Archiv der Kategorie: Rezensionen

E.-E., Marc-Alastor – Kinder der fünften Sonne, Die (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 3)

Eine Romanserie über eine Vampirin – die Idee ist so einfach wie genial. In Einzelbänden verschiedener Autoren verfolgt man so Dilaras (eben jene Vampirin) Reise durch die Jahrhunderte, ihre Abenteuer und ihre Bekanntschaften. Unter Wolfgang Hohlbeins schützender Hand erscheint genau diese Serie unter dem Titel „Schattenchronik“ im BLITZ-Verlag und verspricht nicht nur reichhaltiges (mittlerweile ist der sechste Band erschienen), sondern auch abwechslungsreiches Lesefutter.

Marc-Alastor E.-E. zeichnet für den dritten Band, „Die Kinder der fünften Sonne“, verantwortlich und enthüllt auf 330 spannenden Seiten mehr von Dilaras Vergangenheit, wobei – in guter Serientradition – mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet werden. Wir befinden uns im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Dilara und ihr zwergenwüchsiger Diener Cippico versuchen, in einem urigen Hotel in Avignon auszuspannen. Doch dieser Plan wird schnell von Antediluvian vereitelt, der Dilara zu sich ruft, um sie zu beauftragen, den Codex Vaticanus aus einem römischen Geheimarchiv zu beschaffen. Was bleibt Dilara anderes übrig als zuzustimmen – wäre jede andere Entscheidung ihrer Gesundheit doch kaum zuträglich. Selbst so kann sie nur knapp mit ihrem (Un)Leben entkommen.

Zurück im Hotel, wird sie von der so geheimnisvollen wie schönen Gelophee Roche davor gewarnt, sich mit Antediluvian einzulassen. Doch enthüllt die Rosenkreuzerin auch, dass sie Informationen besitzt, wie man an den ominösen Codex Vaticanus gelangen kann. Und so begibt sich eine Zweckgemeinschaft, bestehend aus Dilara, Cippico und Gelophee (zunächst gefesselt), auf eine lange Zugreise nach Rom. Natürlich verläuft diese alles andere als beschaulich. Zwischen den Dreien gibt es immer wieder Spannungen, ist doch nicht ganz klar, ob Gelophee, die ihre Hilfsbereitschaft immer wieder beteuert, tatsächlich zu trauen ist. Darüber hinaus wird Dilara von ihrem abgelegten Liebhaber verfolgt, der offensichtlich noch ein Hühnchen mit ihr zu rupfen hat.

Ob es die Drei nach Rom schaffen, ob sie den Codex Vaticanus ausfindig machen können, was in ihm steht und was Antediluvian wohl mit diesen Informationen anzufangen wünscht – das lese am besten jeder selbst.

In Band zwei, „Kuss der Verdammnis“, verließen wir Dilara im London der heutigen Zeit. Band drei macht also einen gewaltigen Sprung rückwärts und beleuchtet Dilaras Vergangenheit und ihre (schon immer) gestörte Beziehung zu Antediluvian. Außerdem werden einige mysteriöse Informationsbrocken eingestreut, die mehr als neugierig darauf machen, wie sich die Vampirmythologie der „Schattenchronik“ wohl genau gestalten wird. Sicher scheint eins: In zukünftigen Bänden werden wohl einige alte Hochkulturen wieder aufleben!

Marc-Alastor E.-E. malt ein sehr genaues, wenn auch verstörendes Bild von Dilara. Sie selbst scheint sich als durchaus empfindsam wahrzunehmen, wenn sie sich ihrer vampirischen Natur auch ständig bewusst ist. Doch auf ihre Umwelt (selbst auf ihren Diener Cippico) wirkt sie gefährlich, angsteinflößend und doch betörend. Der geneigte Leser jedoch ist uneingeschränkt fasziniert – von Dilaras Gefühlsschwankungen, ihren Wutausbrüchen, ihrer aufbrausenden Art.

„Die Kinder der fünften Sonne“ ist auch stilistisch eine Kehrtwende vom Vorgängerband. Marc-Alastors geradezu historisch anmutende Sprache mag gewöhnungsbedürftig sein. Es kommt schließlich nicht häufig vor, dass man in einem aktuellen Roman Worte wie „itzt“ oder „alsdann“ liest. Je weiter man jedoch in die dichten Sprachgebilde des Autors vordringt, desto mehr weiß man sie zu schätzen. Rein sprachlich ist „Die Kinder der fünften Sonne“ ein wahres Vergnügen. Da ist jedes Wort am richtigen Platz. An jedem Satz wurde bis zur Perfektion gefeilt. Und wenn Marc-Alastor so richtig aufdreht, dann entstehen surreale Wortwelten, die den Leser eintauchen lassen in den Roman – mehr aber noch in die Wunderwelt der Sprache.

Was den dritten jedoch augenfällig mit dem zweiten Band verbindet, ist die Freude an den sich verändernden Settings. Schon in „Kuss der Verdammnis“ entführte Alisha Bionda den Leser ins historische und heutige London. Marc-Alastor E.-E. tut nun selbiges mit Italien. Neben der spannenden Handlung macht es ebenso Spaß, den Roman als Reiseführer zu lesen, haben die Charaktere doch während ihrer Zugreise (wenn sie nicht gerade verfolgt werden) ausreichend Muße, die vorbeiziehende Landschaft zu betrachten. Und dann stoßen in einer kurzen Passage auch noch zwei besondere Personen dazu (wer, soll hier nicht verraten sein), die noch eine ganz andere Art zu sehen propagieren. Solch angenehme Überraschungen in einem fantastischen Roman darf es ruhig öfter geben!

Auch für den dritten Band der Serie kann damit eine uneingeschränkte Leseempfehlung ausgesprochen werden. Hoffen wir, der Romanzyklus kann die Spannung halten!

http://www.BLITZ-Verlag.de

Tufts, Gayle – Miss Amerika

Wer in Berlin aufmerksam Radio hört, aber auch wer das deutsche TV-Showgeschäft im Auge behält, dem dürfte Gayle Tufts schon mal begegnet sein. Die schnell sprechende Frau mit dem breiten amerikanischen Akzent wundert sich dort schon seit etwa drei Jahren öffentlich über die Eigenarten von Amerikanern und Deutschen. Das scheint bei ihr so eine Art Bestimmung zu sein, denn schon der Titel ihres ersten Buches von 1998 „Absolutely unterwegs – Eine Amerikanerin in Berlin“ zeigt sehr deutlich, was bei Gayle Tufts Programm ist.

Tufts ist gelernte Schauspielerin, die sich in Deutschland mittlerweile als Entertainerin und Schauspielerin einen Namen gemacht hat. Sie stand für Disneys „Glöckner von Notre Dame“ zusammen mit Dirk Bach auf der Bühne und wirkte bei den „Vagina Monologen“ mit. Die Amerikanerin lebt seit 1991 in Berlin und hat Deutschland ganz offensichtlich so sehr ins Herz geschlossen, dass sie sich gar nicht mehr losreißen kann. Im Laufe der Jahre ist sie mit mittlerweile zwölf Bühnenprogrammen durch die Lande getourt, bei denen jeweils das Comedy- und Grand-Prix-Urgestein Thomas Hermanns als Regisseur beteiligt war.

In „Miss Amerika“, Gayle Tufts‘ aktuellem Buch, widmet sie sich wieder einmal dem ganz normalen Alltagswahnsinn, wie sie ihn als Amerikanerin in Deutschland erlebt. Dabei wundert sie sich über so manche Eigenart der Deutschen, denn streng jahreszeitliche Ernährungsgewohnheiten wie die Spargelzeit sind ihr nicht minder fremd als die allgemein so klar und gut durchstrukturierte Lebensweise, die sie mit den Deutschen verbindet.

Nun könnte man meinen, dass es nicht unbedingt neu ist, die Deutschen mitsamt ihren klischeebeladenen Eigenarten humoristisch aufs Korn zu nehmen, doch Gayle Tufts geht die Sache auf ihre ganz eigene und obendrein sehr erfrischende Art an. Ihr Markenzeichen ist das „Dinglish“. Sie plaudert in atemberaubendem Tempo einfach wild drauf los und mixt dabei ohne Rücksicht auf Verluste Deutsch und Englisch. Beispiel gefällig?

|“In Deutschland gibt es dagegen feste Regelungen. Winterschlussverkauf wird zu Winterschlussverkaufszeiten gefeiert. Jawoll! Ende Januar, alles ist dunkel und trübe, das Wetter ist scheiße – let’s go give unser Geld aus!“| (S. 39)

Tufts Art, einfach wild drauflos zu plaudern hat etwas wunderbar Offenes. Sie wirkt absolut unverfälscht und ehrlich und lebt ihren Humor im Wesentlichen in Alltagsgeschehnissen aus. Da findet man herrlich treffsichere Beobachtungen, die Tufts mit einem Humor verknüpft, der gleichermaßen abgründig wie feinfühlig ist. Mal mag man vor Lachen laut losprusten, mal schmunzelt man leise in sich hinein. Tufts beherrscht wunderbar treffsichere Vergleiche und krönt ihre Beobachtungen auf diese Weise stets mit einem humoristischen Sahnehäubchen.

Gayle Tufts ist eine lebhafte und temperamentvolle Frau mit einem ebenso charmanten wie knallhartem Humor, den man binnen kürzester Zeit lieb gewinnt. Sie ist gnadenlos ehrlich, lässt aber immer wieder auch einen gewissen Respekt durchblicken, beispielsweise, wenn sie das wohlorganisierte Alltagsleben der deutschen „Wirtschaftswunder-Hausfrauen“ mit ihrem eigenen alltäglichen Chaos vergleicht.

„Miss Amerika“ vereint unterschiedliche Aspekte auf seinen knapp 250 Seiten. Zum einen Gayle Tufts‘ Beobachtungen in ihrem deutschen Lebensalltag, zum anderen Tufts‘ Erlebnisse mit dem „Reverse-Cultureshock“, wie sie ihn erlebt, wenn sie zurück in ihre Ex-Heimat kommt. Gerade auch das Thema Bush und Tufts‘ Unglauben darüber, dass so ein Mann wiedergewählt werden konnte, kommen mit einem humoristischen Unterton immer wieder zum Ausdruck. Auch die Tücken des Alterns, die im Leben einer Mittvierzigerin logischerweise immer wieder durchschimmern, sind ein Thema.

Tufts „Dinglish“ ist dabei anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, wirkt aber weniger lächerlich, als man auf den ersten Blick meinen mag. Gerade wenn man sich einmal die Autorenlesung zum Buch aus dem |DAV| vornimmt, offenbart sich die liebenwürdige Schrulligkeit dieses Sprachmixes so richtig. Tufts erweckt eben den Eindruck, als wäre sie auch in ihrer Art zu Reden ganz sie selbst, ohne sich zu verstellen.

Zumindest ist sie für mich die Einzige, der ich „Dinglish“ zugestehen mag. Bei ihr ist es einfach nett und sympathisch. Wenn sonst im alltäglichen Sprachgebrauch Deutsch und Englisch gnadenlos verquirlt werden und teilweise unsinnige Sprachgebilde entstehen, wirkt es meistens albern, obwohl es doch stets so wahnsinnig cool sein soll. Nicht so bei Gayle Tufts. Ihr kauft man ihr Dinglish ab. Bei ihr wirkt es einfach echt und goldrichtig.

„Miss Amerika“ kann man dabei durchaus in den unterschiedlichen Darreichungsformen empfehlen. Das Buch enthält logischerweise die vollständigen Texte, die CD dafür eine wesentlich besser erlebbare Portion Gayle Tufts. Wenn man die Texte von ihr selbst vorgelesen bekommt, hat das noch einmal einen besonderen Reiz, wenn die Gags und Pointen auch noch mit Tufts individueller Betonung und ihrem Sprachwitz garniert werden.

Unterm Strich kann man Gayle Tufts‘ „Miss Amerika“ getrost weiterempfehlen, sowohl zum Lesen, als auch zum Hören. Tufts Humor weiß zu überzeugen, ist weder zu derb noch zu lahm. Die Amerikanerin versteht sich auf eine genaue Beobachtungsgabe und wohlakzentuierte Pointen. Sie trifft den Nagel stets auf den Kopf und lässt dabei immer wieder einen liebenswerten und lebensfrohen Charakter erkennen. Fazit: Ein absolut liebens- und empfehlenswerter Beitrag zur Völkerverständigung. Oder noch kürzer auf den Punkt gebracht: Awesome!

Buch:
Gustav Kiepenheuer Verlag
ISBN [3-378-01080-0]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3378010800/powermetalde-21
http://www.aufbau-verlag.de

CD:
Der Audio Verlag
ISBN [3-89813-520-9]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3898135209/powermetalde-21

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Walter M. Miller jr. / Terry Bisson – Ein Hohelied für Leibowitz

Das geschieht:

Die menschliche Zivilisation ist vor zwölf Jahrhunderten im atomaren Feuer eines dritten Weltkriegs untergegangen. Auf den Ruinen versuchten die Überlebenden eine neue Welt aufzubauen. Im Jahre 3244 ist Nordamerika noch immer ein weitgehend menschenleerer Kontinent mit unzugänglichen Todeszonen. In den unbelasteten Regionen sind zahlreiche Territorien entstanden, die miteinander um die Vorherrschaft ringen. Wehrhafte Nomadenstämme durchstreifen das Land. In abgelegenen Winkeln suchen genetisch geschädigte Mutanten Zuflucht.

Zwischen allen Stühlen sitzt die Katholische Kirche. Wie einst im Mittelalter beschränkt sie sich nicht auf gottes- und seelsorgerische Dienste. Ein Netz von Klöstern, Pfarrkirchen und Missionsstationen überzieht Nordamerika. Dort wird das Wissen vergangener Zeiten gesammelt und weitergegeben. Die Abtei St. Leibowitz ist eine dieser Bastionen von Wissenschaft und Kultur. Hier lebt und arbeitet der junge Mönch Schwarzzahn St. Georg. Der Sohn sesshaft gewordener Nomaden hat nur aus Mangel an Alternativen die geistliche Laufbahn eingeschlagen. Er will dem Orden den Rücken kehren. Der Abt hofft Schwarzzahn umzustimmen. Er vermittelt ihn an Elia Kardinal Braunpony, den er als Dolmetscher in die Stadt Valana begleiten soll. Dort weilt der Papst, das Oberhaupt der Kirche und aller Christen. Walter M. Miller jr. / Terry Bisson – Ein Hohelied für Leibowitz weiterlesen

Gemmell, David – weiße Wolf, Der (Drenai-Saga)

Der Engländer David Gemmell (*1948) gilt als der erfolgreichste Autor unserer Zeit im Bereich der heroischen Fantasy. Insbesondere mit seinen Romanen in den wilden Landen der |Drenai| und dem |Rigante|-Zyklus wurde er in Deutschland bekannt.

Was Gemmell von klassischen Vorbildern wie Robert E. Howards „Conan“ unterscheidet, sind seine meist vielschichtigeren Charaktere, die oft von moralischen Problemen und persönlicher Schuld geplagt werden. Während der Barbar Conan auf Abenteuer und Beute aus ist, kämpfen Helden wie Gemmells Axtschwinger Druss in erster Linie notgedrungen um das Leben ihrer Frau, um ihre Heimat und ihre Mitmenschen. Der Attentäter Waylander wird vom Verlust seiner Familie geplagt und bereut seine vergangenen Morde, die man ihm nicht vergeben will. Gnadenlos wird er gejagt, rein um des fürstlichen Kopfgelds und der Rache wegen, obwohl er sich geändert hat und zu einem Wohltäter geworden ist. Wo liegt die Grenze zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch? Oft gibt es keine klare Antwort und es ist nur eine Frage des Blickwinkels.

In „Der weiße Wolf“ führt David Gemmell den Leser erneut in seine Welt der Drenai, wenn auch in das ferne Naashan. Der Prolog beginnt an einer staubigen Straße, an der ein Kaufmann mit seinen beiden Töchtern um sein Leben fürchtet. Der fremde Schwertmeister, der ihm Gesellschaft leistet, ist niemand Anderer als Skilgannon der Verdammte! Fünf schwarz gekleidete Ritter der Königin von Naashan stellen Skilgannon zum Kampf auf Leben und Tod; es ist offensichtlich, dass er gejagt wird. Skilgannon zieht seine beiden Schwerter und macht kurzen Prozess mit den Angreifern. Er rät dem verängstigten Kaufmann, so schnell wie möglich nach Norden zu fliegen – seine bloße Nähe hätte ihn in Gefahr gebracht – und reitet davon.

Das erste Kapitel beginnt kontrastierend in einem Kloster friedlicher Mönche, die von der Bevölkerung trotz ihrer guten Taten für ihre Not verantwortlich gemacht werden. Kriege und Missernten führten zu Unzufriedenheit, in der sich gerissene Opportunisten in hohe Ämter aufschwingen konnten. Das Kloster dient als Sündenbock. Skilgannon bemüht sich als Bruder Lantern redlich um einen Neubeginn, doch als man das Leben des Abts bedroht, stellt sich Skilgannon dem Mob entgegen und greift erneut zur Waffe.

Der weise Abt entlässt ihn aus dem Orden, dessen Philosophie er nie wirklich verinnerlichen konnte, und schickt Skilgannon als Eskorte eines etwas weltfremden Mönches in die Hauptstadt Mellicane; sein letzter Dienst für den Orden. Skilgannon hat ein neues Ziel: Er sucht den mystischen Tempel der Wiedererwecker, um seine Frau, die er nicht liebte, obwohl sie es verdient hätte, vom Tod auferstehen zu lassen. Seine ganze Liebe galt Jianna, der Königin von Naashan – die dank seiner Hilfe zu der gefürchteten Hexenkönigin geworden ist und unter deren Herrschaft seine Armee das Massaker von Perapolis verübt hat, dem er seinen schrecklichen Ruf als Skilgannon der Verdammte zu verdanken hat.

Auf dem Weg steht er einem Axtkämpfer bei, dessen Reisegruppe in den Wäldern nahe Mellicanes von so genannten Bastarden – zur Strafe von Nadir-Schamanen durch Magie mit Bären, Wölfen und anderen Raubtieren verschmolzenen Menschen – angegriffen wird. Der Axtkämpfer ist kein Geringerer als der Drenai-Held Druss, der seinem Freund Orastes und dessen kleiner Tochter Elanin zur Hilfe eilt. Doch für Orastes kommt jede Hilfe zu spät … Es gilt, seine Tochter aus einer Festung zu befreien. Skilgannon und Druss müssen sich nicht nur dem brutalen Lord Eisenmaske stellen, den Skilgannon in seiner Jugend unter einem anderen Namen kannte, sondern auch seiner Nemesis Jianna, der schönen und grausamen Königin Naashans, die er immer noch liebt, obwohl sie seinen Tod fordert.

Die Thematik ist nicht neu, geradezu ausgelaugt, kein Rahmen, der auf Qualität hindeuten würde. Doch Gemmell ist ein meisterhafter Erzähler, der abwechslungsreich und spannend Interesse an der Figur Olek Skilgannon erzeugen kann. Für Kenner der Drenai-Saga weist der Roman zahlreiche Verweise auf alte Helden wie Decado oder Waylander auf, gekrönt vom Gastauftritt des legendären Axtkämpfers Druss.

Die Handlung blendet oft in die Vergangenheit zurück, während die Gegenwart für Skilgannon und seine Begleiter viel Action bietet. Seine Vergangenheit holt Skilgannon ein, alte Konflikte brechen wieder auf. Zentrales Thema ist die Hassliebe Skilgannons zu Jianna, der Hexenkönigin. In ihrer Jugend war sie eine bildschöne Prinzessin, die letzte Überlebende der königlichen Familie, die in einem Staatsstreich ermordet wurde. Da Skilgannons Bedienstete die junge Jianna vor ihren Häschern versteckt hielten, werden sie gefoltert und ermordet. Gemeinsam verstecken die beiden sich in den Wäldern, verlieben sich und erobern die Krone Naashans zurück. Doch Jianna gerät unter den Einfluss einer alten Frau, vielmehr einer Hexe, die in ihr Träume von Macht erweckt, die außer Kontrolle geraten. Sie nutzt ihre Schönheit aus, um fremde Fürsten in ihr Bett zu locken, um sie als Verbündete zu gewinnen, zum Unwillen Skilgannons, der sich jedoch beugt. Jianna verändert sich, die manipulative und harte Königin Naashans ist nicht mehr die Frau, die Skilgannon geliebt hat. Ihr Verhältnis kühlt merklich ab, bis sich Skilgannon nach dem Perapolis-Massaker von ihr lossagt. Doch Jianna kann das nicht akzeptieren, die Einflüsterungen der alten Frau sorgen dafür, dass der Wille zur Macht siegt und aus Liebe Hass wird. Skilgannon wird aus Naashan verjagt, gehetzt von Mordkommandos der Königin, und taucht in einem Kloster unter.

Gemmell zeigt, wie harmlose Menschen zu einem mordlustigen Pöbel werden können, wie der persönliche Mut eines Einzelnen viel Unheil vermeiden kann. Aber auch, wie solcher Mut schlecht vergolten wird und feiges Abwenden grauenvolle Taten erst ermöglicht. Besonders gelungen sind Kapitel mit Jianna und Skilgannon, die zeigen, wie aus den besten Absichten die größten Gräuel enstehen können. Was man Jianna angetan hat und wofür sie sich rächen wollte, fügt sie anderen in weit schlimmerem Maß zu. Die „Alte Frau“ taucht auch hier wieder in einer zwiespältigen Rolle als Helfer aber auch als Unheilbringer auf; wie bereits bei Druss in vorherigen Drenai-Bänden und im Rigante-Zyklus in der entsprechenden Figur der Morrigu. Gemmell lässt Personen aus Skilgannons Vergangenheit auftauchen, die eine andere Entwicklung als dieser durchgemacht haben, obwohl sie in ihrer Jugend Freunde waren und vieles teilten. Reue ist ebenso ein Thema, Skillgannon will Abbitte und Wiedergutmachung für seine Taten und die unerwiderte Liebe zu seiner verstorbenen Frau leisten. Deshalb reist er ja auch zum Tempel der Wiedererwecker – er will die Zeit scheinbar zurückdrehen.

Dieser Teil des Buchs bleibt leider sehr unklar und diffus, was daran liegt, dass diese Thematik erst in dem noch nicht übersetzten Folgeband „The Swords of Night and Day“ näher behandelt wird. Obwohl „Der weiße Wolf“ wie alle Drenai-Romane in sich weitgehend abgeschlossen ist, quillt er über vor Referenzen auf frühere Werke. Die Geschichte von Skilgannon und Jianna ist zwar gelungen inszeniert in ihrer retrospektiven Form, aber nicht zur Neige erschöpft. Vielmehr ist es eine Vorgeschichte, die erst im Folgeband ihren Höhepunkt erreicht.

Obwohl „Der weiße Wolf“ in meinen Augen einen der besten da episch breitesten Drenai-Romane mit zahlreichen starken Personen und Handlungssträngen sowie interessanter Erzählweise darstellt, weist er jedoch einige uncharakteristische Schwächen auf, über die Gemmell sonst erhaben ist: Manchmal simplifiziert und moralisiert Gemmell zu stark; zwar wird er nie pathetisch, aber wenn der alternde Druss mit Skilgannon zu philosophieren anfängt, sozusagen von Held zu Held, wirkt dies unnatürlich lächerlich und aufgezwungen. Die Figur Skillgannon selbst wirkt weit weniger überzeugend als ihre Vergangenheit, er vereint Züge vieler anderer Gemmell-Helden, insbesondere Waylanders, in sich, was zu Irritationen führt und ihn ein wenig daran hindert, sich selbst zu einem eigenständigen Charakter zu entwickeln.

Für die Übersetzung zeichnet wieder einmal Irmhild Seeland verantwortlich, die wie üblich hervorragende Arbeit geleistet hat. Ihr Gespür zeigt sie unter anderem bei dem Namen „Bruder Lantern“, den man auch krude als „Bruder Laterne“ hätte übersetzen können. Im Unterschied zum englischen Original fehlt Dale Rippkes Karte der Drenai-Welt, für die sich Gemmell im Vorwort ausdrücklich bedankt. Dafür weist das Buch gelungene und tatsächlich auf die Handlung bezogene Innenillustrationen von Janus Peterka auf, was man von dem Titelbild der Agentur Schlück nicht behaupten kann, das dem großartigen Original in keiner Weise ebenbürtig ist.

Skilgannon mag nicht an die Sympathiewerte und den schon fast legendären Heldenstatus eines Druss oder Waylander heranreichen, allerdings übertrifft „Der weiße Wolf“ viele ältere Drenai-Romane in epischer Breite und Spannung. Die Rückblenden in die Vergangenheit, die oft gegenwärtige Handlungen Skilgannons nachvollziehen lassen, helfen dem Leser, die Überlegungen Gemmells besonders gut zu reflektieren und unterhalten dabei hervorragend. „Der weiße Wolf“ ist ein hervorragender Drenai-Roman, der sich vor allem an Kenner der Saga wendet und dessen Handlung ihren Höhepunkt leider erst im Folgeband findet. Einsteiger können dennoch bedenkenlos zugreifen, David Gemmell garantiert nach wie vor für höchst unterhaltsame und moderne heroische Fantasy.

Die in der deutschen Ausgabe fehlende Karte der Drenai-Welt:
http://www.dodgenet.com/~moonblossom/Dratlas.html

http://www.bastei-luebbe.de/

_David Gemmell bei |Buchwurm.info|:_

[Die steinerne Armee 522 (Rigante 1)
[Die Nacht des Falken 169 (Rigante 2)
[Rabenherz 498 (Rigante 3)
[Eisenhands Tochter 1194 (Die Falkenkönigin 1)
[Im Zeichen des dunklen Mondes 840
[Die Augen von Alchazzar 1188 (Drenai-Saga)
[Waylander der Graue 1248 (Drenai-Saga)
[Wolf in Shadow 181 (Stones of Power)

Poe, Edgar Allan / diverse Interpreten – Visionen

Edgar Allan Poe – der Name steht für einen Literaten, der die Seelenzustände des Menschen beschreibt und dem Horror, der sich in seinen Werken entfaltet, eine ganz persönliche Note verpasst. Keine Frage, Poes Erzählungen und Gedichte sind zeitlos, selbst mehr als 150 Jahre nach seinem viel zu frühen Tod im Jahr 1847.
Dass der Dichter und Denker noch immer aktuell ist, zeigen die zahlreichen Sammelbände und Luxusausgaben, die die Buchhandlungen allerorts schmücken. Stärker noch bedingt als durch das klassische Printmedium, ist vor allem durch die Welle der Hörbücher der Name Edgar Allan Poe wieder in den Vordergrund gerückt. Stellvertretend dafür kann die Hörspielreihe von |Lübbe Audio| genannt werden, die sich Poes annahm und seine zahlreichen Werke vertonte – und mit Ulrich Pleitgen und Iris Berben als Sprecherduo einen Qualitätsstandard erreichte, der dem Meister des makabren Grauens gerecht wird.

Pleitgen und Berben sind es auch, die sich des Projektes „Edgar Allan Poe – Visionen“ annahmen. Doch nicht nur sie, sondern eine ganze Reihe hochkarätiger nationaler und internationaler Stars und Musiker haben sich an dem ambitionierten Vorhaben beteiligt. Herausgekommen ist eine Doppel-CD, die zum einen ausgewählte, von erfahrenen Sprechern vorgelesene Gedichte von Poe enthält und zum anderen ein Konglomerat an Songs von Künstlern, die von dem Schriftsteller beeinflusst worden sind.

|CD 1 – Poes Gedichte|

Der erste Silberling umfasst auf 14 Stücken 12 verschiedene Gedichte. Los geht es mit Ulrich Pleitgens Interpretation von Poes wohl berühmtestem lyrischen Werk, seinem Meisterstück „Der Rabe“. Nicht zuletzt dadurch, dass dieses Gedicht selbst eine Geschichte erzählt, baut Pleitgen einen Handlungsbogen auf, der den Hörer gleich zu Beginn zu fesseln versteht. Mit seiner einnehmenden Stimme berichtet er aus der Sicht des einsamen Erzählers, der halb im Schlaf über alten Folianten liegend ein Pochen wahrnimmt. Sich selbst nicht klar über seine Gedanken, die ihm wild im Kopf herumkreisen, findet er sich in einem Zustand zwischen Realität und Traum wieder. Ist es seine Lenore, die er einst verloren hat und die nun wieder zu ihm zurückkommt? Ihn zumindest im Schlaf von seinen Qualen erlöst und um Einlass in sein Haus bittet? Der Erzähler verdrängt den Gedanken wieder, doch das Pochen lässt nicht nach. So öffnet er schließlich das Fenster und sieht, wie ein großer, schwarzer Rabe hereingeflattert kommt und ihn mit bohrendem Blick anstarrt. Doch die einzige Antwort, die ihm der Vogel auf alle seine Fragen gibt, ist ein gekrächztes Nimmermehr.

Um dem zentralen Gedicht Poes Rechnung zu tragen, wird es am Ende der CD noch einmal in englischer Fassung dargeboten, von niemand Geringerem als Christopher Lee. Dass diese Version ebenfalls überzeugen kann, mag aufgrund Lees ausgebildeter Opernstimme nicht verwundern. Dennoch erscheint es im direkten Vergleich nicht ganz an Pleitgens Interpretation heranzukommen. Möglicherweise dadurch, dass sich der deutsche Schauspieler durch seine anderen Hörbuchumsetzungen mittlerweile zu einem wahren Poe-Kenner entwickelt hat. Doch Lees Leistung soll dadurch nicht geschmälert werden. So steuert er zusätzlich „Ein Traum in einem Traum“ bei, ein kurzes zweistrophiges Gedicht, das von der Vergänglichkeit des Seins berichtet. Es entfaltet eine romantische und melancholische Stimmung, die die typischen Erkennungsmerkmale Poes trägt. Vordergründig direkt, doch unter der Oberfläche verschlungen und mit tief liegenden, nur allzu oft düsteren Geheimnissen verstrickt.

So bildet denn auch die Auswahl der weiteren Titel einen gelungenen Querschnitt durch Poes lyrisches Schaffen, regt zum Träumen, aber auch zum Nachdenken an. Ditmar Bär, Kai Wiesinger und Gudrun Landgrebe sind weitere Namen, die sich Poes angenommen haben und ihm auf ihre Weise ein weiteres Denkmal setzen. Zwar schwanken die Umsetzungen von Sprecher zu Sprecher und mögen je nach Neigung dem einen mehr, dem anderen weniger gefallen, als Einheit betrachtet können sie jedoch durchweg überzeugen. Den roten Faden, der die Gedichte miteinander verknüpft, bildet dabei die musikalische Untermalung, die schwerpunktmäßig vom Berliner Filmorchester eingespielt wurde. In der Regel leise mitklingend im Hintergrund, spielt es sich an den passenden Stellen auch mal nach vorne und verstärkt die durch die Gedichte bereits hervorgerufenen Emotionen. Die Musik wirkt hierbei nie aufgesetzt, sondern passt sich der thematischen Stimmung an und rundet die CD angemessen ab.

|CD 2 – Songs durch Poe inspiriert|

Weist die erste CD noch den Status eines Hörbuches auf, so geht die zweite Scheibe in Richtung einer musikalischen Compilation, die als Verknüpfungspunkt die thematische Einordnung durch die Inspiration von Poes Werken enthält. Nimmt man diesen Aspekt weg, so erscheint es kaum möglich, die Bands und Künstler, die sich auf der CD versammelt haben, einer Sparte zuzuordnen. Während die Jungen Tenöre die moderne Klassik bedienen und Künstler wie Vince Bahrdt von Orange Blue radiotaugliche Popmusik machen, sind Subway To Sally und L´Âme Immortelle eher aus dem Rock- und Gothic-Sektor bekannt. Als Sahnehäubchen präsentiert sich ein weiteres Mal Christopher Lee, der hier ebenfalls seine musikalischen Fähigkeiten unter Beweis stellt.

Vielleicht gerade durch die unterschiedliche Herangehensweise, wie die Musiker zu Poe gefunden haben, ist die CD eine abwechslungsreiche Mischung geworden, die das Herz eines jeden Liebhabers einfühlsamer Töne erfreuen wird. So ist der Grundtenor ruhig, auch wenn es ab und an ein paar härtere Töne zu hören gibt. Die Symbiose aus orchestralen Instrumenten, Klavieruntermalung, Elektrosounds und passend akzentuierten E-Gitarren schafft einen gekonnten Stil aus Melancholie und Bombast, der beim Hörgenuss zu prickelnder Gänsehaut führt. Zwar können die Songtexte selten ihrem Vorbild das Wasser reichen, doch als Verbeugung vor dem Literaten taugen sie allemal. Die Songs, die durch einen Sprechgesang geprägt sind, trügen allerdings den Gesamteindruck. Sie sind für sich gesehen intelligent produziert und gut aufgebaut, fallen aber ein wenig aus dem Kontext heraus und hätten eher auf die erste CD gepasst, sofern sie denn Originaltexte gewesen wären. Auf der zweiten Scheibe hätte der ein oder andere zusätzliche, gesungene Song nicht geschadet.

|Fazit|

„Edgar Allan Poe – Visionen“ ist ein überzeugendes Gesamtkunstwerk geworden. |Lübbe Audio| hat renommierte Sprecher und Musiker versammelt und versucht, dem Schriftsteller und seinen Werken gerecht zu werden. Bis auf wenige Ausnahmen ist dies auch gelungen. Es ist eine Doppel-CD enstanden, die unterhalten, ihre wahren Qualitäten aber nur bei einem Glas Rotwein vor dem Kamin offenbaren kann. Denn erst dann werden sich Poes Visionen, die auf die Silberlinge gepresst worden sind, in den Gehörgängen und den eigenen Gedanken entfalten.

http://www.visionen.tv

Simone, Gail / Johns , G. / Eaglesham , D. / Conner, A. – Infinite Crisis Monster Edition 2

Die Identity Crisis hat das Universum der DC-Bösewichter mächtig aufgewirbelt. Man hat von der Manipulation unter den Mitglieder der JLA erfahren und ist von nun an nicht mehr bereit, sich den Helden kampflos zu ergeben. Unter der Führung von Lex Luthor organisert sich eine ganze Armada von Bösewichtern, um als „Society“ der JLA den Kampf anzusagen – nur sechs von ihnen halten unter dem Kommando von Mockingbird dagegen, weil sie sonst um das Leben ihrer Angehörigen oder sogar um ihr eigenes fürchten müssen …

Power Girl ist zwar als Mitglied der Justice Society weiterhin umstritten; noch immer verschieben sich bei ihr die Kräfte in unverhältnismäßigem Rahmen und machen sie zu einer unberechenbaren Gefährdung für ihre Gegner, aber auch für sich selber. Um endlich Klarheit über ihre Herkunft zu erlangen, stellt sich Power Girl ihrer Vergangenheit, wird aber schneller von dieser heimgesucht, als ihr dies lieb ist. Noch während sie zweifelt, ob sie nun aus Atlantis, der Zukunft oder doch einem ganz anderen Ort stammt, wird sie mit der schockierenden Realität konfrontiert.

_Kritik_

Der zweite Band der „Infinite Crisis Monster Edition“ enthält die beiden Geschichten „Villains United“ und „Powertrip“, die beide noch als Einleitung zur demnächst erscheinenden Miniserie „Infinite Crisis“ gelten. Besonders spannend ist hierbei die etwas längere erste Story, die vor Bösewichten nur so strotzt. Im Zentrum des Geschehens stehen Catman, Cheshire, Ragdoll, Scandal, Paradämon und Headshot, die unter verschiedenartigen Androhungen von Mockingbird beauftragt wurden, gegen Lex Luthor und dessen Society vorzugehen, dabei aber gar nicht wissen, auf welch verzwicktes Spiel sie sich in Wirklichkeit einlassen.

Ganze Heerscharen von finsteren Kräften und heimtückischen Monstern stellen sich der Sechserbande in den Weg, die währenddessen eigentlich noch lernen muss, als Team überhaupt zu funktionieren. Besonders Catman ist von Selbstzweifeln geplagt und sich seiner Sache nicht sonderlich sicher, dabei aber die stärkste Kraft im Team der verbündeten Widersacher Luthors. Ohne seine Durchsetzungskraft hätten die sechs Mutanten schon den ersten Angriff der Society kaum überlebt, und so wachsen sie erst nach und nach als Mannschaft zusammen – und auch wieder auseinander.

Autorin Gian Simone hat hier eine sehr verworrenes, komplexes Storyboard entworfen, dessen Geheimnisse erst relativ spät enthüllt werden. Und auch erst dann erahnt man, welche Dimensionen die bald anstehende Serie einehmen wird bzw. welche Auswirkungen sie auf das gesamte DC-Universum haben könnte. Auf jeden Fall ist „Villains United“ ein wirklich sehr umfangreicher Comic, mit sehr vielen überraschenden Wendungen und einem wunderbaren Finale, weshalb sich der Kauf dieses Softcovers alleine schon wegen dieser exzellenten Erzählung lohnt.

Im Gegensatz dazu bleibt die zweite Geschichte ein wenig blass. Power Girl ist auf der Suche nach ihrer wahren Identität und wird dabei von einigen Dämonen aus ihrer anscheinend in der Zukunft liegenden Herkunft heimgesucht. Zu gerne würde die barbusige Heldin eines Tages auch das Wappen eines Superhelden über ihrem üppigen Dekolleté tragen, doch hierzu muss sie erst einmal ihre übermenschlichen Kräfte in den Griff bekommen.

Irgendwann kann sie kaum noch zwischen Realität und Halluzination unterscheiden und wird noch stärker in ihr Dilemma hineingerissen. Verschiedene Möglichkeiten ergeben sich, doch keine davon scheint die richtige zu sein. Als sich dann doch eine Richtung ergibt, ist dies jedoch nicht diejenige, die Power Girl sich gewünscht hatte.

Über ganze vier Teilfolgen erstreckt sich hier die Frage nach der wahren Identität der Superheldin, und nachdem sich unzählige Alternativen ergeben haben, keine aber so richtig greifen will, wünscht man sich irgendwann dann doch eine Lösung. Für meinen Geschmack wird die Entscheidung etwas zu sehr hinausgezögert und so ein wirklichr Höhepunkt verpasst. Das abrupte Ende macht dann zwar wieder Lust auf mehr, doch der Weg dahin ist mitunter etwas mühselig und bei weitem nicht so spannungsgeladen wie die vorangegangene Story. Es bleibt abzuwarten, was Gail Simone in der künftigen Serie aus dieser Vorlage machen wird; auf jeden Fall steht der Wunsch nach mehr Action im Raume, denn der wird im zweiten Teil dieser Monster Edition nicht erfüllt.

Trotzdem: Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und der ist im Falle der „Infinite Crisis“ schon ziemlich groß. Neben „House Of M“ steht hier das nächste ganz große Happening bevor, und glaubt man den ersten Vorzeichen (zumindest denen von „Villains United“), kann die Sache auch allen Ansprüchen gerecht werden. Man sollte allerdings nicht vorschnell urteilen und so die Erwartungen ins Unermessliche steigern. Die letzte Einleitung hat auf jeden Fall schon mal überzeugt, und mit diesem positiven Eindruck im Hinterkopf darf man auf die Dinge vorausschauen, die da schon sehr bald folgen werden.

http://www.paninicomics.de

Lewis, Clive Staples – Reise auf der Morgenröte, Die (Die Chroniken von Narnia 5)

[Das Wunder von Narnia 1858
[Das Wunder von Narnia – Hörbuch 1991
[Der König von Narnia 1758
[Der König von Narnia – Hörbuch 356
[Der Ritt nach Narnia 1933
[Der Ritt nach Narnia – Hörbuch 1984
[Prinz Kaspian von Narnia 2081

_Story_

Lucy und Edmund hätten sich für ihre Ferien etwas Besseres vorstellen können, als ihren Cousin Eustachius zu besuchen. Der kleine Bengel ist nämlich mitunter eine ziemliche Nervensäge und hat für die Tagträumereien der Narnia-Reisenden nicht viel übrig. Während die beiden ‚Gestraften‘ noch nach Mitteln suchen, ihre Ferien doch noch halbwegs akzeptabel zu gestalten, stoßen sie auf ein geheimnisvolles Bild, welches schließlich ein weiteres Portal nach Narnia öffnet. Gemeinsam mit ihrem ungeliebten Cousin landen sie inmitten eines Ozeans direkt neben einem Schiff namens |Morgenröte| – und damit direkt wieder in den Armen des neuen Königs Kaspian, mit dem sie vor nunmehr drei Jahren (nach der Zeitrechnung von Narnia) noch ein gefährliches Abenteuer erlebten.

Kaspian selbst ist auf der Suche nach den sieben verschwundenen Lords, die der gemeine König Miraz einst auf eine ziellose, gefährliche Reise geschickt hatte. Er will nicht glauben, dass diese treuen Gefolgsleute bei ihrer hoffnungslosen Expedition ums Leben gekommen sind und grast alle möglichen Inseln im großen Ozean von Narnia ab. Gemeinsam mit seinen zurückgekehrten Freunden und deren nervigem Anhängsel begibt er sich auf eine gefährliche Abenteuerreise, vorbei an niemals zuvor gesehenen Monstern und Ungeheuern, über die mysteriöse Dracheninsel bis hin zu Orten, an denen man heuer Aslan vermutet. Und tatsächlich taucht Aslan eines Tages wieder auf, allerdings nicht unter sonderlich erfreulichen Umständen …

_Meine Meinung_

„Die Reise auf der Morgenröte“ knüpft unmittelbar an die vorangegangene Geschichte um Prinz Kaspian an, was zur Folge hat, dass man in diesem fünften Band wieder auf viele bekannte Gesichter aus der Fantasy-Welt Narnia trifft. Gleichzeitig aber bedeutet dieses Buch das vorzeitige Ende für Peter und Suse, die aufgrund ihres mittlerweile fortgeschrittenen Alters nicht mehr in das Märchenland zurückkehren dürfen. Und auch Lucy und Edmund werden, sollten sie dieses Abenteuer erneut bestehen, zum letzten Mal zu Besuch gewesen sein, denn auch sie werden nicht jünger …

So gilt es also, neue Helden zu finden, doch diesbezüglich sind die Aussichten zunächst einmal finster. Lediglich Eustachius wäre dazu in der Lage, auch in Zukunft für das Rechte in Narnia zu sorgen, doch weil er sich überhaupt nicht auf die Geschehnisse in Narnia einlassen will und diese Welt zunächst überhaupt nicht für real hält, kommt er für diese Aufgabe nicht in Frage. Es bedarf einer Menge Überredungskunst, um den rational denkenden, verwöhnten Bengel zur Vernunft zu bringen, so dass auch dieser sich auf Träume und Visionen einlassen kann und lernt, das zu akzeptieren, was seine Augen sehen. Weil aber selbst dies zu viel für den Knaben ist, wird ihm eine verheerende Strafe auferlegt, und erst als Aslan tatsächlich wieder auftaucht, beginnt er langsam an die neuen Umstände zu glauben. Womit ein neuer, wenngleich hier noch nicht sehr sympathischer Held für die Zukunft von Narnia gefunden wäre …

Abgesehen von dieser Fragestellung ist „Die Reise auf der Morgenröte“ wiederum ein sehr, sehr schönes Buch geworden. Clive Staples Lewis appelliert erneut sehr stark an die Träume und die Phantasie seines vorrangig jugendlichen Publikums und integriert zum wiederholten Male zahlreiche prächtige Fabelwesen in die Handlung. Für Lucy, Edmund, Kaspian und den nervigen Eustachius gilt es, viele Abenteuer zu bestehen, Rätsel zu lösen, schier unüberwindbare Gefahren zu bestehen und dabei das Ziel nie aus den Augen zu verlieren. Kaspian hat seinem Vater das Versprechen gegeben, die sieben verschwundenen Lords wiederzufinden und sie in ihre Heimat zurückzuführen, und er ist trotz aller sich nähernder Gefahr bereit, alles für dieses Vorhaben zu tun. Geprägt von Ehrgeiz und Stolz, weist er seinen nicht immer furchtlosen Gefährten den Weg, führt sie durch stürmisches Unwetter und steht ihnen in der Gefahr bei. Er ist ein würdiger König, voller Anmut und Selbstbewusstsein, und hat den Aufstieg vom Prinzen zur ‚richtigen‘ Regentschaft sehr gut verkraftet, ohne dabei willkommene Eigenschaften eingebüßt zu haben. Er steht für das Positive in diesem Roman: Freundschaft, Brüderlichkeit, Hoffnung, Treue, aber auch für die Abenteuerlust und den Spaß, den er selbst unter diesen Umständen bei seinem Unternehmen verspürt. In diesem Aspekt ist ihm ein Eustachius ein unwohl gesonnener Gegenspieler. Er hat für die Geschichten, die ihm aufgetischt werden, nichts übrig, ist völlig phantasielos, leidet aber beim Betrachten seiner Freunde insgeheim unter seiner modernen Erziehung. Erst spät erkennt er die Vorzüge einer möglichen Weitsicht und räumt seiner Phantasie einen ganz anderen Stellenwert ein. Und erst dadurch wird aus dem eigensinnigen Sturkopf ein glückliches Kind.

In der Person von Eustachius bringt Clive Staples Lewis auch wieder indirekt einige biblische Aspekte unter. Er ist es, der von seinem Unglauben bekehrt werden muss und erst durch unliebsame Geschehnisse auf den rechten Weg gebracht werden kann. Kommt einem irgendwie bekannt vor, ist aber legitim, denn es ist ja nicht das erste Mal, dass sich der ebenfalls bekehrte Atheist Lewis auf seine göttliche Vorlage bezieht.

Nun, ob „Die Reise auf der Morgenröte“ indes noch einmal eine Steigerung innerhalb der „Chroniken von Narnia“ darstellt, wage ich jetzt mal nicht zu behaupten. Zweifelsohne wird das hohe Niveau gehalten, vor allem weil der Autor neben den bekannten Figuren und Umgebungen wieder viele frische Elemente in die Serie einfügt. Aber ob starke Bücher wie „Prinz Kaspian von Narnia“ oder gar „Der Ritt nach Narnia“ wirklich schlechter oder besser sind, sollen andere entscheiden. Für mich bleibt am Ende lediglich das Fazit, hier erneut exzellent unterhalten worden zu sein und eine sehr schöne Fortsetzung der Geschichte gelesen zu haben. Und da „Die Reise auf der Morgenröte“ aufgrund seines prinzipiell unabhängigen Inhalts auch ganz für sich alleine stehen kann, ist ein direkter Vergleich auch gar nicht nötig. Schade nur, dass sich die Chroniken langsam dem Ende nähern …

http://www.narnia-welt.de/

Fergus Fleming – Neunzig Grad Nord. Der Traum vom Pol

Die vielen Versuche, den Nordpol zu erreichen, werden vom Verfasser zu einer „Entdeckungsgeschichte“ gebündelt, ein ehrgeiziges aber geglücktes Unterfangen, das unter Wahrung der historischen Tatsachen die absurden Aspekte eines an sich sinnlosen Wettlaufs betont. Als Sachbuch ebenso informativ wie spannend und witzig, wobei der Autor freilich manchmal literarisch etwas nachhilft, um für die gewünschten Humoreffekte zu sorgen.  Fergus Fleming – Neunzig Grad Nord. Der Traum vom Pol weiterlesen

Jeff Apter – Never Enough – Die Story von The Cure

Der Autor

Jeff Apter war jahrelang Musikredakteur bei der australischen Ausgabe des Rolling Stone. „Never Enough“ ist sein drittes Buch. Das erste befasst sich mit der australischen Band SILVERCHAIR, das zweite, ebenfalls auf Deutsch bei Bosworth erschienen, trägt den Titel „Fornication“ und schildert die stürmische Karriere der RED HOT CHILI PEPPERS.

Inhalt

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Carol O’Connell – Der Mann, der die Frauen belog [Mallory 2]

Um einen Frauenmörder zu entlarven, mietet sich Polizistin Mallory inkognito in ein nobles Mietshaus ein. Unter den nur oberflächlich vornehmen Mietern lauert der Mörder auf seine Chance, die ihm Mallory nur scheinbar bieten will … – Dem zweiten Band der „Mallory“-Serie fehlt der Überraschungseffekt dieser gänzlich unzugänglichen Figur, aber Plot und Story sorgen zuverlässig für überdurchschnittliche Unterhaltung.
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Sabine Kornbichler – Annas Entscheidung

Anna, Anfang dreißig und geschieden, verliert ihre Eltern bei einem Flugzeugabsturz. Die junge Frau zieht sich fast völlig von ihrer Umwelt zurück. Bei der Wohnungsauflösung in Bayern lernt sie durch Zufall den Mediziner Steffen kennen. Steffen verarztet nicht nur ihren verstauchten Knöchel, sondern lädt sie auch zum Essen ein. Er macht keinen Hehl aus seinem deutlichen Interesse an Anna. Anna wiederum fühlt sich bei dem sensiblen Mann geborgen, möchte aber derzeit keine Beziehung eingehen. So kehrt jeder zurück in seine Heimat, Anna nach Hamburg, Steffen nach Düsseldorf. Die weiteren Monate bleiben die beiden in telefonischem Kontakt miteinander. Hartnäckig wirbt Steffen weiter um Anna, bis sie sich schließlich auf eine Beziehung mit ihm einlässt.

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Brunner, John – Chaos Erde

Drei Jahre, nachdem Brunners „Muddle Earth“ bei Ballantine Books New York erstmals erschienen ist, konnten endlich auch die deutschen Fans den letzten Roman des großen englischen SF-Autors in die Hände nehmen.

Der des Englischen kundige Leser erkennt gleich, dass der Originaltitel des Werkes ausnahmsweise einmal richtig auf Deutsch widergegeben wurde, was ja heutzutage nicht immer unbedingt die Regel bei den einzelnen Verlagen zu sein scheint. Auch der Klappentext auf der Rückseite bezieht sich peinlich genau auf den tatsächlichen Inhalt des Buches. Weiß eigentlich jemand, was ein Exoplantetare ist? Nicht? Es ist ein Druckfehler, das Wort soll eigentlich Exoplanetarer heißen, leider fällt er aber sofort ins Auge, denn wer liest nicht schon im Laden das, was hinten draufsteht, bevor er sich zum Kauf entschließt.

Brunner liefert mit dem vorliegenden Text nicht unbedingt das Highlight seiner schriftstellerischen Karriere ab, aber das Ergebnis seiner Anstrengungen bot mir trotzdem ein lustiges Lesevergnügen, wohl weil der Autor sich hier nicht so ernst nimmt wie in [„Morgenwelt“ 1274 oder „Schafe blicken auf“, auch wenn sein Anliegen, nämlich die Kritik an allen möglichen gegenwärtigen und zukünftigen unhaltbaren Zuständen, die einer weiteren Entwicklung der Menscheit möglicherweise unangenehm im Magen liegen könnten, das alte geblieben ist.

Die Erde hat es endlich geschafft, an ihrer eigenen Umweltverschmutzung zugrunde zu gehen, verbunden mit einem unheilvollen Chaos vieler gleichzeitig existierender wunderlicher Gesellschaftssysteme, deren Gesamtheit vom Einzelnen kaum noch zu überblicken, geschweige denn nachzuvollziehen ist (selbst als Leser wird man vollkommen überfordert).

In dieser Situation wird der Planet galaxisweit zur Restauration ausgeschrieben und flugs erscheint eine Exoplanetaren-Treuhandgesellschaft, die die Abwicklung der Pleitewelt übernimmt.

Halt mal, das scheint doch gerade so, als hätte Brunner den Hintergrund seines Romans in den neuen Bundesländern recherchiert und die vorgefundene Situation hier sarkastisch überdreht beschrieben! Vielleicht hat der Übersetzer aber auch nur durch den wiederholten Einsatz gewisser, jedem Neubundesbürger seit der Wende sattsam bekannter Vokabeln den Zweck erreichen wollen, den deutschen Lesern einen möglichst echten Realitätsbezug zu vermitteln.

Rimpoche Quaddel, ehemaliger, wenn auch unfreiwilliger Religionsschwindler, seit vielen Jahren tot und eingefroren, wird auf Betreiben der Mafia aufgetaut und wiederbelebt, da diese der Meinung ist, er könne Auskunft über die einst verschollene und nie wieder aufgetauchte Portokasse der ehrenwerten Familie Verdi geben. Als Quaddel auch noch, desorientiert und bis an den Hals mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt, mitbekommt, dass ein außerirdischer Gourmet ebenfalls auf ihn Anspruch erhebt, da er unbedingt humanoides Eiweiß kosten möchte – und frisch belebtes Gefrierfleisch (so werden die Aufgetauten liebevoll von ihren Mitmenschen bezeichnet) keine bürgerlichen Rechte genießt -, zieht er sich dilettantisch aus der beginnenden Massenschlägerei zurück und begibt sich auf eine irrwitzige und haarsträubende Flucht.

Versteckt in einer Herde Touristen, die von allen möglichen und unmöglichen Planeten zu stammen scheinen, gerät Quaddel in einen gigantischen Vergnügungspark, in dem berühmte historische Szenen als Touristenattraktion für gelangweilte Extraterrestrier entstehen sollen.

Darin sind die nur noch spärlich existierenden Erdbewohner als Angestellte der Treuhand dazu angehalten, z. B. Originalsmog zu produzieren, echte Unfälle vorzuführen, zu zeigen, wie man in Old England mit Maria Stuart umgesprungen ist und so weiter und so fort … Dabei bekommen viele jeden Tag eine andere Rolle zugewiesen, und es kann schon mal passieren, dass man gestern noch Josephine Mutzenbacher darstellen musste und heute Dienst als Haushälterin bei Sherlock Holmes und Dr. Watson hat. Wenn man dabei bloß nicht immer den Jargon verwechseln würde!

Noch einmal zieht Brunner über Umweltverschmutzung, Bürokratismus und dubiose Geschäftemacherei her. Noch einmal bekommt so ziemlich jede Weltreligion ihr Fett weg. Und ganz nebenbei wird auch noch das Thema „Tief-/Kälteschlaf“ in die Pfanne gehauen, nur diesmal nicht so bierernst wie in seinen berühmteren Werken, sondern eher persiflagemäßig.

Auch wenn Brunner hemmungslos übertreibt, ein makaber-witziger Charme ist diesem Roman nicht abzusprechen, wenn ich auch nicht so laut lachen musste wie bei Brunners überaus komischem „Der Galaktische Verbraucherservice: Zeitmaschinen für Jedermann“, einer frühen Storysammlung des Autors, 1976 bei |Goldmann| erschienen.

Genau dieses Büchlein scheint Herr Pukallus nicht zu kennen, denn er lässt sich in seinem Nachwort „Tod und Auferstehung als Science Fiction Groteske – über John Brunners Roman ‚Chaos Erde'“ zu ein paar Äußerungen herab, denen ich nicht unwidersprochen zustimmen kann. Sicher hat er recht, wenn er feststellt, dass es Brunner in den 80er Jahren, nachdem er Witwer geworden war, an ‚Kreativität und Schaffenskraft‘ für ‚bedeutendere Texte‘ mangelte.

Aber: „Es ist ein zu bedauerndes Phänomen, daß gerade Zeiten ihrer Krise Schriftsteller dazu verleiten, Übergangswerke zu schreiben, die hinter den eigenen Ansprüchen zurückbleiben … und allzu rasch ist dann die Idee da, es mit dem Humoristischen zu versuchen, ein Einfall, der dem Autor nie gekommen wäre unter anderen, besseren Umständen.“

Oder: „… Mein Postulat lautet, soweit es … vorsätzlich als Ganzes humorvoll gemeinte Werke anbelangt, die fast immer Zeugnisse des Brachialhumors werden, daß die Geschichte des Humors in der Science Fiction im wesentlichen nichts anderes ist als ein Museum der Peinlichkeiten …“

Na, das ist doch endlich mal ein klares Wort, und, falls es von anderen deutschsprachigen Autoren beherzigt wird, eine der möglichen Ursachen, warum deutsche SF noch nicht mal im eigenen Land sonderlich beliebt ist. Ich überlege immer noch, ob ich mich jetzt schämen soll, weil mir z. B. E. F. Russells „Menschen, Marsianer und Maschinen“ oder L. Nivens „Die fliegenden Zauberer“ gefallen, obwohl es sich um durchgehend humorvolle SF-Bücher handelt.

Weiter unten in seinem Nachwort bemängelt Pukallus, dass sich „kurios viele Episoden des Romans“ auf Toiletten abspielen – den Eindruck hatte ich allerdings nicht; ich entdeckte nur eine solche Szene (Seiten 135 bis 138).

Ansonsten weiß der Übersetzer sich ziemlich kompetent zu Brunner zu äußern, gerät aber im Romantext bei besonders lang geratenen Schachtelsätzen Brunners ab und zu grammatikalisch etwas daneben; und gelernt habe ich außerdem noch, dass es jetzt nicht mehr „gesundheitsgefährdend“ sondern „gesundheitsgefährlich“ heißt (Seite 290).

Pukallus gibt an, dass dem von ihm übersetzten englischen Arbeitsexemplar eine Notiz Brunners angeheftet war; des Inhalts „Wenn es jemand auf dieser Erde gibt, der meinen Quatsch auf deutsch übersetzen kann, so ist es fast zweifellos der Pukallus.“

Meiner Meinung nach geht der Verfasser des Nachworts mit dem Text Brunners, den dieser selbst als „Quatsch“ bezeichnet hat, zu hart ins Gericht. Er scheitert in seinem eigenen Anspruch an Brunner, da er offensichtlich eine Art letztes Meisterwerk erwartet hat und dann enttäuscht wurde.

© _Norbert Danziger_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Bennett, David – Metro. Die Geschichte der Untergrundbahn

Eine Geschichte der Untergrundbahnen dieser Welt – nicht nur in ihrer Funktion als Verkehrsmittel, sondern auch als Stätten der Kunst und der Architektur:

|“Die Anfänge des U-Bahnwesens“| (S. 13-62): Eine Untergrundbahn konnte es erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts geben; vorher war sie technisch nicht zu realisieren und es bestand auch kein Bedarf. Erst die Industrielle Revolution und das rapide Wachsen der Städte, deren oberirdische Straßen und Schienen dem Verkehr nicht mehr Herr werden konnten, ließen den Gedanken an eine Verlegung des Massentransportmittels Bahn unter die Erde Realität werden. Der erste Verkehrstunnel der Welt entstand bis 1841 unter der Themse von London und verband Wapping mit Rotherhithe – ein Start mit Hindernissen und doch ein Unternehmen, das viele Fragen für spätere Projekte beantwortete: Wie breit muss ein U-Bahntunnel sein? Wie gräbt man ihn mit möglichst geringem Aufwand? Betreibt man U-Bahnen mit Dampf? Mit Strom? Mit Diesel? Baut man Waggons besser aus Holz oder aus Metall? Wie sieht die optimalökonomische U-Bahnstation aus? Viele Jahre des Versuchens, Irrens und Findens schlossen sich an.

|“Architektur und Kunst in den Stationen“| (S. 63-128): Wie sich herausstellte, gibt es keine U-Bahn, die an ihre Planer und Erbauer nicht eigene komplexe Anforderungen stellt. 15 ausgewählte Strecken aus Großstädten Europas, Nordamerikas und Südostasiens belegen die enormen Anforderungen, die schwankende Böden, hohe Grundwasserstände oder andere Hindernisse aufwarfen. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht, die Untergrundbahnen nach allen Schwierigkeiten, die ihr Bau aufwarf, in Tempel des Transportwesens verwandelt und entsprechend ausgestattet.

|“Untergrundkultur“| (S. 129-155): Nutzen und Kunst gingen eine oft erstaunliche Symbiose ein. Diese beschränkte sich keineswegs auf die Züge, die Gleise oder die Stationen. Die „U-Bahn-Künstler“ bezogen jedes Detail ein. „Metro“ zeigt Fahrkarten, Plakatkunst, Graffiti, Züge als Werbefläche, Rolltreppen, Netzpläne, die oft wie Ausstellungsobjekte wirken.

|“Liste der U-Bahnen“| (S. 156-167): Ein Buch, das wie „Metro“ das Phänomen der Untergrundbahn in seiner vielgestaltigen Gesamtheit abbilden möchte, muss sich auf Beispiele beschränken. Eine Aufzählung aller U-Bahnen dieser Welt, die ergänzt wird durch die Angabe der wichtigsten Grunddaten zu Geschichte, Entwicklung, Größe und Ausstattung, vermittelt zumindest einen Eindruck davon, dass unter den Städten dieser Erde noch manches U-Bahn-Universum seiner Entdeckung harrt.

Abgeschlossen wird „Metro“ durch eine Bibliografie (S. 168), ein Stichwortverzeichnis (S. 169-175) sowie einen Bildnachweis (S. 176)

„Metro“ steht für „Métropolitain“, die Pariser U-Bahn, die zu den berühmtesten (und ältesten) Untergrundbahnen der Welt gehört. „Metro“ und „U-Bahn“ – das sind Begriffe, die auch in Deutschland zu Synonymen geworden sind. (Glück gehabt; es hätte auch wesentlich profaner „the tube“ – die Tube – heißen können: So nennen die Bürger von London ihre U-Bahn, durch deren enge Tunnel die Züge wie Zahnpasta gequetscht werden.)

„Metro“, das Buch, überrascht durch einen thematisch ungewöhnlich breiten Ansatz. Zwar bekommt man zunächst, was zu erwarten war, einen Überblick, der die Geschichte der Untergrundbahn ebenso einschließt wie eine Schilderung der U-Bahn-Gegenwart. Viel steht da geschrieben über Bodenschichten, monströse Aushubmaschinen oder einfallsreiche Ingenieure. In diese Darstellungen mischen sich Anekdoten erschröcklicher (Wassereinbruch im Tunnel) und ergötzlicher (Kristalllüster und Stuckwände in U-Bahn-Stationen) Art.

Doch dieses „Pflichtprogramm“ schließt Verfasser Bennett schon mit der Seite 62 ab. Nunmehr taucht er mit dem Leser in eine exotisch-fremde Welt ab: Für Bennett ist die Untergrundbahn sichtlich mehr als ein simples Transportmittel, das möglichst viele Menschen von A nach B bringen soll. Mit seinem Blick betrachtet man die U-Bahn plötzlich als vom Rest der Welt isolierte Sphäre mit eigenen Regeln und Gesetzen.

In dieser Unterwelt ist der Ingenieur der Herrscher. Er ist ein gütiger Tyrann, der Politiker nur zu Streckeneröffnungen einlässt, die schönen Künste fördert und mit Unterstützung der Technik eine bis ins Detail durchgeplante Welt erschafft, die funktioniert. Man könnte nach der Lektüre von „Metro“ tatsächlich zu dem Schluss kommen, dass dies der Realität entspricht, so intensiv huldigt Bennett seiner geliebten U-Bahn. Selbst Stationen, die der Leser aus eigener Erfahrung kennt und als finstere, schmutzige, von verdächtigen Gestalten bevölkerte Trollgruben beschreiben würde, geraten unter seiner Feder und vor allem unter seiner Kamera zu architektonischen Hymnen an den menschlichen Erfindungsreichtum. Die weniger erfreulichen Seiten der U-Bahn beschränkt Bennett weitgehend auf Klagen über allzu drastische Werbung sowie das Beschmieren von Wänden und Waggons (wobei die gezeigten Graffitis schon wieder den Tatbestand der Kunst erfüllen).

Diese Bilder sind großartig und definitiv keine Schnappschüsse. Der Standpunkt der Kamera ist mit Bedacht gewählt, sorgfältig hat man mit Licht inszeniert, was anschließend kunstvoll fotografiert oder besser: zu Lichtbildern veredelt wurde. Auch hier wird deutlich, dass „Metro“ weniger ein Sachbuch als ein „coffee table book“ ist, dessen Gestaltung mindestens ebenso wichtig ist wie der Inhalt; ein Prachtband, der sich, offensiv platziert, gut im repräsentativen Buchregal des weltoffenen, gut betuchten, kulturell interessierten Zeitgenossen macht.

Bennett ist selbst Ingenieur, was seine Begeisterung verständlich macht, die einer nüchternen Betrachtung sicherlich nicht standhalten kann. „Metro“ soll indes kein Sachbuch im rein darstellenden Sinn sein. Der Autor stellt die Untergrundbahn als geschlossenes System mit eigener „Evolution“ dar, was er verblüffend überzeugend an diversen Alltäglichkeiten deutlich zu machen weiß, die man ohne diese Darstellung weiterhin für selbstverständlich halten würde. So ist es ein weiter Weg bis zum heute gültigen, streng geometrischen, sich an der Topografie nicht mehr orientierenden U-Bahn-Netzplan gewesen. Die ersten Pläne bezogen noch das überirdische Straßennetz, Flussläufe und Zugstrecken ein, die gezeichneten Abstände zwischen den Stationen gaben maßstabsgerecht die realen Entfernungen wider. Das funktionierte, solange das U-Bahnnetz bescheiden blieb. Doch in jeder großen Stadt wuchs es kontinuierlich, bis sich die die ober- und unterirdischen Verkehrspläne hoffnungslos überlagerten. Erst allmählich lernte man zu trennen und „erzog“ den U-Bahn-Passagier zum selbstverständlichen Lesen abstrakter Netzpläne.

Die Untergrundbahn als Kunstausstellung wirkt ebenfalls ungewohnt. Dabei waren die Menschen schon immer stolz auf ihre Metros: Wer so viel Geist & Geld in die Erde versenkt, wünscht sich schon, dass etwas davon sichtbar wird. Heute gleichen U-Bahn-Stationen zwar nicht mehr den domähnlichen Prachtgewölben der Vergangenheit, doch ihre Architektur ist eher noch kühner geworden. Bennett dokumentiert Konstruktionen, die sich scheinbar schwerelos in den Raum erheben, was durch ausgeklügelte Lichtsetzung in der dramatischen Wirkung noch verstärkt wird. (Er verschweigt die banale Tatsache, dass harter Stahl, Keramik und Licht die Aktivitäten von Vandalen, Kunstbanausen und Sudelfinken erfolgreicher vereiteln als liebevoll gearbeitete aber empfindliche Wandpartien oder Bodenflächen.) In bzw. unter Stockholm (wo es offenbar weder Vandalen & Kunstbanausen noch Sudelfinken gibt) hat man die Stationen sogar in regelrechte Kunstgalerien oder begehbare Gesamtkunstwerke verwandelt.

Als Sachbuch mag „Metro“ nur bedingt bzw. in seinem ersten Drittel „tauglich“ sein, doch als Inszenierung einer Parallelwelt bereitet David Bennetts Besuch in einer Unterwelt mit vielen dunklen aber interessanten Winkeln großes Vergnügen. In der deutschen Ausgabe wird dieses durch die umständlich-steif wirkende Übersetzung („Die Konstruktionsweise der Wagen ist ein wesentlicher Faktor für die Gestaltung des Betriebs bei jeder U-Bahn, die teils mehrere Millionen Fahrgäste täglich zu befördern hat.“, S. 30) und bei einem Buch dieser Preisklasse erstaunlichen Zahl unkorrigiert gebliebener Rechtschreibfehler leicht getrübt, aber nicht wirklich verwässert.

Fiebelkorn, Ralf – Kick Off Rock-Gitarre (DVD)

Ähnlich wie vor kurzem zum [Schlagzeug 2457 ist Anfang dieses Jahres via |Bosworth| auch ein Lehrvideo zur Rock-Gitarre auf den Markt gekommen, welches einem die ersten Schritte bzw. das Basiswissen zur Bedienung des Instruments näher bringt. „Kick Off Rock-Gitarre“ bringt die individuelle Zielgruppe aber auch schon ein ganzes Stück weiter, denn nach intensivem Studium sollte jeder Laie mit dem hier erworbenen Kenntnisschatz schon so manche Akkorde und Riffs problemlos spielen können. Und das kann ja jetzt nicht wirklich jedes Lernvideo für sich in Anspruch nehmen, glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung.

Musiklehrer Ralf Fiebelkorn erläutert in ganz kleinen Etappen zunächst einmal den Aufbau der Gitarre, sprich Bünde, Saiten, Korpus, etc., und die benötigten Hilfsmittel zum Spielen und Stimmen des Instruments. Es geht erst einmal darum, seinen neuen Schatz intensiv kennen zu lernen, bevor man erste Gehversuche wagt. Danach gibt Fiebelkorn mehrere Tipps zur Haltung von Gitarre und Plektrum, um so zu gewährleisten, dass man völlig entkrampft und entspannt an die Sache herangeht und so nicht schon Probleme bekommt, die gar nicht erst hätten auftreten sollen.

Erst dann geht’s ans Eingemachte, soll heißen an die grobe Notenlehre, bei welcher der Musiklehrer am praktischen Beispiel die einzelnen Saiten der Gitarre noch einmal näher aufgreift und Unterschiede deutlich macht. Schließlich dürfen die Saiten auch zum ersten Mal angeschlagen werden, dies aber zunächst in loser Form. Es folgen die ersten Rhythmen und Taktwechsel und schließlich die Stütze jedes Rock-Gitarristen, die Power-Chords, hier auch in der Basis- und auch schon in der Fortgeschrittenen-Version vorgeführt. Als Letztes gibt Fiebelkorn noch einmal einen Einblick in die Harmonielehre und vermittelt dem Zuschauer und Schüler auch schon einige Akkorde, auf denen die Rockmusik im Wesentlichen aufbaut.

Nach 120 Minuten Lehrstoff darf man dann selber an die Praxis heran und die beigefügten Jam-Parts einstudieren bzw. anhand dieser seine bis hierhin erlernten Kenntnisse erproben und trainieren. Sobald man dann das Gefühl hat, sich in den vorgegebenen Schemen sicher zu bewegen, wird es Zeit für die nächsten Schritte, doch die werden erst auf der aufbauenden DVD „One Step Beyond“ erklärt. Doch so weit sind wir ja auch noch nicht …

Nun, vom Aufbau her ist dieses Lehrvideo schlicht und einfach toll. Ich habe das Gitarrenspiel in meinem Leben schon selber mehrfach versucht, es aber meist wegen unbefriedigender Lehrmittel wieder ziemlich schnell aufgegeben, wobei ein gewisses Basiswissen sich während dieser Zeit schon manifestiert hat. Das alles hätte auch einfacher sein können, zum Beispiel mit dieser DVD, in der wirklich alles super-einfach erklärt wird, bei der man aber, gemessen am zeitlichen Umfang, auch schon binnen kürzester Zeit sehr große Fortschritte erzielen kann. Wo nämlich in den teuren Musikschulen erst mal zum Erbrechen Notenlehre und theoretische Kenntnisse erlernt werden und man die Sache eigentlich schon satt hat, bevor man die Gitarre das erste Mal in der Hand hatte, läuft bei „Kick Off Rock-Gitarre“ alles parallel. Fiebelkorn lehrt den Stoff sehr praxisorientiert und hat ein Händchen dafür, Theorie und tatsächliches Spiel für den interessierten Schüler treffend auszubalancieren. Seine lockere, unverkrampfte Art – selbst auf dieser DVD leistet er sich ein paar Versprecher – sorgt zudem für eine ziemlich lässige Atmosphäre, bei der man nichtsdestotrotz genügend Ehrgeiz entwickeln sollte, das Vorgezeigte recht schnell zu erlernen.

Sicher, es gibt viele Ansichten darüber, auf welchem Wege man das Gitarrespielen am schnellsten und einfachsten erlernen kann, und ich will jetzt auch nicht behaupten, dass diese DVD die Ideallösung ist. Als Opfer zahlreicher überkomplizierter, nervtötender Lehrbücher (die mich am Ende doch zu Peter Bursch gebracht haben) bin ich aber bislang auf noch keine bessere und schönere Alternative zu diesem zweistündigen Anfängerkurs getroffen, weshalb alles andere als eine klare Empfehlung totaler Humbug wäre. Und wenn man sich schlussendlich mal das Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zum Musikunterricht an einer renommierten, sicherlich aber nicht immer besseren Schule anschaut, spricht sowieso nichts dagegen, die kostengünstigere, ebenbürtige Variante abzugreifen. Oder?

http://www.bosworth.de

Voenix / Vömel, Thomas – Fahrten des Thor, Die

_Handlung_

Ein fahrender Skalde taucht in einem Dorf auf und bittet in einer Herberge um eine Mahlzeit. Nachdem er sein karges Mahl verzehrt hat, beginnt er als Gegenleistung Geschichten zu erzählen, in denen der germanische Donnergott Thor (Donar) immer mehr oder weniger die Hauptrolle spielt.

|Der verspätete Brautlauf|

Freyr, der Liebes- und Frühlingsgott, erblickt die wunderschöne Riesin Gerda und verliebt sich sofort unsterblich in sie. Als Brautpreis fordert deren habgieriger Vater, der Bergriese Gymir, Freyrs selbst kämpfendes Schwert. Allerdings hat der Brautvater nicht vor, sich an die Hochzeitsvereinbarung zu halten: Er will zwar das Schwert bekommen, nicht aber seine hübsche Tochter hergeben. So schickt er Freyr den Frostriesen Fyhrnir entgegen, der den Frühlingsgott in einen Eisblock verwandelt und die magische Waffe raubt. Schon bald bekommt der listenreiche Loki von den Vorgängen Wind und macht sich zusammen mit Thor auf den Weg, ihren Mitgott aus dessen misslicher Lage zu befreien. Doch das erweist sich schwieriger als zu Beginn gedacht …

|Die Insel der Berserkerweiber|

Thor und die beiden ihm überlassenen Kinder Thjalfi und Röskwa machen sich auf den Weg über das Meer. Doch mit ihrem kleinen Ruderboot treffen sie auf drei Meereshexen, gegen die der Donnergott fast machtlos ist. Sie stranden schließlich auf einer scheinbar verlassenen Insel, die allerdings von einem Stamm männermordender Riesinnen bewohnt wird. Eigentlich kein Problem für einen Riesentöter, sollte man meinen, doch hat Thor leider seinen treuen Streithammer Mjöllnir nicht dabei …

|Schweinekram|

Der hungrige Donnergott kommt nach einigen Tagen entbehrungsreicher Wanderschaft an einen Bauernhof und hofft dort Unterschlupf und vor allem etwas zu Essen zu bekommen. Doch zu früh gefreut: Leider hat eine Horde von Riesen die gesamten Schweine des Bauern gestohlen. Zwar wird Thors Hunger mit einer deftigen Zwiebelsuppe kurzfristig gelindert, doch verspricht er dem Bauern – auch aus Wut darüber, um das vermeindliche Festmahl geprellt worden zu sein -, die Riesen zu stellen und die Schweine zurückzubringen. Also nimmt er am nächsten Morgen die Spuren der Unholde auf und wird schon bald in einen wahrhaft schweinischen Wettkampf verwickelt …

|Thors Fahrt ins Totenreich|

Die Riesin Modgud, Tochter einer Baumhexe, hat die Gabe, das Totenreich zu betreten. Zudem ist sie in den stattlichen Donnergott verliebt, ohne diesen jemals vorher zu Gesicht bekommen zu haben. Also ersinnt sie einen Plan, um ihren Geliebten zu sich zu locken: Sie raubt Thors Tochter Thrud und will so den Gott ins Totenreich locken, wo dessen Kräfte nicht wirken, und die beiden austauschen. So begibt sich Thor also zum Gjöllstrom, der Midgard von Hels Schattenreich trennt, um so ins Totenreich zu gelangen. Unterstützt wird der tapfere Recken von göttlicher Magie, und auch das Schicksal hat ein Wörtchen mitzureden …

|Riesenlust|

Nachdem der listige Loki Thors Eheweib Sif das Kopfhaar raubte, ist der Ofen aus im Ehebett der beiden Götter. Sehr zur Unzufriedenheit des Donnergottes, dem die lange Enthaltsamkeit langsam aufs Gemüt schlägt. Als er sich in seiner Wut Loki schnappt, bietet dieser Thor eine Wiedergutmachung an: Er bietet dem Erzürnten an, ein Schäferstündchen mit einer wunderschönen Riesin zu organisieren. Doch selbstverständlich hat der Listereiche nicht Gutes im Sinne, denn er will dem Donnergott eine Lektion erteilen.

_Der Autor_

Voenix alias Thomas Vömel ist Autor und Maler und arbeitet als freischaffender Künstler. Neben seinem großen Interesse an germanischer Mythologie beschäftigt er sich seit Jahren mit Themen des Okkulten. Sein Tätigkeitsfeld reicht von der Buch- und Kartenillustration über Comics, Poster und Plattencover bis hin zu großformatigen Wandgemälden. Geschrieben hat er bisher unter anderem „Auf Wotans Pfaden“, „Der germanische Götterhimmel“, „Im Liebeshain der Freyja“ und „In Lokis Feuerschmiede“.

_Mein Eindruck_

Ich würde „Die Fahrten des Thor“ am ehesten als ein Buch germanischer Märchen bezeichnen. Allerdings muss hier erwähnt werden, dass die enthaltenen Geschichten nur teilweise Bezug zur „Edda“ aufweisen. Doch befassen sich die fünf Stücke natürlich alle mit der germanischen Mythologie im Allgemeinen und mit dem Donnergott Thor im Speziellen, auch wenn sie sich sprachlich in lesefreundlicheren Gefilden bewegen als die altisländische Spruchsammlung. Im Gegensatz zu „Auf Wotans Pfaden“ ist der namengebende Gott auch tatsächlich die Hauptperson. So nimmt Voenix den Leser auf eine unterhaltsame und vergnügliche Reise durch die Stärken und Schwächen des Donnergottes mit, die in den Geschichten ausführlich beleuchtet werden.

Der recht einfache, teilweise derbe Schreibstil erzeugt ein Gefühl der Nähe zur damaligen Zeit und zu Thor im Speziellen. Doch dürfte das beileibe nicht jedermanns Sache sein: „Die Fahrten des Thor“ ist keine religionswissenschaftliche Abhandlung, sondern einfach ein nettes Lesevergnügen für zwischendurch, das es allerdings famos vermag, das Wesen des Donnergottes plastisch darzustellen. Dass die Thor zugeordneten Aspekte nicht nur durchgehend positiv sind, macht die Sache erst richtig interessant, denn einerseits glänzt er mit außerordentlicher Stärke und Mut, andererseits mit ziemlicher Einfältigkeit und Naivität. Desweiteren ist die Fleischeslust bei einem Gott, der für Fruchtbarkeit steht, auch nicht wegzudenken, was durch einen Schuss roher Erotik dokumentiert wird. So sind die Handlungen des Donnergottes natürlich relativ leicht vorherzusehen. Das heißt aber nicht, dass das Lesen dadurch langweilig werden würde, denn durch so manch witzige Stelle wird das Ganze gehörig aufgelockert. Dazu tragen natürlich auch Thors listigere Götterkollegen Odin und Loki bei. Vor allem in „Der verspätete Brautlauf“ glänzen Thor und Loki als „Duo Infernale“; der Autor zeigt somit besonders gut den einfältigen Charme des Kraftmeiers auf.

Da die Geschichten teilweise wie klassische Märchen angelegt sind, halten sie dem Leser durchaus auch in übertriebener Weise den Spiegel vor und stimmen nachdenklich. Auch ist so manch philosophischer Grundsatz enthalten. Besonders interessant fand ich, dass der Riese in der ersten Geschichte fast eins-zu-eins Machiavelli zitiert … Ein wichtiger Bestandteil von Voenix‘ Büchern sind immer auch die tollen Illustrationen. Man merkt stets deutlich, dass Autor und Illustrator die gleiche Person sind, denn die Bilder passen perfekt zum Charme der Geschichten und umgekehrt. Ob dies so reibungslos möglich wäre, wenn zwei verschiedene Personen am Werke wären, wage ich zu bezweifeln. Die Illustrationen sind daher durchgehend passend und stimmungsvoll.

Fazit: Wer die germanischen Götter in einem märchenhaften Kontext kennen lernen will und vor derbem Witz und einer Prise Erotik nicht zurückschreckt, sollte sich „Die Fahrten des Thors“ auf jeden Fall anschaffen. Das Buch setzt nur relativ geringes Vorwissen des germanischen Götterglaubens voraus und ist so besonders auch für „Einsteiger“ zu empfehlen.

http://www.arun-verlag.de

Peper, Rascha / Ecke, Andreas – Visions of Hanna

Ein Verlag, dessen Programm sich hauptsächlich mit dem Meer in all seinen Formen beschäftigt? Das klingt auf den ersten Blick wie ein Tummelplatz für Seemannsgarn, doch „Visions of Hanna“ von der Niederländerin Rascha Peper ist weit davon entfernt.

An und für sich spielt das Meer in dem Roman auch nur eine Nebenrolle. Die „Hauptrolle“ kommt der lebenslustigen Mittdreißigerin Hanna zu, die vor zwei Jahren bei einem Schiffsunfall ums Leben kam. Seitdem liegt ihre Leiche in dem gesunkenen Schiff auf dem Meeresboden vor der marokkanischen Küste.
Währenddessen geht das Leben weiter, wenn auch in veränderter Form. Gerard, der in Hanna seine Traumfrau sah, lebt in New York, wo er als Strömungsforscher arbeitet. Er kann Hanna einfach nicht vergessen.

Robin dagegen, der Gerard Hanna ausgespannt hat, kann nicht damit leben, dass sie dort auf dem Meeresboden liegt, obwohl sie sich vor diesem verhängnisvollen Urlaub getrennt hatten. Er stellt eine Expedition auf die Beine, die nach dem Wrack und Hannas Leiche tauchen will.

Hannas Nichte, die fünfzehnjährige Emma, die gerade mitten in der Pubertät und den damit verbundenen Hormonverwirrungen steckt, verehrt ihre Tante auf eine gewisse Art und Weise und möchte Robin bei der Bergung ihrer Leiche behilflich sein. Sie gibt ihm Geld und dabei ihr Herz. Sie verliebt sich in den über zwanzig Jahre älteren Mann, doch obwohl er sich auch zu ihr hingezogen fühlt, lässt er es nicht zu, dass sie ihn verführt. Lange leidet sie an diesem Schmerz, doch dann drängt sich ihr Klassenkamerad Sai Kho in ihr Leben …

Der pensionierte Schneider Alphons LeCoultre, Hannas Vater, der neben seiner Tochter auch seine Frau zu beklagen hat, verbringt seine alten Tage damit, an die Toten zu denken und einen letzten Anzug für den Ministerialbeamten van Waardenburg zu schneidern, der zufällig der Konkurrent seines Schwiegersohns ist.

Herr van Waardenburg kennt Hanna überhaupt nicht. Er hat genug mit seiner heimlichen Obsession zu kämpfen, in fremde Häuser einzusteigen und sich dort an der Unterwäsche der Hausdame zu vergnügen.
Und dann wären da noch die blauen Gummientchen, die Gerard ins Meer hat setzen lassen, um die Strömungen zu erforschen …

Und was hat das jetzt mit Hanna zu tun?, fragt man sich. Zu Recht. Der Klappentext offeriert eigentlich eine sehr interessante Konstellation. Eine tote Frau, die trotz ihrer Abwesenheit immer noch Einfluss auf Menschen hat, die ihr nahe stehen. Schön und gut. In gewissem Sinne stimmt das auch, aber der einzige wirkliche Einfluss, den sie hat, ist der auf Robin, der sie unbedingt bergen möchte und außerdem mit ihrer Nichte zu kämpfen hat. Der gewissenhafte Gerard verschwendet zwar den einen oder anderen Gedanken an seine Ex, doch im Großen und Ganzen wird hauptsächlich von seinem Leben in New York erzählt, bei dem ein großer Wassertank auf dem Dach seines Hauses eine wichtige Rolle spielt. Nicht besonders interessant, wie auch die meisten anderen Perspektiven.

Aber was ist denn das Besondere an Hanna? Eine weitere Frage, bei der es mich wundert, dass sie nur so unbefriedigend beantwort wird. Da der Frau eine derartige Wichtigkeit zugewiesen wird, verstehe ich nicht, dass ihr Wesen, ihre Art nur sehr vage umrissen wird. Nirgends ist von einem besonderen Charisma oder Ähnlichem die Rede. Im Gegenteil scheint sie eine normale Mittdreißigerin zu sein. Manchmal vielleicht ein bisschen wankelmütig, was ihre Liebschaften angeht, aber ansonsten eine normale Frau.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Roman keinen linearen Plot hat. Er erzählt vielmehr Abschnitte aus dem Leben der oben genannten Protagonisten, die nur selten wirklich aufregend sind. Oft werden Tätigkeiten wie Robins Taucherei oder LeCoultres Schneiderei bis ins kleinste Detail beschrieben, was zwar eine gute Recherche beweist, aber unnötig in die Länge zieht. Mit der Zeit gewinnt die Geschichte stellenweise, zum Beispiel bei den Verwicklungen zwischen Emma und Robin, an Fahrt, kommt jedoch nicht besonders weit.

Man muss Frau Peper anrechnen, dass sie ihre Figuren authentisch zeichnet. Besonders die fünfzehnjährige Emma ist sehr beeindruckend, weil sie die Pubertät wirklich gut verkörpert. Auch die anderen Personen haben ihren Reiz, auch wenn es hin und wieder an Ecken und Kanten fehlt. Von Hanna wollen wir jetzt gar nicht reden. Wenn ein Buch schon keine ordentliche Handlung hat, sollten wenigstens die Figuren überzeugen, doch auch hier kann Peper nicht wirklich gewinnen. Authentisch ja, aber trotzdem nicht herausragend.

Der Schreibstil reißt auch nicht vom Hocker. Alltägliche, nüchterne Sprache ohne großartige Ausarbeitung trifft auf teilweise sehr komplexe Satzbauten, die das Lesen nicht immer einfach machen. Verbunden mit der bereits erwähnten Langatmigkeit entwickelt sich der Stil zu einem lähmenden Gift für das gesamte Buch, das sicherlich auch seine guten Seiten hat. Einige der Perspektiven, besonders die von Emma und Robin, sind durchaus interessant zu lesen, weil in ihnen etwas passiert. Gerards Gedanken zu Gummienten können dagegen nicht mithalten und so ist „Visions of Hanna“ ein durchwachsenes Buch.

Durchwachsen deshalb, weil es Spannung, schön gezeichnete Personen und flüssig lesbaren Schreibstil auf zu unterschiedlichen Ebenen serviert. Zwischen der Perspektive eines Gerards und der einer Emma liegen einfach Welten. Auf der einen Seite der vierzigjährige Langweiler, der sich mit Gummienten und Vermietern herumschlagen muss, auf der anderen der Teenager, der erste sexuelle Erfahrungen sammelt. Ich gehe so weit, Frau Peper zu empfehlen, doch mal ein Jugendbuch zu schreiben, denn mit Emma hat sie mein Herz gewonnen. Vielleicht kann ich die Seiten mit den langweiligen Perspektiven einfach herausreißen. Sie haben schließlich keine Bedeutung für die so gut wie nicht vorhandene Handlung.

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Riveros Silva, Migul E. / Fechner, Alex – Unheimlich 1

Mit ihrer neuen Horror-Reihe „Unheimlich“ begeben sich die beiden Comic-Autoren Alexander Fechner und Miguel E. Riveros Silva auf die Spuren des legendären H. P. Lovecraft und leiten dabei eine weitere recht interessante Serie auf dem deutschen Independent-Markt ein. Im ersten Band werden zwei Kurzgeschichten erzählt, von denen die erste, „Das Loch“, nach Angaben des südländischen Verfassers auf einer wahren Begebenheit beruht. Wirklich beängstigend ist die Story allerdings nicht. Und auch die zweite Geschichte ist alles, nur nicht wirklich spannend. Noch nicht …

_Storys_

|“Das Loch“|

Michael ist ein außergewöhnliches Kind. Statt draußen mit Gleichgesinnten herumzutoben, widmet sich der belesene Junge lieber Büchern über Geister und Dämonen. Eines Tages entdeckt er dabei einen seltsamen Fall; mitten in der Schneelandschaft Sibiriens haben Wissenschaftler bei einem Experiment ein Loch entdeckt, in dem sich ein seltsames Wesen befinden soll. Michael kann sich vor Neugierde kaum noch halten; gemeinsam mit einem Freund reist er in die russische Eiswüste und lässt sich zu der geheimnisvollen Öffnung im Boden führen. Und tatsächlich trifft er dort auf eine Gestalt, deren furchterregendes Antlitz er nie wieder vergessen wird.

|“Zwischen den Sternen“|

Ein Astronaut ist gerade dabei, seine Raumstation zu reparieren, als ein merkwürdiger Meteoritenschwarm ihn umzingelt. Neuigierig tastet er sich an die Flugkörper heran und begibt sich dabei in äußerste Gefahr. Die Meteoriten sind nämlich durchaus lebendig und reißen ihn aus seiner hilflosen Umgebung heraus, um ihn vollkommen zu vereinnahmen. Und bevor sich der Raufahrer noch überrascht abwenden kann, haben die Meteoriten bereits einen Zugang zu seinem Körper entdeckt …

_Meine Meinung_

Wirkliche Horror-Stimmung will bei den beiden kurzen Geschichten noch nicht auftreten, denn irgendwie handelt es sich sowohl bei „Das Loch“, als auch bei „Zwischen den Welten“ um Tatsachenberichte, bei denen trotz dichter Atmosphäre nie so richtig Spannung aufkommen will. Zwar gelingt es beiden Autoren, in ihren Erzählungen mit einigen sehr plötzlichen Wendungen (jeweils zum Schluss) aufzutrumpfen, aber da hier keine richtige Spannungskurve aufgebaut wurde, kann man bei diesen beklemmenden Passagen auch nicht von echten Höhepunkten reden.

Der abschließenden Info zufolge handelt es sich bei diesem Band jedoch nur um das Auftaktheft einer Serie, deren verschiedene Geschichten allesamt miteinander verknüpft sind und sich um die Person des Michael drehen – auch wenn Michael nicht in jeden Plot mit eingebunden wird. Nun, inwieweit hier Zusammenhänge bestehen, kann man bis hierher noch nicht sagen, aber das wird sich schon zeigen.
Bis dato hat mich der Lovecraftian Horror – so der Untertitel des Heftchens – aber noch nicht sonderlich gepackt; die Geschichten sind ein wenig zu einfach strukturiert und aufgebaut, die Dialoge und Texte noch recht plump und das Spannunsbarometer nicht mal in der Nähe eines Ausschlags.

Wenigstens die Zeichnr leisten gute Arbeit und entwickeln einen ziemlich eigensinnigen Stil, der die Simplitizizät der Handlung zwar bildlich widerspiegelt, aber auch die intensive Austrahlung der teils erschreckenden Sinneinheiten des Comics nachhaltig betont. Ansonsten warte ich jetzt lieber mal ab, bevor ich mir ein endgültiges Urteil erlaube. Feststeht lediglich, dass sich bis zum zweiten Band noch einiges tun muss, damit es den Leser auch wirklich an die Geschichten fesselt und er sich von der Handlung weiterhin ergriffen fühlt. Und bis dahin gilt es auch, einige peinliche Grammatikfehler auszumerzen, die hier leider ziemlich penetrant ins Auge stechen. Insgeheim bin ich mir aber wiederum sicher, dass die beiden Autoren und der Verlag dies schon irgendwie hinkriegen werden.

http://www.gcomic.de/

E.-E., Marc-Alastor – Kinder der fünften Sonne, Die (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 3)

Der Band „Kuss der Verdammnis“ endete damit, dass Dilara ihrem Geliebten Calvin versprochen hatte, ihm mehr von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Das tut sie in dieser vorliegenden großartigen Geschichte und berichtet von einem einschneidenden Erlebnis im ausgehenden 19. Jahrhundert, welches sich bis heute fest in ihre Erinnerungen gebrannt hat:

Wir finden uns im Herbst 1883 in dem Ort Avignon in Südfrankreich mitten in der Provence wieder, genauer an einem festlichen Abend im Maison de Vervins. Dilara und ihr treuer Diener Cippico weilen in diesem heimelichen Haus als Gäste einer gewissen Mademoiselle Mayan. Doch nicht zum Vergnügen sind die beiden hier abgestiegen, denn Antediluvian hat wie so oft einen dringend Auftrag für die von ihm erschaffene Vampirin.

Zu allem Überfluss gerät Dilara mit Kyuzaemon, einem Diener Antediluvians, aneinander, der ebenfalls auf der Feier auftaucht, um ein Treffen mit der Vampirin und seinem Meister zu arrangieren. Bei der anschließenden Zusammenkunft im Palais de Pape schärft Antediluvian seiner Artgenossin die Dringlichkeit dieser neuen Aufgabe ein: Sie soll ihm einige geheime Dokumente aus dem Codex Vaticanus beschaffen. Ein riskantes Unterfangen, welches Dilara zunehmend an dem Wohlwollen ihres Schöpfers zweifeln lässt. Dieser warnt sie abschließend vor dem Wesen Methalumina, eine Lichtgestalt, die allein durch ihre Anwesenheit absolut tödlich für die Nosferati sein soll, sowie deren angebliche Anhänger, die Rosenkreuzer.

Noch auf den Festlichkeiten trifft die Vampirin auf eine wunderschöne Frau namens Gelophee Roche, zu der sich Dilara seltsamerweise sofort hingezogen fühlt. Gelophee selbst warnt Dilara vor den Machenschaften und dem neuen Auftrag Antediluvians, was die Vampirin dazu veranlasst, alles daran zu setzen, hinter das Geheimnis dieser seltsamen Frau zu kommen.

All diese Ereignisse sind die Vorreiter zu einer abenteuerlichen Reise, die mit allerlei Gefahren und tiefgreifenden Phasen der Selbstfindung gespickt ist. Dilara beschließt schon am kommenden Tag, nach Rom aufzubrechen, doch nicht alleine – zusammen mit ihrem Diener Cippico hat sie Gelophee letztendlich zu einer unfreiwilligen Begleiterin auserkoren. Deren Gebaren, ihr Wissen über den Codex Vaticanus, aber auch ihre undurchsichtige Verbindung zu Antediluvian haben Dilara zu dieser Entscheidung veranlasst. Die Tätowierung, ein stilisiertes Kreuz mit einer Rose darin, ist der Vampirin ebenfalls nicht verborgen geblieben, was ihr Misstrauen umso mehr gesteigert hat.

Das Trio begibt sich letztendlich auf eine ereignisreiche Zugreise durch Frankreich nach Italien. Auf der Fahrt kommt es erneut zu einigen handfesten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Frauen, wobei Cippico sich mehr und mehr auf die Seite der Sterblichen stellt, was seine Herrin rasend macht. Sie verschwindet aus dem Abteil und taucht nicht wieder auf. Just in dieser Situation mischt sich ein unerwünschter Gast ein, Torquato Perez, ein ehemaliger spanischer Gespiele und letztendlich auch ein Geschöpf Dilaras. Er will seine Ehemalige mit allen Mitteln zurückgewinnen, schrickt auch nicht davor zurück, Cippico und Gelophee massivst zu bedrohen.

Glücklicherweise kommen den beiden die Maler Auguste Renoir und Claude Monet (ja, genau diese beiden) zu Hilfe, sie entschärfen die Situation so weit, dass der spanische Blutsauger sich aus dem Staub macht.

Dilara lässt sich erst wieder in Turin blicken. Eine Kirche bei Lugano ist das erste Reiseziel der kleinen Gruppe, da sie dort einen exkommunizierten Priester nach Informationen zum Codex Vaticanus befragen wollen. Hier startet der spanische Vampir Torquato seinen nächsten Angriff, nur bezahlt er diese Attacke diesmal mit seinem unsterblichen Dasein – Methalumina gibt sich ein grausames Stelldichein.

Auch Dilara findet beinahe den sicheren Tod, nur mit Mühe kann sie vor dem Lichtwesen gerettet werden. Die Odyssee kann somit weitergehen. Die Suche endet letztendlich in Rom, wo es in den Katakomben des Vatikans zu einem dramatischen und überraschenden Showdown kommt, dessen Ausgang Dilaras Sicht der Dinge gravierend verändern wird …

Was Marc-Alastor E.-E. in dieser faszinierenden Geschichte allein durch die Wahl der Sprache gelingt, ist bemerkenswert. Er verwendet in dieser Erzählung die blumige Ausdruckweise aus eben jener vergangenen Zeit – haucht der Szenerie den Geist des ausgehenden 19. Jahrhunderts schon mit der ersten Zeile ein. Der Leser fühlt sich umgehend in die Vergangenheit versetzt.

Hatten die Charaktere in „Kuss der Verdammnis“ ihre ersten Strukturen bekommen, füllen sie sich hier zusehends mit weiterem Leben – Dilara wird mit einigen tiefgreifenden Charakterzügen versehen, die man bisher ansatzweise erahnen konnte. Ihre Ambivalenz – gefühlvolles weibliches Wesen und gnadenlose Bestie – wird noch gravierender aufgeblättert.

An manchen Stellen verfällt man in ernsthaftes Mitleid mit Gelophee, wie sie gegen eine massive Wand zu rennen scheint, man verteufelt Dilaras Starrsinn und ihre kompromisslose Kälte. Doch dann schmiegt sie sich wieder an, wirkt zerbrechlich und hilflos auf der Suche nach sich selbst – und man schließt sie wieder in die Arme.

Mit der Figur des drolligen Cippico ist ein hervorragender Sympathieträger geboren, ein liebevoller treuer Charakter, teilweise überfordert in den Wirren dieser Reise, aber dann doch der ruhende, starke Pol, der mit seinem Wissen und seiner unendlichen Geduld eine nahezu beruhigende und beschützende Wirkung auf die temperamentvolle Vampirin hat. Immer wieder belehrt er sie, bewahrt sie vor den gröbsten Fehlern, steht ihr aber auch nahezu kompromisslos bei all ihren morbiden Tätigkeiten zur Seite.

Aber auch die dunkle Seite ist nicht zu vergessen: Torquato, Kyuzaemon und natürlich Antediluvian werden mit einer bestechenden Bedrohlichkeit und Bösartigkeit geschmückt, welche den Nosferati ihren ganz eigenen Flair verleiht.

Einen kleinen Scherz erlaubt sich Marc-Alastor E.-E. bei seinen Charakteren; man könnte es auch als authentischen Gimmick ansehen. Er überlässt Auguste Renoir und Claude Monet ein kurzes Gastspiel. In der Tat sind diese beiden französischen Maler zu dieser Zeit hin und wieder gemeinsam gereist, wie man auch den Danksagungen am Ende des Buches entnehmen kann.

Marc-Alastor E.-E.s umfassende Recherchen und sein sprachlicher Kunstgriff geben diesem Band einen ganz speziellen, verdienten Platz in der Schattenchronik-Serie. Die Zitate des italienischen Dichters und Zeitgenossen Giosuè Carducci als jeweilige Einleitung in die Kapitel sowie die Illustrationen von Pat Hachfeld – diesmal finden sie sich inmitten der Handlung passend zu der aktuellen Szenerie – betten sich wieder ideal in das Gesamtwerk ein.

Auch Mark Freiers Titelbild nimmt sich dieser Thematik auf seine eigene Weise an: Am Horizont verschwimmen die Lettern des Codex Vaticanus, inmitten einer Art Sonne (es könnte aber auch Methalumina sein) – diese Sonne finden wir auf der Stirn Gelophees wieder.

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Bridges, Bill – letzte Schlacht, Die (Werwolf – Die Zeit der Abrechnung, Band 2)

|Die letzte Schlacht – oder: Und der Letzte macht die Lichter aus …|

„Die letzte Schlacht“ ist der mittlere Akt der „Zeit der Abrechnung“-Triologie, welche die „Welt der Dunkelheit“ zu ihrem Ende führt. Während es im ersten Akt „Die letzte Nacht“ die Spielwelt „Vampire: Die Maskerade“ trifft, beendet Bill Bridges mit diesem Teil „Werwolf: Die Apokalypse“ auf knapp 350 Seiten.

Während der englischsprachige Leser eine ganze Reihe alter Bekannter aus den Stammesromanen wiedertrifft, wird der deutschsprachige Leser ins kalte Wasser geworfen. Ihn erwartet eine Vielzahl von Charakteren, die durch häufigen Szenenwechsel blass bleiben und deren Eigenarten einem nicht so recht einleuchten wollen.

Die Garou sind quer in aller Welt zersplittert, auch wenn einige Anführer den Versuch unternehmen, sich zu einen. So ist König Albrecht, der die amerikanischen Garou hinter sich hat, gerade bei der russischen Anführerin Twariwitsch zu Besuch, als beide schlimme Nachrichten erreicht. Überall auf der Welt regt sich der Wyrm, lange gebundene und gefangene Kreaturen befreien sich von ihren Banden. Mordgeister, Fomorer und andere Plagen halten überall auf der Welt die verschiedenen Rudel in Atem.

Während sich Twariwitsch dem Marktgrafen Konietzko, Herrscher der europäischen Stämme, anschließen will, beschließt Albrecht nach Amerika zurückzukehren, um ebenfalls eine Armee um sich zu scharen. Denn der Marktgraf will mit einer großen Streitmacht in die Narbe, die Heimatebene des Wyrm im Umbra, vordringen und eine letzte Schlacht ausfechten.

Jedoch wird bei Albrechts Rückweg die Mondbrücke zerstört. Mondbrücken sind mystische Wege durch die Geisterwelt des Umbra, und wenn man einmal vom Weg abgewichen ist, findet man sich in den unterschiedlichsten Reichen des Umbras wieder. So ist er gezwungen, in den entscheidenden Stunden aus den Tiefen des Umbras herauszufinden …

Doch auch der Wyrm schläft nicht; Zhyzhak, eine der mächtigsten Tänzerinnen der schwarzen Spirale, will durch das sagenumwogende Labyrinth schreiten, um zum Wyrm selbst vorzudringen. Anders als ihre Vorgänger, welche die verschiedenen Kreise tanzten, hat sie einen Fetisch, mit dem sie Anthelios, den Roten Stern, sehen und so als Leitstern nutzen kann.

Aber auch im Norden Amerikas dringt der Wyrm vor; so ist eine der fünf Klauen des Wyrms, einer seiner mächtigsten Diener, dem Bann der Uktena entkommen. So fällt es Evan Heilt-die-Vergangenheit, einem Rudelgefährten Albrechts, zu die Garou gegen diese Gefahr um sich zu scharen. Doch nur wenige Rudel können Gefährten entsenden, denn auch in Amerika bedrängt der Wyrm die Werwölfe mit vielen kleinen Plagen.

Zahlreiche individuelle Questen werden beendet. Der deutschsprachige Leser ist dem allerdings ohne Vorkenntnisse ausgesetzt, aber auch den Kenner der Stammesromane werden diese Enden nicht recht zufrieden stellen. Es wirkt zu plump, zu gedrängt, wie Bill Bridges auf wenigen Seiten versucht, eine lang aufgebaute Queste von Knall auf Fall zu beenden.

Überhaupt, in der ersten Hälfte nimmt der Roman nicht viel Fahrt auf, danach wird er action- und temporeicher, aber absolut vorhersehbar.

Entgegen einer klassischen Triologie laufen die Ereignisse der drei „Zeit der Abrechnung“-Romane parallel und bauen nicht aufeinander auf. Während der erste Teil, wie erwähnt, sich um „Vampire: Die Maskerade“ kümmert, folgt im letzten Akt „Magus: Die Erleuchtung“.

Normalerweise würde man dies als durchschnittlichen Roman mit gequetschter Handlung und vielen Vorgaben abhaken, aber er ist der letzte Roman zu dem Rollenspiel und die deswegen hoch gesteckten Erwartungen werden vollends enttäuscht.

Leser der WdD-Romane werden sicherlich nicht um den vorletzten Roman herumkommend; für Leser von allgemeiner Werwolf-Literatur ist dies sicher kein Einstiegsroman: fortgeschrittene Handlung, viele WdD-Spezifika und zudem eher eine actionorientierte Atmosphäre.

© _Ingo Schulze_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Le Fanu, Joseph Sheridan – schwarze Stunde, Die (2)

Auch in der zweiten Episode von „Die schwarze Stunde“ hat sich der Verlag |Hörspiele Welt| einem klassischem Orignal gewidmet, dieses Mal jedoch einer einzelnen Geschichte, nämlich dem berühmten Stück „Carmilla“ von Joseph Sheridan Le Fanu. Die Erzählung gilt gemeinhin als eines der ersten Stücke, das sich mit der zweifelhaften Romantik des Vampirismus beschäftigt hat. So wurde unter anderem auch Bram Sroker für sein Meisterwerk „Dracula“ von dieser Legende aus der irischen Literatur beeinflusst. Leider aber wurde „Carmilla“ bzw. dem Autor nie die gebührende Achtung entgegengebracht. Der Titel blieb eine Erzählung, die einem erlesenen, interessierten Publikum vorbehalten blieb und nur dort auch gewürdigt wurde.

Nun erscheint das im Jahre 1872 geschriebene Stück erstmals auch als Hörspiel und setzt damit die Reihe „Die schwarze Stunde“ um einiges besser fort, als der Einstieg in Episode 1 dies erhoffen ließ.

_Story_

Bereits in frühester Kindheit wird die kleine Laura mit übersinnlichen Begebenheiten konfrontiert. Ihre Träume sind geprägt von düsteren Geschehnissen, und so trifft sie dort eines Nachts eine hübsche Frau wieder, die ihr aber mit ihrem mysteriösen Antlitz großen Schrecken einjagt. Dieser Vorfall ängstigt sie derart, dass sie fast bis ins Erwachsenenalter hinein nachts nicht mehr alleine sein kann.

Viele Jahre später wird Laura Zeugin eines Kutschenunfalls, dem zwei Frauen – eine Mutter mit ihrer Tochter – zum Opfer fallen, die ihn aber glücklicherweise überleben. Jedoch ist die ältere Dame ziemlich verarmt und kann nicht mehr adäquat für ihre Tochter sorgen. Lauras Vater, ein gut betuchter Landbesitzer, bietet an, das hübsche Mädchen für einige Zeit in seine Obhut zu nehmen und sich um ihre Belange zu kümmern, während die Mutter für ihren eigenen Unterhalt sorgen kann.

Laura freundet sich schnell mit dem Mädchen an, stellt aber alsbald fest, dass sie es ist, die sie damals in ihren Träumen gesehen hat. Doch auch Carmilla, ihre neue Gefährtin, erzählt von einem Traum, in dem Laura ihr erschienen ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine sehr intensive Freundschaft, die besonders von Carmillas Seite aus häufiger über die erlaubte Moral hinausschießt. Carmilla spürt eine regelrechte Begierde für Laura und lässt diese ihre Leidenschaft auch permanent spüren. Langsam aber sicher wird Laura die Situation unheimlich.

Carmilla verhält sich nämlich auch ansonsten immer merkwürdiger, beweist einen sehr makabren Humor, wird aber fast ängstlich, wenn die Glocken der ansässigen Kirche läuten. Als Carmilla dann eines Tages aus ihrem Zimmer verschwindet und sich in dem kleinen Ort einige beängstigenden Dinge zutragen, offenbart sich ein düsteres Geheimnis, von dem Laura niemals zu träumen gewagt hätte – nicht einmal in den finsteren Nachtmahren ihrer verängstigten Vergangenheit.

_Meine Meinung_

„Carmilla“ ist tatsächlich ein Klassiker und bietet inhaltlich absolut keinen Makel. Die Geschichte um das unscheinbare, fröhliche Mädchen, hinter dem sich eine dämonische Erscheinung verbirgt, ist einfach nur klasse und verdient auch jedwede Würdigung – zumindest hinsichtlich des zugrunde liegenden Plots. Bei der Hörspielfassung sieht dies aber leider wieder ein wenig anders aus, denn wiederum krankt die Angelegenheit an einigen Schwachpunkten, die in diesem Fall allerdings vermehrt auf die Sprecher zurückzuführen sind. Vor allem die weiblichen Stimme, und hier in erster Linie Karin Kuschik als Carmilla, sind weit davon entfernt, die inbegriffenen Emotionen überzeugend herüberzubringen und verleihen der Geschichte trotz ihrer originellen Dramaturgie einen fast schon heiteren Beigeschmack – und das kann ja wohl nur schlecht sein. Vestehen wir uns nicht falsch, die Geschichte kann man sich in der Version von |Hörspiele Welt| recht gut anhören, aber darin versinken wird man in den meist oberflächlichen Dialogen bestimmt nicht.

Glanzpunkte kann diesbezüglich eigentlich nur die Erzählerstimme von Christian Schult setzen, der mit seinen ernüchternden Einschüben auch den ernsten Unterton immer mal wieder herbeizitiert. Dieser bleibt nämlich zwischendurch gern auf der Strecke, wenn sich die beiden Mädels umeinander sorgen.

In dieser Fassung ist „Carmilla“ daher auch nur hörbarer Stoff für zwischendurch, sicher aber nicht die angemessene Umsetzung eines literarischen Meisterwerks. Es fehlen Atmosphäre und Tiefgang, und selbst die Spannung bleibt auf einem höchstens passablen Niveau hängen, kommt aber erst zum Ende – und damit eigentlich auch viel zu spät – so recht zur Geltung. Bis kurz vor Schluss muss man auch warten, bis die Erzählung bezüglich des Tempos in die Gänge kommt. Die Story schleppt sich selber mühevoll bis zur Ziellinie, überquert aber zumindest diese noch überzeugend. Gott sei Dank hat man nicht an klanglichen Effekten gespart, denn diese machen tatsächlich einiges her und retten so manche in die Länge gezogene Passage. Immerhin.

Mir persönlich ist dies allerdings trotzdem zu wenig; der Serie gingen einige Vorschusslorbeeren voraus, aber bislang ist sie eine echte Enttäuschung, wenngleich auf jeden Fall eine geringfügige Verbesserung seit dem ersten Teil zu vermerken ist. Zu einer echten Empfehlung reicht es bei der massiv präsenten Konkurrenz aber definitiv nicht!

http://www.hoerspiele-welt.de/