Archiv der Kategorie: Rezensionen

Hub – Okko 1: Das Buch des Wassers

_Story_

Wir schreiben das Jahr 1108 in der offiziellen Zeitrechnung des Kaiserreichs Pajan: Die Asagiri-Ära, in der die verschiedenen Clans in erbarmungslosen Gefechten um die Macht über das Kaiserreich streiten. In diese Epoche ist auch Kleiner Karpfen hineingeboren worden, ein junges Mädchen aus ärmlichsten Verhältnissen, das sich aufgrund des vorschnellen Todes ihrer Eltern als Geisha den Lebensunterhalt verdient. Bei ihrem aktuellen Freier Noburo erlebt sie dann aber eine weitere Tragödie; die ins Wasser gepflanzte Behausung des maskierten Hünen wird von einem großen Piratentrupp vollkommen zerstört und der Riese selber in einem Pfeilhagel unter Wasser befördert. Wehrlos fällt auch das schwangere Mädchen den Attentätern zum Opfer und wird kurzerhand entführt.

Wenige Stunden nach dem Attentat kehrt der furchtlose Ronin Okko an den Schauplatz des Desasters zurück und verspricht Tikku, dem Bruder von Kleiner Karpfen, dass sie das Mädchen wieder befreien werden. Mit ebenso hinterlistigen Mitteln machen sich Okko, Noburo, Tikku und der stets betrunkene Mönch Noshin auf die Suche nach dem verschleppten Mädchen. Ihr Weg führt sie nach Tagakka Uchi, zum Hafen der Hundert Moränen, wo Kleiner Karpfen mitsamt einiger anderer Damen versteckt gehalten werden soll. Auf diplomatischen Wegen gelingt es Okko, mehr über das Versteck und die Grausamkeiten, die sich dort abspielen, herauszufinden, traut seinen Augen aber dennoch nicht, als er Zeuge dessen wird, was mit einigen der Geiseln geschehen ist. Von diesem Zeitpunkt an schwören Okko und Noburo, den brutalen Mördern nicht nur den Garaus zu machen, sondern sie mit einer ebenso blutigen Rache zu belegen. Aber schneller als erhofft stoßen die beiden an ihre Grenzen …

_Meine Meinung_

Der Trend europäischer Comic-Autoren, sich inhaltlich dem asiatischen Markt zu nähern, die Charakteristika des hiesigen Zeichen- und Handlungsstils dabei aber beizubehalten, setzt sich mit dem neuesten Werk des französischen Autors Hub weiter fort. Das bereits allerorts (zu Recht) gefeierte Werk, welches auf insgesamt fünf Zyklen ausgelegt ist, feiert mit „Das Buch des Wassers“ einen wahrhaft furiosen Einstieg, der in nahezu alle Genres der asiatischen Comic-Dynastie hineinschnuppert. Da gibt es Dämonen, verruchte Kaiser, Piraten, Samuraikämpfer und mysteriöse Clans, also im Grunde genommen alles, was das Herz des spezialisierten Comic-Liebhabers erfreut.

Allerdings hat Hub auch die Brutalität des dort beheimateten Genres übernommen und es diesbezüglich manchmal bis aufs Äußerste getrieben, so zum Beispiel in der Szene, als die Gefährtinnen von Kleiner Karpfen auf allzu blutige Weise hingerichtet werden. Alleine deshalb halte ich eine Altersbegrenzung schon einmal für sinnvoll. Davon abgesehen sind die Inhalte der Story zum Ende hin eh ein wenig vertrackter, so dass bezogen auf das Alter ohnehin eine gewisse Auffassungsgabe erforderlich ist, um dem actionreichen Treiben folgen zu können.

Die Story selbst ist indes enorm temporeich und nimmt kaum Rücksicht auf eventuelle Ungereimtheiten, wobei diese zu einem jeweils späteren Zeitpunkt wieder geklärt werden. Straight forward mit einer klaren Betonung auf der zahlreich vertretenen Kampfaktionen, die zusammen mit den finsteren Machenschaften von Okkos und Noburos neuen Feinden die extreme Seite dieses Comics repräsentieren. Dass dabei manchmal auch etwas Hektik aufkommt, liegt in der Natur der Sache, deckt sich aber auch sehr schön mit der Atmosphäre der Geschichte, die ja ebenfalls von Jagden und Fluchten durchsetzt ist. Dennoch würde man sich im Hinblick auf das mehrfach angedeutete, vorzeitige Finale eine kleine Tempodrosselung wünschen, denn es ist teilweise nicht ganz leicht, den vielen Situations- und Gedankensprüngen auf Anhieb zu folgen.

Dafür entschädigen aber die letzten Seiten mit einem sehr schön vorbereiteten Cliffhanger und wohligen Aussichten für den Nachfolgeband dieses unheimlich faszinierenden, so überaus vielschichtigen Comic-Albums. Sympathische und trotzdem unnahbare Personen wie Noburo und Okko, aber auch fantastisch illustrierte Schauplätze sind in der Comic-Szene ein echtes Unikum und ein hinreichender Grund, sich mit |Carlsen|s neuem Prachtstück einzudecken. Doch auch sonst gibt es noch zahlreiche Gründe, „Das Buch des Wassers“ anzutesten, wobei der wichtigste wohl die knisternde, unvergleichlich dichte Spannung ist. Doch jetzt genug der Worte und hinein ins Abenteuer mit Hubs neuen Helden!

http://www.carlsencomics.de/

Heller, Frank (Red.) – CTHULHU Spieler-Handbuch (zweite Edition)

_Allgemein_

Das „Cthulhu Spieler-Handbuch“ ist nun in der zweiten Edition erschienen. Grund dafür ist schlicht und einfach, dass die Vorgängerauflage ausverkauft ist. Die Regeln, das grundsätzliche Spiel und der allgemeine Inhalt blieben weitestgehend unangetastet und können in meiner [Rezension 1744 des Vorgängerbandes nachgelesen werden.

_Änderungen zur ersten Edition_

Die im Vorgängerband eingeführte Teilung in Spieler- und Spielleiter-Handbuch bleibt bestehen. Die Aufmachung des neuen Bandes wurde aber noch einmal deutlich angehoben. So wurde die Papierqualität verbessert und die Grafiken sowie das Layout wirken noch übersichtlicher und deutlich stimmiger, was ich eigentlich nicht für möglich gehalten habe.

Das neue Layout kommt mir ein wenig wie eine Mischung aus dem altbewährten und einer Prise des in „Cthulhu Now“ verwendeten Layouts vor, und diese Mischung passt. Besondere Schmankerl sind hierbei die richtig stylisch gestalteten neuen Charakterbögen sowie viele neue Fotos.

Selbstverständlich wurden auch sämtliche bekannten Errata berücksichtigt, was sich besonders in den korrigierten Tabellen widerspiegelt. Gänzlich neu ist der Artikel über die Deutsche Cthulhu-Szene, der die Möglichkeiten der Leser erläutert, sich in den verschiedenen Medien über das Spiel und die Neuerungen zu informieren; so wird auf das Cthulhu-Forum, den regelmäßigen Newsletter, das Magazin „Cthuloide Welten“, auf Stammtische und LARP-Aktivitäten (Liverollenspiel) eingegangen. Natürlich ist da ein wenig Eigenwerbung dabei, aber es gibt auch durchaus einige nützliche Tipps und Infos darunter. Einige Artikel wurden zudem ein wenig überarbeitet, so dass die zweite Edition knapp 20 Seiten mehr Umfang hat als der Vorgänger.

Das liegt aber auch daran, dass das vorherige Soloabenteuer „Schatten über Arkham“ durch das von Jakob Schmid verfasste „Das letzte Opfer“ ersetzt wurde. Das neue Soloabenteuer ist augenscheinlich für Einsteiger konzipiert worden, denn es führt den Spieler behutsam in die Regeln und Fertigkeiten des Cthulhu-Rollenspiels ein. Das ersetzte Abenteuer „Schatten über Arkham“ wird übrigens von |Pegasus| unter http://www.pegasus.de/951.html zum kostenlosen Download bereitgestellt.

_Fazit_

Die zweite Edition des Spieler-Handbuchs gefällt mir in Sachen Aufteilung, Layout und Grafik deutlich besser als der Vorgänger. Wer allerdings die erste Edition sein Eigen nennt und kein fanatischer Sammler ist, muss sich den Nachfolger nicht unbedingt anschaffen, denn so gravierend sind die Änderungen nicht. Jedem Neueinsteiger kann ich das „Cthulhu-Rollenspiel“ und somit auch das neue „Cthulhu Spieler-Handbuch“ auf jeden Fall ans Herz legen.

http://www.pegasus.de/cthulhu.html

|Siehe ergänzend dazu:|
[CTHULHU Spieler-Handbuch 1744
[CTHULHU Spielleiter-Handbuch 2016
[Expeditionen – Ins Herz der Finsternis 2857
[Chaugnar Faugns Fluch 3010
[Cthulhu Now 3508

Schwindt, Peter – Gwydion 02 – Die Macht des Grals

Band 1: [„Der Weg nach Camelot “ 2556

_Story_

Der einstige Bauernbursche Gwydion ist dank der fürsorglichen Anteilnahme seines neuen Weggefährten Ritter Humbert mittlerweile zum Knappen am Hofe geworden, ringt indes aber mit seinem Ehrgefühl. Die vorangegangenen Schlachten gegen die Sachsen und auch der Verrat des grausamen Mordred haben ihm ein ganz anderes Ritterbild vermittelt als jenes, das er sich in seiner Kindheit ausgemalt hat. Nach den Grausamkeiten, die er auf Camelot erlebt hat, zieht es Gwyn zurück in seine Heimat, wo er sich zumindest für kurze Zeit ein friedlicheres Leben erhofft. Auf dem Weg dorthin trifft er auf einen seltsamen, schwer kranken Einsiedler, der dem Jungen irgendwie vertraut erscheint. Erst später offenbart er sich als der einst verstoßene Ritter Lancelot, der vor mehr als 13 Jahren Opfer einer höflichen Intrige wurde und aufgrund einer Vergiftung dem Tod langsam aber sicher ins Auge blicken muss.

Gwyn befindet sich in einem Zwiespalt, denn einerseits würde er gerne in der Obhut seines Vaters Ruhe finden, andererseits sieht er sich auch in die Pflicht genommen, dem angeschlagenen Lancelot in seiner Not beizustehen. Auf Geheiß Merlins beschaffen Gwyn und Rowan dem Ritter, der einst auszog, um den heiligen Gral zu finden, einige Heilkräuter. Doch ihre Reise soll nicht ohne Folgen bleiben. Mordred ist ihnen dicht auf der Spur und hat es besonders auf Gwyn abgesehen; wie der nämlich bald realisieren muss, ist er ganz spezieller Herkunft und eventuell sogar die letzte Hoffnung für ganz Britannien.

_Meine Meinung_

Nach dem recht harten Ende des letzten Buches kehrt in „Die Macht des Grals“ zunächst einmal Ruhe ein; Gwyn ist geschafft und enttäuscht von den Vorgängen am Hofe Camelots und kann seine Erfolge gar nicht richtig genießen. Zu tief sitzt der Schmerz ob der jüngsten Geschehnisse und zu mysteriös erscheint ihm das Rätsel um seine Herkunft, als dass er seinem Knappendasein mit voller Konzentration gerecht werden könnte.

Mit der Heimreise verspricht er sich zunächst Ruhe, aber auch Klarheit über seinen Ursprung, denn nach wie vor nagt der Schmerz der Ungewissheit an ihm. Während Gwyn für eine längere Rast kaum Zeit findet, offenbart sich ihm schließlich auch Schritt für Schritt die Vergangenheit. Dabei muss er jedoch auch erfahren, dass sein geliebter Vater nicht der leibliche Erzeuger ist. Er war lediglich zum rechten Zeitpunkt am richtigen Ort, nämlich als seine Mutter Valeria, eine einst flüchtige Dame römischer Herkunft, einen Unterschlupf suchte und ihn fand. Die Bedeutung all dessen wird Gwydion aber erst klar, als er sich auf den Weg zur Festung von Goon Desert begibt, der Burg, in welcher der Heilige Gral der Legende nach aufbewahrt werden soll. Erst dort versteht er die Prophezeiung und seine Aufgabe im königlichen Ränkespiel; doch der Druck auf seinen Schultern ist urplötzlich unheimlich groß, und selbst der tapfere Gwyn hat seine Zweifel, ob er den Anforderungen gewachsen sein wird.

Im zweiten Teil der „Gwydion“-Saga arbeitet Peter Schwindt mit einem Schlag sehr viele bislang ungewisse Hintergründe um die jugendliche Titelfigur auf, hält jedoch die Spannung durch die Einführung neuer Geheimnisse konsequent auf einem hohen Niveau. Selbst wenn die Bestimmung Gwydions nunmehr klar ist, so liegt doch noch ein weiter Weg vor ihm, und schließlich muss er auch ständig um sein Leben fürchten, denn seine offensichtlichen Gegner werden immer zahlreicher. Doch während die Zukunft des jungen Knappen erst mal nur spekulativ zu betrachten ist, kann man über das hier Geschriebene zum wiederholten Male ein paar sehr positive Worte loswerden; der Autor versteht es einfach, immer neue Spannungskurven in den abenteuerlichen Plot einzufügen, und schafft durch die Schicksale, die Gwydion auf seinen Reisen erleiden muss, eine totale Identifikation mit der Hauptfigur. Weiterhin ist es ihm zum wiederholten Male sehr schön gelungen, seine Geschichte nah an die Artus-Sage anzulehnen, sich in entscheidenden Punkten aber auch wieder von ihr zu differenzieren. So funktioniert auch „Die Macht des Grals“ im weitesten Sinne als unabhängiger Roman innerhalb eines vertrauten Settings mit vielen bekannten alten Heroen.

Bereits in der Rezension zum ersten Band habe ich die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt noch notwendig ist, weitere Bücher um die Artus-Sage zu schreiben, schließlich kann man mittlerweile auf einen Fundus zurückgreifen, dessen Quantität wohl ausreicht, um mehrere Bibliotheken auszufüllen. Schwindt beantwortet diese Frage jedoch auch mit seinem zweiten Buch aus der „Gwydion“-Reihe ganz eindeutig: Ja, solange das Ganze so erfinderisch erzählt, so liebevoll bearbeitet und so spannend dargestellt wird wie in diesem Fall, darf die Legende aus dem alten Britannien gerne weiter ausgeschlachtet werden! Eine weitere dicke Empfehlung meinerseits für diese herrlich schöne Serie!

http://www.ravensburger.de/

Darbro, Jon / Dawson, Alain H. – Chez Geek 2 – Block Party

_Slack total_

Nachdem bereits das [Basisspiel 3261 zu „Chez Geek“ das WG-Leben ordentlich auf die Schippe genommen hatte, haben |Pegasus| bereits kurze Zeit später die Zeichen der Zeit erkannt und auch die beiden amerikanischen Erweiterungen für den deutschen Markt lizensiert und in einer weiteren schmucken Sammelbox veröffentlicht. Der Clou an der Sache: Die beiden Ergänzungssets „Block Party“ (so auch der Titel der deutschen Erweiterung) und „Slack Party“ werden im Paket veröffentlicht und bieten dem standesgemäßen Slacker mal wieder unzählige neue Möglichkeiten, um sein Slack-Kontingent zu erweitern und die WG-Mitbewohner zum Wahnsinn zu treiben. Womit die Erwartungen ja im Grunde genommen schon erfüllt wären …

_Witzige Neuerungen_

Was die Regeln betrifft, so hat sich im Vergleich zum Basisset nun nichts verändert. Nach wie vor ist das Spiel in fünf Phasen unterteilt, in denen man abhängig von seiner WG-Person verschiedene Aktionen in individueller Häufigkeit durchführen muss. Die einzige Neuerung betrifft eine spezielle Karte namens ‚Schiller der Hund‘. Dieses nette kleine Biest wird im Spiel wie eine Person behandelt und schließlich in den Raum eines Mitbewohners (oder den eigenen) gelegt und hilft dabei, die herumstreunenden Katzen loszuwerden.

Während hier also nichts Revolutionäres geboten wird, sind die insgesamt 112 neuen Karten mal wieder ein Garant für pausenloses Lachmuskeltraining. Spieldesigner John Darbro hat sich mal wieder einiges einfallen lassen, um die Peinlichkeiten des WG-Lebens zur Schau zu stellen, aber auch, um einige Merkwürdigkeiten aufzudecken, die man bislang nur für eine unbestätigte Legende hielt.

Wirklich erfinderisch war Darbro bei der Gestaltung der Dinge. Illustre Gegenstände wie der Schokoladenkeksteig, der Breitbildfernseher, Pustefix(!) und das Beowulf-Buch(!!) ermöglichen neuen Slack und rufen alleine bei der Betrachtung der netten Grafiken schon ein dezentes Schmunzeln hervor. Nett sind auch die Jederzeit-Karten, angeführt vom ‚alten Sack von oben‘, der die erforderliche Slack-Menge um jeweils 2 Punkte hinaufsetzt. Ebenfalls cool: ‚Zu viel Bass‘, ‚Sozialdarwinismus‘ und ‚Studiengebühren‘; Dinge, die eben jeden studentischen WG-Fritzen ärgern.

Die Personen erhalten in „Chez Geek 2“ ebenfalls Nachschub: Neu an Bord sind der Rauchwaren konsumierende Fahrradkurier, der Nachtwächter und – jetzt kommt’s – der Herr der Fritten, mit dem sich ein gewisser Rezensent auf Anhieb anfreunden konnte. Und wem das noch immer nicht genug ist, der kann sich über verschiedene Schauplätze für Schäferstündchen und TV-Aktivitäten wie ‚Mitzi, die Dämonenjägerin‘ oder das seltsame ‚Survival Camp‘ freuen, mit denen sich auch ein schöner Slack-Bonus verdienen lässt.

_Fazit_

Nun, der zweite Teil des deutschsprachigen „Chez Geek“-Kartenspiels ist keine Erweiterung in dem Sinne, dass sie das Spiel inhaltlich wirklich weiterbringen würde. Vielmehr zählen hier andere Qualitäten, wie eben der unangefochten geniale Humor Darbros, dessen Ideenreichtum anscheinend ebenso keine Grenzen gesetzt waren wie seiner bissigen Ironie und dem Zynismus, der auf einem großen Teil des Spielmaterials immer wieder durchschimmert. Allerdings hat er damit auch schon einen elementaren Teil seiner Zielgruppe definiert, denn die wird und darf auch nur aus solchen bestehen, die den eigenartigen, aber eben erfrischenden Humor des Spielentwicklers teilen und sich auch darüber freuen können, dass die Erweiterung nur in quantitativem Sinne als solche zählt. Nichtsdestotrotz sollte man sich das Bonus-Päckchen auf keinen Fall entgehen lassen, nicht zuletzt, weil man nunmehr bis zu neun Spieler um den Spieltisch versammeln kann, um so die ultimative Block-Party zu starten. In der großen Runde ist „Chez Geek“ nämlich erst recht unschlagbar!

http://www.pegasus.de

Hennen, Bernhard – Elfenlicht

[„Die Elfen“ 2169
[„Elfenwinter“ 2185

_Story_

Schwertmeister Ollowain muss schmerzlich feststellen, dass der Krieg zwischen Elfen und Trollen noch immer nicht ausgestanden ist. Gemeinsam mit Elfenkönigin Emmerelle sieht er der schwersten Schlacht gegen Skanga und die fürchterlichen Trollwesen entgegen und erahnt aufgrund der spürbaren Unterlegenheit seines Volkes bereits die Niederlage und den Untergang der Elfen.

Während die feindliche Armee sich in unbarmherzigem Tempo der königlichen Festung nähert, schmiedet Emmerelle einen verhängnisvollen Plan; sie benutzt den sagenumwobenen Albenstein, um mit dessen Hilfe den Albenpfad, auf dem die Trolle gerade marschieren, zu vernichten und sie ins Jenseits zu befördern. Die hilflosen Trolle werden tatsächlich geschlagen und fallen ins Reich der Schatten hinab, wo sie bereits von den fürchterlichen Yingiz empfangen werden.

Allerdings haben die Elfen im Anschluss an diesen Etappensieg kaum Grund zum Feiern; die Zerstörung des Albenpfads beeinträchtigt gleichzeitig die Harmonie im Gefüge der Welten und beschafft den Schattenwesen einen leichten Zugang nach ALbenmark. In Windeseile haben sich die Schatten im ganzen Land breitgemacht und dem erhofften Frieden einen schweren Rückschlag bereitet. Emmerelle setzt auf ihre letzte Trumpfkarte und entsendet Ollowain und die junga Lutin Ganda ins einst freie Land, um dort eine Lösung für die Bekehrung des Schattens zu finden. Doch die Aussicht auf Erfolg wird von Stunde zu Stunde geringer, denn schneller als befürchtet muss sich Albenmark unfreiwillig der Finsternis beugen.

_Meine Meinung_

Erfolgsautor Bernhard Hennen schließt mit dem dritten Teil seiner Elfensaga die zuletzt in „Elfenlicht“ forcierte Handlung in einem bombastischen Finale ab, welches noch einmal von zahlreichen epischen Schlachten und mystischen Geheimnissen durchsetzt ist. Die Geschichte knüpft dabei nahtlos an die Ereignisse des vorangegangenen Romans an und beschreibt den ungelösten Konflikt zwischen den Völkern der Elfen und der Trolle.

Nach wie vor müssen Emmerelle und ihre Gefolgsleute um den Untergang ihres Stammes fürchten, zumal die letzte Offensive der Trolle ungestümer und brutaler scheint als alles zuvor Erlebte. Ollowain und die Königin sind sich beinahe sicher, dass ihr Schloss dem erneuten Ansturm nicht standhalten kann, und beschließen, von Zweifeln übermannt, den Albenstein einzusetzen und sich mittels der daraus hervorgehenden Magie ihrer Gegner zu entledigen.

Der Triumph scheint nach dem erfolgreichen Gegenschlag vor Augen, doch bevor man sich versieht, ist man noch einer weitaus schwerwiegenderen Bedrohung ausgesetzt, der man mit normalen Waffen kaum noch beikommen kann. Die Yingiz machen sich im ganzen Land breit und überziehen es mit Angst und Schrecken. Lediglich Ollowain und Ganda tragen den verbliebenen Hoffnungsschimmer bei sich, doch dieses Mal scheint selbst der erfahrene Schwertmeister mit der Situation überfordert. Das Schicksal seines Volkes scheint unvermeidbar.

Hennen hat sich im dritten Band der Trilogie vorwiegend auf die Inhalte konzentriert, die bereits die ersten beiden Büchern zu lesenswerten und im weitesten Sinne auch anspruchsvollen Fantasy-Werken haben werden lassen. Die Spannungskurve ist dabei vergleichbar mit dem vielzitierten „Herr der Ringe“, denn auch hier fügen sich im letzten Teil noch viele Geheimnisse zusammen, die Hennen einst offen gelassen hat, und auch hier ist der dritte Teil geprägt von erbarmungslosen Schlachten und teils auch furchtbarem Gemetzel. In Sachen Brutalität hat der Autor mit „Elfenlicht“ den Höhepunkt seines Schaffens im Bereich der Elfenromane gesetzt, es aber gottlob nie übertrieben. Die Kampfdarstellungen wirken authentisch und glaubwürdig und arten nicht zu Endloskriegen aus, wobei jederzeit die Gefahr besteht, dass sich ein ebensolcher anbahnt. Hennen jedoch umschifft dies sehr geschickt, indem er eine Schlachtszene mit einer plötzlichen Wendung des Geschehens zum Ende führt, gleichzeitig aber auch wieder neue Szenarien entwickelt, die noch Pompöseres erwarten lassen – so zum Beispiel ganz prägnant bei der Zerstörung des Albenpfads, der nach einem etwas zähen Beginn merklich dazu beiträgt, dass die Handlung Fahrt aufnimmt.

Kritik gilt es indes bei der Entwicklung der Charaktere anzubringen. Woran es „Elfenlicht“ eigentlich bis zum Schluss mangelt, sind Identifikationsfiguren und Protagonisten im Allgemeinen. Emmerelle kann dieser Rolle nicht mehr gerecht werden und auch Ollowain erlangt auf seiner späteren Reise nicht die Position des tragenden Helden. Gleiches gilt für die feindliche Seite, die im Kollektiv auftritt und keinen echten Bösewicht vorzeigen kann. Problematisch ist all dies speziell vor dem Hintergrund, dass eine subjektive Orientierung kaum gewährleistet ist. Man verfolgt lediglich das allgemeine Geschehen, jedoch aus keiner eindeutigen Perspektive. Klar, im Endeffekt hält man natürlich zu den Titelgestalten, aber gerade bei einem erneut so üppig bestückten Buch wäre es äußerst wünschenswert gewesen, wenn man etwas Konkretes über die gesamte Distanz hätte verfolgen können und nicht allzu viele unabhängige Teilaspekte – selbst wenn diese zum Schluss hin ein homogenes Ganzes ergeben.

Eine weitere Schwierigkeit ist die Gestaltung der Endszenen. Zu sagen, Hennen würde abrupt einen Strich machen, wäre zwar übertrieben, doch nach der epischen Untermalung des dreiteiligen Plots wäre eine konsequente Fortführung dieser Form auch in der Schlusssequenz absolut angebracht gewesen. Der Autor versteift sich aber leider darauf, ein rasches Schlussmoment zu inszenieren, das mal wieder einige unbeantwortete Fragen hinterlässt.

Natürlich hält er sich damit auch das kleine Hintertürchen auf, eines Tages einen weiteren Roman um die Elfen zu verfassen – auch wenn ich mir das nach Abschluss der Geschichte jetzt schwer vorstellen kann -, aber die feine Art ist das sicher nicht.

Schlussendlich möchte ich meine Rezension allerdings nicht zu sehr auf die kritischen Inhalte fokussieren, denn im Grunde genommen ist auch „Elfenlicht“ ein weiteres umwerfendes Fantasy-Epos aus der Feder eines der begabtesten Genre-Autoren dieses Landes. Hennen wird den Erwartungen an die Fortsetzung inhaltlich und auch stilistisch zu nahezu einhundert Prozent gerecht und ermöglicht einige lange Schmökerabende mit den Elfen um Königin Emmerelle und Ollowain. Wer die beiden Vorgänger bereits gelesen hat, darf „Elfenlicht“ deswegen natürlich auch nicht verpassen!

http://www.bernhard-hennen.de/
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Clare Clark – Vermesser, Der

Im Jahre 1855 war London noch nicht die moderne und pompöse Metropole, wie wir sie heute kennen. Nein, vor gut 150 Jahren, also in der Zeit, in der Clare Clarks Debütroman „Der Vermesser“ spielt, ging London unter in seinem eigenen Unrat. Schon auf dem vorderen Buchdeckel wird Patrick Süskinds berühmter Roman [„Das Parfum“ 3452 als Vergleich herangezogen, denn auch das „Parfum“ spielt in einer Zeit, in der eher die „Un-Wohlgerüche“ das Leben der Menschen beherrschten. Und genau wie schon Patrick Süskind zuvor, schafft es auch Clare Clark, ihren Lesern diese Gerüche, diesen Gestank und diesen dreckigen Moloch so nahe zu bringen, dass diesen ein kalter Schauer nach dem anderen den Rücken herunterläuft …

Schon in der ersten Szene begleiten wir den Vermesser William May hinunter in das Labyrinth im Untergrund. May ist unser Roman“held“, der gezeichnet und verwundet aus dem Krimkrieg zurückgekehrt ist und zu seinem Glück eine sehr angesehene und gut bezahlte Stelle als Vermesser erhält. Zur Zeit der Romanhandlung wird in London an einer gewaltigen Kanalisation gebaut, die das Abwasserproblem lösen soll und an der May als Vermesser entscheidend beteiligt ist. Immer wieder zieht es ihn in den Untergrund zurück, wo er einmal die zahllosen Gänge erforscht, wo er aber auch die Abgeschiedenheit nutzt, um sich selbst mit dem Messer zu schneiden, um seine Wunden aus dem Krimkrieg zu vergessen.

Auch die zweite Hauptfigur, der Kanaljäger Tom, lebt von den Kanälen im Untergrund Londons, wo er Ratten fängt, um diese an einen Kneipenwirt zu verkaufen, der diese für Hundekämpfe einsetzt, in denen die Hunde so viele Ratten wie möglich in einer Minute totbeißen müssen. Tom lebt recht gut von dieser Arbeit, sieht aber bereits das Ende der Rattenfänge gekommen, wenn nämlich die Kanalisation immer besser von den Ausspülern bewacht wird und auch zu viele andere Kanaljäger sich über die Ratten hermachen. Als er eines Abends einen Hundekampf besucht, fällt ihm ein Hund auf, der still und nicht besonders gefährlich aussieht. Später auf dem Heimweg läuft ihm der Hund wieder über den Weg und Tom beschließt, Lady – so hat er die Hundedame getauft – mit zu sich nach Hause zu nehmen. Zu seiner großen Überraschung erweist sich Lady als wahre Kampfmaschine gegen die Ratten, was auch nicht dem „Captain“ entgeht, der auf der Suche nach einer solchen Kampfmaschine ist und sich bereit zeigt, eine Menge Geld für einen solch gefährlichen Hund auszugeben. Tom braucht das Geld für seinen Ruhestand und für die Zeit, in der er kein Geld mehr mit Kanalratten machen kann, also beschließt er schweren Herzens, sich von seinem geliebten Hund zu trennen. Noch ahnt er allerdings nicht, dass er damit in eine Falle tappt.

Aber auch May trifft das Schicksal hart: Ganz ungewollt verscherzt er es sich durch seine gewissenhafte Arbeit als Vermesser mit dem Ziegeleibesitzer Alfred England, der einen ersehnten Auftrag nicht erhält. Eines Abends läuft May in den düsteren Straßen Londons dem wütenden Ziegeleibesitzer über den Weg, der William bedroht. May weiß sich keinen anderen Weg als die Flucht in die Kanalisation, die er wie seine Westentasche kennt. Dort jedoch verliert er das Bewusstsein und kriegt nur in einem tranceartigen Zustand mit, wie ein grausamer Mord geschieht, an den er sich zunächst nicht erinnern kann. Nach diesem schrecklichen Erlebnis wird May sehr krank, als er sich jedoch auf dem Wege der Besserung befindet, wird er plötzlich des Mordes an Alfred England beschuldigt. Ihm droht der Galgen – und genau in diesem kritischen Moment wendet sich selbst Mays geliebte Frau Polly von ihm ab …

Es ist eine düstere, stinkende und bedrohliche Welt, in die Clare Clark uns entführt. Wie in Patrick Süskinds großartigem Roman „Das Parfum“ begibt man sich auch hier Schritt um Schritt in eine fremde Welt, in die uns die eindringlichen Worte der Autorin entführen. Clarks Situationsbeschreibungen könnten nicht realistischer und eindrucksvoller sein; sie verwendet viele Metaphern, um uns die dunklen Straßen Londons und vor allem die dreckige Kanalisation vor Augen zu führen. Sie verwendet viele Worte, um ihrer Erzählung eine Atmosphäre einzuhauchen, die es dem Leser ermöglicht, vollkommen in die Geschichte einzutauchen und alles um sich herum zu vergessen. „Der Vermesser“ ist die ideale Lektüre für einen dunklen Winter- oder Herbstabend, wenn draußen der Regen auf die Fensterbänke prasselt und am besten noch Blitze am Himmel zucken, die den Leser zwischendurch immer wieder aufschrecken lassen. Es sind die düstersten Ecken Londons, die zwielichtigsten Kneipen und die unratüberspülten Kanäle, die Clare Clark als Kulisse für ihren spannenden und atmosphärisch dichten Debütroman auswählt. Und eins ist sicher: Sie braucht den Vergleich mit Patrick Süskind nicht zu scheuen. Denn es ist nicht nur die dramatische Szeneriebeschreibung, die für Clare Clark spricht, sondern es ist darüber hinaus die authentische und gefühlvolle Zeichnung zweier Charaktere, die im London des 19. Jahrhunderts ein eher tristes Leben fristen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Titelfigur William May, der als Vermesser sein Auskommen hat, aber trotz der gut bezahlten Arbeit sein Glück nicht findet. Der schreckliche Krimkrieg steckt ihm immer noch in den Knochen, außerdem hat er die seelischen Wunden, die ihm damals zugefügt wurden, noch nicht überwunden. Seine Zuflucht findet William May in den scheinbar unbeobachteten Kanalgängen, in denen er sich Wunden zufügen und sein eigenes Blut schmecken kann. Mays Psyche scheint angeknackst, seine Ehe nicht sonderlich glücklich, da Polly mit ihren Forderungen zu viel von ihrem Ehemann einfordert. Sie macht Pläne, mietet ein Haus, stellt ein Hausmädchen ein und wird ein zweites Mal schwanger, doch William entzieht sich immer mehr seiner wachsenden Familie und findet in ihr auch keinen Rückhalt, als er des Mordes beschuldigt wird und seine einzige Hoffnung in seinem Pflichtverteidiger liegt, der jedoch nicht so recht an Mays Unschuld glauben mag und darüber hinaus seinen allerersten Mandanten zu verteidigen hat.

Ungeahnte Schützenhilfe erhält William May in dieser ausweglosen Situation allerdings von dem Kanaljäger Tom, der übers Ohr gehauen wurde und nun auf Rache sinnt. Obwohl er ebenfalls von Mays Schuld überzeugt ist, da er selbst ihn mit einem blutigen Messer am Tatort entdeckt hat, muss Tom doch erkennen, dass May und er den gleichen Feind haben und dem gleichen Schlitzohr aufgesessen sind. Eine verzweifelte Rettungsaktion beginnt, die sowohl Toms wie auch Williams Leben retten soll. Doch ob dies gegen einen so übermächtigen Gegner gelingen kann, das ist fraglich.

Clare Clark nimmt sich viel Zeit, um ihre Protagonisten vorzustellen und dem Leser die Straßen ober- und unterhalb Londons zu schildern, in denen sich alles abspielen wird. Fast die Hälfte des Buches braucht Clark für ihre Vorbereitungen, bis es schließlich zu dem grausamen Mord kommen kann, der auf dem Buchrücken bereits angekündigt wird. Der Spannungsbogen setzt demnach erst recht spät ein, steigt dann kontinuierlich an und fesselt den Leser zum Schluss des Buches aber vollends, sodass man unbedingt weiterlesen und wissen muss, ob William May gerettet werden kann, und um zu erfahren, was nun tatsächlich vorgefallen ist. Doch obwohl der Spannungsbogen erst auf der Mitte des Buches einsetzt, ist die erste Hälfte keineswegs langweilig, da Clark hier die Voraussetzungen schafft und uns in das schmutzige London entführt, in dem wir zusammen mit dem Protagonisten umherirren werden.

„Der Vermesser“ ist ein literarischer Leckerbissen, den sich kein Buchwurm entgehen lassen sollte. Auf der Handlungsebene mag vielleicht nicht allzu viel passieren, dennoch hat Clare Clark ein beeindruckendes Debüt vorgelegt, das man einfach würdigen muss. Alle Lobeshymnen sind hier vollkommen berechtigt, da Clark ein Buch geschrieben hat, das sich positiv aus der Masse anderer Krimis heraushebt und durch seine dichte Atmosphäre, die eindrucksvollen Beschreibungen und die glaubwürdigen Figurenzeichnungen zu überzeugen weiß. An diesem Buch stimmt einfach alles, sodass ich nur eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen kann!

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Stroud, Jonathan – Eisfestung, Die

Kinder empfinden, denken, fühlen und letztlich handeln ganz anders als Erwachsene. Die Welt mit Kinderaugen gesehen, ist nicht die gleiche wie aus unserer Perspektive. Im Erwachsenenalter vergessen wir leider viel zu oft, was Kinder wirklich berührt, wovor sie Angst haben, und dass eben die Wahrheit für beide Parteien grundsätzlich niemals die gleiche sein kann.

„Kinder an die Macht“ – eine Parole für den neuen Roman „Die Eisfestung“ des Autors Jonathan Stroud, die hier durchaus ihren Sinn ergibt. Handeln Kinder immer nach ihrem ganz eigenen Gerechtigkeitssinn, ohne sich über die Konsequenzen im Klaren zu sein? Wann wird aus einem Spiel bittere und tragische Realität? Grenzen verschwimmen in einer Form von emotionaler Grauzone, vernebelt durch Empfindungen, Ängste und die Erfahrungen mit den Erwachsenen, die ohnehin nicht die Tragik der Situation verstehen können.

Ist dies wirklich so?

Viele Kinder- und Jugendbücher laden den Leser auf eine Reise durch die Zeit ein, an einem Ort, den sie früher mal gekannt haben, zu Erlebnissen und Empfindungen, die wir in die tiefsten Schubladen unseres Gedächtnisses verbannt haben. Dem englischen Autor Jonathan Stroud, der durch die Bartimäus-Triologie einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht hat, gelingt dies unglaublich gut. Vorab sei zu sagen, dass der Roman aufwühlend geschrieben ist und uns wirklich dazu anleiten kann, darüber nachzudenken, wie verschieden Kinder und Erwachsene eine Situation wahrnehmen und ihr begegnen können.

_Die Geschichte_

An einem klirrenden, eiskalten Winternachmittag erkundigt die kleine Emily eine noch recht gut erhaltende Burgruine. Für Kinder ein fast schon magisch anziehender Ort voller vielversprechender Abenteuer und Gefahren, nicht nur für Emily. Dort trifft sie auf einige Kinder aus der Nachbarschaft, eine Schneeballschlacht entbrennt vor den Festungsanlagen und sie findet in Marcus und Simon zwei Verbündete, die ihr Schicksal teilen.

Marcus, ein charismatischer und aufgeweckter Junge, zieht die beiden Freunde in seinem Bann aus Geschichten rund um die alte Burg. Er erzählt von vielen Schlachten und Belagerungen, die vor dem Tor auf den Hängen der Anlage stattgefunden haben. Jetzt in der Winterzeit finden keine touristischen Besichtigungen der Ruine statt, nur ein städtischer Wächter schaut ab und an nach dem Rechten.

Emily und Simon sind eher vorsichtig und skeptisch, doch lassen sich sie sich von Marcus dazu überreden die verbotene Burg zu erkunden und gegebenenfalls zu erobern. Im ersten Eroberungsfeldzug werden die drei aber von dem Wächter erwischt und kurzerhand verjagt. Die erlittene Schmach möchten sie diese natürlich wieder wettmachen.

Angesteckt von der Idee, verabreden sich die drei Abenteurer für den nächsten Tag. Eine Kriegslist wird erdacht, eine Ausrüstung geplant und der Entschluss gefasst, die Burg in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu belagern und letztlich zu erobern. Ziel ist es, in dem alten Gemäuer eine Nacht zu verbringen.

Den drei Eroberern gelingt dieser tollkühner Plan, doch am anderen Morgen verschlafen Marcus, Simon und Emily. Das unschuldige Spiel wird zu einer dramatischen Situation für Marcus, denn dieser hat seinen Erzählungen nach zu urteilen nicht zu Unrecht Angst vor seinem gewalttätigen Vater.

Einige Tage vergehen, bis sich die drei Kinder zufällig wieder treffen. Marcus verbirgt sein Gesicht vor den Freunden, aber die grünen und blauen Flecken sind nicht zu übersehen. Marcus erzählt, dass dies sein Vater war, und er verschanzt sich mit seinen neu gefundenen Freunden auf der Burg. Aus diesem Nervenkitzel wird bitterer Ernst, als nicht nur der städtische Wächter, sondern auch die Polizei, die Feuerwehr und selbst die Sozialarbeiter als Belagerer vor den Burgmauern auftauchen.

Das übermütige Spiel schlägt plötzlich in einen eskalierenden Alptraum um.

_Kritik_

„Die Eisfestung“ wurde parallel zu dem Erfolgsroman „Bartimäus“ verfasst. Der subtile Psychothriller für Jugendliche – aber auch Erwachsene – ist ungemein atmosphärisch und fesselnd. Die Geschichte beginnt mit ersten Kämpfen und endet dramatisch in einer Belagerung.

Jonathan Stroud verbindet dabei Fantasie mit der Realität auf eindrucksvolle Art und Weise. Wie schon erwähnt, spielen hier die verschiedenen Sichtweisen der drei Kinder die Hauptrolle. Jeder von ihnen ausgestattet mit individuellen Eigenschaften, aber nicht durch eine langjährige Freundschaft verbunden, erzählen die Situationen in den verschiedenen Abschnitten immer aus einer völlig anderen Perspektive.

Die Wahrheit hat oftmals mehrere Gesichter und zeigt sich nicht immer auf dem ersten Blick. Feind- und Freundschaft, Verrat und Loyalität finden sich als Themen in der Geschichte immer wieder. Zwar entwickelt diese sich langsam, aber entstehen keine Längen, die den Lesefluus stoppen. Wer Bartimäus kennen und lieben gelernt hat, der sollte jedoch nicht erwarten, genau dieses Genre in „Die Eisfestung“ wiederzufinden. Viele werden den Humor und den Sarkasmus vermissen. Die hier vorliegende Story ist dafür nicht wirklichkeitsfremd. Nahezu beklemmend lässt sie uns innehalten und das Buch weglegen, um die geschilderte Situation in der Geschichte zu überdenken.

Vergleichen kann man die Romane rund um „Barti“ nicht mit diesem Psychothriller, wie der Leser nun festgestellt haben wird. Jonathan Stroud hat sich sorgfältig mit der Psyche von Kindern und Jugendlichen befasst, deswegen ist dieses Buch auch gut für die angehenden Erwachsene zu empfehlen, aber gerade Erwachsene werden sich nach der Lektüre Gedanken darüber machen, worüber und vor allem wie ihre Kinder wohl (nach-)denken. Genauso gut aber werden sie über ihr eigenes Verhalten nachdenken müssen, denn die Wahrheit hat auch immer zwei Gesichter – das der Kinder, die lernen, und das der Erwachsenen, die das Erlernte scheinbar fast vergessen haben.

_Der Autor_

Jonathan Stroud wurde 1970 in Bedford, England geboren. Seit er sieben Jahre alt war, schreibt er Geschichten. Zunächst arbeitete Stroud als Lektor, bis er sich dazu entschloss, eigene Kinderbücher zu veröffentlichen. Zusammen mit seiner Frau Gina und seiner Tochter Isabelle lebt und schreibt er in London. Die Jugendromane rund um den Dämon Bartimäus sicherten ihm einen Platz auf den Beststellerlisten und in den Herzen vieler Jugendlichen und Erwachsenen. Die Trilogie wird zurzeit von |Miramax| verfilmt.

|Originaltitel: The Last Siege, 2003
Originalverlag: Random House UK
Übersetzt von Bernadette Ott
Deutsche Erstausgabe
Ab 12 Jahren
Gebundenes Buch, 288 Seiten, 13,5 x 21,5 cm|
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/

_Jonathan Stroud auf |Buchwurm.info|:_
[Bartimäus – Das Amulett von Samarkand 353
[Bartimäus – Das Auge des Golem 1613
[Drachenglut 3381

Heller, Frank (Red.) – Cthulhu Now (Cthulhu-RPG)

_Allgemein_

Die Begeisterung für das „Cthulhu-Rollenspiel“ lebt, neben dem dargebotenen Horror nach den Motiven von H. P. Lovecraft, vor allem auch von den vielen verschiedenen Settings, in denen gespielt werden kann. Neben den „klassischen“ Zeitaltern (1920er und 1890er) gibt es noch viele andere, wie zum Beispiel „Cthulhu 1000 A.D.“, das sich mit dem Mittelalter befasst und im Oktober 2007 außerdem als komplettes Regelbuch veröffentlicht werden soll. Für die heutige Zeit gab es allerdings noch kein ins Deutsche übersetztes Setting. Das hat sich jetzt mit dem Erscheinen von „Cthulhu Now“ geändert.

Dieser Quellenband befasst sich zwar auf über 240 Seiten mit dem Schrecken der Großen Alten in der modernen Welt des 21. Jahrhunderts und bietet die dazugehörigen Regeln und Hintergrundinformationen, ist allerdings auch wirklich nur ein Quellenband. Man benötigt also das „Cthulhu Spielleiterhandbuch“ und das „Cthulhu Spielerhandbuch“ zum Spielen, auch wenn das Heftchen „Cthulhu für Einsteiger“ beigelegt ist, das die wichtigsten Regeln beinhaltet. (Das Heft kann auch kostenlos im Internet unter http://www.pegasus.de/cthulhu runtergeladen werden.)

_Inhalt_

Besonders auffällig sind das veränderte Layout und die grundsätzlich geänderte Aufmachung. So dominieren nicht, wie in den Publikationen der „Standartsettings“, zeitgenössische Fotografien, sondern düstere Schwarzweiß-Zeichnungen den Band. Das ist sehr sinnvoll und leicht nachvollziehbar, denn im Zeitalter der Fotohandys kann sich jeder selber so viele zeitgenössische Fotos machen, wie er will. Indem Zeichnungen verwendet werden, lässt sich viel effektiver eine düstere Atmosphäre aufbauen. Die bewährte Qualität, was den Einband, das Papier und das Lesebändchen betrifft, wird natürlich beibehalten.

Der textliche Inhalt befasst sich neben der besonderen Stimmung bei „Cthulhu Now“ und den obligatorischen geistigen Störungen größtenteils mit den modernen Medien (Handys, Internet, Musik, Filme), den polizeilichen Ermittlungsmethoden und der modernen Gerichtsmedizin. Den Abschluss bilden mit „Die schreckliche Welt des Paul Wegner“ und „Eisige Tiefen“ zwei für einen Quelleband sehr gute und mit jeweils 20 Seiten ziemlich ausführliche Abenteuer.

_Mein Eindruck_

Trotz anfänglicher Skepsis ist mein endgültiger Eindruck durchgehend positiv. Meine Bedenken, dass mit der modernen Technik nur sehr schwer cthuloider Schrecken zu erzeugen ist, wurden sehr schnell zerstreut, denn die Autoren verstehen es meisterlich, dem geneigten Leser viele Tipps zu geben, wie er die modernen Möglichkeiten gegen die Spieler richten kann, um so den Horror auf eine andere Stufe zu heben. Übernatürliche Computerviren, besessene Handys und kultistische Rockmusik sind nur einige Beispiele dafür. Auch die Möglichkeit, ein nihilistisch ausgelegtes Cthulhu-Rollenspiel zu betreiben, dürfte auf viele Spieler und Spielleiter sehr stimulierend wirken.

Aber zurück zu den modernen Medien: Im gleichnamigen Kapitel wird ausführlich und sehr anschaulich erläutert, wie das Internet den Mythos beeinflusst und welche Möglichkeiten das sowohl für die Investigatoren als auch für die Kultisten und Mythoswesen bietet. Ebenso zwiespältig entpuppt sich übrigens auch der Artikel über die Nutzung von Handys, der mir als ausgesprochenem Handyhasser viel Freude bereitet hat und sicher so manchen Leser erfreuen wird. Warum die moderne Welt noch nicht auf den Mythos aufmerksam geworden ist, wird im Kapitel „Welt aus den Fugen“ äußerst schlüssig erklärt, und auch die düstere Grundstimmung wird gut rübergebracht.

Die zeitgenössischen Berufs-, Fertigkeits-, Waffen- und Ausrüstungslisten sind sehr gut recherchiert und bieten den Spielern jede Menge Möglichkeiten, ihre Charaktere für die „Jetztzeit“ zu gestalten. Sie werden es auch nötig haben, denn die Spieler müssen bei „Cthulhu Now“ deutlich vorsichtiger zu Werke gehen, denn die Möglichkeiten der Polizei, was Spurensuche und Gerichtsmedizin betrifft, sind sehr groß, was in den meisten Fällen eher von Nachteil für die Charaktere sein dürfte und das Spiel zusätzlich noch einmal schwieriger, aber somit auch spannender macht. Das gilt übrigens ebenso für die neuen und alten Geheimbünde und Geheimgesellschaften, die selbstverständlich auch nicht fehlen dürfen.

Alles in allem werden bei „Cthulhu Now“ alle interessanten Fragen so ausführlich wie nötig und so präzise wie möglich erläutert, was das lesen wirklich sehr positiv beeinflusst und dafür sorgt, dass keine Langeweile aufkommt. Die zwei enthaltenen Abenteuer gefallen mir sehr gut, auch wenn mich „Die schreckliche Welt des Paul Wegner“ ziemlich an den Film „The Cell“ erinnert. Da das aber einer meiner Lieblingsfilme ist, möchte ich das als ausdrückliches Lob verstanden wissen.

_Fazit_

Mit „Cthulhu Now“ ist dem |Pegasus|-Team mal wieder ein überragender Quellenband gelungen, der nur wenige Wünsche offen lässt. Das Setting ist sehr ausgewogen und anregend gestaltet worden, und es werden haufenweise Ideen und Anregungen für das Spielen in der heutigen Zeit geliefert, die zusammen mit den zwei Abenteuern jedem Spielleiter eine ganze Weile lang viel Freude bereiten werden. Alles in allem also eine sehr runde Sache.

http://www.pegasus.de/cthulhu.html

|Siehe ergänzend dazu:|
[CTHULHU Spieler-Handbuch 1744
[CTHULHU Spielleiter-Handbuch 2016
[Expeditionen – Ins Herz der Finsternis 2857
[Chaugnar Faugns Fluch 3010

Andreas Eschbach – Ausgebrannt

Markus Westermann ist auf dem speziellen Trip, viel Geld mit »opi & opm« (other people’s ideas and other people’s money) zu machen. Die neue Ölkrise und mit ihr der »Öl-Guru« Block kommen ihm gerade recht. Block ist fest überzeugt von seiner Idee, dort Öl finden zu können, wo die moderne Geologie keines findet. Und er besitzt das Charisma, andere Leute zu überzeugen. Für Markus ist das die Gelegenheit seines Lebens, und er fackelt nicht lange.

Mit Block und seiner Methode im Schlepptau organisiert er eine erfolgreiche Risikoinvestment-Firma, die erste Bohrungen finanziert und – da tatsächlich Öl gefunden wird – die Sache groß aufzieht. Mit einem Schlag ist Markus reich und erfolgreich, findet die Frau seines Lebens und lebt unter den Reichen und Schönen New Yorks ein Leben voll Sex und Drogen. Bis die Firma »Block Explorations« einen Auftrag aus Saudi-Arabien annimmt. Trotz größter Anstrengungen scheitert Block und verschwindet unter mysteriösen Umständen, die Investmentfirma zieht ihr Kapital zurück und Markus versinkt in Schulden. Es ist programmatisch, dass er auf seiner einer Flucht gleichenden Jagd nach den Unterlagen Blocks, um seine Methode zu retten, plötzlich mit leerem Tank auf dem Highway steht und einen schweren Unfall verursacht, der ihn zurück nach Deutschland in eine spezielle Reha-Klinik bringt.

Die globale Lage spitzt sich zu, Saudi-Arabien steht vor den Ruinen seines Ölreichtums und muss das Versiegen der größten Quellen offenbaren, die Weltwirtschaft bricht ein. Erste militärische Schläge von China, USA und Russland versuchen, die übrigen Ölvorkommen zu verstaatlichen, Terroranschläge erschweren ebenso wie offizielle Beschränkungen den Ölhandel. Es ist absehbar, dass die industrialisierte Welt im Chaos versinken wird, wenn keine Alternativen entwickelt werden.

Block bleibt weiterhin verschwunden, Markus wird nun auch in Deutschland polizeilich gesucht, und eigentlich bleibt nur die Block-Methode als rettender Strohhalm. Markus plant seine Flucht nach Amerika, um nochmals zu versuchen, der Unterlagen habhaft zu werden, die vielleicht die Welt retten können …

Andreas Eschbach schaffte mit dem vorliegenden Roman erstmals den Sprung in die Top10 der Spiegel-Bestsellerliste. Seine Romane zeichnen sich von jeher durch die hohe atmosphärische Dichte aus, was noch bei seinem Erstling Die Haarteppichknüpfer von vielen Verlegern verkannt wurde. Mittlerweile gehört Eschbach zu den interessantesten Schriftstellern, die in der Romanwelt zu finden sind. Eschbach lebt und arbeitet in Frankreich.

Das Erdöl – weiß doch jeder, dass es nicht ewig reichen wird. In Deutschland wurde der Grüne Punkt eingeführt mit dem Hinweis, an die Kinder zu denken. Damals wurden die Karosserien der meisten Autos noch aus Blech gefertigt. Spätestens 2050, so heißt es im Volksmund, müssten die Erdölvorkommen erschöpft sein. Hat sich mit diesem verbreiteten Wissen irgendetwas in unserem Verhältnis zu diesem Rohstoff getan? Ja. Man sammelt Kunststoffe und führt sie Recyclinganlagen zu. Oder findet sie in der Wüste wieder. Man schafft gläserne Getränkeflaschen ab und trinkt nur noch aus Plastikflaschen. Zwischen den einzelnen Käsescheiben liegt kein Papier mehr, sondern eine Folie. Und die Autos bestehen zu immer mehr Anteilen aus Kunststoff.

Eschbach findet in »Ausgebrannt« noch weit wichtigere und augenöffnendere Beispiele für diese verkehrte Welt, in der das Öl so unglaublich billig und kurz vor dem Versiegen ist. Man macht sich keine Vorstellung davon, wie billig es wirklich ist; man sieht die steigenden Treibstoffpreise und schimpft auf die Ölscheichs. Okay, seit diesem Jahr auch auf die Mehrwertsteuer.

Eschbach selbst hat einmal gesagt, in einem Roman stünde nur die Spitze des Eisberges an Informationen, die der Autor im Laufe seiner Recherche zusammenträgt. Legt man das zugrunde, muss er jetzt eine Bibliothek über wirtschaftliche Zusammenhänge, das Ölgeschäft, die Weltgeschichte in Zusammenhang mit dem Öl und den Standpunkt der alternativen Energien besitzen. Und trotzdem fühlt man sich von diesen Informationen nicht erdrückt, sondern im höchsten Maß unterhalten, man ist gefesselt bis zur letzten Seite und dankt Herrn Eschbach für die Eröffnungen. Einiges ist allgemein bekannt, viel dagegen wird nicht in der Form publik gemacht; es wird viel zu selten mit diesem Thema konfrontiert und viel zu wenig unternommen, was dem Menschen zeigen würde: Wir verschwenden das Öl nicht sinnlos, wir sind auf der Suche nach Alternativen, und zwar ernsthaft.

Ob die Theorie von Block wahre Aspekte haben könnte, werden wir nie erfahren, hoffentlich. Der Gedanke, doch noch mehr Öl finden zu können, klingt faszinierend, führt aber letztlich nur weiter in die Sackgasse. Diese Erkenntnis sammelt Markus Westermann auf seiner Suche nach Reichtum und dem Gefühl, »es geschafft zu haben«, reichlich spät und lässt damit Raum genug, den Leser ein Bewusstsein für die Problematik entwickeln zu lassen. Wenn man nach der Lektüre ein Formel-1-Rennen guten Gewissens anschauen kann, wer nicht die verbrannte Energie fühlt, wenn ein LKW die Straße vorbeidonnert, der hat zu viele Pausen beim Lesen gemacht und sich nicht auf die Thematik und die Geschichte eingelassen.

»Ausgebrannt« beschäftigt sich nicht in ausgelutschter Art mit einer Endzeit voll Mutanten und barbarischen Diktatoren. »Ausgebrannt« verlagert die Probleme, die sich aus dem Thema ergeben, aus der nahen Zukunft in die Gegenwart, führt vor Augen, dass es jederzeit zu dem Zusammenbruch kommen kann, und erklärt auch die Gründe. »Ausgebrannt« erzählt die Geschichte von modernen Ölsuchern und ihrer Habgier, die sie lange die Augen vor der Wahrheit verschließen lässt. Und »Ausgebrannt« breitet sich über die gesamte Zivilisation aus, dringt in jeden Haushalt ein, in jede Regierung, in jede Firma, in das Bewusstsein der Kinder. Eschbach erzählt keine Geschichte über einige wenige Helden, auch wenn die Protagonisten naturgemäß wenige sind.

Im Zusammenhang mit dem Ende des Erdöls kommt man schließlich doch nicht am Weltuntergang vorbei. Eschbach schafft das Kunststück, ein befriedigendes Ende zu liefern, in dem der Protagonist zu einer Erkenntnis gekommen ist, die das Ganze umschlagen lassen könnte in die ultimative Katastrophe. Dabei wird gerade in den Möglichkeiten, die noch erforschbar wären, geschickt die Assoziation zu anderen Erkenntnissen in der Geschichte geweckt, die sich schließlich als Geißel herausstellten.

Die Lektüre des Buchs führt zu einem Punkt: Man macht sich Gedanken. Mission erfüllt. Ein Roman für den Nobelpreis.

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Dunnett, Dorothy – Niccolòs Aufstieg (Das Haus Niccolò 1)

Claes ist mit Felix, dem Sohn seiner Dienstherrin, und Julius, deren Rechtskonsulent, auf einem Boot unterwegs nach Brügge. An einer Schleuse treffen sie auf ein anderes Boot, beladen mit einem seltsam klobigen, langen Teil sowie mit illustren Passagieren besetzt: ein schottischer Bischof samt Gefolge, eine vornehme Kaufmannstochter auf dem Weg nach Hause und ein recht hochnäsiger Lord mit seinem Hund. Im Verlauf dieses ohnehin schon eher unangenehmen Treffens kommt es zu einem Unfall, infolgedessen die Ladung des wartenden Bootes sinkt. Aber nicht nur die Versenkung der Ladung hat weitreichende Folgen …

Dorothy Dunnetts Geschichte über das bewegte Leben eines jungen Färberlehrlings ist nicht so leicht beizukommen. Schon allein der historische Hintergrund droht den Umfang zu sprengen. Deshalb hier nur das Nötigste:

_1459:_ In England toben die Rosenkriege. Der regierende König Heinrich VI. aus dem Hause Lancaster ist aus vielerlei Gründen in seiner Heimat höchst unbeliebt, nicht zuletzt, weil er den hundertjährigen Krieg gegen Frankreich verloren hat. Außerdem ist er krank.

Der schottische König Jakob II. weiß nicht so recht, auf welche Seite der englischen Bürgerkriegsparteien er sich schlagen soll, York oder Lancaster. Abgesehen davon ist Schottland ohnehin noch vom Unabhängigkeitskrieg geschwächt. Auf jeden Fall aber ist ihm ein Dorn im Auge, dass England noch immer eine letzte schottische Burg besetzt hält, Roxburgh Castle.

Frankreich dagegen weiß genau, wen es unterstützen will. Dem selbst auf eher wackligem Thron sitzenden Karl VII., der überhaupt nur dank Jeanne d’Arc König geworden ist, ist es lieber, in England regiert der schwache Lancaster als ein starker York. Denn Karl VII. hat nicht nur Probleme mit England. Im Königreich Neapel wurde das französische Herrscherhaus der Anjou durch das spanische Haus Aragon ersetzt, was die Franzosen gerne rückgängig machen würden. Außerdem hat der Dauphin, der spätere Ludwig XI., sich mit seinem Vater überworfen und nach Burgund abgesetzt.

Der Herzog von Burgund und Flandern, Philipp der Gute, seinerseits hat sich – obwohl sein Territorium offiziell zu Frankreich gehört! – bereits im Hundertjährigen Krieg auf Seiten Englands geschlagen, da der französische König – damals noch Dauphin – Philipps Vater hat ermorden lassen.

Ferdinand I. von Neapel wehrt sich derweil mit Unterstützung Mailands gegen die Franzosen und ihre Verbündeten, darunter die Venezianer.
Venedigs Stern ist allerdings bereits im Sinken begrifen. Das Osmanische Reich blockiert einen Großteil des Handels mit dem Osten, durch den Venedig groß geworden ist, unabhängig davon hat Portugal inzwischen einen Seeweg nach Indien entdeckt, wodurch Venedig sein Monopol auf den Gewürzhandel verloren hat.

In Mailand regiert Francesco Sforza, der Sohn eines Condottiere, eines Söldnerführers, in Florenz Cosimo di Medici. Beiden ist keineswegs an einer Ausdehnung von Frankreichs Machtbereich gelegen. Gleichzeitig unterhalten sie rege Geschäftsbeziehungen mit dem Dauphin.

Pius II. dagegen scheint es egal zu sein, wer auf welchem Thron sitzt. Er will nur endlich Frieden haben, damit er sowohl England als auch Frankreich finanziell in die Pflicht nehmen kann, denn er will einen neuen Kreuzzug gegen die Osmanen, die 1453 Konstantinopel erobert haben und für den Geschmack des Papstes viel zu begehrliche Blicke nach Westen werfen.

Auf dieses Gewirr aus politischen Bündnissen wurden ein weiteres aus finanziellen Verwicklungen und Beziehungen geflochten. Im Zentrum des Interesses steht dabei das Alaun, ein Mineral, das unter anderem zum Fixieren der Farben beim Stofffärben benutzt wurde. Je reiner das Alaun, desto besser die Wirkung. Alaun wird an verschiedenen Orten gewonnen, doch die ergiebigsten und reinsten Vorkommen liegen in Phökea, das inzwischen zum osmanischen Reich gehört. Da das christliche Abendland mit den Osmanen aus religiösen Gründen nicht Handel treiben darf, haben die Osmanen eine Lizenz an christliche Handelsleute vergeben, die dadurch quasi eine Monopolstellung genießen.

Außerdem spielt natürlich Geld eine Rolle. Das Bankensystem ist neu erfunden und hat geradezu ein neues Universum eröffnet. Gehandelt wird nicht mehr nur mit Waren wie Tuch, Gewürzen oder Edelsteinen, sondern zum ersten Mal auch mit Dienstleistungen. So werden Kriege seit einiger Zeit nicht mehr nur von Rittern geführt, die aufgrund ihres Lehensverhältnisses ihren Herrschern Waffendienste schuldeten, sondern vielfach von Söldnern, die für ihre Dienste ausgerüstet und bezahlt werden. Das gilt vor allem für Italien mit seinen vielen kleinen Stadtstaaten. – Mit der Erfindung des Wechsels können finanzielle Forderungen an Leute weitergegeben werden, die mit dem ursprünglichen Handelsgeschäft gar nichts zu tun hatten. Dadurch wird mehr denn je das Geld auch zum politischen Instrument, was wiederum zur Folge hat, dass Nachrichten zu einer der bestbezahlten Waren gehören, und damit auch Chiffriercodes. Zuverlässige Kurierdienste sind Gold wert!

_Charaktere_

In diesen Kontext setzt die Autorin ihre Hauptfigur. Claes, wie er vorerst genannt wird, ist ein gutmütiger, stets lachender Bursche, der ständig in Schwierigkeiten gerät und für seinen Unfug schon so manche Prügelstrafe aushalten musste. Was erstaunlich ist, denn den Sohn seiner Herrin kann er – meistens zumindest – aus größeren Schwierigkeiten heraushalten. Bei den Mädchen ist Claes äußerst beliebt, aber auch bei den übrigen Arbeitern im Färbergeschäft seiner Herrin, der Witwe Marian de Charetty, denn er besitzt nicht nur Charme, sondern auch Witz und die Gabe, andere Menschen sehr treffend nachzuahmen.

Was die Leute weniger zur Kenntnis nehmen, ist seine ungewöhnliche mathematische Begabung. Claes kann hervorragend mit Zahlen umgehen. Und mit Chiffren … Den meisten seiner Bekannten scheint ebenfalls zu entgehen, dass seine Fähigkeit, Menschen zu parodieren, von einer hervorragenden Beobachtungsgabe herrührt. Und dass sein Erfolg, Felix vom gröbsten Unfug fernzuhalten, daher kommt, dass Claes generell sehr gut mit Menschen umgehen kann.

Der Witwe Charetty entgehen diese Eigenschaften durchaus nicht. Immerhin hat sie ihn von seinem zehnten Lebensjahr an großgezogen. Abgesehen davon scheint sie aber auch noch etwas über ihn zu wissen, was sonst niemand weiß. Es hat mit Claes Herkunft zu tun. Seine Mutter war die Tochter eines Kaufmanns aus Genf. Sein Vater aber, sagt man, sei ein Dienstbote gewesen! Aber ist das wirklich die Wahrheit? Duldet die Witwe Charetty Claes plötzlich erwachendes Interesse am Geschäft nur aufgrund seiner unbestritten nützlichen Fähigkeiten?

Felix jedenfalls scheint ein Problem damit zu haben. Er mochte Claes, so lange dieser der etwas dümmliche, gutmütige Bursche war, mit dem man alles anstellen konnte, ohne dass er je etwas nachtrug. Je mehr Claes allerdings erreicht, desto mehr verändert sich sein Verhalten. Er wird selbstbewusster. Der etwas eitle und gleichzeitig faule Felix beobachtet diese Veränderung mit Skepsis und einer gewissen Portion Neid.

Abgesehen von diesen unmittelbaren Angehörigen der Familie Charetty wartet Dorothy Dunnett mit einer wahren Flut an weiteren Charakteren auf. Ein durchaus nicht kleiner Teil davon ist historisch belegt, so sämtliche Vertreter der Medici, ein Großteil der Kaufleute in Brügge sowie diverse ausländische Personen, angefangen beim Schatzmeister des Dauphin über den Leibarzt des Herzogs von Mailand bis hin zu einem Abkömmling griechischer Fürsten. Die zeitgenössischen Herrscher werden zwar erwähnt, außer dem Dauphin taucht jedoch keiner persönlich auf.

Trotz dieser Masse an Charakteren unterschiedlichster Couleur ist es der Autorin gelungen, ihnen allen ein persönliches Profil zu verleihen. Nicht unbedingt immer von gleicher Tiefe, aber stets so, dass sie nicht plakativ oder hölzern wirken.

_Die Handlung_ dagegen lässt sich zunächst eher träge an. Der Leser erlebt mit, wie aus der Puppe Claes allmählich der Schmetterling Nicholas schlüpft, wobei sich die Autorin dafür viel Zeit nimmt. Obwohl dem Leser recht bald bewusst wird, dass Nicholas von nahezu allen seinen Mitmenschen unterschätzt wird, weiß die Autorin das wahre Ausmaß von Nicholas‘ Aktivitäten bis zum Schluss bedeckt zu halten.

Ansonsten bietet die Handlung eher wenig Bewegung. Die Hauptgewichtung liegt auf Gesprächen, die – vor allem bei geschäftlichen oder politischen Themen – zu einem erheblichen Teil aus Andeutungen bestehen. Ein weiterer zentraler Punkt besteht im Zeit- und Lokalkolorit. Ereignisse, die jährliche Höhepunkte bedeuten – wie die Ankunft der venezianischen Flandern-Galeeren voller Luxusgüter oder der Karneval – werden sehr stimmungsvoll dargestellt; Gewänder und Kopfbedeckungen werden beschrieben, ohne übermäßig ins Detail zu gehen; die Ehe und sämtliche damit verbundenen politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge sind ein Thema; und natürlich nicht zu vergessen der Klatsch, der zum Teil gutmütig, zum Teil aber auch äußerst boshaft die Wertvorstellungen und Ansichten aller Bevölkerungsschichten wiedergibt. All das summiert sich zu einem sehr lebendigen, plastischen Bild einer wohlhabenden Kaufmannsstadt zur Zeit der Renaissance.

Da sich die Entwicklung der Ereignisse eher unauffällig vollzieht, hat der Leser allerdings gelegentlich den Eindruck, dass sich im Grunde überhaupt nichts tut. Trotz der malerischen und gelungenen Ausarbeitung des historischen Hintergrunds zieht sich das Geschehen stellenweise doch ziemlich. Zwar bietet der Handlungsverlauf ein paar kleine Höhepunkte – diverse Anschläge auf Claes/Nicholas‘ Leben, einen Werkstattbrand, zwei Duelle und einen kurzen Ausschnitt aus dem Krieg in Italien – doch fast alle bleiben ohne größere Auswirkungen, soll heißen: auf den Verlauf von Nicholas‘ Aufstieg haben sie kaum Einfluss. So etwas wie Spannung kommt folglich erst ganz am Ende auf, als sich herausstellt, was genau Nicholas da eigentlich in Gang gesetzt hat.

Wer also von seiner Lektüre vor allem Action, Spannung oder Dramatik erwartet, der wird sich bei diesem Buch wahrscheinlich langweilen. |Das Haus Niccolò| ist, zumindest was den ersten Band betrifft, eine Geschichte der leisen Töne und entwickelt seine Stimmung nur allmählich. Außerdem braucht man Zeit, um sich einzulesen. Davon abgesehen jedoch bietet „Niccolòs Aufstieg“ ein gelungenes Bild einer bewegten Epoche, viele interessante Charaktere und am Ende eine gewisse Überraschung. Das Rätsel um Nicholas‘ wahre Herkunft dürfte dabei den roten Faden für die folgenden Bände bilden.

_Dorothy Dunnett_ stammte aus Schottland und studierte in Edinburgh und Glasgow. Ihr erster Roman „Das Königsspiel“, Teil I der |Lymond Chronicles|, erschien interessanterweise zuerst in den USA, da das Manuskript von britischen Verlagen abgelehnt wurde. Letztlich wuchs der Zyklus auf sechs Bände an. Zu ihren Werken zählen neben den |Lymond Chronicles| und |Das Haus Niccolò| vor allem „The King Hereafter“, ein Roman über den historischen Macbeth, sowie eine Reihe von Kriminalromanen. Dorothy Dunnet starb 2001 in Dunfermline.

http://www.dorothydunnett.de
http://www.ddra.org/Deutsch/startseite.html

|Originaltitel: The house of Niccolò, Niccolò Rising
Deutsche Erstausgabe 1986 bei |Wunderlich/Rowohlt|, übersetzt von Margaret Carroux und Sonja Schleichert
Neuübersetzung 2006 von Britta Mümmler und
Mechtild Sandberg-Ciletti
736 Seiten,gebunden mit Schutzumschlag, Lesebändchen, farbige Vorsätze, Karten, Lesezeichen mit den Hauptfiguren|

Games Workshop – Die Minen von Moria (Herr der Ringe Tabletop . Starter-Set)

Mittelerde auf der Mittagstafel

Nachdem sich |Games Workshop| in erster Linie mit ihren „Warhammer“-Tabletops europaweit den Ruf der wohl besten und konzeptionell ideenreichsten Miniaturenschmiede gemacht hatten, veröffentlichte der Verlag ungefähr zeitgleich zum jüngsten „Herr der Ringe“-Boom eine weitere Tabletop-Variante, in der die Helden aus Mittelerde zum Zuge kommen. Aragorn, Gandalf, Legolas, Gimli und natürlich die Hobbits um den Ringträger Frodo eroberten vor knapp zwei Jahren den Spieltisch und gehören bereits jetzt zum Favoritenkreis der |Games Workshop|-Fangemeinde.

Games Workshop – Die Minen von Moria (Herr der Ringe Tabletop . Starter-Set) weiterlesen

Gaiman, Neil – Sternwanderer

Wall ist ein kleines, abgeschiedenes, von dichtem Wald umgebenes Dörflein einige Tagesreisen von London entfernt. Hier hat sich irgendwann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – Königin Victoria ist noch eine junge Frau – der junge Tristran Thorn in die schöne Victoria Forester verliebt. Sie zeigt ihm die kalte Schulter, denn sie wünscht sich einen erfolgreichen und vermögenden Gatten, keinen romantischen Träumer, der im Laden des Dorfkaufmanns aushilft. Um den lästigen Verehrer loszuwerden, gibt Veronika vor, ihn erhören zu wollen, sobald er ihr einen Stern bringt, der vom Himmel auf die Erde gefallen ist.

So ein Schnuppensturz hat sich gerade ereignet, doch es gibt ein Problem: Der Stern ist ausgerechnet an einer Stelle jenseits der Dorfgrenze niedergegangen, über den die Bürger von Wall ungern sprechen. Hinter einer hohen Mauer erstreckt sich das Feenreich. Zwischen Menschen und Elfen herrscht ein gespannter Waffenstillstand. Solange ein jeder auf seiner Seite bleibt, gibt es keine Schwierigkeiten. Doch im Reich der Feen locken wundersame Schätze, und so machen sich immer wieder Glücksritter dorthin auf. Allerdings kommen sie in ein Land, in dem die uralte Magie noch stark ist. Die Elfen spielen ihren Besuchern gern grimmige Streiche. Außerdem gibt es in ihrem Land Wesen, denen man lieber nicht begegnen möchte …

Tristran kann dies nicht zurückhalten. Um das Herz seiner Victoria zu erweichen, würde er sich sogar den Mächten der Hölle stellen. Wie sich bald herausstellt, ist das angesichts der magischen, aber gar nicht zauberhaften Realität des Feenreiches die richtige Einstellung. Aber Tristran ist nicht ohne Schutz, ist er doch der Spross eines vom Vater gern verschwiegenen Seitensprungs mit einer Elfe, die ihn nach der Geburt auf der Schwelle zum Feenreich ausgesetzt hat. Freilich kann er nicht wissen, dass der Stern, der da vom Himmel gestürzt ist, die Gestalt eines hübschen Mädchens besitzt und den Namen Yvaine trägt – oder dass sich außer Tristran auch die finsteren Lords von Stormhold und die böse Hexenkönigin der Lilim auf die Suche nach dem Stern begeben haben …

Noch gar nicht so lang ist es her, als die Menschen fest davon überzeugt waren, diese Welt mit allerlei Sagengestalten zu teilen. Auf dem Land mied man des Nachts gewisse Plätze, weil dort Geister, Einhörner, Kobolde und natürlich Elfen ihr Unwesen trieben. Das waren noch nicht die niedlichen Disney-Feen, sondern zwar nett anzuschauende, aber recht wilde, mit Zauberkräften sowie einem verqueren Sinn für Humor ausgestattete Gestalten, um die man besser einen Bogen schlug.

Erst im Zeitalter der Aufklärung, d. h. ab dem späten 18. Jahrhundert, begann sich solcher (Aber-)Glaube (sehr) langsam zu verflüchtigen. Allzu viel Vernunft ist aber auf die Dauer ernüchternd: Im späten 19. Jahrhundert sehnten sich die Menschen nach den davon gejagten Fabelwesen zurück. Im viktorianischen England nahmen solche romantischen Reminiszenzen recht abstruse Formen an: Elfen und Feen wurden „wissenschaftlich“ erforscht. Die gerade erfundene Fotografie bot die willkommene Möglichkeit, den übernatürlichen Gästen auf mondbeschienenen Waldlichtungen und an ähnlichen Orten aufzulauern. Es dauerte nur kurz, bis die ersten Erfolge gemeldet, d. h. Bilder präsentiert wurden – plumpe Fälschungen, die der heutige Betrachter sofort entlarvt und herzlich belacht. Doch in der Frühzeit der Fotografie wurden solche Bilder noch leicht für bare Münze genommen: Einer der vehementesten Jünger der Elfenjäger war ausgerechnet Arthur Conan Doyle, der geistige Vater des so überaus rationalen Sherlock Holmes.

Auf diesem Nährboden aus Volksglaube und viktorianischer Schwärmerei setzt Neil Gaiman seine Geschichte an. Sie trägt deutlich märchenhafte Züge, wird aber auf der anderen Seite sachlich und klar erzählt; eine glückliche Mischung, die es auch dem „erwachsenen“ Leser leicht macht, sich auf die Handlung und ihre Figuren einzulassen. Gaimans Dörflein Wall ist Teil einer Welt zwischen Traum und Wirklichkeit. Nur wenige Tagesreisen entfernt liegt das London „unserer“ Welt (bzw. das frühindustrielle London des 19. Jahrhunderts), aber in Wall leben Menschen mit Elfen und anderen Sagengestalten buchstäblich Tür an Tür. Dies glaubhaft zu schildern, ist eine heikle Aufgabe, aber Neil Gaiman trifft den Ton genau. Das Feenreich ist kein Ort überirdischer Heiterkeit, und Regeln gibt es dort wie hier, doch werden Verstöße jenseits der hohen Steinmauer von Wall wesentlich einfallsreicher und unbarmherziger geahndet!

Dass Neil Gaiman so erfolgreich ist in seinem Bemühen, Tristrans Abenteuer lebendig wirken zu lassen, kommt nicht von ungefähr: Er hat lange und erfolgreich geübt, ist er doch der geistige Vater des „Sandman“, Held der düster-poetischen Comic-Reihe gleichen Namens. Der „Sandman“ ist der Herrscher über das Reich der Träume (und Albträume). Er wacht über den Schlaf der Menschen, denen er jedoch ansonsten gleichgültig oder sogar gefühllos gegenübertritt – ein fremdartiges Wesen, das dem Menschen ähnelt, aber im Grunde wenig mit ihm gemeinsam hat.

Wie der „Sandman“ verhalten sich auch Gaimans Zauberwesen. Das macht sie unberechenbar – und gefährlich. Aus der stets offenen Frage, wie sie und ihre geisterhaften Verwandten sich verhalten werden, bezieht „Sternenwanderer“ einen Großteil seiner Spannung. Aber nicht die Handlung steht im Vordergrund: Tristrans Abenteuer sind (nüchtern betrachtet) Variationen dessen, was z. B. Lewis Carroll seine Alice im Wunderland und besonders im Reich hinter den Spiegeln erleben lässt. Es dominiert die eigentümlich traumhafte Stimmung, die über „Sternenwanderer“ liegt, und dem Roman seine ganz besondere Prägung verleiht. Dies ist nicht die viel zu üblich gewordene tolkieneske Reißbrett-Fantasy, sondern eine Gesichte mit eigener Stimme. Trockener britischer Witz („Die Kinder waren offen gesagt überhaupt keine Hilfe“ ist eine recht untypische Danksagung …) abseits des Pratchettschen Brou-har-har-Kalauerns ist die Kirsche auf der Torte.

Die Qualitäten des „Sternwanderers“ blieben weder den Lesern noch den stets aufmerksam nach Erfolg versprechenden Stoffen spähenden Filmleuten Hollywoods verborgen: 2006 inszenierte Matthew Vaughn „Stardust“ mit einem zwar weitgehend unbekannten Charlie Cox als Tristran Thorn in der Hauptrolle; die Nebenrollen sind indes erlesen besetzt mit jungen, älteren und alten Stars wie Sienna Miller, Clare Danes, Robert De Niro, Michelle Pfeiffer oder Peter O’Toole, und als Erzählstimme im Hintergrund lässt sich zumindest im O-Ton Ian „Gandalf“ McKellan genießen.

Zum deutschen Kinostart bringt der |Heyne|-Verlag die hier schon 2000 erstmals erschienene Buchvorlage neu heraus. Gelockt wird der neugierige Leser mit „exklusivem Zusatzmaterial von Neil Gaiman“. Darauf sollte man sich freilich nicht gar zu sehr freuen, beschränkt sich dieses doch auf ebenso kümmerliche wie lieblos zusammengestellte 16 Seiten, die wenige interpretative Bemerkungen des Autors zu seinem Werk, einen zusätzlichen Prolog und ansonsten viel Werbung für die sonst bei |Heyne| erschienenen Gaiman-Bücher beinhalten.

http://www.heyne.de
http://www.der-sternwanderer.de/
http://www.stardustmovie.com

_Neil Gaiman bei |Buchwurm.info|:_
[„American Gods“ 1396
[„Coraline – Gefangen hinter dem Spiegel“ 1581
[„Die Wölfe in den Wänden“ 1756
[„Die Messerkönigin“ 1146
[„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“ 1363
[Verlassene Stätten 2522 (Die Bücher der Magie, Band 5)
[Abrechnungen 2607 (Die Bücher der Magie, Band 6)
[„Sandman: Ewige Nächte“ 3498

Gaiman, Neil – Sandman: Ewige Nächte

Neil Gaiman ist wieder da. Genauer gesagt: Der Sandman ist es, alias Morpheus, Lord Dream oder der Herr der Träume. So genau trennen kann man das nicht. Obwohl der Sandman seinen Ursprung im Superhelden-Kosmos des Golden Age hat und obwohl Gaiman noch diverse andere Veröffentlichungen vorweisen kann, sind er und seine Figur nahezu untrennbar miteinander verbunden. Verwunderlich ist das nicht. Die |Sandman|-Serie sticht aus Gaimans Gesamtwerk allein wegen ihres bloßen Umfangs heraus. Hinzu kommt, dass Gaiman mit seiner eigenwilligen Neuinterpretation des Sandman mal eben einen Meilenstein der Comic-Literatur hingeworfen hat. Titel wie „Die Bücher der Magie“ und „Fables“ profitieren noch heute davon.

Nun bereitet |Panini| hierzulande den Neustart der Serie vor. In insgesamt vierzehn Bänden soll sie in den nächsten Jahren veröffentlicht werden. Der erste Band „Ewige Nächte“ ist im Januar 2007 erschienen. Er enthält sieben Kurzgeschichten, die paradoxerweise Gaimans letzte Arbeiten am |Sandman|-Universum darstellen. In den USA sind sie 2003 erschienen, lange nachdem die Serie bereits abgeschlossen war. So ergibt es Sinn, wenn Gaiman im Vorwort wissen lässt: „Diese Geschichten zu schreiben, war wie nach Hause zu kommen.“

Taktisch ist es kein dummer Schachzug, mit „Ewige Nächte“ die Reihe der Veröffentlichungen zu beginnen. Das hat mehrere Gründe. Zunächst sind da die alten Leser, die die Serie bereits kennen. Sie freuen sich über brandneues Material, das bisher noch nicht auf Deutsch veröffentlicht wurde. Dann sind da die neuen Leser, denen ein guter Einstieg in die Serie geboten wird. Die sieben Kurzgeschichten präsentieren die sieben Ewigen, von denen der Namensgeber der Serie einer und eben der wichtigste ist. So lernen neue Leser auf unkomplizierte Weise das |Sandman|-Universum kennen, ohne Fragmente sammeln zu müssen, wie es stellenweise bei den älteren Geschichten der Fall war.

Hinzu kommt aber noch ein anderer Punkt. Als Neil Gaiman mit dem |Sandman| Anfang der Neunziger loslegte, war er zwar schon ein begnadeter Geschichtenerzähler, aber er wollte noch viel Neues ausprobieren. Manchmal ging das schief. Mittlerweile dürfte er routinierter sein, sicher im Umgang mit Werkzeugen und Techniken. Das bekommt auch „Ewige Nächte“ zu spüren. Neil Gaiman ist voll da. Unterstützt wird er von sieben Zeichnern, die auf eindrucksvolle Weise die Persönlichkeiten der sieben Ewigen in Bildern umsetzen.

Wie bei einer Sammlung von Kurzgeschichten nicht anders zu erwarten, gefallen einige mehr und andere weniger. Zu den Höhepunkten von „Ewige Nächte“ gehört sicherlich die erste Geschichte, „Tod in Venedig“, umgesetzt von P. Craig Russell. Auch die anderen Episoden sind großartig erzählt, wenngleich vielleicht mit etwas weniger Eleganz und Eindringlichkeit. Bewundernswert ist das ausgeglichene Verhältnis zwischen künstlerischem Anspruch und Mainstream-Comic, was ebenso die grafische wie die inhaltliche Arbeit betrifft. Davon könnten sich zahlreiche neuere Fantasy-Publikationen eine Scheibe abschneiden.

Wenn die Arbeit an „Ewige Nächte“ für Neil Gaiman war, wie nach Hause zu kommen, so bleibt zu hoffen, dass er sich mal wieder öfter beim alten |Sandman| blicken lässt. Gaiman werden Ambitionen nach Hollywood unterstellt, weil sich als Drehbuchautor mehr Geld verdienen lässt. Wünschen wir ihm dabei viel Glück. Den |Sandman| wird er eh nicht mehr los.

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_Neil Gaiman bei |Buchwurm.info|:_
[„Sternwanderer“ 3495
[„American Gods“ 1396
[„Coraline – Gefangen hinter dem Spiegel“ 1581
[„Die Wölfe in den Wänden“ 1756
[„Die Messerkönigin“ 1146
[„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“ 1363
[Verlassene Stätten 2522 (Die Bücher der Magie, Band 5)
[Abrechnungen 2607 (Die Bücher der Magie, Band 6)

Willingham, Bill / Buckingham, Mark – Fables 2 – Farm der Tiere

Nachdem Bill Willingham mit [„Legenden im Exil“, 3175 dem ersten Teil seiner Graphic-Novel-Serie „Fables“ ein lesenswerter Auftakt geglückt ist, hat |Vertigo/Panini| nun den zweiten Teil am Start. In „Fables“ erzählt Willingham die Geschichte der aus ihrer Heimat vertriebenen Märchenfiguren. Sie flüchteten in die Welt der Menschen und leben unerkannt in New York in einer Gemeinschaft namens „Fabeltown“, der feste Regeln und Statuten zugrunde liegen. Das Leben im Exil begann für die Fables mit einer Generalamnestie. So kommt es, dass König Blaubart (bekanntermaßen in der Märchenwelt ein überführter Frauenmörder) oder auch der Böse Wolf akzeptierte Mitglieder der Fablegesellschaft sind.

Im zweiten Teil der Reihe, „Farm der Tiere“, geht es um das andere Gesicht der Fable-Gemeinde. Haben viele Märchenfiguren das Glück, dank ihrer menschlichen Gestalt unerkannt unter den Normalos wandeln zu können, so trifft es die nichtmenschlich erscheinenden Fables wesentlich härter. Sie leben auf einer abgeschotteten Farm mitten im Nirgendwo, wohin sich nie eine Menschenseele verirrt.

Nach den Ereignissen in „Legenden im Exil“ macht sich Bürgermeisterin Snow White auf, der Farm einen Besuch abzustatten, wie sie es alljährlich tut. Ihre Schwester Rose Red soll sie begleiten, damit die beiden in der Abgeschiedenheit des Farmlebens in Ruhe Zeit und Muße haben, sich auszusprechen und wieder zueinander zu finden – zumindest hofft Snow White darauf.

Doch schon bei ihrer Ankunft merken die beiden, dass auf der Farm irgendwas nicht stimmt. Weyland Smith, der Verwalter der Farm, ist spurlos verschwunden, und Snow White und Rose Red überraschen die Farmbewohner bei einer sonderbaren Versammlung. Als dann plötzlich auch noch die Telefonleitung tot ist, dämmert Snow White, was hier gespielt wird. Die Fables sind in Aufruhr. Revoluzzer versuchen, die Macht an sich zu reißen und einen Umsturz anzuzetteln. Snow White befindet sich in größter Gefahr. Hilflos steht sie einer Übermacht revolutionärer Fables gegenüber und kann nicht einmal Hilfe aus der Stadt herbeibeordern …

Wieder einmal bedient Willingham sich einer Vielzahl an Märchenfiguren. Teilweise kennt der Leser sie bereits aus Band 1, teilweise schickt er aber auch neue, unbekannte Gesichter ins Rennen. Goldilocks ist diesmal mit von der Partie, die bei den Bären wohnt und einer Kindergeschichte von Robert Southey entsprungen ist. Weyland Smith, ein nordisch-germanischer Schmiedegott, bekommt eine Rolle, ebenso diverse Figuren aus dem „Dschungelbuch“, und auch der Löwe aus den „Chroniken von Narnia“ taucht in einer Nebenrolle auf.

Die Art und Weise, wie Willingham die Originale dabei für seine Zwecke ummünzt, hat wieder mal einen tollen Charme. Gewitzt spielt er mit den Klischees, die den Figuren anhaften, und kreiert dabei durchaus ambivalente Charaktere. Während sich die Fables in Band 1 mit den Tücken des menschlichen Alltags herumgeschlagen haben, tritt diese Komponente auf der Farm mitten im Nirgendwo in den Hintergrund. Thema sind eher die Spannungen und die unterschiedlichen Interessen innerhalb der Gemeinschaft der Fables.

Die Zeichnungen von Mark Buckingham sind schnörkellos und klar, wie man es von Band 1 gewohnt ist, und wirken eher unspektakulär. Dennoch staunt man über die Lebendigkeit der Figuren. Rein künstlerisch gibt es zwar eine gewisse Kluft zwischen der anspruchsvollen, aufwändigen Covergestaltung und dem schnörkellosen Inhalt, dennoch genügt die Art der Zeichnungen der Geschichte in jedem Fall. Allein die Handlung trägt den Leser schon flott und locker durch den Plot. Sticheleien unter den Fables unterstreichen die humorvolle Note der Geschichte. Aufwändiger zeichnerischer Schnick-Schnack ist da gar nicht nötig.

Wie schon in Band 1, erzählt Willingham auch im zweiten Teil wieder mal eine Geschichte, die viel Spannung birgt. Er spart nicht mit Thrillerelementen, um den Plot zu würzen, und so entwickelt die Geschichte gewisse Page-Turner-Qualitäten. Snow White steht fernab der Zivilisation einem Haufen Revoluzzer gegenüber – das sieht nach einer wirklich ausweglosen Situation aus. Die Auflösung des Ganzen mag da ein wenig zu einfach aussehen, dennoch baut Willingham eine schöne Wendung in die Story ein, die gewitzt mit der Erwartungshaltung des Lesers spielt und den besonderen Humor der Fables-Reihe unterstreicht.

Die Ausgangslage, die dieser Band für den weiteren Verlauf der Geschichte entwirft, ist durchaus vielversprechend. Es deutet sich an, dass in „Fables“ noch einiges Potenzial steckt, das spannenden Stoff für die Zukunft verspricht. Man darf also gespannt sein und tut gut daran, die Serie im Auge zu behalten.

Bleibt am Ende also von „Fables: Farm der Tiere“ ein positiver Gesamteindruck zurück. Gewitzt und spannend erzählt Willingham seine Geschichte, die in ihren Bildern gradlinig und schnörkellos daherkommt, aber ihre Wirkung nicht verfehlt. Band 2 der „Fables“-Serie knüpft durchaus an die Vorzüge des Vorgängerbandes an und schafft gleichzeitig eine interessante Ausgangslage für die Zukunft.

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Armin Rößler, Heidrun Jänchen (Hrsg.) – LAZARUS

Bei »LAZARUS« handelt es sich um eine Sammlung von fünf längeren Geschichten bereits aus den Sammlungen von »Deus ex machina« bis »Tabula rasa« bekannter Autoren. Armin Rößler und Heidrun Jänchen selbst, die Herausgeber der Science-Fiction-Reihe des Wurdack-Verlags, sind natürlich mit dabei. Außerdem Andrea Tillmanns und Bernhard Schneider, beide Gewinner der Storyolympiade und Verfasser vieler Geschichten, sowie Petra Vennekohl.

»Novellen« nennen die Herausgeber die Geschichten in Ermangelung eines adäquaten Ausdrucks und begeben sich damit auf Neuland, denn wer erinnert sich noch an deutsche Science-Fiction-Novellen? Allerdings stellen sie in ihrem Vorwort klar, dass sie nicht den Anspruch haben, Novellen in literaturwissenschaftlich exakter Form zu liefern, sondern diese Bezeichnung auf Grund der wichtigsten Attribute der Novelle gewählt haben: Geschichten, zu lang für eine Kurzgeschichte und zu kurz für einen Roman, die gut unterhalten wollen. Und ich nehme es vorweg: Sie tun es!

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Theurillat, Michael – Eistod

Michael Theurillats Debütroman [„Im Sommer sterben“ 3471 war wirklich nicht von schlechten Eltern. Er war spannend und sauber geschrieben und arbeitete mit interessanten Charakteren. Kann der Nachfolgeroman „Eistod“ diese gute Kritik toppen?

Im Mittelpunkt des Geschehens steht einmal mehr Eschenbach, der leicht verschrobene, humorvolle Kommissar aus Zürich, der sich mit einem Fall herumschlagen muss, der ihn persönlich berührt. Schließlich sind einige der Beteiligten alte Schulfreunde, deren Schuld er nicht einsehen will.

Alles beginnt mit einem toten Stadtstreicher in der Limmat. Dieser wurde mit Fugu-Gift, dem Gift des Kugelfisches, ermordet, doch er ist nicht der Einzige. Ein Zeitungsartikel zeigt auf, dass dieses Jahr auffallend viele Obdachlose sterben, und erst da fällt Eschenbach dieses Phänomen auf und er lässt die Leichen nach Rückständen des Fugu-Gift untersuchen.

Etwa zur gleichen Zeit verschwindet der Mitarbeiter des berühmten Biochemieprofessors Theo Winter. Anonym schickt er Berichte an Eschenbach, in denen von Menschenversuchen mit einem biochemischen Stoff die Rede ist. Wenig später macht sich auch Winter aus dem Staub und der neue Praktikant, der Eschenbach zur Seite steht, erweist sich als ein wenig undurchsichtig. Was für ein Spiel wird hier eigentlich gespielt?

Diese Frage stellt sich nicht nur Eschenbach, sondern auch der Leser. Während bei „Im Sommer sterben“ die Handlung spannend und gradlinig aufgebaut war, wird „Eistod“ von einem langatmigen und wenig authentischen Plot gestützt. Der Vorspann, in dem weder gemordet noch ermittelt wird, zieht sich über viele Seiten hin und auch danach kommt das Buch nicht in Gang. An vielen Stellen fragt man sich, worauf der Krimi eigentlich hinauswill, einige Rückschlüsse sind voreilig und nur schlecht nachvollziehbar. Immer wieder langweilt der Autor mit unnötigen, aber dafür um so längeren theoretischen Abhandlungen über Fischgift, japanisches Essen oder Drogen. Etliche dieser Abhandlungen haben keinen wirklichen Bezug zu Eschenbachs Fall und sorgen deshalb dafür, dass die Story noch zäher wird.

Dass Eschenbach persönlich involviert ist, weil er einige der Verdächtigen aus seiner Schulzeit kennt, ist ein netter Aspekt, der dem Buch jedoch nicht mehr helfen kann. Eschenbach ist nach wie vor ein sorgfältig ausgearbeiteter Charakter, der dem Leser vor allem mit seinem trockenen Humor und seiner Ehrlichkeit gefällt. Nur leider fühlt es sich so an, als ob Theurillat die anderen Charaktere diesmal vernachlässigt hat. Gerade das Zwischenmenschliche – bis auf Eschenbachs aufkeimende Beziehung zu Winters Sekretärin – kommt zu kurz. Die amüsanten Wortgeplänkel zwischen Eschenbach und seiner italienischen Sekretärin aus dem ersten Buch haben nicht mehr den Biss des Debüts und insgesamt wird weniger Wert auf Dialoge gelegt.

Das Einzige, was sich wirklich verbessert hat, ist Theurillats Schreibstil. Der ist noch praller, dichter und ausgefeilter geworden. Es gibt kaum Füllsätze, jeder Satz hat Bedeutung, hinter jedem Wort scheint ein Sachverhalt zu stehen. Dabei bedient sich der Autor einer gehobenen, aber nicht gestochenen, klaren Sprache, mit der er seiner Geschichte ein solides Fundament baut.

Leider nimmt die Geschichte das Angebot dieses Fundaments nicht an. Zäh und unlogisch tröpfeln die verschiedenen Handlungsstränge dahin, und um die Frage vom Anfang zu beantworten: „Eistod“ hält nicht, was sein Vorgänger versprochen hat. Besonders im Aufbau und den Charakteren muss der Leser Abstriche machen, und das tut „Eistod“ nicht sonderlich gut – trotz des verbesserten Schreibstils.

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Wallace, Edgar – Edgar Wallace Box 1

_Inhalt_

_“Die toten Augen von London“_

|Besetzung:|

Mr. Stuart – Günther Flesch
Inspector Larry Holt – Günther Ungeheuer
Miss Diana Ward – Pea Werfel
Dr. Judd – Mannfred Steffen
Reverend Dearborn – Wolfgang Völz
Diener Patrick Sunny – Karl Heinz Hess
Sir John Hason – Paul Edwin Roth
Miss Fanny – Rebecca Völz
Flimmer-Fred – Horst Stark
Der ‚blinde‘ Jake – Lothar Ziebell
Sergeant Harvey – Martin Piontek
Mister LEW – Günther Dockerill
Emma – Pamela Punti
Sprecher – Horst Naumann

|Regie:| Heikedine Körting

|Story:|

Als ein wohlhabender Kanadier in London tot aufgefunden wird, vermutet die Polizei zunächst, dass der Mann bloß ertrunken sei. Doch bei der Spurensuche stößt Inspector Holt auf einige Ungereimtheiten und schließlich auch auf ein seltsames Testament, das der Verstorbene anscheinend auf sein Hemd geschrieben hatte.

Langsam reift die Überzeugung, dass der Mann ermordet wurde, und zwar von einer seltsamen Bande namens ‚Die toten Augen von London‘. Holt begibt sich gemeinsam mit seiner neuen Kollegin Diana Ward in eine Einrichtung für blinde Menschen, wo er sich weitere Informationen erhofft. Doch die Leitung zeigt sich wenig kooperativ und ist nicht bereit, sich näher auf die Polizei einzulassen. Holt lässt jedoch nicht locker. Sein Weg führt ihn zum geheimnisvollen ‚blinden‘ Jake – und von dort aus auf direktem Wege zu der gefürchteten Vereinigung.

_“Der Frosch mit der Maske“_

|Besetzung:|

Inspector Dick Gordon – Uwe Friedrichsen
Mr. Johnson – Wolfgang Kieling
John Bennett – Paul Edwin Roth
Miss Ella Bennett – Rebecca Völz
Ray Bennett – Michael Harck
Sergeant Elk – Wolfgang Völz
Mr. Ezra Maitland
Lew Brady – Lothar Ziebell
Gefängnisdirektor – Jürgen Thormann
Mr. Selinski – Günther Flesch
Carlo – Martin Piontek
Inspector Genter – Karl Heinz Hess
Sprecher – Horst Naumann

|Regie:| Heikedine Körting

|Story:|

Ein skrupelloser Verbrecher macht den Londoner Untergrund seit längerer Zeit unsicher und verbreitet mit seinen brutalen Attentaten Angst und Schrecken. Nach jeder weiteren Tat hinterlässt er sein Symbol, einen Frosch, und wird schließlich als der Frosch mit der Maske gefürchtet. Inspector Richard Gordon ahnt bei seinem ersten Aufeinandertreffen mit der hübschen Ella Bennett noch nicht, dass er ebenfalls sehr bald mit dem verruchten Bösewicht in Kontakt kommen wird. Doch der Frosch sehnt sich nach der Zuneigung der jungen Frau und akzeptiert in seinem Werben keine Konkurrenz.

Nachdem er den Firmenbesitzer Maitland aus dem Weg geräumt und Elas Bruder Ray als Druckmittel eingesetzt hat, um Ellas Gunst zu erlangen, wähnt er sich am Ziel seiner Träume. Doch Miss Bennett hat sich inzwischen in den längst ermittelnden Inspector Gordon verliebt, und der kämpft mit aller Macht dagegen, dass der Frosch mit der Maske ein weiteres Mal aktiv werden kann.

_“Der Hexer“_

|Besetzung:|

Inspector Alan Wembury – Wolfgang Kieling
Inspector Bliss – Peter Lakenmacher
Mary Lenley – Susanne Beck
Johnny Lenley – Michael Harck
Mr. Milton – Günther Ungeheuer
Mrs. Cora Milton – Judy Winter
Mr. Maurice Messer – Jürgen Thormann
Sam Hackitt – Horst Stark
Sergeant – Harald Pages
Oberst Chaffris Wisman – Karl Heinz Hess
Sprecher – Horst Naumann

|Regie:| Heikedine Körting

|Story:|

Nach längerer Zeit taucht der Meister der Verkleidung, ein Verbrecher, den viele nur den ‚Hexer‘ nennen, wieder in England auf und begeht alsbald auch schon wieder seinen ersten Mord. Als der merkwürdige Anwalt Maurice Messer vom erneuten Auftauchen seines schlimmsten Feindes erfährt, gerät er in Panik und setzt alles daran, sich vor einem eventuellen Anschlag des Hexers zu schützen.

Auch der gerade aus dem Gefängnis entlassene Johnny Lenley fürchtet sich vor einem weiteren Aufeinandertreffen mit dem erbarmungslosen Killer und gibt der Polizei keine weitere Auskunft über den tot geglaubten Verbrecherkönig. Inspector Wembury und seine Crew stehen gleich vor mehreren Rätseln, denn niemand vermag zu sagen, wie der Hexer in Wirklichkeit aussieht. Doch Scotland Yard ist sicher, dass der brutale Mörder eines Tages bei Maurice Messer erscheinen wird, um eine alte Rechnung zu begleichen. Allerdings reagiert Messers Leibgarde einen Schritt zu spät, als der Hexer dann tatsächlich ein weiteres Mal zuschlägt …

_Meine Meinung_

Mittlerweile wird der Hörspielmarkt in Sachen Edgar Wallace immer schwerer überschaubar. Auch |Europa| schickt nun erneut drei Klassiker aus dem Jahre 1983 erneut ins Rennen und veröffentlichte dieser Tage die erste 3-CD-Box um den berühmten englischen Krimi-Autor.

Mit „Der Hexer“, „Die toten Augen von London“ und „Der Frosch mit der Maske“ hat man sich dabei auch direkt für drei absolute Klassiker der britischen Kriminalliteratur entschieden, die auf jeden Fall zu den bekanntesten Fällen aus der Feder des berühmten Hitchcock-Pendants gehören. Dabei passt die hier getroffene Kombination aber auch sehr gut zusammen, weil es inhaltlich doch sehr viele offenkundige Parallelen gibt. So treten die Attentäter in allen drei Erzählungen verschleiert auf, sei es nun aufgrund der Blindheit in „Die toten Augen von London“ oder aber maskiert und berüchtigt in den anderen beiden Hörspielen. Und auch die Motive gleichen sich streckenweise doch sehr, wobei „Der Hexer“ ein wenig aus der Reihe tanzt und meines Erachtens auch die faszinierendste Figur in dieser 3-CD-Box ist, weil ihr nebulöser Schleier auch über das Ende hinaus erhalten bleibt.

Qualitativ gibt es hingegen leichte Unterschiede. So ist die erste Episode ein wenig verworren aufgebaut und entwickelt erst im Laufe der Handlung eine klare Linie. Die Geschichte um Inspector Holt und die merkwürdige Blindenvereinigung beginnt rasant, wirft dann plötzlich einige schwer durchschaubare Rätsel auf und droht kurzfristig den Halt zu verlieren, weil einem aufgrund der ähnlichen Stimmen sowie der schwerlich erkennbaren Zusammenhänge zwischenzeitlich der Überblick verloren geht. Doch wenn sich dann zum Ende hin die einzelnen Puzzlestücke zusammenfügen lassen, wirkt wieder alles logisch, wobei die Spannung bis zu diesem Punkt durchweg auf höchstem Niveau ist. Trotz kurzer Ungereimtheiten: Ende gut, alles gut und letztendlich auch die Gewissheit, einen weiteren Höhepunkt aus dem umfangreichen Katalog des britischen Krimiautors gehört zu haben.

In der zweiten Story geht es hingegen mehr um zwischenmenschliche Aspekte. Liebe ist dieses Mal das Motiv für die Schreckenstaten des gefürchteten Frosches mit der Maske und wird nach und nach zum Hauptverursacher für ein bösartiges Ränkespiel, das mehrere Unschuldige beinahe bzw. tatsächlich mit dem Leben bezahlen müssen. Doch auf der Suche nach möglichen Missetätern gehen Inspector Gordon und seinen Männern die Verdächtigen aus. Umso größer ist daher auch die Überraschung, als das Geheimnis hinter der Maske gelüftet wird Doch bis dahin muss Gordon noch um das Wohl seiner frisch verliebten neuen Lebensgefährtin Ella Bennett fürchten, um die sich neben Gordon auch noch diverse andere Leute streiten. Fazit: Eine rasante Story mit typischer Wallace-Action und vielen plötzlichen Wendungen. Was die Spannung jedoch betrifft, ist die Geschichte zum Ende hin ziemlich berechenbar und reicht daher auch nicht so ganz an die übrigen beiden Handlungen heran. Dennoch: Ein durchweg hörenswertes Hörspiel.

Zu guter Letzt folgt dann einer der Wallace-Klassiker schlechthin, nämlich die Geschichte um den sagenumwobenen Hexer, einen rastlosen Killer, der in ganz London und im Speziellen von seinen ehemaligen Angehörigen gefürchtet wird, denn wer sich einmal mit dem finsteren Killer eingelassen hat, kann seiner skrupellosen Hand nicht mehr entkommen. Dies müssen auch Johnny Lenley und der merkwürdige Staatsdiener Maurice Messer erkennen, als sie von der plötzlichen Rückkehr des länger verschwundenen Verkleidungskünstlers erfahren. Und von dort an lebt ganz London in Angst und Panik – und der Hörer in steter Aufregung.

Was die schauspielerischen Leistungen betrifft, bietet keines der drei enthaltenen Hörspiele auch nur den Ansatz einer Angriffsfläche. Die oftmals ähnliche Besetzung harmoniert sehr gut und verkörpert ihre Rollen glaubhaft, was für das Gelingen der durchweg überzeugenden Darbietungen auch der ausschlaggebende Punkt ist. Inhaltlich war indes zu erwarten, dass drei spannende Kriminalgeschichten geboten werden, und dank der adäquaten Umsetzung ist der Transfer der Originalvorlagen ins Hörspielformat auch problemlos vonstatten gegangen. Lediglich die Liebeleien zwischen dem Ermittler und seiner jüngsten Bekanntschaft wirken als ständig wiederkehrendes Ereignis ein wenig aufgesetzt und lenken besonders in „Der Frosch mit der Maske“ leicht von der Haupthandlung ab. Dies darf man aber gewiss nicht überbewerten, denn unterm Strich darf man bei der hier getroffene Auswahl sowohl im Hinblick auf die Handlung als auch die Performance von einer erlesenen Zusammenstellung sprechen, die für konsequent spannende Unterhaltung bürgt. Und das ist am Ende alles, was zählt!

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Biermeyer, Thomas – Namenlose Wächter, Der

_Frisches Blut im deutschen Fantasy-Underground._

Die Fantasy-Szene wird überrannt von Tolkien-Nacheiferern, das ist nichts Neues, ebenso wenig wie der moderne |chique|, den einzelnen Völkern des Fantasy-Genres ein besonderes Augenmerk zu gönnen. Thomas Biermeyer gehört nicht zu ihnen, den „Me-Toos“, die auf ein aktuelles Konzept aufspringen, um einen Verlag auf sich aufmerksam zu machen. Der 22-jährige Wolfenbüttler hat kein „Die Zentauren“, „Die Balrogs“, oder „Die Waldnymphen“ geschrieben, er hat sich ein eigenes Konzept ausgedacht, hat Fantasy mit Science-Ficton und „Realwelt-Roman“ verknüpft und konnte damit den |Arrival|-Verlag für sich gewinnen:

_Geheimnisvolle Parallelwelt-Fantasy._

Charlie Auwalder ist 20 Jahre alt, seine Mutter ist gestorben und sein Vater daran zerbrochen. Auf diese Weise um seine Lebensfreude gebracht, sinniert Charlie trübsinnig in den Tag hinein und streift einsam durch die Wälder. Als ihn aber eines Tages die Müdigkeit überkommt, findet er nach seinem Erwachen seine Umwelt verändert vor. Halb neugierig und halb ängstlich macht sich Charlie daran, seine Umgebung zu untersuchen und findet ein militärisches Kampffahrzeug, dessen Besitzer aus nicht erkennbarem Grund erstarrt sind. Charlie beschäftigt sich mit dem Fahrzeug und erkundet bald das seltsame Land, in dem er sich befindet. Es scheint menschenleer zu sein, bis er eines Tages auf eine Festung stößt, vor der ein alter Mann von fremdartigen Kriegern angegriffen wird. Mithilfe seiner modernen Waffen schlägt Charlie die Feinde in die Flucht und hat sich so das Vertrauen des alten Mannes gesichert, der ein wichtiger Machthaber ist.

Weil sich auch mit Magie nichts über Charlies Vergangenheit herausfinden lässt (und Charlie ihnen Amnesie vorgaukelt, um nichts von seinem „normalen Leben“ berichten zu müssen), bekommt er den Beinamen „Namenloser Wächter“ und darf am Unterricht in der Festung teilnehmen. So erfährt er, dass er sich im Land Chomah befindet und erlernt den Umgang mit Ly’um, jener Kraftquelle, die die Bewohner von Chomah verwenden, um Magie zu erzeugen. Eines Tages jedoch, als sein Kumpel Jonathan im Wettkampf schwer verletzt wird, erleidet Charlie einen Blackout, träumt von der „realen Welt“, und als er wieder in Chomah erwacht, sieht ihn jeder verängstigt an, weil er sich in einen tobenden Berserker verwandelt hat, der nicht nur Jonathans Gegner vernichtete, sondern Jonathan beinahe gleich mit.

Das ruft einen düsteren Burschen namens Noctus auf den Plan. Er kämpfe auf dem Terrain der Dunkelheit, behauptet er, um die Kreaturen des Dunklen zu bekämpfen. Sein Wunsch sei es, dass Charlie seiner Vereinigung beitrete, um an diesem Kampf teilzuhaben. Charlie willigt ein und wird daraufhin zum Assassinen ausgebildet. Das ist auch bitter nötig, denn eines Tages fallen unbekannte Schattenwesen über Chomah her und lassen nur wenige am Leben. Charlie sieht seine Aufgabe darin, die wenig verbliebenen Menschen und Völker zu vereinen, um einen vernichtenden Schlag gegen die Schattenwesen auszuführen und um deren Geheimnis zu ergründen. Aber sein Weg ist mit Aufgaben und Prüfungen gespickt, wird von Misstrauen und Vorurteilen erschwert. Darüber hinaus erwacht er immer öfter in der „realen Welt“, aber auch dort scheint nicht alles so geblieben zu sein, wie es sollte …

_Gehversuch eines jungen Fantasten._

Thomas Biermeyer hat sich Mühe gegeben: Er hat sein Land Chomah mit unterschiedlichen Völkern besiedelt und Gilden ersonnen, die sich durch unterschiedliche Fähigkeiten auszeichnen. Es gibt Sympathien und Antipathien, Charlie muss sich durch eine Reihe von Widrigkeiten kämpfen, die Schattenwesen sind furchteinflößende Gegner; die Gründe für Charlies Erwachen in Chomah sind mysteriös, die Story entwickelt durch das Wachstum von Charlies Fähigkeiten einen gewissen Rollenspiel-Charme und die Idee mit der Zwischendimension Zél ist einfach nur klasse.

Auch hat Biermeyer meistens einen angenehmen Schreibstil, der Bilder erzeugt und Empfindungen auslöst, der außerdem versucht, moderne Sprache mit dem typischen Fantasy-Pathos zu verknüpfen. Letzteres gelingt manchmal, aber beileibe nicht immer. So trifft Charlie auf die geheimnisvolle Schönheit Luv, die „Jägerin“, und bandelt mir ihr an. Nur klingt das eher nach Single-Party-Dialog als nach Fantasy, und als Charlie dann später bei ihr landen kann, bricht der Autor nach einer angenehm sinnlichen Schilderung mit einem „Ihre Nippel waren steif“ so brutal aus aller Ästhetik heraus, dass es einem (zumindest mir) die Fußnägel hochrollt.

Die Figuren zeichnen sich zwar nicht wirklich durch Tiefe aus, sind aber sauber gezeichnet, und da stört es auch nicht weiter, dass man den Bösen an der schwarzen Kleidung und den Guten an der weißen erkennen kann, den Unsympathen an verfaulten Zähnen, an fettigen Haaren, aufgedunsenem Gesicht und kleinen Äuglein. Wichtig ist, dass die Figuren ihre Charaktereigenschaften durchhalten, dass sie einen eigenen Kopf haben und sich nicht vom Autor herumschubsen lassen, wie es ihm beliebt. Wenn man auch einräumen muss, dass manche Konflikte zwischen den Figuren schlicht Seifenoper-Charakter haben, besonders wenn es um Herzensangelegenheiten geht.

Ein deutlicher Schwachpunkt betrifft die Spannung. Thomas Biermeyer lässt den Entwicklungen ihre Zeit und das ist durchaus in Ordnung, nur bei den Schlachten, Kämpfen und Gefechten funktioniert es nicht. Kämpfe erscheinen lang und zähflüssig, weil sie der Autor ausgiebig schildert. Dagegen spricht prinzipiell überhaupt nichts, aber die Bilder, die Biermeyer verwendet, sind manchmal zu schwach, manchmal viel zu bemüht („Ein unglaublicher Schmerz durchfuhr mich. Dieses Mal war es mehr wie eine rostige Säge, mit der man versuchte, mir Organe zu entnehmen. Ich kam nicht umhin aufzuschreien.“ Und manchmal zu „erzählt“: („Sie […] waren so abartig entstellt, dass es mir grauste“).

Minuspunkte muss ich leider auch dafür verteilen, dass Thomas Biermeyer hin und wieder versucht, Humor in die Story einfließen zu lassen. Nichts gegen gelegentliche Augenzwinkereien, schelmische Bemerkungen oder schlagfertige Dialoge, solange sie organisch sind und zur Situation passen. Nicht zur Situation passt es jedenfalls, wenn eine ernsthafte Story bei einem lebensgefährlichen Kampf gegen ein bisher unbesiegtes Ungeheuer, plötzlich in skurrile Blödelei abrutscht.

Denn ernsthaft ist die Story schon, sie fußt auf einer Grundidee, die überaus solide ist, auch wenn man nicht unbedingt jede Auflösung unter „glaubwürdig“ verbuchen kann. Vor allem die „Realwelt-Auflösung“. Biermeyer hat während seines Romans sehr viele Zitate und Anspielungen auf Bücher und Filme eingebracht, was dem „Namenlosen Wächter“ durchaus einen zusätzlichen Charme verleiht, aber beim „Realwelt“-Schluss hat sich der Autor doch etwas arg von einem aktuellen Metzel-Blockbuster inspirieren lassen …

_Semi-Empfehlung mit Altersbonus._

So. Genug des Tadels. Diese obige Fazit-Passage liest sich hart, aber man muss die Begleitumstände beachten. Biermeyer hat Potenzial und Ambitionen, das zeigen nicht nur die vielen Illustrationen, die im Buch zu finden sind, sondern auch das liebevoll erdachte Universum. Seinen „namenlosen Wächter“ kann ich trotzdem nicht reinen Gewissens empfehlen, zu viele Schwächen sind darin, zu viele offene Fragen, zu viele stilistische und sprachliche Holprigkeiten und zu viele Längen. Das sind aber alles Dinge, an denen man arbeiten kann. Biermeyers Schreibe ist (noch) ungeschliffen und wird kaum anspruchsvolle Leser begeistern können, aber wer ein Herz für unverfälschten Underground hat, könnte an Biermeyers Ideen durchaus seine Freude haben. Eines darf man dabei ohnehin nicht vergessen: Der Autor hat es mit 22 Jahren geschafft, einen Roman zur Druckreife zu bringen, und mit diesem Altersbonus im Hintergrund, ist „Der Namenlose Wächter“ eine mehr als solide Leistung, die neugierig macht, was man von Thomas Biermeyer noch erwarten darf, wenn er sich erst mal freigeschwommen hat!

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Dabb, Andrew / Kurth, Steven / Raffaele, Stefano / Weis, Margaret / Hickmann, Tracy – Drachenzwielicht I (Die Chronik der Drachenlanze)

Krynn geht es gerade nicht so gut. Die wahren Götter sind fort, Dunkelheit hat sich über das Land gesenkt. Doch zum Glück gibt es da diese tapfere Heldengruppe, die auszieht, um das Böse zu bekämpfen. Alle sind da: der Krieger, der Magier, der Elf, der Zwerg, undsoweiterundsoweiter … Die Finsterlinge bekommen mächtig auf die Mütze: Echsenmenschen, Drachen und was sonst noch so durch die Gegend kreucht. Sicher, in Comics wird seit jeher gerne mit Stereotypen gespielt. Aber muss es so offensichtlich sein?

Nach einer kurzen Vorstellung der Charaktere geht die Reise los. Die folgenden Ereignisse reihen sich aneinander wie Perlen auf einer Kette. Übergreifend und sinnstiftend ist die Aufgabe, die alten Götter wiederzufinden. Ein blauer Stab mit magischen Heilkräften soll dabei helfen. Das Ganze liest sich wie die illustrierte Version eines alten D&D-Abenteuers. Obwohl die Heldengruppe von einer Gefahr in die nächste stolpert, ist man als Leser nie wirklich besorgt um ihr Wohlergehen. Und die Spannung kommt dabei natürlich zu kurz.

Wenn schon nicht Spannung, so könnte ein Fantasy-Comic doch wenigstens Atmosphäre bieten. Aber auch das wird bei „Drachenzwielicht 1“ nichts. Der Text und die Dialoge sind leer und weisen selten über sich hinaus. Die Zeichnungen sind ganz okay, die Kolorierung gut, und die Handlung bekommt ein dickes Minus. Ein Comic, den man schneller wieder vergisst, als man ihn gelesen hat.

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|Siehe auch unsere Rezensionen zu:
[„Die Legende von Huma“ 2417 (DragonLance 1)
[„Heimatland“ 2498 (Forgotten Realms – Die Saga vom Dunkelelf 1)|

Laymon, Richard – Spiel, Das

Jane Kerry ist eine junge Bibliothekarin, die ein geordnetes Single-Leben führt. Eines Tages entdeckt sie auf ihrem Arbeitsplatz einen Briefumschlag mit ihrem Namen darauf. Er enthält einen Fünfzigdollarschein und die Aufforderung zu einem Spiel. Der Absender nennt sich „Master of Games“, kurz „MOG“. Er hinterlässt einen Hinweis auf den Roman „Schau heimwärts, Engel“, in dem Jane einen weiteren Brief findet, diesmal mit hundert Dollar und wiederum einem neuen Hinweis.

Jane ist einerseits erfreut über das Geld, das sie gut gebrauchen kann, andererseits aber auch beunruhigt über den mysteriösen „MOG“. Beim Stöbern in der Bibliothek lernt sie den sympathischen Uni-Dozenten Brace Paxton kennen, der sie beim Briefe-Fund beobachtet. Mit seiner Hilfe entschlüsselt sie das nächste Rätsel und der hilfsbereite Brace begleitet sie zum Hinweisort. Was als verrücktes Spiel beginnt, nimmt immer beängstigendere Formen an. Der Unbekannte hinterlässt in Janes Wohnung Hinweise und scheint sie ständig zu beobachten. Doch auch das Geld verdoppelt sich mit jedem Brief – Janes Aufgaben, die sie dafür erledigen muss, werden zunehmend gewagter, aber in ernsthafte Gefahr gerät sie nie. Brace, mit dem sie sich auf eine Liaison einlässt, bittet sie eindringlich, dieses Spiel zu beenden.

Aber Jane verstrickt sich immer tiefer in das undurchschaubare Verhältnis zu „MOG“. Sie brennt darauf, seine Identität zu lüften und fühlt sich auf perverse Art durch sein Interesse geschmeichelt. Gleichzeitig zweifelt sie an Braces Absichten: Ist er wirklich so harmlos, wie er vorgibt? Oder hat er sogar etwas mit dem Spiel zu tun? Allmählich kommt Jane an einen Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Und erst jetzt ahnt sie, mit welch gefährlichem Gegner sie es zu tun hat …

Es ist der dritte Band von Richard Laymon, der innerhalb der |Heyne-Hardcore|-Reihe erscheint, und die Messlatten liegen mit den Bestseller-Vorgängern [„Rache“ 2507 und „Die Insel“ hoch. Erfreulicherweise lässt sich jedoch ohne Zweifel sagen, dass „Das Spiel“ den vorangegangenen Romanen nicht nachsteht, sie sogar noch übertrifft.

|Spannung auf höchster Stufe|

Der Plot ist einfach, geradezu simpel und auch nicht wirklich neu. Trotzdem gelingt es Laymon, eine zeitweise beinah unerträgliche Spannung aufzubauen, die den Leser von Beginn bis Ende fesselt. Es ist die alte Geschichte vom Katz-und-Maus-Spiel zwischen einem mysteriösen Unbekannten mit perversen Vorlieben und einem unschuldigen Protagonisten, hier einer jungen, unbedarften Frau. Es beginnt harmlos, klingt wie ein seltsamer Scherz und von einer Bedrohung kann beim ersten Brief noch keine Rede sein. Ein Bekannter mit eigenartigem Humor, ein heimlicher Verehrer – es gibt viele Möglichkeiten, wer hinter dieser Nachricht stecken könnte, sodass sich Jane zunächst keine Sorgen macht.

Die Steigerung erfolgt schleichend. Janes erste Aufgaben sind vergleichsweise unspektakulär, sie gerät dabei nicht in Gefahr und kommt an leicht verdientes Geld. Zudem reizt es sie, dass der Unbekannte ausgerechnet sie für sein Spiel ausgewählt hat und ihre Neugierde ist geweckt. Erst nach und nach wird offensichtlich, dass sich hinter „Mog“ mehr verbirgt als ein verschrobener Spaßmacher. Janes Belohnungen erhöhen sich rasant, doch auch der geforderte Einsatz nimmt immer waghalsigere Formen an. Ehe sie sich versieht, steckt Jane mittendrin in einem Spiel, das sich ihrer Kontrolle entzogen hat.

„Mog“ scheint sie ständig zu beobachten und findet Mittel, in ihre Wohnung einzusteigen. Gleichzeitig aber fühlt sich Jane zunächst nicht bedroht durch ihn, und bis auf seine Nachrichten hinterlässt er keine Spuren. Der Wunsch nach Antworten und die Freude über das Geld sind stärker als ihre Vernunft, bis sie plötzlich registrieren muss, dass sie es mit einem scheinbar übermächtigen Gegner zu tun hat. Widersetzt sie sich den Regeln, riskiert sie „Mogs“ Rache. Jane hat keine Chance, die Polizei einzuschalten, zu viel hat sie sich nach einigen Aufgaben selber zuschulden kommen lassen, und es ist sehr fraglich, ob man ihr Glauben schenkt – eher würde man sie für eine Spinnerin halten, die sich in etwas hineingesteigert hat.

Die Intensität der Spannung wird zusätzlich durch Braces Anwesenheit erhöht. Der sympathische Englisch-Dozent taucht kurz nach Beginn des Spiels auf und steht Jane hilfreich zur Seite. Aber obwohl sie sich rasch zu seinem Charme und seinem guten Aussehen hingezogen fühlt, bleibt sie misstrauisch. Steckt Brace eventuell mit „Mog“ unter einer Decke? Ist er selber der unheimliche Drahtzieher? Kann sie ihm trauen oder bedeutet er eine Bedrohung …?

|Sympathische Hauptfigur|

Im Mittelpunkt steht eine unspektakuläre und gerade deswegen sympathische Frau, die schnell zur Identifikationsfigur wird. Jane Kerry ist Mitte zwanzig, glücklich in ihrem routinierten und nicht besonders aufregenden Bibliotheksjob und neigt wegen ihrer leicht molligen Figur zur Schüchternheit. Das undefinierbare Interesse von „Mog“ verwirrt sie und erst recht die Bekanntschaft mit Brace. Ihre letzten Beziehungen nahmen unglückliche Enden; umso schwieriger ist es für Jane zu glauben, dass sich ausgerechnet ein begehrter Uni-Dozent für sie interessiert. Ihre Selbstironie, etwa wenn sie sich nackt vor dem Spiegel betrachtet und ihr kritische Gedanken zu ihrer Figur einfallen, lockern die angespannte Atmosphäre immer wieder angenehm auf.

Ausführlich wird man in ihr Seelenleben eingeführt, man freut sich, leidet und hofft mit ihr. Gut nachvollziehbar sind ihre ersten Reaktionen auf das „Spiel“, ihre Neugierde, ihre Faszination und natürlich ihre Begeisterung über den unverhofften Geldsegen. Parallel dazu teilt man ihr Misstrauen über Brace. Nicht nur ihre früheren schlechten Erfahrungen mit Männern, sondern auch sein gleichzeitiges Auftauchen mit „Mogs“ erster Nachricht sind dafür die Auslöser. Einerseits empfindet auch der Leser Brace Paxton als charmanten Mann, andererseits mehren sich mit der Zeit die Indizien dafür, dass er nicht der ist, der er zu sein vorgibt. Lange Zeit bleibt seine Rolle unklar, und so wie Jane schwankt man in der Beurteilung immer wieder hin und her.

|Mehr Psychoterror statt Gewalt|

Die Bücher der |Heyne-Hardcore|-Reihe zeichnen sich durch überdurchschnittliche Härte aus, die sich im Horror- und Thrillergenre meist in Gewalt widerspiegelt. Sowohl bei „Rache“ als auch bei „Die Insel“ waren brutale Einlagen keine Seltenheit, sodass die Erwartungen hier ähnlich liegen. Tatsächlich aber hält sich Laymon diesmal angenehm zurück mit exzessiven Details. Erst jenseits von Seite 300 wird der Leser mit einer grausamen Schilderung geschockt. Hier stößt man gemeinsam mit Jane auf splattergespickte Szenen, die für Zartbesaitete sicher schwer erträglich sind. Allerdings sind es nur wenige Sätze und kurze Beschreibungen, und diese sind wiederum schon fast satirisch zu sehen, so überzeichnet wird die Gewalt.

Abgesehen von ein paar Seiten liegt der Fokus des Romans eindeutig auf psychischem Horror statt auf Darstellung von Gemetzel, und das ist eine seiner großen Stärken. In einer Manier, die ganz an die Filme von Hitchcock erinnert, gerät die Protagonistin in eine schier unausweichliche Lage, in der es kein Zurück mehr gibt und sie zum Spielball eines finsteren Unbekannten wird. Wer Laymon kennt, der weiß, dass es hier keine Garantie für ein glückliches Ende gibt und er nicht vor gemeinen Wendungen zurückschreckt. Das macht den Ausgang und die gesamte Handlung so aufregend unberechenbar.

Mit großer Eindringlichkeit beschreibt Laymon die Mutproben, die Jane zu bestehen hat, und die sie nachts an unheimliche Orte führen: auf einen Friedhof, in eine zweifelhafte Bar oder in ein verfallenes Haus. Jedes Mal, wenn Jane glaubt, dass „Mog“ sich wohl kaum eine Steigerung einfallen lassen wird, kommt es eine Spur härter. Auch sein Tonfall wird aufdringlicher, büßt immer mehr von seinem eloquenten Charme ein, klingt zunehmend lüstern und unverschämt, und als Jane spürt, dass sie in der Falle sitzt, ist es zu spät um auszusteigen …

|Leichte Schwächen|

Kleine Mankos liegen in der Glaubwürdigkeit, was das Verhalten von Jane Kerry angeht. Zwar hat sich Laymon hier im Vergleich zu „Rache“ und „Die Insel“ gesteigert, vor allem, was Sexgedanken in den unpassendsten Gefahrenmomenten angeht, denn davon ist hier kaum etwas zu merken. Trotzdem ist es manchmal zweifelhaft, wie bereitwillig sich Jane auf das Spiel einlässt und den Anweisungen von „Mog“ folgt. Das gilt nicht für den Beginn, denn da erscheint alles noch harmlos, und auch nicht für das Ende, denn da muss sie schon aus Angst vor Rache gehorchen. Aber in der Mitte gibt es mehrere Stellen, an denen man sich unweigerlich fragt, warum sie sich nicht mehr fürchtet vor diesem Fremden, der in ihre Wohnung einsteigt. Stattdessen sehnt sie sich sogar phasenweise neue Zeichen von ihm herbei und verfolgt seine Anweisungen ohne großes Zögern.

Gegen Ende stört ein paar Mal, dass Jane in Extremsituationen zu locker bleibt und humorvolle Sprüche auf Lager hat und sie gewisse grauenvolle Dinge, die sie sehen musste, scheinbar ohne größere Traumata verkraftet. Für eine junge, zurückhaltende Bibliothekarin, die in Bars noch ihren Ausweis zur Volljährigkeitsbeglaubigung vorzeigen muss, erscheint die Wandlung zur energischen Gegenspielerin, die den Kampf mit „Mog“ aufnimmt, etwas zu übertrieben. Rückblickend betrachtet, erscheint es außerdem als zu konstruiert, dass Jane zu Beginn des Spiels bei manchen Rätseln zufällig an Hilfestellungen kommt, ohne die sie „Mogs“ Hinweise wohl kaum entschlüsselt hätte. Der Gesamteindruck wird von diesen Schwächen aber glücklicherweise kaum getrübt.

_Insgesamt_ liegt hier ein hochspannender Psychothriller vor, der einen neuen Höhepunkt innerhalb von Laymons in Deutschland veröffentlichem Schaffen bildet. Wem die Vorgänger „Rache“ und [„Die Insel“ 2720 bereits gefielen, der dürfte von diesem Werk begeistert sein. Das Hauptaugenmerk liegt auf Psychoterror statt auf blutigem Gemetzel, abgesehen von sehr kurzen Splattereinlagen. Von kleinen Unglaubwürdigkeiten abgesehen, überzeugt dieser Roman auf ganzer Linie und bietet fesselnde Unterhaltung für alle Thrillerfans.

_Der Autor_ Richard Laymon wurde 1947 in Chicago geboren und ist einer der meistverkauften Horrorautoren der USA. Er studierte englische Literatur und arbeitete unter anderem als Lehrer und Bibliothekar, ehe er sich dem Schreiben widmete. Im Jahr 2001 verstarb er überraschend früh und hinterließ eine Reihe von Romanen, die vor allem wegen ihrer schnörkellosen Brutalität von sich Reden machten. Nur ein kleiner Teil davon ist bislang auf Deutsch erhältlich. Zu seinen weiteren Werken zählen u. a. „Rache“, „Parasit“, „Im Zeichen des Bösen“ und [„Vampirjäger“. 1138
Mehr über ihn gibt es auf seiner offiziellen [Homepage]http://www.ains.net.au/~gerlach/rlaymon2.htm nachzulesen.

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