sporttrainerin und in der Jugendarbeit. Letzteres scheint ihr immer noch nachzuhängen: Unter ihrem Dach leben außer drei eigenen Kindern einige obdachlose Jugendliche als Pflegekinder. Schreiben tut sie nebenher. Die |Dämonenkind|-Trilogie war ihre erste Veröffentlichung. Außerdem stammt die Trilogie |Second Sons| aus ihrer Feder. Und der nächste Zyklus |Tide Lords| ist bereits in Arbeit, Anfang des Jahres erschien der erste Band in Australien unter dem Titel „The Immortal Prince“.

http://www.jenniferfallon.com/
http://www.heyne.de

|Ergänzend:|

[„Kind der Magie“ 1328 (Dämonenkind Band 1)
[„Kind der Götter“ 1332 (Dämonenkind Band 2)
[„Kind des Schicksals“ 1985 (Dämonenkind Band 3)

Adams, Richard – Traveller

Frühjahr 1866 in Lexington, Virginia: Hinter dem Washington Campus steht der Stall von Traveller, einem grauen, neunjährigen Wallach. Sein Herr ist General Robert E. Lee, der legendäre ehemalige Anführer der Armee der Südstaaten, die gerade den Krieg gegen den Norden verloren haben. Trotz der Niederlage ist General Lee ein beliebtes und verehrtes Idol geblieben und jeder kennt sein berühmtes Pferd, das ihm in all den Schlachten treu zur Seite stand.

Vier Jahre lang erzählt Traveller dem Hauskater Tom, der ihn abends besuchen kommt, von seinen Erlebnissen aus dem Krieg und seinem Leben mit seinem geliebten Herrn, den er „Marse Robert“ nennt. Als Füllen gewinnt er bereits früh den ersten Preis bei einer Pferdeausstellung, 1861, während der Kriegsvorbereitungen, wird er von Captain Joseph M. Broun als Schlachtpferd erworben und geht kurz darauf in den Besitz von General Lee über, der großen Gefallen an Traveller findet.

Als der Krieg ausbricht, hat das naive Tier noch keine Ahnung, was es erwartet. Traveller erlebt grauenvolle Gemetzel, bei denen unzählige Menschen und Pferde ihr Leben lassen. Einzig sein grenzenloses Vertrauen in seinen geliebten Herrn Marse Robert lässt ihn die Strapazen des Krieges durchstehen. Traveller erlebt blutige Schlachten, Kanonenfeuer und eisige Winter, aber auch vereinzelte schöne Momente durch die Freundschaft zu anderen Pferden und vor allem durch Marse Robert, der ihm näher stand als je ein anderes Lebewesen …

Es ist Dank „Black Beauty“ nicht der erste Roman aus Sicht eines Pferdes, und Autor Richard Adams ist spätestens seit seinem berühmten [„Unten am Fluss“ 2025 für Bücher aus der Tierperspektive bekannt. Dennoch ist es etwas Besonderes, sich einem real existierenden Tier zu widmen, das nicht nur immer noch populär ist – wenn auch hierzulande weniger -, sondern auch von historischen Begebenheiten berichtet.

|Lebendig gestaltete Charaktere|

Der Leser erlebt Traveller als neunjährigen Veteranen, der um seine Bedeutung weiß, sich oft etwas blasiert und herablassend gibt und trotz seiner reichen Erfahrung geradezu rührend naiv geblieben ist. Das merken auch andere Pferde, die ihm während des Krieges begegnen und die meist mehr Einblick in die Geschehnisse haben als der ahnungslose Traveller, der genau deswegen später immer häufiger den Mund hält, um als Pferd eines wichtigen Generals keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Traveller versteht wenig von den Sitten der Menschen. Er weiß nur, dass sein „Marse Robert“ der beste Mensch ist, der ihm je begegnete, und dass er allein ihm zuliebe alle Strapazen aushalten wird. Aus der anfänglich guten Chemie entwickelt sich nach und nach eine Seelenverwandschaft, in der Reiter und Pferd gegenseitig die Gedanken des anderen lesen können.

Von seinem Herrn und Meister General Lee zeichnet Traveller ein konsequent glorifiziertes Bild. Bis heute wird General Robert E. Lee in den USA für sein taktisches Geschick verehrt, das den Norden trotz großer Unterlegenheit in der Ausrüstung fast bezwang, auch wenn er den Krieg letztlich verlor, und seine Beliebtheit bei den Soldaten ist keine Erfindung Travellers. Trotz dieser daher nicht unrealistischen Schilderung ist offensichtlich, dass Traveller seinem Herrn so treu ergeben ist, dass er wohl in jeder Handlung des Generals etwas Positives sähe. Auch wenn man sich dieser Subjektivität bewusst ist, gewinnt Marse Robert auch beim Leser schnell die Sympathien. Trotz seines Alters und gewisser Leiden bemüht er sich um seine Soldaten und lehnt Sonderbehandlungen ab. Stets hat er ein gutes Wort für die Pferde parat und kümmert sich so oft wie möglich eigenhändig um sein Lieblingspferd Traveller. In all den Wirren des Krieges bilden diese kleinen Momente einen Lichtblick voller Menschlichkeit und man ist gerne bereit, diesem General Respekt zu zollen.

Auch andere Pferde spielen eine wichtige Rolle in Travellers Erzählungen. Da ist etwa der unleidliche Richmond, ein früheres Pferd des Generals, das allen anderen Tieren feindselig begegnet und später an einer schlimmen Kolik zugrunde geht. Da ist der scheue Braunschnecke, der zu nervös und unsicher für die Wirren des Krieges ist, die ruhige, ältere Stute Lucy Long, die nach dem Krieg von General Lees Tochter geritten wird, der Jugendfreund Grobian, mit dem es später ein herzliches Wiedersehen gibt, der arrogante Rollo, der Traveller mit seinen Prahlereien auf die Nerven geht, und das Präsidentenpferd Donner, das Traveller zynische Einblicke in die Handlungen der Menschen liefert. Den meisten Respekt empfindet Traveller für Klein-Rotfuchs, ein winziges, auf den ersten Blick unscheinbares Pferd, das seinem Herrn Stonewall Jackson ebenso treu ergeben ist wie Traveller seinem Marse Robert. Der spirituell begabte Rotfuchs dient nicht nur als Vorbild für Traveller, sondern sorgt mit seinen seherischen Fähigkeiten für einige Gänsehaut-Momente, in denen er manch tragisches Krieges-Ereignis vorausahnt.

Neben General Lee stehen bei den menschlichen Charakteren vor allem Stonewall Jackson und Jeb Stuart im Vordergrund. Stonewall Jackson, von Traveller treffend „Mütze-im-Gesicht“ genannt, ist Lees engster Vertrauter und wichtigste Unterstützung während des Krieges. Bis heute halten sich Theorien, nach denen der Süden womöglich den Krieg gewonnen hätte, wäre Jackson nicht 1963 tödlich verwundet worden. Auch Jeb Stuart, der immer im überraschenden Moment auftaucht, erhält ein lebendiges Porträt. Seit er Traveller bei der ersten Begegnung seine Eignung als Kavalleriepferd attestierte, wird er von dem Pferd stets „Komm-zur-Kavallerie“ genannt, und sein aristokratisches Pferd Skylark hinterlässt bei Traveller bei den ersten Begegnungen einen leichten Eindruck der eigenen Unzulänglichkeit.

|Sorgfältige Recherche|

Bereits im Vorwort verweist der Autor auf einige Werke, die er als Quellen für gewisse Begebenheiten herangezogen hat, sodass man gewiss sein kann, dass vieles aus Travellers Erzählungen der Wirklichkeit entspricht. Dabei ist es als Leser spannend zu beobachten, wie historische Ereignisse aus der Sicht des Pferdes wiedergegeben werden, auch wenn man dafür etwas Hintergrundwissen benötigt. Die Jugendzeit von Traveller und das Leben mit seinen früheren Besitzern wird authentisch dargestellt, auch sein Gesprächspartner, der Hauskater Tom, hat tatsächlich existiert, wie man aus Briefen des Generals weiß, und die anderen Pferde, denen er im Krieg begegnet, beruhen ebenso auf Fakten – tatsächlich hat es vor allem der kleine Rotfuchs zu ebenfalls großer Popularität geschafft. Lees Unfall, der seine Hände für längere Zeit außer Gefecht setzt, wird hier zu einem Wendepunkt in Travellers Leben, da das Pferd sich als fahrlässig Schuldiger sieht und von dem Tag an endgültig bereit ist, sein eigenes Leben für das seines Herrn aufs Spiel zu setzen. Intensiv dargestellt wird die Szene, in der der General vom Tod seines Vertrauten Stonewall Jackson erfährt. In Anspielung auf Jacksons Amputation des linken Arms, die ihm jedoch nicht das Leben retten konnte, ist der Ausspruch Lees verbürgt, Jackson habe seine linke, er jedoch mit ihm seine rechte Hand verloren – ein berühmtes Zitat, das er gegenüber Traveller in einem Augenblick der Verzweiflung wiederholt.

|Humor und Groteske|

Humor mag in einem Buch, das vom Krieg handelt, zwar im ersten Moment überraschen, doch Richard Adams gelingt es großartig, amüsante Szenen einzuflechten. Dafür ist vor allem Travellers naive Art und sein Unverständnis gegenüber vielen menschlichen Dingen verantwortlich. Es beginnt schon damit, dass in den Monaten vor 1862 alle Männer aufgeregt vom Krieg sprechen und sich darauf freuen, endlos losziehen zu dürfen. Für Traveller ist damit klar, dass „der Krieg“ ein wunderschöner Ort sein muss, wahrscheinlich eine friedliche Weide mit saftigem Gras und vielen anderen glücklichen Pferden. Wenn er am Ende seines Berichts bedauert, dass er, trotz seines sehr schönen Lebens, niemals zum „Krieg“ gelangt ist, bleibt dem Leser allerdings fast das Lachen im Halse stecken. Humor und Beklemmung liegen dicht beieinander. Travellers schnodderige Sprache und seine mitunter fahrige Art, die zum Abschweifen neigt, lädt zum Schmunzeln ein, gleichzeitig aber erzählt er von grauenhaften Szenen auf den Schlachtfeldern, von verletzten Menschen, von unzähligen Toten, von Angst und von Schmerzen. Lachen kann man erst wieder bei harmloseren Szenen, etwa wenn ein verzweifelter General Lee in Travellers Gegenwart „gütiger Gott“ murmelt und sein treues Pferd vermutet, dass er im Eifer des Gefechts seinen Namen vergaß und „Gott“ ein früheres Pferd von Marse Robert gewesen sein muss.

|Kleine Schwächen|

Es bedarf einer gewissen Überwindung, sich in den ungewöhnlichen Sprachstil von Traveller einzulesen. Was im Original ein typischer Südstaatendialekt ist, wurde versucht, von Joachim Körber adäquat ins Deutsche zu übertragen, sodass Traveller eine recht ungehobelte, einfache Sprache verwendet, die an Gossenniveau erinnert. Mit Vorliebe werden Silben verschluckt oder zusammengezogen, was dann in Worten wie „türlich“, „ham“, „nich“ und „haste“ sowie gerne in einer doppelten Verneinung wie „keiner nich“ resultiert. Der Stil lädt damit zwar nicht gerade zum Verschlingen des Romans ein, doch schneller als man denkt, hat man sich darin eingelesen und möchte diesen Dialekt am Ende nicht mehr missen. Ein wenig schade ist, dass Travellers Gesprächspartner, Hauskater Tom, stets stumm bleibt. Der Leser hört nur das Pferd reden, ab und zu gibt er wieder, was Tom gerade macht, aber insgesamt bleibt der Kater profillos. Ebenfalls bedauert man, dass Travellers spezieller Freund Klein-Rotfuchs nicht mehr auftaucht und er nichts über dessen Schicksal erfährt. Dabei ist bekannt, dass Rotfuchs nicht nur den Krieg überlebte, sondern danach noch ein bewegtes Leben führte und erst 1885 im hohen Pferdealter von 35 Jahren verstarb. Genug Gelegenheit also, dass Traveller ihm noch einmal über den Weg gelaufen wäre. Ein wenig inkonsequent ist außerdem die Übersetzung der Namen, die Körber mal ins Deutsche überträgt und mal das Original beibehält. Aus „Little Sorrel“ und „Thunder“ werden „Klein-Rotfuchs“ und „Donner“, dagegen behalten Traveller und auch „Skylark“ ihren amerikanischen Namen.

Das größte Manko liegt in einer kleinen Unlogik gegen Ende des Buches. Traveller hat den Ausgang des Krieges gehörig missverstanden, was sich in den ersten Tagen noch nachvollziehen lässt, da er gewisse Situationen einfach fehlinterpretiert. Allerdings bleibt er auch Jahre später noch bei seiner Ansicht, was unrealistisch ist, da er ja die Sprache der Menschen versteht und zudem immer wieder andere Pferde trifft – genug Gelegenheit also, um unwillkürlich zu erfahren, wie die Dinge wirklich stehen. Selbst der naive Traveller müsste vier Jahre nach Kriegsende begriffen haben, dass er mit seinen Ansichten falsch lag.

_Als Fazit_ bleibt ein absolut empfehlenswerter Roman, der das Thema „Amerikanischer Bürgerkrieg“ auf unkonventionelle Weise angeht. Eine gelungene Mischung aus Fantasy und Historie, die sorgfältig recherchierte Fakten mit Fiktion vereint. Der Stil ist zwar zunächst gewöhnungsbedürftig und es sind kleine Schwächen enthalten, doch insgesamt liegt ein überzeugendes Werk vor, das man sich weder als Historien- noch als Phantastikfreund entgehen lassen sollte.

_Der Autor_ Richard Adams, Jahrgang 1920, studierte in Oxford Literatur und Geschichte. Sein Debütroman [„Watership Down: Unten am Fluss“ 2025 wurde als Buch und ebenso als spätere Verfilmung ein Welterfolg. Adams Spezialgebiet sind Werke, in denen Tiere die Hauptrolle spielen. Weitere Bücher von ihm sind u. a. „Shardik“, „Das Mädchen auf der Schaukel“ und „Die Hunde des Schwarzen Todes“.

http://www.edition-phantasia.de

Trugenberger, Luca – Siegel des Schicksals, Das (Die Wege des Drachen 2)

Buch 1: [„Der magische Dorn“ 3227

Nachdem Damlo sich am Ende des ersten Bandes entschlossen hat, nicht nach Hause zurückzukehren, sondern den Zwergen Clevas und Irgenas zum weißen Turm von Belsin zu folgen, ist er erst einmal ziemlich erleichtert. Doch diese Erleichterung weicht schon bald der Reue, als die drei von einer Horde Orks angegriffen und getrennt werden. Auf sich allein gestellt, fährt Damlo weiter, um an einem vereinbarten Treffpunkt auf die Freunde zu warten. Sie kommen nicht!

Schließlich muss Damlo sich eingestehen, dass sie wahrscheinlich nicht überlebt haben, und dann verhindert ein Überfall auf die Brücke auch noch, dass Damlo den Riguario überquert. Niedergeschlagen schließt Damlo sich einigen Kaufleuten an, die ebenfalls nach Süden wollen und sich anschicken, die Brücke zu umgehen. Das bedeutet einen enormen Umweg über die Hauptstadt Eria, die kurz vor dem Bürgerkrieg steht …

_Die Riege der Personen_ hat sich nur wenig ausgeweitet.

Zum einen wäre da Ticla zu nennen, die Tochter des Regenten von Eria. Ein vorwitziges, temperamentvolles junges Mädchen, das heimlich Fechtunterricht nimmt und auf Säulen und Fassadensimsen herumklettert, um Ratsversammlungen zu belauschen. Dem hohen Priester Ijssilien hat sie eine Horde roter Waldameisen ins Priestergewand gesteckt, weil er sie wegen ihres Verhaltens getadelt hat.

Ijssilien ist einer dieser bigotten Kerle, die vor allem deshalb so streng auf sittliches Verhalten weiblicher Personen achten, damit sie sich nicht eingestehen müssen, dass sie selber geile Böcke sind, sondern im Zweifelsfall die Schuld immer auf das „unsittliche“ Benehmen der Frau schieben können. Abgesehen davon lässt er sich auch sonst vor allem von seinem besonderen Hass auf Ticla leiten, ohne auch nur einen Funken Verstand an die politischen Folgen seiner kleinlichen Intrigen zu verschwenden.

Außerdem taucht ein Mann namens Norzak von Suruwo auf. Schon bald ist klar, dass es sich hier um einen Diener des Schattens handelt, und zwar um einen hochrangigeren als die schwarzen Degen. Offiziell als neutraler Beobachter am Hof von Eria, intrigiert er ganz kräftig gegen den Regenten, denn der Erste Diener des Schattens will einen Bürgerkrieg, was Norzak selbst lieber vermeiden würde. Er will nur den Regenten loswerden und selbst herrschen. Dumm nur, dass der Erste Diener außer dem Bürgerkrieg auch noch die geheime Ladung auf dem Karren der Zwerge haben will, und Norzak ihm diese trotz aller Mühe bisher nicht besorgen konnte …

Die übrigen Neuzugänge – wie die Kaufleute, denen Damlo sich anschließt, oder auch Ticlas Vater – bleiben eher unscheinbare Randfiguren und verschwinden recht bald wieder in der Versenkung.

_Die Handlung_ ist ein wenig komplexer geworden als im ersten Band, wo der Handlungsstrang sich nur teilte, wenn Damlo vorübergehend nicht mit seinen Begleitern zusammen war. Durch die Ausweitung des Blickwinkels auf die Geschehen in Eria sind die Handlungsstränge um Ticla und Norzak dazugekommen, von denen zumindest Letzterer dem Zyklus auch langfristig erhalten bleiben dürfte. Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf Damlo, was zu einem recht ungewöhnlichen Schlenker im Erzählverlauf führt, denn erst, als Damlo in Eria Nachricht über den Verbleib seiner Freunde erhält, wird rückblickend deren Schicksal nach der Trennung von Damlo erzählt.

Während dieser kurze Ausflug in die Rückblende nur wenig stört, ist der Anfang des Buches ein wenig holperig geraten. Die Erzählung setzt nahtlos und unmittelbar an das Ende des ersten Bandes an. Nachdem Damlo sich entschieden hat weiterzureisen, will er ins Schloss zurückkehren, um seinen Freunden seine Entscheidung mitzuteilen, was gar nicht so einfach ist, da die Wachen ihm nicht glauben, dass er dort erwartet wird. Ziemlich ausführlich wird geschildert, wie Damlo die Wachen und Diener überlistet, um an sein Ziel zu gelangen, nur um fast unmittelbar darauf bereits mit den Zwergen wieder unterwegs zu sein. Ein Bezug zwischen diesen beiden Punkten fehlt völlig.

Offenbar wollte der Autor dem Leser auf diese Weise den Wiedereinstieg in die Handlung erleichtern, denn die Anfangspassage im Schlosspark ist mit Erinnerungen an wichtige Ereignisse des ersten Bandes gespickt. Dadurch wirkt sie allerdings etwas bemüht, und auch der Übergang zur eigentlichen neuen Handlung kommt zu abrupt, um glatt und flüssig zu wirken. Dazu kommt, dass die Einleitung der weiteren Entwicklungen in diesem Band wenig elegant da zu offensichtlich daherkommt. So hatte ich im Gegensatz zum ersten Band diesmal ein wenig Mühe, mich einzulesen.

Danach las sich das Buch mühelos. Die Handlung ist diesmal weniger turbulent gestaltet. Nach der Schlacht mit den Orks tut sich zunächst eine ganze Weile nichts, was vor allem daran liegt, dass Damlo zum einen zu ängstlich und zum anderen zum Kämpfen gar nicht ausgebildet ist. Ein großer Teil des Buches entfällt auf Damlos alleinige Weiterfahrt bis zur Riguario-Brücke und seine Reise mit den Kaufleuten bis Laria. Eine ziemlich ereignislose Zeit – abgesehen von der kurzen Schlacht auf der Brücke, an der Damlo allerdings nur als Beobachter teilgenommen hat – und der Autor nutzt dies, um sich ausführlich Damlos Innenleben zuzuwenden. In dieser Erläuterung von Damlos Seelenzustand hört man deutlich den Psychologen sprechen. Damlos Tun wird dadurch zwar nachvollziehbar, die Darstellung bleibt aber zu trocken, um mehr als den Verstand des Lesers zu erreichen.

Wirklich lebendig wird es erst wieder, als Damlo sein Geld geklaut wird und er anfängt, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Als er schließlich nach Eria kommt und dort unversehens gleich in zwei unterschiedliche Intrigen hineingerät, nimmt die Geschichte endlich Fahrt auf.

_Ich muss sagen_, dass ich „Das Siegel des Schicksals“ nicht ganz so gut fand wie „Der magische Dorn“. Dadurch, dass Damlo diesmal hauptsächlich ohne die Zwerge und Uwain unterwegs ist, blieb zwar viel Gelegenheit, auf eigenen Beinen zu stehen, dafür fehlten mir das kauzige Gekabbel der Zwerge und der ironische Witz des Halbelfen. Auch wollten sich diesmal die einzelnen Bestandteile der Handlung nicht so gleichmäßig ineinander fügen, wie das noch beim ersten Band der Fall war. Zu offensichtlich wurden die einzelnen Häppchen dargeboten, die zur – zugegebenermaßen interessanten – Lösung des Rätsels um Damlos besondere Natur und seine Fähigkeiten führten. Irgendwie wirkte alles etwas zu bemüht, die Leichtigkeit, mit der beim ersten Band noch äußere Handlung und innere Entwicklung des Helden zu einer Einheit zusammenflossen, fehlte hier. Schade.

Bleibt zu hoffen, dass sich das beim dritten Band wieder ändert. Schließlich gibt es ja noch einiges zu tun: den Belsin zu erreichen, den Ersten Diener herauszufinden und unschädlich zu machen, und vor allem Damlos Magie beherrschen zu lernen.

_Luca Trugenberger_ lebt in Italien. Nach seinem Medizinstudium arbeitete er einige Zeit als Schauspieler, um dann doch wieder zur Medizin zurückzukehren. Heute ist er in Rom als Psychotherapeut tätig, doch die künstlerische Ader ist immer noch vorhanden. „Der magische Dorn“ war sein erster Roman und sofort erfolgreich. Der dritte Band des Zyklus erscheint im Januar 2008 unter dem Titel „Der Angriff der Schatten“.

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Novik, Naomi – Drachenbrut (Die Feuerreiter Seiner Majestät 1)

Es klingt auf den ersten Blick ein bisschen nach einer Mischung aus [„Eragon“ 1247 und „Jonathan Strange & Mr. Norrell“, was Naomi Novik uns mit dem ersten Teil ihrer – im Englischen bald zur Tetralogie ausgewachsenen – Trilogie |Die Feuerreiter seiner Majestät| serviert. Das Szenario ist ganz ähnlich wie bei „Jonathan Strange“, denn Noviks Drachen-Reihe spielt zur gleichen Zeit. 1805 befindet sich England mitten im Krieg gegen Napoleon, nur sind es keine Magier, die mit an die Front ausrücken, sondern Drachen. Und das auf beiden Seiten, denn in Naomi Noviks Welt sind die Drachen das Glanzstück der Streitkräfte.

Als Kapitän Will Laurence eine französische Fregatte kapert, deren Fracht ein echtes Drachenei enthält, ahnt er noch nicht, dass seine Zeit bei der Marine ihrem Ende entgegengeht. Wie es das Schicksal nun einmal so will, schlüpft der Drache auf hoher See. Im Leben eines Drachen ist dieser Augenblick stets ein sehr entscheidender. Nur wenn dem Drachen gleich nach dem Schlüpfen ein Geschirr angelegt wird, wird es gelingen, ihn zu zähmen, und derjenige, der dem Drachen sein Geschirr anlegt, wird auf immer seine Bezugsperson sein.

Der Einzige, der die Sympathien des Drachen wecken kann, ist Laurence, und von dem Moment an, als Laurence dem Drachen Temeraire das Geschirr angelegt hat, ist auch schon entschieden, dass er fortan für den Drachen verantwortlich sein muss. Und so wechselt er von den vertrauten Planken seines Schiffes auf den Rücken des Drachen, um fortan auf diese Weise seine Pflicht für die Krone zu erfüllen. Und die kann einen Drachen wie Temeraire gut gebrauchen. Es sieht nicht gut für die Engländer aus im Krieg gegen Napoleon. Ein weiterer Drache ist da Gold wert.

Doch um sich als nützlich erweisen zu können, müssen Temeraire und Laurence erst einmal eine Ausbildung in Schottland absolvieren, wo sie lernen, in Formation mit anderen Drachen Einsätze zu fliegen. Und schon nach wenigen Monaten kommt der große Augenblick für Laurence und Temeraire. Im Kampf gegen die französischen Drachen müssen sie zeigen, was in ihnen steckt, und in Temeraire steckt noch eine ganze Menge, von dem weder Drache noch Flieger etwas ahnen …

Es ist schon eine schöne Fantasygeschichte, die Naomi Novik da aus dem Hut gezaubert hat. „Drachenbrut“ bildet eine vielversprechende Ausgangslage für die beiden folgenden Teile der Reihe.

Laurence ist eine sympathische Hauptfigur. Als sich herausstellt, dass er es ist, der nun sein Leben an der Seite des Drachen verbringen soll, trägt er diese einschneidende Veränderung seines Lebens mit erstaunlicher Fassung. Er weiß, dass sich von nun an alles ändern wird, denn von nun an hat seine erste Sorge stets dem Drachen zu gelten. Unter diesen Bedingungen ein normales Leben mit allen dazugehörigen gesellschaftlichen Verpflichtungen zu führen, ist schlichtweg unmöglich. Und so verwundert es auch nicht, dass Laurence‘ „berufliche Umorientierung“ bei der Familie auf wenig Gegenliebe stößt. Sein Eheversprechen an seine Verlobte ist damit auch hinfällig und Laurence muss schon bald seinen ursprünglichen Lebenstraum begraben.

Doch das nimmt er vermutlich auch deswegen mit so viel Fassung, weil er mit Temeraire einen sehr sympathischen neuen Gefährten an seiner Seite hat. Er genießt es, Zeit mit dem Drachen zu verbringen, und die beiden verbindet schon bald eine innige Freundschaft. Das Leben der Feuerreiter erfordert viele Opfer, aber die besondere Freundschaft zwischen Drache und Flieger birgt eben auch ein ganz besonderes Gefühl.

Interessant ist, wie Novik die Drachen in ihre Welt einbettet. Sie sind ein wichtiger Teil des militärischen Apparates. Zu Zeiten, in denen der Krieg sich immer auf festem Boden oder auf dem Wasser abspielt, markieren die Drachen so etwas wie den Einstieg in den Luftkampf. Und der sieht gar nicht so fantastisch und romantisch aus, wie man sich das bei dem Gedanken an Drachen vorstellen mag. Es gibt eine feste Besatzung von mehreren Personen, die Geschosse abfeuert und über Signalflaggen mit den Besatzungen anderer Drachen kommuniziert. Der Drache mutet da wie ein rustikaler Vorläufer des Kampfflugzeugs an.

Doch auch der Drache selbst muss im Kampf seine Fähigkeiten in die Waagschale werfen. Es kommt nicht nur auf Schnelligkeit, Kraft und Wendigkeit an, viele Drachen haben auch noch eine besondere Fähigkeit auf Lager, die im Kampf von enormer Bedeutung ist. Sie spucken Säure oder Feuer und tragen so nicht unerheblich zum Kampfgeschehen bei.

So hat Novik ausreichend Stoff für fesselnde Schlachtenschilderungen, die sie vor allem in der finalen Schlacht über dem Ärmelkanal zum Höhepunkt des Buches herausarbeitet. Die Luftkämpfe sind absolut spannend und es liegt nahe, warum Herr-der-Ringe-Regisseur Peter Jackson sagt, dass aus diesem Stoff seine Kinoträume wären. Man darf also durchaus gespannt sein, wie dieser Stoff irgendwann einmal filmisch von ihm umgesetzt wird. Es kann eigentlich nur großartig werden.

So richtig auftrumpfen kann Novik mit spannenden Kampfhandlungen allerdings wirklich erst im letzten Drittel des Buches. Die ersten zwei Drittel dienen eher dem Handlungsaufbau. Laurence nimmt nach dem Schlüpfen von Temeraire Abschied vom Seemannsleben und tritt seine Ausbildung in Schottland an. Hier steht eher die beginnende tiefe Freundschaft zwischen Temeraire und Laurence im Vordergrund, genau wie die Grundsätze des Lebens auf dem schottischen Stützpunkt, der Umgang der Flieger miteinander und das vor allem anfangs etwas gespaltene Verhältnis zwischen Laurence und seinen Kollegen.

Typisch gerade auch für die Zeit in der das Buch spielt, sind Etikette und ein bestimmter militärischer Verhaltenskodex von zentraler Bedeutung. Auch Laurence muss sich trotz militärischer Erfahrung erst eingewöhnen und findet unter den Fliegern nicht gleich die Akzeptanz, die er sich später hart erarbeitet. Viele, die auf dem schottischen Stützpunkt arbeiten, warten seit Jahren darauf, Kapitän eines eigenen Drachen werden zu dürfen. Dass Laurence als Außenstehender einfach mit einem eigenen (noch dazu äußerst seltenen und wertvollen) Drachen daherspaziert kommt und ohne Vorkenntnisse seinen Dienst als Kapitän antritt, schürt jede Menge Neid und Missgunst.

Insgesamt baut Novik den Roman ganz gut auf. Auch wenn man sich wünschen möchte, sie würde schon früher an der Spannungsschraube drehen, liest sich der Roman flott herunter und es kommt keinerlei Langeweile auf. Sie entwickelt ihre Geschichte auf ganz eigenständige Art und schafft damit einen Roman, der sich gegenüber anderen Fantasygeschichten abgrenzt und individuell definiert, auch wenn man sich beim Lesen der Inhaltsangabe noch an ein Werk wie Susanna Clarkes [„Jonathan Strange & Mr. Norrell“ 2253 erinnert fühlt.

Am Ende wartet man neugierig und ungeduldig darauf, wie es mit Laurence und Temeraire weitergeht, denn Noviks Finale macht Lust darauf, die Fortsetzung möglichst bald zu lesen. Wie gut, dass der nächste Band schon im August erscheint. So hält sich die Wartezeit in Grenzen.

Bleibt unterm Strich ein positiver Eindruck zurück. Novik entwickelt sympathische Protagonisten und kreiert nach einer ersten Aufbauphase einen absolut spannenden Plot, der Lust auf mehr macht. Man darf gespannt sein, welche Abenteuer sie für Laurence und Temeraire noch aus dem Hut zaubert. „Die Feuerreiter seiner Majestät“ hat das Zeug dazu, eine große begeisterte Leserschaft anzuziehen und sich als eigenständiger Fantasyroman von der Masse anderer Werke des Genres klar abzugrenzen. Auf jeden Fall ein Lesespaß, der Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen begeistern kann und dem man noch viele Leser wünscht.

Der Roman ist derzeit nominiert für den |Hugo Award| (Bester Roman), den |Compton Crook Award| (Bester Debütroman) und den |Locus Award| (Bester Debütroman). Die Autorin selbst wurde für den |John W. Campbell Memorial Award for the Best New Writer| nominiert. Diese Auszeichnung erhielten zuletzt John Scalzi und Elizabeth Bear.

http://www.cbj-verlag.de

Andreas Brandhorst – Feuerstürme (Kantaki: Graken-Trilogie 2)

Kantaki

Andreas Brandhorst meldet sich nach langjähriger Pause mit eigenen Romanen zurück. Nachdem er sich weitgehend als Übersetzer betätigte und dabei namhafte Autoren wie Terry Pratchet, David Brin oder Scott Westerfeld übersetzte, startete er 2005 mit seiner umfangreichen und komplexen Erzählung über die Zukunft der Menschheit durch, die er durch die mysteriösen »Kantaki« einleiten ließ (siehe »Diamant«, »Der Metamorph« und »Der Zeitkrieg«). Im Herbst 2006 begann nun die neuerliche Reise in die Welt der Kantaki, die mit »Feuervögel« weit in die Zukunft der ersten Trilogie greift und ein gänzlich verändertes Machtgefüge in der Milchstraße zeigt.

Graken

Brandhorst vermeidet es gekonnt, mit den Erkenntnissen der ersten Trilogie die Eigenständigkeit des Graken-Zyklus‘ zu beeinträchtigen. Anspielungen sind natürlich vorhanden, gliedern sich aber in den Hintergrund der Geschichte, die ihren eigenen Charakter besitzt. War »Feuervögel« ein Roman, der ebenso gut hätte für sich stehen können, baut Brandhorst mit »Feuerstürme« auf diesem soliden Fundament seiner umgekrempelten Kantaki-Welt das komplexe Gewebe von Beziehungen, Geschichte, Handlung und Hintergrund weiter aus. Dieser zweite Band des Dreiteilers steht zu Recht in der Mitte und schreit nach seiner Fortsetzung.

Andreas Brandhorst

ist ein Phänomen. Für die beiden Dreiteiler hat er eine Welt entwickelt, die man sich verstrickter kaum vorstellen kann. Anhand seiner Chronik, des Glossars und der Hintergrundinformationen, die sich am Ende jedes Buches tummeln und ausführlicher noch auf seiner Homepage zu finden sind, lässt sich das Ausmaß der Vorbereitungen für die eigentlichen Romane andeutungsweise erahnen. Dabei ist noch nichts zur Kreativität der Romane selbst gesagt. Nebenbei ist Brandhorst ein viel beschäftigter Übersetzer, mehrere unterschiedlichste Romane übersetzt er jedes Jahr, deren Qualität außerordentlich ist. Und außerdem schreibt er hin und wieder einen Roman für eine große deutsche Science-Fiction-Serie, und seine Beiträge erfreuen sich regelmäßig großer Beliebtheit. Bleibt die Frage nach seinem Neurobooster, der ihm diese gedankliche und technische Geschwindigkeit und Qualität gestattet.

»Feuerstürme«

Aus der Beziehung zwischen Dominik und einer ehemaligen Tal Telassi ging ein Mädchen hervor, das in Gedenken an den jung verstorbenen Vater Dominique genannt wird. In ihr vereinen sich weit größere Kräfte als selbst in ihrem Vater. Doch seit 23 Jahren werden die Tal Telassi unterdrückt, und obwohl die Graken seither keine Aktionen mehr starteten, ist von einem Ende des Konflikts keine Rede, die Allianzen freier Welten erzielen nicht einmal Fortschritte.

Die Tal Telassi erheben sich gegen ihre Unterdrücker, genau als die Graken eine neue, weit energischere Offensive starten. Mit sogenannten Feuerstürmen greifen sie nun die Welten direkt an, benötigen keinen Feuervogel in der Sonne mehr, um das System zu erreichen. Unter ihrem neuen Druck bricht die Allianz auseinander, die Tal Telassi befinden sich in der Schnittmenge der Interessen von Militär und Graken, während Dominique auf ein altes Geheimnis trifft und den »Großen K« begegnet, und in den Randbezirken tritt ein neues Phänomen ins Bild: die Crota, höchste maschinelle Intelligenzen mit biologischen Komplexen für Kreativität und Impulsivität. Sie stellen eine Gefahr für die Graken dar, bedeuten aber für die Galaktiker noch lange keine Hilfe, da die Graken umso schneller und härter vorgehen.

Fazit

Brandhorst ist ein außerordentlicher Schriftsteller, er bereichert das Genre mit seiner Energie und seinen Geschichten. »Feuerstürme« bietet fesselnde Unterhaltung in Zusammenarbeit mit dem ersten Band des Dreiteilers, und es steigert die Sucht nach Brandhorstscher Weltenschöpfung. Wenn auch hin und wieder eine Szene zu technisch abgearbeitet wird, bleibt im Endeffekt das Gefühl, etwas Großartigem auf der Spur zu sein.

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

 

Desirée und Frank Hoese – Die Zyanid-Connection

In diesem Roman teilen sich mehrere längere Kapitel den Platz, wobei jedes einzelne eine Geschichte aus dem Leben und den Problemen der ausgestoßenen Hauptpersonen erzählt und sie insgesamt das Bild eines umfassenden Konflikts malen. Ein Konflikt, der in dieser zukünftigen Gesellschaft schwelt und durch einen zufälligen Fokus auf die Protagonisten zu eskalieren droht. Ein Konflikt, auf dem diese Gesellschaft errichtet ist, die ohne ihn so nicht funktioniert.

Abhängigkeiten zwischen Privilegierten und Gesetzeslosen.

Die Hoeses traten mit diesen Geschichten über das Computermagazin c’t an die Öffentlichkeit und fanden ein fasziniertes Publikum. Für den Wurdackverlag erweiterten, überarbeiteten, schrieben neu und verknüpften sie die Abenteuer ihrer Helden zu einem Roman. Das Ergebnis spricht für sich.

Auf der Welt entwickelten sich Megastädte, in denen das gesetzlich geregelte Leben kondensierte und sich konzentriert, während sich außen herum weitgestreckte Slums anlagerten, in denen all jene leben, für die es keinen Platz in der legalen Gesellschaft gibt. Aber nicht nur Drogen und Amusement sind die Ware dieser so genannten Outskirts, sondern es lebt hier auch allerlei fähiges Volk wie ausgestoßene Programmierer, Polizisten, Köche, Händler, Ingenieure, Bänker. Geregelt werden die Interessen von Gangs, die die Skirts in Bereiche aufteilen und in einem wackligen Gleichgewicht halten.

Instant Auger und Wren Ironside sind fähige, ganglose Bewohner der Outskirts von New Athens. Instant ist eine begnadete Programmiererin, Wren ein Ex-Bulle. Sie landeten hier, weil ihnen die kriminellen Arbeitsweisen der legalen, noch dazu weltgrößten Herstellerfirma von Biochips nicht mehr gefallen. Und vor allem gegen diese Firma richten sich ihre neuen Tätigkeiten: die Skirts auf dem neuesten Stand der Implantatetechnik halten und damit die Abhängigkeiten zwischen Skirts und Gesetz erhalten. Die Cyberfirma reagiert kompromisslos, und so steigert sich diese Folge von Actio und Reactio bis an die Grenze zum Chaos, zur Eskalation.

Dieser Roman ist ein dicker Fang für den Wurdackverlag. Die Geschichten, die aus der Ichperspektive des Bullen Wren Ironside erzählt werden, bieten das Höchstmaß an Unterhaltung. Interessante Wortschöpfungen, vor allem im cybertechnischen Bereich, gepaart mit der harten, geraden Linie der protagonistischen Erzählsprache, ergeben einen attraktiven Stil. Schnell wird das Protagonistenpaar sympathisch, kommt völlig ohne Sex aus und erzeugt doch die Gewissheit von enger Beziehung und gegenseitiger Wichtigkeit. Schubladentechnisch bietet der Roman mindestens Thriller, Cyberpunk und Krimi. Es wird ganzzeitlich eine straffe Handlung gewebt, die Gefühle lesen mit und das Herz schlägt schneller, bis zur letzten Seite – Suchtgefahr gegeben!

Was es nicht gibt, sind allzu detaillierte Hintergründe zu den Protagonisten. Trotzdem wächst ihr Profil mit jedem Gedanken, den der Icherzähler formuliert, zu einem sympathischen und glaubwürdigen Gerüst. Über Wren Ironside erfährt man noch am wenigsten, er denkt lieber über seine Partnerin und andere Charaktere nach als über sich selbst. Aus seiner Sprache und seinen sarkastischen Bemerkungen zum Beispiel zum Ableben einiger Personen lernt man ihn aber kennen und schätzen.

Gerade das Fehlen weitschweifiger Erklärungen und Rückblenden erzeugt im Roman das Flair von Geschwindigkeit und Entdeckerdrang. Man will alles erfahren und wird von der Handlung vorangetrieben, bis man die letzte Seite umschlägt und ein eindrückliches Bild der Outskirts hat – Slums, in denen man eigentlich nicht leben will, aber bieten die Megacitys nicht noch weniger? Totale Kontrolle und Bevormundung durch irgendwelche mächtigen Interessengruppen, die sich andererseits mit billigen Arbeitskräften aus den Slums versorgen. Desirée und Frank Hoese extrapolieren ein Zukunftsbild mit strikten Klassentrennungen und staatlicher Allgegenwart als Grundgerüst für ihre Geschichten voller Leben und Gefühle. Ein sehr empfehlenswertes Buch, das Aufmerksamkeit über die Grenzen des Genres hinaus verdient.

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

William Nicholson – Sucher (Der Orden der Edlen Krieger I)

Sucher ist nicht gerade glücklich über seine Zukunftsaussichten. Sein Vater hat vorgesehen, dass Sucher als Jahrgangsbester die Schule abschließen und seinem Vater irgendwann auf den Posten des Schuldirektors folgen soll. Dabei wäre Sucher viel lieber ein Noma, einer vom Orden der edlen Krieger. Als sein Bruder Flamme vom Orden wegen Verrat ausgestoßen wird, beschließt Sucher, sich seinem Vater zu widersetzen und in den Orden einzutreten, um den Grund für diese Ungerechtigkeit herauszufinden. Doch der Orden lehnt ihn ab.

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Thruner, Michael Marcus – Atlan – Befreiung in Camouflage (Lepso-Trilogie, Band 3)

Band 1: [„Totentaucher“ 3645
Band 2: [„Die acht Namenlosen“ 3645

_Story_

Atlan reist gemeinsam mit Ohm Santarin nach Sadik, um dort sein Versprechen an den verstorbenen Ältesten der da Onur einzulösen und den Anspruch auf ein einst geraubtes Gebiet wiederherzustellen. Ebenfalls mit an Bord: da Onurs Tochter Aizela, die ihr Leben lang darauf vorbereitet wurde, im Kampf gegen den grausamen Tyrannen Gart da Tromin zu bestehen und das Erbe ihres Volkes zurück zu erkämpfen.

Getarnt erreichen die Gefährten die versklavte Welt und schleusen sich schnell in die Festung de da Tromin ein. Doch Atlan wähnt sich zu rasch auf der Siegerstraße und erleidet nach einem Gefecht mit da Tromin und der darauf folgenden Liaison mit der Mutantin Camara Zaintz schwere Verletzungen. Als er wieder aufwacht, befindet er sich in einem Arbeitslager des Führers von Sadik, in dem Tag für Tag viele Menschen an den Folgen der Sklaverei sterben. Doch ein Ausbruch scheint selbst für Atlan aussichtslos, denn das Gefängnis ist zu gut abgeriegelt und seine potenziellen Helfer sind zu schwach.

Unterdessen haben Ohm und Aizela sich einer geheimen Gruppe von Revoluzzern angeschlossen und versuchen mit jeder erdenklichen Möglichkeit, die Tyrannei der da Tromin endgültig zu stürzen. Das Prinzip Hoffnung funktioniert tatsächlich, und alsbald sind Atlan und seine beiden Mitstreiter wieder vereint, um Artemio Hoffins davor zu bewahren, sich auf Camouflage der Tyarez-Häute zu bemächtigen und ihr Wissen zu erobern. Es kommt zu einem letzten Showdown zwischen dem gesuchten Gangster und dem Lordadmiral. Aber die Befreiung in Camouflage hängt von vielen Schicksalen ab – und von den Eigenschaften der sagenumwobenen Tyarez.

_Meine Meinung_

Die Lepso-Trilogie kommt im dritten Band „Befreiung in Camouflage“ zum ersehnten Abschluss, gleichzeitig aber natürlich auch zu ihrem bisherigen Höhepunkt, der sich in der konstanten Steigerung innerhalb der Serie schon vorab abzeichnete und nun mit einem wirklich überzeugenden, nur noch mit wenigen Schwächen ausgestatteten Roman bestätigt wird.

Wieder einmal begibt sich Atlan auf eine berüchtigte, anrüchige Welt, um am Gefüge der Obrigkeiten zu wackeln und die tyrannische Monarchie zu stürzen. Auf der Suche nach dem Vermächtnis der acht Namenlosen und einer gerechten Lösung für den Clan da Onur begibt er sich nach Sadik und trifft dort auf den gewieften Händler und unbarmherzigen Führer Gart da Tromin. Fast schon zu leicht gelingt es ihm, diesen in der Gestalt des Eli Pattri von einem lukrativen Deal zu überzeugen und eine Audienz in seinen Gemächern gewährt zu bekommen, doch erweist sich die darin gesetzte Hoffnung als Trugschluss.

Atlan gerät in einen weiteren Hinterhalt und kann nur mit Hilfe der Mutantin Camara Zaintz entkommen, die jedoch daraufhin Ansprüche auf den Körper Atlans erhebt. Nachdem sie ihn völlig eingelullt hat, bittet sie zum Liebesakt – und stirbt auf dem Höhepunkt der Erregung. Benommen von diesen Ereignissen, folgt für Atlan auch schon die nächste Gefahr, die den Lordadmiral in ein Gefangenenlager führt, wo er unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten soll. Um ihn herum sterben Kinder und Frauen; auch eine Schwangere wird kompromisslos gescheucht und bei einzelnen Tauchgängen eingesetzt. Atlan nimmt sich ihrer an und sucht nach Möglichkeiten des Ausbruchs. Diese werden ihm schließlich von seinen verschollenen Gefährten geliefert, die im Hintergrund die Ursprünge einer revolutionär eingestellten Gruppierung entdeckt und sie für ihre Zwecke genutzt haben.

Doch damit beginnt das eigentliche Abenteuer erst richtig, denn in Camouflage hat sich bereits der gefürchtete Artemio Hoffins an den Hinterlassenschaften der Tyarez zu schaffen gemacht und plant, ihr umfassendes Wissen zu nutzen, um Imperator Dabrifa zu stürzen und seinen Posten einzunehmen. Überlegen wähnt er sich auf dem Weg zur Macht. Aber da hat Hoffins die Rechnung ohne den Wirt gemacht – und dieser heißt natürlich Atlan.

Die letzte Geschichte der recht unabhängig voneinander lesbaren Trilogie weist innerhalb der gesamten Story den wohl höchsten Spannungsgrad auf, dies jedoch in zwei unterschiedlichen Abschnitten. Grob gesehen muss man „Befreiung in Camouflage“ nämlich in zwei recht losgelöste Parts trennen, nämlich einmal die Handlung auf Sadik und anschließend das Geschehen in Camouflage. Aber insbesondere der Aufenthalt in der Welt der da Tromin ist ein nennenswerter Höhepunkt der bisherigen Reihe. Zwar greift Michael M. Thurner, der dritte Autor im Verbund der „Lepso-Trilogie“, auf einige Ideen zurück, die bereits sein Vorgänger Christian Montillon in „Die acht Namenlosen“ bemüht hat (zum Beispiel die Gefangenschaft in einem Barackenlager), lässt jedoch die spannend voranfließende Action und seine ebenso flüssige, sprachlich sehr kompetente Schreibe in den meisten Fällen für sich sprechen. Dazu gesellen sich frische Elemente wie das Eingreifen der unscheinbaren Camara Zaintz, das wohl als merkwürdigstes Ereignis im Laufe der Gesamtstory haften bleibt.

Weniger erbaulich ist allerdings die etwas strikte Trennung der beiden Handlungsabläufe. Atlans Aufenthalt in Sadik sowie seine Reise und die anschließenden Konflikte in Camouflage mögen zwar durch mehrere Bänder miteinander verbunden sein, doch ist der Übergang zwischen beiden recht hölzern und auch ein wenig rasch vollzogen worden. Ohne besondere Einleitung treten plötzlich fast schon wieder vergessene Charaktere wie Artemio Hoffins in die Handlung ein, ohne dass die Hintergründe zunächst offensichtlich erscheinen. Und so ist generell der Auftakt des Camouflage-Finales ein wenig sprunghaft dargestellt. Thurner lässt sich unverhältnismäßig lange Zeit, um das Finale endlich in die Wege zu leiten, und nimmt so kurzweilig das Spannungshoch raus. Man erfährt stattdessen von den Vorbereitungen auf den Kampf aus der Perspektive beiden Parteien, wartet im Grunde genommen aber nur darauf, dass die Handlungsträger endlich mal zur Aktion schreiten und die Erzählung wieder an Tempo gewinnt. Doch derartige Schönheitsfehler sind aus der „Lepso-Trilogie“ ja schon bekannt und gehen nun, leider, auch nicht an „Befreiung in Camouflage“ respektive Michael M. Thurner vorbei.

Dennoch ist das Resümee, alleine auf diesen letzten Band bezogen, in der Summe positiv. Thurner hat die guten Ideen Montillons auch auf seinen Teil des Plots verlagert und die Geschichte mittlerweile vor jeglicher überflüssigen Komplexität bewahrt. Was dies betrifft, liegen zwischen „Totentaucher“ und „Befreiung in Camouflage“ Welten, so dass eine angenehme Entwicklung auf jeden Fall zu attestieren ist. Weiterhin bringt der Autor des dritten Buches die Geschichte logisch und für alle zufriedenstellend zu Ende, fährt aber nicht bloß auf konventionellen Bahnen. Ein Durchmarsch Atlans scheint zwar vorprogrammiert, doch eröffnet der Erzähler seinem Publikum genügend spannend aufgebaute Hindernisse, die den Abschluss der „Lepso-Trilogie“ zu einem lesenswerten und würdigen Ereignis aus der indirekten Umgebung Perry Rhodans machen. Ich für meinen Teil freue mich, dass die Reihe von Episode zu Episode bzw. von Autor zu Autor besser geworden ist und sich die nach dem ersten Band gesammelten Befürchtungen auch hier nicht mehr einstellen, wenngleich „Befreiung in Camouflage“ noch nicht ganz in der A-Klasse der Science-Fiction angesiedelt ist.

http://www.fanpro.com
http://www.perryrhodan.net/
[Perrypedia]http://www.perrypedia.proc.org/Lepso__%28Zyklus%29