Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Guthrie, Allan – Abschied ohne Küsse (Hörbuch: Hard Case Crime)

_Knallharter Schottenkrimi_

Als seine Tochter tot aufgefunden wird, ist der Geldeintreiber Joe Hope nicht mehr aufzuhalten. Er wird die Mörder finden – auch wenn er dafür jeden verdächtigen muss, dem er bisher getraut hat. Doch dann wird Hope selbst zum Verdächtigen … (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Allan Guthrie ist Autor und Literaturagent. Für seine Kriminalromane wurde er bereits vielfach ausgezeichnet, „Abschied ohne Küsse“ war 2005 sein Debüt. Guthrie lebt mit seiner Frau Donna in Edinburgh, Schottland. (Verlagsinfo)

_Der Sprecher_

Reiner Schöne lebte lange in Hollywood und drehte dort mit Filmgrößen wie Client Eastwood und Lee van Cleef. Der Schauspieler, Synchronsprecher und Sänger mit der tiefen, markanten Stimme trägt die passende raue Note bei. (abgewandelte Verlagsinfo)

Regie führte Thomas Wolff. Die Buchvorlage erschien 2008 bei |Rotbuch|.

_Handlung_

Im schönen Edinburgh treibt Cooper als Kredithai sein Unwesen, und Joe Hope ist sein Geldeintreiber. Joes bevorzugtes Schlaginstrument, mit dem er Coopers Ansprüche anschaulich durchsetzt, ist sein Baseballschläger. Natürlich ist er als Schotte keineswegs ein Baseballfan, aber nichtsdestotrotz hat er diesen Schläger. Und dass er ihn effektvoll einzusetzen weiß, kann Billy Strachan bezeugen, der jetzt mit einigen gebrochenen Knochen im Krankenhaus liegt.

Nach diesem harten Job kehren Joe und Cooper in einer Bar. Coopers 17-jährige Freundin Sally, die Mutter seines Sohnes Gary, ist nicht da. Joe schaltet sein Handy ein: 16 nicht abgehörte Nachrichten. Er ruft seine Frau Ruth an. Sie heult etwas Hysterisches in den Hörer von wegen, Gem sei tot. Er legt sofort auf. Was soll der Scheiß, fragt sich Joe. Gemma, seine 19-jährige Tochter, ist längst ausgezogen, um sich auf den stürmischen Orkney-Inseln einem Typen namens Adam Wright anzuschließen, der eine Schriftstellerpension führt. Wie soll dort Gemma irgendetwas passieren können?

Ruth betrügt Joe schon seit langem mit einem Studenten, weiß er, und deshalb steht es um ihre Ehe nicht gerade zum Besten. Kaum hat ihm Ruth gesagt, Gem habe sich umgebracht, fährt er zu seiner eigenen Freundin Tina, einer Prostituierten und Kampfsportlehrerin. Er schläft nie mit ihr, gibt ihr bloß Geld fürs Zusammensein -obwohl sie nicht abgeneigt wäre und ihn mit Streicheleinheiten für das Geschenk von 1000 Pfund belohnt. Nach einem Zwischenstopp bei Ruth übernachtet er bei Cooper und dessen Familie.

Am nächsten Morgen ruft ihn Adam Wright, um ihn wüst zu beschimpfen, doch Joe, ein harter Kerl, der sich nichts bieten lässt, zahlt es ihm heim. Er packt seine Sachen – Ruth ist nicht daheim – und fliegt auf die Orkneys. Kaum betritt er Adams Haus, das merkwürdig dunkel ist, wird Joe von zwei Seiten in die Mangel genommen: Die Polizei nimmt ihn fest. Wegen Mordes an seiner Frau Ruth. Joe ist perplex. Doch die Bullen können ihn mal kreuzweise, und in der Auseinandersetzung mit Detective Sergeant Monkman kriegt Joe ein paar heftige Stiefltritte in die Rippen. Das macht ihn nicht unbedingt kooperationsbereiter. Sie fliegen ihn zurück nach Edinburgh.

Joe ruft Cooper an, der ihn brüllend fragt, warum er den Mord begangen hat, was Joe natürlich abstreitet. Cooper besorgt ihm einen jungen Schnösel von Anwalt, Ronald Brewer. Aber Brewer hat mehr drauf, als Joe glauben würde. Und weil Tina Joe ein Alibi gibt, kann Brewer ihn rausholen. Tina ist von Cooper und dessen Gentleman-Auftragsmörder Parke unmissverständlich und für die fürstliche Summe von 10.000 Pfund „gebeten“ worden, Joe das Alibi zu geben. Wenn das auffliegt, wird sie wegen Meineid belangt.

Wieder auf freiem Fuß, kann Joe mit Brewers und Tinas Hilfe endlich versuchen, den wahren Mörder seiner Frau zu finden. Und natürlich Vergeltung zu üben. Doch er hat keinen konkreten Verdacht, bis ihm Adam Wright unverhofft ein brisantes Dokument in die Hand drückt: Gemmas privates Tagebuch. Und was Gemma über einen gewissen „Daddy“ schreibt, den sie nicht verraten dürfte, obwohl er sie vergewaltigte, treibt Joe zur Weißglut. Denn es kann nur einen Mann geben, der sich diesen Ehrentitel anmaßen darf …

_Mein Eindruck_

Nach einem langsamen Start, der uns Joe Hope, den gescheiterten Lehrer, vorstellt und mit ihm sein detailliert geschildertes Alibi, kommt die Geschichte nach dem ersten Drittel richtig in Fahrt. Joe ist auf freiem Fuß, misstrauisch verfolgt und beschnüffelt von den Bullen, ebenso misstrauisch beschattet von Cooper und dessen Leuten. Es sieht nicht gut aus für Joes Alibi, trotz der erstaunlich loyalen Tina, die in ihm ihren Helden sieht, aber auch auf ihren Vorteil bedacht ist.

Das Schicksal beutelt Joe, den |ordinary guy|, doch er ist hart im Nehmen und ebenso hart im Austeilen. In dieser Lage erweist es sich, ob ein Mann wirklich Freunde hat – oder nur Speichellecker. Wenn Tina sich erfreulicherweise auf seine Seite stellt, so ist Joe umso mehr überrascht, dass sich der Junganwalt Ronald Brewer auf seine Seite stellt. Noch mehr ist er verblüfft, dass sich ausgerechnet Adam Wright, der ihm seine Tochter abspenstig gemacht hat, wie Joe glaubt, anerbietig macht, Gemmas Vergewaltiger zu finden und Joe zu helfen.

Allerdings weiß Joe nur zu genau, dass diese „Zivilisten“ nichts gegen die Feuerkraft der Gegenseite ausrichten können, und geht einen Pakt mit dem Teufel ein: Er schließt einen Deal mit Coopers Auftragsmörder Parke. Doch auf welche Seite wird sich Parke stellen, wenn es hart auf hart kommt? Wem gehört des Teufels Loyalität? Nur ihm selbst. Das sollte Joe eigentlich wissen.

An den Mann, den er unbedingt haben will, kommt Joe aber nicht heran, denn die Bullen beschatten ihn schon. Deshalb muss sich der trauernde und wütende Joe den rauchenden Schädel zerbrechen, wie an den Gegner heranzukommen ist. Glücklicherweise kann er auf drei Helfer zurückgreifen, die eine Falle aufstellen, in der sich die Beute fangen soll. Doch als es in einer ehemaligen Kirche zum Showdown kommt, fallen die Würfel nicht ganz so, wie Joe es geplant hat. Denn der Gegner wartet mit Enthüllungen auf, deren Ungeheuerlichkeiten Joe ins Wanken bringen …

|Das andere Edinburgh|

Wer einmal wie ich in Edinburgh, der Hauptstadt Schottlands, gewesen ist, der ahnt vielleicht, dass sich die alte keltische Gründung im Laufe der Jahrhunderte nicht bloß die Schokoladenseite auf der Princes Street zugelegt hat, sondern auch eine dunkle Hinterhofpersönlichkeit besitzt, der man nicht im Dunkeln begegnen möchte. Dort treiben sich hartgesottene Halunken wie Cooper und Hope herum. Sie haben einen harten Schlag drauf und lassen sich keinen Scheiß bieten, erst recht nicht von den Bullen. Ich bin selbst 1984 mit einem angetrunkenen Schotten aneinandergeraten und weiß, wovon ich rede. Man sollte es sich zweimal überlegen, bevor man sich mit so einem Typen einlässt. Bullen dagegen haben keine Wahl.

|Ringen um eine gute Seele|

Joe Hopes Seele ist, metaphysisch gesehen, ein Kriegsschauplatz zwischen Gut und Böse. Von seinen Lehrerträumen ist nichts übrig geblieben, als Ruth mit Gemma schwanger wurde und er sich einen lukrativeren Job suchen musste, um eine Familie zu ernähren. Geldeintreiben? Easy money! Doch Leute umzulegen, ist eine ganz Nummer schlimmer, und davor versuchen ihn die Schutzengel Tina, Adam und Brewer zu bewahren. Joes Teufelspakt ist ihren Bemühungen, ihn von der schiefen Bahn abzubringen, nicht gerade förderlich. Prompt sieht er sich denn auch verraten. Wie passend, dass der Showdown mit Satan in einer ehemaligen Kirche stattfindet. Nicht nur wegen der hübschen Beleuchtung.

|Schläge unter die Gürtellinie|

Der Autor versteht sein Handwerk. Er überrascht den Leser – und Joe – des Öfteren aus dem Hinterhalt, um ihm die volle Dröhnung zu verpassen. Als wolle er ihn am Schlafittchen packen und ihm eindreschen: „Dies ist das echte Leben, Kumpel!“ Dass sein Held Joe ausgerechnet „Hoffnung“ heißt und das Finale in der Kirche stattfindet, ist möglicherweise auf das traditionell protestantische geistige Umfeld des Autors zurückzuführen.

Im Widerspruch dazu steht jedoch scheinbar, dass die Figuren, die er vorstellt, der Selbstzerstörung nahe sind, als hätten sie jede Hoffnung verloren. Die Krönung ist die Enthüllung von der Vergewaltigung Gemmas durch ihren eigenen Vater – wer auch immer das nun eigentlich sein mag. Der Autor teilt Schläge aus, und manche landen wie dieser unter der Gürtellinie.

|Der Sprecher|

Reiner Schöne war schon vor 30 Jahren in den Hörspielen des |Bayerischen Rundfunks| zu hören, so etwa in der Titelrolle als Paul Cox. Seine Stimme ist „männlich herb“, tief und etwas rau, also genau richtig für ein kriminelles Milieu, in dem die Sitten ebenso rau sind. Er kann heiser auflachen, aufgebracht aufschreien, und zwar sowohl in einer männlichen wie einer weiblichen Rolle. Die Figuren zeichnet er in all ihrer Lautstärke und Emotionalität, lässt sie rufen, brüllen, schniefen, lachen und flüstern.

Für die Charakterisierung der Figuren steht ihm allerdings nur ein begrenztes Instrumentarium zur Verfügung. Die Charakterisierung erfolgt eher durch Situationen und Emotionen, die eine entsprechende Ausdrucksweise, wie oben aufgelistet, erfordert. Einmal verleiht er einem Spanier einen entsprechenden Akzent.

Schöne eignet sich mit seinem harten Image auch ausgezeichnet für die nicht gerade höfliche oder gar politisch korrekte Ausdrucksweise der Figuren. Dass sie vom Ficken reden, als wäre es Wassertrinken, ist eh klar. Es ist aber auch vom Mösenschnorcheln („muff diving“) die Rede, was eine volkstümliche Umschreibung des Cunnilingus ist. Der Hörer muss auf derlei Ausdrücke stets gefasst sein, und zwar in der ganzen Hard-Case-Reihe.

_Unterm Strich_

Der Anti-Held Joe Hope ist ein Bursche, der es einem nicht leicht macht, ihn zu mögen: hart im Austeilen, aber auch im Nehmen, und stets auf Kriegsfuß mit der behelmten Obrigkeit und Jung-Anwälten, die für ihn nur ahnungslose Schnösel sind. Zum schönen Geschlecht hat er ein zwiespältiges Verhältnis. Er liebt seine Tochter ebenso wie seine platonische Prostituierten-Geliebte, doch von seiner Frau Ruth ist er schwer enttäuscht, und nicht nur weil sie ihn mit einem jungen Studenten betrügt. Was bleibt einem Mann dann noch, wenn er fälschlich des Mordes angeklagt wird?

Die Story beginnt langsam, steigert sich dann aber über mehrere Stationen hin zu einem fulminanten Showdown, der dem Helden etliche Tiefschläge versetzt – und uns natürlich ebenso. Der Autor präsentiert ein ungeschminktes Gesicht der Königin des britischen Nordens, eines, das Inspektor Rebus des ungleich populäreren Ian Rankin wohl nur selten zu Gesicht bekommt. Höchste Zeit, dass Rankin seinen Inspektor in Rente schickt.

|Das Hörbuch|

Reiner Schöne zuckt mit keiner Wimper, wen sich seine Figuren gegenseitig die Visage demolieren oder sich Unflätigkeiten an den Kopf werfen. Es ist nicht seine Aufgabe, sich einzumischen, wenn die schlimmsten Sünden ans Tageslicht gezerrt werden: Vergewaltigung, Inzest und dergleichen mehr. Aber es ist sehr wohl seine Aufgabe, sich ins Zeug zu legen, um die Figuren zum Leben zu erwecken. Das gelingt ihm auf glaubhafte und konsistente Weise, so dass wir auf weitere erstklassige Hard-Case-Crime-Krimis hoffen dürfen.

|Originaltitel: Kiss her goodbye, 2005
Aus dem Englischen übersetzt von Gerold Hens
301 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3-86610-454-9|
http://www.argon-verlag.de
http://www.rotbuch.de

Lexington, Bob / Weber, Raimon / Sassenberg, Volker – Point Whitmark: Die rote Hand des Teufels (Folge 02) (Hörspiel)

_Inhalt:_

In Point Whitmark locken seltsame Elfenerscheinungen Hunderte von Touristen in die kleine Stadt. Zunächst sieht alles nach einem harmlosen Scherz aus. Das ändert sich, als Point Whitmark von einer Schlangenplage heimgesucht wird und im Dunkel der Nacht ein Ungeheuer sein Unwesen treibt. Es ist der geheimnisvolle Oxman aus einer alten Legende. Jay, Tom und Derek wollen dem Geheimnis auf den Grund gehen und geraten selbst ins Visier des Monsters …

_Meine Meinung:_

Die zweite Folge steht der ersten in Puncto Spannung in nichts nach und legt in Sachen Tempo und Originalität sogar noch einiges drauf. Musik und Effekte sind wieder einmal perfekt und lassen keine Wünsche offen. Das Hörspiel beginnt abermals mit einer düsteren und stimmungsvollen Szene aus der Vergangenheit, bevor die Helden der Serie zu Wort kommen.

Abermals sprechen die Schauspieler ihre Parts mit vollem Einsatz. Hinzu kommen einige Nebenrollen, die ebenfalls grandios besetzt wurden. An dieser Stelle seien Helga Uthmann und Rolf Jülich als Ehepaar Chapman genannt, die das leicht vertrottelte Pärchen gekonnt und komödiantisch überzogen darstellen. Die Handlung ist im Gegensatz zu Folge eins noch mysteriöser und unheimlicher, und obwohl auch hier wieder eine reale Lösung auf den Hörer wartet, ist die Stimmung trotzdem ein wenig düsterer als bei den |Drei Fragezeichen|. Als Gimmick gibt es wieder eine kleine Vorschau auf die nächste Folge, sowie, dahinter ‚versteckt‘, einen kleinen Bonustrack.

Die Aufmachung ist spitze. Das Leuchtturm-Layout vermittelt dem Kunden, welche Zielgruppe angesprochen wird, wobei auch Erwachsene an den liebevoll produzierten Hörspielen ihre Freude haben werden. Das Cover zeigt in einer guten Mischung aus grellen und dunklen Farben, was einen in den kommenden 58 Minuten erwartet.

_Fazit:_

Die Macher haben sich wieder alle Mühe dabei gegeben, den Hörer von 8 bis 88 angenehm und kurzweilig zu unterhalten. Bei |Point Whitmark| stimmt einfach alles – so müssen Hörspiele klingen.

Nach einer Erzählung von Bob Lexington
Idee & Konzeption: Volker Sassenberg
Drehbuch: Raimon Weber & Decision Products
Musik: Volker Sassenberg, Markus Segschneider und Manuel Rösler in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Staatsorchester Weißrussland und Victor Smolski (|Rage|)
Ton & Schnitt: Erik Anker
Tonassistenz: Thorsten Hohagen
Illustration: MD
Regie: Volker Sassenberg
Produktion: Volker Sassenberg
Aufgenommen und gemischt unter Finians Regenbogen

|Sprecher:|

Erzähler: Jürg Löw
Jay Lawrence: Sven Plate
Tom Cole: Kim Hasper
Derek Ashby: Gerrit Schmidt-Foss
Sera Goodwinter: Isabella Lewandowski
Mrs Chapman: Helga Uthmann
Mr Chapman: Rolf Jülich
McCarthy: Michael von Rospatt
Mrs Bushland: Ines Burkhard
Kathy Goodwinter: Esther Münch
Sheriff Baxter: Andreas Becker
Cassandra Harris: Tanja Kuntze
Deputy Nelson: Roger Trash
Vater Callahan: Heinz Ostermann
Junge: Max Hoffmann
Indianer: Hans Paetsch
sowie Leopold von Verschuer, Udo Rau, Volker Sassenberg, Frank „Digger“ Rademacher und Andreas Ksienzyk

|58 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 9783829118941|
http://www.pointwhitmark.de
http://www.karussell.de/0__point__whitmark__22460.jsp

Point Whitmark auf |Buchwurm.info|:

[„Point Whitmark 01: Die Bucht der 22 Schreie“ 5128
[„Point Whitmark 22: Die blutenden Schlüssel“ 4793
[„Point Whitmark 23: Der Duft der Finsternis“ 5058

_Florian Hilleberg_

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: Die letzte Schlacht (Season 1 – Episode 14)

Episode 1: [„Die Zusammenkunft“ 4811
Episode 2: [„Verwandlungen“ 4826
Episode 5: [„Dämonische Leidenschaft“ 4833
Episode 6: [„Ravens Geheimnis“ 4850
Episode 10: [„Das Böse im Menschen“ 4910
Episode 11: [„Wendepunkt“ 4955
Episode 12: [„Tag der Vergeltung“ 4968
Episode 13: [„666 – Das Zeichen des Bösen“ 5095

Endlich erkennt Faith, hinter welcher menschlichen Maske sich das große Tier 666 verbirgt. Doch die Erkenntnis kommt fast schon zu spät. Gemeinsam mit ihren Freunden nimmt sie den Kampf gegen Aleister Crowley und seine dämonischen Kreaturen auf, auch wenn die Schlacht schon verloren scheint und viele Opfer fordert …

_Meine Meinung:_

Die letzte Episode der ersten Staffel endet mit einem Paukenschlag und führt fast alle Handlungsfäden zu einem schlüssigen Ende. Das Rätsel um die Identität des Biestes ist Simeon Hrissomallis perfekt gelungen, denn bis zum Schluss ist man sich im Unklaren darüber, wer denn nun Faith‘ erbittertester Feind ist. Die Wahrheit ist dann natürlich umso schockierender, zumal Faith und ihre Freunde vor ihrem wirklich schwersten Kampf stehen und nicht alle Freunde heil davonkommen. Die Folge hält für die Fans, die von Anfang an dabei sind, eine Menge Überraschungen parat und steigert sich in Puncto Spannung und Dramatik erheblich im Vergleich zur vorherigen Episode. Leider erinnert der Kampf zwischen Faith und dem Tier 666 zuletzt ein wenig an eine Manga- oder Anime-Schlacht aus dem Fernsehen, mit all den himmlischen Waffen und dem heroischen Gerede.

Ein ganz großes Lob gebührt wieder mal den Effekten, die alles, was bisher in der Serie geboten wurde übertreffen. Besonders die Stimmverzerrung des Biestes ist hervorragend gelungen und hört sich um einiges schauriger an als die dumpfen Dämonenstimmen der |John Sinclair|-Hörspiele. Schließlich wurde diese Verzerrung vorher auch nicht so häufig angewendet, weshalb sie viel wirkungsvoller ausfällt. In Sachen Musik kann sich die |R & B Company| ebenfalls steigern und legt einen Soundtrack ab, dessen Stücke nie deplatziert sind und immer zum Geschehen passen. Viele Worte über die Sprecher kann man nicht mehr verlieren. Hier liefert jeder Einzelne eine grandiose Arbeit ab und ist mit Leib und Seele dabei.

Besonders vielversprechend ist der Dialog am Ende der CD, der bereits einen eindrucksvollen Vorgeschmack auf die nächste Staffel liefert, die im Herbst starten soll. Lutz Riedel ist jedenfalls die perfekte Besetzung für die Rolle. Immerhin hat er ja schon Erfahrungen mit dieser Figur gesammelt.

Zur Aufmachung: Timo Würz schuf für den letzten Teil der Trilogie ein beeindruckendes und treffendes Cover, welches Faith im Kampf mit dem großen Tier 666 zeigt.

_Fazit:_

„Die letzte Schlacht“ ist ein würdiger und extrem spannender Abschluss der ersten Staffel. Hier werden noch mal alle Register gezogen: Action, Dramatik und Spannung gehen Hand in Hand. Sämtliche Charaktere haben sehr gute und denkwürdige Auftritte, und von einigen lieb gewonnenen Personen muss man sich schließlich verabschieden. Mit dem Ende der finalen Trilogie wird ein erster großer Schnitt in der Serie vollzogen und gleichzeitig der Beginn der zweiten Staffel vorbereitet. Musik, Effekte und Sprecher bewegen sich auf hohem Niveau und machen diese Folge zu echtem Ohrenkino.

_Die Sprecher:_

Faith Miles: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Shania Francis: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Vin Masters: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Christopher Lane: Thomas Nero-Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Hunter: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Direktor Arowic: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones, John Goodman, Jerry ‚Deep Throat‘ Hardin in „Akte X“)
Wanja Antonowic: Klaus Sonnenschein
Arnulf Wilberg: Tobias Meister (Brad Pitt, Kiefer Sutherland, ‚Yoda‘)
Baltram Wilberg: Kim Hasper
Alex Christ: Torsten Michaelis (Wesley ‚Blade‘ Snipes, Sean Bean)
Dr. Cromwell: Aart Vader
Nathan Pierce: Martin Kessler (Nicolas Cage, Vin Diesel)
Erzählerin: Barbara Stoll
Stella Wuzunidu: Roswitha Benda
Brandolf Welf: Thomas Danneberg (Dan Akroyd, John Travolta, Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Nick Nolte, Dennis Quaid, Rutger Hauer …)
Sakis Rimas: Thilo Schmitz (Ving Rhames, Michael Clarke Duncan, Ron Perlman)
Elias Christopoulos: Lutz Mackensy (Al Pacino, Christopher Lloyd)
Tim Kosiminos: Dieter Klebsch (Alec Baldwin, Gabriel Byrne, Peter Stormare)
Alexis Pardamidis: Wolfgang Strauss
Soldaten: Thomas Birker, Joschi Hajek
Georg/Pater Wassilios: Christian Rode (Christopher Plummer, Michael Caine)
Magdalena: Dagmar Dreke
UND
Lutz Riedel (Timothy Dalton, Udo Kier, Tom Wilkinson, Jonathan Pryce)

|67 Minuten auf 1 CD|
http://www.rb-company.de
http://85.25.136.73/shop2/index.php?user=rbcompany

_Florian Hilleberg_

Hearn, Lian – Ruf des Reihers, Der (Der Clan der Otori 4, inszenierte Lesung)

_Monumentale Japan-Saga: das Ende der Otori_

Seit 16 Jahren herrschen Takeo und Kaede Otori gemeinsam über die Drei Länders des Westens Japans. Ihre Liebe und Harmonie, aber auch die perfekte Balance zwischen männlicher und weiblicher Kraft haben ihrem Land dauerhaften Frieden und großen Reichtum beschert.

Das bleibt auch dem Kaiser im fernen Miyako und seinem obersten General, Saga Hideki, nicht verborgen. Der General fordert Takeo zu einem Wettkampf in Miyako heraus. Wenn Takeo verliert, muss er nicht nur abdanken und das Land verlassen, sondern auch in eine Heirat seiner Thronerbin Shigeko mit Saga einwilligen. Mit seinen treuesten Gefolgsleuten reist Takeo in die Hauptstadt. Und schon bald überschlagen sich die Ereignisse, denn ein schwerer Verrat durch Kaedes Schwester und ihren Mann Zenko droht alles zu zerstören, was Takeo und Kaede in langen Kämpfen aufgebaut haben. (abgewandelte Verlagsinfo)

_Die Autorin_

Lian Hearn, die eigentlich Gillian Rubinstein heißt und vor etwa 60 Jahren geboren wurde, lebte als Journalistin in London, bevor sie sich 1973 mit ihrer Familie in Australien niederließ. Ihr Leben lang interessierte sie sich für Japan, lernte dessen Sprache und bereiste das Land.

|Der Clan der Otori|:

1) [Das Schwert in der Stille 950 (dt. 2004)
2) [Der Pfad im Schnee 979 (2005)
3) [Der Glanz des Mondes 2180 (2005)
4) Der Ruf des Reihers (2007)
5) erschien im Sept. 2007 im Original

„Das Schwert in der Stille“, der mittlerweile in 26 Sprachen übersetzt wurde, wurde mit dem Deutschen Jugendbuchpreis 2004 ausgezeichnet. Mehr Infos unter http://www.otori.de.

_Die Sprecher_

Marlen Diekhoff, vielseitige Bühnen- und Filmschauspielerin, gehört nach Verlagsangaben seit vielen Jahren zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Für |Hörbuch Hamburg| hat sie bereits Texte von Alessandro Baricco, Amélie Nothomb, Sidonie-Gabrielle Colette, Sándor Márai und „Tausendundeine Nacht“ gelesen.

Peter Jordan gehört zu den erfolgreichsten deutschen Bühnendarstellern. Seit 2000 ist er festes Mitglieder im Ensemble des Hamburger Thalia-Theaters. Im Rahmen des Kunstpreises Berlin 2003 wurde er mit dem Förderpreis der Akademie der Künste ausgezeichnet. Er war in Kinofilmen wie „Ausreißer“ zu sehen, der 2006 als Bester Kurzfilm eine |OSCAR|-Nominierung erhielt.

Heikko Deutschmann war nach seinem Schauspielstudium Ensemblemitglied an der Berliner Schaubühne, am Hamburger Thalia-Theater, im Schauspiel Köln und Schauspielhaus Zürich. Mittlerweile ist er in zahlreichen Film- und Fernsehrollen zu sehen gewesen, so etwa „Der Laden“, „Operation Rubikon“, „Der Aufstand“ oder „Die Affäre Kaminski“.

Regie führte bei diesem Hörbuch Gabriele Kreis. Auch diese Lesung ist wie die der Vorgängerbände gekürzt. Das Titelbild zeigt die Abbildung der Buchausgabe.

_Vorgeschichte_

Japan, Ende des 15. Jahrhunderts: Eines Morgens wird Takeos Dorf überfallen, und er überlebt als einziger. Lord Shigeru vom Clan der Otori rettet ihn und nimmt ihn in seine Familie auf. Von ihm, einem Helden wie aus versunkenen Zeiten, lernt Takeo die Bräuche des Clans. Er lehrt ihn Schwertkampf und Etikette. Die Liebe zu Kaede entdeckt Takeo allein.

Als er herausfindet, dass er dunkle Kräfte besitzt – die Fähigkeit, an zwei Orten gleichzeitig zu sein und sich unsichtbar zu machen, und dass er so gut „hören kann wie ein Hund“ – gerät er immer tiefer in die Verstrickungen der Lügen und Geheimnisse, aus denen die Welt der Clan-Auseinandersetzungen besteht. Trotz seines Widerwillens ist es ihm bestimmt, sich an den Mördern seiner Familie zu rächen. Takeo verbindet sein Schicksal mit dem der Otori.

Am Schluss von Band 1 ließ Lord Shigeru sein Leben, nachdem auch Lord Iida getötet worden war. Als Folge dieser beiden einschneidenden Ereignisse kam es in der Hauptstadt Inuyama zu einem Aufstand, den sich die Armee unter Lord Arai Daiichi zunutze machte, um die Macht zu übernehmen und die tyrannischen Tohan zu stürzen. Er bringt die Drei Länder in seine Gewalt.

Man glaubt, Takeo sei Iidas Mörder, doch in Wirklichkeit war es Lady Kaede. Takeo ist verschwunden, was Arai, der auf ein Bündnis mit dem Krieger hoffte, erzürnt. Er beschließt, gegen den „Stamm“, der ihm Takeo entrissen hat, vorzugehen. Es ist abzusehen, dass Takeo und Kaede im Machtspiel zwischen den Otoris, Lord Arai und dem „Stamm“ eine Schlüsselrolle zufällt. Wenn sie nicht aufpassen, könnte dies ihren Untergang bedeuten.

Doch inzwischen hat sich Takeo dem „Stamm“, aus dem sein leiblicher Vater Isamu stammte, unterwerfen müssen. Mit der Kikuta Yuki zeugte er ein Kind, doch Yuki, die ihm einst in Inuyama Shigerus Schwert brachte, wurde Takeo entrissen und musste einen Stammesangehörigen heiraten. Takeo kann sich nicht mit den opportunistischen Zielen des Stammes anfreunden, er flieht über die Berge. Mehrere Anschläge überlebt er und begegnet einer heiligen Frau, die ihm sein Schicksal prophezeit (s.o.).

Außerdem lernt er die „Verborgenen“ kennen, die verfolgten und ausgestoßenen Christen. Seine Eltern hingen selbst diesem Glauben an, der alle Werte, die die Japaner hochhalten, für ungültig erklärt und sie unterminiert. Der Christ Jo-an hilft ihm, ins Kloster Terayama zu entkommen. Dort kann er endlich Kaede heiraten und die Übernahme ihres Erbes vorbereiten: der Domänen Shirakawa und Maruyama. Dann wäre er als Clanherr eine beachtliche Macht im Westen.

Kaede erwartet Takeos Kind. Es werden Zwillingstöchter. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so. Die heilige Frau hat nämlich geweissagt, Takeo werde einst von der Hand seines eigenen Sohnes den Tod finden …

HINWEIS: Der Familienname steht vor dem Eigennamen.

_Handlung_

Sechzehn Jahre sind seit den Ereignissen in „Glanz des Mondes“ vergangen, als es Kaede und Takeo gelang, ihre Sippen Shirakawa und Otori durch Heirat und siegreiche Schlachten ebenso zu vereinen wie die drei Fürstentümer des Westens. Wohlstand ist eingekehrt, doch nicht alles ist friedlich. Lord Arai Zenko, Gatte von Kaedes Schwester Hana, hegt einen Groll gegen den „Emporkömmling“ Takeo wie auch Kikuta Akio, dessen Vater durch Takeo zu Tode gekommen sein soll. Diese Altlasten erweisen sich nun langfristig als Takeos Verhängnis.

Akio will ebenso wie Zenko die Oberherrschaft im „Stamm“, jenem verborgenen Netzwerk von Menschen mit erstaunlichen Fähigkeiten und Gaben. Takeo ist selbst mit der Gabe des Unsichtbarmachens und dem Zweiten Ich gesegnet. Besorgt bittet er seinen Mentor Muto Kenji, das Oberhaupt des „Stammes“, um Vermittlung eines Waffenstillstands mit Akio. Doch dieser lehnt nicht nur brüsk ab, sondern zwingt Kenji sogar dazu, Selbstmord zu begehen.

Doch zuvor hat Kenji den 15-jährigen Jungen Hisao kennengelernt, angeblich der Sohn Akios, doch in Wahrheit Takeos Sohn, den ihm Kenkis Tochter Yuki gebar. Hisao ist also Kenjis Enkel. Nun wird Hisao vom Geist Yukis verfolgt, denn er ist mit der Gabe des Geistersehens, wie er denkt, verflucht und verbirgt dies vor Akio. Die Nachricht vom Tod Kenjis verwirrt Hisao und betrübt Takeo. Er bestimmt die alte Lady Shizuka zur Nachfolgerin ihres Onkels, doch weder Zenko noch Akio erkennen sie an und unterminieren Takeos Nutzung des Stammesnetzweks als geheime Post. Dadurch fangen sie Nachrichten an Takeo ab, den Oberbefehlshaber der Drei Länder.

Arai Zenko hat es selbst auf die Oberherrschaft im Westen abgesehen. Er hat zwar Takeo Treue geschworen, gibt aber nichts darauf. Heimlich schließt er einen Pakt mit dem Kaiser, der Takeos Reichtum begehrt, und lädt die fremden Barbaren in seine Domäne ein, um an ihre Feuerwaffen zu gelangen. Ja, zum Entsetzen Shizukas, seiner Mutter, konvertiert er sogar zur fremden Religion und gibt vor, Deus zu verehren. Aus Protest begibt sie sich in Hungerstreik im Tempel. Zenkos Untertanen geraten in Aufruhr ob dieses schlechten Omens und verwünschen ihren abtrünnigen Lord. Dieser tut sich mit Kikuta Akio zusammen.

Lady Shizuka hat die beiden Zwillingstöchter Kaedes und Takeos in den Stammeskünsten ausgebildet, im Unsichtbarwerden und dem zweiten Ich. Maya und Miki sind beide 13 Jahre alt und sehr unglücklich. Sie werden von den Bürgern geschnitten, denn Zwillinge werden normalerweise gleich nach der Geburt getötet. Und dazu haben sie nun auch noch Stammestalente, die sie dem Rest der Leute unheimlich machen, obendrein auch ihrer Mutter. Maya lernt sogar, sich in eine Katze zu verwandeln. Takeo schickt Maya und Miki auf abgelegene Höfe zu Verwandten und lässt sie dort unterrichten. Maya büchst aus und gelangt mit Shizuka an Zenkos Hof.

Dort spitzt sich die Lage zu, als Zenko seinen eigenen Bruder Muto Taku verrät, den obersten Spion Takeos. Maya hat viel von Taku und seiner Konkubine Sada gelernt, so auch das Geheimnis, das Hisao umgibt. Als Taku ahnt, dass sein Bruder etwas im Schilde führt, drängt er Sada und Maya zum Aufbruch, doch das Trio kommt nicht weit. Akio und Hisaos neue Feuerwaffe verrichtet ihr unheilvolles Werk. Maya lernt so Akio und Hisao als Gefangene kennen. Hisao gebietet über alle Geister, und da in Maya der Geist einer Katze wohnt, kann er sie zwingen, bei ihm zu bleiben. Erst als Miki ihr hilft, kann sie fliehen. Sie wollen zu Kaede, ihrer Mutter. Sie ahnen nicht, dass bereits alles verloren ist.

Mittlerweile ist nämlich ihr Vater der Einladung des Kaisers gefolgt und in die ferne Hauptstadt gezogen. Weil der General des Kaisers, Lord Saga, ihn im Namen seines Herrn aufgefordert hat, abzudanken und ins Exil zu gehen oder sich das Leben zu nehmen, ist Takeo äußerst vorsichtig. Er lässt seinen Feldmarschall eine Armee an der Ostgrenze aufstellen. Zusammen mit seiner Tochter, der sechzehnjährigen Lady Maruyama Shigeko, zieht er nach Miyako. Shigeko ist eine echte, voll ausgebildete Kriegerin.

Zunächst verläuft alles gut, und es gelingt ihm, die Gunst des Kaisers zu erlangen, indem er ihm eine Giraffe schenkt: ein Zeichen der Gunst der Götter. In einem Wettstreit, bei dem alles auf dem Spiel steht, gewinnt sogar Takeos Mannschaft dank Shigekos Kunst gegen Lord Sagas Team. Sie muss Lord Saga also nicht heiraten und bleibt eine Fürstin, Takeo behält seine Länder.

Doch auf der Hochfläche am Grenzpass kommt es zu dem Unglück, das Takeo schon lange befürchtet, seit die Giraffe zu ihm zurückgekehrt ist: Lord Saga greift ihn mit einer Armee an. Zu spät erreicht ihn die Nachricht, dass gleichzeitig Lord Arai Zenko mit seiner eigenen Armee gegen die Hauptstadt zieht.

Krieg und Bürgerkrieg zugleich – kann es schlimmer kommen? Es kann. Denn Zenkos Frau Hana spinnt nun ihre heimtückische Intrige gegen Takeo bei Kaede, ihrer eigenen Schwester.

_Mein Eindruck_

Wie schon an diesem stark verdichteten Handlungsabriss zu erkennen ist, macht es die Autorin dem Leser nicht gerade einfach, das Geflecht der zwischenmenschlichen Beziehungen zu durchschauen. Dieses Verständnis ist unerlässlich, um die Motivationen der Akteure zu verstehen und die Aktionen einordnen zu können. Bei einer Familiensaga wie dieser war es aber noch nie anders, weder in den Vorgängerbänden noch bei anderen Autoren (man denke nur an „Die Buddenbrooks“). Im Buch findet sich deshalb eine hilfreiche Gedächtnisstütze in Form eines Personenverzeichnisses. Nach einer Weile fand auch ich mich zurecht.

All die Nebenhandlungen sind geschickt angelegt, um die Lage für Takeo, der die Haupthandlung bestreitet, noch weiter zu verschärfen. Während er im Ausland sein Land verteidigt, bricht ihm genau dieses im beginnenden Bürgerkrieg weg. Doch was sind nun die zerstörerischen Kräfte, die den Untergang der Otori herbeiführen, mag sich der Leser fragen.

Neid und Missgunst sind altbekannte Feinde aller Herrscher, und auch Takeo sieht sich ihnen gegenüber. Zenko ist missgünstig, der Kaiser bzw. dessen General Saga ist neidisch. Hinzu kommt der rachedürstende Akio, der wie Zenko nicht vor Brudermord haltmacht. Und Arai Hana, die Frau Zenkos, zerstört das Vertrauensverhältnis zwischen Kaede und Takeo. Das Resultat ist ein verbrannter Palast.

Rätselhaft sind die Absichten der fremden „Barbaren“. Es sind Portugiesen, die, seit Magellan 1487 die Welt umrundete, von Indien her den Fernen Osten erkunden und missionieren wollen. Da sie über Feuerwaffen verfügen, stellen sie einen beachtlichen Machtfaktor dar. Seit Takeo einen Deal mit den Piraten abgeschlossen hat, hat er auf dem Festland das Monopol über Feuerwaffen inne. Dieses verliert er durch Verrat und den Knowhow-Transfer, den die Fremden an Zenkos Hof in Gang setzen. So lernt Hisao, eine Schusswaffe zu konstruieren und zu schmieden. Wie wirksam diese Waffe ist, erfahren Muto Taku und Sada zu ihrem Leidwesen am eigenen Leib.

Langfristig sind die Fremden wohl auf eine Machtbasis aus, denn sie beantragen die Errichtung eines Handelspostens. Interessant ist die Reaktion der Japaner auf ihre Vorstellung von einem strafenden und rachsüchtigen Gott. Dies steht völlig im Gegensatz zu ihrem eigenen buddhistischen Glauben an die gütige Göttin Kannon und ihr Pantheon. Die Wiedergeburt im nächsten Leben ist keine Strafe, sondern eine ausgemachte Gewissheit von Belohnung.

Zu guter Letzt entscheidet der altbekannte Krieg das Geschick Takeos. Erst hier wird das Buch wirklich spannend. Die Action kann sich durchaus mit der von männlichen Autoren wie David Gemmell oder Bernard Cornwell messen. Natürlich spielen die Frauen eine besonders herausragende Rolle. Shigeo entscheidet die Schlacht mit einem Husarenstück, indem sie Lord Saga verletzt und vertreibt.

Letztlich bleibt nur die Frage offen, ob und wie sich die Prophezeiung erfüllen wird (siehe oben). Nun hat nämlich Takeo auf einmal zwei Söhne, seinen Neugeborenen und eben Hisao. Das sorgt für weitere Spannung und sogar für packende Action. Es lohnt sich also, bis zum Schluss dranzubleiben.

|Die Sprecher|

Peter Jordan ist für die meisten männlichen Rollen zuständig, insbesondere für Takeo und dessen engste männliche Freunde. Sein besonderes Kennzeichen ist die Beherrschtheit Takeos in praktisch allen Lebenslagen, denn Takeo wurde gemäß dem Code des Kriegers zu Selbstkontrolle erzogen. Diese Zurückhaltung jedoch macht Jordans Vortrag ziemlich eintönig, selbst wenn sich der Sprecher bemüht, etwas Pfiff hineinzubringen. Ziemlich verwirrend war Jordans Eigenart, zwischen Szenen keine Pause zu machen. Schwupps, befindet sich die Handlung ganz woanders! Da kann man leicht den Faden verlieren.

Deshalb war es unbedingt nötig, für Abwechslung zu sorgen. Der naheliegende, aber teurere Weg: Man lässt andere Sprecher ans Mikrofon. Marlen Diekhoff ist für zahlreiche weibliche Rollen zuständig. Insbesondere ist dabei Kaede zu nennen, aber auch ihre zwei Töchter Maya und Miki sowie die alte Dame Shizuka, die Mutter Zenkos und Takus. Diekhoff braucht nicht mit Emotionalität zu sparen, und so wird ihr Vortrag zu einem wahren Lichtblick innerhalb der Lesung. Mitunter sind ihre Szenen sogar lustig.

Auch Heikko Deutschmann spricht vor allem männliche Rollen, doch achtet er ebenfalls auf Abwechslung. Diese gestaltet er in erster Linie durch das Variieren der Lautstärke. Es gab Passagen, in denen er so leise spricht, dass ich die Regler meines Anlage hochfahren musste, um ihn verstehen zu können. So zwingt er den Hörer, ganz genau darauf aufzupassen, was gerade gesagt wird. Aber er kann auch ohne weiteres Figuren durch eine unterschiedliche Ausdrucks- und Sprechweise charakterisieren. So kann man sie leicht unterscheiden.

Die drei Sprecher bewältigen die sprachlichen Schwierigkeiten, die das Japanische bietet, mit großer Bravour. Sie haben sich offenbar kundig gemacht. Sie müssen mit vielen Namen zurechtkommen, die stets ein wenig von der Schreibweise abweichen. Ein paar Beispiele:

Otori: Die Betonung liegt im Japanischen eine Silbe |vor| derjenigen, die im Indogermanischen betont wird. Hier würde man „Otori“ auf der zweiten Silbe betonen: otóri. Doch im Japanischen liegt die Betonung auf der ersten: Es klingt wie [ottori]. Analog dazu wird „Shirakawa“ auf der zweiten statt der dritten Silbe betont: [shirà kawa]. Analog dazu die Städtenamen Inúyama, Yamágata und Teráyama. Der Name der Lady Kaede wird in nur zwei Silben ausgesprochen, denn [ae] ist ein Doppellaut und klingt wie [ei], nicht wie [ä].

|Personenliste|

Obwohl das Personal recht umfangreich ist, enthält das Hörbuch nicht jene Liste der auftretenden Figuren, die im Buch unschätzbare Dienste leistet. Aber auch bei der Buchausgabe bleibt stets eine Quelle der Verwirrung: Ständig tauchen Angehörige des Stammes auf, die als „Skuta“ bezeichnet werden.

Manchmal steht diese Bezeichnung für den Stamm im allgemeinen (z. B. Skuta-Schlaf), dann aber wieder nur für die bestimmte Familie Skuta, die sich Takeo zum Feind gemacht hat – im Unterschied zu der Stammesfamilie der Muto. (Der Stamm ist also gespalten.)

Um die Verwirrung vollständig zu machen, tauchen die Skuta überhaupt nicht im Personenregister des Buches auf, sondern nur die Stammesfamilie Kikuta hat die entsprechenden Vornamen. Das ist also eine Ausspracheabweichung: Skuta = Kikuta!

Lediglich im Buch kann sich der Interessierte anhand einer Landkarte orientieren, wie die Ortsnamen und die Namen der Clan-Domänen geschrieben werden. Meine Schreibweise ist der im Buch angeglichen.

|Das Booklet|

Der Inhalt des Booklets listet weder, wie zuvor üblich, die Figuren auf, noch liefert er einen Abriss der vorausgehenden Ereignisse. Lediglich die Autorin und die drei Sprecher sowie die anderen Hörbücher werden knapp vorgestellt. Die vierte Seite enthält die Credits und bibliografischen Angaben. Mit anderen Worten: Es ist in keiner Weise hilfreich, sondern verweist den Hörer auf die vorhergegangenen Hörbücher, um zu verstehen, was los ist.

_Unterm Strich_

Dieser Band bringt das Ende der Otori-Herrschaft und der Abenteuer Takeos und Kaedes. Aber das muss nicht heißen, dass die Geschichte total deprimierend ist, denn die Autorin baut vier Kinder dieses Paares als Erben auf und führt sie durch die ersten Prüfungen. Sie geben Anlass zur Hoffnung, dass die revolutionären Ideen Takeos und Kaedes – etwa die gleichberechtigte Beteiligung von Frauen an der Herrschaft – fortbestehen werden, selbst nach der Eroberung der Drei Länder durch den Kaiser. Der Wandel ist bekanntlich das Einzige, das beständig ist, und so muss auch das Reich der Otori vergehen, um seinen Beitrag zu einem größeren Ganzen leisten zu können. Hier lobt die Autorin den Beitrag der Frauen zur Geschichte des Landes, vielleicht ein wenig blauäugig und utopisch.

Wie zu erwarten, fand ich die Handlung weitverzweigt und abwechslungsreich. Das erfordert allerdings, sich jede Menge Namen zu merken. Nach einem Auftakt mit leichter Action – Attentäter werden unschädlich gemacht – ist klar, dass in allen möglichen Ecken Gefahren die Otori-Herrschaft bedrohen. Doch erst mit der monumentalen Drei-Tage-Schlacht findet diese unterschwellige Spannung ihren offensichtlichen Ausbruch.

Das ist ein ziemlich langer Spannungsbogen. Und er wird von den Konflikten um Zenko, Akio, Taku und Hisao in einem zweiten Spannungsbogen ergänzt. Das Ergebnis sind Krieg und Bürgerkrieg. Mit bemerkenswertem Geschick fädelt die Autorin alle Konflikte ein und löst sie wieder auf. Sie schreckt vor keiner Konfliktart zurück, und seien es eine Palastintrige oder der Tod eines Babys. Zarte Gemüter seien gewarnt.

|Originaltitel: The harsh Cry of the Heron, 2006
Aus dem Englischen übersetzt von Henning Ahrens
589 Minuten auf 8 CDs
ISBN-13: 978-3-86742-007-5|
http://www.otori.de
http://www.lianhearn.com
http://www.hoerbuch-hamburg.de

Meyer, Kai / Hagitte, Christian / Bertling, Simon – Alchimistin, Die. Teil 3: Die Katakomben von Wien (Hörspiel)

Folge 1: [„Der Stein der Weisen“ 5052
Folge 2: [„Das Erbe des Gilgamesch“ 5155

_Story_

Sieben lange Jahre verbringt Christopher in Gefangenschaft, nachdem er beim Versuch, Lysander zu stellen, gefasst wurde. Ausgemergelt und ohne jeglichen Lebensmut, wird er von seiner Stiefschwester Aura Institoris mit einer List aus dem Gefängnis befreit. Diese jedoch nutzt ihn nur als Mittel zum Zweck, um Lysander ein weiteres Mal zu überfallen und die verschollene Sylvette zu befreien.

In den Katakomben der Wiener Hofburg finden die Halbgeschwister jedoch nur einen zu Tode geschwächten Mann – vermeintlich der gezeichnete Lysander – und ein junges Mädchen vor, welches sich als Sylvettes Tochter Tess entpuppen soll. Aura und Christopher führen das Kind mit auf das Anwesen der Institoris, wo Christopher auch Gian kennenlernt, den Nachwuchs aus Auras Beziehung mit dem für tot erklärten Gillian. Jedoch erwartet die beiden auch schon die nächste Überraschung: Tess und Gian berichten von merkwürdigen Visionen, die sie gemeinsam in ihren Träumen durchleben. Je tiefer sie in ihre Gedanken eindringen, desto klarer eröffnen sich die Bilder von Lysander und dessen Vergangenheit, aber auch die Ereignisse, die damals zwischen Lysander und Auras Vater standen.

Dadurch öffnet sich eine neue Spur zum verschollenen Erzfeind, der scheinbar auf den Spuren der Tempelritter im Kaukasus gastiert. Die Pläne von Aura und Christopher, Lysander und seinem Tross nach Georgien zu folgen, werden aber jäh unterbrochen, als die mittlerweile dem Wahnsinn verfallene Charlotte Institoris ihren Hass auf die Kinder abwälzt und Gian bei der Flucht vor seiner grausamen Großmutter eine noch seltsamere Entdeckung macht.

_Persönlicher Eindruck_

Die dritte Episode von Kai Meyers Meisterwerk „Die Alchimistin“ beginnt mit einer enormen Überraschung; der Autor wagt einen deutlichen Zeitsprung von immerhin sieben Jahren und vollzieht hierbei einen radikalen Schnitt, der die gesamte Szenerie in ihren Grundzügen verändert. Die Personen, die Aura bis dato etwas bedeutet haben, sind allesamt dahingeschieden, die Fehde mit Lysander erhält plötzlich eine ganz andere Perspektive, aber auch die generellen Personenkonstellationen erfahren einen teils sehr heftigen Wandel, ganz besonders, was die Beziehung zwischen Aura und Christopher anbelangt. Nach den anfänglichen Anfeindungen entsteht hier zunächst eine Zweckgemeinschaft, in der die beiden Protagonisten lernen, den jeweils anderen zu schätzen und schließlich auch Emotionen aufzubringen, die über Auras Hass und Christophers Ablehnung hinausgehen. Und dies ist nur eine von vielen unerwarteten Entwicklungen innerhalb der Handlung.

So tauchen innerhalb der Story wieder Figuren auf, die man eigentlich schon im Jenseits wähnte, was partiell aber auch zu Widersprüchen in der Handlungslogik führt. Gerade was den Aufenthalt und die Befindlichkeit von Lysander betrifft, läuft hier manche Erklärung ein wenig aus dem Ruder, wird aber dankenswerterweise im Nachhinein wieder aufgefangen. Derlei Ungereimtheiten sind dieses Mal häufiger an der Tagesordnung, zumeist jedoch auf das noch deutlicher verschachtelte Konzept zurückzuführen, dessen Komplexität durch die sehr rasanten Fortschritte der Story noch einmal gehörig anwächst. Doch bei der souveränen Bewältigung der unheimlich verzwickten Story-Arrangements trennt sich in diesem Fall die Spreu vom Weizen, was schließlich dazu führt, dass „Die Alchimistin“ spätestens mit dieser Episode an vergleichbaren Produktionen wie „Das Schwarze Auge“ vorbeizieht und in Führung geht.

Allerdings lehnen die Macher sich auch sehr weit aus dem Fenster; die Einbeziehung des Templerordens ist in Zeiten von literarischen Verschwörungstheorien sicherlich ein riskantes Element (andererseits erschien „Die Alchimistin“ bereits 1998 und die diesmal herangezogene Fortsetzung 2001, also einige Jahre vor dem Dan-Brown-Boom), wird in dieser Folge aber erst einmal nur grob angerissen.

Die vereinzelten morbiden Inhalte sowie das Spiel mit den grausamen Visionen indes bedürfen auch einer detailreichen Inszenierung, um nicht aufgesetzt zu wirken. Aber auch in diesem Bereich erlaubt man sich keine Schnitzer und überzeugt mit vielen genialen Ideen und einer astreinen Leistung auf Seiten der Sprecher. Yara Blümel-Meyers (Aura), Timmo Niesner (Christophr) und vor allem Friedhelm Park in der Position des Erzählers erledigen einen richtig guten Job und empfehlen sich einmal mehr für noch größere Aufgaben. Hinzu kommt schließlich der majestätische Soundtrack, der an den entsprechenden Stellen für Gänsehaut sorgt und die dichte Atmosphäre des Hörspiels adäquat unterstützt. Alles andere als von Ohrenkino zu sprechen, wäre daher auch eine glatte Untertreibung.

Zusammengefasst kristallisiert sich mit „Die Katakomben von Wien“ das bisherige Highlight der Serie heraus, da es die Story auf ein noch höheres Niveau bringt, zusätzlich aber auch mit viel Risikobereitschaft neue Entwicklungen zulässt, welche die Geschichte ziemlich auf den Kopf stellen. Fortschritte beim Charakterdesign und vor allem inhaltlicher Natur vollenden schließlich einen nahezu ausnahmslos gelungenen Versuch, ein perfektes Hörspiel zu kreieren und mit modernen Mitteln auszustaffieren. Spätestens mit dieser Episode entwickelt sich „Die Alchimistin“ zur Hörspiel-Referenz im Jahr 2008.

|70 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3593-0|
http://www.kai-meyer.com
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name

Weitere Titel von Kai Meyer auf |Buchwurm.info|:

[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)

Francis, H. G. / Arden, William – Die drei ??? und die schwarze Katze (Folge 4)

Wie auch der „Super-Papagei“, der „Phantomsee“ und der „Karpatenhund“, gehört „… und die schwarze Katze“ ebenfalls zur ersten Tranche der Veröffentlichungen aus dem Hause |EUROPA| und datiert somit zurück auf den 12. Oktober 1979. Im Laufe der folgenden (fast) 30 Jahre summierten sich die Hörspiele der drei kultigen Junior-Detektive auf über 120 auf. Zwischendrin gab es in den Neunzigern mal einen etwas größeren Hänger und neuerliche Lizenzstreitigkeiten, welche Ende 2007 beigelegt wurden. Seither geht es mit den Vertonungen der Buchreihe weiter, was Fans – altgediente und neue – zum Aufatmen brachte.

_Zur Story_

Ein Wanderzirkus/Jahrmarkt gastiert in Rocky Beach, und unsere drei Helden Justus, Peter und Bob liefern für den Zirkus etwas im Auftrag von Justus‘ Onkel Titus, den Schrotthändler, aus – ein Podest für die Löwen-Nummer. Dabei werden sie Zeugen eines Diebstahls: Ein bärtiger Mann mit Schlapphut entwendet eine hässliche, schwarze Plüschkatze von einem Stand und schickt sich an, sich aus dem Staub zu machen. Flugs nehmen die drei Junior-Detektive die Verfolgung in sicherem Abstand auf. Als der Dieb in eine scheinbare Sackgasse flüchtet, werden die Gesichter der drei ??? und der herbeigeeilten Sicherheitskräfte lang: Der Mann ist verschwunden.

Obwohl ein etwa vier Meter hoher und massiver Bretter-Zaun sein Entkommen hätte verhindern müssen, ist er offensichtlich weg; seine Fußspuren führen bis zum besagten Zaun und enden dort abrupt. Zumindest war er nicht in der Lage, die Katze endgültig zu entwenden, denn sie liegt zurückgelassen auf dem Boden. Die drei Jungs bringen die Katze zurück zum Schießstand, woher sie stammt, und Peter kommt auf die Idee, sein Glück zu versuchen und das seltsame Maskottchen regulär zu gewinnen. Gesagt, getan – Peter räumt tatsächlich mit fünf Schuss alle Ziele ab und ist nun rechtmäßiger Besitzer der Plüschkatze.

Die Freude über den Gewinn währt jedoch nicht lang, denn irgendjemand hat den (eigentlich harmlosen) Jahrmarkts-Löwen aus seinem Käfig gelassen, und als Peter die Stellung hält, um den Löwen zu beruhigen, legt er die Katze unbeachtet zur Seite, während die anderen zusammen mit dem Jungen Andy Carson, dem Sohn des Zirkus-Veranstalters, Hilfe holen. Als die Situation dank des Löwenbändigers geklärt wird, ist die Katze verschwunden, und nicht nur das: Die drei Detektive finden dank Andy heraus, dass es seit Monaten immer wieder zu scheinbaren „Unfällen“ beim Wanderzirkus kam.

Außerdem taucht am nächsten Tag eine Zeitungsannonce im lokalen Blatt auf, in der irgendjemand vorgeblich für ein Kinderheim nach exakt jenen Katzen sucht, wie sie Andy an seinem Schießstand als Hauptpreis hat, zu einem Preis von 25 Dollar das Stück. Doch wer will schon eine augenscheinlich so hässliche schwarze, bucklige Stoffkatze mit krummen Beinen, abgenicktem Ohr, die ein Auge zukneift, für ein Kinderheim? Steckt etwa ein Mitarbeiter des Jahrmarkts dahinter, oder gar – wie Andy vermutet – seine Großmutter, die geschworen hat, den Zirkus zu ruinieren? Die drei ??? haben jedenfalls mal wieder einen Fall zu lösen.

_Eindrücke_

Nicht zu überhören ist der berühmte, unvergleichliche Horst Frank, der uns auch in dieser Folge wieder als Hauptkommissar Samuel Reynolds beglückt. Er und auch Urgestein Peter Pasetti (Erzähler / Alfred Hitchcock) weilen seit Mitte der 90er leider nicht mehr unter uns. Bedauerlicherweise ist die alte Musik in der Neuauflage dem modernen Soundtrack gewichen; Nostalgieanflüge werden dennoch geweckt, doch irgendwie ist das nicht dasselbe, aber man gewöhnt sich dran.

Das Drehbuch stammt von H. G. Francis, der das Originalbuch von William Arden aus dem Jahre 1970 (US) bzw. 1971 (D) für das Hörspiel aufbereitete. Bezeichnenderweise ist „Die schwarze Katze“ eigentlich Buch Nr. 13 (gleich zwei unglücksbringende Faktoren: eine schwarze Katze und die Zahl 13) und nicht wie bei den Hörspielen die Nummer vier, was daran liegt, dass man sich auf Seiten |EUROPA|s nicht an die amerikanische Reihenfolge gehalten hat. Ursprünglich sollte „Das Gespensterschloss“ den Auftakt zur Serie bilden, wurde aber aus Marketing-Gründen erst als Folge elf veröffentlicht. Regie führt auch in diesmal Heikedine Körting, die ab und zu in den Hörspielen auch als Sprecherin unter Pseudonym einspringt.

Gehen die Sprecher wieder vollkommen in Ordnung und sind über jeden Zweifel erhaben, so haben sich auf der anderen Seite doch kleinere Mängel eingeschlichen: Mal abgesehen davon, dass hier wieder mal der Mystery-Faktor nicht gegeben ist und sich die Handlung auf eine typische Junior-Detektivgeschichte mit (relativ gut getroffenem) Jahrmarktsflair beschränkt, ist „Die schwarze Katze“ eine der schwächeren Folgen und krankt daran, dass sie zu gekünstelt und konstruiert wirkt. Auch logische Fehler sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Ohne jetzt zu viel von der Handlung zu verraten, sei hier dennoch ein Beispiel angeführt:

Als die Jungs mit einer gefälschten Stoffkatze vor dem Haus des mutmaßlichen Täters stehen (der diese ja für 25 Dollar aufkaufen will), diskutiert man darüber, wer hineingeht, Andy fällt natürlich aus, denn sollte der Dieb beim Zirkus arbeiten, würde er ihn natürlich erkennen und Verdacht schöpfen. So einigt man sich auf Peter und Bob, mit einer Erklärung von Justus, die nicht logisch nachvollziehbar ist, denn der Dieb hat ja Peters Katze bereits gestohlen und dürfte ihn zweifelsohne ebenfalls wiedererkennen. Zudem ist dem Täter auch die Katze vertraut und es ist unwahrscheinlich, dass er auf die Fälschung hereinfällt, zumal er ja ganz genau weiß, dass er Peter seine gewonnene Katze schon auf dem Jahrmarkt abgeluchst hat.

_Steif(f)tier – Das Fazit_

Eine recht schwache Folge, die mit allerhand Fehlern und zu vielen „Zufällen“ gespickt ist. Sie hat überdies schlichtweg zu wenig Pep, und es fehlt ihr die Spur von geforderter Kombinationsgabe, die sonst in fast allen ???-Hörspielen erforderlich ist. Gerade das Ende, als die Identität des Schurken bereits klar ist auch, und was er bezweckt, wird krampfhaft versucht, die Spannung noch einmal final in die Höhe zu treiben. Das hätte man lieber vorher tun sollen. So verkommt der Showdown leider zu einer mäßigen Brechstangen-Farce.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei ??? und die schwarze Katze“ – Folge 4
Buch-Autor: William Arden
Drehbuch: H. G. Francis
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Label: EUROPA Studio (jetzt BMG Ariola Miller)
Ersterscheinung: 12.10.1979
Musik: Conrad, Morgenstern, Zeiberts

Die Figuren und ihre Sprecher:

Erzähler (alias Alfred Hitchcock): Peter Pasetti
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Andy Carson: Stefan Schwade
Mr. Carson: Reiner Brönneke
Khan, „Der Kraftmensch“: René Genesis
Der einzigartige Gabbo: Iwan Raszinsky (Karl-Ulrich Meves)*
Iwan der Grosse: Borris Stepin
Hauptkommissar Reynolds: Horst Frank
Junge: Philip Baader

*) Pseudonym, Klarname in (Klammern)

http://www.natuerlichvoneuropa.de/area__ddf/index.php?sid=1

Patterson, James – 1. Mord, Der (Hörbuch)

_Extrem brutal: der Flitterwochenmörder_

Ein eiskalter Mörder tötet Flitterwöchner noch in der ersten Hochzeitsnacht – um herauszufinden, was das Schlimmste ist, das jemand tun kann. Doch alle weibliche Opfer verbindet etwas, und das ist der Schlüssel zur ungewöhnlichen Aufklärung des Falls. Denn diesmal wird nicht ein Einzelner wie Dr. Alex Cross aktiv, sondern gleich ein ganzer Klub von couragierten Frauen: der Mordklub.

Dies ist der erste Roman in einer neuen Reihe, die einfach von eins aufwärts durchnummeriert ist. Der 1. Band heißt daher „1st to die“, der nächste „2nd Chance“, „3rd Degree“ und so weiter.

_Der Autor_

James Patterson, ehemaliger Besitzer einer Werbeagentur, ist der Autor zahlreicher Nummer-1-Bestseller. Allerdings sind es vor allem seine Alex-Cross-Thriller, die den Leser berühren. Folglich war Alex Cross bereits zweimal im Film zu sehen: „Im Netz der Spinne“ und „… denn zum Küssen sind sie da“ wurden beide erfolgreich mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt. Für Einsteiger sei gesagt, dass Alex Cross ein sympathischer schwarzer Polizeipsychologe ist, der mit seiner Familie in Washington, D.C., lebt.

Patterson ist extrem fleißig. Sein letzter Solo-Roman vor „Blood“ in Deutschland hieß „Ave Maria“, ein Alex-Cross-Roman. Davor erschienen neue Alex-Cross-Romane mit den Titeln „The Big Bad Wolf“ und „London Bridges“. Im Original ist bereits „Double Cross“ erschienen. Seit 2005 sind weitere Patterson-Kooperationen veröffentlicht worden, darunter „Lifeguard“ sowie „Judge and Jury“; im Juli 2007 erschien die Zusammenarbeit „The Quickie“ (deutsch „Im Affekt“, 2008). Im Frühjahr 2003 (deutsch Mitte 2005) erschien auch eine Kollaboration mit dem Titel „Die Rache des Kreuzfahrers“ („The Jester“), deren Story im Mittelalter spielt.

Nähere Infos finden sich unter http://www.twbookmark.com und http://www.jamespatterson.com. Patterson lebt mit seiner Familie in Florida und Westchester, New York.

|The Women’s Murder Club| umfasst bislang folgende Bände:

1. Der 1. Mord
2. Die 2. Chance
3. Der 3. Grad (zusammen mit Andrew Gross)
4. Die 4. Frau (zusammen mit Maxine Paetro)
5. Die 5. Plage (zusammen mit Maxine Paetro)
6. Die 6. Geisel (zusammen mit Maxine Paetro)
7. 7th Heaven (zusammen mit Maxine Paetro)
8. 8th Confession

Mehr von James Patterson auf |Buchwurm.info|:

[„Das Pandora-Projekt“ 3905 (Maximum Ride 1)
[„Der Zerberus-Faktor“ 4026 (Maximum Ride 2)
[„Das Ikarus-Gen“ 2389
[„Blood“ 4835
[„Honeymoon“ 3919
[„Ave Maria“ 2398
[„Wer hat Angst vorm Schattenmann“ 1683
[„Mauer des Schweigens“ 1394
[„Stunde der Rache“ 1392
[„Wenn er fällt, dann stirbt er“ 1391
[„Wer sich umdreht oder lacht“ 1390
[„Die Rache des Kreuzfahrers“ 1149
[„Vor aller Augen“ 1087
[„Tagebuch für Nikolas“ 854
[„Sonne, Mord und Sterne“ 537
[„Rosenrot Mausetot“ 429
[„Die Wiege des Bösen“ 47

_Die Sprecherin_

Nicole Engeln arbeitet als Schauspielerin und Sprecherin. Neben ihren verschiedenen Theaterengagements spielt sie in vielen TV-Serien mit. Ihre Stimme kennt man aus zahlreichen Produktionen großer Fernsehsender. (Verlagsinfo) Sie liest eine von Stefan Hackenberg gekürzte Lesefassung.

Regie in den |Interface Recording Studios|, Köln, führte Stefan Hackenberg.

_Handlung_

Lindsay Boxer ist die einzige Inspektorin in der Mordkommission des San Francisco Police Department (SFPD). Da muss sie manchmal ganz schön hart im Nehmen sein. So wie jetzt, denn nichts hat sie auf den Horror der Flitterwochenmorde vorbereitet. Der erste passiert im gleichen Hotel, in der auch die Hochzeit stattfand. Der zweite passiert verwirrenderweise draußen auf dem Land, im berühmten Weinbaugebiet des Napa Valley. Beide Male wurden an den schönen und wohlhabenden Opfern, die kurz vor ihrem Honeymoon Trip standen, grausame sexuelle Handlungen vorgenommen. Sie wurden nicht nur getötet, sondern auch in jeder Weise entwürdigt.

San Francisco ist dementsprechend geschockt und will schnell Aufklärung der Untaten und die Ergreifung des Monsters. Das ist leichter gesagt als getan. Zum Glück gelingt es ihr, eine neugierige junge Journalistin auf ihre Seite zu ziehen und mit ihr und Claire, Lindsays bester Freundin, einer Gerichtsmedizinerin, einen Klub der Detektivinnen zu gründen. Später ziehen sie noch eine Staranwältin hinzu – wer hätte das gedacht? Schon bald zeitigt das Puzzlespiel der Frauen erste Erfolge.

Doch Lindsay hat auch ein ganz privates Problem, das sie unmittelbar bedroht: Ihr Arzt entdeckt bei ihr eine Blutkrankheit, eine zunehmende Knappheit an roten Blutkörperchen. Als Folge des resultierenden Sauerstoffmangels kippt sie ab und zu in Stresssituationen einfach um. Gut, dass sie einen neuen Freund hat: Chris Raleigh. Nachdem sie ihr Misstrauen überwunden hat, erweist sich der Nichtpolizist Raleigh an ihrer Seite als wahre Stütze. Doch wie kann man eine Beziehung aufbauen, wenn man die wichtigste Wahrheit nicht sagen kann, weil dadurch die Beziehung zum Scheitern verurteilt wäre?

In diesen Zweifrontenkrieg Lindsays platzt die Nachricht eines weiteren Honeymoon-Mordes wie eine Bombe: Der Mörder hat im fernen Cleveland zugeschlagen. Treibt er nun im gesamten Land sein Unwesen? Als die Videoaufnahmen das Gesicht des ungebetenen Hochzeitsgastes enthüllen, traut Lindsay ihren Augen kaum: Der Killer ist eine weltbekannte Persönlichkeit. Wie soll sie ihn zur Strecke bringen?

Wer wird als erster mit dem Sterben dran sein: das nächste Opfer, der Killer oder – Lindsay?

_Mein Eindruck_

„Roses are red / Rosenrot, mausetot“ hatte mich seinerzeit mit seinem hammerharten Schluss absolut umgehauen. Daher wagte ich nicht zu hoffen, dass Patterson ein weiteres Mal dieses Kunststück fertigbringen würde. Und dem ist auch so: „1st to die“ geht viel weiter in die Breite und drückt weitaus stärker auf die Tränendrüsen als „Roses are red“. Dieses Buch ist ergreifend. Dennoch bleibt das Buch spannend bis zur letzten Szene, weil es dem Autor gelingt, immer wieder ein neues Karnickel aus dem Hut zu zaubern, eine neue Wendung einzubauen, auf die der Leser nicht – und die Hauptfigur schon gar nicht – vorbereitet ist.

Was sich schon bei „Roses“ anbahnte, setzt sich hier verstärkt fort: Nicht mehr heroische Männer wie Alex Cross stehen im Mittelpunkt des Geschehens, sondern vielmehr starke Frauen. Doch auch diese sind aufeinander angewiesen, sowohl beruflich wie auch privat, wie Lindsays Krankheit zeigt, sonst würden sie scheitern. Die Anwältin beispielsweise wird benötigt, um sich überhaupt an den prominenten Killer heranzuwagen – und dennoch setzt sie ihre Karriere dafür aufs Spiel.

Was ich hier um den Erhalt der Spannung willen nicht sagen darf, aber mit das Wichtigste am Buch ist, ist natürlich der Mörder. Die ersten vier Morde begeht er sowohl skrupellos als auch in erniedrigender Absicht. Dennoch will er etwas herausfinden: Was ist das Schlimmste, was man tun kann? Beim dritten Doppelmord mischt sich eine persönliche Beteiligung in die Tat, eine Art Rachsucht. Natürlich überrascht uns der Autor: Im Handumdrehen haben wir es mit mehr als nur einem möglichem Täter zu tun, aber welcher ist der richtige? Menschen können sich verkleiden. Bis zum Schluss bleibt diese ungewisse Spannung erhalten, und man kann nur um die Unversehrtheit Lindsays bangen.

Patterson kennt seine Schauplätze aus dem Effeff, als ob er selbst dort gewesen sei. Man nimmt ihm die Akkuratheit seiner Beschreibungen ohne Weiteres ab. Und wo der Hintergrund als sicher gilt, kann bekanntlich im Vordergrund alles Mögliche passieren.

_Die Sprecherin_

Nicole Engeln legt sich ins Zeug, um die Emotionen der Figuren deutlich zum Ausdruck zu bringen. Das gelingt ihr naturgemäß besser bei den weiblichen als bei den männlichen Figuren. Die Frauen klingen durchweg freundlicher und zugänglicher als die Männer. Das heißt nicht, dass alle Frauen eine so hohe Stimme haben müssen wie Cindy Thomas. Bestes Gegenbeispiel ist Claire Thomas, die patente, mütterliche und schwarze Chefpathologin und beste Freundin Boxers: Sie hat eine tiefe Altstimme, mit der sie ganz schön viel Autorität ausstrahlt. Ihr genaues Gegenteil ist die gluckenhafte Mami der Braut Becky, welche ebenso verzückt wie völlig hirnlos klingt. Das kann Claire Thomas nie passieren.

Die Männer sind häufig relativ aggressiv, insbesondere in der Polizeitruppe. Schon Warren Jacobi drückt mit seiner tiefen Stimme großen Sarkasmus aus. Und als Cindy Thomas unerkannt zum ersten Tatort vordringt, wird sie aggressiv angefaucht, sie solle sich rausscheren. Dann gibt es noch mehrere Ärzte, die leicht blasiert klingen. Bei Dr. Medwed setzt die Sprecherin einen deutlich hörbaren slawischen Akzent ein, indem sie die Rs rollt und das Ch möglichst kehlig ausspricht.

Engelns einzige Schwäche ist ihre Unkenntnis darüber, wie man bestimmte englische Namen ausspricht. Den Nachnamen von Chris Raleigh spricht [rejli] statt [rå:li] aus. Und Napa Valley klingt bei ihr seltsam: Sie sagt [nejpa] statt [näpa]. Vielleicht sollte sie einfach mal hinfahren oder einen Experten fragen. Ihre Kollegin Julia Fischer ist da wesentlich kenntnisreicher.

|Sounds|

Die hier einegsetzten Sounds sind sowohl Geräusch als auch Musik. Es fällt mir schwer, sie als das eine oder andere zu bezeichnen. Wie auch immer: Diese „Klänge“ dienen dazu, dem Hörer eine zusätzliche Gänsehaut des Grauens zu verursachen, so klirrend schräg klingen sie. Weil sie nur in den Pausen zwischen den kurzen Kapiteln zu hören sind, sind sehr kurz, maximal 2-3 Sekunden, und es gibt nur zwei verschiedene Klänge. Aber solche schauderhaften musikalischen Motive würde man nie in einer TV-Krimi-Serie zu hören bekommen. Die weiblichen Zuschauer würden in Scharen davonlaufen.

_Unterm Strich_

Mit der Betonung der emotionalen und sozialen Dimension des Verbrechens begibt sich Patterson auf das Spielfeld eines anderen bekannten Spannungsautors, auf das von Dean Koontz. Koontz hat sich wegbewegt vom Übernatürlichen, Unerklärlichen hin zu höchst seltsamen Praktiken der Psychologie, dem Wahnsinn von Serienkillern. Bei Pattersons Killern hat dieser Wahnsinn noch Methode: dahinter steckt der Wunsch zu erkennen und zu schocken.

Glücklicherweise sind Pattersons Bücher noch wesentlich dünner und schneller zu lesen als die Ziegelsteine, die Koontz in den 90er Jahren produziert hat. Die superkurzen Kapitel, das Markenzeichen jedes Patterson-Romans, erlauben praktisch keine Atempause. Zudem schrieb Patterson diesen ersten Band noch völlig selbständig, die Folgebände ließ er schreiben.

|Das Hörbuch|

Alles in allem ist dies ein sehr lebhafter und abwechslungsreicher Vortrag. Engelns einzige Schwäche ist ihre Unkenntnis darüber, wie man bestimmte englische Namen ausspricht.

Da dieses Hörbuch keine Sonderausgabe des ADAC ist wie etwa „Die 5. Plage“ aus dem gleichen Hause, kostet die CD-Box auch entsprechend mehr, nämlich rund 20 €uronen. Das ist aber immer noch günstig, besonders für einen so erfolgreichen Autor wie Patterson, der durchaus hohe Honorare für seine Veröffentlichungsrechte verlangen kann.

|Originaltitel: 1st to die, 2001
Aus dem US-Englischen übersetzt von Edda Petri
390 Minuten auf 5 CDs
ISBN-13: 978-3-86804-495-9|
http://audiomedia.de/category/verlag/hoerbuch/target-mitten-ins-ohr/
http://www.jamespatterson.com

Feehan, Christine – Mein dunkler Prinz (Die Legende der Karpathianer 1)

Mikhail Dubrinsky steht in seiner Bibliothek und sinniert darüber, ob er seinem Leben nicht vielleicht ein Ende setzen sollte. Alles ödet ihn an und er weidet sich ein wenig an seiner eigenen Depression, die gerade unmenschliche Ausmaße anzunehmen droht. Würde Mikhail doch bloß tatsächlich Selbsmord begehen, dann wäre Christine Feehans Schmachtfetzen „Mein dunkler Prinz“ zu Ende, bevor er richtig begonnen hat. Leider ist dem armen Hörer dieses Glück nicht vergönnt, denn in Feehans Welt stehen Frauen auf dunkle, von Selbstzweifeln geplagte Männer, die sich genüsslich in Selbstmitleid wälzen.

Und so betritt Raven Whitney die Bildfläche. Per telepathischer Fangschaltung klinkt sie sich in Mikhails Gedanken ein und erklärt ihm, dass es für solch drastische Maßnahmen wirklich keinen Grund gebe. Mikhail verliebt sich aus unerfindlichen Gründen sofort in die Retterin in seinem Ohr und beschließt, dass sie seine Gefährtin ist. Die einzige Frau nämlich, die er wirklich lieben kann, die seine Seele komplettiert, ihn wirklich versteht und echt heißen Sex mit ihm hat.

Praktischerweise befindet sich Raven nur einen Flügelschlag von ihm entfernt, nämlich in einem kleinen Gasthof. Zunächst einmal lauert er ihr heimlich auf, um sich von ihren körperlichen Reizen zu überzeugen: zierlich, schwarze Haare, die Rundungen an den richtigen Stellen. Doch lange kann er sich nicht vor ihr verstecken und so landen sie bald im Bett, ohne dass sie drei Sätze miteinander gewechselt hätten. Und trotzdem, das ist die große Liebe, will uns Christine Feehan weismachen.

Eine Art Alibi-Plot bietet die Autorin auch, denn in den Szenen, in denen Raven und Mikhail sich nicht gerade anschmachten oder in den Laken wälzen, versuchen ein paar gehirnamputierte Amerikaner, Vampire umzubringen. Diese Handvoll Gegenspieler ist so lustlos dargestellt, so lapidar dahingeschrieben, dass man den Eindruck gewinnt, das Trüppchen teile sich ein Gehirn – da gibt es nichts, was die Charaktere voneinander unterscheiden würde. Nicht einmal eine Motivation für die stümperhafte Vampirjagd mag Feehan liefern. Selbige Jagd gilt es natürlich zu stoppen, aber das gelingt – selbstverständlich – nicht, ohne dass Raven mitten in der Schlusslinie landet, damit sie vom tapferen Mikhail gerettet werden kann. Und das ist auch schon alles, was „Mein dunkler Prinz“ an Handlung anzubieten hat.

Christine Feehan hat mit „Mein dunkler Prinz“ einen |Bodice Ripper| (wie das Cover ja eindrücklich beweist) der untersten Schublade geschrieben, der nichtsdestotrotz der Beginn einer Serie mit mittlerweile neunzehn (!) sicherlich ebenso drögen Teilen ist. Der Roman ist oberflächlich, uninspiriert und so formelhaft aufgebaut, dass man eher Wut als nur pure Langeweile empfindet.

Feehan hat vom Wort Recherche noch nie etwas gehört. Wo sich die Handlung eigentlich abspielt, bleibt ein Geheimnis. Wir befinden uns irgendwo in den Karpaten und es gibt ein Gasthaus, das so wohl aus einem Roman aus dem 18. Jahrhundert entwendet wurde. Es gibt keine Details, nichts, das dafür sorgen würde, dass dieses Setting nicht wie eine Kulisse, sondern wie eine tatsächliche Ortschaft wirkt. Es gibt nichts Eigenes, Originelles, das den Schauplatz der Handlung irgendwie charakterisieren würde. Offensichtlich hat Feehan die Karpaten nur gewählt, weil sie der Meinung ist, dass sich das für einen Roman mit Vampiren so gehört. (Wobei sie nicht müde wird zu erwähnen, dass Mikhail kein Vampir, sondern Karpathianer ist. Leider vergisst sie zu erklären, worin genau der Unterschied besteht.)

Auf ihre Charaktere verwendet Feehan ebenso viel Zeit wie auf ihren Handlungsort – nämlich gar keine. Wir erfahren, dass Raven aus irgendeinem Grund telepathisch veranlagt ist und deshalb dem FBI bisweilen dabei hilft, Mörder aufzuspüren. Weil sie das so mitgenommen hat, ist sie nun in Urlaub in die Karpaten gefahren, um mal so richtig abzuschalten. Ansonsten erfährt der Hörer nur noch, dass sie mit Mitte zwanzig noch unberührt ist (offensichtlich eine zwingende Voraussetzung in einem Liebesroman) und natürlich gut aussieht. Woher kommt sie eigentlich? Was arbeitet sie? Ist sie beim FBI angestellt oder hat sie eigentlich einen ganz anderen Beruf? Hat sie Familie, Freunde? Vielleicht wenigstens ein Haustier? Was mag sie, was hasst sie? Uninteressant, findet Feehan, weil sowas nur von Ravens endloser Schmachterei ablenkt, in die sie verfällt, sobald Mikhail auch nur in die Nähe kommt.

Mikhail ist auch nicht besser. Er leidet die ganze Zeit vor sich hin, weil das von einem „dunklen Prinzen“ eben so erwartet wird; und obwohl er Raven ständig seine unsterbliche Liebe gesteht und ihr versichert, er könne ihr nie wehtun, überkommt ihn beim ersten leidenschaftlichen Sex sofort der Blutdurst, sodass er sie fast umbringt. Feehan will der Zielgruppe damit offenbar beweisen, dass Mikhail ein echter Brutalo sein kann (ein Quäntchen Gefahr facht halt die Leidenschaft an), der aber hinterher stets ordentlich betroffen ist, wenn er seiner Angebeteten schon wieder fast den Garaus gemacht hat. Darüber hinaus ist er ein unausstehlicher Macho, wobei sich Ravens Aufbegehren gegen seine altertümlichen Ansichten (er vertauscht ihre Jeans gegen einen langen Rock, weil Frauen „keine Männersachen tragen sollten“) darin erschöpft, dass sie sich mit Fispelstimme und Wimperngeflatter in seine Arme fallen lässt.

Man könnte sich auch noch über Feehans nicht vorhandene Handwerkskunst ereifern. Für den Leser wichtige Expositionen packt sie gern in Dialoge, was dann dazu führt, dass sich Charaktere Dinge erzählen, die sie ohnehin schon wissen, was naturgemäß gestelzt und forciert wirkt. Man könnte sich darüber ärgern, dass es in dem Hörbuch keine Szene gibt, in der nicht entweder Raven, Mikhail oder beide vorkommen, was auf Dauer extrem ermüdend wirkt. Man könnte anmerken, dass die ewigen Sexszenen langweilig sind und sich ständig wiederholen. Man könnte erwähnen, dass Feehan keinen glaubwürdigen Grund dafür liefert, warum Raven und Mikhail sich nun eigentlich ineinander verlieben. Es gibt vieles, das man an „Der dunkle Prinz“ noch bemängeln könnte, aber es ist sicherlich bereits offensichtlich geworden, dass diese Rezension nicht in einer glühenden Empfehlung münden wird.

Suzan Amir Gusovius spricht das Hörbuch mit fatalistischer Gleichgültigkeit. Sie klingt eher, als würde sie eine CD mit autogenem Training besprechen – langsam, getragen und fast ohne Stimmmodulation. Immerhin schafft sie es, nicht bei jeder lächerlichen und völlig unsinnigen Szene (und davon gibt es viele) in schallendes Gelächter auszubrechen. Diese Fähigkeit kann man ihr nicht hoch genug anrechnen.

|Lübbe Audio| hat „Mein dunkler Prinz“ in gekürzter Fassung auf CD gebannt (|Lübbe| nennt das euphemistisch „bearbeitete Fassung“) – eine Entscheidung, die sehr zu begrüßen ist. Noch mehr „dunkler Prinz“ wäre auch kaum zu ertragen gewesen.

Christine King Feehan wuchs mit ihren drei Brüdern und zehn Schwestern auf, die auch die ersten Leser ihrer Geschichten waren. Sie ist mit Richard Feehan verheiratet und Mutter von elf Kindern. Neben dem Schreiben lehrte sie Kampfkunst und Selbstverteidigung. Sie hat drei schwarze Gürtel im koreanischen Stil Tang So Do Mu Duk Kwan und weitere Ränge in verschiedenen anderen Stilen. „Dark Prince“ ist ihr Debüt als Autorin. Mittlerweile hat sie mehr als dreißig Bücher veröffentlicht.

|Originaltitel: Dark Prince, 1999
313 Minuten auf 4 CDs
Bearbeitete Fassung
ISBN 978-3-7857-3376-9|
http://www.luebbeaudio.com
http://www.christinefeehan.com

Gustavus, Frank – Blackout (Hörspiel)

_Inhalt:_

Hollywood 2001. Der abgehalfterte Schauspieler Paul Spense bekommt nur noch Rollen in drittklassigen B-Movies, obwohl er früher doch ein gefeierter Star war. Mittlerweile ist der Alkohol sein bester Freund und auch sein windiger Agent Leo Lime, genannt „das Frettchen“, zieht ihm schon lange keine lukrativen Angebote mehr an Land.

Auf einer Imageparty kommt es dann zum Desaster. Spense gerät in Streit und spricht erneut dem Alkohol zu. Die Folge ist ein Blackout, der Spense in eine Welt entführt, die er nur aus Erzählungen und Büchern kennt: Das Dritte Reich unter der Führung von Adolf Hitler! Und alles fühlt sich so real an, dass Paul Spense nicht an einen simplen Alptraum glauben kann. Plötzlich wird der einstige Schauspieler als Spion von der Gestapo und der SS gejagt. Ein nicht enden wollendes Schreckensszenario nimmt den Schauspieler gefangen …

_Meinung:_

Das zweite Hörspiel des Labels |Ripper Records| wartet mit einer eigens für dieses Projekt geschriebenen Story auf, die sehr originell von Frank Gustavus verfasst und inszeniert wurde. Die glamouröse Welt des modernen Hollywood trifft auf eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte. Stärker können zwei Gegensätze kaum kontrastieren, und mit der Figur des Paul Spense wurde ein Antiheld geschaffen, der durch die geniale Darbietung von Helmut Krauss bereits nach wenigen Sätzen sympathisch wirkt.

Mit der Besetzung wurde sich ebenso viel Mühe gegeben wie mit der Musik und den spärlich eingesetzten Effekten. Das Hörspiel bezieht seine Atmosphäre aus den Dialogen und den Leistungen der Schauspieler, die mit viel Herz bei der Sache waren. Dietmar Mues, der Ripper, spielt hier Stanley Crane beziehungsweise Obersturmbannführer Dorff und bildet einen wunderbaren Gegenpol zum Part von Helmut Krauss. Als weibliche Hauptrolle ist Ulrike Frank zu hören, die aus diversen Film- und Fernsehproduktionen (unter anderem GZSZ) bekannt ist. Hier zeigt sie, dass sie allein mit ihrer Stimme Figuren Leben einhauchen und eine wunderbare Darbietung liefern kann. Natürlich sind auch Hörspiellegenden vertreten, wie Jürgen Thormann, Lutz Mackensy, Robert Missler und F.-J. Steffens. Aranka Mamero-Jaenke hat bereits als Elizabeth Stride in „Jack the Ripper – Geschichte eines Mörders“ eine eindrucksvolle Leistung geboten und zeigt sich auch als resolute Wirtin mit Berliner Akzent sattelfest.

Der klangvolle Soundtrack dieses Hörspiels ist Jan-Peter Pflug zu verdanken, der sich wirklich mit Herzblut in dieses Projekt hineingekniet hat. An zwei Musikstücken (die bei der Party im Hintergrund laufen) hat er 20 Stunden gesessen und komponiert – ein kleiner Eindruck dessen, was hinter einem „simplen“ Hörspiel an Arbeit steckt.

Die Geschichte ist mit knapp einer Stunde Spielzeit erheblich kürzer als das Ripper-Debüt, sorgt dadurch aber auch für eine enorme Rasanz und Kurzweil. Eine vorbildliche Trackeinteilung von 20 Kapiteln macht das schnelle Anwählen einzelner Szenen möglich.

Die Gestaltung dieses Hörspiels oblag Dominik Krause-Paulus, der nicht nur die Titelillustration zeichnete, die fabelhaft die Gegensätze des heutigen Hollywood mit dem Deutschland 1941 verkörpert, sondern auch die Darsteller mit lebensechten Portrait-Zeichnungen verewigte.

_Fazit:_

„Blackout“ ist ein erstklassiges, liebevoll produziertes Hörspiel, dass innerhalb einer guten Stunde eine extrem spannende Geschichte erzählt. Helmut Krauss stellt seine Vielseitigkeit ebenso unter Beweis wie seine 16 Kollegen. Ein grandioser Soundtrack und technisch brillante Effekte schaffen eine wirklichkeitsgetreue Atmosphäre, die den Hörer sofort gefangen nimmt.

Mehr von |Ripper Records| auf |Buchwurm.info|:

[„Gesucht: Billy the Kid“ 2929
[„Die vergessene Welt“ 1780
[„Der Vampyr oder Gespenstersommer am Genfer See“ 525
[„Der Vampyr – Die Erzählungen“ 924

|59 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-1329-7|
http://www.ripperrecords.de
http://www.luebbe-audio.de

|Die Sprecher:|

Helmut Krauss, Dietmar Mues, Ulrike Frank, Lutz Mackensy, Jürgen Thormann,
Achim Schülke, Katrin Gerken, Jona Mues, Volker Bogdan, Franz-Josef Steffens,
Aranka Mamero-Jaenke, Robert Missler, Werner Cartano, Steffen Przbyl, Thorsten W. Weber, Antje Seibel und Frank Gustavus.

Musik: Jan-Peter Pflug
Solo-Violine: Rodrigo Reichel
Geräusche: Martin Langenbach
Tonmeister: Manfred Knauff
Illustrationen: Dominik Krause-Paulus
Artwork: Holger Albertini
Buch, Regie und Produktion: Frank Gustavus

_Florian Hilleberg_

Dahl, Arne – Misterioso

_Dartpfeile, Jazz und die estnische Mafia_

Was hatten die drei kaltblütig nach einem präzisen Ritual hingerichteten schwedischen Geschäftsmänner gemein? Paul Hjelm, Ermittler der Stockholmer Sonderkommission für „besondere Fälle“, steckt in einer Sackgasse. Erste Ermittlungen über eine Geheimloge führen nicht weiter. Ist womöglich die russische Mafia in die Morde verwickelt? Ohne Unterstützung durch seine Kollegin Kerstin Holm hätte Hjelm längst das Handtuch geworfen. Doch dann die heiße Spur: ein Jazzstück mit dem Titel „Misterioso“ …

_Der Autor_

Arne Dahl ist das Pseudonym des schwedischen Krimiautors Jan Arnald, der für jene schwedische Akademie arbeitet, die alljährlich die Nobelpreise vergibt. Seine Romane um Inspektor Paul Hjelm werden laut Verlag von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen. 2004 wurde er mit dem wichtigsten dänischen Krimipreis ausgezeichnet, dem „Pelle-Rosenkrantz-Preis“. Mehr Infos unter http://www.arnedahl.net.

Weitere Dahl-Krimis sind:

Misterioso
Tiefer Schmerz
[Rosenrot 3091
[Böses Blut 2416
[Falsche Opfer 3730
[Ungeschoren 5087

_Sprecher & Produktion_

Till Hagen ist die deutsche Stimmbandvertretung für Filmstars wie Kevin Spacey, Billy Bob Thornton und Kevin Kline. Er absolvierte die Schauspielschule in Berlin und war am Theater in Dortmund und Bielefeld engagiert. Seit 1977 ist der professionelle Rundfunksprecher beim RBB und anderen ARD-Sendeanstalten tätig. Er hat bislang alle Krimis von Arne Dahl vorgelesen.

Der Text wurde von Hannelene Limpach gekürzt. Die Aufnahmeleitung hatte Jan Philipp B. Grobst, die Technik von |Lambda Audiovision| in Berlin dirigierte Andreas Fuhrmann.

_Handlung_

Das schwedische Reichskriminalamt betraut Kommissar Jan Olof Hultin mit der Bildung einer schnellen Ermittlungsgruppe bei kriminellen Gewalttaten, besonders bei Serienmorden und organisierter Kriminalität. Unter den Ersten, die er in diesen erlesenen Kreis aufnimmt, ist Inspektor Paul Hjelm. Hjelm hat gerade unter Einsatz seines Lebens einen Kosovo-Albaner, der Geiseln genommen hatte, ausgetrickst und außer Gefecht gesetzt. Die Geiselnahme wurde so eine Stunde, bevor das Spezialkommando eintraf, relativ unblutig beendet. Der Albaner hat nur eine Kugel im Arm, nicht im Herzen. Natürlich will die Interne Dienstaufsicht Hjelm etwas anhängen – er habe sich wie Rambo aufgeführt usw. -, doch Hultin holt ihn da mit oberster Erlaubnis raus.

|Die A-Gruppe|

Hjelm bezieht ein Büro, das er sich mit Jorge Chavez teilen muss. Jorge, so stellt sich heraus, ist nicht nur ein guter Ermittler, sondern ein Jazzmusiker. Das soll sich im Verlauf der ersten Ermittlung als sehr nützlich erweisen. Kerstin Holm wurde aus Göteborg angefordert und fällt Hjelm auf. Man kann mit ihr echt gut reden, und ihr südschwedischer Akzent erscheint ihm bezaubernd. Außerdem ist sie ledig und singt im Chor. Des Weiteren sind da noch der Riese Viggo Norrlander, der Finne Arto Söderstedt und Gunnar Nyberg. Die A-Gruppe ist direkt der Reichskripo unterstellt, was bei uns dem BKA entspricht.

Es ist kein Aprilscherz, als Hultin seine A-Gruppe, wie er sie kurz und prägnant nennt, am 1. April erstmals zusammenruft und ihr den ersten Fall übergibt. Es geht um die Morde an den zwei Wirtschaftsbossen Kuno Dagfeld und Bernhard Strandjulin. Der Mörder hat keine Spuren hinterlassen, als er die Männer mit einer großkalibrigen Pistole erschoss. Die Mitglieder der A-Gruppe schlucken, als sie erfahren, dass sie in dieser Sache Konkurrenz haben: Sowohl die Staatssicherheit als auch der militärische Geheimdienst ermitteln parallel. Das soll noch für eine schwerwiegende Ermittlungspanne sorgen.

|Verbindungen|

Die beiden Ermordeten hatten jede Menge Verbindungen und Gemeinsamkeiten, wie das in der Hochfinanz üblich ist. Paul Hjelm findet im Segelhafen heraus, dass Bernhard Strandjulin Segelausflüge unternahm, für die er bei einem Stockholmer Zuhälter minderjährige Jungen bestellte und diese auf die Fahrt mitnahm. Eine Postkarte von einem der Jungs zeigt eine Dionysos-Statue und bezeichnet Strandjutin als „den Schlimmsten von allen“. Er war also pädophil. Na, prächtig.

Die Mitgliedschaft in einem Brauchtumsorden, der sich der nordischen Mythologie verschrieben hat, erscheint Hjelm im Vergleich dazu als wesentlich harmloser. Obwohl der Kustos des Ordens um keinen Preis verraten will, was Dagfeld und Strandjulin, die einen Unterorden gegründet hatten, dort eigentlich trieben. Es scheinen jedenfalls keine kleinen Jungs involviert gewesen zu sein. Hjelm warnt bloß den Vorsitzenden des Vereins, dass seine Mitglieder in Gefahr seien.

|Nr. 3|

In der „Kampfleitzentrale“, wie Chavez den Besprechungsraum getauft hat, referieren die anderen Ermittler. Hultin veranlasst, dass der Vorsitzende des Ordens, Rikard Frantsen, ein ehemaliger Richter, bewacht wird. Doch die Action ist anderswo: Nur wenige Häuser von Frantsens Villa entfernt tötet der Serienmörder den Unternehmer Nils Emil Karlsberja. Diesmal findet sich eine Kugel in der Wand: ein Patrone, die in Pawlodar, Kasachstan, produziert wurde – Munition der russischen Mafia.

Nun gibt es zwei Theorien: 1) Die estnische oder russische Mafia tötet Leute, die ihrem Vordringen in Schweden im Weg stehen; 2) oder es gibt einen Betroffenen, der an den Bankiers und Geldschiebern Vergeltung übt, wie Söderstedt mutmaßt. Hultin glaubt nicht an die Terroristen, von denen die Sensationspresse reißerisch berichtet. Eins ist klar: Die Zeit wird knapp, und schon bald könnte es das vierte Opfer geben.

|In Tallinn|

Viggo Norrlander, der ehemalige Mister Sweden, stößt auf die Spur der Mafia. Menschenschmuggler, die ihre lebende Ware entweder in Gotland absetzen oder einfach bei Entdeckung ins Meer werfen, kamen aus dem estnischen Tallinn. Der Kapitän des Kutters verrät ihm die Namen von Viktor X und der beiden Alkoholschmuggler, die man nur als Igor & Igor kennt. Norrlander fliegt nach Tallinn und bittet den zuständigen Kommissar um Mithilfe. Doch als der Name „Viktor X“ fällt, kriegt sogar der Polizist kalte Füße. Die Mafia sei ein Staat im Staate, und Viktor X habe seine Finger überall drin, sogar in einem schwedischen Medienkonzern. Ihr Kennzeichen kommt Norrlander bekannt vor: Kopfschüsse. So werden Verräter hingerichtet. Waren Dagefeld & Co. ebenfalls Verräter?

Der Kommissar bietet Norrlander einen Köder an, der ihn zu Viktor X führen könnte. Der Mafioso heißt Arvo Helert, wird aus der Untersuchungshaft entlassen und kontaktiert offenbar seine Leute. Norrlander folgt ihm aufs Land, dann wieder zurück in die Stadt. In der Altstadt Tallins betritt Helert ein altes, verfallenes Haus, Norrlander fordert trotz der riskanten Lage keine Verstärkung an, denn er hat Blut gerochen. Als er die Wohnung betritt, in die Helert verschwunden ist, erwartet ihn eine Überraschung: Acht Maschinengewehre sind auf ihn gerichtet. Viktor X hat ihn bereits erwartet.

|Nr. 4|

Das vierte Opfer ist der Unternehmer und Parlamentsabgeordnete Brandberg. Doch der Täter wurde von Brandbergs Tochter gestört und hat etwas vergessen mitzunehmen: ein verräterisches Tonband mit dem Jazzstück „Misterioso“. Ein ganz neue Spur führt Hjelm und Holm nach Göteborg.

_Mein Eindruck_

Was haben schwedische Dartpfeile, kasachische Kugeln und amerikanischer Jazz gemeinsam? Gemeinsam kommen sie nur in einem Krimi von Arne Dahl vor. 1999 geschrieben, ist „Misterioso“ einer der frühen Multikulti-Krimis, wie sie inzwischen gang und gäbe sind. Man braucht sich nur die Mankells und Edwardssons anzusehen und weiß, dass Verbrechen inzwischen ebenso globalisiert ist wie die Wirtschaft.

Zunächst sieht es ja so aus, als wäre die Mordserie eine Vergeltungsaktion der estnischen Mafia. Und die brutale Tat, die Viggo (sein Vorname bedeutet „der Sieger“) Norrlander erleidet, bestätigt diesen Verdacht. Außerdem müssen sich noch die Alkoholschmuggler Igor & Igor im Land herumtreiben, die Gott weiß was treiben. Aber da ist auch noch der mysteriöse Orden Mimir bzw. Skidbladnet, dem die Mordopfer angehören. Fallen sie einem bizarren Rachefeldzug eines ihrer Mitglieder zum Opfer?

Oder handelt es sich um eine Art feindliche Übernahme in höchsten Wirtschaftskreisen, denn die Mordopfer haben gemeinsam in diversen Aufsichtsräten von Banken, Medienkonzernen und anderen Unternehmen gesessen. Als sich die A-Gruppe, besonders Chavez, in diese Materie einarbeitet, stößt sie auf einen Verhau von Verflechtungen, in dem schon bald unklar wird, welche Untertochterfirma zu welchem Oberkonzern gehört. Anscheinend sind hier auch Geldschiebereien größeren Maßstabs an der Tagesordnung, und Chavez kann sich durchaus vorstellen, dass bei solchen dubiosen Machenschaften der eine oder andere kleine Angestellte unter die Räder gekommen sein könnte. Sozusagen ein Kollateralschaden. Das lässt „Misterioso“ zu einem Wirtschaftskrimi werden.

Auch die Kunst kommt nicht zu kurz. Der Autor erweist sich als ausgefuchster Experte auf dem Gebiet des klassischen Jazz. Das Jazzstück „Misterioso“, das Thelonious Monk 1958 in New York City aufnahm, beschreibt er eingangs so einfühlsam und minutiös, dass man ganz genau weiß, er hat es sich zigmal selbst angehört. Und zwar nicht bloß in einer Version, sondern in sämtlichen verfügbaren Fassungen. Und dazu gehört eben auch die überaus seltene Raubkopieversion, auf deren Spur sich Holm und Hjelm setzen. Sie stoßen auf einen abgewrackten amerikanischen Jazzmusiker, der in Schweden den „besten Drogenentzug der Welt“ genießt. Es ist eine heitere und ziemlich abgefahrene Szene, die aber dem Musiker dennoch Respekt entgegenbringt.

Holm und Hjelm kommen sich bei ihrer südschwedischen Ermittlung näher und näher. Hjelms Ehe steckt in einer tiefen Krise, denn seine Frau Silla fühlt sich schrecklich einsam. Und nun wohnt und arbeitet er im fernen Stockholm, setzt jeden Tag sein Leben aufs Spiel. Sie hat Angst um ihn, droht daran zu zerbrechen. Hjelm kann ihr nicht helfen, wenn sie nicht mit ihm redet, sondern bloß die Trennung will. Da kommt ihm die quirlige, sympathische Kerstin Holm wie gerufen, um ihn wieder aufzubauen. Und eines Nachts ist er sich nicht sicher, ob sie wirklich zu ihm ins Hotelzimmer kommt oder ob er das Ganze nicht bloß geträumt hat. Die Ungewissheit bringt ihn schier um.

An harter Action und handfesten Polizeieinsätzen mangelt es ebenfalls nicht. Rikard Frantsens Villa ist ein Brennpunkt, wo sich in einer famosen Szenen eines der gesuchten Mitglieder von Igor & Igor einfindet und nur unter furiosem Einsatz fangen lässt. Der Schluss des Romans zieht sich jedoch hin, wie es schon in „Rosenrot“ der Fall war. Der Täter ist bekannt, seine Taten ebenso, nun müssen sie ihn nur noch kriegen, bevor er noch einen, den letzten Mord begeht. Denn seine Liste ist lang, und er ist noch längst nicht fertig.

|Der Sprecher|

Till Hagen erweist sich als erprobter und stilsicherer Bühnenschauspieler, der genau weiß, wie eine Figur zu charakterisieren ist. Aber auch die Situationen hat er im Griff, in denen sich eine Figur, die sich bislang ganz „normal“ verhielt, auf einmal jemand anderer zeigt. Ihm gelingt es besonders, die Nebenfiguren hervorragend zu charakterisieren. Er flüstert, schreit, ruft und brüllt sogar, kann aber auch sehr leise und ironisch sein.

Doch Hagen besitzt eine zweite Seite. Mit seiner tiefen Stimme ist er durchaus in der Lage, bedrohliche Stimmlagen und autoritative Stimmen darzustellen, so dass die einem Krimi angemessene Spannung entsteht. Hagen gelingen dank der Erzählkunst des Autors beeindruckende Charakterzeichnungen.

Geräusche und Musik gibt es keine, aber das ist auch gar nicht nötig, wie ich finde. Das Booklet informiert über alle Mitwirkenden und über die Krimireihe.

|Das Booklet|

Das Booklet informiert nur über den Autor, nicht aber über den Sprecher. Über den liest man jedoch auf der Rückseite der Klappbox Näheres. Ansonsten gibt es jede Menge Werbung und Credits. Die vierte Seite des Booklets bietet immerhin eine Tracklist. Aus dieser kann man ablesen, dass sich die Längenangabe von jener, die auf der Klappbox abgedruckt ist, unterscheidet: um vier Minuten (Angabe auf Klappbox: 465 min, im Booklet nur 461 min).

_Unterm Strich_

Arne Dahls Krimis sind nie lediglich Thriller, sie sind auch Spiegelbild und Kritik der schwedischen Gesellschaft. In dieser Hinsicht kann er Henning Mankell durchaus das Wasser reichen. Nur dass dieser ungleich populärer ist und einen afrikanischen Background besitzt (Mankell lebt ja in Mosambik). Wie Mankell verfügen Dahls Krimis über ein festes Stammpersonal, das an den Rändern zwar durchaus wechselt, aber im Kern gleich bleibt: die A-Gruppe der „Kriminalpolizei zur Ermittlung bei Gewaltverbrechen von internationalem Charakter“.

Das heißt, diese Ermittler haben von Haus mit Ausländern zu tun. Was ich durchaus interessant finde, aber stets kommen ihnen dabei schwedische Einheimische in die Quere, so auch diesmal. Das finde ich noch viel interessanter. Diesmal ist es ein schwedischer Angestellter, der sich auf einen Rachefeldzug durch die Hochfinanz begibt, ohne Rücksicht auf Verluste. Ob er mit jemandem unter einer Decke steckt, müssen allerdings die Ermittlungen der A-Gruppe ergeben. Die Kritik des Autors gilt eindeutig der Hochfinanz, der neuen Generation von Geldschiebern der 90er Jahre, deren Gewinne keinem realen wirtschaftlichen Gegenwert mehr entsprechen, sondern auf dem Aktienmarkt gezaubert werden – und dort genauso leicht wieder verpuffen können. Und die schwedische Regierung hat ihnen kräftig dabei unter die Arme gegriffen.

In der A-Gruppe macht uns der Autor mit mehreren Charakterköpfen bekannt, doch Kerstin Holm und Paul Hjelm stehen dabei im Mittelpunkt. Aus ihnen wird im Verlauf der nächsten Romane ein Paar, doch wie fest die Bindung ist, soll hier nicht verraten werden. Besonders beeindruckt hat mich der Gruppenleiter Jan Olof Hultin, der mit seinem unspektakulären, aber effizienten Führungsstil für schnelle Ergebnisse und stetigen Rückhalt sorgt. Sein bester Auftritt ist der vor den Mitarbeitern der Sicherheitspolizei, die den Fall mordsmäßig verbockt haben und die er nun alle einen Kopf kürzer machen wird. Verspricht er jedenfalls.

|Das Hörbuch|

Till Hagen ist es zu verdanken, dass dieser Hultin besonders eindrucksvoll gezeichnet wird. Man kann Hultin bedingungslos vertrauen, auch wenn er seine menschlichen Schwächen (Inkontinenz) aufweist. Hultin wird uns bis „Ungeschoren“ begleiten, wo ihm eine denkwürdige und folgenreiche Verabschiedungsfeier ausgerichtet wird. Aber Hagen weiß auch leise Töne anzuschlagen, so etwa bei der Schilderung des titelgebenden Jazzstücks, und stellt seine Vielseitigkeit vielfach unter Beweis. Die ideale Besetzung für Dahls Krimis, kein Zweifel.

Fazit: ein Volltreffer.

|Originaltitel: Misterioso, 1999
Aus dem Schwedischen übersetzt von Maike Dörries
461 Minuten auf 6 CDs
ISBN-13: 978-3-88698-772-6|
http://www.sprechendebuecher.de

Kay Hooper – Jagdfieber

Zynisches Mörderspiel

Ein grauenvoller Mord versetzt eine amerikanische Kleinstadt in Aufruhr. Ein skrupelloser Kidnapper kassiert hohe Lösegelder und ermordet die Entführten dennoch. Die Lage wäre aussichtslos, gäbe es nicht die Spezialeinheit von Noah Bishop und seinem Profiler Lucas Jordan. Denn der besitzt die Fähigkeit, vermisste Personen aufzuspüren … (Verlagsinfo)

_Die Autorin_

Kay Hooper wurde in Kalifornien auf einer Luftwaffenbasis geboren. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften, wechselte dann zu Geschichte und schließlich zu Literaturwissenschaft. Bald begann sie, eigene Geschichten zu verfassen und am Beruf der Autorin Gefallen zu finden. Ihr erster Roman wurde 1980 veröffentlicht, mittlerweile blickt sie auf ein Werk von 60 Büchern zurück. (Verlagsinfo)

Kay Hooper – Jagdfieber weiterlesen

Moning, Karen Marie – unsterbliche Highlander, Der (Hörbuch)

Band IV: [„Der dunkle Highlander“ 5160
Band V: [„Die Liebe des Highlanders“ 5185

_Sechster Aufguss des ewig gleichen Themas_

Der Feenprinz Amadan (auch bekannt unter dem Namen Adam Black) hat sich genau eine Freiheit zu viel gegenüber seiner Feenkönigin herausgenommen. Dafür ist er nun mit einem Fluch belegt worden, der ihn fast aller seiner Feenkräfte beraubt, ihn menschlich und zudem unsichtbar macht. Während er darauf sinnt, wie es ihm gelingen könnte, die Feenkönigin wieder zu besänftigen und seine Strafe aufzuheben, trifft er in Cincinatti auf Gabrielle O’Callaghan. Die angehende Anwältin entstammt einer Familie von Feenseherinnen, die in grauer Vorzeit hochgeschätzt wurden, in unseren Tagen jedoch eher für verrückt gehalten würden. Aufgrund von in der Familie weitergegebenen Erfahrungsberichten über Jäger, welche die Feenseherinnen gnadenlos töten sollen, lebt sie zwischen der beständigen Furcht und dem heimlichen Anhimmeln dieser wunderschönen, aber kalten Wesen. Dennoch gelingt es Adam, Gabrielle durch seine umfassenden Verführungskünste, die sich durchaus über das sexuelle Verführen auf den Bereich des Lebensgenusses erstrecken, davon zu überzeugen, dass sie ihm dabei helfen muss, den Kontakt zur Königin herzustellen. Letzten Endes ist ihnen auch sein jahrtausendelanger Erzfeind auf den Spuren und nicht nur darauf erpicht, Adam und Gabrielle umzubringen, sondern sogar die Königin zu stürzen.

Den Lesern der vorhergehenden fünf der lose zusammenhängenden Reihe von Highlanderliebesromanen wird die männliche Hauptfigur bekannt vorkommen; zeigte sie sich doch bereits als aalglattes, arrogantes und eher weniger sympathisches Wesen in den vorhergehenden Romanen, bis Adam Black plötzlich in „Der dunkle Highlander“ seine menschliche Seite entdeckt , Daegus MacKeltar von den 13 dunklen Druiden errettet, von denen dieser besessen ist, und dessen Geschichte er somit zum Happy-End wendet.

Der Roman zeichnet sich aber nicht nur im Hinblick auf den Rückgriff auf diese bekannte Figur durch Einfallslosigkeit aus. Der in Gestalt eines starken Schmiedes aus den Highlands dargestellte Adam ist wie die Helden der vorhergehenden Romane natürlich unglaublich attraktiv und mit einem besonders großen Gemächt ausgestattet. Tatsächlich wird er im Vergleich mit den ebenfalls auftauchenden MacKeltar-Zwillingen aus den vorhergehenden zwei Romanen als |“Daegus und Drustan zusammengenommen, dazu etwas Feenstaub und zehnmal mehr Testosteron“| beschrieben. Dabei hat die geneigte Leserin bereits diese Männer für die Offenbahrung an Potenz und Erotik gehalten!

Gabrielle ist wie ihre Vorgängerinnen klein, aber hübsch, zudem klug – obwohl sie diese Intelligenz nie unter Beweis stellen muss, da sie vor allem als Objekt der sexuellen Verführung gezeigt wird – und wie Monings andere Heldinnen mit Mitte zwanzig noch Jungfrau. Moning nötigt sich in diesem Roman immerhin ein Erklärung dafür ab: Sobald sie ihren Freunden von ihrer Sehergabe erzählt hat, waren diese sofort auf und davon, bevor es jemals zu intimeren Momenten kommen konnte. Auf der Suche nach der ultimativen unsterblichen Liebe kam es vermutlich nie in Frage, mit einem Mann zu schlafen, ohne den gesamten Rattenschwanz von Heirat, Kinderkriegen und Offenbahrung der Gabe hinter sich herzuziehen. Doch das ist Monings Universum: Männer mit in Jahrtausenden tatkräftig praktizierten Beischlafes erworbenen sexuellen Kenntnissen verlieben sich unsterblich in ein unberührtes Mädchen, welches sich ein Biest zum Manne wünscht, das letztlich jedoch zum handzahmen Haustier mutiert. Dabei genügt es der Autorin in „Der unsterbliche Highlander“ nicht, beim „und sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage“ stehen zu bleiben. Das Ende des Romans wird so weit ausgewalzt, bis klar ist, dass der seine Unsterblichkeit als Fee aufgegeben habende Adam eine unsterbliche Seele erhalten hat, welche das Fortdauern der Liebe über den Tod hinaus garantiert.

Immerhin bewahrt sich Moning noch etwas Witz. So kann Adam Black dem Leser schon fast leid tun, wenn dieser zwei Drittel des Romans mit einer Dauererektion herumlaufen muss (|“Er war nicht mehr unsterblich, doch bis zu seiner Erektion hatte sich das noch nicht herumgesprochen“|). Und auch die Eifersuchtsreaktion von Gabrielle ist recht komisch geschildert, wenn sie den Bediensteten im MacKeltar-Schloss allen Ernstes erklärt, die Ausbuchtung in Adams Hose wäre der alleinige Verdienst von Bananen oder Würsten. Auf der andern Seite erinnert das schon wieder an die Szene mit Gwen und Drustan im Sportgeschäft, wo sie ihn in „Die Liebe des Highlanders“ der Schummelei mit Hilfe von Socken bezichtigt. Auf diese Art kommt dem Leser fast alles irgendwie bekannt vor.

Die Figuren aus vorhergehenden Romanen in der nunmehr sechsten Wiederholung desselben Schemas leisten durch ihre bekannten Vorgeschichten gleichzeitig der Problemlosigkeit und damit der Spannungslosigkeit Vorschub. Beispielsweise ist es kein Problem mehr, die Glaubhaftigkeit eines unsichtbaren Feenmannes gegenüber Menschen zu vertreten, wenn es um die bereits zeitgereisten MacKeltar-Druiden und deren Frauen geht. So zeigt sich neben der Einfallslosigkeit die geringe Imaginationsleistung der Autorin, der gleichzeitig jegliche Spannung zum Opfer fällt. Alles in allem ist „Der unsterbliche Highlander“ nicht mehr als eine schwül-erotische, leichte Urlaubsunterhaltung ohne Überraschungen. |Radioropa| hat diese nun als neun CDs und/oder eine MP3-CD umfassendes Hörbuch in einer stabilen sowie – wie auch bei den vorhergehenden Hörbüchern – wenig an typische Liebesromane erinnernden, zurückhaltend gestalteten Box herausgebracht. Doch fragt man sich, warum. Selbst für Liebhaber des Genres oder der Fantasy-Liebesromane von Karen M. Moning ist dieser Roman kein Muss mehr.

|Originaltitel: The Immortal Highlander
Aus dem Englischen von Ursula Walther
11 Stunden auf 9 CDs + 1 Bonus-MP3-CD|
ISBN-13: 978-3836802567
Buchausgabe bei Ullstein, 2005|
http://www.hoerbuchnetz.de
http://www.karenmoning.com

Francis, H. G. / Carey, M. V. – Die drei ??? und der Karpatenhund (Folge 3)

„Der Karpatenhund“ gehört zur ersten Tranche der Veröffentlichungen aus dem Hause EUROPA und datiert zurück auf den 12. Oktober 1979. Im Laufe der folgenden (fast) 30 Jahre summierten sich die Hörspiele der drei kultigen Junior-Detektive auf über 120 auf. Zwischendrin gab es in den Neunzigern mal einen etwas größeren Hänger und kürzlich neuerliche Lizenzstreitigkeiten, welche erst Anfang 2008 (hoffentlich) endgültig beigelegt wurden. Seither geht es mit den Vertonungen der Buchreihe weiter, was Fans – altgediente und neue – zum Aufatmen brachte.

_Zur Story_

Der freundliche, alte Mr. Prentice lädt die drei Junior-Detektive zu sich ein, da es in seinem Apartment scheinbar spukt. Nicht nur, dass sich jemand während seiner Abwesenheit augenscheinlich in seiner Wohnung aufgehalten hat; auch mysteriöse Lichtblitze in seinem Arbeitszimmer lassen ihn die Dienste der drei ??? in Anspruch nehmen. Noch während die drei Jungs bei ihm sind, wird Justus Zeuge einer dieser Lichterscheinungen, doch damit nicht genug – draußen scheint sich ebenfalls etwas zu tun: Aufgeschreckt durch ein knallendes Geräusch, begeben sich die vier auf den Balkon, wo sie mit ansehen, wie eine Gestalt aus einem Haus gegenüber flüchtet und in einer Kirche verschwindet.

Es stellt sich heraus, das dieses Haus einem Mr. Prentice wohl bekannten (und von ihm finanziell unterstützten) Künstler gehörte, der erst kürzlich verstarb, die Gestalt hat etwas von dort entwendet, was rechtmäßig ihm gehört: Die Glas-Skulptur des legendären Karpatenhundes, den Mr. Prentice in Auftrag gab. Er möchte diesen auf jeden Fall zurückhaben, nicht wegen des Geldes – er ist versichert , sondern es geht ihm um das unersetzliche Kunstwerk. Just, Peter und Bob nehmen den Fall an und untersuchen die möglichen Verdächtigen, vornehmlich natürlich die Hausbewohner.

Darunter sind einige schräge Charaktere, wie der abgespacte Esoterik-Freak Elmquist, der reiche Börsenmakler Murphy, die hartgesottene Mrs. Chalmers, die sogar mitten im Winter noch im hauseigenen Pool schwimmen geht, und nicht zuletzt die überaus neugierige und stets nervige Hausverwalterin Mrs. Boogle. Wer bricht beim freundlichen Mr. Prentice ein? Was haben die Lichtblitze zu bedeuten? Die Sache spitzt sich zu, als eine Reihe von Anschlägen auf die Bewohner verübt wird und der Dieb 10.000 Dollar Lösegeld von Mr. Prentice fordert, um den Karpatenhund wiederzuerlangen – sogar Just und Bob bekommen einen über den Schädel gezogen. Eine wahrhaft harte Nuss für unsere Helden.

_Eindrücke_

Grade in den ersten Folgen tauchen altgediente |EUROPA|-Recken verstärkt als Figuren auf. So sind der Gernot Endemann sowie Ernst von Klippstein, Gerlach Fiedler, Hans Hessling und Rolf Mamero in allerlei Hörspielen des Labels ebenfalls zu hören. Gernot Endemann hat beispielsweise zusammen mit Rolf Mamero bei „Commander Perkins“ mitgewirkt (als Major Hoffmann) und Ernst von Klippstein gab den arkonidischen Wissenschaftler Crest in der SF-Erwachsenen-Serie „Perry Rhodan“. Gerlach Fiedlers raue, markante Stimme war auch schon in der allerersten veröffentlichten Folge der drei ??? [(„Der Super-Papagei“) 5145 als Mr. Claudius aktiv.

Hans Hessling ist manchem Thirtysomething eventuell aus der Enid-Blyton-Serie „Rätsel um …“ noch gut in Erinnerung. Last but not least wirkt hier auch Heikedine Körting selbst als Sprecherin mit; ansonsten bescherte sie uns stets als Regisseurin und treibende Kraft im Hintergrund u. a. solche Knaller wie „TKKG“ und nicht zuletzt das knuffige Schlossgespenst „Hui-Buh“. Das Drehbuch stammt – wie bei allen alten Folgen – von H. G. Francis, der das Originalbuch von M. V. Carey aus dem Jahre 1977 in eine deutsche und hörbare Fassung gebracht hat.

Dieser Folge fehlt das ansonsten gepflegte Mystery-Ambiente ein wenig. Zwar wird die Geschichte des transsylvanischen Hundes recht spannend ausgebreitet, da er aber keinerlei augenscheinlichen geheimnisvollen Kräfte besitzt, verpufft das Gruselmoment recht schnell, und auch die seltsamen Lichtblitze sind nicht als bedrohlich einzustufen. Spannend und gut gesprochen ist diese Folge dennoch, beschränkt sich aber auf Detektivarbeit und Kombinationsgabe, angereichert mit allerlei Action-Sequenzen. So finden sich in der Handlung von Diebstahl über Giftanschlag bis hin zur Autobombe eine ganze Reihe handfester Straftaten, die Erpressung und die tätlichen Angriffe auf Justus und Bob nicht mitgerechnet.

Somit gehört diese Folge sicher zu den aktionsgeladeneren der Serie, die weniger auf dichte Story setzt. Die Soundeffekte und Musik passen wie üblich recht gut, aber gerade die Geräusche sind etwas schlaff abgemischt und können nicht ganz überzeugen. Auf die Lösung des Falles kann man allenfalls spekulieren, aus eigener Kraft und Logik ist dieses Problem nicht so einfach bzw. gar nicht zu knacken. Ein kleiner logischer Fehler hat sich überdies auch eingeschlichen: Direkt am Anfang schließt Just ein Eindringen des potenziellen Diebes über den Balkon aus, da das Apartment dafür zu hoch im Gebäude liege. Später aber verfolgen Peter und Bob einen Verdächtigen, indem sie von Mr. Prentices Balkon aus über die Freitreppe/Feuerleiter hinter ihm her wetzen – ergo gab es doch eine Möglichkeit, von außen an die Wohnung/Balkon zu kommen.

_Fazit_

Solide gemachte Folge, die aber nicht das sonst vorherrschende Mystery-Feeling aufweist; zudem ist ein bisschen viel auf einmal an Action auf zu kurze Zeit gepackt worden. Die Jagd nach dem Karpatenhund und seinem Dieb gleicht eher einer wilden Hatz, bei der man den Grips nicht zu sehr anzustrengen braucht. Seitens des Hörspiels werden die Hinweise nicht ausführlich genug dargebracht, um sich als Hörer selbst einen Reim darauf machen zu können, wenngleich die Figuren wirklich interessant und ziemlich schräg sind. So wartet man sehnsüchtig darauf, dass Justus endlich die Sache am Ende aufklärt. Die Lösung ist pfiffig, geht aber in der Action zu sehr unter. Anhörenswert ist die Folge drei allemal, gehört aber zu den schwächeren Vertretern.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei ??? und der Karpatenhund“ – Folge 3
Buch-Autor: M.V. Carey / Drehbuch: H.G. Francis
Ersterscheinung: Oktober 1979
EUROPA (BMG Ariola Miller)
Lauflänge: ca. 44 Minuten
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: Conrad, Morgenstern, Zeiberts
Cover-Design: Aiga Rasch

Die Figuren und ihre Sprecher:

Erzähler (alias Alfred Hitchcock): Peter Pasetti
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Mr. Prentice: Ernst von Klippstein
Mr. Niedland: Gerlach Fiedler
Pfarrer: Hans Hessling
Mrs. Boogle: Katharina Brauren
Sonny Elmquist: Philip Kunzmann (Gernot Endemann)*
Mr. Murphy: Karl-Ulrich Meves
Miss Chalmers: Pamela Punti (Heikedine Körting)*
Mr. Hassel: Rolf Hundertwasser
Polizist: Rolf Mamero

*) Pseudonyme, Klarnamen in (Klammern)

http://www.natuerlichvoneuropa.de/area__ddf/index.php?sid=1

Plischke, Thomas / Christiansen, Ole / Nigiani, Patricia / Portland, A. D. – Sacred 2: Fallen Angel – Der Schattenkrieger. Folge 1: Die Auferstehung (DVD-Edition)

Mit „Sacred 2“ hat der Nachfolger eines erfolgreichen Computerrollenspiels seinen Weg auf die heimischen PCs und Konsolen gefunden. Begleitend erscheint dazu eine fünfteilige Hörspielreihe von |weirdoz*| (die bereits die Trilogie zu „Legend – Hand of God“ vertonten), die sich der Vorgeschichte des Schattenkriegers annimmt – lose angelehnt an die gleichnamige Romanreihe.

_Inhalt_

In einem Stollen stoßen Bergleute auf eine Wand mit eigenartigen, unbekannten Schriftzeichen. Der Vorarbeiter Van Waals vermutet nicht zu Unrecht einen großen Fund, steckt sich ein herausgebrochenes Stück ein und verkauft es an einen Wandervikar. Waals macht gutes Geld, doch nichts ahnend löst er damit ein Machtspiel aus, das ganz Ancaria erschüttert.

Denn wie es der Zufall will, überbringt der Wandervikar das Bruchstück dem Großinquisitor der Elfen (Michael Pan). Der will auch den Rest der unterirdischen Schriftwand entziffern und um jeden Preis verhindern, dass ihm jemand zuvorkommt. Etwas Gewaltiges scheinen diese Schriftzeichen zu überliefern – wohl dem, der als Erster das Rätsel löst.

Um sich einen Vorsprung vor etwaigen Konkurrenten zu verschaffen, die auch hinter den Zeichen her seien könnten, braucht der Elfenführer einen mächtigen Krieger. Bloß niemanden aus seinem Gefolge, denn jeder könnte ein Verräter sein. Stattdessen beginnt der Großinquisitor ein unheiliges Ritual und erweckt mit Garlan (Thomas Fritsch) einen vor vielen Epochen gefallenen Menschen zu neuem, unheiligem Leben. Er macht den Mann, der damals gegen die Unterdrückung durch die Elfen gekämpft und dabei sein Leben gelassen hat, zu seiner Marionette, einem Schattenkrieger.

Garlans Zorn auf den verhassten Elfen ist groß, doch der Großinquisitor hat sich gut vorbereitet. Indem er die Beschwörungsformel für das Ritual vernichtete, hat nur noch er den Zauber im Kopf, der Garlan wieder aus seinem Dienst entlassen kann. Und dies will er nur tun, wenn der Schattenkrieger die ihm aufgetragene Aufgabe ausführt. Die klingt im Grunde einfach: Er soll in die Siedlung Grünerd reisen, in den dortigen Stollen eindringen und die Schriftzeichen an der Wand abzeichnen, um sie schließlich dem Großinqusitor zu überbringen. Widerwillig nimmt Garlan an, nicht ahnend, dass seine Reise den Beginn eines großen Abenteuers markiert.

Mit Leandra (Anabelle Kriege), einer Halbelfe mit diebischem Geschick, findet er in Thylysium, der Stadt der Elfen, eine Gefährtin, die ihn auf seiner Reise begleiten will. Ihre Fähigkeiten erweisen sich schon früh als nützlich, denn bereits in der Stadt sind ihnen Männer auf den Fersen. Das Geheimnis um die Schriftzeichen hat sich bereits herumgesprochen. Leandra kennt jedoch so manches Versteck und kann Garlan in das Hafenviertel lotsen, in dem sie in Hogs Taverne Unterschlupf finden. Doch wenig später durchkämmen ihre Verfolger bereits die Gaststube. Viel Zeit zum Verweilen bleibt also nicht, und so müssen die ungleichen Gefährten so schnell wie möglich aus Thylysium verschwinden. Das geht am besten per Schiff, und glücklicherweise gelingt es ihnen, auf der |Merkator| anzuheuern. Die Seereise in die südlichen Gefilde des Landes beginnt, doch eine Schifffahrt ist nicht nur lustig, sondern birgt so manche Gefahr – vor allem die der berüchtigten Piraten.

_Bewertung_

Wer das Rollenspiel „Sacred 2“ schon kennt, ist klar im Vorteil. Dank eines ausführlichen Booklets kommen jedoch auch alle anderen Hörer auf ihre Kosten, die einfach nur auditiv unterhalten werden wollen. Wie es sich für ein Hörspiel zu einer Computerspielvorlage gehört, liegt der Schwerpunkt des „Schattenkriegers“ auf rasanter Action. Die Handlung kann vernachlässigt werden und bietet nicht mehr als die übliche 08/15-Fantasystory, in der ein Krieger auszieht, eine Heldengruppe um sich scharrt und Abenteuer erlebt. Das fällt aber kaum negativ ins Gewicht, da |weirdoz*| bei der Umsetzung alles richtig macht. „Der Schattenkrieger“ will keine tiefgründige Geschichte erzählen, sondern einfach nur Spaß bereiten, und das gelingt ihm eindrucksvoll.

Die Sprecher sind mit bedacht ausgewählt worden und bekannt aus Film- und Fernsehen. Hervor sticht vor allem der Schattenkrieger selbst, den Thomas Fritsch als Synchronsprecher von Jeremy Irons und Russel Crowe in sympathisch mürrischer Art darzustellen weiß. Doch auch die vielen Nebenfiguren, von denen es wahrhaftig viele gibt – fast zu viele, wenn man nicht das begleitende Booklet zur Hand nimmt, das alle Figuren und ihre Sprecher übersichtlich auflistet – machen einen guten Job. In kurzen Gastauftritten glänzen auch Peter Spilles von |Project Pitchfork| und die Krefelder Fantasymetaller von |Blind Guardian|, die sich als bösartige Piraten mal so richtig austoben dürfen. Der Titelsong zu „Sacred 2“ stammt im Übrigen auch von ihnen und wird im Intro des Hörspiels kurz angespielt.

Erhältlich ist „Der Schattenkrieger“ in zwei Versionen: zum einen klassisch auf CD mit einer Spieldauer von 80 Minuten, zum anderen in derselben Länge auf DVD. Diese enthält darüber hinaus begleitend den kompletten Text, der über den Fernseher/Monitor mitgelesen werden kann, sowie als Extras noch einige Making-ofs, Trailer und Slideshows. Der größte Unterschied besteht allerdings in der Tonspur, denn auf DVD kommt „Der Schattenkrieger“ zusätzlich als 5.1-Version daher. Wer über eine Dolby-Digital-Anlage verfügt, bekommt also noch ein wenig mehr geboten als die für Hörspiele übliche Stereoqualität.

Ob sich die DVD-Fassung lohnt, muss jeder selbst entscheiden. Durch den Schwerpunkt, der bei Hörspielen nun einmal auf den Dialogen liegt, kommt das Hörspiel weitgehend frontlastig daher. Die hinteren Boxen und der Subwoofer werden nur dann beansprucht, wenn die stimmungsvolle Musik ertönt und Geräusche die Szenen untermalen. Im Stadttreiben und bei der finalen Seeschlacht geht es dann aber richtig zur Sache: Pfeile sirren vorbei, ein Stimmenwirrwarr ist von allen Seiten zu hören und Schreie und Explosionen kommen mal von links vorne, dann von rechts hinten. Die Abmischung ist klar und die Effekte sind bombastisch und müssen sich nicht hinter Kinoproduktionen verstecken.

_Fazit_

Wer „Sacred 2“ kennt und gespielt hat, bekommt mit dem Hörspiel die Vorgeschichte in hoher auditiver Qualität geboten – sowohl in Stereo als auch in Dolby Digital 5.1. Der Actionanteil fällt vergleichbar hoch aus, von der Handlung hingegen sollte man nicht zu viel erwarten. Insgesamt ein stimmiges Produkt, das Lust auf die anstehenden Fortsetzungen macht.

http://www.weirdoz.de
http://www.sacred2.com

Meyer, Kai / Hagitte, Christian / Bertling, Simon – Alchimistin, Die. Teil 2: Das Erbe des Gilgamesch (Hörspiel)

Folge 1: [„Der Stein der Weisen“ 5052

_Story_

Immer noch erschüttert über den Mord an seinem Stiefvater Nestor, begibt sich Christopher auf die Suche nach Spuren zum Stein des Weisen. Er vertuscht dabei den Tod seines Ziehvaters, um sich noch intensiver den Forschungen zu widmen, und stößt dabei auf Informationen zur Gilgamesch-Pflanze. Nachdem er Nestor der Erde zurückgegeben hat, entdeckt er am gleichen Ort nur Tage später tatsächlich einzelne Exemplare des Lebenskrauts.

Allerdings muss Christopher seine Untersuchungen unterbrechen, als er einige merkwürdige Beobachtungen in der Familiengruft der Institoris macht. Ausgerechnet seine vermeintliche Retterin Charlotte lässt sich dort von ihrem Liebhaber verführen. Endlich scheint Chris nun ein Druckmittel in der Hand zu haben, um den Störenfried Daniel zu beseitigen und auch Friedrich von Vehse angreifen zu können. Der jedoch leistet erbitterten Widerstand und muss mit seinem Leben bezahlen.

Unterdessen gestaltet sich Auras Zeit im Internat von Tag zu Tag schwieriger; sie wird von Alpträumen und schrecklichen Visionen geplagt und nutzt die erste Gelegenheit, die Anstalt zu verlassen. Doch ihre Flucht endet in einem blutigen Fiasko und bringt die junge Institoris wieder zurück ins Internat, wo sie nun heftige Prügel beziehen muss. Ausgerechnet Gillian, der Mörder ihres Vaters, befreit sie, um Aura für seine Mission zu gewinnen. Gillian plant, seinen einstigen Auftraggeber Lysander ein für allemal auszuschalten und berichtet Aura von den Verbindungen zum Institoris-Clan. Als ihr dabei klar wird, dass ihre junge Schwester Sylvette in höchster Gefahr schwebt, drohen die Ereignisse sich zu überschlagen …

_Persönlicher Eindruck_

Mit „Das Erbe des Gilgamesh“ geht Kai Meyers neue Hörspielserie in die zweite Runde und bewährt sich hier erneut als ein absolutes Manifest in Sachen lebhafter Hörspiel-Inszenierung. Die Geschichte wird unheimlich flott vorangetrieben, die Darbietung erfreut sich einer äußerst pompösen, effektreichen Aufbereitung, und auch der Storykomplex gewinnt auf inhaltlicher Basis unheimlich viele neue Elemente, welche die Faszination für die Serie noch stärker wecken; nicht zuletzt, weil man am Ende des zweiten Abschnitts bereits eine sehr konkrete, gut überschaubare Übersicht über die Verbindungen zwischen Charakteren und Ereignissen hat. Dies scheint nämlich gerade für eine so komplex arrangierte Erzählung wie „Die Alchimistin“ relativ außergewöhnlich.

Der wohl wichtigste Aspekt der Handlung ist derweil, dass die einzelnen Figuren in „Das Erbe des Gilgamesch“ bereits ein sehr klares Profil erhalten und sehr viel Zeit damit verbracht wird, dieses noch deutlicher zu auszuarbeiten. Die Szenerie wird zwar vergleichsweise häufig gewechselt, doch stets bekommen die einzelnen Stränge bzw. ihre inbegriffenen Figuren genügend Spielraum, um ihre Motive detailliert darzulegen und ihre Emotionen zu verdeutlichen. Begünstigt wird dies durch einen häufigen Tausch der Erzählperspektive, durch den die Akteure nicht mehr so unnahbar erscheinen wie noch in der vorangegangenen Episode. Eine positive Entwicklung, die auch künftig wieder gerne gesehen wäre!

Die Story selber durchläuft zu diesem frühen Zeitpunkt bereits zahlreiche Höhepunkte und glänzt mit einer sehr stark hervorstechenden Akzentuierung ihrer Dramaturgie. Sowohl die Vorfälle auf dem Anwesen der Institoris als auch die folgenschwere Tragik der Geschehnisse in den Alpenländern werden souverän eingeleitet, schön ausgeschmückt und trotzdem noch ständig mit neuen Überraschungsmomenten bestückt, die den Plot richtig lebendig und auch die Spannung kontinuierlich am Siedepunkt halten. Die Krönung dessen ist schließlich das grandiose Finale, welches bereits jetzt das Schicksal der Story sowie der ganzen Serie völlig auf den Kopf stellt, alle Charaktere zum ersten Mal zusammenbringt, mitsamt der bitteren Tragödie um Aura Institoris und ihrer Familie aber auch verdeutlicht, welch düstere Pfade Meyer in dieser Geschichte ein weiteres Mal verfolgt. Scheu vor rascher Progression und radikalen Einschnitten zeigt der Autor jedenfalls auch in dieser zweiten Folge des Hörspiels nicht.

Dank der wunderbaren musikalischen Untermalung und des geschickten Einsatzes verschiedener Sounds und Wechsel ist auch ein perfektes Rahmenprogramm gewährleistet. Angesichts der beeindruckenden Eckpunkte der Story ist dies aber lediglich Formsache; die Ernte hat „Das Erbe des Gilgamesh“ inhaltlich nämlich schon längst eingefahren …

|75 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3547-3|
http://www.kai-meyer.com
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name

|Kai Meyer auf Buchwurm.info:|

[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)

Die drei ??? und der Phantomsee (Folge 2)

Auf Nummer eins folgt Nummer zwei. So ist es natürlich auch bei der Kulthörspielserie der drei Fragezeichen, wobei damals keiner wusste, ob die Serie in Deutschland überhaupt Anklang finden würde, als man die ersten drei Hörspiele bei den EUROPA-Studios (heute einverleibt in BMG Ariola Miller) im Oktober 1979 auf die jugendliche Welt losließ.

Seither hat die Serie einige Wendungen genommen; so musste die damalige Musik in den heute erhältlichen Neuabmischungen komplett wegen Lizenzstreitigkeiten geändert werden, der Drehbuchautor H. G. Francis wird schon seit Folge 60 von André Minninger ersetzt, und wie es in 24 Jahren Laufzeit nun mal so ist, haben einige Stammsprecher in der Zwischenzeit auch den Weg alles Irdischen genommen.

Die drei ??? und der Phantomsee (Folge 2) weiterlesen

Merlau, Günter – Goldene Morgenröte (Die Schwarze Sonne VII/7)

Folge 1: [„Das Schloss der Schlange“ 2317
Folge 2: [„Böses Erwachen“ 4022
Folge 3: [„Weißes Gold“ 4023
Folge 4: [„Vril“ 4308
Folge 5: [„Akasha“ 4915
Folge 6: [„Whitechapel“ 5202

_Story_

Während Nathaniel de Salis und Adam Salton in London immer noch den grausamen Whitechapel-Morden nachstellen, ist der berüchtigte Jack immer tiefer in die mythische Materie des Kults eingedrungen und nimmt nun auch den jungen Aleister Crowley unter seinen Einfluss. Gleichermaßen beschäftigt sich de Salis mit dem Verschwinden seines einstigen Wegbegleiters Jules Verne, der wiederum vermutet, dass Nathaniel noch in Indien verweilt, nicht wissend, dass es zu einem baldigen Aufeinandertreffen der beiden Freunde kommen soll, dies allerdings in direkter Nähe des Ordens |Hermetic Order of the Golden Dawn|.

Jahre später geraten die Nationalsozialisten in arge Bedrängnis: Die Polarexpedition wird zum mittelschweren Desaster, dessen Ausmaß sich kaum ermessen lässt. Mitten im Meer macht das Forschungsteam eine unglaubliche Entdeckung, die scheinbar in unmittelbarem Zusammenhang mit den Beobachtungen von Verne und des Salis Jahrzehnte zuvor steht. Doch niemand kann wirklich einschätzen, wie groß die gesichtete Bedrohung ist …

_Persönlicher Eindruck_

Schließt sich der Kreis wirklich? Nachdem in der letzten Episode „Whitechapel“ einige fast schon vergessene Fäden wieder aufgenommen wurden, durfte man für den aktuellen Plot, „Goldene Morgenröte“, bester Hoffnung sein, dass sich die Puzzlestücke nun langsam aber sicher zusammenfinden würden. Diesen Gefallen tut Autor Günter Merlau seinem Publikum aber auch in diesem Fall nicht, sondern er erweitert seine Story erneut auf weitere Ebenen, die zwar in unmittelbarem Zusammenhang mit den bisherigen Ereignissen stehen, die Handlung aber – fast schon gewohntermaßen – noch eine Spur komplexer machen.

Bereits in der verstörenden Anfangssequenz ist wieder reichlich Verwirrung an der Tagesordnung. Der krankhaft besessene Jack instruiert seinen Schüler Aleister, sich mit den Mächten des Ordens vertraut zu machen, was zwangsläufig dazu führt, dass die inhaltlich so breit gefächerte Story prompt einen neuen Strang aufnehmen muss. Mit Crowley wird zudem eine neue bekannte Figur etabliert, die sicherlich in Zukunft noch eine Rolle spielen wird, hier aber (natürlich) noch nicht näher definiert wird. Geheimnisse und Überraschungen zählen ja schließlich zu den Stärken von „Die schwarze Sonne“ und werden in einem gewissen Mindestmaß an dieser Stelle natürlich weiter gepflegt.

Dennoch nehmen die Mythen auch in der siebten Episode ein Stück weit überhand. Die Verstrickungen werden immer undurchschaubarer, und da man vom zuletzt verwendeten Schema der aneinander gereihten Stränge wieder abgerückt ist, begibt sich die Story wieder in das gewohnte Chaos – und auf ein Anspruchslevel, das auch bei „Goldene Morgenröte“ einen zweiten Durchlauf fast schon unabdinglich macht, um die kompliziert verflochtenen Elemente adäquat zu erfassen. Somit bekommt man also zunächst nicht viel Neues geboten, wenn man es mal rein strukturell resümiert.

Anders als sonst – und dies war schon in „Whitechapel“ ansatzweise der Fall – ist die etwas kompaktere Form der Inszenierung. Merlau und seine Crew arbeiten ein ganzes Stück abgehackter und komprimierter, was sich einerseits in der auffälligen Kürzung der Spielzeit manifestiert, andererseits aber auch sehr leicht aus den etwas gedrungenen und sprunghaften Handlungsmustern im Plot ablesen lässt. Die Szenen wechseln noch rascher als gewohnt, und da man sowohl zwischen den Zeiten als auch wieder zwischen den Schauplätzen springen muss, entsteht ein wenig Unordnung, die in diesem Fall das bisherige Limit überschreitet – bis es schließlich im mittleren Drittel richtig unruhig und hektisch wird.

Gott sei Dank bekommt man dieses Problem jedoch schnell wieder in den Griff und kann in der wichtigen Schlusssequenz endlich wieder die Entwicklung der Story ins Auge fassen, die in „Goldene Morgenröte“ im Übrigen wieder größere Schritte vollzieht als noch zuletzt. Es wird brisanter und temporeicher, inhaltlich aber eben auch noch einmal eine Spur schwieriger.

Starke Nervenstärke und Geduld sind daher gefragt, um den massiven Umfang der Serie in der Gesamtheit zu erfassen und auch die entscheidenden Eingriffe in die Geschichte in der neuen Episode entsprechend einzuordnen. Aber auch hier greift „Die schwarze Sonne“ dankenswerterweise auf alte Werte zurück: Wer sich nämlich intensiv in die „Goldene Morgenröte“ hineindenkt, wird trotz aller Hektik und Sprunghaftigkeit mit der lohnenswerten Fortsetzung und üppigen Inszenierung einer der wohl besten Hörspielserien dieser Tage belohnt. Und dafür lohnt sich das Durchhalten schließlich allemal!

|56 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 9783939600176|
http://www.die-schwarze-sonne.de
http://www.merlausch.de

Merlau, Günter – Whitechapel (Die Schwarze Sonne VI)

Folge 1: [„Das Schloss der Schlange“ 2317
Folge 2: [„Böses Erwachen“ 4022
Folge 3: [„Weißes Gold“ 4023
Folge 4: [„Vril“ 4308
Folge 5: [„Akasha“ 4915
Folge 7: [„Goldene Morgenröte“ 5102

_Story_

1838: Die Nationalsozialisten navigieren den amerikanischen Nordpolexperten Richard Evelyn Byrd auf ihre Seite, um ihn in eine weitere Expedition mit der |Schwabenland| einzubinden. Allerdings verfolgen die Deutschen insgeheim gänzlich andere Ziele und spotten bereits über Byrds Qualifikationen. Insbesondere der hinterhältige Weissthor plant in Indien bereits den nächsten großen Schlag, der unter Ausschluss der auf den Nordpol fixierten Öffentlichkeit in aller Ruhe ausgebrütet werden soll.

Unterdessen bekommt Arthur Salton im Jahre 1848 in seiner neuen, unfreiwillig gewählten Heimat enorme Schwierigkeiten. Der Rat des Dorfes lädt ihn zu einer Versammlung, in der über die mysteriösen Unfälle im Moor von Derbyshire beratschlagt werden soll. Mit ungutem Gefühl folgt Arthur der Einladung und soll auch Recht behalten. Das Rad soll erneut gedreht werden, was für Arthur so viel bedeutet, dass seine glückliche Zeit in der Vergangenheit sich dem Ende zuneigt.

Jules Verne fehlt derweil immer noch jegliche Spur von Nathaniel; dieser wiederum reist nach seinem Indien-Trip nach London, wo er die Jagd auf einen Prostituiertenmörder beginnt. Gemeinsam mit dem Yard und einem gewissen Arthur Doyle startet die Suche nach dem Mann, der sich Jack the Ripper nennt und die gesamte Öffentlichkeit in Unruhe stürzt. Als sich schließlich einige Informationen über einen Geheimbund alter Tage in die Ermittlungen einschleichen, nimmt der Fall eine erschreckende Wendung …

_Persönlicher Eindruck_

Mit der sechsten Folge der inhaltsschwangeren Mystery-Serie „Die schwarze Sonne“ scheint sich der Kreis der teils verwirrenden, insgesamt jedenfalls sehr weit reichenden Story langsam zu schließen. Erstmals werden direkte Antworten auf die Ereignisse in der ersten Episode angerissen, und auch wenn sich der Kreis der Akteure im Laufe der letzten Geschichten merklich vergrößert hat, scheinen einige Verbindungen und Stränge kontinuierlich mehr Sinn zu ergeben und der Lösung des großen Puzzlerätsels ein ganzes Stück näherzukommen.

Nichtsdestotrotz bleibt der Plot auch in „Whitechapel“ ein harter Brocken mit zahlreichen Verstrickungen, schwerwiegenden Wendungen und undurchsichtigen Mysterien, die nach wie vor nach konkreteren Zusammenhängen schreien. Entgegen der bisherigen Vorgehensweise hat das Team des |Lausch|-Verlags nun aber eine geordnete Struktur gewählt, die den Zugang zu den neusten Entwicklungen merklich erleichtert. Die drei Hauptstränge sind nicht mehr willkürlich vermischt, sondern werden in dieser Episode Schritt für Schritt abgearbeitet, wobei zwischen ihren Protagonisten und Persönlichkeiten immer noch eine kaum zu durchdringende Distanz vorhanden ist, die nach einer logischen Aufklärung verlangt. Aber wieder einmal wird der Hörer diesbezüglich auf die nächsten Kapitel von „Die schwarze Sonne“ verwiesen, die des Rätsels Lösung erneut einen Schritt näher kommen sollten.

Trotz der klareren Linie in dieser Folge scheuen die Autoren aber nicht davor zurück, die Story mit zusätzlichem Stoff zu versorgen. Der Nazi-Plot wird zwar einerseits wieder in den Fokus gerückt und als wichtiges Element in Erinnerung gerufen, doch fast noch eine Spur wichtiger scheint hier die Mordserie im London des 19. Jahrhunderts, deren Spuren zu einem berüchtigten Geheimbund führen. Dies ist schließlich auch der Abschnitt, der weiteren Zündstoff in die Geschichte einbringt und die Komplexität der bisherigen Episoden noch einmal nachhaltig bestätigt. Mittlerweile muss man ja schon fast enttäuscht sein, wenn nicht wieder namhafte Persönlichkeiten (in diesem Falle Doyle) bzw. frische Figuren in die Handlung eingreifen …

Andererseits versinkt die Geschichte in „Whitechapel“ so manches Mal zu stark in ihren erprobten Klischees. Die gesamte Geschichte des 19. Jahrhunderts, besonders was ihre Literatur betrifft, wird hier noch einmal auf phantastische Weise aufgerollt, mit anderen zeithistorischen Ereignissen gemischt und durch den fiktiven Fleischwolf gedreht. Bis dato war diese Masche ständig von Erfolg gekrönt, hier scheint sie jedoch ein wenig aufgesetzt und bemüht, da sie etwas routiniert dargebracht wird. Außerdem sind die Ideen auch nicht mehr ganz so revolutionär, geschweige denn mit einem derartigen Überraschungseffekt versehen, wie dies noch in den Folgen Nr. 3 & 4 der Fall war. Man weiß inzwischen, woran man ist und was man erwarten darf – und diesbezüglich besitzt die sechste Veröffentlichung im Bunde nicht ganz die Dynamik früherer Folgen.

Fans dürfen aber getrost durchatmen, denn von ihrem ganz besonderen Reiz büßt die Serie auch mit den teils stagnierenden Entwicklungen in „Whitechapel“ nicht ein. Womöglich ist es ja auch mal notwendig, die rasanten Verwirrspielchen ein wenig auszubremsen, um wieder ein bisschen Bodenhaftung zu bekommen. Hierüber wird die siebte Episode Auskunft geben, möglicherweise ja auch mit noch detaillierter Aufklärungsarbeit. Bis dahin bleibt mit „Whitechapel“ ein solides Kapitel, das man aber trotzdem erleben sollte und muss, damit der Faden nicht verlorengeht – und natürlich weil der Unterhaltungswert dank der ambitionierten Sprecher und der immer noch raschen Progression keinesfalls zu leugnen ist.

|ISBN-10: 3-939600-18-0
ISBN-13: 978-3-939600-18-3|
http://www.die-schwarze-sonne.de
http://www.merlausch.de

Meyer, Kai / Hagitte, Christian / Bertling, Simon – Alchimistin, Die. Teil 1: Der Stein der Weisen (Hörspiel)

_Story:_

Der Waisenjunge Christopher hofft, auf dem Anwesen der Familie Institoris ein neues, glücklicheres Leben führen zu können. Hausherrin Charlotte hat sich seiner angenommen und präsentiert den erst 17-jährigen Knaben bei ihrer Rückkehr auf die Insel an der Ostseeküste ihrer Familie. Dort jedoch wird Christopher misstrauisch aufgenommen und scheint nicht wirklich erwünscht. Besonders Aura, Charlottes leibliche Tochter, ist über die Aufnahme des Jungen überhaupt nicht erfreut und straft ihn mit Missachtung.

Allerdings hat das Mädchen gerade mit seinem eigenen Schicksal zu kämpfen; sie soll in den kommenden 38 Monaten ein Internat besuchen und von ihrer Familie und ganz besonders Daniel getrennt werden. Christopher versucht dennoch, sich in die trügerische Harmonie des Institoris zu integrieren und seine Wünsche endlich wahr zu machen, stößt aber auf immer heftigeren Widerstand.

Die Situation spitzt sich zu, als Nestor Nepomuk Institoris sich in den Gemächern des Schlosses sehen lässt und die Aufmerksamkeit des zugezogenen Waisen erregt. Der Schlossherr erwähnt in einem heimlichen Gespräch mit dem Weltenbummler Friedrich von Vehse, dass er dringend neues Drachenblut benötigt, und obschon die Worte nicht für ihn bestimmt waren, wird Christophers Interesse geweckt. Als er bei seiner Spionage im Dachgeschoss des Anwesens auf frischer Tat ertappt wird, nutzt Nepomuk das Interesse seines neuen Stiefsohns, um ihn in die Künste der Alchemie einzuweihen – ganz zum Unmut von Aura, die ebenfalls vom Stein der Weisen, den ihr Vater beschwören möchte, weiß und nun befürchtet, Christopher könne ihr in die Quere kommen.

Unterdessen plant Institoris‘ alter Feind Lysander ein Attentat auf den ambitionierten Alchemisten. Hierzu entsendet er seine rechte Hand Gillian, einen Wiener Auftragsmörder, der Nestor Nepomuk Institoris meucheln und auch seine Tochter auslöschen soll, um das vermeintliche Teufelswerk der Familie ein für allemal zu unterbinden. Nur wenige Tage später erreicht Gillian die verlassene Insel der Institoris‘, um die finsteren Absichten seines Meisters in die Tat umzusetzen …

_Persönlicher Eindruck_

Dass ein bedeutender Teil der bisher veröffentlichten Kai-Meyer-Romane definitiv für den Hörspielsektor prädestiniert scheint, sollte aufmerksamen Lesern und Liebhabern des außergewöhnlichen Kult-Autors spätestens nach der Veröffentlichung der grandiosen Adaption zu [„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 bewusst sein. Daran anknüpfend, wird nun eine komplette Serie auf Basis zweier Meyer-Romane auf den Markt gebracht, die sich mit einer seiner wohl fantastischsten Romanfiguren überhaupt auseinandersetzt: Aura Institoris. Sie ist die Hauptdarstellerin der insgesamt achtteiligen Serie „Die Alchimistin“, deren üppige Aufmachung bereits läuten lässt, dass sich hier möglicherweise das definitive Hörspiel-Highlight des Jahres 2008 ankündigt. Und was diesen Anspruch betrifft, soll die erste Episode, „Der Stein der Weisen“, definitiv nicht enttäuschen!

Allerdings ist der Komplex, der hier in beachtlichen 77 Minuten angerissen wird, definitiv nichts für sanfte Gemüter. Die Story bietet von Anfang an einen enormen Tiefgang, zeigt sich äußerst weitreichend und führt bereits eine ganze Reihe entscheidender, tragender Charaktere ein, die den Zugang zur ersten Inszenierung zu einer ziemlich kniffligen Aufgabe machen. Gerade die häufigen Szenenwechsel in den Anfangssequenzen, in denen sich das Tempo der Handlung bereits mehrfach überschlägt, sind hier ein Hindernis, das es zu bewältigen gilt, um langsam in den Plot hineinzukommen.

Je weiter man dann jedoch in die Geschichte eindringt, desto faszinierender gestaltet sich all das, was in „Der Stein der Weisen“ eigentlich nur grob angerissen und kontinuierlich erweitert wird. Einzelne Mythen werden bereits angeschnitten, zwiespältige Personen gibt es ebenfalls en masse, und da die Rolle eines Sympathieträgers auch noch nicht gradlinig in ein vorhandenes Charakterprofil hineinpassen will, ist alleine schon auf dieser Basis ein Höchstmaß an Spannung geboten, weil man einfach keine der vielen Figuren adäquat einschätzen kann.

Derjenige, dem dieser Status noch am ehesten zukommt, ist zweifellos Christopher, aus dessen Augen auch das Gros der Story erzählt wird. Er berichtet von seiner Ankunft, den Antipathien und den Geheimnissen im Schloss der Familie Institoris, vor allem aber von seiner Faszination für die hübsche, allerdings stets missgestimmte Aura, hinter der sich scheinbar eine Menge mehr verbirgt, als zu diesem Zeitpunkt schon gesagt werden kann. Diese eigenartige Beziehung avanciert in diesem ersten Kapitel zu einem der wichtigen Knackpunkte, mit dem die Story wächst und die Spannung erste Höhepunkte erreicht.

Gleichzeitig wird aber auch das Erzähltempo immer deutlicher angezogen, so dass nach Beendigung der ersten Abschnitte wirklich Zeit zum Luftholen angebracht ist, die dann aber mit Auras Reise ins Internat auch gewährt wird. Nichtsdestotrotz werden ständig neue, brisante Wendungen in die Geschichte eingeflochten, um bereits zu diesem frühen Zeitpunkt einen permanent hohen Spannungslevel zu erzeugen.

Untermalt vom berauschenden, düsteren Soundtrack, ergibt sich somit ein Ambiente, das in dieser Sparte absolut beispielhaft ist und gemeinsam mit den Titeln des |Gruselkabinetts| wohl zu den besten Inszenierungen zu zählen ist, die derzeit auf dem düsteren Hörspielmarkt zu haben sind. Und da wir es hier erst mit dem Auftakt zu Serie zu tun haben, lässt sich bereits jetzt prognostizieren, dass „Die Alchimistin“ auch dank der bombastischen Aufarbeitung eine echte Hausnummer in ihrer Sparte werden wird.

|77 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3546-6|
http://www.kai-meyer.com
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name

|Kai Meyer auf Buchwurm.info:|

[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)

Wilson, F. Paul – Handyman Jack – Der letzte Ausweg (Folge 2)

_Das Hörbuch_ [„Schmutzige Tricks“ 4939 stellte den Actionliebhaber Handyman Jack vor, den Mann, der nie existierte. Jack lebt außerhalb der Gesellschaft. Er besitzt etliche Pässe, aber keinen echten Nachnamen. Er hat keine Sozialversicherungsnummer und keine Rentenansprüche. Er zahlt keine Steuern, es gibt von ihm keine Fingerabdrücke und er hat offensichtlich keinen ordentlichen Beruf gelernt. Jack ist nämlich ein Mann für alle Gelegenheiten: Ihn ruft man an, wenn man erpresst wird, wenn die geliebte Ehefrau entführt wurde, wenn man Schutzgeld bezahlen soll oder wenn verlorene Dinge wieder aufzufinden sind. Kurzum, wenn Probleme nur noch mit Gewalt und Schießpulver zu lösen sind, dann ist Handyman Jack genau der richtige Mann für den Job!

|LPL records| bringt mit „Der letzte Ausweg“ nun eine weitere Sammlung mit Abenteuern um Handyman Jack zu Gehör. Wiederum finden sich auf den drei CDs (mit ansprechenden dreieinhalb Stunden Laufzeit) drei Geschichten, in denen Jack seine vielen Talente unter Beweis stellen darf.

_Los geht es diesmal_ mit der Kurzgeschichte „Der lange Weg nach Haus“ (engl. „The long way home“, 1992), in der Jack – mal wieder ganz zufällig – in einen Überfall verwickelt wird. Er will einfach nur sein Sixpack Bier nach Hause tragen und sich einen gemütlichen Abend machen, als er aus Costins kleinem 24/7-Laden einen Schuss hört. Da vor dem Laden bereits ein Streifenwagen parkt, ist Jack versucht, einfach weiterzugehen, denn Begegnungen mit den Bullen sind auf jeden Fall zu vermeiden, wenn man offiziell gar nicht existiert. Doch bevor er sich’s versieht, ist eine der Kanaillen tot, während Jacks Hand knöcheltief im Hals des Cops steckt, um die stark blutende Schlagader abzudrücken. Klar, dass dies eine ziemlich kompromittierende Position und die eintreffende Verstärkung daran interessiert ist, Jack erstmal festzunehmen. Nun muss Jack die Polizei von seiner Unschuld überzeugen und schlussendlich auch noch die Geiselnahme im Laden beenden. Und als er nach einem ereignisreichen Tag dann endlich zu Hause eintrifft, muss er natürlich feststellen, dass sein Sixpack Bier dabei auf der Strecke geblieben ist.

„Der letzte Rakosh“ (engl. „The last Rakosh“, 1990) schlägt in eine ganz andere Kerbe als die bisherigen Geschichten um Jack. Wir treffen seine Freundin Gia und deren Tochter Vicky wieder, die schon einen kurzen Auftritt in „Ein ganz normaler Tag“ hatten. Diesmal machen die drei einen Sonntagsausflug zu einem Kuriositäten-Kabinett. Jack debattiert zwar kurz mit sich, ob zusammengewachsene Zwillinge und Männer mit Ganzkörperbehaarung wohl der richtige Zeitvertreib für die kleine Vicky sind, doch das Mädchen besteht lautstark darauf, die Show zu besuchen. Zunächst gibt es das Übliche: Schlangen- und Krokodilmenschen sowie einen Jungen, der menschliche Stimmen überzeugend echt nachmachen kann. Jack ist bereits fast überzeugt, dass es doch keine so schlechte Idee war, das Kuriositäten-Kabinett zu besuchen, als ein gellender Schrei von Vicky ihn vom Gegenteil überzeugt. In einem Käfig hat sie einen Rakosh entdeckt, ein Ding, das halb Hai, halb Mensch ist, und an das sie keinerlei guten Erinnerungen hat!

Die letzte Erzählung des Hörbuchs ist auch die längste. „In der Mangel“ (engl. „The Wringer“, 1996) konfrontiert Jack mit dem Angestellten Mounir Habib, dessen Frau und Sohn von einem vermeintlich Irren entführt worden sind. Der Mann verlangt kein Lösegeld von Mounir, stattdessen zwingt er ihn ständig, sich in peinliche und moralisch fragwürdige Situationen zu bringen. Er zwingt den gläubigen Moslem, Schweinefleisch zu essen oder an einem öffentlichen Platz zu urinieren. Kommt Mounir den Forderungen nicht nach, droht der Entführer, seiner Familie Gewalt anzutun. Durch seinen Nachbar kommt Mounir an Jacks Telefonnummer. Dieser ist zunächst nicht von dem Fall angetan und will Mounir stattdessen zur Polizei schicken, die seiner Meinung nach besser im Stande ist, Mounirs Frau und Sohn zu befreien. Doch der weinerliche Mounir ist nicht mehr loszuwerden, und so findet sich Jack bald mitten in dem Entführungsfall wieder und muss nun auf eigene Faust die Identität des unbekannten Entführers herausfinden.

_Wie bereits das Auftakthörbuch_ „Schmutzige Tricks“, so steigt auch „Der letzte Ausweg“ geradlinig ein. „Der lange Weg nach Haus“ ist kaum kompliziert, bietet dafür aber einen gut aufgelegten Jack, der es gern ordentlich krachen lässt. Außerdem darf der Leser erleben, was passiert, wenn Jack doch zufällig in die Hände der Polizei gerät, wobei es etwas weit hergeholt wirkt, dass der diensthabende Offizier ihn schlussendlich tatsächlich wieder laufen lässt. Einen Typen mit fünf verschiedenen Ausweisen, unauffindbaren Fingerabdrücken und nicht zugelassenen Waffen? So einen einfach wieder auf die Gesellschaft loszulassen, erscheint etwas abwegig, und man fragt sich zwangsläufig, ob die amerikanische Polizei gern solche haarsträubenden Bauchentscheidungen trifft. Natürlich weiß der Hörer, dass Jack durchaus die Freiheit verdient hat, und dieser beweist seine Loyalität auch sofort, indem er versucht, die Geiselnahme in dem kleinen Laden zu beenden. Trotzdem erscheint es mehr als seltsam, dass die Polizei einen einsamen Rächer, der offensichtlich Lynchjustiz betreibt, einfach laufen lässt.

Die zweite Geschichte, „Der letzte Rakosh“ ist ein ziemliches Rätsel. Zuerst einmal bezieht sie sich offensichtlich in weiten Teilen auf eine frühere Geschichte, in der die kleine Vicky von dem Haimenschen, den sie nun im Kuriositäten-Kabinett sieht, entführt und bedroht worden ist. Schon diese Tatsache führt dazu, dass man sich als Hörer etwas allein gelassen fühlt, schließlich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass einem wichtige Hintergrundinformationen fehlen. Viel schwerer wiegt jedoch, dass sich auf der CD nur ein Auszug aus der Erzählung findet. Wir erfahren nur, dass Jack den Haimenschen wiedersieht, von dem er dachte, er wäre tot. Was passiert dann? Geht er nach Hause und nimmt sich ein Bier? Bricht er nachts in das Kabinett ein und liefert sich einen blutigen Kampf mit dem Rakosh? Befreit sich das Ding von selbst und macht sich auf die Suche nach Vicky? Man wird mit einem Stück Geschichte angefüttert und dann hängen gelassen. Hoffentlich handelt es sich dabei um ein Experiment, das |LPL| nicht wiederholen wird, denn dieser Einfall ist gründlich in die Hose gegangen!

„In der Mangel“ ist geneigt, den Hörer wieder versöhnlicher zu stimmen. Es gibt einige kleine Schockmomente, die für wohlige Schauer sorgen dürften, außerdem ein genüssliches Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Entführer und Mounir. Und es bereitet dem Hörer ein – zugegebenermaßen – sadistisches Vergnügen, wenn Jack den Entführer endlich gefasst hat und ihn seinerseits in die Mangel nehmen kann. Da fällt kaum ins Gewicht, dass die Identifikation des Entführers sich eigentlich schon zu einfach gestaltet – offensichtlich will Wilson mit echter detektivischer Arbeit keine Zeit verschwenden. Es ist praktisch ein Glückstreffer, und man ist fast überrascht, als sich schlussendlich herausstellt, dass es sich bei der vermuteten Person tatsächlich um den Täter handelt. Aber mit solchen Kleinigkeiten hält sich Jack nicht auf. Seiner Vorstellung von Gerechtigkeit ist genüge getan.

„Der letzte Ausweg“ bleibt leicht hinter „Schmutzige Tricks“ zurück, vor allem auch wegen des vollkommen verpatzten Mittelteils mit „Der letzte Rakosh“. Doch mit der letzten Geschichte, „In der Mangel“ kann das Hörbuch wieder Boden gutmachen.

|3 Stunden und 34 Minuten auf 3 CDs
Aus dem US-Englischen übersetzt von Michael Plogmann|
ISBN-13: 978-3-7857-3580-0|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.festa-verlag.de

_F. Paul Wilson auf |Buchwurm.info|:_

[„Das Kastell“ 795
[„Tollwütig“ 2375
[„Die Gruft“ 4563
[„Handyman Jack – Schmutzige Tricks“ (Folge 1) 4939