Archiv der Kategorie: Fantasy / Science-Fiction

Vandemaan, Wim – Atlan – Totentaucher (Lepso-Trilogie, Band 1)

_Hintergrund_

Die Geschichte um den berüchtigten Lordadmiral Atlan begann bereits Ende der Sechziger, als er sich als Mitglieder der |United Stars Organisation| innerhalb der „Perry Rhodan“-Heftreihe einer zunehmenden Beliebtheit erfreute und schließlich seine eigene Serie bekam. Der Titelheld war dabei zunächst noch an die Vorgaben seiner Rolle als Mitglied der USO gebunden, entwickelte sich jedoch nach und nach immer mehr zu einer unabhängigen Abenteuerfigur, die den großen Übervater Perry Rhodan nicht mehr benötigte, um sich in der Gunst der Fans der Weltraumsaga nach oben zu katapultieren. Dennoch sollte dann 1988 vorerst mit „Atlan“ Schluss sein; die Serie wurde nach 850 Magazinen eingestellt, später dann noch einmal kurz wiederbelebt, aber nicht mehr ernsthaft weitergeführt. In Vergessenheit geraten ist der einstige Kristallprinz indes nicht, und so kommt dem Erkrather Verlag |Fantasy Productions| nun die Ehre zu, das erneute Comeback des Sternenhelden zu publizieren, und dies dann gleich in einer sehr komplexen Roman-Trilogie. Doch wird der erste Band dieser neuen Serie, „Totentaucher“, auch tatsächlich den hohen Erwartungen gerecht?

_Story_

In der niederträchtigen Freihandelswelt Lepso wird öffentlich der Tod Atlans verkündet. Die gesamte Bevölkerung wird Zeuge eines allerorts visuell inszenierten Mordschauspiels, dem der Lordadmiral zum Opfer gefallen sein soll. Doch Atlan erfreut sich in Wahrheit bester Gesundheit und ist selber erstaunt, als ihm die Aufzeichnungen zugespielt werden. Warum sollte jemand Interesse daran haben, den Tod des mächtigen USO-Mannes vorzutäuschen? Kurzerhand begibt sich der Lordadmiral auf einen Erkundungsflug nach Lepso, um dort den wahren Hintergründen für diese Intrige auf die Spur zu kommen. Mit Hilfe der beiden Agenten Olip a Schnittke und Chrekt-Chrym – ein topdidischer Mutant, der in der lage ist, für kurze Zeit mit den Toten zu sprechen – gelingt es ihm schon sehr schnell, die Leiche des falschen Atlan in seinen Besitz zu bringen und seine Herkunft zu analysieren. Dabei stellt sich heraus, dass der Tote eine seltsame Außenhaut, ein Relikt des Volkes der Tyarez, um seinen realen arkonidischen Körper getragen hat und eigentlich schon seit einer halben Ewigkeit als verschollen gilt. Doch was führt die Tyraez nach Lapso?

Atlan und seine Kumpanen stoßen bei ihren weiteren Ermittlungen ständig auf neue Fragen, jedoch auch auf massive Bedrohungen. Die Technik der Tyarez scheint in der gesamten Galaxis gefragt, und auch Agenten des Diktators Dabrifa sowie Mitglieder des SWD haben Interesse daran, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Erst als in der Wohnung des Topsiders zwei seiner Stammesvertreter und später a Schnittke den brutalen Methoden der Gegenseite das endgültige Opfer bringen müssen, wird sich Atlan bewusst, wie verworren die Geschichte um seinen Scheintod in Wahrheit ist. Wer ist Freund und wer Feind? Und was haben die Toten wirklich zu verbergen?

_Meine Meinung_

Wim Vandemann alias Dr. Hartmut Kasper stand bei der Wiederbelebung des populären Science-Fiction-Charakters Atlan sicher vor keiner leichten Aufgabe und hat dementsprechend versucht, sehr viele Ideen in seine komplexe Haupthandlung einzubringen. Genau dies erweist sich jedoch über die gesamte Dauer des Romans als ein ziemlich großes Problem, denn bis zur letzten Seite wird nie so richtig klar, worauf der Mann nun hinaus will bzw. was jetzt tatsächlich Inhalt der Geschichte ist. Der Autor unternimmt viele schwer nachvollziehbare Gedankensprünge, wechselt noch vor dem Spannungshöhepunkt einer jeden Situation den Handlungsschauplatz und bringt nur selten einen der unzähligen Nebenplots mal konsequent zu Ende. Das erweckt zwischenzeitlich den Eindruck, als würde der Autor ständig unter Strom stehen, so viel Inhalt wie möglich auf den insgesamt 328 Seiten unterzubringen, ohne dabei inhaltlich jedoch auch wirklich viel zu sagen.

Das, was Vandemaan hingegen an Ideen aufbietet, ist wirklich klasse. Die Geheimnisse der verborgenen Tyarez, dann die vielen unscheinbaren und eigenartigen Charaktere – beispielsweise die bis zum Schluss kaum durchschaubare Briseis sowie ihr Bruder Ghogul – und dazu natürlich die Eigenschaften der verschiedenen Mutanten, die in dieser verzwickten Erzählung zum Einsatz kommen. All das lockert die Sache ungemein auf und entwickelt im Leser auch nach und nach die Faszination für die einzelnen Geschehnisse. Schwierig ist halt nur, dem Aufbau der Geschichte durchgehend zu folgen. Sowohl auf logischer als auch auf inhaltlicher Ebene gibt es zu viele Ungereimtheiten und damit auch eine breite Basis für Missverständisse. Letztere ereignen sich leider dann auch relativ häufig, sei es nun, weil man die verschiedenen Kulturen und ihre Funktionen am Ende kaum noch unter einen Hut bringen kann, oder aber weil Vandemaan aufgrund der viel zu raschen Themenwechsel irgendwann bewirkt, dass man gar nicht mehr weiß, welche der Hauptfiguren sich gerade in welcher Ausgangssituation befindet – und wenn dann zum Beispiel plötzlich wieder Namen wie Briseis oder Chrekt-Chrym ins Spiel kommen, fragt man sich, wo die letzte Passage, in denen sie aufgetaucht sind, geendet hat.

„Totentaucher“ bietet leider viel Verworrenheit, wo sie gar nicht erst hätte sein dürfen. Mit erhöhter Konzentration wird man sicherlich dazu imstande sein, dem Roman zu folgen, aber der Autor macht es einem im Grunde genommen auch ziemlich leicht, in Windeseile die Orientierung und den Faden zu verlieren, der bereits kurze Zeit später kaum noch aufzunehmen ist.

Dies bedeutet aber auch, dass „Totentaucher“ seinen Platz im Perry-Rhodan-Universum gefunden hat; er ist einer der komplexesten Romane, die mir seit langem untergekommen sind, wenn auch in Sachen Verständnis trotz fehlender überflüssiger Rückblenden ein echter Problemfall. Dem gegenüber steht allerdings eine Handlung mit vielen interessanten, leider nicht allzu anschaulich umgesetzten Ideen und obendrein mit einer teils überzogenen Brutalität.

Für Einsteiger in die Serie ist dieses Buch deshalb auch sicherlich nicht geeignet, und das wiederum ist ja eigentlich auch seltsam, schließlich haben wir es hier mit dem ersten Band der neuen „Atlan“-Serie zu tun. Ohne ein gewisses, in den „Perry Rhodan“-Heftromanen gesammeltes Allgemeinwissen wird man seine lieben Probleme bekommen, überhaupt etwas zu verstehen. Wären da nicht die guten Ideen, die Vandemaan hier zu verwirklichen versucht, müsste man sicherlich von einer Enttäuschung sprechen. Alles in allem ist „Totentaucher“ daher noch ganz annehmbar, aber definitiv nicht das, was man sich von der neu aufgelegten Serie erhofft hatte.

http://www.fanpro.com
http://www.perryrhodan.net/
[Perrypedia]http://www.perrypedia.proc.org/Lepso__%28Zyklus%29

Ubukata, To – Expansion (Mardock-Trilogie 2)

Band 1: [„Kompression“ 2695

_“Lost in Translation“_

„Bei der Übersetzung verloren gegangen“, daran musste ich sofort denken, als ich gelesen habe, dass To Ubukatas „Mardock Scramble“ im Original 1800 Seiten umfasst, dass es die deutsche Übersetzung aber gerade auf knapp die Hälfte bringen wird. Das engagierte Nachwort von Akira Kagami erhärtet den Verdacht, dass das Original eine Tiefe aufweist, die dem westlichen Leser aus sprachlichen Gründen einfach nicht zu vermitteln ist. Trotzdem ist der zweite Teil der Mardock-Trilogie kein flaches Action-Feuerwerk, im Gegenteil:

_Die Ruhe nach dem Pulverdampf._

Rune Balot ist ihrem erzwungenen Dasein als ehemalige Luxus-Geisha schwer verstümmelt entkommen und wurde mit „Scramble-09-Technik“ zu einer lebendigen Waffe umfunktioniert. Ihre Wahrnehmungsfähigkeit geht weit über die der üblichen Sinne hinaus und überdies kann sie „snarken“, also elektronische Geräte mit ihrem Willen manipulieren. Doc Easter ist ihr Anwalt, er versucht Shell Septinos dingfest zu machen, jenes Scheusal, dem Balot ihre Verstümmelungen zu verdanken hat, der aber außerdem eng mit einer unsäglichen Organisation verknüpft ist: die October Company. Dem Doc zur Seite steht Eufcoque, eine Maus, die mit Scramble 09 Technik zu einer intelligenten und universellen Waffe umfunktioniert wurde, die außerdem in der Lage ist, Empfindungen der Menschen zu riechen.

Im ersten Teil von |Mardock| hatte sich Rune Balot gegen Shell Septinos zur Wehr zu setzen. Er versuchte, sein ehemaliges Opfer auszuschalten, und hetzte Dimsdale Boiled auf sie, der wiederum die blutrünstigen Transplatationsfetischisten „Bandersnatch“ auf sie ansetzte.

„Expansion“ beginnt am Ende dieses furios bebilderten Action-Spektakels: Balot hat Bandersnatch beinahe komplett ausradiert und sie kann Dimsdale Boiled entkommen. Aber der Preis ist hoch. Sie war mit Eufcoque zu einer einzigen Waffe verschmolzen, doch um gegen Boiled bestehen zu können, musste sie die Waffenfähigkeiten der goldene Maus gegen deren Willen überstrapazieren und hätte sie dabei beinahe umgebracht. Schwer geschädigt bringt der Doc die beiden in das „Paradies“, eine Einrichtung für Forschungsobjekte der Scramble-09-Technologie.

Die Bewohner des Paradieses sind soziale Kontakte nicht gewohnt und gehen daher mit kindlicher Neugierde auf Balot zu. Tweedledee ist einer von ihnen, er bringt Balot zu seinem Freund Tweedledum, einem durch Scramble 09 veränderten Delphin, der ihr wiederum den Pool zeigt. Der Pool ist zum einen eine gigantische Datenschnittstelle, zum anderen, na ja, ein Pool. Balot taucht in ihn ein und findet dort heraus, dass man Shell Septinos wichtige Informationen auf Chips gespeichert und aus seinem Gehirn entfernt hat.

Diese Computerchips hat Shell versteckt, auf 1-Million-Dollar-Chips eines seiner Casinos. Balot, der Doc und Eufcoque machen sich auf den Weg, um sich diese Chips anzueignen. Aber Dimsdale Boiled bleibt nicht untätig. Zusammen mit einem Bandersnatch-Überlebenden, dringt er in das Paradies ein, um seinen Auftrag endlich zu einem Ende zu bringen …

_Je tiefer die Gewässer, desto ruhiger die Strömung._

Das trifft auch auf den zweiten Teil der |Mardock|-Trilogie zu. Materialschlachten wie im ersten Teil gibt es kaum, stattdessen erfährt der Leser eine Menge an Zusammenhängen, die vorher noch im Dunklen lagen. Verbindungen zwischen der regierungsgesteuerten Scramble-09-Technologie und der October Company, Verbindungen zwischen Eufcoque und Dimsdale Boiled, Verbindungen zwischen Doc Easter und dem Paradies. All das lässt einen großen Gesamtzusammenhang vermuten, der den Leser auf die fehlenden Puzzlestücke brennen lässt, die To Ubukata nur in kleinen Häppchen verteilt, und es verleiht den Figuren zusätzliche Facetten und Tiefe.

Noch immer fliegen stellenweise die Fetzen, aber es sind nur kurze Eruptionen, die das innere Auge der Action-Fans mit Bildern von unverbrauchter aber auch brutaler Ästhetik versorgt. Der Showdown von „Expansion“ findet auf einem komplett anderen Terrain statt: In einem Spielkasino. Wer sich nun gähnend abwendet, lasse sich eines Besseren belehren. Schon mal ein hyperspannendes Pokerduell beobachtet? „Expansion“ schafft dieses Kunststück. Auf höchst originelle Weise führt To Ubukata den Leser in die Welt des Glücksspieles ein und lässt erfahrene Spieler, Trickbetrüger und Meistercroupiers gegen Rune Balot antreten, die ja die Millionen-Dollar-Chips gewinnen muss. Es ist ein faszinierender Blick in eine vollkommen fremde Welt, Roulette ist plötzlich kein nacktes Glücksspiel mehr und die Croupiers werden zu mehr als zu kartenverteilenden Statisten.

_Die Bilderschlacht, die von der Leinwand verbannt wurde._

Dachte man während des ersten Bandes noch, dass man die Story von |Mardock| auf einem Bierdeckel unterbringen könnte, erfährt man plötzlich, dass dem ganz und gar nicht so ist. Plötzlich werden auch philosophische Diskussionen ausgepackt und mit dem besagten Casino-Showdown hat Ubukata bewiesen, dass er sich bei weitem nicht als Produzent von Action-Fast-Food reduzieren lassen muss, so wohlschmeckend er das auch zubereiten kann. Ich kann nicht anders, als „Expansion“ beeindruckt beiseite zu legen und gespannt auf den letzten Teil zu warten. Wieder endet dieses Buch mit einem Cliffhanger, allerdings ist er diesmal nicht ganz so krass wie beim ersten Mal.

Wirklich schade ist allerdings, dass die Anime-Adaption durch die berühmten Gonzo-Studios abgeblasen wurde. Der Trailer sah einfach nur lecker aus, und Manga-Größe Range Murata versprach den Fans einen völlig neuen Animationsstil. Umso überraschender, dass die Produktion ohne nähere Angaben in die Tonne gekickt wurde.

Nun ja, vielleicht bekommt To Ubukata dadurch wenigstens ein paar zusätzliche Leser für sein Buch. Wer sich die |Mardock|-Trilogie entgehen lässt, ist jedenfalls selber schuld! Unbedingt empfehlenswert!

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Fallon, Jennifer – Ritter des Throns (Die Chroniken von Hythria 2)

Band 1: [„Erbin des Throns“ 2877

Luciena hat gerade ihre Mutter verloren. Dafür hat sie einen ganzen Berg Schulden gewonnen. Obwohl sie nahezu ihren ganzen Besitz bereits verkauft hat, droht ihr die Sklaverei. Schuld daran ist Marla Wulfskling, die einst Lucienas Vater geheiratet hat, um sich dessen Vermögen unter den Nagel zu reißen. So sieht es zumindest Luciena. Als Marla ihre Schulden begleicht und ihr die Adoption anbietet – natürlich unter der Bedingung, dass Luciena künftig der Familie Wulfskling die Treue schwört -, ist Luciena zunächst äußerst misstrauisch. Bevor sie einen solchen Schwur leistet, will sie die Familie kennen lernen, vor allem Damin. Marla ist einverstanden.

Natürlich erfährt Alija Aarspeer, Marlas Erzfeindin, davon, dass Luciena Damin vorgestellt werden soll. Das ist die Gelegenheit, auf die Alija schon so lange wartet …

Mahkas Damaran, der Bruder von Damins verstorbenem Vater, führt derweil als Regent die Provinz Krakandar. Und er hat gute Arbeit geleistet. Allerdings fließen die Früchte seiner Arbeit in die Taschen des Erben. Deshalb will Mahkas unbedingt selbst Kriegsherr von Krakandar werden. Das einzige Mittel, dies ohne Hochverrat zu erreichen, wäre, seine Tochter Leila mit Damin zu verheiraten. Leider sind weder Damin noch Leila von dieser Aussicht begeistert. Und auch Marla, die in dieser Angelegenheit das letzte Wort haben wird, will diese Ehe nicht. Je älter Leila wird, desto nervöser wird Mahkas …

|Figurenreigen|

Zentrale Figur der Geschichte ist natürlich immer noch Marla. Inzwischen ist sie die mächtigste Person in ganz Hythria. Sie ist diejenige, die das Land regiert. Der letzte Tiefschlag am Ende des vorigen Bandes hat sie gestählt. Inzwischen ist sie eine ziemlich harte, strenge Frau. Widerspruch duldet sie nicht. Und wie viele andere Machtmenschen neigt auch Marla dazu, andere zu manipulieren. Vor allem aber will sie ihre Familie schützen. Ihre Kinder befinden sich seit den Mordanschlägen auf Damin in Krakandar, wo sie von Mahkas Frau Bylinda erzogen und von Almodavar ausgebildet werden. Als zusätzlichen Schutz hat Marla die Gedanken ihrer gesamten Familie und vertrauten Diener von Wrayan Flinkfinger mit einem Gedankenschild umgeben lassen, den Alija nicht durchbrechen, ja nicht einmal erkennen kann.

Neu sind Luciena und ihr Vetter Rorin.

Auch Mahkas nimmt einigen Raum ein. Der Mann, der mir am Ende des ersten Bandes fast leid tat, mutiert allmählich zum absoluten Unsympathen. Alija weiß wenigstens, dass sie ein Biest ist! Mahkas hält sich tatsächlich für einen freundlichen, wohlmeinenden Mann dank seiner Fähigkeit, anderen die Schuld zu geben und die Tatsachen so lange zu verdrehen, bis sie zu seinen Schuldzuweisungen passen. Sein manischer Ehrgeiz, seine Eitelkeit, seine Feigheit und sein Selbstbetrug machen ihn nicht nur zu einem totalen Versager, sondern regelrecht zu Abschaum.

Luciena ist ein stolzes Mädchen, das überhaupt nicht glücklich darüber ist, von Marla Wulfskling abhängig zu sein. Andererseits wünscht sie sich schon seit langem eine echte Familie. Rorin dagegen hat eine Familie, ist aber ansonsten bettelarm. Als sich herausstellt, dass er magisches Talent besitzt, muss er aus Fardohnja fliehen. Sehr viel mehr erfährt man von den beiden aber nicht.

Neben Marla rücken hauptsächlich ihre Kinder in den Vordergrund.

Damin zeigt jetzt schon sämtliche Charakterzüge, die er auch später noch besitzt: sein Draufgängertum, die unkomplizierte Art, mit allen Menschen gleich welchen Ranges umzugehen, seine Neigung, nichts ernst zu nehmen, aber auch die Fähigkeit, wenn es ernst wird, rasche, aber wohl überlegte Entscheidungen zu treffen.

Starros ist ernsthafter als sein Ziehbruder, ihm aber trotzdem völlig ergeben. Nur wenn Damin seine Cousine Leila wieder einmal zu sehr tratzt, fühlt Starros sich berufen, für Leila Partei zu ergreifen. Auch wenn er sich dann mit Damin prügeln muss, was der Freundschaft zwischen den beiden Jungen allerdings keinen Abbruch tut.

Leila ist ein recht zartes Pflänzchen, was meistens der Anlass für Damins Getratze ist. Selbst ihre jüngere Cousine Kalan ist mutiger und zäher als sie, wodurch Leila sich beschämt fühlt. Und dann noch ihr Vater, der ständig von nichts anderem redet, als sie mit Damin zu verheiraten. Aber Leila ist zu sanftmütig, um sich gegen all das zu behaupten. Umso freundlicher empfindet sie Starros‘ Unterstützung.

Kalan ist ein Wildfang. Alle Mädchenbeschäftigungen langweilen sie entsetzlich. Keinesfalls ist sie damit zufrieden, einfach nur verheiratet zu werden. Sie will etwas Sinnvolles tun, so wie ihre Mutter ja schließlich auch. Der einzige Weg zu diesem Ziel scheint die Magiergilde zu sein, aber davon muss Kalan ihre Mutter erst einmal überzeugen, immerhin ist die Großmeisterin dieser Gilde die größte Feindin der Familie, Alija Aarspeer.

|Handlungsbogen|

An dieser Stelle zeigte sich, dass es auch Vorteile hat, wenn man sich beim Lesen nicht mehr an alles aus den Vorgängerbänden erinnern kann. So dauerte es eine ganze Weile, bis mir endlich wieder dämmerte, dass es sich bei dem kleinen Wildfang Kalan um die spätere Großmeisterin der Magiergilde handelt! Bei Damin war die Anknüpfung an die Dämonenkind-Trilogie der Autorin stärker zu spüren. In diesem Band zeigt sich ganz deutlich, dass die |Chroniken von Hythria| das Prequel zur |Dämonenkind|-Trilogie darstellen: Der überwiegende Eindruck, der am Ende zurückblieb, war, dass hier die neue Generation aufgebaut wurde.

Dabei teilt sich die Handlung in zwei Zeitabschnitte, zwischen denen ganze zwölf Jahre liegen. Im ersten Zeitabschnitt ist Damin knapp dreizehn, im zweiten knapp fünfundzwanzig.

Damit der Leser über dem Aufbau der Charaktere von Marlas Kindern und ihrer Beziehungen untereinander nicht einschläft, wurde der erste Zeitabschnitt mit einem neuerlichen Attentatsversuch Alijas gewürzt. Alija benutzt dafür Gedankenmanipulation. Allerdings hat sie nicht mit Wrayan Flinkfinger gerechnet, den sie für tot hält. Obwohl die Autorin dafür gesorgt hat, dass Wrayan gerade nicht in der Stadt ist, als man ihn braucht, bleibt diese Intrige doch eher zahm. Sie genügt, um Langeweile fernzuhalten, aber nicht, um den Leser ernsthaft zu fesseln.

Der zweite Zeitabschnitt ist da etwas vielschichtiger geraten. Die Pest grassiert in Hythria, was einige unerwartete Auswirkungen hat. Fardohnja nutzt die Gelegenheit, um im Schutz der abgeriegelten Grenze Truppen zusammenzuziehen. Alija weilt am Bett des sterbenden Ruxton Tirstein, Marlas viertem Ehemann, und erfährt so durch Zufall von Wrayans Gedankenschild. Und Mahkas hat sich inzwischen derart in die Heirat zwischen Leila und Damin verbissen, dass er keinem Gegenargument mehr zugänglich ist. Als er entdeckt, dass Leila einen Geliebten hat, rastet er völlig aus! Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auch in diesem zweiten Abschnitt wieder auf der Entwicklung innerfamiliärer Zusammenhänge, sprich auf Mahkas. Die Sache mit Leila ist die einzige, die bis zum Schluss ausgeführt ist. Natürlich bleibt Alija nach ihrer Entdeckung nicht untätig, und Damin trifft Entscheidungen im Hinblick auf die Bedrohung aus Fardohnja. Bevor diese Ansätze sich jedoch auswirken können, ist das Buch zu Ende.

|Insgesamt|

Der Leser stellt also nach knapp achthundert Seiten fest, dass im Grunde gar nicht allzu viel passiert ist. Hauptsächlich sind die Kinder erwachsen geworden. Alija hat sich die meiste Zeit eher ruhig verhalten, und als sie schließlich wieder aktiv wird, weisen ihre Maßnahmen hauptsächlich auf den nächsten Band. Mahkas hat sich in einen Wahn hineingesteigert, letztlich aber einen völligen Rückschlag erlitten. Wie er darauf reagieren wird, wird sich ebenfalls erst im nächsten Band zeigen.

Bleibt zu sagen, dass man den zweiten Teil dieser Trilogie nicht unbedingt als spannend bezeichnen kann. Dafür sind Alijas Attentatsversuch, aber zum Beispiel auch Rorins Rettung und andere Ereignisse ein wenig zu glatt verlaufen. Die Geschehnisse um Leila bieten eher Dramatik als Spannung. Trotzdem fand ich den Band interessant, nicht zuletzt dank der Charakterentwicklung, die hauptsächlich Damin und Kalan sowie Mahkas betraf. Denn obwohl mich der Mann als solcher ziemlich ärgerte, war die Darstellung seiner Entwicklung gut gelungen.

Wem es in diesem Band an Bewegung gefehlt hat, der darf sich damit trösten, dass es im letzten Teil der Trilogie höchstwahrscheinlich wieder wesentlich lebhafter zugehen wird. Immerhin muss Damin eine fardohnjische Armee abwehren, Marla ihren Machtkampf mit Alija endgültig entscheiden, Kalan Großmeisterin der Magiergilde werden und Mahkas ein hoffentlich verdientes Ende finden! Das sind interessante Aussichten …

_Jennifer Fallon_ stammt aus einer großen Familie mit zwölf Geschwistern. Sie hat in den verschiedensten Jobs gearbeitet, unter anderem als Kaufhausdetektivin, Sporttrainerin und in der Jugendarbeit. Letzteres scheint ihr immer noch nachzuhängen, unter ihrem Dach leben außer drei eigenen Kindern einige obdachlose Jugendliche als Pflegekinder. Schreiben tut sie nebenher. Die |Dämonenkind|-Trilogie war ihre erste Veröffentlichung. Außerdem stammt die Trilogie |Second Sons| aus ihrer Feder. Der letzte Band der |Chroniken von Hythria|, „Herrscher des Throns“, ist für Juni dieses Jahres angekündigt.

http://www.jenniferfallon.com/
http://www.heyne.de

|Ergänzend:|

[„Kind der Magie“ 1328 (Dämonenkind Band 1)
[„Kind der Götter“ 1332 (Dämonenkind Band 2)
[„Kind des Schicksals“ 1985 (Dämonenkind Band 3)

Westerfeld, Scott – Weltensturm

Captain Laurent Zai und Meisterpilot Jocim Marx von der kaiserlichen Raumflotte befinden sich in tödlicher Gefahr. Denn ihre Mission gestattet kein Versagen. Es würde einen Blutfehler darstellen, der nur mit dem Verlust des ewigen Lebens gesühnt werden kann. Denn Anastasia Vista Khaman, Schwester und Thronerbin des Auferstandenen Kaisers, der den Tod überwunden hat und seit 1600 Jahren über das Reich der Achtzig Welten herrscht, wurde von den Rix als Geisel genommen. Zusätzlich ist es den Rix-Invasoren gelungen, auf Legis XV ein globales KI-Verbundbewusstsein zu installieren, etwas, das dem Kaiserreich ein Gräuel und deshalb verboten ist.

Dieser Coup stellt den Auftakt eines weiteren Kriegs gegen die Rix dar, der Kaiser beruft umgehend einen Kriegsrat ein, zu dem auch Senatorin Nara Oxham gehört. Sie macht sich Sorgen um ihren Geliebten Captain Laurent Zai, aber auch um Legis XV. Denn der Kaiser ist willens, Zai und die gesamte Bevölkerung des Planeten sowie auch seine eigene Schwester zu opfern, wenn er nur sein |Geheimnis| bewahren kann, das in die Hände des Verbundbewusstseins der Rix zu fallen droht.

_Der Autor_

Scott Westerfeld (05.05.1963) wurde in Texas geboren. Er lebt und arbeitet heute abwechselnd in New York und Sydney, Australien. „Weltensturm“ ist ein Sammelband der im Jahr 2003 erschienenen Romane „The Risen Empire“ und „The Killing of Worlds“, |Tor Books| teilte das ursprünglich „Succession“ genannte Werk. Der Roman ist somit wieder vereint und in sich abgeschlossen. Der deutsche Science-Fiction-Autor Andreas Brandhorst zeichnet für die einem Extralob würdige exzellente Übersetzung verantwortlich. Einziger kleiner Makel ist, dass „the Lazarus-Symbiant“ auch in der Übersetzung als „Symbiant“ anstelle des deutschen „Symbiont“ bezeichnet wird. Das irritiert ein wenig während der Lektüre.

_Never judge a book by its cover_

Man sollte ein Buch nie anhand seines Covers oder seines Klappentextes bewerten, angesichts haarsträubender Vergleiche zu |Dune|, |Star Wars| und anderen Space-Operas in einigen Rezensionen und dem extrem pathetisch-trivialen Klappentext des |Heyne|-Verlags möchte ich dennoch darauf eingehen. Die an und für sich recht hübsche Umschlaggestaltung schlägt in dieselbe Kerbe, was bedauerlich ist. Der etwas reißerische Titel „Weltensturm“ ist mir unerklärlich und passt nicht zum Inhalt und soll wohl den Verkauf fördern. Das Gegenteil könnte der Fall sein, was sehr schade wäre!

Denn hinter dem vermeintlichen 08/15-Schinken eines unbekannten Autors verbirgt sich eine Space-Opera, die einige aktuelle und dennoch erfolgreiche Langweiler etablierter Autoren wie Peter F. Hamilton und Stephen Baxter mühelos übertrifft. Vergleiche mit Frank Herbert, Isaac Asimov und Dan Simmons, um Thematik und Stil Westerfelds zu beschreiben, sind zwar nahe liegend, aber leider auch irreführend und bemüht, darum möchte ich kurz das Universum des „Risen Empire“ vorstellen.

_Das ewige Leben der lebenden Toten_

Das Kaiserreich der Achtzig Welten umfasst einen dreißig Lichtjahre großen Raumsektor und hat gegenüber anderen menschlichen Reichen einen entscheidenden Vorteil: den Lazarus-Symbianten, der ewiges Leben nach dem Tod ermöglicht. Ursprünglich suchte der Auferstandene Kaiser nach Heilung für seine todkranke Schwester Anastasia, aber er fand das Geheimnis des ewigen Lebens. Oder des ewigen Todes, denn der Lazarus-Symbiant verbindet sich nur mit den Körpern toter Wesen. Um in den Genuss der Unsterblichkeit zu kommen, muss man sterben. Seit dem Erfolg der „Heiligen Experimente“ an Katzen und dem heroischen Selbstversuch des Kaisers verehrt man ihn und seine Schwester Anastasia, von ihren gläubigen Anhängern schlicht „der Grund“ genannt, wie Halbgötter. Das Reich basiert auf dieser unglaublichen Errungenschaft, jeder kann sich die Unsterblichkeit verdienen. Wer im Kampf für Kaiser und Reich fällt und dessen Körper nicht zu stark beschädigt ist, der zieht in eine Art Walhall ein, ihm werden die Ehre des Lazarus-Symbianten und der Aufstieg in die Reihen der „Grauen“, der auferstandenen Toten, zuteil. Diese bilden seit Jahrhunderten die Führungsschicht des Reichs, ein ultrakonservativer und stets kaisertreuer Block.

Die Schranke der Lichtgeschwindigkeit wurde in dieser Zukunft nicht überwunden, eine Vorliebe der Grauen neben der Betrachtung für Normalsterbliche kontrastloser schwarzer Bilder und Wände sind jahrhundertelange Pilgerfahrten mit relativistischen Geschwindigkeiten. Außerirdische Rassen sind nicht bekannt, dafür hat sich die Menschheit in unterschiedliche Gruppierungen entwickelt. Neben dem Reich der Achtzig Welten existieren beispielsweise noch die Tungai, die den Tod mit überlegener Biotechnologie lange hinauszögern, aber nicht verhindern können. Auch die Rix sind nicht unsterblich, aber ihre Götter sind es nahezu. Die Rix sind Cyborgs, die ihren menschlichen Körper nach und nach mit maschinellen Komponenten verbessern und ersetzen. Sie sehen sich als Geburtshelfer künstlicher Intelligenzen an, die, wenn sie zu einem gewaltigen planetaren Verbundbewusstsein verschmelzen, gottgleiches Wissen und Fähigkeiten entwickeln. Im Kaiserreich und vielen anderen Reichen werden KIs in ihrer Entwicklung gezielt beschränkt, was zur Folge hat, dass man den Rix technologisch hinterherhinkt. Die Grauen sind erklärte Feinde der gefürchteten Rix, die erste „Rix-Inkursion“ forderte unzählige Opfer und schürte zusätzlich zu den ideologischen Differenzen den Hass, vor allem auf Seiten des Kaiserreichs.

Politisch brodelt es im Kaiserreich. Die „pinken“ Säkularisten wie Nara Oxham lehnen das ewige Leben ab, sie sterben. Denn nach ihrer Überzeugung sind es die unsterblichen Dickköpfe aus längst vergangenen Zeiten, die Kreativität und Fortschritt behindern. Als Beispiel dient Nara Oxham der Fall Galileo Galileis, dessen heliozentrisches Weltbild sich in ihrer Überzeugung nur deshalb durchsetzen konnte, da die alten Kirchenfürsten mitsamt ihren überholten Vorstellungen starben – wohingegen das Kaiserreich seit Jahrhunderten stagniert und zurückfällt. Der Tod wird als Motor der Veränderungen und der Evolution gesehen, eine Vorstellung, die das Reich spaltet, denn ebenso viele gieren nach dem ewigen Leben.

_High-Tech-Drohnen statt Raumjäger_

Scott Westerfeld greift gar nicht so weit in die Zukunft, wenn er anstelle von Piloten in Raumjägern ferngesteuerte oder autonome Drohnen in Kampfeinsätzen verwendet. So ist Meisterpilot Jocim Marx dank computergestützten synästhetischen Sehens in der Lage, ganze Schwärme von Kampfdrohnen in Weltraumschlachten zu befehligen oder selbst vollständig zu steuern. Daten und Diagramme werden dabei als Sinnesreizung ins Hirn projiziert und können visualisiert werden; so markiert Nara Oxham im Parlament die Angehörigen verschiedener Parteien mit unterschiedlichen farbigen Punkten und kann bei Bedarf Dossiers zu ihnen ansehen. Die Fähigkeit zur [Synästhesie]http://de.wikipedia.org/wiki/Syn%C3%A4sthesie wird operativ erzeugt, die bereits heute bekannte Wahrnehmung der Sinnreize eines Sinnorgans gekoppelt mit denen eines anderen (zum Beispiel Farben als Töne hören oder Töne als Farben sehen) wird so nutzbringend angewendet. Marx steuert vom staubkorngroßen Mikrogleiter bis zur Weltraumkampfdrohne alles von seinem Leitstand an Bord von Captain Zais Fregatte |Luchs| aus, was ungewöhnliche Perspektiven und Möglichkeiten eröffnet.

Raumschlachten sind in diesem Universum an die Regeln der realen Physik gebunden, die nur selten ein wenig gebeugt werden. Hier gieren keine Raumschiffe oder erzeugen Triebwerksgeräusche wie in actionlastigen Science-Fiction-Filmen aus Hollywood. Dass sie nicht minder spannend sind, liegt nicht nur an den ungewöhnlichen Perspektiven aus der Sicht von Marx beziehungsweise seinen Drohnen, Westerfeld beschreibt die Probleme der Besatzung der |Luchs| und wie sie sich mit Glück und dank der verschlagenen Raffinesse Captain Zais dennoch gegen einen überlegenen Kreuzer der Rix halten kann, trotz schwerer Schäden und einem vermeintlich selbstmörderischen Auftrag. Hier springt Westerfeld häufig zwischen Marx, Zai und seinem ersten Offizier Hobbes sowie dem einfachen Soldaten Bassiritz – diese Erzähltechnik ist ein Markenzeichen des Romans. So erleben wir die Handlung aus der Sicht der Rixkämpferin h__rd, des Verbundbewusstseins „Alexander“, der Senatorin Nara Oxham und einiger anderer Charaktere, kurz sogar aus Sicht der Kindkaiserin Anastasia oder der illegalerweise überentwickelten KI von Nara Oxhams Haus! Westerfelds KIs sind leider eher simpel gestrickt und können nicht die Faszination und Komplexität anderer Cyberspace-Welten vermitteln, aber insbesondere der direkte Einblick in die Gedankenwelt der „feindlichen“ Rix ist erhellend und dient der besseren Reflexion über die beiden Parteien.

Einigen Charakteren merkt man an, dass sie in einem frühen Stadium der Planung des Romans entstanden sind. Westerfeld wollte laut seiner Webseite schon seit seiner Jugend George Lucas zeigen, wie eine Space-Opera auszusehen hat. Er störte sich maßlos an den aller Physik spottenden Effekten in |Star Wars|. Der smarte und tapfere Captain Zai ist so auch durchaus ein Stereotyp; interessanterweise wird er in der Folge auch kaum näher charakterisiert, zugunsten der weiblichen Charaktere wie seinem ersten Offizier Hobbes oder seiner Geliebten Nara Oxham. Auch die Rix h__rd und Rana Harter stellen weibliche Charaktere dar, die allesamt deutlich tiefer dargestellt als ihre männlichen Kollegen. Auch Meisterpilot Jocim Marx geht in seiner Rolle als Pilot genauso auf wie Zai in der des Captains und bietet wenig mehr. Diese Vorliebe für weibliche Charaktere scheint auch auf andere Romane Westerfelds zuzutreffen, seine 2005/06 erschienenen Romane „Uglies“, „Pretties“ und „Specials“ haben mit Tally Youngblood eine weibliche Hauptfigur, die sich für ihr natürliches Aussehen anstelle der ab dem sechzehnten Lebensjahr vorgesehenen Standard-Schönheitsoperation entscheidet.

Diese Romane gehören jedoch nicht dem Genre der Space-Opera an, bedienen sich aber lose an dieser bereits in „Weltensturm“ vorgestellten Idee: Durch Genmanipulation hat sich die Menschheit selbst perfektioniert und von Erbkrankheiten befreit, allerdings merkt man fast zu spät, was man eigentlich erreicht hat. Menschliche Monokulturen, perfekt angepasst aber auch inflexibel und anfälliger gegenüber unbekannten Krankheiten. Westerfelds Idee ist es, dass als krank oder schlecht erkannte Merkmale oft versteckte Vorteile haben: Sichelzellenanämie macht immun gegenüber Malaria, Autismus ist oft mit Genie verbunden. All diesen genetischen Reichtum hat man jedoch vernichtet, und die ehemals Armen und Kranken, die sich keine Verbesserung leisten konnten, werden zum wichtigsten genetischen Pool der Menschheit, der sogenannten „Seuchenachse“, die sogar im Kriegsrat des Kaisers eine eigene Stimme hat.

Die Ursache hinter den Angriffen der Rix und treibende Kraft hinter den Aktionen des Kaisers, die Captain Zai auszuführen hat, ist das bereits erwähnte |Geheimnis|. Andeutungen auf das Geheimnis des Kaisers ziehen sich von Beginn an durch den Roman, dessen Enthüllung fatale Folgen für das Reich haben wird. Bis Westerfeld die Katze aus dem Sack lässt, bietet er abwechslungsreiche und für das Space-Opera-Genre sogar anspruchsvolle Science-Fiction, wie man sie gerne öfter lesen würde.

_Fazit:_

Ein gelungener Roman, der einige Werke jüngeren Datums bekannterer Autoren mühelos in den Schatten stellt. Schade nur, dass Scott Westerfeld derzeit keine weiteren Science-Fiction-Romane plant, er hat sich mittlerweile ausschließlich dem Feld der Young Adult Novels zugewandt. Bedauerlich, denn frischer Wind könnte viele ein wenig selbstgefällig und langatmig gewordene Science-Fiction-Autoren wachrütteln. „Weltensturm“ ist eine ungewöhnlich tiefschürfende Space-Opera mit allem, was dazugehört – und noch viel mehr.

Homepage des Autors:
http://www.scottwesterfeld.com/

http://www.heyne.de

Evers, Harald – 7. Buch der Schatten, Das – Das Amulett

Eigentlich müsste Marie tot sein! Nachdem der grausame, kleine Mann – dem es völlig unerwartet gelungen ist, Maries Herrin Sharica mit deren eigenem Schwert niederzustrecken – verschwunden ist, ist Marie zu ihrer Herrin geeilt, in der Hoffnung, sie könnte noch etwas für sie tun. Doch es ist zu spät! Alles, was Sharica noch tun kann, ist, Marie ein Amulett anzuvertrauen, das sie um den Hals trägt, dann stirbt sie. Doch der Mörder war noch in der Nähe. Und jetzt will er das Amulett. Marie, in der völligen Überzeugung, dass der Mann sie auf jeden Fall töten wird, ist nicht bereit, ihm auch noch diesen Triumph zu lassen. Lieber stürzt sie sich von der Spitze des Felsens mehrere hundert Meter in die Tiefe! Um danach in einer einfachen Holzhütte zu erwachen …

Thoren, Sharicas Gemahl, erfährt von ihrem Tod erst bei seiner Rückkehr aus Dhangras, dem Nachbarreich auf dem Kontinent. Sharicas Tod trifft ihn zutiefst. Doch es ist nicht der einzige Schlag, der ihn trifft! Es stellt sich heraus, dass die Bitte seines Nachbarkönigs Vender um Unterstützung durch Thorens Truppen eine hinterhältige Falle war. Die Freiheit und Sicherheit Turmalins sind in Gefahr, und Thoren sieht nur einen Weg, sein Inselreich zu retten: Magie!

|Charaktere|

Sharica scheint eine schier übermenschliche Persönlichkeit gewesen zu sein. Nicht nur äußerlich von unübertrefflicher Schönheit, sondern auch innerlich. Ein charakterliches Wunder ohne jeden Fehl. Das erscheint umso erstaunlicher, als sie auch eine mächtige Magierin war.

Marie fühlt sich dagegen wie eine graue Maus. Sie ist klein, schmächtig, schüchtern und besitzt kaum Selbstvertrauen. Aber ihre Herrin hat sie so vergöttert, dass sie alles tut, um ihren letzten Willen zu erfüllen. Des Amuletts wegen springt sie von einer hohen Felsenklippe, legt sich mit einem Charakterschwein unter den Soldaten an und wagt sich in Thorens Nähe, um „auf ihn aufzupassen“, was zu diesem Zeitpunkt nicht ungefährlich ist. Und zu guter Letzt erklärt sie sich bereit, die Welt zu retten, indem sie das siebte Buch der Schatten findet. Ein erstaunlicher Mut für ein so ängstliches Mädchen …

Thoren ist im Grunde ein kluger und vernünftiger Mann, aber auch stolz und leicht zu erzürnen. Sharica hat er abgöttisch geliebt. So treffen der Verlust seiner Frau und eines großen Teils seines Heeres ihn an seinen empfindlichsten Punkten. Kein Wunder, dass er regelrecht rast vor Wut! Doch schon bald werden seine Wutausbrüche von Gewalttätigkeiten begleitet, er sieht überall Verschwörungen. Immer wieder scheint die Vernunft bei ihm völlig auszusetzen, dann denkt er wieder geradezu erschreckend klar, allerdings hauptsächlich dann, wenn es um die Vorbereitung des Krieges gegen Dhangras geht.

Damit wäre die Riege der wichtigen Personen bereits erschöpft. Alle weiteren sind Nebenfiguren und nur wenig detailliert beschrieben.

Thorens Brüder sind zwar noch bei Vernunft, dennoch unterstützen sie Thoren, was sie wahrscheinlich nicht mehr täten, wenn sie wüssten, was er plant!

Marosh, der Schmied, in den Marie sich verliebt, ist ein naturverbundener und außerordentlich schwärmerischer Poet, aber nur deshalb von Belang, weil er Marie mit Yvven bekannt macht.

Yvven ist der einzige, wichtigere Protagonist der Geschichte, dessen Charakterzeichnung allerdings dadurch begrenzt ist, dass es sich um eine Katze handelt. Genauer gesagt einen Tierdämon, der aber offenbar einen Narren an Marie gefressen hat. Obwohl das Tier nicht spricht und der Leser nicht erfährt, was es denkt, ist die Schilderung dieser Katze plastischer ausgefallen als die mancher Personen.

Das gilt sogar für Targhyen, den Mörder Sharicas. Von ihm erfährt der Leser im Grunde nur, dass er bösartig und äußerst eitel ist.

Beweggründe, Gedanken, Herkunft und was einem Charakter sonst noch Lebendigkeit verleihen mag, fehlen bei all diesen Nebenfiguren völlig.

|Magie und Phantasie|

Die Fantasy-Elemente des Buches sind da schon vielfältiger. Sichtlich um Eigenständigkeit bemüht, hat Evers seine Geschichte nicht mit Elfen, Trollen und Zwergen bevölkert, sondern mit Dryaden, Sonnenwürmern und Gnarls – auch wenn seine Dryaden der landläufigen Vorstellung von geflügelten Elfen ziemlich nahe kommen und seine Sonnenwürmer im Prinzip flügellose Drachen sind. Bisher spielen diese Wesen aber auch nur eine untergeordnete Rolle. Am ausführlichsten wurden die Dryaden beschrieben, wohl auch deshalb, weil ihre Magie später für den Fortgang der Handlung wichtig wurde. Die Sonnenwürmer dürften im nächsten Band zunehmend auftauchen, denn schließlich will Thoren in den Krieg ziehen.

Die vorerst wichtigsten Elemente sind Sharicas Amulett sowie das Buch der Schatten – das ein Vorfahr Thorens in sieben Teile zerlegt, gut versteckt und durch starke Magie gesichert hat, damit niemand es missbrauchen kann – und in diesem Zusammenhang die Keller der geheimen Bibliothek. Außerdem ist der Herzstein von Bedeutung, ein magisches Artefakt, die Quelle der Energie Turmalins.

|Handlungsverlauf|

Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Handlung. Und die enthält – von dem Mord an Sharica und Thorens Gewaltausbrüchen abgesehen – erstaunlich wenig von dem, was man gemeinhin als Action bezeichnet. Genau betrachtet, passiert fast gar nichts. Hauptsächlich erlebt der Leser mit, wie Thorens Rachsucht ihn mehr und mehr in den Wahnsinn zu treiben droht.

Die Auslöser dafür, die Intrige, die König Vender gegen Thoren und sein Reich gesponnen hat, war gar nicht mal schlecht. Ich hätte allerdings nicht erwartet, dass sie funktioniert. Welcher Herrscher stellt denn, selbst wenn er seinem Gegenüber militärische Unterstützung zugesagt hat, noch an Ort und Stelle einen schriftlichen Marschbefehl für seine Truppen aus? Einen Bündnisvertrag vielleicht, ja.

Nun gut, nehmen wir an, Thoren hätte das trotzdem schon mal erledigt. Wie kam Vender an diesen Befehl? Bei seiner Ankunft in Turmalin klingt Thoren äußerst überrascht darüber, dass seine Truppen schon fort sind. Das kann nur bedeuten, dass er den ausgefertigten Marschbefehl Vender übergeben hat, denn sonst hätte er sich nicht nur über den Zeitpunkt gewundert, sondern darüber, dass seine Truppen überhaupt schon unterwegs waren. Welcher Herrscher bitte überlässt die Einberufung seiner Truppen einem Verbündeten?

Die weitere Handlung war frei von logischen Brüchen, dafür empfand ich etwas anderes als störend, und das war die sexuelle Komponente. Unterschwellig zieht sie sich durch das gesamte Buch, womit ich durchaus leben kann. Es finden sich aber auch gelegentliche Ausbrüche, von denen einer ganz überflüssig war und der andere nicht unbedingt so ausführlich hätte beschrieben werden müssen. Mag sein, dass andere damit kein Problem haben, aber ich finde sowas eher lästig.

_Insgesamt_ hat das Buch einen recht gemischten Eindruck bei mir hinterlassen. Die Ideen in Bezug auf die Magie waren interessant und kamen zur Abwechslung mal ohne detailliert beschriebene, grauenhafte Monster aus, dürfen aber ruhig noch weiter ausgebaut werden. Die Darstellung der Hauptcharaktere war in sich stimmig und gut nachvollziehbar, allerdings könnte ich nicht sagen, dass ich für Thoren viel Sympathie aufgebracht hätte. Dafür ist seine Angewohnheit, ständig jemanden am Kragen oder am Arm zu packen und anzubrüllen, einfach zu ausgeprägt. Der Spannungsbogen hing zwar nicht durch, könnte aber noch weitere Straffung vertragen. Es fehlte die Zuspitzung auf das Ende hin, eine überraschende Wendung oder zumindest etwas, das den weiteren Verlauf in Frage stellt. Aber da der Autor die geballte Katastrophe bereits zu Beginn auf Thoren hat niedergehen lassen, blieb für die restliche Handlung wohl erst mal nichts mehr übrig.

_Harald Evers_ hat seine ersten Geschichten bereits als Jugendlicher auf der Reiseschreibmaschine seines Vaters getippt. Sein erster Roman „Die Kathedrale“ basierte auf einem von ihm entworfenen Computerspiel, ebenso wie die achtbändige Höhlenwelt-Saga, mit der er letztlich bekannt wurde. „Das Amulett“ ist der erste Band seiner neuen Trilogie |Das 7. Buch der Schatten|, dessen zweiter Band im Oktober dieses Jahres erscheinen soll. Harald Evers verstarb im November letzten Jahres im Alter von nur 49 Jahren an einem Herzinfarkt. Das Manuskript für den dritten Band wurde noch von ihm fertiggestellt, ein genauer Erscheinungstermin steht allerdings noch nicht fest.

http://www.hoehlenwelt-saga.de

Koch, Boris – Schattenlehrling, Der (Shadowrun 77)

Mit seinem „Shadowrun“-Debüt begibt sich Boris Koch in eine neue Epoche der weltberühmten Rollenspielwelt. Es ist die erste Geschichte der vierten Edition von „Shadowrun“ und markiert als solche einen 5-Jahres-Sprung seit den zuletzt dokumentierten Ereignissen. Aus diesem Grunde enthält der Roman auch ein exklusives Vorwort des deutschen „Shadowrun“-Chefredakteurs Christian Lonsing mit einigen Hinweisen und Hintergründen zu den Neuerungen, speziell die nunmehr kabellose Matrix betreffend. Dies erfüllt in erster Linie auch den Zweck, eventuelle Skeptiker vorerst zu besänftigen und ihnen zu erläutern, welche Funktion dieser rasche Zukunftssprung hat. Nun ist es lediglich an Romanautor Koch, die dadurch geschürten Erwartungen literarisch umzusetzen. Eine enorm schwierige Aufgabe, doch der ‚Debütant‘ zieht sich wirklich achtbar aus der Affäre.

_Story_

Boris Weinert hat die Nase vom spießigen Familienleben gestrichen voll. Seit Jahren erlebt er in der Matrix seine wahre Bestimmung und träumt, inspiriert von einer populären Runner-Serie um den Superhelden Viper, eines Tages ebenfalls in den Schatten aktiv zu sein. Während seinem Vater, einem hohen Angestellten beim Konzern-Multi |Horizon|, ein neuer lukrativer Auftrag in München winkt, plant der 13-Jährige seine Flucht aus dem Elternhaus. Kurzerhand stiehlt er seinen Eltern wertvolle Credsticks, begibt sich damit in eine anrüchige Kneipe und trifft dort auf die großspurigen Runner Theseus, Cinque und Key. Nicht wissend, dass seine Eltern bei seiner Verfolgung ums Leben gekommen sind, lernt er bei seinen neuen Chummern die wichtigsten Basics eines Runners und ergattert mit ihnen alsbald auch seinen ersten Auftrag. Als dieser jedoch komplett fehlschlägt und Auftraggeber Domitian, gleichzeitig Besitzer der Gladiatorenarena |Monstroseum|, sich öffentlich über das Scheitern der Runner und ihren neuen Schützling lustig macht, erkennt Boris (alias Wet Boy), dass er unter eine Truppe von Versagern geraten ist, und macht sich auf den Weg, eigenständig Erfahrungen als Runner zu sammeln. Jedoch gerät er dabei in eine tödliche Falle, aus der ihn nur noch seine kurzzeitigen Gefährten befreien könnten. Doch die sind schon zu Genüge damit beschäftigt, Boris‘ Verfolger abzuschütteln. Der Junge hatte seinem Vater kurz vor der Flucht nämlich einen enorm wichtigen Credstick mit verborgenen Informationen gestohlen, die der Konzernführung schon bald zum Verhängnis werden könnten. Und nun sind plötzlich alle hinter dem 13-jährigen Spross her, der ahnungslos in sein eigenes Verderben hineinrennt …

_Meine Meinung_

Im neuesten Kapitel der „Shadowrun“-Abenteuer werden vergleichsweise sehr harte, teils auch übermäßig brutale Seiten aufgezogen. Die einschneidenden Auswirkungen des großen Crashs aus dem Jahre 2064 ist den meisten Runnern noch sehr nahe, die Stimmung daher auch recht gedrückt. Im Übrigen sind die Charaktere dieses Buches aber auch sehr aggressiv eingestellt, allen voran natürlich die Fieslinge, die ihre Kontrahenten nicht nur foltern und zu Tode quälen, sondern sie anschließend noch bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln. Ja, „Der Schattenlehrling“ ist verdammt starker Tobak!

Dabei ist der Aufhänger der Story weniger originell: Ein kleiner Abenteurer zieht in eine düstere Welt aus, um seinen Idolen nachzueifern, muss sich jedoch alsbald der knallharten Realität stellen und damit auch Verbrechen, Gewalt und Tod. Losgelöst vom behüteten Elternhaus und den Vorgaben, die der Konzern des Vaters den Familien seiner Schützlinge auferlegt, taucht er ab in eine Welt, die er in seinen Träumen verehrt, die für ihn das Ein und Alles ist. Doch zwischen Trideo, Matrix-Games und der Wirklichkeit bestehen ungeahnte, teils weltengroße Unterschiede. Bereits beim ersten Aufeinandertreffen mit Leuten aus den Schatten muss Boris anerkennen, dass er der Herausforderung gar nicht gewachsen ist. Weder körperlich kann er mit den übrigen mithalten, noch ist seine Einstellung so kompromisslos, dass er als echter Schattenläufer durchgehen würde. Also lässt er sich erst einmal ausbeuten und spendet ein halbes Vermögen für eine kurze Ausbildung. Jedoch hat er sich nicht unter irgendwelche Helden gemischt, sondern unter die letzte Stufe der Runner-Equipe; anrüchige Gestalten, begierig darauf, mit zweifelhaften Aufträgen ihren Unterhalt zu finanzieren, oder notfalls mit illegalen Mitteln die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen.

Dennoch entsteht zwischen Theseus, Cinque, Key und Wet Boy – den Namen erhält Boris, als ihm jemand sein Bierglas über dem Kopf entleert – eine Art Sympathie und Freundschaft: Gerade Theseus fühlt sich zu dem Jungen hingezogen und entdeckt Parallelen zu seiner eigenen Vergangenheit. Keiner von ihnen kennt jedoch den wahren Grund für Boris‘ Flucht bzw. die Ursache für seinen Weg in die Schatten. Auch die familiären Umstände bleiben für das Runner-Trio ungeklärt, was einzig und allein daran liegt, dass Wet Boy fürchtet, nicht mehr ernst genommen und wegen seiner Herkunft sogar wieder verbannt zu werden.

Die Stimmung bleibt im Laufe der Erzählung deshalb auch ständig angespannt, bis Boris dann die Initiative ergreift, realisiert, dass Theseus und Co. ihn nicht weiterbringen können und schließlich der Gedanke in ihm reift, dass er anderer Stelle, nämlich im |Monstroseum|, einen besseren Einstieg in die Welt der Schatten bekommt. Doch dort ist es noch finsterer, als es jeder Schatten sein könnte …

Während auf der emotionalen Ebene nichts weiter geschieht als diese recht oberflächliche Freundschaft (selbst der Tod der Eltern wird vom Autor eiskalt aufgearbeitet), schreitet die Action-Handlung ebenfalls nur behäbig voran. Erst nach gut der Hälfte des Romans entwickeln sich langsam aber sicher die Zusammenhänge zwischen allen Parteien; die verschiedenen Positionen werden deutlicher beleuchtet und leiten schließlich ein absolut denkwürdiges Finale ein, bei dem es wirklich so richtig zur Sache geht.

Trotzdem gibt es jedoch noch ein ‚Aber‘, denn letzten Endes hat der Plot nur bedingt überzeugt. Dies liegt aber allen Befürchtungen zum Trotz nicht an den fehlenden Zusammenhängen zwischen der letzten und der neuen Ära, sondern vielmehr an der Tatsache, dass die Geschichte nicht wirklich in die Gänge kommt. Dieses Geplänkel zwischen Boris und seinen neuen Kumpels mag zwar als Einführung wichtig sein und ist zu diesem Zweck auch vollkommen akzeptabel, aber bis sich dann einmal ein weiterer Aufhänger für die ‚echten‘ Abenteuer der Runner entwickelt hat, ist man schon ziemlich weit fortgeschritten und hat Mühe und Not, die vielen einzelnen Parts miteinander zu verbinden. Man weiß zwar im Grunde genommen, wer wie wo seine Finger im Spiel hat und welche hinterlistigen Machenschaften wem anzulasten sind (diesbezüglich Spannung aufzubauen, ist nämlich nicht gerade die Stärke des Autors), wartet aber irgendwie nur auf den letzten Showdown, der von Koch hier glücklicherweise auch richtig stark inszeniert wird.

Dass „Der Schattenlehrling“ insgesamt aber trotzdem ein recht gutes Buch geworden ist, hat man der postapokalyptischen Atmosphäre des Romans zu verdanken. Eine Welt, am Boden zerstört, ein Leben zwischen purer Harmonie und skrupelloser Zwietracht, gesellschaftliche Strukturen, die jeglicher Moral entbehren, phasenweise beängstigend morbide Zwischensequenzen und, nicht zu vergessen, die effektreiche Inszenierung der modernen Mafia, angeführt von hochrangigen Konzerneignern und vollzogen von schmierigen Runner-Gangs, deren Lebenselixir aus Gewaltakten besteht. Boris Koch offeriert ein Leben zwischen Verbrechen, Moralverstößen und Kapitalismus, Niederträchtigkeit und – dem Titel entsprechend – echten Schatten, ganz genau so, wie sich das für einen „Shadowrun“-Roman gehört. Zwar sind seine futuristischen Visionen stellenweise schon richtig krass, im Rahmen der rauen Handlung aber in dieser Form nur ein kleine Puzzlestücke mehrerer eher ekelhafter Szenarien.

Auf den Punkt gebracht: Dort, wo die Story inhaltlich einige Defizite offenbart, springen die grausamen, symbolischen Visualisierungen von Gewalt und Chaos in die Bresche und bewahren den Roman vor dem Durchschnitt. Dies schließlich sogar auf eine Art und Weise, dass ich „Der Schattenlehrling“ zumindest auf den Rahmen der Geschichte bezogen durchaus empfehlen kann.

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[„Shadowrun 4.01D“ 2097

Walker, Hugh – Magira – Die Ufer der Wirklichkeit

Band 1: [„Die Welt des Spielers“ 2141
Band 2: [„Die Macht der Finsternis“ 2219
Band 3: [„Die Stadt der Götter“ 3267

|Handlungsabriss|

Bereits am Ende des ersten Bandes wurde die Gruppe, die sich im Laufe der Handlung um die Priesterin Ilara und ihren Entführer Thuon zusammengefunden hatte, wieder auseinandergerissen. Thuon, der Zwerg Thauremach und Frankari waren danach erst einmal in der Versenkung verschwunden.

Während Thorich sich vor dem drohenden Krieg nach Kanzanien davongemacht und dort seine eigenen Abenteuer zu bestehen hat, ist Thuon mit dem in einer Spielfigur eingeschlossenen Frankari und dem Syrinx spielenden Zwerg nach Magramor zurückgekehrt, wo sich die Armeen Wolsans auf den Krieg vorbereiten. Frankari will versuchen, über Pele, Bruss‘ Vater, an Mythan d’Sorc heranzukommen. Tatsächlich lädt Pele die drei zu einem Mahl ein, zu dem auch der Mythane geladen ist. Dieser erklärt sich bereit, Frankari seine Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen, gegen einen Blick in Frankaris Gedanken, denn er spürt, dass Frankari nicht aus Magira stammt. Frankari ist das nicht sonderlich recht, er sträubt sich. Doch sein Versuch, sich mittels Magie zu wehren, hat ungeahnte Folgen …

Thorich ist derweil wieder einmal auf der Flucht, diesmal vor den Reitern der Finsternis. Er hat in der „Realität“ eine Spielfigur vom Brett geklaut, die, in der seine geliebte SayaTar verschwunden ist. Thorich hofft, sie so vor dem Tod bewahren zu können. Doch mit seiner Tat hat er eine Variable ins Spiel gebracht, und sofort findet sich auch jemand, der sich dies zu Nutze machen will. Als der Autor sich mit seinen Freunden ans Spielbrett setzt und zu würfeln beginnt, muss Thorich bald erkennen, dass er mit seinem Diebstahl weder TayaSar, noch sich selbst, noch seinem „Gott“ einen Gefallen getan hat …

|Charakterwege|

Etwas zur Charakterzeichnung zu sagen, kann ich mir diesmal getrost schenken, denn es kommt nur eine einzige neue Figur vor, die über die Funktion eines Statisten hinausgeht, und das ist der Mythane des kanzanischen Königs namens Elmuciron. Da er aber in jeder Hinsicht der typische Mythane ist, gibt es eigentlich nichts weiter über die Person als solche zu erzählen.

Mit der Funktion des Charakters sieht es schon ein wenig anders aus: Eine Zeit lang dachte ich, er sei eine neue Verkörperung von Laudmann. Gewundert hätte mich das nicht. Sowohl Thuon als auch Thorich waren mehr als einmal tot und kamen doch wieder zurück; Frankari hat sich sogar in zwei Persönlichkeiten gespalten, was wiederum relativ ist, wenn man bedenkt, dass Laudmann alias Frankari auch nur eine Facette des Autors ist; da wäre es auf eine wundersame Befreiung Laudmanns aus seiner vom Autor aufgezwungenen Verbannung auch nicht mehr angekommen.

Im Verlauf des Spiels zeigte sich jedoch, dass ich Unrecht hatte, was nicht heißen soll, dass die tatsächliche Entwicklung der Geschichte weniger wundersam wäre als ein erneutes Auftauchen Laudmanns. Die Züge des Falken sind Laudmann ziemlich ähnlich. Vielleicht ist der Unterschied ja auch rein definierender Natur, denn was sich im Zusammenhang mit Elmuricon und dem Falken abspielt, gehört ebenso in den Bereich der Phantasie wie Laudmann. Fast scheint es, als wäre Hugh das Spiel ohne einen adäquaten Gegenspieler, wie Laudmann ihn darstellte, zu langweilig.

|Verwirrungen|

Wir befinden uns also immer noch in einem Duell, diesmal zwischen Hugh, der als König von Wolsan den Löwen verkörpert, und dem Falken, dem Spieler, dessen Volk die Kanzanier sind. Im Grunde ist dieses Duell ebenso wie das gegen Laudmann lediglich eines, das im Kopf des Autors stattfindet, sozusagen Entwürfe von Szenen, zu denen ihn das reale Spiel inspiriert, und die er später als Teil der Geschichte niederschreiben könnte. Tatsächlich macht sich der Autor während des Spiels sogar Notizen dazu. Der Leser muss allerdings selbst herausfinden, welches Spiel das reale ist und welches das erfundene! Indiz ist auch diesmal wieder das schwarze Hexagon auf dem Wohnzimmerteppich. Und nicht nur, dass der Leser zwischen realem und erfundenem Spiel unterscheiden muss, es scheint auch, dass der Autor sich selbst ebenfalls noch einmal geteilt hat, so wie es mit Frankari geschah. Jetzt haben wir nicht nur den Autor namens Hugh, sondern auch noch ein Ich!
Ehrlich gestanden wurde es mir an diesem Punkt doch etwas zu unübersichtlich!

Das betraf nicht nur die Fülle an Personen, die eigentlich nur bestimmte Teile einer einzigen Person waren, sondern auch die Handlung.
Allmählich verging mir die Lust, den häufigen und extrem sprunghaften Wechseln in Ort und Geschehen zu folgen. Das mag auch an dem etwas unzusammenhängenden Erzählstil liegen. Walker hält sich nicht mit Erklärungen auf. Es wird hauptsächlich berichtet, was geschieht. Warum etwas geschieht, dafür muss der Leser selbst plausible Gründe finden. Dabei wäre die Geschichte auch ohne diese zusätzlichen Unklarheiten schon irritierend genug. So fragte ich mich zum Beispiel, warum die Reiter der Finsternis – deren Aufgabe unter anderem die Trennung von Realität und Phantasie ist – zwar dafür sorgten, dass Frankari aus Magira verschwand, Hugh aber dort ließen. Schließlich hatte der dort eigentlich auch nichts zu suchen!

Fast scheint es, als hätte die Verwirrung auch vor Walker nicht ganz Halt gemacht. Vielleicht ging es ihm tatsächlich so, wie er es Hugh in den Mund gelegt hat, dem seine Figuren langsam ziemlich auf die Nerven gingen, und er hat sich deshalb am Ende zu einem solch radikalen Rundumschlag hinreißen lassen. Mir war es nicht unrecht. Eine noch weiter fortschreitende Vermischung von Fiktion und Wirklichkeit hätte wahrscheinlich dazu geführt, dass die Geschichte völlig chaotisch und unverständlich geworden wäre. Und die Protagonisten waren mangels charakterlicher Entwicklung allmählich auch ziemlich abgenutzt. Da die bisherige Handlung ausschließlich in den Ländern von Löwe und Falke spielte, hätten die Länder der übrigen Spieler – Adler, Wolf und Einhorn – wohl noch Stoff für weitere Geschichten hergegeben. Aber ohne die Faszination, die aus dem Verwischen der Grenzen zwischen Realität und Phantasie entstand, kämen vermutlich nur ein paar weitere kleine Abenteuerchen heraus, wie Thorich sie in Kanzanien erlebt hat, ehe er durch das geöffnete Tor auf die Waage der Welt gelangte. Insofern war es eine gute Idee, den Zyklus hier enden zu lassen.

_Insgesamt betrachtet_ fand ich |Magira| interessant und lesenswert, was vor allem am philosophischen Aspekt lag, ohne den die diversen Abenteuer der Helden eher etwas flach gewirkt hätten. Ich kann allerdings nicht sagen, dass es Spaß gemacht hätte, den Zyklus zu lesen, dafür war er vor allem gegen Ende einfach zu anstrengend. Interessenten würde ich auch empfehlen, keine zu großen Pausen zwischen den einzelnen Bänden einzulegen. Größere Abstände, in denen man womöglich wichtige Details des Gelesenen vergisst, machen den ohnehin unübersichtlichen Handlungsverlauf noch verwirrender.

Was die Arbeit von |Bastei Lübbe| angeht, so muss ich sagen: Das Lektorat hätte besser sein können. Da steckt noch Verbesserungspotenzial drin. Auch waren bei den letzten beiden Bänden zwischen den Seiten feine Papierfitzel verstreut, die offenbar beim Schneiden des Papiers abgefallen und an den Blättern hängen geblieben sind, sodass ich immer wieder pusten oder wischen musste. Vielleicht braucht die Schneidemaschine mal eine neue Klinge.

_Hugh Walker_ heißt eigentlich Hubert Straßl und ist gebürtiger Österreicher. Beim Aufstieg der Fantasy zum populären Literatur-Genre war er von Anfang an dabei, nicht nur als einer der Erfinder des „ewigen Spiels“, sondern auch als Herausgeber eines Fan-Magazines und Gründer des ersten deutschen Fantasy-Klubs, sowie als Autor eigener Romane und Herausgeber der Taschenbuch-Serie „Terra Fantasy“. Sein |Magira|-Zyklus ist in der hier rezensierten Ausgabe von |Bastei Lübbe| nach dreißig Jahren erstmals vollständig erschienen.

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Watson, Jude – Im Netz des Bösen (Star Wars – Der letzte Jedi 5)

_Story_

Kurz nach seiner Flucht aus dem imperialen Gefängnis wird Ferus Olin erneut dem Imperator vorgestellt. Freiwillig folgt er dem Ruf Palpatines und lässt sich von ihm ein unverbindliches Angebot unterbreiten. Er soll die Missstände und das derzeit herrschende Chaos auf dem Planeten Samaria wieder in die rechten Bahnen lenken und damit den Weg für die Machtübernahme des Imperiums freimachen. Ferus lehnt jedoch dankend ab, erkennt aber erst dann die gemeinen Hintergedanken des Imperators: Roan und Dona, beides enge Verbündete Olins, befinden sich ebenfalls in der Gefangenschaft des Imperators und steuern geradewegs auf ihr Todesurteil zu, wenn Ferus die Kooperation ablehnt.

Ferus lässt sich auf den erzwungenen Deal ein und trifft kurze Zeit später Bog Divinian, einen weiteren Mittelsmann des Imperiums, der die Hintergründe des Hacker-Angriffs auf den Planeten untersucht. Skeptisch beäugt, ermittelt der Jedi Olin in den Netzwerken Samarias und findet bald tatsächlich erste Spuren. Als Ferus gemeinsam mit einigen alten Verbündeten die Fährte des Saboteurs aufnimmt, wird ihm jedoch erst klar, dass er in ein großes Netz aus Intrigen und hinterhältigen Machenschaften geraten ist. In seiner Bredouille bleibt ihm nur noch eine Wahl: die Flucht nach vorne …

_Meine Meinung_

„Im Netz des Bösen“ ist bereits der fünfte Roman aus der „Star Wars“-Serie „Der letzte Jedi“ und spielt in der Zeit zwischen den Filmepisoden III und IV. Im Gegensatz zu früheren derartigen Serien steht dieses Mal nicht der junge Anakin Skywalker im Mittelpunkt – dieser hat nämlich inzwischen schon die Position von Darth Vader eingenommen -, sondern ein weiterer junger Jedi namens Ferus Olin, der einst Seite an Seite mit Obi-Wan Kinobi kämpfte, allerdings vorzeitig den Orden der Jedi verließ. Er gehört einer Spezies verborgener Jedis an, die von Teilen des Imperiums bereits lange tot geglaubt sind und besonders Darth Vader im Glauben lassen, er wäre der Letzte seiner Art. Doch weit gefehlt, wie sich im weiteren Verlauf von „Im Netz des Bösen“ noch zeigen soll.

Die Geschichte setzt an dem Punkt an, als Ferus sich auf die Einladung des Imperators einlässt und sein unmoralisches Angebot anhört. Obwohl er im Grunde genommen weiß, dass der Imperator ihn mit Leichtigkeit in eine tödliche Falle locken könnte, folgt er seinem Ruf, weil er auf das Ehrgefühl Palpatines baut. Seine Hoffnung wird auch nicht enttäuscht, doch hätte er eigentlich wissen sollen, dass der erste Mann des Imperiums immer noch Mittel und Wege kennt, um seine offensichtlich unterlegenen Gegner in die Schranken zu weisen. In diesem Fall sind es zwei von Olins besten Freunden, die dieser alleine schon aus Dankbarkeit nicht im Stich lassen kann.

Damit öffnet sich auch erst die eigentliche Geschichte, die einer recht strikt voranschreitenden Handlung folgt, dabei nur wenige überraschende Momente hat und leider auch in vielerlei Hinsicht vorhersehbar scheint. Der Weg von Ferus und seinen Gefährten, die an anderer Stelle für Gerechtigkeit und Freiheit kämpfen, ist im Prinzip schon von Beginn an vorbestimmt, und lediglich die einzelnen unerwartet auftauchenden Personen am Ende des Romans sorgen dafür, dass nicht alles komplett durchsichtig ist. Jeder erwartet insgeheim, dass es dem jungen Jedi und seinen Gefährten gelingen wird, die Schergen des Imperators in die Schranken zu weisen und Vader und Co. zu überlisten, und es ist auch völlig klar, dass Ferus in den wichtigen Eckpunkten der Story die Oberhand haben wird.

Problematisch ist in diesem Sinne auch der sehr geringe Umfang des Romans. Zwar ist das Buch mit 160 Seiten noch halbwegs ausreichend bestückt, doch weil alleine 30 Seiten für Glossar und Werbung draufgehen, bleibt für die Geschichte nur ein ziemlich knapper Rahmen, der erwartungsgemäß auch zu oberflächlichen Darstellungen und wenig Tiefe führt. Inhaltlich ist das Ganze zwar bis zu einem gewissen Punkt interessant, und es ist ja auch eigentlich mal ganz erfrischend, neue Figuren im riesigen „Star Wars“-Universum kennen zu lernen, doch weil es sich hier um einen (sicherlich ungewollten) Kurzabriss handelt und zu keiner Zeit wirklich packende Spannung aufkommt, wird „Im Netz des Bösen“ der mächtigen Überschrift „Star Wars“ definitiv nicht gerecht.

Schauen wir aber mal, wie die Serie sich entwickeln wird, denn dieser Roman ist schließlich nur ein Teil eines größeren Ganzen, der zumindest noch den kleinen Hoffnungsschimmer belässt, dass künftig noch Schwung in „Der letzte Jedi“ hineinkommt. An guten Ideen mangelt es ja schließlich nicht.

http://www.paninicomics.de

Canavan, Trudi – Meisterin, Die (Die Gilde der Schwarzen Magier 3)

Band 1: [„Die Rebellin“ 3041
Band 2: [„Die Novizin“ 2989

Mit ihrer „Gilde der schwarzen Magier“ hat Trudi Canavan sich in den Olymp der Jugendfantasy-Autoren geschrieben. Ihre fantastische Geschichte rund um die junge Magierin Sonea macht spätestens ab dem zweiten Teil „Die Novizin“ absolut süchtig und schafft es auf überzeugende Weise, zahlreiche Fantasyliebhaber für sich zu gewinnen.

Im dritten und vorerst abschließenden Teil der „Gilde der schwarzen Magier“ erfährt Sonea endlich die wahren Gründe für Akkarins Verhalten. Der Hohe Lord nimmt sie mit in die Stadt und zeigt ihr, wie sie die Gedanken eines sachakanischen Sklaven gegen dessen Willen lesen kann. In diesen Gedanken erfährt Sonea vieles aus Akkarins Vergangenheit und von seinen Reisen, doch insbesondere liest sie, wie Akkarin schwarze Magie erlernt hat und aus welchen Gründen dies geschah. Es sind schreckliche Dinge, die Sonea nun erfahren muss, denn die Gilde der schwarzen Magier wird von mächtigen Ichani bedroht, die sich schwarzer Magie bedienen und große Kräfte von ihren Sklaven nehmen. Einst konnte Akkarin einen mächtigen Ichani töten, doch seitdem sinnt dessen Bruder auf Rache, und nun scheint die Zeit für diese Rache gekommen zu sein. Die Ichani wollen gemeinsam die Gilde angreifen und zerstören.

Sonea fürchtet um die Gilde und um ganz Kyralia, da bereits ein einziger Ichani so mächtig ist wie dutzende Magier der Gilde. Nach reiflicher Überlegung überredet sie Akkarin schließlich dazu, sie in schwarzer Magie auszubilden, damit sie ihm in seinem Kampf beistehen kann. Gemeinsam mit seinem Diener Takan unterrichtet Akkarin widerwillig seine Novizin in schwarzer Magie und zeigt ihr, wie sie Kraft aus anderen Menschen ziehen kann. Durch eine List der Ichani jedoch gerät Akkarin in Verdacht, einen anderen Magier und seine gesamte Familie mithilfe schwarzer Magie getötet zu haben. Bei ihren Nachforschungen finden die anderen Magier schließlich heraus, dass auch ihr Hoher Lord ein schwarzer Magier ist, dem aufgrund dieses Verbrechens die Hinrichtung droht.

In einem packenden Prozess versuchen Akkarin und Sonea, die Magier von der drohenden Gefahr zu überzeugen, doch am Ende müssen die beiden sich einem harten Urteil beugen, das die Zukunft der gesamten Gilde bedrohen könnte …

In diesem dritten Teil zieht Trudi Canvan gewaltig das Tempo an, dieses Buch widmet sich nicht länger Soneas Studien und ihren Zwistigkeiten mit den anderen Novizen, hier ist kaum noch die Rede von ihrem kleinen Widersacher Regin, der ihr lange Zeit das Leben zur Hölle gemacht hat. Wir verlassen hier nun die Internatsgeschichte und widmen uns wichtigen Ereignissen, die schließlich das Schicksal und die Zukunft der Gilde verändern oder auch zerstören könnten. In diesem Band drohen große Gefahren, die Akkarin plötzlich in einem ganz anderen Licht dastehen lassen. Der Hohe Lord ist nämlich nicht der durchtriebene und hinterhältige Mörder, für den Sonea ihn lange Zeit gehalten hat – nein, er hatte die ganze Zeit das Wohl der Gilde im Sinne. Durch die Kräfte seines Dieners Takan gestärkt, hat Akkarin alle sachakanischen Sklaven ermordet, die von den Ichani in die Stadt ausgesandt worden waren, um dort die Gilde auszuspionieren und um herauszufinden, wie stark die Gilde wirklich ist.

Wir begeben uns auf eine neue Handlungsebene, die diesem Buch einen ganz neuen Reiz verleiht. „Die Meisterin“ ist nicht länger für Kinder geschrieben, hier geht es um Mord, um Krieg und um das Überleben der Gilde. Die Ichani sind eine Gefahr für die gesamten verbündeten Länder, da ihre Kräfte unglaublich groß sind und sie nun erfahren haben, dass die Gilde keine schwarze Magie anwendet und den Ichani daher deutlich unterlegen ist. Die Aussicht auf einen Sieg der Gilde ist gering; man hat das Gefühl, als müsste David gegen Goliath kämpfen, und als Akkarin und Sonea schließlich für ihre Verbrechen verurteilt werden und Kyralia verlassen müssen, ist die Gilde den Ichani schutzlos ausgeliefert. Es besteht kaum Hoffnung, doch genau das steigert die Spannung ins Unermessliche.

In einem weiteren Erzählstrang begegnen wir Soneas Jugendfreund Cery wieder, der sich bei den Dieben einiges Ansehen erarbeitet hat und zu Ruhm und Reichtum gelangt ist. Außerdem hat er einen mächtigen Verbündeten, dessen Identität uns erst spät offenbart wird. Genau wie Sonea hat auch Cery sich gemausert, die beiden sind älter und deutlich reifer geworden, sodass auch das gesamte Buch viel erwachsener wirkt, weil es nicht länger um die Sorgen heranwachsender Jugendlicher geht. Cery lernt in diesem Band eine geheimnisvolle Sachakanerin kennen, die für ihn die Spione der Ichani ausfindig machen kann. Gleichzeitig fordert sie von Cery, ihr zu vertrauen und ihre Existenz nicht an seinen „Auftraggeber“ zu verraten. Doch kann er ihr wirklich vertrauen oder wird sie ihm eine Falle stellen?

Auch dem Botschafter Dannyl begegnen wir wieder. Dannyl führt weiterhin Aufträge für Akkarin aus und muss seine geheime Beziehung zu dem Gelehrten Tayend aufdecken, um das Vertrauen einer Gruppe von Rebellen zu gewinnen, die einen wilden Magier verbergen. Bei dieser Mission begibt Dannyl sich nicht nur in große Gefahr, sondern er entdeckt auch nach und nach das Geheimnis der so genannten höheren Magie, hinter der sich nichts anderes verbirgt als die schwarze Magie. Mit einem Buch über schwarze Magie im Gepäck macht sich Dannyl schließlich auf nach Imardin, um dort Akkarin dieses kostbare Buch zu zeigen. Doch ahnt Dannyl noch nichts von den dortigen Unruhen …

Die faszinierendste Gestalt des dritten Buches ist eindeutig Akkarin. In den Gedanken des gefangenen Sklaven kann Sonea lesen, dass Akkarin einst ein Sklave der Ichani war, denen er als Kraftquelle dienen musste. In Sachaka lernte er die schwarze Magie, mit deren Hilfe er schließlich den Fängen der Ichani entkommen konnte. Der Hohe Lord offenbart endlich eine ganz neue und interessante Seite, die überzeugend erklärt, wieso er trotz strikten Verbots der Gilde weiterhin schwarze Magie anwendet. In diesem Buch wird Akkarin zu einem Sympathieträger, den man nicht mehr missen möchte. Beim Lesen könnte man sich fast ein wenig in ihn verlieben, sodass man es nur allzu gut nachvollziehen kann, als auch Sonea plötzlich mehr in ihm sieht als ihren Mentor.

„Die Meisterin“ ist ein wahrlich fulminanter Abschluss der Trilogie „Die Gilde der schwarzen Magier“, die von Band zu Band immer spannender und interessanter wird. Mit dem Heranwachsen der Romanheldin reift auch die Serie und gewinnt dadurch an Reiz, dem man sich kaum entziehen kann. In diesem Buch ist es Akkarin und seine sich wandelnde Beziehung zu Sonea, die für zusätzliche Spannung sorgt. Aber auch die stetig wachsende Gefahr durch die mächtigen Ichani macht das vorliegende Buch zu einem absoluten Pageturner, den man innerhalb kürzester Zeit (leider!) durchgelesen hat, um anschließend zugegebenermaßen in ein ziemliches Loch zu fallen. Doch dieses werden hoffentlich das angekündigte Prequel sowie das dreiteilige Sequel füllen. Ich jedenfalls warte sehnsüchtig auf die Veröffentlichung dieser Bücher und werde mir derweil die Zeit mit Trudi Canavans Fantasyreihe „Age of the five“ vertreiben, die hoffentlich meine Entzugserscheinungen ein wenig mindern kann.

http://www.trudicanavan.com
[Verlagsspezial zur Serie]http://www.randomhouse.de/specialskids/canavan/

[„Priester“ 4275 (Das Zeitalter der Fünf 1)
[„Magier“ 4456 ((Das Zeitalter der Fünf 2)
[„Götter“ 4621 (Das Zeitalter der Fünf 3)
[„Die Rebellin“ 3041 (Die Gilde der Schwarzen Magier 1)
[„Die Novizin“ 2989 (Die Gilde der Schwarzen Magier 2)
[„Die Meisterin“ 3065 (Die Gilde der Schwarzen Magier 3)

Walker, Hugh – Magira – Die Stadt der Götter

Band 1: [„Die Welt des Spielers“ 2141
Band 2: [„Die Macht der Finsternis“ 2219

Thorich ist es tatsächlich gelungen, zusammen mit TayaSar, der Schwester des Fürsten von Sambun, nach Blassnig zu entkommen, der Stadt der Götter. Nach Thorichs bisherigen Erfahrungen mit Magiras Götterwelt stellt sich allerdings die berechtigte Frage, ob man die Ankunft in einer solchen Stadt tatsächlich als Entkommen werten kann, und prompt ist es so, dass die beiden Flüchtlinge vom Regen in die Traufe geraten. Und wieder einmal wird Thorich der Vorschlag gemacht, das eigene Leben zu erkaufen: Er soll das Lager der Hazzoni aufsuchen, die mit einer kleinen Streitmacht nur wenige Meilen entfernt von der Stadt lagern und auf Verstärkung warten. Mit der Verstärkung wird auch der Bruder des Heerführers im Lager eintreffen. Thorichs Aufgabe besteht darin, diesen Bruder zu entführen und nach Blassnig zu bringen.

Wohl oder übel macht Thorich sich auf den Weg. Doch innerhalb kürzester Zeit geht so ziemlich alles schief, was nur schiefgehen kann …

Genau genommen bietet all dies dem Leser nicht unbedingt etwas Neues. Die einzige Ausnahme dürfte die Tatsache darstellen, dass Thorich sich überraschend etwas zu sehr verliebt hat. Aber wie der Autor schon selbst sagte: Es war eine Motivation nötig, um all den Verwicklungen nicht einfach den Rücken zu kehren.

Auch die neu aufgetauchten Charaktere geben nicht wirklich viel her: Die Priester sind wie überall in Magira mehr oder weniger fanatisch und machtgierig und außerdem recht schnell von der Bildfläche verschwunden. Das gilt auch für das mythanische Halbblut, das dem Stadthalter von Klanang als Berater dient. Nicht einmal Thorichs Gefährten erhalten irgendwelches Profil. Sie alle sind nur Statisten. Die eigentlichen Hauptpersonen sind Laudmann und Hugh, der Autor.

Je weiter die Dinge sich entwickeln, desto mehr verlagert sich der Blickwinkel weg von den Charakteren der Welt Magira hin zu Laudmann und Hugh. Ihr philosophischer Disput über die Existenz der Finsternis und Laudmanns Fähigkeiten wird immer mehr zu einem ernsthaften Konkurrenzkampf, ihr Gerangel darüber, wie die Handlung der Geschichten sich entwickeln soll, immer mehr zu einem zähen Ringen um die Oberherrschaft über Magira. Das führt so weit, dass plötzlich nicht nur Laudmann in Magira auftaucht, sondern auch Hugh, wenn auch nicht in einem eigenen Körper, und dass Laudmann an der Schreibmaschine sitzt, und nicht der Autor!

Der Effekt ist ein ganz eigenartiger. Während in anderen Fantasybüchern die Geschichte meist aus Sicht der Figuren erzählt wird, oft in einer Form, die gegen Ende hin die Einsicht derselben immer mehr weitet, bis auch die weltlenkenden Götter mit einbezogen sind und manchmal am Ende sogar die Gründe für ihr Tun und Wirken erläutern, ist es hier so, dass man die Geschichte aus der Sicht der Götter miterlebt. Nicht aus Sicht von Äope oder Beliol, sondern aus Sicht derjenigen, die tatsächlich die Ereignisse dieser speziellen Welt lenken. In den ersten beiden Bänden wird das nicht so deutlich spürbar, aber spätestens ab Band drei wird dem Leser klar, dass er hier über einen Krieg der Götter liest, und zwar aus Sicht der Götter, während diejenigen, die die Abenteuer eigentlich erleben, fast an den Rand gedrängt werden. Dass der so mächtig gewordene Gegenspieler des Autors nicht in die Realität gehört, setzt der ganzen Sache die Krone auf!

Eigentlich hätte ich schon früher darauf kommen müssen, denn bereits das schwarze Sechseck im Wohnzimmer des Autors war ein klares Indiz dafür, dass das auf der Ebene der Realität geschilderte Geschehen nicht unbedingt immer real ist. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion waren von Anfang an unklar, die zusätzliche Fiktion auf der sogenannten Ebene der Realität macht es nicht gerade einfacher. Aber viel interessanter!

Der Autor trägt seinen Gegner mit sich herum. Jemanden, dem er nicht traut, der aber offenbar immer mehr die Oberhand gewinnt. Es ist, als hätte er ein kleines Teufelchen im Nacken, das ihn immer und immer wieder und immer mehr zu einer Art von Unfug anstachelt, mit der der Autor zwar einerseits aus Neugierde liebäugelt, die er aber ohne dieses Teufelchen niemals anfassen würde! Letztlich lässt er sich verführen. Und jetzt muss er den Kampf im Herrschaftsgebiet seines Herausforderers aufnehmen! Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen …

Wie zu erwarten, waren die Szenen, die im Reich der Finsternis und auf der Waage der Welt spielen, wieder am schwierigsten zu lesen. Der rasche Wechsel von unwirklichen und zusammenhanglosen Bildern erzeugt trotz aller Konzentration ein gehöriges Maß an Verwirrung, sodass ich am Ende Thorichs Erleichterung darüber, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, nur teilen konnte.

Ich fand das Buch nicht unbedingt spannend. Spannungsbogen und Charakterzeichnung bleiben zugunsten der ausufernden Rivalitäten zwischen Laudmann und dem Autor auf der Strecke. Angesichts dessen, wie sich das Verhältnis der beiden Hauptakteure zueinander entwickelt, habe ich allerdings weder Spannung noch intensive Charakterzeichnung sonderlich vermisst. Der philosophische Aspekt sowie die Frage nach Laudmanns tatsächlicher Identität füllen das Buch zur Genüge aus.

Nach diesem dritten Band bin ich wirklich neugierig, wie die Geschichte ausgehen wird. Seit es den Autor in seine Phantasiewelt verschlagen hat, gibt es nahezu keine Trennung mehr zwischen den Handlungssträngen auf Magira und in der Realität, die Ereignisse auf beiden Ebenen wurden zu einer einzigen Geschichte. Und weit mehr als all die kleinen Abenteuerchen Thuons und seiner Gefährten interessiert es mich, wer letztlich die Oberhand behält, Laudmann oder der Autor, und wie er die Entwicklung zu seinen Gunsten hinbiegen wird.

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Brocken, Arous – Katze unter Bären (Classic BattleTech 11: Bear-Zyklus 01)

_Story_

3053: Seit der Schlacht von Tukayyid herrscht Waffenstillstand, doch allerorts rüsten die Clans mächtig auf. Für junge MechKrieger scheint die richtige Zeit gekommen, ihr Talent in Kämpfen und Schlachten zu beweisen, doch die Ausbildung zum Krieger ist hart und die Auswahlkriterien sind gnadenlos. Dies bekommt auch der junge George zu spüren, der als einer der letzten Kadetten der Novakatzen kurz vorm entscheidenden Positionstest steht. Doch die Prüfung endet in einem Debakel; im Trainingslabyrinth stößt die Truppe der Novakatzen unerwartet auf einige übermächtige, feindliche Mechs und erleidet im Duell eine bittere Niederlage. George gelingt es dennoch, einen der riesigen Gegner aus nächster Nähe mit einem Überraschungsmanöver zu vernichten, was bei den Feinden, dem Clan der Geisterbären, nicht ungeachtet bleibt.

Kurzerhand nimmt man den besiegten Katzenkrieger vor Ort gefangen und macht ihn zum Leibeigenen. Seine Ausbildung zum Krieger kann er trotzdem fortsetzen, auch wenn er innerhalb des Clans der Geisterbären von seinen neuen Gefährten sehr skeptisch beäugt wird. Gerade die Tatsache, dass Georges Aktionen nicht selten in einem Fiasko enden, stößt den anderen Kriegern bitter auf und wirft weitere Zweifel an seiner Loyalität auf. Dann jedoch gerät das Gebiet des Clans plötzlich unter Beschuss; für George die beste Bewährungsprobe, um all seinen Kritikern zu beweisen, dass er seinem neuen Clan treu ergeben ist …

_Meine Meinung_

Unter dem Pseudonym Arous Brocken gibt ein deutscher Autor mit „Katze und Bären“ sein Stelldichein in der „Classic BattleTech“-Romanreihe. Es ist das erste Buch einer neuen Trilogie, die unter dem Namen „Bear-Zyklus“ in die Läden kommt, und gleichzeitig eines der „BattleTech“-Bücher, in denen die technischen Komponenten der Mechs äußerst umschweifend beschrieben werden. Brocken geht von Beginn an sehr detailliert auf die verschiedenen Kampfroboter, ihre Waffen und vor allem die Unterschiede zwischen den einzelnen Gewichtsklassen ein und bestückt den Leser erst einmal mit Fakten, die gerade dann recht nützlich sein können, wenn man selber zum ersten Mal zu einem Buch dieser Reihe greift. Anhand des Protagonisten George, der zunächst als Kadett die verschiedensten Leichtgewichte unter den KampfMechs erprobt, lernt man auf den ersten 80 Seiten Schritt für Schritt die Maschinen kennen, die einen ständig in leicht variierter Form durchs Buch begleiten werden, und bekommt so auch einen recht umfassenden Überblick über die Hintergründe im BattleTech-Universum. Doch wo bitte bleibt die Story?

Nun, Brocken lässt sich wirklich sehr lange Zeit, bis er das Tempo der Handlung mal ein wenig verschärft. Umgangssprachlich könnte man sogar fast sagen, dass er bis zum Erbrechen die wichtigsten Informationen über die tonnenschwere Kampfgeräte herunterrasselt, ohne sie dabei zugleich irgendwie in den Plot zu integrieren. Zwar versucht er durch die vielen Rückschläge, die George in seiner alten (Novakatzen) und neuen Umgebung (Geisterbären) durchleben muss, ein wenig Zeit zu gewinnen, doch irgendwann (und leider auch ein kleines bisschen früher) hätte er einfach die Kurve bekommen und der Geschichte ihren erforderlichen Raum zugestehen müssen.

Gott sei Dank geschieht dies dann auch nach knapp der Hälfte der Zeit, denn sobald George sich einmal vor seinen Kollegen und in einer Prüfung bewährt und den Zweiflern bewiesen hat, dass er durchaus das Zeug dazu hat, sich als MechKrieger zu behaupten, beginnt auch endlich die Phase, in der man sich mit dem Hauptdarsteller und der Erzählung im Allgemeinen anfreundet. Von diesem Moment an ist die Geschichte auch nicht mehr einzig und allein auf George und all die verschiedenen Unterarten der Mechs fixiert, sondern gewährt sich selber auch ein paar dringend notwendige Freiräume, um die anfangs ganz klar nicht existente Spannung herzustellen. Es sind solche Situationen wie die Entführung von George oder überhaupt die vielen plötzlichen Kampfsituationen, die von Brocken nicht adäquat aufgegriffen werden und so die Spannungskurve auch nicht zu steigern vermögen. Er bleibt lediglich bei den Fakten, spinnt dabei immer wieder den Faden zu den Kampfmaschinen und hat erhebliche Schwierigkeiten dabei, die Story als solche aufzubauen.

Im zweiten Abschnitt des Romans hingegen durchläuft die Geschichte einige rasante Entwicklungen. George etabliert sich immer mehr als tragende Figur und Identifikationsperson, sein gesamtes Umfeld gewinnt ebenfalls an Bedeutung und die massiv ausgetretene technische Komponente des Romaninhalts wird zugunsten einer sich in Sachen Komplexität bedächtig steigernden Handlung stetig in den Hintergrund gedrängt – bis das Buch dann plötzlich mit einigen Überraschungen endet und (zu Beginn hätte man das kaum für möglich gehalten) im Leser das Verlangen nach einer raschen Fortsetzung auslöst.

„Katze unter Bären“ ist einer derjenigen Romane, bei denen man eine Menge Geduld aufbringen muss, dafür aber am Ende nach längerer Durststrecke ganz ordentlich entlohnt wird. Nicht zuletzt wegen der sehr positiven inhaltlichen Entwicklung und der Behebung einiger zunächst begangener Schönheitsfehler ist der elfte Roman in der „Classic BattleTech“-Reihe dennoch lesenswert und zum Schluss auch auf dem bewährten Spannungslevel angesiedelt. Wegen der umfassenden Aufarbeitung technischer Details lohnt es sich gerade für Einsteiger ins BattleTech-Universum, hier zuzugreifen.

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Andreas Brandhorst – Feuervögel (Kantaki: Graken-Trilogie 1)

»Feuervögel« ist der erste Roman aus der zweiten Trilogie, die Andreas Brandhorst im Kantaki-Universum ansiedelt. Nach der Trilogie um Diamant, Valdorian und die Temporalen, die in einer umfassenden Neuordnung der Realität gipfelte, setzt der vorliegende Roman in einer Zeit an, die tausende von Jahren in der Zukunft des Zeitkriegs spielt.

Die Situation in der Milchstraße

Nach der zweiten Großen Lücke (einer einhundert Jahre umfassenden Zeit, über die es keinerlei historische Daten gibt) tauchten die Graken auf, unbeschreibliche Wesen, die mit ihren anscheinend symbiotisch lebenden Hilfsvölkern in die Galaxis eindrangen und eine Welt nach der anderen eroberten. Dabei ist das Vorgehen dieser Wesen, die Gedanken der Menschen und anderen Völker in ihre Träume einzugliedern und ihnen über diesen Weg das sogenannte Amarisk, die Lebensenergie und Seele, auszusaugen. Die Graken gelten als Seelenparasiten.

Um die weitere Ausbreitung zu verhindern, bleiben den Milchstraßenvölkern nur wenige Möglichkeiten. Den technisch weit überlegenen militärischen Hilfsvölkern der Graken haben sie nichts entgegenzusetzen. Die Graken, die sich auf Planeten festsetzen, beherrschen das Umfeld durch ihren Geist und ihre Träume, so dass sich »freie« Wesen nur unter speziellem Schutz (zum Beispiel dem Gegenträumer) nähern können, ohne in den Einfluss des Graken zu geraten. Hundertprozentigen Schutz bietet nur der Verzicht auf alle Gefühle durch einen operativen Eingriff ins Gehirn. Für wen das nicht in Frage kommt, der muss sich auf biotechnische Symbionten verlassen, die für die Zeit eines Einsatzes die Gefühle unterdrücken.

Jeder Graken lässt seine Brut heranreifen, um sie auf neue Systeme und Planeten loszulassen. Diese Brut ist der einzige bisher erfolgreiche Ansatzpunkt, nicht um die Graken zu besiegen, aber um sie an der weiteren Ausbreitung zu hindern.

Tako Karides ist Kommandant eines Trupps der galaktischen Streitkräfte, der auf eine Welt (Kabäa) vorstoßen soll, um die dortige Brut zu vernichten. Mit dabei ist eine Großmeisterin der Tal Telassi. Ihr geheimes Ziel ist, dem Graken einen »fatalen Traum« zu implantieren, der sich als Geschwür über möglichst viele Graken im Umfeld ausbreiten und sie vernichten soll.

Zwar wird die Brut vernichtet, aber auch die Großmeisterin kommt zu Tode und ihr fataler Traum zeigt keine Wirkung. Dafür entdeckt Tako Karides einen Jungen, der die einzigartige Gabe besitzt, in den Grakentraum einzudringen und dort frei zu bleiben, sogar, Wesen in seiner Umgebung vor der Grakenpräsenz zu schützen. Ihn rettet Karides vor dem Eintreffen von sieben weiteren Graken von Kabäa, bevor sie einen »Schwarm« bilden können.

Die Milchstraße muss immer stärkere Rückschläge hinnehmen, die Graken breiten sich dank der plötzlichen Schwarmbildung immer schneller aus. Bleibt die Hoffnung auf den Jungen Dominic, dessen Macht von den Tal Telassi geschult wird und dessen Schicksal es ist, die Grakenbedrohung zu bekämpfen.

Kritik

Es gibt wenig zu kritisieren, scheint mir. Die psychosoziale Seite der Protagonisten ist konsequent und nach einem erfolgversprechenden Schema erarbeitet. Tako Karides verlor Frau und Kind durch die Graken, das machte ihn zu ihrem erbittertsten Gegner und ermöglicht ihm, weitere Schicksalsschläge wie den Verlust großer Teile seines Körpers hinzunehmen und trotzdem mit unverminderter Härte gegen sich und andere an der Bekämpfung der Graken mitzuwirken. Durch seine Erfahrung und sein »Glück« – er ist regelmäßig an den Brennpunkten des Krieges – und trotz seiner wiederkehrenden sehr freien Auslegung von Befehlen erklimmt er die Rangleiter innerhalb der Streitkräfte. Vom einfachen »Keil« – einem Einsatzleiter – wird er zur »Lanze« mit hohen Befugnissen und erhält schließlich das Kommando über das letzte große Projekt, durch das die galaktischen Völker gerettet werden sollen. Unter seiner Leitung wird die zweihundertjährige Vorbereitung des galaktischen Exodus geplant und mit ihrer Umsetzung begonnen. Denn in Andromeda nebenan wurden bislang keine Graken gesichtet. Hauptziel seiner persönlichen Bemühungen ist aber Dominic, den Karides vor den Graken rettet und damit etwas vollbringt, was ihm beim eigenen Sohn nicht gelang. Er sieht in Dominic einen Sohnersatz und kämpft darum, bei ihm bleiben zu können.

Dominic ist der unwissende Schüler mit den überragenden Fähigkeiten, was ihn zu einem leicht formbaren Werkzeug der Tal Telassi macht. Aber entgegen ihrer Maxime verzichtet er nicht auf seine Gefühle und lernt im Zuge seiner Ausbildung ein Mädchen kennen, in das er sich verliebt. Das wirft die vorhersehbaren Probleme auf, bestärkt ihn aber in der Richtigkeit seiner Handlungen. Schneller, als die Lehrerinnen es erwarten und bemerken, entwickelt er seine Fähigkeiten weiter und kann dem Gefängnis der strengen Ausbildung entkommen. Im Endeffekt lastet auf ihm die gesamte Verantwortung, denn |nur er| kann – mit Hilfe der Tal Telassi und seines Freundes Tako Karides – der Gefahr der Graken Herr werden. Er muss seine Liebe in tragischer Weise aufgeben und erkennt schließlich, dass er die Wiedergeburt der mächtigsten Tal Telassi ist, die es bisher gab.

Auf Seiten der Tal Telassi gibt es die Großmeisterin Norene, die einen sehr konservativen Weg beschreitet und Dominic für diesen Zweck einspannen will. Sie übernimmt seine Ausbildung und zeigt sich als kalte, emotionslose Lehrerin, allerdings ohne die hintergründige Anteilnahme und Zuneigung des klischeehaften Lehrers. Schließlich unterliegt sie Dominics Geist, der in seiner Inkarnation und seinem Einblick in das Wesen des Seins den einzig gangbaren Weg gefunden hat – natürlich konträr zu Norenes Absichten.

So erleben wir das klassische Spiel vom Soldaten, der alles verlor und plötzlich eine neue Aufgabe erkennt, dem Jungen mit der verlorenen Liebe und der ausweglosen Zukunft und dem mächtigen Gegner in den eigenen Reihen, der wie stets von seiner Mission überzeugt ist und eigentlich nur einen anderen Weg gegen die Bedrohung beschreitet.

Trotz dieses im ersten Moment simpel und althergebracht erscheinenden Aufbaus enthält der Roman Spannung und Unterhaltung und Kreativität und Faszination von hohem Anspruch. Es ist vorhersehbar, dass am Ende ein Erfolg stehen würde. Aber die Komplexität der Geschichte und ihre Rätsel – und nicht zuletzt der atemberaubende Hintergrund – verbergen gekonnt den Weg zu diesem Erfolg und die damit verbundenen Konsequenzen. Außerdem führt doch die Mehrzahl aller Romane zu einem Erfolg.

Lange Zeit ist man enttäuscht, dass die Kantaki keine Rolle spielen, wo sie doch in der ersten Trilogie das faszinierendste Volk darstellten. Ein großes Rätsel dieses Zyklus ist das Verbleiben der »Großen K«, wie sie heute in Legenden genannt werden. Wer die Trilogie um den Zeitkrieg kennt, wird erstaunt sein, Schiffe der Kantaki im Zentrum der Grakenträume zu finden. Es bleibt noch ein Rätsel, wie sich aus den Kantakipiloten die Tal Telassi entwickelten. Auf den wichtigen Welten der Tal Telassi gibt es Mausoleen, in denen Kantakipiloten begraben liegen und ihr Andenken gewahrt wird. Auf diesem Weg stoßen wir auch auf unsere Bekannten: Diamant und Esmeralda. Was wurde aus Valdorian?

Und wem Olkin der Spieler noch ein Begriff ist: Auch er hat seinen kurzen Auftritt, auch wenn er sich mit Dominic konfrontiert sieht, der seine »Spiele« gar nicht lustig findet.

Es ist erstaunlich, dass schon der erste Roman eine Geschichte zum Ende bringt, nämlich den Krieg gegen die Graken. Doch die vielen Zusammenhänge bedürfen noch der Verknüpfung, und so bleibt die Spannung auf die beiden Folgebände auf einem hohen Niveau. Andreas Brandhorst kann erzählen!

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)


 

Kirstein, Rosemary – Sprache der Macht, Die (Die Expedition der Steuerfrau 4)

Band 1: [„Das magische Juwel“ 2183
Band 2: [„Das Geheimnis des Saumländers“ 2200
Band 3: [„Der verschwiegene Steuermann“ 2492

|Entwicklungen und Charaktere|

Nach den Ereignissen in Alemeth ist Rowan nach Donner zurückgekehrt, jene Stadt, in der sie beinahe einmal dem Anschlag einer Drachenhorde erlegen wäre. Sie will herausfinden, was es mit den Ereignissen auf sich hatte, die eine Steuerfrau namens Latitia in ihrem Logbuch vermerkt hat, nämlich mit dem Tod von Kieran, dem Vorgänger des jetzigen Magus von Donner namens Jannik.

Obwohl es zunächst scheint, als bestünde keine allzu große Gefahr, da Jannik nicht in der Stadt weilt, ist sie extrem vorsichtig. Und schon bald stellt sich heraus, dass diese Vorsicht nicht unbegründet war. Denn zwei von drei verdächtigen Personen stellen sich als Spione heraus. Einer allerdings entpuppt sich zu Bels und Rowans Verblüffung als Willam, jener junge Bursche, den sie als Lehrling von Corvus, dem Magus von Wulfshafen, zurückgelassen hatten. Und er hat einen geradezu abenteuerlichen Plan, um herauszufinden, warum der Leitstern abgestürzt ist: Er will nach unterschlagenen Aufzeichnungen aus jener Zeit suchen – in Janniks Haus!

Willam hat sich seit seinem letzten Auftauchen ziemlich entwickelt, was kein Wunder ist, denn es sind seither nicht nur mehrere Jahre vergangen, er hat auch eine Menge gelernt. Er ist selbstsicherer geworden in dem Sinne, dass er seine eigenen Fähigkeiten sehr genau kennt, und im Zusammenhang damit auch selbstständiger, fähig, auch unter Druck eigene Entscheidungen zu fällen und das Vorgenommene durchzuziehen. Was ihm allerdings geblieben ist, sind sein Dickschädel und seine eigene Art, die Dinge zu betrachten. Bels Befürchtung, er könnte zu einem skrupellosen Handlanger der Magi werden, hat sich nicht bestätigt.

Rowan stößt in Willams Gegenwart zum ersten Mal an ihre Grenzen. Als Steuerfrau ist sie natürlich wissbegierig, die Magie ist ihr jedoch so fremd, dass sie Willams Erklärungen nur mit Mühe folgen kann, obwohl er sichtlich bemüht ist, die Vorgänge auf einfache Weise zu beschreiben und verständliche Begriffe zu benutzen. Aber Rowan wäre keine Steuerfrau, wenn sie sich dadurch entmutigen ließe, und schließlich gelingt es ihr, Gemeinsamkeiten zu ihrer eigenen Denkweise zu erschließen.

Bel dagegen hat sich kein bisschen verändert. Das Erste, was ihr zu Willams Vorhaben, bei Jannik einzubrechen, einfällt, ist, ob dort auch herauszufinden sei, wo Slado seine Domäne hat, damit sie hingehen und ihn umbringen kann. Sie hat das Grauen, das der Leitstern bei ihrem letzten Aufenthalt im Saumland über die Menschen dort gebracht hat, noch nicht vergessen. Für ihre unkomplizierte Art ist ein unerwarteter Überfall auf Slados Person nicht nur die direkteste Art, Rache zu üben, sondern auch die einfachste Methode, die gesamte Angelegenheit endgültig zu beenden.

Aber natürlich ist die ganze Sache nicht so einfach, wie Bel sie gerne hätte, und das nicht nur, weil niemand Slados Aufenthaltsort kennt.
Zum einen findet Rowan bei ihren Nachforschungen heraus, dass Kierans Lehrling Slado hieß, außerdem stößt sie auf merkwürdige Ungereimtheiten, die letztlich zu der Erkenntnis führen, dass der Magus offenbar von einem Tag auf den anderen zu einem völlig anderen Menschen wurde, ohne dass jemand dafür einen Grund nennen kann.

Zum anderen ist Jannik unerwartet früh nach Hause zurückgekehrt. Und es ist nicht gerade einfach, in das Haus eines Magus einzubrechen, alles nach den gewünschten Informationen zu durchsuchen und wieder spurlos zu verschwinden, wenn man lediglich drei Stunden Zeit hat und nicht sicher sein kann, ob das Ablenkungsmanöver lange genug wirkt …

|Eindrücke und Betrachtungen|

In diesem vierten Band von Kirsteins Steuerfrau-Zyklus kommt die Magie zu Wort, und das massiv. Nachdem im ersten und zweiten Band lediglich einige Andeutungen gemacht wurden und der dritte sich mit den Dämonen als Hauptthema fast völlig auf die Fantasy-Seite stützte, geht es diesmal fast ausschließlich um die Magi, vornehmlich Kieran, Slado und Jannik. Das hat einige höchst angenehme Auswirkungen.

So hat der Leser endlich wieder einmal das Gefühl, dass sich bei der Lösung des Geheimnisses etwas bewegt. Nicht, dass die Autorin tatsächlich etwas verraten hätte! Denn keiner der Beteiligten kann mit den ergatterten Informationen etwas anfangen. Aber immerhin wurden Informationen ergattert. Und dabei kamen Protagonisten und auch der Leser gehörig ins Schwitzen! Nach dem etwas beschaulicheren Anfang, der sich hauptsächlich der Erforschung von Kierans Verhaltensänderungen widmete, kam die Handlung mit der Einleitung des Ablenkungsmanövers allmählich in Fahrt. Kaum haben die Protagonisten die Sache mit den Drachen hinter sich, finden sie sich in einer brenzligen Situation Jannik gegenüber, nur um kurz darauf beim Einbruch in Janniks Haus in Todesgefahr zu geraten …

Auch fand ich die Beschäftigung mit dem, was in Kirsteins Welt die Magie darstellt, weit angenehmer als die mit den Dämonen. Wer es bisher noch bezweifelte, sieht sich spätestens in diesem Band der Tatsache gegenüber, dass es sich bei dem, was Rowan als Magie bezeichnet, schlicht um Technik handelt. Der Leser hat in den vorhergehenden Bänden bereits die flüchtige Bekanntschaft von Sprengstoffen und Kabeln sowie mechanischen Spieluhren gemacht. Diesmal bekommt er es mit Hightech zu tun. Das, was Willam da an Janniks Schreibtisch tut, ist schlicht und ergreifend Hacking. Dass die Fenster sich hier nicht innerhalb eines Bildschirms öffnen, sondern einfach als Lichtquadrat in der freien Luft, verleiht der Darstellung schon fast einen Touch von Science-Fiction.

Ein wenig seltsam erschien mir, dass Willam in der Lage war, auf das Netzwerk zuzugreifen, obwohl gerade ein neues Update eingespielt wurde, aber da ich von Computern nicht wirklich Ahnung habe, bin ich nicht sicher, ob das wirklich einen logischen Bruch darstellt. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass mich das in diesem Moment nur wenig kümmerte! Die Spannungskurve hat an dieser Stelle ihren Höhepunkt erreicht. Der Kniff, dass dem Helden bei seinem Tun die Zeit davonläuft, ist ja nicht neu. Der Autorin ist es aber gelungen, den Leser durch die zunehmende Konzentration des Blickwinkels auf Willam gewissermaßen in Rowans Rolle hineinzuziehen und ihn damit sozusagen direkt ins Geschehen zu holen. Es war fast eine Erlösung, als Willam endlich Hals über Kopf mit Rowan aus dem Haus stürzte, ohne auch nur zu versuchen, die Spuren seines Eindringens zu verwischen!

|Insgesamt|

Bleibt zu sagen, dass der vierte Teil des Zyklus am Ende der Lektüre ein weit zufriedeneres Gefühl hinterließ als seine Vorgänger. Die Charakterzeichnung blieb bei allen Personen außer den drei Hauptfiguren skizzenhaft, was aber nicht störte, da sie im Grunde nur als Informationsquellen von Bedeutung waren und ansonsten keine Rolle spielten. Dafür bot dieser Band eine allmählich aber ständig steigende Spannung und ein paar neue Puzzleteile zum Knobeln. Zwar blickt der Leser bei weitem noch nicht durch, wie all die Schnipsel zusammengehören mögen, aber einige Antworten darauf dürften im nächsten Band zu finden sein. Zum ersten Mal, seit ich an diesem Zyklus lese, bin ich wirklich gespannt auf die Fortsetzung.

|Die Autorin|

Rosemary Kirstein ist Amerikanerin und hat schon in den unterschiedlichsten Berufen gearbeitet. Außerdem ist sie in der Folk-Szene aktiv, spielt Gitarre und singt. Die einzelnen Bände ihres Zyklus |Die Expedition der Steuerfrau| sind mit teilweise erstaunlichem zeitlichem Abstand entstanden. Leider waren keine Informationen zu einem fünften Band zu finden, und im Hinblick auf die Zeiträume zwischen den bisherigen Veröffentlichungen könnte das auch noch eine Weile dauern.

http://www.bastei-luebbe.de

Haensel, Hubert / Lukas, Leo / Kneifel, Hans / Böhmert, Frank / Borsch, Frank / Anton, Uwe – PERRY RHODAN: Odyssee

_Trailer_

|Durch eine mysteriöse Kraft werden Perry Rhodan und seine Freunde eine Milliarde Jahre in die Zukunft gerissen, in eine Epoche, in der das Leben im Universum im Schwinden begriffen ist. Doch die Völker der Milchstraße haben eine gigantische Apparatur entworfen, um dem Verfall entgegenzuwirken – eine Apparatur, an der auch das finstere Imperium der Nodronen interessiert ist.

Schon bald findet sich Perry Rhodan im Zentrum des letzten großen Kampfes der Galaxis wieder. Die Odyssee beginnt … |

_Inhalt_

Hubert Haensel
|Die Kolonisten der Zukunft|

In der Metropole Mantagir werden die Terraner mit der neuen Zeit konfrontiert. In dieser haben sich die barbarischen Nodronen über weite Teile der Milchstraße ausgebreitet und bedrohen die letzten friedlichen Zivilisationen.

Leo Lukas
|Der geheime Krieg|

Ausgerechnet die von Amphibien abstammenden Quochten scheinen die Einzigen zu sein, die in dieser düsteren Zukunft den Nodronen standhalten können. In den Kavernen ihrer Heimatwelt stößt Rhodan auf die Imperiale Königin dieses Volkes.

Hans Kneifel
|Das Energie-Riff|

Als Gefangener der Nodronen wird Perry Rhodan auf die höllische Insel Tapasand verbannt. Niemand, so heißt es, hat die unmenschlichen Bedingungen auf der Insel bisher länger als einige Wochen überlebt.

Frank Böhmert
|Die Traumkapseln|

Nach vielen Mühen schafft es Rhodan, den Kontakt zu den Rebellen herzustellen, die gegen die Herrschaft der Nodronen agieren. Sie leben in den Traumkapseln, gigantischen Habitaten, abgeschirmt vom Rest des Universums.

Frank Borsch
|Das strahlende Imperium|

Um die friedliebenden Zivilisationen der Zukunft zu retten, muss Perry Rhodan zur zentralen Welt der Nodronen vorstoßen. Dort residieren die geheimnisvollen Zwillingsfürsten, die den Krieg in die Galaxis getragen haben.

Uwe Anton
|Die Lebensboten|

In ferner Zukunft ist der Mars die Zentralwelt eines kosmischen Gebildes – ein Schwarm aus Tausenden von Sonnensystemen und Planeten, die als Lebensboten neue Kulturen entstehen lassen.

_Rezension_

|Während eines Rundflugs über den Mars geschieht das Unfassbare: Perry Rhodan, sein bester Freund Reginald Bull und etliche andere Passagiere werden von einem mysteriösen Energiewirbel erfasst und eine Milliarde Jahre in die Zukunft gerissen … Der in sich abgeschlossene „Perry-Rhodan-Odyssee“-Zyklus erstmals in einem Band – ein Science-Fiction-Abenteuer im Breitwandformat, ein Ereignis nicht nur für die zahllosen Perry-Rhodan-Fans, sondern auch für alle anderen SF-Leser.|

Erstmals erscheint hier also der ODYSSEE-Zyklus in einem Band und nun war ich gespannt auf das angekündigte „SF-Abenteuer im Breitwandformat“. Doch Hubert Haensel, Autor des ersten „Kapitels“, vermochte es nicht, einen rasanten Start hinzulegen. Bei dem schleppenden Einstieg dachte ich wieder an die mahnenden Worte meiner Professorin, dass die ersten Sätze/Seiten darüber entscheiden, ob man einen Leser an ein Buch fesselt oder nicht. Bei diesem ist es eindeutig nicht so.

Auf den Inhalt explizit einzugehen, würde bei einem solch dicken Wälzer den Umfang einer Rezension sprengen, man kann und sollte es aber auf die Autoren. Von den sechs Autoren dieses Zyklus gefällt mir persönlich Leo Lukas mit Abstand am besten, weil er sich durch seinen Stil abhebt und auch der Humor bei ihm nicht zu kurz kommt. Daher wirkt sein Text lebendiger und unterhaltsamer als die anderen. Besonders im Vergleich zu Hans Kneifels Part, der teilweise recht emotionslos, unbeholfen und arg „dünn“ wirkt. Etwas, das Frank Böhmert wiederum zu vermeiden weiß; er widmet sich mehr den Charakteren und ihren Emotionen und inneren Dialogen, was ihm vortrefflich gelingt, wodurch er auf Platz zwei des Sechserautorengespanns rückt. Aber auch Frank Borsch überzeugt in diesem Punkt.

So erzielt man eine Fifty-fifty-Mixtur, durch die wohl dem Gros der SF-Leser bekömmlich sein dürfte. PR-Fans wird der Band eh überzeugen und auch eher einen Sammlerwert darstellen, da die Einzelbände jedem eingefleischten Fan bekannt sein dürften. Reine SF-Fans kommen hier auch auf ihre Kosten, wenn man keine ausgereiften und zeitgemäßen Handlungsstränge erwartet.

Der Zyklus endet mit einem wahren Spruch: |“Beides benötigt das Universum so dringend wie nie zuvor: Leben, das es mit Vielfalt erfüllt, und Intelligenz, damit dieses Leben friedlich miteinander auskommen, trotz aller Unterschiede kooperieren und sich gegenseitig wertschätzen kann.“| Besonders Letzterem kann ich nur beipflichten.

Zur Aufmachung des Bandes: Der 1152 Seiten starke Titel liegt schon wie ein schwerer Klotz in der Hand, zumal er auch ein größeres Format hat (ähnlich dem des |Piper|-Verlages). Covermotiv und Coverartwork sind sehr ansprechend. Gemessen an dem Preis bekommt der Leser also wirklich etwas geboten.

http://www.perry-rhodan.net / http://www.perryrhodan.org/
http://www.heyne.de
http://www.perrypedia.proc.org

Lewis, Clive Staples – silberne Sessel, Der (Die Chroniken von Narnia 6)

[Das Wunder von Narnia 1858
[Das Wunder von Narnia – Hörbuch 1991
[Der König von Narnia 1758
[Der König von Narnia – Hörbuch 356
[Der Ritt nach Narnia 1933
[Der Ritt nach Narnia – Hörbuch 1984
[Prinz Kaspian von Narnia 2081
[Prinz Kaspian von Narnia – Hörbuch 2725
[Die Reise auf der Morgenröte 2543

_Story_

Seit Eustachius‘ Auflug in die Abenteuerwelt Narnia ist mittlerweile ein Jahr ins Land gezogen. Doch nach seiner Rückkehr kam ihm das Leben wieder trist und langweilig vor. Eines Tages begeistert er die gleichaltrige Jill für seine Erzählungen aus dieser Welt, und tatsächlich gelingt den beiden Außenseitern auf ihrer Flucht vor einer Gruppe ihrer Mitschüler ein erneuter Sprung nach Narnia.

Dort angekommen, treffen sie alsbald auf den Löwen Aslan, der ihnen aufträgt, den verschollenen Sohn von König Kaspian, Prinz Rilian, zu finden. Und damit startet für die beiden ein neues Abenteuer, welches sie durch bislang nicht mal im Traum erdachte Gefahren führt. Gemeinsam mit einem Moorwackler treten sie in die Unterwelt von Narnia ein, treffen auf menschenfressende Riesen, entdecken den stark gealterten Kaspian wieder und versuchen mit aller Macht, den bösen Zauber der Hexe zu brechen, die aus ihren finsteren Gefilden Unheil über Narnia hereinbrechen lässt. Lediglich ihre Tollpatschigkeit und ihre ewigen Streitgelüste steht den beiden dabei mehr als nur einmal im Weg …

_Meine Meinung_

„Der silberne Sessel“ ist der erste Roman aus der Fabelwelt Narnia, der mir zu Beginn ernsthafte Schwierigkeiten bereitete. Irgendwie kommt die Story nämlich nur schleppend voran, weil die Handlung inhaltlich zunächst alles andere als abenteuerlich ist. Der Weg von Eustachius und Jill ist nicht nur hart und beschwerlich, sondern wird beim Lesen auch so empfunden, weil die beiden Kinder sich ziemlich naiv anstellen und sich auch ständig wegen irgendwelcher unsinnigen Kleinigkeiten in die Wolle bekommen, was nach einiger Zeit gehörig nervt. Weiterhin wird dadurch auch nicht gerade die Sympathie für die beiden tragenden Charaktere gefördert, was ja anfangs auf Eustachius bereits im letzten Buch „Die Reise auf der Morgenröte“ zutraf.

Das Fernbleiben der einstigen Könige und Königinnen des goldenen Narnia-Zeitalters bekommt dem Buch also vorerst nicht ganz so gut; abgesehen von Aslan und dem später auftauchenden Kaspian fehlen einem echte Idenitifikationsfiguren und vor allem Helden, die das Zepter an sich reißen. Eustachius kann in diese Rolle zwar mit der Zeit bedingt hineinwachsen, doch ein wirklicher Sympathieträger wird er aufgrund einer irgendwie nicht näher definierbaren Blockade nicht.

Dennoch findet in „Der silberne Sessel“ nach gut der Hälfte des Buchs eine entscheidende Wende und damit auch eine sehr positive Entwicklung statt. Unter anderem durch das Aufeinandertreffen mit dem Moorwackler Puddleglum, der das Duo auf der weiteren Reise begleitet, bekommt die behäbige Story endlich etwas mehr Schwung und erhält bereits wenige Seiten später die bis dato fehlende Abenteuer-Atmosphäre, die später im Schloss des Riesen wieder auf echtem Narnia-Niveau angesiedelt ist.

Andererseits beweist Clive Staples Lewis im sechsten Buch der Chroniken mal wieder ein außerordentliches Geschick bei der Einführung neuer Charaktere, so zum Beispiel den sympathischen Moorwackler, der einem im Gegensatz zu Jill und Eustachius sofort ans Herz wächst. Aber auch die seltsamen Riesen, von deren barbarischen Ritualen die Kinder beinahe zu spät erfahren, erzielen trotz ihrer unehrbaren Motive einen stillen Applaus, weil sie von Lewis mal so ganz anders dargestellt werden, als man es von Gestalten wie Riesen eigentlich gewohnt ist. Um dies zu begreifen, muss man das Buch allerdings auch gelesen haben – und das kann ich trotz aller anfänglicher Bedenken schlussendlich doch noch empfehlen.

Lewis hat sich beim Spagat aus moralischen Inhalten und Abenteuerhandlung zwar diesmal ungewohnt schwer getan, aber dennoch einen würdigen Vertreter der „Chroniken von Narnia“ in die Serie integriert – leider auch schon den vorletzten. Enttäuscht sein wird man lediglich, wenn man die Serie besonders wegen ihrer Parallelen zu Gleichnissen des christlichen Glaubens schätzte. Davon ist „Der silberne Sessel“ nämlich nur spärlich gesäumt.

http://www.narnia-welt.de
http://www.brendow.de

Voltz, William / Darlton, Clark / Vlcek, Ernst / Mahr, Kurt / Ewers, H. G. – Kaiserin von Therm, Die (Perry Rhodan Silberband 94)

In diesem Band wurden die Hefte

800. William Voltz: Die Kaiserin von Therm
801. William Voltz: Sirenen des Alls
802. Clark Darlton: Planet der toten Kinder
803. Ernst Vlcek: Stätte der Vergessenen
804. Kurt Mahr: Der Zeithammer
805. Kurt Mahr: Flucht von Intermezzo
806. H. G. Ewers: Der Marsianer und der MV
807. H. G. Ewers: Der Kampf um Terra

in überarbeiteter Form zusammengefasst.

Mit dem Generationenraumschiff SOL reisen Perry Rhodan und der Arkonide Atlan auf wichtiger Mission durch das Universum: Sie suchen die Erde und den Mond, die es auf ihrer beispiellosen Odyssee in eine fremde Region des Kosmos verschlagen hat. Dabei treffen sie auf die Kaiserin von Therm, eine so genannte Superintelligenz, deren Entstehung auf ein kosmisches Ereignis vor Jahrmillionen zurückzuführen ist.

Diese Begegnung wird zum Prüfstein für die Besatzung der SOL. Als Perry Rhodan und seine Gefährten aber nach langem Flug endlich ihr Ziel erreichen, finden sie die Heimatwelt der Menschheit entvölkert vor. Zwanzig Milliarden Menschen, bis vor kurzem im Bann der Aphilie gefangen, sind spurlos verschwunden; stattdessen beherrscht nun eine fremde Macht die Erde.

Allein auf dem Planeten Intermezzo, wenige Lichtjahre entfernt, verbirgt sich noch menschliches Leben: Dorthin sind Alaska Saedelaere und eine Hand voll Überlebender geflohen. Perry Rhodan erkennt, dass die SOL zwischen die Fronten der Auseinandersetzung kosmischer Mächte geraten ist – er nimmt den Kampf gegen die Kleine Majestät auf, die Terra beherrscht …

_Trailer_

Während die Völker der Milchstraße die Macht der Laren brechen, beendet Perry Rhodan mit der SOL den Konflikt zwischen der Kaiserin von Therm und der Superintelligenz BARDIOC, die aus einem abtrünnigen Mächtigen hervorgegangen ist. Dadurch rettet er die bedrohte Erde und gewinnt zugleich tiefe kosmische Einsichten. Terra kehrt ins Solsystem zurück und wird wieder von Menschen besiedelt.

_Perry Rhodan Silberbände_

Die PERRY RHODAN-Serie beschreibt in mittlerweile 2060 Heftromanen eine Vision von der Zukunft der Menschheit. Im Jahr 1961 erschien der erste Heftroman und das Abenteuer begann.

Im Wesentlichen geht die Idee der Serie auf zwei „große alten Herren“ der deutschen Science-Fiction-Literatur zurück: K. H. Scheer und Clark Darlton. Und obwohl es von Anfang an geplant war, aus Perry Rhodan einen unsterblichen Titelhelden zu machen, ahnte keiner von beiden, dass der Grundstein für die größte Weltraumserie der Welt gelegt war und Perry Rhodan irgendwann wirklich das Erbe des Universums antreten könnte.

_Rezension_

|“Der Glaube, es gäbe nur eine Wirklichkeit, ist die gefährlichste aller Selbsttäuschungen“|,
so wird Paul Watzlawick u. a. zitiert.

Wer sich jedoch mit dem Raumschiff SOL durch die Unendlichkeit des Weltraums bewegt, mit dem sympathisch menschlichen Perry Rhodan auf Abenteuer geht, wird schnell der irdischen Wirklichkeit entfliehen. Zumindest 400 Seiten dieses Bandes lang.

Dieser ist eindeutig etwas für Fans der PR-Serie; mir als Neueinsteigerin fiel es schwer, in der Handlung Fuß zu fassen. Wenn man sieht, wie lange es PERRY RHODAN schon gibt, ist das wohl auch kein Wunder. Bedenkt man aber, wie stabil die Leserschaft ist, so ist das schon beachtlich.

Die Plots sind recht spannend gehalten, auf einem soliden Heftromanniveau – nicht mehr, aber auch nicht weniger – und die Charaktere gut dargebracht. Der Konflikt zwischen der Kaiserin und Bardioc, der Superintelligenz, ist ebenfalls sauber herausgearbeitet.

Alles in allem bietet der Band flotte Unterhaltung für PR-Fans, die hier sicher voll auf ihre Kosten kommen. Ein sorgfältigeres Lektorat hätte allerdings aus den Texten noch mehr herausholen können.

Die Aufmachung ist wieder ordentlich. Blaue Schrift auf dem silbernen Hardcover; das 3D-Covermotiv ist sicherlich Geschmackssache (meine weniger), aber passt allemal. Somit stimmt auch das Preisleistungsverhältnis.

_Fazit:_ Fans der Serie und Sammler der PR-Bänden kann man raten: Ran an diesen Silberband!

|Gebundene Ausgabe: 399 Seiten
Mit 3D-Titelbild von Johnny Bruck und Risszeichnung
Bearbeitet von Hubert Haensel|
http://www.perryrhodan.org

Warren, Earl – Fluchtpunkt Amazonas (Gentec-X Nr. 3)

Nr. 1: [„Das Ende der Menschheit“ 2952
Nr. 2: [„Der Untergang von Chicago“ 3017

_Story_

Die Gencoys sind kaum noch aufzuhalten. Nachdem sie große Teile der Vereinigten Staaten besetzt haben, holen sie zum großen Schlag aus und bedrohen die Menschheit weltweit. Ihr Ziel: Die menschliche Rasse zu unterjochen und zu eliminieren, um statt ihrer in die Kosmische Förderation aufgenommen zu werden. Selbst die Aussicht auf Hilfe seitens dieser Förderation ist kaum gegeben, weil die Wächterin der Menschheit auf ihrer Reise zur Andromeda-Galaxis mehr Zeit als erlaubt zu benötigen scheint und ihre Überzeugungsarbeit nicht dringend ein positives Resultat erzielen muss.

Während die Vorsitzenden der brutalen Maschinen in Tokio über das Schicksal der Menschheit beraten und Schritt für Schritt die Zerstörung planen, stecken Nita Snipe und Nick Carson weiterhin im Zentrallager des Gentec-Konzerns fest und können auf die ständig brisanteren Entwicklungen auf der Erde kaum noch Einfluss nehmen. Der Planet und seine Rasse stehen am Ende, es sei denn, es geschieht noch ein unverhofftes Wunder.

_Meine Meinung_

Bereits nach dem zweiten Heftroman „Der Untergang von Chicago“ waren meine Hoffnungen geschrumpft, dass Autor Earl Warren mit seiner Serie „Gentec-X“ noch einmal die Kurve bekommen und die Geschichte wieder in die richtigen Bahnen lenken würde. Zu unglaubwürdig war der Aufbau der Handlung, selbst für eine Science-Fiction-Story, und zu schwach die Weiterentwicklung der mit viel Pathos beschriebenen Charaktere.

Der letzte Funke Hoffnung, der nach dem unerwartet spannenden Ende des letzten Teils noch bestand, wird jedoch leider in „Fluchtpunkt Amazonas“ gänzlich ausradiert. Ein wichtiger Punkt hierbei ist sicherlich, dass die Überraschungseffekte aufgrund der durchweg vorhersehbaren Handlung komplett ausblieben. Selbstverständlich greifen die Gencoys weltweit um sich, und selbstverständlich ist die Lage mit einem Male so aussichtslos, dass sie nur noch von einem (sich bereits ankündigenden) Wunder gewendet werden kann. Diesen Aspekt nimmt man ja dann auch noch gerne hin. Fragwürdig wird das Ganze dann allerdings, als Nita Snipe und ihr Ex-Gemahl Nick in äußerster Lebensgefahr plötzlich wieder ihre alte Liebe aufleben lassen, denn das gehört – zumindest an dieser Stelle – definitiv nicht in einen thematisch so bedrohlichen Heftroman. Man stelle sich das mal vor: Überall auf der ganzen Welt werden Menschen abgeschlachtet, für jedes einzelne reale Lebewesen droht bereits in den kommenden Stunden die endgültige Vernichtung, und die beiden vom Autor auf die Position des Weltretters vorbereiteten Protagonisten haben nichts Besseres zu tun, als die Dinge mit teils selbstironischen, zynischen Kommentaren zu belegen und dann auch wieder einige ach so romantische, von Pathos durchtränkte Worte zu wechseln. Ist das etwa die angemessene Vorbereitung auf die Apokalypse?

Nun, damit wäre aber nur |eine| wesentliche Schwäche von „Fluchtpunkt Amazonas“ dargestellt, nämlich die fehlende Glaubwürdigkeit. Ein weiteres Problem, das sich bereits zuletzt abzeichnete, ist der Mangel an neuen Ideen. Es gehört sicherlich auch weiterhin dazu, die bestialischen Übergriffe der Gencoys in aller Ausführlichkeit zu beschreiben, jedoch kann man den Konflikt doch nicht nur darauf beschränken. Ein Versuch besteht darin, die Konferenz der Gentec-Oberhäupter ins Geschehen aufzunehmen, doch zu welchem Zweck geschieht dies? Schließlich wird auch hier nichts anderes dargelegt, als das, was der Leser eh schon weiß bzw. erwartet. Wo bleibt da der Fortschritt?

Man mag meinen Zeilen sicher anmerken, dass bei all dem auch einige Enttäuschung mitschwingt. Ich hatte mir nach dem gelungenen Auftakt von dieser Serie nämlich eigentlich recht viel versprochen, kann die negative Entwicklung aber jetzt weder verstehen noch nachvollziehen. Warren hatte sicher gute Voraussetzungen für ein überzeugendes SciFi-Konstrukt geschaffen, sie dann aber Stück für Stück wieder ihres Potenzials beraubt – bis nun schon mit dem dritten Roman das Interesse langsam aber sicher verloren geht. Mal sehen, was der Autor noch aus der Story um die Gencoys und ihre Jägerin Nita Snipe macht. Die Hoffnung, dass hier noch einmal alles ins Lot kommt, habe ich allerdings bereits aufgegeben.

http://www.romantruhe.de/

Hohlbein, Wolfgang – Blut der Templer, Das

In dem Roman „Das Blut der Templer“ von Wolfgang Hohlbein geht es um den Jahrtausende alten Kampf zweier Orden um den Heiligen Gral. Auf der einen Seite stehen die Prieuré de Sion und auf der anderen Seite ihnen gegenüber die Tempelritter. Während der Orden der Tempelritter es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Gral und sein Versteck zu beschützen, damit kein Mensch seine Macht missbrauchen kann, lässt die Hohepriesterin der Prieuré de Sion nichts unversucht, um den Gral ausfindig zu machen, der sich im Grab von Jesus Christus befinden soll. Der Legende nach erlangt derjenige, der den Gral gewinnt, Unsterblichkeit und dadurch unbeschreibliche Macht.

Die Geschichte von Wolfgang Hohlbein spielt in der Gegenwart und beginnt, als der 19-jährige David, der in einer Klosterschule aufwuchs und von dem Mönch Quentin aufgezogen wurde, in den Kampf zwischen den beiden Orden hineingezogen wird. Erst nach und nach erfährt David von seinem Ziehvater, welche Rolle er in diesem uralten Konflikt spielt. Denn David ist der Sohn von Lucrzia Saintclaire, der Hohepriesterin der Prieuré de Sion, und Robert von Metz, dem Großmeister der Tempelritter. Und wie es in solchen Fällen nun einmal üblich ist, ist dieser weltfremde und sympathische, aber in manchen Dingen etwas unbeholfene Junge der Einzige, der in der Lage ist, das Grab Jesu Christi zu finden, denn in seinen Adern fließt „Sangreal“, das heilige Blut. Während seine leiblichen Eltern sehr damit beschäftigt sind, David durch Versprechungen, Drohungen oder rohe Gewalt auf ihre Seite zu ziehen oder ihn einfach umbringen zu lassen, macht sich David mit Hilfe seiner Klassenkameradin und ersten großen Liebe Stella und dem Mönch Quentin auf den Weg, um eine eigene Lösung für das Ende dieses Streits zu finden.

Auch wenn es Wolfgang Hohlbein in der Vergangenheit immer wieder gelungen ist, einzigartige Fantasyromane zu schreiben und er nach wie vor zu den besten Fantasyautoren in Deutschland gehört, ist dieses Buch weder einzigartig noch besonders gut. Es ist eine nette Geschichte. Das ist alles. Entweder hätte man aus diesem Thema sehr viel mehr herausholen müssen oder es besser noch gänzlich meiden sollen, da es mittlerweile zu einem höchst langweiligen Modethema geworden ist. Die typische Geschichte von einem armen Waisenjungen, der das Schicksal der Welt in der Hand hält, ist inzwischen einfach alles andere als originell.

Sprachlich ist das Buch insofern interessant, als dass man zu Beginn nicht nur durch den Widerspruch von Männern mit Anzügen und Schwertern, die Limousine fahren, sondern auch durch den detaillierten szenischen Bericht aufmerksam wird. Dass das Ganze fast wie die Beschreibung eines Theaterstückes wirkt, erklärt sich, wenn man weiß, dass sich das Buch auf den gleichnamigen Film bezieht. Der filmische Charakter tritt in den späteren Kapiteln jedoch nur noch selten auf. Sehr positiv fällt in diesem Buch die Gestaltung der Charaktere auf. Bei Robert von Metz beispielsweise wird sein innerer Kampf sehr nachhaltig und geschickt dargestellt. So muss er sich entscheiden, ob er seinen Sohn David beschützt oder ob er den einzigen gemeinsamen Nachfahren der Prieuré de Sion und der Tempelritter tötet, um das Geheimnis des Grals zu bewahren. Davids Mutter schwankt ebenfalls stark zwischen ihren mütterlichen Gefühlen und ihrer unbegrenzten Gier nach der Macht des Grals, welche ihr letztendlich zum Verhängnis wird. David und auch Stella wirken insofern sehr überzeugend, als sie während der ganzen Geschichte ihre Identität als Teenager behalten und sich nicht von ihrer Rolle als Held und Retter der Geschichte vereinnahmen lassen. Die weiteren Figuren in der Geschichte bergen keine besonderen Überraschungen, sondern verhalten sich entsprechend ihren Rollen typisch und vorhersehbar.

Insgesamt ist „Das Blut der Templer“ eine lebendige Geschichte mit überzeugenden Charakteren, die der Größe und Bekanntheit des Themas jedoch nicht gerecht wird.

http://www.hohlbein.net/
http://www.ullsteinbuchverlage.de/ullsteintb/

Barclay, James – Elfenjagd (Die Legenden des Raben 2)

|Die Chroniken des Raben|:
[Zauberbann 892
[Drachenschwur 909
[Schattenpfad 1386
[Himmelsriss 1815
[Nachtkind 1982
[Elfenmagier 2262

|Die Legenden des Raben|:
[Schicksalswege 2598

_Story_

Das Elfenvolk ist zutiefst verbittert, nachdem jemand den Daumen ihrer Götterstatue Yniss geraubt hat. Der Fluch, der auf dieser Tat lastet, hat schon einige Opfer gefordert und droht nun, die gesamte Rasse auszulöschen. Ilkars Bruder Rebraal verspürt nichts als Hass auf die Menschen aus Balaia, die für diese Tat verantwortlich sind. In einer blutigen Verfolgungsjagd begleitet er die Söldner vom Raben zur Anlegestelle des feindlichen Schiffs, in der Hoffnung, den Daumen zu retten. Doch ihre Jagd bleibt vergeblich; der xeteskianische Hauptmann Yron entkommt als Einziger durch die Reihen der Elfen und flüchtet stromaufwärts nach Balaia in sein Kolleg.

Dort wird ihm jedoch erst bewusst, was er mit dem Raub des Artefakts angerichtet hat; sein Vorgesetzter Dystran eröffnet ihm die Absichten von Xetesk und die tödlichen Folgen für das gesamte Volk der Elfen. Doch es ist zu spät; der Daumen ist geraubt, und Dystran plant mit ihm den ersten Schritt zur Machtübernahme über den gesamten Kontinent. Yron indes appelliert an die Moral der Xeteskianer und kann tatsächlich den Daumen wieder in seinen Besitz bringen, um die Tat wieder weitestgehend gutzumachen. Er entkommt samt der Hilfe einer Tai-Gethen-Zelle, die ebenfalls den Elfen angehört. Doch auf dem Weg zurück in den Dschungel werden sie von den Schwarzen Schwingen, die gerade im Krieg gegen die Magie stehen, überfallen, und wiederum überlebt Yron als Einziger – schwer verletzt und ohne jegliche Aussicht auf Erfolg.

Währenddessen hat der Rabe ebenfalls die Verfolgung aufgenommen. Unter der Führung des Unbekannten Kriegers reist der Trupp gemeinsam mit einer ausgewählten Armee der Elfen nach Xetesk, um dort Rache zu üben. Bevor die Gruppe jedoch dort ankommt, hat sich das Blatt wieder gewendet, weil Yron samt dem Daumen erneut entkommen ist. Inmitten des Katz-und-Maus-Spiels, das die Gegner mit den berüchtigten Söldnern zu treiben scheinen, erlebt der Rabe einige der blutigsten und bittersten Stunden seines Bestehens – und wird zum ersten Mal seit langem wieder mit dem Tod konfrontiert.

_Meine Meinung_

In „Elfenjagd“ nimmt James Barclay konsequent den Faden des vorangegangenen Romans „Schicksalswege“ auf und erzählt die Geschichte vom entweihten Heiligtum des Elfenvolks weiter. Und es ist eine blutige, teils auch sehr brutale Geschichte, in der nicht nur über das Schicksal der Elfen, sondern auch über die weiteren Wege des Raben entschieden wird. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit hat die Söldnertruppe nicht mehr selber alle Fäden in der Hand. Inmitten der Kriegswirren und des unerbittlichen Kampfes, den sich die Kollegien von Xetesk, Lystern und Dordover liefern, machen sich Hirad und seine Gefährten auf einen unbestimmten Weg durch Balaia, einzig und alleine auf der Suche nach dem verschwundenen Bruchstück einer Statue. Doch dieses Mal ist ihr Weg von zahlreichen Rückschlägen gesäumt. Da wäre zum einen das Schicksal von Denser, der sich damit abfinden muss, dass sein Kolleg Verrat geübt hat und in seinem puren Machtbestreben das gesamte tödliche Schicksal der Elfen einfach so hinnimmt. Oder der Protektor Aeb, ebenfalls Xetesk zugehörig, der in seinem Seelenverband dazu gezwungen ist, sich dem Willen des Herren vom Berge, Dystran, zu unterwerfen und so auch zur Gefahr für den gesamten Trupp wird.

Ebenso ist Erienne noch immer verbittert; der Tod ihrer Tochter quält sie nach wie vor, und dennoch ist ihr Weg vorbestimmt: Sie ist die auserwählte Magierin, die sich mit der Magie des Einen vertraut machen und diese ausgerechnet von den Mördern ihrer Tochter erlernen muss. Am Schlimmsten hat es indes Ilkar getroffen. Auch er ist in ständiger Gefahr, plötzlich vom Fluch betroffen zu sein und fürchtet sich von Tag zu Tag mehr, in den sicheren Tod hineinzurennen. Zunächst bleibt er verschont, doch als sich eines Tages die ersten Anzeichen der Krankheit zeigen, wird dem Raben bewusst, dass möglicherweise einer ihrer treuesten Verbündeten hilflos sterben muss. Eine Tatsache, die allen bis dahin nie so wirklich bewusst war …

Prinzipiell gilt für jedes neue Buch einer Serie, dass es bis zu diesem Zeitpunkt eines der wichtigsten, möglicherweise auch entscheidensten ist. Sei es nun, weil ein Plot zu Ende gebracht wird, eine markante Wendung eingetreten ist oder die Geschichte eine gänzliche neue Richtung einschlägt und somit einen neuen Handlungsstrang einführt. Im Falle von „Elfenjagd“ treffen gleich alle drei Kriterien gleichzeitig zu. Die Erzählung nimmt gleich mehrere entscheidende, mitunter auch unerwarte Wendungen, eröffnet gleich mehrere neue Stränge und bringt durch die Vollendung des Schicksals einiger tragender Charaktere einige Dinge zu Ende, die bereits seit dem Beginn der „Chroniken des Raben“ (also der vorangegangenen Serie) eng mit der Story verknüpft sind. Ganz besonders wegen der Tragweite einiger hier eintretender Ereignisse würde ich deshalb auch behaupten, dass „Elfenjagd“ das mit Abstand wichtigste Buch aller bisher erschienenen „Raben“-Bände ist und mit einem Mal eine völlig neue Perspektive für den Fortbestand der Truppe eröffnet. Ich möchte hier nicht zu viel vorwegnehmen, doch es geschehen in diesem Buch einige Dinge, die begeisterten Lesern ziemlich stark an die Nieren gehen werden und möglicherweise auch die eine oder andere Träne hervorrufen, weil man es nach dem langen Weg, den man den Raben begleitet hat, kaum fassen kann, dass … nun, nur so viel: Es wird zum Schluss des Buches ziemlich hart!

Doch durch die traurige, bisweilen auch melancholische Note der Story erlangt die Geschichte um den Raben auch wieder ein großes Stück Authentizität. Barclay schreibt hier über Helden, fast schon unsterbliche Helden, behält aber dabei stets den Blick für die Realität, die in diesem Fall von einigen herben Rückschlägen geprägt wird.

Ich ertappe mich gerade dabei, wie ich ausschweifend um den heißen Brei herumrede, eigentlich aber nur schreiben wollte, dass mich „Elfenjagd“ wie kein anderes Buch dieser Chroniken/Legenden berührt hat. Man fühlt stellenweise noch intensiver mit den Charakteren, selbst mit vermeintlichen Schurken wie dem unwissenden Yron oder seinem jungen Gefährten, der auf der Flucht vor den kriegerischen Elfen ums Leben kommt. So klischeehaft dies nun klingen mag, doch nie zuvor fand eine so starke Identifikation mit den Rabenkriegern statt, und nie zuvor ging einem der Verlauf der Story so nahe wie hier, nicht einmal nach dem Tod des Schicksalskindes. Dass „Elfenjagd“ deswegen wahrscheinlich auch das beste der bis dato acht erschienen deutschen Bände ist, muss daher auch nicht mehr gesondert erwähnt werden. James Barclay beweist einmal mehr seine Extravaganz im Bereich der modernen Fantasy-Literatur und übertrifft meines Erachtens mittlerweile sogar die Ikone Tolkien. Man mag mir nur zwar Übertreibung vorwerfen, aber ich absolut überzeugt, dass jeder Leser dieser faszinierenden Story mit ihren tollen Charakteren mit mir übereinstimmen wird, dass Barclay derzeit kaum schlagbar ist – spätestens nach den knapp 400 bewegenden Seiten von „Elfenjagd“.

http://www.heyne.de