Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Stewart, Paul / Riddell, Chris – Rook und der schwarze Mahlstrom (Die Klippenland-Chroniken VI)

Folge 1: [„Twig im Dunkelwald“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=1936
Folge 2: [„Twig bei den Himmelspiraten“ 1999
Folge 3: [„Twig im Auge des Sturms“ 2101
Folge 4: [„Twig – Fluch über Sanktaphrax“ 2161
Folge 5: [„Rook und Twig, der letzte Himmelspirat“ 2329

Mal wieder wird das Klippenland durch ein starkes Ungleichgewicht aufgerüttelt; die Wächter der Nacht, die Koboldarmee und die Harpyien kämpfen um die Vorherrschaft, nachdem Vox Verlix, dem Allerhöchsten Akademiker des Landes, die Herrschaft über Neu-Sanktaphrax entzogen wurde. Insgeheim plant der ehemalige Machthaber jedoch schon seine Rückkehr und spinnt in den Gemächern seines Palastes einige Intrigen.

Rook Barkwater bekommt von den Geschehnissen nur am Rande etwas mit, steckt aber plötzlich mittendrin im Schlamassel, als er bei einem Erkundungsflug über Gröllstadt von den Nutznießern des Krieges abgeschossen wird. Auf dem Sklavenmarkt wird er an Hestera Stachelsap verkauft, die Köchin von Vox Verlix, die zudem als Hexe verschrieen ist. Während sein neuer ‚Besitzer‘ sich redlich darum bemüht, die kriegerischen Parteien gegeneinander aufzuhetzen, damit diese sich am Ende gegenseitig zerstören, erfährt Rook interessante Dinge.

Gerüchten zufolge soll schon innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden ein gewaltiger Sturm losbrechen und Neu-Sanktaphrax in seinen Grundfesten erschüttern. Als die Wolkengucker die Befürchtungen schließlich bestätigen, überwindet Rook all seine Ängste und zieht los in den Kampf für die Zunft der Bibliothekare, die noch vor Eintreffen des schwarzen Mahlstroms evakuiert werden müssen. Doch das ist keine leichte Aufgabe für jemanden, der plötzlich nur noch den Status eines Sklaven innehat …

_Meine Meinung_

Im sechsten Teil der „Klippenland-Chroniken“ ist Rook zum ersten Mal seit Anbeginn der Serie der alleinige Held und kommt mit diesem Schicksal auch gut zurecht. Ähnlich wie Twig vor ihm wird er in dieser Episode ins eiskalte Wasser geschmissen und muss nun als schmächtiger junger Mann das gesamte Land vor dem Sturm retten. Im Vergleich zu Twig schlägt sich Rook aber noch ein ganzes Stück tapferer; er befindet sich sofort inmitten der Gefahr und muss viel zügiger handeln als der zu Beginn immer noch arg unsichere Twig. Allerdings spielen ihm die Ereignisse trotz allem immer wieder in die Hand, so dass der junge Barkwatwer die Situation selbst in der ‚Gefangenschaft‘ immerzu im Griff hat.

Daher ist „Rook und der schwarze Mahlstrom“ auch nicht mehr ganz so spannend wie der direkte Vorgänger. Mal davon abgesehen, dass man ja eigentlich schon weiß, dass die Geschichte ein Happy-End haben wird – schließlich gibt es ja auch noch eine Fortsetzung -, lassen sich viele bevorstehende Ereignisse um den Hauptakteur von vornherein absehen. Schon bei seinem Flug durchs Klippenland weiß man, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis Rook ins nächste Abenteuer geschickt wird, und so kommt es dann auch. Und diese Momente gibt es in Folge Nr. 6 dann doch relativ häufig. Spannung gibt es also hier nur in reduzierter Form.

Kaschiert werden kann dieser leichte Mangel aber einmal mehr durch die tollen Beschreibungen der Schauplätze und Personen, erneut vorgetragen von Volker Niederfahrenhorst. Wieder mal gibt es im Klippenland Neues zu entdecken, und auch wenn man die meisten (guten wie bösen) Helden schon aus älteren Episoden kennt, fügt Paul Stewart dem Ganzen immer noch neue Charaktere bei, die die Welt um Neu-Sanktaphrax spürbar beleben – in diesem Fall sind es Teile der Völker, die sich in den teils schon heftigen Auseinandersetzungen bekriegen.
Dieses Mal handelt es sich dabei jedoch nicht nur um Gerangel und leichte Grabenkämpfe, sondern schon vielmehr um echte kriegerische Auseinandersetzungen, die für manche Personen mit dem blutigen Tod enden. Und genau in diesem Punkt möchte ich auch meine Kritik ansetzen, denn die ansonsten eher fröhliche Stimmung der Serie leidet schon ein bisschen unter den etwas gewaltsameren Darstellungen, selbst wenn sie durch die Stimme von Niederfahrenhorst ein wenig verharmlost werden. Natürlich ist „Rook und der schwarze Mahlstrom“ kein Gemetzel, aber vergleichsweise hart ist die Story an manchen Ecken schon. Und da bezweifle ich ernsthaft, dass das nötig war!

Ansonsten ist aber alles wie gehabt; eine schöne Geschichte, wunderbare Figuren und viele tolle Ideen – nur die Spannung, die ist wegen der manchmal vorhersehbaren Entwicklung diesmal nicht ganz so groß. Ansonsten gilt aber ganz klar: Wer Twig und Rook auf ihren bisherigen Streifzügen durchs Klippenland begleitet hat, sollte auch mit Rook zusammen gegen den schwarzen Mahlstrom ankämpfen!

http://www.patmos.de

Dark, Jason – John Sinclair – Der Mörder mit dem Januskopf (Folge 5)

Mr. Janus, ein neuer Untertan der Hölle, macht sich auf, John Sinclair endgültig aus dem Weg zu räumen. Um seinen Plan auch durchzusetzen, ohne dabei als Dämon Spuren zu hinterlassen, wendet sich der Mann mit dem zweiten Januskopf an das Verbrechersyndikat von Alex Terras und erzwingt unter Androhung eines Anschlags auf die Killerbrigade dessen Mithilfe. Um seine Macht zu demonstrieren, tötet der Dämon mit seinem zweiten Gesicht ein junges Mädchen, das beim bloßen Anblick der teuflischen Fratze in sich zerfließt.

Terras hetzt seinen besten Killer auf Sinclair und glaubt, dass ihm Mr. Janus im Nachhinein nicht mehr gefährlich werden kann, und dieser spürt Sinclair tatsächlich bewaffnet auf dem Friedhof auf. Doch der Geisterjäger und sein Gefährte Suko können sich mit Geschick ihres Widersachers entledigen und die Hintergründe des Mordes an der jungen Mandy weiter erforschen.

Ihre Spur führt sie schließlich zu Terras, wo Suko auf einen alten Bekannten trifft, mit dem er damals in einem mächtigen chinesischen Orden gekämpft hat. Mit dessen Hilfe kann sich der Asiat in das Hauptquartier des Syndikats einschleichen, während Sinclair sich auf offiziellem Wege ins Büro von Terras begibt. Doch dort erwarten ihn auch schon der finstere Dämon und sein tödliches zweites Gesicht …

_Meine Meinung_

Bei den letzten rezensierten Hörspielen aus der John-Sinclair-Reihe fühle ich mich fast immer dazu bewegt, von der bislang besten Episode zu reden. Dieses Mal bin ich mir aber sicher 😉 Von den ersten fünf Folgen der Edition 2000 ist „Der Mörder mit dem Januskopf“ die mit Abstand spannendste und daher auch ganz klar beste.

Obwohl die Rollen hier klar verteilt sind, ist die Handlung von „Der Mörder mit dem Januskopf“ reich an Wendungen und Verstrickungen, denn im Reich der mafiösen Gangster weiß niemand so recht, wem er trauen soll, und so ergeben sich gerade von der bösen Seite her immer neue Wendungen. Außerdem muss Sinclair seinen Kopf hier mehr als einmal aus der Schlinge ziehen, denn eigentlich wähnte man ihn bereits bei der Gegenüberstellung mit dem Auftragskiller von Alex Terras im Reich der Toten. Und auch im finalen Showdown mit der Brut der Unterwelt scheint die Situation in diesem Fall so aussichtslos, dass die Spannung bis zur letzten Sekunde am Siedepunkt bleibt.

Hinsichtlich der Rahmenbedingungen der Erzählung ist „Der Mörder mit dem Januskopf“ aber auch der bislang stärkste Tobak. Der Tod ist in diesem Fall nicht nur der größte Feind des Geisterjägers, sondern ein mehrfach wiederkehrender Mythos, bei dem jeder der mitwirkenden Charaktere das nächste Ziel sein könnte. Und selbst der geschickte Martial-Arts-Spezialist Suko und sein populärer Kumpane geraten nicht selten in das Kreuzfeuer des Sensemanns.

Die Story ist also wirklich topp, was zu gewissen Teilen aber auch an der faszinierenden Ausstrahlung des Monstrums festzumachen ist. Im Sinclair-Universum gibt es ja haufenweise düstere Schergen, aber eine Gestalt, deren verstecktes Antlitz einem das gesamte Gesicht entstellt und es zu einer unkenntlichen Masse zerfließen lässt, ist schon eine echte Ausnahmeerscheinung, weil sie eben so untypisch ist. Doch ohne die darum gesponnene, ebenfalls faszinierende Handlung und die von den immer wieder zu lobenden Sprechern toll in Szene gesetzten Charaktere würde auch „Der Mörder mit dem Januskopf“ nicht adäquat funktionieren, doch hier ist ebenfalls alles spitze.

Deswegen kann ich diese Rezension auch mit einem „Lange Rede, kurzer Sinn“-Fazit abschließen: „Der Mörder mit dem Januskopf“ ist eine super-spannende, fesselnde Horror-Erzählung und samt den tollen Effekten der Edition 2000 eines der besten düsteren Hörspiele auf dem gesamten (Sinclair-)Markt. Wem diese Story nicht gefällt, der ist des beliebten Geisterjägers einfach nicht würdig!

http://www.sinclairhoerspiele.de/

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Dark, Jason – John Sinclair – Damona, Dienerin des Satans (Folge 4)

Ernest de Lorca ist wie ausgewechselt; er glaubt erfahren zu haben, dass seine Frau Lucille, mit der er jahrelang glücklich verheiratet war, ihn aus unerfindlichen Gründen umbringen möchte. Um ihr zuvorzukommen, schleicht er sich eines Nachts an sie heran und bedroht sie mit einer Waffe. Lucille hingegen streitet entsetzt alles ab und bekommt auf den ersten Schock Hilfe von ihrer Tochter Damona. Wenige Sekunden später bekommt Ernest zu spüren, dass seine Vermutung richtig war …

Kurze Zeit später wird auch der Cousin von Polizeichef Powell tot aufgefunden; er kam bei einem seltsamen Verkehrsunfall ums Leben, in den anscheinend seine Frau involviert war. Einen Tag vorher konnte er Powell noch darüber informieren, dass seine Frau der mysteriösen Damona-Sekte beigetreten ist und sich seitdem völlig verändert habe.

Sir Powell, gleichermaßen Vorgesetzter von John Sinclair, setzt zwei seiner besten Leute auf den Fall an. Neben Sinclair stellt auch dessen Kollegin Jane Collins erste Ermittlungen an und bekommt kurze Zeit später den Auftrag, die erste Spur näher zu ergründen und sich bei der Sekte einzuschleusen. Als ihr dies zu ihrer eigenen Überraschung sehr schnell gelingt, stellt sie jedoch fest, dass sie der telekinetischen Kraft Damonas nicht gewachsen ist. Hypnotisiert von ihrer Aura lässt sie sich von der Führerin des neuen Kults komplett vereinnahmen, muss aber zum endgültigen Einstieg erst noch eine Reifeprüfung ablegen. Und in der geht es darum, sich einer ganz bestimmten Person zu entledigen: John Sinclair!

_Meine Meinung_

„Damona, Dienerin des Satans“ ist ganz klar eine der stärksten bisher gehörten Sinclair-Folgen, selbst wenn die Hintergründe nicht wirklich neu sind und Jason Dark auch wieder reichlich mit Klischees gearbeitet hat. Namen wie Lucille und Damona sprechen schließlich für sich. Doch ehrlich gesagt, ist mir dies im hier besprochenen Beispiel eigentlich nur recht, denn von den beiden erwähnten Personen wird tatsächlich das echte Böse verkörpert, kompromisslos und infernalisch, und da passen diese Namen wie die Faust aufs Auge.

Doch ich möchte hier nicht über Namen, sondern vielmehr über eine erneut superb aufgebaute Story sprechen, in der die bekannten Sprecher mal wieder eine phänomenale Leistung abgeben. Diesmal sehr stark: Franziska Pigulla (besser bekannt als Synchronstimme von „Akte X“-Agentin Dana Scully) in der Rolle der Jane Collins, die vor allem nach der dämonischen Beschwörung durch Damona de Lorca auftrumpfen kann. Ihre Wandlung hin zum Sektenkult kauft man ihr sofort ab, und überhaupt scheint ihr die Rolle des kurzzeitigen Gegners sehr gut zu liegen.

Jane Collins‘ Entwicklung sagt auch sehr viel über die stetige Wandlung des Plots aus. Bereits am Anfang vermutet man im besessenen Ernest de Lorca den wahren Schurken, doch man hat sich offensichtlich getäuscht und von den widrigen Umständen verwirren lassen. Später dann ist die Rolle der Agentin Collins ungewiss. Ist sie tatsächlich der Sekte verfallen oder spielt sie nur? Außerdem stellt sich während der gesamten Erzählung die Frage, welchen Part Damonas Schwester Teresa nun einnimmt. Bei ihrer Rückkehr erwischt sie ihre verbliebene Familie beim Begraben ihres Vaters und wird anschließend gezwungen, der Frauenpower-Sekte ebenfalls beizutreten. Dies tut sie nicht mit Überzeugung, aber sie steigt ein und wird schließlich zu einer entscheidenden Figur für das Finale.

Während im Vordergrund die Geschichte um Damona und ihre Widersacher steht, erfährt der Hörer gleichzeitig einiges über die Hintergründe und Ideale der Sekte. Bloß für die Macht des weiblichen Geschlechts einzutreten, scheint bei den Handlungsabläufen ein bisschen wenig zu sein, um die bösartige Motivation der de-Lorca-Familie zu rechtfertigen. Es muss mehr dahinterstecken, aber was? Dies alles gilt es im Laufe der knappen Stunde, die „Damona, Dienerin des Satans“ andauert, zu ergründen.

Die vierte Hörspiel-Episode ist gleichzeitig auch das vierte Heftabenteuer um den Geisterjäger und erschien im Original bereits im Jahre 1978. Staub angesetzt hat die Handlung seitdem nicht, wobei man schon sagen muss, dass die erzählte CD-Fassung merklich von den vielen tollen Soundeffekten profitiert, die die Spannung immer wieder ordentlich vorantreiben, dabei aber nicht von der Geschichte ablenken. Und so gibt es schließlich auch in „Damona, Dienerin des Satans“ allerbeste Unterhaltung auf typisch hohem Sinclair-Niveau, und dies einmal mehr mit exzellenten Sprechern. Fans werden das Teil wahrscheinlich schon besitzen, alle anderen sollten die vierte Folge dringend antesten!

Mehr Infos zu dieser Episode gibt’s [hier.]http://www.sinclairhoerspiele.de/hoerspiele.php?hsp=4

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Diverse – Indianermärchen

Die Märchen aus dem europäischen Kulturkreis haben in den letzten Jahren ein wenig an Bedeutung verloren. Dies liegt jedoch nicht daran, dass sie nach all den Jahren weniger interessant wären, sondern einfach nur daran, dass sich die belesenen Märchenkenner über die Grenzen der eigenen Kultur hinaus weiter umsehen. Neben den orientalischn Geschichten, die besonders im letzten Jahrzehnt Hochkonjunktur hatten, und den weisen japanischen Erzählungen sind diesbeüglich auch die lehrreichen Sagen der Indianer sehr beliebt. Der |Patmos|-Verlag hat dies auch erkannt und sieben solcher Kurzgeschichten auf eine CD gepresst, die bereits 2003 als Kassette auf den Markt gekommen ist und nun auch mein Interesse geweckt hat.

Das schlicht „Indianermärchen“ (nicht zu verwechseln mit dem etwas bekannteren „Indianermärchen aus Nordamerika“) betitelte Werk enthält dabei jeweils kurze Märchengeschichten von sechs verschiedenen Stämmen sowie eine recht lustige Geschichte über die eigenwillige Namensfindung der Indianer von Richard Melach.

Abgehandelt werden hierbei unter anderem Themen, die besonders indianische Kinderherzen beschäftigt haben müssen. So werden unter anderem der Ursprung des Feuers und die Herkunft der Büffel in einem kurzen Märchen erzählt. In „Der Geist, der so gerne tanzte“, einer alten Sage der Arikara, beschäftigt man sich hingegen mit dem Mystischen, das ja in der Indianerkultur ebenfalls eine gewichtige Rolle spielte. Der Beitrag des Stammes der Lakota hingegen besteht aus einer lustigen Heldengeschichte, die von einem jungen Mann handelt, der sich vor gar nichts fürchtete. Den sonderbarsten, gleichzeitig aber auch humorvollsten Plot liefern indes die Irokesen in Form von „Blauwolke und der fliegende Riesenkopf“. Bleibt noch die schönste Geschichte, und die entstammt dem Volke der Cree. „Der Windigo am Ende der Fährte“ beschreibt die Geschichte eines Jungen, der mit seinem neuen Gefährten gegen einen bösen Geist vorgeht und für das Gute einsteht.

Alle sieben Geschichten sind natürlich in erster Linie für ein kindliches Publikum geschrieben und werden dementsprechend auch sehr langsam, dennoch aber lebhaft von den beiden Sprechern Anja und Volker Niederfahrenhorst erzählt. Es sind allesamt kleine Lehren, teils gespickt mit einem moralischen Aspekt, teilweise aber auch nur unterhaltsam und fröhlich und trotzdem in ihrer Art sehr eigenwillig. Der Ursprung der gänzlich andersartigen Kultur der Indianer ist schnell erkennbar, gleichermaßen aber auch die Tatsache, dass sich die verschiedenen Stämme in ihren Wurzeln noch einmal stark voneinander unterscheiden. Natürlich kann man von diesen Kurzgeschichten nicht auf ein ganzes Volk schließen, aber es sind schon einige kleine Unterschiede, die sich in den Ansätzen von beispielsweise „Der Geist, der so gern tanzte“ und „Wie das Feuer auf die Erde kam“ gut herausfiltern lassen.

Doch die Märchen sind nun nicht dazu gedacht, irgendetwas Tiefsinniges zu analysieren. Sie sollen unterhalten und dem nach unten hin altersmäßig uneingeschränkten Zielpublikum Freude bereiten. Und genau dies ist, vor allem durch die beruhigenden Erzählstimmen der beiden Niederfahrenhorsts, absolut der Fall. Wer seinen Kleinen mal eine Freude machen möchte, ist mit diesem kurzweiligen Hörbuch bestens beraten.

_Übersicht_

1. Wie die Büffel in die Welt kamen (Märchen der Comanchen)
2. Der Geist, der so gern tanzte (Märchen der Arikara)
3. Sonne-über-dem-Kürbis (von Richard Melach)
4. Der Windigo am Ende der Fährte (Märchen der Cree)
5. Blauwolke und der fliegende Riesenkopf (Märchen der Irokesen)
6. Wie das Feuer auf die Erde kam (Märchen der Cherokee)
7. Der Junge, der vor nichts Angst hatte (Märchen der Lakota)

Hörproben gibt es übrigens [hier.]http://www.patmos.de/title/23/349124071/mode/quick/singleBook.htm

Poe, Edgar Allan / Gruppe, Marc – Untergang des Hauses Usher, Der (Gruselkabinett 11)

Mit „Der Untergang des Hauses Usher“ veröffentlichen |Titania Medien| nun einen weiteren Klassiker der Weltliteratur, genauer gesagt eine weitere Erzählung des legendären Edgar Allan Poe. Damit wagt sich das preisgekrönte Hörspiel-Label auf ein bereits erkundetes Feld, denn die Geschichte um den zerstreuten Roderick Usher, seine Schwester und Geliebte Madeline und ihre erschreckende Familiengeschichte wird nicht zum ersten Mal in dieser Form aufgelegt. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass andere Versionen dieser Erzählung so packend inszeniert wurden wie die hier vorliegende!

_Story_

Philipp Belfield und Roderick Usher sind alte Jugendfreunde, die sich irgendwann im jungen Erwachsenenalter aus den Augen verloren, den Kontakt aber nie gänzlich abgebrochen haben. Daher macht sich Belfield Jahre später auch sofort auf den Weg zum Landsitz der Ushers, als Roderick ihn um dringende Hilfe bittet. Das Bild, das sich Philipp auf der Festung inmitten einer Sumpflandschaft bietet, ist allerdings erschreckend.

Roderick lebt total zurückgezogen als verschandeltes Wrack in der Dunkelheit seiner Behausung und lässt keine Menschenseele an sich heran. Er leidet unter einer schrecklichen Krankheit und ist dem Tode geweiht, möchte aber vor seinem Ableben noch die zukünftigen Geschicke seiner aussterbenden Familie lenken. Doch auch abseits des Leidens seines Freundes erkennt Philipp in Roderick nicht mehr denselben Menschen, den er über die Jahre wie einen Bruder geliebt hat. Schließlich erfährt er von dessen Schwester, mit welch schrecklichem Fluch die Familie belastet ist, und dass der sichere Tod, der auch die sterbenskranke Madeline in Kürze ereilen wird, die einzige Chance ist, den Fluch zu bannen. Doch dazu muss Philipp erst einmal in Erfahrung bringen, welche Auswirkungen dieser Fluch auf das ungleiche Geschwisterpaar gehabt hat …

_Meine Meinung_

Ich bin immer wieder ausgesprochen angetan von den Resultaten, die |Titania Medien| bei der Wiederbelebung von literarischen Meisterwerken erzielen. Ob nun im Krimi-, Jugend- oder Horrorbereich – das Label und ihre herausragenden Sprecher kreieren immer wieder eine fabelhafte Hörspiel-Atmosphäre, die den Hörer an das jeweilige Werk fesselt. Nicht umsonst ist die „Gruselkabinett“-Reihe vor zwei Jahren mit dem deutschen Hörspielpreis ausgezeichnet worden. Und diese Auszeichnung könnte sich prinzipiell in diesem Jahr für das gleiche Projekt wiederholen, denn auch mit den neuen Episoden dieser Serie liefert das Label Referenzprodukte ab. Nach dem bereits sehr starken [„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 folgt nun eine weitere Klassikeradaption, deren schauriges Flair in diesem recht kompakten Hörspiel sehr gut eingefangen wurde. Die Geschichte liefert aber auch die nötigen Eckpunkte, um eine solch tolle, düstere Stimmung zu ermöglichen. Es sind zwar allseits bekannte Grusel-Elemente wie ein verlassenes Schloss, ein durchgedrehter, dem Tode naher Besitzer und ein dämonischer Fluch, dessen wahrer Ursprung nicht bekannt ist, jedoch wird dies alles so intensiv dargestellt, dass einem zwischenzeitlich ganz anders wird.

Sehr wichtig sind diesbezüglich die einzelnen Soundeffekte, deren beklemmende Geräuschkulisse prima mit dem selbstzerstörerischen Gedankenleben von Roderick Usher harmoniert. Der Mann sinkt immer tiefer in seinen Wahn hinein, wird im Laufe des Plots stetig unberechenbarer und wirkt zum Ende hin vollkommen geistesgestört. Aber trotz der eindeutigen Aussagen der erkrankten Hauptfigur erfährt man nicht, welch eigenartiger Charakter sich hinter dem zerstreuten, zurückgezogen lebenden Mr. Usher in Wirklichkeit verbirgt. Gleiches gilt für seine Schwester, die anscheinend sehr unter der Unterdrückung ihres Bruders leidet. Sie offenbart Philipp auch die wahre Geschichte um das Haus Usher, den Selbsterhaltungstrieb, die Wichtigkeit des Fortbestandes der Familie, den Fluch und die Ursache allen Übels: die Inzucht, mit der jeder, der unter dem Namen Usher gelebt hat, zurechtkommen musste.

Das Puzzle fügt sich zusammen, der Todeswunsch von Roderick wird verständlich und der Drang, Madeline ebenfalls sterben zu lassen, logisch. Doch genau in dem Moment, in dem das Schicksal des Hauses Usher besiegelt ist und Roderick seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt bekommen hat, beginnt das Grauen noch schlimmer als zuvor zu wüten und die Historie dieser seltsamen Familie noch erschreckender zu werden, als sie es ohnehin schon ist. Der dabei betriebene Spannungsaufbau ist richtiggehend genial. Über mehreren Übergängen verwandelt sich die anfängliche Harmonie in ein grausiges Schauermärchen, das bisweilen sehr tief unter die Haut geht und gerade deswegen auch den Status eines Klassikers erreicht hat. Die Entwicklung der Usher-Geschwister ist dabei der Höhepunkt dieses finsteren, todesromantischen Melodrams, dessen gar nicht mal so realitätsferner Grundgedanke damals wie heute einen sehr erschütternden Eindruck hinterlässt. Doch genau für Derartiges war Edgar Allan Poe zu Lebzeiten ja auch bekannt.

Für das Resümee zu „Der Untergang des Hauses Usher“ brauche ich mich folgerichtig auch kaum anzustrengen. Wiederum ist es den Machern gelungen, ein vergleichsweise uraltes Stück mithilfe von bekannten Synchronstimmen in ein sehr lebendiges Hörereignis zu verwandeln, das dem prämierten Ruf der genialen „Gruselkabinatt“-Reihe aus dem Hause |Titania Medien| (übrigens zweimal in Folge „Bestes Hörspiel-Label“; Hörspielpreis 2004 & 2005) vollends gerecht wird. Wem düstere Poesie zusagt, der sollte bei diesem tollen Werk sofort zugreifen.

Home – Atmosphärische Hörspiele

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)
[„Der Glöckner von Notre-Dame“ 5399 (Gruselkabinett 28/29)
[„Der Vampir“ 5426 (Gruselkabinett 30)
[„Die Gespenster-Rikscha“ 5505 (Gruselkabinett 31)
[„Jagd der Vampire. Teil 1 von 2“ 5730 (Gruselkabinett 32)
[„Jagd der Vampire. Teil 2 von 2“ 5752 (Gruselkabinett 33)
[„Die obere Koje“ 5804 (Gruselkabinett 34)

Merlau, Günter – B.Ö.S.E. – Alles wird gut

Über die beiden bisherigen Startepisoden der neuen |Lausch|-Hörspielreihen „Caine“ und „Die schwarze Sonne“ habe ich mich an dieser Stelle schon sehr euphorisch geäußert. Insofern stand für mich bereits im Voraus fest, dass auch das dritte Hörspiel dieser immer noch recht neuen Produktionsfirma ein Hit sein muss. Warum ich jetzt so eine Einleitung schreibe, ist sicherlich klar: „B.Ö.S.E.“ ist nicht der erhoffte nächste geniale Angriff auf die Lauscher, sondern schlicht und einfach ein ziemlich albernes, auf unzähligen Klischees basierendes Comedy-Hörspiel, dessen Wortwitz bestenfalls für den ein oder anderen Schmunzler sorgen wird – um die Lachmuskeln aber tatsächlich in Bewegung zu bringen, erfordert es allerdings schon etwas mehr als Chaos und Vulgärsprache.

_Story_

Lange Jahre war B.Ö.S.E. der führende Konzern für Angst- und Hysterieprodukte, jetzt aber fällt es der Firma zunehmend schwerer, mit den Entwicklungen auf dem weltweiten Markt Schritt zu halten. Besonders die Konkurrenzprodukte aus der neutralen Zone sind stark auf dem Vormarsch und bei den Abnehmern mittlerweile auch beliebter als das eigene Sortiment. Vorstandsvorsitzender STAN und seine Mannschaft müssen also zur Tat schreiten, sind aber mit der aktuellen Situation deutlich überfordert. Mehr und mehr werden die Leute glücklicher, entdecken das Gefühl von Schönheit wieder für sich und senken so die Nachfrage nach den Artikeln von B.Ö.S.E. Als dann auch noch ein dämonisches Duo dafür sorgt, dass diese Anzeichen von ‚Besserung‘ bis in die Unterwelt durchdringen, ist die Katastrophe perfekt. Criz, Turbo Hacken Giga und die Dreckschleimers müssen den nahe stehenden Untergang aufhalten, ansonsten kehrt nämlich wieder Frieden ein – und das will in der Unterwelt nun wirklich niemand …

_Meine Meinung_

„B.Ö.S.E.“ ist Klamauk auf sprachlich recht minderem Niveau. Wenn nach zwei Minuten schon das erste „Fick dich!“ ertönt und gleichzeitig jedes Wort, das auch nur irgendwie mit Harmonie und Frieden in Verbindung zu bringen ist, ins Negative umgekehrt wird, ist das schon irgendwie recht seltsam, um nicht zu sagen ziemlich einfallslos. Dabei offenbart die Rahmenhandlung – sofern man beim hier veranstalteten Chaos überhaupt noch von einer solchen reden kann – sehr viele interessante Ansätze, um die herum man eine sehr gute und vor allem auch lustige Story hätte stricken können. Doch leider wird hier lieber das Alberne in den Vordergrund gestellt. „B.Ö.S.E.“ ist dabei bissig und orientiert sich voll und ganz am aktuellen Zeitgeschehen; so mancher Seitenhieb ist ziemlich offensichtlich und wird innerhalb der (nomen est omen) hysterischen Geschichte auch noch ziemlich gut verpackt, doch viel mehr holen die erneut vorzüglichen Sprecher aus dem Plot um den recht merkwürdigen Konzern in der noch merkwürdigeren Welt nicht heraus.

Die Dialoge sind weitestgehend flach. Als ich seinerzeit noch in die Grundschule ging, hätte ich wohl über diesen Stil lachen können, aber für die angesprochene Zielgruppe („B.Ö.S.E.“ wird ab 15 Jahren empfohlen) ist das Niveau dann doch ein wenig zu niedrig. Oder sind wir in Deutschland mittlerweile doch so weit gekommen, dass man sich auf solch geringem Level amüsieren muss?

Eine Stelle fand ich aber dann doch ganz witzig, nämlich als der allmächtige Gott mit dem Vornamen Karel vorgestellt wird. Ja, gelacht haben wir, doch jetzt wo ich die Pointe in diesen Zeilen bereits getippt habe, ist das Beste bereits vorweggenommen worden. Und alleine das sagt meiner Meinung nach schon viel über dieses Hörspiel aus!

„B.Ö.S.E.“ bietet Atmosphäre und Stimmung auf mittlerweile bewährtem |Lausch|-Level, fällt aber inhaltlich durch eine viel zu hohe Zahl an dämlichen Plattitüden sehr negativ auf. Außen klebt der Comedy-Stempel drauf, innen drin sieht’s diesbezüglich hingegen mau aus. Nach bravourösem Auftakt nun der erste kleine Einbruch bei diesem vielversprechenden Hörspiel-Label. An den Sprechern hat’s nicht gelegen, sondern ausschließlich an den abgeschmackten Ideen. Was soll’s, die Vorfreude auf den zweiten Teil von [„Caine“ 2050 (VÖ: Juni 2006) lasse ich mir dadurch trotzdem nicht nehmen!

http://www.merlausch.de/

Dahl, Arne – Böses Blut

„Böses Blut kehrt wieder!“ So lautet das stetig wiederkehrende unheilvolle Credo dieses Krimis. Im Zentrum der Erzählung steht die sogenannte A-Gruppe, eine Spezialabteilung der schwedischen Polizei, welche sich auf „Verbrechen von internationalem Charakter“ spezialisiert hat. Allerdings liegt hier auch das anfängliche Hauptproblem der Gruppe, denn seit einiger Zeit mangelt es der Abteilung an Beschäftigung, weshalb bereits über eine bevorstehende Auflösung der A-Gruppe gemauschelt wird. Es ist schließlich der grausame Mord an einem bekannten schwedischen Literaturkritiker auf einem New Yorker Flughafen, welcher wieder Aktivität in die A-Gruppe bringt. So makaber es sein mag, ausgerechnet dieser Fall verspricht den Fortbestand der Abteilung sichern zu können. Es besteht nämlich der Verdacht, dass ein schon fast legendärer amerikanischer Serienkiller unterwegs nach Schweden ist.

Dies ist der Ausgangspunkt für „Böses Blut“. Es handelt sich hierbei um einen Kriminalroman mit sehr dichter Atmosphäre und der einen oder anderen überraschenden Wendung. Hierbei werden sowohl die Haupthandlung, die sich um die Jagd nach dem „Kentucky Killer“ dreht, als auch die Nebenhandlungen, die sich mit den jeweiligen Privatleben der Ermittler befassen, sehr spannend und faszinierend erzählt. Die Erzählweise ist besonders für einen Kriminalroman sehr niveauvoll. Lediglich gegen Ende der Haupthandlung wirkt diese ein wenig zu konstruiert. Allerdings ist dies die einzige Stelle des Romans, die, meiner Ansicht nach, zu bemängeln wäre.

Es gibt in diesem Roman letztlich keine Hauptfigur im eigentlichen Sinne, da mehrere Mitglieder des Teams genauer beleuchtet werden und dem Hörer einen kleinen Einblick in ihre Welt gewähren. Es ist allerdings unverkennbar, dass die Figur des Ermittlers Paul Hjelm sowohl am Anfang als auch am Ende der Handlung im Blickpunkt steht.

Das Hörbuch besteht aus insgesamt 6 CDs mit einer Gesamtspieldauer von 470 Minuten. Durch diese knapp acht Stunden wird der Hörer vom Sprecher Till Hagen begleitet, den man wohl am ehesten als Synchronstimme von Kevin Spacey kennen dürfte. Till Hagen trägt einen großen Teil zur hohen Qualität von „Böses Blut“ bei. Seine Sprechweise ist stets klar und gut verständlich, zudem gelingt es ihm, eine große Stimmvarianz einzubringen. Hagen gelingt es, die Stimmung über die gesamte Dauer des Hörbuchs aufrecht zu erhalten, indem er immer perfekt an die Erzählsituation angepasst bleibt.

Alles in allem ist „Böses Blut“ sehr empfehlenswert. Die Handlung ist für einen Kriminalroman zwar recht düster, aber keineswegs in übertriebenem Maße. Die gelungene Kombination aus einer ansprechenden Romanvorlage und einem hervorragenden Sprecher macht „Böses Blut“ zu einem sehr überzeugenden und eindrucksvollen Hörbuch, das lange im Gedächtnis bleibt.

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Edgar Allan Poe – Der Doppelmord in der Rue Morgue

Ein grausiger Doppelmord an einer Frau und ihrer Tochter stellt die Pariser Polizei vor ein Rätsel. Die beiden Frauen sind in ihrer Wohnung in der Rue Morgue auf brutale Weise zugerichtet worden. Das Mädchen fand man mit verrenkten Gliedern, wie sie in den Kamin geschoben wurde, ihre Mutter dagegen geköpft auf dem Straßenpflaster liegend, nachdem sie aus dem Fenster geschleudert worden war. Obwohl zahlreiche Zeugen befragt werden und sich die Aussagen bis auf wenige Abweichungen decken, fehlt von einem Täter jede Spur. Doch die Befragten berichten alle von mindestens einer weiteren, dritten Person, die sich zum Zeitpunkt des Mordes im Haus befand, das ansonsten völlig leer stand. Wie nur war es dem Mörder gelungen, unbemerkt zu fliehen und keine Spur zu hinterlassen, die die Polizei wenigstens auf eine Fährte gelockt hätte?

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Kafka, Franz – Verwandlung, Die

„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ Mit diesen Worten beginnt eines der bekanntesten Werke Franz Kafkas, das heute zur Weltliteratur gezählt wird: „Die Verwandlung“.

|Das Buch …|

Gregor Samsa verdient sein Geld als Handlungsreisender, nicht nur für sich, sondern auch für seine ganze Familie. Sowohl seine Schwester als auch seine Eltern, bei denen er noch immer lebt, ernährt er mit. Als er eines Morgens erwacht und aufstehen will, um wie jeden Morgen den Zug pünktlich zu erreichen, muss er feststellen, dass sich sein Körper in einen Käfer verwandelt hat. Ohne Kontrolle über seine neuen, zahlreichen Gliedmaßen gelingt es ihm nicht einmal, aus dem Bett zu steigen. Und so, verwundert ob Gregors unüblicher Unpünktlichkeit, stehen schon bald seine Mutter und sein Vater vor der Tür und erkundigen sich nach ihm. Die wenigen Worte, die er in einer krächzenden Tonlage von sich gibt, können seine Eltern nicht beruhigen geschweige denn davon abhalten, ihn sehen zu wollen. Es kommt, wie es kommen musste: Gregor tritt seiner Familie als Insekt vor die Augen und erfährt in ihren Blicken nicht mehr als Abscheu und Furcht. Erschrocken verflüchtigt sich Gregor zurück in sein Zimmer.

Seine Schwester ist die Einzige, die sich seiner annimmt. In regelmäßigen Abständen bringt sie ihm altes oder bereits verdorbenes Essen herein. Um sie nicht weiter zu ängstigen, versteckt sich der krabbelnde Handlungsreisende während ihres Aufenthaltes im Zimmer, doch verschlingt er, sobald seine Schwester wieder fort ist, sofort gierig die Nahrungsmittel. Aber das eintönige Prozedere langweilt ihn. Er fühlt und denkt noch als Mensch, aber sein Handlungsspielraum wird immer eingeschränkter. So beginnt er sich mehr und mehr mit der Rolle des Käfers zu identifizieren, spricht keine Worte mehr und krabbelt stattdessen über Wände und Decken. Er arrangiert sich mit dem Wesen, zu dem er unzweifelhaft geworden ist. In diesem Zustand entdeckt ihn schließlich seine hereinplatzende Mutter, die augenblicklich in Ohnmacht fällt. Auch der Vater verliert allmählich die Fassung und wirft, als er den Käfer erblickt, mit Obst nach ihm. Selbst seine Schwester wendet sich von ihm ab und lässt ihm kaum noch Essensreste zukommen.

Die Familie, die Gregor Samsa einst durch seine berufliche Stellung finanziell unterstützt bzw. zusammengehalten hatte, lässt ihn mehr und mehr fallen. Sie braucht seine Ersparnisse auf und sucht nach Wegen, ohne ihn auszukommen. Die Familie sieht ihn schließlich als sprichwörtlichen Parasit an, den es zu beseitigen gilt. Doch so weit kommt es erst gar nicht, denn Gregor, durch die Obstattacke des Vaters verwundet und durch die fehlende Nahrungsaufnahme ausgemergelt, haucht sein Leben selbst aus – alleine und verlassen im Körper eines Käfers. Familie Samsa bringt den Leichnam aus dem Haus und versucht, mit dem Umzug in eine neue Wohnung ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Sie hat sich ihres einstigen Familienmitglieds entledigt, das nun nutzlos für sie geworden war.

|… als Hörbuch|

Das Hörbuch aus dem Verlag |Argon Hörbuch| kommt als 2-CD-Version im Pappschuber daher, die knapp 150 Minuten Laufzeit umfasst. Gelesen wird „Die Verwandlung“ von Ulrich Matthes, einem namhaften deutschen Schauspieler, der in Filmproduktionen wie „Der Untergang“ oder „Aimée und Jaguar“ mitwirkte und die Synchronstimme von Kenneth Branagh und weiteren Akteuren sprach. Der 1959 geborene Schauspieler hat auch schon auf dem Feld der Hörbücher überzeugen können. Zu seinen zahlreichen Vertonungen gehören etwa „Der englische Patient“ oder „Das Kalkwerk“. Zu Recht wurde er 2002 für seine Arbeit an „Pnin“ von Nabokov mit dem Preis für das beste Hörbuch ausgezeichnet.

So verwundert es kaum, dass Matthes auch für „Die Verwandlung“ eine überzeugende Leistung abliefert. Während anfangs noch der Eindruck entsteht, Matthes lese etwas zu langsam und gönne sich bei den Absätzen zu lange Pausen, scheint sich dieser zunächst etwas befremdliche Sprachgebrauch im Verlaufe der Novelle mehr und mehr der Grundstimmung der Erzählung anzupassen. Kafkas personaler, surrealer Stil beginnt durch Matthes Stimme an Lebendigkeit zu gewinnen und den Hörer zu erfassen, als ob er selbst in die Seele Gregor Samsas blicken und hineinfühlen könnte. Dennoch bleibt Matthes‘ Stimme kühl und distanziert und verleiht damit Kafkas Werk den nötigen, angemessen Grundtenor.

Obwohl oder gerade weil das Hörbuch auf musikalische Untermalung verzichtet und sich nur auf Ulrich Matthes konzentriert, wird dem vielschichtigen Werk Kafkas eine würdige Plattform geboten. Die sprichwörtliche Verwandlung Gregor Samsas vom Menschen hin zu einem von seiner Familie verabscheuten Käfer vollzieht sich auch im Hörbuch spürbar, wenn auch über den mit der Novelle übereinstimmenden, langsam voranschreitenden Prozess.

Wer Kafka nicht nur gerne liest, sondern auch hören möchte, liegt mit der Version aus dem |Argon|-Hörbuchverlag absolut richtig. Matthes versteht es, sich perfekt an Kafkas Stil zu orientieren und dem großen, stets einsamen Schriftsteller angemessen Rechnung zu tragen. Eine Aufgabe, an der andere Hörbücher bereits gescheitert sind.

http://www.argon-verlag.de

Funke, Cornelia – Herr der Diebe – Das Hörspiel zum Film

Wer Kinder hat oder gute Kindergeschichten mag, kennt sie: Cornelia Funke gehört in Deutschland schon seit Jahren zu den erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Doch der internationale Durchbruch gelang ihr erst mit ihrem fantastischen Kinderroman „Herr der Diebe“, dem sogar eine international produzierte Verfilmung zuteil wurde, welche seit Januar 2006 in den deutschen Kinos zu sehen ist.

Nachdem es bereits eine Lesefassung des Buchs gab, wurde pünktlich zum Filmstart ein Originalhörspiel mit den deutschen Synchronsprechern veröffentlicht. Appetitlich gekürzt auf 2 CDs, die man locker an einem Abend oder einem verregneten Nachmittag hören kann, ist dieses Hörbuch ein echter akustischer Leckerbissen für die ganze Familie.

_Die Story_

Vor der zauberhaften Kulisse Venedigs spielt das Abenteuer der beiden Brüder Prosper und Bo. Die beiden haben kürzlich ihre Mutter verloren, welche sie allein aufgezogen hat, und während der kleine, niedliche Bo von seiner Tante Esther Hartlieb adoptiert werden soll, wird der nicht mehr so kleine und weniger pflegeleichte Prosper ins Waisenhaus abgeschoben. Das lassen sich die beiden Brüder natürlich nicht gefallen.

Prosper flieht aus dem Waisenhaus und büxt gemeinsam mit Bo nach Venedig aus. Die Lagunenstadt, von der ihre Mutter ihnen so oft vorgeschwärmt hat – da zieht es sie hin. Sie schlagen sich mit Betteln und Stehlen mehr schlecht als recht durch, doch schon bald begegnen die beiden Scipio, dem mysteriösen Herrn der Diebe. Er ist der Anführer einer Jugendbande von Waisenkindern. Niemand kennt seine wahre Identität, doch er ist eine Art Lagunen-Robin-Hood, der sich zugleich um die Waisenkinder kümmert und ihnen ein Dach über dem Kopf gewährt: das „Sternenversteck“, ein altes, leer stehendes Kino.

Doch Bo und Prosper müssen sich nicht nur wie alle Bandenkinder vor den Carabinieri in Acht nehmen. Tante Esther hat den Privatdetektiv Viktor Getz auf sie angesetzt, und der bekommt ziemlich bald mehr über den Herrn der Diebe heraus, als den Kindern lieb ist. Zudem ist noch der dummdreiste Hehler Barbarossa hinter den Kindern her, denn der wittert ein Riesengeschäft, als er vom neuesten Auftrag des Herrn der Diebe Wind bekommt. Zum magisch-realistischen Showdown werden die Kinder auf eine versteckte Laguneninsel gelockt, deren Geheimnis erst ganz am Ende gelüftet wird. Zum Glück stellt sich heraus, dass Viktor und seine Freundin Ida eigentlich gar nicht so übel sind. Schon bald helfen sie den Kindern, wo sie können und alles läuft auf ein Happy-End hinaus … aber hören müsst ihr das schon selbst.

_Bewertung_

Obwohl am Ende ein wenig „Zauberei“ in die Geschichte hineinspielt, ist „Herr der Diebe“ eigentlich eher eine sehr realistische Abenteuergeschichte als ein Fantasyroman. Zwar verdiente sich „die Funke“ mit diesem Buch den Beinamen „die deutsche Rowling“, jedoch: Der Vergleich mit Harry Potter hinkt gewaltig. Für magische Momente sorgt natürlich immer wieder die zauberhafte Kulisse, welche Kindern wie Erwachsenen wirklich Lust auf einen Venedig-Besuch machen kann.

So weit ich mich an die schon einige Jahre zurückliegende Lektüre des Buchs erinnern kann, ist diese Hörspiel-zum-Film-Fassung sehr nah dran an der literarischen Vorlage. Selbst den Wortlaut mancher Dialoge glaubte ich wiederzuerkennen. Für mich ist es eine der besten Kindergeschichten, die in den letzten Jahren überhaupt erschienen sind, und beinahe schon ein moderner Klassiker. Oder besser: ein zeitloser Klassiker.

_Das Hörspiel_

Es gibt nur wenige Hörspiele, die eine solch ruhige, unaufgeregte Atmosphäre verbreiten, jedoch gleichzeitig so atemlos spannend inszeniert sind. Die Spannung, will ich damit sagen, rührt nicht von hektischen Geräuschen her und auch nicht von nervenzerfetzender Musik, sondern vorrangig von der Handlung, die ohnehin schon spannend genug ist und billige Effekte nicht nötig hat. Schon mal ein Pluspunkt.

Muss man nun den Film gesehen haben, um dem Hörspiel folgen zu können? Nein, die Inszenierung steht für sich. Sie lebt von der wunderbaren sonoren Stimme von Bernd Stephan, dem Erzähler. Der 1943 geborene Schauspieler ist – wen wundert’s – nicht nur auf Bühne und Leinwand zu sehen, sondern vor allem als Synchronsprecher zu hören. Er lieh u. a. John Cleese seine Stimme. Man könnte ihm mühelos stundenlang zuhören – mehr noch, man kann überhaupt nicht weghören. Doch nicht allein Bernd Stephan brilliert hier. Sämtliche Kinderstimmen wurden hervorragend ausgewählt, und durch die kluge Inszenierung kann man sie auch ohne Schwierigkeiten auseinander halten.

Während das Buch zum Selberlesen ab etwa 10 Jahren geeignet ist, können der Hörspielfassung nach meiner Einschätzung durchaus auch schon jüngere Kinder folgen, sofern sie länger konzentriert zuhören mögen. Da die Geschichte selbst zwar aufregend, aber kindgerecht und vor allem absolut gewaltfrei ist, würde ich sagen, etwa ab 6 bis 7 Jahren aufwärts. Überhaupt ist das Hörspiel etwas für die ganze Familie, für Kinder und Kindsköpfe jeden Alters, die sich vielleicht schon lange nicht mehr haben gefangen nehmen lassen von einem Schauspiel, welches sich sehr sinnlich über das Ohr in Herz und Hirn schleicht.

Der „Herr der Diebe“ ist eine prima Einstiegsdroge für das Medium Hörbuch und zugleich liefert es den Beweis, dass solche Adaptionen einem Buch eine ganz eigene Qualität verleihen können. Einen Zauber, der sicher auch einigen Lust machen wird, mal das Buch in die Hand zu nehmen. Obwohl es ein Hörspiel zum Film zum Buch ist, hier wird es mit seinen wohldosierten Erzählpassagen durchaus auch seiner literarischen Vorlage gerecht.

Äußerst erwähnenswert ist auch die hervorragende Hintergrund- und Begleitmusik des London Symphony Orchestra. Eher suggestiv und äußerst sparsam, aber wirkungsvoll instrumentiert, unterstreicht sie den geheimnisvollen, leicht melancholischen Charakter der Geschichte um Prosper und Bo.

Hörproben finden sich unter http://www.jumboverlag.de.

Paul Stewart, Chris Riddell – Rook und Twig, der letzte Himmelspirat (Die Klippenland-Chroniken V)

Buch I: Twig im Dunkelwald
Buch II: Twig bei den Himmelspiraten
Buch III: Twig im Auge des Sturms
Buch IV: Twig – Fluch über Sanktaphrax

Neue Helden braucht das Land, diese alte Weisheit gilt wohl auch für das sagenumwobene Sanktaphrax, die Heimat der Himmelspiraten, durch die einst der beliebte Twig reiste. Mit dem fünften Teil der „Klippenland-Chroniken“ ist es dann auch schließlich so weit: Ein neuer Hauptcharakter wird eingeführt, nämlich der junge Rook, der zu den Ausgesandten gehört, die Sanktaphrax vor dem erneut drohenden Untergang bewahren sollen. Doch die Trennung von Twig als zentraler Figur kann natürlich nur funktionieren, wenn dieser auch in „Rook und Twig, der letzte Himmelspirat“ einen wichtigen und letztendlich entscheidenden Gastauftritt hat.

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Merlau, Günter – Schloss der Schlange, Das (Die Schwarze Sonne, Folge 1)

Das junge Hörspiel-Label |Lausch| hat erst kürzlich mit der Erstveröffentlichung von [„Caine“ 2050 einen echten Volltreffer gelandet, da startet auch schon die nächste Serie mit dem Titel „Die schwarze Sonne“. Und wieder ist alles bestens: tolle Story (sehr frei interpretiert nach der Romanvorlage von Bram Stoker), exzellente Sprecher, herrliche Atmosphäre und eine wunderschöne Aufmachung mit tollen Zeichnungen und Illustrationen im Booklet. Kurzum – man darf es vorwegnehmen – ein Optimalfall von einem Hörspiel und ein weiteres wichtiges Standbein, mit dem sich das Label endgültig etabliert haben sollte.

_Story_

England 1885: Nach dem plötzlichen Tod seiner Eltern kehrt der junge Adam Salton in seine Heimat zurück. Dort wird er schon von seinem Onkel Richard sowie dessen Gefährten Nathaniel de Salis erwartet. Besonderes Letzterer ist Adam von Anfang an sympathisch, hat er doch ein Faible für das Mystische, ähnlich wie Adam selber, der seit einiger Zeit von grausamen Visionen und erschreckenden Tagträumen heimgesucht wird.

Doch auch die Realität ist voller Entsetzen: Bereits bei seiner Ankunft stoßen die drei Männer auf eine brutal zugerichtete Leiche, deren zunächst prognostizierte, natürliche Todesursache heftig umstritten ist. Als es dann nicht bei dem einen Leichnam bleibt, entschließen sich Nathaniel und Adam, dem Spuk auf den Grund zu gehen. Beiden ist bewusst, dass die Bewohner von Derbyshire irgendetwas verheimlichen, doch noch kann sich niemand einen Reim darauf machen, wie es zu den plötzlichen Todesfällen gekommen ist. Dann jedoch machen die beiden eine furchtbare Entdeckung: In den Mooren von Derbyshire haust ein mythologisches Schlangenwesen, das von einem seltsamen Kult gedeckt wird. Langsam kommt Licht ins Dunkel, doch eine Frage steht weiterhin im Raum: In welchem Zusammenhang stehen die jüngsten Morde mit dem Tod von Adams Eltern?

_Meine Meinung_

Natürlich wird ein Hörspiel in erster Linie im Hinblick auf die Rahmenhandlung bzw. die eigentliche Geschichte bewertet. Ohne einen spannenden Plot läuft nunmal gar nichts. Und dennoch ist „Die schwarze Sonne“ in seiner genialen Umsetzung nicht nur auf die eigentliche Story zu beschränken. Es sind die fantastischen Bedingungen, unter denen dieses Hörspiel auftritt, die letztendlich für die hier entfachte Begeisterung sorgen. Alleine schon der Soundtrack dieser ersten Episode ist Gold wert. Mit vielseitiger Klassik hebt Hörspielautor Günter Merlau die verschiedenen Stimmungen perfekt hervor. Düstere Gruselstimmung, plötzliche Euphorie, gesteigerte Theatralik – alles zu seiner Zeit und alles unheimlich toll inszeniert. Lausch bieten nicht nur eine erzählte Geschichte, sondern Kino für die Ohren! Bärenstark, wie die Atmosphäre immer wieder ruckartig umschlägt. Ängste, Liebe, Harmonie, Schrecken, Freude, Grusel, Verwirrung, was will man mehr?

Dazu dann die Sprecher: Das Label kann wirklich auf eine erlesene Auswahl erstklassiger Akteure zurückgreifen. Besonders hervorzuheben sind hier die beiden Hauptdarsteller Christian Stark in der Rolle des Adam Salton und Harald Halgarth als der wissensdurstige Nathaniel de Salis. Stark kann dabei besonders an den Stellen, in denen die Handlung aus seiner Sicht erzählt wird, auftrumpfen. Die Beschreibung seiner schrecklichen Visionen sowie das Erleben der abenteuerlichen Ermittlungen rund um die Moore von Derbyshire sind darstellerische Extraklasse, oder, um beim Klischee zu bleiben, ganz großes Kino!

Die eigentliche Story soll bei all dem äußeren Glanz natürlich nicht unter den Tisch gekehrt werden. Günter Merlau nimmt sich alle Freiheiten, die ihm seine Arbeit bietet, hält sich aber inhaltlich komplett an die Vorlage. Der wesentliche Unterschied besteht in der frischen, lebhaften Präsentation. Der verstaubte Stoker wird neu belebt, das alte England durch die moderne Aufarbeitung ins neue Jahrtausend transferiert. Dennoch geht dies nicht auf Kosten der Spannung. Und, nicht unwichtig, das Ganze wirkt auch nicht wie die kitschige Auferweckung verschollener Klassiker. Denn gerade erst durch den tollen Soundtrack und die herrliche Grundstimmung bekommt das Hörspiel die zweifellos vorhandene Authentizität zugesprochen; erst hierdurch entsteht das teils gruselige, teils abenteuerliche Flair, in dem sich die Geschichte bewegt. Außerdem begeht man nicht den Fehler, die Story an sich zu modernisieren. Jugendliche Plattitüden sind den Machern fremd, Gepflogenheiten des 19. Jahrhunderts hingegen willkommen.

Was kann ich mehr sagen? Es passt einfach jedes einzelne Puzzlestück dieser Produktion wie die berüchtigte Faust aufs Auge. „Das Schloss der Schlange“ ist ein wunderbarer Auftakt einer neuen, viel versprechenden Reihe, mit der wir in Zukunft garantiert noch sehr viel Freude haben werden. Leider wird die Fortsetzung erst im Herbst erscheinen, doch bis dahin ist dann wenigstens genügend Zeit, um die Kunde von diesem neuen, fantastischen Label für phantastische Unterhaltung weiterzugeben! Mit einem Wort: Super!

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Stewart, Paul / Riddel, Chris / Niederfahrenhorst, Volker – Twig – Fluch über Sanktaphrax (Die Klippenland-Chroniken IV)

Buch I: [Twig im Dunkelwald 1936
Buch II: [Twig bei den Himmelspiraten 1999
Buch III: [Twig im Auge des Sturms 2101

Im vierten Teil der „Klippenland-Chroniken“ wird die Geschichte des Himmelspiraten Twig nicht chronologisch fortgesetzt. Stattdessen dient diese Episode dazu, die Vorgeschichte der bisherigen Erzählung und damit die Story von Twigs Vater, dem legendären Quintinius Verginix, aufzurollen. Der eigentliche Titelheld spielt daher hier auch nur eine untergeordnete Rolle, was vielen Fans der Serie zunächst Bedenken aufgab, die aber getrost ausgeräumt werden können, denn auch „Fluch über Sanktaphrax“ ist ein echter Twig, nur eben mit anderen Hauptfiguren.

_Story_

Linius Pallitax ist der allerhöchste Akademiker von Sanktaphrax und daher auch entsprechend geachtet. Als er eines Tages einen Gehilfen sucht, nutzt der junge Quint die Gunst der Stunde und bekommt tatsächlich die Anstellung als Lehrling. Zusammen mit Maris, der Tochter seines neuen Vorgesetzten, besucht er die Schule und erledigt die alltäglichen Aufgaben, die der Akademiker ihm aufträgt.

Währenddessen macht der höchste Akademiker von Sanktaphrax im Labyrinth eines wachsenden Felsens eine unglaubliche Entdeckung, von der er seiner Tochter und derem Geliebten jedoch erst nichts erzählt. Doch sein auffälliges Verhalten entgeht den beiden nicht. Quint begleitet den Wissenschaftler schließlich Nacht für Nacht, bis Linius eines Tages fast in diesem geheimnisvollen Felsen ums Leben kommt.

Quint wird erst dann richtig bewusst, dass sich hinter diesem Labyrinth ein Geheimnis verbirgt, von dem Linius von Anfang an wusste. Aber nun handelt er auf eigene Faust und erforscht gemeinsam mit Maris den rätselhaften Ort. Doch beide ahnen noch nicht, in welche Gefahr sie sich dabei begeben.

_Meine Meinung_

Anfangs habe ich mich gefragt, warum man die Auflösung von Quintinius‘ Vergangenheit erst im vierten Teil abhandelt und die einzelnen Episoden nicht der Reihe nach veröffentlicht hat, was für die eigentliche Geschichte natürlich unerheblich ist. Doch nun habe ich verstanden, dass dieses Vorgehen durchaus sinnvoll ist, denn ansonsten hätte man der Handlung in den ersten beiden Teilen der Reihe schon vorab die Spannung genommen, schließlich war es ja zu Beginn ein Geheimnis, dass der berühmte Himmelspirat Twigs Vater ist. Insofern ist „Twig – Fluch über Sanktaphrax“ dann auch eine komplett unabhängige Story, bei der die Vertautheit mit den einzelnen Charakteren natürlich enorm hilfreich ist. So weiß man zum Beispiel im Voraus, dass Quintinius ein ausgesprochener Sturkopf ist und kennt auch den weiteren Werdegang von Twig, der hier aber wirklich nur eine Rolle am Rande einnimmt. Entscheidend ist dieses Wissen aber natürlich nicht.

Überraschenderweise ist die eigentliche Erzählung – mal wieder vorgetragen vom genialen Volker Niederfahrenhorst – jedoch (zumindest meiner Ansicht nach) die spannendste der gesamten Reihe. Es gilt, mehrere Geheimnisse zu lüften, gleichzeitig aber auch wieder komplett neue Figuren anzunehmen und zu entdecken, was nach der Etablierung der bisherigen Charaktere wieder ganz erfrischend wirkt. Mit Maris und Linius integriert Autor Paul Stewart hier zwei sehr sympathische neue Figuren in die Geschichte, von denen man später (bzw. früher …) nie wieder etwas gehört hat (oder trügt mich mein Gedächtnis?). Doch auch die Trollin Welma Dornhold und der feindliche Raubgließer sind neu, ebenso wie die vielen Schauplätze des Geschehens. Die wachsenden Felsen zum Beispiel wurden bislang nur kurz erwähnt, und auch von der großen Bibliothek in Sanktaphrax war bislang nie die Rede. Und so wird man noch viel mehr Begebenheiten und Eigenschaften aufzählen können, die man bis dato nicht kannte, wenn man die Erzählung zum ersten Mal anhört, was ich persönlich sehr positiv finde, weil dem Autor so durchgehend ein gewisser Überraschungseffekt gelingt und die Story sich nicht selber durch Wiederholungen in eine Sackgasse navigiert.

Bei meiner Recherche habe ich festgestellt, dass die vierte Folge von Twig-Fans recht zwiespältig aufgenommen wird, und das fast ausschließlich, weil die eigentliche Hauptfigur zur Nebensache degradiert wurde. Doch „Twig – Fluch über Sanktaphrax“ ist weitaus besser als der heraufbeschworene Ruf und verdient daher auch auf jeden Fall eine Chance. Mir hat die Geschichte mal wieder sehr gut gefallen und bezüglich der Spannung ist sie sogar der Höhepunkt der bisherige „Klippenland-Chroniken“. Der wesentliche Unterschied besteht eben nur einzig und allein darin, dass Twig in seiner Heldenrolle durch seinen Vater Quint ersetzt wird. Das war’s auch schon.

Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Achterbahn ins Jenseits (Folge 3)

_Prolog_

Der kleinkriminelle Bauunternehmer Vince MacAllister plant, den kompletten Friedhof einzuebnen. Obwohl die Bürger des kleinen Provinznestes Upfield sich dem Vorhaben widersetzen, bekommt MacAllister die Genehmigung und gewinnt den Prozess – Schmiergelder haben es ermöglicht. Während der Realisierung seines Plans taucht plötzlich der Totengräber des Friedhofs auf und fordert den Bauherrn dazu auf, die Arbeiten auf dem Gelände sofort zu stoppen. MacAllister nimmt die Warnung des Grabschauflers jedoch nicht ernst und hält Mr. Hampton für einen Vertreter der lästigen Bürgerinitiative. Als Hampton sich nicht vom Grund des Friedhofs entfernen will, versucht MacAllister, ihm seine Faust ins Gesicht zu rammen, schlägt dabei aber ins Leere. Hampton hingegen, der behauptet, schon hundert Jahre auf diesem Friedhof zu arbeiten, macht seine Drohung war und lässt eine Planierraupe im Boden versinken. Der Bauherr selber wird von einer Geisterhand ergriffen und ebenfalls in die Tiefe gezogen. Sowohl das Fahrzeug als auch MacAllister werden bei den darauffolgen Grabungen nicht mehr gefunden, und nach einigen jahren erinnern sich die Bürger von Upfield auch nicht mehr an diesen grausamen Tag.

_Story_

Jahre später macht ein Jahrmarkt Halt in Upfield. Auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs wird die Mega-Achterbahn „Canynon Ride“ aufgebaut und gilt damit auch als die größte Attraktion, die das Örtchen bislang gesehen hat. Der Jahrmarkt füllt sich, als plötzlich ein alter Bekannter wieder auftaucht: der Totengräber Hampton. Wiederum spricht er eine Warnung aus und verlangt vom Betreiber der Achterbahn, sein Fahrgeschäft sofort wieder abzubauen und sich aus Upfield zu verziehen. Dieser jedoch nimmt die seltsame Erscheinung des Totengräbers nicht ernst und lässt die Achterbahn unbehelligt weiterfahren. Als dann eine kriminelle Jugendbande ihr Unwesen auf dem Jahrmarkt treibt, eskaliert die Situation. Schüsse fallen, Menschen werden verletzt und mittendrin befindet sich der mysteriöse Grabschaufler, der den Besitzer der Achterbahn zu seinem tödlichen Spielball macht. John Sinclair hat lange genug untätig herumgestanden; er fordert Hampton zum Duell heraus und holt sich eigens hierfür Unterstützung von geistlicher Seite …

_Meine Meinung_

Ich überlege mir gerade einen Standardsatz, mit dem ich meine Begeisterung für die jeweiligen Episoden der „John Sinclair“-Hörspiele auf den Punkit bringen kann, das würde mir die Arbeit ungemein erleichtern. Doch Spaß beiseite und auf in ein neues Abenteuer des populären Geisterjägers. „Achterbahn ins Jenseits“ ist einer der actionreichsten Vertreter aus der gesamten Reihe und bietet haufenweise Duelle, die jedoch auf verschiedene Art und Weise ausgefochten werden. Höhere Mächte kommen hier ebenso zum Zuge wie die Martial-Arts von Sinclair-Kumpel Suko, und auch eine traditionelle Schusswaffe findet Gebrauch während eines hektischen Handgemenges. Und dann ist da natürlich noch das große Finale, bei dem sich Hampton und Sinclair direkt gegenüberstehen und den Kampf Gut gegen Böse ein weiteres Mal bis zum Ende ausfechten müssen.

Abgesehen hiervon, gefällt bei „Achterbahn ins Jenseits“ vor allem der ziemlich lange Vorspann mit der Vorgeschichte des verfluchten Friedhofs. Fast zehn Minuten lang wird hier die Geschichte des skrupellosen Baumeisters MacAllister samt seiner schicksalhaften Begegnung erzählt, ohne dass dafür der eigentliche Handlungsstrang zu kurz kommen muss. Bereits hier wird von zahlreichen Effekten Gebrauch gemacht, die im Verbund mit den professionellen Sprechern (fast allesamt Hollywood-Synchronstimmen) für die passende Untermalung des spannenden Hörspiels sorgen.

Nach dem Intro geht es dann sehr rasant voran. Sinclair ist sofort auf der Höhe des Geschehens, erfasst die Situation, greift ein und sieht sich einem weiteren, gefährlichen Dämon gegenüber, dessen Kraft er anfangs noch nicht erfassen kann, dann aber merkt, welche Bedrohung von ihm ausgeht.
Und als er dies schließlich realisiert, ist es schon fast zu spät, um die Ankunft einer noch viel mächtigeren Kreatur zu verhindern.

Bei „Achterbahn des Jenseits“ wird John Sinclair im Kampf gegen die Ausgeburten der Hölle erneut auf die Probe gestellt, und das natürlich auch wieder auf höchstem erzählerischem Nivau. Packende Dialoge, Soundtrack-artige Effekte und eine wie immer spannungsgeladene und in diesem Fall actionreiche Handlung lassen das Team von Oliver Döring wieder zur Hochform auflaufen. Was bleibt einem da anderes übrig, als auch die dritte Folge der „Edition 2000“-Serie wärmstens zu empfehlen, was ich dann hiermit auch tun möchte.

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Mr. Mondos Monster (Folge 34, Teil 1)

Eines vorweg: So groß die Freude über ein weiteres neues Hörspiel der „John Sinclair“-Reihe auch ist, so groß ist schließlich auch wieder die Enttäuschung darüber, dass es sich hier um einen Zweiteiler handelt, der frühestens im April 2006 fortgesetzt werden wird. Mehr als drei Monate Wartezeit vom Veröffentlichungstag an, das ist wirklich deftig und im Falle dieser sehr spannenden und teilweise auch lustigen Geschichte schon recht fies. Andererseits gehört der erste Teil von „Mr. Mondos Monster“ zu den besten Episoden der gesamten Reihe, gerade weil den Machern hier etwas gelungen ist, was bei der seltsamen Comedy-Edition noch nicht funktioniert hat, nämlich Gruselstimmung mit Humor zu verbinden. Beide Daumen also nach oben für ein durch und durch gelungenes Hörspiel!

_Story:_

Sarah Goldwyn ist bei der örtlichen Polizei schon bekannt für ihre allabendlichen Anrufe, weshalb die Beamten die abenteuerlustige alte Dame auch nicht mehr ganz so ernst nehmen. So auch eines Abends, als die Lady bei der Behörde angibt, ihr Butler wäre von einem Werwolf angegriffen worden. Sicherheitshalber geht man der Sache nach und hört schließlich am Telefon auch einige seltsame Geräusche, die den Beamten zweifeln lassen. Also schickt er den berüchtigten John Sinclair in das Haus der alten Dame, und dieser findet tatsächlich die zerstückelte Leiche des Butlers dort vor.

John entdeckt recht schnell die Ursprünge dieser Tat und sucht den gräuslichen Ort, an dem der Werwolf erschaffen wurde, auf. Doch das Ganze war eine Falle, denn ein verrückter Wissenschaftler war nur darauf hinaus, den Geisterjäger in seine Gemächer zu führen und ihn dort außer Gefecht zu setzen. John kann trotzdem fliehen, doch beim Versuch, die finsteren Pläne von Mr. Mondo zu durchkreuzen, stellt er fest, dass er dem durchgedrehten Professor hilflos ausgeliefert ist. Jetzt kann er nur noch darauf hoffen, dass Suko und Bill Conolly ihm zur Hilfe eilen – oder aber die alte Dame, die sich selber einer erheblichen Gefahr aussetzt und in Mr. Mondos Labor herumschnüffelt …

_Meine Meinung_

Anfangs erinnert die Geschichte ein wenig an die berüchtigten Krimis mit Mrs. Marple. Die schrullige Sarah Goldwyn und die berühmte Detektivin haben definitiv Ähnlichkeit miteinander, nur dass man es hier mit komplett unterschiedlichen Gegnern zu tun hat. Aber dass die Lady später ebenfalls in die Ermittlungen eingreift, ist von diesem Hintergrund aus betrachtet sicherlich kein Zufall …

Davon mal ganz abgesehen, ist das neue Abenteuer von John Sinclair mal wieder bärenstark. Oliver Döring und sein Team haben sich im Rahmen dieses Zweiteilers sehr viele Freiheiten gelassen, was den Aufbau der Geschichte angeht, und dementsprechend ausufernd werden manche Szenen auch beschrieben. Doch damit meine ich damit nicht ‚übertrieben lang‘. Im Gegenteil, die Geschichte überrascht trotz allem mit einem sehr hohen Erzähltempo und gerät nur deswegen in die Länge, weil sich die Handlung an mehreren Hauptschauplätzen abspielt und außerdem auch viel mehr Personen als gewohnt ins Geschehen eingreifen. Und so ist es letztendlich auch genau diese Tatsache, die das Ganze so stimmig macht. Man nimmt sich die Zeit, die von der Handlung auch erfordert wird, und versucht nicht überhastet zum Schluss zu kommen. Vielleicht ist dies auch ein Ansatz, den man in künftigen Hörspielen verfolgen sollte, nur müsste eben das Ganze dann auch in einem Set, sprich als Doppel-CD, erhältlich sein. Die Idee, „Mr. Mondos Monster“ als Cliffhanger im Raume stehen zu lassen, ist nämlich äußerst unglücklich, gerade wenn man bedenkt, wie lange man auf die Fortsetzung warten muss. Da wäre es günstiger gewesen, man hätte beides erst im April veröffentlicht, denn bis es endlich so weit ist, hat man schon wieder die Hälfte vergessen und muss wieder von vorne beginnen (was wiederum nicht zwingend von Nachteil sein muss).

Nun gut, dies ist ein wesentlicher Kritikpunkt eines ansonsten tadellosen Hörspiels, bei dem sich die Macher einmal mehr selbst übertroffen haben. In „Mr. Mondos Monster“ findet man wirklich alle Elemente, die in der jüngeren Vergangenheit für diese Serie erprobt wurden: Humor, Spannung und eine entsprechend düstere Atmosphäre. Nicht zu vergessen die tollen Effekte, die hier erneut die Ausnahmestellung dieser Hörspiel-Reihe untermauern.

Auch wenn Kritiker die neuen Folgen von „John Sinclair“ nicht mehr ganz so famos finden, bin ich ganz klar der Meinung, dass sich Oliver Döring bei der tonalen Interpretation von Jason Darks Romanen nach wie vor am oberen Limit aufhält. „Mr. Mondos Monster“ ist nämlich ganz klar eine der besten Produktionen bislang, und wer – abgesehen vom Veröffentlichungsrhythmus – an diesem Hörspiel etwas auszusetzen hat, den kann ich beim besten Willen nicht verstehen.

http://www.sinclairhoerspiele.de/

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Lovecraft, H. P. – Flüsterer im Dunkeln, Der

H. P. Lovecraft (1890-1937) war zu Lebzeiten keineswegs ein erfolgreicher Schriftsteller. Mit seinen eigenen Geschichten verdiente er längst nicht genug zum Überleben, stattdessen hielt er sich mit seinem spärlichen Erbe und als Ghostwriter über Wasser. Dass er seine Erzählungen selbst nie wirklich ernst genug genommen hat, um eine Publikation mit Nachdruck zu verfolgen, mag heute, da der Name Lovecraft als Synonym für subtilen Horror steht, unglaublich erscheinen. Und doch trat Lovecrafts Werk seinen Siegeszug erst nach dessen Tod an.

In die Riege der Bewunderer reiht sich |LPL records| nahtlos ein, die sich mit liebevoll produzierten Horrorhörbüchern einen Namen gemacht haben. Wer sich gepflegt gruseln will, der ist bei |LPL| an der richtigen Adresse. In loser Folge bringt der Hörbuchverlag seit 2003 in der Reihe „H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ Erzählungen des Großmeisters als Hörbücher heraus und verursacht damit garantierten Nervenkitzel.

Der vierte Teil der Reihe – nach „Der Cthulhu-Mythos“, „Der Schatten über Innsmouth“ und „Das Ding auf der Schwelle“/“Die Ratten im Gemäuer“ – ist nun erschienen: „Der Flüsterer im Dunkeln“, eine weitere im Cthulhu-Universum angesiedelte Geschichte.

Die Handlung beginnt 1927 in Neu-England. Hochwasser lassen die Flüsse über die Ufer treten, und nach den Überschwemmungen meint die abergläubische und ungebildete Landbevölkerung der Gegend, seltsame Leichen in den Flüssen treiben zu sehen. Literaturprofessor Albert Wilmarth findet das alles reichlich faszinierend, interessiert er sich doch schon seit langem für die Legenden der Gegend. Doch als Wissenschaftler und Rationalist nimmt er die umgehenden Schauermärchen nicht für bare Münze und tut sie als bloße Fantasterei der naiven Bewohner ab.

In den Zeitungen entspinnt sich eine rege Diskussion über die seltsamen treibenden Leichen und auch Wilmarth beteiligt sich mit Verve – bis ihn ein Leserbrief von Henry Akeley erreicht, der seine Sicht der Tatsachen gründlich auf den Kopf stellt. Akeley behauptet, Beweise für eine Rasse Außerirdischer zu haben, die die Berge bewohnen und dort Mineralien fördern. So abgehoben Akeleys Erläuterungen auch zunächst klingen, Wilmarth erfährt seinen neuen Briefpartner als vernünftigen und gelehrten Mann. Es entwickelt sich ein regelmäßiger Briefwechsel und Wilmarth taucht immer tiefer ein in verbotenes Wissen und geheime Gesellschaften.

Das Zwiegespräch zwischen Wilmarth und Akeley (wir hören die Erzählung aus Wilmarths Perspektive, mit einigen eingeschobenen Briefen von Akeley) wirkt wie ein Kammerspiel – es beginnt unschuldig genug, die Handlung spitzt sich aber zunehmend zu und endet schließlich im Chaos und der überstürzten Flucht Wilmarths. Wie der Ich-Erzähler misstraut man zunächst den Erklärungen Akeleys. Sie klingen zu wirr und fantastisch, um auf der Realität zu fußen. Doch Wilmarths Interesse ist geweckt und er ist ein dankbarer Empfänger für all die Botschaften von Außerirdischen und fremden Planeten. Akeley verspricht Beweise für seine Annahmen: Fotos, Tonaufnahmen und einen seltsamen schwarzen Stein. Doch die überzeugendsten Beweise gehen auf dem Postweg verloren: Eine Verschwörung? Oder haben die Beweise nie existiert? Überhaupt sind zum Zeitpunkt, da Wilmarth die Geschichte niederschreibt, alle Briefe Akeleys vernichtet. Welche „Beweise“ bleiben also? Was erzählt uns Lovecraft in „Der Flüsterer im Dunkeln“ eigentlich? Die Geschichte von Außerirdischen, die heimlich auf der Erde umgehen? Oder doch die Fabel eines Geistesgestörten, der zwischen Realität und Fantasie nicht mehr unterscheiden kann? Lovecraft hält sich beide Optionen offen, die Entscheidung liegt also beim Hörer.

Das wahre Grauen liegt, wie meist bei Lovecraft, im Nicht-Gesagten und Halb-Verschwiegenen. Geheimlehren und verschwundene Bücher werden erwähnt, doch nie erläutert. Das Gleiche gilt für die alten Gottwesen, die immer wieder in seinen Cthulhu-Geschichten auftauchen. Subtil offenbart sich auch das Unbehagen in der Landschaft Neu-Englands. Der Städter Wilmarth fühlt sich auf der Fahrt zu seinem einsam wohnenden Freund Akeley sofort in eine andere Realität versetzt: dräuende Wälder, reißende Flüsse, düstere Landschaften. All das beeinflusst die Grundstimmung der Erzählung.

Und dann sind da natürlich noch die Sprecher. David Nathan als Wilmarth ist eine exzellente Wahl, doch der wahre Star des Hörbuchs ist Torsten Michaelis als Mr Akeley. Michaelis, als Synchronstimme von Wesley Snipes chronisch unterfordert, ist in letzter Zeit bei einigen Hörbuchproduktionen positiv aufgefallen. Besonders auf [„Necrophobia 2“ 1073 konnte er als Sprecher die ganze Bandbreite seiner Fähigkeiten zeigen – als religiös verwirrter kindlicher Massenmörder, keine einfache Rolle. Auch Mr Akeleys Gefühlswelten kann er in den wenigen Auftritten, die er hat, suggestiv gestalten und überzeugt so als nüchterner Forscher wie auch als halbverrückter Irrer.

Als besonderes Extra gibt es eine Bonus-CD, auf der Dagmar Berghoff als Muriel E. Eddy ihre Erinnerungen an Lovecraft zu Gehör bringt. Zwischen Lieblingsessen und literarischen Arbeitsweisen schafft sie es so, ein lebendiges und gar unterhaltsames Bild von dem großen Unbekannten Lovecraft zu zeigen. Als Schmankerl hat |LPL| noch den „Soundtrack des Schreckens“ beigegeben: zehn Tracks von Andy Matern, dessen beunruhigende Klangwelten seit jeher die |LPL|-Hörbücher vervollkommnen. Es handelt sich hierbei ausschließlich um Tracks von vorherigen Lovecraft-Produktionen, Fans von |Necrophobia| oder |Necroscope| werden sich wohl noch gedulden müssen. Vielleicht werden Materns gesammelte Tracks auch dort einmal zu hören sein. Sie alle als einen Soundtrack auf einer Extra-CD zu veröffentlichen, ist zumindest eine geniale Idee und wird bei Langzeitfans des Labels sicher auf viel Gegenliebe stoßen.

„Der Flüsterer im Dunkeln“ ist erneut eine gelungene Gruseltour aus dem Hause |LPL|, die den Hörer diesmal sogar noch mit einer Bonus-CD beglücken kann. Da bleiben doch keine Wünsche offen!

|Die ersten drei LPL-Veröffentlichungen dieser Reihe:|
[„Der Cthulhu-Mythos“ 524
[„Der Schatten über Innsmouth“ 424
[„Das Ding auf der Schwelle“ & „Die Ratten im Gemäuer“ 589

http://www.lpl.de

Schami, Rafik – dunkle Seite der Liebe, Die (Lesung)

_Der Autor_

Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus/Syrien geboren. 1965 bis 1970 Gründung und Leitung der Wandzeitung „Al-Muntalek“ im alten Stadtviertel von Damaskus. 1971 wanderte er in die Bundesrepublik Deutschland aus, bis 1979 arbeitete Rafik Schami in Fabriken und als Aushilfskraft in Kaufhäusern, Restaurants und Baustellen und studierte Chemie. 1971 bis 1977 Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien in arabischer und deutscher Sprache; seit 1982 freier Schriftsteller.

_Die große Geduldsprobe_

21 CDs, 1590 Minuten – niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ich die Geduld aufbringen würde, ein so langes Hörbuch in relativ kurzer Zeit durchzuhören, wahrscheinlich auch, weil ich die Audio-Fassungen besonders dann liebe, wenn sie schnell auf den Punkt kommen. Nun, also beginne ich kurze Zeit nach Erhalt der schmucken Box zu „Die dunkle Seite der Liebe“ damit, tagtäglich variierend zwischen ein und vier Stunden, dieses Hörbuch in mich aufzunehmen und mich immer tiefer in die Heimatwelt des Autors zu versetzen. Es sollte nicht lange dauern, da wurde aus der anfänglich befürchteten Geduldsprobe eine der tollsten Traumreisen, die man sich überhaupt vorstellen kann, und von der man sich wünscht, dass sie niemals ein Ende findet. 21 CDs, 1590 Minuten – niemals hätte ich gedacht, dass diese Zeit wie im Flug vergeht …

_Story_

Die Clans der Muschtaks und der Schahins leben in einem kleinen syrischen Bergdorf, in dem die Mehrzahl der Einwohner sich dem christlichen Glauben verschrieben hat. Jedoch wird hier zwischen der orthodoxen und der katholischen Form unterschieden, und dies ist auch ein wichtiger Aspekt, der die beiden Clans voneinander entfremdet und das Dorf in zwei Fraktionen teilt.

Die Feindschaft zwischen den Muschtaks und den Schahins wird vom alten Georg Muschtak verursacht, der eines Tages in diesem Dorf aufkreuzt, sich sehr schnell Ansehen verschafft und wegen seines damit einhergehenden Reichtums manchen Leuten ein Dorn im Auge ist. So zum Beispiel Jusuf Schahin, einem Pferdezüchter, der ebenfalls vom Erfolg verwöhnt ist. Aus einer anfägnlichen Rivalität entsteht im Laufe der Zeit ein immer tieferer Hass, der sogar so weit geht, dass die beiden Parteien Attentate gegeneinander begehen. Was mit verbalen Anfeindungen beginnt, artet immer mehr aus; Brandanschläge sind die Folge und Mord eines der Resultate.

Der Hass der Clans wird auch auf die nächste Generation übertragen. Georgs Sohn Elias ist ebenfalls davon betroffen, vertritt aber nicht alle Meinungen seines Vaters und setzt sich eines Tages mit seiner Frau in die syrische Hauptstadt Damaskus ab, um sich dort ein neues Standbein aufzubauen. Dort wächst auch der gemeinsame Sohn Farid auf, der eines Tages auf Geheiß seines Vaters in ein Kloster gesteckt wird, um dort eine religiöse Ausbildung zu genießen. Dort geht Farid jedoch mental zugrunde; überall schlägt ihm Hass entgegen, und nachdem sich die geliebte Mutter zu seinen Gunsten eingesetzt hat, entkommt Farid der harten Erziehung in der kirchlichen Einrichtung.

Kurze Zeit später findet der junge Farid dann sein Glück; er lernt die gleichaltrige Rana kennen und verliebt sich prompt in das hübsche Mädchen. Die Voraussetzungen scheinen perfekt; beide sind Christen und müssen deshalb auch keine Probleme befürchten, die auf ihrer Religionszugehörigkeit beruhen. Doch Rana gehört dem Schahin-Clan an, und ihre Eltern haben nicht vergessen, welche Greueltaten zwischen dem eigenen Clan und den Muschtaks geschehen sind. Auch Elias ist der neuen Liebe seines Sohnes nicht wohl gesonnen und spricht sich deutlich gegen den Clan der Schahins aus.

Farid und Rana erfahren die nach wie vor existierende Feindseligkeit der beiden Familien und fürchten, ihre verbotene Liebe aufgeben zu müssen. Ihr Plan, vor der Vergangenheit und dem familiären Ursprung zu flüchten, scheitert und artet in einem Eklat aus. Und von nun an bekommen sie den Hass der beiden Familien erst richtig zu spüren …

_Meine Meinung_

„Die dunkle Seite der Liebe“ beleuchtet das Thema Liebe in vielen miteinander verbundenen Kurzgeschichten in all seinen Facetten. Die hingebungsvolle Liebe zum anderen Geschlecht, die Verbundenheit zum Clan und der Familie, die Unterwürfigkeit zugunsten der Sippe und die von der Religion auferlegte Liebe zu einer höheren Macht. Rafik Schami beleuchtet das prickelnde Thema am brisanten Schauplatz seiner eigentlichen Heimat Syrien im Jahre 1953 und verknüpft die verschiedenen Handlungsabläufe mit vielen sozialen, hier völlig fremden kulturellen Problemen und Begebenheiten, die einerseits menschlicher gar nicht sein könnten, andererseits dann aber wieder so grob gegen die Menschlichkeit verstoßen, dass man nur mit Entsetzen reagieren kann. Schami beschreibt vor allem den Hass sehr ausführlich und löst dabei eine beklemmende Atmosphäre aus, der man sich während der gesamten Spielzeit nicht mehr entziehen kann. Die Darstellung der mentalen und psychischen Gewalt mag im Beispiel so simpel klingen, ist aber im Gesamtzusammenhang überaus erschreckend, weil all das so authentisch wirkt. Dem Autor gelingt es wirklich fabelhaft, uns in die scheinbar so ferne Kultur zu entführen, uns die sozialen Bräuche näher zu bringen, die Einstellungen der beteiligten Personen deutlich zu machen und trotzdem nie die Handlung aus den Augen zu verlieren.

Der Aufbau der Geschichte erinnert dabei teilweise an die typischen Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Schami, und im Falle des Hörbuches auch noch die beiden Kollegen Markus Hoffmann und Andrea Hörnke-Trieß, erzählen von der verbotenen Liebe in vielen kurzen, aber immerzu bewegenden Episoden, schweifen zwischendurch immer mal wieder etwas ab, um so die negative Stimmung ein wenig aufzuheben, verfehlen aber in keiner der abgeschlossenen Kurzgeschichten das Thema, sprich die Handlung, an der sich die einzelnen Teile (mehr als 300 an der Zahl) ausnahmslos orientieren.

Schamis Geschichte hat neben den dramatischen Schilderungen aber vor allem eines: eine sehr poetische, teils romantische, teils verführerische Ausstrahlung, die den Hörer kaum noch loslässt. Es geht unter die Haut, wenn der Autor sich langsam an die Unterdrückung der Anziehung und Leidenschaft zwischen Farid und Rana herantastet und dabei sehr behutsam auf die dabei mitspielenden Emotionen eingeht. Dass Schami dabei nicht ein einziges Mal in die Richtung einer schwülstigen Love-Story abdriftet, versteht sich fast von selbst. Es ist auch nicht dringend die Liebe zwischen den beiden Protagonisten, die im Mittelpunkt des Geschehens steht, denn stellenweise dient sie nur als Aufhänger für das, was der Autor in seinem Titel anspricht: die dunkle Seite dessen, was in der europäischen Kultur meist sehr oberflächlich abgehandelt wird, im nahen Osten aber nach wie vor kein Standard ist, den man mal eben so in die Tat umsetzen kann – damals in der Zeit der Handlung genauso wenig wie heute!

Was genau ist „Die dunkle Seite der Liebe“ nun wirklich? Nun, es ist eine Geschichte voller kontrastreicher Emotionen und Gefühle, die Charakterisierung einer problembehafteten, noch immer von ihren Ursprüngen zehrenden Kultur, eine detaillierte Beschreibung der Weigerung von Akzeptanz und Toleranz, ein Stück vergangene und dennoch aktuelle Zeitgeschichte, ein Gleichnis mitsamt der Wechselwirkung von Hass und Verbundenheit und letztendlich die Geschichte zweier Personen, die in ihre aussichtslose Situation hineingeboren werden, und denen von Anfang an nicht erlaubt ist, als freie Menschen zu leben.

Schamis Monumentalwerk hat mich sehr tief bewegt, und gerade zum Schluss hat es mir auch gezeigt, wie man mit einer Geschichte verwachsen und sich mit ihr verbunden fühlen kann. „Die dunkle Seite der Liebe“ ist in der Tat eine Traumreise, die einen aus der Realität entfernt und in eine fremde Realität zurückholt. Was ich aber noch viel erstaunlicher finde: Während der gesamten Spielzeit verspürt man den Drang, immer und immer weiter zu hören, und am Ende tut es weh, wenn die Erzählung endet. Das hätte ich bei einer solch enormen Spieldauer nie und nimmer erwartet, denn schließlich befürchtet man bei mehr als 26 Stunden Spielzeit ja einzelne Längen. Doch es gibt sie nicht. Sehr, sehr bemerkenswert! „Die dunkle Seite der Liebe“ ist ein echter Goldschatz, ein mitreißendes Meisterwerk, eine grandiose Darstellung der Gepflogenheiten einer fremden Kultur und schließlich ein Stück Liebe, wie man sie garantiert noch nie erfahren hat.

http://www.sprechendebuecher.de

Stewart, Paul – Twig im Auge des Sturms (Die Klippenland-Chroniken III)

Band 1: [Twig im Dunkelwald 1936
Band 2: [Twig bei den Himmelspiraten 1999

Die „Klippenland-Chroniken“ gehen in die dritte Runde und kommen dieses Mal auch um einiges actiongeladener und effektreicher daher, als dies noch bei den beiden direkten Vorgängern der Fall war. Hierfür ist vor allem der weitaus mehr in den Vordergrund gerückte Sound von Olaf Normann verantwortlich, der einem schon in den ersten Szenen entgegenschießt. Doch auch sonst hat die Geschichte des jungen Himmelspiraten Twig wieder so einiges zu bieten. „Twig im Auge des Sturms“ verspricht jedenfalls wieder mehr als fünf Stunden tolle Atmosphäre, eine superbe Erzählstimme und Spannung pur.

_Story_

Noch immer ist Twigs Vater, der legendäre Himmelspirat Wolkenwolf, nach dem Unglück auf seinem Himmelsschiff verschwunden. Nachdem Sanktaphrax in letzter Minute gerettet werden konnte, macht sich Twig daher auch wieder auf die Suche nach dem bereits totgeglaubten Captain und findet ihn schließlich auch wenige Augenblicke vor dessen Dahinscheiden. Fernab von Twigs neuer Heimat kann dieser ihn gerade noch vor dem gewaltigen Muttersturm warnen, der schon sehr bald wieder das Klippenland aufsuchen soll, um so wieder die berüchtigten weißen Sümpfe zum Leben zu erwecken.

Auf dem Weg dahin soll der fürchterliche Wind auch über Sanktaphrax hinwegfegen und die Stadt vom Erdboden tilgen. Twig hat gar keine Zeit mehr, sich von seinem Erzeuger und Lehrmeister zu verabschieden und begibt sich mit dem |Klippentänzer| auf dem direkten Weg zurück in die Stadt der Akademiker, gerät aber dabei direkt in einen unheimlichen Wirbelsturm, der die gesamte Besatzung des Schiffes in alle Winde verstreut.

Twig wacht kurze Zeit später in Unterstadt auf und kann sich nur bruchstückhaft an die Geschehnisse erinnern. Sein Schiff ist anscheinend endgültig vernichtet, und von seinen Kameraden gibt es keine Spur. Statt mit dem berühmten Himmelsschiff nach Sanktaphrax zu fliegen und die dort lebenden Menschen vor dem drohenden Unglück zu warnen, muss sich Twig nun zunächst auf die Suche nach seiner alten Crew machen, doch dies gestaltet sich weitaus schwerer, als er sich das vorgestellt hatte …

_Meine Meinung_

Bei „Twig im Auge des Sturms“ geht es wirklich ordentlich zur Sache. Wie schon oben angedeutet, spielt die Action im dritten Teil der Saga eine gewichtige Rolle und kommt auch in keinem Abschnitt der Handlung zu kurz. Dafür verzichtet Autor Paul Stewart auch fast gänzlich auf eine Einleitung und setzt das vorab Geschehene bereits als bekannt voraus, was er aber prinzipiell auch darf. So gerät man sofort mit Twig in den großen Muttersturm hinein, den Soundmann Olaf Normann hier auch sehr opulent in Szene gesetzt hat. Als das Schiff der Himmelspiraten getroffen wird, kommt das schon einem richtigen Donnerschlag gleich, und auch später nutzt Normann sämtliche Gelegenheiten aus, um Musik und Effekte flächendeckend unterzubringen.

Die Geschichte selbst glänzt ebenfalls durch ein leicht gesteigertes Erzähltempo, das nach dem rasanten Beginn auch beibehalten werden soll. Das eigentliche Abenteuer beginnt allerdings erst nach dem Absturz des |Klippentänzers|, denn von dort an werden auch wieder neue Charaktere vorgestellt, es müssen neue Hürden in unbekannten Regionen bewältigt werden und anders als sonst ist Twig dieses Mal komplett auf sich alleine gestellt. Die Hauptfigur der Geschichte wächst immer weiter in ihre von Anfang an erdachte Heldenrolle hinein und kommt mit dieser auch immer besser zurecht. Aus dem hilflosen kleinen Kerl ist eine echte Persönlichkeit geworden, und auch dies macht einen Unterschied zu den ersten beiden Erzählungen aus, bei denen Twig noch recht jugendlich wirkte.

Von der überraschenden Härte des letzten Hörbuchs ist man bei „Twig im Auge des Sturms“ jedoch wieder ein wenig abgewichen. In erster Linie ist die Geschichte nämlich auch hier wieder auf ein etwas jüngeres Publikum zugeschnitten, und auch wenn es mitunter manchmal (im übertragenen Sinne) etwas heftiger zur Sache geht, ist die Erzählung dennoch recht leichtfüßig und kommt ohne jegliche zweifelhafte Szene aus. Vorbildlich wie immer!

Über den Erzähler möchte ich an dieser stelle indes nicht mehr viele Worte verlieren. Volker Niederfahrenhorst verstellt seine Stimme auch hier wieder in den unterschiedlichsten Tonlagen und hat spürbar Spaß an seiner Arbeit – Spaß, der sich auch auf den Hörer überträgt. Die Atmosphäre ist erneut prächtig, die Handlung sehr fließend gestaltet und die Charaktere nach wie vor einzigartig in ihrer Erscheinungsweise. Hier lohnt sich auch ein Blick ins Booklet, das neben einigen kurzen Hintergrundinformationen noch einen Mini-Almanach mit Erklärungen zu den Wesen aus dem Klippenland mitliefert und dazu auch noch einige ausgewählte Illustrationen seitens Chris Riddells enthält, der ja auch die Buchfassung der „Klippenland-Chroniken“ mit seinen hübschen, humorvollen Skizzen bereichert.

Alles in allem ist dieser dritte Teil also eine sehr gelungene und spannende Fortsetzung, für die man dieser Tage gerne noch sein überschüssiges Weihnachtsgeld ausgeben kann.

Bolik, Martin – Open Sky

_Besetzung_

Erzählerin LAIKA – Daniela Ziegler
Weltraumhund GO – Reent Reins, Franz Josef Steffens
Computerfloh – Monika Maria Ullemeier
ALOHA – Ulrike Englisch
Jazzmusikerhund Phil – Christian Eitner
In weiteren Rollen: Inga Quistorf und Volker Adam
Übersetzer (hundetelepathisch/deutsch) – Ringo (Hund)

_Inhalt_

Kurz vor der Wende zum fünften Jahrtausend wird LAIKA von einem Notruf geweckt. Die Nachfahrin der ersten Raumfahrtpionierin aus dem Jahre 1957 und Psychologin auf der Hundekolonie Proxima Centauri sieht sich plötzlich mit der Zerstörung ihres Planeten konfrontiert. Und dabei kommt der plötzliche Hilferuf zu einem Zeitpunkt, an dem das Leben für LAIKA völlig harmonisch verlief; erst gestern hatte sie ihren Therapiehund GO in einer weiteren Sitzung behandelt, und nun droht ihr und der gesamten Kolonie das Ende.

Gerade noch rechtzeitig gelingt ihr die Flucht, bevor der Planet komplett vernichtet wird, und sobald sich LAIKA gefangen hat, merkt sie auch, dass ihre Umwelt sich völlig verändert hat. Sie befindet sich nicht mehr im Jahre 3999, und auf der Suche stößt sie auf einen Hilferuf, der direkt vom Weltraumhund GO ausgeht. Als LAIKA dann in einer fremden Zeit und Welt die Dinge auf den Kopf stellt, hat das für die Nachwelt gravierende Auswirkungen. Sie wird von der Zeitpolizei wegen der verbotenen Korrektur der Historie verhaftet, landet in einem Gefängnis, von wo aus sie davon berichtet, dass sie verdächtigt wird, den Präsidenten GO umgebracht zu haben. In dieser beklemmenden Umgebung entspringt schließlich auch die Erzählung als solche …

_Meine Meinung_

Ich habe mich mit diesem Hörspiel unheimlich schwer getan, weil es nun mal alles andere als gewöhnlich ist. Hört man sich „Open Sky“ zum ersten Mal an, wird man gerade zu Beginn nur wenig Sinn in den wirren Schilderungen der Erzählstimme LAIKA erkennen. Was geht hier eigentlich ab? Erst nach und nach ergibt das Ganze einen Sinn, wobei die Geschichte dabei schon so viele spirituelle Nuancen aufweist, dass man schon einmal klar sagen kann, dass „Open Sky“ nur einem limitiertem Publikum vorbehalten und zum nebenher laufenden Zwischenkonsum ganz und gar nicht geeignet ist. Außerdem wirkt die oben beschriebene Geschichte rückblickend auch nur als Aufhänger für weitschweifige Grundsatzdiskussionen auf philosophischer Ebene, die ja ebenfalls nicht jedermanns Fall sein sollen.

Innerhalb der Erzählung tauchen neben vielen obskuren Weisheiten nämlich immer wieder Fragen auf, die sich nach der altbekannten Thematik, worin der Sinn des Lebens eigentlich besteht, richten. Mich persönlich hat „Open Sky“ zum Ende hin verdächtig an „Per Anhalter durch die Galaxis“ erinnert, nur eben dass der Humor von Douglas Adams dort im Vordergrund stand und die Geschichte immer dann, wenn es erforderlich war, auflockerte. Solche Passagen vermisst man indes bei diesem Hörspiel, wo man sich lieber gereifter und intellektueller geben möchte. Direkt am Anfang wird so zum Beispiel der Name Goethe ins Rennen geworfen, und statt eines normalen Soundtracks hat sich Regisseur Martin Bolik für klassische Musik von Tschaikowski, Holst und Korsakow entschieden. Der Knackpunkt hierbei ist, dass gerade diese sehr künstlich aufgebauschte Aufmachung der Atmosphäre des Hörspiels den Halt nimmt. Nicht nur, dass die maschinellen Stimmen und die sehr kalte Grundstimmung einem den Einstieg und auch die Konzentration für die Folgezeit erschweren; auch die grundlegende Atmosphäre will über die komplette Spielzeit nicht aufkommen und raubt der Geschichte nicht nur die Spannung, sondern letztendlich auch den ersuchten Tiefsinn.

Dass „Open Sky“ demzufolge wohl auch kaum für die jüngere Generation geeignet ist, sollte klar sein, und überhaupt scheint sich Martin Bolik nicht an das ‚einfache Volk‘ gerichtet zu haben. Hier verschmelzen esoterische Elemente mit spacigem Flair, leider aber eben nicht so atemberaubend, wie man sich das vielleicht gewünscht hätte. Und trotzdem ist das Gesamtunterfangen jetzt nicht wirklich schlecht zu bewerten. Mitunter mag es auch an meiner persönlichen Erwartung im Hinblick auf ein modernes Hörspiel liegen, dass ich mit „Open Sky“ nur wenig anfangen kann. Festzuhalten bleibt für mich daher auch lediglich, dass die Geschichte nur selten spannend ist, die Stimmen einem nach einiger Zeit auf die Nerven gehen und dass „Open Sky“ trotz vieler offensichtlicher Parallelen zum Gesamtwerk von Douglas Adams nicht einmal annähernd an den tollen Stil des britischen Kultautors heranreicht.

Der Grundansatz war dementgegen recht viel versprechend; zwei CDs, bei denen es prinzipiell keine Rolle spielt, in welcher Reihenfolge sie gehört werden (wobei Anfängern die chronologische Abfolge zu empfehlen ist), und eine sehr interessante Background-Geschichte, erzählt aus verschiedenen Perspektiven und basierend auf verschiedenen Einstellungen. Und auch die vielen Ideen und Gesprächsthemen, die auf den Tisch gebracht werden, haben es definitiv in sich. Dritter Weltkrieg, kalter Krieg, religiöse Macht, ganz schön pikant, was hier zur Sprache kommt. Tja, gescheitert ist das Ergebnis lediglich an der Umsetzung, denn ohne eine entsprechende Atmosphäre funktioniert ein solches Hörspiel nicht. Und trotz klassischer Musik und Quertendenzen zu diversen Space-Opern ist diese bei „Open Sky“ nicht ersichtlich bzw. wahrnehmbar.

Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Die Eisvampire (Folge 33) (Hörspiel)

Nach über einem Jahr Wartezeit erscheinen nun zwei neue Hörspiele aus der John-Sinclair-Reihe, nämlich die Folgen 33 und 34. Das erste davon, „Die Eisvampire“, ist dabei ein Wiedertreffen mit alten Bekannten: Der ehemalige Dämon Myxin taucht wieder auf, die bösartige Asmodina kommt wieder zur Worte und der Geisterjäger bekommt es dieses Mal erneut mit Auswüchsen der Mordliga zu tun. Vielversprechend und ausgezeichnet – die Serie bekam unlängst den Deutschen Phantastik Preis 2005 – geht es endlich weiter mit einer der besten Hörspielreihen aller Zeiten, und die Story hält auch mal wieder, was sie verspricht.

_Story_

Der auf die gute Seite übergetretene Dämon Myxin und sein alter Gefährte Kogan stehen sich gegenüber und reden über eine mögliche Kooperation. Während Myxin die Gelegenheit nutzen will, um Informationen über Asmodina und die Mordliga zu bekommen, lässt der Vampir sich nicht täuschen und versucht Myxin zu töten. Was Kogan allerdings nicht weiß: Einer seiner eigenen Anhänger ist der Geisterjäger John Sinclair, der durch einen gezielten Schuss das Blatt wendet und so die nötigen Infos aus dem fiesen Vampir herauspresst.

Kogan erzählt eine Geschichte aus der fernen Vergangenheit und macht Sinclair mit der Legende der Eisvampire bekannt, die vor hunderten von Jahren in die Eishöhlen des Drachensteingebirges vertrieben und dort eingefroren wurden. Die Eisvampire besaßen besondere Kräfte, und die Folgen ihres Bisses waren verheerend. Nun soll es Asmodina gelungen sein, diese besondere Vampirspezies zu neuem Leben zu erwecken.

Sinclair, sein Kollege Suko und Myxin reisen daraufhin sofort nach Österreich ins Drachensteingebirge, kommen aber schon zu spät, um das erste Attentat der Eisvampire abzuwenden. Die Blutsauger haben sich des soliden Familienmenschen Tonie Berger bemächtigt, der nun seit einiger Zeit vermisst wird. Sinclair und seine Gefährten machen sich auf die Suche nach dem infizierten Berger und versuchen, Schlimmeres abzuwenden, doch das Drama der Familie Berger hat da gerade erst angefangen …

_Meine Meinung_

Mehr als ein Jahr Wartezeit ist eine ganze Menge und unter Umständen auch mehr, als die eingeschworene Fanschar des Geisterjägers verkraften kann. Daher war es für den Verlag auch dringend notwendig, mit einem echten Paukenschlag zurückzukehren, und das ist schließlich (und glücklicherweise) auch gelungen. „Die Eisvampire“ bietet typische Sinclair-Gruselstimmung, jedoch dieses Mal eingebunden in eine komplett neue Umgebung.

Ein Brite in Österreich, irgendwie scheint das nicht zu passen, und tatsächlich tut sich der Bedienstete von Scotland Yard auch unheimlich schwer in seinem neuen Umfeld. Max Berger, Sohn des Verschollenen Toni Berger, traut dem plötzlich auftauchenden, geheimnisvollen Engländer nicht und blickt sofort durch, dass Sinclair nicht wie angegegeben ein Geologe ist. Anfangs bringt er den Geisterjäger sogar direkt mit dem Verschwinden seines Vaters in Verbindung, was der Geschichte eine zusätzliche, wertvolle Nuance verleiht, denn die neuen Charaktere bleiben bis zuletzt unberechenbar und die Geschichte wird dadurch natürlich nicht weniger spannend. Ganz im Gegenteil! Von Anfang an beeindruckt ‚der neue Sinclair‘ mit einer herrlich düsteren Atmosphäre, die sofort beim anfänglichen Duell zwischen Myxin und Kogan für Gänsehautmomente sorgt (wirklich superb in Szene gesetzt) und sich so auch über Bergers Begegnung mit den Vampiren in den dunklen Eishöhlen bis hin zum abschließenden Showdown im Haus des Neu-Vampirs zieht. Dazu geizt das Hörspiel auch nicht mit Action: Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den Blutsaugern und ihren Kontrahenten, und auch hier haben |Lübbe Audio| und das Team von |Wort Art| ganze Arbeit geleistet und die Erzählung mit tollen Soundeffekten ausgestattet.

John Sinclair ist endlich wieder zurückgekehrt, und „Die Eisvampire“ bietet für die ewig lange Wartezeit auch die entsprechende Entschädigung. Das neue Hörspiel überzeugt mit gewohnt starker Leistung der Sprecher und einer spitzenmäßig inszenierten Handlung. Dazu kommt eine ganz spezielle Atmosphäre, ausgelöst durch die neue Umgebung, in der die Erzählung spielt. Kurzum: genau der richtige Stoff für die Sinclair-Fraktion, und deshalb kann man auch Episode 33 blind abgreifen!

_Die Sprecher_
John Sinclair – Frank Glaubrecht (Pierce Brosnan; Kevin Costner; Jeremy Irons; Al Pacino …)
Erzähler – Jochim Kerzel (Dennis Hopper; Jack Nicholson; Harvey Keitel; Dustin Hoffman; Anthony Hopkins …)
Suko – Martin May
Myxin – Eberhard Prüter (Ian McKellen)
Max Berger – Philipp Schepmann (Lesungen u. a. zu „Die Chroniken von Narnia“, „Stravaganza“, Ken Follett)
Hanni Kerner – Alexandra Wilcke (Miranda Otto)
Toni Berger – Thomas Danneberg (Dan Akroyd; John Travolta; Arnold Schwarzenegger; Sylvester Stallone; Nick Nolte; John Cleese …)
Clara Berger – Marianne Groß (Meryl Streep; Angelica Houston)
Kogan – Nicolas Böll (Emilio Estevez; Owen Wilson)
Josef Sprengler – Helmut Krauss (Marlon Brando; Samuel L. Jackson)
Hans – Hans-Jürgen Dittberner (Christopher Reeve)
Fahrer – Jörg Döring (Colm Meany)
Ansage – Fred Bogner

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)