Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Lueg, Lars Peter – Jack Slaughter 04: Virus in Jacksonville

Folge 1: [„Tochter des Lichts“ 5532
Folge 2: [„Tochter des Lichts 2: Professor Dooms Erwachen“ 5552

_Story:_

Noch gezeichnet von den jüngsten Auseinandersetzungen mit Professor Doom, kehrt Jack ermüdet in seine Wohnung zurück und sieht sich wieder mit dem grauen Alltag konfrontiert. Die Hausmeisterin beschwert sich über den Zustand des Treppenhauses, und zu allem Übel wird Slaughter auch noch gezwungen, eine lückenlose Aufstellung seiner Steuerbilanz aus den vergangenen Jahren vorzuweisen. Vor der Gegenüberstellung mit dem knallharten Steuerprüfer Mr. Strangler schlägt Kim ihm vor, sich krank zu stellen und den Finanzbeamten so von Jacks finanzieller Misere abzulenken.

Doch der Stoff von Novaks befreundetem Virologen schlägt bei Jack nicht an, sondern überträgt sich lediglich auf sein Gegenüber. Kurze Zeit später stirbt Strangler an den Folgen der tückischen Erkrankung, während Jacksonville parallel dazu im virulenten Chaos zu ersticken droht. Ausgerechnet Doom sieht im hektischen Treiben die nächste Chance für einen vernichtenden Angriff; der Professor kreiert aus der Leiche des Steuerbeamten einen neuen Dämon, um den sich schon bald zahlreiche untote Kollegen scharen, die es auf all diejenigen abgesehen haben, die in den vergangenen Jahren Geld am Fiskus vorbeigeschleust haben. Als Slaughter und Strangler schließlich erneut aufeinandertreffen, droht die Sache weniger glimpflich auszugehen als beim ersten Mal …

_Die Sprecher:_

Erzähler: Till Hagen (Kevin Spacey)
Ms. Albright: Marianne Groß (Angelica Huston, Cher)
Jack Slaughter: Simon Jäger (Heath Ledger, Matt Damon, Josh Hartnett)
Tony Bishop: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale)
Dr. Kim Novak: Arianne Borbach (Catherine Zeta-Jones, Diane Lane)
Mr. Strangler: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Gary Oldman, Kevin Bacon …)
Professor Doom: Klaus-Dieter Klebsch (Alec Baldwin, Peter Stormare, Gabriel Byrne)
Flopper: Delphin Mitzi
Mr. Ming: Fang Yu
Bob: Andy Matern (Komponist)
Basil Creeper: Rainer Fritzsche
Grandma Abigail: Gisela Fritsch

_Persönlicher Eindruck:_

Nachdem die letzte Episode der Horror-Persiflage „Jack Slaughter“ eine sehr abstruse Präsentation aufgeboten hatte, geht es in der direkt anschließenden, inhaltlich ebenfalls lose anknüpfenden Fortsetzung wieder etwas gemäßigter, vor allem aber kontrollierter zur Sache. Der Plot besitzt wieder die notwendige Stringenz, die Charaktere wirken deutlich gefestigter als noch im gelegentlich sehr biederen „Das Tor der Hölle“, und insgesamt gibt die Story auch einfach viel mehr her, selbst unter den bekannten Umständen, dass hier erneut unheimlich viele Klischees der Splatter- und Horror-Szenerie durch den Kakao gezogen werden. Doch darum geht’s ja grundsätzlich auch in dieser Serie!

Die Geschichte beginnt gewohntermaßen gemäßigt, diesmal aber nicht mit der bislang angebrachten Schlagzahl bei den Szenenwechseln. Die einzelnen Kapitel gehen fließend ineinander über, und die Handlung selber baut sich gemächlicher, insgesamt auch bedächtiger auf. Dementsprechend sitzen die Lacher nun auch besser, wenngleich die Klischees hier bis zum Maximum ausgereizt werden. Jacks ewiger Konflikt mit der Haushälterin Albright macht hierbei den Anfang und wird mit viel Witz und Situationskomik ausgeschmückt. Weiter geht es mit dem Kampf gegen den blutrünstigen Steuerbeamten, der nahtlos in die Schlacht gegen den dämonischen Professor Doom und dessen neue Schergen übergeht, zu denen urplötzlich auch die teuflische Inkarnation Stranglers gehört. Dass dieser ausgerechnet ein riesiges Gefolge mutierter Finanzprüfer um sich schart, um mit aller Macht für steuerliches Recht und Ordnung zu sorgen, setzt dem Ganzen schließlich die Krone auf, ist aber auch alles in allem wirklich komisch und mit dem entsprechenden Sinn für die passenden Schmunzler an der richtigen Stelle umgesetzt worden.

Derweil funktioniert die Interaktion der drei Protagonisten richtig gut, angetrieben zusätzlich vom sehr gut aufgelegten Erzähler, der niemals müde wird, Kims Kurven zu beschreiben oder die schrillen Angewohnheiten ihrer beiden männlichen Begleiter ins Licht zu rücken. Das Frühstück in einem Restaurant für außergewöhnliche Delikatessen ist hier nur die Spitze des Eisbergs, schließlich aber auch charakteristisch für den eigenwilligen Humor, der an dieser Stelle besonders deshalb so gut funktioniert, weil sich die größtenteils bereits bekannten Sprechern in fast allen Belangen gehen lassen können, nicht an sprachliche und inhaltliche Konventionen gebunden sind und fast schon frei Schnauze agieren können.

Dass die Handlung in „Virus in Jacksonville“ parallel hierzu auf einem sehr anständigen Niveau verläuft und nicht in der Klischee-Befangenheit der Rahmendarstellung untergeht, ist ein weiterer Aspekt, der für die positive Entwicklung der Serie bis zu diesem Punkt spricht. Episode vier, und das weiß man schon relativ früh im Plot, ist aus den genannten Gründen daher auch das Highlight der bis hierhin veröffentlichten „Jack Slaughter“-Hörspiele!

|64 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-8291-2190-3|
http://www.jack-slaughter.de
http://www.lpl.de
http://www.myspace.com/jackslaughtertochterdeslichts
http://www.folgenreich.de
http://www.universal-music.de
http://www.karussell.de

Dmitry Glukhovsky – Metro 2034 (Hörbuch)

In der ewigen Dunkelheit der postapokalyptischen Metro Moskaus leben die letzten Menschen in den Stationen, haben Gänge, alte Bahnen und Dienstzimmer zu Wohnorten umfunktioniert und sind stets bedroht durch die Mutationen, welche die Strahlung hervor gerufen hat und die auf verschiedenste Weisen versuchen, auch diesen letzten Zufluchtsort zu überrennen. Einzig unterirdische Wasserläufe ermöglichen einen geringen Gewinn an lichterzeugenden Strömen, die von peripheren Stationen wie der Sewastopolskaja an die inneren, sichereren und reicheren Stationen verkauft werden. Hier, in der Peripherie, sind die Menschen den größten Gefahren ausgesetzt und müssen sich jederzeit vor Übergriffen der Ungeheuer schützen.

Die Sewastopolskaja ist seit Tagen von den nächsten Stationen abgeschnitten. Mehrere trotz akuter Kämpferknappheit ausgeschickte Erkundungstrupps verbleiben ohne Meldungen in den Tiefen der Metro. Ein alter Kämpe, der sich seit der Katastrophe als Homer bezeichnet, begleitet den geheimnisvollen und unheimlichen Kämpfer Hunter, der endlich für eine Klärung der Lage sorgen will und die Station nach einem Jahr der Unnahbarkeit verlässt.

Die Geschichte ist gut konzipiert und folgt einem verbreiteten, oft erfolgreich angewandten Modell: Aus der Abgeschiedenheit bricht eine kleine Gruppe auf, verschiedenen Aufgaben zu erledigen, Abenteuer zu bestehen, Antworten zu finden und das große Ganze zu retten, um der abgeschieden lebenden Heimat zu helfen. Hier ist nur die Motivation eine andere und erst sehr spät erklärte. Hunter treibt es nicht voran, um der Sewastopolskaja und ihren Bewohnern zu helfen, schließlich stieß er erst vor einem Jahr zu dieser Station; mehr, um sich zu verkriechen. Ihn treibt ein zwiespältiges Gewissen den letzten Menschen insgesamt gegenüber, denn zwar scheint er für die Station unterwegs zu sein, doch ihm liegt nur daran, eine große Gefahr, die auf die gesamte Metro übergreifen könnte, auszuschalten.

Bei der Wahl der Mittel ist er nicht zimperlich und schreckt auch nicht vor dem Opfer Unbeteiligter zurück, wenn sie ihm nur aus Unwissenheit oder Befehlsausübung im Wege stehen. So ändert sich auch im Laufe der Geschichte der Schwerpunkt bei den Gegnern und Problemen, die zu überwinden sind. Anfangs vor allem Mutanten und unbegreifliche Kreaturen aus den Tiefen der Metro, werden es verstärkt Wachtposten, politisch orientierte Schreibtischtäter und schließlich das eigene Selbst, angestachelt von innen, aus der kleinen Gruppe heraus.

Homer, der auf der Suche nach dem ultimativen Stoff für seinen unsterblichen Ruhm ist, sieht in Hunter seinen Protagonisten und hängt an ihm, um ihn und seine Handlungen zu beobachten. Dass er dabei die Gefahr bis in die Polis, das Zentrum der Metro, bringt, wird von ihm bewusst ignoriert, in der Hoffnung, später eine Lösung dieses Problems zu finden. Als sie die junge Frau Sacha finden, wacht Homer eifersüchtig über sie als seine Romanpartnerin für Hunter, auf den sie einen erstaunlichen Einfluss hat. Homer ist weniger an der erfolgreichen Queste interessiert als vielmehr an der Erlangung philosophischer Klarheit über den Sinn des Lebens. Immer wieder fragt er sich: Was bleibt von einem Menschen, wenn er tot und vergessen ist?

Hunter ist der undurchsichtigste Charakter der Geschichte. Seine Motivation ist die Triebfeder der Handlung, denn obwohl sie lange unklar bleibt, da meist aus Homers Sicht erzählt wird, ist es der Brigadier, der immer weiter vorwärts drängt und so auf ein Ziel zusteuert. Man erfährt wenig über diesen gezeichneten Kämpfer, und als endlich seine Motivation offenbart wird, erscheint es etwas aufgepfropft und nur als Entschuldigung für die Geschichte schnell eingefügt zu sein. Im Endeffekt treibt ihn eine unbändige Angst; auch wenn er im Kampf völlig emotionslos zu sein scheint, erklärt der Autor seine Handlungen mit verschiedenen Ängsten, die sich im Laufe seiner harten Laufbahn angestaut haben. Angst vor dem Killer in ihm, Angst vor den unheimlichen „Schwarzen“, die er nicht bekämpfen konnte und für deren Ende er durch seine Meldungen an den „Orden“ verantwortlich ist, Angst vor der Zukunft, da er schließlich erkannt zu haben glaubt, dass die „Schwarzen“ Gottes letzte Chance für die Menschheit darstellten und sie durch ihn zum Scheitern kam, noch ehe man sie näher kennen lernen konnte. Angst vor einem weiteren Versagen und Angst vor der selbst auferlegten Verantwortung für die Menschen, denen er die letzte echte Chance nahm.

Sacha ist ein in der Metro aufgewachsenes Mädchen, eine junge Frau, für die die Metro das Zuhause ist, auch wenn sie die längste Zeit ihres Lebens mit ihrem Vater in der Verbannung, also völlig allein in einer abgelegenen Station, verbracht hat. Sie erkennt in Hunter einen mächtigen Verbündeten der Menschen, der aber den falschen Weg beschreitet. Sie erkennt in sich die Fähigkeit, Einfluss auf Hunter auszuüben, und hegt nur noch den Wunsch, bei ihm zu sein und ihm zu helfen, zu sich selbst zu finden und mit ihm die Menschen zu beschützen. Sie denkt und handelt sehr naiv und selbstlos, was aber durch die langen Jahre an der Seite ihres dahinsiechenden Vaters erklärt werden kann. In ihrer Selbstlosigkeit und ihrem Unverständnis wird ihr die Metro schließlich zum Verhängnis.

Im Laufe der Erzählung führt uns der Autor von den peripheren Bereichen der Metro bis in ihr Zentrum, konfrontiert uns mit den verschiedenen Gefahren und Lebensanschauungen ihrer Bewohner, ihren Legenden und Geheimnissen. Sind es außen vor allem die Wesen, die in ihrer Vielzahl und Widerstandsfähigkeit tödlich sind und die Menschen vor echte Probleme stellen, werden sie immer weniger greifbar, je weiter man nach innen kommt. Manche Stationen erhalten einen verwunschenen Charakter; dort erliegt man geistiger Beeinflussung oder der willkürlichen Gier von unbekannten Wesen. Im Zentrum schließlich denkt niemand auch nur an Mutanten; hier dreht sich alles um uns bekannte Probleme, die beherrscht werden durch Konflikte zwischen verschiedenen Lebensanschauungen.

Es scheint, als diene die Geschichte einzig dazu, das Horrorszenario eines apokalyptischen Weltuntergangs, das vor Glukhovskys Augen herumzuirren scheint, vor dem Leser auszubreiten und in verschiedensten Blickwinkeln zu beleuchten. Die Geschichte selbst bleibt unbefriedigend, ihr Hintergrund, nämlich der Ausbruch einer tödlichen Krankheit, ist nur ein weiteres Detail des düsteren Bildes. Die Protagonisten wirken wie eine Ballung menschlicher Eigenschaften und Motivationen, die stellvertretend für die letzten paar tausend Menschen der Metro handeln – und sich, von diesen weitgehend unbeachtet, zwischen ihnen bewegen. Es ist eine kleine, enge, dreckige und düstere Welt dort unten, deren Entwurf durchaus interessant ist. Die Handlung ist leider unwichtig und führt zu keinem befriedigenden Ergebnis.

Bei der Inszenierung gibt es nichts zu meckern. Detlef Bierstedt nutzt seine rauhe, modulationsfähige Stimme mit einer großartigen Bandbreite aus und verleiht den Protagonisten wiedererkennbare Stimmen mit sehr gutem Eigenleben. Man hätte sich für diesen Roman keines besseren Lesers bedienen können, denn neben seiner wirklich guten Leistung ist auch die Stimme selbst perfekt auf das Thema zugeschnitten. Ihr großer Vorteil: Irgendwie klingt sie „typisch russisch“.

Insgesamt ein durchaus unterhaltsamer postapokalyptischer Roman ohne Längen und große Schnitzer, allerdings auch ohne die echt interessante Handlung als roten Faden durch einen Plot voll abartiger und unheimlicher Wesen, Träume, Menschen. Gute Unterhaltung in einer weit und detailiert gedachten Welt, die eine echte Handlung verdient hätte.

6 Audio-CDs
ISBN-13: 978-3898138864
Gelesen von Detlef Bierstedt

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Die drei ??? – Der tote Mönch (Folge 134)

Folge 134 gehört mit zu den zu den letzten „Drei ???“-Vertonungen des Jahres 2009 aus den EUROPA-Studios. Damit hängen die Hörspiele der Jugendbuchreihe aus dem |Franckh-Kosmos|-Verlag derzeit – „nur noch“ ist man versucht zu sagen – gut 15 Fälle hinterher. Dort ist man nach ziemlich genau 50 Jahren, die es die Serie gibt, zusätzlich an noch einem weiteren Jubiläum angelangt: Für Anfang 2010 steht Fall Nummer 150 („Die Geisterbucht“ von Astrid Vollenbruch) ins Haus. Die Vorlage zu „Der tote Mönch“ liegt indes schon etwas zurück und stammt aus der Feder von Marco Sonnleitner, welcher für gewöhnlich immer für einen Schuss Mystery zu haben ist. Man durfte also gespannt sein, was das Team um André Minninger und Heikedine Körting daraus macht.

_Zur Story_

Die drei ??? – Der tote Mönch (Folge 134) weiterlesen

Wulf Dorn – Trigger (Hörbuch)

Mit seinem ersten Roman hat Wulf Dorn gleich einen Volltreffer gelandet, und zwar mit der Veröffentlichung als Roman bei Heyne und als Hörbuch bei Random House Audio (beides natürlich Unternehmen der Verlagsgruppe Random House). Dorn beweist damit nicht nur Qualitäten als Schriftsteller, sondern gleichzeitig auch als sympathischer Sprecher mit erstaunlich wandelbarer Stimme.

Trigger

Die Psychiaterin Ellen Roth bekommt von ihrem Freund Chris, ebenfalls Psychiater, einen „BiF“ – besonders interessanten Fall – zugeschanzt, bei dem es sich um eine völlig verstörte Frau handelt. Während Chris mit einem frisch geschiedenen Freund auf einer unerreichbaren Insel urlaubt, übernimmt Ellen neben ihren eigenen Fällen diesen neuen und lernt so eine verängstigte, völlig verstörte und verdreckte Frau auf Zimmer 7 ihrer Station kennen, deren unheimliche Angst es ist, vom „Schwarzen Mann“ geholt und getötet zu werden. Sie fleht Ellen an, sie zu beschützen, und schließt mit dem unnatürlich hohen Flüstern „Wenn er kommt, tötet er dich!“

Ellen macht selbst Bekanntschaft mit dem Schwarzen Mann. In einem Wald überfällt er sie und drückt ihr brutal die Luft weg, stellt ihr die Aufgabe, ihn zu erkennen, sonst würden die namenlose Frau und sie selbst sterben. Dann verschwindet er, und Ellen sieht nur noch sein schwarzes Kapuzenshirt zwischen den Bäumen – und das Auto ihres Kollegen Mark, das den Waldparkplatz verlässt, ehe Ellen es erreicht. Ist Mark der Schwarze Mann? Und warum? Was will er?

Als auch noch die namenlose Frau aus der Klinik verschwindet und Ellen Bekanntschaft mit den alten „Läuterungswerkzeugen“ im Keller macht, wird die Sache richtig unheimlich …

Das Hörbuch

Es ist schwierig, über den Inhalt der Geschichte zu sprechen, ohne zu viel zu verraten. Wenn deshalb die obige Zusammenfassung etwas knapp ausfällt, sei es zu entschuldigen und als Anlass zu nehmen, sich der Spannung persönlich auszusetzen.

Wulf Dorn liest mit kerniger und ruhiger, hoch modulationsfähiger Stimme eine Geschichte, die in ihrer Form als Hörbuch nur gewinnt – gerade die spannende Inszenierung der einzelnen Charaktere führt zu dem befriedigenden Schauerlaufen über den Rücken, das dem Buch in dieser Form abgehen dürfte. Natürlich ist die Geschichte gespickt mit Spannungselementen, doch versteht es Dorn ausgezeichnet, mit seiner Stimme auch die scheinbar alltäglichen Abschnitte der Handlung mit thrillendem Charakter zu füllen.

Bei der Inszenierung hat er also alles richtig gemacht. Der Tonfall, das Tempo, die Modulation und die Aussprache – alles verwebt sich zu einem Hörgenuss. Einziger (winzig kleiner und darum in diesem ansonsten perfekt gelesenen Buch umso auffälliger) Fehler ist bei der Endung auf „ig“ zu verzeichnen. Hier hört es sich so an, als suche der Vorleser krampfhaft die deutliche Aussprache und – verhaue es erst recht. Warum hier kein Redakteur zugegen war, bleibt die Frage.

Die Geschichte selbst bietet einen Thriller erster Güte voll Irrwendungen und geistiger Fallstricke, die den Konsumenten höchst effektiv von der (eigentlich recht einfachen) Lösung ablenken. Mark, der Kollege und heimliche Verehrer Ellens, muss sich warm anziehen vor den Hinweisen, die sich bei ihm treffen, während man an Ellens oder gar Chris‘ Integrität nicht zweifelt, bis Ellen selbst ihren Freund Chris in Frage stellt, der sich ja vor diesem dubiosen BiF auf eine einsame Insel abgesetzt hat. Und immer wieder stellt sich die Frage, warum der Schwarze Mann Ellen seine Gewalt antun sollte – vor allem vor dem Verdacht, Mark oder Chris verbargen sich hinter dieser Maske.

Zwei logische Mängel fallen ins Auge, die hier nur erwähnt werden können, da man bei näherem Betrachten zu viel von der Geschichte verraten würde: Wie kommt es zu der Verfolgungsjagd mit dem VW-Bus? Wer hat die Verschlüsse des Tankdeckels über der Keller’schen Badewanne geschlossen?

Es gibt keinen unglaubwürdigen Protagonisten. Vor allem Ellen, aus deren Sicht der Großteil der Geschichte erzählt wird, ist ein ausgefeilter Charakter mit eigenem Wesen. Selbst ein oft in derlei Geschichten auftretender Fehler, nämlich die Eigenschaft, sich der Polizei zu verschließen und auf eigene Faust zu ermitteln, macht vor Ellen halt. Hier schlägt die zweitoft zitierte Polizei-ausschalt-Klappe zu: Die Beamten glauben ihr nicht und verweigern weitergehende Hilfe.

Fazit

Ein überaus spannendes, teilweise unheimliches Hörbuch, das sowohl mit der Geschichte als auch mit der Inszenierung überzeugt. Besonders empfehlenswert!

Autor und Sprecher: Wulf Dorn
6 Audio CDs
ISBN-13: 978-3837102444
http://www.randomhouse.de/randomhouseaudio/

Lovecraft, H. P. – Fall Charles Dexter Ward, Der (Hörbuch)

_H. P. Lovecraft_ hat, obwohl ansonsten durchaus produktiv, nur drei (Kurz)Romane verfasst. Einen davon, [„Berge des Wahnsinns“, 4779 veröffentlichte das Hörbuchlabel |LPL records| bereits im Jahr 2008. 2009 folgte dann „Der Fall Charles Dexter Ward“, wieder mit David Nathan als Sprecher, der mittlerweile wohl zur deutschen Stimme von Lovecraft avanciert ist. Über sechs Stunden lang darf man als Hörer in die unglaubliche und beunruhigende Welt Lovecrafts eintauchen, schließlich präsentiert |LPL| hier eine ungekürzte Lesung des 200 Seiten starken Textes. Und schon bald wird klar: „Der Fall Charles Dexter Ward“ ist eine von Lovecrafts ambitioniertesten und komplexesten Erzählungen.

Doch worum geht es? Lovecraft rollt seine Geschichte von hinten auf. Erzähler ist Marinus Bicknell Willett, der Arzt der Familie Ward. Er kennt Charles Ward, den Protagonisten der Erzählung, schon von Kindesbeinen an und muss nun leider berichten, dass dieser nach einer mysteriösen psychischen Erkrankung in ein Sanatorium eingewiesen wurde, aus dem er mittlerweile verschwunden ist. Niemand wisse, worunter Charles gelitten habe, die Symptome seien seltsam und geradezu abnormal gewesen. Tatsächlich jedoch hat Willett viel mehr Einblick in das Seelenleben Wards als er zunächst zugibt. Im Folgenden rekapituliert er nämlich den „Fall Charles Dexter Ward“ und zeichnet die Geschichte eines wissbegierigen jungen Mannes nach, der schließlich der schwarzen Magie verfällt und Dinge heraufbeschwört, deren Kontrolle ihm schon bald aus den Händen gleitet.

Charles, schon immer wissensdurstig, stößt zufällig auf einen Vorfahren, dessen Lebenswandel Charles’ Interesse weckt: Joseph Curwen lebte gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Providence (er war von Salem dorthin geflohen, um den berüchtigten Hexenprozessen zu entgehen). Und obwohl er sich in die Gemeinschaft der Stadt einbringt, bleibt er doch auch immer ein Einsiedler. Neben seinem Stadthaus unterhält er etwas außerhalb eine Art Farm, über die die wildesten Gerüchte im Umlauf sind. Nachts flackern dort Lichter, es gibt seltsame Geräusche … kurzum, Curwen ergeht sich in schwarzer Magie, um aus den „essentiellen Salzen“ von Toten diese wiederzuerwecken. Die Bewohner von Providence kommen ihm zwar nicht wirklich auf die Schliche, doch sie sind beunruhigt genug, um seine Farm zu überfallen und ihm den Garaus zu machen.

Und so stirbt Curwen 1771 und wird praktisch aus der Familiengeschichte getilgt, bis Charles Ward wieder auf den illustren Vorfahren stößt. Fortan vergräbt Charles sich in seinem Studierzimmer. Er durchforstet die Friedhöfe von Providence nach dem Grab Curwens. Er entdeckt das alte Stadthaus seines Ahnen und macht dort eine Entdeckung, die ihn noch tiefer in die Geheimnisse Curwens eintauchen lässt.

Man ahnt es schon: Charles Wards Manie wird zu keinem guten Ende führen. Doch, was es tatsächlich mit Curwen auf sich hat und wie der Erzähler Marinus Willett in die Geschichte verwickelt ist, das muss schon jeder selbst hören.

_“Der Fall Charles Dexter Ward“_ gehört zum Cthulhu-Mythos (der Gott Yog-Sothoth wird hier beispielsweise zum ersten Mal erwähnt), doch spielen das Necronomicon und die dazugehörigen Götter nur eine untergeordnete Rolle. Das liegt nicht zuletzt am Erzähler: Lovecraft hat sich eines literarischen Kniffes bedient, um die Spannung zu erhöhen. Er lässt eine Nebenfigur, nämlich den Arzt der Familie, erzählen. Dieser erscheint zwar durchaus vertrauenswürdig und seine erzählte Geschichte ist auch schlüssig. Trotzdem kann man ihm nicht uneingeschränkt trauen, denn einen Großteil der Geschichte kennt er nur aus zweiter Hand. Er hat sie zusammengetragen oder sich zusammengereimt. Nur im letzten Teil der Geschichte ist er selbst Handlungsträger. So müssen gewisse Teile der Handlung oder Motivationen der Figuren im Dunkeln bleiben, was naturgemäß das Interesse des Lesers nur noch erhöhen dürfte. Dieser ist nämlich eingeladen, jedes Wort Willetts auf die Waagschale zu legen und die dunklen Ecken der Handlung mittels der eigenen Fantasie zu füllen.

Auf diese Weise bleiben die beiden Protagonisten Ward und Curwen letztendlich obskure Charaktere, derer man als Leser nie wirklich habhaft werden kann. Das liegt auch daran, dass es Lovecraft seinem Publikum nicht gerade leicht macht. Sein Text enthält eine ungeahnte Fülle an Fakten, Handlungssträngen und verschachtelten Zeitebenen. Hat man es sich eben noch im frühen 20. Jahrhundert des Charles Ward gemütlich gemacht, katapultiert einen Lovecraft prompt ins ausgehende 18. Jahrhundert. Und so geht es immerfort. Da heißt es für den Leser: Dranbleiben, es lohnt sich!

Dass Ward nicht als böser Alchemist geboren wurde, macht Willett mehr als klar. Dass selbiges auch für Curwen zutrifft, wird zumindest impliziert. Und so erzählt „Der Fall Charles Dexter Ward“ zweimal exemplarisch, was exzessives Forschen ohne moralische und ethische Grundlage anrichten kann. Denn Ward ist nicht nur äußerlich ein Spiegelbild seines Urahnen Curwen. Auch ihre Lebensgeschichten verlaufen parallel. Zwei Mal zeigt Lovecraft, was passiert, wenn Menschen an den ältesten Geheimnissen der Welt rühren – wenn sie nämlich das, was tot sein sollte, nicht tot sein lassen. Naturgemäß passieren dann nämlich schauerliche Dinge. Und um die Welt wieder ins rechte Lot zu rücken, muss der Schöpfer vernichtet werden, mitsamt seiner Schöpfung (siehe [„Frankenstein“). 3132

Das Sitzfleisch, das man für die 5 CDs dieses Hörbuchs investieren muss, lohnt sich in jedem Fall. Allen modernen Horrorfreunden demonstriert Lovecraft hier nämlich, wie man einen Leser das Grauen lehrt ohne schnelle Szenenwechsel und übergroße Effekte. Für heutige Leser mag Lovecrafts gemächlicher Stil fast schon behäbig wirken. Und doch stellt sich der vom Autor gewünschte Effekt mit Sicherheit ein: Ein unangenehmes Kribbeln im Rücken, das signalisiert: „Mich gruselt’s.“ Und mit Lovecraft macht das Gruseln einfach ganz besonderen Spaß!

|ISBN-13: 978-3-7857-4245-7
5 CDs im Box-Set|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.andymatern.de
http://www.festa-verlag.de

_Mehr von und über H. P. Lovecraft auf |Buchwurm.info|:_

[„H. P. Lovecraft – Eine Biographie“ 345
[„Der Schatten über Innsmouth“ 424 (Hörbuch)
[„Schatten über Innsmouth“ 506
[„Der Cthulhu-Mythos“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=524 (Hörbuch)
[„Berge des Wahnsinn“ 3652 (Hörspiel)
[„Berge des Wahnsinns“ 4779 (Hörbuch)
[„Berge des Wahnsinn“ 72
[„Das Ding auf der Schwelle & Die Ratten im Gemäuer“ 589 (Hörbuch)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 897
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Hörspiel)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 5991 (Hörbuch)
[„Die Katzen von Ulthar und andere Erzählungen“ 1368
[„Cthulhu: Geistergeschichten“ 1421
[„Der kosmische Schrecken“ 1821
[„Der Ruf des Dämon“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=1823 (Hörbuch)
[„Der Flüsterer im Dunkeln“ 1961 (Hörbuch)
[„Vom Jenseits“ 2096
[„Der Schatten aus der Zeit“ 2358 (Hörbuch)
[„Jäger der Finsternis“ 3450 (Hörbuch)
[„Das schleichende Chaos“ 3459
[„Necronomicon“ 4521
[„Necronomicon“ 5278 (Hörbuch)

Otfried Preußler – Das kleine Gespenst (Hörspiel)

Früheste Kindheitserinnerungen an Geschichten und Erzählungen knüpfen sich bei mir eng an bestimmte einprägsame Bilder. Darunter fällt auch Preußlers „Das kleine Gespenst“ – nur zu gut sehe ich noch die Bilder vor mir, wie es weinend vor den Drillingen sitzt und ihnen seinen Schlüsselbund gibt oder wie es mit dem Filzstift die stolzen Bilder von Torsten Torstenson verunstaltet oder, nicht zuletzt, wie sein dicker schwarzer Kopf aus der Kanalisation schaut und den Polizisten bepustet. All diese Bilder und noch mehr erscheinen deutlich vor dem inneren Auge, wenn vor sanfter Musik diese moderne Hörspieladaption abläuft.

Der gespenstische Tagtraum

Das kleine Gespenst, ein echtes Nachtgespenst der Geisterstunde von Mitternacht bis eins, wohnt in einer alten Eichentruhe auf dem verstaubten Dachboden der Burg Eulenstein und verschläft in gewohnter Ruhe und Gemütlichkeit die restlichen 23 Tagesstunden. Dann schwingt es den Zauberschlüsselbund mit den 13 Schlüsseln und die Truhe öffnet sich. Es schwebt heraus, stößt gegen die staubigen Spinnweben und muss niesen, ehe es sein Unwesen auf Burg Eulenstein treiben kann.

Regelmäßig besucht es seinen besten Freund, den Uhu Schuhu von der alten Eiche hinter der Burg. Dann sitzen die beiden gemütlich auf einem Ast der Eiche und erzählen sich Geschichten. Bis das Gespenst auf die Idee kommt, die Welt mal bei Tage erblicken zu wollen.

Jeder noch so energische Versuch, wach zu bleiben, schlägt fehl, denn wie jedes Gespenst ist das kleine Gespenst an die Geisterstunde der Rathausuhr von Eulenberg gebunden. Bis es eines Tages doch aufwacht – um zwölf Uhr mittags! Es schwebt durch die Burg, wird von einer Schulklasse überrascht und gerät während der lustigen folgenden Jagd aus dem Burgschatten heraus ins grelle Sonnenlicht. Ihm schwindelt, es taumelt, verliert die Orientierung und jagt den Schülern einen Heidenschrecken ein, und erst im tiefen Burgbrunnen (wo es sich versteckt) erkennt es, warum: Es ist schwarz!

Auf der weiteren Flucht vor der Feuerwehr, die den vermeintlich in den Brunnen gestürzten Menschen retten will, gelangt das Gespenst in den Irrgarten der Kanalisation und von dort an immer neue Plätze der Stadt Eulenberg, wo es die Menschen in Angst und Schrecken versetzt – denn es wacht jetzt täglich zur Mittagsstunde auf. Zu allem Überfluss taucht sein alter Erzfeind, der schwedische General Torsten Torstenson nach nun 325 Jahren wieder in Eulenberg auf und fordert damit das kleine Gespenst heraus. Und eigentlich will es doch nur zur Burg zurück und wieder ein Nachtgespenst werden …

Otfried Preußler (* 20. Oktober 1923 in Reichenberg, Tschechoslowakei; + 18. Februar 2013 in Prien)

Er ist Kinderbuchautor und Gewinner einer Unzahl von Preisen für seine Werke, die in einer Gesamtauflage von 50 Millionen eine beeindruckende Marke erreicht haben. 32 Bücher schrieb er, eine Erzählung über seine Erlebnisse im russischen Gefangenenlager soll erst nach seinem Tod veröffentlicht werden (sagt [Wikipedia).]http://de.wikipedia.org/wiki/Otfried__Preu%C3%9Fler

http://www.preussler.de

So klein, so niedlich, so schalkhaft

Das kleine Gespenst ist eine wunderbare Erzählung für Kinder, die sich herrlich mit den Zeichnungen des Buches in die Kinderwelt einprägt. Und dann kommt ein Hörspiel daher und versucht, dieses Flair zu übertragen. Eine große Aufgabe. Als ich von dem Hörspiel erfuhr, war ich begeistert – ob sich die Begeisterung auch hinterher halten kann, steht weiter unten.

Für Kinder ab fünf, steht auf dem Cover. Wenn man das Päckchen aufklappt, erschlagen einen erstmal die vielen aufgelisteten Erzähler; zum Glück haben einige davon nur kurze Rollen, sonst hätte das Ganze auch für Fünfjährige ziemlich verwirrend werden können. Und auch so entsteht durch das Durcheinander in manchen Passagen, in denen das Gespenst mehrere Menschen in Aufregung versetzt, die Schwierigkeit, einzelne Erwachsenenstimmen auseinanderzuhalten. Einerseits mag das einem Kind leichter fallen, andererseits ist es auch gar nicht so von Belang, ob der Bürgermeister nun dem Hauptkommissar oder dem Polizeichef seine Vorwürfe macht, um mal ein konkretes Beispiel an zu führen.

Die Geschichte ist natürlich kindlich-spannend und anrührend. Dieses kleine harmlose Gespenst (dem der Schalk auch mal ganz fest im Nacken sitzt, wie man an seiner Geschichte mit dem schwedischen General sieht) wird von seiner gemütlichen Truhe und der nächtlichen Ruhe der Burg verjagt und muss sich – auch noch in Schwarz! – dem täglichen Radau einer Stadt aussetzen. Anfangs macht ihm die Verwirrung noch Spaß, schnell jedoch sehnt es sich nach der geborgenen Ruhe zurück und ist traurig. Das Treffen mit den drei Kindern, die sich sofort rührend um das Gespenst bemühen, ist der einzige Ausweg, den die Geschichte bietet, vor allem, da sich die Aktivzeit des Gespenstes nur auf täglich eine Stunde beschränkt. Wie vertrauensselig es dem Jungen Herbert seinen Zauberschlüsselbund aushändigt! Das versetzt den erwachsenen Hörer in neuerliche Spannung, ob dieses Vertrauen erfüllt wird – für Kinder ist es sicherlich eine logische Handlung, wenn das Gespenst wieder nach Hause will.

Natürlich verhält sich das Gespenst reichlich naiv, als es sich in der Kanalisation verirrt. Aber es hat eben auch den Charakter eines Kindes, wie es sich für eine Kindergeschichte gehört. Und da ist es doch schon erheiternd, wenn es davon erzählt, wie es mit unverschämten Menschen umspringt (wieder als Beispiel Torstenson, den es „gebeutelt“ hat, bis er auf Knien um Gnade wimmerte). Das sind auch Bilder, die sich deutlich aus der Lektüre als Kind eingebläut haben.

Die Sprecher machen ihre Sache weitgehend gut. Der Uhu hätte manchmal zum Beginn seines Textes ein wenig lauter sein können, so muss man manchmal die Lautstärke regeln, um alles zu verstehen. Oder den Kindern hört man natürlich die Kindlichkeit an, wenn sie ihre Texte vortragen (wie bei einem niedlichen Kindertheaterstück), und man merkt, dass sie gut gelernt haben.

Die Geschichte bekommt als Hörspiel einen unruhigen Charakter und hinterlässt einen mittelmäßigen Eindruck, was dem Original bei Weitem nicht gerecht wird. Zwar ruft sie in erstaunlicher Deutlichkeit die Zeichnungen aus dem Gedächtnis hervor, kann jedoch wenig eigene Vorstellungen erzeugen – zumindest, wenn man das Buch kennt. Der Flair des Originals wird nur bei beschaulichen Szenen wie den Gesprächen zwischen Gespenst und Uhu oder zwischen Kindern und Gespenst erzeugt. Die selbstbeschreibenden Lieder des kleinen Gespenstes kommen etwas zu häufig vor, so dass sie fast schon nervenden Charakter annehmen.

Was bleibt

Das Hörspiel eignet sich hervorragend zur Erinnerungsauffrischung und lässt das Original in neuem und noch stärkerem Glanz erstrahlen, da es selbst gut inszeniert ist, aber weit hinter dem Buch zurück bleibt. Für Kinder oder Eltern, die das Buch nicht kennen, bietet es eine gangbare Alternative, die dann allerdings die großartigen Bilder unterschlägt. Es bietet schöne Unterhaltung, lässt aber den Charme vermissen, der für das Buch so charakteristisch ist. Ohne diese Vergleichsmöglichkeit wirkt es fast beliebig.

ISBN-13: 978-3-89813-772-0
2 CDs, Laufzeit ca. 116 min
Hörspiel für Kinder ab 5 Jahren

Andreas Gloge / Volker Sassenberg – Abseits der Wege. Kapitel 6: Erloschen

Der Markt phantastischer Literatur wird bombardiert mit Vampirromanen, Zauberlehrlingen und Zwerg-Elb-Mensch-Abenteuern. Im Zuge der Digitalisierung, Modernisierung und Beschleunigung werden immer mehr Publikationen auch in hörbarer Form auf den Markt geworfen, um auch dem Nichtleser oder Lesefaulen Zugang zu diesen Wundern der Unterhaltungsliteratur zu ermöglichen – da fällt es dem geneigten Leser immer schwerer, etwas zu finden, das den eigenen Ansprüchen genügt. Oft greift man dadurch auf bewährte Themen oder Autoren zurück, wodurch eben Massenproduzenten wie Hohlbein oder Heitz immer größere Marktanteile gewinnen – was glücklicherweise die kleinen Verlage und echten Fans nicht davon abhält, gute und schöpferische Geschichten zu produzieren – die ebenso glücklicherweise auch ihre Anhänger finden. So ist die Fantasywelt von „Abseits der Wege“ eine dieser kleinen feinen Besonderheiten, die sich nur in Hörspielform präsentiert und in einzelnen Kapiteln fortsetzt. Vorliegend Kapitel sechs mit dem Eigentitel „Erloschen“:

Gaston Glück und die königliche Prinzessin Myrell sind mit ihrem diebischen Begleiter Ruttgar weiterhin auf dem Weg nach Norden, um ihr Ziel, die Feuer von Norgond, zu erreichen und sich dort mit anderen Trägern „Schwarzer Pergamente“ zu treffen. Von hier aus soll die Befreiung der Welt organisiert werden, aber ehe es so weit ist, müssen sich die Gefährten durch übermächtige Gegner den Weg bahnen. Seit ihrem Versteck im Aquädurm sind ihre Verfolger verschwunden.

Stattdessen löst ihre Anwesenheit den Zauber, der das allgegenwärtige Obsidian umfängt, und lässt das Gestein splittern und berstend auf die geplagten Gestalten nieder gehen, die in der obersten Turmkammer Zuflucht gesucht haben. Der Obsidian kann Erinnerungen einschließen – und Gleiches soll nun mit den Eindringlingen geschehen. Doch zum Glück droht noch größeres Unheil und beendet mit seinem Angriff die Obsidiangefahr: Myrell nennt das Wesen |den Bann|, ein gebirgsgroßes Ungetüm, dessen Kiefer gerade den Turm umschließen …

Derweil schlagen sich Gastons ehemalige Begleiter Dungring und Halmir durch den Sumpf, geführt von Tebald Glück, der sein Augenlicht verlor und auf die Augen seiner Begleiter angewiesen ist. Ständig bedroht durch schaurige Kreaturen, suchen sie einen Weg, Gaston und seine Begleiter einzuholen. Doch ihr Weg endet in den Höhlen der Herbstlichen …

Erloschen ist nicht nur der Titel des Kapitels, sondern auch der Zustand einer großen Hoffnung gegen die Verweser. Die Gefahren, mit denen die beiden Wandergruppen konfrontiert werden, sind unmenschlich und werden durch abenteuergeschichtentypische Zufälle überwunden. Dabei bleiben die Probleme der zweiten Gruppe um Tebald etwas bodenständiger, während sich Gaston mit bedrohlichem Obsidian, wolkenkratzenden Bännen und Versammlungen der Faiyen herumschlagen muss. Wie es derzeit um die Lage in der Hauptstadt bestellt ist, bleibt in dieser Folge unbehandelt.

Die musikalische Hintergrundbeleuchtung und der raue Erzähler entwickeln eine kalte und spannende Atmosphäre um Gastons Gruppe, und auch hier ist ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Gruppen zu verzeichnen: Der Marsch durch die Sümpfe wird gut akustisiert, aber diese fiebernde Spannung baut sich dort nicht im selben Maße auf wie bei der anderen Gruppe.

Die Sprecher machen ihre Sache gut, nur Gaston klingt etwas jungenhaft-hibbelig und den Falter Sha’Agrotis versteht man selten. Manchmal gehen einzelne Wörter im Brausen von Flügeln oder Grummeln von Bännen unter; so weiß ich nicht mit Sicherheit zu sagen, ob der Turm (als Ausgangspunkt dieses Kapitels) als „Aquädom“, „Aquäturm“ oder „Aquädurm“ bezeichnet wird und ohne den Hintergrund der ersten fünf Kapitel weiß ich auch nicht, was sich dahinter verbirgt und ob es etwas Wichtiges ist.

So kommen wir zur nächsten Frage: Die Möglichkeit für Neueinsteiger ist hier in Kapitel sechs durchaus gegeben, denn trotz der Kürze des Spiels (immerhin handelt es sich nur um eine CD) wird durch kurze Bemerkungen immer wieder auf Vorangegangenes hingewiesen. Einzelheiten, die hier nicht nochmal ausgebreitet werden, wird man also im Laufe der noch zu erwartenden sechs Kapitel erfahren können, oder, wie in Gestalt des Turmes zu erwarten ist, wenn es sich um Unwichtiges dreht, wird man auf dem Unwissen sitzen bleiben.

Entgegen der Erfahrungen mit den Kapiteln vier und fünf folgt „Erloschen“ einer recht geraden Storyline in zwei Ebenen, die durchweg spannend und unterhaltsam zu hören ist und in dem Erreichen eines Teilerfolges gipfelt, wie es sich für die Halbzeit einer Geschichte gehört. Insgesamt muss allerdings gesagt werden, dass ein Hörspielausschnitt, also ein Kapitel, in der Länge von nur einer CD etwas unbefriedigend ist. Dadurch ist man gezwungen, diese interessante Welt gerade dann, wenn man so richtig in ihr verschwunden ist, wieder zu verlassen. Was bleibt, ist immerhin ein Erfolg für den Produzenten: Das Warten auf den nächsten Teil.

Regie und Produktion: Volker Sassenberg
Label: Star Bugs (Universal)
http://www.folgenreich.de
ISBN-13: 978-3-8291-2238-2
Audio-CD, Spieldauer ca. 62 min

Sprecher:
Erzähler: Heinz Ostermann
Gaston Glück: Timmo Niesner
Dungring: Stefan Krause
Halmir: Hannes Maurer
Myrell: Diana S. Borgwardt
Ruttgar: Engelbert von Nordhausen
Scha’Agrotis: Dirk Müller
Tebald Glück: Jürgen Kluckert
Gajan: Eberhard Prüter
Po: Volker Sassenberg
Lyssandrer: Martina Treger
Introerzählerin: Diana S. Borgwardt

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Francis, H.G. (Adaption); Arthur, Robert (Autor) – Die drei ??? und die flüsternde Mumie (Folge 10)

Für gewöhnlich sind Mumien recht stumme Gesellen, was wohl maßgeblich an ihrem recht toten Zustand liegen dürfte. Diese hier will offenbar davon nichts wissen und bereitet den Junior-Detektiven Justus, Peter und Bob ziemliches Kopfzerbrechen. Eigentlich ist dies der zweite Fall der drei Fragezeichen und datiert zurück auf 1965, doch das Schicksal wollte es für den deutschen Markt etwas anders. Hierzulande rutschte das ägyptische Plappermaul einige Plätze nach hinten – zumindest was die Vertonung seitens der Hamburger EUROPA-Studios unter Federführung von „Perry Rhodan“ Autor H.G. Francis und Regisseurin Heikedine Körting anging. 1980 wurde das Hörspiel im Zuge der zweiten Tranche als Folge 10 veröffentlicht – der Rest ist längst Legende.

_ Zur Story_

Alfred Hitchcock schanzt den Dreien wieder mal einen Fall zu. Die drei Freunde führt dies zu seinem Bekannten Professor Yarborough, welcher seines Zeichens Archäologe und Spezialist auf dem Gebiet des alten Ägypten ist. Eine von ihm gefundene Mumie mit Namen Ra-Orkon flüstert unverständliche Dinge, jedoch nur, sobald er mit ihr alleine ist. Yarborough ist zu sehr Wissenschaftler, als dass er an einen Fluch glaubt, der über der Mumie liegen soll. Ganz anders sein Butler Wilkins, der ist felsenfest davon überzeugt, dass die seltsamen Zwischenfälle im Hause auf das Konto eines handfesten pharaonischen Fluches gehen, was er Just, Peter und Bob auch brühwarm erzählt, als sein Dienstherr gerade nicht hinhört.

Auch Justus glaubt nicht an Übersinnliches und bietet Professor Yarborough die Hilfe der drei Junior-Detektive an, sehr zum Leidwesen des wieder mal verängstigten Peter, der die Mumie besser Mumie sein lassen möchte und sich stattdessen lieber um das Auffinden eines auffälligen Katers von Mrs. Selby kümmern würde. Bestärkt in seinem Ansinnen wird Peter, als beim Begutachten des Sarkophags allerhand Mysteriöses passiert – zuerst kippt eine schwere Statue des Totengottes Anubis ohne ersichtlichen Grund um und danach rauscht eine Totenmaske einfach so von der Wand. Kein Erdbeben. Kein Wind. Also doch der Fluch des Ra-Orkon?

Da Peter sich nun noch mehr sträubt, aber Justus natürlich weiter an diesem rätselhaften Fall arbeiten möchte, beschließt der erste Detektiv, dass man auch zwei Fälle gleichzeitig bearbeiten kann. Ohne zu diesem Zeitpunkt jedoch zu wissen, dass beide zusammenhängen, geht man scheinbar getrennten Vorfällen nach. Justus „überlistet“ die Mumie kurz darauf in einer Verkleidung als Prof. Yarborough und bewaffnet mit einem Aufzeichnungsgerät, woraufhin der alte Bandagen-Fuzzi tatsächlich geheimnisvoll zu flüstern beginnt. Was die olle Mumie erzählt und was eine verschwundene Abessiner-Katze mit dem Ganzen zu tun hat, sind nur zwei der Rätsel, welche es zu lösen gilt.

_Eindrücke_

Im Großen und Ganzen eine solide Folge, was die Leistung der Sprecher und die Atmosphäre angeht – unterstützt wird die Szenerie von orientalischer Musik, die das Mumienflair noch weiter unterstreicht. Die Musik auf der CD ist für altgediente Fans unter Umständen allerdings erstmal gewöhnungsbedürftig, zumindest wenn man eventuell noch die alte LP/MC-Version kennt. Diese sind tonal anders. Grund sind erste Querelen in Sachen Lizenzen, was später schon fast zum Treppenwitz der Serie werden soll. Hier sind es bislang „nur“ Probleme mit den bisherigen Musikern gewesen, die – nachdem eine Einigung offenbar nicht zustande kam – eine komplette Neuabmischung aller bis 2001 erschienenen ???-Hörspiele nötig machte.

Immerhin blieb die „flüsternde Mumie“ von inhaltlichen Änderungen verschont und bekam lediglich einen neuen Soundtrack verpasst. Die Story, für welche Fragezeichen-Erfinder Robert Arthur noch höchstpersönlich verantwortlich zeichnet, ist interessant und ziemlich spannend aufgezogen. Neben dem Mystery-Feeling, das sie verbreitet, gesellt sich auch eine Portion Action in Form von Quasi-Entführung, Täuschung und Verfolgungsjagd hinzu. Ziemlich nervig ist lediglich die Figur des lybischen Jungen Hamid (exzellent gesprochen von Alexander Körting) geworden. Dem frechen Blag sollte man seiner rotzigen Art wegen mal ein paar Semester in einem Erziehungsheim empfehlen. Die Figur ist höchst unsympathisch geraten, obwohl dies durchaus gut in den Kontext der Story passt.

_SPOILERWARNUNG_

Ein paar kleinere logische Fehler haben sich auch eingeschlichen. Zum Teil wegen der Änderungen dem Buch gegenüber. So ist es beispielsweise ziemlicher Humbug, Professor Yarborough den Mitschnitt des Geflüsters vor zu spielen und ihn zu fragen, was die Mumie da von sich gibt – er hat das Flüstern ja schon mehrere Male gehört und konnte sich dort schon keinen Reim darauf machen, als er das Gesprochene klar und deutlich hatte verstehen können (deswegen sind die drei ??? ja schließlich in seinen Diensten). Daher wäre es sinniger gewesen, sofort mit dem Band zu Professor Freeman zu gehen (Nachbar Yarboroughs und Sprachwissenschaftler), anstatt das Unvermögen Yarboroughs, eine Übersetzung zu liefern, allein an der schlechten Aufnahmequalität festzumachen und erst dann den Experten nebenan aufzusuchen – das ist in höchstem Maße unlogisch.

_Fazit_

Man kann die „flüsternde Mumie“ mit Fug und Recht als einen Klassiker der Serie einstufen. Allerdings heißt das nicht unbedingt, dass sie auch rundum gelungen ist. Sie hat zweifellos ihre Glanzmomente, aber gerade die Hörspielfassung krankt ganz arg an der noch sehr beschränkten Laufzeit der damals zur Verfügung stehenden Medien, d.h. durch (notwendige) Kürzungen an der Vorlage ging zu viel verloren, so dass aus der an sich guten Story ein ziemlich hektischer Flickenteppich wurde, der es selten schafft, eine angemessene Atmosphäre aufzubauen. Dennoch ist die kultige Folge eine Empfehlung wert, auch wenn sie nicht über Mittelmaß hinausgeht.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei ??? und die flüsternde Mumie“ (Folge 10)
Erzählt von Robert Arthur, Random House 1965
EUROPA (Sony BMG), 1980
Lauflänge: ca. 50 Minuten (CD 2001)
Drehbuch: H.G. Francis
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: J. F. Conrad
Cover Design: Aiga Rasch

|Die Figuren und ihre Sprecher:|
Erzähler alias Alfred Hitchcock: Peter Pasetti
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Tante Mathilda: Karin Lieneweg
Patrick: Wolfgang Kubach
Professor Yarborough: Karl Walter Diess
Butler Wilkins: Ulrich Matschoss
Professor Freeman: Viktor Bramer (Klaus Stieringer)*
Achmed: Ali Branowitch (Joachim Wolff)*
Hamid: Alexander Körting
Harry: Peter Buchholz
Joe: Reiner Brönneke
Uhrmacher: Gernot Endemann **

*) Pseudonym
**) Nicht im Booklet aufgeführt

Die drei ??? – Stimmen aus dem Nichts (Folge 76)

Als die Jugendserie sich um die Jahrtausendwende von ihrem etwa 40 Folgen dauernden Leistungstief wieder berappelte, galt die EUROPA Hörspiel-Adaption aus dem Jahre 1997 rückblickend als eine derjenigen, die in dieser schwierigen Zeit (etwa von Folge 50 bis 90) die Fahne im Positiven oben gehalten hat. Die moderneren, jetzt ausschließlich in Deutschland ersonnenen Fälle krankten nämlich zuweilen am Innovationswillen der Autoren bzw. dem Zwang, unbedingt frische Impulse (Freundinnen, Autos, Computer/Internet etc.) mit den traditionellen Werten der Serie in Einklang zu bringen. Nicht immer klappte diese Gratwanderung zwischen Mystery und dem Besetzten des Plots mit aktueller Thematik – in diesem Fall der Psychotherapie – so gut wie hier.

Zur Story

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Die drei ??? – Botschaft von Geisterhand (Folge 95)

Ende der Neunzigerjahre erholte sich die Jugendserie langsam von einem leichten Formtief, in welches man fiel, kurz nachdem sich die drei Fragezeichen von ihren amerikanischen Wurzeln trennten bzw. trennen mussten. Man war mittlerweile am Scheideweg zur Moderne angelangt und es schien, als müsse man erst den richtigen Dreh wieder finden. So sind insbesondere unter den Folgen 50 bis hinauf zu 90 überproportional viele bestenfalls mittelmäßige und sogar die wirklich unbestritten schlechtesten Geschichten der drei Fragezeichen überhaupt anzutreffen. Stichwort: „Todesflug“. Wie dem auch sei, um die Jahrtausendwende herum war man wieder im Aufwärtstrend – Folge 95 von 2001 passt ganz gut in die Reihe solider Produktionen.

Zur Story

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Die drei ??? – Master of Chess (Live & Unplugged)

Man durfte sich bei der stets ausverkauften Live-Tour glücklich schätzen sagen zu können: „Ich war dabei!“ Damals. Genau genommen war’s am 9.12. 2002 in Bonn / Bad Godesberg. Für die begehrte Karte waren 20 € fällig. Nicht viel, doch trotzdem schwer zu bekommen. Ein hoch geschätztes Mitglied einer berüchtigten Meinungsplattform mit C hatte tatsächlich noch welche auftreiben können. Hier war es auch, wo sich auch erstmals größere Fangruppen zusammen rotteten und ???-Berichte konzentiert veröffentlichten. Lange ist’s her. Die meisten der Clique sind leider längst nicht mehr aktiv. Doch wenn die Doppel-DVD gelegentlich mal wieder einlegt wird, dann kommen die Erinnerungen wieder.

Die Handlung

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Minninger, André (Adaption); Henkel-Waidhofer, Brigitte J.) – Die drei ??? und der Schatz im Bergsee (Folge 68)

Fall Nummer 68 bildet den Abschluss einer kleinen Reihe von vier lose verbundenen Folgen, welche alle in Europa spielen. Hintergrund ist eine Urlaubsreise der Jungs aus Kalifornien in unsere Gefilde. Natürlich nicht ohne Ermittlungen, denn wer die drei Juniorschnüffler kennt, weiß, dass sie ohne Rätsel und Geheimnisse nicht leben können. So legten sie in England zum Auftakt Diamantenschmugglern das Handwerk, lösten in Deutschland im Vorbeigehen das Geheimnis um ein paar Särge, ärgerten sich später in Italien mit mafiosen Dunkelmännern herum und sind nun unterwegs in der Schweiz. Hier erwartet die amerikanischen Eidgenossen der Kriminalistik die Welt der Geheimdienste. Jedes der Hörspiele ist eigenständig und unabhängig von den anderen. Man muss zum Verständnis nicht unbedingt alle Vier dieser Miniserie (65 – 68) kennen, dennoch gehören sie irgendwie zusammen.

_Zur Story_

Die drei Junior-Detektive machen einen Rundflug mit einer 2-motorigen Propellermaschine in den Schweizer Alpen. Nahe des Genfer Sees im schweizerischen Kanton Wallis kommt es zum Ausfall zuerst des einen Motors, danach gibt auch der andere seinen Geist auf. Wenn’s einmal schief geht, dann auch bitte richtig. Der Pilot sagt noch durch, dass er eine Notlandung versucht, als die Maschine kurz darauf unsanft aufprallt, sprich: abstürzt. Justus und Bob erlangen das Bewusstsein wieder und stellen fest, dass, wo eben noch Peter saß, die Bordwand fehlt. Peter ist verschwunden! Benommen krauchen sie durchs Flugzeugwrack und versuchen zu rekonstruieren, was vorgefallen ist. Hatte Peter nicht kurz vor dem Crash nach vorne ins Cockpit gelangen wollen?

Sie wissen es nicht mehr so genau. Nachdem sie das Wrack kurzzeitig verlassen haben und sich sicher sind, dass die Maschine nicht an einem Abgrund, sondern auf einer Wiese zum Liegen kam, betreten sie auf der Suche nach dem zweiten Detektiv das Flugzeug wieder. Dort angelangt finden sie jedoch nur den offenbar schwerer verletzten und bewusstlosen Piloten Jerzey im Cockpit – von Peter weiterhin keine Spur. Mit vereinten Kräften und langsam aufklarendem Geist schaffen sie den Piloten und einige nützliche Gegenstände aus der zerstörten Maschine. Draußen angelangt betten sie Jerzey, der immer noch ohnmächtig ist, in eine Decke und versuchen herauszufinden, wo zum Teufel sie sich befinden und wo ihr Freund Peter abgeblieben ist.

Wurde er aus dem Flugzeug geschleudert und ist vermutlich gar tot? Die Berglandschaft, wo sie niedergegangen sind, ist ihnen ohne Kartenmaterial vollkommen fremd, doch als sie die Gegend weiter erkunden, finden sie Peter in einem Waldstück. Er lebt – ist aber leicht beduselt und weiß nicht, wie er dort hingekommen ist. Erst allmählich erinnert er sich, dass er orientierungslos aus dem Loch in der Bordwand gestiegen ist und schließlich im Wald zusammenbrach. Nun hoffen die drei, dass die Bergrettung alsbald auftauchen muss, um sie zu retten und tatsächlich: als Bob allein zurück zum Wrack geht, um dem immer noch nicht ganz klaren Peter eine Decke zu holen, taucht ein Hubschrauber auf, doch die Froschmänner, die dort bewaffnet herausspringen, sind ganz sicher eins nicht: Die Bergrettung.

_Eindrücke_

Die Story wirkt ziemlich hanebüchen und gekünstelt. Da tummeln sich die Flugzeugmafia, eine ominöse polnische Geheimagentin und ein undurchsichtiger Pilot in den Schweizer Alpen herum, um einen höchst seltsamen Schatz aus einem Bergsee zu fischen – hiermit ist sicher nicht zu viel verraten, schließlich ist das ja auch der Titel der Folge. Die Dialoge sind teilweise so was von behämmert und die Story – vor allem gegen Ende – so wirr, dass man sich fragt: Was soll das? Neben einigen Ungereimtheiten kurz nach dem Absturz klemmt’s auch im weiteren Verlauf oftmals und gerät zur Gähn-Geschichte. Die Frage, wie ein Mini-U-Boot in einen Bergsee kommt, bleibt letztlich ungeklärt, mit der Begründung à la: „Betriebsgeheimnis des polnischen Geheimdienstes“. So, so. Vom generell vollkommen unglaubwürdigen Strickmuster des Falles mal ganz zu schweigen.

Kurios bis nervig sind einige Sprüche Peters, mit denen er wohl in die zu großen Fußstapfen von McGyver und A-Team zu treten gedenkt: „Ich kann aus den Fahrwerksteilen und ein paar Decken eine Trage bauen“ oder „Ich hab das Funkgerät wieder repariert“. Nuja, man ist ja schließlich in der Schweiz, da mutiert Schisser Shaw (der sicher nicht der Hellste der drei ist) zum personifizierten Offiziersmesser. Die Sprecherleistung ist gerade noch OK, die drei Detektive sind trotz der oft an Dämlichkeit nicht zu toppenden Dialoge handwerklich fast über jeden Zweifel erhaben. Doch wundere ich mich schon manchmal, wie scheinbar gleichgültig Just und Bob teilweise mit dem Verschwinden des zweiten Detektivs umgehen.

Die Figur des Jerzey ist hart an der Grenze zur Glaubwürdigkeit. Puppenlustig plaudert er alles aus, immerhin gegenüber drei wildfremden Jungs – dabei hat dort ein Geheimdienst seine Finger im Spiel, mit dessen Agentin Jerzey in Kontakt steht. Häh? Also, so geheim kann das alles nicht sein. Viele Sprecher sind nicht vertreten, wie man am Line-Up im Steckbrief bereits ersehen kann. Da hätte man auf Qualität der Geschichte und Dialoge mehr achten können und natürlich auch müssen. Das obligatorische Gelächter am Ende der Folge ist wegen des absolut flachen und unkomischen Spruches nicht nachvollziehbar und wirkt so dermaßen aufgesetzt, dass es einem graust. Das Highlight ist der „neue“ Erzähler Matthias Fuchs, der in exzellenter Tradition die Fackel des leider zu früh verstorbenen Peter Pasetti weiter trägt.

Auch die Musik geht noch in Ordnung. Eine mittlere Katastrophe ist aber die Abmischung der CD, welche oftmals zu dünn und leise in den Gesprächen und Effekten daherkommt, jedoch bei der Musik unangenehm laut und dominant wird. Das verwundert um so mehr, als das alle bis dato erschienene Folgen wegen Lizenzproblemen mit der Musik im Jahre 2001 eh noch einmal neu abgemischt werden mussten. Auch diese gehört dazu. Da hätte man diese Unart eigentlich gleich beseitigen können. Die Effekte sind immerhin angemessen, reißen einen aber nicht wirklich vom Stuhl. Da gibt’s wesentlich bessere (auch ältere) Folgen. Ein Glück, dass das „Abenteuer Europa“ hiermit sein Ende findet, alle vier Folgen dieser losen Reihe waren insgesamt betrachtet nicht der Bringer. Bis auf die vorangegangene Nummer 67 „Schattenmänner“, die geriet noch akzeptabel.

_Fazit_

Der Schatz im Bergsee dümpelt langatmig-mittelmäßig vor sich hin und nimmt erst gegen Ende etwas Fahrt auf, was aber in einem absolut unglaubwürdigen Finale gipfelt. Schon vorher ist die Geschichte ziemlich an den Haaren herbei gezerrt und unglaubwürdig. Somit kann man nur ausgesprochenen und sehr hart gesottenen Fans zu dieser Folge eine bedingte Empfehlung aussprechen. Alle Anderen, die vielleicht nur sporadisch die Abenteuer der drei sympathischen Junioren aus Rocky Beach verfolgen, greifen hier besser nicht zu und weichen auf andere Fälle der Serie aus. Eindeutig nur: „Ausreichend“ mit Tendenz zu „Mangelhaft“.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei ??? und der Schatz im Bergsee“ (Folge 68)
Buchvorlage: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer, Franckh-Kosmos 1996
Ersterscheinung: April 1996, EUROPA (Sony BMG)
Laufzeit: ca. 60 Minuten
Cover: Aiga Rasch
Buch & Redaktion: André Minninger
Produktion & Regie: Heikedine Körting

|Die Figuren und ihre Sprecher:|
Erzähler – Alfred Hitchcock: Matthias Fuchs
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Jerzey: Michael Bideller
Mariana: Antje Roosch
Bergwacht – 1. Mann: Nico König
Bergwacht – 2. Mann: Lutz Schnell

Henkel-Waidhofer, Brigitte J. (Autor); Minninger, André (Adaption) – Die drei ??? – Geisterstadt (Hörspiel – Folge 64)

Folge 64 der erfolgreichen Jugendhörspielserie nimmt unter Fans eine kleine Sonderstellung ein, denn es ist zum Einen die letzte EUROPA-Produktion, bei der Peter Pasetti als Erzähler, respektive „Alfred Hitchcock“ fungiert. Er verstarb im Mai 1996 und wurde ab Folge 65 von Matthias Fuchs ersetzt. Aber auch inhaltlich stand man zu dieser Zeit am Scheideweg: Die Einstellung der Serie in ihrem Stammland Amerika sorgte für eine Übernahme der Rechte durch den Franckh-Kosmos Verlag und dadurch eine deutliche Anpassung bzw. Verschiebung des zukünftigen Stils. „Geisterstadt“ fällt genau in diese Zeit der neuen Identitätsfindung und gilt als eine der wenigen positiven Ausnahmen der sonst eher mau beginnenden ???-Ära unter deutscher Federführung.

_Zur Story_

Tante Mathilda soll für ihre verunfallte Freundin Emily als Haushälterin einspringen. Dieser Job ist nicht irgendeiner, denn Emily arbeitet beim berühmten und stinkreichen Spieleerfinder Michael Oames. In dessen Ferienhaus am Lake Tahoe will Mathilda nun für Ordnung sorgen, bis ihre Freundin wieder fit ist. Es kommt noch besser: Die Drei Detektive sind mit von der Partie, denn Mathilda hätte es ganz gerne, wenn Justus in den Ferien ein wenig abspeckt, und Lake Tahoe ist ein exzellentes Skigebiet. Da Peter und Bob eh nicht von Justus Seite weichen, sorgt sie auch gleich dafür, dass die beiden ebenfalls mit dürfen. Der ganze Tross macht sich – chauffiert von Morton – auf zum feudalen Feriendomizil. Dort angelangt staunen sie nicht schlecht: Eine Riesenvilla und für jeden ein eigenes Zimmer im separat stehenden Gästehaus, eigentlich alles ganz toll, wenn auch merkwürdig still.

Als sie auf eigene Faust ein wenig auf Entdeckungsreise gehen und von einer Anhöhe des mächtigen Grundstücks auf das Haupthaus hinunter blicken, stellen sie eine große Anzahl an Polizeiwagen fest, die eben noch nicht dort waren. So langsam kommt hier wohl doch noch Leben in die Bude, denn der alte Oames ist entführt worden. Die Entführer verlangen telefonisch eine Million Dollar Lösegeld. Sein Sohn und dessen Frau entpuppen sich als herrische, arrogante Zeitgenossen, die nicht nur die Jungs anblaffen, sondern auch die anwesenden Polizisten meinen herumkommandieren zu können. Irgendwas scheint hier faul zu sein – und als dann auch noch eine ominöse Frau in einem roten Chevrolet auftaucht, die in „bester“ Oames-Manier vom Hof gejagt wird, steht für die drei ??? fest: Sie befinden sich nicht einfach mehr nur in den Skiferien, sondern mitten in einem höchst undurchsichtigen Fall.

_Eindrücke_

Der Titel ist unpassend, denn die Geisterstadt kommt nur am Rande in der Geschichte vor und hat auch nichts Großartiges zur Atmosphäre oder gar der Lösung des Falles beizutragen. Dennoch ist diese Kleinigkeit beinahe das einzige Manko, denn wie man allein an der verhältnismäßig üppigen Sprecherliste sehen kann, darf man auf jede Menge Interaktion und Wendungen in der Story hoffen – dem ist auch tatsächlich so. Zwar fehlt der Folge der Mystery-Faktor, doch zum Ausgleich gibt es eine durchdachte und prima erzählte Entführungsgeschichte mit ordentlichen Charakteren. Sprecher, Geräusche und Musik sind exzellent und stimmig, besonders Schauspieler-Urgestein Edith Hancke weiß zu gefallen. Mit ihrer markanten Stimme ist sie eine sehr gute Wahl für die unsympathische Figur der Sylvie.

Ungeklärt bleibt, warum der Sprecher des alten Oames (Günter Jerschke) nicht im Booklet vermerkt ist. Auffällig sind die verschiedenen Aussprachen von „Lake Tahoe“, da hätte die Regie vielleicht darauf achten sollen, dass alle Sprecher wenigstens einheitlich diesen Ortsnamen gebrauchen. Kritikpunkt ist auch wieder einmal die AAD-Abmischung auf der CD, gerade leise Passagen und geflüsterte Worte sind häufig unverständlich, bis man die Lautstärke sehr weit hoch dreht – immerhin hält sich das aber in Grenzen und ist längst nicht so technisch mies umgesetzt wie bei einigen anderen Folgen, welche 2001 im Zuge von Lizenzstreitigkeiten neu abgemischt wurden bzw. werden mussten.

Die Lösung des Falles ist aus eigener Kraft kaum zu erarbeiten und allenfalls zu erahnen, da die Story sich zwischendurch auch noch mal wendet, eine nicht leicht zu knackende Nuss. Eine gröbere Macke ist beispielsweise das „Verhör“ der drei Detektive durch Inspector Capistrano. Hierbei gibt der Inspector bereitwillig und ungefragt (!) aus heiterem Himmel wichtige Informationen an die Jungs weiter, obwohl er sie ja eigentlich vernehmen sollte. Mal abgesehen davon, dass die drei ihm vollkommen fremd sind und potentielle Verdächtige darstellen, es wäre in der Realität ziemlich dumm, wenn sich die ermittelnden Beamten so leutselig geben würden, wie er es tut.

_Fazit_

Mit etwas über einer Stunde Laufzeit eine der längeren Folgen, die trotz des fehlenden Mystery-Einschlags doch gut gelungen und nicht langweilig geraten ist, uns jedoch im Unklaren lässt, wie zum Geier „Lake Tahoe“ nun wirklich ausgesprochen wird. Der Titel ist, wie bereits erwähnt, nicht besonders glücklich gewählt und ein wenig irreführend, was der eigentlich zugrunde liegenden Entführungsgeschichte aber keinen Abbruch tut. Dass es nur kleinere Patzer und die recht dumpfe AAD-Abmischung der CD zu bemeckern gibt, veranlasst mich nicht, die volle Punktzahl für diese ansonsten solide Folge zu vergeben. Mit 4 Sternchen und dem daraus resultierenden „Gut“ braucht sie sich jedoch nicht gramvoll zu verstecken.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei ??? – Geisterstadt“ – Folge 64
EUROPA (Sony BMG), 1995
Laufzeit: ca. 66 Minuten
Buchvorlage: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer nach Robert Arthur
Drehuch & Redaktion: André Minninger
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: Conrad, Morgenstern
Cover: Aiga Rasch

|Die Figuren und ihre Sprecher:|
Erzähler – Alfred Hitchcock: Peter Pasetti
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Tante Mathilda: Karin Lieneweg
Morton: Andreas von der Meden
Inspector Capistrano: Hans Sievers
Sergeant Hawthrone: Jürgen Kopp
Simon Oames: Peter Kirchberger
Silvie Oames: Edith Hancke
Michael Julius Oames: Günter Jerschke (nicht aufgeführt)
Mandy Taylor: Micaela Kreißler
Deborah Street: Astrid Kollex
Greenwater: Norman Messer

Die drei ??? und der Schatz der Mönche (Folge 107)

Schon Mitte 2002 angekündigt, aber erst Januar 2003 veröffentlicht ist Folge 107 „Der Schatz der Mönche“ ein Vorbote auf die schon zu dieser Zeit schwelenden Lizenzstreitigkeiten gewesen. Die Fans waren entsprechend gespannt, was EUROPA aus dem Hut zaubern würde, sprich: Ob die Motivation, neue Hörspiele zu produzieren, gelitten haben würde. Wer Titel und Cover sieht, der denkt unwillkürlich an Martial-Arts und erwartet vielleicht deftige, fernöstliche Handkanten-Action, bedeutungsschwere Weisheiten von Lao Tse oder Konfuzius zu gebrochener Sprache und Kieferknochen. Dass dies bei einem Fall der drei Fragezeichen eher nicht vorkommt, kann man sich denken. Dass daraus eine sehr gesetzte Folge wird, weniger. Zumal wenn man das Buch kennt überrascht der etwas andere Grundton des Hörspiels.

Zur Story

Die drei ??? und der Schatz der Mönche (Folge 107) weiterlesen

Minninger, André (Adaption); Sonnleitner, Marco (Buch) – Die drei ??? – Gefährliches Quiz (Folge 109)

Für gewöhnlich ist man als Fan ja geneigt, mit der rosa Brille über manche Unzulänglichkeit generös hinwegzusehen. Allerdings gibt es manchmal auch Fälle, wo die Brille nicht rosa genug sein kann. Auch bei den drei Fragezeichen reibt man sich gelegentlich mal die Augen respektive Ohren. Besonders auffällig – im negativen Sinne – sind bei der sonst zurecht beliebten Serie die Nummern im Bereich um die Hundert herum. Sie markieren wie keine anderen einen Tiefpunkt im Schaffen des EUROPA-Studios. Miese Sprecherleistungen, krude Storys und unterirdischer Schlendrian bei der Produktion machten sich breit. Glücklicherweise hat man sich inzwischen gefangen und produziert seit geraumer Zeit wieder ansprechende Fälle der drei Detektive.

_Zur Story_

Schlaumeier und Ober-Besserwisser Justus gewinnt diesmal zwar mit seiner Intelligenz keinen Blumenpott, dafür aber einen Auftritt bei einer hoch angesagten Quiz-Show namens „Wer knackt die Nuss?“. Diese Ehre wird ihm zuteil, da er ein sauschweres Kreuzworträtsel der „Los Angeles Post“ gelöst hat und am damit verbundenen Preisausschreiben teilnahm. Das Los hat entschieden; Er und zwei Begleitpersonen (logischerweise Peter und Bob) dürfen schon zwei Tage nach Erhalt der Benachrichtigung per Brief zum Sender dackeln. Justus wird in der Maske vorbereitet, während Peter und Bob schon mal auf der Zuschauertribüne Platz nehmen. Kurz vor Beginn der Show schneit dann der etwas nervös-spleenige Quizmaster Nobel in Justus’ Garderobe herein, um die obligatorischen Infos zum Ablauf der Sendung loszuwerden.

Nobel ist zunächst äußerst ungehalten und nicht erbaut, einen so jungen Kandidaten zu haben, irgendwer hat zu allem Überfluss seine Tochter entführt, daher wird diese Show etwas anders ablaufen als gewohnt. Statt der üblichen drei Lösungsvorschläge zu jeder Frage werden die Entführer (die sich online in den Computer des Senders eingehackt haben) während der Sendung durch Nobel Rätselfragen stellen, die Justus ohne jegliche Auswahlantworten live aus dem Stegreif beantworten soll. Das Leben von Nobels Tochter Clarissa hängt von der Richtigkeit seiner Antworten ab. Die Show ist endlich vorbei, doch die Entführer nicht zufrieden mit den Antworten – die drei ??? haben einen neuen Fall und noch dazu ein Ultimatum von 24 Stunden am Hals, um Licht ins mysteriöse Dunkel zu bringen.

_Eindrücke_

Das Fiasko fängt bereits früh an und liegt in der Story selbst: Durch ein Kreuzworträtsel intelligente Menschen zum Knacken eines vertrackten Rätsels zu suchen geht noch in Ordnung, doch den geplanten Betrug dann auch noch quasi dank der Fernsehshow öffentlich zu machen und so dilettantisch, wie in dieser Geschichte, das nimmt man keinem ach-so-durchtriebenem Ganoven (und schon gar nicht den Machern dieses grausamen Drehbuchs) ab. Jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch hätte (zumindest nachdem er feststellt, dass die Jungs ein recht erfolgreiches Detektiv-Unternehmen führen) die Strategie sofort geändert und wäre auf diskretere „Verhörmethoden“ umgeschwenkt.

Halten wir ganz einfach fest, dass die Handlung nicht nur hanebüchen, sondern sogar vollkommen haarsträubend ist. Hier alle logischen und stilistischen Fehler auch nur ansatzweise zu erwähnen, wäre eine Beleidigung der Tastatur. Des Weiteren ist das Ende ein kruder Mischmasch aus „Der Phantomsee“, „Der rote Pirat“ und „Geisterschiff“, dabei ist es aber weder so pfiffig noch erreicht es auch nur annähernd die Klasse der drei Vorgenannten. Und das, obwohl Nebel (wieder mal) eine Rolle spielt. Das Auftauchen von Nebel jeglicher Art kennzeichnet sonst immer die besseren Folgen. Hier reißt auch der Nebel nichts mehr heraus. Wobei wenigstens die Soundeffekte noch ein wenig zur Ehrenrettung beitragen und immerhin passabel ausfallen.

Schreiten wir voran zu den Sprecherrollen, die machen ein Hörspiel ja in besonderem Maße aus und entscheiden über Wohl oder Wehe. Ilja „Licht aus, Spot an!“ Richter (genau, der Typ mit der Quäk-Stimme aus der 70er Jahre-Musiksendung „Disko“) stottert sich gar grässlich und unbeholfen durch seinen Text, wie Kermit der Frosch mit einer mittelschweren Halsentzündung, wobei nicht klar ist, ob die Regie das so vorgeschrieben hat oder ob man sich nicht bewusst war, dass er es einfach nicht besser kann. So wenig Tiefe und so viel Nerv-Faktor hat kaum je ein Sprecher bei den drei ??? gewagt abzuliefern. Doch allein sein Verschulden kann das irgendwie nicht sein, denn warum färbt seine Lustlosigkeit auch auf die Top-Sprecher wie Oliver Rohrbeck & Konsorten ab?

_Fazit_

Das „gefährliche Quiz“ markiert einen der Tiefpunkte der Serie, was nicht allein von den miesen Sprecherleistungen – diesmal sogar der Stammsprecher – herrührt. Die ganze Geschichte ist so unglaubwürdig konstruiert, dass man nur froh sein kann, dass die nachfolgenden, neueren Folgen wieder langsam besser werden. Na ja, schlimmer konnte es ja eigentlich auch kaum kommen. Selbst hart gesottene Fans dürften das Teil nach einmaligem Hören allein der Vollständigkeit der Sammlung halber im Rack verschwinden lassen und fürderhin zeitlebens mit stoischer Nichtachtung strafen. Einsteiger sollten tunlichst die Finger von Folge 109 lassen, sie ist für die Serie – glücklicherweise – nicht repräsentativ.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei ??? – Gefährliches Quiz“ – Folge 109
EUROPA (Sony BMG), 2003
Laufzeit: ca. 67 Minuten
Buch und Effekte: André Minninger
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: J. F. Conrad, Morgenstern
Cover-Illustration: Silvia Christoph

|Die Figuren und ihre Sprecher:|
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrzceck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Nick Nobel: Ilja Richter
Clarissa: Theresa Underberg
Mike Pherson: Wolf-Dietrich Berg
Assistent: Martin Meyer
Sekretärin: Traudel Sperber
Sandy: Micaela Kreissler
Bill: Achim Schülke
Veronica: Saskia Weckler
Joe: Jan-David Rönfeldt

Minninger, André (Adaption); Marx, André (Buch) – Die drei ??? – Spur des Raben (Folge 75)

Eigentlich gelten landläufig ja eher die artverwandten Elstern als das diebischere Gesindel unter den Federviechern und spätestens, wenn sich herausstellt, dass dieser klauwütige Rabe normalerweise der Gattung Homo Sapiens angehört – der für gewöhnlich per pedes unterwegs ist – treibt man jeden Ornithologen in den Wahnsinn. Die Rede ist natürlich wieder von einem Hörspiel der drei Fragezeichen, in welchem sich die drei detektivisch veranlagten Jungs diesmal aus ihrem gewohnten Territorium um Rocky Beach entfernen und statt dessen Los Angeles unsicher machen, sehr zum Leidwesen eines gewissen kriminellen Subjekts, welches sich für eine Art |Batman für Arme| hält.

_Zur Story_

In Los Angeles findet die Filmpreisverleihung des „Goldenen Raben“ statt, weswegen sich sämtliche Stars und Sternchen zu Dutzenden in dieser kalifornischen Metropole tummeln. Mit von der Partie sind auch die drei Jungs aus Rocky Beach, denn Bobs Vater – bekanntlich der Chefredakteur der „Los Angeles Post“ – schickt die Jungs mit Kameras bewaffnet zu diesem Event, weil er dringend Bildmaterial für seinen Artikel braucht. Diese Gelegenheit lassen sich die nun zu Paparazzi transformierten Detektive natürlich nicht entgehen und werden abends vor einem Hotel Zeugen einer seltsamen Erscheinung. Peter entdeckt eine Gestalt, die sich hoch über dem Boden scheinbar fliegend zum Dach des Hotels bewegt. Nachdem der zweite Detektiv einen schnellen Schnappschuss von dem Unbekannten macht, stürmt das Trio ins Hotel.

Sie ahnen bereits, dass hier etwas Illegales im Busch ist. Auf dem Dach können sie die Gestalt im Kostüm eines Raben beinahe stellen, unter schauerlichem Gekrächze kann der Unhold jedoch nach einem kleinen Handgemenge Batman-like über die Balustrade verschwinden und an einem gespannten Stahlseil zum gegenüberliegenden Gebäude entkommen. Lediglich eine einzelne Schwarze Feder bleibt zurück. Bei dem Gerangel ist nicht nur Bobs Kamera zu Bruch gegangen, erschreckt stellt er fest, dass seine Brieftasche ebenfalls fort ist. Die drei halten es für angebracht, zunächst die örtliche Polizei aufzusuchen und dann Bobs Dad die kaputte Kamera zu beichten – um das zu erwartende Donnerwetter abzumildern, wollen sie ihm das von Peter geschossene Exklusiv-Foto des Raben anbieten.

Als erstes zeigen sie es allerdings Detective Gregson vom LAPD, dem die Masche nicht unbekannt ist. Scheinbar war der beobachtete Raubzug nicht der erste des Flattermanns in LA. Am nächsten Tag in ihrem Hotel angekommen, erwartet Justus, Peter und Bob die nächste Überraschung an der Rezeption: Irgendjemand hat ein Päckchen für sie hinterlegt, in welchem sich Bobs Brieftasche (ohne Geld, aber ansonsten vollständig), eine schwarze Rabenfeder und eine Cassette befindet. Als die drei die Cassette abhören, erklingt die krächzende Stimme des Raben, der ihnen per Reim eine Rätselaufgabe stellt und sie damit heiß auf seine Spur macht. Wenn sie ihn fangen und den nächsten Tatort herausfinden wollen. Klar, dass die drei Fragezeichen zu dieser Herausforderung nicht Nein sagen.

_Eindrücke_

Positiv fällt auf, dass die Ermittlungen zu beinahe gleichen Teilen untereinander aufgeteilt werden und das Ganze nicht zu einer reinen Justus-Geschichte mutiert. Des Weiteren spielt Nummer 75 mal endlich wieder außerhalb von Rocky Beach in einer Großstadt, was auch mit den entsprechenden Geräuschen gut unterlegt ist. Straßenmusikanten, Verkehrsgetümmel und Andrang vor den Hotels der Stars. All das schafft vom Start weg eine gute und glaubwürdige Atmosphäre. Die Figur des Kriminellen im Rabenkostüm bekommt durch das charakteristische Krächzen einen spannenden Touch und einige Schock-Momente; wenn das „Kraaa-Kraaaa“ unerwartet auftaucht, schreckt man schon ein wenig zusammen. So richtig gruselig ist das aber nicht, dennoch verleiht es dem Auftritt des diesmaligen Gegenspielers den nötigen und gebührenden Pepp, den man bei einem ???-Hörspiel erwartet.

Die Geschichte an sich ist spannend und interessant aufgebaut, es gibt mal wieder einen ordentlich gereimten Rätselspruch zu lösen. Ein stilistisches Element, das sicher die eingefleischten Fans gerade der älteren Folgen zu schätzen wissen werden. Bei der Aufbereitung des Plots hat man sich wirklich Mühe gegeben, der Figur des Raben eine angemessene Tiefe zu verleihen und die Lösung des Falles bis zum Schluss zu verschleiern. Die Wahl der Sprecher auch abseits der üblichen Protagonisten ist nicht zu bemängeln, ja selbst Betonungsfehler sind nicht zu verzeichnen – besonders gut sind die markanten Stimmen von Beate Hasenau (u.a.: „Ameisenmensch“, „Stimmen aus dem Nichts“) und die von Jörg Gillner, welcher hier allerdings seinen bisher einzigen Einsatz in der Serie hat. Regisseurin Heikedine Körting gibt sich seit langem auch mal wieder in einer Sprechrolle die Ehre.

Der sonst so oft anzutreffende Lerneffekt beschränkt sich in dieser Folge auf das Herstellen eines Lautsprechers mittels eines Weinglases und Ohrstöppseln für einen Walkman und auf Beethovens „Neunte“ respektive dem Leitsatz „Ode an die Freude“. Die übrige Begleitmusik besteht aus den üblichen verschiedenen Samples, die häufig während der Serie verwendet werden: unspektakulär, aber durchaus passend zur Thematik. Reinrassiges Mystery- oder Gruselflair kommt hingegen nicht unbedingt auf, allenfalls das scheinbare „Fliegen“ des Raben, das Hinterlassen einer schwarzen Feder und das bereits erwähnte Krächzen verpassen der Folge den leicht rätselhaften Beigeschmack. Wieder eine Folge, die auch jüngere und/oder zartbesaitete Hörer durchaus nachts genießen können, ohne eine Herzattacke zu riskieren. Logikpatzer sind überraschenderweise keine ohrenfällig geworden.

_Fazit_

Zwar ist dies eine reine Kriminalfolge ohne übernatürliche Einschläge, doch eine gut durchdachte und vor allem gelungene Story mit einem ebenbürtigen Gegner machen das mehr als wett. Das Ende ist nicht vorherzusehen, es sei denn man hat hellseherische Fähigkeiten. Wie bereits angeklungen lebt die Spur des Raben zu einem nicht geringen Teil von dem guten, alten Teamwork der drei Detektive, wo jeder von ihnen etwas zur Klärung beizutragen hat. Keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in welcher die Serie etwas schwächelte und erst jenseits der Nummer 80 wieder allmählich an Qualität gewann. „Spur des Raben“ ist ein löblicher Ausbrecher aus der Riege der mittelmäßigen Fälle in den Neunzigern. Klare Hörempfehlung auch für Neueinsteiger!

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel : „Die drei ??? und die Spur des Raben“ – Folge 75
Buchvorlage: André Marx, Franckh-Kosmos 1996
Adaption: 1997, EUROPA (Sony BMG)
Lauflänge: ca. 56 Minuten
Buch und Effekte: André Minninger
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: Conrad, Stahlberg, Zeiberts
Cover-Illustration: Aiga Rasch

|Die Figuren und ihre Sprecher:|
Erzähler – Alfred Hitchcock: Matthias Fuchs
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Mrs. Shaw: Heikedine Körting
Armanda Black: Beate Hasenau
Detective Gregson: Wolf-Dietrich Berg
Nora Sethons: Ursula Sieg
Mrs. Atson: Joyceline Schmidt
Mr. Krieger: Jörg Gillner
Lisa Manninger: Katja Stichel

Die drei ??? und das Hexen-Handy (Folge 101)

Nach der Triple-Jubiläumsfolge 100 handelt es sich beim „Hexen-Handy“ mit der Nummer 101 schon wieder um einen „stinknormalen“ Fall – quasi Business as usual bei den drei Detektiven. Seit die Serie ausschließlich im deutschsprachigen Raum weiter geführt wird, sind auch die Umgebungsvariablen sowie die Geschichten sukzessive immer mehr in Richtung Moderne verschoben worden. Handy, Computer und Internet haben schon länger bei den drei Fragezeichen Einzug gehalten. Im Jahre 2001 fühlte man sich berufen, die Problematik von Mobilfunk im Verbund mit speziell auf Kinder bzw. Jugendliche zugeschnittenem Zielgruppenmarketing zu thematisieren. Ob dieser warnende Finger tatsächlich Beachtung fand, ist nicht überliefert.

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Die drei ??? und der tanzende Teufel (Folge 21)

Nach dem unerwartet großen Erfolg, den die Serie bei ihrem Start 1979 hinlegte, beeilte man sich bei EUROPA, rasch weitere Vorlagen der amerikanischen Jugendbuchreihe als Hörspiel zu adaptieren. Ein Jahr später, im Oktober 1980, hatte man mit dem „tanzenden Teufel“ bereits den 21. Fall der drei Fragezeichen im Kasten und veröffentlicht. 2001 musste sich dieser Klassiker einer kleinen, nicht ganz freiwilligen Frischzellenkur unterziehen lassen, denn Streitigkeiten zwangen das Studio, die alte Originalmusik aller bisher erschienenen Hörspiele der Reihe gegen eine andere auszutauschen. Ansonsten blieb diese Folge inhaltlich unangetastet – ein Fall übrigens, welcher auch heute noch große Beliebtheit bei den Fans genießt.

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Die drei ??? – Panik im Park (Folge 110)

Als Vertreter der nicht überall geliebten Ü-100-Fraktion hatte Fall Nummer 110 bereits bei Veröffentlichung 2003 einen schweren Stand bei treuen Hörern. Statt mit Vorschusslorbeeren wurde die Folge mit Murren und Knurren belegt. Das lag zum einen an dem verspäteten Release, zum anderen sah das Fandom genau das als schlechtes Omen. Um es vorwegzunehmen: „Panik im Park“ ist kein Überflieger geworden, doch die schlimmsten Befürchtungen, eine weitere katastrophale Folge von |EUROPA| präsentiert zu bekommen, bewahrheiteten sich auch nicht vollständig. Gleichwohl spaltet sie das Fandom: Die einen mögen sie, die anderen verdammen sie fast in den 110. Kreis der Hölle.

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Chesterton, Gilbert Keith – Pater Brown Edition 4

_Aus Pfarrer Brauns Verbrechenssammlung_

Ende 2008 hat |Maritim| die vierte CD-Box als Zusammenstellung der Einzelausgaben 13 bis 16 von Pater-Brown-Hörspielen herausgebracht. Mit „Der Geist von Gideon Wise“, „Das Verhängnis der Darnarways“, „Die seltsamen Schritte“ und „Der Fehler in der Maschine“ vereinen die Macher vier spannende Hörspiele um mysteriöse Verbrechen, welche vom kauzigen Pater Brown stets schneller aufgeklärt werden als von der Polizei. Der Detektiv versetzt sich dabei geistig an die Stelle der Verbrecher und versucht solchermaßen, das Tatmotiv und den Tathergang nachzuvollziehen.

In „Der Geist von Gideon Wise“ werden drei Millionäre in der gleichen Nacht ermordet: erstochen, erschlagen oder eine Klippe hinuntergestürzt. Der Journalist Byrne, der eigentlich zwischen den millionenschweren Fabrikinhabern und den Streikanführern in deren Fabriken zu vermitteln versucht, hängt sich an den Fall und trifft dabei auch auf Pater Brown, der auf dem Weg nach Liverpool in dieses Verbrechen hineinstolpert. Schnell zeigt sich, dass die Polizei sofort die Streikführer verdächtigt, doch Pater Brown weist immer wieder darauf hin, dass es sich bei den Vorwürfen nur um Vermutungen und Vorverurteilungen handelt. Spätestens als der Geist eines der Toten gesichtet wird, ist ihm klar, dass der Schlüssel zu den Morden an anderer Stelle gesucht werden muss, denn trotz seiner intuitiven Ermittlungsmethoden geht er immer von einer unumgänglich rationellen Erklärungen aus und führt das vermeintlich Übernatürliche auf eine ganz natürliche Ursache zurück.

In „Das Verhängnis der Darnaways“ scheint sich ein Jahrhunderte alter Fluch zu bewahrheiten, doch selbst hier findet Pater Brown in der Eifersucht eine höchst menschliche Ursache für etwas, das Mord statt Fluch genannt werden muss. Auch der Mord in „Die seltsamen Schritte“ erweist sich als von menschlichen Leidenschaften beeinflusste Straftat; noch dazu in einem absurden Milieu, einem Jahrestreffen des schrulligen „Clubs der 12 Fischer“ mit seinen merkwürdigen Regeln und Millionärsproblemen, welche durch die vom Schriftsteller Henry Fulham geschilderte Diskrepanz zwischen Arm und Reich noch aberwitziger erscheinen.

Interessant ist die kritische Beschäftigung mit dem beim ersten Erscheinen der Geschichte „Der Fehler in der Maschine“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch recht neuen Gerät – dem „Lügendetektor“. Der Autor Gilbert Keith Chesterton weist damit durch den Mund Pater Browns schon auf die wesentlichen Mängel der als unfehlbar geltenden Untersuchung mit der Maschine hin, welche bis heute Bestand haben: Fehleinschätzungen, Vorurteile und die mögliche Manipulierbarkeit der Ergebnisse. Hier zeigt sich erneut, dass Pater Brown mit seinem wachen und kritischen Verstand der Polizei immer einen oder sogar mehrere Schritte voraus ist. In dieser Geschichte tritt zudem Pater Browns einziger Freund, der ehemalige Meisterdieb Hercule Flambeau, auf, welcher bei |Maritim| eine eigene Hörspielserie hat und hier als der Zuhörer in der Rahmengeschichte funktioniert.

|Maritim| konnte für die Rolle des Pater Brown den Schauspieler und erfahrenen Synchronsprecher Volker Brandt (Michael Douglas) gewinnen, welcher der Gemeinde von Hörspielfans bereits als Inspektor Lestrade aus der |Maritim|-Hörspielserie um den großen Privatdetektiv Sherlock Holmes bekannt sein dürfte. Lebendig und überzeugend spricht er auch den verschmitzten katholischen Geistlichen mit seinem Hang zum Kriminalisieren.

Der Jazz-Gitarrist und Arrangeur Martin Böttcher, der schon die Titelmusik zu zwei Pater-Brown-Filmen mit Heinz Rühmann sowie der Fernsehserie „Pfarrer Braun“ schrieb und mit der Titelmusik zu den Winnetou-Filmen aus den 60er Jahren zu einem der erfolgreichsten deutschen Filmkomponisten wurde, zeichnet sich bei den Hörspielen verantwortlich für den jazzigen Sound der Titelmusik und Zwischenstücke.

Mit ihren fast vier Stunden Laufzeit bietet die schlicht in Schwarzweiß aufgemachte CD-Box daher ein interessantes, kurzweiliges und rundum gelungenes Hörvergnügen.

|222 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3-86714-178-9|
http://www.maritim-produktionen.de