Archiv der Kategorie: Fantasy / Science-Fiction

Isau, Ralf – Jahrhundertkind, Das (Der Kreis der Dämmerung, Teil 1)

Seit Jeff Fenton Waise ist, schlägt er sich mit kleinen Diebstählen und Gelegenheitsarbeiten durch. Da kommt ihm das Angebot eines gewissen Nekromanus wie ein echter Glücksfall vor. Er soll einen Tag lang in der Küche Lord Belials für ein erkranktes Küchenmädchen einspringen und dafür zwei ganze Shillinge verdienen! Pünktlich findet er sich auf dem abgelegenen Landgut ein und wird einem japanischen Koch zugeteilt, der ihm beim Putzen und Schnippeln von Gemüse ununterbrochen von seiner Heimat vorschwärmt. Letztlich landet er zu seiner Überraschung beim Servierpersonal, das allerdings im Augenblick noch die Zeit mit Warten totschlägt. Jeff meldet sich freiwillig, den Kutschern der Gäste Tee hinauszubringen. Auf dem Rückweg macht er eine brisante Entdeckung. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Jeff flüchtet Hals über Kopf …

Rund achtzehn Jahre später, auf den Glockenschlag genau um Mitternacht des ersten Januar 1900 wird in Japan David Viscount of Camden geboren, als Sohn eines Botschafters, des Earl Geoffrey of Camden. Das Baby hat schlohweiße Haare. Die Hebamme erklärt den Eltern, es sei ein Jahrhundertkind, dazu geboren, in einer Zeit, in der das Yin, der Aspekt des Bösen, ein Übergewicht gegenüber dem Yang erhalte, den Ausgleich wieder herzustellen. Schon bald zeigen sich auf unspektakuläre Art die besonderen Gaben des Kindes, das sich unter anderem mit dem Enkel des Tenno, Hiruhito, anfreundet. Die Camdens hätten recht glücklich sein können, wenn nicht Davids Vater überaus empfindsam auf jegliche Arten von umstürzlerischer Aktivität wie Attentate, Aufstände und Putsche reagiert hätte. Jede solche Nachricht stürzt ihn in immer größere Depression, und als in Davids dreizehntem Lebensjahr ein Attentat auf die Familie verübt wird, entschließen sich die Camdens, Japan zu verlassen. Die Familie zieht nach Wien, doch kaum dort angekommen, bricht der Erste Weltkrieg aus. Alle Diplomaten werden in die Heimat zurückbeordert, also kehrt Geoffrey of Camden mit Frau und Kind in sein Stadthaus in London zurück. Dort holt ihn ein Schatten aus seiner Vergangenheit heim, der seinen endgültigen Absturz in die Depression bewirkt. David kann das alles überhaupt nicht nachvollziehen. Erst als seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen und David vom Notar der Eltern das Tagebuch des Vaters erhält, findet er heraus, was für eine ungeheure Bürde ihm auferlegt ist …

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, wobei der kurze erste Teil auf die Erlebnisse Jeff Fentons, also sozusagen die Einleitung, entfällt. Der zweite Teil erzählt von Davids Kindheit und Jugend, der dritte von der Zeit bis 1929.

In der Hauptsache ist es natürlich Davids Geschichte: seine Kindheit in Japan, seine Freunde Hito und Yoshi, seine Ausbildung in japanischer Kampfkunst, später seine Schulzeit in England und sein Freund Nick. Es ist parallel dazu, zumindest bis 1916, auch die Geschichte seines Vaters und dessen fortschreitender geistiger Zerrüttung. Vor allem aber ist es auch Geschichte! Historik!
David – und auch der Leser – erlebt das schier unaufhaltsame Hineinrutschen in den Ersten Weltkrieg hautnah mit, vor allem deshalb, weil diese Entwicklungen so eine gravierende Auswirkung auf den Gesundheitszustand seines Vaters haben. Die Schrecken des Ersten Weltkrieges erlebt David umittelbar als Soldat, und obwohl sich der Autor mit blutigen Details extrem zurückhält, gelingt es ihm, das ungeheure Ausmaß dieser Katastrophe überdeutlich zu vermitteln und nebenbei noch die Unfähigkeit und Menschenverachtung sämtlicher Heerführer herauszustreichen. Zu Recht trägt der zweite Teil des Buches die Überschrift „Jahre des Wahnsinns“. Damit ist nicht nur Davids Vater gemeint!

Der dritte Teil rückt die historischen Ereignisse etwas in den Hintergrund. Wirtschaftskrisen und ähnliches werden nur am Rande erwähnt, denn David hat endlich seine Bestimmung akzeptiert und sich daran gemacht, den „Kreis der Dämmerung“ zu suchen, jenen Zirkel, der sich dazu verschworen hat, die Menschheit auszulöschen. Nebenbei hat er sich verliebt, und so erzählt die zweite Hälfte des Buches hauptsächlich von seiner Suche nach Anhaltspunkten, von seiner Heirat und seinen Reisen, und von seiner ständigen Verfolgung durch den Schatten.

David ist der zentrale Charakter des Buches. Ein Junge mit einem einfühlsamen, freundlichen Herzen, durch seine Jugend in Japan weltoffen und vorurteilslos und mit einem scharfen Verstand begabt, der ihm schon in jungen Jahren ein gesundes Misstrauen gegenüber den Mächtigen der Welt vermittelt. Sein ausgeprägtes Mitgefühl macht es ihm unendlich schwer zu töten, was ihn an der Front, wo er sich vorzugsweise mit der Bergung verletzter Kameraden beschäftigt anstatt auf den Feind zu schießen, in ziemliche Schwierigkeiten bringt. Erst als er mit seiner großen Liebe Rebekka verheiratet ist, siegt sein Bedürfnis, sie zu beschützen, über seine Ablehnung jeglicher Gewalt.

Rebekka ist ein quirliger Wirbelwind, fröhlich und voller Leben, aber auch klug und ausnehmend hübsch. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, David zu heiraten, davon können sie auch seine Bedenken im Hinblick auf die Gefahren seiner Lebensaufgabe nicht abhalten. Rebekka ist eine starke Frau. Trotz allem, was David ihr abverlangen muss, unterstützt sie ihn in jeder Hinsicht.

Die übrigen Charaktere des Buches geben sich sozusagen die Klinke in die Hand. Denn der Schatten, der David verfolgt, neigt dazu, alle Personen aus dem Leben zu befördern, die David in irgendeiner Weise halfen oder nahe standen. Dennoch gelingt es dem Autor, ihnen allen Leben einzuhauchen, ganz gleich, wie knapp sie auch umrissen sein mögen.

Bemerkenswert ist die Figur Lord Belials. Schon der Name weckt einen bestimmten Verdacht. Isau hat darauf verzichtet, die äußere Erscheinung genauer zu beschreiben, und sich stattdessen auf Gefühle, Eindrücke, Empfindungen konzentriert, die das Böse in Jeff bewirkt. Das Grauen ist gesichtslos. Eine in der aktuellen Fantasy eher unübliche Vorgehensweise, wie sie Tolkien, der angeblich ja Vater aller Fantasy ist, ebenfalls verwendet hat. In dieser Hinsicht scheinen ihm seine Jünger allerdings eher ungern folgen zu wollen.

Eine weitere Hommage an den Vater der Fantasy findet sich im Auftreten von Tolkien selbst! David trifft ihn in Oxford in einem Pub und unterhält sich lange mit ihm. Tolkien erwähnt sein Vorhaben, den |Herrn der Ringe| zu schreiben, vor allem aber hilft er David bei seiner Suche nach dem Kreis der Dämmerung auf die Sprünge, indem er die Ursprünge des Wortes Kreis beleuchtet und damit beim Ring landet. Und vielleicht enthält ja auch das Motiv der Ringe, die Lord Belial den Mitgliedern des Kreises übergab, und dem besonderen, der ihm selbst gehörte, eine Verbeugung vor dem berühmten Schriftsteller.

Anlass zum Schmunzeln bot dagegen eine Hommage Isaus an sich selbst. So durften David und seine Frau Rebekka kurz nach ihrer Trauung Zeuge des Trauerzuges zum Gedenken an Jonathan Jabbok werden. Die |Neschan|-Trilogie war Isaus erste große Veröffentlichung.

Nicht nur Personen wurden von Ralf Isau geschickt in Davids Leben eingebaut, auch weniger bedeutsame Ereignisse sowie solche jenseits der Politik lässt er am Rande in den Handlungsfaden einfließen, ganz ohne Hänger oder Stolperer zu verursachen. So findet die Hinrichtung Saccos und Vanzettis ebenso Erwähnung wie der Untergang der |Titanic| oder die Entdeckung des Penicillins.

Aus diesen Zutaten ergibt sich eine ganz eigene Mischung. Im Grunde ist es ein Fantasy-Roman: die Bedrohung der gesamten Welt durch ein übermächtiges Böses sowie die Beschreibungen Lord Belials, seines Schattens Nekromanus und Davids magischer Fähigkeiten sind typische Kennzeichen des Fantasy-Genres. Während die meisten Fantasy-Autoren jedoch eine eigene Welt für ihre Geschichten erfinden oder diese in ferner Vergangenheit – vorzugsweise dem Mittelalter – ansiedeln, hat Ralf Isau seine Handlung an die jüngste Vergangenheit geknüpft. An unsere Vergangenheit! Die unserer Eltern und Großeltern! Isaus Geschichte spielt nicht vor langer, langer Zeit oder an einem weit entfernten Ort. Sie spielt hier. Und das Ende des letzten Jahrhunderts ist noch nicht lange her. Das war vorgestern. Er erzählt unsere Geschichte.

Durch die enge Verbindung mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts mutet die Erzählung fast ein wenig wie ein Historienroman an, allerdings in einem ganz anderen Stil, als man es sonst von diesem Literaturzweig kennt. Ralf Isau hat seine eigene Art etwas zu erzählen. Jenseits der trockenen Betrachtungsweise des Geschichtsunterrichts, der sich hauptsächlich mit dem politischen Geschehen als solchem und seinen Ursachen und Wirkungen beschäftigt, spricht der Autor von Menschen und ihrer Wahrnehmung der Ereignisse, und das in durchaus unsachlicher Weise, aber auch frei von jeder Polemik, einfach nur mit der Stimme des gesunden Menschenverstands.

Isau erzählt nicht nur einfach eine fantastische Geschichte. „Der Kreis der Dämmerung“ ist mehr als reine Unterhaltungsliteratur, er macht nachdenklich.

Lediglich eine einzige Frage stellte sich mir bezüglich der ganzen Geschichte: Warum hat Lord Belial nicht sofort nach dem Verlust seines Rings, der offensichtlich von größter Wichtigkeit für ihn ist, alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihn wiederzubekommen? Jeff war ihm offensichtlich weit weniger gewachsen als David!
Im Hinblick auf den gelungenen Rest des Buches sei jedoch darüber hinweggesehen.

Alles in allem hat Ralf Isau mit „Das Jahrhundertkind“ einen hervorragenden Roman vorgelegt. Er ist spannend, unterhaltsam und vor allem intelligent! Sollten die drei Folgebände des Zyklus das Anfangsniveau halten, dann darf „Der Kreis der Dämmerung“ mit Fug und Recht als ganz großer Wurf gewertet werden. Auf jeden Fall erhält dieser erste Band von mir das Prädikat: unbedingt lesen!

Ralf Isau, gebürtiger Berliner, war nach seinem Abitur und einer kaufmännischen Ausbildung zunächst als Programmierer tätig, ehe er 1988 zu schreiben begann. Aus seiner Feder stammen außer der Neschan-Trilogie und dem Kreis der Dämmerung unter anderem „Der Herr der Unruhe“, „Der silberne Sinn“, „Das Netz der Schattenspiele“ und „Das Museum der gestohlenen Erinnerungen“. In der Reihe Die Legenden von Phantásien ist von ihm „Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz“ erschienen. Im Juli dieses Jahres wird der erste Band der Chroniken von Mirad unter dem Titel „Das gespiegelte Herz“, im September „Die Galerie der Lügen“ herausgegeben. In der Zwischenzeit arbeitet der Autor an den Folgebänden der Chroniken von Mirad.

Taschenbuch: 751 Seiten
ISBN-13: 978-3-404-15318-3

http://www.luebbe.de/
http://www.isau.de/index.html

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

http://www.isau.de

Fallon, Jennifer – Kind der Götter (Dämonenkind Band 2)

Nach den dramatischen Ereignissen Ende des [ersten Bandes 1328 ist R’shiel nun im Sanktuarium angekommen. Die Harshini nehmen sie sehr freundlich auf, und mit den Scharen von Dämonen, die ebenfalls dort leben, schließt R’shiel schnell Freundschaft. Sie lernt, das Band zwischen ihrem Harshini-Blut und den Dämonen zu verstehen und ihre magischen Kräfte zu gebrauchen. Am liebsten würde sie im Sanktuarium bleiben, letztlich jedoch stellt sich heraus, dass sie das auf Dauer nicht tun kann. Sie kehrt zurück zu ihren Freunden …

Tarjanian Tenragan weilt inzwischen an der Grenze zu Karien, zusammen mit Hochmeister Jenga, Schwester Mahina Cortanen und Damin Wulfskling aus Hythria. Und mit Frohinia Tenragan. Die Erste Schwester stellt inzwischen keine Bedrohung mehr dar. Dafür allerdings ein ernstes Problem. Denn das Konzil der Schwesternschaft steht bevor, und diese hat noch keinerlei Kenntnis von den Geschehnissen. Da taucht Obrist Garet Warner auf, geschickt vom Quorum, das sich über die neuen Befehle der Ersten Schwester etwas wundert.

Während die Hüter so gut es geht ihre Nordgrenze sichern, befindet sich die fardohnjische Prinzessin Adrina auf dem Weg nach Karien. Sie soll dort den karischen Kronprinzen Cratyn ehelichen, als sichtbares Zeichen eines Bündnisses zwischen Karien und Fardohnja. Denn ihr Vater gedenkt, den Krieg zwischen Karien und Medalon auszunutzen. Die Karier möchten, dass er Medalon im Süden angreift. König Hablets begehrlicher Blick jedoch richtet sich nach Hythria, mit dem er schon seit Jahrzehnten im Zwist liegt. Die Karier zu unterstützen, liegt ihm fern.

In Karien indes sammelt sich das Heer zum Angriff auf Medalon. Kaum ist der Kronprinz eingetroffen und vermählt, begibt er sich an die Front. Seine Gemahlin besteht darauf, ihn zu begleiten, allerdings keineswegs aus Anhänglichkeit! Karien indes beschränkt sich nicht darauf, Truppen an die Front zu schicken. Kariens Gottheit Xaphista persönlich mischt durch ihre Priester gehörig mit. Und er ist nicht der einzige Gott, der sich einmischt …

Der Aufenthalt im Sanktuarium hat R’shiel geholfen, ihr Harshini-Erbe zu akzeptieren, auch wenn sie die Anrede „Dämonenkind“ noch immer nicht leiden kann. Mit der Mission als solcher will sie noch immer nichts zu tun haben. Ihre Treue und ihr Einsatz gelten eindeutig ihren Freunden und Medalon. In allererster Linie will sie die Karier aus dem Land fern halten, dafür geht sie sogar das enorme Risiko ein, in die Zitadelle zurückzukehren. Sie will versuchen, das Schwesternkonzil zu beeinflussen. Sämtliche Warnungen Brakandarans und auch der Hinweis von Dacendaran, in der Zitadelle hielten sich Anhänger Xaphistas auf, können sie davon nicht abbringen.

In dem Maße, wie R’shiel an geistiger Reife gewinnt, verliert ihr Aufpasser Brakandaran seine Vorbehalte gegen sie. Als R’shiel in Gefahr gerät, und Zegarnald ihn daran hindert, ihr zu helfen, wird er schier tobsüchtig. Für die angeführten Gründe des Kriegsgottes hat er kaum mehr übrig als für die ihm von den Göttern aufgezwungene Gratwanderung zwischen der Aufgabe als R’shiels Beschützer und ihrem Henker.

Frohinia ist als Gegenspielerin weggefallen. Ihren Platz nimmt in ausgeweiteter Form der Hüter-Soldat Loclon ein, ein sadistisches, feiges Schwein, das R’shiel und Tarjanian bereits im ersten Band schwer zu schaffen machte. Beide hasst er mit Inbrunst, aber vor allem an R’shiel will er sich rächen, koste es, was es wolle. Trotz seiner Charaktermängel hat es dieser Kerl – wie so oft im wirklichen Leben – auf nicht nachvollziehbare Weise geschafft, zum Hauptmann befördert zu werden und nicht nur das! Anstatt in Grimmfelden zu verschimmeln, darf er jetzt Kadetten ausbilden. In der Zitadelle!

Abgesehen von diesen werden in „Kind der Götter“ zwei neue Charaktere wichtig, die im ersten Teil nur am Rande erwähnt wurden.

Damin Wulfskling, einst Tarjanians Gegenspieler an der Südgrenze, findet sich durch Brakandarans Eingreifen plötzlich als Verbündeter der Hüter gegen Karien wieder. Das ergibt sogar Sinn, denn es ist klar: Sollte Medalon unterliegen, kann nichts die Karier davon abhalten, als nächstes Hythria anzugreifen. Von der gegenseitigen Achtung, die beide Männer bereits im Kampf voreinander hatten, ist es nicht allzu weit bis zur Freundschaft, wenn man einen gemeinsamen Gegner hat. Gleich und gleich gesellt sich nun mal gern, und Damin ist tatsächlich von ähnlichem Schlag wie Tarjanian, wenn man davon absieht, dass er dazu neigt, ernste Situationen nicht ernst zu nehmen.

Adrina ist eine echte Prinzessin: verwöhnt, zickig und mit einer äußerst scharfen Zunge bewaffnet. Zimperlichkeit dagegen kann man ihr nicht nachsagen, auch nicht gegen sich selbst. Die Tatsache, dass sie aus Fardohnja stammt, wo die Menschen in ihrer Kleidung und ihrem Liebesleben eher freizügig sind und Frauen durchaus um ihre Meinung gefragt werden, muss zwangsläufig zu Konflikten mit den Kariern führen, wo Tugendhaftigkeit und Sittenstrenge groß geschrieben werden und das Los der Frauen sich durch Gehorsam gegenüber ihren Männern auszeichnet. So muss Adrina recht schnell erkennen, dass ihr Gemahl im Grunde zwar ein Waschlappen sein mag, sie aber aufgrund des karischen Ehegelübdes fast vollständig in der Hand hat. Doch Adrina wäre nicht die gefüchtetste Tochter ihres Vaters, wenn sie nicht dennoch Mittel und Wege fände, sich zu wehren.

Die Handlung verläuft diesmal weit ruhiger als beim letzten Mal, was durchaus kein Nachteil ist. Obwohl es mehrere Handlungstränge gibt, weil aus dem Blickwinkel mehrerer Personen erzählt wird, liegt die Gewichtung – nach Adrinas Ankunft dort – auf der Front, sprich auf Adrina und Damin, und auf der Zitadelle, sprich auf R’shiel und Loclon.
Der Handlungsteil an der Front ist dabei ausführlicher und überraschenderweise weniger spannend als der andere. Der Schwerpunkt liegt hier eher auf der Entwicklung der Beziehung zwischen Damin und Adrina, die sich zunächst spinnefeind sind.

Damin kannte Adrina zwar bisher nicht persönlich, dafür umso besser ihren Ruf als zänkische, herrische Furie. Er weiß, dass sie mit aller List und Tücke ums Entkommen kämpft, auch mit Verführung. Jenga hofft auf Informationen über die Karier, Damin allerdings ist überzeugt, dass zumindest die Hälfte ihrer Aussagen gelogen ist. Der karische Bengel, den sie bei sich hatte, offenbar ihr Page, hat ganz andere Gründe für ihr überraschendes Auftauchen in Medalon genannt als sie selbst.

Adrina ihrerseits ist von Damin Wulfskling äußerst überrascht. Sie hat ihn für einen läppischen, rückgratlosen Weichling gehalten, wie sein Onkel, den sie kennt, einer ist. Stattdessen trifft sie auf einen abgehärteten, derben Krieger, den sie als höchst ungehobelt empfindet. Viel lieber würde sie sich mit Tarjanian abgeben, sie hält ihn für leichter verführbar. Stattdessen hat sie hauptsächlich mit Damin zu tun, der allerdings eine außerordentlich tiefe Abneigung gegen sie hegt.
Der Schlagabtausch zwischen diesen beiden ist durchaus amüsant, auch wenn es letztlich doch kommt, wie es kommen muss …

Ansonsten kommt in diesem Strang nur eine einzige Schlacht vor, die man allerdings kaum als solche bezeichnen kann und deren Ausgang von vornherein feststeht. Hauptsächlich zeichnen sich die Kriegsparteien eher durch Nichtstun aus. Die Medaloner können nur warten, denn die Schwesternschaft lehnt den Krieg eigentlich ab, und ein Angriff käme für sie nie in Frage. Die Karier haben da keine Bedenken, umso erstaunlicher ist die Sorglosigkeit, mit der die Medaloner sich nach der ersten Schlacht besaufen oder den Gründungsfesttag feiern!

Das lange Stillhalten der Karier kann nur bedeuten, dass sie auf etwas Bestimmtes warten. Allerdings steht der Winter vor der Tür, für die schwer gepanzerten Ordensritter ein ernstes Hemmnis. Und selbst Jenga wundert sich irgendwann, dass die Karier sich seit ihrem ersten Angriff so ruhig verhalten. Ich dagegen wunderte mich, warum er nicht versucht, es rauszufinden. Spionage kann ihm angesichts der Intrigen in der Zitadelle doch kaum fremd gewesen sein! Diese Art und Weise, direkt ins Verhängnis zu laufen, empfand ich als höchst unbefriedigend.

Zumal im anderen Erzählstrang, der sich um R’shiel und die Zitadelle dreht, das Verhängnis schon vor R’shiels Aufbruch absehbar ist, was an der Front aber natürlich niemand weiß. Obwohl dem Leser frühzeitig klar ist, dass R’shiel in eine Falle läuft, weiß die Autorin den Leser durch kleine Winkelzüge bei der Stange zu halten, die dem scheinbar Unabwendbaren stets aufs Neue eine andere Richtung geben. Letztlich erstaunt es allerdings doch ein wenig, wie leicht es der Gefahr gelang, in den Palast der Schwestern einzudringen! In Anbetracht der Tatsache, dass Xaphista bereits zweihundert Jahre zuvor nach der Herrschaft über den gesamten Kontinent lechzte, sollte man meinen, dass er so etwas schon viel früher hätte versuchen können anstatt auf die Reife eines Dämonenkindes zu warten, das eine Bedrohung für ihn darstellt.

Der zweite Band hat mir besser gefallen als der erste. Jennifer Fallon ist weniger auf den Teil um Magie und Götter eingegangen, als ich es erwartet hatte, aber vielleicht kommt das noch, wenn es ins Finale geht. Loclons stumpfe Brutalität ist leider kein gleichwertiger Ersatz für Frohinias geschliffene Intelligenz, dafür ist Adrinas Charakter ein echter Gewinn. R’shiels Entwicklung ist gut dargestellt, und obwohl im Nachfolger weit weniger Action herrscht als im Vorgänger, fand ich ihn nicht weniger spannend. Vor allem reduzierte sich das Fliehen und Gefangengenommenwerden diesmal auf den Endteil, sodass das ermüdende Gefühl endloser Wiederholung ausblieb.

Die Ausdrucksweise der Autorin ist, was Stellung von Nebensätzen und Hauptsätzen angeht, manchmal etwas eigentümlich, aber das liegt vielleicht auch an der Übersetzung. Wirklich störend wirkt es nicht. Das Lektorat dagegen hat sich in keiner Weise gebessert! So heißt der König der Harshini – im ersten Band noch Korandellen genannt – jetzt plötzlich Korandellan! Und gelegentlich hat man den Eindruck, ein Satz wurde formuliert, dann teilweise umformuliert, aber die ursprüngliche Formulierung wurde vergessen zu streichen! Wer auch immer so was verbockt, sollte nachsitzen!

Jennifer Fallon stammt aus einer großen Familie mit zwölf Geschwistern. Sie hat in den verschiedensten Jobs gearbeitet, unter anderem als Kaufhausdetektivin, Sporttrainerin und in der Jugendarbeit. Letzteres scheint ihr immer noch nachzuhängen – unter ihrem Dach leben außer drei eigenen Kindern einige obdachlose Jugendliche als Pflegekinder. Schreiben tut sie nebenher. Die Trilogie |DemonChild| war ihre erste Veröffentlichung und gleich oben auf den Beststellerlisten. [„Kind der Magie“ 1328 und „Kind der Götter“ sind bereits auf Deutsch erschienen, auf den dritte Band „Kind des Schicksals“ müssen die Leser noch bis zum Herbst warten.

http://www.jenniferfallon.com/

_Jennifer Fallon bei |Buchwurm.info|:_

[„Kind der Magie“ 1328 (DemonChild Band 1)
[„Kind der Götter“ 1332 (DemonChild Band 2)
[„Kind des Schicksals“ 1985 (DemonChild Band 3)
[„Erbin des Throns“ 2877

Brennan, Herbie – Purpurkaiser, Der (Faerie Wars 2)

In [„Das Elfenportal“ 313 hat der junge Henry tatkräftig dabei mitgeholfen, das Elfenreich, dessen Kronprinz er zufällig im Garten gefunden hat, vor einem Bürgerkrieg zu bewahren.

Jetzt ist er auf dem Weg zu Mr. Fogarty’s Haus. Mr. Fogarty hat ihn gebeten, dort nach dem Rechten zu sehen und seinen Kater Hodge zu füttern. Denn Mr. Fogarty ist nicht mehr allzu oft zu Hause, seit er Torhüter im Kaiserpalast des Elfenreiches ist. An diesem Tag jedoch ist er zu Henrys Überraschung da, unter anderem, um ihm mitzuteilen, dass er, Henry, zu Kronprinz Pyrgus‘ Krönung eingeladen ist. Dessen Vater, der Purpurkaiser Apatura Iris, war nämlich bei Henrys letztem Besuch im Elfenreich ermordet worden.

Selbstverständlich nimmt Henry die Einladung begeistert an. Seine Begeisterung wird allerdings schwer gedämpft, als Pyrgus‘ Schwester Holly Blue auftaucht und ihm mitteilt, dass jemand vorhat, ein Attentat auf Pyrgus zu verüben. Während Mr. Fogarty Blue zurück ins Elfenreich folgt, muss Henry erst noch nach Hause und dafür sorgen, dass seine Mutter und seine Schwester ihn nicht vermissen, solange er fort ist. Das ist weiter kein Problem, nur ist leider der Portalöffner, den Mr. Fogarty gebaut hat, aus seinem Schrank verschwunden!

Während Henry in Mr. Fogartys Haus zurückkehrt und dort haareraufend versucht, so gut wie möglich einen neuen Portalöffner nachzubauen, überstürzen sich im Purpurpalast die Ereignisse: Lord Hearstreak strebt immer noch nach der Macht im Reich. Es ist ihm gelungen, an Pyrgus Stelle dessen kleinen Bruder Comma als designierten Purpurkaiser durchzusetzen und, da Comma noch nicht mündig ist, sich selbst als Reichsverweser! Pyrgus, Blue und Mr. Fogarty werden in die Verbannung geschickt. Als Henry endlich im Purpurpalast eintrifft, haben einige äußerst merkwürdige Veränderungen stattgefunden …

Vorweg gesagt: Auch die Fortsetzung des „Elfenportals“ ist eine höchst amüsante Lektüre! Der Leser begegnet sämtlichen Figuren wieder, die bereits den ersten Band so bunt und lebendig machten.

Brimstone, der Leimfabrikant, ist auf der Flucht vor dem Dämonenfürst Beleth bei einer grässlichen alten Vettel untergetaucht, die ihn ständig mit Knochensuppe füttert! Nicht ohne Hintergedanken, wie sich zeigt, denn eines Tages macht sie Brimstone das erstaunliche Angebot, ihn mit in ihr idyllisches, kleines Landhaus zu nehmen und nur noch die besten Speisen für ihn zu kochen, wenn er einwilligt, sie zu heiraten. Brimstone zögert, stimmt letztlich aber zu, mit dem Hintergedanken, sie danach so bald wie möglich umzubringen. Die Hochzeitszeremonie ist kaum vorrüber, da beginnt zwischen den beiden ein Wettlauf, wer wen zuerst umbringt!

Brimstones Teilhaber Chalkhill, den Prinzessin Blue als Spion Hearstreaks entlarvt hat, sitzt im Kittchen. Hearstreak lässt ihn dort schnurstracks herausholen, denn er will, dass Chalkhill Pyrgus für ihn tötet, und zwar während der Krönungsfeierlichkeiten. Chalkhill wird eine Tarnung verpasst, die allerdings nur mäßig funktioniert, weil Chalkhill ein schrecklicher Trampel ist und sich einfach nicht richtig bewegen kann. Ein Wurm soll ihn unterstützen, der in seinem Körper platziert wird. Chalkhill stimmt nur ungern zu, und kaum sitzt der Wurm in ihm drin, erfährt er auch schon, dass er ihn gar nicht mehr braucht, weil die Sache abgeblasen wurde. Fortan läuft Chalkhill mit einem unerwünschten Gast in seinem Hinterteil herum, der ihm ununterbrochen das Hirn vollquasselt. Aber es kommt noch schlimmer!

Zusätzlich zu den altbekannten Figuren tauchen auch neue auf. Die Seidenherrinnen, die den Auftrag hatten, Holly Blues Garderobe für die Krönungsfeier herzustellen, erweisen sich unvermutet als nützliche Verbündete, und die grün gekleideten Krieger, die Pyrgus, Blue und Mr. Fogarty auf dem Weg ins Exil angreifen, stellen sich als Waldelfen heraus. Das bislang für rückständig und ärmlich gehaltene Volk entpuppt sich als hochtechnisiert, diszipliniert und schlagkräftig.

Mit ihnen gehen eine Menge neuer Ideen einher: die der besonderen Seide, die die Seidenherrinnen verarbeiten, und ihre verschiedenen Wirkungen, ein Obsidian-Labyrinth, eine Menge Magie wie schwebende Flöße zur Fortbewegung, Verschleierungszauber und vor allem das Durchschreiten von Wänden, aber auch überdurchschnittliche Waffen! Folglich wundert es nicht, dass, während die Unterstützung der Seidenherrinnen eher passiver Natur ist, die Königin der Waldelfen vor aktivem Eingreifen durchaus nicht zurückschreckt.

So kommt es, dass wieder mal eine Menge Leute kräftig damit beschäftigt sind, ihr eigenes Netz zu spinnen, und sich dabei ständig in die Quere kommen! Hearstreak will Pyrgus aus dem Weg räumen, Pyrgus will Hearstreak Hochverrat nachweisen und ihm den gestohlenen und missbrauchten Leichnam seines Vaters wieder abnehmen, Chalkhill will Hearstreak ein Schnippchen schlagen und Purpurkaiser werden, Brimstone will seinen Hals vor Beleth retten, Beleth will sich an Hearstreak rächen, der ihn nach der Panne mit der Bombe („Das Elfenportal“) hat hängen lassen, und die Königin der Waldelfen will ihren Wald von Dunkelelfen und Dämonen säubern.

Klingt verwirrend, ist es aber gar nicht! Die einzelnen Handlungsstränge wechseln ziemlich oft, doch sind die Erzählabschnitte äußerst kurz gehalten, sodass nicht die Gefahr besteht, bis zur Fortführung des Strangs vergessen zu haben, wie er geendet hat. Der Plot ist nicht übermäßig kompliziert, der scheinbare Widerspruch zwischen Attentat und Pyrgus‘ Absetzung löst sich recht bald auf. Die Jagd und ihre Verwicklungen jedoch bieten so viel Abwechslung, dass keine Langeweile aufkommt. Die überraschende Enthüllung, wer der Dieb des kaiserlichen Leichnams war, tat ein Übriges. Insgesamt höchst angenehm zu lesen, auch wegen des wohltuend guten Lektorats, das nur einen einzigen Fehler durchließ.

„Der Purpurkaiser“ ist eine würdige Fortsetzung des „Elfenportals“. Henrys Welt tritt diesmal zugunsten des Elfenreichs fast vollständig in den Hintergrund, was ich fast ein wenig schade fand. Die Spannungen zwischen den beiden so verschiedenen Welten, die im ersten Band für einiges Amüsement sorgten, kommen nur in dem kurzen Teil vor, wo Henry und Blue versuchen, Mr. Fogarty aus einer Polizeistation herauszuholen. Trotzdem war ich während der gesamten Lektüre dauernd am Schmunzeln und konnte so manches Mal auch lauthals lachen. Die Tatsache, dass Pyrgus ganz offensichtlich für die Prinzessin der Waldelfen schwärmt, sowie Hearstreaks unverminderte Ambitionen, an die Macht zu kommen, lassen darauf hoffen, dass Henry noch weitere Abenteuer im Elfenreich zu bestehen haben wird. Ich bin jetzt schon neugierig.

Herbie Brennan lebt und arbeitet in Irland, und das sehr fleißig. Er hat Unmengen von Büchern geschrieben, von Historik über Psychologie und Esoterik bis Fantasy, von Romanen über Kurzgeschichten bis zu Software, für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. Außerdem arbeitet er fürs Radio.

http://www.herbiebrennan.com
http://www.faeriewars.com
http://www.dtv.de/special__brennan/elfen__index.htm

Jewgenij Samjatin – Wir

Freiheit vs. Zufriedenheit

1920 schreibt der Russe Jewgenij Samjatin (auch: Evgenij Zamjatin) seine Antiutopie (auch negative Utopie oder Dystopie genant) „Wir“ und nimmt damit in fast prophetischer Weise die Mechanismen der kommunistischen Diktatur in den sozialistischen Ländern vorweg.

Samjatin hatte seine eigene, von der offiziellen kommunistischen Linie abweichende Vorstellung von der Aufgabe eines Literaten. Dieser sollte zeitkritisch sein und über einen einmal erreichten Zustand hinausdenken können, anstatt ihn zu bestätigen. Er forderte die Eigenverantwortung des Künstlers bei der kritischen Darstellung gesellschaftlichen Lebens. Die Emanzipation eines Menschen und der Gesellschaft würde nur durch Infragestellung und Widerspruch erreicht werden.

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Hearn, Lian – Glanz des Mondes, Der (Der Clan der Otori Band 3)

Da ist er nun auch schon, der letzte Band um den Otori-Krieger Takeo von Lian Hearn. Nach dem beeindruckenden ersten Buch „Das Schwert in der Stille“ und dem ebenbürtigen, spannungsvollen Nachfolger [„Der Pfad im Schnee“ 968 findet die dramatische Fantasy-Geschichte aus dem mittelalterlichen Asien hier ihr Ende, und wie schon bei den Vorgänger-Bänden lässt Hearn die Tragik der gesamten Handlung auch dieses Mal nicht außen vor. Im Gegenteil; es geht um ein finales Gefecht, um die entscheidende Schlacht, aber auch um die große, endlich vereinte Liebe mit all ihren Emotionen, aber eben auch mit all ihrer Trauer.

_Story:_

Endlich sind Takeo und Kaede vereint und können ihre lang anhaltende Liebe mit ihrer Hochzeit besiegeln. Doch in den Genuss ihres Familienglücks kommen sie nur für kurze Zeit, denn der Clan, der gegen diese Vermählung war, lässt ihnen keine ruhige Minute. Die Otori-Lords erkennen den Herrschaftsanspruch des jungen Kriegers nicht an und bereiten sich daher auf den Kampf gegen den Träger des legendären Schwertes Jato vor. Takeo stellt sich diesem Kampf und versammelt seine zahlreichen Anhänger um sich. Verbündet ziehen die Männer in den Kampf: für Gerechtigkeit, für Frieden im Land der Lords, für das Ende der Schreckensherrschaft des Clans und schlussendlich für den inneren Seelenfrieden, für die Liebe ihres Anführers zu der hübschen Gemahlin Kaede.

Doch bevor es überhaupt zur endgültigen Schlacht kommen kann, müssen die Krieger auf ihrem Weg in das von Feinden belagerte Land der verstorbenen Lady Maruyama einige harte Prüfungen bestehen und sich gegen die am Wegesrand lauernden Gefahren durchsetzen. Stets muss Takeo sich vor seinen Gegnern fürchten, denn die Schergen des Clans wollen nur eines: seinen sofortigen Tod und das Ende seines Freiheitskampfes.

Die Liebe zwischen Kaede und Takeo wird dabei erneut auf eine harte Probe gestellt, denn ihre Wege trennen sich sehr bald wieder. Doch ihre feste Entschlossenheit, ihr Mut, sich gegen das Böse durchzusetzen und damit auch für das gleiche Ziel zu kämpfen, bleibt ihr dauernder Antrieb, sich ihrer Verpflichtung zu stellen. Und nur so kann Takeos Prophezeihung, dass sich das Land unter ihm von Meer zu Meer in Frieden erstrecken wird, in Erfüllung gehen. Doch bis dahin haben der junge Kämpfer und seine Gattin noch einen langen, steinigen Weg zu bewältigen …

_Eindrücke:_

Wie nicht anders zu erwarten war, so ist auch „Der Glanz des Mondes“ ein unheimlich faszinierendes Werk geworden und in diesem Maße dann auch ein mehr als würdiger Abschluss dieser Trilogie. Trotzdem kann es im direkten Vergleich zu den beiden anderen Bänden nicht ganz mithalten, weil Hearn in diesem letzten, düstersten Teil nicht so ausschmückend und weitschweifig erzählt, wie man dies bislang gewohnt war. Es passiert in kürzester Zeit eine ganze Menge, und besonders im mittleren Teil des Buches, wo Hearn das Erzähltempo mächtig anzieht, fehlt ein wenig diese stille Romantik des ersten Teils, die ich aus heutiger Sicht immer noch am meisten bewundere.

Nichtsdestotrotz ist auch die Geschichte des dritten Buches einfach nur toll. Lian Hearn glänzt durch eine weit reichende Phantasie, Ideenreichtum im Bezug auf die verschiedenen Wendungen innerhalb der Handlung und einen erneut wunderschönen, wenngleich auch nicht mehr so detailverliebten Stil, der besonders den heimlichen Romantikern unter den Lesern sehr zusagen sollte.

Das Schöne dabei ist letztendlich, dass man nie so richtig ahnt, wie die Geschichte letztlich enden könnte, denn dort wo man zunächst denkt, die Auflösung des Ganzen zu kennen, ändert sich urplötzlich der Handlungsstrang und man steht wieder |tabula rasa| da. So bleibt das Buch immerfort auf dem Höhepunkt, und in dem Moment, in dem die finale Klimax abklingt, hat man auch schon die letzte Seite erreicht. Ist das nicht eine traumhafte Bestätigung für die Verfasserin?

Natürlich muss man die ersten beiden Otori-Bücher gelesen haben, um die Geschichte in ganzem Umfang zu verstehen, aber wenn dies bereits geschehen ist, wird man sich schnell in diesem Buch zurechtfinden und sich erneut in die Geschichte um Takeo und Kaede verlieben. Trotz ein paar hektischer Momente ist auch „Der Glanz des Mondes“ ein Traum von einem Buch und im Dreierpack mit den anderen beiden Bänden mein persönlicher Lesetipp im Bereich der nicht-standesgemäßen Fantasy.

Als Letztes noch ein kurzer Hinweis für diejenigen, die bereits länger vom Otori-Fieber gepackt wurden: Derzeit wird der erste Teil der Reihe in den Staaten verfilmt. Die Geschichte ist also doch noch nicht zu Ende …

http://www.otori.de/

Jennifer Fallon – Kind der Magie (Dämonenkind Band 1)

Seit vor ungefähr zweihundert Jahren das Volk der Harshini ausgemerzt wurde, herrscht in Medalon die Schwesternschaft des Schwertes. Die sogenannten Heiden, die trotz allem immer noch wagten, die alten Götter anzubeten, waren deshalb immer wieder erneuter Verfolgung ausgesetzt, denn Staatsreligion ist nun der Atheismus. In zweihundert Jahren ist es der Schwesterschaft gelungen, ein kleines, aber schlagkräftiges Heer aufzubauen: die Hüter, die aber hauptsächlich mit zeremoniellen Aufgaben oder mit Grenzscharmützeln im Süden beschäftigt sind, wo die benachbarten Hythrier ihnen regelmäßig das Vieh stehlen. Die Nordgrenze schützt ein Friedensvertrag, der noch aus einer Zeit stammt, als sowohl Medalon als auch das Nordreich Karien ziemlich am Boden lagen.

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Clive Barker – Galileo

Die Geschicke der Familien Barbarossa und Geary sind seit jeher miteinander verknüpft; die geheimnisvollen = übernatürlichen Wurzeln sind beinahe in Vergessenheit geraten, doch die Verbindung setzt sich konfliktreich in der Gegenwart fort … – Clive Barker verzichtet auf harten Horror und erzählt stattdessen eine (leicht fantasylastige) Romanze, die vor allem durch ihre Länge in Erinnerung bleibt, während die Handlung recht ereignis- und spannungsarm vorüberplätschert: Lektüre für hartgesottene Romantiker.
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Pratchett, Terry / Zimmer Bradley, Marion / White, Ted / Luserke, Uwe / Case, David / Smith, David C – Drachennächte

Mich würde durchaus interessieren, wer sich den Titel für dieses Buch ausgedacht hat: „Drachennächte“, das suggeriert spannende Fantasy-Literatur – und natürlich Drachengeschichten. Das Titelbild verstärkt diese Vermutung dann auch noch. Und ja, es gibt tatsächlich eine Geschichte mit einem Drachen, genau eine. Da es sich hier aber um einen Sammelband mit insgesamt zehn Erzählungen (davon sieben erstmals in deutscher Sprache) handelt, ist der Titel doch sehr irreführend und für mein Verständnis vollkommen falsch gewählt. Das sollte einleitend dringend mal erwähnt worden sein.

Ansonsten ist diese Kurzgeschichtensammlung ganz nett und gewährt einen Einblick in den Schreibstil der einzelnen Autoren, was im Falle von Leuten wie Terry Pratchett zum Beispiel auch sehr sinnvoll ist, denn die verrückte Welt dieses Schriftstellers ist nun mal nicht jedermanns Sache. Dabei ist es in diesem Falle aber unter anderem seine Geschichte, die im Gegensatz zu manchen durchschnittlichen, weniger spannenden Geschichten positiv heraussticht.

Daher möchte ich mich in dieser Rezension auch eigentlich nur auf diejenigen Erzählungen in Kurzvorstellungen konzentrieren, die mir bei „Drachennächte“ sehr gut gefallen haben.
Neben dem erwähnten Pratchett, der in der kurzen 15-Seite-Story „Die Trollbrücke“ die Geschichte von Cohen dem Barbaren erzählt, ist dies vor allem „Die Burg am Ende der Welt“ von Chris Naylor, eine recht philosophische Abhandlung mit düsterer Endzeitstimmung. Weiterhin interessant ist „Die Sonnwendherrin“ von Anna Kashina, mit 70 Seiten eindeutig das längste Werk in diesem Buch. Kashina lässt verschiedene Handlungsstränge nebeneinander laufen und schafft es in der relativ kurzen Zeit recht gut, zum Ende hin auf den Punkt zu kommen. Sehr gelungen!
Auch noch ganz passabel haben mir „Das Ungeheuer in der Kluft“ von David Case und das ebenfalls relativ kurze „Geburt eines Phönix“ von Marion Zimmer Bradley und Ted White gefallen, nur stellt sich auch hier manchmal heraus, dass in der Kürze nicht immer die Würze liegt und zudem gar keine Gelegenheit besteht, die Handlung auch nur leicht auszuschmücken.

Spannung ist somit auch das größte Mangelkriterium in dieser Ausgabe. Es gelingt einfach kaum einem der vertretenen Schreiberlinge, richtig packende Kurzgeschichten zu verfassen, wobei mir „Rot auf Silber“ von Uwe Luserke und „Der Mann, der den Drachen Griaule bemalte“ (hier haben wir auch den besagten Drachen) am langweiligsten erschienen. Und weil die meisten Storys jetzt wirklich nicht besonders erheiternd sind, kann „Drachennächte“ auch nur sehr bedingt weiterempfohlen werden. Eine Kurzlektüre von Anna Kashina hätte prinzipiell ausgereicht, denn diese Autorin ist zusammen mit Chris Naylor auch die einzige, die ich nach diesem Sammelwerk für mich habe entdecken können. Bis auf den berüchtigten Terry Pratchett ist sonst nur Mittelmaß vertreten.

Kurzum noch ein paar Worte zum Inhalt: Der ist bevorzugt düster, teilweise sogar recht melancholisch bzw. mit philosophischen Grundzügen ausgestattet. Es geht dabei sowohl um Rache als auch um Weisheit, es wird Magie thematisiert, Wunder kommen zum Vorschein und selbst der Fantasy-Laie findet sich hier schnell zurecht. Jedenfalls sind die einzelnen Storys recht einfach geschrieben und bieten keine komplexen Inhalte. Lediglich das besagte Werk „Die Sonnwendherrin“ ist etwas verzwickter. Ansonsten kann man „Drachennächte“ auch noch kurz vorm Einschlafen konsumieren, um sich in den Schlaf zu wiegen. Wirklich anspruchsvolle Kost sollte man allerdings nicht erwarten.

Unter Umständen sind die Ansprüche im Fantasy-Sektor mittlerweile überaus hoch, vielleicht gefällt diese Lektüre ja auch deshalb nur bedingt. Aber wenn ich die Ideen von manchen Vertretern hier mit denen von James Barclay oder George R. R. Martin, geschweige denn Tolkien oder Tad Williams vergleiche, dann ziehen die Beteilgten von „Drachennächte“ eindeutig den Kürzeren. Und damit wäre der letzte Satz zu dieser Rezension auch geschrieben.

Überblick der vertretenen Stücke:

Uschi Zietsch: „Sturmnacht“
Terry Pratchett: „Die Trollbrücke“
Anna Kashina: „Die Sonnwendherrin“
Uwe Luserke: „Rot auf Silber“
David Case: „Das Ungeheuer in der Kluft“
David C. Smith: „Geduld ist eine Tugend“
Hans Dieter Römer: „Am Rande“
Lucius Shephard: „Der Mann, der den Drachen Griaule bemalte“
Chris Naylor: „Die Burg am Ende der Welt“
Marion Zimmer Bradley & Ted White: „Geburt eines Phönix“

Cobley, Michael – Schattenkönige

Michael Cobley ist ein junger britischer Fantasy-Autor, der sich auf der Insel einen Namen als Herausgeber verschiedener Magazine gemacht hat. Sein erster Roman „Schattenkönige“ scheint auf den ersten Blick dem üblichen, britischen Geschmack für düstere Fantasy zu entsprechen:

Vor sechzehn Jahren überrannten die wilden Horden der Mogaun das Kaiserreich Kathrimantine, das seit dieser Zeit ohne Kaiser und Militär von willkürlich und gewalttätig herrschenden Kriegsherren geplagt wird. In dieser chaotischen Zeit befreit die junge Schwertkämpferin Keren Asherol den jungen Tauric aus den Händen ihres immer brutaler und maßloser werdenden Anführers Byrnak. Damit setzt sie eine unheilvolle Kette von Ereignissen in Gang, denn der Junge ist der letzte Spross des gefallenen Kaisers. Lordkommandeur Ikarno Mazaret und seine Hand voll Rebellen benötigen ihn als Thronerben und Galionsfigur für den Kampf gegen die Legionen der Schattenkönige. Zu allem Überfluss gehört auch ihr ehemaliger Kommandant Byrnak zu den sagenumwobenen Fünf, deren erklärtes Ziel es ist, ihren Gott, den Herrscher des Zwielichts, in die Welt zu holen …

_Ein altbekanntes Schema_

Einen Innovationspreis erhält Cobley für diese Rahmenstory sicher nicht. Einzig die Ausführung dürfte von Interesse sein, der Rest ist altbekannt. Halt – einige Extras hat sich Cobley ausgedacht. Ich möchte sie nicht im Einzelnen aufzählen, im Wesentlichen handelt es sich um den Unterschied zwischen der destruktiven Natur der Magie des so genannten |BrunnQuells| der Schattenkönige im Gegensatz zu der heilenden Magie der |ErdenMutter|. Leider steigert das weder die Tiefe seines Götter-Pantheons noch ist die Umsetzung in irgendeiner anderen Weise gelungen. Für die Ausdrücke |ErdenMutter|, |VaterBaum| und |JägerKinder| kann man dem bekannten Übersetzer (Wolfgang Thon) nicht den schwarzen Peter zuschieben, ebenso wenig für die karge Sprache Cobleys.

Karg beschrieben und ausgesprochen blutleer präsentieren sich alle Charaktere dieses Romans. Am ehesten könnte man Keren Asherol, der Schwertkämpferin, einen Ansatz von Persönlichkeit zugestehen, nämlich den einer von der Schlechtigkeit der Welt angewiderten Kriegerin. Vom blassen Tauric, der urplötzlich Tausende begeistern kann, sowie Lordkommandeur Mazaret kann man sich kaum ein Bild machen. Am ehesten noch von dem Schattenlord Byrnak, der das Potenzial zu einem interessanten Antagonisten gehabt hätte. Doch Cobley verwendet weder sprachlich noch in sonstiger Weise viel Worte oder Mühe, seinen Figuren auch nur Ansätze von Tiefe oder Charakter zu geben.

Wendet man sich hoffnungsvoll dem Szenario zu, einer düsteren, apokalyptischen Welt, sieht es ähnlich aus: trostlos. Diese Welt ist genauso leer, wie ihre Charaktere unterentwickelt sind. Einzig die sich untereinander nicht ganz grünen Schattenkönige geben ihr ein wenig Würze. Über die Mogaun selbst erfährt man – außer dass sie dem Schamanismus huldigen – so gut wie nichts. Geschmackssache sind die jedem Kapitel vorangestellten Lieder und Zitate historischer Personen. Sie könnten dem Buch eine nicht vorhandene Tiefe geben, auf mich persönlich wirkten sie allerdings wie pseudointellektuelle Binsenweisheiten des Autors. Wer auf Schlachten oder Action hofft, sollte seine Erwartungen auch herunterschrauben: Wirre, dürftig beschriebene Scharmützel in dem unnachahmlich kargen Stil Cobleys können nicht einmal dem hartgesottensten „Swords & Sorcery“-Fan mehr als ein Stirnrunzeln entlocken.

_Fazit_

Ein auf ganzer Linie enttäuschendes Buch, von dem man nur abraten kann. Blasse Charaktere und Cobleys enervierend karger, geradezu lustloser Erzählstil versetzen dem zumindest vom Szenario her etwas mehr versprechenden Roman den Todesstoß. Wer auf einen neuen Gemmell, Stackpole, Salvatore oder Erikson gehofft hat, dem sei gesagt: Selbst ihre schlechtesten Werke übertreffen dieses noch bei weitem. Um so erstaunlicher ist es, dass „Schattenkönige“ der Auftakt einer Trilogie ist – im August erscheint die Fortsetzung „Schattengötter“, der abschließende Band „Schattenkrieger“ ist für März 2006 geplant. Wer Interesse an dieser Art der Fantasy hat, sollte besser den Klassiker „The Black Company“ von Glen Cook, David Gemmells Drenai-Saga oder James Barclays [„Chroniken des Raben“ 892 lesen.

Homepage des Autors:
http://www.michaelcobley.com/

Brosnan, John – Anderwelt

Die beiden Romane von John Brosnan, die hier in einem Band erscheinen, wurden bereits 1997 unter den Titeln „Verflixt und zugehext“ und „Hokuspokus Hexenkuß“ in der |Allgemeinen Reihe| des |Heyne|-Verlags veröffentlicht. Neben der genialen Himmelsherren-Trilogie, die in der |Heyne|-SF-Reihe herauskam, sind diese beiden Bände leider die einzigen Werke Brosnans, die nach Wissen des Rezensenten auf Deutsch erschienen sind. Bedenkt man die Qualität dieser fünf Bücher, so ist dies um so bedauerlicher, denn vor allem die Trilogie um die Skylords gehörte wohl zum Besten, was die SF der 90er Jahre hervorgebracht hat.

Ganz so überragend sind die beiden hier in einem Band vorliegenden Fantasyromane zwar nicht, aber trotzdem stellen sie blendende Unterhaltungswerke dar, die sich durch frechen und despektierlichen Stil und süffisanten Humor auszeichnen. Im Gegensatz zu anderen Autoren satirischer Bücher gelingt es Brosnan aber, zudem noch eine spannende und wie aus einem Guss wirkende Geschichte zu erzählen und damit die arg dröge wirkenden Nummernrevuen mancher Kollegen zu vermeiden. Dabei pfeift der Autor völlig auf jedwede Political Correctness. Sein Held ist sogar dermaßen despektierlich, dass er sich bei einem Barbarenwettkampf, zu dem er sich gezwungen sieht, als „Travis der politisch nicht Korrekte“ anmelden will, was der Kampfrichter der primitiven Welt, in die es unseren Zeitgenosse Travis verschlagen hat, natürlich nicht versteht. Travis Begründung für seinen Namen: In seiner Welt müsse man schon verdammt heldenhaft sein, um sich als politisch nicht korrekt zu bezeichnen.

Auch sonst lässt der Protagonist verbal ganz schön die Sau raus, zumal er glaubt, sich in einer Computersimulation zu befinden. Dass ihn ein mächtiger Zauberer wirklich in die Parallelwelt namens Samella versetzt hat, will er zuerst nicht wahrhaben.

Denn eigentlich ist Travis Thompson Journalist und hatte einen Artikel über den mächtigen Gideon Leonard Prenderghast schreiben sollen. Bei Travis‘ Interview mit dem Magnaten hatte er diesen allerdings sehr undiplomatisch mit dessen dunklen Machenschaften und schmutzigen Geschäften konfrontiert, ohne zu ahnen, dass Prenderghast ein mächtiger Zauberer aus einer fernen Dimension ist.

Als Strafe findet sich der arme Travis schnell in einer barbarischen Welt voller Magie aber ohne Sanitäranlagen wieder, ausgestattet nur mit einem magischen Revolver, der ihm immerhin einige Macht verleiht. Zudem trifft er den Filmproduzenten Jack deSilva aus L. A., einen Spezialisten für trashige und manchmal auch schlüpfrige C-Filme, der es sich ebenfalls mit Prenderghast verscherzt hat und deshalb „verbannt“ wurde. Allerdings hat der mächtige Zauberer Jack zudem in einen kleinen, schmierigen, ewig Marlboro rauchenden Dämon verwandelt, was gut zu Jacks Charakter passt.

Und so steht der arme Travis plötzlich in einer fremden Welt da, die er zuerst für eine Computersimulation hält, und versucht verzweifelt den Schlüssel zu finden, der ihm die Wiederkehr in seine ursprüngliche Realität ermöglichen könnte, hat bald eine abgehalfterte Prinzessin am Bein, die ihm nur Ärger bringt und ist so richtig ratlos …

So weit, so trivial! Aber was Autor Brosnan aus dieser Ausgangssituation macht, ist aller Ehren wert. Eine schrillere Queste hat die Fantasy kaum je gesehen.

Egal, ob Travis von merkwürdigen Elfen angeschwuchtelt wird, er gegen eine Mischung aus Trollen und englischen Fußballhooligans kämpfen muss oder im zweiten Buch verzweifelt versucht, seine Heimatstadt London nach seiner Rückkehr vor der Verwüstung durch seine samellanischen Begleiter zu schützen – die beiden Romane sind durchgängig äußerst vergnüglich zu lesen.

Anderwelt ist sicherlich kein intellektueller Hochgenuss, aber spritzig und prickelnd wie eine Flasche Champagner ist die hier erzählte Geschichte zweifellos, voller Chuzpe und frech wie Oskar.

Da beginnt ein Kapitel auch schon mal mit der Einleitung: „Um genau 22 Uhr explodierte in einer Seitenstraße neben einem Platz im Londoner East End ein Huhn.“ (S. 300)

Wer sich also auf eine grelle Achterbahnfahrt einlassen möchte und wenigstens ein gerüttelt Maß Humor besitzt, dem sei das vorliegende Buch wärmstens empfohlen.

|Originaltitel: Damned and Fancy / Have Demon, Will Travel|

_Gunther Barnewald_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Hoffmann, Markolf – Flammenbucht (Das Zeitalter der Wandlung 2)

Das |Zeitalter der Wandlung|:
Band 1: [Nebelriss 473
Band 2: _Flammenbucht_
Band 3: [Schattenbruch 2288
Band 4: [Splitternest 4027

Mit „Nebelriss“ präsentierte der deutsche Autor Markolf Hoffmann den ersten Band seiner Tetralogie „Das Zeitalter der Wandlung“. In der „Flammenbucht“ der Insel Fareghi geht die spannende Geschichte weiter, die durch lebensechte Charaktere mit nachvollziehbaren Motivationen und die Sprachgewandtheit des Autors glänzen kann. Freunde von George R. R. Martin und seinem „Lied von Eis und Feuer“ werden den recht ähnlichen Stil der komplexen Geschichte mit ihren zahlreichen Charakteren schätzen.

_Das Zeitalter der Wandlung_

Die Welt Gharax wird im Norden von mehreren Königreichen, unter ihnen das Großreich Arphat, beherrscht, während im Süden das Kaiserreich Sithar sich in jahrhundertelangen Konflikten immer wieder der Herrschaftsansprüche Arphats erwehren musste. Doch diese kleinlichen Konflikte verblassen angesichts der Bedrohung durch die Goldéi, eine in Magie und Kriegskunst fortschrittliche Rasse, deren Überlegenheit so groß ist, dass sich ihnen sogar der stolze König Eshandrom von Kathyga unterworfen hat.

Das Ziel der Goldéi scheint nicht Reichtum oder weltliche Macht zu sein, denn sie erobern gezielt die Quellen der Magie, die einst von dem legendären Zauberer Durta Slargin gebändigt und nutzbar gemacht wurden. Diese sorgen für Regen, gute Ernte, lenken Meeresströme und ermöglichen alle bekannten Formen der Magie auf Gharax. Der Magierschüler Laghanos gerät in die Hände der Goldéi, die sein Gesicht mit einer goldenen Maske verunstalten, die ihm Schmerzen bereitet, aber auch eine ihm selbst noch nicht vollständig bekannte Macht über die Quellen gibt. Zwar wird er befreit, aber er gerät über die zersplitterten Magierlogen, die ihm weniger helfen denn sich seine Macht zunutze machen wollen, in die Hände einer Sekte, die „Mondschlund“, einen als Blender und Verräter verschrienen ehemaligen Weggefährten Durta Slargins, verehrt.

Währendessen gelingt es Fürst Baniter Geneder, den schwachen Kaiser Akendor zu einem Bündnis mit Arphat gegen diese seltsamen Wesen zu überreden. Was weder der Kaiser noch der „Silberne Kreis“, sein Thronrat bestehend aus den Fürsten Sithars, der die wahre Regierungsmacht darstellt, wissen, ist dass Baniter Königin Inthara von Arphat eine Hochzeit mit Akendor und damit eine Vereinigung beider Reiche schmackhaft gemacht hat. Doch während Baniter in Arphat seine nicht uneigennützigen Ränke spinnt, die zudem von Erfolg gekrönt scheinen, ändert sich in Sithar die Lage dramatisch: Kaiser Akendor wird ironischerweise infolge eines Nebenaspekts von Baniters Plan abgesetzt und für tot erklärt, obwohl er in Wahrheit aus dem Kerker entkommen kann. Sein Sohn Uliman wird aus Troublinien zurückgeholt und neuer Kaiser von Sithar. Doch dieser lässt sich nicht so leicht vom „Silbernen Kreis“ bevormunden, schlimmer noch, er wurde in der Magie ausgebildet und steht unter dem Einfluss der Magier.

Während es in Sithar zu Glaubenskriegen kommt und Nhordukael als Hohepriester der Aufständigen erfolgreich die Macht der nun gespaltenen Kirche des Tathril zerschlägt und auch dem kaiserlichen Heer Verluste zufügt, setzen die Goldéi ihren Eroberungsfeldzug fort und erobern Städte in Arphat.

An ganz anderer Stelle erkunden der troublinische Großmerkant Aelarian Truarc und sein Diener Cornbrunn die Lage: Der Leuchtturm von Fareghi, ebenfalls eine Quelle der Magie, ist unter die Kontrolle von Goldéi-Verbündeten geraten. Ohne ihn kann das Silbermeer nicht sicher befahren werden – eine Katastrophe für die gesamte Menschheit. Doch die beiden finden die Hintergründe der Invasion der Goldéi heraus und geraten unter den Einfluss von Mondschlund …

_Komplex, aber leider auch verzettelt_

Markolf Hoffmanns Markenzeichen ist seine sprachliche Finesse. Seine Figuren werden bereits durch ihre Sprachweise treffend charakterisiert; so merkt man Fürst Baniter seine Gerissenheit an, nicht umsonst wird er der „Luchs von Ganata“ genannt, während sich Laghanos Zweifel und Furcht sowie seine jugendliche Unerfahrenheit in diesem großen Ränkespiel auch in seinen Worten niederschlagen. Dabei verfällt er nicht in die bombastische und künstliche Phrasendrescherei, die man so oft als Wortgewandtheit verkauft bekommt.

Die Geschichte ist sehr komplex, es gibt zahllose Charaktere anstelle einer einzelnen dominanten Hauptfigur. Dies erinnert stark an George R. R. Martin, der einen ähnlichen Ansatz für sein „Lied von Eis und Feuer“ wählte. Dieser Ansatz gewährleistet glaubhafte, lebensechte Figuren und eine weniger märchenhafte, sondern real erscheinende Handlung.

Doch leider hat diese Methode er auch einen Nachteil, der sich in „Flammenbucht“ leider bemerkbar macht: Die Handlung ist so komplex, dass sie nur schleppend vorankommt, die häufigen Orts- und Personenwechsel sorgen zwar für Abwechslung, aber die Einflechtung neuer Handlungsstränge, die oft in keinen Zusammenhang zu den Ereignissen zu stehen scheinen, kann verwirren und stören. Zumal mir die Nebenhandlung um die blonde Meuchlerin und Leibwächterin Ashnada nicht gerade gefiel, sie war geradezu trivial, ein Gegensatz zu der sonst so ausgefeilten Welt. Ebenso ist der eher hilflose Laghanos bedingt durch diese Hilflosigkeit ein echter Langweiler; dabei kann man davon ausgehen, dass er in Zukunft eine der wichtigsten Figuren sein wird – in diesem Buch kommt er nur selten zum Zug. Während die Handlung im Kaiserreich nach wie vor auf hohem Niveau bleibt, wird mit den so genannten „Südseglern“ – einem Haufen in seltsamen Reimen redender Seefahrer, die einen vermuteten Südkontinent suchen – ein neuer Handlungsstrang eröffnet, über dessen Bedeutung man leider nur spekulieren kann. Hier lässt sich Hoffmann leider auf eine klischeehafte Mystifizierung durch Geheimnistuerei und die erwähnten lächerlichen Reime ein, ein geradezu fantasytypisches Klischee, das in meinen Augen eher eine ideenlose Lösung darstellt. Warum hat er sich diese Südsegler nicht einfach erspart, denn wirklich aktiv werden sie in diesem Buch ohnehin nicht, und ihr gesamtes künstliches Gehabe wäre überflüssig geworden.

Gelungen hingegen ist das Duo Aelarian Truarc und Cornbrunn. Der Großmerkant und sein Diener bringen den nötigen Humor in die Handlung, der in „Nebelriss“ fehlte. Ihre beiden Kieselfresser Grimm und Knauf entwickeln sich mitsamt ihren Herrchen zu echten Sympathieträgern. Sie bringen auch Licht in die dunklen Hintergründe der Goldéi-Invasion und lösen so manches Geheimnis auf. Doch leider wird die Geschichte von Durta Slargin und Mondschlund sowie der Verbindung zu den Goldéi etwas platt erzählt – eben einfach nur nacherzählt anstelle von erfahren.

Erwähnenswert ist ein im Prolog der Geschichte erwähnter Leitgedanke: Ist jede Stadt, die von Menschenhand errichtet wurde, dem Untergang geweiht? Diesen Gedanken verfolgt Hoffmann durch die Geschichte anhand legendärer Städte, über die das Unglück durch ihre eigenen Bewohner heraufbeschworen wurde – ein Schicksal, das einige große Städte Arphats und Sithars in diesem Buch teilen werden. Ein Gedanke, der im weiteren Handlungsverlauf auch hinsichtlich der Goldéi-Invasion eine tragische Wahrheit darstellt …

_Fazit:_ „Flammenbucht“ kann mit sprachlicher Gewandtheit, starken Charakteren, einer faszinierenden, komplexen Story und Welt weit abseits bekannter Klischees glänzen. Im Gegensatz zu „Nebelriss“ kommt auch der Humor nicht zu kurz. Leider hat sich Hoffmann mit den vielen Handlungssträngen verzettelt, dafür kamen wichtige zu kurz. Die Handlung wird immer komplexer und vielschichtiger, doch sie tritt leider auch auf der Stelle. Aber die Geschichte ist einfach zu gut, um lange darüber zu hadern. Auch dieses Buch endet wie bereits „Nebelriss“ mit einem Cliffhanger; der Folgeband „Schattenbruch“ wird vermutlich in zwei Bände aufgeteilt und schließt die Saga somit als Tetralogie ab. Wer G. R. R. Martin liebt, wird auch Markolf Hoffmanns „Zeitalter der Wandlung“ schätzen.

Auf der [Homepage]http://www.nebelriss.de/ von Markolf Hoffmann kann man Probekapitel von „Nebelriss“ und „Flammenbucht“ lesen, ebenso findet man weitere Informationen über die Welt Gharax und den Autor selbst.

Vardeman, Robert E. – Ruinen der Macht (Mechwarrior Dark Age 3)

Austin und Dale sind Brüder, Armeeangehörige, die häufig ihre Fähigkeiten in Mech-Simulatoren messen. Leider sind Austins Chancen gegen seinen großen Bruder Dale meist nur gering, wenngleich er sich beständig verbessert. Die Zeit, in der sie leben, macht es jedoch beinahe unmöglich, dass sie jemals in einem echten Mech sitzen und gegen den Feind vorrücken werden.
Nachdem das HPG-Netz zusammengebrochen ist, jenes Nachrichtensystem, welches auch die am weitesten voneinander entfernten Planeten zum Austausch von Informationen befähigt, ist eine zur Planung nutzbare interplanetare Kommunikation zum Erliegen gekommen. Mirach, der Planet, auf dem Austin und Dale leben, kann keinen Kontakt mehr zu fernen Absatzmärkten aufnehmen und die Wirtschaft erlebt schwere Zeiten. In dieser Situation ist an die Beschaffung von neuen Mechs gar nicht zu denken.

Doch ihre Zukunft soll nicht im Militär liegen, sondern in der Politik. So will es Ihr Vater, Baron Sergio Ortega. Der politische Führer hat seit jeher die Diplomatie höher bewertet als den Kampf und will nun, dass seine Söhne in seine Fußstapfen treten. Aber es gibt Elemente in der Regierung, die dem Baron seinen politischen Ansatz als Schwäche auslegen. Sie wollen ihn dazu bewegen, seine Leibgarde in die regulären Milizen zu überführen. Dies würde Kosten einsparen, was es dem Baron ermöglichen würde, mit entsprechenden Nachrichten das Volk zu beschwichtigen, weil das eingesparte Geld der Bevölkerung zugute käme.
Seine Söhne indessen drängen ihn dazu, diesen Entschluss noch einmal zu überdenken. Im Falle von Gefahr für die Regierung wäre eine sofortige Hilfe durch das Militär nicht mehr denkbar. Und diese Gefahren sind keine Illusion. Demonstrationen und Aufstände durch die unzufriedene Bevölkerung mehren sich.

Es kommt ganz anders. Dale, der ältere Bruder, muss mit ansehen, wie seine Freundin Hanna durch ein gezieltes Attentat ums Leben kommt. Dale weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, dass die Befehle zu diesem feigen Mord von weit oben kommen. Während die Ortegas glauben, dass es kaum schlimmer werden kann, wird Dale während einer Gefechtsübung durch den Einsatz scharfer Granaten getötet.
Die Geschehnisse eskalieren, und die Dunkelmänner geben sich zu erkennen. Eine aussichtslose Lage, gäbe es da nicht Sergeant Death, einen ausgedienten Centurion-Mech, den Sergio Ortega in ferner Vergangenheit einmal steuerte und der nun ein Museumsstück ist. Trotzdem macht sich Austin verzweifelt daran, die Kampfmaschine zu reaktivieren.

Die Darstellung der Intrige, der treibenden Kraft hinter der Geschichte, nimmt einen großen Teil der Handlung ein. Dergleichen kennen erfahrene Battletech-Leser hauptsächlich aus den größeren Zwisten zwischen den einzelnen Häusern. Dies spielt hier überhaupt keine Rolle. Infolge des Zusammenbruchs der interplanetaren (schnellen) Kommunikation beschränkt sich die Handlung auf den Planeten und lässt übergreifende Handlungsbögen nicht zu.
Aber nach all den riesigen Schlachten, dem bekannten massigen Getümmel aus Mechs, Kröten und Artillerie, wirkt der geringere Umfang an technischen Finessen neuer und auch gut. Die Einschränkung auf wenige militärische Techniken macht es nicht notwendig, auch nur ein einziges Buch aus dem Battletech-Universum gelesen, noch das Spiel in irgendeiner Form gespielt zu haben.

Austin ist die Figur des jungen Mannes, der zwar über eine gewisse Ausbildung und Erfahrung bereits verfügt, doch dann durch die Umstände gezwungen wird, schnell erwachsen zu werden. Aus den Simulationen wird blutiger Ernst. Dieser Handlungsaufbau ist leider nicht besonders neu und Geschichten dieser Art müssen eine gute Variation des Themas bieten. Am besten funktioniert es, wenn die Geschichte filmisch gelesen wird, also man Bilder zur Hilfe nimmt, die durch die Erzählung im Kopf entstehen. Der junge Mann, der vor dem ausgemusterten Mech steht, den einst sein Vater steuerte, die Intrigen, die geheimen Treffen, das Übungsgefecht, das zum Fiasko gerät. Dann beginnt die Geschichte zunehmend Spaß zu machen und spannender zu werden.

Möglich, dass Fans des Battletech-Zyklus vom dritten Band des |Mechwarrior Dark Age|-Zyklus ein wenig enttäuscht sein werden. Aber ein Verlust an Techniken wegen des neuen Handlungsbogens schränkt natürlich auch die Möglichkeiten der Autoren in diesem Universum ein.
Neueinsteiger finden hier allerdings die Möglichkeit, sich langsam in dieses Universum einzulesen, weil es nicht zu den üblichen Begriffserschlagungen kommt, in denen eine Mech-Beschreibung der nächsten folgt und ein Waffensystemeinsatz an den folgenden gereiht wird. Entsprechend ist das angehängte Glossar zwar löblich, aber keine Voraussetzung, um der Geschichte folgen zu können.
Der Roman ist stilistisch |Battletech| angemessen, die Handlung jedoch eine Spur zu vorhersehbar, obgleich die Variation des zuvor erwähnten Themas des zum Kämpfen Gezwungenen hier und da Neues bietet.

Fazit: Nicht grundsätzlich originell, aber unterhaltsam geschrieben. Für neue Freunde des Battletech-Universums ein guter Einstiegsroman.

_Michael Nolden_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

Lester Del Rey – Der unschuldige Roboter

Del Rey Roboter Cover kleinDas geschieht:

In einer zeitlich nicht näher bestimmten Zukunft sind die Planeten und großen Monde des Sonnensystems von Menschen besiedelt. Auch der große Jupiter-Trabant Ganymed trägt diverse Kolonien, die hauptsächlich vom Verkauf seltener Kräuter und Pilze leben. Sunvalley ist eine davon, geleitet von Gouverneur Roger Simpson. Sein Sohn Paul wächst auf dem luftleeren Mond auf – ein latent gefährlicher Ort für einen Heranwachsenden. Dem 16-Jährigen wurde daher schon als Kind ein Roboter zugeteilt. „Rex“ ist ein komplexes Gerät, das nicht nur als sturer Beschützer, sondern auch als Begleiter konstruiert wurde. In dieser Eigenschaft wurde er seinem menschlichen Herrn zum Freund. Paul hat Rex tief ins Herz geschlossen und teilt seine Gedanken mit ihm; menschliche Freunde sind rar auf Ganymed.

Damit ist es nun vorbei, denn Vater Roger wird auf die Erde zurückversetzt. Die Freude ist groß, bis sich herausstellt, dass Rex aufgrund der hohen Frachtkosten zurückgelassen werden soll. Das erträgt Paul nicht und rückt aus. Er will den weiten Weg zur Erde nur zusammen mit Rex antreten. Dieser ist einverstanden: Rex hat ein Selbstbewusstsein entwickelt. Das macht ihn zum echten Partner, der seinem menschlichen Freund aus mancher Schwierigkeiten helfen kann. Lester Del Rey – Der unschuldige Roboter weiterlesen

Markolf Hoffmann – Nebelriss (Das Zeitalter der Wandlung 1)

Das Zeitalter der Wandlung:
Band 1: Nebelriss
Band 2: Flammenbucht
Band 3: Schattenbruch
Band 4: Splitternest

Wem beim Stichwort „Fantasy“ eine bunte Truppe aus Bäcker- oder Magierlehrling, rotnasigem Zwerg sowie ähnlichen Rollenbildern und Stereotypen vorschwebt, die verständlicherweise für Brechreiz und gepflegte Langweile sorgt, den kann man verstehen.

Markolf Hoffmann – Nebelriss (Das Zeitalter der Wandlung 1) weiterlesen

Brennan, Herbie – Purpurkaiser, Der (Faerie Wars 2)

Natürlich ist die Geschichte nach den Geschehnissen um [„Das Elfenportal“ 313 noch nicht vorbei: Zwar sind die Portale zur Hölle (nach |Hael|) geschlossen, der Staatsstreich der Nachtelfen unter Lord Hairstreak abgewehrt und die wichtigsten Personen (bis auf Hairstreak selbst) gefangen oder untergetaucht, aber es ist klar, dass der Lord diese Niederlage nicht akzeptieren wird.

So ist die Krönung Pyrgus‘ ein besonderer Grund zur Vorsicht, denn in den zu erwartenden Massenaufläufen kann schnell mal dies oder jenes unbemerkt geschehen. Außerdem scheint alles an Holly Blue zu hängen, Pyrgus scheint sich nicht für den bevorstehenden Staatsakt zu interessieren. Henry als menschlischer Freund des designierten Purpurkaisers soll auch erscheinen und natürlich wird der neue Torhüter dabei sein: Mr Forgarty.

Aber dann entsteht ein Gerücht, das alles ändert: Der alte Kaiser ist nicht tot! Hairstreak macht sich die Lage zunutze; sein Neffe Comma, jüngster Sohn des alten Purpurkaisers, spielt ihm in die Hände und schickt Pyrgus, Blue und Forgarty ins Exil.

_Herbie Brennan_ schrieb seinen ersten Roman mit Mitte zwanzig. Seitdem hat er unzählige Bücher für Kinder und Erwachsene veröffentlicht, die in mehr als fünfzig Ländern und in einer Gesamtauflage von über 7,5 Millionen Exemplaren erschienen sind. Neben dem Schreiben entwickelt er Spiele und Computer-Software und arbeitet für das Radio. Er lebt in County Carlow, Irland. |(Verlagsinfo)|

Mittlerweile dürfte klar sein, dass diese Geschichte keine Erzählung für Jugendliche ist – zumindest nicht hauptsächlich. Eher ein Jugendroman für Erwachsene. Eigentlich merkt man kaum noch, dass von Jugendlichen die Rede ist – Pläne und ihre Ausführung stammen meist von ihnen, die Erwachsenen sind, bis auf die Bösewichte und wenige Ausnahmen, Nebenfiguren.

Brennan gelingt es wunderbar, an den Vorgänger anzuschließen, so dass erneut eine farbenprächtige und facettenreiche Welt entsteht, in der es von lustigen Geschöpfen wie dem „fliegenden Teppich“ – Entschuldigung: |Endolg| Flapwazzle oder dem enddarmbewohnenden Wangaramas-Wurm Cyril nur so wimmelt. Er verpasst Henry sogar eine regenbogenfarbene Ersatzhaut aus Spinnenseide, so dass davon ausgegangen werden kann, dass es zwischen ihm und den anderen Menschen der „Gegenwelt“ (also unserer Welt), vorzugsweise seiner Schwester Aisling, zu interessanten Begegnungen kommen wird – denn Brennan bastelt weiter an dieser Geschichte! Übrigens hat Aisling die tragbare Portalfernbedienung an sich gebracht und dürfte wohl auch über kurz oder lang ihren Besuch im Elfenreich machen.

Faszinierend ist die Betrachtung der elfischen Magie und ihrer Beziehung zur irdischen (hier auch als „Technik“ bekannt): Während dort ein Zauber normalerweise am Geruch zu erkennen ist und Beschwörungsformeln in der Luft sichtbar sind, bedarf es bei uns manchmal nur einer Kreditkarte oder eines Scheins Bargeld, um die elfischen Wesen zu verwirren. Das mächtigste Zauberbuch dunkler Magie hierzulande wurde schließlich von Papst Honorius III. geschrieben; mit seiner Hilfe lässt sich sogar ein Portal nach Hael öffnen.

Mit Blick auf die Charaktere wird deutlich, dass sich die Interessen der pubertierenden Jugendlichen zwischendurch regelmäßig dem anderen Geschlecht widmen, glücklicherweise beruht das Interesse jeweils auf Gegenseitigkeit. Henry hat seit seiner Begegnung mit Blue im Elfenportal eigentlich nichts anderes mehr im Kopf, Blue ihrerseits ist ihr Interesse an Henry auch deutlich anzumerken; Pyrgus trifft zufällig auf Nymph, die Tochter der Waldelfenkönigin |Kleopatra|, und ist sofort verschossen, während Nymph natürlich auch ein Lächeln für ihn übrig hat. Eine rückläufige Entwicklung macht quasi der alte Forgarty bewusst durch, als er heftiges Herzklopfen beim Anblick der ebenso alten Madame Cardui bekommt und plötzlich darauf brennt, sich persönlich an den Kämpfen zu beteiligen – anders als in seiner Jugend, wo er Kämpfen möglichst fern blieb. Außen vor steht nur Comma, der ja auch noch etwas jung ist (obwohl: der Oberkörper seiner nachthemdlichen Halbschwester Blue schien ihn durchaus zu interessieren). Er verbirgt aber noch ein paar Geheimnisse, die auch seinen Geschwistern zu schaffen machen.

Die Stimmung zu beschreiben ist schwer, am ehesten passt wohl: positiv, lebensfroh, scherzhaft – ohne aber lächerlich zu werden. Brennan überrascht wieder mit kreativen Details, die die Lektüre zu einem echten Genuss werden lassen. Wenn der Mann so gut gelaunt durchs Leben geht, wie er seine Geschichten erzählt, ist er ein glücklicher Mensch.

http://www.dtv.de/special__brennan/elfen__index.htm

Knaak, Richard A. – Quelle der Ewigkeit, Die (WarCraft: Krieg der Ahnen Buch 1)

Der Drachenmagier Krasus, die „humanoide“ Manifestation des uralten Drachen Korialstrasz, fühlt es als Erster: Etwas Unheilvolles greift nach der Wirklichkeit. Während er seinem Schüler, dem menschlichen Magier Rhonin, eine telepathische Botschaft schickt, um mit ihm gemeinsam der Bedrohung auf den Grund zu gehen, spüren auch die Orks das Nahen einer großen Gefahr und schicken den erfahrenen Veteranen Broxigar auf die Suche.

Als die Helden der Störung nahe kommen, werden sie durch einen dimensionalen Riss in die ferne Vergangenheit Kalimdors geschleudert, in eine Zeit, als die Quelle der Magie noch existierte und die Nachtelfen ein starkes Volk waren, als es weder Menschen noch Orks gab und die fünf machtvollen Aspekt-Drachen wohlwollend und kraftvoll der Schöpfung gegenüberstanden, sie noch nicht versklavt worden waren und „Neltharion, der Wächter der Erde“, noch nicht „Deathwing, der Zerstörer“ genannt wurde, in eine Zeit, kurz bevor die Brennende Legion zum ersten Mal über Kalimdor hereinbrach.

Broxigar gerät in die Gefangenschaft der Nachtelfen, für die der Ork nicht mehr als ein unbekanntes Tier ist, während Krasus und Rhonin unfreiwillige Gäste des weisen Waldgottes Cenarius werden.

Die junge elfische Priesterin Tyrande erkennt in Broxigar ein intelligentes Wesen und befreit ihn mit Hilfe ihres Freundes Malfurion Stormrage, eines Nachtelfen, der – von seinem Volk belächelt und verachtet – den „Weg des Druiden“ einschlug und zum Schüler Cenarius‘ wurde. Unterstützung erfahren die beiden durch Malfurions Zwillingsbruder, den Kriegsmagier Illidian, welcher selbst nach einer Prophezeiung eine wichtige Rolle in der Geschichte der Nachtelfen spielen wird.

Unterdessen weben in der Hauptstadt der Elfen Magier unter Führung Xavius‘, des korrupten, bösen Beraters der eitlen Königin Azshara, an einem Zauber, der ein Portal zur dämonischen Sphäre der Brennenden Legion öffnet, damit der Herr der Legion seine todbringenden Boten nach Kalimdor entsenden kann, auf dass sie sein Kommen der Welt offenbaren. Gleichzeitig werden die in ihrem Wesen magischen Nachtelfen in Folge des Rituals von der Quelle ihrer Macht und Magie abgeschnitten.

Krasus, der in der Vergangenheit nicht in der Lage ist, sich in seine Dracoform zu transformieren, macht sich auf die Suche nach den anderen Drachen, um sie eindringlich vor der Gefahr, die der Welt durch die Verzerrung der Wirklichkeit und die Ankunft der Brennenden Legion droht, zu warnen, während Rhonin, Tyrande und die beiden Brüder ihren Kampf gegen die Vorhut der Dämonen und den verschlagenen Xavius organisieren.

Dass der Autor sein Metier beherrscht, konnte er in zahlreichen Büchern unter Beweis stellen. „Die Quelle der Ewigkeit“ ist ein klassischer Sword-&-Sorcery-Roman. Mächtige Magier, Drachen, Dämonen und starke Krieger liefern sich Schlachten um eine exotische Welt, die sich nicht hinter den „Vergessenen Reichen“ Ed Greenwoods und R. A. Salvatores oder dem „Drachenlanze“-Zyklus von Margaret Weis und Tracy Hickman – zu welchem Knaak übrigens seinen Teil beiträgt – verstecken muss. Zwar fehlt Kalimdor hinsichtlich der politischen und kulturellen Gegebenheiten sowie der Fülle an Wesen, Unwesen und Gegenden noch die Komplexität Faerûns oder Krynns, aber die Welt von WarCraft ist jung und der Anfang vielversprechend.

Allerdings sind die Anlehnungen an die beiden großen Dungeons&Dragons-Settings unverkennbar. Auch wenn sich die Nachtelfen und Drachen im Detail von ihren Vorbildern mehr oder weniger deutlich unterscheiden, so hält sich die Originalität daher insgesamt in Grenzen. Dieses gilt auch für die Konstellationen der Protagonisten: zwei Brüder, die sich im Wettbewerb um die Gunst einer Frau zu entfremden scheinen, oder ein Lehrer-Schüler-Verhältnis, wie es Krasus und Rhonin bzw. Cenarius und Malfurion repräsentieren, wurden schon zu oft bemüht, um den Leser vollkommen zu überzeugen.

Das actionorientierte Buch gewinnt eher durch die interessanten Charaktere und den epischen Handlungsbogen denn durch die explizite Ausarbeitung eines eigenständigen Rassen-Backgrounds. Die herausragenden Protagonisten sind dabei eindeutig Malfurion, sein Bruder Illidian und der Drachenmagier Krasus: Malfurion wegen seines rebellischen, unangepassten Wesens, Illidian, weil er an einem Scheideweg angekommen scheint, der ihn von seinem Bruder wegführen könnte, und Krasus wegen seiner relativen Machtlosigkeit in Verbindung mit der bevorstehenden Konfrontation mit Neltharion, dem späteren Deathwing. Der Rest des Ensembles – einschließlich Rhonin – spielt zumindest in diesem ersten Band der Trilogie noch keine nennenswerte Rolle bzw. geht über Fantasystereotypen kaum hinaus, wobei insbesondere Tyrande ob ihrer Gut-Elflichkeit sogar ein erhöhtes Nervpotenzial aufweist. Alles in allem kann man konstatieren, dass die Nachtelfen – um ein altes Rollenspiel-Phänomen zu bemühen – mehr wie Menschen mit spitzen Ohren erscheinen, als ein fremdartiges, nichtmenschliches Volk.

Rein stilistisch gibt es an Knaaks Text nichts auszusetzen, so dass die Lesefreude von dieser Seite nicht getrübt wird. Hinsichtlich der Handlung bleibt abzuwarten, ob der Autor in den Folgebänden die Logikprobleme, die Zeitreisegeschichten in der Regel mit sich bringen, umschiffen kann.

Fazit: Ein kurzweiliger, solider „Sword & Sorcery“-Roman, der in guter „Dungeon & Dragons“-Tradition die Welt von WarCraft mit Leben erfüllt. Interessante, vielschichtige Figuren und der Beginn eines Handlungsbogens, der eine wahrhaft epische Story erwarten lässt, machen diesen ersten Teil der „Krieg der Ahnen“-Trilogie zu einem Vergnügen nicht nur für PC-Spiele-Fans.

|Originaltitel: Warcraft: War of the Ancients Trilogy Book 1 – The Well of Eternity
Übersetzung: Claudia Kern|

_Frank Drehmel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Grubb, Jeff – Libertys Kreuzzug (StarCraft #1)

Michael Liberty ist ein guter Reporter der UNN, Universe Network News. Auf dem Planeten Tarsonis ist er bekannt für seine fundierte Berichterstattung, dafür, dass er auch noch nachbohrt, wenn es gefährlich wird. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass er sich den Unmut einiger hochgestellter Familien zugezogen hat. Sein Chef legt ihm nahe, dem Planeten Tarsonis für geraume Zeit den Rücken zu kehren.
Eine gute Gelegenheit dazu wäre eine längere Berichterstattung über die konförderierten Streitkräfte, denn Lobgesang auf die Armee ist in diesen Tagen immer gern gesehen.

Ehe sich Liberty versieht, befindet er sich an Bord der Norad II. Der Schlachtkreuzer befindet sich unter dem Kommando von Colonel Duke und Liberty verlebt eine höchst langweilige Zeit zwischen Soldaten, die zu einem großen Teil aus Schwerkriminellen bestehen, denen per Gehirnwäsche eine neue Konditionierung verpasst wurde. Die Frau, Emily Swallow, die Liberty als Verbindungsoffizier zugewiesen wird, ist gar eine Serienmörderin gewesen und erinnert sich an nichts mehr aus ihrer Vergangenheit. Liberty vermeidet es trotzdem, die Konditionierung auf die Probe zu stellen.

Eigentlich sollte die Norad II überholt werden, doch eine Meldung über eine furchtbare Katastrophe, ruft das Schiff ins Sara-System. Einer der beiden bewohnten Planeten, Chau Sara, wurde komplett ausgelöscht. Da, wo einst eine lebensfreundliche Oberfläche war, ist nur noch eine geschwärzte, glasähnliche Struktur übrig. Alles Leben wurde vernichtet. Seltsamerweise ahnt man bei der Konförderation, dass eine Fremdrasse namens Protoss hinter dieser Zerstörung steckt. Liberty ist sofort misstrauisch. Angeblich hatten die Menschen noch nie zuvor Kontakt zu anderen Völkern und nun kennt man sogar schon den Namen der anderen. Die Norad II wird beauftragt, den anderen Siedlungsplaneten, Mar Sara, zu evakuieren, denn mit der Rückkehr der Protoss wird gerechnet.
Auf Mar Sara angekommen zeigt es sich, dass die Evakuierungspläne eine reine Lüge sind. Die Siedler werden zusammengepfercht. Und sie sind nicht alleine auf dem Planeten. Ein Ekel erregendes Volk namens Zerg hat bereits einige kleine Außenposten übernommen. Liberty muss miterleben, wie Emily Swallow auf furchtbare Art ihr Leben verliert.
Schneller, als ihm lieb ist, überrollen den Nachrichtenmann die Ereignisse. Die Zerg sollten als Biowaffen eingesetzt werden. Doch hat die Konförderation die Rechnung ohne die Protoss gemacht, die ihrerseits die Zerg wie eine Seuche jagen und auslöschen. Liberty schließt sich zwangsweise einer Rebellengruppe unter der Führung von Arcturus Mengsk an, der es schließlich gelingt, die Zerg als Waffe gegen die Konförderation zu benutzen.

Das ist er also, der Roman zum Strategiespiel-Knaller von |Blizzard Entertainment|. Das Grundspiel „StarCraft“ und sein Expansion Set „Broodwar“ beeindruckten nicht nur durch ein gut durchdachtes Spielsystem, sondern auch durch eine spannende Handlung.

All diese aus dem Spiel bekannten Elemente finden sich im ersten Roman der „StarCraft“-Reihe. Allen voran jene Figuren wie Jim Raynor und Sarah Kerrigan, die Ghost, die in zahlreichen Missionen des Spiels eine wichtige Rolle spielen. Besonders Kerrigan, dem später in „Broodwar“ eine besondere Rolle zukommt, wird hier gut vorgestellt.
Bei dem vorliegenden Band handelt es sich um einen spannenden SF-Abenteuerroman, der zuerst sorgsam die Handlung aufbaut, ehe er in die Missionen einsteigt. Wer das Spiel gezockt hat, wird viele Szenarien wiedererkennen. Rettungs- und Erkundungsmissionen, vom Kriecher verseuchte Stationen und Landstriche, sogar jene Missionen, bei der Emitter in Feindesland platziert werden müssen, um die Zerg anzulocken.
Neben dem Wiedererkennungseffekt ist es erfreulich, dass der Autor nicht auf Leser setzt, die mit dem „StarCraft“-Universum bereits vertraut sind. Alles, was man wissen muss, erfährt man aus der Geschichte. Diese ist solide geschrieben und hält gerade, wenn man das Spiel nicht kennt, so manche Überraschung offen. Liberty schildert die Vorkommnisse aus seiner Sicht, stets mit einem einleitenden Kommentar zu jedem Kapitel und umreißt so den Hintergrund des „StarCraft“-Universums.

Die Erfindung der Zerg kann nicht verleugnen, gewisse Anleihen bei den allseits bekannten Aliens gemacht zu haben. Aber die Zerg setzen durch ihre Vielfalt noch eins drauf. Diese Ähnlichkeit zu den Aliens könnte den Roman auch für Alien-Fans interessant machen, vor allem für jene, die von der grottenschlechten Qualität der letzten Alien-Bände enttäuscht waren. Denn „Libertys Kreuzzug“ ist so, wie ein guter Alien-Roman hätte sein können.
Das Einzige, was wirklich schade an diesem Roman ist, ist, dass die Umsetzung für den deutschsprachigen Markt drei Jahre brauchte.

_Michael Nolden_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

Luceno, James – Star Wars Episode III – Die illustrierte Enzyklopädie

Pünktlich zum Kinostart der dritten Episode der Star-Wars-Saga kommen auch schon die verschiedensten Merchandise-Artikel auf den Markt. Neben allerhand Action-Figürchen, Raumschiffen und sonstigem, beinahe unverzichtbarem, Fan-Nippes (wie blinkenden und dudelnden Plastik-Laserschwertern, Vader-Masken mit Vocoder etc.) natürlich auch diverse Druckerzeugnisse. Eines davon ist ein Buch, welches sich als illustrierte Enzyklopädie zu „Rache der Sith“ verstanden wissen will. So lautet jedenfalls der hochtrabende, deutsche Titel des von James Luceno zusammengestellten und von |Lucas Books| vertriebenen Werkes. Die deutsche Ausgabe der auf Hochglanz getrimmten Publikation übernahm die |vgs|, wo man das „visual dictionary“ werbewirksam eben mal zur „Enzyklopädie“ erhob. Ob man diesem Anspruch gerecht werden kann, erscheint schon auf den ersten Blick hinsichtlich des arg dürren Buchs fraglich.

_Corpus Galacti_

„Aufregende Fotos und umfassende Erläuterungen verraten alles über Charaktere, Kreaturen, Droiden und Ausrüstungsgegenstände […]“ verspricht der Teaser-Text auf der Rückseite, neben einigen anderen, vermeintlichen Segnungen, mit denen man dem potenziellen Sternen-Fanatiker Appetit auf vergleichsweise magere 64 (in Worten: „vierundsechzig“) Seiten |Star Wars| machen möchte. Zugegeben, die Optik ist ziemlich edel. Großformat und hochwertiges Papier machen schon mal was her, doch wie das immer so ist im Leben, kommt es ja nicht nur auf die Verpackung, sondern vielmehr auf den Inhalt an. Besonders dann, wenn dem nach jedem Informationsschnipsel gierendem Klientel dafür 15,90 € aus der abgewetzten Jedi-Kutte geleiert werden sollen. Hervorgehoben sei hier explizit das Attribut „alles“ aus dem oben wiedergegebenen Teaser – man darf zu Recht gespannt sein, wie dies auf den paar Seiten zu bewerkstelligen sein soll.

Von der geradezu verschwenderischen Seitenzahl muss man nämlich schon mal fünf Seiten für Vorsatzseiten, Inhaltsangabe und Einleitung abziehen. Erst auf Seite sechs wird der Leser in das Setup von Episode III auf einer Doppelseite eingeführt, inklusive eines kurzen Rückblicks auf das, was bisher geschah. Dem großen galaktischen Krieg und dem, was in dieser Episode auf welchen Planeten zu erwarten steht. Nach dieser knappen Orientierungshilfe geht es dann mit 33 Themenkomplexen, welchen (mit wenigen Ausnahmen) wiederum je eine Doppelseite gewidmet ist, weiter. Dabei ist „komplex“ leider nicht wörtlich zu nehmen, denn dominiert werden die jeweiligen Abschnitte von Illustrationen und Abbildungen. Der Begleittext nimmt sich dagegen kümmerlich aus. Zudem beanspruchen allein Anakin/Darth Vader, Die Klonkrieger, die Wookies und Palpatine/Darth Sideous gleich mehrere Kapitel für sich, die man ohne weiteres hätte zusammenfassen können

Verständlich, dass für den Rest der behandelten Themen auf den verbliebenen (wenigen) Seiten nicht mehr viel Raum für erschöpfende Informationen bleibt. Allerdings muss man zugute halten, dass auch Randfiguren und Ausrüstungsgegenstände und gelegentlich kleine (fiktive) Anekdoten immerhin Erwähnung finden und in den Kontext zur Geschichte gesetzt werden. Interessant sind insbesondere die Schnittzeichnungen etwa des Wookie-Bowcasters und auch der Abschnitt über General Grievous, einem Cyborg – halb Lebewesen, halb Droide. Leider verliert sich der simpel gestrickte Text durchgängig in oft absolut nebensächlichem Klimbim ohne geistigen Nährwert und Tiefe. Selbstverständlich ist irgendwie alles, was mit Star Wars (oder einer beliebigen anderen, erfundenen Geschichte) zu tun hat, streng genommen als „needless knowledge“ einzustufen, doch so needless muss es dann doch bitteschön nicht sein.

Besonders lächerlich, um nicht zu sagen kindisch-kitschig, sind aber die Beschriftungen zu Hinweispfeilen, die auf „Besonderheiten“ eines Gegenstands oder einer Person zeigen. Etwa „Ungewöhnlich ernster Gesichtsausdruck“ oder „Stoff wirkt schwerer, als er ist“ bei Obi-Wan, sind nicht die einzigen, sinnfrei-eleganten Einlassungen, die entweder zu Lachmuskelkatarrh oder wahlweise verständnislosem Kopfschütteln reizen. Es sind einige richtige Knaller darunter; der Autor sollte vielleicht eine Karriere als interstellarer Comedian anstreben, ich fürchte jedoch, er meint es vollkommen ernst. Mir ist nicht ganz klar, an welche Leserschaft sich das Buch richtet, der erwachsene Fan (zu welchen auch ich mich zähle) kommt sich etwas veralbert vor. Und dabei gehöre ich noch nicht mal zu den Dogmatikern, welche |Star Wars| als bierernst betrachten und jeden Anflug flockiger Schreibe als pure Ketzerei verschreien.

_Fazit_

Trivial und zu bildlastig. Die nette Aufmachung ist zwar nicht zu beanstanden, doch hapert’s am Gehalt. Schöne Bilder, aber wenig erhellender, oberflächlicher Text, der streckenweise geradezu peinlich kindisch ist. Unter einer Enzyklopädie versteht man für gewöhnlich eher einen fetten Wälzer mit Stichwortverzeichnis und Index. Idealerweise einen, der thematisch wirklich in die Tiefe geht und nicht etwas, das irgendwie den Flair und Charme eines Hochglanz-Werbeflyers versprüht. Aber bestimmt kein besseres Bilderbuch – fehlen eigentlich nur noch mitgelieferte Buntstifte, damit man sich seine Klonkrieger und Droiden selbst ausmalen kann. Scheinbar hält man die Fans für eine Bande Grenzdebiler. Die – für effektiv 60 Seiten – recht unverschämten 16 Euro sind für zwei Kinokarten, den (übrigens erstaunlich guten) [Roman 1163 oder schon mal als Anzahlung für die zukünftig erscheinende DVD wesentlich besser angelegt. Hol’s der Rancor.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

Originaltitel: „Star Wars Episode III – The Visual Dictionary“
Ersterscheinung: 2005, Lucas Books / DK / VGS
Seiten: 64 mit zahlreichen Abbildungen
Ausgabe: 1. Auflage / Hardcover
ISBN: 3-8025-3441-7

Schweikert, Ulrike – Seele der Nacht, Die (Die Legenden von Phantásien)

Tahâma ist ein Blauschopf, ein Wesen des Lichts, des Winds und des Klangs. Die Blauschöpfe sind friedliche Künstler, die ihre Tage damit verbringen, alle möglichen Instrumente zu bauen und damit zu musizieren. Außerdem lieben sie alle möglichen Arten von Windspielen, die sie kunstvoll aus bunten Kristallen zusammensetzen. Von Waffen und Kämpfen verstehen sie nichts.

Das ist auch der Grund, warum sich das gesamte Volk dazu entschlossen hat, sein friedliches Tal zu verlassen und auszuwandern. Das Nichts, das schon seit längerem Phantásien bedroht, ist inzwischen auch bei ihnen aufgetaucht, und die finsteren Wesen, die schon seit Urzeiten in den umgebenden Bergen leben, dringen ebenfalls immer weiter vor. Der Bote, der zur Kindlichen Kaiserin gesandt wurde, ist nicht zurückgekehrt, dafür waren Wanderer aus dem Land Nazagur zu Besuch, die diesen Ort als wahres Paradies beschrieben haben. Vor allem soll das Nichts dieses Land verschont haben.

Nun ist Tahâma allein in dem verlassenen Dorf. Sie will nicht fortgehen, ehe der Bote zurück ist, und tatsächlich taucht er eines Abends auf. Doch eines der Ungeheuer, die draußen umherstreifen, hat ihm eine Wunde beigebracht, die er nicht überlebt. Alles, was er Tahâma noch mitteilen kann, ist, dass die Kindliche Kaiserin einen gewissen Atréju mit der Rettung Phantásiens beauftragt hat. Und sein Entsetzen darüber, dass sein Volk nach Nazagur gezogen ist! Tahâma schiebt seine erschrockene Warnung auf die schlechte körperliche Verfassung kurz vor seinem Tod. Noch am selben Abend macht sie sich auf den Weg zu ihrem Volk.

Unterwegs trifft sie auf den Jäger Céredas, der von einem Wolf am Bein verwundet wurde. Ein Erdgnom namens Wurgluck kann die Wunde zwar heilen, ist damit aber überhaupt nicht zufrieden. Er weiß, dass es kein gewöhnlicher Wolf war, der Céredas da gebissen hat! Seine Besorgnis geht so weit, dass er den beiden folgt, um Céredas zu beobachten. Schon bald mehren sich die Anzeichen, dass seine Befürchtungen nicht unbegründet sind.
Dann erreichen sie Nazagur …

„Die Seele der Nacht“ ist Ulrike Schweikerts Beitrag zu den „Legenden von Phantásien“.
Ihre Tahâma ist ein recht entschlossenes Mädchen. Was sie sich einmal vorgenommen hat, das zieht sie auch durch, ob es nun die Suche nach ihrem Volk ist, die Rettung ihres Freundes Céredas oder ihr Entschluss, den Weisen der Stadt Krizha um Hilfe zu bitten. Natürlich schafft sie das alles nicht ohne Hilfe.

Wurgluck ist zwar ein kauziger kleiner Kerl und schnell beleidigt, aber er ist auch klug und ein wertvoller Berater sowie ein treuer Freund. Wohin Tahâma auch geht, der Erdgnom ist dabei, auch wenn er dafür reiten oder in einem Rucksack sitzen muss!
Céredas, der stolze Jäger aus den schwarzen Bergen, dagegen ist ein weit schwierigerer Geselle. Abgesehen davon, dass er ziemlich von sich eingenommen scheint, hat er die schlechte Angewohnheit, in der Nacht ständig davonzuschleichen, ohne den anderen Bescheid zu sagen. Je weiter sie ins Landesinnere kommen, desto launischer wird er.

Viel mehr gibt es über die Charaktere nicht zu sagen, was auch schon wieder etwas aussagt. Sie bleiben alle mehr oder weniger blass. Tahâma ist die typische Heldin, die entschlossen ist, das Böse zu vernichten und ihr Volk zu retten, notfalls auch alleine. Das lässt sich natürlich bis zu einem gewissen Grad nicht vermeiden, denn eine gleichgültige oder selbstsüchtige Protagonistin würde sich einfach aus dem Staub machen, und was gäbe es dann für eine Geschichte zu erzählen? Außer dieser Motivation ist ihre erwachende Liebe zu Céredas jedoch das Einzige, das man von ihr erfährt. Sie hat keine besonderen Neigungen oder Vorlieben, keine Zukunftspläne, keine Erinnerungen, an denen sie hängt.

Auch Céredas fehlt ein solcher Hintergrund. Zwar begleitet er Tahâma, um zu sehen, ob Nazagur auch seinem Volk Zuflucht vor dem Nichts bieten kann, verschwendet im Laufe der Reise jedoch nicht ein einziges Mal einen Gedanken an nahe stehende Personen wie Familienmitglieder oder Freunde. Für seine Launenhaftigkeit kann er nichts, wie sich schnell herausstellt, sie hat ihre Ursache in dem Wolfsbiss. Den inneren Kampf, den Céredas mit sich ausfechten muss, bekommt der Leser allerdings kaum mit, weil seine Gedanken nur drei- oder viermal kurz erwähnt werden, wenn es um seine wachsende Zuneigung zu Tahâma geht.

Tahâmas Gefühle wiederum scheinen lediglich daher zu kommen, dass Céredas sie ein paarmal aus warmen braunen Augen angesehen hat. Mehr erfährt man zumindest nicht.

Der Erdgnom mit seinem scharfen Verstand und seiner Kauzigkeit hätte das Potenzial zu einem wirklich liebenswerten Charakter gehabt. Ich konnte nur nicht verstehen, warum er den Mund nicht aufmacht! Er weiß ganz genau, dass Céredas von einem Werwolf gebissen wurde. Das sagt er den beiden auch. Außer ihm scheint sich aber keiner über die Folgen Gedanken zu machen, nicht einmal, als sie absehbar werden. Wurgluck warnt Tahâma durchaus vor Céredas, aber seine vagen Andeutungen sind nicht geeignet, das bereits verliebte Mädchen davon zu überzeugen, dass ihr Schwarm eine Gefahr für sie darstellt. Warum sagt er ihr nicht klipp und klar, was Sache ist? Zumal auch Aylana und Céredas selbst sie bereits gewarnt haben.

Abgesehen davon: Wieso wird Céredas durch den Biss eigentlich kein Werwolf, sondern ein Sklave des Schattenlords? Steht dieser in irgendeiner Verbindung zu Gmork? Und selbst wenn, der Gmork ist kein phantásisches Wesen. Unwahrscheinlich, dass er von einem Phantásier beherrscht werden könnte!

Noch schemenhafter als die Hauptfiguren bleiben die Nebenfiguren Aylana, ihr Bekannter Ýven und die Spinnenfrau. Sie sind reine Zweckfiguren. Aylana hilft Tahâmas Gruppe und bietet ihr Unterschlupf. Ýven versucht offenbar, den Grund des Universums zu erforschen. Der Versuch, in einem Gespräch zwischen Wurgluck und Ýven die Ursache für die Geschehnisse in Nazagur und ganz Phantásien herauszufinden, gerät allerdings eher vage. Die Spinnenfrau Crachna fügt dem nur wenig hinzu.

Natürlich kennen erfahrene Phantásien-Leser den Grund für das Nichts längst. Warum aber Nazagur davon verschont bleibt, dafür bietet die Autorin keine plausible Erklärung. Die einzige Frage des Buches, die beantwortet wird, ist die nach dem Wachstum Nazagurs: Wenn die Menschheit dazu übergeht, sich anstelle von Außergewöhnlichem nur noch Horror und Grausamkeit auszudenken, dann wird eben auch Phantásien zu einem einzigen Ort des Horrors und der Grausamkeit.

Die Autorin sagt selbst von sich, dass Vampire sie faszinieren. Ob aber deshalb der Schattenlord wie ein Abklatsch der unzähligen bereits existierenden Gruselfiguren wirken muss, ist eine andere Frage. Wer nimmt eine Schauerfigur ernst, deren gesamte Erscheinung aus einer Sammlung von Klischees besteht? Und wie kommt es, dass dieser Schattenlord sich offenbar der Tatsache bewusst ist, dass er ein erdachtes Geschöpf ist? Dass Crachna, die mit ihren Augen offenbar bis in die Menschenwelt sehen kann – was auch schon ungewöhnlich ist! – dies weiß, mag noch nachvollziehbar sein. Aber woher weiß es der Schattenlord? Überhaupt wissen in Schweikerts Geschichte ziemlich viele über die Menschenwelt bescheid, auch Ýven und Wurgluck. Sehr verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Geschichte zeitgleich zur „Unendlichen Geschichte“ spielt, einem Zeitpunkt also, wo seit unsagbar langer Zeit kein Menschenkind mehr in Phantásien gewesen ist und alle möglichen Wesen Boten zur Kindlichen Kaiserin schicken, weil sie nicht wissen, was es mit dem Nichts auf sich hat!

Das größte Manko des Buches ist jedoch, dass man kaum bemerkt, dass es in Phantásien spielt. Abgesehen davon, dass am Rande die Kindliche Kaiserin, Atréju, der Gmork und das Nichts erwähnt werden, lässt nichts darauf schließen, wo man sich befindet. Die Landschaften sind zwar abwechslungsreich, könnten sich aber genausogut in der Menschenwelt befinden. Von den Personen, die vorkommen, besitzen offenbar nur der Schattenlord und die Blauschöpfe außergewöhnliche Fähigkeiten. Die einzigen bunten Farbtupfer im ganzen Buch sind die Darstellungen im Zusammenhang mit der Magie der Kristalle und der Musik der Blauschöpfe und das Vorkommen des Erdgnoms. Enttäuschend! Hier hätte ich mir eindeutig mehr Einfallsreichtum gewünscht.

Dieser Band ist auf jeden Fall der schwächste der drei, die ich bisher gelesen habe. Außer nackter Handlung ist hier nicht viel zu holen. Keine Charaktere, mit denen man wirklich mitfiebern würde, eine Menge Fäden, die nicht miteinander verknüpft wurden, logische Brüche in sich und zur Vorlage … Dem Buch fehlt jegliches Flair, das man sonst mit dem Gedanken an Phantásien verbindet, und man fragt sich, wie lange es her ist, dass die Autorin die Vorlage gelesen hat. Dabei wäre bei nur rund 300 Seiten durchaus noch genug Raum gewesen, um Facetten zu vertiefen und Fragen zu beantworten. Was hat Aylana dazu bewogen, einfach geschehen zu lassen, was mit ihr geschah, ohne wenigstens den Versuch zu unternehmen, etwas dagegen zu tun? Ýven ist ein Forscher und rennt ständig mitten im Gespräch davon zu seinen Experimenten. Was denn überhaupt für welche? Welchen Zweck erfüllt eigentlich der Kristall Krísodul, wenn Tahâma ihre Musikmagie auch ohne ihn wirken kann? Und wieso kann ihr Großvater Centhân, der ja offenbar über ebenbürtige Fähigkeiten verfügt, Krizha ohne Krísodul nicht mehr beschützen? Fehlanzeige! Fast scheint es, als hätte die Autorin zu diesem Roman keine rechte Lust gehabt.

Ulrike Schweikert, gebürtig in Schwäbisch Hall, war nach der Schule zuerst im Bankwesen tätig, ging dann an die Universität, um Geologie zu studieren, schob später noch ein Studium in Journalistik nach. Mit „Die Tochter des Salzsieders“ wurde sie bekannt, seit „Die Hexe und die Heilige“ ist sie hauptberufliche Schriftstellerin. Ihre Krimis und Fantasygeschichten erscheinen unter dem Pseudonym Rike Speemann. In der Liste ihrer Arbeiten finden sich auch Jugendbücher und eine Theaterversion der „Tochter des Salzsieders“. Zurzeit schreibt sie an der Fortsetzung ihres Vampirkrimis „Der Duft des Blutes“.

Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
ISBN-13: 978-3-426-19643-4

http://www.droemer-knaur.de/home
http://www.ulrike-schweikert.de/

Der Autor vergibt: (2.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Stover, Matthew – Star Wars Episode III – Die Rache der Sith

Über Coruscant tobt eine erbarmungslose Weltraumschlacht. Nachdem die Separatisten unter der Führung von Count Dooku und General Grievous tolldreist den Regierungsplaneten angegriffen haben, setzen sich die Truppen der Republik zur Wehr. Bald schon wird aus der Verteidigung auch eine Rettungsaktion, denn ein Stoßtrupp aus Kampfdroiden unter der Führung von General Grievous hat den obersten Kanzler Palpatine entführt.
Niemand auf der Oberfläche des Planeten ahnt den wahren Hintergrund der Entführung. In Wahrheit will Palpatine alias Darth Sidous mit Count Dookus Hilfe den jungen Anakin Skywalker auf die dunkle Seite der Macht ziehen. Für Dooku scheint es eine leichte Angelegenheit zu sein, zuerst Obi-Wan Kenobi zu töten und dann Skywalker gefügig zu machen, doch der Adlige täuscht sich gewaltig. Die beiden Jedi spielen nur mit dem Grafen. Zwar gelingt es Dooku, Obi-Wan einstweilen außer Gefecht zu setzen, doch gegen Anakin ist er chancenlos.
Im letzten Augenblick erkennt er den wirklichen Plan von Darth Sidous: Anakin kann nur weiter auf die dunkle Seite gezogen werden, wenn er Dooku tötet. Sidous ist auf der Suche nach einem Schüler, der mächtiger ist als Dooku. So erfährt Dooku eine der elementaren Wahrheiten der Sith am eigenen Leib: Verrat ist eine Grundeigenschaft der Sith.

Mit letzter Kraft können die beiden Jedi und der Kanzler aus dem abstürzenden Schlachtkreuzer der Separatisten entkommen. Leider gelingt dem einzigen noch verbliebenen Anführer der Separatisten, General Grievous, ebenfalls die Flucht.

Die Situation auf Coruscant ist angespannt. Die Jedi haben mit Misstrauen den zunehmenden Machtbereich des Kanzlers registriert, aber sie haben ihn auch nicht verhindern können. Inzwischen sind sie sicher, dass der Sith Lord sich im unmittelbaren Umfeld des Kanzlers aufhält, aber mehr wissen sie nicht. Der Kanzler kann es nicht sein, denn er hat bereits die absolute Macht.
Mace Windu und Yoda weihen Obi-Wan in ihre Gedanken ein. Sie machen deutlich, dass der Jedi-Meister diese Geheimnisse für sich behalten soll, denn sie trauen selbst Anakin nicht. Skywalker mag der mächtigste Jedi von allen sein, doch er ist auch instabil.

Seit geraumer Zeit wird Anakin von schlimmen Ängsten geplagt. Seine Mutter verlor er bereits und nun fürchtet er sich davor, die, die ihm am nächsten stehen, zu verlieren. Palpatine, der ihn fördert wie ein väterlicher Freund. Obi-Wan, mit dem ihm eine tiefe Freundschaft verbindet. Und nicht zuletzt Padmé, seine geliebte Frau. Seine Träume zeigen ihm eine tote Padmé, eine Voraussicht, die für ihn furchtbarer ist als alles andere, was ihm widerfahren könnte.
Als Obi-Wan auf Geheiß des Jedi-Rates die Jagd nach General Grievous aufnimmt, kommt es auf Coruscant zum zweiten Akt der Tragödie. Die dunkle Seite der Macht sei in der Lage, Tote wieder zum Leben zu erwecken, so offenbart Palpatine seinem jugendlichen Freund. Als er außerdem seine Maske fallen lässt und sich als Sith Lord offenbart, ist es zu spät. Mace Windu und seine Freunde können den Sith nicht stellen. Wenig später gibt Palpatine die Weisung an die Klon-Truppen aus, Plan 66 auszuführen.
So geschieht es. Überall in der Galaxis richten die Klon-Soldaten ihre ehemaligen Anführer hin. Das Ende der Republik ist nahe.

„Die Rache der Sith“ ist wohl das Beste der bisherigen Filmbücher. Sein Stil ist gewöhnungsbedürftig, aber binnen kurzem weiß es sehr zu gefallen.
Lange haben die Fans darauf gewartet zu erfahren, wie George Lucas denn seine Geschichten zusammenfügen würde.

Die Auflösung ist gelungen. Anakin konnte letztlich nur durch die Angst zur dunklen Seite verführt werden. Im Grunde seines Herzens ist er kein schlechter Kerl. Doch er ist zu unerfahren, um nicht leicht verführt zu werden. Die Möglichkeit, mit Hilfe der dunklen Seite in der Lage zu sein, Padmé vom Tode zurückzuholen, wiegt für ihn schwerer als das Wohl seiner Freunde. Am Ende ist er bereit, für seinen neuen Lehrer alles zu tun, wenn nur seine Frau gerettet werden kann.
Für die Geschichte ist es sehr wichtig, dass Anakin trotz allem ein sympathischer Charakter ist. Er ist ein Heißsporn, der zwischen seinen eigenen Ansprüchen hin und her gerissen ist. Leider passen diese Ansprüche nicht zueinander und sie werden auch nicht zur Gänze von den anderen Jedi akzeptiert. Das Profil eines machtvollen Menschen, dessen Gefühle noch viel mächtiger sind und deshalb alles zunichte machen, was er sich wirklich gewünscht hat, ist ohne jegliche Widersprüche umgesetzt.
Der Brückenschlag vom kleinen Anakin Skywalker hin zum innerlich zerstörten Darth Vader ist letztlich von George Lucas sehr gut in Szene gesetzt worden.

Figuren, die bisher eine Randexistenz innerhalb der Geschichte führten, werden aufgewertet, andere hingegen müssen sich mit einer Nebenrolle begnügen. So auch Padmé. Zwar wird sie zum Stein des Anstoßes, ansonsten muss sie allerdings hinter der eigentlichen Handlung zurückstehen.
Andere Charaktere gewinnen an Profil, so zum Beispiel Bail Organa, jener Senator, der später die kleine Leia aufziehen wird. An der Seite der Senatorin Mon Mothma versucht er von der Republik zu retten, was zu retten ist. Letztgenannte Senatorin ist eine der Figuren, die bereits aus kleinen Nebenauftritten aus der alten Trilogie bekannt sind. Es wurde überhaupt sehr viel Wert darauf gelegt, dass sich mit dieser letzten Geschichte ein Kreis schließt. Der Leser macht hier bereits die Bekanntschaft mit Chewbacca, er erfährt, dass der Wookie und Yoda sich während einer gemeinsamen Kampfhandlung kennen gelernt haben.

Im Gegensatz zum Film nutzt das Buch die Gelegenheit, ausführlich auf die Gedankenwelt seiner Protagonisten einzugehen. Dann schaltet Autor Matthew Stover auf eine Art Reportage um, damit die eigentliche Handlung nicht unnötig unterbrochen wird. So merkwürdig dieser dokumentarische Stil während der eigentlichen Handlung auch ist, so viele wichtige Informationen liefert er doch zum Verständnis der Handlung. Es wird interessant sein zu sehen, wie der Film ohne diese Hilfsmittel auskommen will.

Der Roman folgt dem Drehbuch des Films. So spitzt sich die Handlung in einem sehr klassischen Aufbau immer weiter zu. George Lucas hat nie geleugnet, dass er sich vieler bekannter Themen bedient hat. Serien aus seiner Jugend, Sagen, ja selbst die Bibel mussten für Motive herhalten. So ist denn der Endkampf von Obi-Wan und Anakin ähnlich groß und dramatisch geraten. Anakins Auferstehung als Darth Vader wird als Triumph der Sith zelebriert, ein Triumph, der, wie der Fan weiß, nur von kurzer Dauer ist.

Anakin ist der Auserwählte, welcher der Macht das Gleichgewicht bringen wird, nur eben nicht zu der Zeit und auf dem Weg, den die Jedi gerne hätten. Daumen hoch für einen erstklassigen Abenteuerroman, der als Geschichte zum Film absolut für sich alleine stehen kann.

_Michael Nolden_
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