Archiv der Kategorie: Kinder- und Jugendliteratur

Cast, P.C. & Kristin – Erwählt (House of Night 3)

_Die „House of Night“-Bücher:_

Band 1: [„Gezeichnet“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6374]
Band 2: [„Betrogen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6277]
Band 3: _“Erwählt“_
Band 4: „Ungezähmt“ (erscheint am 11.11.2010)
Band 5: „Gejagt“ (erscheint am 01.02.2011)
Band 6: „Versucht“ (erscheint am 01.05.2011)
Band 7: „Verbrannt“ (erscheint am 01.08.2011)

_Weihnachten und somit_ auch Zoeys Geburtstag stehen vor der Tür. Für Zoey kein Grund, sich zu freuen: Sie befürchtet wie jedes Jahr, Geburtstagsgeschenke zu bekommen, die mehr mit Weihnachten zu tun haben als mit ihrem Ehrentag. Als hätte sie es geahnt, sind dann auch alle Geschenke überaus weihnachtlich, bis auf ein Armband, das ihr menschlicher Freund Heath ihr schickt – zusammen mit einem Brief, den leider auch ihre Vampyr-Freunde lesen, in dem er ihr mitteilt, wie sehr er sie vermisst, und hofft, dass das Geschenk ihr gefällt, schließlich hätte es nichts mit Weihnachten gemein. Besonders ihr Vampyr-Freund Erik ist verletzt, da er nicht wusste, dass Zoey weihnachtliche Geschenke hasst … sein Geschenk ziert ein Schneemann. Auch die „Zwillinge“ Erin und Shaunee, Damian und Jack sind enttäuscht.

Zoey allerdings macht sich mehr Sorgen um ihre untote Freundin Stevie Rae, denn diese verliert immer mehr ihre Menschlichkeit. Zoey ist fest entschlossen, Stevie Rae zu retten, und nimmt sogar die Hilfe Aphrodites an. Sie verstecken Stevie Rae in einer Angestelltenwohnung in Aprodites Elternhaus und versorgen sie mit Blutbeuteln. Zoey appelliert an Stevies Erdverbundenheit, da Zoey glaubt, diese würde Stevie Rae helfen.

Leider kann Zoey ihre übrigen Freunde nicht einweihen, da die Hohepriesterin und Rektorin Neferet die Gedanken aller – mit Ausnahme von Zoey und Aphrodite – lesen kann und keinesfalls erfahren darf, dass Zoey versucht, Stevie Rae zu retten. Immerhin sind die untoten Schüler ihr Werk.

So sucht sie, fast auf sich allein gestellt, eine Möglichkeit, Stevie Rae zu helfen. Aber nicht nur das belastet Zoey, denn dazu kommt noch die Problematik mit ihrem Elternhaus; nur ihre Grandma steht zu ihr. Noch schlimmer allerdings ist die verzwickte Dreiecksbeziehung, in der sie steckt. Da wäre der Schulschwarm Erik, ihr menschlicher Freund Heath, der zu allem Überfluss auf sie geprägt ist, und der Lehrer Loren Blake, der sich für sie interessiert.

Als dann noch Vampire des Internats regelrecht hingerichtet werden, droht Zoeys Welt zusammenzubrechen.

_Kritik_

Mit „Erwählt“ hat das Autorengespann P.C. und Kristin Cast seinen dritten Roman der „House of Night“-Serie geschrieben. Der Schreibstil der Autorinnen ist jugendlich gehalten und flüssig zu lesen, lässt allerdings Detailreichtum vermissen. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Spannungsbogen und dem Versuch, möglichst viele Geschehnisse auf den 408 Seiten unterzubringen. Der Leser wird von Ereignis zu Ereignis gejagt und kommt kaum zum Luftholen.

Erzählt wird die Geschichte, wie auch schon in den vorangegangenen Teilen, aus der Sicht von Zoey. Mit viel Tempo rast der Leser so durch die Erzählung und die verschiedenen Ereignisse. Der Spannungsbogen wird dabei voll ausgeschöpft und zu keiner Sekunde kommt Langeweile auf. Wie ebenfalls schon in den ersten Teilen, legen die Autorinnen viel Wert auf eine jugendliche Ausdrucksweise, die zwar im Vergleich zum ersten Teil „Gezeichnet“ weniger vulgär geworden ist, allerdings noch immer etwas übertrieben wirkt. Dort wäre etwas weniger mehr.

Die Problematik von Zoey ist zwar realitätsnah beschrieben, der Umgang mit den Problemen, gerade in Liebsdingen, aber schlichtweg unmöglich. Dass eine 16-Jährige sich durchaus in mehrere Männer verlieben kann, ist nachvollziehbar, die Entwicklung, die ihre Beziehung zu ihrem Lehrer nimmt, ist allerdings mehr als bedenklich. Gerade bei so etwas sollte ein Buch schon eine Vorbildfunktion einnehmen und eine solche Beziehung realistisch und vernünftig angehen.

In diesem rasanten Roman bekommen die Protagonisten wenig Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Da es sich hierbei um eine Serie handelt, ist dies aber durchaus zu verzeihen, denn Zoey und ihre Freunde haben ja noch viel Zeit zu zeigen, was alles in ihnen steckt. Alles in allem ist dieser Roman durchaus lesenswert und in jedem Fall unterhaltsam. Der Leser bekommt einiges geboten und ist neugierig darauf, wie es mit Zoey und dem House of Night weitergeht.

_Fazit_

Der dritte Teil der „House of Night“-Serie ist ein lesenswerter und spannender Roman, den ich bedingt weiterempfehlen kann. Erwachsene erhalten einen guten Einblick in das Denken, Fühlen und Handeln von Jugendlichen. Dies ist interessant zu lesen, und die Spannung trägt ihr Übriges dazu bei. Bei Jugendlichen kommt die Empfehlung ganz auf die Charakterstärke an, gerade wegen des Umgangs mit Liebesdingen und der dort vermittelten Werte. Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie es im „Ungezähmt“, dem vierten Teil der „House of Night“-Serie, weitergeht.

|Gebundene Ausgabe: 442 Seiten
Originaltitel: Chosen (House of Night 3)
Übersetzerin: Christine Blum
ISBN-13: 978-3841420039|
[www.house-of-night.de]http://www.house-of-night.de
[www.fischerverlage.de]http://www.fischerverlage.de

_Nadine Warnke_

Garcia, Kami / Stohl, Margaret – Sixteen Moons – Eine unsterbliche Liebe

|Sixteen moons, sixteen years
Sixteen of your deepest fears
Sixteen times you dreamed my tears
Falling, falling through the years …|

_Der 16-jährige Ethan Wates_ lebt mit seinem Vater, einem Schriftsteller, in der Südstaaten-Kleinstadt Gatlin. Seine Mutter ist bei einem Unfall verstorben und sein Vater lebt seitdem völlig zurückgezogen. Nur die Haushälterin Amma kümmert sich um Ethan. Ethan kennt nur ein Ziel: dieser Kleinstadt und dem Leben dort möglichst schnell zu entkommen. Obwohl er als Star der Basketballmanschaft immerhin zu den beliebten Schülern gehört, kann er es nicht erwarten, Gatlin hinter sich zu lassen. Das vorbestimmte Leben dort und die Menschen nerven ihn total.

Seit Wochen hat Ethan einen sehr merkwürdigen Traum. Er versucht ein ihm unbekanntes Mädchen zu retten, dieses entgleitet ihm aber jedes Mal. Seltsam ist, dass er beim Aufwachen immer nass und voller Erde ist und ihn der Geruch von Rosmarin und Zitronen umschwebt. Obwohl er dieses Mädchen in seinen Träumen noch nie richtig gesehen hat, ist er in es verliebt.

Am ersten Schultag nach den Ferien sieht er das Mädchen dann in der Schule, Lena Duchannes. Sie ist die Neue an seiner Schule und lebt bei ihrem Onkel, dem alten Ravenwood, um den sich viele unheimliche Geschichten ranken und der sich seit Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt hat. Genau das befördert Lena auch direkt in das soziale Aus in der Schule.

Trotzdem fühlt Ethan sich sehr zu ihr hingezogen, und als ein Unfall in der Schule geschieht und Lena davonläuft, folgt Ethan ihr. Ethan findet sie auf dem Grundstück der Greenbriers. Er setzt sich zu ihr, um mit ihr zu reden, als ihm ein in der Erde steckendes Medaillon in die Hände fällt. Urplötzlich haben er und Lena eine Vision und sehen, riechen und spüren ein großes Feuer. Die beiden hören Schreie und befinden sich in der Schlacht des Bürgerkrieges. Nachdem diese Vision zu Ende ist, sind beide völlig verwirrt und sehen sich das Medaillon genauer an.

Eingraviert sind nicht nur Lenas Geburtsdatum, sondern auch Initialen von Ethan. Beide beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen, und forschen in der Vergangenheit. Dies ist auch sehr wichtig für Lena, denn sie ist eine Caster mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, und ein Fluch der Familie, der auf ihr lastet, bedrückt sie sehr. Erst an ihrem 16. Geburtstag wird sich, ohne dass sie es beeinflussen kann, entscheiden, ob sie eine helle oder dunkle Caster wird. Hat die Liebe von Ethan und Lena dabei eine Chance und werden sie den Fluch brechen können?

_Kritik_

Mit „Sixteen Moons – Eine unsterbliche Liebe“ haben die Autorinnen Kami Garcia und Margaret Stohl einen mystischen Jugendroman geschrieben, der von der ersten Seite an fesselt.

Die Autorinnen verblüffen mit einem leicht fließenden, sehr detailreichen und mystischen Schreibstil, der den Leser an die Geschichte fesselt. Geschickt weben die Autorinnen die geheimnisvolle Geschichte um Lena und ihre Familie in die engstirnige Welt der amerikanischen Südstaatenstadt Gatlin ein.

Trotz der Mystik ist dieser Roman realistisch geschrieben und transportiert die Geschichte lebensnah und glaubwürdig. Kami Gracia und Margaret Stohl haben einen sanften Spannungsbogen in die Geschichte eingebaut, der zwar ab und an abfällt, sich aber dennoch immer wieder gekonnt steigert und den Leser nicht mehr loslässt. Vollkommen wirkt die Beschreibung der Schauplätze; diese sind so facettenreich und greifbar beschrieben, dass der Leser meint, sie sehen zu können. Neben dem gut entwickelten Spannungsbogen und der authentischen Beschreibung der Schauplätze kommen auch die Gefühle, die junge Liebe und die Beziehungen der übrigen Charaktere nicht zu kurz.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Ethan. Es ist schon etwas Besonderes, einen romantischen Roman aus der Sicht eines männlichen Charakters zu lesen. Dieses ist für die Geschichte ein absoluter Pluspunkt, da Ethan so nach und nach die Geheimnisse der Caster entdeckt und der Spannungsbogen neue Höhepunkte erhält. Trotz der Ich-Perspektive kommen in diesem Roman die weiteren Charaktere nicht zu kurz.

Die Protagonisten sind lebendig und lebensnah, manchmal auch sehr geheimnisvoll konzipiert. Jeder Darsteller wird detailreich und einzigartig beschrieben und die Autorinnen geben jedem etwas Besonderes, und Einzigartiges auf den Weg. Egal, ob nun ein guter Charakter oder ein böser, alle haben Schwächen und Stärken, die die einzelnen Protagonisten sehr plastisch wirken lassen.

Die Helden der Geschichte, der menschliche Ethan und seine geheimnisvolle Freundin Lena, wirken sehr liebenswert, und der Leser kann nicht anders als mit den beiden mitzufiebern und auf ein gutes Ende zu hoffen. Die besondere Verbindung der beiden und die Gefühle, die sich entwickeln, sind trotz der Magie und Eigentümlichkeit sehr nachvollziehbar aufgebaut. Besonders im Gedächtnis bleiben auch die Voodoo praktizierende Haushälterin Amma, Ethans bester Freund Link und Lenas Onkel Marcen Ravenwood.

Raum wurde auch der schon sprichwörtlichen Intoleranz der Südstaatler gegenüber der Andersartigkeit mancher Menschen gegeben. Obwohl die Caster/Hexen in diesem Roman abgeschieden leben, wird auf die geheimnisvolle Lena geradezu eine Hexenjagd veranstaltet.

„Sixteen Moons – Eine unsterbliche Liebe“ ist wirklich etwas Besonders. Der Roman ist außergewöhnlich atmosphärisch und lebendig geschrieben. Die Magie und auch die Probleme, mit denen sich die Caster in diesem Buch herumzuschlagen haben, sind realistisch gezeichnet. Zusätzlich haben die Autorinnen Kami Garcia und Margaret Stohl eine Liebesgeschichte entwickelt, der es gelingt, nie kitschig zu wirken.

Der Roman, der auf jugendliche Fantasy-Leser ausgerichtet ist, wird diese Zielgruppe überzeugen können, und nicht nur diese, denn auch Erwachsene werden dieses Buch nur schwer aus der Hand legen können.

_Fazit_

Der Debütroman „Sixteen Moons – Eine unsterbliche Liebe“ von Kami Garcia und Margaret Stohl schafft es, den Leser zu überzeugen. Die Autorinnen haben einen unglaublich gut ausgearbeiteten Roman vorgelegt, der jedem empfohlen werden kann, der gern mystische Romane ließt.

Ich freue mich schon auf den zweiten Teil, der unter dem Titel „Beautiful Darkness“ am 12.10.2010 im Englischen erscheinen wird.

_Autorinnen_

Kami Garcia und Margaret Stohl kam die Idee zu „Sixteen Moons – Eine unsterbliche Liebe“ während eines gemeinsamen Essens. Margaret wollte einen Fantasyroman schreiben, Kami ein Buch, das im Süden der USA spielte. Auf eine Papierserviette kritzelten sie ihre Gedanken zu einem Roman, der ihnen beiden gefallen würde … und begannen zu schreiben. Kami und Margaret leben beide mit ihren Familien im kalifornischen Los Angeles. Mittlerweile schreiben sie nicht mehr auf Papierservietten, sondern auf Computern, und wer mehr über sie erfahren möchte, sollte ihre Website besuchen: [www.kamigarciamargaretstohl.com.]http://www.kamigarciamargaretstohl.com
(Verlagsinfo)

|Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
Originaltitel: Beautiful Creatures
Übersetzer: Koob-Pawis, Petra
ISBN-13: 978-3570138281|
[www.sixteenmoons.de]http://www.sixteenmoons.de
[www.randomhouse.de/cbjugendbuch]http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch

_Nadine Warnke_

Sedgwick, Marcus – Todeskuss, Der

Vampire, wo man nur hinsieht! Doch die Blutsauger treiben sich nicht nur an amerikanischen High Schools herum. Marcus Sedgwick verlegt seine Geschichte „Der Todeskuss“ nach Italien, genauer gesagt in das historische Venedig.

_Marko reist nach_ Venedig, denn dort ist vor Kurzem sein Vater verschwunden. Ein Brief von einem Unbekannten hat die Familie des Arztes darüber in Kenntnis gesetzt und um ein Treffen gebeten. Zu Markos Überraschung ist dieser Unbekannte ein junges Mädchen. Sorrel ist ihr Name und ihr Vater Simono ist mit Markos befreundet. Sorrel zeigt sich enttäuscht darüber, dass auf ihre Bitte nur ein Junge und kein Erwachsener gekommen ist. Zähneknirschend nimmt sie ihn mit in ihr Haus, wo er Bekanntschaft mit ihrem Vater macht. Der ist auf Grund einer Krankheit halb von Sinnen. Er kann nicht schlafen, was ihn zur Verzweiflung treibt.

Als sich Sorrel und Marko auf die Suche nach seinem Vater machen, bringt ihnen dies nicht nur Freunde. Als sie in der Glasbläserei von Simono ankommen, wo er und Markos Vater zuletzt gesehen worden sind, werden sie dort nicht besonders nett begrüßt. Simonos Krankheit hat dazu geführt, dass er weder den Lohn an seine Arbeiter zahlen noch bestellte Waren an seine Kunden ausliefern kann. Ein Hinweis des Vorarbeiters führt sie zu einem Kloster – wo sie nur knapp einem Mordanschlag entgehen. Hilfe erhalten sie von einem mysteriösen Fremden, der die Situation, in die ihre Väter geraten sind, wesentlich besser zu durchschauen scheint als sie …

_“Der Todeskuss“ ist_ ein gut erzähltes Jugendbuch, das vor allem auf Spannung setzt, vom Aufbau her aber nicht immer überzeugt. Die Geschichte ist zwar gut konstruiert, doch es fehlt an wirklich zündenden Ideen. Die Suche nach Markos Vater wirkt etwas ziellos und einige Zufälle sind etwas zu zufällig. Das Einbringen der Vampirproblematik wirkt gekünstelt, auch wenn die zu Grunde liegende Idee durchaus originell ist. Sie hätte allerdings etwas ausführlicher dargestellt werden können. Insgesamt wirkt die Handlung nicht besonders einheitlich und ist wenig komplex. Dadurch, dass „Der Todeskuss“ vordergründig ein Abenteuerroman ist, geht der Autor historisch nicht ganz so sehr in die Tiefe.

Marko ist ein netter Protagonist, doch auch ihm fehlt es an Vielschichtigkeit. Er wirkt etwas farblos. Seine Charaktereigenschaften werden nicht so trennscharf dargestellt, dass man sie im Nachhinein ohne Probleme wiedergeben könnte. Ähnliches gilt für Sorrel. Sie wird als düsteres, geheimnisvolles Mädchen eingeführt, doch dieses Versprechen kann sie nur am Anfang einlösen. Es wäre sicherlich geschickter gewesen, sie und ihre Geschichte sowie ihren kranken Vater noch länger zu verschleiern, um mehr Spannung aufzubauen.

Geschrieben ist das Buch in einem angenehm einfachen Stil. Sedgwick vermeidet historische Gestelztheit, sondern benutzt einen simplen, aber effektiven Wortschatz, um die Ereignisse zu beschreiben oder einen Einblick in die Hauptfigur zu geben. Gerade für Jüngere ist das Buch dadurch sehr verständlich und lässt sich schnell lesen.

_Mit „Der Todeskuss“_ ist Marcus Sedgwick nicht unbedingt der große Wurf gelungen. Das Buch wirkt etwas unausgegoren, die Charaktere sind sehr einfach, einzig der Schreibstil weiß wirklich zu gefallen.

|Broschiert: 283 Seiten
Originaltitel:|Kiss of Death|
Deutsch von Renate Weitbrecht
ISBN-13: 978-3423248075|
http://www.dtv.de

_Marcus Sedgwick auf |Buchwurm.info|:_
[„Das Buch der toten Tage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1059

Sonnleitner, Marco – Die drei ??? – Stadt der Vampire

Mittlerweile hat die bekannte Jugendserie des |Franckh-Kosmos|-Verlags die 150er Schallmauer locker durchbrochen. „Stadt der Vampire“ als Band 140 liegt von der Veröffentlichung her hingegen schon etwas zurück. Genauer gesagt datiert dieser Fall ins Jahr 2008, gehört aber somit ohne Frage zur „Neuen Ära“ unter komplett deutscher Federführung. Mystery-Spezialist Marco Sonnleitner zeichnet sich für die Geschichte verantwortlich und er scheucht das Jugend-Detektivtrio zur zünftigen Vampirjagd in die Rocky Mountains.

_Zur Story_

Justus, Peter und Bob haben sich zu einem Kurztrip ins Hinterland von Santa Monica aufgemacht. Sie wollen abseits von Schule und Detektivarbeit mal wieder ein wenig ausspannen und neue Kraft tanken. Ein bisschen Wandern und Campen in freier Natur, die Seele baumeln lassen halt. Zufällig entdecken sie von einem Hochplateau aus ein abgeschiedenes Dorf. „Yonderwood“ verrät Bobs Karte und man beschließt dort hin einen Abstecher zu unternehmen, vielleicht um einen Happen zu Essen oder wenigstens die eigenen Vorräte aufzustocken – zudem braut sich in den Rocky Mountains gerade eine mächtige Gewitterfront auf. Rechtzeitig mit Beginn des Unwetters erreichen sie die ersten Häuser der kleinen Siedlung.

Den drei Fragezeichen stehen selbige im Gesicht, als sich heraus stellt, dass diese alle verlassen sind. Erst in der Dorfkneipe treffen sie eine Hand voll Bewohner. Wie es scheint, so ziemlich der komplette Rest der Verbliebenen. Der Empfang ist äußerst frostig, der Wirt offenbar nicht sonderlich an Gästen interessiert und auch die Schankraumdekoration verdient mindestens das Prädikat „recht seltsam“: Lauter Kreuze und Knoblauchkränze. Griesgrämig verweist man die drei offensichtlich unerwünschten Besucher an das Drugstore gegenüber, als sie fast schon aus reiner Verlegenheit fragen, wo man hier denn noch etwas einkaufen könne. Dort ist man bzw. frau erfreulicherweise ungleich freundlicher.

Josi, die den Laden mit ihrer Großmutter zusammen betreibt, wirkt sehr aufgeschlossen und ist auf Anhieb sympathisch. Als sie vorsichtig nach haken was das ganze Brimborium soll und warum so viele Gebäude leer stehen, mauert auch sie zunächst. Erst nach einigem Bohren erfahren sie, dass seit einigen Monaten ein Vampir umgehen soll. Schon mehrere Menschen wachten morgens in einer Blutlache auf, können sich an rein gar nichts erinnern, weisen aber an ihren Hälsen die charakteristischen Male auf. Eine mannshohe Fledermausgestalt wurde unlängst des Nächtens gesichtet. Will sich der Stadtgründer nach 100 Jahren rächen? Der stammt aus einer berühmt-berüchtigten Gegend und benannte das Örtchen gleich nach seiner alten Heimat: „Yonderwood“ lässt sich treffend mit „Transylvanien“ übersetzen.

_Eindrücke_

Der Beginn ähnelt zunächst dem Fall „Nebelberg“. Ausgebrannte Junior-Detektive, Ausflug in die Rocky Mountains, plötzliche Wetterverschlechterung – der fing beinahe genauso an. Alsbald schlägt aber nicht nur die Witterung, sondern gleichwohl auch der Plot in eine etwas andere Richtung um. Er bleibt aber, der Titel legt darüber bereits beredt Zeugnis ab, satt im Bereich der Mystery. Wenn es um die übersinnlich-gruselig angehauchten Fälle der „neuen Ära“ geht, hat oft Marco Sonnleitner seine Finger im Spiel. Die liegen ihm offenbar besonders. Hier darf er sich mal wieder so richtig austoben und einen wahren Klassiker unter den Nachtmahren von der Kette – pardon: aus der vermeintlichen Totenkiste – lassen.

Vampire sind für gewöhnlich überaus (licht-)scheue Gesellen und vielleicht auch deswegen in der Serie recht seltene Gäste. Daher ist diese Thematik dann noch nicht so ausgelutscht, wie etwa Drachen oder Piraten, deren Auftreten ja als geradezu inflationär zu bezeichnen ist. Die temporeiche Geschichte ist durchweg spannend aufgezogen und die schlapp 128 Seiten im Nu durchgezogen. Erst bei genauerem Hinsehen fallen ein paar Kleinigkeiten auf, die man pedantischerweise bemäkeln könnte. Dabei sind es nicht einmal die üblichen Serien-Klischees und sattsam bekannten Elemente, die es bei einem Fall der drei ??? pflichtgemäß immer zu bedienen gibt. Das geschieht mit einem selbstironischen Unterton und auch ansonsten findet sich erfrischend viel Humor.

Es ist eher das Setup als solches, welches nicht vollkommen überzeugen kann. Nüchtern betrachtet ist nicht nachvollziehbar, warum der Übeltäter überhaupt einen solchen Zinnober veranstaltet. Die ganze Vampir-Inszenierung schadet ihm im Endeffekt eigentlich nur, da es (zwangsläufig) viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er hätte mit seinem (exklusiven) Informationsstand bequem und ohne Zeitdruck im Verborgenen operieren können. Er wäre dadurch vielleicht etwas langsamer zum Ziel gekommen, jedoch ohne Gefahr, jemals aufzufliegen. Niemand hatte auch nur die geringste Ahnung, worum es ging. Nun ja, so ist es für den Leser natürlich wesentlich unterhaltsamer.

_Fazit_

Nach einigen in letzter Zeit eher mittelmäßigen Fällen aus der Feder Marco Sonnleitners, stimmt „Stadt der Vampire“ mehr als versöhnlich. Er kann es immer noch. Gute, spannende Geschichten schreiben nämlich. Dass einige Dinge nicht so ganz schlüssig sind, verzeiht man dem temporeichen und flotten Buch gerne. Die positiven Aspekte überwiegen deutlich. Klare Leseempfehlung auch für Neueinsteiger in die Serie.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_
„Die drei ???: Stadt der Vampire“, Band 140
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Marco Sonnleitner
http://www.kosmos.de
Redaktion: Martina Zierold
128 Seiten Hardcover
ISBN 978-3-440-11707-1

Scott, Elizabeth – Stealing Heaven

Traum oder Albtraum? Danielle, die Protagonistin in Elizabeth Scotts Jugendroman „Stealing Heaven“, muss weder zur Schule gehen noch muss sie abends zu festen Zeiten zu Hause sein. Stattdessen reist sie mit ihrer Mutter, einer professionellen Einbrecherin, durch die Staaten. Doch im Gegensatz zu ihrer Mutter macht sie das Leben „on the road“ nicht besonders glücklich …

_Danielle und ihre_ Mutter sind ein eingespieltes Team, wenn es um den Diebstahl von Silber geht. Zuerst kundschaften sie gemeinsam die Ortschaft aus, in die sie ihre Diebestour führt, dann schlagen sie zu und verschwinden. Das geht schon eine ganze Weile so, seit Danielles Vater im Gefängnis sitzt. Sie hat noch nie eine Schule von innen gesehen und Freunde hat sie auch keine. Sie hat niemanden – außer ihre junge, flippige, abenteuerlustige Mutter.

Das ändert sich, als die beiden sich in dem kleinen Örtchen Heaven einnisten. Ein paar Wochen wollen sie bleiben, um die Häuser auszuchecken, die sich für sie lohnen. Danielles Mutter treibt sich auf Partys herum, um etwas heraus zu finden, Danielle hingegen beginnt als Putzfrau zu arbeiten, um die teuren Villen von innen zu sehen. Außerdem freundet sie sich mit Allison, Tochter aus gutem Hause, an und lernt Greg kennen. Der attraktive, witzige junge Mann fasziniert sie sofort, doch obwohl ihre Mutter es gut findet, wenn sie etwas mit Männern anfängt, verbietet sich diese Liebschaft von selbst. Greg ist Polizist – und damit der natürliche Feind von Danielle und ihrer Mutter …

_“Stealing Heaven“ handelt_ prominente Jugendbuchthemen ab – Freundschaft und erste Liebe -, tut dies aber auf ungewöhnliche Art und Weise. Danielle ist nicht etwa deshalb eine Außenseiterin, weil es ihr schwer fällt, sich an ihrer Highschool einzufügen, sondern weil sie nie lange genug an einem Ort bleibt, um Menschen in ihrem Alter näher kennen zu lernen. Dieser besondere Hintergrund macht das Buch nicht nur interessant, sondern auch spannend. Man fragt sich ständig, für wen sich Danielle letztendlich entscheiden wird, was aus ihrer Mutter wird und weiteres – die Autorin legt eine Menge Spuren aus. Obwohl nicht explizit ein Krimi, entwickelt das Buch stellenweise eine entsprechende Atmosphäre. Trotzdem geht es vordergründig um Beziehungen, um Liebe, um Freundschaft. Mit sicherem Händchen und möglichst wenig Kitsch erzählt sie eine ansprechende Geschichte, die ans Herz geht.

Dass das Buch so gelungen ist, liegt mit an den Charakteren. Im Vordergrund stehen Danielle und ihre Mutter, die sehr gegensätzlich sind. Ihre Mutter ist attraktiv, gewinnt schnell die Herzen aller und legt auf Stabilität keinen Wert. Danielle hingegen ist ruhiger, fast schüchtern und sehnt sich nach einem festen Wohnsitz. Ihr fällt es schwer, sich gegen ihr Mutter durchzusetzen. Gleichzeitig wird ihre Sehnsucht nach Geborgenheit und Freundschaften immer stärker. Als sie sich schließlich in einen Polizisten verliebt, ist das Gefühlschaos komplett. Sie versucht sich mit allen Mitteln gegen dessen Avancen zu wehren. Scott erzählt aus Danielles Ich-Perspektive und legt sehr viel Wert auf ihre Gedanken und Gefühle. Diese stellt sie kitschfrei und sehr authentisch dar. Die Identifikation mit ihr fällt leicht, selbst wenn man älter ist, denn ihre Probleme sind jedem auf die eine oder andere Weise bekannt.

Geschrieben ist das Buch angenehm erwachsen. Scott verzichtet auf jugendlichen Slang und Kraftausdrücke, sondern schreibt ruhig und sicher. Anschauliche Sprachbilder unterstreichen ihren sauberen Stil und auch die ruhige Art ihrer Protagonistin.

_“Stealing Heaven“ ist_ ein tolles Jugendbuch, das völlig ohne Kitsch auskommt und eine interessante Geschichte erzählt. Dank des zeitlosen Schreibstils und der sympathischen Protagonistin ist der Roman auch für ältere Semester lesenswert.

|Taschenbuch: 283 Seiten
Originaltitel: Stealing Heaven
Deutsch von Ilse Rothfuß
ISBN-13: 978-3423714303|
http://www.dtv-dasjungebuch.de

Falko Löffler – Im Funkloch

Klassenfahrten sind für vieles bekannt, aber nicht dafür, dass sie besonders spannend sind. Falko Löffler ändert das. In „Im Funkloch“ beschreibt er eine Reise, die langweilig beginnt und beinahe tödlich endet …

Sammie, der in die zehnte Klasse einer Frankfurter Realschule geht, befürchtet das Schlimmste, als er zusammen mit seinen Mitschülern eine Woche im hessischen Örtchen Waldkappel verbringen muss. Einzig der Gedanke daran, dass Tina aus der Parallelklasse mitfährt, hält ihn am Leben. Er hofft, seinem Schwarm endlich näher zu kommen. Doch da gibt es noch ein kleines Problem: Lucas, der sich in der Klasse alles erlauben kann, ist ebenfalls mit von der Partie. Sammie, der erst vor Kurzem an die Schule gewechselt ist, hatte eine Weile mit ihm zu tun, bevor er sich von dem Klassenrowdy entfernt hat.

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Jennifer Brown – Die Hassliste

Amokläufe an Schulen haben die Welt in den letzten Jahren immer wieder erschüttert. Jennifer Brown behandelt in ihrem Buch „Die Hassliste“ einen solchen Vorfall. Allerdings wählt sie eine ungewöhnliche Perspektive. Die Freundin des Amokläufers berichtet vom Leben danach – und von ihren eigenen Verwicklungen in die schreckliche Tat …

Valerie ist kein Kind von Fröhlichkeit. An ihrer Highschool ist sie eine Außenseiterin und wird „Todesschwester“ genannt, weil sie meistens schwarze Klamotten trägt. Zum Glück hat sie eine Clique von Leuten gefunden, die eine ähnliche Einstellung wie sie haben. Darunter ist auch Nick, ihr Freund.

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Gehm, Franziska – Tränenengel

In der Reihe „dtv pocket crime“ veröffentlicht der |Deutsche Taschenbuchverlag| spannende Krimis und Thriller für jugendliche Leser von zumeist deutschen Autoren. Einer der neusten Bände ist „Tränenengel“ von Franziska Gehm.

Die sechzehnjährige Flora wird eines nachts verletzt auf der kleinen Insel im Badesee des Örtchens Telpen gefunden. Zahlreiche Schnittwunden übersäen ihren Körper. Doch wer hat ihr das angetan? Flora selbst hat keine Antwort darauf. Sie hat die Erinnerung an diese Nacht verloren.

Für die Anwohner ist der Fall schnell klar. Ein aus der nahen Justizanstalt entflohener Sexualverbrecher muss der Täter sein. Doch Polizeihauptmeister Leif Sälzer ist sich da nicht so sicher. Er kann sich nicht vorstellen, dass der Entflohene in der Gegend geblieben ist und auch sonst entdeckt er einige Ungereimtheiten. Doch dank Zeugenaussagen kommt er bald auf weitere Spuren. Ein verschmähter Verehrer Floras wurde am Abend der Tat in der Nähe des Sees gesehen …

„Tränenengel“ wird hauptsächlich aus drei Perspektiven erzählt. Flora, Leif Sälzer und Floras beste Freundin Trixie berichten nicht nur von den Ermittlungen, sondern auch davon, wie Flora mit dem Erlebnis zurecht kommt und wie ihr Umfeld sich damit arrangiert. Die einzelnen Perspektiven unterscheiden sich durch verschiedene Schriftarten und sind unterschiedlich geschrieben. Floras Worte wirken stets sehr introvertiert und stellen ihre Gedanken und Gefühle in den Vordergrund. Trixie und Leif Sälzer hingegen liefern einen breiten Blick auf das Geschehen. Ihr Innenleben wird zwar ebenfalls beleuchtet, doch sie beschreiben auch Situationen und Ereignisse. Zusätzlich werden immer wieder Zeugenbefragungen oder Zeitungsartikel eingestreut.

Der junge Leser muss also diverse Eindrücke verarbeiten. Gehm nimmt in dem Buch eine eher neutrale Position ein, indem sie sich nicht auf eine Perspektive oder eine bestimmte Spur zum Täter festlegt. Dadurch kann man als Leser mit raten – auch wenn die Geschichte am Ende anders ausgeht als erwartet. Der Ausgangspunkt der Handlung ist eher einfach gewählt. Die Autorin spinnt trotzdem eine Geschichte zusammen, die ihre Spannung weniger aus Action bezieht als vielmehr aus den unterschiedlichen Ermittlungsansätzen. Nach und nach deckt Sälzer immer mehr mögliche Verdächtige auf. Die meisten haben ein gutes Motiv – und zumeist auch etwas, das sie entlastet. Gehm schafft es, die Spannung bis zum Ende aufrecht zu halten und dort mit einer überraschenden Lösung auf zu warten.

Die Figuren in der Geschichte sind leicht zugänglich und wirken real. Obwohl „Tränenengel“ ein Jugendbuch ist, gibt es einen Protagonisten im Erwachsenenalter: Leif Sälzer. Er wird jedoch verständlich dargestellt und kommt ohne die komplizierten Gedankengänge von Erwachsenen aus. Trixie hingegen ist ein etwas rebellisches Mädchen, das um seine Freundin sehr besorgt ist. Sie ist gut ausgearbeitet und vielschichtig. Es macht Spaß, ihr zu folgen, da sie ein bisschen anders ist als gewöhnliche Jugendbuchcharaktere und auch als ihre Freundin Flora. Von Flora bekommt man eigentlich nicht besonders viel mit, da sich bei ihr alles um ihr Innenleben dreht und weniger um das, was um sie herum passiert. Das meiste, was man über sie erfährt, erfährt man von den anderen Figuren im Buch. Normalerweise ist es nicht unbedingt lobenswert, wenn die Person, um die sich die Geschichte eigentlich dreht, die am wenigsten durchleuchtete ist, doch in diesem Fall ist es ein wirklich geschickter Schachzug.

„Tränenengel“ macht der Reihe, in der es erscheint, alle Ehre. Franziska Gehm hat einen ansprechenden, unterhaltsamen Krimi geschrieben, der durch seine Originalität in Aufbau und Handlung besticht.

|Taschenbuch: 286 Seiten
ISBN-13: 978-3423782432|
http://www.dtv-pocket-crime.de

Die drei ??? – Soccer Trap (American English)

Die Zeiten ändern sich. Wurden früher die Geschichten der drei Fragezeichen vom Englischen ins Deutsche übersetzt, geschieht dies heute umgekehrt. Allerdings nicht etwa zum Zwecke der Veröffentlichung im angloamerikanischen Sprachraum: Auch diese Varianten einiger ausgewählter Stories sind für den deutschen Markt bestimmt. Es sind bereits eine ganze Reihe Fälle diesen Weg gegangen – seit April 2010 gesellt sich nunmehr auch „Fussballfalle“ (jetzt unter dem Titel „Soccer Trap“) hinzu. Der |KOSMOS|-Verlag leistet damit seinen Beitrag, der lernwilligen Zielgruppe lebendiges Alltagsenglisch in Form des beliebten Jugend-Detektiv-Trios näher zu bringen.

Zur Story

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Markus Zusak – Wilde Hunde

Markus Zusak ist ein oft ausgezeichneter australischer Jugendbuchautor. Zuletzt erhielt sein Roman [„Die Bücherdiebin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4909 2009 den deutschen Jugendliteraturpreis. Cbj veröffentlicht nun den Sammelband „Wilde Hunde“, der die Bücher „Vorstadtfighter“und „Cameron Wolfe“ vereint.

Die fünfköpfige Familie Wolfe wohnt in einer ärmeren Gegend Sidneys. Während der Vater nach einem Unfall arbeitslos ist und zu stolz, um zum Arbeitsamt zu gehen, schuftet die Mutter für den Lebensunterhalt der Familie. Der älteste Sohn Steve versucht alles, um sich aus der Armut hoch zu arbeiten. Seine jüngere Schwester Sarah hingegen feiert vor allem und betrinkt sich.

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Gier, Kerstin – Rubinrot – Liebe geht durch alle Zeiten 1

_Die „Liebe geht durch alle Zeiten“-Reihe:_
Band 1: [„Rubinrot“ 5664
Band 2: [„Saphirblau“ 6266
Band 3: „Smaragdgrün“ (erscheint im September 2010)

_Die 16-jährige Gwendolyn_ hat wider Erwarten das Zeitreise-Gen der Familie Montrose geerbt. Die Familie ist allerdings fest davon ausgegangen, dass ihre Cousine Charlotte dieses Gen trägt, und somit wurde Charlotte darin unterrichtet, sich in der Vergangenheit zurechtfinden. Als sich bei Charlotte die ersten Anzeichen der Zeitreisefähigkeit zeigen, wird sie sofort von ihrer Großmutter Lady Arista ins Hauptquartier der „Wächter“ in Temple gebracht.

Gwendolyn ist gerade auf dem Weg, um etwas für ihre Tante Maddy zu besorgen, als ihr plötzlich schwindelig wird und die Welt sich vor ihren Augen aufzulösen scheint. Unerwartet findet sie sich in London um die vorletzte Jahrhundertwende wieder. Sie gerät leicht in Panik, da sie nicht weiß, was sie nun tun soll. Ein paar Minuten später ist dieser erste „Spuk“ auch schon vorbei und sie findet sich in der Gegenwart wieder. Als sie ihrer Mutter später davon erzählt, reagiert diese völlig aufgelöst und bringt nun auch Gwendolyn nach Temple. Dort ist keiner sichtlich erfreut, dass sich das Gen bei Gwendolyn gezeigt hat.

Ihr wird nun ihr Mit-Zeitreisender Gideon Villiers vorgestellt. Er reagiert sehr unfreundlich darauf, nun statt Charlotte Gwendolyn als Partnerin bekommen zu haben. Beide treten kurz darauf die erste gemeinsame Zeitreise an und erleben ein Abenteuer der besonderen Art …

_Kritik_

Mit „Rubinrot – Liebe geht durch alle Zeiten“ hat Kerstin Gier einen fantasievollen Jugendroman geschaffen, von dem auch Erwachsene begeistert sein dürften.

Erzählt wird die Geschichte aus Gwendolyns Sicht, was dem Leser naturgemäß ihre Perspektive sehr nahe bringt. Der Hauptpart spielt in der Gegenwart und kleinere Nebenplots im London der Vergangenheit. Die Personen rund um Gwendolyn und Gideon sind glaubhaft konzipiert und gegenseitige Beziehungen einleuchtend erklärt.

Die Geschichte ist unterhaltsam, fesselnd und humorvoll erzählt, man wartet nach dem Beenden der letzten Seite sofort auf den zweiten Teil. Zielgruppe des Romans „Rubinrot – Liebe geht durch alle Zeiten“ sind jugendliche Mädchen, aber auch jung gebliebenen Erwachsenen wird dieser Roman Spaß machen.

_Fazit_

Mit dem Jugendbuch „Rubinrot – Liebe geht durch alle Zeiten“ hat Kerstin Gier einen packenden Fantasy-Roman geschrieben. Er ist leicht zu lesen und bereitet Lesespaß. Man merkt ihm an, dass er der Auftakt einer Reihe ist, denn es viel wird noch erklärt und das Ende bleibt offen. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Teil [„Saphirblau“. 6266

_Autorin_

Kerstin Gier, Jahrgang 1966, hat als mehr oder weniger arbeitslose Diplompädagogin 1995 mit dem Schreiben begonnen. Die DeLIA-Preisträgerin lebt mit Mann, Sohn und Katze in einem Dorf in der Nähe von Bergisch Gladbach.

|Gebunden: 345 Seiten
ISBN-13: 978-3401063348|
[www.arena-verlag.de]http://www.arena-verlag.de

_Nadine Warnke_

_Kerstin Gier bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Mütter-Mafia“ 4328
[„Die Patin“ 4344
[„Für jede Lösung ein Problem“ 4374

Gier, Kerstin – Saphirblau – Liebe geht durch alle Zeiten 2

_Die „Liebe geht durch alle Zeiten“-Reihe:_
Band 1: [„Rubinrot“ 5664
Band 2: [„Saphirblau“ 6266
Band 3: „Smaragdgrün“ (erscheint im September 2010)

_Gerade von einer Zeitreise_ zurückgekehrt, küsst Gideon Gwendolyn in einer Kirche, und das ausgerechnet in einem Beichtstuhl. Gwen, die die Neuigkeit, eine Zeitreisende zu sein, immer noch nicht ganz verdaut hat, ist sehr überrascht, meinte sie doch, Gideon wäre in ihre Cousine verliebt. Dann meldet sich auch noch ein Wasserspeier-Dämon zu Wort, den nur Gwen hören kann. Dieser stellt sich als Xemerius vor, und da Gwen die Erste seit Langem ist, die ihn wahrnimmt, hängt Xemerius sich direkt an ihre Fersen.

Gwen und Gideon fahren anschließend mit einem Taxi zum Hauptquartier des Ordens der Wächter. Dicht auf Gwens Fersen: Xemerius, der dann auch gleich mit reinkommt. Während Gwen Hausaufgaben macht, spioniert der für andere unsichtbare Wasserspeier-Dämon und belauscht die Wächter bei einer ihrer Sitzungen.

Während Gwen lernen muss, das Menuett zu tanzen, und das Benehmen und die Sitten vergangener Zeiten beigebracht bekommt, recherchiert ihre beste Freundin Leslie im Internet alles, was es über Zeitreisen zu finden gibt, und informiert Gwen über ihre Ergebnisse.

Der Graf von St. Germain beginnt sich sehr für Gwen zu interessieren und lädt sie und Gideon ein, um den Rubin Gwen näher kennenzulernen. Nach ihrem letzten Erlebnis mit dem Grafen, der den Orden der Zeitreisenden gründete, ist Gwen nur wenig begeistert von diesem Treffen und hat auch ein wenig Angst und Respekt vor dem Grafen. Auch das Verhalten von Gideon wird für Gwen immer rätselhafter. Mal gibt er sich ihr sehr zugetan, dann wieder behandelt er Gwen wie Luft oder ein lästiges Insekt.

_Kritik_

„Saphirblau – Liebe geht durch alle Zeiten“ von Kerstin Gier setzt genau dort an, wo „Rubinrot“ aufgehört hat – bei dem Kuss von Gwen und Gideon. Die Beziehung der beiden jungen Zeitreisenden, mit allen Irrungen und Wirrungen, nimmt viel Platz in der Geschichte ein. Trotzdem erfährt der Leser auch reichlich über die Zeitreisen an sich, die Ziele und Werte des Ordens der Wächter, und auch der geheimnisvolle und furchterregende Graf von St. Germain bekommt mehr Raum in dieser Geschichte.

Dem flüssigen Schreibstil von Kerstin Gier kann man sehr gut folgen; die Seiten und die Geschichte fliegen nur so dahin. Der Wiedereinstieg in die Trilogie fällt aufgrund der ausführlich beschriebenen Ausführungen vom ersten Band recht leicht und man befindet sich schnell wieder mitten im Geschehen.

Die einzelnen Charaktere entwickeln sich weiter und sind realistisch, liebevoll, urkomisch und auch manchmal geheimnisvoll beschrieben. Bei Gwen spürt man schon fast die Schmetterlinge im Bauch und die Verwirrung hinsichtlich Gideons Verhalten. Über einige ihrer „Fehltritte“ möchte man sich vor Lachen fast ausschütten und leidet dann wieder mit ihr mit, wenn ihre Cousine mal wieder rumzickt. Ihr neuer ständiger Begleiter, der Wasserspeier-Dämon „Xemerius“, ist ebenfalls sehr liebevoll und humoristisch dargestellt. Diesen lustigen Gesellen muss man mit seiner vorlauten Art einfach lieben. Auch die weiteren Protagonisten lernt man immer besser kennen und auch verstehen. Ein Personenregister hilft dabei auch sehr, da es doch immer mehr Personen gibt, die Anteil an der Geschichte haben.

Etwas überstürzt ist dann das Ende, denn eigentlich hört der Roman mitten im Geschehen auf und hinterlässt doch reichlich offene Fragen, die dem Leser dann hoffentlich im dritten Teil noch erklärt werden.

_Autorin_

Die Autorin Kerstin Gier wurde 1966 geboren. Da sie schon als Kind Schriftstellerin werden wolle, studierte sie nach dem Abitur Germanistik, Anglistik, aber auch Musikwissenschaften. Ihr Diplom machte sie dann aber in Kommunikationspsychologie.

Erst 1995 begann sie dann mit dem Schreiben. Sie verfasste vornehmlich Frauenromane und arbeitet heute als freie Autorin. Ihr 1996 erschienener Debütroman „Männer und andere Katastrophen“ wurde mit Heike Makatsch in der Hauptrolle verfilmt. Kerstin Gier veröffentlicht auch unter den Pseudonymen Sophie Bérard und Jule Brand.

Mit ihrem Roman „Das unmoralische Sonderangebot“ gewann sie 2005 die „DeLiA“ für den besten deutschsprachigen Liebesroman. Seit 2007 ist sie zudem Jurymitglied bei „DeLiA“, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesroman-Autoren und -Autorinnen.

Kerstin Gier lebt mit ihrer Familie in einem Dorf in der Nähe von Bergisch Gladbach.

_Fazit_

Kerstin Giers „Sapirblau – Liebe geht durch alle Zeiten“ ist wieder ein zauberhafter und amüsanter Jugendroman geworden, der Jung und Alt ein paar unterhaltsame Stunden bringt. Wie auch im ersten Teil, ist die Mischung aus Herzklopfen, Fantasy und Krimi außerordentlich gut gelungen.

Ich fiebere schon dem Herbst entgegen, dann endlich erscheint der nächste und abschließende Teil „Smaragdgrün“ und ich bin sehr gespannt darauf, wie es weitergeht.

|Gebunden: 400 Seiten
ISBN-13: 978-3401063478|
[www.arena-verlag.de]http://www.arena-verlag.de
[www.kerstingier.de]http://www.kerstingier.de
[DeLiA-online.de]http://www.delia-online.de/html/mitglieder__gier__kerstin.html

_Nadine Warnke_

_Kerstin Gier bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Mütter-Mafia“ 4328
[„Die Patin“ 4344
[„Für jede Lösung ein Problem“ 4374

Vollenbruch, Astrid – Die drei ??? – Geisterbucht

Schon wieder ein Jubiläum. Nach über 40 Jahren ihrer nicht immer unturbulenten Existenz feierte man beim |KOSMOS-Verlag| dieses Jahr den 150. Fall des Jugend-Detektivtrios. Wie es sich dort mittlerweile für einen solchen Festakt geziemt, wieder einmal mit einer besonders opulenten Story. Nach André Marx‘ „Toteninsel“ und „Feuermond“ durfte sich nun Astrid Vollenbruch im bislang dritten Dreierband in der Geschichte der drei ??? austoben. Wie schon bei seinen Vorgängern ergeben auch hier die drei Einzelcover, aus dem Schuber genommen und nebeneinander gelegt, ein größeres Gesamtbild. Ein so genanntes „Tryptichon“. Für das zeichnet sich – wie üblich und buchstäblich – Sylvia Christoph verantwortlich.

_Zur Story_

Justus, Peter und Bob gehen unter die Erben. Allerdings haben die drei Jungs keinen blassen Schimmer, warum Harry Shreber, ein jüngst verstorbener Pokerkumpan von Peters Opa, ausgerechnet die drei ??? in seinem Testament bedenkt. Scheinbar hat Grandpa von ihrer Vorliebe für Geheimnisse, ihre beeindruckenden Ermittlungserfolge und ihren untrüblichen Gerechtigkeitssinn geschwärmt. Anders ist es wohl nicht zu erklären, warum Mr Shreber ihnen ein knackiges Rätsel hinterlässt, dessen Lösung seine offensichtlich angeknackste Ehre wohl posthum zumindest partiell wiederherstellen soll. Was das sein könnte, weiß niemand so recht – auch Mr Mason, bis zuletzt sein privater Sekretär, nicht.

Die Spur führt 30 Jahre zurück in die Vergangenheit und die drei Jungs sind beileibe nicht die Einzigen, die sich plötzlich für den Nachlass des Sonderlings interessieren. Das vergammelte Flugzeug im verwilderten Garten des Ex-Navy-Fliegers scheint besonders wichtige Informationen zu bergen. Kurzerhand überredet Justus, unter dem Vorwand den Flieger für den Verkauf restaurieren zu wollen, seinen Onkel Titus, das gute Stück auf den Schrottplatz zu verfrachten. Dort ist es vor verdächtigem Gelichter vermeintlich sicherer als auf dem Grundstück Shrebers und kann zudem natürlich von den drei Detektiven viel bequemer untersucht werden. Sie finden tatsächlich erste Hinweise, die auf irgendwelche dunklen Ereignisse in seiner Militärzeit in Indien hindeuten.

Allerdings passen die unzähligen und teils widersprüchlichen Puzzleteile vorne und hinten nicht – und was hat Herman Mellvilles Roman „Moby Dick“ mit dem Ganzen zu tun? Begriffe und Namen daraus begegnen den drei ??? immer und immer wieder. Ebenso wie der (Deck-)Name „Rashura“. Ist dies eine Einzelperson oder eine ganze Organisation? Auf jeden Fall ist Rashura in der Wahl seiner Methoden nicht grade zimperlich. Einbrüche, Entführungen, Gift- und Brandananschläge sowie ganz offene, massive Drohungen sind ein Kaliber, welches den Jungs in solcher Konzentration und Rücksichtslosigkeit bislang nicht unterkamen. Mehr als einmal schlittern sie in lebensbedrohliche Situationen und können sich gelegentlich nur mit purem Glück herauswinden.

_Eindrücke_

Warum es ausgerechnet ein Dreierband sein musste statt einem einzelnen mit größerem (Seiten-)Umfang, sei der Weisheit der Marketingabteilung überlassen. Zumal die drei Bücher losgelöst voneinander keinerlei Sinn machen. Mal abgesehen von einem umfangreicheren Titelbild. Das kann sich allerdings sehen lassen und veranschaulicht treffend, worum es in der Geschichte – zumindest grob – geht. Das ist durchaus nicht immer so. Daran, dass der Buchtitel mit dem Inhalt eventuell nur sehr wenig zu tun haben muss, hat sich die Lesergemeinde mittlerweile sicherlich schon fast gewöhnt. Zwar kommt die Namen gebende „Geisterbucht“ tatsächlich vor, spielt aber eigentlich keine so zentrale Rolle. Sie ist nur einer von vielen Schauplätzen, auf denen sich der verzwickte und nicht ungefährliche Fall abspielt.

Der beginnt recht viel versprechend, wiewohl das Grundgerüst (Verblichene hinterlassen der Nachwelt willentlich ein durch Rätsel gesichertes Vermächtnis) innerhalb der Serie bereits sattsam bekannt ist. Man denke da, stellvertretend für eine ganze Reihe weiterer Fälle, exemplarisch an „Gefährliche Erbschaft“ oder „Fluch des Rubins“. Zu Letzterem hat „Geisterbucht“ sogar die deutlichsten Parallelen aufzuweisen und könnte schon fast als leicht alterierte, aufgebohrte Version dieses Klassikers durchgehen. Fast. Es gibt einen Edelstein, auf dem ein Fluch lasten soll und mehrere Gestalten verschiedener Fraktionen auf den Plan ruft, die aus offensichtlich ganz unterschiedlichen Gründen scharf darauf sind ihn in die Finger zu bekommen. Natürlich sind sowohl die grundlegende Thematik als auch der generelle Erzählstil wesentlich moderner, als auch die verwendeten Elemente anders. Dennoch ist der Plot recht ähnlich.

Es stecken auch einige Ungereimtheiten drin, seien sie physikalisch-technischer oder auch logischer Natur. Exemplarisch dafür etwa der – bei genauerem Hinsehen – ziemlich absurde Abschnitt mit dem Flugzeugträger. Diesen als künstliches Riff einzusetzen, ist dabei prinzipiell gar nicht abwegig. So etwas wird mit abgewrackten Schiffen tatsächlich gerne gemacht. Allerdings steht zu bezweifeln, dass „35 Meter“ Wassertiefe ausreichen, einen ausgewachsenen Carrier komplett unterzutauchen und erst recht nicht, wenn er angeblich aufrecht stehen soll. Bei der Versenkung „mit Sprengladungen“ ist ein Kentern übrigens viel wahrscheinlicher, was bedeutet, dass das Wrack entweder kopfüber oder seitlich auf dem Meeresgrund zu Liegen kommt.

Ganz zu schweigen davon, dass man ein solches Vorhaben wohl nicht in der Nähe dicht befahrener Küstengewässer durchführt. Erst recht nicht mit einem (Ex-)Kriegsschiff. Dass ihr bis dato undurchsichtiger Helfer dann auch noch genau weiß, dass eins der Sprenglöcher sich zufällig nahe der Stelle befindet, welche für die drei Jungs interessant ist, erweist sich als äußerst praktisch – nur leider wenig glaubhaft. Das überstürzte Tauchen ist überdies widersinnig, ihre Gegenspieler wissen nicht genau, as und vor allem wo es zu suchen ist, die drei Fragezeichen aber schon. Man könnte sich mit diesem Wissensvorsprung also durchaus einen geeigneteren Zeitpunkt aussuchen, zumal sie sich im Klaren sind, dass sie definitiv grade im Moment belauert werden. Da ist es kein Wunder, dass das Wrack beinahe zur Todesfalle wird.

Selbstverständlich werden auch sonst wieder einige sorgsam gepflegte Klischees der Reihe bedient: Der Schrottplatz bzw. Onkel Titus und Tante Mathilda, Morton, Inspector Cotta, sogar die Bibliothek – respektive Miss Bennett – wird mal wieder aktiviert, obwohl die Jungs inzwischen durchaus das Internet nutzen. Der erste Teil beginnt sowohl rasant als auch interessant und kann sowohl das Tempo als auch den Spannungsbogen bis zum Schluss gut halten. Einen so renitenten Gegner wie Rashura hatten die drei Fragezeichen bislang eher selten. Teil zwei knickt hingegen schon etwas ein und im dritten Buch flacht die Kurve zum ziemlich unplausiblen, lustlosen Hopplahopp-Ende hin soweit ab, dass nicht mal ein wirklicher Showdown zustande kommt. Schon gar kein packender.

_Fazit_

Vordergründig protzt dieser Fall mit Action und Spannung, allein schon deswegen, da der Gegner diesmal nicht sehr zimperlich vorgeht. Doch die Pace ist offensichtlich nicht über die volle Länge aufrecht zu erhalten, bis zum Schluss bedauerlicherweise endgültig die Luft ganz raus ist, sodass insbesondere das Finale vergleichsweise schludrig und unglaubwürdig ausfällt. Schade, das vermasselt einer grundsätzlich gar nicht mal so schlechten Geschichte dann die Tour in letzter Instanz ziemlich schmerzhaft. Unterhaltsam ist der Jubiläumsband über weite Strecken dennoch, wenngleich er den erneuten Beweis erbringt, dass Qualität nicht an die Quantität gekoppelt ist.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

|“Die drei ???: Geisterbucht“ – (Jubiläums-)Band 150
Teil 1 – „Rashuras Schatz“
Teil 2 – „Flammendes Wasser“
Teil 3 – „Der brennende Kristall“
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Astrid Vollenbruch
Redaktion: Martina Dold, Martina Zierold
Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart, © 2010
3 Bände á 128 Seiten, Hardcover im Schuber
ISBN 978-3-440-12144-3|

Marr, Melissa – Gegen die Finsternis

Nach [„Gegen das Sommerlicht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5611 legt die amerikanische Autorin mit einem zweiten Buch nach, das zwar das Setting mit dem ersten teilt, aber aus einer ganz anderen Perspektive erzählt wird.

_Im Mittelpunkt von_ „Gegen die Finsternis“ steht Leslie, eine Freundin von Ash, der Heldin des ersten Buchs. Obwohl Ash, mittlerweile die Sonnenkönigin der Elfen, nicht der einzige bekannte Charakter der Geschichte ist, entführt Marr dieses Mal in eine andere Welt: in die der Dunkelelfen. Diese sind nicht besonders freundlich, sondern manchmal geradezu blutrünstig. Der Hof um den Dunkelelfenkönig Irial ernährt sich von negativen Gefühlen, die zum Beispiel während eines Krieges mit den Sommerelfen aufkommen. Doch seit Frieden herrscht wird Irials Gefolge unruhig. Sie dürsten nach Blut, nach negativen Gefühlen.

Um Meuterei zu verhindern, sucht Irial sich ein Schattenmädchen, das als Mediator für die Gefühle dienen soll. Sein Auge fällt auf Leslie, die durch Ash zum weiteren Umfeld von Keenan, dem Sonnenkönig, seinem Feind, gehört. Als das Mädchen, das aus einem kaputten Elternhaus stammt, sich ein Tattoo machen lassen will, wählt sie ein Motiv mit Elfenmagie, das sie mit Irial verbindet. Obwohl sie sich viel stärker für den mysteriösen Niall aus Keenans Gefolge interessiert, kann sich Leslie Irials Macht nicht entziehen – mit verheerenden Folgen für das junge Mädchen …

_Den Charme des_ ersten Bandes kann Marr mit „Gegen die Finsternis“ nicht erreichen. Dafür geht es in der Handlung etwas zu wirr zu. Die Kulisse ist nach wie vor sehr schön, auch wenn sie dieses Mal zu Gunsten der Menschenwelt etwas zurück stecken muss. Dieses Mal dreht sich zudem alles um die Dunkelelfen, die wesentlich düsterer und „unelfenhafter“ sind als ihr sommerliches Pendant. Marr punktet auch dieses Mal mit unterschiedlichen Arten von Elfen, die gut ausgearbeitet sind und anschaulich dargestellt werden.

Die Handlung kann diese schillernde Vielfalt nicht bieten. Dazu fehlt es an Spannung, an Höhepunkten, an Zugkraft. Es gibt einige Stellen, an denen es schwer fällt, überhaupt weiter zu lesen. Es wird nicht so ganz ersichtlich, wo das Buch eigentlich hinführen soll – und das ist in diesem Fall nicht vorteilhaft. Soll es eine Liebesgeschichte zwischen Leslie und Irial sein? Oder eine zwischen Niall und Leslie? Eine Geschichte über Elfenintrigen, über den gefährlichen Bann, in den Leslie gezogen wird? Die Autorin versucht all diese Themen und noch einige mehr ab zu haken. Dabei gehen sie selten wirklich ineinander über, um einen Spannungsbogen zu bilden. Sie stehen vielmehr lose nebeneinander und bilden keine wirkliche Einheit. Das Buch verliert damit an Spannung und an Konsistenz – und franst erst sehr stark aus, um gegen Ende viel zu flott voran zu eilen.

Leslie, die Protagonistin, hat gute Ansätze. Ihr familiärer Hintergrund ist gut ausgearbeitet und hebt sie hervor. Gleichzeitig wirkt sie aber immer ein bisschen wie die Nebendarstellerin in einem Buch, in dessen Mittelpunkt sie steht. Sie geht unter und ihr Charakter, der eigentlich interessant ist, kann sich nicht richtig entfalten. Irial und Niall, zwei weitere wichtige Personen in der Geschichte, geht es nicht anders. Auch sie können sich nicht wirklich im Kopf des Lesers festsetzen. Ihre Hintergrundgeschichten sind gut, gerade die Verflechtungen zwischen den beiden Elfen, aber darüber hinaus können sie nicht überzeugen.

Der Schreibstil ist einfach, ein wenig poetisch und so, dass junge Fans von Stephenie-Meyer-Büchern sich sofort wohl fühlen werden. Die zauberhafte Leichtfüßigkeit des ersten Buches fehlt aber auch hier. Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass Marr die Welt der Dunkelelfen und auch Leslies etwas düsteres Gemüt besser darstellen wollte. Allerdings ist das Buch dafür noch nicht tiefgehend genug.

_Während „Gegen das_ Sommerlicht“ durchaus einen Versuch wert war, da leichtfüßig und lebendig, überzeugt „Gegen die Finsternis“ nicht wirklich. Insgesamt fehlt es dem Buch an Zutaten, die den Leser fesseln. Sowohl die Handlung als auch die Figuren können in dieser Hinsicht nicht überzeugen.

|Taschenbuch: 330 Seiten
Originaltitel: |Ink Exchange|
Deutsch von Birgit Schmitz
ISBN-13: 978-3492253291|
http://www.piper-fantasy.de
http://www.melissa-marr.com

Cast, P. C. & Kristin – Gezeichnet (House of Night 1)

_Inhalt_

Die 16-jährige Zoey Redbird hat es schon nicht leicht: eine ewig plappernde beste Freundin, ein ständig betrunkener Fast-Ex-Freund und dazu noch Stief“penner“ John, der ihre sonst so selbstbewusste Mutter zu einer braven Ja-Sagerin gemacht hat.

Dann taucht nach der Schule auch noch ein seltsamer Typ an ihrem Spind auf und „zeichnet“ sie. Damit gehen die Probleme erst so richtig los, denn mit dieser Zeichnung ist Zoey eine werdende Vampyrin.

Ihre Freunde wenden sich ängstlich von ihr ab, und auch die Mutter, von der Zoey sich wirklich Hilfe wünscht, entfernt sich von ihr. Als ihre Mutter und ihr Stief“penner“, der als Kirchenältester arbeitet, sie mehr oder weniger exorzieren wollen, packt sie schnell das Nötigste und haut zu ihrer Cherokee-Grandma Sylvia Redbird ab.

Auf dem Weg dorthin hat Zoey einen Unfall, sie stützt und verletzt sich am Kopf. Als sie bewusstlos auf einer Klippe liegt, hat sie eine Vision, in der Nyx, die Göttin der Nacht, mit ihr spricht.

Grandma Redbird findet Zoey nach diesem Unfall und bringt sie schnell ins Vampyr-Internat „House of Night“. Dort wird sie von Neferet, der Hohepriesterin der Vampyre, unter die Fittiche genommen.

Schnell lernt sie dort auch andere Jungvampyre kennen. Ihre Mitbewohnerin StevieRae, ihren Mitschüler Erin Bates, den schwulen Damian Maslin und Shaunee Cole, mit denen sie sich rasch anfreundet, aber auch Aphrodite und ihre Clique, die Zoey das Leben schwermachen wollen. Dazu kommt noch der geheimnisvolle Eric Night …

Zoey wird recht häufig angestarrt, denn als einzige Jungvampyrin trägt sie ein vollständiges Mal auf ihrer Stirn. Normalerweise sind anfangs leichte Umrisse zu erkennen, die sich bis zur Wandlung, sofern der Körper mitspielt und diese zulässt, vervollständigen. Schnell wird sie in einen Strudel aus Macht und Magie, Leben und Tod gezogen …

_Kritik_

P. C. und Kristin Cast haben mit „Gezeichnet“ den ersten Roman einer Reihe rund um das „House of Night“ geschrieben. Erzählt wird dieser Roman aus Zoeys Perspektive. Dadurch fühlt man schon sehr mit der Hauptprotagonistin verbunden.

Zoey ist dem Leser sofort sympathisch, auch deshalb, da sie sich selber und andere schon mal auf die Schippe nimmt. Auch die anderen Charaktere sind glaubwürdig umgesetzt worden. Es gibt wirklich gute Freunde und besonders fiese Rivalen. Die Protagonisten entwickeln sich schnell und überzeugend, so dass der Leser schnell meint, diese schon länger zu kennen.

„Gezeichnet“ nimmt zügig Tempo auf und bleibt bis zum Ende spannend – so spannend, dass man am liebsten direkt mit dem nächsten Teil weitermachen möchte.

_Fazit_

„Gezeichnet“ von P. C. und Kristin Cast kann ich mit ruhigem Gewissen allen Lesern empfehlen. Dieser Roman ist locker, leicht und witzig geschrieben. Natürlich sind weder Vampyre noch Internatsgeschichten wirklich neu, auch Göttinnen und Hexen sind eher der alte Hut. P. C. und Kristin Cast haben diesen Stoff meiner Meinung nach aber super umgesetzt. Geschrieben wurde diese Reihe für hauptsächlich weibliche Teenys ab ca. 14 Jahren, aber auch Erwachsene werden Spaß am „House of Night“ haben.

_Die Autoren_

P. C. Cast und Kristin Cast sind das erfolgreichste Mutter-Tochter-Autorengespann weltweit. Sie leben beide in Oklahoma, USA.

Der dritte deutschsprachige Teil der „House of Night“-Serie erschien im August 2010 unter dem Titel „Erwählt“.

|Originaltitel: Marked
The House of Night 1
Empfohlenes Alter: 14 – 15 Jahre
ISBN-13: 978-3-596-86003-6|
http://www.house-of-night.de
http://www.fischerverlage.de/page/junge__erwachsene

Band 2: [„Betrogen“ 6277

_Nadine Warnke_

Fairchild, Melissa – Himmelsauge (Die Geheimnisse des Brückenorakels 01)

_Die Geheimnisse des Brückenorakels:_

Band 1: _Himmelsauge_

Gedächtnisverlust ist keine schöne Sache. Doch wenn man im Krankenhaus erwacht, keine Erinnerung mehr hat und feststellen muss, dass man noch nicht mal aus dieser Welt kommt – das ist schon ein harter Brocken! Genau das passiert einem Jungen namens Avi in Melissa Fairchilds Roman „Himmelsauge“, dem ersten Band der Reihe „Die Geheimnisse des Brückenorakels“.

_Als Avi im_ Krankenbett aufwacht, ist er verwirrt. Er hat keine Ahnung, wieso er hier liegt, von Kopf bis Fuß eingegipst. Er hat überhaupt keine Erinnerung mehr an das, was davor passiert ist. Sein gesamtes Gedächtnis ist ausgelöscht. Hinzu kommt, dass er den Unfall, den er hatte – er ist vor eine Londoner U-Bahn gesprungen – eigentlich gar nicht hätte überleben dürfen.

Avi kann sich keinen Reim darauf machen, wieso er sich vor den Zug geworfen hat und wieso er noch lebt. Eines Nachts bekommt er Besuch von einem buckligen Alten, der ihn dazu überreden will, aus dem Krankenhaus zu fliehen. Anschließend wird er von einem Typen namens Kellen verfolgt, der ihn töten will und blaue Flammen nach ihm werfen kann. Er merkt, dass so einiges nicht stimmt in seinem Leben. Auf der Flucht trifft er Durin und Roosevelt, zwei Wächter, von denen er erfährt, dass er der Sohn der Königin des Feenreiches ist. Zusammen mit dem Menschenmädchen Hannah begibt er sich in die Feenwelt, aus der er eigentlich stammt, denn dies scheint der einzige Weg zu sein, um Kellen gegenüber zu treten und ihn zu vernichten …

_Melissa Fairchilds Fantasyroman_ für Jugendliche ist nett erzählt, nett ausgedacht und nett gemacht, doch wirklich originell ist „Himmelsauge“ nicht. Menschen, die zwischen Welten wandern können, magische Wesen im gegenwärtigen London, Feen, Elfen und Goblins – vieles, was in der Geschichte vorkommt, war in dieser Form schon in vielen anderen Büchern vertreten. Es gibt Autoren, die solche Elemente nehmen und so in ihre Geschichte einbauen können, dass sie neue Facetten bekommen oder auf Grund des Kontextes sehr originell wirken. Fairchild gelingt dies nicht. Die Kulisse entwickelt nur wenig Zauber, da sie einem zu bekannt vorkommt.

Die Handlung an und für sich ist in Ordnung. Sie ist gut aufgebaut, aber auch ihr mangelt es an neuen, spritzigen Ideen oder überraschenden Wendungen. Es ist eine nette Abenteuergeschichte mit nicht besonders viel Action, ein paar politischen Verwicklungen und Verrätern, doch nur selten wirkt Avis Lage aussichtslos. Richtig spannend wird es selten. Dabei wäre Avis Gedächtnisschwäche an und für sich ein guter Aufhänger für brenzlige Situationen gewesen, doch Fairchild kehrt die Amnesie selten in den Vordergrund. Im Gegenteil vergisst man ziemlich schnell, dass Avi überhaupt jemals einen Unfall hatte.

Das könnte allerdings auch damit zusammenhängen, dass Fairchilds Charaktere den Leser auf Abstand halten. Es fällt schwer, Zugang zu Avi zu finden. Seine Gedanken und Gefühle finden zwar Eingang in die Geschichte, wirken aber häufig oberflächlich. Er wirkt meistens wie ein ganz normaler Junge und nicht wie ein magisches Wesen aus einer anderen Welt, das sein Gedächtnis verloren hat und auf der Flucht vor einem flammenwerfenden Goblin ist. Der fehlende Tiefgang macht sich auch bei Hannah bemerkbar, die Avi bei seiner Reise in die andere Welt hilft. Zwischen beiden entspinnt sich eine Liebesgeschichte, die aber nur wenig Platz im Buch einnimmt. Hannah wird zwar als Punkerin beschrieben, doch das Rebellische in ihr kommt nie richtig zum Vorschein. So wie den anderen Charakteren auch fehlt es ihr an echten Ecken und Kanten, obwohl die Kategorisierung als Punkerin das eigentlich hätte einfacher machen sollen. Einen Lichtblick gibt es allerdings: die Elfe Brucie. Sie ist launisch, besserwisserisch, humorvoll und ein bisschen chaotisch und ihre Auftritte sind immer wieder ein Höhepunkt.

_“Himmelsauge“ von Melissa_ Fairchild ist der Auftakt der Reihe „Die Geheimnisse des Brückenorakels“, doch wirklich Lust auf mehr macht das Buch nicht. Die Geschichte ist nicht gerade mitreißend, die Ideen nicht besonders originell.

|Gebunden: 382 Seiten
Aus dem Englischen von Karin Dufner
ISBN-13: 978-3426283127|
http://www.pan-verlag.de

Meyer, Kai – Sieben Siegel 05: Schattenengel

„Die Sieben Siegel“:
01 „Die Rückkehr des Hexenmeisters
02 „Der schwarze Storch
03 „Die Katakomben des Damiano
04 „Der Dornenmann
05 „Schattenengel
06 „Die Nacht der lebenden Scheuchen
07 „Dämonen der Tiefe
08 „Teuflisches Halloween
09 „Tor zwischen den Welten
10 „Mondwanderer

SONDERBAND: Jenseits des Jahrtausends: Die Sieben-Siegel-Saga (Gebundene Ausgabe)

Alle zehn Bände sind ursprünglich im |Loewe|-Verlag erschienen, doch die ersten fünf Bände gibt es in einer preiswerten Taschenbuch-Ausgabe im CBT-Verlag von Bertelsmann sowie als Hörbücher.

Mehr von Kai Meyer auf Buchwurm.info:

Interview mit Kai Meyer
„Dschinnland“ (Die Sturmkönige 1, Buchfassung)
„Dschinnland“ (Die Sturmkönige; inszenierte Lesung zu Band 1)
„Wunschkrieg“ (Die Sturmkönige 2, Buchfassung)
„Wunschkrieg“ (Die Stürmkönige; inszenierte Lesung zu Band 2)
„Die Wellenläufer“ (Hörbuch)
„Die Muschelmagier“ (Hörbuch)
„Die Wasserweber“ (Hörbuch)
„Der Brennende Schatten“ (Hörspiel)
„Die Vatikan-Verschwörung“ (Hörspiel)
„Frostfeuer“ (Hörbuch)
„Die Alchimistin“
„Das Haus des Daedalus“
„Der Schattenesser“
„Die Fließende Königin“
„Das Buch von Eden“ (Hörbuch)
„Das Buch von Eden“
„Der Rattenzauber“
„Faustus“
„Seide und Schwert“ (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
„Lanze und Licht“ (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
„Drache und Diamant“ (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)
Das Wolkenvolk – Seide und Schwert, Buch 1: „Wisperwind“ (Graphic Novel)

Die Alchimistin – Das Hörspiel:
1) „Der Stein der Weisen“
2) „Das Erbe des Gilgamesch“
3) „Die Katakomben von Wien“
4) „Das Kloster im Kaukasus“
5) „Die Unsterbliche“
6) „Die Schwarze Isis“
7) „Der Schatz der Templer“
8) „Der Alte vom Berge“

_Frevelfolgen: Der Krieg der Engel reloaded_

Kyra, Nils, Lisa und Chris erforschen ein uraltes Geheimnis, das auf magische Weise mit ihrem eigenen Schicksal verbunden ist – das Geheimnis der sieben Siegel. Kyra und ihre Freunde sind mit Prof. Rabenson auf Forschungsreise. In einer uralten Festung im Süden Israels entdecken sie ein legendäres Heiligtum – das Haupt von Lachis, das Relikt eines im Krieg der himmlischen und höllischen Heerscharen getöteten Engels. Eine gefährliche Entdeckung, wie sich herausstellt … (Verlagsinfo)

Dieser fünfte Band der elfbändigen Reihe wird vom Verlag ab zehn bis elf Jahren empfohlen. Die Protagonisten sind aber schon zwölf Jahre alt …

_Der Autor_

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte u. a. ein paar „Jerry Cotton“-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen.

Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei Loewe erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. „Frostfeuer“ aus dem Jahr 2005 ist eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis CORINE ausgezeichnet. Er lebt am Rande der Eifel.

_Die vier Freunde:_

|Kyra Rabenson| ist 12 Jahre alt, hat rotes Haar wie ihre Tante Kassandra, bei der sie seit dem Tod ihrer Mutter wohnt, und ist die Tochter des bekannten Wissenschaftlers und Bestsellerautoren Professor Rabenson. Sie ist mutig und sehr neugierig.

|Lisa Morgenthal| ist elf Jahre alt, blond und furchtbar verliebt in Chris. Sie wohnt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Nils im größten und unheimlichsten Gebäude Giebelsteins, dem alten Hotel Erkerhof, auch genannt Kerkerhof. Sie ist manchmal zurückhaltend und sensibel.

|Nils Morgenthal|, ein Jahr älter, ist ihr Bruder und wohnt ebenfalls im Kerkerhof. Er besitzt einen makaberen Sinn für Humor, sammelt Monstermasken und erzählt mit Vorliebe blutige Schauergeschichten. Zunächst ist er draufgängerisch, aber das ändert sich im Laufe der Ereignisse.

|Chris| (= Chrysostomus Guldenmund) ist 12 Jahre alt und der Sohn eines Diplomaten, hat in sechs verschiedenen Ländern gelebt und spricht fünf Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch, ein bisschen Italienisch und schlecht Griechisch. Er ist sportlich, immer schwarz gekleidet, isst gerne alles, was ihm in die Finger kommt, wird aber – zum Ärger der Mädchen – nicht dick davon. Er ist sehr selbstbewusst und risikobereit; in Kyra verknallt, mag aber auch Lisa gern.

Alle Jugendlichen verändern sich durch ihre Abenteuer, aber in welcher Hinsicht soll hier noch nicht verraten werden.

_Handlung_

Wie schon in der Toskana (Band 3) begleiten die vier Freunde Professor Rabenson auf eine wissenschaftliche Expedition. Diesmal führt sie der Weg nach Israel, tief in die Wüste, wo im 6. vorchristlichen Jahrhundert die Festung Lachis lag. Sie wurde vom babylonischen König Nebukadnezar erobert und zerstört. Lisa und Kyra gefallen die schwarzen Maschinengewehre der militärischen Wächter der Ruine überhaupt nicht. Aber wenigstens melden sich nicht ihre Sieben Siegel, die sie auf dem Unterarm eintätowiert tragen.

Mit einem „Schlüssel“, einem mit Zeichen bedeckten Teller, gelingt es dem Professor, die bislang geheimen Durchgänge zu öffnen und die Fallen zu entschärfen. Dennoch öffnet sich plötzlich hinter ihnen ein riesiges Loch im Durchgang, das bis in unergründliche Tiefen reicht. Die vier Gefährten und ihr Führer kommen gehörig ins Schwitzen. Dennoch geht der Professor mutig weiter. Warten noch mehr Todesfallen auf sie?

|Das Haupt von Lachis|

Nach einer weiteren Betätigung des „Schlüssels“ gelangen sie in eine weite Tempelhalle, an deren Wänden Götzenbilder von geflügelten Wesen dräuen. Wenig einladend sehen auch die zahllosen Löcher in Decke, Boden und Wänden aus: weitere Fallen? Während die Freunde zurückbleiben, wagt sich der Archäologe, unerschrocken wie Indiana Jones, zum zentral gelegenen Altar vor. Dort liegt das „Heiligtum der Heiligtümer“, wie er ehrfurchtsvoll sagt: das Haupt von Lachis. Für die anderen sieht der unscheinbare Stein eher aus wie ein Saurierei.

Was sie aber die Luft anhalten lässt: Prof. Rabenson ist fest entschlossen, den Stein an sich zu nehmen und außer Landes zu schmuggeln. Nur sein hohes Ansehen und seine weitreichenden Befugnisse können ihm dies ermöglichen. Und er kommt damit sogar durch, so dass die vier Freunde froh, nicht in einem israelischen Knast zu verschmachten, sondern vielmehr in einem Flugzeug nach Rom zu fliegen – Diebe und Räuber, die sie nun mal sind.

|Die Wächter|

Da geschieht etwas Unvorhergesehenes. Als Lisa aus dem Fenster des Propellerflugzeugs schaut, sieht sie einen Mann in schwarzem Mantel auf der Tragfläche stehen – mitten im Fahrtwind. Als wäre das nicht verwunderlich genug, streckt er seine Hand aus, um den Propeller anzuhalten – und tut es. Sofort reagiert das Flugzeug äußerst übel auf diesen Eingriff in seine Aerodynamik. Es sackt nach unten.

Lisa hat inzwischen ihre Freunde alarmiert. Entsetzt entdecken sie einen zweiten schwarzen Mann auf der anderen Tragfläche. Auch er will den Propeller anhalten. Das wäre sicherlich ihr Ende: der Absturz. Doch wie aus dem Nichts taucht ein Dritter auf, der mit den anderen beiden ringt und sie verjagt. Bevor er verschwindet, scheint er Lisa anzulächeln. Wie sonderbar, denkt sie. Die Sieben Siegel haben sie nicht ein einziges Mal vor den schwarzen Gestalten gewarnt.

Dann geht das Flugzeug in den Sturzflug über, und alles, was sich in der Kabine befindet, gerät in ein turbulentes Durcheinander. Wird es dem Piloten gelingen, sie mit einer Notlandung vor dem Tod zu bewahren?

_Mein Eindruck_

Das Buch lässt sich in Hälften einteilen: vor und nach der Begegnung mit dem Gefallenen Engel. Die erste Hälfte liest sich wie eine Episode aus „Indiana Jones – Teil 3“ Um zum Allerheiligsten des Tempels zu gelangen, müssen der Professor und seine Schützlinge einen gefahrvollen Weg voller Todesfallen passieren, genau wie Indiana Jones selbst. Doch der Autor macht es ihnen wesentlich leichter: Rabenson hat den passenden Schlüssel schon bei sich. Spielverderber.

Dass der Fluch der bösen Tat auf dem Fuße folgt, versteht sich fast von selbst – im zweiten Teil. Wer das Heiligtum klaut, wird von den Wächtern bestraft. Diese sind jedoch gar keine Wächter, sondern zwei gegnerische Parteien von Gefallenen Engeln, wie die vier Freunde erfahren.

|Bibelgeschichte|

Man erinnere sich: Als Satanael einen Frevel gegen den Willen des Herrn beging, indem er und die Seinen mit den Menschentöchtern Wesen zeugten (die Nephilim), so wurde er aus dem Himmel verstoßen. Doch er sammelte seine Heerscharen und focht gegen den Erzengel Michael, der wiederum die himmlischen Heerscharen anführte – und unterlag. Fortan gründete Satanael sein Reich in der Hölle, wo er seine Anhänger belohnte, darunter Uriel, den Sühneengel. Doch es gab Gefallene Engel, die sich vom Bösen lossagten. Und zu diesen gehört Azachiel, der Engel, der sich den vier Freunden zeigt.

|Der Gefallene|

Azachiel warnt die Freunde, dass acht Untergebene Uriels bereits auf dem Weg zur Insel seien, um das mächtige Haupt von Lachis an sich zu bringen und in den Dienst der Hölle zu stellen. Wollen sie das vielleicht? Eigentlich nicht, finden die vier Freunde, aber warum sollte sie Azachiel trauen? Er könnte ja auch lügen. Azachiel lächelt freundlich. Er verlangt das Haupt gar nicht; er bittet nur darum, dass sie es ihm freiwillig geben, um damit Gutes zu tun. Und Lisa erinnert sich, dass er es war, der ihr Flugzeug vor dem sicheren Absturz bewahrte. Also …

|Showdown|

Als die anderen Engel eintreffen, kommt es zu einem extrem dramatischen Showdown an der Kirche des verlassenen Dorfes. Da die Kirche direkt über einer Klippe am Meer steht, gähnt ein Abgrund unter den Füßen von Lisa und Kyra, die Azachiel das Haupt unter ganz bestimmten Bedingungen geben wollen bzw. könnten. Die Mädels müssen großen Mut und Entschlossenheit beweisen, dabei auch noch entscheiden, ob sie eher Azachiel oder Raguel, seinem Widersacher, trauen sollen. Die Jungs und der Professor können nur beklommen zuschauen, wie das Drama vor ihren Augen abläuft. Und mehr darf nicht verraten werden.

|Konflikte|

Für meinen Geschmack ist in diesem fünften Band der Serie dem Autor etwas Großartiges gelungen, das weit vorausweist auf Meisterwerke wie die Wunschkrieg-Trilogie und „Die Alchimistin“. Er nimmt mythologische Grundlagen, die uns schon fast entfallen sind, und bereit sie für die aktuelle Gegenwart auf. Die ihnen innewohnende Dramatik – hier die der Gefallenen Engel und des vorhergehenden Engelskriegs – dauert noch an bzw. wird aktualisiert, wenn die Helden in den Konflikt hineingezogen werden.

Das Besondere an diesem Hineingezogenwerden äußert sich binnen kurzem in einem moralischen Konflikt, wie er nicht schöner herbeigeführt werden könnte. Werden die Heldinnen dem Vertreter Satanaels Glauben schenken, der als „Herr der Lüge“ bekannt ist? Oder glauben sie doch eher dem abtrünnigen Gefallenen Engel Azachiel, der das Haupt von Lachis ebenfalls erbittet? Ich war an Frodos Wahl erinnert, ob er den Einen Ring wirklich in die Schicksalsklüfte wirft oder für sich beansprucht – einer der dramatischen Höhepunkt des „Herrn der Ringe“. Nicht zufällig spielt auch diese Szene über einem Abgrund, umgeben von satanischen Mächten: Sauron, Gollum und dem Schicksalsberg selbst.

Dem Autor gelingt es, die inneren Konflikte glaubhaft darzustellen und in eine dramatische Konstellation der Figuren einzubetten. Die Entscheidung bleibt lange offen, wie sich das gehört. Und erst in letzter Sekunde wird die Wende herbeigeführt. Das ist einfach klasse. Für mich der beste Band der Serie bislang.

|Charakterprobe|

Dieses Abenteuer entpuppt sich als eine der wichtigsten Charakterproben in der Entwicklung der Freunde, insbesondere für Lisa und Kyra. Im Gegensatz zu dem oberflächlichen und klischeehaften ersten Band spielen Charakterzüge diesmal eine wesentliche Rolle. Die Motive und Aktionen der Figuren ergeben sich aus ihrer Veranlagung. Diese – und das ist das Schöne daran – hat sich inzwischen gewandelt. Denn die Sieben Siegel sind ja magischer Natur und verändern ihren Träger. Lisa liebt es, Rätsel zu lösen, Chris versteht viele Sprachen und ist ein Draufgänger, Nils neigt jetzt mehr zur Vernunft, und Kyra erweist sich ihrem mütterlichen Erbe als mehr als würdig: Mami war eine Hexe, und Kyra eifert ihr nach! Sie nimmt es ironisch: „Kyra, das lebende Spukschloss“, nennt sie sich. Denn Mami, die Hexenjägerin, lebt in ihr offenbar weiter.

|Pärchen|

Darüber hinaus sind die vier Freunde keine Einzelgänger mehr, sondern zwei Pärchen. Lisa und Chris haben sich endlich gefunden. Nur dass Chris’ draufgängerisches Losstürmen immer auf den Protest der etwas zaghaften Lisa trifft. Und dass Nils und Kyra einander gut verstehen, ist ebenfalls klar: Sie übernimmt in brenzligen Situationen das Kommando, und er hat sich gefälligst zu beeilen, es ihr recht zu machen.

Durch diese Paarungen und die grotesken Situationen, in die sie geraten, ist diesmal auch gehörig für Humor und Ironie gesorgt. Gefallene Engel jagen nicht jedem Mädchen Angst ein, aber nervende Brüder können einem echt den letzten Nerv rauben – zur Belustigung der Übrigen. Selbst der „innovative“ Tee von Tante Kassandra ist keine wahre Freude, wenn er aus Venusfliegenfallen (also fleischfressenden Pflanzen) gebraut wurde.

|Illustrationen|

Die erste Zeichnungen veranschaulicht dem Leser, wie die kleine griechische Insel, auf die Freunde notlanden, aufgebaut ist. Der Flugplatz erscheint in der Tat winzig und viel zu kurz für eine Landung. Die Zeichnungen mit den Engeln sind in der Perspektive auf eine dramatische Weise so verrückt, dass sie dynamisch wirken und eine entscheidende Szene im Konflikt der Geschichte darstellen.

_Unterm Strich_

Für mich ist „Schattenengel“ der bislang beste Band der Serie. Ganz klar wendet der Autor Kniffe an, die wir später an „Die Alchimistin“, an den „Wellenläufern“ und der „Wunschkrieg“-Trilogie bewundern. Mythologische Strukturen, die wir nebulös als uralte Legenden kennen – hier der Krieg und Sturz der Engel – werden aktualisiert, um noch einmal durchgespielt zu werden. Der daraus entstehende Konflikt ist keineswegs von Pappe: Stellvertretend für uns müssen die Helden zwischen Gut und Böse wählen.

Ein kleiner Schönheitsfehler der Serie mag darin bestehen, dass das Konzept der Serie stark an R. L. Stines Gruselgeschichten für Kinder und Jugendliche erinnert. Meyer hat dies offenbar ebenfalls bemerkt und schreibt seit 2000 hauptsächlich Trilogien wie etwa die um „Die fließende Königin“ (gemeint ist Venedig) oder „Die Wellenläufer“.

Ich habe den Roman in etwa zwei Stunden (mit Unterbrechungen) gelesen. Die Schrift ist groß, es gibt etliche Illustrationen, und die Story zieht den Leser in ihren Bann. Danach legte ich das Buch ziemlich zufrieden beiseite, fühlte mich aber an etliche Vorbilder erinnert. Kai Meyer kennt sich offensichtlich in der Horrorliteratur gut aus.

|Hinweis|

„Die Nacht der lebenden Scheuchen“ lautet der vielversprechende Titel des nächsten Abenteuers.

|Taschenbuch: 128 Seiten
ISBN-13: 978-3-570-21606-4|
[www.randomhouse.de/cbjugendbuch]http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch

_Kai Meyer bei |Buchwurm.info|:_
[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Dschinnland“ 5340 (Die Sturmkönige 1, Buchfassung)
[„Dschinnland“ 5635 (Die Sturmkönige; inszenierte Lesung zu Band 1)
[„Wunschkrieg“ 5744 (Die Sturmkönige 2, Buchfassung)
[„Wunschkrieg“ 5641 (Die Stürmkönige; inszenierte Lesung zu Band 2)
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)
[Das Wolkenvolk – Seide und Schwert, Buch 1: „Wisperwind“ 5809 (Graphic Novel)

|Die Alchimistin – Das Hörspiel:|
1) [„Der Stein der Weisen“ 5052
2) [„Das Erbe des Gilgamesch“ 5155
3) [„Die Katakomben von Wien“ 5220
4) [„Das Kloster im Kaukasus“ 5263
5) [„Die Unsterbliche“ 5379
6) [„Die Schwarze Isis“ 5406
7) [„Der Schatz der Templer“ 5427
8) [„Der Alte vom Berge“ 5448

Meyer, Kai – Sieben Siegel 03: Die Katakomben des Damiano

„Die Sieben Siegel“:
01 „Die Rückkehr des Hexenmeisters
02 „Der schwarze Storch
03 „Die Katakomben des Damiano
04 „Der Dornenmann
05 „Schattenengel
06 „Die Nacht der lebenden Scheuchen
07 „Dämonen der Tiefe
08 „Teuflisches Halloween
09 „Tor zwischen den Welten
10 „Mondwanderer

SONDERBAND: Jenseits des Jahrtausends: Die Sieben-Siegel-Saga (Gebundene Ausgabe)

Alle zehn Bände sind ursprünglich im |Loewe|-Verlag erschienen, doch die ersten fünf Bände gibt es in einer preiswerten Taschenbuch-Ausgabe im CBT-Verlag von Bertelsmann sowie als Hörbücher.

Mehr von Kai Meyer auf Buchwurm.info:

Interview mit Kai Meyer
„Dschinnland“ (Die Sturmkönige 1, Buchfassung)
„Dschinnland“ (Die Sturmkönige; inszenierte Lesung zu Band 1)
„Wunschkrieg“ (Die Sturmkönige 2, Buchfassung)
„Wunschkrieg“ (Die Stürmkönige; inszenierte Lesung zu Band 2)
„Die Wellenläufer“ (Hörbuch)
„Die Muschelmagier“ (Hörbuch)
„Die Wasserweber“ (Hörbuch)
„Der Brennende Schatten“ (Hörspiel)
„Die Vatikan-Verschwörung“ (Hörspiel)
„Frostfeuer“ (Hörbuch)
„Die Alchimistin“
„Das Haus des Daedalus“
„Der Schattenesser“
„Die Fließende Königin“
„Das Buch von Eden“ (Hörbuch)
„Das Buch von Eden“
„Der Rattenzauber“
„Faustus“
„Seide und Schwert“ (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
„Lanze und Licht“ (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
„Drache und Diamant“ (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)
Das Wolkenvolk – Seide und Schwert, Buch 1: „Wisperwind“ (Graphic Novel)

Die Alchimistin – Das Hörspiel:
1) „Der Stein der Weisen“
2) „Das Erbe des Gilgamesch“
3) „Die Katakomben von Wien“
4) „Das Kloster im Kaukasus“
5) „Die Unsterbliche“
6) „Die Schwarze Isis“
7) „Der Schatz der Templer“
8) „Der Alte vom Berge“

Monster in der Toskana: Vom wilden Gargoyle gejagt!

Kyra, Nils, Lisa und Chris erforschen ein uraltes Geheimnis, das auf magische Weise mit ihrem eigenen Schicksal verbunden ist – das Geheimnis der sieben Siegel. In den Ruinen des toskanischen Klosters San Cosimo bewundern die vier Freunde die mittelalterliche, in Stein gemeißekten Untiere des berühmten Bildhauers Damiano. Etwas Unheimliches liegt in der Luft und plötzlich macht sich eine schreckliche Hinterlassenschaft in den alten Katakomben des Klosters bemerkbar … (Verlagsinfo)

Dieser dritte Band der elfbändigen Reihe wird vom Verlag ab zehn bis elf Jahren empfohlen. Die Protagonisten sind aber schon zwölf Jahre alt …

_Der Autor_

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte u. a. ein paar „Jerry Cotton“-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen.

Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei Loewe erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. „Frostfeuer“ aus dem Jahr 2005 ist eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis CORINE ausgezeichnet. Er lebt am Rande der Eifel.

_Die vier Freunde:_

|Kyra Rabenson| ist 12 Jahre alt, hat rotes Haar wie ihre Tante Kassandra, bei der sie seit dem Tod ihrer Mutter wohnt, und ist die Tochter des bekannten Wissenschaftlers und Bestsellerautoren Professor Rabenson. Sie ist mutig und sehr neugierig.

|Lisa Morgenthal| ist elf Jahre alt, blond und furchtbar verliebt in Chris. Sie wohnt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Nils im größten und unheimlichsten Gebäude Giebelsteins, dem alten Hotel Erkerhof, auch genannt Kerkerhof. Sie ist manchmal zurückhaltend und sensibel.

|Nils Morgenthal|, ein Jahr älter, ist ihr Bruder und wohnt ebenfalls im Kerkerhof. Er besitzt einen makaberen Sinn für Humor, sammelt Monstermasken und erzählt mit Vorliebe blutige Schauergeschichten. Zunächst ist er draufgängerisch, aber das ändert sich im Laufe der Ereignisse.

|Chris| (= Chrysostomus Guldenmund) ist 12 Jahre alt und der Sohn eines Diplomaten, hat in sechs verschiedenen Ländern gelebt und spricht fünf Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch, ein bisschen Italienisch und schlecht Griechisch. Er ist sportlich, immer schwarz gekleidet, isst gerne alles, was ihm in die Finger kommt, wird aber – zum Ärger der Mädchen – nicht dick davon. Er ist sehr selbstbewusst und risikobereit; in Kyra verknallt, mag aber auch Lisa gern.

Alle Jugendlichen verändern sich durch ihre Abenteuer, aber in welcher Hinsicht soll hier noch nicht verraten werden.

_Handlung_

Die vier Freunde folgen Professor Rabenson, Kyras Vater, hinunter in die Tiefen des toskanischen Klosters San Cosimo. Umgeben von Wasserspeiern mit grässlichen Fratzen stoßen sie mit dem Archäologen auf ein interessantes Mosaik auf dem Fußboden. Es enthält einen Hinweis, wie man einen Geheimgang öffnet. Die Erbauer dieses Klosters verstanden wirklich etwas von Bau- und Ingenieurskunst. Einen Gang weiter stoßen sie auf eine runde Steinplatte mit einem Griff daran. Etwas stinkt hier gewaltig, und es sind nicht Nils‘ Blähungen, die er vom italienischen Espresso bekommen hat: Es stinkt nach Schwefel.

Zusammen mit dem Professor stemmen die Jungs die Steinplatte hoch. Puuh! Ein Geruch wie aus der Hölle. Die Quelle des Schwefelgestanks ist identifiziert. Aber keine Treppe führt in die Katakomben, die darunter sichtbar werden, hinab, und die einzige Leiter ist schon längst dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Der Professor holt zusammen mit einem der Jungen seine Alu-Leiter. Doch beim Transport verletzt er sich den Fuß, so dass er verbunden werden muss. Nachdem sie die Leiter hinabgelassen haben, verlassen alle wieder den Keller.

Kurze Zeit, nachdem sie den Professor verarztet haben, verschwindet seine Kollegin, die stets in Zitronengelb gekleidete Doktor Richardson, auf dem weitläufigen, aber durch einen Elektrozaun abgesperrten Gelände. Als Kyra und Lisa besorgt in der Klosterabtei nach der verschwundenen Archäologin suchen, stoßen sie auf deren zitronengelben Pulli- und Fußspuren. Diese führen nicht nur in den Keller, nein, sogar weiter – ins Labyrinth der Katakomben.

Jetzt kriegt die schüchterne Lisa aber wirklich Angst. All die grässlichen Wasserspeierfratzen, die der Bildhauer Damiano im Mittelalter schuf, und dann noch dieser entsetzliche Höllengestank setzen ihr heftig zu. Sie will umkehren und wenigstens auf die Jungs warten. Doch Kyra scheint vom Geist ihrer Mutter, der Dömonenbekämpferin, erfüllt zu sein und drängt vorwärts. Lisa muss ihr wohl oder übel folgen, denn Kyra hat die Taschenlampe. Dass ihr in den Unterarm eingebrannten magischen Siegel kribbelt wie verrückt, versteht sich ja wohl von selbst: Das Böse ist nah!

Hier unten stoßen sie zunächst auf das Atelier Damianos. Unfertige Gargoyles stehen herum. Doch die Fußspuren im Staub führen weiter. Tiefer hinein ins Labyrinth. Da hören sie einen Schrei – Doktor Richardson? Und noch ein Schrei – der abrupt abbricht. Das Blut gefriert den Mädchen fast in den Adern. Und doch drängt Kyra weiter. Lisa folgt ihr Zähne klappernd …

_Mein Eindruck_

Natürlich denkt jeder sofort an die Schrecken, die in jenem Kloster lauerten, das in „Der Name der Rose“ von Umberto Eco (Bruder „Umberto von Bologna“) so lebhaft zum Leben erweckt wurde. Schon in einer der ersten Szenen stolpert Adso, der Novize Wiliam von Baskervilles, in eine kleine Kapelle, in der es vor Gruselgestalten nur so wimmelt. Sie alle erinnern den schaudernden Betrachter an seine Sterblichkeit und warnen ihn vor den Schrecken der Hölle, um ihn zur Umkehr zu mahnen.

Neben Schädeln und Skeletten sieht man auch Wasserspeier-ähnliche Gestalten. Diese Gargoyles sollen das Böse abweisen. So erklärt es zumindest der Autor Kai Meyer in seinem Roman. Wasserspeier waren, wie jeder Betrachter von „Der Glöckner von Notre Dame“ weiß, an zahlreichen Kathedralen und Domen des Mittelalters angebracht. Auch sie hatten die Aufgabe, das Böse abzuwehren.

Doch wer schuf all die herrlichen Fratzen und Untiergestalten, die an Notre Dame und Co. zu sehen sind? Damiano heißt der toskanische Bildhauer, den Kai Meyer stellvertretend für alle anderen Bildhauer vorstellt. Nur hat es mit Damianos Werken eine ganz besondere Bewandtnis: Sie wurden „nach der Natur“ geschaffen. Was lediglich heißt, dass es für sie eine lebendige Vorlage gab …

Nach dem Ausbruch der Gargoyles aus ihren Gefängniszellen kommt es zu einer herrlich spannenden Szene, die der Autor aus Spielbergs Dino-Kracher „Jurassic Park“ abgekupfert hat. (Sogar der Starkstromzaun kommt vor.) Ein großer fliegender Gargoyle verfolgt den dahinrasenden Jeep, den der führerscheinlose Chris zu steuern versucht. Schneller! Tritt auf die Tube! Die Freunde feuern Chris an. Werde sie das Wettrennen gegen die fliegende Gefahr gewinnen? Bei Spielberg wird der Gargoyle von einem rasenden T- Rex vertreten, der immerhin 65 Sachen erreicht. Wie das Wettrennen ausgeht, wird nicht verraten.

Da sie ohne Fernbedienung das Stahltor nicht öffnen können, sind die Freunde wenig später im Gehege, das der Elektrozaun unüberwindbar umschließt, eingeschlossen – ein Leckerbissen für hungrige Monster. Chris erklärt sich bereit, die Fernbedienung, die Dr. Richardson hatte, aus deren Behausung zu holen. Dafür muss er jedoch die ganze Abtei durchqueren … Dabei macht er eine aufregende Entdeckung, die zur Bewältigung der Gargoyle-Gefahr führt: Er und Nils müssen den Rattenfänger von Hameln spielen. Wie das geht, sollte man selbst nachlesen.

|Charakterprobe|

Auch dieses dritte Abenteuer entpuppt sich als wahre Charakterprobe. Im Gegensatz zu dem oberflächlichen und klischeehaften ersten Band spielen Charakterzüge diesmal eine wesentliche Rolle. Nur in enger Zusammenarbeit gelingt es den vier Freunden, dieses Abenteuer zu bestehen, indem jeder seine besonderen Fähigkeiten einbringt.

Die Motive und Aktionen der Figuren ergeben sich aus ihrer Veranlagung. Diese – und das ist das Schöne daran – hat sich inzwischen gewandelt. Denn die Sieben Siegel sind ja magischer Natur und verändern ihren Träger. Lisa liebt es inzwischen, Rätsel zu lösen, Chris versteht viele Sprachen und ist ein Draufgänger, Nils neigt jetzt mehr zur Vernunft, und Kyra erweist sich ihres mütterlichen Erbes als mehr als würdig: Mami war eine Hexe, und Kyra eifert ihr nach! Unerschrocken erforscht sie das Böse – auch an den unheimlichsten Orten. Und dass Nils der einzige ist, der über eine Posaunistenausbildung verfügt (okay, es waren nur ein paar Stunden widerwilligen Unterrichts), erweist sich lebensrettend.

|Pärchen|

Darüber hinaus sind die vier Freunde keine Einzelgänger mehr, sondern zwei Pärchen. Lisa und Chris haben sich endlich gefunden. Nur dass Chris‘ draufgängerisches Losstürmen immer auf den Protest der etwas zaghaften Lisa trifft. Und dass Nils und Kyra einander gut verstehen, ist ebenfalls klar: Sie übernimmt in brenzligen Situationen das Kommando, und er hat sich gefälligst zu beeilen, es ihr recht zu machen.

Durch diese Paarungen und die grotesken Situationen, in die sie geraten, ist diesmal auch gehörig für Humor und Ironie gesorgt. Gargoyles und Ratten jagen nicht jedem Mädchen Angst ein, aber nervende Brüder können einem echt den letzten Nerv rauben – zur Belustigung der Übrigen. Und italienischer Espresso kann sich als wahre Kraftprobe für den Körper eines Mannes erweisen …

|Illustrationen|

Die Zeichnungen von Wahed Khakdan machen dem Leser erst richtig deutlich, welche Dimensionen die Klosterabtei aufweist. Unter der zentralen Klosterkapelle liegen der Keller und die Katakomben. Ringsum herum liegen jedoch die Wohn- und Arbeitsgebäude der Klosterbrüder (von denen wir nie erfahren, welchem Orden sie angehörten, aber ich tippe auf Benediktiner oder Zisterzienser – die bauten immer so groß).

Außerdem gibt es Zeichnungen, die einem Comic entstammen könnten: Es sind oft Nahaufnahmen, meist aus einem schrägen Winkel betrachtet. Dies verleiht der Darstellung eine Dynamik, die sich mit den Emotionen auf den Gesichtern der Figuren verbindet. Die Figuren betrachten meist etwas mehr oder weniger Schreckliches und sperren den Mund auf. Das würde bei „normaler“ Darstellung etwas lachhaft aussehen, wirkt so aber in Ordnung.

_Unterm Strich_

In dieser Episode führt der Autor seine Abenteurer-Crew aus dem verträumten, der Moderne entrückten Giebelstein noch tiefer in die Vergangenheit: ins klösterliche Mittelalter der Toskana. Wer weiß, wohin diese Zeitreise noch führt. Anklänge an „Indiana Jones“ (er wird sogar zitiert), „Der Name der Rose“ und „Jurassic Park“ werden mit der Vorlage „Der Rattenfänger von Hameln“ abgeschlossen – eine recht kuriose und umso interessantere Mischung. Einmal musste ich sogar an H. P. Lovecrafts Schauergeschichten denken.

Aber wer hätte gedacht, dass sich alle mittelalterliche Kirchen durch einen geheimen Mechanismus in Sekundenschnelle zerstören lassen? Dass es sich so verhalten könnte, wie der Autor behauptet, soll seine Begründung plausibel machen, dass die Klosterbrüder und Kirchenherren ihre Schätze vor den Türken und anderen Invasoren schützen wollten. Ein kleiner Ruck an einem Hebel – und schon wird die Selbstzerstörung des Gotteshauses in Gang gesetzt. Eigentlich genial. Warum das noch niemand in Szene gesetzt? (Man denke auch an „Alien 1“, wo Lt. Ellen Ripley den Selbstzerstörungsmechanismus der Nostromo in Gang setzt.)

Ein kleiner Schönheitsfehler mag darin bestehen, dass das Konzept der Serie stark an R. L. Stines Gruselgeschichten für Kinder und Jugendliche erinnert. Aber je mehr ich von Meyers Serie lese, umso origineller kommen mir seine Ideen vor. „Jurassic Park“ in der Toskana – aber gerne doch! Schade ist es aber doch, dass wir nie den grund erfahren, warum die Gargoyles all die Jahrhunderte überlebt haben, noch warum sie überhaupt entstanden. Das wäre eine eigene Geschichte wert, würdig eines Lovecraft oder Brian Lumley.

Ich habe den Roman in etwa zwei Stunden (mit Unterbrechungen) gelesen. Die Schrift ist groß, es gibt etliche Illustrationen, und die Story zieht den Leser in ihren Bann. Danach legte ich das Buch rundum zufrieden beiseite, fühlte mich aber an etliche Vorbilder erinnert. Kai Meyer kennt sich offensichtlich in der Horrorliteratur und mit Abenteuerfilmen aus. Er sollte aber die Vorlagen nicht allzu genau übernehmen.

„Der Dornenmann“ lautet der vielversprechende Titel des nächsten Abenteuers.

|Taschenbuch: 128 Seiten
ISBN-13: 978-3570216040|
[www.randomhouse.de/cbjugendbuch]http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch

_Kai Meyer bei |Buchwurm.info|:_
[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Dschinnland“ 5340 (Die Sturmkönige 1, Buchfassung)
[„Dschinnland“ 5635 (Die Sturmkönige; inszenierte Lesung zu Band 1)
[„Wunschkrieg“ 5744 (Die Sturmkönige 2, Buchfassung)
[„Wunschkrieg“ 5641 (Die Stürmkönige; inszenierte Lesung zu Band 2)
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)
[Das Wolkenvolk – Seide und Schwert, Buch 1: „Wisperwind“ 5809 (Graphic Novel)

|Die Alchimistin – Das Hörspiel:|
1) [„Der Stein der Weisen“ 5052
2) [„Das Erbe des Gilgamesch“ 5155
3) [„Die Katakomben von Wien“ 5220
4) [„Das Kloster im Kaukasus“ 5263
5) [„Die Unsterbliche“ 5379
6) [„Die Schwarze Isis“ 5406
7) [„Der Schatz der Templer“ 5427
8) [„Der Alte vom Berge“ 5448

Meyer, Kai – Sieben Siegel 02: Der schwarze Storch

„Die Sieben Siegel“:
01 „Die Rückkehr des Hexenmeisters
02 „Der schwarze Storch
03 „Die Katakomben des Damiano
04 „Der Dornenmann
05 „Schattenengel
06 „Die Nacht der lebenden Scheuchen
07 „Dämonen der Tiefe
08 „Teuflisches Halloween
09 „Tor zwischen den Welten
10 „Mondwanderer

SONDERBAND: Jenseits des Jahrtausends: Die Sieben-Siegel-Saga (Gebundene Ausgabe)

Alle zehn Bände sind ursprünglich im |Loewe|-Verlag erschienen, doch die ersten fünf Bände gibt es in einer preiswerten Taschenbuch-Ausgabe im CBT-Verlag von Bertelsmann sowie als Hörbücher.

Mehr von Kai Meyer auf Buchwurm.info:

Interview mit Kai Meyer
„Dschinnland“ (Die Sturmkönige 1, Buchfassung)
„Dschinnland“ (Die Sturmkönige; inszenierte Lesung zu Band 1)
„Wunschkrieg“ (Die Sturmkönige 2, Buchfassung)
„Wunschkrieg“ (Die Stürmkönige; inszenierte Lesung zu Band 2)
„Die Wellenläufer“ (Hörbuch)
„Die Muschelmagier“ (Hörbuch)
„Die Wasserweber“ (Hörbuch)
„Der Brennende Schatten“ (Hörspiel)
„Die Vatikan-Verschwörung“ (Hörspiel)
„Frostfeuer“ (Hörbuch)
„Die Alchimistin“
„Das Haus des Daedalus“
„Der Schattenesser“
„Die Fließende Königin“
„Das Buch von Eden“ (Hörbuch)
„Das Buch von Eden“
„Der Rattenzauber“
„Faustus“
„Seide und Schwert“ (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
„Lanze und Licht“ (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
„Drache und Diamant“ (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)
Das Wolkenvolk – Seide und Schwert, Buch 1: „Wisperwind“ (Graphic Novel)

Die Alchimistin – Das Hörspiel:
1) „Der Stein der Weisen“
2) „Das Erbe des Gilgamesch“
3) „Die Katakomben von Wien“
4) „Das Kloster im Kaukasus“
5) „Die Unsterbliche“
6) „Die Schwarze Isis“
7) „Der Schatz der Templer“
8) „Der Alte vom Berge“

_Unheimlich: Dämonische Monster in grusligen Gemäuern_

Kyra, Nils, Lisa und Chris erforschen ein uraltes Geheimnis, das auf magische Weise mit ihrem eigenen Schicksal verbunden ist – das Geheimnis der sieben Siegel. In Band 1 begegnet Kyra Rabenson der seltsamen Frau mit dem fliegenden Fisch in der Handtasche das erste Mal an einem Freitag. Eine gespenstische Begegnung, die Kyras Leben auf den Kopf stellt. Denn die geheimnisvolle Fremde ist eine Hexe …

In Band 2 haben die vier Freunde das elterliche Hotel Erkerhof ganz für sich allein. Nicht ganz! Ist der riesige schwarze Storch im alten Ballsaal ein Alptraum oder Wirklichkeit? Die Sieben Siegel auf den Armen der Freunde zeigen es: Die Dämonen sind zurückgekehrt …

_Der Autor_

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte u. a. ein paar „Jerry Cotton“-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen.

Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei Loewe erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. „Frostfeuer“ aus dem Jahr 2005 ist eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis CORINE ausgezeichnet. Er lebt am Rande der Eifel.

_Die vier Freunde:_

|Kyra Rabenson| ist 12 Jahre alt, hat rotes Haar wie ihre Tante Kassandra, bei der sie seit dem Tod ihrer Mutter wohnt, und ist die Tochter des bekannten Wissenschaftlers und Bestsellerautoren Professor Rabenson. Sie ist mutig und sehr neugierig.

|Lisa Morgenthal| ist elf Jahre alt, blond und furchtbar verliebt in Chris. Sie wohnt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Nils im größten und unheimlichsten Gebäude Giebelsteins, dem alten Hotel Erkerhof, auch genannt Kerkerhof. Sie ist manchmal zurückhaltend und sensibel.

|Nils Morgenthal|, ein Jahr älter, ist ihr Bruder und wohnt ebenfalls im Kerkerhof. Er besitzt einen makaberen Sinn für Humor, sammelt Monstermasken und erzählt mit Vorliebe blutige Schauergeschichten. Zunächst ist er draufgängerisch, aber das ändert sich im Laufe der Ereignisse.

|Chris| (= Chrysostomus Guldenmund) ist 12 Jahre alt und der Sohn eines Diplomaten, hat in sechs verschiedenen Ländern gelebt und spricht fünf Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch, ein bisschen Italienisch und schlecht Griechisch. Er ist sportlich, immer schwarz gekleidet, isst gerne alles, was ihm in die Finger kommt, wird aber – zum Ärger der Mädchen – nicht dick davon. Er ist sehr selbstbewusst und risikobereit; in Kyra verknallt, mag aber auch Lisa gern.

Alle Jugendlichen verändern sich durch ihre Abenteuer, aber in welcher Hinsicht soll hier noch nicht verraten werden.

_Handlung_

Die vier Freunde haben im riesigen Schlosshotel Erkerhof sturmfreie Bude, denn Lisas und Nils‘ Eltern sind übers Wochenende zur Testamentseröffnung ihrer Großtante gefahren. Klar, dass die Geschwister ihre Freunde Kyra und Chris einladen, mit ihnen die freie Zeit zu verbringen und das große unheimliche Gemäuer zu erkunden. Doch eines Nachts hört Lisa ein Geräusch und geht ihm nach.

„Es muss einfach ein Albtraum sein!“ Das ist alles, was Lisa denken kann. Ein drei Meter großer, schwarzer Storch mitten im Ballsaal des verfallenen Hotels Erkerhof – das kann es nicht geben! Als sie ihren Freunden aufgeregt davon erzählt, glaubt Nils ihr nicht, doch Chris hat ein untrügliches Zeichen dafür entdeckt, dass Lisa die Wahrheit erzählt: An ihm sind erneut die magischen Sieben Siegel erschienen (die sie im ersten Abenteuer erhielten) und lassen keinen Zweifel: Die vier Freunde müssen abermals gegen dämonische Mächte antreten.

Doch wo hat sich der Storch versteckt? Um dies herauszufinden, klettern alle vier aufs Dach – dorthin, wo Störche nun mal zu nisten pflegen. Sie finden das Nest auch: Vier Eier liegen in einem Dornenverhau. Papa Storch ist schnell zurück und verscheucht die Gefahr mit seinem spitzen, blutroten Schnabel. Dann setzt er ihnen durchs ganze Gebäude nach. Erst im Kühlraum der Küche kommt sie dazu, zu verschnaufen und nachzudenken.

Was hat der dämonische Storch zu bedeuten? Der kommt ja nicht aus dem Nichts, sondern direkt aus der Hölle. Aber warum erst jetzt? Da kommt ihnen die rettende Idee: Sie müssen in der Vergangenheit forschen, als der Erbauer des Schlosses, Baron Moorstein, okkulte Forschungen und Beschwörungen betrieb. In der Schlossbibliothek stoßen sie auf eine wichtige Spur: die Aufzeichnungen des Barons, dem der Erkerhof einstmals gehörte. Offenbar hat der Baron vor Jahrhunderten einen grauenvollen Dämon beschworen – eine blutrünstige Kreatur, die erst heute in Gestalt des schwarzen Storchs erschienen ist.

Es ist nun an Kyra und ihren Freunden, die Bestie zu vertreiben, ehe sie und ihre Brut Tod und Verderben über Giebelstein bringen. Sie teilen sich auf. Während Nils und Kyra in den Keller vordringen, wo der Baron sein Labor hatte, wagen Lisa und Chris einen zweiten Vorstoß zum Nest des Storchs. Doch wo ist der Widersacher abgeblieben? Lauert er etwa im Hinterhalt?

_Mein Eindruck_

Man sollte nicht meinen, dass ein drei Meter großer Klapperstorch furchteinflößend wäre, aber dieser dämonische Bewohner des Schlosshotels ist es ganz bestimmt. Mit seinem harten Schnabel durchbohrt er hölzerne Türen, dann klettert er durch die großen alten Kamine in ein anderes Zimmer. Kurz: die Kinder sind nie vor ihm sicher. Und dann ist da noch die frisch geschlüpfte Brut, die das Gemäuer unsicher macht. Eine wahre Plage, direkt aus der Hölle.

|Fluch der Vergangenheit|

Der Baron hat sie herbeigerufen und sie kam, mit ein paar hundert Jahren verspätung, aber immerhin. Diese Plage ist also der Schatten der Vergangenheit, wie er so häufig in Schauergeschichten eine Rolle spielt: ein Fluch, der aufgehoben werden muss. Sind die heutigen Bewohner des Schlosses, das einst auch als Irrenhaus diente, clever genug, den Dämon zu besiegen, oder genauso dumm wie der erste Bewohner? Diese spannende Frage wird natürlich erst ganz am Schluss beantwortet.

|Charakterprobe|

Dieses Abenteuer entpuppt sich als wahre Charakterprobe. Im Gegensatz zu dem oberflächlichen und klischeehaften ersten Band spielen Charakterzüge diesmal eine wesentliche Rolle. Die Motive und Aktionen der Figuren ergeben sich aus ihrer Veranlagung. Diese – und das ist das Schöne daran – hat sich inzwischen gewandelt. Denn die Sieben Siegel sind ja magischer Natur und verändern ihren Träger. Lisa liebt es, Rätsel zu lösen, Chris versteht viele Sprachen und ist ein Draufgänger, Nils neigt jetzt mehr zur Vernunft, und Kyra erweist sich ihrem mütterlichen Erbe als mehr als würdig: Mami war eine Hexe, und Kyra eifert ihr nach!

|Pärchen|

Darüber hinaus sind die vier Freunde keine Einzelgänger mehr, sondern zwei Pärchen. Lisa und Chris haben sich endlich gefunden. Nur dass Chris‘ draufgängerisches Losstürmen immer auf den Protest der etwas zaghaften Lisa trifft. Und dass Nils und Kyra einander gut verstehen, ist ebenfalls klar: Sie übernimmt in brenzligen Situationen das Kommando, und er hat sich gefälligst zu beeilen, es ihr recht zu machen. Was angesichts eines drei Meter großen Vogelmonsters gar nicht so einfach ist.

Durch diese Paarungen und die grotesken Situationen, in die sie geraten, ist diesmal auch gehörig für Humor und Ironie gesorgt. Spinnen und Ratten jagen nicht jedem Mädchen Angst ein, aber nervende Brüder können einem echt den letzten Nerv rauben – zur Belustigung der Übrigen. Selbst der „innovative“ Tee von Tante Kassandra ist keine wahre Freude, wenn er aus Venusfliegenfallen (also fleischfressenden Pflanzen) gebraut wurde.

|Illustrationen|

Die Zeichnungen machen dem Leser erst richtig deutlich, welche Dimensionen das Schlosshotel aufweist. Es ist ein richtiges Palais, aber mit zahllosen barocken Giebelchen und Erkerchen, so dass es eine Art Labyrinth bildet. Wunderbar gelungen ist die Darstellung des Vogelmonsters: Der leere Blick aus weißen Aufgäpfels starrt boshaft auf die kleinen Menschenkinder herab, als wären sie alle verdammt. Und das wären sie auch, wenn Kyra nicht die rettende Idee käme.

_Unterm Strich_

„Der schwarze Storch“ ist ein rundum gelungenes Horror-Abenteuer, das von der ersten Seite an stilistisch gut erzählt und konsequent auf seinen dramatischen Höhepunkt zu komponiert ist. Offensichtlich hat der Autor eine Menge über das Schreiben hinzugelernt, obwohl dieser Band im gleichen Jahr 1999 wie der erste Band der Serie „Sieben Siegel“ veröffentlicht wurde. Ein kleiner Schönheitsfehler mag darin bestehen, dass das Konzept der Serie stark an R.L. Stines Gruselgeschichten für Kinder und Jugendliche erinnert.

Ich habe den Roman in etwa zwei Stunden (mit Unterbrechungen) gelesen. Die Schrift ist groß, es gibt etliche Illustrationen, und die Story zieht den Leser in ihren Bann. Danach legte ich das Buch rundum zufrieden beiseite, fühlte mich aber an etliche Vorbilder erinnert. Kai Meyer kennt sich offensichtlich in der Horrorliteratur aus. Und er lässt seine Helden dieses Genre sogar erwähnen, um jeder Kritik die Lanze zu brechen: In Horrorfilmen würden sich die Figuren immer falsch verhalten. Daraus sollte man, wenn man schlau genug ist, unbedingt eine Lehre ziehen.

Giebelstein, das mittelalterliche Städtchen, birgt offenbar noch viel Rätsel und Altlasten aus seiner bewegten Vergangenheit. Zunächst war da der Inquisitor und Hexenjäger Abakus aus dem 16. Jahrhundert, dann kam der Teufelsbeschwörer Baron Moorstein im 18. Jahrhundert – was haben wir als nächste Gefahr zu erwarten? „Die Katakomben des Damiano“ lautet der vielversprechende Titel des nächsten Abenteuers.

|Taschenbuch: 128 Seiten
ISBN-13: 978-3570216033|
[www.randomhouse.de/cbjugendbuch]http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch

_Kai Meyer bei |Buchwurm.info|:_
[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Dschinnland“ 5340 (Die Sturmkönige 1, Buchfassung)
[„Dschinnland“ 5635 (Die Sturmkönige; inszenierte Lesung zu Band 1)
[„Wunschkrieg“ 5744 (Die Sturmkönige 2, Buchfassung)
[„Wunschkrieg“ 5641 (Die Stürmkönige; inszenierte Lesung zu Band 2)
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)
[Das Wolkenvolk – Seide und Schwert, Buch 1: „Wisperwind“ 5809 (Graphic Novel)

|Die Alchimistin – Das Hörspiel:|
1) [„Der Stein der Weisen“ 5052
2) [„Das Erbe des Gilgamesch“ 5155
3) [„Die Katakomben von Wien“ 5220
4) [„Das Kloster im Kaukasus“ 5263
5) [„Die Unsterbliche“ 5379
6) [„Die Schwarze Isis“ 5406
7) [„Der Schatz der Templer“ 5427
8) [„Der Alte vom Berge“ 5448

Shulman, Polly – geheime Sammlung, Die

Für Fantasygeschichten ist man nie zu alt. Besonders, wenn es sich dabei um eine so fabelhafte Geschichte handelt wie die von Polly Shulman. Ihr Jugendbuch „Die geheime Sammlung“ spielt in einer New Yorker Bibliothek und lässt die Grimmschen Märchen lebendig werden …

_Elizabeth hat es_ nicht gerade einfach an ihrer neuen Schule. Die einzelnen Grüppchen wollen nichts mit ihr zu tun haben und stempeln sie schnell zur Außenseiterin ab. Ein Lichtblick ergibt sich, als ihr Gemeinschaftskundelehrer der Fünfzehnjährigen einen Aushilfsjob im Repositorium der Verleihbaren Schätze besorgt. Das Repositorium – eine Bibliothek, in der man weniger Bücher als vielmehr Gegenstände, wie zum Beispiel solche aus bestimmten Märchen, ausleihen kann – ist ein geradezu magischer Ort, an den die leicht sonderbare Elizabeth ziemlich gut passt.

Ihre Aufgabe als Page ist es, die Dinge, die die Besucher ausleihen wollen, zu holen. Dabei hat sie nicht von Anfang an Zutritt zu allen Sammlungen. Das so genannte Grimm-Sammelsurium, das verzauberte Gegenstände aus den Märchen der Gebrüder Grimm enthält, darf sie erst nach einer Probephase betreten. Währenddessen lernt sie nicht nur neue Freunde kennen, darunter den mürrischen Aaron und Marc, den Basketballstar ihrer Schule, sondern erfährt auch, dass seit einiger Zeit merkwürdige Dinge im Repositorium geschehen. Pagen verschwinden spurlos, ein großer Vogel verfolgt andere, Dinge aus dem Grimm-Sammelsurium verlieren ihre magischen Kräfte. Als auch noch Anjali, eine neue Freundin von Elizabeth, plötzlich nicht mehr da ist, macht sie sich gemeinsam mit Aaron und Marc auf die Suche. Zum Glück haben sie dabei Gegenstände wie fliegende Teppiche, sich selbst deckende Tische und jede Tür öffnende Spazierstöcke aus der Sammlung an ihrer Seite …

_Polly Shulman zieht_ ihre Leser bereits von der ersten Seite an in ihren Bann. Ihr Schreibstil, die liebenswerte Hauptfigur, die abwechslungsreiche, abenteuerliche Handlung – die Autorin ist eine wahre Geschichtenerzählerin! Alles an der Geschichte passt. Das beginnt mit dem Plot, der leichtfüßig von einem Ereignis zum anderen springt. Erzählt aus Elizabeths Perspektive konzentriert sich das Buch vor allem auf die geradlinige Haupthandlung und die Suche nach der verschwundenen Anjali. Die Autorin verzichtet dabei auf übertriebene Wendungen und Ereignisse. Vielmehr ist der Aufbau der Geschichte beinahe schon ein klassischer Abenteuerroman für Kinder mit ein paar magischen Elementen. Die drei treten gegen einen „bösen“ Erwachsenen an, den sie nur dadurch besiegen können, dass sie ihren Kopf anstrengen und zusammen arbeiten – was vor allem Aaron und Marc, die sich nicht besonders gut leiden können, schwer fällt. Anjalis kleine Schwester, Jaya, die ebenfalls an der Suche beteiligt ist, sorgt immer wieder für lustige Momente mit ihrer kindlichen Altklugheit.

Als Hintergrund für diese Geschichte dient zum einen die Stadt New York, die durch Shulmans lebendige und bildhafte Beschreibungen einen gewissen Zauber entwickelt, und das Repositorium. Selbst normale Bibliotheken haben von vornherein eine gewisse Anziehungskraft. Dicke Folianten aus allen Zeiten versprechen spannende Geschichten, doch was passiert, wenn die Sammelobjekte keine Bücher, sondern Gegenstände sind, die magische Kräfte haben und aus Märchen bekannt sind? Dieses Szenario stellt Shulman wunderbar zielgruppengerecht, humorvoll und vor allem erfindungsreich dar. Gerade am Anfang führt sie bestimmte Dinge ein, nur um ihre Funktionsweise zu zeigen und den Leser zu amüsieren. Unvergleichlich ist der Nachmittag, den Anjali, Elizabeth und Marc damit verbringen, einige der Objekte des Repositoriums zu reparieren. Dazu gehört auch das deutsche Tischlein-Deck-dich (es gibt auch noch eine französische Version), einem Tisch, der sich von selbst mit üppigstem Essen belädt, aber ab und zu einmal abgewischt werden muss.

Elizabeth hat große Füße, keine Freundinnen mehr, seit ihre beste Freundin nach Kalifornien gezogen ist, und liegt ständig im Clinch mit ihrer Stiefmutter. Sie ist nicht besonders hübsch und nicht besonders beliebt. Sie ist eine liebenswerte Antiheldin, die in ihrer eigenen Welt lebt. Der Leser folgt ihr gerne in diese, da sie sie charmant erklärt und ihr Humor einfach nur niedlich ist. Sie ist nicht sarkastisch, sondern ein sehr optimistischer, neugieriger Mensch. Die Arbeit im Repositorium sorgt dafür, dass sie selbstsicherer und aufgeschlossener wird. Man kann sich gut mit ihr identifizieren und folgt ihr gerne bei ihrem Abenteuer.

Einziger Kritikpunkt an der Geschichte sind Shulmans Zeitsprünge. Manchmal findet zwischen zwei Absätzen ohne Trennung durch eine Leerzeile ein Sprung in Zeit und Raum statt, der den Leser verwirrt. In einer Zeile befand sich Elizabeth noch zu Hause, in der nächsten steht sie zwei Tage später vor dem Raum, in dem ihr Vorstellungsgespräch statt findet. Dies hätte man anders lösen sollen. Ansonsten ist das Buch aber angenehm leicht geschrieben, so dass jeder es versteht. Ein gewisser Humor und Zauber wohnen Shulmans Worten inne, die sie ihrer Ich-Erzählerin in den Mund legt und die es einfach machen, das Buch so schnell nicht aus der Hand zu legen.

_“Die geheime Sammlung“_ von Polly Shulman ist ein märchenhaftes Buch für jeden, der gerne leichte, unterhaltsame Fantasy liest – egal, ob dieser jung oder alt ist!

|Gebunden: 344 Seiten
Originaltitel: The Grimm Legacy
Deutsch von Momo Evers und Falk Behr
ISBN-13: 978-3426283318|
http://www.pan-verlag.de