Archiv der Kategorie: Kinder- und Jugendliteratur

Delaney, Joseph – Spook 4 – Der Kampf des Geisterjägers

_Mittlerweile_ liegt zur „Spook“-Reihe von Joseph Delaney schon der vierte Band vor. Mit den ersten drei Teilen hat Delaney die Geschichte um den jungen Geisterjäger-Azubi Tom Ward kontinuierlich in Punkto Spannung steigern können. Stellt sich also die Frage, ob ihm das auch mit dem vorliegenden vierten Band „Der Kampf des Geisterjägers“ so gut gelingt …

_Tom Ward_ ist nun schon seit geraumer Zeit der Lehrling des alternden Geisterjägers Mr. Gregory. Zusammen mit der jungen Hexe Alice, mit der Tom Freundschaft geschlossen hat, lebt er bei dem alten Meister in Chipenden und bereist von dort das Land, wann immer die Dienste des Spooks gebraucht werden.

Mittlerweile hat Tom schon so manchen finsteren Mächten gegenübertreten müssen, doch nun stellt sich ihm und seinem Meister ein neues Problem: die Hexen von Pendle. Viel zu lange hat der alte Spook die Probleme in Pendle ignoriert, doch als er Besuch von Pater Stocks erhält, einem alten Freund und Vertrauten aus der Umgebung des Pendle Hill, wird ihm klar, dass er dem Treiben der dunklen Mächten dort schon viel zu lange tatenlos zugesehen hat.

Während der Spook beschließt, möglichst bald nach Pendle aufzubrechen, ist Tom zusammen mit Alice unterwegs zum Bauernhof von Toms Bruder Jack. Dort stehen noch immer die drei Truhen, die seine Mutter ihm anvertraut hat. Doch als die beiden am Hof ankommen, sind sie entsetzt: Die Truhen sind gestohlen und Toms Bruder mit Frau und Tochter entführt worden. Die Spur führt in Richtung Pendle und so hat der alte Spook nach der Rückkehr von Tom nach Chipenden gleich zwei gute Gründe, das Hexenproblem in Pendle nicht länger aufzuschieben. Sie machen sich unverzüglich auf den Weg.

Kaum sind sie dort angekommen und haben bei Pater Stocks Quartier bezogen, überschlagen sich auch schon die Ereignisse. Alice wird entführt und schon wenig später steckt auch Tom in ernsthaften Schwierigkeiten, als man ihn eines Schwerverbrechens bezichtigt. Währenddessen treffen die drei ursprünglich verfeindeten Hexenclans von Pendle letzte Vorbereitungen, sich zu vereinigen, um in einem gemeinsamen Ritual am Hexensabbat den Teufel heraufzubeschwören. Ob Tom und sein Meister das verhindern können?

_Der vierte Band_ der „Spook“-Reihe macht schon auf den ersten Blick einen etwas anderen Eindruck als die Vorgängerbände. Ungewöhnlich dick ist das Buch, und entsprechend komplex legt Delaney diesmal auch die Geschichte an. In keinem bisherigen „Spook“-Band sind so viele Figuren aufgetaucht und wurden so viel Erzählstränge angelegt wie in diesem Band. Immer wieder verzweigt sich die Handlung, die Wege der Protagonisten trennen sich, um sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu kreuzen.

Für Spannung ist dabei auch diesmal wieder reichlich gesorgt. Die Entführung von Toms Familie, die Geschehnisse in Pendle, in deren Folge Tom verhaftet wird, die Rolle der rätselhaften Truhen unbekannten Inhalts – all das sorgt für eine zügige Spannungssteigerung. Delaney versteht sich darauf, den Leser durch eine spannende Erzählweise bei der Stange zu halten. Das gelingt ihm in diesem Band ähnlich gut wie in den vorangegangenen.

Trotzdem hat man ein wenig das Gefühl, dass Delaney diesmal zu viel wollte. Er baut so viele Figuren auf und lässt so viel gleichzeitig passieren, dass ihm dabei die Figurenentwicklung immer mal wieder ein wenig entgleitet. Der alte Spook kommt in diesem Band definitiv zu kurz. Immer wieder verschwindet er von der Bildfläche und taucht dann nur kurz auf, wie zu einer Stippvisite. Dafür, dass Tom ja eigentlich immer noch der Lehrling ist, muss er erstaunlich viel im Alleingang bewältigen.

Wird mit Beginn der Handlung in Pendle noch Mistress Wurmalde, die Haushälterin des Magistrats, als die große Böse aufgebaut, die Erz-Feindin von Toms Mutter aus alten Zeiten, die noch eine offene Rechnung begleichen will und deshalb die Hexenclans von Pendle um sich schart, so geht sie am Ende ziemlich jämmerlich unter. Für die große Übeltäterin des Romans ist das ein wenig zu unspektakulär. Und so fehlt dem Roman immer wieder die Balance. Fast bekommt man das Gefühl, Delaney würde sich mit all den vielen auftauchenden Figuren ein wenig verzetteln.

Zum Ende hin baut Delaney dann noch ein großes Finale auf, pünktlich zum Hexensabbat. Es kommt zur großen Schlacht am Pendel Hill, die gleichzeitig einen entscheidenden Wendepunkt für die gesamte „Spook“-Reihe markiert. Einige Eckpfeiler der Geschichte werden manifestiert, die auch für den weiteren Verlauf der Handlung nicht unbedeutend sein dürften. Toms Rolle in der Geschichte bekommt eine neue Bedeutung, die der wachsame Leser aber schon vorausahnen kann.

Und so wird auf diesen „Spook“-Band sicherlich ein weiterer folgen und Delaney die Reihe munter weiter aufbauen. Wie er allerdings weiterhin die Spannung mit jedem Band hochhalten und Tom mit einem stets neuen und stärkeren Bösewicht konfrontieren will, ist mir im Augenblick noch schleierhaft. Ewig wird sich die Spannungsschraube nicht weiterdrehen lassen. und irgendwann kommt sicherlich der Punkt, an dem auch aus der bis dato so unterhaltsamen „Spook“-Reihe die Luft raus ist. Hoffen wir aber, dass das noch einige Bände dauern wird …

_Bleibt unterm Strich_ zwar ein positiver, aber auch leicht angeschlagener Eindruck zurück. Stellten die ersten drei Bände jeweils eine Steigerung in Spannung, Größe von Toms Gegner und Unterhaltungswert dar, so zeigen sich mit dem vorliegenden vierten Band erstmals einige Schwächen. Plot- und Figurenentwicklung wirken nicht immer gut ausbalanciert und man hat ein wenig das Gefühl, dass Delaney diesmal etwas zu viel des Guten wollte. „Spook“ ist zwar immer noch ein unterhaltsames Lesevergnügen, aber dennoch offenbart der vierte Teil der Reihe Schwächen, die die Vorgängerbände nicht hatten. Bleibt zu hoffen, dass dies nur eine kurze Phase ist, die Delaney mit dem nächsten Band wieder überwinden kann.

|Originaltitel: The Wardstone Chronicles – The Spook’s Battle, 2007
Aus dem Englischen von Tanja Ohlsen
Illustriert von Patrick Arrasmith
416 Seiten, gebunden in Lederoptik mit Gold- und Reliefprägung
Empfohlen ab 10 Jahren
ISBN-13: 978-3-570-13399-6|
http://www.cbj-verlag.de

_Die „Spook“-Serie in chronologischer Reihenfolge:_

[„Spook: Der Schüler des Geisterjägers“ 2303
[„Spook: Der Fluch des Geisterjägers“ 3535
[„Spook: Das Geheimnis des Geisterjägers“ 4184
[„Spook: Der Kampf des Geisterjägers“ 5314

Schweikert, Ulrike – Lycana. Die Erben der Nacht 2

Band 1: [„Nosferas. Die Erben der Nacht“ 5084

Neben den Vampiren gibt es noch andere Wiedergänger, die sich vom Blut oder Fleisch der Lebenden ernähren. In fast jeder Mythologie der Welt gibt es jene Legenden, in denen Vampire und Werwesen ihr Unwesen treiben und Letztere besondere bei Vollmond eine Gefahr für Mensch und Tier darstellen.

Warum ist der Wolf dem Menschen so nahe und wieso begegnet man ihm mit solch großem Respekt und einer gewissen Faszination? Erinnern wir uns nur an Romulus und Remus, die beiden mythischen Begründer Roms, die von einer Wölfin aufgezogen wurden, doch es gibt noch unzählige andere Legenden, die Wolf und Mensch zum Kernpunkt der Handlung machen.

Auch Vampire können sich, glaubt man alten Legenden und Mythen, in einen Nebel oder ein Tier ihrer Wahl verwandeln, auch in einem Wolf. Beide Arten, Vampire und Werwölfe, sind sich in den Legenden nicht unbedingt sympathisch, und meistens agieren die Vampire, die ja in menschlicher Gestalt auftreten, sehr abfällig und arrogant, während die Werwölfe auch „Bestien“ genannt werden, vielleicht, weil ihr ganzes Wesen zweifelsfrei mehr einem Raubtier ähnelt als einem Menschen. Doch sind sie über einige ‚Ecken‘ doch verwandt, viele Eigenschaften und Charakterzüge weisen beide Wesen auf. In vielen Filmen und Büchern gib es eine umkämpfte Erbfeindschaft zwischen Vampiren und Werwölfen und blutige Opfer auf beiden Seiten.

Die Vampire stellen sich gerne als Aristokraten dar und sehen die Werwölfe als hemmungslos wilde Bestien, die sinn- und wahllos töten. Nach „Nosferas. Die Erben der Nacht“ von Ulrike Schweikert ist bei |cbt Fantasy| nun der zweite Teil „Lycana. Die Erben der Nacht“ erschienen. Schauplatz dieser Handlung ist diesmal Irland, die grüne Insel voller Legenden, Mythen und dunkler Geheimnisse, aber auch voller Geschichte und Dramatik. Irland besitzt neben seiner rauen und gefahrvollen Küste auch andere faszinierende Orte wie Festungen und Burgen, die seit Jahrhunderten die tragischen und dramatischen Geschichten von Menschen zu erzählen wissen, deren Leben ein immerwährender Freiheitskampf war.

_Inhalt_

Nach dem Jahr in Rom sind die „Erben der Nacht“ an Reife gewachsen. Aber auch ihre Fähigkeiten haben sich weiterentwickelt. Viel wichtiger ist aber, und das war natürlich von den altehrwürdigen Vampiren geplant und erwartet, dass die jungen Erben Freundschaften zwischen den einstmals verfeindeten Clans geschlossen haben. Zarte Bande, die aber hoffentlich von Jahr zu Jahr stärker werden, um den Fortbestand der Vampire auch für die nächsten Jahrhunderte sichern zu können.

Alisa, eine junge Vampiren aus dem Clan der Vamila, die eher modern und immer neugierig ist; Luciano, ein Nosferas aus Rom, klein und gedungen, aber mit einem wachen Verstand; Franz Leopold de Draca aus Wien, ein schöner, attraktiver Vampir, der alle anderen als unter seiner Würde betrachtet, sich aber trotzdem, wenn es hart auf hart geht, loyal verhält; und zu guter Letzt Ivy, eine junge und schöne Vampirin aus Irland vom Clan der Lycaner, die immer einen weißen, geheimnisvollen Wolf zu ihrem Schutz als Begleiter führt. Dieses Quartett, inzwischen befreundet, aber doch vorsichtig und ein wenig empfindlich gegenüber den fremden Clans, reist über das Meer nach Irland.

In diesem Studienjahr soll den Erben beigebracht werden, wie man über die Tierwelt gebietet und sich beispielsweise in einen Wolf, eine Fledermaus oder gar in einen Adler verwandeln kann. Die Lycana beherrschen dies schon perfekt und ihre jungen Schüler tun sich schwer, da es hohe Konzentration erfordert, tierische Formen anzunehmen. Talentiert ist in jedem Fall Franz Leopold, der schon in Rom bewiesen hat, welche herauszuragenden mentalen Fähigkeiten er besitzt.

Doch auch in Irland, der grünen und wilden Insel, herrscht Unruhe. Die alte Fehde zwischen Werwölfen und Vampiren kann jederzeit wieder ausbrechen, der brüchige Frieden, der schon jahrelang mehr oder weniger aufrechterhalten wird, ist instabil. Eine neue Fehde könnte für jede Art die totale Vernichtung bedeuten, das wissen auch der Werwolf Peregrine und die Vampirin Àine, die ineinander verliebt sind und sich heimlich treffen.

Die Druidin Tara versucht das schwächelnde Bündnis zu stärken, doch innerhalb des Werwolfsclans regt sich Widerstand in den eigenen Reihen. Als wenig später ein Werwolf und eine Vampirin ermordet aufgefunden werden, geraten die „Erben der Nacht“ in eine mörderische Eskalation der Ereignisse …

_Kritik_

Wie schon in „Nosferas“ erschafft Ulrike Schweikert eine spannende und mystische Welt, die von Vampiren, Menschen und diesmal Werwölfen belebt wird. Schauplatz ist diesmal Irland, und diese Insel bildet für düsterromantische Vampire und die wilden Werwölfe eine fabelhafte Bühne, auf der sich beide Arten austoben können.

Die Ausbildung der Vampire wurde diesmal etwas wenig beleuchtet, stattdessen lernen sie das Verwandeln gezwungenermaßen zügig in praktischer Anwendung; etwas anderes bleibt ihnen auch nicht übrig, denn die Handlung spielt öfters in der Natur, in dunklen Höhlen und finsteren Ruinen und lässt den Erben nicht viel Deckung.

Ein großes Lob gilt dabei nicht nur der spannenden Erzählung, sondern auch der gut recherchierten Geschichte Irlands, den Sagen, Mythen und Legenden, welche die Autorin immer wieder mit der Handlung verwebt. Auch die magischen Orte, die alten Ruinen, in denen frühere Adelsgeschlechter regierten, sind vortrefflich eingesetzt, so dass man als Leser die Schauplätze fast schon vor Augen hat. Irland vereint die Schönheit und Aristokratie der Vampire ebenso wie die Wildheit der Werwölfe – eine Symbolik, die hier spiegelbildlich wirkt. Irland aber ist nicht nur eine raue Kulisse; es gibt auch romantische Begegnungen zwischen den jugendlichen Vampiren, ebenso Enttäuschungen und Verletzlichkeiten, die die Vampire nur menschlicher erscheinen lassen.

Ulrike Schweikert beschreibt im zweiten Teil der Vampirsaga geschickt die Entwicklung ihrer „Erben“. Mit dem Alter kommt die Weisheit, sagt der Volksmund, und mit Sicherheit steckt darin auch ein Fünkchen Wahrheit, aber noch lernen die jungen Vampire und zahlen ihr Lehrgeld auch in „Lycana“ mit persönlichem Schrecken, der aber für die weitere Handlung maßgeblich wichtig ist. Es gibt Überraschungen und Wendungen, die man so nicht erwartet hat; einige wirkten im Nachhinein betrachtet logisch in die Handlung eingebunden, und wenn man die eine oder andere Szene in „Nosferas“ nachliest, so bildet sich ein anschauliches Gesamtbild, das immer um weitere Puzzleteile vervollständigt wird. Man darf gespannt darauf sein, wie die Geschichte sich weiterentwickelt und was vielleicht noch kommen mag. Gewisse Theorien dazu entwickelt man bei der Lektüre automatisch, was zeigt, wie intensiv der Leser in die Erzählung eingebunden wird.

Auch wenn „Lycana“ im Genre der Fantasy zu finden ist, so gibt es historische Ereignisse und Personen, die mit ihrer ganzen Charakterisierung kleine, aber interessante Nebenschauplätze präsentieren. Oscar Wilde, Anne Devlin und auch Bram Stoker, der „Urvater“ aller Vampire, kommen in dieser Geschichte zu Wort.

„Lycana“ ist actionreicher als sein Vorgänger, und auch die Erben müssen kämpfen, nicht mit spitzen Zähnen, sondern mit Schwert und Degen, natürlich auch mit schlagfertigen Kommentaren. Der Humor kommt dabei nicht zu kurz; besonders dann, wenn sich Alisa und Franz Leopold so richtig ‚gerne haben‘, hagelt es ironische Bemerkungen. Überrascht hat mich in der Charakterentwicklung vor allem Luciano vom Clan der Nosferas, der zuvor eher am Rande auftrat und nun an Selbstbewusstsein und Stärke gewinnt.

Einziger Kritikpunkt in der Charakterdarstellung ist der geheimnisvolle Marionettenspieler im Hintergrund, der immer nur kurz erwähnt wird und kaum aus seiner dunklen Ecke hervortritt; er intrigiert, plant und stört, aber was seine eigentliche Motivation für das Ränkespiel ist, bleibt im Nebel verborgen. Vielleicht wäre es gut gewesen, diesen Strippenzieher allmählich stärker einzubinden, aber vielleicht erfüllt sich meine Hoffnung im dritten Teil, der wohl offensichtlich in der französischen Hauptstadt Paris spielen wird.

_Fazit_

„Lycana“ von Ulrike Schweikert hat mich nicht nur als Jugendroman aus der Sparte Fantasy mehr begeistert als der Erstling „Nosferas“, sondern wirkt auch deutlich routinierter und strukturierter. Die Autorin wirft dabei viele Genres in einen literarischen Eintopf; das Rezept besteht aus Spannung, Historie, Dramatik, Fantasy, etwas Romantik und einer Prise Ironie. Für alle Liebhaber fantastischer Vampirromane ist „Lycana“ ein Leckerbissen, den man nicht nur Jugendlichen empfehlen kann – auch die junggebliebenen Eltern werden von Alisa, Franz Leopold, Luciano und Ivy begeistert sein.

_Die Autorin_

Ulrike Schweikert, Jahrgang 1966, beherrscht sowohl das historische als auch fantastische Genre meisterhaft. Ihre historischen Erwachsenen-Romane sind Bestseller und ihr „Drachenkrone“-Zyklus Fantasy-Pflichtlektüre. Nach ihren beiden großen Jugendbuch-Erfolgen „Das Jahr der Verschwörer“ und „Die Maske der Verräter“ hat die vielseitige Autorin nun ihren ersten fantastischen Roman für Jugendliche verfasst: „Die Erben der Nacht“.

|542 Seiten, kartoniert
empfohlen ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3-570-30479-2|
http://www.cbj-verlag.de

Liebe Besucher meiner Internetseite,

Mehr von Ulrike Schweikert auf |Buchwurm.info|:

[„Nosferas. Die Erben der Nacht“ 5084
[„Der Duft des Blutes“ 4858
[„Die Seele der Nacht“ 1232 (Die Legenden von Phantásien)

Hunter, Erin – In die Wildnis (Warrior Cats 1)

Sammy ist ein kleiner Kater, der irgendwie mit seinem Zuhause nicht so richtig zufrieden ist. Ständig träumt er vom Wald, von der Jagd auf Mäuse, und sein Lieblingsplatz ist der Zaunpfosten am Rande der Menschensiedlung, wo es so verführerisch nach Laub und Beute duftet. So kommt es, dass er eines Tages sein Revier verlässt, trotz der Warnungen seines Freundes Wulle, der glaubt, dass die wilden Katzen im Wald jede andere Katze töten.

Tatsächlich wird Sammy nicht viel später von einer solchen wilden Katze angefallen. Mit überraschenden Folgen …

„In die Wildnis“ ist der Auftakt zu einer mehrteiligen Reihe. Hauptfigur ist Sammy, der orangerote kleine Kater. Er ist neugierig, intelligent und anpassungsfähig. Er besitzt Beobachtungsgabe und vor allem Mitgefühl, und er neigt dazu, auf diese innere Stimme zu hören, selbst wenn er damit mit dem Clangesetz in Konflikt gerät.

Seine besten Freunde sind Graupfote und Rabenpfote. Sie werden gerade zu Kriegern ausgebildet, wobei Rabenpfote sich damit wesentlich schwerer tut als Graupfote. Das liegt nicht unbedingt daran, dass er ungeschickt oder feige wäre. Aber er fürchtet seinen Lehrer Tigerkralle, und das aus gutem Grund.

Tigerkralle ist ein starker, ehrgeiziger Kater, der nach dem Tod des stellvertretenden Clanführers selbst Stellvertreter geworden ist. Er geht ausgesprochen hart mit Rabenpfote um, setzt ihn massiv unter Druck. Außerdem nimmt er es mit der Wahrheit nicht so genau, wie Sammy feststellt. Aber warum lügt er?

Blaustern, die Clanführerin, weiß davon nichts. Sie ist eine sehr besonnene Katze, die ihre Urteile niemals allein aufgrund von Gerüchten oder Verdächtigungen fällt.

Natürlich kommen noch eine ganze Menge anderer Katzen vor, zum Beispiel der gütige Löwenherz, der freundliche Weißpelz, die Heilerin Tüpfelblatt, in die Sammy sich verliebt, und Gelbzahn, die Katze vom verfeindeten SchattenClan. Die meisten von ihnen sind jedoch nur Nebenfiguren, und die Charakterzeichnung ist insgesamt nicht besonders tiefschürfend.

Auch der Plot haut einen nicht gerade vom Hocker. Blaustern macht sich Sorgen um das Überleben ihres Clans, denn im Jahr zuvor gab es zu wenig Futter, und der Clan hat zu wenig Krieger. Trotzdem weigert sie sich, den Forderungen des SchattenClan-Anführers Braunstern nach Jagdrechten in ihrem eigenen Territorium kampflos nachzugeben. Es kommt zum Krieg zwischen den beiden Clans. Dieser Krieg ist allerdings am Ende des Bandes bereits abgehakt; zumindest der offene Krieg gegen den SchattenClan insgesamt.

Den roten Faden des Zyklus scheint eher Tigerkralle zu bilden. Dass dieser Kater ein falscher Fünfziger ist, der unbedingt Clanführer werden will und weder vor Erpressung noch vor Mord oder Verrat zurückschreckt, dürfte allerdings selbst jugendlichen Leser recht bald klar sein. Da fragt man sich, ob es wirklich mehrere Bände dauern kann, bis ihn jemand überführt.

Was mir gut gefallen hat, war die Darstellung der Katzenwelt. Nicht, dass die Idee, vermenschlichte Tiere zu Protagonisten einer Geschichte zu machen, neu wäre. Aber immerhin wurde sie hier stimmungsvoll umgesetzt. Die Autorinnen haben den Clans ein soziales Gefüge, Rituale, ja sogar eine regelrechte Religion gegeben. Das Verhalten der Katzen untereinander wirkt – abgesehen davon, dass Wildkatzen von Natur aus eigentlich Einzelgänger sind – sehr echt und authentisch; offenbar haben die Autorinnen ihre eigenen Katzen genau beobachtet. Das gilt sogar für die Kampfszenen.

Spannung war allerdings trotz der diversen Kämpfe nicht allzu viel zu spüren. Erst gegen Ende, als Sammy sich aufmacht, um Gelbzahn zu folgen, zieht der Spannungsbogen ein wenig an. Der Kampf, in den die Ereignisse schließlich münden, ist aber ebenso rasch vorbei wie alle anderen Kämpfe, der Konflikt löst sich erstaunlich leicht, wenn man von Braunstern einmal absieht. Aber für die Folgebände musste ja schließlich auch noch etwas übrig bleiben.

Insgesamt ist dieser Band eine recht nette Lektüre, wirklich mitreißen oder fesseln kann er den Leser jedoch nicht. Zu linear, zu leicht verläuft die Handlung, zu offensichtlich und gleichzeitig langwierig zieht sich die Offenbarung von Tigerkralles Absichten hin. Das kann auch der stimmungsvolle Hintergrund nicht mehr ausgleichen. Fast möchte man das Lesealter von zwölf auf zehn Jahre absenken. Davon halten allein die vielen Kämpfe ab, bei denen durchaus Blut und Fetzen fliegen und einige Todesfälle zu beklagen sind.

Erin Hunter ist, wie oben bereits angeklungen, ein Team aus mehreren Autorinnen. Victoria Holmes, Cherith Baldry und Cate Cary sind Katzenliebhaberinnen und haben inzwischen drei Staffeln mit je sechs Bänden über die Erlebnisse der Warrior Cats geschrieben. Dabei liefert Victoria Holmes die Ideen, die ihre beiden Kolleginnen dann zu Papier bringen. Auf Deutsch erschienen sind bisher die beiden ersten Bände „In die Wildnis“ und „Feuer und Eis“.

Originaltitel: Warrior Cats. Into the Wild
299 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-407-81041-0

http://www.warriorcats.com
http://www.beltz.de

Der Autor vergibt: (3.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Joseph Delaney – Der Kampf des Geisterjägers (Spook 4)

Hexenzauber und nächtliche Action

Der 13-jährige Tom Ward ist der siebte Sohn eines siebten Sohns und daher zum Geisterjäger qualifiziert. Der Spook nimmt ihn in die Lehre und zeigt ihm, was Tom über Hexen, Boggarts und Poltergeister wissen muss. Mehrere schwere Kämpfe muss Tom bestehen. Zum Glück kann sich Tom auf die Hilfe von Alice stützen. Dummerweise ist sie ebenfalls eine Hexe …

Toms Bruder Jack und dessen Familie sind von den Hexen aus Pendle verschleppt worden, mitsamt den Truhen von Toms magiebegabter Mutter, die sein Erbe sind. Während Alice sich auf die Spur der Hexen setzt, bereitet Tom mit seinem Lehrmeister Gregory und dem Priester Stocks den Angriff auf die Hexenstadt vor – nicht nur um Jacks Familie zu befreien und Alice zu helfen, sondern um dem Unwesen der drei Hexenklans von Pendle ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod.
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Sonnleitner, Marco – Die drei ??? – Gefährliches Quiz

_Wer knackt die Nuss?_

Justus ist krank – ist sich zumindest Mathilda Jonas sicher, denn Justus reagiert nicht auf ihre Rufe zum Essen, obwohl er sonst schon auf der Matte steht, wenn das Essen noch nicht einmal fertig ist. Doch sie kann natürlich nicht ahnen, dass Justus sehnlichst auf Post wartet, die dann schließlich an diesem Tag auch eintrifft. Denn Justus hat ein kompliziertes Kreuzworträtsel gelöst und hofft nun, als Kandidat bei „Wer knackt die Nuss?“ auftreten zu können – einer Quizshow, bei der es eine Menge Geld zu gewinnen gibt. Und tatsächlich: Obwohl mehrere Leute das schwere Rätsel gelöst haben, wurde Justus ausgewählt.

Zur Feier des Tages lässt Justus sich gemeinsam mit seinen Begleitern Bob und Peter von Morton in der Limousine in das Studio von KTV fahren, wo die Sendung abgedreht wird. Dort herrscht bereits Hektik, und Justus wird zunächst in die Maske geschickt. Später erscheint dann auch der Moderator Nick Nobel, doch dieser verhält sich ausgesprochen merkwürdig und möchte Justus unbedingt persönlich erklären, wie die Sendung ablaufen soll. Dafür sucht er händeringend ein stilles Örtchen, wo er dann zusammenbricht und Justus erklärt, dass die Sendung an diesem Tag anders ablaufen wird als üblich, denn seine Tochter wurde entführt, und nun verlangt man von ihm, neue Fragen zuzulassen, die sein Kandidat, also Justus, unbedingt lösen müsse, damit seine Tochter am Leben bliebe! Justus ist entsetzt und schrecklich aufgeregt.

Als die Sendung beginnt, bekommt Justus daher kaum ein Wort raus, selbst zu schlauen Reden ist er nicht mehr aufgelegt (und das will etwas heißen!), denn das Leben von Nobels Tochter liegt in seinen Händen. Die ersten Rätsel sind glücklicherweise einfach, und Justus kann sie schnell lösen, nur an dem letzten beißt er sich die Zähne aus. Schließlich muss er raten, womit er natürlich alles andere als zufrieden ist.

Nur leider bleibt die erlösende Nachricht aus – die Entführer konnten mit den Antworten nichts anfangen und verlangen nun, dass Nobel das Rätsel innerhalb von 24 Stunden selbst lösen müsse. Aber hier kommen natürlich die drei Fragezeichen ins Spiel, die sofort ihre Hilfe anbieten. Mit kurzer Internetrecherche kommt Bob auch sogleich auf eine heiße Spur, denn offensichtlich sind die Entführer hinter einem Schatz her, den ein sagenumwobener Pirat, der seinen Opfern gerne schwierige Rätsel aufgetragen hat, irgendwo versteckt hat. Nur wo …?

_Schnitzeljagd_

Der vorliegende Fall nimmt auf dem Schrottplatz der Familie Jonas seinen Lauf. Mathilda ist ganz die besorgte Tante, die sich ja eigentlich auch freuen könnte, dass ihr Ziehsohn eventuell eine Diät machen möchte, doch nein, sie hat sofort erkannt: Hier stimmt etwas nicht. Und irgendwo hat sie ja auch Recht. Doch die Neuigkeit ist eigentlich eine erfreuliche, denn Justus bekommt die Möglichkeit, sehr viel Geld zu gewinnen.

Nur läuft dann praktisch alles schief. Beim Fernsehsender ist nichts so, wie Justus es sich vorgestellt hatte, doch glücklicherweise kann er die ersten Rätsel zu seiner Zufriedenheit lösen, nur am letzten beißt er sich die Zähne aus. So wundert es nicht, dass die Entführer mit seinen Antworten nicht zufrieden sind und Nobels Tochter weiter gefangen halten. Aber immerhin haben die drei Fragezeichen nach der Sendung einen neuen Fall – und hier haben schließlich auch Bob und Peter ihre Auftritte. Das dritte Rätsel nämlich kann Justus nicht lösen und beantwortet es in der Sendung gar falsch. Bob dagegen tippt kurz einige Suchbegriffe in eine Internetsuchmaschine ein und findet gleich den entscheidenden Hinweis: Der berüchtigte Pirat Jack the Riddler hat all diese Rätsel gestellt und wer sie richtig zu lösen weiß, findet seinen Schatz! Und genau den möchten die Entführer offensichtlich in ihre schmierigen Hände kriegen. Justus ist natürlich gleich verschnupft, dass er einen ganzen Morgen am Rechner verbracht hat, ohne auf die richtige Spur zu kommen, während es für Bob offensichtlich ein Leichtes war, das letzte Rätsel korrekt zu lösen. Im späteren Verlauf der Geschichte kommt sogar Peter zum Zuge, er ist es nämlich, der den entscheidenden Hinweis auf die Stelle geben kann, an der der Schatz vergraben liegt. Auf einer Fahrradtour nämlich hat er eine Halbinsel kennen gelernt, die ganz bestimmt des Rätsels Lösung ist. Nur Bob steht in dieser Szene dumm da, als er sich outen muss, weil er Rumpelstilzchen nicht kennt – das fand ich dann doch arg übertrieben, denn so dumm ist Bob nun wirklich nicht.

Nachdem die drei Fragezeichen das Rätsel um die Halbinsel gelöst haben, begeben sie sich in Begleitung Nick Nobels auf Schatzsuche im tiefsten Nebel. Sie können nur wenige Meter weit schauen, aber hören können sie dafür umso besser, und zwar merkwürdige Geräusche, als wären sie nicht allein. Und tatsächlich taucht dann auch der Geist Jack the Riddlers auf, der Nick Nobel nichts Gutes will! Die Szene im Nebel ist wirklich spannend geraten, zumal auf der Flucht vor dem Geist dann auch der Wagen der drei Fragezeichen nicht anspringen will.

Spannung und Rätsel gibt es in diesem Buch genug! Prima fand ich auch, dass tatsächlich einmal alle drei Detektive zur Lösung des Rätsels beitragen konnten, das passiert leider selten genug! Nur am Ende hat natürlich Justus wieder seinen großen Auftritt, aber das trübt den Gesamteindruck nur wenig. Das einzige, das mich nicht vollkommen überzeugen konnte, war wieder einmal die Auflösung. Wer hinter der Entführung steckt, entdecken Justus, Peter und Bob fast schon zu spät, doch der Leser hat bereits lange zuvor eine ganz genaue Ahnung, was hier Sache ist, und man liegt mit diesem Verdacht dann schließlich auch richtig. Aber immerhin war die Auflösung nicht dermaßen hanebüchen, dass man im Leben nicht drauf gekommen wäre. Etwas komisch war natürlich die Tatsache, dass jemand zufällig eine Schatzkarte aufspürt und dann auf die merkwürdige Idee kommt, einen Quizshowkandidaten die Rätsel lösen zu lassen – vor laufender Kamera. Das hätte natürlich auch schief gehen können, zumal die Hinweise so kryptisch waren, dass man selbst mit den vier gelösten Rätseln noch längst nicht den Schatz gefunden hat. Insgesamt aber immerhin noch eine überdurchschnittlich gute Folge!

_Des Rätsels Lösung!_

„Gefährliches Quiz“ gefiel mir ausgesprochen gut. Der Fall ist spannend, außerdem haben die drei Detektive so manches Rätsel zu knacken, diese Art Schnitzeljagd gefiel mir ausgesprochen gut, auch wenn ich nicht an Piraten und Geister glaube, aber immerhin. Der Rest war doch halbwegs realistisch und mir gefiel auch die Charakterzeichnung gut. Jeder der drei Detektive konnte hier seine Stärken und Schwächen unter Beweis stellen, die Mischung war hier recht ausgewogen. Mit kleinen Abstrichen dennoch sehr empfehlenswert!

http://www.dtvjunior.de

Schweikert, Ulrike – Nosferas. Die Erben der Nacht 1

Die Geschöpfe der Nacht erleben derzeit im Bereich der romantischen Urban Fantasy eine wahre literarische Auferstehung. Bram Stoker schuf mit seinem Fürst der Finsternis, „Dracula“, den Urvater des heute in Buch- und Filmform verbreiteten vampirischen Charakters.

Viele Eigenschaften und für Vampire ‚typische‘ Charaktermerkmale übernimmt der Autor moderner Phantastik gerne, und es gibt kaum neue Ideen oder Interpretationen dieses Themas. Obwohl die Aura des Bösen die „Erben der Nacht“ immer begleitet, sind wir sterblichen Menschen immer wieder aufs Neue fasziniert von der geheimnisvollen, mystischen Welt, in der diese Schattengestalten untot wandeln. Ihre Welt ist die Dunkelheit, die auch ihre Verbündete ist, sie fürchten das Licht als Sinnbild für das Reine und Gute in der Welt.

Interessant wird es erst dann, wenn die Grenzen zwischen Gut und Böse fließend werden, wenn man den Protagonisten so viel Zeit und Raum lässt, um sich zwischen diesen Welten zu bewegen. Wie interpretiert man, ob eine Handlung gut oder böse ist, aus welcher Perspektive und vor allem welcher Motivation entsprechend ver- und beurteilt man das mutmaßliche Monster? Die meisten Vampire sind im Kern grenzenlos böse und nur auf das Blut unschuldiger Menschen aus, so die allgemeine Ansicht. Gefühle und Hoffnungen, Gemütszustände – außer einem bestialischen Hunger natürlich – und die Suche nach Liebe und Geborgenheit sind ihnen fremd. Sie sind, was sie sind – unmenschlich.

Ulrike Schweikert hat mit ihrem Jugendroman „Nosferas. Die Erben der Nacht“ eine Welt erschaffen, in der Vampire nicht mehr oder minder böse sind als wir Menschen:

_Inhalt_

1877. Seit Jahrhunderten liegen die Vampirfamilien in einem stetigen Streit miteinander. Aus ganz Europa kommen die mächtigen und alten Oberhäupter zusammen, um miteinander den Ernst der dramatischen Lage zu besprechen. Da die wahren Vampire einem Alterungsprozess unterliegen und auch Nachkommen zeugen können, liegt genau im letzteren Umstand das besondere Problem. Es ist neun Jahre her, seit das letzte Kind geboren wurde und langsam aber stetig nimmt die Zahl der Greise zu. Die Clans waren verfeindet, es wurden Kriege gegeneinander geführt, und auch jetzt noch fühlt sich jeder Clan den anderen überlegen und verkehrt deswegen nicht mit clanfremden Angehörigen.

Eine alte menschliche Druidin, die diese Versammlung einberufen hat, konfrontiert die Oberhäupter mit der Gefahr auszusterben, wenn sie nicht gewillt sind zusammenzuarbeiten und dadurch zu überleben. So wird der Entschluss gefasst, dass die heranwachsenden Kinder zusammen ausgebildet werden. Endlich sollen die Clans die Größe und die Macht vergangener Zeiten zurückerlangen.

Die Altehrwürdigen schicken die jungen Vampire nach Rom. In der Ewigen Stadt beim Clan der Nosferas soll der Nachwuchs unterwiesen werden, z. B. in der Immunisierung gegen Reliquien und Zeichen der Kirche. Doch auch alte, längst schon überholte Vorurteile sollen abgebaut werden, Wissen soll vermittelt werden, an dem jeder Clan profitieren kann. Jeder Clan wird die jugendlichen Vampire seine ganz speziellen Fähigkeiten beibringen.

In Rom angekommen, merken die jungen Vampire recht schnell, dass sie unterschiedlicher nicht sein können. Alisa vom Clan der Vamila aus Hamburg ist recht modern und offen, sie interessiert sich für Bücher, für die Wissenschaft und schaut interessiert und zugleich neidisch auf die Welt der Lebenden. Ivy vom Clan der Lycaner, die als Beschützer den weißen Wolf „Seymour“ an ihrer Seite hat, ist merkwürdig introvertiert. Und der junge Vampir Franz Leopold aus der Familie der Dracas aus Österreich, ein Schönling, könnte arroganter nicht sein.

Aber nicht nur Rivalitäten untereinander machen dieser kleinen Schulklasse das Leben schwer. In den Ruinen rund um die Domus Auria, den Sitz der Nosferas, treibt ein Vampirjäger sein Unwesen und vernichtet mit Hilfe eines Lockvogels mehrere der Untoten.

Papst Pius IX., dass Oberhaupt der katholischen Kirche, schlägt sich derweil mit innerpolitischen Problemen herum. Der Vatikan befindet sich derzeit in einer geschwächten Situation und wird außenpolitisch nicht als souveräner Staat anerkannt; auch das Papsttum selbst macht eine Krise in der Anerkennung der Völker durch. Pius IX. fühlt sich in seinem kleinen vatikanischen Palast inmitten Roms wie ein Gefangener, und ein ehrgeiziger Kardinal, der um das Geheimnis der Vampire weiß, nutzt diese Situation aus, um die Kirche wieder in eine weltpolitischen bedeutsame Position zu bringen.

Als unterdessen auch die anderen Clans von dem Vampirjäger erfahren und die Bedrohung auch die jungen Vampire erreicht, müssen diese zusammenarbeiten, um die Gefahr auszuschalten …

_Kritik_

„Nosferas. Die Erben der Nacht“ ist ein spannender Jugendroman, der wie so viele seiner Genrekollegen eine magische Komponente bereithält. Diesmal sind es keine Zauberer oder Hexen, auch kein Internat von Schülern, nein – diesmal spielen junge Vampire die Hauptrolle. Das Gerüst des Plots ist damit bekannt, aber Ulrike Schweikert hat in der Umsetzung dieser Grundidee erfreulicherweise ihre kreative Individualität beibehalten.

Der Schauplatz der Geschichte, die ewige Stadt Rom, ist vortrefflich ausgesucht für das Debüt der jungen Vampire. Vor 130 Jahren war Rom zwar bereits eine moderne Metropole, jedoch strömen die historischen Stätten wie das Forum Romanum, das Kolosseum oder die Engelsburg seit jeher eine mystische und geheimnisvolle, zeitlose Aura aus. Wer Rom und die alten Ruinen und Plätze bei Nacht durchstreift hat, weiß um die besondere Stimmung, in der man förmlich Geschichte und vergossenes Blut erspüren kann, in jedem Stein, in jeder Säule.

„Nosferas. Die Erben der Nacht“ ist zwar im phantastischen Genre anzusiedeln, macht aber durch seine Genre-Vermischung und das Zusammenspiel verschiedener historischer Persönlichkeiten viel an Authentizität wett. Nicht nur die Spannung der erzählten Handlung wirkt auf dem Leser begeisternd, sondern auch die Geschichte Roms birgt viel Interessantes und Wissenswertes. Insgesamt hat die Autorin intensiv recherchieren müssen, um ihre Erzählwelt derartig fundiert präsentieren zu können, und auch dieser Punkt ist für einen Roman, der historische Fakten aufgreift und dessen Handlung sich in der Historie abspielt, unabdingbar.

Die Protagonisten, wie untot sie auch sein mögen, sind erfrischend lebendig und menschlich beschrieben. Weder sind sie klischeehaft grausam noch besonders schön von Gestalt, auch sind sie keine verzweifelten, melancholischen Schatten ihrer selbst. Nein, die Fürsten der Finsternis sind mit allen menschlichen Eigenarten gesegnet und geschlagen. Gerade die jungen Vampire ergänzen sich innerhalb der Gruppe gleichmäßig und wirken sehr sympathisch und – menschlich.

Auch wenn sich Ulrike Schweikert die hier zu erwartenden und typischen erzählerischen Elemente bedient, so weiß sie doch durch den Spannungsaufbau zu überzeugen. Ihr sprachlicher Stil ist dem Thema und dem Genre eines Jugendromans angemessen, und nicht zuletzt durch die verschiedenen Schauplätze, die in späteren Bänden noch auftauchen werden, ist für Abwechslung und dauerhaftes Leserinteresse gesorgt.

Etwas ungewöhnlich, aber deswegen nicht weniger unterhaltsam, sind die Geschichten der Vampire und ihre typischen, besonderen Kräfte. Dass Vampire bei Schweikert altern, auch wenn der Alterungsprozess sich verlangsamt, ist durchaus unüblich; ebenso, dass infizierte Vampire, die früher Menschen waren, als zweitklassige Vampire ihr Leben als Sklave oder Diener ihrer aristokratischen Herren ableisten. Daran wird sich jedoch im Verlauf der nächsten Bände etwas verändern, wie es scheint.

_Fazit_

Ulrike Schweikert erschafft mit „Nosferas. Die Erben der Nacht“ eine ganz eigene Welt mit Vampiren, die in den nächsten Romanen zeigen werden, aus welchen Holz sie letztlich geschnitzt sind.

Konzipiert sind die Charaktere zunächst recht einfach, aber mit dem Alter und ihrer Ausbildung kommt auch die Reifeprüfung ihrer Persönlichkeit. Der Schwerpunkt der Handlung ist auch noch lange nicht erreicht; zwar endet der Roman recht schlüssig, doch gleich einem Marionettenspieler zieht ein großer Unbekannter die Fäden. Welche Motivation ihn antreibt, ob er nun Mensch oder Vampir ist oder welcher Sinn hinter seinen Aktivitäten steckt, wird dem Leser noch nicht klar.

Da die jungen Vampire ihre Elternhäuser in vielen Metropolen Europas haben, kann der Leser mit Spannung darauf warten, was in Irland, Österreich oder Deutschland gelehrt werden wird, und auch hier besteht die Hoffnung, dass die Autorin ebenso viel Wert auf Authentizität legt, wie sie es hier und auch in ihren bisherigen historischen Romanen bewiesen hat. Es gibt viele Geheimnisse, die in dem ersten Band angedeutet werden; sicherlich ein bewusstes Mittel, um den Leser in den zweiten Band zu locken, aber dieser Kniff ist gekonnt ausgeführt und gern willkommen.

_Die Autorin_

Ulrike Schweikert, Jahrgang 1966, beherrscht sowohl das historische als auch fantastische Genre meisterhaft. Ihre historischen Erwachsenen-Romane sind Bestseller und ihr „Drachenkrone“-Zyklus Fantasy-Pflichtlektüre. Nach ihren beiden großen Jugendbuch-Erfolgen „Das Jahr der Verschwörer“ und „Die Maske der Verräter“ hat die vielseitige Autorin nun ihren ersten fantastischen Roman für Jugendliche verfasst: „Die Erben der Nacht“.

|446 Seiten
empfohlen ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3-570-30478-5|
http://www.cbj-verlag.de

Liebe Besucher meiner Internetseite,

Mehr von Ulrike Schweikert auf |Buchwurm.info|:

[„Der Duft des Blutes“ 4858
[„Die Seele der Nacht“ 1232 (Die Legenden von Phantásien)

Dean Lorey – Das Portal des Barakkas (Monsterjäger-Akademie 1)

Dämonen durchstreifen die Finsterwelt: kleine Gremlins im ersten Kreis, Drachen im vierten Kreis und die Dämonenfürsten im inneren Kreis. Portaler bewachen diese Welt und schützen die Menschen davor, wenn einer von ihnen durch ein Portal hinüberschlüpfen will. Dumm nur, wenn ein kleiner Junge unwissentlich Tore in diese Welt öffnet – keine Tore in die äußeren Kreise, sondern gleich direkt ins Innere, wo Riesenspinnen und ausgewachsene Dämonen die Einladung in die Menschenwelt dankenswert annehmen.

Inhalt

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Bruce Coville – Mr Morleys Monster

Ein altes Gemäuer, ein gute bewahrtes Geheimnis und zwei neugierige Kinder auf der Suche nach Abenteuern: Aus diesem Stoff bastelt Bruce Coville eine Gruselgeschichte für Kinder. Der Name ist Programm: „Mr Morleys Monster“ warten darauf, endlich losgelassen zu werden.

Inhalt

Fox Hill, eine Kleinstadt irgendwo in Nebraska, wie es sie in ganz Amerika gibt. Viel Interessantes passiert nicht, und wenn doch, dann ist die ganze Stadt in Aufruhr. So auch beim Tod von Mr Morley, den alle nur Mumie Morley nennen. Weniger bedeutsam ist dabei Mr Morleys Tod, viel eher ist es sein Haus, das er hinterlässt. Denn mit seinen hohen Türmen, der maroden Fassade und den unheimlichen Geschichten, die jedes Kind in Fox Hill kennt, steht es im Zentrum des Interesses.

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Chris Mould – Geist von Sleepy Hollow, Der

Gruseln können sich schon die Kleinsten. Davon zumindest ist der Autor und Illustrator Chris Mould überzeugt, der in dem Band „Der Geist von Sleepy Hollow“ zehn Schauergeschichten zusammengestellt, zum Teil selbst geschrieben und mit passenden Zeichnungen kindgerecht aufbereitet hat.

Der großformatige Band, erschienen in der Jugendbuchsparte des |Ravensburger Buchverlags|, richtet sich explizit an junge Leser. Die zehn enthaltenen Geschichten sind kurz, selten mehr als ein paar Seiten lang und in großer, gut lesbarer Schrift abgedruckt. Eingerahmt werden sie von zumeist bunten Bildern, welche die Geschichte miterzählen. Da ist von dem kopflosen Reiter aus Sleepy Hollow die Rede, von Ritterrüstungen, die des Nachts zu Leben erwachen, oder von morbiden Geisterfahrern, die die Straße unsicher machen – im wahrsten Sinne des Wortes. Blutig geht es nicht zu Sache, unheimlich sind die Kurzgeschichten aber schon. Auch die Abbildungen sind harmlos, zeigen aber überwiegend finstere Gesellen und dunkle Gemäuer, nichts also für die ganz schwach Besaiteten.

Wer sich auf angenehme Weise einen Schauder über den Rücken laufen lassen möchte, dürfte mit dem Buch gut beraten sein, vor allem in den anbrechenden kalten Herbsttagen: Ein gemütlicher Leseabend vor dem Kamin statt Dauerberieselung vor dem Fernseher. Wer nicht selbst lesen möchte, findet vielleicht auch einen geeigneten Vorleser (da müssen wohl wieder die Eltern oder Großeltern ran), denn die Erzählungen sind einfach gestrickt, leicht verständlich und kommen am Ende mit einer vorhersehbaren, für junge Leser aber vielleicht doch überraschenden Wendung daher. Gut erzählt, sind den Kurzgeschichten auf diese Woche noch einige weitere Facetten abzugewinnen.

Die Hälfte der Geschichten stammt direkt aus der Feder von Chris Mould. Er versteht es, die Ängste der Kinder in prägnanter, durchweg liebevoller Art umzusetzen. In der „Gutenachtgeschichte“ sind es die nächtlichen Geräusche, welche die Zeit kurz vor dem Einschlafen so unheimlich machen. Sie könnten das Werk eines Mister Mitternacht sein, der sich im Dunkeln auf das Bett setzt und nur darauf wartet, dass der Träumende die Augen aufmacht, um seine grässliche Fratze zu erblicken. Nicht weniger angenehm erscheint der Autoraser, der Nacht für Nacht lebensmüde über die Straße düst. Wehe dem, der sich als Anhalter von ihm mitnehmen lässt, wie es Mould in „Der Fremde“ erzählt. Denn in dem Wagen geht es nicht mit rechten Dingen zu.

Die andere Hälfte der enthaltenen Geschichten basiert auf Erzählungen, unter anderem von Edgar Allan Poe, Washington Irving und Charles Dickens. Entnommen hat Mould aber nur wenige Motive, die er für Nacherzählungen umsetzt und neben seine eigenen Geschichten stellt. Sie dienen eher dazu, auf die großen Namen zu verweisen als wirklich den Charme der Klassiker zu erhalten. Als Kurzgeschichten reichen sie aber allemal.

An Leser ab zehn Jahren richtet sich der Sammelband „Der Geist von Sleepy Hollow“. Der Band ist hübsch aufgemacht, wenngleich mit 96 Seiten schnell durchgelesen. Für ein paar schaurig-schöne Herbstabende am Kamin – selbst gelesen oder vorgelesen – aber genau das Richtige. Nebenwirkungen beim Einschlafen sind allerdings nicht ausgeschlossen, denn Mister Mitternacht oder die lebenden Ritterrüstungen könnten ja gerade an diesem Abend neben dem Bett stehen.

|Originaltitel: Dust ’n‘ Bones
96 Seiten, farbig illustriert|
http://www.ravensburger.de

Jones, Frewin – Elfennacht. Die verlorene Königin (Band 2)

Band 1: „Die siebte Tochter“

Wenn man der Buchwelt Glauben schenken darf, gibt es in London unzählige Fantasy-Parallelwelten, allen voran natürlich die Zauberwelt von Harry Potter. Frewin Jones‘ Buch „Elfennacht. Die verlorene Königin“ beinhaltet zwar auch Magie, ist aber mit den Bestsellern von Joanne K. Rowling nicht zu vergleichen. Erstens ist die entsprechende Parallelwelt das Elfenreich und zweitens gehört zu einem Bestseller ein bisschen mehr als das, was die Autorin im zweiten Band ihrer Reihe „Elfennacht“ bietet.

Die sechzehnjährige Anita Palmer hat an ihrem Geburtstag etwas schier Unglaubliches erfahren. Ihr eigentlicher Name ist Tania und sie ist die Tochter des Elfenkönigs Oberon. Lange Zeit galt sie als verschollen, weil sie auf der Erde nie alt genug wurde, um ihre magische Gabe – das Wandeln zwischen den Welten – zu entwickeln und so ins Elfenreich zurückzukehren. Im ersten Band der Reihe hat Tania genau dies gemacht: Sie ist gemeinsam mit ihrem Freund Evan, der in Wirklichkeit ein Elf namens Edric ist, ins Elfenreich zurückgekehrt.

Im zweiten Band „Die verlorene Königin“ hat Tania es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Elfenmutter Titania zu suchen. Diese ist vor vielen Jahrhunderten in die Menschenwelt gereist und nicht mehr zurückgekehrt. Ihre Suche wird dadurch erschwert, dass ihre besorgten Menscheneltern ihr den Umgang mit Evan alias Edric verbieten. In ihren Augen ist der Junge schuld daran, dass Tania im ersten Band weggelaufen ist. Trotzdem finden die beiden eine Spur, die sie zu einer Anwaltskanzlei nach Richmond führt. Titania befindet sich allerdings momentan auf Geschäftsreise in Peking.

Doch nicht nur das behindert die Mission von Tania und Edric. Eines Abends platzen Tanias fünf Elfenschwestern in ihr Zimmer und bringen schlechte Nachrichten. Ihre sechste Schwester Rathina, eine bösartige Verräterin, hat den König von Lyonesse aus dem Gefängnis befreit. Dessen Ziel ist es, sowohl die Welt der Elfen als auch die der Menschen zu beherrschen, und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Er schickt seine grauen Ritter nach London, um Tania und ihre Schwestern zu töten. Wird es den Elfen gelingen, den Feind zu besiegen?

Im direkten Vergleich mit Harry Potter zieht das Buch von Frewin Jones eindeutig den Kürzeren. Das liegt vor allem daran, dass es der Geschichte an Atmosphäre mangelt. Sowohl die Handlung als auch die Personen wirken oberflächlich und beliebig. Es mangelt an Tiefe und Originalität. Elfen sind beileibe nicht selten in der Fantasyliteratur, und Jones kann ihnen nur wenig Neues hinzufügen. Ihr Roman wirkt bei der Einfachheit der Handlung wie der hundertste Aufguss der „Das Gute gegen das Böse“-Geschichte. Einzig Tanias Reinkarnationen auf der Erde wirken frisch, alles andere scheint bereits dagewesen zu sein, einschließlich des Elfenreichs. Die Handlung schreitet zwar flott voran, aber es entsteht kaum Spannung. Die Erlebnisse der Elfenschwestern reißen den Leser trotz ein paar netter Ideen nicht vom Hocker, da hier erneut der Mangel an Originalität hineinspielt.

Die Charaktere sind ebenfalls sehr oberflächlich. Sie offenbaren durchschnittliches Jugendbuchniveau und es fehlt schwer, sie auseinanderzuhalten. Abgesehen von einer sehr deutlichen Schwarz-Weiß-Zeichnung sind es die Nebenfiguren, denen es gelingt herauszustechen. Tanias freche Freundin Jade und ihr Widersacher, der boshafte Lord Drake, bleiben dem Leser wesentlich besser im Gedächtnis als die Schwestern, Edric oder gar Tania selbst.

Die Geschichte wird aus Tanias Perspektive in der dritten Person erzählt, aber die geschilderten Gefühle und Gedanken ermöglichen keine Identifikation mit dem jungen Mädchen. Dafür ist das Buch zu unpersönlich geschrieben, was seine Ursache sicherlich auch in dem durchschnittlichen Schreibstil hat. Dieser lässt sich zwar flüssig lesen, ist aber nicht besonders individuell und hinterlässt keinen bleibenden Eindruck.

Schlussendlich ist „Elfennacht. Die verlorene Königin“ ein Fantasybuch, das sich vornehmlich an junge Mädchen richtet und keinen generationsübergreifenden Effekt wie Harry Potter hat. Die Geschichte von Frewin Jones kann leider weder mit ihrer Handlung noch mit den Personen hervorstechen. Alles wirkt sehr beliebig und es fällt schwer, so etwas wie Originalität auszumachen.

|Originaltitel: The Lost Queen
Aus dem Englischen von Janka Panskus
349 Seiten, Hardcover
ISBN-13: 978-3-473-35289-0|
http://www.ravensburger.de

Wallner, Michael – Zeit des Skorpions, Die

Unser Lebensraum auf dem blauen Planeten ist, wie sich zunehmend zeigt, recht begrenzt, und es zeichnet sich ab, dass auch unsere Erde keineswegs unerschöpfliche natürliche Stoffe und Ressourcen für uns bereithält. Das Erdöl wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt weniger; auch wenn man das eine oder andere Reservoir noch findet, so wird es in nicht einmal hundert Jahren zum letzten Mal gefördert werden.

Es gibt noch brisanteren vom Menschen betriebenen Raubbau. Die Regenwälder in Südamerika werden – ganz gleich, welche Mahnungen von Wissenschaftlern aus aller Welt uns deshalb auch erreichen mögen – weiter abgeholzt. Der Lebensraum für hunderte von Tierarten wird eingeschränkt und vernichtet. Dass die globale Erderwärmung von Jahr zu Jahr ansteigt und die Luftverschmutzung eine der Ursachen hierfür ist, wird gleichsam gerne ignoriert.

Die Europäische Gemeinschaft macht sich indes Gedanken und es werden auch Alternativen gefunden. Solar- und Windenergie bieten vielleicht die Möglichkeit, Strom- und Wasseraufbereitung zu kompensieren, so dass natürliche Ressourcen längerfristig genutzt werden können bzw. die Zeit bekommen, sich wieder zu regenerieren.

Doch wenn die internationale Gemeinschaft nicht zusammenarbeitet, so tickt die biologische Uhr mit dramatischer Beharrlichkeit gegen uns. Schon jetzt gibt es Kriege wegen des Erdöls, und die Eskalationsspirale dreht sich weiter. Welches werden die nächsten Bodenschätze und Lebenselemente sein, um die Staaten gegeneinander kämpfen?

Der Autor Michael Wallner hat mit seinem Roman „Die Zeit des Skorpions“ einen Ökothriller um das Thema der letzten Wasserreservoirs unseres Planeten verfasst:

_Inhalt_

Europa in einer nahen Zukunft. Durch die globale Erwärmung hat sich der Kontinent fast gänzlich in eine Wüste verwandelt. Gegen Ende des 21. Jahrhunderts hatte sich das Erdklima erschreckend verändert, und es war für den Menschen zu spät, die katastrophalen Folgen abzuwenden. Die Pole schmolzen auf dem erhitzten Planeten und der Wasserspiegel des Meeres stieg immer weiter gewaltsam an. Ganze Städte wurden überflutet und versanken im Meer.

Noch katastrophaler allerdings verhielt sich eine andere Naturerscheinung. Die Wüste Sahara breitete sich unerbittlich aus. Sie kroch wie ein Geschwür über das Land und begrub ohne Gnade zwei Drittel des Festlands unter sich. Über Spanien, Griechenland und Süditalien bewegte sich die Wüste unaufhaltsam weiter, erst am Südrand der Alpen wurde sie von dem Gebirge aufgehalten, doch die Gefahr ist noch nicht gebannt.

Die gerade erst vierzehnjährige Tonia lebt zusammen mit ihrer kleinen Familie in einem Dorf im südlichen Italien. Gerne erinnert sich Tonias Vater an vergangene Zeiten, die sein Großvater selbst noch erlebt hat. Die Region war grün und fruchtbar, die Weinhänge trugen volle Trauben, das Gemüse war schmackhaft und es gab alles in verschwenderische Fülle. Kühe, Ziegen und Schafe wurden gehalten, die Natur meinte es gut und die Menschen genossen ihr Leben in der Bergwelt, es glich einem Paradies.

Eines Tages kommt ein Sandsturm auf und Tonias Vater fällt ihm zum Opfer, als dieser ihr kleines Haus zerstört und alles unter sich begräbt. Für Tonia, ein vaterloses Mädchen, ist in dem von Dürre gebeutelten Dorf kein Platz mehr, und sie weiß, dass sie nun an auf sich allein gestellt ist.

Mit der Wüste hat sich das Verständnis der Religion der kritischen Situation und Wasserknappheit angepasst. Die „Heilige Rückgewinnung“ sieht vor, dass der tote Körper dehydriert wird, also quasi ausgepresst. Die Nüchternheit der Prozedur hat mit Gottes Gnade und Segen nicht viel zu tun. Tonia will ihren eigenen Weg gehen, und als zwei Tuareg die kleine Ortschaft besuchen, wendet sich die junge Frau voller Hoffnung an die Wüstennomaden. Als Mädchen hat sie aber in den Augen der beiden Krieger wenig Respekt und Akzeptanz zu erwarten, und so gibt sie sich als Mann aus und versteckt sich bei den beiden Männern, die, wie sie vermutet, eine gefährliche Mission vor sich haben. Sie wird entdeckt und notgedrungen bleibt den Reisenden nichts anders übrig als die junge Frau in ihrer Gesellschaft aufzunehmen. DSabei erfährt sie, dass Dula und Muganabe auf dem Weg nach Rom sind, im Auftrag und auf Bitte des Vatikans.

Die beiden Wüstenkrieger fühlen sich in der Wüste in ihrem Element. Sie wissen, wie man überlebt, sich ernährt und versteckt. Doch es gibt Parteien, welche die beiden Männer stoppen wollen: Der junge dänische General Noradt Finsokker, der fast ganz Europa militärisch mit allen Mitteln wie ein Diktator in seinem Griff hält, ist nicht gewillt, seine Machtstellung aufzugeben. Er kontrolliert die Wasserverteilung in den von Sand eingeschlossenen Gebieten, und sollten neue Wasserreservoirs gefunden werden, so könnte er in Gefahr laufen, seine Vormachtstellung zu verlieren. Auch die anderen ‚freien‘ Menschen, die „Schützentrachtler“, welche die neuen Grenzen nicht akzeptieren und sich nicht als Wüstenbewohner sehen wollen, haben ihre eigenen Interessen, und diese sind sie auch gewillt mit Waffengewalt zu durchzusetzen.

Als ein Anschlag auf die Reisenden vorgenommen wird und diese in Notwehr die Tochter des Anführers der Schützentrachtler töten, wird die Schicksalsgemeinschaft zu Gejagten und steht zwischen allen Fronten. Es bleibt ihnen nur die Flucht nach vorne, durch die Weiten der erbarmungslosen Wüste.

_Kritik_

Michael Wallner erzählt in „Die Zeit des Skorpions“ von einer düsteren Zukunft, die vielleicht gar nicht so abwegig ist. Schon jetzt werden die Rohstoffe unverhältnismäßig teuer und fragt sich der eine oder andere, wohin dieser Weg noch führen kann. Der Autor schildert mit dramatischen Emotionen in Rückblenden, wie es zu den Naturkatastrophen kam und wie sich einzelne Staaten hinsichtlich der Krise verhielten.

Die Tuareg auf geheimer Mission nehmen in der Handlung eher die Rolle des Richters und Lehrers ein. Leider erfährt man nicht viel über ihre Vergangenheit und ihre Motivation zu helfen. Trotzdem sind sie der Schlüssel zur Geschichte, die Kreuzung, an der alle einzelnen Erzählstränge zusammenlaufen. Neben ihrer Ritterlichkeit und Weisheit sind sie auch mystisch mit der Wüste verbunden und retten sich und ihre Verbündeten dadurch immer wieder.

Die Schützentrachtler, besessen von alten, längst schon überholten Traditionen, übernehmen den Gegenpart. Sie verachten alles Fremde und sehen sich immer als benachteiligt an, leider ohne darüber nachzudenken, vielleicht etwas toleranter zu sein und sich wirklich der Wüste mit den neuen Lebensbedingungen anzupassen. Ihre Wut macht sie blind dafür, richtige Entscheidungen zu treffen.

Europa befindet sich im Krieg, und die beiden Gegner sind die nordischen Länder unter General Noradt Finsokker und die mitteleuropäische Fraktion unter Erich Rexeisen. Die beiden charismatischen Männer kämpfen um die fruchtbaren Länder in Europa, jeder kriegerische Schlagabtausch endet mit tausenden von Toten. Das Kräfteverhältnis scheint im Gleichgewicht zu sein, doch beide Staaten sind nicht gewillt, miteinander zu verhandeln.

Der Vatikan spielt seine Sonderposition aus und ist zusammen mit den beiden Tuareg der neutrale Spieler in diesem Kampf um die letzten Wasserreservoirs in Mitteleuropa. Sollte sein Plan gelingen, so kann die Wüste zwar nicht besiegt, aber aufgehalten werden.

Zwischen diesen ganzen Gruppen sieht es eher so aus, als spielte das junge Mädchen Tonia eher eine Neben- als eine Hauptrolle, und das ist auch fast der Fall. Sie koordiniert ungewollt diese Interessengruppen, kann sie aber nicht kontrollieren oder lenken. Sie war einfach am falschen Platz zur falschen Zeit, und ihr jugendliches Alter macht alles noch komplizierter, als sie sich in einen der Tuareg verliebt. Diese Liebesgeschichte wirkt manchmal leicht deplatziert, findet aber doch ein positives Ende. Zu viel Romantik hätte dieser ernsten und spannenden Geschichte auch nicht gutgetan.

Gut durchdacht und mit zunehmender Spannung schildert Michael Wallner seine Geschichte. Besonders den Rückblenden und Erklärungen zur Vergangenheit, aber auch dem aktuellen Kriegsverlauf widmet der Autor besondere Zuwendung. „Die Zeit des Skorpions“ erinnert ein wenig an den Film „Waterworld“ und einige Passagen wie die Verwertung der toten Körpern weisen Ähnlichkeiten auf. Der Roman ist im Grunde ein Jugendroman, aber auch junge Erwachsene werden ihren Lesespaß daran haben. Neben einer spannenden Handlung und einer seichten Priese Romantik kommt auch die Action nicht zu kurz – die Tuareg verstehen zu kämpfen, und sogar der Vatikan hat die Vokabel „Pazifismus“ faktisch über Bord gehen lassen.

_Fazit_

„Die Zeit des Skorpions“ ist ein sehr spannender Jugendroman mit einer beklemmenden Geschichte, die zum Nachdenken, vielleicht zum Umdenken anregt. Der Kampf um die wahren Bodenschätze wie Energie und Wasser hat schon längst begonnen; noch ist daraus kein Orkan entstanden, aber sollte dieser in den nächsten Jahrzehnten entfacht werden, so könnte er sich als globaler Killer in mehrerlei Hinsicht erweisen.

Detailreich und mit einem faszinierenden, erzählerisch dichten Stil dargeboten, hat mich der Öko-Thriller „Die Zeit des Skorpions“ sehr positiv überrascht. Es ist ein Roman, der zur Diskussion anregen wird, über den gesprochen und nachgedacht werden wird; hoffentlich nicht nur in der noch jungen Generation, die ihren Einfluss auf die Zukunft richten kann.

_Der Autor_

Michael Wallner wurde 1958 in Graz geboren. Er hat als Schauspieler und Regisseur an verschiedenen Theatern gearbeitet und lebt seit 1997 als Roman- und Drehbuchautor in Berlin, Italien und dem Schwarzwald. Sein |Luchterhand|-Bestseller „April in Paris“ wurde in mehr als 20 Länder verkauft.

|320 Seiten, gebunden
Empfohlen ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3-570-16001-5|
http://www.cbj-verlag.de

Beatrix Gurian – Prinzentod

Dass verbotene Liebe unschöne Konsequenzen haben kann, weiß man spätestens seit Shakespeares „Romeo und Julia“. Diese Erfahrung muss auch Lissie machen, die Heldin in Beatrix Gurians Thriller „Prinzentod“.

Lissie lebt in München und soll nun zu ihrer Freundin Bernadette ziehen, da ihr Vater, ein Koch, für längere Zeit mit einem Kreuzfahrtschiff unterwegs ist. Bernadette hat eine eigene Wohnung im Haus ihrer Eltern, so dass die beiden Mädchen ihre Ruhe vor den Erwachsenen haben. Oder besser gesagt: haben sollten. Bereits bei ihrem Einzug läuft Lissie Kai, Bernadettes Stiefvater, über den Weg und es kommt zu einem verhängnisvollen Kuss zwischen Umzugskartons. Obwohl Kai deutlich älter als Lissie ist, verlieben sich die beiden ineinander, und bald wird mehr aus den romantischen E-Mails, die er ihr schreibt.

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Larbalestier, Justine – Magische Spuren (Cansino-Trilogie, Band 2)

_Wahnsinn oder Burnout – eine schreckliche Wahl_

Die 15-jährige Reason Cansino wurde von ihrer Mutter Sarafina im australischen Hinterland aufgezogen, stets in dem Glauben, ihre Großmutter Esmeralda sei eine böse Hexe. Reason dürfe niemals Magie ausüben. Doch es kam zu Unfällen. Wenn Reason gereizt wurde und in Wut geriet, litt das Opfer, manchmal starb es sogar – Mitschüler etwa. Dann floh sie mit ihrer Mutter, zuletzt sogar nach Sydney, wo Sarafina in die Nervenheilanstalt Kalder eingewiesen wurde. Folglich steckten die Behörden ihre Tochter Reason zu ihrer nächsten Verwandten: Esmeralda.

Esmeraldas Haus hat eine Verbindung nach New York. Per Zufall gerät Reason so auf die winterliche Erdhalbkugel, lernt dort die magische Jay-Tee kennen, deren Bruder Danny und leider auch ihren Großvater Jason Blake. Als der ihr die Magie rauben will, flieht Reason zurück nach Sydney.

Nun ist sie maßlos überrascht durch die Entdeckung, wie groß ihre magischen Kräfte sind. Esmeralda erteilt ihr und Jay-Tee, die Reason gefolgt ist, Unterricht in Magie. Den brauchen sie auch, um sich einer Belagerung erwehren zu können, bei der ihre Hintertür von einer unheimlichen Macht verformt wird. Als Reason nicht aufpasst, beult sich die Tür aus und reißt sie hindurch in die jenseitige Dimension: ins winterliche New York. Hier lauert ein alter magischer Mann vor Esmeraldas Tür, und Jason Blake dürfte ebenfalls nach ihr suchen. Reasons einzige Hoffnung besteht darin, Danny zu finden.

_Die Autorin_

Justine Larbalestier ist im australischen Sydney geboren, wo sie bis heute lebt. Mit ihren Eltern, zwei Anthropologen, zog sie mehrfach für einige Zeit in andere Gegenden Australiens, u. a. zu den Aborigines in den nördlichen Territorien (also bei der Stadt Darwin). Mit ihrem Mann, dem amerikanischen Sciencefiction-Autor Scott Westerfeld („Weltensturm“, „Midnighters“, „Uglies – Pretties – Specials – Extras“), reist sie gern und häufig nach New York City.

Die Cansino-Trilogie:

1) [Magische Töchter 4753 (Magic or Madness, 2005; dt. Mai 2008)
2) Magische Spuren (Magic Lessons, 2006; dt. Juli 2008)
3) Magische Verwandlung (Magic’s Child, 2007; dt. September 2008)

_Handlung_

Großmutter Esmeralda ist gar nicht so übel, aber auch nicht gerade ein Engel, findet Reason. Ihre Mutter hat ihr erzählt, Esmeralda esse Babys und habe eine Katze getötet und und im Keller vergraben. Das hat sich als Märchen herausgestellt, um Reason abzuschrecken, aber dennoch ist Reason auf der Hut. Die Frauen der Cansino-Sippe, die seit dem 19. Jahrhundert in Sydney gelebt haben, sind alle vor ihrem 18. Lebensjahr gestorben. Die Magie hat sie getötet. Und wenn sie nicht starben, dann wurden sie verrückt – so wie Sarafina. Wie also ist es Esmeralda gelungen, 48 Jahre alt zu werden?

Im Unterricht, den die Großmutter Reason, Jay-Tee Galeano und dem Nachbarsjungen Tom Yarbro gibt, muss sie zugeben, dass ein Magiebegabter sehr mit seiner Magie haushalten muss, oder es nimmt ein frühes Ende mit ihm oder ihr. Jay-Tee schaut schuldbewusst. Sie hat alle Ratschläge ihres Vaters in den Wind geschlagen und ihre Magie verschwendet. Jetzt ist sie dem Tode nahe – mit fünfzehn Jahren.

Auch Esmeralda wäre fast einmal an Erschöpfung gestorben. Sie hat ohne Toms Erlaubnis einzuholen von seiner Magiequelle „getrunken“. Diesen Verrat kann er ihr nur sehr schwer verzeihen. Nur Reason scheint vor Kraft zu strotzen. Genau deshalb ist ja ihr Großvater so scharf auf sie. Ausgerechnet Esmeraldas Ex-Mann Jason Blake! Vor ihm musste Reason aus New York City fliehen. Um ihre Kraft zu verstärken, gibt ihre Lehrerin allen drei Schülern magische Gegenstände, die sie am Körper tragen sollen, z. B. Knochen, Zähne, Ammoniten usw.

Diese Kraft brauchen sie auch, um sich der Macht erwehren zu können, die sich anschickt, die Verbindungstür nach New York City einzureißen. Trotz Gegenzaubers beult sich die Tür aus und verformt sich, als wäre sie flüssig. Einmal schickt sie sogar einen Ableger auf die Kinder los, und der Golem – so nennt Reason das verformbare Ding – bohrt sich in Reasons Arm. Sie spürt, dass es ein Cansino-Ding ist und stößt es kraftvoll wieder ab. Aber in einem unachtsamen Augenblick schickt die Tür einen weiteren Pseudo-Arm aus, greift sich Reason und zerrt sie hindurch nach New York City.

Doch herrscht eisiger Winter, und Reason hat nur ihren Schlafanzug an, aber keine Schuhe. Ein alter Mann steht vor ihr, der ihren magischen Angriff mühelos pariert und sie wegschickt. Reason findet schnell Hilfe bei Danny, Jay-Tees (Julietas) Bruder, und er bringt sie in seine Penthouse-Wohnung. Sie verliebt sich in Danny und schläft mit ihm, gerade noch rechtzeitig, bevor Jason Blake sie ausfindig macht und angreift. Danny und Reason können fliehen, denn Reasons Kräfte sind gewachsen, doch wohin können sie Jason Blake entwischen?

Es gibt nur einen Weg: zurück zu Oma Esmeraldas Haustür. Der alte Mann dort versucht immer noch, ins Haus einzudringen. Wird er Reason an der Flucht hindern? Doch nein, er meint es gut mit ihr: ein alter Verwandter. Und er hat ihr ein großes Geschenk zu machen: seine eigene Art von Magie.

_Mein Eindruck_

Diesmal fängt die Geschichte ganz langsam an, um dem Leser deutlich zu machen, dass es eine Reihe von Problemen für die drei jugendlichen Helden zu bewältigen gilt. Alle drei sehen sich der schrecklichen Möglichkeit gegenüber, entweder verrückt zu werden wie Reasons und Toms Mütter oder eines frühen Todes zu sterben, wahrscheinlich noch vor Vollendung des 18. Lebensjahres.

Besonders Jay-Tee hat Raubbau getrieben mit ihren magischen Kräften, und schon ein kleiner Dauerlauf bringt sie an den Rand des Abgrunds. Tom gewährt ihr sozusagen eine kleine Notration, die sie wieder auf die Beine bringt. Sie sind wie Autos, die mit dem letzten Rest Benzin laufen und damit haushalten müssen. Esmeralda geht es nicht anders. Die Lösung zwischen Wahnsinn und Tod liegt in Reason, dem „Verstand“ der Gruppe.

Nicht so Reason. Sie hat genug Kraft, doch man ist hinter ihr her, ganz besonders seitens Jason Blakes. Und vielleicht will sogar der alte Mann vor der Tür etwas von ihr. Es würde sie nicht wundern, und schon bald leidet sie unter Verfolgungswahn. Deshalb wendet sie sich mit heftigem Vertrauen an Danny, Jay-Tees Bruder. Er verwöhnt sie mit Klamotten, in denen sie selbst im kalten New York City nicht auffällt, sondern sich wohlfühlt. Sie verführt ihn nach Strich und Faden, und er kann ihrem Charme (= Zauber) nicht widerstehen. Aber wie soll sie es dann Jay-Tee beibringen? Am besten gar nicht, oder? Leider lässt sich eine Schwangerschaft nicht für immer verstecken.

Die Sache mit der Magie wird in diesem Band weiter differenziert. Demnach gibt es zwei Sorten davon: sozusagen „Magic light“ – das ist das, was Reason bislang praktiziert hat, was aber schon ausreicht, um einen Menschen zu töten. Sie müssen die richtige Dosis finden, um damit nur eine Kerze anzuzünden. Und dann gibt es die richtig heftige, transformierende Magie. Das ist die Magie, die der alte Mann ihr zeigt und injiziert. Sie ist nämlich auch materiell übertragbar. Diese Magie lässt sich zielgerichtet einsetzen, um sich selbst und andere Körper zu verformen. Reason hat schon immer in andere Körper blicken können, so wie Tom stets Formen sieht und Jay-Tee sehen kann, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt.

Die neue Art der Magie, die der alte Mann, ihr Ururgroßvater, ihr zeigt, erweitert Reasons Horizont auf einen Schlag. An nichts erinnert ihr Blick nun so sehr wie an den von Neo im dritten Teil von „MATRIX: Revolutions“: Die Welt erstrahlt in ihren Bestandteilen und Atomen, doch was so strahlt, ist die Magie in den Begabten. Es gibt noch genügend Nichtbegabte in der Welt, weiß Gott. Was, wenn Reason alle Magiebegabten zu einem gemeinsamen Werk zusammenbringen könnte? Die Folgen wäre im Guten wie Schlechten kaum vorstellbar.

So wie Neo zum Erlöser der Maschinenwelt, der MATRIX, geworden ist, so betrachten nun auch ihre Freunde Reason als ihre Retterin aus der schrecklichen Wahl, vor welche die Magie sie stellt: Wahnsinn oder früher Tod. Transformation könnte die Antwort sein. Aber hat Reason die sittliche Reife, um beurteilen zu können, ob die Umwandlung beispielsweise ihrer Großmutter helfen wird? Eine offene Frage, die der dritte Band beantworten muss.

|Die Übersetzung|

Die Übersetzerin hat sich bemüht, den Jugendjargon ins Deutsche zu übertragen. Zusätzlich musste sie die Unterschiede zwischen amerikanischem und australischem Englisch deutlich machen. Meistens ist ihr dies gut gelungen. Allerdings dürfte sich der deutsche Leser fragen, was denn der große Unterschied zwischen „Slip“ und „Undies“ sein soll. Es ist vielleicht eine Bemerkung wert, dass sich keinerlei Druckfehler finden ließen.

Es gibt aber auch wunderbare Stilblüten. So findet sich auf Seite 71 der Satz: „Er ließ das Wasser über seine Hand strömen, bis es abgekühlt war.“ Natürlich wird nicht das Wasser abgekühlt, sondern die Hand! Korrekt müsste es heißen: „… bis sie abgekühlt war.“ Das kommt davon, wenn man das Wörtchen „it“ eins-zu-eins übersetzt.

Beispiel zwei: „Ich glaube, das hat was mit ihrem Mathe zu tun.“ (Seite 244) Es ist ja schön und passend, wenn die Jugendlichen reden, wie ihnen der flapsige Schnabel gewachsen ist, aber man sollte ihnen in der Übersetzung durchaus den korrekten Umgang mit den Geschlechtern der Begriffe zutrauen. Es müsste also nicht „mit ihrem Mathe“, sondern „mit ihrer Mathe“ heißen. Gemeint ist nämlich |die| Mathematik.

_Unterm Strich_

Ich habe für diesen unterhaltsamen Jugendroman etwas länger gebraucht als für den ersten Band. Die Schrift ist groß, die Sätze sind einfach gehalten, die Handlung ist leicht verständlich und am Schluss auch relativ spannend. Leider jedoch braucht die Story diesmal eine Weile, bis sie in die Gänge kommt, und die Langeweile wird nicht wie im ersten Band durch Ironie, Komik und Kulturkonflikte aufgelockert.

Man könnte sagen, die drei Jugendlichen hätten ihre Unschuld verloren, aus dem Spiel sei Ernst geworden. Das kennt man ja aus TV-Mysteryserien wie „Charmed“ oder „Buffy“. Nun ja, auch Peter Parker musste seine Lektion lernen, bevor er Spider-Man werden konnte. Und weil es immer einen Schurken geben muss, an dem die Guten wachsen können, tritt diesmal der Teufel in Gestalt von Jason Blake und – irrtümlich, wie sich zeigt – des Alten Mannes auf. Das verleiht der Geschichte erst die richtige Spannung und Action.

Fünfzehnjährige dürften die Abenteuer Reasons besonders interessieren, schlägt sie sich doch mit allen Problemen herum, die mit der Pubertät einhergehen, so etwa das Begehren eines Mannes, der Sex und die Komplikationen, die darauf folgen. Diese Vorgänge erzeuge innere Spannungen, die für weibliche Leser wesentlich interessanter sein dürften als für männliche. Am interessantesten war deshalb der Schlussteil, der etwas wirklich Neues in die Geschichte einbrachte. Das macht neugierig auf die Fortsetzung.

|Originaltitel: Magic Lessons, 2006
317 Seiten
Aus dem Australischen Englisch von Kattrin Stier
Empfohlen ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3-570-30370-2|
http://www.cbj-verlag.de

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Schweikert, Ulrike – Nosferas. Die Erben der Nacht 1

Da denkt man als naiver Mensch doch, Vampir zu sein sei einfach: Man wird gebissen (nun ja, das ist eventuell etwas schmerzhaft), man stirbt (auch da gibt es Angenehmeres) und dann wird man unsterblich, unglaublich stark, fürs andere Geschlecht unwiderstehlich und auf mysteriöse Art meistens auch reich. In der Vampirwelt von Ulrike Schweikerts „Nosferas“ jedoch haben es Vampire alles andere als leicht. Sie pflanzen sich ganz klassisch fort, was naturgemäß dazu führt, dass sie kleine Vampirbälger bekommen. Theoretisch zumindest, denn schon seit einiger Zeit ist in keinem der sechs europäischen Vampirclans ein Kind geboren worden. Auf einer Zusammenkunft vermuten die sechs Familienoberhäupter, dass das Blut der Familien schwach geworden ist und es ein Fehler war, dass die Familien jeweils für sich blieben. Um die Vampire wieder stark zu machen, rufen sie eine Akademie ins Leben, die jedes Jahr bei einer anderen Familie stattfinden soll. Dort sollen die jungen Vampire lernen, was man fürs erfolgreiche Vampirdasein so braucht.

Zum Auftakt dürfen die Nosferas aus Rom die jungen Vampire der anderen Familien unterrichten. Alisa, die zu den Vamalia aus Hamburg gehört, ist von der Reise in die ewige Stadt ganz begeistert und kann es kaum erwarten, die anderen Vampire kennenzulernen und Rom zu erkunden. Schnell freundet sie sich mit Luciano an, einem Spross der römischen Nosferas. Auch mit Ivy-Maíre von den Lycana aus Irland versteht sich Alisa gut, schließlich ist Ivy smart, herzensgut, wunderhübsch und wird ständig von ihrem beeindruckenden Wolf Seymor begleitet. Nur mit den Dracas kommt Alisa nicht klar. Die Wiener Vampire sind arrogant und eingebildet und lieben es, andere in peinliche Situationen zu bringen. Leider sind sie auch alle ungemein gutaussehend, und das macht die ganze Angelegenheit nur noch schlimmer, wenn man sich gerade mitten in der Vampirpubertät befindet!

Die Sprösslinge der sechs Familien richten sich also im Hauptquartier der Nosferas, der Domus Aurea, häuslich ein und werden fortan von verschiedenen Lehrern unterrichtet. Die Nosferas haben nämlich eine wirksame Vorgehensweise entwickelt, um sich vor christlichen Symbolen zu schützen, und diese Geheimnisse wollen sie nun an ihre Schützlinge weitergeben. Klar, dass es da einige verbrannte Fingerkuppen geben wird …

Gleichzeitig verschwinden in Rom immer wieder Vampire und es geht das Gerücht, dass ein Vampirjäger sein Unwesen treibt. Was werden die Nosferas also gegen diese Gefahr unternehmen? Und wird sich der Vampirjäger ausschalten lassen, bevor die jungen Vampire in dessen Falle tappen?

Ulrike Schweikert schreibt hauptsächlich historische Romane und Fantasy. Mit „Nosferas“, dem Auftakt zu ihrer neuen Jugendbuchreihe, dürfte sie einen ziemlichen Glücksgriff gelandet haben. Der Roman liest sich wie eine Mischung aus „Harry Potter“, „Trotzkopf“ und [„Der kleine Vampir“ 3125, was ihm fraglos eine große Fangemeinde bescheren wird. Die Grundidee ist so genial wie einfach: Schweikert ruft eine wandernde Vampirakademie ins Leben und kann so sechs Bände mit jeweils wechselnden Schauplätzen (Rom, Wien, Paris, Hamburg, London, Irland), aber den gleichen Hauptcharakteren bieten. Dazu kommt die Internatsatmosphäre aus „Harry Potter“, die sie aber anstatt mit Magiern mit Vampiren bevölkert. Man füge noch ein paar Abenteuer, Mutproben und echte Gefahren hinzu, und schon hat man ein spannendes wie auch überzeugendes Universum geschaffen.

Dabei steht sich Schweikert anfangs zunächst selbst etwas im Wege, da sie es sich nicht nehmen lässt, ihr überdurchschnittlich umfangreiches Personal praktisch in einem Rutsch vorzustellen, sodass dem armen Leser vor Namen, Orten und Verwandschaftsbeziehungen schnell der Kopf schwirrt. Immerhin geht es hier um sechs Familien mit jeweils ein bis drei Kindern, die gleichzeitig um die Aufmerksamkeit des Lesers buhlen. Es dauert eine Weile, bis man durchblickt und die einzelnen Charaktere wirklich sicher identifizieren kann, aber dann steht dem Spaß nichts mehr im Wege.

Geradezu spielerisch führt Ulrike Schweikert ihre Leser durch das Rom des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Man schlendert mit Alisa und Luciano durch das Colosseum, besucht die Katakomben vor den Stadttoren, nimmt an einem Wettrennen zur Engelsburg teil und streift über den protestantischen Friedhof. All diese „Sehenswürdigkeiten“ werden mit viel Liebe und Begeisterung beschrieben, sodass der Leser unweigerlich Lust bekommt, die ewige Stadt zu besuchen und all die Orte mit eigenen Augen zu sehen. Gleichzeitig freut man sich schon an dieser Stelle auf die weiteren Bände – schließlich wollen auch die anderen fünf Schauplätze der Serie touristisch erkundet werden!

Außerdem gibt Ulrike Schweikert ganz elegant und unaufdringlich weitere Lektüretipps. Einerseits befindet sich in der Domus Aurea eine große Bibliothek, in der sich die Leseratte Alisa gern herumtreibt. Andererseits hat einer der Servienten – ein vampirischer Diener – eine große Sammlung zum Thema Vampire angehäuft und gibt Alisa und ihren Freunden gern Lesetipps. Da werden „Frankenstein“ und „Varney“ genannt, genauso wie „Sturmhöhe“ und [„Melmoth der Wanderer“ 496 – alles Romane, die keinesfalls in der Klassikerabteilung der Bibliothek versauern sollten!

Als kleinen literarischen Scherz lässt sie ihre vampirischen Protagonisten auf dem protestantischen Friedhof (auf dem beispielsweise Percy Shelley begraben ist, einer der bekanntesten englischen Romantiker und Ehemann der „Frankenstein“-Autorin Mary Shelley) auf Bram Stoker, Henry Irving und Oscar Wilde treffen, die sich dort für ihre literarischen Ergüsse inspirieren lassen. Die Szene ist pfiffig und einfach passend – ein echtes Schmankerl!

Über solchen wirklich gelungenen Passagen vergisst man gern, dass Schweikerts Vampirmythologie notgedrungen etwas seltsam anmutet. Schließlich benötigt sie jugendliche Protagonisten – „Nosferas“ erscheint bei |cbt|, der Jugendbuchschiene von Bertelsmann –, und so kann man in Schweikerts Vampirwelt auf zweierlei Art zum Vampir werden: Entweder man wird als Vampir geboren – dann durchwächst man ganz normal Kindheit und Jugendalter, bis sich der Alterungsprozess schließlich extrem verlangsamt – oder man wird gebissen. Das führt zwangsläufig zu einer Zweiklassengesellschaft. Die geborenen Vampire stehen über den „gemachten“ und halten sich diese als Diener. In manchen Familien haben auch diese Diener praktisch den Status von Familienmitgliedern, in anderen dagegen sind sie nichts weiter als untote Fußabtreter.

Ulrike Schweikert ist zwar keine begnadete, jedoch eine durchaus fähige Erzählerin, der man sich ohne Weiteres für die Dauer von 400 fantastischen Seiten anvertrauen kann. Sie vermittelt sowohl die Begeisterung für die Literatur und Musik des 19. Jahrhunderts als auch für die schönen Ecken von Rom. Gleichzeitig hat sie einen Plot und ein gutes Dutzend Charaktere geschaffen, mit denen sich junge Leser problemlos identifizieren können. Langweilig jedenfalls wird es bei der Lektüre von „Nosferas“ nie, und zweifelsohne hat Schweikert für die folgenden Bände noch einige Asse im Ärmel. Man darf also gespannt sein, wie es im Folgeband „Lycana“ weitergehen wird. Eines ist jedenfalls klar – dann wird Irland erobert!

|446 Seiten
empfohlen ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3-570-30478-5|
http://www.cbj-verlag.de

Liebe Besucher meiner Internetseite,

Sonnleitner, Marco – Die drei ??? – Der tote Mönch

Justus, Peter und Bob genießen einen sonnigen Tag am Strand. Als sich ein Gewitter ankündigt, machen sie sich auf ihren Rädern schnell auf den Heimweg. Unterwegs hören sie von Highway her ein lautstarkes Quietschen sowie einen Schrei: Ein riesiger Truck hätte um ein Haar einen alten Mann überfahren, der ihm urplötzlich vor die Räder lief. Die drei ??? beruhigen den aufgebrachten Truckerfahrer und kümmern sich um den Mann, der mit einem Schock davongekommen ist.

Der chinesische Mann heißt Lo Wang und ist seit vielen Jahren Gärtner bei Christine Harkinson, einer wohlhabenden Bildhauerin. Die alte Dame ist sehr bestürzt, als die drei Jungs Herrn Wang bei ihr abliefern. Sie erzählt ihnen, dass sie sich schon seit längerer Zeit um den Gärtner sorgt. Häufig wirkt er geistesabwesend und vernachlässigt neuerdings seine Arbeit. Mrs. Harkinson ist davon überzeugt, dass er ein dunkles Geheimnis verbirgt, weiß aber nicht, wie sie ihm helfen kann.

Die drei ??? übernehmen den Fall. Es stellt sich heraus, dass Lo Wang davon überzeugt ist, dass Mrs. Harkinson in großer Gefahr schwebt. Ein Geist in Gestalt eines Mönches gehe angeblich im Garten um und bedrohe das Leben aller Bewohner des Hauses. Ein finsterer Mann gibt sich als Medium aus und erteilt Mr. Wang Aufgaben zur Besänftigung des Geistes. Die drei ??? glauben natürlich nicht daran und ermitteln …

Es ist wieder einmal typisch; da wollen die drei Jungs aus Rocky Beach einfach mal einen entspannten Tag am Meer verbringen, schon geraten sie prompt wieder an einen neuen Fall.

|Spannende Ermittlungen|

Mysteriöse Vorkommnisse mit scheinbar übernatürlichen Phänomenen gehören seit jeher zu ihrem Spezialgebiet. In diesen Bereich fällt auch dieser neue Auftrag. Der Schauplatz ist eine geräumige Villa mit einem riesigen Garten, der an einen Wald grenzt und unter dessen Grundstück sich einst ein Friedhof befand. Ein herunterstürzender Ast, der beinah auf Justus landet, deutet schon früh darauf hin, dass jemand die drei Detektive vertreiben will.

Doch wer steckt dahinter? Mrs. Harkinson ist überzeugt davon, dass ihr treuer Lo Wang unschuldig sein muss, aber das gilt es für die drei Fragezeichen erst zu beweisen. Der Gärtner wird beschattet, ein undurchsichtiger Mann, der sich als Medium ausgibt, taucht auf und sogar mit einer geisterhaften Gestalt in Kutte müssen sich die Jungs auseinandersetzen. Gefahrenszenen gibt es mehrere, die Atmosphäre auf dem nächtlichen Grundstück ist teilweise schön gruselig und erinnert somit an die klassischen Fälle der drei Fragezeichen, in denen unheimliche Ortschaften häufig eine Rolle spielen. Bei ihren Recherchen und Ermittlungen gehen die drei Jungs sorgfältig und planmäßig vor. Die Auflösung ist schlüssig, ohne dass man den Zufall dafür bemühen muss. Am Ende gibt es sogar mal eine äußerst brenzlige Situation, die einem Actionfilm zur Ehre gereichen würde.

|Gelungene Charaktere|

In dem schmalen Band ist für große Charaktertiefe natürlich kein Platz. Dennoch erscheint die Auftraggeberin Mrs. Harkinson als sympathische alte Dame mit einer Menge Temperament und trotz ihres Reichtums gänzlich unpreziös. Zwar zögert sie zunächst, ob sie die drei Jungs mit dem Fall beauftragen soll, vor allem, weil ihr unwohl ist bei dem Gedanken, ihren treuen Gärtner beschatten zu lassen – doch um Lo Wangs Ängste zu klären, willigt sie ein.

Lo Wang ist anfangs die große Unbekannte, denn anders als Mrs. Harkinson sind Justus, Peter und Bob noch nicht davon überzeugt, dass er nichts Böses im Schilde führt. Auf den ersten Blick ist Lo Wang ein kleiner dünner Mann, in dessen Geist der chinesische Aberglaube tief verwurzelt ist. Allerdings ist noch nicht bewiesen, ob er sein ängstliches Verhalten nicht vorspielt. Für einen witzigen Zwischenfall sorgt Mrs. Paton, die die Jungs und Lo Wang nach dem Unfall zu Mrs. Harkinson fährt und sich als ihre Nachbarin und angeblich enge Freundin vorstellt. Auf dem Anwesen von Mrs. Hatkinson stellt sich jedoch zum Amüsement der Jungs heraus, dass Mrs. Paton nicht mehr als eine aufdringliche Bekannte ist, die von ihrer ach so guten „Freundin“ rasch abgewimmelt wird.

Im Verhalten von Justus, Peter und Bob gibt es keine Überraschungen. Justus erfährt die Geistesblitze und trägt den größten Teil zur Lösung des Falls bei; außerdem wird er von seinen Freunden wie üblich wegen seiner Verfressenheit geneckt und trauert einem Stück Kirschkuchen hinterher, das ihm entgangen ist. Peters Angst vor Geistern kommt auf dem Friedhof zum Vorschein; ihm ist der Fall ganz offensichtlich wieder einmal viel zu gruselig und er hält den Aberglauben des Gärtners für nicht ganz abwegig. Inspector Cotta bekommt zum Schluss auch noch einen Auftritt, spielt aber eine untergeordnete Rolle.

|Kleine Schwächen|

Auch wenn das Buch insgesamt gelungen ist, gehört dieser Fall nicht zu den besten der drei Fragezeichen. Zum einen gibt es recht wenige Verdächtige, überhaupt spielen im Gegensatz zu anderen Bänden sehr wenige Personen mit. Das ist schade, denn es entsteht ja gerade dadurch eine Extra-Portion Spannung, dass man rätselt, wer der in Frage kommenden Personen der Täter sein könnte. Man vermisst auch charismatische Gegner, wie man ihnen in Bänden wie „Der seltsame Wecker“ oder „Stimmen aus dem Nichts“ begegnete.

Ein weiterer Punkt ist, dass die Titelfigur erst in der zweiten Hälfte des Buches auftaucht und nicht so dominant ist, wie man nach Lesen des Klappentextes vermuten dürfte. Überhaupt wird es erst im zweiten Teil so richtig unheimlich, vorher beschränkt sich die Handlung eher auf Verfolgungen und Recherchen der drei Detektive; dabei böte der Schauplatz durchaus an, die gruselige Atmosphäre noch stärker in Szene zu setzen. Schade ist zudem, dass der Leser im Finale außen vor gelassen wird, da die letzten Erkenntnisse der Drei ihm als Pointe vorgehalten werden. Am Ende des vorletzten Kapitels machen die drei ??? die entscheidende Entdeckung; was sie genau entdeckt haben, erfährt der Leser jedoch erst einige Seiten später und wird mehr oder weniger vor vollendete Tatsachen gestellt.

_Als Fazit_ bleibt ein sehr solider Band aus der Reihe, der zwar nicht zu den besten gehört, aber alle Fans zufriedenstellen dürfte. Die Handlung reiht sich ein in die eher mysteriösen und gruseligen Fälle der Drei Fragezeichen, ist spannend aufbereitet und unterhält mit humorvollen Einlagen. Trotz kleiner Mankos auf alle Fälle empfehlens- und lesenswert.

_Der Autor_ Marco Sonnleitner wurde 1965 in München geboren. Nach einem begonnenen Medizinstudium sattelte er auf Lehramt um und unterrichtet an einem Gymnasium. Mittlerweile ist er einer der Stammautoren der „Drei Fragezeichen“-Reihe. Von ihm stammen unter anderem die Bände „Codename: Cobra“, „Fels der Dämonen“, „Der schwarze Skorpion“ und „Panik im Park“. Außerdem ist er Autor der Jugend-Fantasy-Reihe um Tom O’Donnell.

Madeleine L’Engle – Die Zeitfalte

Klassiker: Suche nach dem geraubten Vater

Meg Murry kann nicht schlafen: Sie macht sich Sorgen um ihren Vater, einen Wissenschaftler, denn er ist seit einem Jahr spurlos verschwunden. Als die merkwürdige Frau Wasdenn auftaucht und behauptet, dass es die Zeitfalte gibt, nach der Megs Vater geforscht hat, brechen Meg und ihr fünfjähriger Bruder Charles Wallace zu einer magischen Reise durch Zeit und Raum auf.

_Die Autorin_

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Joyce Carol Oates – Mit offenen Augen

Eigentlich führt die fünfzehnjährige Francesca ein glückliches Leben in Seattle mit ihrem älteren Bruder Todd und der kleinen Schwester Samantha. Ihr Vater Reid Pierson ist ein ehemaliger Football-Star, der inzwischen als Sportkommentator Karriere gemacht hat. Doch die Idylle zerbricht in einem Sommer: Auf einer Party will ein älterer Junge Franka zum Sex zwingen. Nur mit Mühe kann sie sich befreien und fliehen. In diesem Moment wird „Freaky Green Eyes“, ihr Alter Ego geboren, ihre starke, kämpferische Seite, die sich von niemandem schikanieren lässt.

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Martina Dierks – Zauber der Johannisnacht

Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Auf dem Landgut Fünf Eichen von Baron und Baronin von Steckel in der Mark Brandenburg wachsen zwei ungleiche Schwestern auf. Die dreizehnjährige Tessa ist ein rothaariger Wildfang. Sie liebt es, in den Wäldern umherzustreifen und Abenteuer zu erleben. Die kleine Florentine dagegen ist ein sanftes blondes Mädchen, das von den Eltern behütet wird. Seit Jahren leidet Tessa darunter, dass ihre Schwester bevorzugt wird, obwohl Florentine nichts für die Zurücksetzung kann.

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Sanderson, Brandon – Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz ist schon ein wirklich merkwürdiger Name für einen Jungen. Andererseits ist Alcatraz Smedry auch ein ziemlich seltsamer Junge. Immerhin geht nahezu alles zu Bruch, was er in die Hand nimmt, von komplizierter Technik bis hin zu einfachsten Dingen wie Kochtöpfen und Türklinken. Und als würde ihm diese absonderliche Tatsache im alltäglichen Leben nicht schon genug zu schaffen machen, steht eines Tages auch noch ein alter Mann vor der Tür und behauptet, sein Großvater zu sein. Innerhalb von Minuten verwandelt sich Alcatraz‘ Leben in völliges Chaos, gerade so, als hätte er es selbst in die Hand genommen …

Um es gleich vorweg zu sagen: Dieses Buch ist schlicht nur schräg!

Alcatraz scheint im Grunde ja ein recht normaler Teenager zu sein. Seine Kindheit bestand darin, ständig von einer Pflegefamilie zur nächsten abgeschoben zu werden, und die daraus resultierenden Verlustängste haben dazu geführt, dass er sich gegenüber seiner Umwelt komplett abgeschottet hat. Was natürlich nicht heißen soll, dass er sich nicht immer noch ein intaktes, stabiles Zuhause wünscht, nur scheint dieser Wunsch angesichts der Schäden, die Alcatraz bei jeder Gelegenheit anrichtet, völlig unerfüllbar.

Sein Großvater ist da schon ein wenig abgedrehter. Der wuselige und stets gutgelaunte kleine Mann mit dem weißen Haarkranz und Schnauzbart trägt nicht nur einen Frack und ständig wechselnde Brillen mit bunten Gläsern, er fährt auch einen Oldtimer, der gerade mal Schrittgeschwindigkeit schafft, und hält das Wort „schön“ für einen Fluch.

Außerdem wäre da noch Sing Sing erwähnenswert, ein Hüne von einem Mann, der in einem blauen Kimono herumläuft, aber statt eines Samuraischwertes ein Gewehr auf dem Rücken mit sich herumträgt, zusätzlich zu einer ganzen Anzahl großkalibriger Hand- und Schnellfeuerwaffen, die er in diversen Halftern an Arme und Beine geschnallt hat.

Das mürrische, junge Mädchen in Alcatraz‘ Alter dagegen hat außer seiner scharfen Zunge nur eine kleine Handtasche dabei, die sie, wenn sie sich ärgert, den Leuten um die Ohren haut.

Ihr Gegenspieler wirkt in seinem eleganten schwarzen Anzug und mit seinem verbindlichen Lächeln neben dieser seltsamen Gruppe geradezu gewöhnlich. So lange er vor sein verbliebenes Auge nicht ein Monokel hält, dessen Glas farbig ist …

Und das ist erst der Anfang. Denn mit den bereits mehrfach erwähnten bunten Brillengläsern hat es eine Bewandtnis. Sie sind das Werkzeug der Okulatoren. Und je nachdem, woraus diese unterschiedlichen Linsen hergestellt wurden, kann der Okulator sie für das Verfolgen von Spuren, das Auffinden von Auren, aber auch als Waffe benutzen. Überhaupt scheint Glas der Rohstoff schlechthin zu sein, denn aus ihm werden nicht nur Linsen, sondern auch dehnbare Wände, unzerstörbare Gefängnisgitter und einbruchsichere Tresore hergestellt. In Anbetracht dessen wundert es den Leser kaum noch, dass man die Fahrzeuge, die Großvater Smedry und seine Truppe benutzen, weder betanken noch lenken muss.

Spätestens hier wird klar, dass der Leser es mit Magie zu tun hat. Und natürlich stürzt Alcatraz, der in einer völlig nichtmagischen Welt aufgewachsen ist, erst mal in ziemliche Verwirrung, als er erfährt, dass das ständige Demolieren von allem Möglichen seine magische Gabe ist, so wie es die Gabe seines Großvaters ist, stets zu spät zu kommen, oder die seines Vetters Sing Sing zu stolpern.

Schließlich, als wäre das alles noch nicht skurril genug, stellt sich heraus, dass Alcatraz‘ wohlbekannte, nichtmagische Welt nur deshalb so ist, weil die Bibliothekare dabei sind, die Welt zu erobern, indem sie Wissen unterdrücken. Die Ausmaße dieser Verschwörung nehmen mit fortschreitender Enthüllung immer aberwitzigere Züge an und stellen bald sämtliche Verschwörungstheorien, die je auf dieser Welt in Umlauf waren, völlig in den Schatten.

Nicht minder aberwitzig als die Verschwörung sind die Versuche des Autors, den Leser davon zu überzeugen, dass er nicht nur kein Held, sondern sogar ein ziemlich schlechter Mensch ist, was er hauptsächlich dadurch zu beweisen sucht, dass er der Autor eines Buches ist. Die regelmäßig eingestreuten Kommentare des Erzählers dienen zum einen dazu, dem Leser klarzumachen, was für linke Tricks Autoren anwenden, wenn sie ihre Geschichten erzählen, aber auch dazu, ihn von der geschilderten Verschwörung zu überzeugen.

Das Schräge an der Sache ist, dass Brandon Sanderson dabei so ziemlich alles verdreht und ins Gegenteil verkehrt. Nicht nur, dass Alcatraz sich ständig mit der bissigen Bastille darüber streitet, ob nun Schwerter oder Schusswaffen, Feuer oder elektrisches Licht, Treppen oder Aufzüge moderner und fortschrittlicher sind. Auch die Bezeichnung von Büchern, die in der wirklichen Welt spielen, als Fantasy und umgekehrt gehört dazu. Diverse Absurditäten wie die mit den Dinosauriern (selber lesen!) runden die ganze Sache ab.

Um ehrlich zu sein: Ich würde das Buch nicht als spannend bezeichnen. Aber es ist so verrückt und gleichzeitig so trocken erzählt, so voller Überraschungen und voller ironischer Anspielungen – sei es nun auf den Boom der Verschwörungstheorien, den |american way of thinking| oder die Literatur im Allgemeinen und ihre Produzenten im Besonderen – dass ich mich jederzeit köstlich amüsiert habe und gelegentlich laut lachen musste. Das Lesen dieses Buches hat wirklich Spaß gemacht.

Brandon Sanderson gehört zu denjenigen, die bereits als Kinder phantastische Geschichten schrieben. Sein Debütroman „Elantris“ erschien 2005, seither hat er weitere Romane geschrieben. „The final Empire“ und „The Well of Ascension“ sind Teile seiner Trilogie Mistborn. Außerdem arbeitet der Autor an zwei weiteren Serien, Warbraker und Dragonsteel. „Alcatraz und die dunkle Bibliothek“ ist der erste Band einer Jugendbuchserie, deren Fortsetzung unter dem Titel „Alcatraz und das Pergament des Todes“ im November dieses Jahres erscheint.

Originaltitel: Alcatraz Versus the Evil Librarians
Übersetzt von Charlotte Lungstrass
 Paperback, 304 Seiten

ISBN-13: 978-3-453-52414-9

www.brandonsanderson.com
http://www.heyne.de

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

 

Berkeley, Jon – 212 Könige, Die (Die unglaublichen Abenteuer von Miles und Little 2)

Band 1: [„Das gestohlene Lachen“ 3839

Nach ihrem haarsträubenden Abenteuer in der Hauptstadt leben Miles und Little nun zusammen mit den anderen Kindern bei Lady Partridge in deren Landhaus – zumindest bis der Zirkus der Brüder Bolsillo nach Larding kommt.

Die drei Clowns, die Miles und Little im Palast des Lachens gegen den Großen Cortado beigestanden haben, wollen Little für eine Saison mit auf Tournee nehmen. Sie hoffen, dass Littles Musik dabei hilft, den Menschen ihr gestohlenes Lachen zurückzugeben. Also begleiten Miles und Little die drei Brüder. Aber wie sie nur zu bald erfahren, ist der Große Cortado aus der Psychiatrie ausgerissen und nun auf der Suche nach dem Jungen, der ihm so gründlich die Tour vermasselt hat …

_Die Charaktere_ sind größtenteils dieselben wie im ersten Band. Dadurch, dass Miles und Little die Bolsillos begleiten, verschiebt sich die Gewichtung ein wenig von Lady Partrigde und Bolzenglas weg hin zu den drei Clowns, aber wirklich neu ist nur Doktor Tau-Tau. Doktor Tau-Tau ist Wahrsager und ausgesprochen überzeugt von sich selbst, obwohl er meistens ziemlich danebenliegt. Abgesehen davon ist er ein wenig konfus und ziemlich ängstlich. Und er hütet offensichtlich ein Geheimnis.

Wie die übrigen Charaktere ist auch Doktor Tau-Tau sehr gut dargestellt und passt hervorragend in das Sammelsurium aus kuriosen, etwas schrägen Typen, die Jon Berkeleys Roman bevölkern. Aber obwohl die Charakterzeichnung problemlos mit dem Vorgängerband mithalten kann, gelingt es ihr diesmal nicht, ihren vollen Charme zu entfalten, vielleicht deshalb, weil Doktor Tau-Tau diese Aufgabe diesmal fast allein erfüllen muss. Erst als gegen Ende des Buches der Zirkus wieder nach Larding zurückkehrt und auch die anderen Figuren wie Lady Partridge und die örtlichen Polizisten, allen voran Sergeant Brumley, wieder auftauchen, wird dieser Aspekt wieder etwas lebendiger und spritziger.

_Neu sind_ auch die Firbolk, ein Völkchen wilder, kleiner, behaarter Leutchen, die unter der Erde wohnen und einst ein magisches Artefakt verliehen haben, das sie nun zurückhaben wollen. Dummerweise ist die Frau, die sich das Artefakt geliehen hat, inzwischen verstorben, und dummerweise hat ihr Sohn – Miles – keine Ahnung davon, worum es bei dieser ganzen Sache geht. Aber natürlich wäre er nicht Miles, wenn er nicht unbeirrt versuchen würde, etwas darüber herauszufinden. Leider sind alle Leute, die seine Mutter kannten, in dieser Angelegenheit äußerst zugeknöpft!

Da das Rätsel, das Miles diesmal zu knacken hat, mit seiner Mutter zusammenhing, bedeutet die Auflösung gleichzeitig eine Rekonstruktion seiner Familiengeschichte. Und schon bald zeigt sich, dass alles irgendwie miteinander zusammenhängt: der Große Cortado, Miles‘ Mutter, der Tiger, ja sogar das Zero sind Teil der ganzen Geschichte; und offenbar war es kein Zufall, dass ausgerechnet Miles mitten in dieses Abenteuer hineingestolpert ist.

Und während der Leser damit beschäftigt ist, häppchenweise die Informationen zusammenzusetzen, dreht der Zirkus seine Runde und kehrt zum Ausgangspunkt zurück. Viel passiert auf dieser Reise folglich nicht; die Handlung ist wesentlich ruhiger als im ersten Band. Die Vergangenheit steht diesmal im Vordergrund, und selbst die kurze Turbulenz, die Miles‘ und Tau-Taus Ausflug zu den Firbolg auslöst, dient nicht nur der Belebung der Handlung, sondern gleichzeitig der Weitergabe zusätzlicher Informationen. Richtig aufregend wird es diesmal erst gegen Ende, als der Zirkus schon fast wieder Larding erreicht hat. Das Ausbüchsen des Zero und die letzte Zirkusvorstellung in Larding bringen noch einmal kräftig frischen Wind in die Ereignisse.

_Bleibt zu sagen_, dass trotz vieler netter Ideen wie jene mit den Uhren und den Ratten und auch Bolzenglas‘ Zusammentreffen mit Doktor Tau-Tau dieser zweite Band ein wenig hinter dem ersten zurückgeblieben ist. Natürlich ist die Rätselei um Miles‘ Eltern und das Tigerei durchaus interessant, und die Szene am Höllenschlund ist wirklich drollig. Insgesamt fehlt dem roten Faden, den hier die Suche nach der Vergangenheit stellt, aber ein wenig der Sog, die Dringlichkeit, die der Rettungsaktion von Miles‘ Bärchen Mandarine innewohnte.

Für Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren, für die manche Zusammenhänge wahrscheinlich noch nicht so offensichtlich sind wie für Erwachsene, stellt diese Fortsetzung aber immer noch eine nette und liebenswerte Lektüre dar.

_Jon Berkeley_ stammt aus Dublin und lebt in Katalonien. Nach zwanzigjähriger Tätigkeit als Illustrator begann er mit „Das gestohlene Lachen“ die Trilogie um Miles und Little. Wann der dritte Band erscheint, ist allerdings noch offen.

http://www.ravensburger.de